Bloody Rose von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 4: Der Einfluss des Blutmonds ------------------------------------- Inuyasha, dachte ich im ersten Moment freudig, doch dann viel mir wieder ein, dass er sich vielleicht auch so benehmen würde, wie die anderen. Trotzdem nutzte ich Kougas Überraschung, um ihn von mir zu stoßen und aufzustehen. Diesmal war ich schneller. Denn bevor Kouga wieder auf die Beine kam, rannte ich schon zum Ausgang der Höhle. Kaum hatte ich ihn erreicht, stand Inuyasha vor mir. „Kagome“, sagte er nochmal sanft und kam auf mich zu. Aber in dem Moment trat Kouga dazwischen. „Du nimmst mir Kagome diesmal nicht weg“, sagte er bestimmt. „Keh, das werden wir ja sehen.“ „Na dann komm doch, Köter.“ „Mach Platz!“, schrie ich, bevor Inuyasha auf ihn losstürmen konnte. Als er reglos auf dem Boden liegen blieb, seufzte ich erleichtert auf. Und schon ergriff Kouga wieder meine Hände. „Kagome, bleib bei mir, hier bist du sicher. Sieh das doch ein. Wenn du diesem Köter die Meinung sagst, wird er endlich aufgeben.“ Ganz im Gegensatz zu einem gewissen anderen. Als ich in ihm in die Augen sah, konnte ich das Flehen und die Hoffnung erkennen. Ich schluckte und zwang mich zu einer festen Stimme. „Es tut mir leid“, sagte ich, „aber ich kann nicht bei dir bleiben, ich..“ Ich musste an die vorige Situation zurückdenken, in der ich noch mit ihm allein war. „Ich…“ „Sie will dich nicht, kapier´s endlich“, mischte sich Inuyasha ein und packte mich. Bevor Kouga etwas einwenden konnte, versuchte ich es nochmal. „Kouga, ich brauche Zeit zum Nachdenken. Bitte lass mir diese.“ Und plötzlich war er still. Ohne ein Wort drehte sich Inuyasha um und zog mich mit sich. Doch bevor wir weg waren, rief mir Kouga noch etwas zu. „Ich werde dich holen kommen, wenn es mir zu lange dauert.“ „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte mich der Hanyou, als er in der Nähe des Dorfes anhielt. Nichts ist in Ordnung, gar nichts ist in Ordnung, schoss es mir durch den Kopf. Doch stattdessen lächelte ich und antwortete: „Alles bestens!“ Auch wenn ich mich in seiner Gegenwart am wohlsten fühlte, so konnte ich ihm trotzdem nicht vertrauen. Und mir blieb immer noch im Gedächtnis, was er mir in jener Nacht angetan hatte. Als hätte er meine Gedanken gelesen, umarmte er mich plötzlich. "Hör mir zu", sagte er. "Ich weiß nicht genau, was in dieser Nacht passiert ist, aber ich weiß, dass ich dich verletzt habe." Eindringlich sah er mich an. Er öffnete die Lippen, schloss sie aber wieder und lehnte den Kopf auf meine Schulter. "Es tut mir leid, Kagome. Bitte verzeih mir", flüsterte er. Mein Blick schweifte leer durch den Wald, während ich ihm zuhörte und mich beherrschte nicht gleich in Tränen auszubrechen. Er hatte recht. Er hatte mir weh getan. Doch nun, wo er sich bei mir entschuldigte, fiel es mir schwer, ihm nicht zu verzeihen. Meine Hände legten sich sanft auf seine Schultern. Ich setzte zum Sprechen an, doch Inuyasha kam mir zuvor. Er hob den Kopf wieder und lehnte seine Stirn an meine. Ich konnte nicht verhindern, dass mir die Hitze in die Wangen schoss. "Ich will dich nicht verlieren, Kagome, aber ich weiß auch nicht, wen ich mehr liebe. Dich oder Kikyo." Diese Aussage versetzte mir einen Stich, obwohl ich es ja wusste. "Aber wenn du bei mir bist, dann..." Scheinbar dachte er darüber nach, wie er sich