Madam Black von Greenleafia ================================================================================ Kapitel 1: The Arrival ---------------------- Ich schaute auf die verregneten Straßen Londons. Die Themse wirkte wie ein Spiegel des Himmels oder ein blau, grüner Teppich der sich schwermütig durch die Stadt zog. Wie ich diese Stadt doch vermisst habe... Oder besser, wie sehr ich meine Familie vermisst habe. Meine wundervolle Mutter, meinen liebevollen Vater... Aber diese werde ich wohl nie wiedersehen. Der einzige der mir noch geblieben war, war mein kleiner, lieber Bruder. Hätte ich nur eher diesen Brief erhalten. Zwei Jahre lang habe ich nichts von dem Brand auf unserem Anwesen gewusst. Ich hätte niemals gedacht, dass so etwas passieren könnte. Stattdessen hatte ich im Ausland gesessen und meine Familie im Stich gelassen. Verflucht sei meine Reiselust! 'Sicher denkt er, ich bin tot!', dachte ich. Ein Schauer jagte meinen Rücken hinunter und ich verdrängte das Bild des brennenden Hauses aus meinen Gedanken. „Wir sind gleich da, Mylady!“, rieß mich plötzlich ein Stimme aus meinen Gedanken. Annabell, meine Zofe, sah mich besorgt an. Sie hatte wohl bemerkt, dass ich wieder über dieses Thema nachdachte. „Ich weiß!“, meinte ich seufzend und lehnte mich zurück in die Sitzbank der Kutsche. „Ich habe London vermisst! Hier ist es wenigstens nicht so warm, wie in Indien!“ „Da muss ich euch recht geben!“, stimmte sie mir zu und ich sah weiter aus dem Fenster. Draußen liefen noch ein paar Menschen im Regen herum, auf der Suche nach einem Unterstand. Big Ben schlug 12 Uhr. 'Zeit für den Tee', dachte ich bei mir. Gedankenverloren starrte ich auf meine schwarz behandschuhten Hände, welche ich in meinem Schoß gefaltet hatte, und spielte mit meinem silbernen Ring. Plötzlich durchzuckte ein heftiger Stoß die Kutsche und erschreckte mich zu Tode. Pferdegewieher war zu hören und mein Blick schnellte zu Annabell, die lächelte: „Wir sind da!“ Panik kam in mir auf und ich sah nervös aus dem Fenster zu der Stadtvilla der Phantomhives. So viele Erinnerungen... Die Tür der Kutsche wurde geöffnet und jemand hielt mir eine Hand hin. Ohne groß nachzudenken nahm ich die Hand und stieg aus. „Vielen Dank!“, bedankte ich mich lächelnd und sah die Person an, die mir geholfen hatte. Vor mir stand ein Junge mit großen, grünen Augen und kurzen, struppigen, blonden Haaren. Er war sicher nicht älter als 16 Jahre. „Dürfte ich vielleicht den Namen meines Helfers erfahren?“, lächelte ich, da er mir sehr freundlich erschien. Der Junge schien wohl etwas zerstreut, da er mich perplex anstarrte. Doch ich lächelte weiter. „Finnian! Du sollst eine Dame nicht so anstarren!“, holte jemand den Kleinen aus seinen Gedanken zurück. Ich sah zu dem Sprecher und erblickte einen großen schwarzhaarigen Mann mit roten Augen, in denen man sich verlieren konnte. Er trug einen schwarzen Anzug und weiße Handschuhe. „Oh, natürlich, Sebastian!“, er sah entschuldigend zu dem Mann, der wohl ein Butler war und wandte sich dann mir zu. „Verzeiht mir!“ „Schon gut, Finnian!“, lächelte ich ihn an. Er erwiederte es und ging dann in Richtung Garten, während er etwas Unverständliches murmelte und ich nur: „Sie sieht ihm so ähnlich...“, mit bekam. Der Mann, namens Sebastian, kam näher und stellte sich mit einer Verbeugung vor. „Ich bin Sebastian Michaelis und Butler der Phantomhives. Habt ihr einen Termin, bei meinem jungen Herrn?“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Nein, ich habe keinen Termin, aber ich denke nicht, dass ich einen brauche.“, sagte ich. Das Lächeln verschwand und wechselte in Verwirrung. „Dürfte ich euren Namen erfahren?“ „Ja, ich bin Marry Jane Phantomhive!“ Kapitel 2: Know your name ------------------------- Sebastians Gesichtsausdruck blieb bei Verwirrung. „Mein Herr sagte mir, die ganze Familie Phantomhive sei verstorben. Er sei der Einzige Erbe...“ Ich schwieg. Ich habe es doch gewusst. Er dachte, ich wäre tot... Wieso war ich nur nach Indien gegangen? Ich hatte ihn allein gelassen und... ich hoffe Elizabeth hat sich etwas um ihn gekümmert. „Wer seid ihr?