Vom Dunkel und vom Licht von Vanhia (Das unaufhörliche Streben nach Glück und die Kellen die das Leben gibt) ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 - Ein überraschender Schlafgast ---------------------------------------------------- „Hey Naruto, wo kommst du denn her?“ Irritiert verschränkte der junge Genin seine Hände hinter seinem Kopf. „Na von draußen, woher denn sonst?“ Verdutzt sah ich ihn einen Moment lang an. „Was ist denn? Warum guckst du denn so, Haruka?“ Seine Stimme nahm dabei einen leicht quängelnden Unterton an. „Oh, tut mir leid. Ich habe nur nicht mit der Antwort gerechnet. Eigentlich ist es ja klar woher du kommst.“ Etwas unbeholfen, zeigte ich in Richtung der Treppen. „Nun, was kann ich für dich tun?“ „Naja ich habe doch gefragt, ob ich vorbeikommen und dir von meiner Prüfung erzählen kann. Oder bist du gerade beschäftigt?“ Neugierig stellte er sich auf die Zehenspitzen und versuchte an mir vorbei ins innere der Wohnung zu sehen. Ganz schön freches Kerlchen, tönte es in meinem Kopf. 'Ja, das stimmt.' Amüsiert hob ich eine Augenbraue und verschränkte die Arme, wobei ich meinen Körper so drehte, dass der Blonde, der beträchtlich kleiner war als ich, nicht an mir vorbei sehen konnte. Frustriert gab es der kleine Chaot bald darauf auf und blies frustriert die Wangen auf. „Nein ich bin nicht beschäftigt, aber du solltest nicht versuchen bei anderen Leuten ungefragt in die Wohnung zu sehen. Das mag nicht jeder.“ Grinsend blinzelte ich ihm zu und trat dann einen Schritt zur Seite. „Na los komm rein, ich bin schon ganz neugierig.“ In Gedanken überprüfte ich noch einmal meine Räumlichkeiten auf Kindertauglichkeit. Bhs? Die lagen ordentlich in meinem Schrank. Schmutzwäsche lag im Wäschekorb, die Höschen unter den größeren Stücken verborgen. Meine Ausrüstung hatte ich in den Schrank geworfen. Gut. „Es ist etwas unordentlich, weil ich gerade erst heim gekommen bin, aber ich denke darüber schaust du hinweg, oder?“ Hörte ich mich laut sagen, wobei das eigentlich überflüssig war. Ich besaß nicht annähernd genug Kram, um mir darüber wirklich ernsthafte Sorgen machen zu müssen. „Na klar, mach ich, kein Problem.“ Verkündete er fröhlich, als er an mir vorbei stampfte. „Hier wohnst du also, ja?“, neugierig sah er sich um. „Ja.“, erwiderte ich schlicht. Ein wenig verlegen zog er sich seine Sandalen aus und stand unschlüssig im Flur. Nun, nachdem er sein Ziel erreicht hatte, nämlich von mir in die Wohnung gelassen zu werden, bröckelte seine Maske des unantastbaren Ninjas merklich. 'Alles in allem ist er doch ein Kind', dachte ich amüsiert. „Hast du Hunger, Naruto? Ich habe gerade überlegt etwas zu kochen.“ Wie auf Bestellung begann sein Magen zu knurren. „Hast du Nudelsuppe?“, fragte er hoffnungsvoll. „Nein, leider nicht.“ Er ließ den Kopf merklich hängen und mir fiel ein, dass während einer meiner Sprachstunden bei Iruka dieser einmal erwähnt hatte, dass der Junge Nudelsuppe beinahe über alles liebte. „Wenn du willst können wir zu Ichiraku eine Nudelsuppe essen gehen, oder wir schauen erst einmal, was mein Kühlschrank hergibt. Wenn es dir nicht schmeckt, lade ich dich auf eine Nudelsuppe ein. Na was hältst du davon?“ Mein Vorschlag ließ ihn einen Moment überlegen. „Kannst du nicht etwas kochen und mich trotzdem irgendwann auf eine Suppe einladen?“, er grinste mich schief an. „Abgemacht.“, lachte ich und ging mit ihm zusammen in die Küche. „Du hast aber eine kleine Wohnung“, bemerkte er überrascht. „Wie kommst du darauf?“Während ich auf seine Antwort wartete bewegte ich mich bereits in Richtung des Kühlgeräts um herauszufinden, was ich eigentlich zum Kochen im Hause hatte. „Naja, ich habe im Flur nur drei Türen gesehen. Eine ist sicherlich das Bad, eines das Schlafzimmer und das hier ist die Küche. Bei mir gibt es noch ein Zimmer mehr. Ich benutze das immer zum üben.“ „Ach weißt du, ich brauche eigentlich nicht so viel Platz, ich bin schließlich viel draußen unterwegs.“, erklärte ich ihm und dachte an die vergangenen Tage. Von Frischluftmangel konnte da keine Rede sein. „Was willst du essen? Ich könnte Nudeln und eine Fleischsoße kochen, oder ein Omelett?“ Mit einem Blick in den Kühlschrank stellte ich fest, dass außer den beiden Möglichkeiten auch nichts anderes in Frage kam. Typisch für einen Singlehaushalt war der nämlich bis auf ein Paket Eier, etwas Fleisch, Käse, einer Flasche Milch, einer einsamen Tomate und eine noch einsamere Paprika leer. „Was ist denn ein Omelette?“, tönte Naruto mit fragendem Gesicht. Na da hatte ich ja etwas gesagt. „Hm, ich denke es ist vielleicht ähnlich zu Okonomiyaki, nur mit Eiern statt Kohl. Kannst du dir das vorstellen?“ „Eher nicht so“, antwortete er skeptisch. „Wollen wir es testen? Ansonsten steht immer noch die Abmachung mit der Suppe.