Old Friends von Valetta (Nur gemeinsam sind wir unbesiegbar) ================================================================================ Kapitel 7: Die Mission in Ägypten Teil 1 ---------------------------------------- Freudig lief Kaede zur Cafeteria und wurde direkt von Lavi in Beschlag genommen. „Das war ja ein ganz schön langes Gespräch und du siehst so glücklich aus. Habt ihr euch etwa versöhnt?“, fragte der Rothaarige und betonte das letzte Wort besonders. Sein Grinsen war schon fast pervers. Linali, die sich neben ihn gestellt hatte, seufzte. „Ja, ich denke schon. Wir haben uns ausgesprochen!“, antwortete sie freudig. Lavi verging das Grinsen, so schnell wie es gekommen war. „Wie? Ausgesprochen?“, fragte der junge Mann perplex. „Was hast du denn gedacht?“, erwiderte Kaede und sah ihr Gegenüber verwundert an. „Das dumme Häschen hat gar nicht gedacht.“, schimpfte Kanda hinter ihnen und blickte den Exorzisten vor seinem Teammitglied verärgert an. Er hat das Gespräch zwischen ihnen mitbekommen und wusste, worauf er hinaus wollte. „Yuu-chan! Sei nicht so gemein.“, maulte der Rothaarige und sah dem jungen Mann schmollend nach. „Ich hatte gehofft, dass zwischen dir und Kaede-chan mehr laufen würde.“, flüsterte er dem Schwertkämpfer zu, als er ihm folgte. Kandas Nerven waren damit ausgereizt, er packte den Rotschopf und warf ihn durch den Raum. „Wenn du nicht endlich deine Klappe hältst, schneide ich dir den Kopf ab!“, brüllte er. Kaede half Lavi auf, der nur unschuldig lachte. „Ihr seid wirklich schlimmer, als Daisya und ich es jemals waren.“, murmelte das Mädchen verständnislos und blickte zu dem Asiaten, der zu seinem Platz lief und sich hinsetzte. „Lass den Schwachkopf dort liegen und iss dein Obst hier.“, rief Kanda ihr immer noch gereizt zu und stellte ein kleines Schälchen auf den Platz neben sich. Das Mädchen ließ Lavi direkt wieder zu Boden fallen und stürmte zu ihm, es sind zu viele Tage vergangen, an denen sie keine Früchte zu Gesicht bekam und zog die Schale direkt näher zu sich. „Wie sehr ich Jerrys tollen Obstsalat schon vermisst habe.“, erwiderte sie lechzend und futterte drauf los. Wenn es um Früchte ging, konnte sie, wie Allen, ein richtiger Gierschlund sein. „Ah, wie kannst du nur so herzlos sein!“, jaulte der Rotschopf, als er sich zu den beiden Exorzisten setzte und dem Mädchen beim schlingen zusah. Als das Schälchen leer war, schob sie es mit einem zufriedenen Lächeln von sich und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Lavi zu. „Entschuldige bitte, ich konnte dem nicht widerstehen.“, gestand sie und lachte verlegen. „Ich habe echt noch nie jemanden gesehen, der so dermaßen verrückt nach Obst ist.“, erwiderte der junge Mann und musterte das Mädchen vor sich. „Wenn es nicht notwendig wäre, würde ich wohl auch nicht so viel davon essen. Fruchtzucker hilft mir dabei, mein Innocence unter Kontrolle zu halten. Ganz simpel.“, erklärte Kaede lächelnd. Lavi wollte gerade weitere Fragen stellen, als Linali ihn unterbrach. „Kanda, Kaede-chan. Komui will euch sprechen.“, erklärte sie. Während das Mädchen sie fragend ansah, stand der Schwertkämpfer genervt auf. Er wusste schon was ihn erwartet. Wenn Komui mit ihm sprechen wollte, endete das immer in einem Auftrag. Aber was wollte er von Kaede? „Willkommen zurück, Kaede-chan.“, begrüßte Komui die Exorzistin, als diese mit ihrem Kameraden sein Büro betrat. Sie nickte ihm lächelnd zu und setzte sich auf das Sofa, das vor seinem Schreibtisch stand. „Du wolltest mich sprechen?“, kam Kanda zum Punkt. „Ja, ich habe einen Auftrag für dich.