Die Trauerweide von Gurgi ================================================================================ Kapitel 3: Der Stumme --------------------- Der Stumme Stille umgab sie, ihr Bewußtsein trieb schwerelos in dieser Dunkelheit...sie spürte wie ihr Körper kämpfte, ihren Atem, ihr laut aufdringlich klopfendes Herz das nicht aufhören wollte zu schlagen. Nur sehr langsam kehrten die ersten klaren Gedanken in ihr Bewußtsein zurück. Schmerz, das war das erste was sie verspüren konnte, er brannte in jeder Sehne und in jedem Muskel ihres Körpers und schien sie von Innen heraus zu versengen. Sie wollte nicht die Augen öffnen, wollte nicht sehen, was sich außerhalb dieser Dunkelheit ,in welcher sie sich befand, ereignete. Doch der Lebenswille in ihrem jungen Körper war zu groß, er wollte nicht aufgeben, wollte hinaus treten aus dieser Dunkelheit,er war noch nicht bereit zu gehen. Beißendes Sonnenlicht stach in ihren Augen, ihre Augenlieder begannen zu flattern, versuchten sich gegen dieses Licht das immer heller wurde zu wehren, es zu vertreiben. Geräuschen drangen in ihr Bewußtsein, sie hörte das leise Getrampel von Hufen, das Keuchen der Pferde, ein leises Klirren von Waffen Ein starker Geruch drang an ihre Nase, sie blähte die Nasenflügel, schnupperte. Sie roch diesen eigentümlichen Geruch wie ihn die Welt annahm wenn es geregnet hatte, es roch würzig und nach Frühlingsblumen wie es ihr erschien. Frühlingsblumen welche um diese Jahreszeit unten am See wuchsen. Blau war die Farbe ihrer Blüten. Sie erinnerte sich genau daran. Sie erinnerte sich an ihr Aussehen, an ihren Geruch. Bilder tanzten in ihrem Kopf, warme angenehme Bilder, sie sah ihren Vater wie er sie anlächelte, wie er ihr eine Hand entgegen streckte und sie auf seine großen Schultern lud. Sie glaubte seine Wärme und Kraft zu spüren, glaubte, dass ihr dort nichts schlimmes widerfahren konnte, alles war so weit von ihr weg, diese Schatten welche ihren Geist gefangen nahmen lösten sich und sie öffnete zaghaft ihre Augen einen Spalt breit. Nur Schemenhaft konnte sie ihren Umgebung wahrnehmen...alles vermischte sich zu einer Wand aus grün und braun. Sie schüttelte leicht ihren Kopf um auch die letzte Dunkelheit aus ihrem Kopf zu verbannen. Ihr Kopf dröhnte und sie keuchte leise, wo war sie? Was war passiert? Langsam kehrte die Erinnerung zurück. An diese Nacht, sie waren Überfallen worden. Alle waren Tot, alle nur sie hatte man verschont. Angst kroch in ihr hoch und sie wagte kaum den Kopf zu heben, ihre Kehle brannte wie Feuer und sie leckte sich leicht über die spröden Lippen. Der Geschmack von getrocknetem Blut, ihrem Blut, berührte ihre Zunge. Ihr Körper zuckte und sie versuchte die Tränen, welche sich in ihren Augen zu sammeln begonnen hatten zurück zu drängen. Vorsichtig hob sie ihren Kopf, ihre Augen hatten sich langsam an das helle Sonnenlicht gewöhnt. Die Sonne stand hoch am Himmel, es mußte Mittag sein. Probeweise versuchte sie ihre Hände zu bewegen, doch sie spürte das sie nur die Finger bewegen konnte. Man hatte ihr die Hände hinter dem Rücken zusammen gebunden und das Seil hatte ihr eine tiefe Wunde in die Handgelenke geschnitten. Sie vernahm den Geruch eines Pferdes und bemerkte das man sie auf ein Pferd gesetzt, und ihr die Füße man Leib des Tieres fest gebunden hatte, damit sie nicht hinunter fiel. Vor ihr stapften