All i want for christmas is Mr. Postman von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Guten Tag, die Post ist da! -------------------------------------------------- Und hier meine Weihnachtsstory Nummer zwei am zweiten Advent! Die kleine Geschichte ist mir vor gut drei Monaten eingefallen, als plötzlich ein neuer Postbote vor mir stand. Nein, er ist keine heiße Sahneschnitte, aber er hat mich zu der folgenden Story inspiriert, und das heißt doch auch schon mal was, oder? Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss. Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl. Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird. In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen. Eure Fara All i want for christmas is Mr. Postman Kapitel 1 - Guten Tag, die Post ist da! Schnell sprinte ich in meinen Laden. "Guten Morgen!", rufe ich einem einzigen Angestellten Pascal zu und stelle meine Tasche hinter den Tresen. "Morgen. Hast du verschlafen?" "Ja. Tut mir leid." "Kein Problem. Es war noch niemand da." "Okay. Dann räume ich gleich mal reduzierte Ware auf die Tische." "Mach das, mein Schätzchen." Ich grinse meinen Freund an. "Lass das nicht Thomas hören." Pascals Freund wird schnell eifersüchtig. "Der soll sich erstmal an die eigene Nase greifen!" Oha! Da hängt der Haussegen wohl wieder schief. "Was sich liebt, dass neckt sich.", erwidere ich nur und erhalte einen Luftkuss. Pascal eben. Ich laufe hinter ins Lager und greife mir einen Karton mit den Herbstsachen. In knapp sechs Wochen ist Weihnachten und der Kram muss dringend raus. Zeit für einen Schnäppchentisch. Vor mich hinsummend lege ich die Klamotten auf dem Tisch aus, versuche sie ansprechend aussehen zu lassen. Naja, wenn das nicht gelingt, dann doch sicher mit dem riesigen Reduziertschild darüber. Hinter mir klingelt die Ladenglocke. "Schönen guten Morgen! Post!" "Morgen." Ich schaue auf und ... ... Wow! Wer ist denn das? "Eine Unterschrift bräuchte ich noch." "Ähm ... Ja! Moment." Ich lasse alles stehen und liegen, und laufe auf den mir unbekannten Postboten zu. Wo haben sie denn dieses Schnittchen ausgegraben? Strahlend blaue Augen und haselnussbraune Haare. Du meine Güte! Bekomme ich gerade weiche Knie? Irgendwie schaffe ich es bis zu ihm und unterschreibe auf dem kleinen Bildschirm. "Das war es auch schon. Tschöö!" "Tschöö.", sage ich leise, verhindere gerade so ihm nachzulaufen wie eine läufige Hündin und schaue dem süßen Postboten beim verlassen unseres Ladens zu. "Himmel! Was für ein knackiger Hintern! Hast du den gesehen!" Pascal steht plötzlich neben mir und starrt diesem Sahneteil, genau wie ich, hinterher. "Darauf kannst du wetten." "War der schon mal hier?" "Nein." Daran könnte ich mich erinnern! "Nett! Hoffentlich kommt er wieder." "Ja." Hoffentlich. "Janis? Klappe zu. Du sabberst sonst noch." Mist! *** Ab da an kam dieser kopfverdrehender, mit einem Luxuskörper gesegnete Postbote fast jeden Tag. Und fast jeden Tag bekam ich weiche Knie, Herzrasen und feuchte Hände, jedes mal, wenn er durch die Ladentür rauschte und mich anlächelte. "Warum fragst du ihn nicht einfach?", fährt mich Pascal an, der gerade Pullover zusammenlegt. "Frag ihn nach einem Date und dann siehst du, wie er reagiert." "Er hat doch nie viel Zeit. Gerade vor Weihnachten.", verteidige ich mich. "Ewig schaue ich eurem scheuen umeinander herumgeschwänzel nicht mehr zu! Das sage ich dir!" "Wer schwänzelt um wem scheu herum?" "Na du und..." "Morgen! Die Post ist da." Der Postbote! Pascal zwinkert mir zu und dreht sich um. Nun stehe ich alleine vor diesem Traum von einem Mann und lächle nervös. "Guten Morgen.", fiepse ich und würde mir am liebsten gleich in den Arsch treten! "Eine Unterschrift." "Natürlich." Mir wird wie immer das elektronische Teil zum unterschreiben hingehalten. Seine Hand zittert leicht. "Kalt draußen?", frage ich nach. "Etwas.", antwortet er mir. Mit ebenfalls unsicherer Hand setze ich meine Unterschrift auf den Touchscreen. "Danke. Bis morgen dann. Denke ich." "Bestimmt." Er lächelt, packt sein elektronisches Dingsbums an die Halterung seines Gürtel und wünscht mir einen schönen Tag. "Ihnen auch." Mit schief gelegten Kopf schaue ich ihm nach. Erst als er wieder in seinem Postauto sitzt und losfährt, drehe ich mich um. An der Theke gelehnt, den Kopf in einer Hand gestürzt, lächelt Pascal mich schief an. "Wenn das mal nicht geschwänzelt war, dann weiß ich auch nicht." "Red nicht! Er war nur nett zu mir." "Wenn du meinst. Jedenfalls konnte ich von hier hinten schlecht einschätzen, wessen Herzchen in den Augen größer waren. Deine oder die von Raik." "Raik?" "Ja. So heißt er. Das bekommt man raus, wenn man sich mit ihm mal um was anderes als das Wetter unterhält." Das gibt's doch nicht! "Wann hast du dich denn mit ihm unterhalten?!" "Vorgestern. Du warst hinten im Lager und hast die Weihnachtsdeko gesucht." "Du hast gesagt, an diesem Tag wäre ein anderer Briefträger dagewesen!" "Ach ... Habe ich das?" So ein mieser Lügner! Das hat er extra gemacht! "Hast du ihm was gesagt?", schnauze ich ihn an. "Was gesagt?" "Das ich auf ihn stehe! Was den sonst?" "Hehe. Na da schau an! Du hast dich tatsächlich in den Postboten verknallt!" "Schwachsinn! Ich finde ..." Die Ladenglocke ertönt. "Guten Tag.", begrüße ich die eintretende Kundin. Somit ist Pascal wohl erstmal davon gekommen. Der kann aber noch was erleben! *** Drei Wochen später, der Vorfall ist schon längst so gut wie vergessen, sitzen Pascal und ich mit Freunden in einem kleinen Lokal. Unsre alljährliche Weihnachtsfeier findet mal wieder statt. Neben Pascal sitzt sein Augenstern Thomas, dann Heike und Julia, denen das Dessousgeschäft neben uns gehört und dann ist da noch Victor, einer meiner besten Freunde. "Das Weihnachtsgeschäft lief schlecht an, aber jetzt drehen die Kunden voll auf. Gestern war jemand bei uns, der seiner Liebsten Strapse kaufen wollte. Das Ende vom Lied war, dass er in einem Wust aus Strapsen und Büstenhalter stand, rot anlief und leise quietschte: 'Das ist zu viel! Ich kann das nicht!' Und ohne weiteren Kommentar verschwand.", erzählt Julia. Heike neben ihr kichert und saugt an einem Strohalm, bevor sie auch ihren Senf dazu gibt. "Wir haben fast eine Stunde gebraucht, um das Chaos wieder zu beseitigen." "Ja. Im Moment drehen alle durch. Ist bei uns in der Firma auch so.", meint Victor. "Ist ja auch kein Wunder. Übermorgen ist Heilig Abend." "Habt ihr eigentlich besondere Wünsche?", fragt Julia in die Runde. "Ich nicht.", erwidere ich. "Nur, dass das Weihnachtsgeschäft so gut läuft wie letztes Jahr. Damit ich mit wieder einen heißen Urlaub gönnen kann." Wenn ich an den Spanienurlaub letzten Sommer denke ... Heiße Tage, heiße Nächte und vor allem heiße Männer. "Janis wünscht sich noch etwas anderes heißes. Unseren geilen Postboten!", lacht Pascal schrill. "Pascal! Erzähl nicht so einen Unsinn!" "Stimmt doch! So wie ihr euch immer ..." "Klappe jetzt!" Muss er das vor allen hier ausbreiten? "Oh ja! Raik ist eine heiße Nummer!", schwärmt Heike. "Wieso kennt ihr alle seinen Namen. Seid ihr so dicke mit ihm?" Langsam nervt mich das. Jeder scheint ihn näher zu kennen. Nur ich mal wieder nicht. Heike schaut mich verdutzt an. "Man unterhält sich doch miteinander." "Ebend!", ruft Pascal. "Nur ist Janis zu sehr damit beschäftigt, Raik anzusabbern, wenn er die Post bringt. Mit zu viel Speichelfluss ist reden aber auch schwer. ... Hey!" Es reicht! Eine Kartoffel fliegt auf Pascal zu. Mir doch egal, dass wir in einem brechend vollen Lokal sitzen! "Liegt da etwa Liebe in der Luft?" Julias Augen glitzern klatschgeil. "Ich sag's dir! Raik betritt den Laden und die Pheromone fliegen nur so durch die Luft.", antwortet Pascal auf Julias Frage. "Das stimmt doch gar nicht, du Idiot!" Kann er nicht endlich mal Ruhe geben?! "Wirklich? Und er traut sich nicht ihn anzusprechen?!" "Halloho? ER sitzt am selben Tisch wie ihr und kann euch ganz deutlich hören!" Ist das zu fassen? Pascal und Julia reden über mich, als wäre ich nicht anwesend! "Das schreit ja nach einer Verkupplungsaktion!" Hat Julia sie nicht mehr alle?! Pascal atmet laut und hektisch ein. "Oh ja!" "Jetzt macht mal halblang Leute. Ich glaube, Janis kann das auch schon ganz gut alleine regeln." Oh Victor! Du bist der Beste! "Meinst du? Du hast die Beiden noch nicht zusammen erlebt. Einer unfähiger als der Andere." "Mach nur so weiter Pascal! Am Montag hast du die Kündigung auf dem Tisch.", zetere ich, meine es aber nicht ernst. Was Pascal auch weiß und mich überlegen anlächelt. "Was macht eigentlich Sandra? Hat die einen neuen Job gefunden?" Heike wechselt zum Glück das Thema. Ich tue so, als höre zu, lache, wenn die Anderen lachen und esse mein Spezial Weihnachtsmenü. Raik. Endlich musste ich mal nicht an ihn denken, da wärmt Pascal das Thema wieder auf. Ich weiß ja selbst, dass es lächerlich ist, wie ich mich anstelle. Aber zu meiner Verteidigung: Es ist auch schon etwas her, dass ich sowas gemacht habe. Nicht das flirten an sich, ich tue das schon öfter. In Clubs und Bars. Eben an diesen Orten, die man besucht, wenn Mann mal wieder was vernünftiges für's Bett braucht. Doch erstens weiß ich gar nicht, ob Raik auf Männer steht (Pascal kann ja viel erzählen) und zweitens setzt mein Hirn aus, wenn Raik vor mir steht. Ja, es hört sich klischeehaft an! Ja, ich höre Geigenmusik und es fliegen tatsächlich Herzchen durch die Luft. Jedes beschissene Mal. So komme ich gar nicht dazu, ihm irgendwelche Fragen zu stellen oder ihn zu einem einfachen Kaffee bei uns im Laden einzuladen. Ich bin schon echt arm dran, was? *** "Was machst du heute noch?" "In die heiße Wanne legen und dann ins Bett.", murmle ich und schließe den Laden ab. Feierabend! "So verbringst du Weihnachten?!" Pascal glotzt wie ein Fisch. "Morgen fahre ich zu meinen Eltern nach München. Also keine Panik. Ich hocke schon nicht einsam und allein zu Hause über die Feiertage." "Dann ist ja gut mein Lieber! Komm her!" Grinsend breiter er seine Arme aus und drückt mich an sich. "Frohe Weihnachten wünsche ich dir." "Ich dir auch Pascal. Und deinem Thomas auch." "Ich werd's ihm ausrichten." Ich drücke auf Abrechnung und warte bis die Kasse fertig gerattert hat. "Merry Christmas!", strahle ich. "Wirklich so gut?!" "Weihnachtsbonus gut!" Ich drücke ihm seinen heutigen Lohn plus dem versprochenen Weihnachtsbonus in die Hand. "Die Firma dankt.", lächelt er und zählt wie immer das Geld nach. Danach zieht sich Pascal schon die Jacke an und will gehen, da fällt mir noch etwas ein. "Warte mal! Ich habe noch was für dich!" "Ein Geschenk?" "Ja." Schnell flitze ich ins Lager und krame die fast vergessene, kleine Schachtel hervor. "Was ist das?" Neugierig wartet Pascal schon auf mich am Eingang des Lagers. "Mach's auf, dann siehst du es." Flink öffnet er den Deckel. "Den Schal, den ich so toll fand! Die waren doch alle ausverkauft!" "Sind sie ja auch.", lache ich. "Janis! Du bist echt der beste Chef der Welt!" Na das ist doch mal ein Kompliment! Er drückt mich nochmal an sich. "Ich habe auch was für dich. Doch es war heute morgen leider noch nicht da. Die haben Lieferprobleme. Aber es kommt noch! Versprochen!" "Kein Ding.", winke ich ab. "Dann bis Silvester." "Ja. Dann gibt's big Party!" Grölend verlassen wir den Laden. Pascal kann manchmal echt nerven. Aber zwischendurch kann er auch ein ganz Lieber sein. *** "So ein Mist!" Halb unter meinem künstlichen, weißen Weihnachtsbaum begraben, versuche ich die Lichterkette in die Steckdose zu fummeln. Nach etlichen Versuchen gelingt es mir endlich, und der Baum erstrahlt im Lichtermeer. Staubig und hustend betrachte ich mein Werk. "Sehr hübsch!", lobe ich mich selbst. "Jetzt noch die Kugeln und dann ab ins Bett. Nicht wahr Hubertus?" Natürlich interessiert Hubertus mein Baum kein bisschen. Er hebt träge die Augenlider und pennt anschließend eingerollt auf meiner Couch weiter. "Fauler Kater!" Lächelnd streichle ich über sein weiches Fell. Müde schlurfe ich zu meinem Wohnzimmerschrank und suche den Baumschmuck zusammen. Damit beladen kehre ich zu meinem weißen Kitsch-Baum zurück. Den hatte ich mal bei mir im Laden stehen und aus einer Laune heraus nach Weihnachten in meine Wohnung geschleppt. Seitdem baue ich ihn jedes Jahr auf. "Gehst du da weg! Hubertus! Kscht!" Hubertus huscht ins Schlafzimmer. "Wenn du hunger hast, dann friss Katzenfutter." Muss er meinen Baum anknabbern? Leise vor mich hinsummend bestücke ich meinen Baum. Ob ich nochmal weg gehen soll? In meiner Stammkneipe steigt eine Weihnachtsparty. Inklusive nackter Weihnachtsmänner. Na ja, fast nackt. Sie tragen immerhin noch rote Mützen. Nur muss ich leider morgen früh aufstehen und ich bin jetzt schon total KO. Besser ich bleibe zu Hause und gehe nach meiner Tiefkühlpizza pennen. Da fällt mir ein, ich muss noch die Geschenke für meine Nichten einpacken. Das hat aber noch bis morgen früh zeit. Von Papier und Klebestreifen habe ich heute die Nase voll. Jeder wollte seinen Einkauf als Geschenk verpackt haben. Oh selige Weihnachtszeit! Im Radio dudeln Weihnachtslieder, bei denen ich laut und schief mitsinge und der Baum dabei immer bunter wird. So läuft das immer bei mir an Weihnachten. Fast immer. Es sei den, ich habe jemanden, der zusammen mit mir feiert. Seufzend greife ich nach meinem Weinglas und genehmige mir einen großen Schluck. Nein, ich besaufe mich hier nicht aus Frust! Ich trinke halt mal gern ein Gläschen an Weihnachten. Hubertus saust wieder an mir vorbei, springt auf die Couch und hinten wieder runter. Wovor hat der denn jetzt Angst? Das macht er sonst nur, wenn ... Es klingelt! "Wer kann denn das noch sein? Soll ich mal nachschauen Hubertus?" Ich glaube, ich bin etwas angetrunken. Egal! Ist ja schließlich Weihnachten. Vielleicht steht ja einer meiner Verflossenen vor der Tür. Daniel zum Beispiel. Manchmal kommt er zum vögeln her. Zu den unmöglichsten Zeiten, was ja jetzt passen würde. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Daniel keuchend und laut wimmernd unter mir wäre jetzt genau das Richtige! Gut gelaunt trete ich an meine Wohnungstür und mache auf. "Hallo. Frohe Weihnachten." "Hallo ..." Das ist nicht Daniel! Das ist ... "Ich habe noch ein Päckchen für Sie." "Danke ..." Total überfordert greife ich danach. "Dann noch schöne Feiertage, Herr Waitz." "Ihnen auch ..." Unsre Blicke treffen sich für Sekunden, ich versinke darin und noch bevor ich wirklich begreife, dass Raik tatsächlich vor mir steht, reißt der Blickkontakt wieder ab und er dreht sich um. Er läuft den Flur entlang, geht die Treppe herunter und ist verschwunden. Mein Herzmuskel arbeitet im Hochleistungsbereich und mit zittrigen Händen schaue ich auf das kleine Päckchen in meiner Hand. Das ist von Pascal! 'Sofort aufmachen!' steht drauf. Ich mache es sofort auf. Darin liegt ein Stück Papier, das ich auffalte und lese. 