Der König der Löwen von Izruo (Wir sind Eins) ================================================================================ Erste Kontakte -------------- Zurück am Königsfelsen In den folgenden Wochen blühte das Geweihte Land regelrecht auf. Zwar waren vor allem im Südwesten noch immer ganze Landstriche unter Asche begraben, doch die mittlerweile regelmäßigen Regenfälle hatten das Wasserloch auf der anderen Seite des Königsfelsens wieder einigermaßen aufgefüllt. Um dieses Reservoire hatte sich nun der Großteil der Tiere niedergelassen. Zum einen erblühte hier dank des feuchten Untergrundes schon jede Menge Grün, zum anderen war es ohnehin der sicherste Ort im Geweihten Land, da hier das ganze Jahr tagsüber Jagdverbort herrschte. Allerdings waren nicht alle Bewohner in der Lage, diese Idylle zu genießen. Zira war eigentlich nur deshalb hierher zurückgekehrt, weil sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte. Alleine war sie schlichtweg nicht in der Lage gewesen, ihre beiden Kinder, deren Bedürfnisse so unterschiedlich gewesen waren, zu ernähren und zu beschützen. Bei einigen Löwinnen war ihr Ruf damit schon von Anfang an hinüber. Zwar versuchten gerade diejenigen, die bereits Kinder hatten, sie zu beschwichtigen, indem sie ihr versicherten, dass unter diesen Umständen wohl keine Löwin durchgekommen wäre, aber gerade die Jüngeren konnten es größtenteils gar nicht verstehen. Was konnte denn auch nur so schwer daran sein, sich als ranghöchste Jägerin in der Nahrungskette zwei Monde lang selbst zu ernähren? Denn das war die Zeit, nach der Löwinnen ihre Neugeborenen für gewöhnlich zum ersten Mal zum Rudel brachten. Für gewöhnlich waren sie solange vollkommen auf sich allein gestellt. Zira aber hatte nicht einmal zwei Mondphasen durchgehalten – und schon nach dieser kurzen Zeit konnte man ihr selbst von Weitem ansehen, wie knapp sie es überhaupt geschafft hatte. Doch die hervorstehenden Schulterblätter und das ungepflegte Fell waren nicht auf ihren Mangel an Nahrung zurückzuführen, sie selbst wäre nie verhungert. Aber wegen Vitanis Schutzlosigkeit hatte sie Maßnahmen ergreifen müssen, unter denen Nuka niemals hätte Leben können, das hatte sich ja schnell gezeigt. Mit der Rückkehr zum Königsfelsen waren diese Probleme jedoch keinesfalls gelöst, denn Vitani war noch immer viel zu jung für Gesellschaft. Zwar konnte sie mittlerweile laufen, aber noch keine längeren Strecken zurücklegen. Trotz allem zeigte das gesamte Rudel selbstverständlich enormes Interesse an ihr, immerhin bekam man Sprösslinge in diesem Alter nur selten zu Gesicht ... falls man eine Löwin war – als Löwe hatte man gar keine Gelegenheit dazu. Um ihren Schützling vor dem überschwallenden Andrang zu bewahren, verbrachte Zira die ersten zwei Mondphasen nach den Taufen alleine mit ihrer Tochter in einer kleinen Nebenhöhle. Nicht einmal zum Fressen verließ sie den Königsfelsen, sondern bediente sich an dem, was die anderen an Resten für den folgenden Morgen mitbrachten. Ihre anfängliche Hoffnung, dass sie sich durch das Blut der Tiere womöglich auch den Gang zum Wasserloch sparen konnte, erwies sich jedoch als unhaltbar. Dazu reichte das, was noch übrig war, nachdem die Kadaver von den Löwen nach Hause geschleift worden waren, einfach nicht aus. Somit war sie gezwungen, ihre Tochter zumindest alle zwei bis drei Tage eine Zeit lang aus den Augen zu lassen. Zwar hatte Zira das schon direkt nach ihrer Geburt getan, aber draußen, wo sie einsam auf einem Hügel gelegen hatte, war das auch etwas völlig anderes gewesen. Bisher wagte sie es nicht, jemandem hier zu vertrauen, allerdings hatte sie auch noch kaum eine Gelegenheit gehabt, irgendwen näher kennen zu lernen. Aber in dem Wissen, Vitani alleine zu lassen, hätte sie sich nie vom Königsfelsen entfernt. Solange