die Männer welche sie überfallen hatten durch das unwegsame Gelände des Waldes. Ob sie sich immer noch in dem gleichen Wald aufhielt durch den sie geritten waren, konnte sie nicht mehr sagen. Sie wußte nicht wie lange sie das Bewußtsein verloren hatte. "Na, unsere kleine Wildkatze scheint wieder munter zu sein," hörte sie neben sich eine dunkle Stimme sagen. Schwerfällig drehte Ayesha ihren Kopf und blickte in zwei dunkle, flinke Augen. Es war der Mann den sie in den Finger gebissen hatte. Er grinste sie an und enthüllte seinen fast zahnlosen Mund. "Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, das mein Schlag zu fest gewesen war. Aber es scheint als wärst du robuster als ich gedacht hatte." Er lachte schallend, doch es klang in Ayeshas Ohren eher wie das bellen eines Hundes. Angewidert starrte sie ihn an, sie war unfähig auch nur ein Wort der Abscheu zu äußern. Sie nahm ihren Blick wieder von ihm und besah sich kurz die Gruppen von Männern. Im Licht der Sonne wirkten sie nicht mehr so gräßlich und furchterregend wie sie diese Männer in Erinnerung hatte. Alle schienen so um die dreißig oder auch vierzig Sommer und Winter gesehen zu haben. Ihr Haar war verfilzt und ihre Kleidung zerlumpt. "Kinder des Waldes," schoß es Ayesha durch den Kopf und sie senkte kurz ihren Blick. Ihr Vater hatte ihr ein paar mal von ihnen erzählt. Menschen die vor Jahren ihre Heimat verloren hatten, verstoßene, geächtete, von den Ogroniern verfolgt. Erneut hob sie schwerfällig ihren Kopf, und ließ ihren Blick durch die Gegend schweifen. Der Wald schien lichter zu sein, das Sonnenlicht durchbrach das Blattwerk und tanzte auf dem Boden. Das Pferd, auf welchem sie saß, wirrte laut auf, eine Hand legte sich auf die Blässe und streichelte kurz aber beruhigend über das Fell. Ayesha spähte über den Kopf des Pferdes und erblickte einen Mann, er schien der jüngste von der Gruppe zu sein und führte ihr Pferd am Zügel. Ein schwarzer Umhang umschloß seinen Körper, er hatte seine Kapuze tief in die Stirn gezogen und man konnte sein Gesicht nicht erkennen. Ayesha versuchte krampfhaft zuerkennen wer sich hinter der dunklen Kapuze verbarg, doch er hob nicht einmal für einen kurzen Moment den Kopf. "Wohin bringt ihr mich?" fragte sie ihn. Ihre Stimme krächzte und das Sprechen viel ihr schwer. Er hob kurz den Kopf, sah sie an, doch antwortete ihr nicht. "Bitte," flehte sie und ihre Stimme begann zu schwanken. "Wo bringt ihr mich hin?" "Spar dir den Atem kleine Wildkatze," sagte der Mann der neben ihrem Pferd lief. "Er wird dir nicht antworten." "Warum...warum nicht?" fragte sie den Mann, sah ihn aber nicht an. "Er kann nicht sprechen, die Ogronier haben ihm seine Zunge heraus geschnitten." Aus weit aufgerissenen Augen starrte Ayesha den jungen Mann vor sich an. Dieser deutete kurz auf seine Kehle, und machte dann eine Geste die ihr begreiflich machen sollte, das mit seiner Stimme nichts mehr anzufangen war. Ayesha senkte ihren Blick und vergrub ihr Gesicht in der Mähne des Pferdes. Lautlos flossen ihre Tränen und sie spürte wie sie die Mähne des Tieres durchweichten. Wie ein Gefährte wanderte die Sonne mit ihnen, ihr Licht wurde schwächer und der Himmel wurde in ein rotes Licht getaucht. Die Landschaft hatte sich verändert, schon seit Stunden hatten sie den Wald hinter sich gelassen, die dichten Sträucher und Bäume