“ „Abgemacht, weißt du was Haruka?“ „Nein, was denn?“ Ich schaute hinter der Kühlschranktür hervor, als ich aus dem Gerät gerade die kläglichen Reste des letzten Einkaufs herausnahm. Naruto hatte sich an den Küchentisch gesetzt und starrte verlegen zur Zimmerdecke. „Du sprichst unsere Sprache schon total gut, echt jetzt.“ Dann sah er mich an und lachte. „Aber du hast ja auch bei Sensei Iruka Nachhilfe genommen. Oder?“ „Das stimmt, woher weißt du das?“, fragte ich überrascht und balancierte den Eierkarton etwas wackelig zum Küchentisch. „Naja, er hat es mir erzählt. Als ich heute morgen von meiner Mission zurückgekommen bin, habe ich ihn getroffen.“ „Daher hast du also die Information, ganz ein Ninja. Nun sag mir aber mal, hast du großen oder klei-“ abermals meldete sich sein knurrender Magen. „Gut, also seeeeeeeeehr großen Hunger“, grinste ich. „Komm wir schneiden die Sachen zusammen klein, dann geht es schneller.“ Ich legte ihm ein Schneidebrett wie auch ein Messer vor die Nase, und ging mit dem Gemüse noch einmal zur Spüle um es sorgfältig abzuwaschen um sie dann vor ihm auf den Tisch zu legen. „Fang du schon mal an die Sachen in kleine Stücke zu schneiden. Ich such derweil mal die Pfannen.“ Tatsächlich gestaltete sich diese Aufgabe schwieriger als erwartete, da ich mich einfach nicht erinnern konnte in welchen Schrank ich die gusseisernen Tiegel beim letzten Mal gepackt hatte. Schließlich fand ich sie zusammen mit dem zweiten Küchengegenstand meines Verlangens: einer Schüssel. Als ich mich zu dem Blonden umdrehte musste ich mir ein Lachen verkneifen, denn er hatte das Gemüse bereits in kleine Stücke geschnitten. In Klitzekleine. Naruto bemerkte meinen verdutzten Blick und sah etwas betrübt auf sein Brett. „Hab ich was falsch gemacht?“ „Was? Nein, ich habe nur gerade gedacht, dass du sie wirklich sehr fein geschnitten hast. Ich hab dafür immer keine Geduld.“ Ich ging zum Tisch zurück und hockte mich neben ihn. „Das hast du super gemacht.“, lobte ich ihn und wurde mit einem Lächeln belohnt. „Was kommt jetzt“, fragte er aufgeregt. „Nun jetzt müssen wir die Eier hier in die Schüssel schlagen“ Ich machte es vor, und zerbrach zuerst die Schale am Rand des Gefäßes, das ich vor uns auf den Tisch gestellt hatte und ließ dann das Innere der Eierhülle hinein laufen. „Gut und jetzt ich!“, aufgekratzt wie er war, zerdrückte der junge Shinobi das Ei komplett, so dass es zusammen mit ein paar Schalen in unserem zukünftigen Essen landete. Vergnügt versuchte er die Eierschalen mit einer Gabel, die ich ihm reichte, wieder herauszufischen. In der Zwischenzeit, schnitt ich das Schweinefleisch klein und erhitzte Öl in der Pfanne. „Weißt du Naruto, ich mag es wenn es ein wenig knuspert beim essen. So schlimm sind die paar Eierschalen auch nicht. Tun wir unsere Zutaten dazu und schauen, was draus wird.“ Wir rührten die Eier gut durch und ich überließ es Naruto die Anteile zu bestimmen, wie viel von welcher Zutat in die Masse kam. Sie fiel Ernüchternd aus und ich beschloss ein Machtwort zu sprechen, denn wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte es Omelett mit Schweinefleisch gegeben. Nur mühsam konnte ich ihn überzeugen auch Tomate, Paprika und Käse mit hinein zu tun. „So jetzt noch etwas Salz und Pfeffer..“ „Du Haruka, deine Pfanne kohlt.“ „Wie bitte?“ „Deine Pfanne... sie verkohlt.“ Entsetzt drehte ich mich um und tatsächlich, aus der Pfanne stiegen riesige schwarze Rauchschwaden auf. Dann ertönte ein beinahe sanftes 'Puff' und eine Stichflamme schoss hervor. Mit einem erstickten Schrei riss ich die Pfanne vom Herd und ließ einen Deckel darauf fallen um dem Feuer die Sauerstoffzufuhr abzuschneiden. Naruto indessen sah mir mit dem ungläubigsten Gesicht zu, das ich je gesehen hatte. „Also Omelette ist anscheinend ein ziemlich gefährliches Essen“, bemerkte der Blonde trocken. Wortlos sahen wir uns wie zwei Schafe an, bis der Junge plötzlich schallend zu lachen anfing und samt Stuhl nach hinten kippte. „Gott Haruka, dein Gesicht, das müsstest du sehen! Das ist so komisch.“ Japsend hielt er sich den Bauch, während ich mich verlegen den Kopf kratzte. „Also das ist mir noch nie passiert“ Dann stimmte ich in sein Gelächter ein, denn es war besser die ganze Sache mit Humor zu nehmen. Nachdem wir uns wieder einigermaßen beruhigt hatten betrachtete ich die Pfanne doch etwas betrübt. Die war wohl hinüber. „Na dann, Naruto“, verkündete ich, nachdem ich das verkohlte Küchengerät entsorgt hatte. Natürlich nicht ohne sicherzugehen, dass es soweit abgekühlt war, dass es nicht auch noch den Rest des Apartments in Flammen aufgehen ließ. “Ich hole die andere Pfanne und wir versuchen es ein zweites Mal“ Der zweite Anlauf klappt zu meinem Glück ohne Zwischenfälle und schon bald, saßen Naruto und ich vor zwei gigantischen Omeletts. Dazu hatte ich etwas Orangensaft und etwas Wasser auf den Tisch gestellt. Nervös beobachtete ich den kleinen Ninja, als er den ersten Bissen nahm. Die Eierspeise war hier nicht sonderlich verbreitet, und vielleicht mochte er es gar nicht. „Das ist ja mal voll lecker Haruka! Fast so gut wie Ichirakus Nudelsuppe.