Zira unterwegs zum Wasserloch war, passte deshalb Chumvi auf ihre Tochter auf. Damit war er der einzige, der die Kleine in diesen zwei Wochen zu Gesicht bekam und das auch nur, weil Zira wusste, was es für Folgen für ihn gehabt hätte, ein Versprechen, das er Rafiki gegeben hatte, zu brechen. Gerade kehrte sie von ihrem vierten Ausflug zurück. Chumvi lag im Eingang und erwartete sie – er wusste, dass es lediglich seine Aufgabe war, darauf zu achten, dass Vitani allein gelassen wurde und das galt auch für ihn selbst. Als sie bei ihm angekommen war, erhob er sich, woraufhin sie kurz innehielt und ihn aus den Augenwinkeln mit einem scharfen Blick bedachte. »Ich würde dir ja sagen, wie es ihr geht, aber ich habe keine Ahnung.« Sollte das ein Vorwurf sein oder wollte er, dass sie ihm Vertrauen schenkte, weil er seiner Aufgabe so zuverlässig nachgekommen war? Zira konnte es nicht sagen. Ihrem Verstand nach müsste letzteres zutreffen, denn Chumvi war ihr gegenüber schon von Anfang an ganz anders entgegen gekommen als alle anderen. Er hatte sich ohne zu zögern neben sie gestellt, als Rafiki gefragt hatte, ob sie Vitani alleine großziehen würde und sie konnte sich sogar jetzt noch an seine genauen Worte erinnern: »Wir sind eine Familie.« Auch ansonsten unterschied er sich merklich vom Rest des Rudels. Sein Fell war bei weitem dunkler als das der meisten hier, ausgenommen seiner Schwester, und seine Mähne war sogar noch etwas dunkler, nahezu schwarz. Doch etwas irritierte an seinem Erscheinungsbild ganz besonders: Seine Zehen, welche das Farbspektrum eigentlich hätten etwas aufhellen müssen, hatten genau dieselbe Farbe wie das restliche Fell. Als sie jedoch merkte, dass sie gerade zögerte, wandte sie den Blick wieder geradeaus und ging, ohne einen weiteren Gedanken an ihn zu verschwenden, in die Höhle. Anscheinend spürte Vitani ihre Anwesenheit, denn sie machte durch ein schwaches Maunzen auf sich aufmerksam, das Zira erst beim dritten Mal, als sie sie schon fast erreicht hatte, als das erkannte, was es eigentlich war: »Mama!« Das kleine wuschelige Ding lag friedlich in seiner Ecke und sah seine Mutter mit großen Augen an. Zira schloss kurz die Augen und atmete einmal durch, dann legte sie sich schützend zu ihr, dem Eingang den Rücken gekehrt. Es hatte funktioniert, sie war allein ihre Tochter! Alles, was das Licht berührt Ihr anderes Kind dagegen stellte das krasse Gegenteil dazu dar: Nach den beiden Taufen war Nuka im allgemeinen Aufruhr praktisch untergegangen, selbst seine Mutter hatte er schon ewig nicht mehr gesehen. Entweder war man fasziniert von der kleinen Vitani oder gespannt darauf, wie Kopa sich schlagen würde, da sein Unterricht ja bald beginnen sollte. Doch in diesem Sinne gab es auch einen winzigen Lichtblick: Simba hatte ihm gestern angeboten, bei ebendiesem Unterricht dabei zu sein. Da Nuka schon ein klein wenig von seinem eigenen Vater unterwiesen worden war, hatte er durchaus Hoffnung, dass er den Prinzen übertrumpfen könnte. Übereifrig war er deshalb heute bereits mit der Sonne aufgestanden, doch vom König und seinem Sohn fehlte jede Spur. »Sieh nur, Kopa, das ist unser Königreich: Alles, was das Licht berührt.« »Wow!« Der kleine Prinz überblickte sorgfältig die Landschaft, das Geweihte Land, das sich unter ihm bis zum Horizont vor der aufgehenden Sonne erstreckte. Simba hatte ihn früh geweckt und noch vor Tagesanbruch auf die Spitze des steinernen Monuments, das sie beide ihr Heim nannten, geführt. »Das muss schlimm gewesen sein ... damals«, bemerkte Kopa, dessen Blick mittlerweile bis nach Südwesten gewandert war. »Ja, von hier oben kann man die Zerstörung am besten erkennen«, Simba drehte seinen Sohn wieder zurück nach links, »aber genauso kann man auch sehen, wo das Land bereits wieder wächst.