waren einer hügeligen Graslandschaft gewichen. Ein scharfer Wind wehte ihnen ins Gesicht und die Männer hüllten sich in ihre Umhänge ein. Ayesha saß zusammen gesunken auf dem Pferd, sie zitterte am ganzen Körper. Auf der einen Seite durch die Kälte, die sich ihres Körpers bemächtigte, auf der anderen Seite vor Angst. Was hatten diese Männer nur mit ihr vor? Was wollten sie von ihr? Ihr Blick schweifte über das hügelige Land...sie wußte nicht wo sie war. Das einzige was ihr klar war, das war die Tatsache, das sie sich weit von ihrem zu Hause befand. Ihr Vater, was würde er tun wenn er Nachricht erhielt. "Er wird mich suchen," schoß es Ayesha durch den Kopf. "Er wird mich suchen, er wird mich befreien." Mit aller Kraft klammerte sie sich an diesem letzten Hoffnungsschimmer fest. Sie wollte daran glauben, dass er sie befreien würde, das sie bald wieder zu Hause sein würde. Sie spürte wie ihre Handgelenke durch die Fesseln taub zu werden begannen, ihr Körper war müde und nur schwer konnte sie sich noch auf dem Pferd halten. Ein plötzlicher Ruck lies sie inne halten. Schwerfällig blickte sie zu dem Stummen, der neben ihr stand. Ayesha versuchte abermals sein Gesicht zu erkennen, doch es lag im Schatten. Sie spürte wie sich die Fesseln um ihre Füße lockerten, mit einem leisen Rascheln fiel das Seil auf das Gras. Zwei starke Arme hoben sie vom Pferd und hielten sie fest. Es war kein Griff der schmerzte, aber so, das Ayesha merkte das sie an Flucht besser nicht denken sollte. Sie wußte selbst, dass eine Flucht nicht möglich war, es würde ihr genauso ergehen wie den anderen, man würde sie töten. Der Stumme führte sie zu dem Rest der Gruppe und gab ihr mit einer Geste zu verstehen das sie sich setzten sollte. Ayesha gehorchte und ließ sich in das kühle Gras sinken. Sie wagte kaum ihren Blick zu heben um sich die Gruppe noch einmal genauer beim Schein des Feuer anzusehen. Zu groß war ihre Furcht vor diesen Männer, es waren Menschen bei denen ein menschliches Leben nichts wert war, und das ihre spielte für sie eine noch geringere Rolle. Sie hörte ihr lachen und spürte ihre Blicke auf ihrem Körper. Vorsichtig zog Ayesha ihre Beine an ihren Körper und betete ihren Kopf auf die verschränkten Arme, ihr Blick war starr auf das Feuer gerichtet. Der Stumme hielt ihr einen Wasserschlauch entgegen, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf. "Trink Mädchen," hörte sie eine Stimme sagen. "Wenn du nichts trinkst verdurstest du uns noch am Ende." Ayesha blickte zu dem Mann, der zu ihr gesprochen hatte. Seine Augen ruhten auf ihr, sein Gesicht wurde von dem Schein des Feuers in ein sanftes Licht getaucht und ein lächeln umspielte seine Lippen. "Wohin bringt ihr mich?" fragte sie und ihre Stimme begann zu zittern. "Was wollt ihr von mir?" Die Männer lachten schallend, doch der Mann, welcher zu ihr gesprochen hatte, gebot ihnen mit einer Handbewegung inne zu halten. "Du hast ganz schön Mut, das muss ich dir lassen," sagte er und lachte leise. "Keine hat bis jetzt diese Frage zu stellen gewagt. Du bist die erste." Er beugte sich leicht nach vorne und sah ihr direkt in ihr Gesicht. "Schön bist du ja, ich glaube, wir werden in Kalmas einen guten Preis für dich bekommen." Seine Augen blitzten kurz im Schein des Feuer auf und Ayesha zuckte zusammen als habe man sie geschlagen. Das war es also. Diese Männer hatten vor sie zu verkaufen, wie ein Stück Vieh. "Seid ihr euch da so sicher?" fragte sie und funkelte ihn an. "Lieber sterbe ich." Der Mann lachte laut und fuhr ihr durchs Haar. "Aber nein, das wäre doch schade. Die Ogronier haben bekanntlich eine Schwäche für unsere Frauen, und es wäre doch nun wirklich eine Schande wenn wir dich nicht lebend nach Kalmas bringen würden. Tod bist du nur den halben Preis wert." Angewidert starrte Ayesha den Mann an, Haß und Abscheu vibrierten in ihren Nerven und sie hätte ihm am liebsten in sein Gesicht gespuckt. "Gewöhne dich besser an den Gedanken Mädchen," sprach er weiter und nahm einen tiefen Zug aus dem Wasserschlauch. " Kalmas ist nicht weit von hier, ich schätze drei Tage und je eher du dich an diesen Gedanken gewöhnst, um so leichter wird es für dich werden." Gequält schloß Ayesha bei seinen Worten die Augen. Sie hörte, wie die Männer erneut laut auflachten, in ihrem Kopf halten seine letzten Worte immer wieder und wieder. "Gewöhne dich besser an den Gedanken, noch drei Tage, noch drei Tage." Der Schein des Feuer verlieh dem Lager eine trügerische Schönheit. Die Flammen loderten hell und wärmten Ayeshas zitternden Körper. Seit zwei Tagen waren sie nun schon unterwegs, und mit jeder Meile die sie hinter sich ließen stieg die Angst in Ayesha. Die Hoffnung auf eine mögliche Rettung hatte sie bereits verloren, wie sollte man sie auch retten, wenn keiner wußte wo sie sich befand. Sie wußte es ja nicht einmal selbst genau. Alles was sie wußte war, das sie Morgen Kalmas erreichen würden. Noch nie hatte ein Name für sie so viel Schrecken besessen wie dieser. Er drückte all das aus wovor sich Ayesha schon immer gefürchtet hatte. Kalmas, die Stadt in welcher die Ogronier ihren Hauptstützpunkt hatten, früher war Kalmas eine einfach Handelsstadt gewesen, Reisende und Händler waren dort immer anzutreffen gewesen. Sie war die letzte größere Stadt vor diesem langen Nichts hinauf zum Eismeer, hinauf in den kalten Norden. Jedoch hatte sich ihre Bedeutung geändert. Nur hinter vorgehaltener Hand wurde ihr Name genannt, aus der ehemals so friedlichen Handelsstadt war eine Festung geworden. Ogronier waren nun die neuen Herrscher und die Bevölkerung lebte in ständiger Angst. Nachdenklich starrte Ayesha hinauf in den gestirnten Himmel. "Wie schnell kann sich doch alles verändern," dachte sie wehmütig. Wieviel war nur geschehen seit dem sie von zu Hause aufgebrochen war. Wieviel schreckliches hatte sie in dieser kurzen Zeit gesehen? Vorsichtig setzte sich Ayesha auf, die Handfesseln schnürten sich tief in das immer noch gerötete Fleisch hinein und sie sog scharf die Luft ein. Ein Gefühl von Taubheit ließ ihre Hände verkrampfen und sie lehnte sich erschöpft gegen einen Baumstamm. Bis tief in die Nacht waren die Männer weitergezogen, der Mond war bereits aufgegangen und die Sicht hatte nur wenige Meter gereicht. Erneut waren sie in einen Wald eingetaucht, es erschien Ayesha als suchten diese Menschen förmlich nach der Nähe eines Waldes, nach seiner beschützenden Dunkelheit und nach der Stille die hier herrschte. Sie glaubte, das viele von ihnen die Behaglichkeit einer Hütte nie kennen gelernt hatten. Sie waren hier aufgewachsen, hatten ihr Heim und ihre Sippe verloren. Fast so etwas wie Mitgefühl empfand sie bei diesen Gedanken, doch sie schob dieses Gefühl schnell