“, erklärte der Abteilungsleiter. War ja klar, dachte der Blauhaarige genervt. „Ein Innocence-Fragment ist aufgetaucht, in Ägypten. Hier hast du den genauen Standort angegeben, viel Erfolg.“, sagte er noch und reichte ihm eine Kopie des Dokuments, dass ihm verärgert aus der Hand gerissen wurde. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust auf den Auftrag, Kaede ist heute erst zurückgekehrt. Wer weiß wie lange sie noch bleibt und während dieser Zeit, würde er die Abteilung am liebsten nicht verlassen wollen. Seine Laune war wieder im Keller und er machte sich auf dem Weg zur Trainingshalle, um seinem Ärger Luft zu machen. Keine zwanzig Minuten später, tauchte schon das Mädchen auf und sah ihn mit seinem Mugen trainieren. „Wollte er, dass du die Abteilung direkt wieder verlässt?“, fragte er schließlich, als er ihre Präsenz spürte. Lächelnd stellte sie sich vor ihm und beschwor ihr Schwert, dass sie gegen ihn erhob. „Soll ich mit dir trainieren?“, fragte Kaede und legte nun auch ihre zweite Hand um den Schwertgriff. Kanda nahm ihr Angebot an und startete einen Angriff, den sie mit ihrer Klinge abblockte. „Um zu deiner Frage zurückzukommen. Nein, er wollte nicht, dass ich euch direkt wieder verlasse.“, erklärte sie und machte einen Satz nach hinten, um für genug Distanz zwischen sich zu sorgen. Er hatte unglaublich viel Kraft und sie musste daher genau auf seine Schläge achten. Wieder holte er mit seinem Schwert aus, je mehr Angriffe er hinlegte, desto mühsamer wurde es für sie, diese abzublocken. Der Asiate wollte ihre gerade das Schwert aus der Hand schlagen, als sie dessen Klinge mit einem hellen Licht einhüllte und damit den jungen Mann zurückschlug. „Du betrügst.“, murmelte Kanda. „Ich helfe nur etwas nach, um mit deiner Kraft mithalten zu können.“, gestand sie lächelnd. Damit stachelte sie ihn nun an, noch mehr Kraft in seine Angriffe zu legen. Sie konnte diese nur abblocken, kontern war unmöglich bei seiner Stärke und ehe sie sich versah, durchbrach Kanda mit seinem finalen Schlag ihre Klinge. Das Mädchen flog zurück und schlug hart auf dem Boden auf, während sich das zerbrochene Schwert nur auflöste. „Scheiße.“, fluchte er und lief zu ihr hin. So dermaßen übertreiben wollte er auch nicht. „Hast du dir wehgetan?“, fragte er und half der Exorzistin auf. „Es ist noch alles dran.“, erwiderte Kaede mit einem gequälten Lächeln und ließ sich von dem jungen Mann hochziehen. „Es tut mir leid, ich wollte nicht-.“, murmelte Kanda, unterbrach sich aber und sah sie mit einem schlechten Gewissen an. Sie schüttelte nur den Kopf. „Mein übergroßer Zahnstocher kann eben nicht mit deinem Mugen mithalten. Nicht einmal ein bisschen.“, sagte sie lachend und entlockte ihm ein kleines Lächeln. „Aber als Fernkämpfer sollte ich gut genug sein, um dich in der Mission zu unterstützen.“, fügte sie schließlich hinzu. Kanda sah sie fragend an. „Da ich für eine Woche hier bleiben wollte, hat Komui-san mich darum gebeten, dich nach Ägypten zu begleiten.“, erklärte sie. „Wir werden direkt mit dem ersten Zug aufbrechen, verschlafe nicht.“, gab er zurück, verstaute sein Mugen und verließ die Trainingshalle, um seine Tasche zu packen. Dieser Komui hat es mit Absicht gemacht, dachte Kanda noch, konnte aber doch nicht anders, als sich darüber zu freuen. Am nächsten Morgen fuhren sie mit dem Zug zum englischen Hafen. Um nach Ägypten zu kommen, mussten sie mit dem Schiff fahren und diese Fahrt dauert eine knappe Woche. Das Schiff verließ den Hafen und hielt seinen Kurs Richtung Singapur. Zwischenstopps waren in Lissabon, Athen, Kreta und durch den Suez-Kanal. In Suez baten die Exorzisten den Kapitän zu halten und gingen schließlich von Bord. Als Kaede endlich wieder Landboden unter ihren Füßen hatte, streckte sie sich ausgiebig. „Mann, bin ich froh, dass wir endlich da sind. Schiffsfahrten sind ja schön, aber eine ganze Woche ist doch etwas viel.