'Wenn du Trottel wirklich den Brief liest, anstatt Raik zu folgen und ihn zu dir einzuladen, versohle ich dir höchstpersönlich an Silvester den Hintern! Wenn du ihn liest, nachdem du mit Raik verschwitzt und befriedigt im Bett liegst, dann hoffe ich, dein Weihnachtsgeschenk hat dir dieses Jahr gefallen und du spielst noch lange damit. Pascal ♥' Mir fällt das Päckchen samt Brief aus der Hand, schnappe mir meine Schlüssel und rase den Flur entlang, fliege die Treppen fast hinunter und komme am Hauseingang an. Ich reiße die Tür auf und schaue mich um. "Raik?!" Kein Postauto in Sicht. Vielleicht hat er schon Feierabend! Vielleicht hat er mein Päckchen zuletzt ausgetragen, in der Hoffnung ... Was denke ich den da?! Wieso sollte er sowas tun? Wieso ... "Raik!" Da ist er! Gegenüber auf der anderen Straßenseite. "RAIK!" Er hört mich rufen und dreht sich suchend um. "HIER RAIK!", rufe ich nochmal und wedle mit meinen Armen. Daraufhin erkennt er mich und winkt verhalten zurück. Ich Trottel! Das muss ihm ja merkwürdig vorkommen. Außerdem stehe ich nur in Shirt und Jogginghose da. Mitten auf dem Gehweg in klirrender Kälte. Ich mache mich gerade total zum Affen! Und das vor meinem süßen Postboten! Wie peinlich! Aber plötzlich lächelt Raik, schaut nach links und rechts und sprintet zu mir über die Straße. Sofort steigt mein Adrenalinspiegel und ich unterdrücke den Zwang ihm entweder in die Arme zu rennen, oder ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. "Sie haben es bemerkt!", lacht er, als er vor mir steht. "Bemerkt?!" Was soll ich bemerkt haben? Das er der Richtige für mich ist? Mein Traummann? "Ich habe total vergessen, Sie unterschreiben zu lassen." Das Unterschreibdingens schwebt auf einmal vor mir. "Ja! Genau!" Shit! Ich nehme ihm den Stift ab und krakle meine Unterschrift auf das Display. Alles ist wie immer. "Danke." Raik lächelt mich an. "Kein Ding." Ich lächle zurück. Wir stehen mitten auf der Straße und lächeln uns an! Okay, Janis! Jetzt oder nie! Tu endlich was! "Ähm ... Hast du noch viel zum austragen?", frage ich, wobei ich mir vorkomme wie ein Teenager, der zum ersten Mal verliebt ist. "Nein. Sie waren der Letzte heute. Ich habe Feierabend." Das ist die Chance! Keine Ausreden mehr! "Hast du Lust auf einen Kaffee? Oder einen Wein?!" "Jetzt ist es eher schlecht." Oh Fuck! Ich Trottel! Es ist Weihnachten. Bestimmt hat er was besseres zu tun, als bei mir zu hocken und Kaffee zu trinken. "Ich muss das Postauto noch zurück bringen." "Schon okay. Ich verstehe. Frohes Fest." Ich trete zurück, schaue ihn nochmal an und lächle dabei ein unechtes Lächeln. Abfuhren konnte ich schon immer schlecht wegstecken. "Danach gerne!", höre ich ihn rufen. "Dann kann ich auch ein Glas Wein trinken." "Schön!" Ich grinse ihn doof an. "Dann also bis nachher." "Ja. Bis nachher." Herzchen fliegen durch die plötzlich nicht mehr ganz so kalte Winterluft. Ich glaube, mich hat es ganz schön erwischt! *** Eine Stunde später wirble ich noch immer durch meine Bude. Aufräumen! Nicht das es unordentlich wäre, aber meine dreckigen Socken im Bad muss er ja nicht gerade sehen. Dann habe ich noch einen Haufen Kerzen aufgestellt, danach die Hälfte wieder weggeräumt (es war zu viel des Guten) und gelüftet, damit der Kerzengeruch nicht so penetrant ist. Wir sind hier ja nicht in einem orientalischen Freudenhaus! Danach noch das Katzenklo gesäubert und mein Bett frisch bezogen. Man weiß ja nie. Gerade bin ich dabei, den Wein und die Gläser auf den Tisch zu stellen, da rast Hubertus an mir vorbei und verkriecht sich hinter der Couch. Noch nie habe ich mich so über die Schreckhaftigkeit meines Katers gefreut! Ich kontrolliere meine Frisur noch schnell im Spiegelbild meines Fernsehers und schon klingelt es. Okay! Keine Panik! Warte ... Warte ... Es klingelt nochmal. Erst jetzt laufe ich zur Tür, ohne Hast versteht sich, und öffne sie. "Das ging aber schnell!", lüge ich. Jede Sekunde kam mir wie Stunden vor. Das werde ich ihm aber bestimmt nicht auf die Nase binden. "Ich habe mich extra beeilt." Wie lange dauert sowas denn normal immer? "Komm rein." Raik geht an mir vorbei und bleibt unsicher im Flur stehen. "Setz dich doch ins Wohnzimmer.", fordere ich ihn auf und hänge seine Jacke an die Garderobe. Er nickt lächelnd und tapst in mein Wohnzimmer, ich hinterher. Ich kann kaum meinen Blick von seinem Hintern lösen! Der muss sich einfach wunderbar anfühlen! Scheiß auf nackte Weihnachtsmänner mit Nikolausmütze! Ein angezogener Raik ist tausendmal anregender! "Wein steht bereit!", grinse ich. "Ich sehe es. Aber der versprochene Kaffee zum aufwärmen wäre erstmal nicht schlecht." "Mach ich dir." Da fällt mir ein ... "Ich bin Janis.", stelle ich mich vor. "Raik." Unwiderstehliches Lächeln. Ungern löse ich mich von seinem Anblick und mache ihm eine Tasse Kaffee. "Mit Milch oder Zucker?!", rufe ich. "Nur mit Milch!" Während ich die verlangte Milch aus dem Kühlschrank hole, überlege ich, was jetzt zu tun ist. Am liebsten würde ich sofort über ihn herfallen, aber das kommt bestimmt gar nicht gut. Also was nun? Erstmal quatschen, sich anfreunden, auskundschaften, ob er auf Kerle steht. Und dann? Das wird sich hoffentlich zeigen. Mit Kaffee und einem Teller Plätzchen laufe ich zurück ins Wohnzimmer und stocke. Raik sitzt auf der Couch und hat Hubertus quer auf sich liegen. "Der ist ja goldig!", lacht er und krault meinem laut brummenden Kater das Fell. "Ja ... Hubertus muss dich ja ganz schön mögen. Sonst ist er nicht so zutraulich." "Er kam gleich angehopst." Verrücktes Vieh! "Hier. Dein Kaffee." "Danke." Seine feingliedrigen Finger greifen nach der Tasse, heben sie zu seinen Lippen und ... Ich muss wegschauen. "Janis?" "Ja?" "Der Kaffee ist echt lecker." "Schön." Und ich finde deine Lippen echt lecker. Wenn ich nur mal kosen könnte! "War es arg stressig heute bei dir im Laden?" "Ja. Aber so muss das an Weihnachten auch sein." "Stimmt.", murmelt er in die Tasse. "Und bei dir? Ihr Postboten müsst auch ganz schön schufen, oder?" "Oh ja. Und ich hatte noch Glück heute. Einige meiner Kollegen sind noch unterwegs." "Die Armen." Ich habe tatsächlich etwas Mitleid mit ihnen. Es ist schon achtzehn Uhr durch. "Kann ich dir ein Geständnis machen?", fragt er mich plötzlich. "Was denn?" Nervös beobachte ich meinen Kater, der immer noch auf Raiks Schoß herumrollt. Da wird man ja eifersüchtig! "Pascal gab mir das Paket vor einer Woche und fragte, ob ich es heute zu dir bringen kann." "Was?!" Eigentlich überrascht es mich nicht. Trotzdem schaue Raik an, als hätte ich gerade den Bus verpasst. "Naja ... Das war noch nicht alles." Pascal hat ihm doch nichts gesagt?! Ich bringe ihn um! "Er sagte, ich soll es dir als letztes bringen, weil du lange arbeiten musst. Und dann zwinkerte er mir zu und meinte: Lass ihn ja nicht vergessen zu unterschreiben. Und falls doch, warte bis der Idiot zu dir kommt." Ich habe den Bus gar nicht verpasst! Er hat mich gerade überrollt! "Und da ist noch was." Oh Gott! Was denn noch?! "Das kam mir alles so seltsam vor und ich hatte ständig das Paket vor den Augen. Da hab ich es aufgemacht." Der Bus legt den Rückwärtsgang ein und erwischt mich nochmal. "Ich habe den Brief gelesen." Eine Meute Kinder steigt in den Bus ein und ihr Gewicht landet zusätzlich auf mir. "Es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen!" Ruft mal jemand den Rettungsdienst?! "Janis? Alles in Ordnung?" Der Bus rast mit quietschenden Reifen davon und ich kann wieder atmen. Nur leider hat mein Hirn anscheinend einen Schaden davongetragen, denn: "Ich mag dich.", sage ich leise. "Du bist mir gleich aufgefallen damals, und seitdem kann ich es kaum erwarten, dass die doofe Ladenglocke klingelt und du mir die Post bringst. Scheiße! Ich habe sogar extra Zeug bestellt, damit du auch ganz sicher kommst!" Traurig aber wahr. Meine Verwandten werden es mir hoffentlich morgen danken. Das waren alles Geschenke für sie. Nach diesem Geständnis wird mir ganz mulmig zu mute. Falls er jetzt geht, werde ich ihn nicht aufhalten. Ich starre die Weinflasche vor mir an. Neben mir raschelt es und Hubertus springt von Raiks Schoß. Jetzt geht er. Bestimmt steht er gleich auf und verschwindet. "Janis. Ich ..." "Du musst nichts sagen.", flüstere ich. "Ich möchte aber.", beginnt er. "Mir ging es doch genauso." Seine Hand legt sich auf meine, die ich in der Sitzfläche der Couch gekrallt habe. "Jeden Tag, beim Sortieren der Post, habe ich ungeduldig nach der Adresse deines Ladens Ausschau gehalten. Und mir ist jedes mal ein Stein vom Herzen gefallen, wenn ich sie sah." War es schon vorher nicht leicht den Impuls, ihn einfach an mich zu reißen zu unterdrücken, so ist es jetzt schier unmöglich. Ich schaue ihm in die Augen, in diese blauen Seen, und werfe mich in seine Arme. Erleichtert bemerke ich, wie auch Raik mich an sich drückt und sich seine Arme um meinen Rücken schlingen. "Ich wollte dich so gern ansprechen, habe es aber nie hinbekommen.", gestehe ich an seinen Hals gepresst. "Das Gefühl kenne ich." Raik lacht. "Ist jetzt auch egal." "Ja." Ich schiebe mich etwas von ihm, sodass wir uns anschauen können. "Darf ich?", wispere ich. "Unbedingt." Wieso frage ich auch? Jetzt ist es so offensichtlich, dass wir beide es wollen. Uns wollen. Vorsichtig nähere ich mich ihm, wobei sich unsre Blicke keine Sekunde trennen. Ich koste jede davon aus, versuche mir die ansteigende Erregung und Aufregung gut einzuprägen. Raiks hektischer Atem streift mein Gesicht und ich bekomme überall eine Gänsehaut. Gleich treffen sich unsere Lippen! Gleich ... "Ha!" Raik und ich zucken auseinander. "Hubertus!", schimpfe ich meinen fetten Kater. "Runter!" Dieses Aas ist genau im Falschen Moment zwischen uns gesprungen und sitzt, wie vorhin, auf Raiks Schoß. Dieser lacht dunkel. Ich schiebe dieses Monster von einem Kater runter, versuche es zumindest. Er will nicht. "Hubert! Runter jetzmmm." Raik küsst mich! Erst total verwirrt, sammle ich mich aber recht schnell wieder und schmiege mich an ihn. Das Hubertus noch zwischen uns laut und wohlig schnurrt ignoriere ich. Er kann ja weggehen, wenn ihm die Luft knapp wird, oder es ihm zu eng zwischen uns wird. Ich lege meine Hände auf Raiks Seiten und fahre langsam auf und ab, während er sich in meinem Nacken vergnügt und mir fragend mit der Zunge zwischen die Lippen fährt. Natürlich gewähre ich ihm Einlass, lehne mich stöhnend nach hinten und versuche ihn auf mich zu ziehen. Unter mir knurrt und faucht es. "Dein Kater hat was gegen unsre Zärtlichkeiten." Raik grinst und lässt mich los. "Anscheinend. ... Hopp Hubert! Runter jetzt!" Mehr als nur angefressen mault er ein paar mal, trollt sich aber schwanzwedelnd. "Jetzt gehörst du mir.", raune ich ihm zu und liege endlich unter ihm. "Meinst du?" "Wärst du sonst noch hier?" "Da hast du wohl recht.", antwortet er und beißt mir in den Hals. Keuchend winde ich mich unter ihm und reibe mein Becken gegen Seins. Raik geht auf Wanderschaft, mit Mund und Händen, schiebt mein Shirt nach oben und untersucht dort scheinbar jeden Zentimeter Haut. Mein Körper reagiert heftiger als sonst darauf. Schauer jagen durch meine Gliedmaße, tausende kleine Füße trappeln über meine Wirbelsäule und verteilen sich in intimeren Bereichen. Unterdessen ist Raik an meinen Nippeln angekommen, beißt vorsichtig hinein und saugt daran. Ich schreie fast, so geil ist das! "Deine Nachbarn wundern sich sicher schon." "Mir doch egal!", stöhne ich. "Ich muss doch Ohh! Mein Weihnachtsgeschenk ausprobieren." Das ich mich dabei stöhnend auf der Couch winde, geht dabei halt nicht anders. "Soso.", schnurrt Raik. "Und wie hättest du dein Weihnachtsgeschenk denn gerne?" "Was?" "Willst du Top sein?", hilft er mir auf die Sprünge. "Da bin ich flexibel." "Oh. Ein vielseitiger Mann." "Was denkst du denn?" "Willst du das wirklich wissen, Janis!" "Zeig es mir am Besten." "Wird gemacht." Raik beginnt an meinem Bauchnabel zu knabbern und zieht mir gleichzeitig die Hose vom Hintern, währenddessen befreie ich mich aus meinem T-Shirt, damit es schneller geht. "Hiervon habe ich so oft geträumt.", gesteht mir Raik und taucht unter den Rand meiner Shorts. "Ging mir ehhaaa!" Eine Hand schiebt sich unter das Hosenbein und legt sich um meine Hoden. Fuck, geht der ran! "Hast du was zum Schutz greifbar?" Ich schüttle meinen Kopf. "Könntest du dann was organisieren? Bevor du mir hier noch komplett unter den Händen zerfließt." Er will, dass ich jetzt aufstehe? Och manno! Aber leider eine berechtigte Frage. Besser jetzt daran denken als nachher. Unwillig rapple ich mich eben von der Couch auf und spurte, nicht ohne meinem niedlichen Postboten noch schnell einen heißen Blick zuzuwerfen, in mein Schlafzimmer. Hektisch suche ich nach den Gummis. Wo hatte ich diese Mistdinger nur hin? Das Gleitgel schon in der Hand renne ich an meinen Kleiderschrank. Dort bewahre ich immer eine Notration auf. Bingo! Mit allem bewaffnet beeile ich mich wieder ins Wohnzimmer zu kommen. "Was dauerte da den so lange?" "Ich hab's nicht gleich ... gefunden ..." Ein Schauer jagt mir über den ganzen Körper und mein Schwanz zuckt erregt nach oben. Raik liegt schon nackt auf der Couch und schmachtet mich sehnsüchtig an. "Worauf wartest du? Willst du dein Geschenk nicht endlich mal einer genaueren Untersuchung unterziehen?" Und ob ich das will! "Klar. Doch das nächste Mal würde ich es gerne selbst auspacken." "Versprochen.", lacht er und klopft neben sich auf die Couch. Während ich ihm Kondome und Gel zuwerfe, strample ich mir direkt im Gehen die Unterhose von den Beinen. Ich muss ja gleiche Verhältnisse schaffen. "Wie nett! Da hast du ja auch an eine Kleinigkeit für mich gedacht." "Kleinigkeit? DAS nennst du eine Kleinigkeit?!", will ich in einem gespielt angepissten Ton wissen und bleibe stehen. Sowas hört man nicht gerne im Zusammenhang mit seinem besten Stück. "Du weißt wie ich das meine." "Ach? Wie meinst du es denn?" "Sag nicht, du bist deswegen jetzt eingeschnappt!?" "Und wenn doch?", frage ich süßlich und stelle mich direkt vor ihm hin. Meine 'Kleinigkeit' ihn direkt präsentierend. "Das ist doch nur so eine Redensart.", versucht er mir zu erklären. "Sei nicht eingeschnappt. Ich mach's wieder gut." "Da bin ich aber gespaaahaaa!" Ganz wie ich erhofft habe, fängt Raik an, mich mit seinem Mund zu verwöhnen. Perfekt! Stöhnend lege ich meinen Kopf in den Nacken. "Das ist wirklich keine Kleinigkeit.", meint er heiser und schluckt erneut meine Härte. Na das will ich aber auch gemeint haben! Raiks Zunge spielt um meine dunkelrote Spitze, bevor sein Mund vor prescht, den Weg wieder zurück nimmt und mich zusätzlich mit der Hand stimuliert. Mit zitternden Beinen versuche ich ruhig stehen zu bleiben, muss aber bald schon aufgeben. Das ist einfach zu geil und meine Knie werden weich wie Weihnachtspudding! Ich schiebe ihn sanft von mir und lege mich zu ihm auf die Couch. Schweigend liegen wir uns gegenüber. Bewundernd fahre ich über seinen Oberkörper, kann es kaum fassen, dass er wirklich hier ist und vor mir liegt. Mein heißer Briefzusteller! Unsre Lippen suchen und finden sich praktisch sofort, bewegen sich gegeneinander, kosten sich gierig. Raiks Bein schiebt sich zwischen meine und reibt damit an einer sehr intimen Stelle. Dieser freche Postbote bringt mich total um meine Beherrschung! Und weil das so ist, liegt er, mit nur einer schnellen Bewegung, unter mir und kichert daraufhin vergnügt. "Weißt du was? Das hättest du von Anfang an mit mir machen können." Ich runzle die Stirn. "Was denn?" "Na mich flachlegen." "Wann? Vorhin?" "Nein. Nach der ersten Sekunde unserer Begegnung." "Im Laden?!", lache ich. "Ja. Direkt auf der Auslage." "Das merke ich mir für's nächste Mal." Bevor er darauf etwas erwidern kann, versiegle ich seinen Mund. Warme Arme legen sich auf meine Schultern und ein harter Schwanz bohrt sich in meinen Bauch. Blind angle ich nach der Tube, finde sie und pfriemle den Verschluss auf. Raik keucht erschrocken, als ich das kalte Gel zwischen uns verteile. Eine Weile massiere ich unsre Schwänze, und mache mich dann dran, in Raiks Spalte zu gleiten, wo ich ein paar mal über seine Öffnung streiche und sie dann langsam aufbreche. Das anschließende Stöhnen geht mir durch Mark und Bein. Aufmerksam beobachte ich Raiks Gesichtsausdruck, den leicht geöffneten Mund, die geschlossenen Augen, die geröteten Wangen und die hin und wieder auftauchenden Stirnfalten, wenn ich seine Prostata streife und ihn damit stückchenweise vorantreibe. Ein zweiter Finger rutscht in die feuchte Enge, noch lautere Töne der Lust erfüllen mein Wohnzimmer. "Raik?" Seine Augen öffnen sich. Blaue Seen angefüllt mit brennender Lust durchbohren mich. "Bereit?" "Schon lange." Mehr wollte ich nicht hören! Ich richte mich auf um mehr Platz zu haben, und nehme das Kondom zwischen die Finger. Jetzt packe ich doch noch was am Heiligen Abend ein. Meinen Schwanz. Tütchen auf, Gummi drüber und auf das Schleifchen verzichte ich mal. Mit schnell pochendem Herzen drücke ich Raiks Beine auseinander. Unwillkürlich stöhne ich auf. "Ich will dich, Janis.", flüstert er mir zu und legt ein Bein über die Rückenlehne der Couch. Du heiliger Weihnachtsbaum! Es gibt wohl doch einen Weihnachtsmann. Und er hat meine jahrelangen Wünsche endlich erhört! Raik empfängt mich in seinem Armen, als ich mich wieder auf ihn lege und ihn verlangend küsse. Nur gemächlich taste ich mich in sein Reich vor, koste dieses erste gemeinsame Zusammenkommen voll aus. Doch mein Postbote ist da ganz anderer Meinung. Er hebt sein Becken an und vereinigt uns mit einer schnellen Bewegung komplett. Dieses plötzliche intensive Gefühl in unserer Körpermitte bringt uns beide dazu, laut aufzustöhnen. Automatisch ziehe ich mich zurück und stoße zu. Nicht allzu fest, aber es reicht aus, um Raik unter mir nochmal einen süßen Ton zu entlocken. Das testen wir doch gleich nochmal! Wir kommen ins schwitzen, küssen uns wild, bekommen deshalb auch fast keine Luft, was mir aber herzlich egal ist. So ein wundervoll süßer Mund muss doch einfach geküsst werden! Ich treibe mich immer schneller in ihn, bringe uns beide immer näher, fast sind wir soweit und ich greife zwischen uns. "Janis! Noch ... nicht!" Ehe ich mich versehe, sitze ich am anderen Ende der Couch und starre auf einen nach Luft ringenden Raik. So ganz verstehe ich die Situation gerade nicht, da setzt sich Raik schon auf und lehnt sich mir dem Oberkörper über die Couchlehne. Jetzt kapiere ich und eile zu ihm. Ich schmiege mich an seinen schweißnassen Rücken, verteile lauter Küsse auf seinem Nacken und dringe wieder in ihn ein. "Oh Gott Janis! Du bist unglaublich!" "Und du erst." Er antwortet mir mit einem erstickten Schrei. Fest umfasse ich seine Beckenknochen und steigere das Tempo, bringe Raik dazu, heißer meinen Namen zu keuchen und mich anzuflehen, schneller zu stoßen. Ich erfülle seinen Wunsch und pinne ihn gegen die Couchlehne. Er lehnt seinen Kopf nach hinten und schaut mich an. Er ist soweit. Das sehe ich ihm genau an, weshalb ich meine Finger von seinem Becken löse, mit beiden Händen seine Erregung umfasse und ihn fest im Gleichtakt Erleichterung verschaffe. "Janis ... Ohhh!!!" Fasziniert schaue ich ihn an. Kein Detail entgeht mir dabei, nicht der kleinste Seufzer, nicht die kleinste Bewegung unter seinen geschlossenen Augenlidern. Und dann muss ich leider selbst die Augen schließen, denn seine Muskelkontraktionen um meinen Schwanz tragen mich ebenfalls über die Klippe und ich falle und