“, lautete sein Urteil und bevor ich auch nur ein Viertel gegessen hatte war sein Omelett komplett verschwunden. Er hatte wirklich einen beachtlichen Appetit und mir entging auch der Blick nicht, mit dem er auf den Rest meines Essen schaute. „Puh, ich kann nicht mehr..“, stöhnte ich gespielt und rieb mir den Bauch. „Was mach ich jetzt nur damit?“ „Wenn du es nicht mehr willst, kann ich es ja essen.“ „Na klar, ansonsten müsste ich es vielleicht wegwerfen, denn aufgewärmt schmeckt es nicht.“ Nachdenklich betrachtete ich, wie er den Rest meines Essens in einem Tempo verschlang bei dem mein eigener Magen wohl rebelliert hätte. „Puh, jetzt bin ich aber pappsatt“, stöhnte er und rieb sich seinen Bauch. „Wenn du noch mal Omelette machst, dann sag mir Bescheid, dann komm ich vorbei und helfe dir beim essen“, schelmisch grinste er mich an. „Oder, immer wenn du Omelette essen willst, kommst du einfach vorbei. Ich muss sagen, für jemanden zu kochen ist schöner als immer für sich allein.“ „Echt jetzt?“ Überrumpelt und mit offenem Mund sah er mich an. „Ja, natürlich. Naruto? Was ist denn los?“ „Naja, weißt du, das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Dass ich vorbeikommen soll, meine ich. Bisher haben mich die Leute immer angeguckt wie ein Monster und mittlerweile weiß ich auch wieso.“ Traurig starrte er vor sich auf den Teller. „Was meinst du?“, hakte ich nach. Naruto begann zu erzählen. Erst langsam, stockend und leise, dann immer freier, was er während der letzten vier Wochen erlebt hatte. Angefangen hatte es an dem Tag seiner Geninprüfung. Zwar hatte die Geschichte über die, von Naruto, gestohlene Schriftrolle bereits von Hiruzen grob erzählt bekommen, aber dass es Narutos eigener Lehrer gewesen war, der ihn dazu angestiftet hatte, war mir neu. Als Naruto über Mizuki, seinen Sensei sprach, stockte er ein paar Mal und ich wusste, wie schwer es ihm fiel, das Ganze noch einmal hochzuholen. Für den Jungen war der Hass, mit dem der ältere Ninja ihn angesehen hatte, ein Schock gewesen. Vor allem, weil er nicht einmal den Grund gekannt hatte. „Weißt du, in mir drin wurde ein Dämon versiegelt, der neunschwänzige Fuchs. Er hat damals das Dorf angegriffen und es beinahe zerstört. Ich habe früher nie verstanden, wieso mich die Leute so komisch angesehen haben. Aber als Sensei Mizuki mir das mit dem Siegel erzählt hat, konnte ich es irgendwie verstehen und...“ Kopfschüttelnd brach er ab. Ich nutzte die Pause des Blonden um die Teller vom Tisch zu räumen und ein wenig Frischluft in die Küche zu lassen. Der junge Shinobi war tief in Gedanken versunken und ich war mir nicht sicher, ob ich nun meinerseits das Wort ergreifen sollte. „Jeder der mich sieht muss an die Menschen denken, die er durch den Neunschwänzigen verloren hat, deswegen hassen sie mich so sehr,“ sprach er plötzlich weiter. „Der Hokage der vierten Generation hat dieses Monster in mir eingesperrt. Aber warum gerade in mir? Ich hasse diesen Fuchs! Wegen ihm hassen mich alle“, rief der Blonde plötzlich wütend. Mitfühlend sah ich ihn an. Ich konnte mir gut vorstellen wir er sich fühlte, auch weil seine Emotionen deutlich von seinem Gesicht abzulesen waren: Trauer. Wut. Angst. Hilflosigkeit und das schlichte Bedürfnis von jemanden geliebt zu werden. „Den Fuchs hassen auch alle. Vielleicht ist er so böse, weil er auch einsam ist.“, bemerkte ich sanft. „Wieso sollte er? Er ist ein Ungeheuer!“, aufgebracht sprang er auf. Beschwichtigend hob ich die Hände. „Naruto, es ist ein Fuchs nicht wahr? Und ein Fuchs, ob nun Dämon oder nicht, ist ein Bewohner dieser Welt, richtig?“ Zustimmend, aber mit aufgewühlten Gesichtsausdruck nickte er. „Menschen neigen dazu, alles zu verurteilen, das sie nicht beherrschen oder unterdrücken können. Alles was in irgendeiner Art mehr Macht hat als sie selbst macht ihnen Angst. Und Angst führt meistens zu Hass. Wenn ein Mensch oder ein Tier immer nur gehasst wird, begegnet es seinem Umfeld irgendwann mit genau dem gleichen Gefühl.“ „Aber die Leute sollen keine Angst vor mir haben. Sie sollen mich nicht hassen. Ich will, dass sie mich akzeptieren und anerkennen“, trotzig funkelte er mich an. Aus einem Gefühl heraus, fuhr ich ihm durch die Haare, dass noch widerspenstiger als üblich von seinem Kopf abstand. Zusammen mit den Narben in seinem Gesicht, hatte er selbst etwas von einem Fuchs, aber den Kommentar verkniff ich mir. „Dass du das so siehst, macht dich zu etwas Besonderem, Naruto. Leider gibt es dafür keinen einfachen Weg, alles was ich dir sagen kann ist: Sei du selbst, verliere dein Ziel nicht aus den Augen und schütze die Menschen die dir etwas bedeuten. Dann werden sie dich anerkennen, aber es braucht leider immer etwas Zeit.