Silver Moon von Greenleafia (Ein Vampir in Mittelerde) ================================================================================ Kapitel 5: Ein lang erwartetes Fest ----------------------------------- Ich saß auf einem Baum und starrte in die Gegend. Meine Tasche hatte ich mir wieder umgehängt und die Schuhe angezogen. Mein Kopf war so ziemlich leer und mein Zeitgefühl hatte ich auch verloren. Zumindest wusste ich, dass es Abend war, denn die Sterne stand schon am Himmel. Der Vollmond war diese Nacht wunderschön. Er war in meinem langen Leben zu meinem besten Freund geworden, denn er war immer für mich da gewesen. Irgendwas hatte ich vergessen, aber was? Irgendwas sollte heute Abend veranstaltet werden. Ein Fest? Ja, ich glaube es war ein Fest, aber warum veranstalteten die Hobbits ein Fest? Naja, mir egal. Es hatte doch nichts mit mir zu tun, oder? Und so saß ich noch einige Zeit dort und mein Kopf füllte sich langsam wieder. Ach ja, das Auenland war wirklich schön. Gandalf, Frodo und … Bilbo! Oh nein, ich hatte wirklich seinen Geburtstag vergessen, und das obwohl man mich sogar zweimal eingeladen hatte. Mein Gott, wie konnte ich das nur vergessen? Sofort sprang ich von der großen Eiche, landete weich auf meinen Füssen und rannte in vampirischer Geschwindigkeit los. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ein paar Sekunden später kam ich auf der Lichtung mit dem großen Baum mitten in Hobbingen an. Die Feier lief bereits, aber Bilbo war grade erst beim Empfang der Gäste. Da hatte ich ja nochmal Glück gehabt. Das Fest lief schon seit einigen Stunden. Auch wenn ich nicht der Party-Mensch oder besser Party-Vampir war, machte es sehr viel Spaß. Die Hobbits wussten wirklich wie man feiert. Sie sangen und tranken. Manchmal wurde ich sogar zu einem Tanz gebeten. Zwar hatten die Hobbits einen ganz eigenen Tanz, doch ich lernte ihn wirklich schnell. Selbst Gandalf tanzte, aber das sah wirklich ziemlich lustig aus, denn der Mann war ungefähr zwei Meter groß und die Hobbits ungefähr 1,20 Meter. Wie ein Berg ragte er aus der Menge. Die Feier zog sich bis in die Nacht und alle hatten sehr viel Spaß. Ich saß an einem Tisch, als Frodo zu mir kam. „Hallo Silver!“ Ich lächelte ihn an und erwiederte: „Hallo Frodo. Es ist schön dich zu sehen.“ „Das kann ich nur zurück geben.“, meinte er und reichte mir etwas. Mir war garnicht aufgefallen, dass er etwas in der Hand hielt. Etwas verwirrt sah ich auf den Bierhumpen. Wie konnte ich dieses übergroße Geschöpf nur übersehen? „Das hab ich dir mitgebracht. Ich dachte, du hättest vielleicht Durst!“ Oh nein! Ich hatte gehofft nicht in diese Situation zu kommen, aber bei meinem Glück musste es ja passieren. Ich lehnte dankend ab und Frodo sah mich an als wäre ich verrückt geworden, denn für ihn war es normal Bier zu trinken. Aber da ich keine menschliche Nahrung zu mir nahm, musste ich mir dringend eine Ausrede ausdenken. „Ich... ähm... ich... habe im Moment keinen Durst.“, stotterte ich und das entsprach sogar der Wahrheit, doch Frodo ließ nicht locker. „Aber du hast die ganze Zeit schon nichts getrunken.“, sagte er. „Für mich?“ „Na schön, aber nur Wasser bitte.“, sagte ich mit einem entschuldigendem Blick. Na, das kann ja heiter werden. Er nickte und nach einiger Zeit kommt er mit einem Becher wieder, den er mir reicht. Er hebt sein Monster von einem Bierkrug, ich tu es ihm gleich und wir stoßen an. „Auf Bilbo!“, ruft er und ich füge hinzu: „Und auf dich, mein lieber Freund! Du hast ja heute auch Geburtstag!