« Kopa jedoch starrte nur nachdenklich auf die dem Wasserloch umliegende Landschaft, die noch immer Anzeichen von Verwüstung aufwies. »Es ist noch viel zu tun.« »Kopa ... es tut mir Leid. Als mein Vater zum ersten Mal mit mir hier oben war, ist das Land ein wahres Paradies gewesen, aber ich bin mir sicher: wenn du einmal König bist, wird hier alles anders sein.« In diesem Moment war Kopa einfach nur froh, dass sein Vater König war, denn solange hatte er sich um nichts zu kümmern. Aber er wusste auch, dass diese Zeit irgendwann vorbei sein würde und bei dem Gedanken daran wurde ihm doch etwas mulmig. Simba bemerkte seine Nachdenklichkeit und schloss daraus, dass Kopa verstanden hatte. Es tat ihm im Herzen weh, dass er seinem Sohn nicht dasselbe Land zeigen konnte, das ihm einst sein Vater präsentiert hatte. Umso entschlossener war er, das Versprechen, das er ihm soeben gegeben hatte, einzuhalten. Hätte er jedoch gewusst, wie wenig dies in seiner Macht stehen würde, er hätte sich nicht einmal getraut, daran zu denken. Einander anschweigend gingen sie auf dem sich spiralförmig um den Königsfelsen windenden Pfad hinunter zur Höhle, wo Nuka bereits wartete. »Wo wart ihr denn?« »Es hat Tradition und vor allem Sinn, einem angehenden König sein Land zu zeigen«, antwortete ihm Simba. Genau genommen erinnerte sich Nuka noch schwach daran, wie er selbst vor einer Ewigkeit, wie es ihm schien, neben seinem Vater dort oben auf der Spitze des Königsfelsen gesessen hatte. »Naja, besonders schön ist der Anblick ja nicht ...« »Nein, aber das Land wächst wieder«, erwiderte Kopa und sah zu seinem Vater auf, der sichtlich zufrieden nickte. »Gehen wir«, sagte dieser dann schließlich, »es gibt für euch eine Menge zu sehen.« Inaktzeptabel Aber auch für die kleine Vitani war dieser Tag etwas ganz besonderes, denn sie verbrachte ihn nicht in der Höhle, sondern bei Sarabi und Sarafina. Zira hatte sie nicht ganz freiwillig abgegeben, doch nach dreiwöchiger Isolation wurde es für sie und ihre Kinder nun langsam Zeit, sich in das Rudel einzugliedern, wenn sie weiter hier leben wollten. Somit lag sie heute mit Chumvi bei seiner Schwester Kula und einigen anderen Löwinnen auf den unteren Ausläufern des Königsfelsens. In diesem Sinne war sie froh, dass sie für ihre Tochter noch eine derart günstige Obhut gefunden hatte, denn die beiden hatten ja mittlerweile selbst Kinder und einen Enkel, der für ausreichend Aufruhr sorgte – sie würden ihr ihre Vitani sicher nicht wegnehmen. Eigentlich hatte Zira kein großes Interesse an den Gesprächen der anderen Löwinnen, doch als ihr Name fiel, horchte sie auf: »– Sohn nicht als Thronfolger akzeptiert. Aber ich denke nicht, dass es an ihr lag, sondern an seinem Vater!« »In der Tat. Seht nur wie das Land erblüht, jetzt wo es vorbei ist. Ist das nicht schön anzusehen?« »Nun, das kommt darauf an, woran man im Geweihten Land seinen Gefallen gefunden hat.« Ziras Unterton war eigentlich unverkennbar gewesen, wurde aber trotzdem weithin ignoriert: »Sieh an, sie redet ja doch mit uns. Zira, wie geht es eigentlich deiner Tochter? Wie ich sehe, hast du es endlich geschafft, sie mal ein wenig für sich zu lassen.« »Sie braucht mich ja auch.« »Sie braucht Aufsicht, das musst nicht unbedingt du sein.« »Aber sie ist meine Tochter.« »Ach so, und was ist dann mit Nuka?« »Er kommt schon zurecht.« »So sah er aber nicht aus, als ihr hier ankamt.« Zira wollte diese Löwin einfach nur noch zum Schweigen bringen. Sie war aufgesprungen, aber nicht als einzige. Bevor sie auch nur zu einer Bewegung ansetzen konnte, war Chumvi bereits zwischen ihnen. »Ruhe! Ihr ging es damals auch nicht besser. Es waren schwierige Zeiten, die wir alle möglichst schnell wieder vergessen wollen.