“, sagte ich nachsichtig zu ihm und er beruhigte sich wieder. Zwar sah er es nicht ein, wieso er den Geist in sich in irgendeiner Form akzeptieren solle, aber ich gab die Hoffnung nicht auf, dass er irgendwann erkannte, dass die Menschen sich ihre Monster alleine schufen. Mit einem Blick aus dem Fenster, wurde mir klar, wie spät es schon geworden war, denn draußen zeigte sich bereits der Mond am Himmel. Mühsam verkniff ich es mir, einen Blick auf die Uhr zu werfen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich heute früher ins Bett kam, aber so müde ich auch war, hatte ich doch das Gefühl, dass der Blonde seine Erlebnisse loswerden wollte und womöglich auch musste. Das Thema Dämonenfuchs ließ ich allerdings erst einmal beiseite und fragte ihn stattdessen, in welches Team er eingeteilt worden war und was für Missionen er bereits erlebt hatte. Wie ich erfuhr bestand seine Gruppe aus einem Jōnin, der Kakashi hieß, einem gewissen Sasuke und einer Sakura, bei der ich den Eindruck hatte, dass zumindest von Narutos Seite her, mehr dahintersteckte, denn als er von ihr sprach wurden seine Augen merkwürdig glasig. 'Da hat es den Jungen wohl ziemlich erwischt', schmunzelte ich. „...Und unsere erste Aufgabe war es Sensei Kakashi zwei Glöckchen abzunehmen..“ Naruto war so in seine Erzählungen vertieft, dass er mich komplett ausblendete und wild mit seinen Händen herumfuchtelte. Auch seine Mimik konnte ich nicht treffender als mit 'überraschend vielfältigen Gesichtsfasching' beschreiben. Nichts erinnerte mehr an den geknickten kleinen Shinobi, der einen Moment zuvor noch wie ein Häufchen Elend vor mir gesessen hatte. Lebhaft sprach er in dem einen Moment von Sakura, dem süßen Mädchen mit den langen rosa Haaren, dann wedelte er nur Sekunden später mit seiner Faust einem imaginären Sasuke drohend zu, weil er ihm in irgendetwas überlegen gewesen war. Fasziniert beobachtete ich die Darstellungen des jungen Ninja. Zwischen ihm und dem anderen Jungen schien eine Rivalität ausgebrochen sein und von Beginn an versuchte Naruto den Anderen zu übertrumpfen, was bisher wohl eher überschaubaren Erfolg gebracht hatte. „Aber ich hab schon total viele neue Sachen gelernt, die muss ich dir bei Gelegenheit mal zeigen', erklärte er gerade im Brustton der Überzeugung. „Kennst du eigentlich schon mein Sexy no Jutsu?“ „Ja Naruto, ich kenne es“, grinste ich vor mich hin. „Zeig mir bei Gelegenheit lieber etwas anderes.“ „Ach so, na dann“, einen Moment war er still. War er beleidigt? Ich hob eine Augenbraue und sah ihn abwartend an, doch bevor ich irgendetwas sagen konnte, redete er auch schon weiter über sein Team. Also war er nicht beleidigt, sondern hatte lediglich für den Bruchteil einer Sekunde den Faden verloren. Leise seufzend stützte ich das Kinn auf meiner Hand ab. Das mit dem 'früh ins Bett gehen' konnte ich vergessen. Sasuke nervte ihn wegen seiner abweisenden Art, Sakura hatte keine Augen für Naruto weil sie hinter dem Ersteren her war, wie der Teufel hinter der armen Seele. Und Kakashi kam immer zu spät. „Der ist schon ein komischer Typ, echt jetzt. Der hat uns einfach fünf Stunden warten lassen. Und der liest überall so ein merkwürdiges Buch, dann ignoriert er einen immer völlig!“ Nachdenklich verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und starrte an die Decke. „Aber weißt du was mich beeindruckt hat?“ „Nein, was?“ „Auf der Mission hat er etwas zu uns gesagt, das ich ziemlich toll fand.“ Die strahlend blauen Augen spiegelten das wieder was in seinem Inneren vor sich ging. Was auch immer sein Lehrer von sich gegeben hatte, auf den Jungen hatte es großen Eindruck gemacht. „Er hat gesagt: Ich werde nicht zulassen, dass meinen Freunden etwas passiert.“ Versonnen nickte ich. Naruto erzählte mir von seinen ersten Missionen. Besonders regte er sich über die Katze Tora auf, die wohl ihrer Herrin einmal mehr entlaufen war. „Dieses Vieh hat mir das ganze Gesicht zerkratzt echt jetzt, ich weiß gar nicht wie man so etwas mögen kann“, maulte er laut. Da er einen Moment brauchte um Luft zu holen, wollte ich ebenfalls etwas sagen, doch der Blonde war schneller. „Zum Glück heilen meine Wunden so schnell, sonst hätte ich jetzt ein Narbengesicht wie Sensei Kakashi“, nölte er weiter und ich gab es auf ihn unterbrechen zu wollen. 'Was solls,“ dachte ich ergeben und akzeptierte die endlose Wortflut des Jungen. „Dafür habe ich ein viel zu hübsches Gesicht!