Madam Black von Greenleafia ================================================================================ Kapitel 2: Know your name ------------------------- Sebastians Gesichtsausdruck blieb bei Verwirrung. „Mein Herr sagte mir, die ganze Familie Phantomhive sei verstorben. Er sei der Einzige Erbe...“ Ich schwieg. Ich habe es doch gewusst. Er dachte, ich wäre tot... Wieso war ich nur nach Indien gegangen? Ich hatte ihn allein gelassen und... ich hoffe Elizabeth hat sich etwas um ihn gekümmert. „Wer seid ihr?“, rieß mich plötzlich jemand aus meinen Gedanken. Ich sah zu dem Sprecher und wurde in zwei wunderschönen roten Augen gefangen, sie nun ernst drein blickten. So rot wie eine Kirsche, eine Rose... wie Blut... „Mylady!“ Ich rieß mich von Sebastians Augen los und wandte mich zu Annabell um, die etwas in ihrer Hand hielt. Es war eine Papierrolle; meine Geburtsurkunde. Meine blonde Zofe kam näher und überreichte mir meine Urkunde, die ich sofort an Sebastian weiter gab. „Ich denke, dies sollte es klären.“, sagte ich und lächelte ihn an. Der Butler rollte das Papier unbeirrt auf und fing an zu lesen. Minuten des Schweigens traten ein, während er las und ich konnte meine Augen einfach nicht von seinem Gesicht abwenden. Seine seidenen schwarzen Haare; seine makellose blasse Haut; sein markantes männliches Gesicht. Sein ganzer Anblick strahlte etwas Mysteriöses, etwas Gefährliche aus und bereitete mir Gänsehaut... und noch dazu diese Augen, die sich im Moment vor Verwunderung weiteten. Er sah von der Urkunde auf und sah mir direkt in die Augen. Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoß und wandte meinen Blick auf den Boden. „Verzeiht mir, meine Zweifel, Mylady!“ Mein Kopf schnellte wieder hoch und ich sah, wie Sebastian sich lächelnd vor mir verbeugte. Schon wieder merkte ich, wie ich rot wurde und verfluchte mich selbst. Was war den heute nur mit mir los? „Darf ich euch hinein bitten?“, fragte Sebastian plötzlich. Er hatte sich wieder aufgerichtet und hielt mir seine behandschuhte Hand hin. Die Röte war zum Glück wieder aus meinem Gesicht verschwunden und so nahm ich seine Hand entgegen. Doch bevor wir eintraten, wandte sich Sebastian um und rief Finnian, der nun im vorderen Teil des Gartens war zu, er solle den Kutscher in den Stahl begleiten, um dort die Pferde zu versorgen. Finny, der Spitzname den ich ihm gegeben hatte, lief sofort herbei. Schließlich gingen wir in die Villa, Annabell folgte uns. Früher waren wir jeden Sommer hier gewesen. Ich sah mich um... All diese Bilder. Der Kronleuchter. Selbst der Teppich. Es hatte sich wirklich nichts verändert. Plötzlich wurde eine Tür aufgerissen und ein Mädchen stürmte rau. Ein Anderes hinterher. Ein Blondes ca. 13 Jahre und ein Braunhaariges ca. 18 Jahre alt... Elizabeth Midford und Paula. Die Verlobte meiner Bruders, seine und auch meine Cousine, und ihr Hausmädchen. Das blonde Mädchen lachte, während sie rannte, doch als sie ihren Blick nach Vorne richtete und uns erblickte, blieb sie abrupt stehen. Das Lächeln wechselte in Erstaunen. Paula blieb hinter Lizzy stehen und starrte uns ebenfalls an. „M – Marry?“, fragte Lizzy zögerlich. Ich fing an zu lächeln. „Ja, Lizzy!“ Das Mädchen starrte mich zuerst nur an, dann hellte sich ihr Gesicht auf und rannte auf mich zu. Ich bückte mich etwas und schloss sie in die Arme. „Marry! Du bist ja doch nicht tot! Ciel wird sich so freuen!“, fing sie an zu erzählen. „Ich hoffe es...“, gab ich zu. „Hast du dich den auch gut um ihn gekümmert?“ „Ich habe mein Bestes gegeben!“, flüsterte sie. Ich bemerkte einen traurigen Unterton. „Da bin ich mir sicher!“, lächelte ich, als ich sie losließ, um sie etwas aufzumuntern. Ich richtete mich wieder auf und sag Paula an. Ich hatte sie schon damals gemocht. „Hallo Paula!“, begrüßte ich sie. „Mylady!“ Sie verbeugte sich. „Wir sollten den jungen Herrn nicht länger warten lassen!“ Sebastian hatte seine Taschenuhr in der Hand. Dann sah er zu mir und lächelte. „Darf ich?“ Er hielt mir wieder seine Hand hin. „Natürlich!“, lächelte ich und nahm seine Hand. „Annabell, für heute hast du frei, wenn du möchtest!“, lächelte ich Annabell über die Schulter zu. „Vielen Dank, Mylady!“, hörte ich sie sagen. Sebastian und ich gingen die Flure entlang durch die ich schon in meiner Kindheit gelaufen war. Hier hatten wir immer Fangen gespielt. Schon wieder wurde ich von Erinnerungen überflutet... Plötzlich blieb der schwarzgekleidete Butler stehen und ich schaute ihn fragend an. Er lächelte nur dieses unwiderstehliche Lächeln. Ich schaute zu der Tür vor der wir standen und erkannte das Büro meines Vaters. Sebastian klopfte an. „Herein!“, hörte man von drinnen. Sebastian öffnete die Tür und deutete mir mit einer Handbewegung, dass ich eintreten solle. Das tat ich dann auch. Er folgte mir. „Marry?!“, hörte ich jemanden sagen. Diese Stimme... Ciel! Ich wandte meinen Kopf zu ihm und lief mit schnell Schritten zu dem Schreibtisch, hinter dem mein kleiner schwarzhaariger Bruder saß. Er sprang auf und sah mich mit großen Augen an. Ich lief unbeirrt weiter auf ihn zu. Mein kleiner Bruder... so lange Zeit. Ciel war inzwischen vor den Schreibtisch getreten und starrte mich weiter an. Ich stand nun vor ihm und sah ihm in die Augen oder besser in das eine Auge. Meine Augen. Die Augen von Mutter... Ich schloß ihn in die Arme. Der Geruch von Heimat stieg mir in die Nase. Mir war im Moment alles egal! Auch, dass Sebastian im Raum war... Ich schloß die Augen und zog Ciel näher an mich. Er erwiederte die Umarmung. Mein kleiner Bruder! „Zwei Jahre lang...“, flüsterte ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)