“, murmelte sie erleichtert und warf einen Blick zu Kanda, der immer noch blass vor Schreck war. Er kann nicht schwimmen und fürchtete sich dementsprechend die gesamte Woche davor, dass das Schiff doch irgendwann untergehen würde. Im Gegensatz zu ihm, liebte Kaede das Wasser und konnte gut schwimmen. Für absolute Notfälle, hatte sie ja noch ihre Schilder. Trotzdem, konnte sie dem jungen Mann damit nicht die Angst nehmen. „Los, gehen wir erst noch etwas Schönes essen.“, sagte sie noch, nahm seine Hand in ihre und zog ihn mit sich. In einem Restaurant ihrer Wahl, nahm das Duo einen Platz für sich. Kaede studierte die Speisekarte, als sie kurz zu ihm blickte. „Ich hoffe du erinnerst dich noch daran, was du zu mir gesagt hast. Wegen unserem nächsten Restaurantbesuch.“, erinnerte sie Kanda an sein Wort und nahm die Karte, die er gerade durchsah zu sich. Der Dunkelhaarige sah sie grummelnd an, lehnte sich aber schließlich zurück. Das was er sagte, meinte er immer so und das machte Kaede sich nun zu nutze. „Haben Sie sich schon entschieden?“, fragte ein Kellner aufmerksam. Das Mädchen legte die Karte beiseite und grinste breit. „Für den gutgelaunten Herrn bringen Sie bitte einen extra lang gebrühten Grünen Tee und einen Kürbisauflauf. Ich hätte gerne einen Apfelsaft, Reis mit Gemüse und zum Nachtisch den Obstpfannkuchen.“, antwortete sie und blickte wieder zu ihrem Gegenüber. Dieser blickte genervt aus dem Fenster, er hasste es, wenn sie ihn vor fremden Leuten auf seine Laune ansprach und diese sank damit fast ins bodenlose. „Was ist los, Yuu? Hast du dich immer noch nicht von der Schiffsfahrt erholt?“, fragte Kaede. Sie seufzte, es war für sie nichts Neues, die Einzige zu sein, die redet. Er bevorzugte es ja lieber, einen mit irgendwelchen Blicken zu durchbohren, zu ächzen, zu seufzen, zu schnalzen, zu knurren oder auch mit Mugen zu drohen. Sie hatte gehofft, dass er mit ihrem langen Gespräch nun etwas offener sein würde. Aber es hat sich nichts verändert. „Ich kann dich ja nicht dazu zwingen redseliger zu sein, aber es wäre manchmal schön zu wissen, was dir wohl durch den Kopf geht.“, sagte die Dunkelhaarige noch. Er wandte seinen Blick nicht vom Fenster ab und beobachtete immer noch die Straße vor dem Lokal. „Soll ich dir von der asiatischen Abteilung erzählen?“. Kaede musterte ihn kurz, als er immer noch nichts antwortete und fasste es, als sein übliches „Mir egal“ auf. „Bak ist furchtbar nett. Eigentlich sind alle dort nett.“, fing sie an, unterbrach sich aber, als die Bedienung ihre Getränke und Speisen brachte. Kanda widmete sich nun seinem Teller zu und fing an zu essen, als sein Gegenüber ihr Besteck in die Hände nahm. „Er hat die Programme seiner Eltern modifiziert und verbessert. Damit konnte er meine Synchronisationsrate um ein Vielfaches erhöhen und mir neue Angriffe beibringen. Und mein Zimmer ist richtig groß! Es ist viel größer als in der europäischen Abteilung und hübscher eingerichtet. Die Abteilung ist zwar dunkler als die europäische, da es in einer Höhle ist, aber netter eingerichtet. Man fühlt sich dort nicht wie in einem Gefängnis. “, plapperte sie schließlich wild drauf los und lachte verlegen. „Iss jetzt, sonst wird es nur kalt.