“ Hach ja. Ohne auf mich zu achten, als ich die Augen verdrehte, erzählte er von dem Auftrag der ihn in das Land der Wellen geführt hatte. Dort war 'Team Kakashi', wie Naruto es hin und wieder nannte, auf Zabuza getroffen. Der Mann war laut dem Genin ein verstoßener Shinobi aus dem Dorf Kirigakure und hatte den netten Beinamen 'Dämon des versteckten Nebels'. Während seiner Tätigkeit als Oi-Nin, was ich laut Narutos Beschreibung als äquivalent zu den Anbu einordnete, hatte er versucht die Regierung seines Dorfes zu stürzen. Doch sein Putsch scheiterte und der Ninja hatte das Dorf verlassen müssen um nicht selbst getötet zu werden. Auf seiner Flucht traf er den Waisenjungen Haku, der ein mächtiges Kekkei Genkai besaß und nahm ihn mit sich um ihn für seine Zwecke zu benutzen. Gebannt lauschte ich den Ausführungen des Blonden und war froh, dass ich bereits einen Einblick in die Welt des Chakra erhalten hätte, sonst wäre das Gespräch mehr als nur verwirrend gewesen, denn Naruto war nicht gerade ein strukturierter Erzähler. Der verstoßene Ninja hatte zusammen mit seinem Schützling Aufträge als Söldner angenommen, wobei ihr letzter ein Attentat auf den Brückenbauer Tazuna sein sollte, der die Inseln des Wellenreiches mit dem Kontinent verbinden wollte. Nach einem ersten Zusammentreffen der beiden Teams, bei dem sowohl Zabuza als auch Kakashi schwer angeschlagen worden waren, hatten sie einige Tage bei Tazuna, dem Brückenbauer, verbringen müssen, um sich zu erholen. Später waren sie ihnen noch einmal begegnet, als Zabuza und Haku ein weiteres Attentat auf die Schutzperson ausüben wollten. Naruto beschrieb alle Einzelheiten des Gefechts ziemlich farbenfroh und ich fühlte mich unangenehm an den Kampf mit Tenzou erinnert. Offensichtlich hatte ich recht gehabt, was seine Zurückhaltung anging, denn wenn man Naruto Glauben schenken konnte, enthielt ein üblicher Shinobikampf eher wenig Körperkontakt, dafür aber eine Unmenge an Jutsus. Der Kampf hatte damit geendet, dass Haku sich, um seinen Meister zu beschützen, vor Zabuza geworfen hatte und von Kakashi getötet worden war. Die ganze Geschichte war unendlich traurig und das wahre Ausmaß zeigte sich erst in dem Augenblick, als auch der ältere Söldner besiegt worden war. „Weißt du, eigentlich waren sie Beide immer allein, und als sie endlich jemanden gefunden hatten...“ Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten und sah mich dann mit einer bitteren Miene an. „So will ich niemals werden! Haku und Zabuza haben sich immer nur als Werkzeuge gesehen, aber das kann doch im Leben nicht alles sein, oder?“ Ein flehender Ausdruck trat in sein Gesicht, als er mich ansah. „Nun, Naruto“, begann ich zögernd.“Vielleicht hatten die Beiden vom Leben nichts mehr zu erwarten? Sag du es mir, ist ein Ninja ein Werkzeug?“ „Also ich will keins sein. Und wenn das der Weg eines Ninjas sein soll, ist der echt dämlich. Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Ich meine, man wird doch Ninja um stark zu werden und um die Menschen zu beschützen. Aber nicht um dann ein blödes Werkzeug zu sein.“ Heftig atmend sah er zu mir auf. „ Deswegen habe ich beschlossen meinen eigenen Weg des Shinobi zu finden.“ Einen Moment herrschte Stille. „Das ist eine sehr gute Idee. Behalte die Beiden in deinem Herzen und sehe sie als Mahnmal. Du hast von ihnen eine wichtige Lektion gelernt, auch wenn es traurig für Zabuza und Haku ist, dass sie erst bei ihrem Tod herausgefunden haben, welche Gefühle sie wirklich verbanden.“ Die Worte kamen von mir nur zögerlich. „So sind sie wenigstens nicht ohne dieses Wissen gestorben. Auch wenn es nur ein schwacher Trost ist, vielleicht haben sie so ihren Frieden gefunden.“ „Nein ich denke da genauso. Also, dass sie glücklicher waren, als sie es dann erkannt haben.“ Ernst sah der Genin auf sein Glas Orangensaft, das er zwischen seinen Händen hin- und herdrehte. 'Bin ich auch so gewesen, als ich noch ein Kind war?', fragte ich mich. Nein, deine Erfahrungen waren komplett andere. Man hat euch erst später auf Missionen geschickt, bei denen es um solche moralischen Zerwürfnisse ging. Oder bei denen ihr Menschen töten musstet. Mein innerer Begleiter hatte Recht, doch war ich mir sicher, dass Hiruzen kein Kind auf eine solche Mission geschickt hätte, wenn ein Angriff von einem ausgebildeten Elite-Ninja zu erwarten gewesen wäre. So wie Naruto es beschrieben hatte, ging ich davon aus, dass Tazuna bei seiner Schilderung der Umstände für die Begleitmission gelogen hatte, womit die Schwierigkeitsstufe und das zu zahlende Honorar sicherlich niedriger gewesen war. Bei dem Gedanken an so viel Ignoranz und Fahrlässigkeit spürte ich wie mein Blut zu kochen begann, denn der Mann hätte spätestens dann reinen Tisch machen müssen, als ihm klar geworden war, dass ihn Kinder begleiten sollten. „Wenn du immer daran denkst, kannst du deinen Weg selbst gestalten, Naruto. Wenn du kein Werkzeug sein willst, lass dich nicht zu einem machen.