ausdrücken sollte. Ich hätte es zu gerne gewusst, doch in dem Moment hörte ich Totosai´s Stimme. "Da bist du also, Inuyasha. Und du hast Kagome wieder gefunden. Wo hast du dich denn rumgetrieben, Mädchen?" "Totosai", sagte ich nachdenklich. Mein Hirn arbeitete, wie verrückt. Was mir bis eben noch alles passiert war. Wem ich begegnete. Sie alle waren anders. Naraku hatte mich beschützt. Sesshomaru zeigte mir für einen winzigen Moment sein Innerstes. Kouga war ungewöhnlich ernst. Und Inuyasha... war zum ersten Mal vollkommen ehrlich zu mir. Ich verstand die Welt nicht mehr. War das immer noch der Einfluss des roten Mondes? War er an all dem schuld? Mir war klar, es gab nur eine Möglichkeit, um das herauszufinden. Und nur eine Person, die mir meine Fragen beantworten konnte. "Totosai", rief ich nun aufgeregt und lief auf ihn zu. Er zuckte zusammen und steckte sich einen Finger ins Ohr. "Ich habe dich schon beim ersten Mal gehört." "Ich brauche deine Hilfe", sagte ich. Inuyasha beachtete ich nicht weiter. "Ich muss unbedingt mit dir reden, aber unter vier Augen." Mit seinen großen Glubschaugen sah er mich an und nickte schließlich. Ich wandte mich dem Haldämon zu. "Geh du schon mal vor, ich komme dann nach", sagte ich lächelnd. "Totosai", begann ich langsam, als wir uns vom Dorf und Inuyasha etwas entfernt hatten. "Kann es sein, dass der rote Mond Einfluss auf Dämonen hat." "Hmmm", er blinzelte. "Das kommt ganz darauf an." "Worauf?" "Ob eine Frau in der Nähe ist." Nun war ich es, die blinzelte. Mich überfiel ein seltsames Gefühl der Vorahnung. "Wie meinst du das?" "Wie war das noch gleich?", fragte er sich selbst und kratzte sich am Kopf. "Aja! Also der rote Mond weckt sowohl in Dämonen, als auch Halbdämonen ein gewisses Verlangen. Es ist ähnlich wie bei einer läufigen Hündin. Aber wieso fragst du...?" Er stockte, seine Augen schienen noch größer zu werden. "Sag bloß, du bist einem Dämon begegnet." "Ehrlich gesagt nicht nur einem." "Wem bist du aller begegnet?", fragte er nun drängend. "Kouga, Inuyasha, Sesshomaru und Naraku. Aber was hat das denn nun genau zu bedeuten?" "Das bedeutet, dass du an die vier gebunden bist", sagte er schulterzuckend. "Wie bitte?" Ich glaubte mich verhört zu haben, doch als er schwieg, spürte ich, wie sich bei mir die Nackenhaare aufstellten. Ich packte Totosai am Kragen und schüttelte ihn ordentlich durch. "Was soll das heißen, Totosai? Erklär mir das gefälligst." Ein Gefühl von Übelkeit kam in mir hoch. "Wenn ein Dämon während so einer Nacht einer Frau mit spirituellen Kräften zu nahe kommt, entsteht eine Bindung zwischen ihnen. Aber der Blutmond ist noch nicht vorbei." Das würde auch das seltsame Verhalten von ihnen erklären, schoss es mir durch den Kopf. "Wie lange dauert er und lässt sich die Bindung noch umkehren oder beenden?" "Du hast eine Woche", sagte er beschwörend. "Wenn sie dir in dieser Zeit etwas schenken, musst du dich für einen entscheiden." "Und wie mache ich das?" "Du musst ihre Geschenke verbrennen. Und die Person, für die du dich entscheidest, dessen Geschenk berührst du mit den Lippen. Diese Person wird dann wissen, dass du dich für ihn entschieden hast. Aber sei vorsichtig", warnte er mich. "Wenn du dir zu viel Zeit mit deiner Entscheidung lässt, wird dein Herz darunter leiden und vermutlich würdest du dann sterben. Und wenn das alles nicht innerhalb einer