“, murmelte Kanda knapp. Mit einem breiten Lächeln widmete sie sich nun auch ihrem Essen zu. Gut gesättigt verließen sie das Restaurant und machten sich auf die Suche nach einer Unterkunft. Während Kaede sich in der Empfangshalle umsah, buchte der Schwertkämpfer die Zimmer für sie. Als er damit fertig war, nahm er ihre Tasche und lief in das zweite Stockwerk. „Dein Zimmer ist daneben.“, murmelte er und warf ihr den Schlüssel zu. Sie blickte verwundert zu ihm, dabei wusste er genau, dass sie es hasste in Hotels in einem Zimmer alleine schlafen zu müssen. Seit ihrer Kindheit konnte sie es einfach nicht mehr. „S-Schlaf dann gut.“, gab sie mit einem gequälten Lächeln zurück und schloss das Zimmer auf, als sie vor sich zwei Betten vorfand. „Du bist so gemein.“, schmollte Kaede, während er mit einem schelmischen Grinsen an ihr vorbei lief und das Zimmer betrat. Kanda warf seine Tasche auf das linke Bett, da er am liebsten zum Fenster gerichtet schlief und packte die Missionsunterlagen aus. „Hier sind die Unterlagen.“, sagte er, als er ihr den kleinen Stapel reichte und warf sich schließlich erschöpft auf sein Bett. „Kara-Kharga?“, las sie den Namen der Stadt laut vor und verhaspelte sich bei seiner Aussprache. „Wo soll das sein?“, fragte sie zuerst, fand aber in den Unterlagen noch eine Karte. „Ungefähr im Zentrum.“, murmelte Kanda in sein Kopfkissen hinein und blickte schließlich zu ihr. Durch ihren fragenden, verwirrten und nachdenklichen Gesichtsausdruck, bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen und er beobachtete noch, wie sie die Karte falsch herum hielt. Der junge Mann stand auf, setzte sich neben sie und drehte die Karte in ihren Händen zuerst richtig herum. „Hier, Idiot.“, sagte er knapp und zeigte mit seinem Zeigefinger den Standort der Stadt. „Ah, hier ist sie.“, erwiderte Kaede und lachte verlegen. „Der erste Bus dorthin fährt um halb sechs.“, erklärte er noch und verschwand gähnend ins Bad. Hoffentlich würden nicht all zu viele Akuma ihre Mission behindern, dachte sie noch und packte ihr Nachthemd aus. Kanda brauchte nicht lange im Bad, ehe er es wieder verließ und sich ins Bett legte. Während Kaede sich die Zähne putzte, überlegte ob sie Bak vielleicht ein Souvenir mitbringen sollte und beschloss, nach der Mission in einem kleinen Geschäft vorbei zu schauen. Aber was würde ihm wohl gefallen, dachte sie noch und fuhr mit einem Kamm durch ihre langen Haare. Dabei hielt sie kurz inne und musterte diese in dem Spiegel vor sich. Als sie Kanda mit offenen Haaren sah, gingen sie ihm beinahe bis zur Hüfte und ihre reichten gerade mal bis zur Brust. Linalis Haare waren, bevor sie ihr abgeschnitten wurden, auch hüftlang. Ob Kanda wohl so lange Haare gefallen, fragte sie sich und seufzte. Sie verließ das Badezimmer und schloss die Tür leise zu, ehe sie in ihr Bett kletterte und sich die Decke bis zur Nase zog. Nach einem kurzen Moment blickte sie zu dem jungen Mann, er war zum Fenster gewandt und hatte seine Nachttischlampe noch an. „Yuu?“, rief sie nach ihm. „Was denn?“, grummelte Kanda. „Was hältst du eigentlich von Lina-chan?“, fragte das Mädchen schließlich. „Was soll ich von ihr halten?“, fragte er zurück. „Naja ich meine, wie du sie findest. Sie ist hübsch, klug, stark und furchtbar nett. Da wundert es mich nicht, dass Bak in sie verliebt ist.“, erklärte sie und lächelte, als sie an das Schwärmen ihres Bruders dachte. Kaede blickte direkt wieder zu ihm, als sie ein genervt, verärgertes Schnalzen hörte. „Stell nicht so dumme Fragen und schlaf lieber.