“ Er lacht und ich hebe den Becher an meinen Mund. Als meine Zunge das nasse Getränk schmeckt, muss ich leicht aufstoßen, doch Frodo bekam es zum Glück nicht mit. Wie konnte man so Etwas nur trinken? Es schmeckte nach Dreck und Erde und war für mich nur schwer zu schlucken, doch ich trank den ganzen Becher aus. Als ich ihn wieder auf den Tisch stellte, musste ich ein Würgen unterdrücken und schwor mir nie wieder Wasser zu trinken. Ich lächelte Frodo gezwungen an und versuchte es möglichst echt wirken zu lassen, was mir anscheinend auch erfolgreich gelang, denn Frodo lächelte zurück. Frodo ließ mich wieder allein und ging auf die Tanzfläche, wo er mit einem braunhaarigem Hobbit-mädchen tanzte. Inzwischen waren so ziemlich alle betrunken und schwankten durch die Gegend. Ich lief noch ein bisschen herum und musste mir ein Grinsen unterdrücken, als ich einen Hobbit fand, der seelenruhig in einem leeren Bierfass saß und schlief. Ich kam an Gandalfs Karren vorbei, in dem er seine Feuerwerkskörper untergebracht hatte. Und zwischen diesen saßen zwei Hobbits mit braunem Haar. Sie waren nur etwas angetrunken, so sah es zumindest aus. Ich fragte mich ehrlich was sie vor hatten und versteckte mich deshalb im Gebüsch, doch als ich sah was sie da taten, konnte ich einfach nur mit dem Kopf schütteln. Frodo hatte mir auf der Fahrt von den Beiden erzählt. Sie hießen Meriadoc „Merry“ Brandybock und Peregrin „Pippin (Pip)“ Tuk und waren seine Cousins. Er sagte mir, dass sie nur Mist bauten, also würde das jetzt ganz bestimmt in einem Solchen enden. Langsam stand ich auf und ging auf sie zu. Anscheinend hatten sie sich für einen Feuerwerkskörper entschieden, der aussah wie ein Drache. Sie hatten mich noch nicht bemerkt. Selbst als ich genau vor ihnen stand, waren sie immer noch zu beschäftigt um aufzuschauen. Also erhob ich meine Stimme: „Denkt ihr wirklich das ist eine gute Idee? Denkt ihr wirklich Gandalf wird sich darüber freuen?“ Erschrocken und etwas perplex sahen sie auf . Pippin wäre fast vor Schreck aus dem Wagen gefallen, wenn Merry ihn nicht festgehalten hätte. So wie die Beiden aussahen würden sie mir in der nächsten Zeit keine Antwort geben, weshalb ich sagte: „Verzeiht wenn ich euch erschrocken habe. Mein Name ist Silver Moon, aber ihr könnt mich einfach nur Silver nennen wenn ihr wollt.“ und lächelte ein wenig, denn der erste Eindruck ist ja bekanntlich der Wichtigste. Nach geschätzten zwei Minuten starrten sie mich immer noch an. Nur Merry schien sich allmählich wieder zu fassen. „Hallo! Mein Name ist Merry und diesen dort könnt ihr Pippin nennen.“, meinte er. „Schön euch kennen zu lernen. Frodo hat mir schon von euch erzählt.“ Oh ja, dass hatte er. „Wirklich? Ihr kennt Frodo Beutlin?“, fragte jetzt auch Pippin. „Ja, er und Gandalf haben mich … gefunden.“, sagte ich und bei dem letzten Wort machte ich mit meinen Fingern Gänsefüßchen. „Aber ich glaube es wäre besser, wenn er es euch selbst erzählen würde.“, fügte ich hinzu und vergaß langsam warum ich überhaupt hergekommen war, doch soweit sollte es nicht kommen. „Also.“, sagte ich und setzen eine ernste Mine auf. „Was habt ihr nun vor?“ Pippin sah mich fragend an. „Wie meint ihr das?“ Ich lächelte verschmitzt. „Na, der Feuerwerkskörper. Gandalf wird wahrscheinlich nicht sehr erfreut sein, wenn ihr ihn anzündet.“ „Aber das soll doch nur ein Spaß sein.“, meinte Merry. „Es wird sicher lustig werden.“, bekräftigte Pippin. „Na gut, aber wenn Gandalf euch erwischt habe ich euch gewarnt.“, sagte ich lächelnd und verabschiedete mich. Ich ging also weiter, doch nach einiger Zeit setzte ich mich wieder an einen Tisch und unterhielt mich mit den angetrunkenen Hobbits, bis der Drache erschien. Kein echter Drache. Es war der Feuerwerks-Drache, den Merry und Pippin entzündet hatten. Er zog über das Land und ich musste zugeben, dass er schon ziemlich echt aussah. Es war erschreckend, wie wirklich Gandalfs Zauber wirkte. Ich schaute mich um und sah flüchtende Hobbits um mich herum. Von der anderen Seite der Lichtung vernahm ich Frodos Stimme, der Bilbo vor sich her schob. „Bilbo! Pass auf, der Drache!