falle, bis ich in einem Meer aus Farben lande und in den heißen Fluten davongetragen werde. *** "Wow." Da kann ich Raik nur zustimmen. "Wenn ich daran denke, dass wir das schon viel eher gehabt haben könnten ..." "Besser spät als nie.", lache ich. "Stimmt auch wieder." Erschöpft aber glücklich kuscheln wir uns aneinander. Wir liegen immer noch auf meiner Couch, lassen unsere Finger miteinander spielen und tauschen immer wieder kleine, unschuldige Küsse aus. "Ich habe noch nie ein so schönes Weihnachtsgeschenk bekommen.", sinniere ich und stupse mit meiner Nase gegen seine Wange. "Und? Wirst du es behalten oder zwischen den Jahren umtauschen?" Ich glaube, ich werde ihn behalten. "Was meinst du?", lache ich und gebe meinem leckeren Weihnachtsgeschenk einen tiefen Kuss. "Falls du mich umtauschst, komme ich wieder zurück." "Sehr gut. Nach sowas habe ich schon ewig gesucht." "Pfft! Idiot!", gackert er und klatscht mir ein Kissen ins Gesicht. "Was hältst du von einer heißen Dusche?", frage ich und werfe das Kissen auf den Boden. "Hört sich gut an." Wir rappeln uns auf und ich führe meine Eroberung ins geräumige Bad. Lachend balgen wir uns und ich bugsiere Raik in die Duschkabine. Auf die Gefahr hin, dass das Wasser gleich eiskalt aus der Leitung kommt, schiebe ich ihn in die Ecke und drehe den Duschhahn auf. "Fuck!" Ich hatte recht. "So kalt?" "Nein! Kälter!" Zum Glück erwärmt sich das Wasser recht schnell und ich ziehe meinen Briefträger unter den Strahl. "Was hast du? Ist doch ganz angenehm." Frech blinzelt er mich an. "Gleich wird es noch heißer.", prophezeie ich ihm und nehme seinen geschwollenen Lippen in Beschlag. Tastend, streichelnd, leckend und küssend vergeht die Zeit unter der Dusche viel zu schnell und wir weichen langsam aber sicher auf. "Ich glaube, wir suchen mal lieber das Trockene auf. Wir sind schon ganz verschrumpelt." "Alles was du willst." O là là . Das würde ich gern gleich in die Tat umsetzen, aber das Wasser wird schon ausgestellt und der Duschvorhang wird beiseite geschoben. Kalte Luft bringt mich zum schlottern. "Ich hasse es nach dem Duschen halb zu erfrieren.", beklagt sich Raik und wickelt sich in ein Handtuch. "Warte. Ich habe was Besseres." Ich krame meinen Bademantel hinter der Tür hervor und reiche ihn weiter. "Danke." "Hast du hunger?" "Und wie. Ich habe heute kaum Zeit gehabt, um was zu essen." "Du Armer.", bedaure ich Raik, schlinge meine Arme um ihn und küsse seine Stirn. "Endlich bedauert mich jemand." Ich lache leise. "Pizza?" "Gerne." "Da hast du aber Glück gehabt. Was anderes habe ich auch nicht." "So viel Glück an einem Tag. Ist ja kaum zum aushalten." Raiks Augen strahlen mich an und dann küsst er mich viel zu kurz. "Dann mal los!", ruft er, dreht sich um und verschwindet durch die Tür. Noch ganz gefangen von seinem Kuss, schaue ich ihm nach. Noch immer nackt und nass. Mich hat es wirklich mehr als nur erwischt. *** Ich gähne herzhaft. "So müde?" "Ja. War ganz schön stressig heute. Jeder war auf der Suche nach einem Last-Minute-Geschenk." "Kann ich dir nachfühlen. Erst bestellen die Leute zu spät und ich bin dann schuld, wenn ihr Päckchen noch nicht dabei ist." "Wenigstens war mein Geschenk heute in der Post.", grinse ich und gebe der Spülmaschinentür einen Schubs, damit sie zufällt. "Und beim richtigen Postzusteller.", grinst Raik süß und schlingt seine Arme um meine Taille. Zum tausendsten Mal heute hängen wir uns an der Lippen, tasten nach dem Anderen und genießen unsere Nähe. Hubertus streicht uns um die Beine und stört unser Beisammensein. Da hat jemand hunger. "Du bekommst ja gleich was.", verspreche ich ihm. Ein raues Maunzen antwortet mir. "Gib ihm lieber gleich was. Er sieht ganz schön verhungert aus." Laut seufzend gebe ich den Beiden nach und öffne eine Dose Katzenfutter. Schnurrend macht sich Herr Hubertus drüber her. Ich streichle ein paar mal über seinen Rücken, als Raik hinter mir anfängt zu lachen. "Was denn?" "Hör doch." Und ich höre. All i want for christmas von Mariah Carey dudelt im Radio. "Die Frau weiß anscheinend wovon sie singt. Ich jedenfalls tue es.", flüstert Raik. Wie Magneten ziehen wir uns erneut an und verschlingen uns wie ausgehungert. "Bleibst du über Nacht?" Ich mag ihn ungern gehen lassen. "Wenn ich darf." "Da fragst du noch?" ****** An alle fleißigen Postboten, die an Heilig Abend bis spät Nachmittags noch für uns schuften: Ihr habt mein größtes Mitgefühl! Ebenso alle, die wie ich, bis Mittags im Laden stehen und dem Kundenstrom tapfer entgegentreten! Ein ruhiges Weihnachtsfest wünsche ich euch! Dann bis später beim zweiten Kapitel! Kapitel 2: Kapitel 1 - Guten Tag, die Post ist da! (ohne Adult) --------------------------------------------------------------- Und hier meine Weihnachtsstory Nummer zwei am zweiten Advent! Die kleine Geschichte ist mir vor gut drei Monaten eingefallen, als plötzlich ein neuer Postbote vor mir stand. Nein, er ist keine heiße Sahneschnitte, aber er hat mich zu der folgenden Story inspiriert, und das heißt doch auch schon mal was, oder? Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss. Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl. Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird. In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen. Eure Fara All i want for christmas is Mr. Postman Kapitel 1 - Guten Tag, die Post ist da! (ohne Adult) Schnell sprinte ich in meinen Laden. "Guten Morgen!", rufe ich einem einzigen Angestellten Pascal zu und stelle meine Tasche hinter den Tresen. "Morgen. Hast du verschlafen?" "Ja. Tut mir leid." "Kein Problem. Es war noch niemand da." "Okay. Dann räume ich gleich mal reduzierte Ware auf die Tische." "Mach das, mein Schätzchen." Ich grinse meinen Freund an. "Lass das nicht Thomas hören." Pascals Freund wird schnell eifersüchtig. "Der soll sich erstmal an die eigene Nase greifen!" Oha! Da hängt der Haussegen wohl wieder schief. "Was sich liebt, dass neckt sich.", erwidere ich nur und erhalte einen Luftkuss. Pascal eben. Ich laufe hinter ins Lager und greife mir einen Karton mit den Herbstsachen. In knapp sechs Wochen ist Weihnachten und der Kram muss dringend raus. Zeit für einen Schnäppchentisch. Vor mich hinsummend lege ich die Klamotten auf dem Tisch aus, versuche sie ansprechend aussehen zu lassen. Naja, wenn das nicht gelingt, dann doch sicher mit dem riesigen Reduziertschild darüber. Hinter mir klingelt die Ladenglocke. "Schönen guten Morgen! Post!" "Morgen." Ich schaue auf und ... ... Wow! Wer ist denn das? "Eine Unterschrift bräuchte ich noch." "Ähm ... Ja! Moment." Ich lasse alles stehen und liegen, und laufe auf den mir unbekannten Postboten zu. Wo haben sie denn dieses Schnittchen ausgegraben? Strahlend blaue Augen und haselnussbraune Haare. Du meine Güte! Bekomme ich gerade weiche Knie? Irgendwie schaffe ich es bis zu ihm und unterschreibe auf dem kleinen Bildschirm. "Das war es auch schon. Tschöö!" "Tschöö.", sage ich leise, verhindere gerade so ihm nachzulaufen wie eine läufige Hündin und schaue dem süßen Postboten beim verlassen unseres Ladens zu. "Himmel! Was für ein knackiger Hintern! Hast du den gesehen!" Pascal steht plötzlich neben mir und starrt diesem Sahneteil, genau wie ich, hinterher. "Darauf kannst du wetten." "War der schon mal hier?" "Nein." Daran könnte ich mich erinnern! "Nett! Hoffentlich kommt er wieder." "Ja." Hoffentlich. "Janis? Klappe zu. Du sabberst sonst noch." Mist! *** Ab da an kam dieser kopfverdrehender, mit einem Luxuskörper gesegnete Postbote fast jeden Tag. Und fast jeden Tag bekam ich weiche Knie, Herzrasen und feuchte Hände, jedes mal, wenn er durch die Ladentür rauschte und mich anlächelte. "Warum fragst du ihn nicht einfach?", fährt mich Pascal an, der gerade Pullover zusammenlegt. "Frag ihn nach einem Date und dann siehst du, wie er reagiert." "Er hat doch nie viel Zeit. Gerade vor Weihnachten.", verteidige ich mich. "Ewig schaue ich eurem scheuen umeinander herumgeschwänzel nicht mehr zu! Das sage ich dir!" "Wer schwänzelt um wem scheu herum?" "Na du und..." "Morgen! Die Post ist da." Der Postbote! Pascal zwinkert mir zu und dreht sich um. Nun stehe ich alleine vor diesem Traum von einem Mann und lächle nervös. "Guten Morgen.", fiepse ich und würde mir am liebsten gleich in den Arsch treten! "Eine Unterschrift." "Natürlich." Mir wird wie immer das elektronische Teil zum unterschreiben hingehalten. Seine Hand zittert leicht. "Kalt draußen?", frage ich nach. "Etwas.", antwortet er mir. Mit ebenfalls unsicherer Hand setze ich meine Unterschrift auf den Touchscreen. "Danke. Bis morgen dann. Denke ich." "Bestimmt." Er lächelt, packt sein elektronisches Dingsbums an die Halterung seines Gürtel und wünscht mir einen schönen Tag. "Ihnen auch." Mit schief gelegten Kopf schaue ich ihm nach. Erst als er wieder in seinem Postauto sitzt und losfährt, drehe ich mich um. An der Theke gelehnt, den Kopf in einer Hand gestürzt, lächelt Pascal mich schief an. "Wenn das mal nicht geschwänzelt war, dann weiß ich auch nicht." "Red nicht! Er war nur nett zu mir." "Wenn du meinst. Jedenfalls konnte ich von hier hinten schlecht einschätzen, wessen Herzchen in den Augen größer waren. Deine oder die von Raik." "Raik?" "Ja. So heißt er. Das bekommt man raus, wenn man sich mit ihm mal um was anderes als das Wetter unterhält." Das gibt's doch nicht! "Wann hast du dich denn mit ihm unterhalten?!" "Vorgestern. Du warst hinten im Lager und hast die Weihnachtsdeko gesucht." "Du hast gesagt, an diesem Tag wäre ein anderer Briefträger dagewesen!" "Ach ... Habe ich das?" So ein mieser Lügner! Das hat er extra gemacht! "Hast du ihm was gesagt?", schnauze ich ihn an. "Was gesagt?" "Das ich auf ihn stehe! Was den sonst?" "Hehe. Na da schau an! Du hast dich tatsächlich in den Postboten verknallt!" "Schwachsinn! Ich finde ..." Die Ladenglocke ertönt. "Guten Tag.", begrüße ich die eintretende Kundin. Somit ist Pascal wohl erstmal davon gekommen. Der kann aber noch was erleben! *** Drei Wochen später, der Vorfall ist schon längst so gut wie vergessen, sitzen Pascal und ich mit Freunden in einem kleinen Lokal. Unsre alljährliche Weihnachtsfeier findet mal wieder statt. Neben Pascal sitzt sein Augenstern Thomas, dann Heike und Julia, denen das Dessousgeschäft neben uns gehört und dann ist da noch Victor, einer meiner besten Freunde. "Das Weihnachtsgeschäft lief schlecht an, aber jetzt drehen die Kunden voll auf. Gestern war jemand bei uns, der seiner Liebsten Strapse kaufen wollte. Das Ende vom Lied war, dass er in einem Wust aus Strapsen und Büstenhalter stand, rot anlief und leise quietschte: 'Das ist zu viel! Ich kann das nicht!' Und ohne weiteren Kommentar verschwand.", erzählt Julia. Heike neben ihr kichert und saugt an einem Strohalm, bevor sie auch ihren Senf dazu gibt. "Wir haben fast eine Stunde gebraucht, um das Chaos wieder zu beseitigen." "Ja. Im Moment drehen alle durch. Ist bei uns in der Firma auch so.", meint Victor. "Ist ja auch kein Wunder. Übermorgen ist Heilig Abend." "Habt ihr eigentlich besondere Wünsche?", fragt Julia in die Runde. "Ich nicht.", erwidere ich. "Nur, dass das Weihnachtsgeschäft so gut läuft wie letztes Jahr. Damit ich mit wieder einen heißen Urlaub gönnen kann." Wenn ich an den Spanienurlaub letzten Sommer denke ... Heiße Tage, heiße Nächte und vor allem heiße Männer. "Janis wünscht sich noch etwas anderes heißes. Unseren geilen Postboten!", lacht Pascal schrill. "Pascal! Erzähl nicht so einen Unsinn!" "Stimmt doch! So wie ihr euch immer ..." "Klappe jetzt!" Muss er das vor allen hier ausbreiten? "Oh ja! Raik ist eine heiße Nummer!", schwärmt Heike. "Wieso kennt ihr alle seinen Namen. Seid ihr so dicke mit ihm?" Langsam nervt mich das. Jeder scheint ihn näher zu kennen. Nur ich mal wieder nicht. Heike schaut mich verdutzt an. "Man unterhält sich doch miteinander." "Ebend!", ruft Pascal. "Nur ist Janis zu sehr damit beschäftigt, Raik anzusabbern, wenn er die Post bringt. Mit zu viel Speichelfluss ist reden aber auch schwer. ... Hey!" Es reicht! Eine Kartoffel fliegt auf Pascal zu. Mir doch egal, dass wir in einem brechend vollen Lokal sitzen! "Liegt da etwa Liebe in der Luft?" Julias Augen glitzern klatschgeil. "Ich sag's dir! Raik betritt den Laden und die Pheromone fliegen nur so durch die Luft.", antwortet Pascal auf Julias Frage. "Das stimmt doch gar nicht, du Idiot!" Kann er nicht endlich mal Ruhe geben?! "Wirklich? Und er traut sich nicht ihn anzusprechen?!" "Halloho? ER sitzt am selben Tisch wie ihr und kann euch ganz deutlich hören!" Ist das zu fassen? Pascal und Julia reden über mich, als wäre ich nicht anwesend! "Das schreit ja nach einer Verkupplungsaktion!" Hat Julia sie nicht mehr alle?! Pascal atmet laut und hektisch ein. "Oh ja!" "Jetzt macht mal halblang Leute. Ich glaube, Janis kann das auch schon ganz gut alleine regeln." Oh Victor! Du bist der Beste! "Meinst du? Du hast die Beiden noch nicht zusammen erlebt. Einer unfähiger als der Andere." "Mach nur so weiter Pascal! Am Montag hast du die Kündigung auf dem Tisch.", zetere ich, meine es aber nicht ernst. Was Pascal auch weiß und mich überlegen anlächelt. "Was macht eigentlich Sandra? Hat die einen neuen Job gefunden?" Heike wechselt zum Glück das Thema. Ich tue so, als höre zu, lache, wenn die Anderen lachen und esse mein Spezial Weihnachtsmenü. Raik. Endlich musste ich mal nicht an ihn denken, da wärmt Pascal das Thema wieder auf. Ich weiß ja selbst, dass es lächerlich ist, wie ich mich anstelle. Aber zu meiner Verteidigung: Es ist auch schon etwas her, dass ich sowas gemacht habe. Nicht das flirten an sich, ich tue das schon öfter. In Clubs und Bars. Eben an diesen Orten, die man besucht, wenn Mann mal wieder was vernünftiges für's Bett braucht. Doch erstens weiß ich gar nicht, ob Raik auf Männer steht (Pascal kann ja viel erzählen) und zweitens setzt mein Hirn aus, wenn Raik vor mir steht. Ja, es hört sich klischeehaft an! Ja, ich höre Geigenmusik und es fliegen tatsächlich Herzchen durch die Luft. Jedes beschissene Mal. So komme ich gar nicht dazu, ihm irgendwelche Fragen zu stellen oder ihn zu einem einfachen Kaffee bei uns im Laden einzuladen. Ich bin schon echt arm dran, was? *** "Was machst du heute noch?" "In die heiße Wanne legen und dann ins Bett.", murmle ich und schließe den Laden ab. Feierabend! "So verbringst du Weihnachten?!" Pascal glotzt wie ein Fisch. "Morgen fahre ich zu meinen Eltern nach München. Also keine Panik. Ich hocke schon nicht einsam und allein zu Hause über die Feiertage." "Dann ist ja gut mein Lieber! Komm her!" Grinsend breiter er seine Arme aus und drückt mich an sich. "Frohe Weihnachten wünsche ich dir." "Ich dir auch Pascal. Und deinem Thomas auch." "Ich werd's ihm ausrichten." Ich drücke auf Abrechnung und warte bis die Kasse fertig gerattert hat. "Merry Christmas!", strahle ich. "Wirklich so gut?!" "Weihnachtsbonus gut!" Ich drücke ihm seinen heutigen Lohn plus dem versprochenen Weihnachtsbonus in die Hand. "Die Firma dankt.", lächelt er und zählt wie immer das Geld nach. Danach zieht sich Pascal schon die Jacke an und will gehen, da fällt mir noch etwas ein. "Warte mal! Ich habe noch was für dich!" "Ein Geschenk?" "Ja." Schnell flitze ich ins Lager und krame die fast vergessene, kleine Schachtel hervor. "Was ist das?" Neugierig wartet Pascal schon auf mich am Eingang des Lagers. "Mach's auf, dann siehst du es." Flink öffnet er den Deckel. "Den Schal, den ich so toll fand! Die waren doch alle ausverkauft!" "Sind sie ja auch.", lache ich. "Janis! Du bist echt der beste Chef der Welt!" Na das ist doch mal ein Kompliment! Er drückt mich nochmal an sich. "Ich habe auch was für dich. Doch es war heute morgen leider noch nicht da. Die haben Lieferprobleme. Aber es kommt noch! Versprochen!" "Kein Ding.", winke ich ab. "Dann bis Silvester." "Ja. Dann gibt's big Party!" Grölend verlassen wir den Laden. Pascal kann manchmal echt nerven. Aber zwischendurch kann er auch ein ganz Lieber sein. *** "So ein Mist!" Halb unter meinem künstlichen, weißen Weihnachtsbaum begraben, versuche ich die Lichterkette in die Steckdose zu fummeln. Nach etlichen Versuchen gelingt es mir endlich, und der Baum erstrahlt im Lichtermeer. Staubig und hustend betrachte ich mein Werk. "Sehr hübsch!", lobe ich mich selbst. "Jetzt noch die Kugeln und dann ab ins Bett. Nicht wahr Hubertus?" Natürlich interessiert Hubertus mein Baum kein bisschen. Er hebt träge die Augenlider und pennt anschließend eingerollt auf meiner Couch weiter. "Fauler Kater!" Lächelnd streichle ich über sein weiches Fell. Müde schlurfe ich zu meinem Wohnzimmerschrank und suche den Baumschmuck zusammen. Damit beladen kehre ich zu meinem weißen Kitsch-Baum zurück. Den hatte ich mal bei mir im Laden stehen und aus einer Laune heraus nach Weihnachten in meine Wohnung geschleppt. Seitdem baue ich ihn jedes Jahr auf. "Gehst du da weg! Hubertus! Kscht!" Hubertus huscht ins Schlafzimmer. "Wenn du hunger hast, dann friss Katzenfutter." Muss er meinen Baum anknabbern? Leise vor mich hinsummend bestücke ich meinen Baum. Ob ich nochmal weg gehen soll? In meiner Stammkneipe steigt eine Weihnachtsparty. Inklusive nackter Weihnachtsmänner. Na ja, fast nackt. Sie tragen immerhin noch rote Mützen. Nur muss ich leider morgen früh aufstehen und ich bin jetzt schon total KO. Besser ich bleibe zu Hause und gehe nach meiner Tiefkühlpizza pennen. Da fällt mir ein, ich muss noch die Geschenke für meine Nichten einpacken. Das hat aber noch bis morgen früh zeit. Von Papier und Klebestreifen habe ich heute die Nase voll. Jeder wollte seinen Einkauf als Geschenk verpackt haben. Oh selige Weihnachtszeit! Im Radio dudeln Weihnachtslieder, bei denen ich laut und schief mitsinge und der Baum dabei immer bunter wird. So läuft das immer bei mir an Weihnachten. Fast immer. Es sei den, ich habe jemanden, der zusammen mit mir feiert. Seufzend greife ich nach meinem Weinglas und genehmige mir einen großen Schluck. Nein, ich besaufe mich hier nicht aus Frust! Ich trinke halt mal gern ein Gläschen an Weihnachten. Hubertus saust wieder an mir vorbei, springt auf die Couch und hinten wieder runter. Wovor hat der denn jetzt Angst? Das macht er sonst nur, wenn ... Es klingelt! "Wer kann denn das noch sein? Soll ich mal nachschauen Hubertus?" Ich glaube, ich bin etwas angetrunken. Egal! Ist ja schließlich Weihnachten. Vielleicht steht ja einer meiner Verflossenen vor der Tür. Daniel zum Beispiel. Manchmal kommt er zum vögeln her. Zu den unmöglichsten Zeiten, was ja jetzt passen würde. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Daniel keuchend und laut wimmernd unter mir wäre jetzt genau das Richtige! Gut gelaunt trete ich an meine Wohnungstür und mache auf. "Hallo. Frohe Weihnachten." "Hallo ..." Das ist nicht Daniel! Das ist ... "Ich habe noch ein Päckchen für Sie." "Danke ..." Total überfordert greife ich danach. "Dann noch schöne Feiertage, Herr Waitz." "Ihnen auch ..." Unsre Blicke treffen sich für Sekunden, ich versinke darin und noch bevor ich wirklich begreife, dass Raik tatsächlich vor mir steht, reißt der Blickkontakt wieder ab und er dreht sich um. Er läuft den Flur entlang, geht die Treppe herunter und ist verschwunden. Mein Herzmuskel arbeitet im Hochleistungsbereich und mit zittrigen Händen schaue ich auf das kleine Päckchen in meiner Hand. Das ist von Pascal! 'Sofort aufmachen!' steht drauf. Ich mache es sofort auf. Darin liegt ein Stück Papier, das ich auffalte und lese. 'Wenn du Trottel wirklich den Brief liest, anstatt Raik zu folgen und ihn zu dir einzuladen, versohle ich dir höchstpersönlich an Silvester den Hintern! Wenn du ihn liest, nachdem du mit Raik verschwitzt und befriedigt im Bett liegst, dann hoffe ich, dein Weihnachtsgeschenk hat dir dieses Jahr gefallen und du spielst noch lange damit. Pascal ♥' Mir fällt das Päckchen samt Brief aus der Hand, schnappe mir meine Schlüssel und rase den Flur entlang, fliege die Treppen fast hinunter und komme am Hauseingang an. Ich reiße die Tür auf und schaue mich um. "Raik?!" Kein Postauto in Sicht. Vielleicht hat er schon Feierabend! Vielleicht hat er mein Päckchen zuletzt ausgetragen, in der Hoffnung ... Was denke ich den da?! Wieso sollte er sowas tun? Wieso ... "Raik!" Da ist er! Gegenüber auf der anderen Straßenseite. "RAIK!" Er hört mich rufen und dreht sich suchend um. "HIER RAIK!", rufe ich nochmal und wedle mit meinen Armen. Daraufhin erkennt er mich und winkt verhalten zurück. Ich Trottel! Das muss ihm ja merkwürdig vorkommen. Außerdem stehe ich nur in Shirt und Jogginghose da. Mitten auf dem Gehweg in klirrender Kälte. Ich mache mich gerade total zum Affen! Und das vor meinem süßen Postboten! Wie peinlich! Aber plötzlich lächelt Raik, schaut nach links und rechts und sprintet zu mir über die Straße. Sofort steigt mein Adrenalinspiegel und ich unterdrücke den Zwang ihm entweder in die Arme zu rennen, oder ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. "Sie haben es bemerkt!", lacht er, als er vor mir steht. "Bemerkt?!" Was soll ich bemerkt haben? Das er der Richtige für mich ist? Mein Traummann? "Ich habe total vergessen, Sie unterschreiben zu lassen." Das Unterschreibdingens schwebt auf einmal vor mir. "Ja! Genau!" Shit! Ich nehme ihm den Stift ab und krakle meine Unterschrift auf das Display. Alles ist wie immer. "Danke." Raik lächelt mich an. "Kein Ding." Ich lächle zurück. Wir stehen mitten auf der Straße und lächeln uns an! Okay, Janis! Jetzt oder nie! Tu endlich was! "Ähm ... Hast du noch viel zum austragen?", frage ich, wobei ich mir vorkomme wie ein Teenager, der zum ersten Mal verliebt ist. "Nein. Sie waren der Letzte heute. Ich habe Feierabend." Das ist die Chance! Keine Ausreden mehr! "Hast du Lust auf einen Kaffee? Oder einen Wein?!" "Jetzt ist es eher schlecht." Oh Fuck! Ich Trottel! Es ist Weihnachten. Bestimmt hat er was besseres zu tun, als bei mir zu hocken und Kaffee zu trinken. "Ich muss das Postauto noch zurück bringen." "Schon okay. Ich verstehe. Frohes Fest." Ich trete zurück, schaue ihn nochmal an und lächle dabei ein unechtes Lächeln. Abfuhren konnte ich schon immer schlecht wegstecken. "Danach gerne!", höre ich ihn rufen. "Dann kann ich auch ein Glas Wein trinken." "Schön!" Ich grinse ihn doof an. "Dann also bis nachher." "Ja. Bis nachher." Herzchen fliegen durch die plötzlich nicht mehr ganz so kalte Winterluft. Ich glaube, mich hat es ganz schön erwischt! *** Eine Stunde später wirble ich noch immer durch meine Bude. Aufräumen! Nicht das es unordentlich wäre, aber meine dreckigen Socken im Bad muss er ja nicht gerade sehen. Dann habe ich noch einen Haufen Kerzen aufgestellt, danach die Hälfte wieder weggeräumt (es war zu viel des Guten) und gelüftet, damit der Kerzengeruch nicht so penetrant ist. Wir sind hier ja nicht in einem orientalischen Freudenhaus! Danach noch das Katzenklo gesäubert und mein Bett frisch bezogen. Man weiß ja nie. Gerade bin ich dabei, den Wein und die Gläser auf den Tisch zu stellen, da rast Hubertus an mir vorbei und verkriecht sich hinter der Couch. Noch nie habe ich mich so über die Schreckhaftigkeit meines Katers gefreut! Ich kontrolliere meine Frisur noch schnell im Spiegelbild meines Fernsehers und schon klingelt es. Okay! Keine Panik! Warte ... Warte ... Es klingelt nochmal. Erst jetzt laufe ich zur Tür, ohne Hast versteht sich, und öffne sie. "Das ging aber schnell!", lüge ich. Jede Sekunde kam mir wie Stunden vor. Das werde ich ihm aber bestimmt nicht auf die Nase binden. "Ich habe mich extra beeilt." Wie lange dauert sowas denn normal immer? "Komm rein." Raik geht an mir vorbei und bleibt unsicher im Flur stehen. "Setz dich doch ins Wohnzimmer.", fordere ich ihn auf und hänge seine Jacke an die Garderobe. Er nickt lächelnd und tapst in mein Wohnzimmer, ich hinterher. Ich kann kaum meinen Blick von seinem Hintern lösen! Der muss sich einfach wunderbar anfühlen! Scheiß auf nackte Weihnachtsmänner mit Nikolausmütze! Ein angezogener Raik ist tausendmal anregender! "Wein steht bereit!", grinse ich. "Ich sehe es. Aber der versprochene Kaffee zum aufwärmen wäre erstmal nicht schlecht." "Mach ich dir." Da fällt mir ein ... "Ich bin Janis.", stelle ich mich vor. "Raik." Unwiderstehliches Lächeln. Ungern löse ich mich von seinem Anblick und mache ihm eine Tasse Kaffee. "Mit Milch oder Zucker?!", rufe ich. "Nur mit Milch!" Während ich die verlangte Milch aus dem Kühlschrank hole, überlege ich, was jetzt zu tun ist. Am liebsten würde ich sofort über ihn herfallen, aber das kommt bestimmt gar nicht gut. Also was nun? Erstmal quatschen, sich anfreunden, auskundschaften, ob er auf Kerle steht. Und dann? Das wird sich hoffentlich zeigen. Mit Kaffee und einem Teller Plätzchen laufe ich zurück ins Wohnzimmer und stocke. Raik sitzt auf der Couch und hat Hubertus quer auf sich liegen. "Der ist ja goldig!", lacht er und krault meinem laut brummenden Kater das Fell. "Ja ... Hubertus muss dich ja ganz schön mögen. Sonst ist er nicht so zutraulich." "Er kam gleich angehopst." Verrücktes Vieh! "Hier. Dein Kaffee." "Danke." Seine feingliedrigen Finger greifen nach der Tasse, heben sie zu seinen Lippen und ... Ich muss wegschauen. "Janis?" "Ja?" "Der Kaffee ist echt lecker." "Schön." Und ich finde deine Lippen echt lecker. Wenn ich nur mal kosen könnte! "War es arg stressig heute bei dir im Laden?" "Ja. Aber so muss das an Weihnachten auch sein." "Stimmt.", murmelt er in die Tasse. "Und bei dir? Ihr Postboten müsst auch ganz schön schufen, oder?" "Oh ja. Und ich hatte noch Glück heute. Einige meiner Kollegen sind noch unterwegs." "Die Armen." Ich habe tatsächlich etwas Mitleid mit ihnen. Es ist schon achtzehn Uhr durch. "Kann ich dir ein Geständnis machen?", fragt er mich plötzlich. "Was denn?" Nervös beobachte ich meinen Kater, der immer noch auf Raiks Schoß herumrollt. Da wird man ja eifersüchtig! "Pascal gab mir das Paket vor einer Woche und fragte, ob ich es heute zu dir bringen kann." "Was?!" Eigentlich überrascht es mich nicht. Trotzdem schaue Raik an, als hätte ich gerade den Bus verpasst. "Naja ... Das war noch nicht alles." Pascal hat ihm doch nichts gesagt?! Ich bringe ihn um! "Er sagte, ich soll es dir als letztes bringen, weil du lange arbeiten musst. Und dann zwinkerte er mir zu und meinte: Lass ihn ja nicht vergessen zu unterschreiben. Und falls doch, warte bis der Idiot zu dir kommt." Ich habe den Bus gar nicht verpasst! Er hat mich gerade überrollt! "Und da ist noch was." Oh Gott! Was denn noch?! "Das kam mir alles so seltsam vor und ich hatte ständig das Paket vor den Augen. Da hab ich es aufgemacht." Der Bus legt den Rückwärtsgang ein und erwischt mich nochmal. "Ich habe den Brief gelesen." Eine Meute Kinder steigt in den Bus ein und ihr Gewicht landet zusätzlich auf mir. "Es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen!" Ruft mal jemand den Rettungsdienst?! "Janis? Alles in Ordnung?" Der Bus rast mit quietschenden Reifen davon und ich kann wieder atmen. Nur leider hat mein Hirn anscheinend einen Schaden davongetragen, denn: "Ich mag dich.", sage ich leise. "Du bist mir gleich aufgefallen damals, und seitdem kann ich es kaum erwarten, dass die doofe Ladenglocke klingelt und du mir die Post bringst. Scheiße! Ich habe sogar extra Zeug bestellt, damit du auch ganz sicher kommst!" Traurig aber wahr. Meine Verwandten werden es mir hoffentlich morgen danken. Das waren alles Geschenke für sie. Nach diesem Geständnis wird mir ganz mulmig zu mute. Falls er jetzt geht, werde ich ihn nicht aufhalten. Ich starre die Weinflasche vor mir an. Neben mir raschelt es und Hubertus springt von Raiks Schoß. Jetzt geht er. Bestimmt steht er gleich auf und verschwindet. "Janis. Ich ..." "Du musst nichts sagen.", flüstere ich. "Ich möchte aber.", beginnt er. "Mir ging es doch genauso." Seine Hand legt sich auf meine, die ich in der Sitzfläche der Couch gekrallt habe. "Jeden Tag, beim Sortieren der Post, habe ich ungeduldig nach der Adresse deines Ladens Ausschau gehalten. Und mir ist jedes mal ein Stein vom Herzen gefallen, wenn ich sie sah." War es schon vorher nicht leicht den Impuls, ihn einfach an mich zu reißen zu unterdrücken, so ist es jetzt schier unmöglich. Ich schaue ihm in die Augen, in diese blauen Seen, und werfe mich in seine Arme. Erleichtert bemerke ich, wie auch Raik mich an sich drückt und sich seine Arme um meinen Rücken schlingen. "Ich wollte dich so gern ansprechen, habe es aber nie hinbekommen.", gestehe ich an seinen Hals gepresst. "Das Gefühl kenne ich." Raik lacht. "Ist jetzt auch egal." "Ja." Ich schiebe mich etwas von ihm, sodass wir uns anschauen können. "Darf ich?", wispere ich. "Unbedingt." Wieso frage ich auch? Jetzt ist es so offensichtlich, dass wir beide es wollen. Uns wollen. Vorsichtig nähere ich mich ihm, wobei sich unsre Blicke keine Sekunde trennen. Ich koste jede davon aus, versuche mir die ansteigende Erregung und Aufregung gut einzuprägen. Raiks hektischer Atem streift mein Gesicht und ich bekomme überall eine Gänsehaut. Gleich treffen sich unsere Lippen! Gleich ... "Ha!" Raik und ich zucken auseinander. "Hubertus!", schimpfe ich meinen fetten Kater. "Runter!" Dieses Aas ist genau im Falschen Moment zwischen uns gesprungen und sitzt, wie vorhin, auf Raiks Schoß. Dieser lacht dunkel. Ich schiebe dieses Monster von einem Kater runter, versuche es zumindest. Er will nicht. "Hubert! Runter jetzmmm." Raik küsst mich! Erst total verwirrt, sammle ich mich aber recht schnell wieder und schmiege mich an ihn. Das Hubertus noch zwischen uns laut und wohlig schnurrt ignoriere ich. Er kann ja weggehen, wenn ihm die Luft knapp wird, oder es ihm zu eng zwischen uns wird. *** "Wow." Da kann ich Raik nur zustimmen. "Wenn ich daran denke, dass wir das schon viel eher gehabt haben könnten ..." "Besser spät als nie.", lache ich. "Stimmt auch wieder." Erschöpft aber glücklich kuscheln wir uns aneinander. Wir liegen immer noch auf meiner Couch, lassen unsere Finger miteinander spielen und tauschen immer wieder kleine, unschuldige Küsse aus. "Ich habe noch nie ein so schönes Weihnachtsgeschenk bekommen.", sinniere ich und stupse mit meiner Nase gegen seine Wange. "Und? Wirst du es behalten oder zwischen den Jahren umtauschen?" Ich glaube, ich werde ihn behalten. "Was meinst du?", lache ich und gebe meinem leckeren Weihnachtsgeschenk einen tiefen Kuss. "Falls du mich umtauschst, komme ich wieder zurück." "Sehr gut. Nach sowas habe ich schon ewig gesucht." "Pfft! Idiot!", gackert er und klatscht mir ein Kissen ins Gesicht. "Was hältst du von einer heißen Dusche?", frage ich und werfe das Kissen auf den Boden. "Hört sich gut an." Wir rappeln uns auf und ich führe meine Eroberung ins geräumige Bad. Lachend balgen wir uns und ich bugsiere Raik in die Duschkabine. Auf die Gefahr hin, dass das Wasser gleich eiskalt aus der Leitung kommt, schiebe ich ihn in die Ecke und drehe den Duschhahn auf. "Fuck!" Ich hatte recht. "So kalt?" "Nein! Kälter!" Zum Glück erwärmt sich das Wasser recht schnell und ich ziehe meinen Briefträger unter den Strahl. "Was hast du? Ist doch ganz angenehm." Frech blinzelt er mich an. "Gleich wird es noch heißer.", prophezeie ich ihm und nehme seinen geschwollenen Lippen in Beschlag. Tastend, streichelnd, leckend und küssend vergeht die Zeit unter der Dusche viel zu schnell und wir weichen langsam aber sicher auf. "Ich glaube, wir suchen mal lieber das Trockene auf. Wir sind schon ganz verschrumpelt." "Alles was du willst." O là là . Das würde ich gern gleich in die Tat umsetzen, aber das Wasser wird schon ausgestellt und der Duschvorhang wird beiseite geschoben. Kalte Luft bringt mich zum schlottern. "Ich hasse es nach dem Duschen halb zu erfrieren.", beklagt sich Raik und wickelt sich in ein Handtuch. "Warte. Ich habe was Besseres." Ich krame meinen Bademantel hinter der Tür hervor und reiche ihn weiter. "Danke." "Hast du hunger?" "Und wie. Ich habe heute kaum Zeit gehabt, um was zu essen." "Du Armer.", bedaure ich Raik, schlinge meine Arme um ihn und küsse seine Stirn. "Endlich bedauert mich jemand." Ich lache leise. "Pizza?" "Gerne." "Da hast du aber Glück gehabt. Was anderes habe ich auch nicht." "So viel Glück an einem Tag. Ist ja kaum zum aushalten." Raiks Augen strahlen mich an und dann küsst er mich viel zu kurz. "Dann mal los!", ruft er, dreht sich um und verschwindet durch die Tür. Noch ganz gefangen von seinem Kuss, schaue ich ihm nach. Noch immer nackt und nass. Mich hat es wirklich mehr als nur erwischt. *** Ich gähne herzhaft. "So müde?" "Ja. War ganz schön stressig heute. Jeder war auf der Suche nach einem Last-Minute-Geschenk." "Kann ich dir nachfühlen. Erst bestellen die Leute zu spät und ich bin dann schuld, wenn ihr Päckchen noch nicht dabei ist." "Wenigstens war mein Geschenk heute in der Post.", grinse ich und gebe der Spülmaschinentür einen Schubs, damit sie zufällt. "Und beim richtigen Postzusteller.", grinst Raik süß und schlingt seine Arme um meine Taille. Zum tausendsten Mal heute hängen wir uns an der Lippen, tasten nach dem Anderen und genießen unsere Nähe. Hubertus streicht uns um die Beine und stört unser Beisammensein. Da hat jemand hunger. "Du bekommst ja gleich was.", verspreche ich ihm. Ein raues Maunzen antwortet mir. "Gib ihm lieber gleich was. Er sieht ganz schön verhungert aus." Laut seufzend gebe ich den Beiden nach und öffne eine Dose Katzenfutter. Schnurrend macht sich Herr Hubertus drüber her. Ich streichle ein paar mal über seinen Rücken, als Raik hinter mir anfängt zu lachen. "Was denn?" "Hör doch." Und ich höre. All i want for christmas von Mariah Carey dudelt im Radio. "Die Frau weiß anscheinend wovon sie singt. Ich jedenfalls tue es.", flüstert Raik. Wie Magneten ziehen wir uns erneut an und verschlingen uns wie ausgehungert. "Bleibst du über Nacht?" Ich mag ihn ungern gehen lassen. "Wenn ich darf." "Da fragst du noch?" ****** An alle fleißigen Postboten, die an Heilig Abend bis spät Nachmittags noch für uns schuften: Ihr habt mein größtes Mitgefühl! Ebenso alle, die wie ich, bis Mittags im Laden stehen und dem Kundenstrom tapfer entgegentreten! Ein ruhiges Weihnachtsfest wünsche ich euch! Dann bis später beim zweiten Kapitel! Kapitel 3: Kapitel 2 - Das Fest der Liebe ----------------------------------------- Kapitel 2 - Das Fest der Liebe "Ach Mist!" "Zieh du dich ruhig an. Ich mach das schnell." "Echt?" "Klar. Du kannst das eh nicht. Das sieht