« Dabei strahlte er eine Selbstsicherheit aus, wie sie Zira seit Vitanis Taufe nicht mehr bei ihm gesehen hatte. »Zira, wir machen uns alle einfach nur Sorgen um dich. Wir wollen dir ja helfen, aber das können wir nicht, solange wir nicht wissen, was dir Probleme bereitet.« Auf einmal so direkt angesprochen senkte sie den Kopf. »Glaubt mir, ich würde es nur zu gerne vergessen, aber ich kann nicht.« »Manchmal hilft es, darüber zu reden.« Chumvi wechselte einen kurzen Blick mit seiner Schwester, die fast unmerklich nickte. »Komm mit, Zira. Ich möchte dir gerne etwas zeigen.« Noch immer etwas überrascht von der plötzlichen Wendung, die das Gespräch soeben erfahren hatte, fiel Zira nichts Besseres ein, als mitzuspielen bei was auch immer Chumvi gerade vor hatte. »Was der nur im Sinn hat?«, sprach eine der Löwinnen den Gedanken gerade laut aus. »Mein Bruder mag zwar manchmal etwas taktlos erscheinen, ich habe ihn aber noch nie etwas aus böser oder auch nur eigennütziger Absicht heraus tun sehen.« Kula erhob sich und trottete davon. »Wow, was ist denn ...?« Ohne weiter auf die anderen zu achten, wandte sich Zira um und folgte dem bereits vorangegangenen Löwen hoch zum Königsfelsen, wodurch das Geplauder der Löwinnen schnell hinter ihr verklang. Die erste Unterrichtsstunde Simba hatte die beiden Jungs in genau das Gebiet geführt, das Kopa am Morgen vom Königsfelsen aus beobachtet hatte. In der Ferne konnte man die Rückseite des Königsfelsens und die Lebenszeichen dort erkennen. Aber da, wo die drei waren, herrschte Totenstille. »Was machen wir hier?« Trotz seiner Bemühungen, die Frage nebensächlich klingen zu lassen, war Kopas Stimme nicht ganz so sicher, wie er sich es erhofft hatte. Simba bedachte ihn mit einem kurzen, undurchschaubaren Blick, dann sah er einen Moment zu Nuka, der gerade zu ihnen aufschloss, bevor er nachdenklich seine Umgebung in Augenschein nahm. »Ich bringe euch das Wichtigste zuerst bei, von diesen Grundlagen aus arbeiten wir uns dann weiter voran.« »Aha, und was ist das Wichtigste?«, fragte Nuka, dem es durchaus gelang, desinteressiert zu klingen »Sag‘ du es mir! Was ist das Wichtigste, das wir im Geweihten Land haben? Warum können wir hier so friedlich leben?« Er blickte von einem seiner Schüler zum andern und wieder zurück, sah aber nur Ratlosigkeit. »Wir sind nicht umsonst hierhergekommen. Was seht ihr hier – oder besser gesagt – was seht ihr nicht?« »Leben«, antworteten die beiden gleichzeitig. »Ja, aber das ist eher das Ergebnis. Also, hier lebt nichts, weil?« »– es nichts zu essen gibt«, versuchte sich Kopa. »Nein, wichtiger.« »– es hier kein Wasser gibt«, meldete sich Nuka. »Ganz genau. Drüben auf der anderen Seite des Königsfelsens versammelt sich alles rund um das Wasserloch – die Tiere folgen dem wachsenden Gras.« »Und was können wir hier tun?«, fragte Kopa neugierig. »Du könntest ja jedes Mal, wenn du dich erleichtern musst, hierher kommen«, spottete Nuka. »An sich keine schlechte Idee, aber das ist leider bei weitem zu wenig, als dass es irgendetwas bewirken würde«, entgegnete Simba. »Nein, also für das Land hier können wir rein gar nichts tun. Aber wir können versuchen, Leben in die Nähe zu bringen, dann wird es irgendwann auch hierhin übergreifen.« »Ich frage mich nur, welches Leben sich hierhin trauen würde.« Nach Nukas Stimmlage zu urteilen empfand er den Unterricht allmählich wirklich als Zeitverschwendung. »Diejenigen, die sich gerne von anderen fernhalten, im Allgemeinen lieber für sich sind«, antwortete ihm Kopa, bevor sein Vater etwas sagen konnte. »Das ist ein Anfang.« Simba war sichtlich stolz auf seinen Sohn. »Und was für Tiere wären das genau?« »Genau das ist deine Aufgabe als König. Du musst ein Gespür dafür entwickeln, was die Tiere brauchen, was wie wollen, und dich um die Probleme kümmern, die dadurch entstehen könnten. Zum Beispiel, indem du diejenigen, die sich sowieso von den anderen abschotten, hierher an den Großen Fluss schickst.