25 Days of Christmas von bumble ================================================================================ Kapitel 10: 10. Dezember : Draco allein zu Haus ----------------------------------------------- 10. Dezember : Draco allein zu Haus Draco saß hinter der Bar seiner Pension und versuchte, sich auf seine Unterlagen zu konzentrieren. Nur wollte es ihm heute einfach nicht gelingen. Dieser vermaledeite, rothaarige Trottel hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Er seufzte. Ausgerechnet Ronald Weasley hatte es am Tag zuvor geschafft, ihn komplett zu überrumpeln. Mit einem Kuss, der ihm schier den Atem nahm. Der einstige Griffindor war fordernd gewesen, zügellos, intensiv. Und er hatte Draco dazu gebracht, sich fallen zu lassen, die Kontrolle abzugeben, für einen Moment seine Contenance zum Teufel zu jagen, die er sonst wirklich nur sehr ungern ablegte. Und dann war dieser verdammte Vollidiot doch tatsächlich aus dem Raum gestürmt und hatte ihn einfach dort stehen lassen. Dem Slytherin war schon lange keine Situation mehr so aus den Händen gerissen worden. Was sich zu allem Übel auch noch entsetzlich gut angefühlt hatte. Dieser dämliche, stupide…Troll… Er seufzte abermals. Was Draco eigentlich ärgerte, war nicht die Tatsache, dass ihm der Kuss gefiel. Schließlich hatten sie sich einen Tag zuvor im Lager seiner Pension geküsst, wobei ihn bereits dieser Kuss durchaus zu benebeln schaffte. Doch schon ehe sie sich…näher kamen, hatte er irgendwie eine Schwäche für diesen vermaledeiten Rotschopf gehabt. Als Ronald Weasley ihm am Anfang des Monats direkt in die Arme gefallen war, hatte es ihn zuerst noch überaus amüsiert. Aber kurz darauf erzählte ihm ein völlig betrunkener Weasley, wie er sich fühlte, was ihn bewegte, fragte ihn sogar um Rat, dass Draco das erste Mal einfach nur einen jungen Mann in ihm sah, keinen Griffindor, keinen Rivalen, kein Wiesel, keinerlei Vorurteil, dass ihm seine Erziehung vermittelt hatte. Und es fiel ihm übertrieben leicht, den anderen zu mögen, wie er erstaunt feststellen musste. Zugegebenermaßen hatte er immer etwas für ihn übrig gehabt, wovon natürlich niemand wusste. Doch er besaß irgendwie eine Schwäche für diese temperamentvolle Unbeholfenheit. Für die so durchschaubaren blauen Augen. Und für das rote Haar. Dass sich wirklich unerwartet weich an seine Finger geschmiegt hatte. Nein, dass Ron Weasley ihm gefiel, damit hatte er kein Problem. Mit seiner Sexualität war er immer gut zurechtgekommen und er sah auch keinen Sinn darin, gerade sich selbst zu belügen. Was ihn ärgerte, war, dass er irgendwie nicht die treibende Funktion dabei übernommen hatte. Und das passierte ihm nicht sonderlich oft. Für gewöhnlich wusste er sehr genau, was er wollte und wie er es bekam. Normalerweise war ER dominant, direkt und ungeniert. Man konnte ihn in der Regel nicht besonders leicht mitreißen. Im Laufe seines Lebens musste er lernen, dass es wichtig war, alles genau zu durchdenken, abzuwägen und dann eine Entscheidung zu treffen. Manchmal konnte das nur Sekundenbruchteile dauern, ab und an auch wesentlich länger. Aber dass er sich diese Entschlüsse abnehmen ließ, kam so gut wie nie vor. Nur hatten sich seine Gedanken dieses Mal einfach wie von selbst verflüchtigt. Und wenn er ehrlich zu sich war, was er seit dieser Voldemortscheiße zu seinem obersten Credo gemacht hatte, dann bereute er es kein Stück. Weder den Kuss noch seine eigene Hingabe oder, dass er ein gewisses Interesse an dem stupiden Trottel entwickelt hatte. Vor allem auch, weil er ihn ganz und gar nicht für einen stupiden Trottel hielt. Nicht mehr jedenfalls. Doch scheinbar hatte er seine Gefühlslage nicht so gut hinter seiner Maske verborgen, wie er dachte. Jes wusste offenbar sehr genau, was sich in Draco abspielte. Zumindest musste er es geahnt haben. Und irgendwie ging es dem Slytherin ein wenig gegen den Strich, dass er ihm dafür wahrscheinlich zudem noch dankbar sein sollte. Dieser verfluchte Typ kannte ihn eben doch einfach viel zu gut. Sie hatten eine Menge Zeit miteinander verbracht und reichlich Spaß gehabt. Nur ihre Wünsche erwiesen sich nicht als dieselben. Was in Ordnung war. Draco wusste, dass man es gerade ihm nicht zutraute, eine echte Beziehung führen zu wollen. Er konnte arrogant, egoistisch, etwas überheblich, stolz, tödlich kritisch und ab und an regelrecht bösartig sein, was ihm nicht im Geringsten ein schlechtes Gewissen bereitete. So war er eben. Doch nur wenige Menschen hatten bisher einen Blick hinter die Fassade, die nicht nur Fassade war, werfen können. Dahinter verbarg sich ein Mann, der alles für die Menschen tat, die ihm wichtig waren, der warmherzig, gütig und aufmerksam, sensibel und emotional war. Der etwas mit Hingabe oder gar nicht tat. Der sich klug, wissbegierig und ambitioniert Erfolge erkämpfte. Und natürlich sah er einfach fantastisch aus. Das helle, blonde Haar, das ihm in zarten Strähnen ins Gesicht fiel, seine makellose, alabasterfarbene Haut, die hohe, sehnige Statur, die schmalen Hüften, der einhüllende Nebel tiefgrauer, unergründlicher Augen, das charmante Lächeln auf den zarten Lippen. Im Großen und Ganzen war er wirklich eine mehr als gute Partie. Was er selbstverständlich wusste. Er kannte seine Wirkung auf andere sehr wohl. Doch es hatte immer Menschen gegeben, die nicht empfänglich für seine Art waren. Einer von ihnen trug den Namen Ron Weasley. Und nun musste er diesen dennoch irgendwie erreicht haben, wobei er nicht einmal wusste, wie er das eigentlich angestellt hatte. Aber irgendetwas war da zwischen ihnen, irgendetwas, er konnte nur nicht sagen was. Was ihn noch mehr dazu trieb, es herausfinden zu wollen. Es gab jedoch ein Problem bei der ganzen Sache. Dieser verdammte Weasley war am Morgen einfach an ihm vorbei aus dem Haus gestürmt und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Verfluchter Feigling. Und in dem Moment, in dem dieser Gedanke sich in seinem Geist manifestierte, öffnete sich plötzlich die Tür und besagter Rotschopf trat in den Raum. Als er Draco erblickte, wandte er sofort wieder den Blick ab und wollte sich scheinbar schnurstracks in sein Zimmer begeben, doch so einfach würde der Slytherin es ihm nicht machen. Nicht, nachdem er den ganzen Tag auf eine Konfrontation gewartet hatte. Er erhob sich rasch, aber dennoch anmutig, von seinem Hocker und fing den anderen kurz vor der Treppe ab. Ohne ein Wort packte er den Griffindor bestimmt am Handgelenk und dirigierte ihn in Richtung Küche, wo er ihn gegen eine Wand drückte und am Weggehen hinderte, indem er mit neben seinem Gesicht abgestützten Armen dicht vor ihm stehen blieb, sodass ihre Körper sich berührten. Niemand außer ihnen war im Raum… Draco fixierte die blauen Augen, die gleichzeitig eine Mischung aus Verwirrung, Wut und Verlegenheit zeigten. Ihr Besitzer schien protestieren zu wollen, wurde aber von einem Finger, der sich gegen seine Lippen legte, davon abgehalten. Langsam begann sich eine leichte Röte über den Wangen des anderen auszubreiten. Der Slytherin spürte, wie sich der Herzschlag seines Gegenübers intensivierte, konnte hören, wie der Rotschopf vor ihm schluckte. Sanft fuhren seine Finger über die gerötete Wange, strichen über die Ohrmuschel und wanderten schließlich weiter in den Nacken, wo sie sich fest in dem roten Haar verhakten. Immer noch hielt er den Blick des Griffindors fest, während er seinem Gesicht langsam näher kam. Er erkannte Unsicherheit, Scheu, aber auch Ungeduld und Erregung. Und dann sah er nichts mehr in den blauen Seelenspiegeln, denn er schloss die Augen und senkte seine Lippen auf die des anderen. Sanft, zart, behutsam. Ohne Druck, Schwere und Zwang. Ganz leicht, vorsichtig, so, als könnte er ihn sonst zerbrechen. Es war ein reiner Kuss, unschuldig. Er verlangte nichts, sondern gab. Nähe, Geborgenheit, Leichtigkeit. Und als Draco spürte, wie sich die Arme des anderen um ihn legten und ihn näher zogen, erfüllte ein Gefühl der Wärme seinen ganzen Körper. Dann traf er eine Entscheidung… Allmählich löste er den Kuss, entfernte sich aber nur soweit von seinem Gegenüber, dass sie einander in die Augen sehen konnten. Die blauen Seelenspiegel enthüllten Nervosität, waren aber gleichzeitig so weich, dass es Draco kurz die Luft nahm. Bevor er zum Sprechen ansetzte, räusperte er sich. „Iss morgen Abend mit mir…“ „Was?