“, erwiderte Kanda. „Nein, sag schon. Würde sie vielleicht in das Schema deiner Traumfrau fallen?“, bohrte das Mädchen weiter. „Ich denke nicht über so unnütze Dinge nach. Linali ist nur eine Freundin.“, antwortete er schließlich. Seine Antwort stellte sie nicht wirklich zufrieden und schaltete die Tischlampe neben sich aus. „Hm, schlaf dann gut.“, murmelte sie noch und schloss ihre Augen. Kanda schaltete die Lampe neben sich ebenfalls aus, er wollte nicht, dass diese sie beim Einschlafen stört und starrte noch eine Weile aus dem Fenster hinaus. Wie kam sie jetzt plötzlich auf Linali, fragte er sich und drehte sich schließlich auf die andere Seite. Sie schlief zu ihm gewandt und er hatte durch den Vollmond genug Licht um einen Blick auf ihr Gesicht zu werfen. Der Dunkelhaarige schloss genervt seine Augen und driftete ins Land der Träume ab. Es war noch dunkel, als Kandas Golem klingelte und seinen Besitzer damit aufweckte. Ächzend schob er diesen Weg, rieb sich die Augen und blickte zu seiner rechten. Natürlich schlief dieser Dummkopf noch, dachte er entnervt und lief zuerst ins Bad, ehe er sich an die Arbeit macht, sie aus ihrem unglaublich tiefen Schlaf zu wecken. „Kaede. Wach jetzt auf.“, sagte der junge Mann etwas lauter und schüttelte sie vorsichtig. Er hatte weder die Geduld, noch die Zeit, es weiterhin auf die sanfte Tour zu versuchen. „Kaede! Aufwachen!“, brüllte er nun beinahe und verzweifelte allmählich. Der Schwertkämpfer wusste genau, dass man sie mit einfachen Mitteln wie die Bettdecke wegziehen, aus dem Bett werfen oder kaltes Wasser über sie kippen, nicht wach bekommt. Um sie herum könnte die Welt untergehen und Kaede würde es nicht bemerken. Tiedoll musste wohl irgendwelche Geheimtricks haben, wenn er sie zu so einer Uhrzeit wachbekommt und überlegte, was er tat. Er wurde starr vor Schreck, als es ihm einfiel und auf das schlafende Mädchen blickte. Tiedoll legte sich zu ihr ins Bett und strich liebevoll über ihre Wange. „Kaede, mein Schatz. Aufwachen, wir müssen bald aufbrechen.“, flüsterte der alte Mann und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Dunkelhaarige kuschelte sich noch mehr in ihr Kopfkissen, wachte aber schließlich auf und blickte verschlafen in das Gesicht des Generals. Kanda erinnerte sich genau und fragte sich immer, wie er sie so verhätscheln konnte. Nun hatte er den Salat und ärgerte sich maßlos über diese Samthandschuh-Erziehung Tiedolls. Er warf einen Blick auf die Uhr, die in dem Zimmer hang und erkannte, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. Wenn er Tiedoll in die Finger bekommt, würde er definitiv dafür büßen, dachte er wütend und legte sich schließlich neben das Mädchen. Sein Herz sprang beinahe aus seiner Brust, als er über ihre Wange strich und sich ihr näherte. „K-Kaede. Wach jetzt auf.“, flüsterte er ihr zu, er kam sich wie ein Idiot vor. „Mh, jetzt schon?“, murmelte sie verschlafen und verkroch sich unter die Decke. Damit war seine Geduld endgültig am Ende. „Steht jetzt auf, verdammt noch einmal!“, brüllte er und riss die Bettdecke von ihr weg. Kaede schreckte auf und blickte in das, vor Aufregung errötete, Gesicht des jungen Mannes. Sie sah ihn schmollend an und riss ihm die Decke wieder aus den Händen. „So weckt man kein Mädchen auf.“, meckerte sie. „Was auch immer. Geh ins Bad und zieh dich um, wir müssen los.“, erwiderte er entnervt und lief wieder zu seinem Bett. Nachdem zwanzig Minuten vergangen sind, klopfte er an der Badezimmertür. „Beeil dich.“, hetzte er. „Ich bin doch schon fertig.