ja furchtbar aus!" "Danke Raik. Dann pack du eben die Geschenke ein, wenn du es besser kannst." "Das will ich doch meinen.", lacht er und greift sich das bunte Geschenkpapier. Ich mopse mir noch einen Kuss von ihm und flitze ins Schlafzimmer. Jetzt heißt es Vollgas geben! Dank Raik habe ich verschlafen. Es ist aber auch himmlisch neben ihm zu liegen und sich an ihn zu kuscheln! Im Eiltempo ziehe ich mich an und füttere Hubertus. Der merkt natürlich, dass ich ihn gleich für zwei Tage alleine lassen muss. "Pascal füttert dich. Den magst du doch." Ich kraule ihn hinterm Ohr. "Fertig! Du kannst los." Raik steht in der Küchentür. "Super! Danke für deine Fachmännische Hilfe." "Jederzeit wieder. Eigentlich ist es ja auch meine Schuld gewesen, dass du jetzt unter Zeitdruck stehst." "Quatsch. Es war meine. Ich konnte einfach die Finger nicht von dir lassen." Das beweise ich ihm auch gleich nochmal und ziehe ihn an mich. "Schön zu hören, aber du solltest jetzt wirklich hinmachen." "Willst du mich jetzt schon los werden?" "Nein.", sagt er gedehnt. "Aber ich will keinen Weihnachtszoff provozieren, wenn du wegen mir zu spät bei deiner Familie ankommst." Ich atme laut aus. "Am liebsten würde ich dich einpacken und mitnehmen." Raik schaut mich mit großen Augen an. "Du würdest mich mitnehmen?!" "Oh ja …" Ich beuge mich vor, vergrabe mein Gesicht in seinem Nacken und knabbere dort an der weichen Haut. So lecker ... "Dann … JA! Natürlich komme ich mit!" "Du kommst mit?" Abrupt ist die leckere Stelle hinter seinem Ohr total unwichtig für mich. Er will mit? Zu meiner Familie? Warte mal Janis! Habe ich eben das gesagt, was ich mich zu erinnern glaube gesagt zu haben? Scheiße! Was jetzt? Denk nach Janis! Denk nach! "Oder wissen deine Eltern nicht das du schwul bist?" "Doch …" Autsch! Das wäre doch eine perfekte Ausrede gewesen! Ich Vollpfosten! "Aber so kann ich unmöglich gehen. Kannst du mir was zum Anziehen borgen?" Sag was Janis! Sag schon was! "Klar. Such dir was raus." "Klasse! Ich beeil mich auch!" Geschockt schaue ich Raik nach, der in mein Schlafzimmer rennt. Was habe ich denn da wieder angestellt? *** "Wie lange fahren wir?", fragt Raik aufgeregt. "Wenn wir gut durchkommen, drei Stunden. Eher vier, bei dem ganzen Schnee." "Wir können uns ja mit dem Fahren abwechseln." "Mal sehen." Ich fasse es immer noch nicht. Raik sitzt strahlend neben mir auf dem Beifahrersitz und wippt mit dem Bein im Takt der Radiomusik. Er fährt wirklich mit mir! Zu meiner versammelten Familie. So ganz kapiere ich nicht, warum ich ihm nicht einfach gesagt habe, dass mir das zu früh ist. Geschweige denn, dass ich noch nie einen meiner Freunde mit zu meinen Eltern genommen habe. Und das nicht, weil sie dagegen sind, dass ich auf Männer stehe. Eher im Gegenteil. Mal abgesehen davon ist Raik ja auch gar nicht mein Freund. Oh Gott! Was habe ich mir da nur eingebrockt?! "Sag mal Raik. Kann ich dich was fragen?" "Klar." "Feierst du denn gar kein Weihnachten? Also mit deiner Familie." "Nein. Haben wir noch nie gemacht. Meine Eltern sind … schwierig." "Oh." Das war offensichtlich nichts mit meinem Plan B. "Und ihr macht das richtig groß? Mit richtigem Familientreffen?" "Jedes Jahr aufs neue.", seufze ich. "Das ist sicher immer lustig." "Wie man es nimmt. Nicht nur deine Eltern sind schwierig." Mir graut es schon. "So schlimm?" "Ja … Nein. Sie sind halt speziell." Am besten ich sage es frei raus. "Seit sie wissen, dass ich auf Kerle stehe, wollen sie mich mit jedem verkuppeln." "Das ist nicht dein Ernst!" "Doch. Also wenn sie dich fragen, du bist ein Kumpel von mir. Okay?" "Wenn du meinst." "Glaube mir. Das ist besser so. Du hast sonst keine freie Sekunde mehr." Raik lacht und verspricht mir, nichts von unserer letzten Nacht zu verraten. "Ich werde brav sein." "Ich mach's wieder gut.", verspreche ich im Gegenzug und trete aufs Gaspedal. Dann mal ab nach München und die ganze Sache schnell hinter mich bringen! *** "Janis! Da bist du ja endlich!" Meine Mutter drückt mich fest an sich. "Hast du zugenommen?" "Danke Mama." "Ich frage ja nur. Du hast so runde Bäckchen." "Lass den Jungen doch erstmal ankommen, bevor du ihn einer Ganzkörperuntersuchung unterziehst. … Hallo Junge. Frohe Weihnachten." "Dir auch Paps." Er klopft mir auf den Rücken und schüttelt meine Hand. So ist er eben. "Ach … Hallo." Die Augen meiner Mutter werden groß und blicken erst Raik dann mich an. "Wen bringst du denn da mit?" "Ich bin Raik. Ein Freund von Janis.", stellt Raik sich selbst vor und reicht meiner Mutter die Hand. "Freund?" Die Stimme meiner Mutter überschlägt sich fast. "Ach du meine Güte! Wieso sagst du mir denn nicht Bescheid, dass du deinen Freund mitbringst! Ich hätte doch …" "Mama aus! Raik ist nicht MEIN Freund, sondern EIN Freund." "Kommt doch erstmal rein. Wir sind ja alle schon ganz weiß vor lauter Schnee.", geht Paps dazwischen. Schwer beladen mit Geschenken und Rucksack steigen wir die Stufen zu der Wohnung meiner Eltern hinauf. "JANIS!!!" Luna, meine kleinste Nichte rennt mich fast um den Haufen. "Luna meine Süße. Boha bist du gewachsen!" "Du undankbarer Bruder warst ja schon lange nicht mehr da." Johanna, meine Schwester, steht mit abgestützten Händen auf der Hüfte vor mir. "Ich weiß. Ich bin ein fürchterlicher Onkel." "Und Bruder.", sagt sie streng, lächelt aber als wir uns begrüßen. Ein feuchter Kuss landet auf meiner Nase, den ich ihr zurückgebe. Das machen wir schon immer so. "Du hast ja jemanden mitgebracht!" "Ja. Ähm. Das ist Raik. Einer meiner Freunde.", stelle ich ihr mein Mitbringsel vor. Nicht das wieder irgendwelche Mutmaßungen in den Raum geworfen werden. "Hallo mein Hübscher. Ich bin Hanna. Verheiratet aber das kann man ja ändern." Ich verdrehe die Augen. "Lass gut sein. Er steht auf Männer." "Schade." Als ob sie ihren Nicolas hergeben würde! Eben dieser kommt gerade mit Sophia im Schlepptau um die Ecke. "Da bist du ja! Wir warten schon alle auf dich." "Sorry. Aber der Schnee war mörderisch." "Ausreden hat der Kerl drauf!" "Ha ha!"Auch wir umarmen uns kurz und ich stelle ihm Raik vor. "Ein Freund von dir? Nach diesem Familientreffen ist er es bestimmt nicht mehr. … Hallo. Ich bin Nicolas. Janis Schwager." "Hallo." Etwas verloren steht Raik neben mir und klammert sich an die Geschenke. "Wir legen besser erstmal alles ab. Komm mit." Ich ziehe Raik mit mir in mein ehemaliges Kinderzimmer, um sowohl unsere Sachen, als auch ihn erstmal in Sicherheit zu bringen. Meine Mutter hat hier ein Nähzimmer eingerichtet, weshalb es hier vor Stoffen und Nadeln nur so wimmelt. "Leg deinen Kram einfach hier ab. Die Geschenke lege ich schnell unter den Baum." Ich nehme ihm den Stapel ab und drehe mich schon wieder zum gehen um, als er mich nochmal zurückruft. "Ja?!" "Sag mal … Ist es wirklich in Ordnung, dass ich mitgekommen bin?" Was soll ich denn jetzt darauf antworten? "Natürlich. Bin gleich wieder da." Er lächelt mir scheu zu und ich flüchte ins Wohnzimmer. Gleich am Anfang jemanden anzulügen ist nicht gerade meine Art. Aber ich kann ihm doch unmöglich sagen, dass ich ihn am liebsten wieder zurückfahren würde. "Hast du ein Geschäft überfallen? Das sind ja Unmengen von Geschenken.", fragt mich Hanna und inspiziert die Päckchen genauer. "So in etwa." "Und ihr seid wirklich nur Freunde?" "Ja. … Legst du das mal da hinten hin?" "Lenk nicht ab! Ich verrate auch nichts." Hanna versperrt mir jeden Fluchtweg und fixiert mich mit ihrem ich-weiß-sowieso-schon-alles-Blick. "Man sieht es euch an. Euch fliegen kleine Herzchen aus'm Arsch, und man müsste blind sein, es nicht zu bemerken." "Da ist nichts!", zische ich. "Wir kennen uns erst seit kurzem und von einer festen Beziehung ist noch nichts in Sicht." "Aber die hättest du gerne." "Keine Ahnung." "Falls ja, dann hättest du ihn lieber zuhause gelassen." "Hör auf mit deinen schlauen Sprüchen! Meinst du, ich hätte ihn freudestrahlend hierher eingeladen?!" "Warum ist er sonst hier?" Ich lege den Rest der Päckchen einfach so wie sie sind unter den Baum. "Weil er das total falsch verstanden hatte, und ich zu doof war, ihn darüber aufzuklären. Nur deshalb ist er heute hier." Hinter mir rumpelt etwas. Erschrocken drehe ich mich um und wer steht da? "Raik!" "Ich ähm … Die restlichen Geschenke. … Die … Ähm …" Er schaut mich kurz an, dreht sich um und verschwindet im Flur. "Scheiße! Das ist alles deine Schuld!", ranze ich meine Schwester noch an und laufe ihm nach. "Nur ein Freund, was?", kichert sie. Oh ich schwöre: Würde Raik gerade nicht die Treppen runter rennen, würde der jährliche Familienkrach schon vor der Bescherung eskalieren! "RAIK! Bleib stehen!" Ich hechte ihm hinterher und hole ihn vor der Haustür ein. "Raik!" "Lass mich. Ich muss an die frische Luft." "Nichts da!" Ich packe ihn und zwinge ihn, mich anzuschauen. "Das eben war dumm von mir. Meine Schwester hat mich provoziert." "Du wolltest mich gar nicht mitnehmen. Wie konnte ich das nur glauben?", flüstert er und fängt an zu lachen. "Es tut mir leid." "Es tut dir leid?!" Habe ich was verpasst? "Ja. Es ist doch ganz klar, dass ich nach unserer ersten Nacht nicht gleich deine Familie kennen lerne. Gott! Was dachte ich mir nur dabei?!" Er verbirgt sein Gesicht in den Händen. "Hey! Nicht heulen." "Tue ich nicht." Ich nehme ihn in meine Arme und drücke ihn an mich. "Das ich dich nicht mitnehmen wollte, lag nicht an dir, sondern an meiner aufdringlichen Sippschaft. Etwas davon hast du ja jetzt kennengelernt. Sowas passiert hier öfter. Irgendwann rennt immer jemand heulend aus der Wohnung." Raik lacht erneut. "Komm wieder mit hoch. Bitte." Er schlägt mir mit der Hand auf die Brust. "Na gut. Aber auch nur, weil ich keine Gelegenheit habe, von hier zu verschwinden." "Meinst du, nach all dem würde ich dich jetzt noch gehen lassen? Meine Eltern würden mir die Hölle heiß machen." "Dann sollte ich vermutlich doch gehen …", murmelt er gegen meinen Pullover. Sein Grinsen kann ich trotzdem heraushören. "Wage dich!" "Janis?! Hört auf da unten herumzufummeln und kommt endlich essen!" "Shit. … Wir kommen gleich hoch!", brülle ich meiner Schwester zu. Und zu Raik: "Herzlich Willkommen bei meiner Familie." "Wir werden es überleben.", sagt er und grinst mich nun offen an. "Ja … Es war jedenfalls nett dich gekannt zu haben." "Spinner!" Ein schmerzlich kurzer Kuss folgt und dann machen wir uns auf den Weg in die Höhle der Löwen. Ich möchte gar nicht wissen, was die da oben jetzt denken. *** "Dürfen wir jetzt die Geschenke aufmachen? Bitte Mama!" "Von mir aus." "JAAA!" Luna stürmt unter den riesigen Weihnachtsbaum und wühlt sich durch die Geschenkmassen. Sophia, gerade vierzehn Jahre jung geworden und mitten in ihrer Leck-mich-Phase, schmollt ihren Nachtisch an. "Magst du nicht nachschauen, ob der Weihnachtsmann für dich auch was dagelassen hat?", frage ich und verkneife mir ein Lächeln. Ihr böser Blick streift mich. "Man, bist du peinlich!", keift sie. "Sophia!", Hanna stupst sie an der Schulter an. "Entschuldige dich sofort bei deinem Onkel!" "Keinen Bock." "Lass sie doch, Schwesterherz. Vielleicht hat sie ja Angst, dass sie nicht brav genug war, und deshalb kein Geschenkt bekommt." "Hört doch auf das arme Kind zu ärgern!", mahnt uns unsre Mutter. "Ihr wisst wie schwer es ist erwachsen zu werden." "Stimmt. Nur Janis nicht. Der ist immer noch ein Kleinkind." "Besser als eine naseweise Nervkuh!", pariere ich. "Kinder hört auf! Es ist Weihnachten!", schaltet sich jetzt noch mein Paps ein. "Genau deswegen machen wir das doch. Es wäre gar kein Weihnachten ohne Streit." Das musste mal gesagt werden! "Janis will nur gut dastehen, vor seinem Freund." "Hanna? Halt's Maul!" "Janis!" Meine Mutter wird langsam richtig sauer. "Hilf lieber, die Geschenke zu verteilen! Dein Freund kann ja helfen." "Himmel Herrgott nochmal! Er ist EIN Freund! Wie oft noch?!" "Das glaubt dir hier am Tisch niemand mehr. Wehe ich höre heute Nacht laute Stöhngeräusche. Dann komme ich rüber und mach mit." "Boha Mama! Bist du widerlich!" Sophia verzieht ihr Gesicht und schiebt den Nachtisch von sich. "Ich geh auf's Klo." "Das heißt Toilette, junge Dame!", klärt Hanna ihre pubertierende Tochter auf. "Was auch immer." Weg ist sie. "Ich solltet nicht so vor dem Mädchen reden. Sie ist gerade in so einer sensiblen Phase." "Das hat dich bei uns auch nicht gejuckt, Mama. Als Janis sich mit den Playgirlheften vergnügte …" "Das habe ich nie gemacht!" Für Playgirlhefte hatte ich leider nie genug Geld. Ich musste mit Unterwäschekatalogen meiner Mutter vorlieb nehmen. "Schluss jetzt! Runter mit euch unter dem Baum und helft Luna beim auspacken." Ein Vater, ein Wort. Hanna und ich kriechen zu der Kleinen und verteilen brav die Geschenke. "Wieso packen wir das Zeug so mühsam ein, wenn sie eh nur wieder gierig aufgerissen werden?", fragt Hanna und beobachtet klein Luna beim aufreißen des Papiers. "Das frage ich mich auch immer." "Och! Mama gug mal! Ein Kleiderschrank für meine Barbies!" "Wie niedlich. Wieso gab es das damals nicht, als ich noch klein war?" "Weil du es kaputt gemacht hättest.", helfe ich ihr auf die Sprünge und kassiere eine Kopfnuss. "Soll ich helfen?" Raik kniet sich neben mich. Sofort sucht Luna Zuflucht bei ihrer Mama. "Mensch Luna! Der tut dir doch nichts." Hanna schiebt sie von sich, doch Luna hängt wie eine Glätte an ihr dran. "Sorry Raik. Aber sie fremdelt total, seit sie im Kindergarten ist." "Kein Ding. Mein kleiner Bruder war auch so." "Du hast einen Bruder?", harke ich nach. Ich weiß noch gar nichts über Raik. "Ja. Der ist aber auch schon Achtzehn." "Ist der auch schwul?" Manchmal könnte ich Hanna eine scheuern! "Nein." "Uh. Stell ihn mir doch mal vor!" "Was willst du mit so einem jungen Gemüse?" "Ich glaube, dass kannst du dir schon ganz gut selbst vorstellen." Die Toilettentür donnert lautstark zu und eine frisch geschminkte Sophia materialisiert sich im Wohnzimmer. "Kann ich zu Maike?", fragt sie und verschränkt ihre Arme. "Nein." "Wieso nicht?!" "Weil du an Weihnachten nicht mit deinen Zicken-Freundinnen rumhängst! Und jetzt setzt dich an den Tisch und leg das Handy weg, ehe ich es dir wegnehme!" "Oh man!" Sophia verdreht ihre Augen und lässt sich auf einen der Stühle fallen. Nicolas grinst nur und greift sich ihr Handy, was meine Nichte so gar nicht gefällt. "Siehst du jetzt, was ich gemeint habe? Irgendwann stehen wir mal in der Zeitung. Überschrift: Es begann ganz harmlos als Familienfeier." "Du kennst meine Familie noch nicht.", lacht Raik und steht auf. Er geht zu der schmollenden Sophia und reicht ihr eins der Päckchen. "Da steht dein Name drauf." Sophias Kiefer mahlen fest gegeneinander als sie nach dem Päckchen greift. "Vergiss die Unterschrift nicht wieder!", rufe ich. Raiks Lächeln lässt mich für Sekunden alles um mich herum vergessen. Wenn wir doch nur alleine wären! "Janis?!" "Ja?" "Das ist für dich." "Oh ... Danke." Dabei will ich doch nur mein Geschenk von gestern öffnen! *** Schweigend stehen meine Mutter und ich in der Küche und waschen das Geschirr ab, während sich Raik mit meiner Schwester und meinem Schwager unterhält. Mein alter Herr bringt gerade Luna ins Bett und versucht Sophia zu bändigen. Kein leichter Job und ich beneide ihn kein Stück darum. Dann doch lieber Spülhände! Ich reiche meiner Mutter einen Teller nach dem Anderen. Ganz genau kann ich ihre Blicke auf mir spüren, aber ich sage nichts. Ich weiß ganz genau, was ihr auf der Seele brennt. "Raik ist nett.", beginnt sie, als ob ich es nicht geahnt hätte! "Ja. Ist er." "Wie lange kennt ihr euch denn schon?" "So ungefähr seit sechs Monaten.", antworte ich wahrheitsgemäß. "Und ihr seid nicht zusammen? Ihr wärt so ein süßes …" "Sind wir nicht. Ehrlich gesagt, kennen wir uns auch noch gar nicht so gut." "Wie meinst du das?" "Er arbeitet als Postbote. So haben wir uns auch kennengelernt." Nachdenklich lasse ich das Glas in meiner Hand wieder ins Wasser gleiten. "Ich kenne noch nicht mal seinen Nachnamen." "Der lässt sich doch herausfinden." "Darum geht es doch gar nicht." "Um was dann?" Ich atme tief ein. "Er stand gestern vor meiner Tür mit einem Paket und ich lud ihn kurzerhand bei mir ein. Deshalb möchte ich nicht, dass ihr die ganze Zeit irgendwelche Fragen über ihn stellt. Es gibt einfach noch keine Antworten dafür." "Ist ja schon gut. Ich dachte nur, weil du ihn mitgebracht hattest und gerade an Weihnachten. Das tust du doch sonst nie. Da wird man doch mal nachfragen dürfen, ob das zwischen euch nichts festes ist." "Hm." "Janis?" "Ja?" "Geh du mal lieber die Klappcouch im Nähzimmer aufbauen. Den Rest schaffe ich schon alleine." "Ist gut." Ich hauche meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und verlasse die Küche. Ein wenig wundere ich mich schon, dass sie so schnell kleinbei gegeben hat. Als ich am Wohnzimmer vorbei komme, werfe ich einen schnellen Blick hinein. Raik unterhält sich augenscheinlich prächtig. Irgendwie bin ich erleichtert deswegen. Er kannte ja vorher niemanden hier. Bis auf mich. Und das auch nur eigentlich erst seit gestern. Raik ist wirklich ein merkwürdiger Typ! Nicht das mich das abschrecken würde. Ich mag Männer mit Ecken und Kanten. Leise schleiche ich zu meinem