“ Beendete ich das Thema leise. Es war beinahe unheimlich, wie ernst er mich ansah, als er langsam nickte. Der Blonde war in den drei Wochen, die wir uns nicht gesehen hatten merklich reifer geworden. Doch wer wäre nicht ein gutes Stück erwachsener, wenn er mit der Frage nach dem eigenen Wert konfrontiert worden war. Als ich zur Toilette ging, überlegte ich, wie ich den Jungen eigentlich dazu überreden konnte, langsam den Heimweg anzutreten. Zwar mochte ich ihn wirklich gern und freute mich über das Vertrauen, dass er mir schenkte, doch ich war mittlerweile kurz davor auf dem Stuhl sitzend einzuschlafen. Aber konnte ich den Jungen einfach so in der Nacht draußen herumlaufen lassen? 'Vielleicht sollte ich ihn Heim bringen, dann müsste ich mir keine Sorgen machen', dachte ich während ich die Spülung betätigte und wieder in die Küche ging. Überrascht musste ich dort feststellen, dass mir die Entscheidung bereits abgenommen worden war, denn das Energiebündel saß zusammengesunken am Küchentisch und war mir, was das Einschlafen auf dem Stuhl anging, zuvorgekommen. 'Ein niedlicher Anblick', seufzte ich gedanklich. Ich mochte Kinder sehr und irgendwann hatte ich mir selbst eine kleine Familie gewünscht, aber das stellte im Augenblick keine Option mehr für mich dar. Mit wem auch? Vorsichtig nahm ich den Blondschopf hoch und war erstaunt, wie schwer er trotz seiner eigentlich, überschaubaren Größe und seiner ziemlich schmalen Statur war. Ihn einfach zu wecken, brachte ich nicht über mich, weswegen ich ihn einfach in mein Bett legte und für mich meinen Schlafsack unter dem Bett hervorzog. Seufzend rollte ich mich auf dem Boden zusammen und versuchte ebenfalls zu schlafen. Leider entschied sich mein Gehirn dazu, nun einen aktiven Part zu spielen. Mit hinter meinem Kopf verschränkten Armen sah ich hoch zur Zimmerdecke und fragte mich, ob ich vielleicht auch so geworden wäre wie der Ninja oder der Junge aus Kirigakure. Meine Gedanken eilten zurück zu der Zeit, als ich selbst noch so etwas wie ein Genin gewesen war. Den größten Unterschied markierte die Tatsache, dass unsere aktiven Einsätze nicht mit zehn, sondern mit fünfzehn Jahren begonnen hatten. Zusammen mit meinem Team hatte ich viele Missionen bestritten, von denen einige Erkundungsmissionen, andere jedoch Einsätze gegen aktive terroristische Gruppierungen gewesen waren. Doch das war ganz am Anfang gewesen und mit der Zeit waren unsere Aufträge dunkler und brutaler geworden. Mit dem Fortschreiten unserer Ausbildung waren uns immer mehr Rettungsmissionen zugeteilt worden, die nötig waren, wenn andere Einheiten versagt hatten. Wobei das Wort 'Rettung' in der Beschreibung nicht dafür gedacht war, dass wir unsere Soldaten aus der Gefahrenzone holten, sondern die Missionen erfolgreich beendeten. Bei den meisten Aufträgen hatte es bei unserer Ankunft sowieso nicht mehr viel gegeben, dass man hätte retten können. Daher schlossen wir den Auftrag ab und überführten, wenn möglich, die Überreste unserer Kameraden zurück nach Hause. Sofern wir sie identifizieren konnten. Die Bilder der Särge, die wegen des unzumutbaren Inhalts niemals von ihren Familien geöffnet werden konnten, verwoben sich in manchen Nächten mit meinen eigenen Dämonen, so dass sich in meinen Träumen noch tiefere Abgründe auftaten als sowieso schon. Doch auch, wenn ich damals geglaubt hatte, dass es nicht schlimmer kommen könnte, musste ich feststellen wie sehr ich mich doch geirrt hatte, denn es blieb nicht bei den Bergungsaufträgen. Denn je erfolgreicher wir als 'Eingreiftruppe' wurden, desto merkwürdiger gestalteten sich die nachfolgenden Einsätze. Das Blatt änderte sich für mich, als wir die Mission erhielten einen Mann auszuschalten, der von höchster Stelle als terroristische Bedrohung angesehen wurde. Laut Akte warf man ihm die Planung einer schmutzigen Bombe im Stadtgebiet und Diebstahl von Staatsgeheimnissen vor. Um nicht mehr als nötig aufzufallen, wurde entschieden, dass ich zunächst erst einmal allein in dessen Quartier eindringen sollte. Würde ich mich nicht nach einem vorher festgelegten Zeitfenster bei meinem Team melden, lautete der Befehl, das Areal zu stürmen. Jung, dumm und auf das System vertrauend, hatte ich den Mann eines nachts in seiner Privatwohnung aufgespürt um mit Entsetzten festzustellen, dass dieser in keinster Weise Terrorist, sondern lediglich ein politischer Gegner war, der die Praktiken der herrschenden Oberschicht verurteilte. Am schlimmsten war für mich, dass er bereits mit einem Attentäter gerechnet hatte. Er bat mich nicht darum ihn zu