Choppers Vorweihnachtsfreuden von Duchess (ein kleiner Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 6: 6. Dezember - Die Grippe geht um ------------------------------------------- „HATSCHI!“ „Gesundheit, Herr Doktor!“ Robin saß an Choppers Bett und reichte der blauen Schnupfnase ein weiteres Taschentuch. Warum er? Warum hatte ausgerechnet er als Doktor sich nun eine Grippe eingefangen? Dabei war er doch immer so sorgsam. Jetzt lag er mit einer andauernd laufenden und dennoch vollkommen verstopften Nase, verquollenen Augen und schmerzendem Kopf und Hals in seiner Koje. Die Decke bis unters Kinn hochgezogen, einer Wärmflasche auf dem Bauch und zwei an den Seiten, einen kühlenden Waschlappen auf der Stirn und derzeit dem Fieberthermometer unter der Zunge lag er da und versuchte angestrengt einzuschlafen. Gestern war noch alles in Ordnung, doch als er heute Morgen erwachte war ihm so übel, dass er dankbar war, als seine Peristaltik endlich rückwärts gearbeitet hat. Nur Magensäure hinterließ zwar einen ziemlich fiesen Geschmack und förderte auch ein wenig seine Halsschmerzen, aber danach war ihm schon viel besser und er konnte noch einmal kurz schlafen. Glücklicherweise war Sanji zu diesem Zeitpunkt bereits wach und bekam mit was los war und auch, dass Chopper schon wieder schlief, als das Frühstück fertig war. Daher weckte er die Jungs dieses Mal auf eine eher schonende Art und Weise, indem er den tief schlafenden Ruffy kurzerhand packte, Arme und Beine verknotete, an Deck trug, ihm ein Brötchen in den Mund stopfte und somit weckte. Ruffys Hunger-Schrei blieb auf diese Weise aus. Die anderen weckte er durch ein einfaches Rütteln an der Schulter. Alle bis auf Chopper. Es war bereits Mittag als Robin kam, alle Fenster aufriss um zu lüften und Chopper vorsichtig anstubbste. Er hatte zwar so rein gar keine Lust etwas zu essen, aber eine mitgebrachte Zwiebackscheibe aß er dann doch noch ganz bedächtig und mit sehr viel Kamillentee. Das bisschen Kauen kostete ihm schon einiges an Kraft, doch der Tee tat ihm gut, das spürte das kleine Rentier. „Wieso nur ich?“, stöhnte er leise. „Naja, du warst doch gestern beim kranken Nikolaus. Vielleicht hast du dich da ja angesteckt?“ Robin lächelte ihn freundlich an und erneuerte den Waschlappen. Jetzt stöhnte Chopper noch gedehnter. Ja natürlich. Der Nikolaus hatte gestern auch Grippe. Trotzdem war es fies, dass ausgerechnet er sich angesteckt hatte. Ruffy und Brook waren doch auch dabei. Warum haben die sich denn nicht angesteckt? Dann wäre er der Arzt gewesen und hätte ihnen vorschreiben können, dass sie im Bett bleiben müssten. Jetzt musste er sich das selbst vorschreiben. Robin schloss mit Hilfe ihrer Teufelskräfte die Fenster wieder und fuhr Chopper sanft mit ihren kühlen Fingern durch das Kopffell. „Versuch wieder zu schlafen, Chopper. Schlafen und viel Trinken ist das Beste was du tun kannst um wieder gesund zu werden. Verdrießlich schmollend schaute sie Chopper an. Doch Robin lächelte unnachgiebig zurück. „Ich werde dir eine kleine Geschichte erzählen, wenn du möchtest“, schlug Robin vor. Sofort durchfuhr Chopper ein Ruck. „Oh ja!“, rief er und sah sie erwartungsvoll an. „Ok.“ Sie setzte sich rüber ans Kopfende von Choppers Bett und bettete den Kopf des kleinen Rentiers auf ihrem Schoß. „Also, diese Geschichte habe ich erst gestern in einem Weihnachtsbuch gelesen. Sie handelt von einer kleinen Tanne, die nahe des Waldrandes zwischen zahlreichen anderen Tannen stand. Von ihrem Platz aus konnte sie sehr gut in dunklen Winternächten über eine Schneebedeckte Wiese in das hell erleuchtete Wohnzimmer der Försterfamilie sehen. Jedes Jahr kurz vor Weihnachten kam der Förster mit seinen beiden Kindern und einem Schlitten über die Wiese und schlug eine der Tannen. Sie spannten die Tanne dann auf ihren Schlitten und zogen ihn zum ihrem Haus. Dort schüttelten sie dann den Schnee von den Ästen und trugen die Tanne in ihr Wohnzimmer. Neidisch sah die kleine Tanne dann immer dabei zu wie ihr Verwandter im Haus reich geschmückt wurde. Kugeln, Glöckchen, Strohsterne, viel Lametta und vor allen Dingen viele bunte Lichter