“, rieß mich plötzlich jemand aus meinen Gedanken. Ich sah zu dem Sprecher und wurde in zwei wunderschönen roten Augen gefangen, sie nun ernst drein blickten. So rot wie eine Kirsche, eine Rose... wie Blut... „Mylady!“ Ich rieß mich von Sebastians Augen los und wandte mich zu Annabell um, die etwas in ihrer Hand hielt. Es war eine Papierrolle; meine Geburtsurkunde. Meine blonde Zofe kam näher und überreichte mir meine Urkunde, die ich sofort an Sebastian weiter gab. „Ich denke, dies sollte es klären.“, sagte ich und lächelte ihn an. Der Butler rollte das Papier unbeirrt auf und fing an zu lesen. Minuten des Schweigens traten ein, während er las und ich konnte meine Augen einfach nicht von seinem Gesicht abwenden. Seine seidenen schwarzen Haare; seine makellose blasse Haut; sein markantes männliches Gesicht. Sein ganzer Anblick strahlte etwas Mysteriöses, etwas Gefährliche aus und bereitete mir Gänsehaut... und noch dazu diese Augen, die sich im Moment vor Verwunderung weiteten. Er sah von der Urkunde auf und sah mir direkt in die Augen. Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoß und wandte meinen Blick auf den Boden. „Verzeiht mir, meine Zweifel, Mylady!“ Mein Kopf schnellte wieder hoch und ich sah, wie Sebastian sich lächelnd vor mir verbeugte. Schon wieder merkte ich, wie ich rot wurde und verfluchte mich selbst. Was war den heute nur mit mir los? „Darf ich euch hinein bitten?“, fragte Sebastian plötzlich. Er hatte sich wieder aufgerichtet und hielt mir seine behandschuhte Hand hin. Die Röte war zum Glück wieder aus meinem Gesicht verschwunden und so nahm ich seine Hand entgegen. Doch bevor wir eintraten, wandte sich Sebastian um und rief Finnian, der nun im vorderen Teil des Gartens war zu, er solle den Kutscher in den Stahl begleiten, um dort die Pferde zu versorgen. Finny, der Spitzname den ich ihm gegeben hatte, lief sofort herbei. Schließlich gingen wir in die Villa, Annabell folgte uns. Früher waren wir jeden Sommer hier gewesen. Ich sah mich um... All diese Bilder. Der Kronleuchter. Selbst der Teppich. Es hatte sich wirklich nichts verändert. Plötzlich wurde eine Tür aufgerissen und ein Mädchen stürmte rau. Ein Anderes hinterher. Ein Blondes ca. 13 Jahre und ein Braunhaariges ca. 18 Jahre alt... Elizabeth Midford und Paula. Die Verlobte meiner Bruders, seine und auch meine Cousine, und ihr Hausmädchen. Das blonde Mädchen lachte, während sie rannte, doch als sie ihren Blick nach Vorne richtete und uns erblickte, blieb sie abrupt stehen. Das Lächeln wechselte in Erstaunen. Paula blieb hinter Lizzy stehen und starrte uns ebenfalls an. „M – Marry?“, fragte Lizzy zögerlich. Ich fing an zu lächeln. „Ja, Lizzy!“ Das Mädchen starrte mich zuerst nur an, dann hellte sich ihr Gesicht auf und rannte auf mich zu. Ich bückte mich etwas und schloss sie in die Arme. „Marry! Du bist ja doch nicht tot! Ciel wird sich so freuen!“, fing sie an zu erzählen. „Ich hoffe es...“, gab ich zu. „Hast du dich den auch gut um ihn gekümmert?“ „Ich habe mein Bestes gegeben!“, flüsterte sie. Ich bemerkte einen traurigen Unterton. „Da bin ich mir sicher!“, lächelte ich, als ich sie losließ, um sie etwas aufzumuntern. Ich richtete mich wieder auf und sag Paula an. Ich hatte sie schon damals gemocht. „Hallo Paula!“, begrüßte ich sie. „Mylady!“ Sie verbeugte sich. „Wir sollten den jungen Herrn nicht länger warten lassen!“ Sebastian hatte seine Taschenuhr in der Hand. Dann sah er zu mir und lächelte. „Darf ich?“ Er hielt mir wieder seine Hand hin. „Natürlich!“, lächelte ich und nahm seine Hand. „Annabell, für heute hast du frei, wenn du möchtest!“, lächelte ich Annabell über die Schulter zu. „Vielen Dank, Mylady!“, hörte ich sie sagen. Sebastian und ich gingen die Flure entlang durch die ich schon in meiner Kindheit gelaufen war. Hier hatten wir immer Fangen gespielt. Schon wieder wurde ich von Erinnerungen überflutet... Plötzlich blieb der schwarzgekleidete Butler stehen und ich schaute ihn fragend an. Er lächelte nur dieses unwiderstehliche Lächeln. Ich schaute zu der Tür vor der wir standen und erkannte das Büro meines Vaters. Sebastian klopfte an. „Herein!