verschonen, auch verurteilte er mich in keinster Weise, nur um einige Minuten Zeit bat er mich. Er erzählte mir von all den geheimen Operationen die innerhalb des Senats bewilligt wurden, von denen niemand jemals erfahren hatte und es ihm gelungen war Beweise zu sammeln, welche er hatte veröffentlichen wollen um damit die Regierung endlich wach zu rütteln. Der Mann hatte daraufhin auf einen Brief gedeutet, der in einem Kuvert auf einem Tisch gelegen hatte. Wenn ich es wollte könnte ich ihn nach meiner erledigten 'Arbeit' mitnehmen und selbst entscheiden was ich damit tat. In mir herrschte auch dann noch ein Kampf zwischen Verstand und Loyalität, als das restliche Team nach Ablauf der gesetzten Zeit die Räumlichkeiten stürmte und mein Kommandant, ohne mit der Wimper zu zucken das Zielobjekt erschoss. Auch heute noch konnte ich seine kalte Stimme hören, wie sie den Männern befahl die Wohnung zu verwüsten, damit es nach einem Überfall aussah. Umnebelt war mir klar geworden, dass man uns betrogen und belogen, mit falschen Informationen gefüttert und zu Werkzeugen gemacht hatte. Und der Kommandant wusste die ganze Zeit darüber Bescheid. In dem Durcheinander, dass das Team in dem Apartment anstellte, ließ ich den Brief mit den Beweisen unbemerkt in meiner Tasche verschwinden und übergab ihn später meinen Vater, der sie seinerseits anonym an die Öffentlichkeit weitergab. In der folgenden Zeit wurden viele Strohmänner angeklagt und verurteilt um die Bevölkerung ruhig zu halten, nur die eigentlichen Hintermänner traten dabei nie ans Licht. Erschüttert über die Erkenntnis, dass selbst der Großpräsident von all den obskuren Attentaten die in seinem Namen verübt worden waren keine Ahnung hatte, weigerte ich mich von nun an solche Aufträge zu übernehmen und wurde in eine andere Einheit versetzt. Der mächtigste Mann im Staat, versuchte unterdessen, in seinen Reihen die eigentlichen Verräter aufzuspüren, doch er starb einige Monate nach der Enthüllung der Akte und ich fraß einen Besen, wenn es ein Zufall gewesen war. Meine Eltern hatten zu diesem Zeitpunkt die Senatorin bereits im Verdacht gehabt und sich politisch immer weiter von ihr distanziert. Mit einem Mal kam mir der Gedanke, dass möglicherweise mehr hinter den Attentat auf mich und meine Familie steckte, als die bloße Gier der Senatorin nach mir. Erschrocken zuckte ich zusammen, als mir ein Kissen unsanft ins Gesicht geschlagen wurde. Überrascht und verwirrt schoss ich in die Höhe. Mir war gänzlich entfallen, dass Naruto in meinem Bett schlief, während ich hier in meinem Schlafsack auf dem Boden daneben lag. Der Genin, hatte offensichtlich gerade einen Punkt seiner Schlafphase erreicht in der er das Erlebte verarbeitete. „Nein, Sakuraaaa........ich werde Hokage. Schau..der Mantel steht mir super........mache.... Sasuke fertig.....Blödmann... gib … Nudelsuppe!“ Dabei drehte er sich von links nach rechts und zog das Kissen wieder an sich, welches er daraufhin umarmte. Perplex, sah ich ihn an, als er kurz darauf begann darauf einzuschlagen. „Dich mach ich fertig..... stärkster Ninja.... ein Held!“ Was zum Teufel träumte er denn für einen merkwürdigen Unsinn? Frustriert schielte ich auf die Uhr, die mir verriet, dass es kurz nach zwei in der Früh war. 'Schlaf endlich', befahl ich mir selbst und drehte mich kategorisch zur Seite. Zu meinem Verdruss fing der kleine Mann in meinem Bett nun auch noch horrend zu Schnarchen an. Wie war das bei so einem Zwerg nur möglich? Bei der Lautstärke konnte man meinen, dass in seinen Träumen ein ganzer Wald das zeitliche segnete. Nachdenklich drehte ich mich wieder zu ihm um und betrachtete das Gesicht. Von dem schrecklichen Getöse mal abgesehen, schlief er mittlerweile ruhig, doch die Vermutung lag nahe, dass es sich mit erreichen der nächsten Schlafphase wieder ändern würde. Wollte ich also überhaupt noch schlafen wäre jetzt die beste Gelegenheit. Schmunzelnd bemerkte ich, dass ihm bei seinem Kissenangriff auf mich, sein Stirnband heruntergerutscht war. Vorsichtig, zog ich es unter seinem Kopf hervor und legte es neben ihm auf den kleinen Beistellschrank. Das was er erlebt hatte, war sicher nicht ohne Spuren an ihm vorübergegangen und für einen Jungen in seinem Alter hatte er es bemerkenswert gut weggesteckt. Bewundernd sah ich in seine entspannten Gesichtszüge. Lag es an seinem positiven Gemüt oder daran, dass die Kinder von Konoha früh dazu erzogen wurden erwachsen zu sein? Langsam ließ ich mich zurück sinken und über meine Grübeleien hinweg schlief ich irgendwann ein. Der Morgen kam sowohl für Naruto als auch für mich viel zu überraschend und für meinen Geschmack viel zu schmerzhaft. Punkt fünf Uhr klingelte mein Wecker, was den kleinen Ninja nicht nur unsanft aus dem Schlaf riss, sondern ihm auch einen ordentlichen Schreck versetzte, der dadurch, dass er in einer für ihn fremden Umgebung aufwachte dazu veranlasste mit einem Schrei aus dem Bett zu springen. Er landete geradewegs in meiner Magengrube, woraufhin ich wie ein Messer zusammenklappte und ihn aus Reflex mit aller Kraft nach vorne stieß. Mit einem weiteren Schrei, der mich zur Besinnung kommen ließ, schlug er neben der Tür in die Wand ein. „Oh Verdammt, Naruto?Es tut mir wirklich leid, hast du dir etwas getan?