verzierten diese Tanne jedes Jahr. Und jedes Jahr tanzten und freuten sich die Kinder und die Försterleute über den schönen Baum. Die Menschen mochten offenbar diesen Baum, wenn sie ihn extra so unglaublich schön schmückten und ihm zu Ehren lachten und tanzten. Die älteren Tannen hatten ihm erzählt, dass die Menschen diese Tanne ‚Weihnachtsbaum‘ nannten und dass es etwas ganz Besonderes sei ein Weihnachtsbaum zu werden. Daher hofften auch immer alle Tannen, wenn der Winter kam, dass der Förster kam und sie erwählte. Sie gaben sich alle Mühe besonders gerade zu wachsen und reckten immer stolz ihre Äste, wenn es wieder soweit war. Auch die kleine Tanne machte da keine Ausnahme. Sie gab sich alle Mühe, doch die anderen Tannen lachten sie aus, dass sie viel zu klein sei. Und jedes Jahr ging der Förster an ihr vorbei. Und jedes Jahr sah die kleine Tanne traurig einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmerfenster. Eines Tages jedoch suchte ein Rotkehlchen unter den Zweigen der kleinen Tanne Schutz vorm Schnee und sah wie traurig die kleine Tanne war. „Warum bist du so traurig?“, sprach es. „Ach, ich wäre so gerne auch einmal so ein Weihnachtsbaum, der geschmückt wird und um den die Kinder tanzen und lachen“, seufzte die Tanne. Doch das Rotkehlchen sah ihn schief an. „Aber diese Ehre ist nur von unglaublich kurzer Dauer. Weißt du, ich kann fliegen und ich seh jedes Jahr, wenn Schnee und Eis beginnen zu tauen, dass auf der anderen Seite des Hauses eine vertrocknete Tanne liegt, deren Nadeln alle allmählich abfallen. Hin und wieder hängen an ihren Zweigen noch Reste von Lametta. Ein Weihnachtsbaum zu sein bedeutet, dass du auch schon bald nicht mehr am Leben sein wirst. Willst du das wirklich? Willst du nicht leben?“ Die kleine Tanne musste nicht lange überlegen um dem Rotkehlchen eine Antwort zu geben. „Nein, natürlich möchte ich leben, aber es ist mein allergrößter Traum, einmal in meinem Leben so schön geschmückt zu werden und jemanden um mich tanzen zu sehen und so viel lachen zu hören.“ Das Rotkehlchen nickte und rieb sich tröstend am Stamm der kleinen Tanne. „Wenn das dein allergrößter Traum ist, dann hoffe ich für dich, dass er in Erfüllung gehen wird“, sprachs, steckte den Kopf unter den Flügel und schlief eng angekuschelt langsam ein. Die Tage vergingen und seitdem besuchte ihn das Rotkehlchen jeden Tag. Eines schönen Nachmittags kam dann auch der Förster mit Schlitten und Kindern. Die kleine Tanne gab alles um dieses Jahr größer und kräftiger zu wirken als all die anderen Tannen. Doch wieder nahmen sie eine andere Tanne mit sich. Und wieder sah die kleine Tanne traurig durchs Wohnzimmerfenster. Das Rotkehlchen schmiegte sich dann wieder tröstend an den Tannenstamm. „Sei bitte nicht so traurig. Ich bin auf jeden Fall hier bei dir und glaube mir, ich freue mich, dass es dich gibt!“ Die kleine Tanne schniefte und fühlte sich tatsächlich etwas besser. Weitere Tage vergingen und irgendwann verschwand auch der Weihnachtsbaum wieder aus dem Wohnzimmer. Doch der Schnee blieb. Er blieb länger als sonst. Der kleinen Tanne machte dies wenig aus, doch seine Freundin das Rotkehlchen wurde immer nervöser und schwächer. „Was hast du, Rotkehlchen?“, fragte die Tanne. „Ach, ich finde unter all dem Schnee immer weniger Futter. Ich weiß nicht mehr wo ich noch suchen könnte. Wenn der Schnee noch länger bleibt, könnte dies mein letzter Winter hier auf Erden gewesen sein. Aber kleine Tanne, ich verspreche dir, wenn ich zum letzten Mal in den Himmel fliege werde ich deinen Wunsch mit hinauf nehmen und dann wirst du bestimmt eines Tages zu einem wunderschönen Weihnachtsbaum“, versprach das Rotkehlchen und schloss die Augen um zu schlafen. Und plötzlich verspürte die kleine Tanne eine noch tiefere Traurigkeit, als die Trauer darüber vielleicht nie ein Weihnachtbaum zu werden. So betete sie im Stillen ‚Oh Herr des Waldes, bitte lass meine Freundin nicht sterben, ich gebe dafür auch meinen Wunsch auf ein Weihnachtsbaum sein zu wollen!