“, hörte man von drinnen. Sebastian öffnete die Tür und deutete mir mit einer Handbewegung, dass ich eintreten solle. Das tat ich dann auch. Er folgte mir. „Marry?!“, hörte ich jemanden sagen. Diese Stimme... Ciel! Ich wandte meinen Kopf zu ihm und lief mit schnell Schritten zu dem Schreibtisch, hinter dem mein kleiner schwarzhaariger Bruder saß. Er sprang auf und sah mich mit großen Augen an. Ich lief unbeirrt weiter auf ihn zu. Mein kleiner Bruder... so lange Zeit. Ciel war inzwischen vor den Schreibtisch getreten und starrte mich weiter an. Ich stand nun vor ihm und sah ihm in die Augen oder besser in das eine Auge. Meine Augen. Die Augen von Mutter... Ich schloß ihn in die Arme. Der Geruch von Heimat stieg mir in die Nase. Mir war im Moment alles egal! Auch, dass Sebastian im Raum war... Ich schloß die Augen und zog Ciel näher an mich. Er erwiederte die Umarmung. Mein kleiner Bruder! „Zwei Jahre lang...“, flüsterte ich. Kapitel 3: My home is your home ------------------------------- "Wieso warst du so lang weg?", nuschelte Ciel in meine Haare. "Ich wäre früher zurück gekommen, wenn ich von dem Brand erfahren hätte." Ich schluckte. Wenn ich daran dachte, wie allein er die letzten zwei Jahre gewesen war. Niemals wissend, ob er der einzige Überlebende seiner Familie war. "Ich schickte dir einen Brief!", hörte ich ihn sagen und überlegte. "Ich habe niemals einen Brief erhalten...", gab ich zu. "Es tut mir unendlich leid!" Eine einzelne Träne stahl sich aus meinen Augen und ließ einen Fleck auf Ciels Jacke erscheinen. Zu meinem Erstaunen merkte ich wie mein Bruder mich näher an sich zog. Wie sehr ich ihn dich vermisst hatte! Ein paar Minuten vergingen bis wir uns voneinander lösten. Ich sah ihm in das Auge und... sah ihn zum ersten Mal seid 2 Jahren lächeln. Ein wahres Lächeln! Auch ich lächelte ihn an. Sein Lächeln... das selbe von Mutter. Ach wie sehr ich sie und Vater doch vermisste... „Wie groß du geworden bist, Ciel!“, sagte ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und musterte ihn. In seiner Kleidung hatte er wirklich sehr große Ähnlichkeit mit Vater. Mein Blick wanderte weiter zu seiner Hand und blieb bei dem Ring stehen... „Du hast dich aber kaum verändert, Madam Black!“, holte mich Ciel zurück in die Realität. Ein paar Minuten zu spät realisierte ich erst, dass er etwas gesagt hatte und musste über den Spitzname lächeln, den man mir früher gegeben hatte. Der einzige Grund, weshalb ich diesen Namen trug war, dass meine Lieblingsfarbe schwarz war und ich nichts anderes trug als schwarz. Außerdem hatte meine Tante, Madam Red, mir den Namen gegeben und sich wohl an ihrem eigenen Namen orientiert. Um ehrlich zu sein, hatte ich diesen Namen am Anfang nicht gemocht, aber mit der Zeit gefiel er mir immer besser. Lange unterhielten wir uns noch. Ich hatte es mir in einem Sessel bequem gemacht und erzählte ihm von Indien. Von den Menschen, der Kultur und der viel zu hellen Sonne. Und er... er hörte aufmerksam zu und schien sogar interessiert, aber ich wusste genau, dass ihn das nicht interessierte. Trotzdem tat er so und das mache mich glücklich. Auch er erzählte von seinen Erlebnissen in den letzten zwei Jahren, doch er hielt sich zurück. Er hat noch nie sonderlich viel geredet und das hatte sich mit der Zeit wohl auch nicht sonderlich geändert. Bei diesem Gedanken musste ich lächeln. Er hatte sich also doch nicht so sehr verändert. Irgendwo da drin war noch der kleine Junge von damals. „Mein junger Herr!“ Bei dem Klang der Stimme zuckte ich zusammen. Diese Weichheit und doch so männlich. Ciel sah zu Sebastian und auch ich wandte mich ihm zu. „Was ist den, Sebastian?“, erklang die emotionslose Stimme meines Bruders. Sebastian hielt wieder seine Taschenuhr in der Hand. „Eure Tanzstunde beginnt in Kürze!“ „Ja...“, stöhnte Ciel. Er konnte also immer noch nicht tanzen. Schon damals hatte er nicht sonderlich viel Lust dazu gehabt. „Sebastian, bring Marry in ihr Zimmer!“, sagte er und erhob sich. Ich tat es ihm gleich und drehte mich zu dem Butler um. Dieser verbeugte sich. „Yes, Mylord!“, vernahm man und... Leuchteten seine Augen? Waren meine Vermutungen wahr? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)