Woche passiert, wirst du für immer an sie gebunden sein. Das heißt, sie werden dich für immer jagen." Ich brauchte eine Weile, um das Gesagte zu verarbeiten. Ich hatte nur eine Woche Zeit, das hieß, ich durfte nicht mehr weglaufen, sondern musste mich dem stellen. Panik breitete sich in mir aus. Was sollte ich nun tun? Wie sollte ich vorgehen? "U-Und wie sehen diese Geschenke aus?", fragte ich benommen. "Das ist ganz unterschiedlich. Aber jedes Geschenk verdeutlicht den Charakter der Person, die es dir schenkt." Ich nickte und stand auf. "Danke, Totosai", sagte ich nur und wandte mich zum Gehen. "Viel Glück", rief er mir hinterher, doch was er danach sagte, hörte ich nicht mehr. "Du wirst es brauchen. Ich ging in die entgegengesetzte Richtung, weg vom Dorf, in dem meine Freunde und Inuyasha auf mich warteten. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Mein Kopf ruckte hoch. Verdammt, ich hatte etwas vergessen. Doch als ich zurücklief, war Totosai bereits verschwunden. Ich wollte ihn doch noch fragen, woher ich diese starke Kraft plötzlich hatte? Ob das auch mit dem Blutmond in Verbindung hing. Aber nun musste ich mich wohl erst mal mit den Informationen, die ich hatte, zufrieden geben. Trotzdem hatte ich überhaupt keinen Plan und mir lief die Zeit davon. Ich blieb stehen. Entscheiden sollte ich mich doch, oder nicht? War es dann nicht klar, wen ich wählen würde? Normalerweise würde ich sofort ja sagen, aber in diesem Moment befand sich mein Herz in einem gigantischen Gefühlchaos, aus dem es nicht mehr so einfach herausfand. Was aber noch viel wichtiger war. Wenn die vier wieder sie selbst waren, würden sie dann nicht auch ihr Interesse wieder an mir verlieren? Wenn ich mich für einen von ihnen entschied, würde diese Bindung aufgehoben und sie wären wieder sie selbst. Oder nicht? Ach, es war so verdammt kompliziert. Um meine Gedanken zu ordnen, ging ich wieder weiter. Bald kam ich an einem Fluss an. Ich trat näher ans Ufer, zog mir Schuhe und Strümpfe aus und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Es war kalt, aber das lenkte mich wenigstens etwas von meinen trübsinnigen Gedanken ab. Ich ließ mich auf das weiche Gras fallen und sah in den hellblauen Himmel. Müde schloss ich die Augen, doch als ich plötzlich etwas rascheln hörte, riss ich sie wieder auf und drehte meinen Kopf in die entsprechende Richtung. Aber bevor ich weiter schauen konnte, spürte ich, wie mich etwas am Fußgelenk packte. Es ging so schnell, dass ich nur nach Luft schnappen konnte und schon wurde ich mit einem Ruck ins Wasser gezogen, immer tiefer und tiefer. Ich konnte nicht genau erkennen, was mich da hinab gezogen hatte, aber das wollte ich auch gar nicht. Das Einzige , was ich wollte, war hier rauszukommen. Mühsam streckte ich die Hand nach oben, in der Hoffnung, irgendetwas zum Festhalten zu finden. Ich blieb erfolglos und versuchte stattdessen, mich los zu strampeln, doch im Gegenzug packte es mich nur noch fester. Meine Lungen schrien verzweifelt nach Luft. Ich konnte nicht mehr. Meine Augen schlossen sich, mein Arm sank langsam herab. Aber im letzten Moment spürte ich, wie mich jemand am Handgelenk packte und hinauszog. Ich hustete kräftig und öffnete einen Spalt die Augen. Ich erblickte pures Gold, bevor ich auch schon in eine dunkle Ohnmacht driftete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)