wieder bei Seite. Nicht weit von ihrem Lager flackerten Lichter auf. Nur vereinzelt, doch Ayesha kannte diese Lichter. Es waren die Lichter eines Dorfes, einige der Männer schienen sich zum Aufbruch bereit zu machen. "Kay," schrie der Mann, welchen Ayesha mit dem Anführer dieser kleinen Gruppe gleichsetzte, und der ihr gesagt hatte, was ihr Ziel sein würde. Ein anderer Mann reckte seinen Kopf. "Was ist?" "Du bleibst mit unserem stummen Freund hier und bewachst das Mädchen. Wir anderen gehen ins Dorf um Proviant zu besorgen." Auf dem Gesicht von Kay zeichnete sich deutlich sein Unmut über diesen Befehl ab. "Und warum muß gerade ich hier bleiben? Der stumme Trottel kann das auch alleine." Drohend baute sich der Anführer vor Kay auf und seine Hand wanderte zu einem Dolch, der an seinem Gürtel hing. "Du bleibst bei ihm, zwei sind besser als einer. Unterschätze sie nicht," sagte er und lächelte Ayesha kalt an. "Sie ist klüger als du glaubst. Wir sind bald zurück." Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit des Waldes. Mißmutig starrte Kay den Männern nach. "Zwei sind besser als einer," äffte er seinen Anführer nach und ließ sich vor das Feuer sinken. "Proviant besorgen, das ich nicht lache. Geht ihr nur die Weiber decken ihr elenden Hurenböcke." Er spuckte in die Glut, ein leises Zischen drang an Ayesha's Ohren. Sie beobachtete ihn wie er nach einem Schlauch, der mit Wein gefüllt war langte und sich den Inhalt genüßlich in seinen Mund laufen ließ. Etwas abseits saß der Stumme und blickte starr in die Dunkelheit. Ayesha seufzte leise, und lies ihren Körper auf eine der Decken sinken. Ihre Augenlieder schlossen sich und ihr Bewußtsein glitt tief hinab in einen traumlosen Schlaf. Ein heftiger Geruch durch drang plötzlich ihre Sinne. Sie schnupperte und roch einen erdigen und bitteren Gestank. Langsam tauchten ihre Sinne aus dem Nebel des Schlafes auf und sie spürte das etwas über ihr war und sie anstarrte. Erschrocken riß Ayesha ihre Augen auf. Eine schwere Hand legte sich ihr über den Mund und sie spürte den kalten Stahl einer Messerklinge an ihrer Kehle. "Bois hat gesagt, du wärst eine Wildkatze," flüsterte Kay und grinste sie an. "Ich wollte nur nachsehen, ob er damit recht hat." Seine Augen streiften über ihren Körper und er lachte schallend. Sein Atem schlug Ayesha ins Gesicht, sie roch den Wein und eine süßliche Fäulnis. Sie versuchte sich aufzubäumen, als Kay über ihr Gesicht strich, doch die Fesseln an Händen und Füßen machten eine Gegenwehr fast unmöglich. Feuchte Lippen berührten ihre Wange, ihren Hals. Eine rauhe Hand fuhr über ihren Körper und zerriß den oberen Teil ihres Gewandes. Ayesha versuchte zu schreien, doch nur ein leiser Laut drang durch die schwere Hand Kays. Hektisch suchten ihre Augen nach Hilfe. "Er ist nicht da," raunte Kay in ihr Ohr. "Wir sind alleine." Gequält schloß Ayesha ihre Augen, sie wollte ihn nicht ansehen, wollte seine Stimme nicht mehr hören. sSie wollte sterben, fest drückte Kay ihre gefesselten Hände auf den Waldboden, seine Hand löste sich von ihrem Mund, doch seine Lippen verschlossen ihn gleich wieder. Ayesha versuchte verzweifelt sich ihm zu entwenden, ihr Körper verspannte sich und sie versuchte ihren Kopf weg zu drehen. Sie spürte das Gewicht des fremden Körpers auf dem ihren, seine Küsse die den Geschmack von Wein hatten. Ihr Magen