“, rief er, doch Bilbo wollte ihm nicht glauben und versuchte sich immer wieder umdrehen, was ihm aber nicht gelang. „Drache? Unsinn. Hier hat es seit 1000 Jahren keine Drachen mehr gegeben.“, meinte er und ich fing an zu lächeln. Der Drache zog über mir her, doch anstatt wegzurennen, duckte ich mich nur im richtigen Moment. Nun Flog er über den Hobbits, welche stolperten und in einem buntem Haufen auf der Wiese lagen. Der Drache hatte inzwischen den See erreicht und zersprang mit einem lauten Knall in tausend, kleine, explosive Teile. Ich hätte jetzt erwartet das die Flüchtlinge vor Schreck aufschreien würden, doch alles was ich hörte Jubel. Das hatte ich ganz bestimmt am wenigsten erwartet. Es war schon sehr interessant was Alkohol bei den Sterblichen verursachte. Es war inzwischen mitten in der Nacht. Zwei, drei Uhr, so schätzte ich. Müde war ich nicht wirklich, denn ich schlief eigentlich nicht. Sicher, ich konnte schlafen, aber ich tat es nur selten und selbst wenn, dann nur aus Langeweile. In den ersten Jahren als Vampir hatte ich sehr oft geschlafen , denn ich hoffte irgendwann aus diesem schrecklichen Albtraum zu erwachen. Doch, leider war es kein Traum. Hinter mir hörte ich Gandalf, der mit Merry und Pippin schimpfte, während er sie zu dem schmutzigen Geschirr zog. Nun, es war ja nicht so, als hätte ich es ihnen nicht gesagt. Sie wollten ja nicht hören. Also, selbst schuld, nicht wahr? Ich saß schon wieder an einem Tisch und unterhielt mich mit Samweis „Sam“ Gamdschie, Frodos Gärtner und einer seiner besten Freunde, als die Hobbits ihre Stimmen erhoben: „Eine Rede, Bilbo! Eine Rede!“ Bilbo zeigte sich gefügig und ging zu ein paar Fässern, auf die er hinaufkletterte. Lächelnd fing er an zu spreche: „Meine lieben Beutlins und Boffins, Tuks und Brandybocks, Grubers, Pausbackens.“ Von überall her hörte man Jubel, während der Hobbit die Nachnamen seiner Gäste aufzählte. „Hornbläsers.“, fuhr er fort. „Bolgers, Straffgürtels und Stolzfußes!“, rief er und ein Hobbit mit sehr großen Füßen rief: „Stolzfüße!“, woraufhin großes Lachen ausbrach. Bilbo winkte mit der Hand ab und fuhr fort: „Heute ist mein 111. Geburtstag!“ Die Gemeinschaft fing an zu klatschen, auch ich tat es und von irgendwoher hörte man ein „Herzlichen Glückwunsch!“ - „Aber leider sind einundelfzig Jahre eine viel zu kurze Zeit um unter euch vortrefflichen und bewundernswerten Hobbits zu leben.“, sagte er etwas betrunken und schon wieder fragte ich mich, ob er wirklich schon so alt war, denn aussehen tat er danach nicht. „Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte und ich mag weniger als die Hälfte von euch so gern, wie ihr es verdient.“ Es herrschte Stille. Ich musste schmunzeln, denn anscheinend waren Gandalf und ich die Einzigen die diesen Witz verstanden hatten. Bilbo fuhr nach kurzer Zeit fort. „Ich... ähm... ich hab was zu erledigen.“, meinte er auf einmal und steckte seine Hand in seine Tasche. Er holte etwas heraus, was Gold schimmerte und rund zu sein schien, und versteckte es hinter seinem Rücken. Was war es nur? Er flüsterte, doch ich konnte ihn hören: „Ich hab´s viel zu lange vor mich her geschoben.“ Was hatte er aufgeschoben? Nun sagte er etwas lauter: „Ich bedaure kundtun zu müssen, dass dies das Ende ist! Ich gehe nun! Ich wünsche euch zum Abschied alles Gute. Lebt wohl!“ Und schon war er verschwunden. Er war nicht weggerannt, nein, er war einfach weg, als wäre er niemals dort gewesen. Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Aber wie war das möglich? Selbst die mächtigsten Vampire, denen ich begegnet war, konnten sich nicht unsichtbar machen. Also, wie? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)