« »Ja klar, aber was für Tiere –« »Das lernst du mit der Zeit, nicht an einem Tag.« Er schaute hinüber zu Nuka, der anscheinend großes Interesse an einer vertrockneten Wurzel gefunden hatte. »Was ist mit dir Nuka? Welche Tiere kennst du, die gerne abseits leben?« Offensichtlich war er nicht darauf vorbereitet gewesen, angesprochen zu werden, denn er stotterte einen Moment nur herum, doch dann kam ihm ein Einfall: »Ähm, zum Beispiel Savannenhasen?« Simba zog die Augenbrauen hoch und auch Kopa war die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben. »Gut, sehr gut! Es sind zwar kleine Tiere, aber anschließend werden sich dann Größere hier ansiedeln, wodurch am Fluss wieder Leben entsteht. Gleichzeitig drängen sie die Savannenhasen ins Hinterland, wodurch dort dann bald dasselbe passiert. In diesem Sinne sind diese Hasen so etwas wie Pioniere.« Simba sah kurz zu seinem Sohn hinab, dann wieder zu Nuka. »Das war wirklich eine sehr kluge Antwort, ich denke, diese Idee können wir direkt so umsetzen. Mit so etwas könntest du Kopa später mit Sicherheit eine große Hilfe sein, wenn er einmal König ist.« Sichtlich zufrieden führte er die beiden Jungs weiter zum Fluss, um sich dort mit ihnen ein Bild von der Lage zu machen. Eine unerwartete Einladung Die sanften Wolken vom Vormittag hatten sich verzogen, aber die Sonne stand auch schon weiter hinter dem Zenit, was die Hitze wieder erträglich machte. Nach und nach erhoben sich die Tiere des Geweihten Landes von ihrer Mittagspause, stillten ihren Durst am Wasserloch, begaben sich auf Nahrungssuche, sahen nach ihren Jüngsten oder bereiteten ihr Heim für die kommende Nacht vor. Für die meisten war es ein Tag wie jeder andere. Auch am Königsfelsen regte sich das Leben wieder, zwei Löwen wanderten gerade einträchtig auf einem ausgetretenen Pfad von der Felsterasse zu den unteren Ausläufern des steinernen Monuments hinunter. Sie kamen geradewegs auf die Stelle zu, an der die restlichen Löwinnen des Rudels im Schatten einiger Schirmakazien faulenzten. Kula bemerkte die beiden als erste und warf ihrem Bruder einen fragenden Blick zu. Chumvi sah kurz aus dem Augenwinkel hinüber zu Zira, die neben ihm lief, doch sie schien die Geste nicht zu bemerken, also antwortete er im Gehen mit einem schwachen Nicken. Als die beiden schließlich bei der Gruppe angekommen waren, zogen sie auch die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. Zu Ziras Unbehagen war auch die Löwin, mit der sie sich heute Vormittag in die Haare gekriegt hatte, noch anwesend und öffnete auch sogleich das Maul – wahrscheinlich, um wieder irgendeine unangenehme Bemerkung fallen zu lassen. Chumvi jedoch schien es bereits geahnt zu haben und antwortete ihr, bevor sie auch nur einen Laut hervorbrachte. »Es ist alles in Ordnung. Ich habe Zira den Felsvorsprung gezeigt, an dem wir uns als Kinder immer so gerne versteckt haben.« »Ich erinnere mich, auch damals hatten wir mal einen Besucher, der nicht zu uns gehören wollte«, bestätigte Kula. »Aber ich will zu euch gehören!« Das Erstaunen über Ziras Antwort, allein schon ihre Beteiligung, lag allgegenwärtig in der Luft. »Aha, woher der Sinneswandel?«, schaffte es schließlich eine der Löwinnen, das Schweigen zu brechen. »Lass sie, das ist großartig.« »Schon gut, ich möchte nur bei meinen Kindern sein«, antwortete Zira dennoch und sah in die Runde, »und bei meiner Familie.« »Schön zu hören«, ertönte eine Stimme hinter ihr. Kurz darauf trat Nala an ihre Seite. »Kula war vorhin bei uns«, sagte sie auf Ziras fragenden Seitenblick hin. »Wir wollten dich fragen, ob du dich heute Abend an der Jagd beteiligen willst.« »Mit Vergnügen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)