“, gab sie beleidigt zurück und öffnete die Tür. Er stand bereits aufbruchbereit da und hielt ihre Tasche in seinen Händen. „Du hast mich gefragt was ich von Linali halte.“, fing er an, als sie sich gerade auf dem Weg zur Bushaltestelle befanden. Kaede horchte auf und sah erwartungsvoll zu ihm. „Die Missionen mit ihr sind zwar länger her, waren aber weniger kompliziert, nicht anstrengend und vor allem nicht nervig. Du kannst dir ein Beispiel an ihr nehmen, was dein Benehmen angeht. Der Alte hat dich einfach zu sehr verwöhnt.“, erklärte Kanda verärgert. Obwohl seine Worte sie ziemlich trafen, lachte sie gezwungen. Nach keiner knappen Stunde kamen sie schließlich in Kharga an. Das Duo sah sich in der Umgebung um, während Kanda versuchte Akuma zu orten, beschäftigte sich Kaede mit seinen Worten. War sie so schrecklich? „Kaede!“, rief er zum dritten Mal nach ihr. „Ja?“, erwiderte sie, nachdem er sie aus den Gedanken riss. Kanda seufzte genervt. „Träum nicht und schau mal mit deinen Talismanen, wo sich hier Akuma befinden.“, erklärte er und lief voraus. Sie nickte ihm zu und aktivierte ihre Papiertalismane, es waren ungefähr zwanzig Stück die in einem Kreis um sie schwebten und sie konzentrierte sich, um die Dämonen zu orten. Das Mädchen war so sehr in der Suche vertieft, dass sie nicht bemerkte, das direkt hinter ihr einer erschien, aber von Kanda schnell erledigt wurde. Seufzend blickte er zu ihr. „ Drei Kilometer westlich, fünf Kilometer südlich und im Zentrum der Stadt ist eine größere Horde. Es sind sehr viele Level-Zwei Akuma dort.“, antwortete sie schließlich und sah nun zu ihm. „Dann wird das Innocence wohl irgendwo im Zentrum sein.“, erwiderte er und lief los. Kaede folgte ihm still. Ihre Schritte waren zügig, aber bedacht und sie achteten darauf immer in Deckung zu bleiben. Das Duo befand sich gerade in einer kleinen Seitengasse, als sich ein Talisman plötzlich auflöste und das Mädchen kurz inne hielt. Ein Plasmaschuss kam direkt von oben, als sie zurücksprangen und ihre Blicke gen Himmel wandten. Dort war auch gleich der erste der Level-Zwei Akuma und griff sie direkt weiter an. Seine Angriffe lockten damit auch die anderen Akuma zu ihnen. Kanda aktivierte sein Mugen, während sein Teammitglied Deckung suchte und Fingerzeichen formte. Ihre Talismane verteilten sich und gaben dem Schwertkämpfer mit einem kräftigen Leuchten die Positionen der Akuma an. Kaede warf einen Blick zu ihm, die ganzen Akuma, die in der Nähe waren, hatten ihn nun umzingelt und verließ damit ihr Versteck. Da sie als künstlich erzeugter Exorzist, mehr Kraft hatte, als ein gewöhnlicher Mensch, sprang sie von einem Stein, der aus den Hausmauern herausragte, zum anderen und war damit nach kurzer Zeit auf dem Dach eines nahegelegenen Hauses. Ihre Entfernung zu der Akuma-Gruppe war sicher und damit konnte sie in Ruhe ihre Unterstützungszauber sprechen. Sie breitete fünf Papiertalismane vor sich aus und lenkte die Kraft ihres Innocence in ihnen. „Byakugo. Innocence, erwache!“, rief sie. Auf Kommando leuchteten die Talismane auf und setzten fünf Geisterarme frei, die sich wieder an Kanda festhielten. Damit war es für ihn einfach lange zu kämpfen ohne an Ausdauer zu verlieren. Sie blickte zufrieden zu ihm und der Akuma-Horde, hielt aber inne, als sie ihre Zahl durchgegangen ist. Kaede war sich sicher acht Akuma hier aufgespürt zu haben, aber bei dem Schwertkämpfer waren nur sieben. Wo war der achte, fragte sie sich und sah sich verärgert in der Gegend um. Keine Spur von einem weiteren Dämon, ist er etwa geflohen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)