Der Teufel soll dich holen... von Anemia ================================================================================ Prolog: Hölle ------------- Prolog - Hölle     "Zu nichts bist du zu gebrauchen. Zu gar nichts." Es ließ mich nicht mehr los. Verfolgte mich selbst jetzt noch, wo eigentlich alle Last des Alltags von mir abfallen sollte. "Wenn du keinen ordentlichen Beruf erlernst, dann braucht dich niemand." Ich wollte mir die Ohren zuhalten, die Augen und den Mund - aber es half doch nichts. Es war seine Stimme, die noch immer in meinem Hirn nachhallte. Und Erinnerungen konnten lästige Biester sein. Man vermochte sie nicht abzuschütteln, egal, wie sehr man sich bemühte. Zudem handelte sich dabei nicht nur um Gedanken, sondern um Vorwürfe. Vorwürfe, die im Grunde stimmten. Die sich aber trotzdem so tief in mich bohrten, dass ich einen Knoten in meinem Magen verspürte.   "Faul bist du. Den ganzen Tag. Während ich alles Geld verdiene. Hast du dir das eigentlich schon mal überlegt, Junge? Ich schufte, und dein Arsch wird derweil immer fetter." Wahrscheinlich tat es nur deswegen so weh. Weil er Recht hatte. Was tat ich denn den lieben, langen Tag? Meine Ausbildung hatte ich abbrechen müssen, weil ich mehrfache Nervenzusammenbrüche während der praktischen Arbeit erlitten hatte. Ich war krank und ängstlich geworden. Sensibel und zerbrechlich. Misstrauisch und paranoid. Ich wartete auf einen Termin beim Psychologen, aber ich ahnte bereits jetzt, dass er mir nicht würde helfen können. Auch er würde mich nur wieder zu einer Arbeitsmaschine zu trimmen versuchen. Zu einem Menschen, der sich wie ein Schäfchen brav in den Strom der Gesellschaft fügte. Doch da hätte ich nicht mitgemacht. Natürlich, das Leben fiel mir in alltäglichen Situationen ziemlich schwer, aber gleichzeitig machte es mich auch zu etwas Besonderem. Ich konnte mit Sicherheit behaupten, dass ich intelligent war, und dass ein Psychologe nur versuchen würde, mich zu verändern. Dass alle versuchten, mich zu verändern. Mich zu brechen. Mich in eine Schublade zu pressen. Und davor hatte ich Angst. Ich fürchtete mich davor, eines Tages einem komplett anderen Menschen ins Antlitz zu schauen, wenn ich vor dem Spiegel stand. Einem, der seinen Kajalstift weggeworfen hatte, weil er der Meinung war, dass Männer sich nicht schminkten. Einem jungen Mann mit kurzgeschorenen, ungefärbten Haaren, welcher urplötzlich angefangen hatte, seine Alternative-Metal-CDs auszusortieren und Gefallen an den Charts fand. Das war es, was die Menschen wollten. Die Gesellschaft hasste Außenseiter. Hatte keine Verwendung für sie. Wer nicht arbeitete, der konnte genauso gut verrecken. Brechen wollten sie mich. Mich und meinen Willen. Die Kontrolle über mich an sich reißen. Und das war das Schlimmste. Wenn ich spürte, dass mir etwas entglitt, sich mir etwas entzog und ich es nicht mehr fassen konnte, dann fühlte ich bereits die nächste Panikattacke nahen.   "Und wie du aussiehst. Schminke. Lippenstift. Schwarzgefärbte Haare. Und immer solche dunklen Klamotten. Tze. Karin hat wirklich eine Schwuchtel großgezogen. Kein Wunder, dass sie abgehauen ist, als sie davon Wind bekommen hat. Jetzt schämt sie sich in ihrem stillen Kämmerlein. Zu Recht. Absolut zu Recht. " Scheiße. Ich hatte meinen Fahrplan zerknüllt, auf den ich bis jetzt beinahe durchgängig gestarrt hatte. Ich sollte nicht mehr darüber nachdenken. Es war sinnlos. Über dieser Sache zu grübeln war besonders nutzlos. Denn sie stimmte nicht einmal. Jedenfalls nicht komplett. Hoffentlich kommt der Zug bald, dachte ich und warf der Anzeigentafel einen Blick zu. Die Buchstaben flackerten auf, verschwanden dann für den Bruchteil einer Sekunde komplett und tauchten dann wieder auf, als wäre nichts gewesen. Seltsam. Immer noch ein paar Minuten. Ich wollte endlich weg. Nicht nur weg von diesem kalten Bahnhof. Ich wollte endlich wieder in der Stadt sein, in der ich mich ausnahmsweise nicht wie ein Alien fühlte. Leipzig. Wo