ehemaligen Kinderzimmer, schalte das Licht an und schließe die Tür. Auch wenn hier alles anders aussieht als damals, kommen sofort alte Erinnerungen hoch. Ich als kleiner Junge am spielen und zanken mit meiner Schwester. Mein bester Freund, in dem ich damals bis über beide Ohren verknallt war, es aber nicht geschnallt hatte. Mein erster fester Freund, der mir hier meinen ersten Kuss gestohlen hatte und vor allem meinem ersten Handjob. All das und noch viel mehr. Sogar an meine erste Katze muss ich denken. Minka. Als ich sie bekam, lag ich mit Fieber im Bett und mein Paps hatte sie mir mitgebracht. Seitdem habe ich immer eine Hauskatze. Hunde mochte ich noch nie. Kann daran liegen, dass Minka mal von einem angefallen wurde. Die Kleine war aber ziemlich zäh, kratzte dem Hund fast die Augen aus und kam mit dem Schrecken davon. Komisch, dass ich gerade jetzt an sie denken muss. Die Gedanken an damals abschüttelnd mache ich mich dran die sperrige Couch auszuziehen. So leise es geht, denn Luna schläft bestimmt schon fast. Ich zerre an dem Unterbau der Couch und breche mir fast das Kreuz durch, aber ich schaffe es und strecke mich stöhnend, um mein Kreuz wieder einzurenken. "Hier versteckst du dich also." Raik! Ich habe ihn gar nicht reinkommen hören. "Ich wollte uns nur schnell das Bett fertig machen." "Hört sich gut an. Kann ich helfen?" "Sicher.", grinse ich und werfe einen Blick zur Tür. Sie ist geschlossen. "Komm her." Er ahnt wohl schon, was er helfen kann, denn er schmiegt sich ohne abzuwarten an mich und schmust über meine Lippen. Ich öffne sie für ihn und locke seine Zunge in meinen Mund, damit ich an ihr saugen kann. Raik stöhnt leise, entfacht damit bei mir ein wahres Fegefeuer und ich muss mich wirklich arg beherrschen ihn nicht hier und jetzt die Kleidung vom Leib zu reißen. Auch wenn ich es sehr bedauere, schiebe ich ihn sanft von mir. "Das sollten wir auf später verschieben. Nicht das uns jemand erwischt." "Tut mir leid.", räuspert er sich und geht auf Abstand. "Also? Was soll ich tun?" Ich zeige auf den Schrank im hinteren Eck des Zimmers. "Ganz oben liegt Bettwäsche. Die kannst du herholen." "Kein Problem." Während ich das Betttusch aus dem Kasten der Couch krame, rumpelt es hinter mir. "Alles in Ordnung?" "Ja …" Hört sich aber nicht so an. "Was treibst du denn … Ach du Schande!" Raik liegt begraben unter Bettwäsche und Decken auf dem Boden. "Willst du gleich dort übernachten?", lache ich. "Sehr witzig! Ich habe das Gleichgewicht verloren." "Warte. Ich eile zur Hilfe." Ich buddle Raik unter dem Wust aus Decken und Stoff hervor. Doch noch ehe ich ihn dort heraus ziehen kann, werde ich auf ihn gezogen und bekomme meinen Mund versiegelt. Ich lasse mich fallen, begrabe ihn nun unter mir, anstatt der Decken und umfasse seinen Kopf, mogle mich zwischen seine Lippen und werde dort stürmisch begrüßt. "Janis?! Alles klar bei dir? … Huch!" Plötzlich steht meine Mutter im Türrahmen. "Mama …" "Was ist den hier los? Die Kleine war gerade ein geschlafen." Mein Vater taucht ebenfalls auf, genau wie der Rest meiner Familie. Sogar Sophie schiebt ihren übertrieben geschminkten Kopf durch die Tür. "Raik war gestürzt.", versuche ich zu erklären. Leider erklärt das nicht Raiks Hände, die tief in meiner Hose stecken. "Ach du Scheiße! Die treiben es ja wirklich miteinander!", ruft Sophie und ihr fällt dabei fast die Schminke vom Gesicht. Leider nur fast. "Alle Mann raus hier." Mein Vater ist wie immer der Retter der Stunde und schiebt die versammelte Mannschaft aus dem Türrahmen und sperrt sie, nicht ohne mir nochmal zuzuzwinkern, aus. Sich eingeschlossen. Kraftlos falle ich in mir zusammen. "Das war es dann. Jetzt wissen sie es doch.", jammre ich. "Naja. Ein Gutes hat es ja." "Und das wäre?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm. "Jetzt kann ich ganz offen zeigen, wie sehr ich dich liebe." Weiche Hände legen sich auf meine Wange. "Du liebst mich?!" Er nickt. "Ich dachte, dass wüstest du." Es ist vollkommen irrational und unter normalen Umständen würde ich ihn auslachen, ihm vorhalten, wie dumm es sich anhört, mir nach einer Nacht seine Liebe zu gestehen, doch in diesem Moment geht es mir ebenso. "Ich dich auch." Kaum ausgesprochen, bin ich mir noch sicherer. Ja, ich liebe meinen schnuckeligen Postboten! Wir wälzen uns in den Decken umher, reiben uns aneinander, küssen uns, lachen und albern herum. Ob die Anderen noch vor der Tür stehen oder nicht, geht mir nun vollends am Arsch vorbei. Ich möchte nur eins: Diesem leckeren Postboten zeigen, was ich für empfinde. Und zwar so richtig! Ich schiebe seinen Pullover hoch, sauge an den aufgerichteten Brustwarzen, öffne gleichzeitig seine Jeans und greife hinein. "Haaa! ... Janis ... Deine Familie." "Die kann mich gerade mal kreuzweise.", brumme ich und beiße in einer dieser körtlichen, harten Nippel. "OHHH!" Raik biegt sich mir entgegen. "Aber deine ... Nichten!" "Dann sei schön leise.", flüstere ich und rutsche nach unten. Leicht puste ich gegen die feucht glänzende Spitze, die sich unter dem Bund seiner Unterhose hindurchstiehlt. Wirklich ein sexy Anblick! Raik beißt sich auf die Unterlippe, um ja keinen Ton von sich zu geben. Was ich mehr als schade finde. Zwar umsichtig, aber schade. Ich koste mit der Zungenspitze das heiße Fleisch, drücke sie dagegen und bringe Raik dazu, sein Becken mir entgegen zu heben. Das nutze ich aus und ziehe ihm die Hose samt Unterhose bis zu seinen Kniekehlen hinunter. Ein Blick in sein Gesicht um mir sein Einverständnis zu holen, denn vielleicht ist ihn das hier jetzt doch zu heikel. Aber er nickt mir zu, greift in mein Haar und sein Daumen streichelt über meine Wange. Jetzt hält mich nichts mehr! Ich lege meine Lippen um die Spitze von Raiks Glied, sauge fest dran und nehme es anschließend langsam auf. Mein Süßer hat sich seinen linken Arm vor den Mund gelegt und stöhnt gedämpft auf. Mit einer schnellen Bewegung und einem leisen Plopp, gleitet sein Schwanz wieder aus meiner Mundhöhle. Raik zuckt zusammen. Das wiederhole ich einige male, ehe ich anfange ihn tief zu schlucken. Der glatte Bauch vor mir hebt und senkt sich hektisch und seine linke Hand ist zur Faust geballt. Ich lege noch einen Zahn zu, massiere seinen Damm und plötzlich ejakuliert Raik, füllt mich mit seinem salzigen Saft. "Janis! ... Das wollte ..." Grinsend lege ich ihm zwei Finger auf den Mund und küsse seinen Hals. "Schon okay.", wispere ich. "Hast du etwa?!" Ich nicke. "Aber du kannst ... doch nicht ...!" "Du siehst doch, dass ich das kann." Er schließt seine Augen und dreht sich zu mir. "Meint du, die haben … uns gehört?" "Wenn sie an der Tür gelauscht haben." Ein entsetzter Raik starrt mich an. "Das haben sie bestimmt nicht.", beruhige ich ihn. Zusammengekuschelt bleiben wir noch etwas in den Decken und dem Bettzeug liegen, ehe ich Raik hochjage und die Couch fertig mache. "Willst du zuerst ins Bad?" "Nee. Ich gehe da lieber jetzt noch nicht raus." Grinsend schüttle ich meinen Kopf. "Ist dir das so peinlich?" "Was glaubst du denn? Toller Eindruck bei deiner Familie. Das heißt, falls sie etwas mitbekommen haben." "Zerbrich dir darüber mal nicht den Kopf.", sage ich und küsse ihn sanft. "Da sie jetzt sowieso alles wissen, ist es doch egal." Ich wische Raik eine braune Haarsträhne hinters Ohr. "Dann gehe ich mal dir Lage checken." "Tu das." Mit einem verfluchten Flugzeuglandeplatz in meinem Bauch lasse ich Raik alleine zurück und schleiche durch den Flur. Ich bin auch nicht gerade scharf darauf, meinen Eltern oder meiner Schwester in die Hände zu laufen. Ihr 'Wir haben es doch gleich gewusst!' hallt mir auch ohne ihr Zutun in den Ohren wieder. Ungesehen schaffe ich es ins Badezimmer und erleichtere mich rasch. Dabei mache ich mir höchst anregende Gedanken, was ich gleich mit meinem Süßen Postboten noch so alles anstellen werde. Natürlich nur, wenn er auch will. Ich vollziehe mein alltägliches Abendritual und schlurfe, nur in Shorts, aus dem Bad. Alles dunkel. Wunderbar! Fast schon an dem Schlafzimmer meiner Eltern vorbei gekommen, tippt mir jemand auf die Schulter. Nur mit Mühe unterdrücke ich einen lauten Schrei. "So schreckhaft heute? Versteckst dich wohl vor uns, hm?" "Wie könnte ich? Du bist doch immer und überall.", flüstere ich meiner Schwester sauer entgegen. Sehen kann ich allerdings sie nicht. "Nett wie immer. Kommst du mal mit?" "Wozu? Ich bin müde und will pennen." "Jaja. Kannst ja gleich deinen Liebsten vernaschen. Geht auch ganz schnell." Leider kann sie nicht sehen, wie ich meine Augen verdrehe, füge mich dann aber ihrem Wunsch. Wir landen im Wohnzimmer, wo sie die kleine Tischlampe neben dem Sofa anknipst. "Setz dich." "Dauert die Unterredung länger?" "Mal sehen. Je mehr du dich zierst, desto länger bequassel ich dich." Ich schnaube genervt und falle neben ihr auf das alte Sofa. "Nette Boxer.", feixt sie. "So kitschig weihnachtlich mit den Rentieren drauf." Ich sage nichts dazu. Raik wird sie nachher sicher gefallen. Hanna wickelt uns in eine Wolldecke ein und lehnt sich gegen meine Schulter. "Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?", fragt sie mich und legt einen Arm um meinen Bauch. "Seit Lunas Geburtstag nicht mehr." Der war im Juni. "Wie die Zeit vergeht." "Bist du krank?" "Was?! Wie kommst du darauf?" "Du wirkst so theatralisch." Hanna lacht leise. "Krank nicht. Nein." "Was ist denn los mit dir?", will ich wissen und schiebe meinen Arm um ihren Rücken. Sie ignoriert meine Frage. "Raik ist nett. Und man sieht ihm an, wie sehr er dich mag." "Wir ... Er liebt mich." Hanna schaut mich überrascht von unten her an. "Wow. Hat er es dir schon gesagt?!" "Ja." "Und du? Du bist nicht stiften gegangen? Wie bei Tarik damals?" "Tarik war ein Arsch.", gifte ich. "Er hat das nur gesagt, um mich flachlegen zu können." "Hm. Er wirkte ganz nett." "Sind wir hier, um über Tarik zu reden?" "Nein." "Dann sag schon was du so dringend loswerden willst!" Es muss was wichtiges sein. Sonst eiert Hanna nie um ein Thema herum, sagt immer gerade heraus, was Sache ist. "Liebst du ihn auch?" Ich atme tief ein. Anscheinend muss ich ihr Spiel mitspielen, wenn ich wissen will, was sie beschäftigt. "Ja. ... Ja, ich glaube, ich mag ihn wirklich. Pascal würde jetzt sagen: Es war liebe auf den ersten Blick." "Aber daran glaubst du ja nicht." "Kein Stück!" Wir kichern leise. "Es freut mich ehrlich für dich, dass du jemanden gefunden hast." Ihre Stimme ist leise. Fast als ... "Oh Gott Hanna! Sag jetzt nicht, du und Nicolas wollt euch trennen?!" "Was?! Nein! Schwachsinn!" Ihre Hand trifft mich hart an der Brust. "Es ist was anderes." "Und was?", frage ich. Ich will es endlich wissen! "Bleibt ihr morgen noch lange? Oder müsst ihr früh los?" "Mensch Hanna! Hör auf damit und ..." "Ich bin wieder schwanger. Siebte Woche." "Du bist ...?" Ich werde wieder Onkel? "Das ist ja wunderbar!" "Es weiß noch niemand. Es war ein Unfall.", schnieft sie. "Warte mal! Du bist doch nicht fremd gegangen?" "Nein! Sag mal, was denkst du von mir?" "Aua!" Erneut trifft mich ein Schlag. "Wieso heulst du dann?!" "Weil es nicht geplant war und eigentlich, wo Luna endlich in den Kindergarten geht, wollte ich wieder anfangen zu arbeiten. Wie soll das jetzt noch gehen?" Sie schnieft nochmal und meine Brust wird nass. "Braucht ihr Geld? Ich kann euch etwas borgen." "Quatsch! ... Ich hab nur schiss, dass Nicolas das Baby nicht will." "Du machst Witze?" "Ach ich weiß doch auch nicht! Mein Kopf ist so durcheinander. Ich weiß schon gar nicht mehr, wo hinten und vorne ist." "Dann sag es ihm. Er freut sich mit Sicherheit." "Meinst du?" "Darauf wette ich! Aber du müsstest ihn doch besser kennen. Mach dir keine Sorgen." "Vielleicht hast du recht. Danke Janis." "Wozu sind kleine Brüder da. Und falls er das Baby nicht will, hast du schon ein prima Geburtstagsgeschenk für mich. ... Aua!" "Arsch!" Morgen habe ich blaue Flecken. Zurück in meinem ehemaligen Zimmer rutsche ich zu Raik unter die Decke. "Wo warst du den so lange?", fragt er mich müde. "Ich habe mich noch ein wenig mit meiner Schwester unterhalten." "Über uns?" "Auch. Sie ist etwas konfus gerade und wollte sich ausquatschen." "Geht es ihr nicht gut?" Ein Lächeln huscht mir übers Gesicht. "Doch. Ihr geht's gut." Ich schalte das Licht aus. Dunkelheit umgibt uns und Raik legt sich halb auf mich. "Janis?" "Hm?" "Ich hoffe, du kannst auch leise sein." "Wieso?" Die Frage erübrigt sich praktisch sofort von selbst. Raiks Hand schiebt sich unter meine Shorts. "Ich habe dringend Lust, auf eine kleine Revenge." "Tu dir keinen Zwang an.", stöhne ich und höre ihn kichern. Er schiebt sich vollends auf mich, umfährt meine Seiten und küsst mich träge auf Hals und Schultern. Mehr davon! Ich presse meine Lippen aufeinander und ziehe mir selbst die Boxer von der Hüfte. Nur kann ich ein Keuchen dadurch nicht mehr unterdrücken. Raik ist nackt, was mir vorher gar nicht aufgefallen war, und hat eine genauso harte Latte wie ich. Mein Atem wird schneller und ich beiße mir die Unterlippe wund. Es ist wirklich furchtbar, sich nicht einfach gehen lassen zu können! Raik küsst eine feuchte Spur in Richtung meines Schoßes, verweilt in meinem Bauchnabel und umspielt meinen Schwanz mit seinen Fingern. Folter! Ich strecke mich ihm entgegen und wimmere, so leise es geht, nach mehr. "Willst du, dass ich die Gummis hole?", fragt er mich. "Nein!" Würde es heute Nacht richtig zur Sache gehen, könnte ich unmöglich meine Lautstärke zurückhalten. "Okay. Dann brauche ich deinen geschickten Mund nachher aber auch nochmal." "Ist gut! Uhhhhhmmm!" Ich halte mir die Hand vor den Mund. Raiks volle Lippen haben sich um meine Eichel gelegt und beginnen ihre herrliche Arbeit. Gedämpfte Laute, von mir wie auch von ihm, erfüllen das kleine Zimmer. Lustvoll komme ich seinen Bewegungen entgegen und treibe auf meinen Höhepunkt zu, als ein vorwitziger Finger über meine Rosette reibt. "Darf ich?" Wie kann er das jetzt fragen? "Ja!", presse ich durch meine Handfläche. Fest umfasst er meinen Schwanz, pumpt ihn gleichmäßig, während seine Zunge um meinen Eingang tanzt. Es fehlt nicht mehr viel und ich verteile meine gesamte Ladung auf mir. Doch bevor das passieren kann, wird es an meinem Hintern kalt und die Hand verschwindet von meinem Schwanz. Unzufrieden öffne ich meine Augen. Ich kann nur Raiks Silhouette erkennen, die sich vor mir auftut. "Mund auf." Vor mir wird es gänzlich dunkel und das Kissen rechts und links von mir raschelt leise. Raik kniet anscheinend über meinem Kopf und als ob das nicht schon genug wäre, berührt mich etwas an meinem Mund. Ich teile ihn und er wird auch gleich in Beschlag genommen. Ich schmecke Raiks Erektion auf meiner Zunge und stöhne auf. Raik macht es mir nach und klammert sich mit einer Hand ans Bettgestell. Mit der Anderen greift er hinter sich und pumpt mich weiter. Raiks Bewegungen werden immer schneller und die Couch quietscht dabei leise. Mistding! Mr. Postman scheint das nicht zu interessieren, er stöhnt sogar noch lauter, als das klapprige Teil unter uns quietschen kann. Entweder, es interessiert ihn nicht mehr, oder "Ohhh!!!" Raiks Härte zuckt in meinem Mund, ergießt sich in mir und ich habe mühe alles zu schlucken. Das kam plötzlich. Außerdem wird meinem armen Freund da unten für ein paar Sekunden übelst die Blutzufuhr abgedrückt. Geduldig warte ich, bis Raik sich etwas beruhigt hat. "Das war nicht fair.", schmolle ich. "Tut mir ... leid." Die große Gestalt über mir bewegt sich fahrig und legt sich neben mich. "Damit habe ich einen Gut bei dir." "Lass mich noch ... ganz kurz ..." "Nur keine Umstände." Bin ja nur ich, der seit etwa einer Stunde höchst unbefriedigt sein Dasein fristet. Noch immer schnaufend legt Raik bei mir Hand an und küsst mich träge. Nicht für lange, denn ich löse mich von ihm und drückte ihn in Richtung meines wartenden Schwanzes. "Runter mit dir. Oder willst du das nicht?" "Doch!" "Dann mach hin. Ich platze gleich." Ein letzter Kuss folgt und danach taucht er ab. Um meinem Schwanz wird es erneut feucht und warm, und es dauert keine Minute, da zahle ich ihm alles zurück. "Sorry nochmal. Aber du bringst mich so in Fahrt. Da kann ich es einfach nicht zurückhalten.", schnurrt Raik an meinen Hals. "Kann ich völlig nachvollziehen." "Das erleichtert mich!", lacht mein Süßer. Ich umfasse seinen Kopf und rücke näher an seinen warmen Körper. "Schlaf schön." "Du auch." Wie will ich denn schlafen, wenn er mich schon wieder so verdammt heiß küsst?! *** "Guten Morgen ihr Turteltäubchen. Kommt ihr Frühstücken?" Das Gesicht meiner Mutter schwebt über mir. "Was seid ihr doch für ein süßes Paar!", quietscht sie und rauscht schon wieder davon. Ich glaube eher weniger, dass ich so kurz vorm Erwachen süß aussehe. Raik tut das schon eher, wie ich gerade feststelle. Der rührt sich nun auch endlich und öffnet verschlafen seine Augen. Oh ja! Das ist süß! "Was war'n das?" "Meine Mutter. Kaffee ist gebacken und die Brötchen gekocht." Oder war's anders rum? Sieht so aus, denn Raik grinst. "Also habe ich das alles nicht bloß geträumt?" "Kommt drauf an, was du meinst.", erwidere ich und streichle seine Brust. "Das du gesagt hast, dass du mich auch