“, flüsterte der Griffindor ungläubig. Der junge Malfoy brachte etwas mehr Abstand zwischen sie, ließ den anderen aber nicht los. „Ich…finde, wir sollten uns…unterhalten. Ich lad dich zum Essen ein...Ron…“, erläuterte er anschließend seine vorherigen Worte, wobei es ihn selbst überraschte, wie problemlos ihm der Name des anderen über die Lippen floss. „Ich…was?“ Die blauen Augen blickten ihm leicht überfordert entgegen. „Hast du neuerdings einen Hörfehler?“ Draco runzelte angespannt die Stirn. Hatte er sich vielleicht geirrt? Irgendeine Grenze überschritten? Neben denen, die er sowieso schon überschritten hatte? „Ich…nein…“ Ron lächelte ihn mit einem leichten Kopfschütteln an. „Es klingt nur irgendwie…ich bin mir nicht sicher, ob ich’s mir nur eingebildet hab, aber wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich annehmen, du hast mich gerade das erste Mal überhaupt bei meinem Vornamen genannt…“ Der Griffindor kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf, während immer noch eine zarte Röte auf seinen Wangen lag. „Das ist dir also aufgefallen, ja?“, grinste Draco den anderen an. „Hast du den Rest auch gehört?“ Ein Nicken. „Und, was meinst du?“ „Reden sollten wir wahrscheinlich…irgendwie…aber…ein gemeinsames Essen…im Ernst? Wie bei…also bei…“ Ron senkte, mit sich zaudernd, den Blick. „Wie bei einem Date?“, warf der Slytherin helfend ein, wofür er erneut ein Nicken erntete. „Ja, wie bei einem Date.“, erläuterte er. „Obwohl…na ja…nicht nur wie bei einem. Es wäre eines. Wenn du willst…“ Draco hoffte inständig, dass er es damit nicht zu weit trieb. „Okay…“, antwortete der junge Weasley stockend und darauf bedacht, dem Blick des anderen möglichst nicht zu begegnen. Was den blonden Malfoy amüsiert den Kopf schütteln ließ. Draco lehnte sich nach vorn und stützte sich mit einem Arm an der Wand ab, sodass er wieder so nah vor seinem Gegenüber stand, dass dieser ihn einfach ansehen musste. „Weißt du, dafür, dass du sonst immer so eine dermaßen große Klappe hast, bist du heute ganz schön zaghaft…“, grinste er ihm amüsiert entgegen, woraufhin sofort das vertraute Funkeln in die blauen Augen zurückkehrte. „Ach, halt doch den Rand. Dämlicher Slytherin...“,brachte Ron sogleich entnervt hervor, wobei er ein schwaches Lächeln nicht ganz unterdrücken konnte. „Dämlicher Slytherin also, mh?“ Es war nur ein Flüstern. „Ja…“, entgegnete Ron ebenso leise, bevor er sich dem anderen ein kleines Stück entgegenlehnte und sich ihre Lippen wie von selbst fanden. Es war nur ein kurzer Kuss. Doch er war Draco als Antwort absolut genug. „Okay, dann essen wir morgen Abend zusammen. 8 Uhr.“, verkündete der blonde Schönling mit fester Stimme. „Und jetzt solltest du an die Arbeit gehen. Ich hab dir was zum Saubermachen aufgehoben.“ Mit einem Augenzwinkern wandte er sich von dem anderen ab und wollte die Küche verlassen. „Draco?“ Als er seinen Namen hörte, blieb er abrupt stehen. Wow. Seinen Namen ausgerechnet von Ron Weasley zu hören war wirklich…ungewohnt. Es hatte sich eindeutig etwas verändert. Und er konnte nicht bestreiten, dass es ihm gefiel. Schließlich drehte er sich um. „Ja?“ „Äh…ach…nichts… Ich…geh dann mal an die Arbeit…“, winkte Ron kopfschüttelnd ab und machte sich an seine Aufgaben. Draco begab sich zurück in den Barbereich und setzte sich erneut vor seine Unterlagen. Doch irgendwie konnte er sich jetzt noch weniger konzentrieren als vorher. Abwesend fuhr er mit den Fingern über seine Lippen. Dann begann er einfach damit, das Essen für den nächsten Tag zu planen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)