rebellierte, Übelkeit stieg in ihr auf, sie hörte wie Kay plötzlich aufstöhnte und von ihr abließ. Ein lautes Knacken war zu hören und dann ein Schrei. Ayesha öffnete irritiert ihre Augen. Kay lag auf dem Rücken, Blut sickerte aus seiner Nase, der Stumme stand über ihm und hielt ihm sein Schwert an die Kehle. "Du verdammter Bastard," schrie Kay und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. "Du hast mir die Nase gebrochen." Der Stumme legte seinen Kopf schief und zuckte mit den Achseln. "Willst du sie? Dann nimm sie dir doch, ist mir egal." Schwankend erhob Kay sich und verschwand im Dickicht um sich das Blut abzuwaschen. Ayesha atmete heftig, sie sah den Stummen abschätzend an wie dieser sein Schwert wieder in die Scheide steckte. Wie ein großer Schatten stand er vor ihr, sein Umhang raschelte leise als er sich in ihre Richtung drehte und auf sie zu kam. "Bitte, bitte nicht," stieß sie hervor und versuchte ein Stück von ihm weg zu rutschen. Dicht vor ihr blieb er stehen und sah auf sie hinunter, jedenfalls erschien es Ayesha als würde er sie anstarren. Leicht schüttelte er seinen Kopf, nahm von einer der Decken einen Umhang und legte ihn ihr über die Schultern. Teilnahmslos drehte er ihr den Rücken zu und setzte sich vor das Feuer. Dankbar blickte sie ihn an wie er mit einem Stock in der Glut herum stocherte, um das Feuer wieder in Gang zu bringen. Schwerfällig setzte sich Ayesha auf und sah ihn an. "Danke," sagte sie leise. Der junge Mann dreht leicht den Kopf, zuckte wie zu vor nur mit den Schultern, doch plötzlich hob er den Kopf; als habe er ein Geräusch vernommen. Sein Kopf drehte sich kaum merklich und er schien sich anzuspannen. Ayesha beobachtete ihn, versuchte ebenfalls etwas zu hören, doch alles was sie vernehmen konnte war die Stille der Nacht. Abrupt sprang der Stumme auf seine Füße und zog sein Schwert. Schreie drangen aus dem Wald. Laut und gellend durchzuckten sie die Nacht. Ayesha zitterte als sie die Stimme von Kay erkannte. "Ogronier," hallte es laut und warnend zu ihnen herüber. Der Stumme überlegte nicht lange, klemmte sich zwei Wasserschläuche und den restlichen Proviant unter einen Arm.. Schritte kamen immer näher und die Schreie der sterbenden Männer drangen aus dem Dickicht an Ayeshas Ohren. Der Stumme eilte auf sie zu, zog sie mit einem festen Griff in die Höhe und durchschnitt hastig ihre Fußfesseln, dann zog er sie mit sich in das Unterholz. Ayesha wehrte sich nicht, in diesem Augenblick vertraute sie ihm und ließ sich durch seine Hand auf den Waldboden drücken. Für einen kurzen Moment war nichts zu hören, dann brachen aus dem Dickicht zehn Männer hervor. An ihren Waffen klebte Blut. Ayesha sah kurz zu dem Stummen hinauf, dieser starrte angespannt auf die Lichtung. Ayesha hörte seinen Atem der stoßweise seiner Kehle entrann...sie bemerkte das er sich fürchtete. "Nichts zu sehen," rief einer der Ogronier als sie das Lager abgesucht hatten. "Dann war die ganze Arbeit ja umsonst," lachte ein anderer. "Schon wieder war sie nicht dabei. Ich glaube wir jagen einem Phantom hinter her." "Ja, einem Phantom auf dessen Kopf eine hohe Belohnung ausgesetzt ist. Laßt uns zurück zum Dorf gehen, wir werden erwartet." Ayesha hörte wie die Männer in ein gemeinsames Lachen einstimmten und genauso schnell wie sie über sie gekommen waren verschwanden sie auch wieder. Der