“ Schnell schälte ich mich aus meinem Kokon und stolperte zu ihm hinüber. Der Genin war völlig abwesend und auf seiner Stirn zeigte sich bereits eine schnell wachsende blaugrüne Beule. „Heh, Naruto. Los, wach auf“, flehte ich ihn an und patsche ihm leicht mit der Hand gegen das Gesicht. „Woah, Haruka, was war das denn?“ „Du bist mir in die Magengrube gesprungen. Ich hab mich erschrocken und dich von mir runtergeworfen.“ „Achso, man hab ich Kopfschmerzen, echt jetzt.“ Das konnte ich mir gut vorstellen und inspizierte seinen Kopf gründlich. Aber er hatte Glück. „Du hast einen ziemlich robusten Kopf“, verkündete ich überrascht. „Es blutet nicht einmal.“ Damit ließ ich seinen Kopf los und stand auf, während der Blonde sich überrascht umsah. „Wo bin ich eigentlich?“ „Na immer noch bei mir, du warst so müde, dass du gestern im sitzen eingeschlafen bist.“ „Oh.“ Verschämt blickte er auf den Boden vor sich. „Und du hast deswegen extra auf dem Boden geschlafen?“ „Das war kein Problem für mich, ich hab ja noch meinen Schlafsack. Es ist also halb so schlimm. Hast du Lust auf Frühstück?“ Mir fiel ein, dass ich gar nichts zum frühstücken da hatte, das seinen Gewohnheiten auch nur im entferntesten entsprach. „Ich hab aber nur eine selbstgemachte Getreidemischung da“, erklärte ich ihm und wie erwartet sah er mich skeptisch an. „Ne danke, das klingt irgendwie nicht so toll.“ Schief grinste er mich an und warf dann einen Blick auf die Uhr. „Es ist ja erst fünf Uhr, da hätte ich ja noch weiterschlafen können!“ Entrüstet riss er die Augen auf. Mit hoch gezogener Augenbraue musterte ich ihn. „Aber dann kann ich noch mal nach Hause gehen und mich umziehen, wir kriegen heute bestimmt eine neue Mission vom alten Mann. Da muss ich gut aussehen.“ 'Sein Ego hätte ich gerne' grinste ich in mich hinein.'Aber solange er keine anderen Probleme hat, geht es ihm wohl prächtig.' „Warte, soll ich deine Beule nicht noch etwas verarzten?“ „Nein nicht nötig, die geht von alleine wieder weg. Du weißt doch, bei mir heilt alles immer ganz schnell. Ich besuche dich bald wieder, ja?“ Ohne meine Antwort abzuwarten, schlüpfte er durch die Wohnungstür und ich konnte ihn durch den ganzen Hausflur springen hören. Um mich herum war es auf einmal leer und ohne den quirligen Knirps merkwürdig still. Das Zimmer ähnelte einem Schlachtfeld, mein Bett war ein einziges Chaos, Decke und Kissen lagen verstreut im Raum herum. Mein Schlafsack hatte Ähnlichkeiten mit einer abgeworfenen Tierhaut und ich hätte schwören können, dass an der Stelle, wo Narutos Kopf in die Wand eingeschlagen war ein kleiner Riss in dem Beton zu sehen war. Nachdem ich mein Bett gemacht, den Schlafsack, zusammengerollt, wieder unter das Bett geschoben und die Delle in der Wand gekonnt ignoriert hatte, zog ich mir meine Trainingssachen an um meine morgendliche Trainingsrunde in Angriff zu nehmen. Und einkaufen musste ich schließlich auch noch, nicht zu vergessen meine Sachen waschen zu lassen und das mit dem Chakra spüren wollte ich auch noch üben. „Na dann mal los“, murmelte ich und stemmte voller Tatendrang die Hände in die Seite, warf meinem Spiegelbild eine Grimasse zu und verließ das Haus mit vielen guten Vorsätzen und dem laut aufgedrehten Bass in meinen Kopfhörern. Später würde ich zum Hokage gehen und mich erkundigen, ob es etwas für mich zu tun gab. Zu meiner Erleichterung hatte Hiruzen nämlich entschieden, dass ich weiterhin die Botengänge übernehmen würde, während Genma die längst überfälligen Akten im Archiv sortierte. Mit leisen Gewissensbissen, dachte ich daran, dass der Shinobi nicht gerade den Eindruck eines Menschen machte, der sich gerne im Staub vergangener Zeiten aufhielt und fügte eine weitere Aufgabe zu meiner Tagesliste hinzu: nämlich bei Iruka in der Akademie vorbeizuschauen und ihn zu fragen, ob er mir Lesen und Schreiben beibringen konnte. Alleine der Gedanke daran jagte mir einen Schauer über den Rücken. Natürlich gab es für mich eigentlich keinen plausiblen Grund mich deswegen zu schämen. Doch allein bei der Vorstellung wie ein Grundschulkind in einem Klassenraum zu sitzen, verursachte mir Unbehagen. Aber wie hatte der Sandaime gesagt : Man war nie zu alt um etwas Neues zu lernen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)