liebst." Bauchkribbeln, feuchte Hände und Herzrasen. "Alles spricht dafür." Raik grinst bis über beide Ohren und wälzt mich über den Haufen. Unsre Zungen fechten miteinander, feuchte Kussgeräusche bringen meine Libido ebenfalls zum erwachen. "AHHHHHHHHAHAAAAA!!!" "Ach du Scheiße!" Raik und ich schauen zur Tür. "Was ist den da los?!" "Keinen Plan.", sage ich und schiebe Raik von mir runter. Wir ziehen uns rasch eine Hose über, und stürmen in die Küche, denn von dort scheint der Tumult zu kommen. Hanna sitzt schniefend mit einem Taschentuch im Gesicht am Küchentisch. Meine Mutter steht neben ihr und heult ebenso, Paps hält diese lächelnd im Arm und Sophia stürmt genervt an uns vorbei. "Man seid ihr peinlich! Sowas in eurem Alter!" Die Badezimmertür rumst zu. Das hier kann nur auf eines hindeuten. Hanna hat die schwangere Bombe platzen lassen. Doch wo ist Nicolas? Ich suche die Küche ab und finde ihn schließlich hockend vor seiner Frau. "Haben wir etwas verpasst?", frage ich. "Hanna bekommt noch ein Baby!", ruft Nicolas und springt auf. "Hier!" Ein Ultraschallbild wird mir unter die Nase gehalten. "Meinen Glückwunsch.", grinse ich und zwinkere Hanna zu. Ich hatte recht, und Nicolas freut sich sichtlich wie ein Schneekönig über diese Nachricht. Grinsend streckt mir Hanna die Zunge raus. Also alles beim Alten. "Jetzt wird erstmal gefrühstückt!", verkündet Mama und strahlt immer noch über beide Ohren. Dann mal guten Appetit! *** "Macht's gut!" "Ihr auch.", sage ich zu meiner Schwester, die mich fest an sich drückt. "Und pass auf euch auf." Vorsichtig tätschle ich ihren Bauch. Eine merkwürdige Vorstellung, dass dort gerade ein kleines menschliches Wesen dabei ist, heranzuwachsen. "Ihr auf euch auch. Und danke nochmal." "Hab doch gesagt, dass er sich freut." "Hast du.", lacht sie und lässt mich los. Zu dritt stehen wir im Hof. Raik, Hanna und meine Wenigkeit. Von den Anderen haben wir uns oben verabschiedet. Nur Hanna begleitete uns noch bis nach unten. Nachdem Raik nochmal fast von ihr zerdrückt wurde, sind wir endlich abfahrbereit. "Bleib immer schön anständig!", ruft Hanna uns zu und winkt kurz, ehe sie wieder das Haus betritt. "Sind wir das nicht immer?" "Ich auf jeden Fall.", meint Raik und schwingt sich ins Auto. "Nicht mehr lange.", sage ich zu mir selbst und bin schon wieder mit den Gedanken ganz wo anders. Ich kann es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen und meinem Lieblingsweihnachtsgeschenk nochmal einer genaueren Untersuchung zu unterziehen! Ende Es geht wirklich so schnell! Jetzt ist schon der zweite Advent rum. Und ich kann es kaum glauben, aber ich habe letzte Woche alle Adventsgeschichten fertig bekommen. Weihnachten ist somit gerettet! ^^ Vielleicht gibt es von Janis und Raik noch eine kleine Silvesterstory. Mal sehen. Dann bis nächste Woche! Gleiche Stelle, gleiche Welle! ♥♥♥ Kapitel 4: Kapitel 2 - Das Fest der Liebe (ohne Adult) ------------------------------------------------------ Kapitel 2 - Das Fest der Liebe (ohne Adult) "Ach Mist!" "Zieh du dich ruhig an. Ich mach das schnell." "Echt?" "Klar. Du kannst das eh nicht. Das sieht ja furchtbar aus!" "Danke Raik. Dann pack du eben die Geschenke ein, wenn du es besser kannst." "Das will ich doch meinen.", lacht er und greift sich das bunte Geschenkpapier. Ich mopse mir noch einen Kuss von ihm und flitze ins Schlafzimmer. Jetzt heißt es Vollgas geben! Dank Raik habe ich verschlafen. Es ist aber auch himmlisch neben ihm zu liegen und sich an ihn zu kuscheln! Im Eiltempo ziehe ich mich an und füttere Hubertus. Der merkt natürlich, dass ich ihn gleich für zwei Tage alleine lassen muss. "Pascal füttert dich. Den magst du doch." Ich kraule ihn hinterm Ohr. "Fertig! Du kannst los." Raik steht in der Küchentür. "Super! Danke für deine Fachmännische Hilfe." "Jederzeit wieder. Eigentlich ist es ja auch meine Schuld gewesen, dass du jetzt unter Zeitdruck stehst." "Quatsch. Es war meine. Ich konnte einfach die Finger nicht von dir lassen." Das beweise ich ihm auch gleich nochmal und ziehe ihn an mich. "Schön zu hören, aber du solltest jetzt wirklich hinmachen." "Willst du mich jetzt schon los werden?" "Nein.", sagt er gedehnt. "Aber ich will keinen Weihnachtszoff provozieren, wenn du wegen mir zu spät bei deiner Familie ankommst." Ich atme laut aus. "Am liebsten würde ich dich einpacken und mitnehmen." Raik schaut mich mit großen Augen an. "Du würdest mich mitnehmen?!" "Oh ja …" Ich beuge mich vor, vergrabe mein Gesicht in seinem Nacken und knabbere dort an der weichen Haut. So lecker ... "Dann … JA! Natürlich komme ich mit!" "Du kommst mit?" Abrupt ist die leckere Stelle hinter seinem Ohr total unwichtig für mich. Er will mit? Zu meiner Familie? Warte mal Janis! Habe ich eben das gesagt, was ich mich zu erinnern glaube gesagt zu haben? Scheiße! Was jetzt? Denk nach Janis! Denk nach! "Oder wissen deine Eltern nicht das du schwul bist?" "Doch …" Autsch! Das wäre doch eine perfekte Ausrede gewesen! Ich Vollpfosten! "Aber so kann ich unmöglich gehen. Kannst du mir was zum Anziehen borgen?" Sag was Janis! Sag schon was! "Klar. Such dir was raus." "Klasse! Ich beeil mich auch!" Geschockt schaue ich Raik nach, der in mein Schlafzimmer rennt. Was habe ich denn da wieder angestellt? *** "Wie lange fahren wir?", fragt Raik aufgeregt. "Wenn wir gut durchkommen, drei Stunden. Eher vier, bei dem ganzen Schnee." "Wir können uns ja mit dem Fahren abwechseln." "Mal sehen." Ich fasse es immer noch nicht. Raik sitzt strahlend neben mir auf dem Beifahrersitz und wippt mit dem Bein im Takt der Radiomusik. Er fährt wirklich mit mir! Zu meiner versammelten Familie. So ganz kapiere ich nicht, warum ich ihm nicht einfach gesagt habe, dass mir das zu früh ist. Geschweige denn, dass ich noch nie einen meiner Freunde mit zu meinen Eltern genommen habe. Und das nicht, weil sie dagegen sind, dass ich auf Männer stehe. Eher im Gegenteil. Mal abgesehen davon ist Raik ja auch gar nicht mein Freund. Oh Gott! Was habe ich mir da nur eingebrockt?! "Sag mal Raik. Kann ich dich was fragen?" "Klar." "Feierst du denn gar kein Weihnachten? Also mit deiner Familie." "Nein. Haben wir noch nie gemacht. Meine Eltern sind … schwierig." "Oh." Das war offensichtlich nichts mit meinem Plan B. "Und ihr macht das richtig groß? Mit richtigem Familientreffen?" "Jedes Jahr aufs neue.", seufze ich. "Das ist sicher immer lustig." "Wie man es nimmt. Nicht nur deine Eltern sind schwierig." Mir graut es schon. "So schlimm?" "Ja … Nein. Sie sind halt speziell." Am besten ich sage es frei raus. "Seit sie wissen, dass ich auf Kerle stehe, wollen sie mich mit jedem verkuppeln." "Das ist nicht dein Ernst!" "Doch. Also wenn sie dich fragen, du bist ein Kumpel von mir. Okay?" "Wenn du meinst." "Glaube mir. Das ist besser so. Du hast sonst keine freie Sekunde mehr." Raik lacht und verspricht mir, nichts von unserer letzten Nacht zu verraten. "Ich werde brav sein." "Ich mach's wieder gut.", verspreche ich im Gegenzug und trete aufs Gaspedal. Dann mal ab nach München und die ganze Sache schnell hinter mich bringen! *** "Janis! Da bist du ja endlich!" Meine Mutter drückt mich fest an sich. "Hast du zugenommen?" "Danke Mama." "Ich frage ja nur. Du hast so runde Bäckchen." "Lass den Jungen doch erstmal ankommen, bevor du ihn einer Ganzkörperuntersuchung unterziehst. … Hallo Junge. Frohe Weihnachten." "Dir auch Paps." Er klopft mir auf den Rücken und schüttelt meine Hand. So ist er eben. "Ach … Hallo." Die Augen meiner Mutter werden groß und blicken erst Raik dann mich an. "Wen bringst du denn da mit?" "Ich bin Raik. Ein Freund von Janis.", stellt Raik sich selbst vor und reicht meiner Mutter die Hand. "Freund?" Die Stimme meiner Mutter überschlägt sich fast. "Ach du meine Güte! Wieso sagst du mir denn nicht Bescheid, dass du deinen Freund mitbringst! Ich hätte doch …" "Mama aus! Raik ist nicht MEIN Freund, sondern EIN Freund." "Kommt doch erstmal rein. Wir sind ja alle schon ganz weiß vor lauter Schnee.", geht Paps dazwischen. Schwer beladen mit Geschenken und Rucksack steigen wir die Stufen zu der Wohnung meiner Eltern hinauf. "JANIS!!!" Luna, meine kleinste Nichte rennt mich fast um den Haufen. "Luna meine Süße. Boha bist du gewachsen!" "Du undankbarer Bruder warst ja schon lange nicht mehr da." Johanna, meine Schwester, steht mit abgestützten Händen auf der Hüfte vor mir. "Ich weiß. Ich bin ein fürchterlicher Onkel." "Und Bruder.", sagt sie streng, lächelt aber als wir uns begrüßen. Ein feuchter Kuss landet auf meiner Nase, den ich ihr zurückgebe. Das machen wir schon immer so. "Du hast ja jemanden mitgebracht!" "Ja. Ähm. Das ist Raik. Einer meiner Freunde.", stelle ich ihr mein Mitbringsel vor. Nicht das wieder irgendwelche Mutmaßungen in den Raum geworfen werden. "Hallo mein Hübscher. Ich bin Hanna. Verheiratet aber das kann man ja ändern." Ich verdrehe die Augen. "Lass gut sein. Er steht auf Männer." "Schade." Als ob sie ihren Nicolas hergeben würde! Eben dieser kommt gerade mit Sophia im Schlepptau um die Ecke. "Da bist du ja! Wir warten schon alle auf dich." "Sorry. Aber der Schnee war mörderisch." "Ausreden hat der Kerl drauf!" "Ha ha!"Auch wir umarmen uns kurz und ich stelle ihm Raik vor. "Ein Freund von dir? Nach diesem Familientreffen ist er es bestimmt nicht mehr. … Hallo. Ich bin Nicolas. Janis Schwager." "Hallo." Etwas verloren steht Raik neben mir und klammert sich an die Geschenke. "Wir legen besser erstmal alles ab. Komm mit." Ich ziehe Raik mit mir in mein ehemaliges Kinderzimmer, um sowohl unsere Sachen, als auch ihn erstmal in Sicherheit zu bringen. Meine Mutter hat hier ein Nähzimmer eingerichtet, weshalb es hier vor Stoffen und Nadeln nur so wimmelt. "Leg deinen Kram einfach hier ab. Die Geschenke lege ich schnell unter den Baum." Ich nehme ihm den Stapel ab und drehe mich schon wieder zum gehen um, als er mich nochmal zurückruft. "Ja?!" "Sag mal … Ist es wirklich in Ordnung, dass ich mitgekommen bin?" Was soll ich denn jetzt darauf antworten? "Natürlich. Bin gleich wieder da." Er lächelt mir scheu zu und ich flüchte ins Wohnzimmer. Gleich am Anfang jemanden anzulügen ist nicht gerade meine Art. Aber ich kann ihm doch unmöglich sagen, dass ich ihn am liebsten wieder zurückfahren würde. "Hast du ein Geschäft überfallen? Das sind ja Unmengen von Geschenken.", fragt mich Hanna und inspiziert die Päckchen genauer. "So in etwa." "Und ihr seid wirklich nur Freunde?" "Ja. … Legst du das mal da hinten hin?" "Lenk nicht ab! Ich verrate auch nichts." Hanna versperrt mir jeden Fluchtweg und fixiert mich mit ihrem ich-weiß-sowieso-schon-alles-Blick. "Man sieht es euch an. Euch fliegen kleine Herzchen aus'm Arsch, und man müsste blind sein, es nicht zu bemerken." "Da ist nichts!", zische ich. "Wir kennen uns erst seit kurzem und von einer festen Beziehung ist noch nichts in Sicht." "Aber die hättest du gerne." "Keine Ahnung." "Falls ja, dann hättest du ihn lieber zuhause gelassen." "Hör auf mit deinen schlauen Sprüchen! Meinst du, ich hätte ihn freudestrahlend hierher eingeladen?!" "Warum ist er sonst hier?" Ich lege den Rest der Päckchen einfach so wie sie sind unter den Baum. "Weil er das total falsch verstanden hatte, und ich zu doof war, ihn darüber aufzuklären. Nur deshalb ist er heute hier." Hinter mir rumpelt etwas. Erschrocken drehe ich mich um und wer steht da? "Raik!" "Ich ähm … Die restlichen Geschenke. … Die … Ähm …" Er schaut mich kurz an, dreht sich um und verschwindet im Flur. "Scheiße! Das ist alles deine Schuld!", ranze ich meine Schwester noch an und laufe ihm nach. "Nur ein Freund, was?", kichert sie. Oh ich schwöre: Würde Raik gerade nicht die Treppen runter rennen, würde der jährliche Familienkrach schon vor der Bescherung eskalieren! "RAIK! Bleib stehen!" Ich hechte ihm hinterher und hole ihn vor der Haustür ein. "Raik!" "Lass mich. Ich muss an die frische Luft." "Nichts da!" Ich packe ihn und zwinge ihn, mich anzuschauen. "Das eben war dumm von mir. Meine Schwester hat mich provoziert." "Du wolltest mich gar nicht mitnehmen. Wie konnte ich das nur glauben?", flüstert er und fängt an zu lachen. "Es tut mir leid." "Es tut dir leid?!" Habe ich was verpasst? "Ja. Es ist doch ganz klar, dass ich nach unserer ersten Nacht nicht gleich deine Familie kennen lerne. Gott! Was dachte ich mir nur dabei?!" Er verbirgt sein Gesicht in den Händen. "Hey! Nicht heulen." "Tue ich nicht." Ich nehme ihn in meine Arme und drücke ihn an mich. "Das ich dich nicht mitnehmen wollte, lag nicht an dir, sondern an meiner aufdringlichen Sippschaft. Etwas davon hast du ja jetzt kennengelernt. Sowas passiert hier öfter. Irgendwann rennt immer jemand heulend aus der Wohnung." Raik lacht erneut. "Komm wieder mit hoch. Bitte." Er schlägt mir mit der Hand auf die Brust. "Na gut. Aber auch nur, weil ich keine Gelegenheit habe, von hier zu verschwinden." "Meinst du, nach all dem würde ich dich jetzt noch gehen lassen? Meine Eltern würden mir die Hölle heiß machen." "Dann sollte ich vermutlich doch gehen …", murmelt er gegen meinen Pullover. Sein Grinsen kann ich trotzdem heraushören. "Wage dich!" "Janis?! Hört auf da unten herumzufummeln und kommt endlich essen!" "Shit. … Wir kommen gleich hoch!", brülle ich meiner Schwester zu. Und zu Raik: "Herzlich Willkommen bei meiner Familie." "Wir werden es überleben.", sagt er und grinst mich nun offen an. "Ja … Es war jedenfalls nett dich gekannt zu haben." "Spinner!" Ein schmerzlich kurzer Kuss folgt und dann machen wir uns auf den Weg in die Höhle der Löwen. Ich möchte gar nicht wissen, was die da oben jetzt denken. *** "Dürfen wir jetzt die Geschenke aufmachen? Bitte Mama!" "Von mir aus." "JAAA!" Luna stürmt unter den riesigen Weihnachtsbaum und wühlt sich durch die Geschenkmassen. Sophia, gerade vierzehn Jahre jung geworden und mitten in ihrer Leck-mich-Phase, schmollt ihren Nachtisch an. "Magst du nicht nachschauen, ob der Weihnachtsmann für dich auch was dagelassen hat?", frage ich und verkneife mir ein Lächeln. Ihr böser Blick streift mich. "Man, bist du peinlich!", keift sie. "Sophia!", Hanna stupst sie an der Schulter an. "Entschuldige dich sofort bei deinem Onkel!" "Keinen Bock." "Lass sie doch, Schwesterherz. Vielleicht hat sie ja Angst, dass sie nicht brav genug war, und deshalb kein Geschenkt bekommt." "Hört doch auf das arme Kind zu ärgern!", mahnt uns unsre Mutter. "Ihr wisst wie schwer es ist erwachsen zu werden." "Stimmt. Nur Janis nicht. Der ist immer noch ein Kleinkind." "Besser als eine naseweise Nervkuh!", pariere ich. "Kinder hört auf! Es ist Weihnachten!", schaltet sich jetzt noch mein Paps ein. "Genau deswegen machen wir das doch. Es wäre gar kein Weihnachten ohne Streit." Das musste mal gesagt werden! "Janis will nur gut dastehen, vor seinem Freund." "Hanna? Halt's Maul!" "Janis!" Meine Mutter wird langsam richtig sauer. "Hilf lieber, die Geschenke zu verteilen! Dein Freund kann ja helfen." "Himmel Herrgott nochmal! Er ist EIN Freund! Wie oft noch?!" "Das glaubt dir hier am Tisch niemand mehr. Wehe ich höre heute Nacht laute Stöhngeräusche. Dann komme ich rüber und mach mit." "Boha Mama! Bist du widerlich!" Sophia verzieht ihr Gesicht und schiebt den Nachtisch von sich. "Ich geh auf's Klo." "Das heißt Toilette, junge Dame!", klärt Hanna ihre pubertierende Tochter auf. "Was auch immer." Weg ist sie. "Ich solltet nicht so vor dem Mädchen reden. Sie ist gerade in so einer sensiblen Phase." "Das hat dich bei uns auch nicht gejuckt, Mama. Als Janis sich mit den Playgirlheften vergnügte …" "Das habe ich nie gemacht!" Für Playgirlhefte hatte ich leider nie genug Geld. Ich musste mit Unterwäschekatalogen meiner Mutter vorlieb nehmen. "Schluss jetzt! Runter mit euch unter dem Baum und helft Luna beim auspacken." Ein Vater, ein Wort. Hanna und ich kriechen zu der Kleinen und verteilen brav die Geschenke. "Wieso packen wir das Zeug so mühsam ein, wenn sie eh nur wieder gierig aufgerissen werden?", fragt Hanna und beobachtet klein Luna beim aufreißen des Papiers. "Das frage ich mich auch immer." "Och! Mama gug mal! Ein Kleiderschrank für meine Barbies!" "Wie niedlich. Wieso gab es das damals nicht, als ich noch klein war?" "Weil du es kaputt gemacht hättest.", helfe ich ihr auf die Sprünge und kassiere eine Kopfnuss. "Soll ich helfen?" Raik kniet sich neben mich. Sofort sucht Luna Zuflucht bei ihrer Mama. "Mensch Luna! Der tut dir doch nichts." Hanna schiebt sie von sich, doch Luna hängt wie eine Glätte an ihr dran. "Sorry Raik. Aber sie fremdelt total, seit sie im Kindergarten ist." "Kein Ding. Mein kleiner Bruder war auch so." "Du hast einen Bruder?", harke ich nach. Ich weiß noch gar nichts über Raik. "Ja. Der ist aber auch schon Achtzehn." "Ist der auch schwul?" Manchmal könnte ich Hanna eine scheuern! "Nein." "Uh. Stell ihn mir doch mal vor!" "Was willst du mit so einem jungen Gemüse?" "Ich glaube, dass kannst du dir schon ganz gut selbst vorstellen." Die Toilettentür donnert lautstark zu und eine frisch geschminkte Sophia materialisiert sich im Wohnzimmer. "Kann ich zu Maike?", fragt sie und verschränkt ihre Arme. "Nein." "Wieso nicht?!" "Weil du an Weihnachten nicht mit deinen Zicken-Freundinnen rumhängst! Und jetzt