Stumme hob vorsichtig seinen Kopf, hektisch sah er sich nach allen Seiten um. Immer noch war sein Körper angespannt und er schien noch etwas abzuwarten, fast so als wäre er es gewohnt sich zu verstecken. Dann erhob er sich und zog sie mit sich hinauf. Das Feuer knisterte leise, Stahl blitzte im schwachen Schein auf und Ayesha fühlte wie sich ihre Fesseln um die Hände lösten. Sie rieb sich ihre schmerzenden Handgelenke und blickte dem Stummen nach. Kurz untersuchte er den Lagerplatz, packte seine Sachen in einen Beutel und lud sich sein Gepäck auf die Schultern. Sein Blick begegnete dem von Ayesha und er gestikulierte wild mit seinen Händen. Auf Ayesha machte es den Eindruck als wolle er einen Hund verscheuchen, der ihm nach gelaufen war. "Bin ich frei?" fragte sie und er beantwortete ihre Frage mit einem leichten nicken. Ein Lächeln der Erleichterung lag auf ihren Lippen, erstarb jedoch nur wenige Augenblicke später. Sie wußte nicht welchen Weg sie gehen sollte...welcher Weg sie zurück nach Hause führte, nach Hause zu ihrem Vater. Mit festen Schritten wollte der Stumme an Ayesha vorbei gehen, doch sie hielt ihn an seinem Arm fest. Ihre Finger klammerten sich an ihm fest, er versuchte kurz sich von ihr los zu reißen, gab es jedoch nach einigen Versuchen auf. "Warte, ich weiß nicht wo ich bin, wie komme ich nach Hause?" Auf ihre Frage erhielt sie, wie sooft, nur ein Achsel zucken von ihm, es schien im egal zu sein was aus ihr wurde. Ayesha bemühte sich die Fassung zu bewahren, sie dürfte ihn nicht so einfach ziehen lassen. Sie wußte, das er sie zurück führen konnte. Sie mußte ihn nur überzeugen. Sie atmete tief durch und sagte mit fester Stimme: "Dir geht es um Geld oder nicht?" Sie sah wie er leicht nickte. "Gut, wenn du mich zurück zum Katzenstein bringst, wird dich mein Vater für all das hier entschädigen." Sie hielt kurz inne um ihren Worten Nachdruck zu verleihen und fuhr nach einer kurzen Pause fort. "Ich werde nicht sagen, dass du zu ihnen gehört hast." Seine ausdruckslosen im Schatten seiner Kapuze verborgenen Augen schienen sie anzustarren. Ayesha wurde unter diesem Blick unsicher. Nachdenklich wiegte er seinen Kopf hin und her, schien abzuwägen ob die Belohnung die sie ihm angeboten hatte diesen Aufwand wert war. Sie hörte wie er leise atmete. "Bitte hilf mir," sagte sie, ihre Stimme zitterte, doch ihr Blick fixierte den Stummen fest. Er atmete geräuschvoll aus und nickte schließlich. Mit seiner Hand signalisierte er ihr das sie ihm folgen sollte. In Ayeshas Augen sammelten sich Tränen, er würde sie führen, er würde sie nach Hause bringen, endlich nach Hause. Nachwort: So, erst einmal entschuldige ich mich dafür, das es etwas länger gedauert hat. Mir ist da leider meine Zeugnisverleihung vom Abi dazwischen gekommen *g*. Ich hoffe mal, das dieses Kapitel euch gefallen hat. An dieser Stelle bedanke ich mich wieder bei allen die es gelesen haben und ich widme dieses Kapitel allen die mir bis jetzt mit konstruktiven Kommentaren weitergeholfen haben. Aber auch einer Person, die diese Geschichte von mir bereits kennt. Und noch etwas, mit den zwei Handlungsebenen war schon mal keine schlechte Idee...die Fäden werden noch zusammen laufen...wie gesagt, alles wird sich klären!!! Noch einmal danke für das Lesen, bis bald. Adios seen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)