‘ Sacht bog die Tanne dann ihre Zweige zusammen um das Rotkehlchen besser vorm Schnee und der Kälte zu schützen. Am nächsten Morgen zog der Förster wieder seinen Schlitten hinter sich her in Richtung Wald. Auf dem Schlitten war Heu hoch aufgetürmt. Als die Kinder ihm hinterher laufen wollten hielt der Förster jedoch die Hand hoch und rief ihnen zu, dass sie daheim bleiben sollten. Er müsse die Rehe im Wald füttern gehen, da diese sonst bei diesem strengen Wetter verhungern würden. Dann zog er weiter und die Kinder sahen sich entsetzt an. „Die Tiere müssen verhungern?“, sprach das eine Kind. „Aber Vater füttert nur die Rehe! Was ist denn dann mit den anderen Tierendes Waldes?“, fragte das andere. „Komm, ich habe eine Idee!“ Und schon liefen sie zurück ins Haus. Die kleine Tanne hatte alles gehört und machte sich Sorgen. Hoffentlich schmolz der Schnee bald, dass seine kleine Freundin nicht verhungern müsse. Einige Zeit später kamen die beiden Kinder zurück. Jedes mit einer Schüssel in der Hand. Sie sahen sich suchend im Wald um und liefen dann zielstrebig auf die kleine Tanne zu. „Die hier ist perfekt!“ „Ja das ist sie!“ Und schon begannen sie die Tanne zu schütteln, so dass das Rotkehlchen verwirrt und verängstigt auf einer anderen Tanne Schutz suchte. Der Schnee fiel von der verblüfften kleinen Tanne ab, so dass all ihr prächtiges Grün zum Vorschein kam. Kaum war dies geschehen, da nahmen die Kinder Kugeln, die in Netzen hingen und kleine Ringe aus ihren Schüsseln und banden sie an die Äste der kleinen Tanne. Plötzlich wurde der kleinen Tanne ganz anders, als sie das Gewicht an ihren Zweigen spürte. Als die Kinder fertig waren freuten sie sich über ihr Werk und gingen dann wieder ins Haus. Kaum waren die beiden aus der Sichtweite kamen auch schon die ersten Tiere angeflogen, die das Geschehen beobachtet hatten und pickten vorsichtig an den Kugeln. Kohlmeisen, Blaumeisen, Amseln und viele andere Vögel sprangen durchs Geäst und freuten sich über das Futter. Sie tanzten und lachten, weil sie nun nicht mehr hungern mussten. Es dauerte auch nicht lange und das erste Eichhörnchen sauste den Stamm der kleinen Tanne hinauf. Dies kitzelte die Tanne so sehr dass sie lachen musste. Sie freute sich über alle Maßen, dass ihr so viele kleine Tiere Gesellschaft leisteten. Plötzlich kam auch seine Freundin das Rotkehlchen und ließ sich auf seinem Stammplatz nieder. „Oh kleine Tanne“, rief es fröhlich „schau nun bist du auch ein Weihnachtsbaum!“ „Ja, du hast Recht! Aber weißt du was noch schöner ist?“ Das Rotkehlchen legte den Kopf zur Seite. „Was denn?“ „Du musst nun auch nicht mehr hungern und kannst so noch lange bei mir bleiben!“ Das Rotkehlchen lachte vergnügt. „Ja und du bist der erste und soweit ich weiß einzige Weihnachtsbaum, der im Frühjahr nicht sterben muss!“ Und da die Kinder so einen Spaß an ihrem eigenen kleinen Tierweihnachtsbaum im Walde hatten, banden sie der Tanne eine rote Schleife um den Stamm und schmückten sie jedes Jahr von neuem mit Futter für die kleinen Waldtiere.“ Nachdem Robin geendet hatte, sah sie Chopper nachdenklich an. „Ihr Wunsch hat sich erfüllt“, meinte er schließlich. Robin lächelte. „Ja das stimmt. Nicht auf die Art wie es sich die Tanne vorgestellt hatte. Aber ihr Traum hat sich erfüllt. Vielleicht aber auch nur, weil die Tanne bereit war ihren Traum für einen Freund zu opfern.“ „Ob Ruffy das auch machen würde?“ „Du meinst, seinen Traum für uns zu opfern?“ Chopper sah auf seine Hufe. „Ich will nicht, dass er für mich seinen eigenen Traum aufgibt“, meinte Chopper. „Mhm. Aber die Geschichte endet doch eigentlich damit dass alle glücklich werden. Und vielleicht ist am Ende ja genau dies das große Geheimnis über Lebensträume.“ Robin zog die Decke ein Stückchen höher. Er war müde und spürte, dass ihn der Schlaf bald übermannen würde. „Danke für die Geschichte Robin.“ „Gern geschehen, Herr Doktor. Jetzt schlaf schön und kurier dich aus!“ Sacht legte sie seinen Kopf von ihrem Schoß auf das Kopfkissen und wandte sich zum Gehen. Doch als sie schon an der Tür war hielt Chopper sie noch einmal kurz auf. „Robin?“ Lächelnd drehte sie den Kopf noch einmal zurück. „Mhm?“ „Auf Englisch heißt Rotkehlchen auch Robin…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)