setzt dich an den Tisch und leg das Handy weg, ehe ich es dir wegnehme!" "Oh man!" Sophia verdreht ihre Augen und lässt sich auf einen der Stühle fallen. Nicolas grinst nur und greift sich ihr Handy, was meine Nichte so gar nicht gefällt. "Siehst du jetzt, was ich gemeint habe? Irgendwann stehen wir mal in der Zeitung. Überschrift: Es begann ganz harmlos als Familienfeier." "Du kennst meine Familie noch nicht.", lacht Raik und steht auf. Er geht zu der schmollenden Sophia und reicht ihr eins der Päckchen. "Da steht dein Name drauf." Sophias Kiefer mahlen fest gegeneinander als sie nach dem Päckchen greift. "Vergiss die Unterschrift nicht wieder!", rufe ich. Raiks Lächeln lässt mich für Sekunden alles um mich herum vergessen. Wenn wir doch nur alleine wären! "Janis?!" "Ja?" "Das ist für dich." "Oh ... Danke." Dabei will ich doch nur mein Geschenk von gestern öffnen! *** Schweigend stehen meine Mutter und ich in der Küche und waschen das Geschirr ab, während sich Raik mit meiner Schwester und meinem Schwager unterhält. Mein alter Herr bringt gerade Luna ins Bett und versucht Sophia zu bändigen. Kein leichter Job und ich beneide ihn kein Stück darum. Dann doch lieber Spülhände! Ich reiche meiner Mutter einen Teller nach dem Anderen. Ganz genau kann ich ihre Blicke auf mir spüren, aber ich sage nichts. Ich weiß ganz genau, was ihr auf der Seele brennt. "Raik ist nett.", beginnt sie, als ob ich es nicht geahnt hätte! "Ja. Ist er." "Wie lange kennt ihr euch denn schon?" "So ungefähr seit sechs Monaten.", antworte ich wahrheitsgemäß. "Und ihr seid nicht zusammen? Ihr wärt so ein süßes …" "Sind wir nicht. Ehrlich gesagt, kennen wir uns auch noch gar nicht so gut." "Wie meinst du das?" "Er arbeitet als Postbote. So haben wir uns auch kennengelernt." Nachdenklich lasse ich das Glas in meiner Hand wieder ins Wasser gleiten. "Ich kenne noch nicht mal seinen Nachnamen." "Der lässt sich doch herausfinden." "Darum geht es doch gar nicht." "Um was dann?" Ich atme tief ein. "Er stand gestern vor meiner Tür mit einem Paket und ich lud ihn kurzerhand bei mir ein. Deshalb möchte ich nicht, dass ihr die ganze Zeit irgendwelche Fragen über ihn stellt. Es gibt einfach noch keine Antworten dafür." "Ist ja schon gut. Ich dachte nur, weil du ihn mitgebracht hattest und gerade an Weihnachten. Das tust du doch sonst nie. Da wird man doch mal nachfragen dürfen, ob das zwischen euch nichts festes ist." "Hm." "Janis?" "Ja?" "Geh du mal lieber die Klappcouch im Nähzimmer aufbauen. Den Rest schaffe ich schon alleine." "Ist gut." Ich hauche meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und verlasse die Küche. Ein wenig wundere ich mich schon, dass sie so schnell kleinbei gegeben hat. Als ich am Wohnzimmer vorbei komme, werfe ich einen schnellen Blick hinein. Raik unterhält sich augenscheinlich prächtig. Irgendwie bin ich erleichtert deswegen. Er kannte ja vorher niemanden hier. Bis auf mich. Und das auch nur eigentlich erst seit gestern. Raik ist wirklich ein merkwürdiger Typ! Nicht das mich das abschrecken würde. Ich mag Männer mit Ecken und Kanten. Leise schleiche ich zu meinem ehemaligen Kinderzimmer, schalte das Licht an und schließe die Tür. Auch wenn hier alles anders aussieht als damals, kommen sofort alte Erinnerungen hoch. Ich als kleiner Junge am spielen und zanken mit meiner Schwester. Mein bester Freund, in dem ich damals bis über beide Ohren verknallt war, es aber nicht geschnallt hatte. Mein erster fester Freund, der mir hier meinen ersten Kuss gestohlen hatte und vor allem meinem ersten Handjob. All das und noch viel mehr. Sogar an meine erste Katze muss ich denken. Minka. Als ich sie bekam, lag ich mit Fieber im Bett und mein Paps hatte sie mir mitgebracht. Seitdem habe ich immer eine Hauskatze. Hunde mochte ich noch nie. Kann daran liegen, dass Minka mal von einem angefallen wurde. Die Kleine war aber ziemlich zäh, kratzte dem Hund fast die Augen aus und kam mit dem Schrecken davon. Komisch, dass ich gerade jetzt an sie denken muss. Die Gedanken an damals abschüttelnd mache ich mich dran die sperrige Couch auszuziehen. So leise es geht, denn Luna schläft bestimmt schon fast. Ich zerre an dem Unterbau der Couch und breche mir fast das Kreuz durch, aber ich schaffe es und strecke mich stöhnend, um mein Kreuz wieder einzurenken. "Hier versteckst du dich also." Raik! Ich habe ihn gar nicht reinkommen hören. "Ich wollte uns nur schnell das Bett fertig machen." "Hört sich gut an. Kann ich helfen?" "Sicher.", grinse ich und werfe einen Blick zur Tür. Sie ist geschlossen. "Komm her." Er ahnt wohl schon, was er helfen kann, denn er schmiegt sich ohne abzuwarten an mich und schmust über meine Lippen. Ich öffne sie für ihn und locke seine Zunge in meinen Mund, damit ich an ihr saugen kann. Raik stöhnt leise, entfacht damit bei mir ein wahres Fegefeuer und ich muss mich wirklich arg beherrschen ihn nicht hier und jetzt die Kleidung vom Leib zu reißen. Auch wenn ich es sehr bedauere, schiebe ich ihn sanft von mir. "Das sollten wir auf später verschieben. Nicht das uns jemand erwischt." "Tut mir leid.", räuspert er sich und geht auf Abstand. "Also? Was soll ich tun?" Ich zeige auf den Schrank im hinteren Eck des Zimmers. "Ganz oben liegt Bettwäsche. Die kannst du herholen." "Kein Problem." Während ich das Betttusch aus dem Kasten der Couch krame, rumpelt es hinter mir. "Alles in Ordnung?" "Ja …" Hört sich aber nicht so an. "Was treibst du denn … Ach du Schande!" Raik liegt begraben unter Bettwäsche und Decken auf dem Boden. "Willst du gleich dort übernachten?", lache ich. "Sehr witzig! Ich habe das Gleichgewicht verloren." "Warte. Ich eile zur Hilfe." Ich buddle Raik unter dem Wust aus Decken und Stoff hervor. Doch noch ehe ich ihn dort heraus ziehen kann, werde ich auf ihn gezogen und bekomme meinen Mund versiegelt. Ich lasse mich fallen, begrabe ihn nun unter mir, anstatt der Decken und umfasse seinen Kopf, mogle mich zwischen seine Lippen und werde dort stürmisch begrüßt. "Janis?! Alles klar bei dir? … Huch!" Plötzlich steht meine Mutter im Türrahmen. "Mama …" "Was ist den hier los? Die Kleine war gerade ein geschlafen." Mein Vater taucht ebenfalls auf, genau wie der Rest meiner Familie. Sogar Sophie schiebt ihren übertrieben geschminkten Kopf durch die Tür. "Raik war gestürzt.", versuche ich zu erklären. Leider erklärt das nicht Raiks Hände, die tief in meiner Hose stecken. "Ach du Scheiße! Die treiben es ja wirklich miteinander!", ruft Sophie und ihr fällt dabei fast die Schminke vom Gesicht. Leider nur fast. "Alle Mann raus hier." Mein Vater ist wie immer der Retter der Stunde und schiebt die versammelte Mannschaft aus dem Türrahmen und sperrt sie, nicht ohne mir nochmal zuzuzwinkern, aus. Sich eingeschlossen. Kraftlos falle ich in mir zusammen. "Das war es dann. Jetzt wissen sie es doch.", jammre ich. "Naja. Ein Gutes hat es ja." "Und das wäre?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm. "Jetzt kann ich ganz offen zeigen, wie sehr ich dich liebe." Weiche Hände legen sich auf meine Wange. "Du liebst mich?!" Er nickt. "Ich dachte, dass wüstest du." Es ist vollkommen irrational und unter normalen Umständen würde ich ihn auslachen, ihm vorhalten, wie dumm es sich anhört, mir nach einer Nacht seine Liebe zu gestehen, doch in diesem Moment geht es mir ebenso. "Ich dich auch." Kaum ausgesprochen, bin ich mir noch sicherer. Ja, ich liebe meinen schnuckeligen Postboten! Wir wälzen uns in den Decken umher, reiben uns aneinander, küssen uns, lachen und albern herum. Ob die Anderen noch vor der Tür stehen oder nicht, geht mir nun vollends am Arsch vorbei. Ich möchte nur eins: Diesem leckeren Postboten zeigen, was ich für empfinde. Und zwar so richtig! *** Zusammengekuschelt bleiben wir noch etwas in den Decken und dem Bettzeug liegen, ehe ich Raik hochjage und die Couch fertig mache. "Willst du zuerst ins Bad?" "Nee. Ich gehe da lieber jetzt noch nicht raus." Grinsend schüttle ich meinen Kopf. "Ist dir das so peinlich?" "Was glaubst du denn? Toller Eindruck bei deiner Familie. Das heißt, falls sie etwas mitbekommen haben." "Zerbrich dir darüber mal nicht den Kopf.", sage ich und küsse ihn sanft. "Da sie jetzt sowieso alles wissen, ist es doch egal." Ich wische Raik eine braune Haarsträhne hinters Ohr. "Dann gehe ich mal dir Lage checken." "Tu das." Mit einem verfluchten Flugzeuglandeplatz in meinem Bauch lasse ich Raik alleine zurück und schleiche durch den Flur. Ich bin auch nicht gerade scharf darauf, meinen Eltern oder meiner Schwester in die Hände zu laufen. Ihr 'Wir haben es doch gleich gewusst!' hallt mir auch ohne ihr Zutun in den Ohren wieder. Ungesehen schaffe ich es ins Badezimmer und erleichtere mich rasch. Dabei mache ich mir höchst anregende Gedanken, was ich gleich mit meinem Süßen Postboten noch so alles anstellen werde. Natürlich nur, wenn er auch will. Ich vollziehe mein alltägliches Abendritual und schlurfe, nur in Shorts, aus dem Bad. Alles dunkel. Wunderbar! Fast schon an dem Schlafzimmer meiner Eltern vorbei gekommen, tippt mir jemand auf die Schulter. Nur mit Mühe unterdrücke ich einen lauten Schrei. "So schreckhaft heute? Versteckst dich wohl vor uns, hm?" "Wie könnte ich? Du bist doch immer und überall.", flüstere ich meiner Schwester sauer entgegen. Sehen kann ich allerdings sie nicht. "Nett wie immer. Kommst du mal mit?" "Wozu? Ich bin müde und will pennen." "Jaja. Kannst ja gleich deinen Liebsten vernaschen. Geht auch ganz schnell." Leider kann sie nicht sehen, wie ich meine Augen verdrehe, füge mich dann aber ihrem Wunsch. Wir landen im Wohnzimmer, wo sie die kleine Tischlampe neben dem Sofa anknipst. "Setz dich." "Dauert die Unterredung länger?" "Mal sehen. Je mehr du dich zierst, desto länger bequassel ich dich." Ich schnaube genervt und falle neben ihr auf das alte Sofa. "Nette Boxer.", feixt sie. "So kitschig weihnachtlich mit den Rentieren drauf." Ich sage nichts dazu. Raik wird sie nachher sicher gefallen. Hanna wickelt uns in eine Wolldecke ein und lehnt sich gegen meine Schulter. "Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?", fragt sie mich und legt einen Arm um meinen Bauch. "Seit Lunas Geburtstag nicht mehr." Der war im Juni. "Wie die Zeit vergeht." "Bist du krank?" "Was?! Wie kommst du darauf?" "Du wirkst so theatralisch." Hanna lacht leise. "Krank nicht. Nein." "Was ist denn los mit dir?", will ich wissen und schiebe meinen Arm um ihren Rücken. Sie ignoriert meine Frage. "Raik ist nett. Und man sieht ihm an, wie sehr er dich mag." "Wir ... Er liebt mich." Hanna schaut mich überrascht von unten her an. "Wow. Hat er es dir schon gesagt?!" "Ja." "Und du? Du bist nicht stiften gegangen? Wie bei Tarik damals?" "Tarik war ein Arsch.", gifte ich. "Er hat das nur gesagt, um mich flachlegen zu können." "Hm. Er wirkte ganz nett." "Sind wir hier, um über Tarik zu reden?" "Nein." "Dann sag schon was du so dringend loswerden willst!" Es muss was wichtiges sein. Sonst eiert Hanna nie um ein Thema herum, sagt immer gerade heraus, was Sache ist. "Liebst du ihn auch?" Ich atme tief ein. Anscheinend muss ich ihr Spiel mitspielen, wenn ich wissen will, was sie beschäftigt. "Ja. ... Ja, ich glaube, ich mag ihn wirklich. Pascal würde jetzt sagen: Es war liebe auf den ersten Blick." "Aber daran glaubst du ja nicht." "Kein Stück!" Wir kichern leise. "Es freut mich ehrlich für dich, dass du jemanden gefunden hast." Ihre Stimme ist leise. Fast als … "Oh Gott Hanna! Sag jetzt nicht, du und Nicolas wollt euch trennen?!" "Was?! Nein! Schwachsinn!" Ihre Hand trifft mich hart an der Brust. "Es ist was anderes." "Und was?", frage ich. Ich will es endlich wissen! "Bleibt ihr morgen noch lange? Oder müsst ihr früh los?" "Mensch Hanna! Hör auf damit und ..." "Ich bin wieder schwanger. Siebte Woche." "Du bist ...?" Ich werde wieder Onkel? "Das ist ja wunderbar!" "Es weiß noch niemand. Es war ein Unfall.", schnieft sie. "Warte mal! Du bist doch nicht fremd gegangen?" "Nein! Sag mal, was denkst du von mir?" "Aua!" Erneut trifft mich ein Schlag. "Wieso heulst du dann?!" "Weil es nicht geplant war und eigentlich, wo Luna endlich in den Kindergarten geht, wollte ich wieder anfangen zu arbeiten. Wie soll das jetzt noch gehen?" Sie schnieft nochmal und meine Brust wird nass. "Braucht ihr Geld? Ich kann euch etwas borgen." "Quatsch! ... Ich hab nur schiss, dass Nicolas das Baby nicht will." "Ach ich weiß doch auch nicht! Mein Kopf ist so durcheinander. Ich weiß schon gar nicht mehr, wo hinten und vorne ist." "Dann sag es ihm. Er freut sich mit Sicherheit." "Meinst du?" "Darauf wette ich! Aber du müsstest ihn doch besser kennen. Mach dir keine Sorgen." "Vielleicht hast du recht. Danke Janis." "Wozu sind kleine Brüder da. Und falls er das Baby nicht will, hast du schon ein prima Geburtstagsgeschenk für mich. ... Aua!" "Arsch!" Morgen habe ich blaue Flecken. Zurück in meinem ehemaligen Zimmer rutsche ich zu Raik unter die Decke. "Wo warst du den so lange?", fragt er mich müde. "Ich habe mich noch ein wenig mit meiner Schwester unterhalten." "Über uns?" "Auch. Sie ist etwas konfus gerade und wollte sich ausquatschen." "Geht es ihr nicht gut?" Ein Lächeln huscht mir übers Gesicht. "Doch. Ihr geht's gut." Ich schalte das Licht aus. Dunkelheit umgibt uns und Raik legt sich halb auf mich. "Janis?" "Hm?" "Ich hoffe, du kannst auch leise sein." "Wieso?" Die Frage erübrigt sich praktisch sofort von selbst. Raiks Hand schiebt sich unter meine Shorts. "Ich habe dringend Lust, auf eine kleine Revenge." "Tu dir keinen Zwang an.", stöhne ich und höre ihn kichern. *** "Guten Morgen ihr Turteltäubchen. Kommt ihr Frühstücken?" Das Gesicht meiner Mutter schwebt über mir. "Was seid ihr doch für ein süßes Paar!", quietscht sie und rauscht schon wieder davon. Ich glaube eher weniger, dass ich so kurz vorm Erwachen süß aussehe. Raik tut das schon eher, wie ich gerade feststelle. Der rührt sich nun auch endlich und öffnet verschlafen seine Augen. Oh ja! Das ist süß! "Was war'n das?" "Meine Mutter. Kaffee ist gebacken und die Brötchen gekocht." Oder war's anders rum? Sieht so aus, denn Raik grinst. "Also habe ich das alles nicht bloß geträumt?" "Kommt drauf an, was du meinst.", erwidere ich und streichle seine Brust. "Das du gesagt hast, dass du mich auch liebst." Bauchkribbeln, feuchte Hände und Herzrasen. "Alles spricht dafür." Raik grinst bis über beide Ohren und wälzt mich über den Haufen. Unsre Zungen fechten miteinander, feuchte Kussgeräusche bringen meine Libido ebenfalls zum erwachen. "AHHHHHHHHAHAAAAA!!!" "Ach du Scheiße!" Raik und ich schauen zur Tür. "Was ist den da los?!" "Keinen Plan.", sage ich und schiebe Raik von mir runter. Wir ziehen uns rasch eine Hose über, und stürmen in die Küche, denn von dort scheint der Tumult zu kommen. Hanna sitzt schniefend mit einem Taschentuch im Gesicht am Küchentisch. Meine Mutter steht neben ihr und heult ebenso, Paps hält diese lächelnd im Arm und Sophia stürmt genervt an uns vorbei. "Man seid ihr peinlich! Sowas in eurem Alter!" Die Badezimmertür rumst zu. Das hier kann nur auf eines hindeuten. Hanna hat die schwangere Bombe platzen lassen. Doch wo ist Nicolas? Ich suche die Küche ab und finde ihn schließlich hockend vor seiner Frau. "Haben wir etwas verpasst?", frage ich. "Hanna bekommt noch ein Baby!", ruft Nicolas und springt auf. "Hier!" Ein Ultraschallbild wird mir unter die Nase gehalten. "Meinen Glückwunsch.", grinse ich und zwinkere Hanna zu. Ich hatte recht, und Nicolas freut sich sichtlich wie ein Schneekönig über diese Nachricht. Grinsend streckt mir Hanna die Zunge raus. Also alles beim Alten. "Jetzt wird erstmal gefrühstückt!", verkündet Mama und strahlt immer noch über beide Ohren. Dann mal guten Appetit! *** "Macht's gut!" "Ihr auch.", sage ich zu meiner Schwester, die mich fest an sich drückt. "Und pass auf euch auf." Vorsichtig tätschle ich ihren Bauch. Eine merkwürdige Vorstellung, dass dort gerade ein kleines menschliches Wesen dabei ist, heranzuwachsen. "Ihr auf euch auch. Und danke nochmal." "Hab doch gesagt, dass er sich freut." "Hast du.", lacht sie und lässt mich los. Zu dritt stehen wir im Hof. Raik, Hanna und meine Wenigkeit. Von den Anderen haben wir uns oben verabschiedet. Nur Hanna begleitete uns noch bis nach unten. Nachdem Raik nochmal fast von ihr zerdrückt wurde, sind wir endlich abfahrbereit. "Bleib immer schön anständig!", ruft Hanna uns zu und winkt kurz, ehe sie wieder das Haus betritt. "Sind wir das nicht immer?" "Ich auf jeden Fall.", meint Raik und schwingt sich ins Auto. "Nicht mehr lange.", sage ich zu mir selbst und bin schon wieder mit den Gedanken ganz wo anders. Ich kann es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen und meinem Lieblingsweihnachtsgeschenk nochmal einer genaueren Untersuchung zu unterziehen! Ende Es geht wirklich so schnell! Jetzt ist schon der zweite Advent rum. Und ich kann es kaum glauben, aber ich habe letzte Woche alle Adventsgeschichten fertig bekommen. Weihnachten ist somit gerettet! ^^ Vielleicht gibt es von Janis und Raik noch eine kleine Silvesterstory. Mal sehen. Dann bis nächste Woche! Gleiche Stelle, gleiche Welle! ♥♥♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)