man nicht doof angestarrt wurde, wenn man sich wahrscheinlich zum männlichen Geschlecht zählte, sich aber dennoch die Augen kohlrabenschwarz umrandete. Wo man auch außerhalb des WGTs an beinahe jeder Straßenecke auf einen Schwarzgewandeten traf und dann mit Stolz zeigen konnte: Ich bin einer von euch. Wir haben etwas gemeinsam. Wir stehen der Gesellschaft kritisch gegenüber. Wir hinterfragen Dinge, die viele als selbstverständlich hinnehmen. Jeder Mensch strebte im Grunde nach Zugehörigkeit. Selbst der Sozialphobischste. Ein zu Hause, das benötigte jeder, denn ohne Wärme konnte niemand überleben.   Und ich fand diese Wärme in meiner Musik. Und in Leipzig. Weil heute der Samstag des Pfingstwochenendes war, würden sich wahrscheinlich schon sehr viele Gothics und ähnlich schwarze Gruppierungen in der Stadt herumtreiben, um gemeinsam zu feiern oder einfach nur um wie ich das Gefühl zu genießen, nicht allein zu sein. Verstanden zu werden. Denn mein Vater, der konnte einfach nicht akzeptieren, dass ich nicht so war wie er in diesem Alter. Dass ich nicht Tischler oder KFZ-Mechatroniker werden wollte. Dass ich lieber zeichnete oder Kurzgeschichten verfasste. Dass es das war, worin ich aufblühte. Als besonders seltsam erachtete er allerdings die Tatsache, dass ich mich scheinbar nicht für Mädchen interessierte. Schon kurz vor meinem sechzehnten Geburtstag fing er an, mich mit Fragen zu löchern, die mein Liebesleben betrafen. Ich hatte stets nur verschämt weggeschaut und mich krampfhaft mit etwas anderem beschäftigt. Darüber hatte ich noch nie sprechen wollen. Darüber dachte ich noch nicht einmal gern nach. Eigentlich gab ich einen Scheiß auf solche Dinge, die man einfach tat, weil es sich gehörte. Weil sie jeder machte. Und doch hatte sich auch in mir so ein gewisser Druck aufgebaut. Ich würde irgendwann einmal eine Beziehung führen müssen. Ich sah mich bereits mit dreißig; noch immer jungfräulich, noch nicht einmal geküsst worden. Mir selbst machte diese Vorstellung nichts aus. Aber ich wusste, dass die Fragen zunehmen würden. Diese nicht enden wollenden Fragen. Schließlich gab es in den Köpfen der meisten Menschen nur zwei Sexualitäten - homo- oder heterosexuell. Tja, oder eben verklemmt. Verklemmt, das traf wohl auf mich zu. Ich hatte schon immer irgendwie Angst vor Sex gehabt. Vor Nähe. Obwohl es natürlich Phasen gab, in denen ich gewisse Fantasien hegte. Von den Mädchen, die ich auf Bildern im Internet gesehen hatte. Oder in Leipzig. Doch diese Phasen dauerten nie lange an. Ich verlor schnell die Lust daran, mir vorzustellen, wie sie mir einen bliesen. Vielleicht, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass das auch mal jemand in Echt bei mir tun würde. Meist verspürte ich nur Hass- und Ekelgefühle gegenüber meinem Körper. Ich erachtete es als einen Fakt, dass ich unattraktiv war mit meinem leichten Speckrollen und diesen widerlichen Hautkrankheiten. Jeder hätte sich von mir abgewandt, hätte er mich so zu Gesicht bekommen. Noch nicht mal ich selbst schaffte es, mich nackt im Spiegel zu betrachten. Ja, ich onanierte noch nicht einmal nackt. Ich wollte nicht meine bloßen, auseinandergespreizten, dicken Oberschenkel sehen müssen. Und meinen Bauch. Diese blasse, schwabbelige Haut. Natürlich, ich hätte Sport treiben und  mich gründlicher pflegen können, aber ich hatte keinen Auftrieb. Keinen Grund. Es erschien mir zu mühselig. Und außerdem hasste ich diese blöden Tussen mit ihrem Schlankheitswahn. Doch ganz besonders verabscheute ich jene, die über ihr Gewicht jammerten, aber noch in Größe M passten.   "Der Teufel soll dich holen." Mit diesen Worten hatte das Gespräch mit meinem Vater sein Ende gefunden. Und ich hatte mich fröstelnd auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Und ja, nun saß ich hier. Auf dieser kalten Metallbank, einen Sitz entfernt von einem langhaarigen Typen, dem ich immer wieder verstohlene Blicke zuwerfen musste. Eine imposante Erscheinung. Groß, kräftig. Sehr kräftig. Seine Oberarme schienen aus purer Muskelmasse zu bestehen. Da war nichts aus Pudding wie bei mir. Die schweren Stiefel und die dicken Nietenarmbänder verstärkten den mächtigen Eindruck des Typen noch zusätzlich. Sicherlich fürchteten sich manche Leute vor solchen Zeitgenossen. Im Gegensatz zu mir. Ich bewunderte ihn in gewisser Weise. Und konnte mich kaum an ihm sattsehen.   Zwei Minuten noch bis zur Einfahrt des Zuges. Falls nicht mit Verspätungen zu rechnen war. Wieder waberten die Buchstaben vor meinen Augen. Die Schrift verschwamm regelrecht. Schien von der Tafel hüpfen zu wollen. Wahrscheinlich drehte ich langsam durch. Oder mit meinen Augen stimmte etwas nicht. Ich kniff sie angestrengt zusammen und spähte dann wieder in Richtung der Tafel. Und erstarrte. Hölle. Immer wieder brannte dieses Wort auf meiner Netzhaut. In roten Buchstaben. Verflüssigte sich. Kehrte zurück. Brüllte mich erneut lautlos an. Bis es endgültig verschwand und ich wieder die übliche weiße Schrift lesen konnte. Leipzig. Und die Abfahrtszeit. Gott, begann so nicht der Wahnsinn? Mit Halluzinationen? Dass es schon soweit mit mir gekommen war...hoffentlich würden sich nicht noch mehr solcher Merkwürdigkeiten ereignen.   Kurz darauf wurde die Einfahrt des Zuges über Lautsprecher angekündigt. Und dann rauschte er auch schon in den Bahnhof. Nur noch hinein, und dann weg. Weg von dieser beschissenen Stadt. Weg von meinem Vater, der mich eh nur noch hasste und verabscheute. Weg von dieser Welt. Die bessere wartete längst auf mich. Eigentlich will ich gar nicht mehr zurück, blitzte es durch meinen Kopf, als ich mich ganz allein auf einen Viererplatz fallen ließ und vom Fenster aus den sich beeilenden Menschen zuschaute. "Nee. Hierher will ich nicht mehr zurück." Ich erschrak, als ich mich diese Worte laut sprechen gehört hatte. Schnell verstummte ich. Mein Blick schweifte anstelle durch den Zug. Und wurde eingefangen. Ganz kurz nur. Aber ich konnte diese mich durchdringend anstarrenden Augen noch Sekunden später vor mir sehen. Sie hatten ein Bild in meinen Erinnerungen hinterlassen. Helle Augen, die durch ihre pechschwarze Umrandung etwas Wildes ausstrahlten. Wenn nicht sogar etwas Bedrohliches. Sie gehörten dem langhaarigen Typen, neben dem ich vorhin gesessen hatte. Dem Metaller, vor dem ich keine Angst gehabt hatte. Doch jetzt, da war mir schon ein wenig mulmig zumute. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass der Kerl irgendetwas von mir wollte. Etwas, von dem ich nicht den Ansatz einer Ahnung hatte, was es sein könnte. Am liebsten hätte ich mich weggesetzt, doch das ging nicht. Der Zug füllte sich zusehends und all die Plätze, die vor wenigen Momenten noch leer gewesen waren, wurden nun von Menschen besetzt. Nur die Sitze um den Metaller herum blieben leer. Wir setzten uns in Bewegung. Rollten sanft aus dem Bahnhof, wurden dann aber immer schneller. Für mich jedoch noch nicht schnell genug. Die Bäume draußen verzerrten sich aufgrund des Tempos vor meinen Augen. Dann erreichte der Zug einen Tunnel, und obwohl es nichts zu sehen gab, schaute ich aus dem Fenster. Ein Fehler. Die durchdringenden Augen des Typen bildeten sich auf dieser dunklen Leinwand ab. Und ließen mich nicht mehr los. Ich wollte wegschauen, aber es gelang mir nicht. Panik kroch in mir hinauf. Panik, die ich eigentlich nicht zeigen wollte, denn ich wollte mich nicht als Opfer enttarnen. Leider war ich allerdings genau ein solches. Wehrlos. Unsicher. Ob er es sah? Ob er es ausnutzen würde? Schließlich rissen sich meine Blicke von der Scheibe und ich senkte sie auf den Boden. Hoffend, dieser Verfolgungswahn würde somit ein Ende nehmen. Doch war es überhaupt ein Wahn? War das nicht die Realität? Ich wurde verfolgt. Ich zweifelte nicht mehr daran. Der Typ hatte es auf mich abgesehen. Vielleicht wollte er mich abmetzeln. Ich sah mich bereits mit einem Messer konfrontiert, dessen Klinge sich gegen meine Kehle drückte. Gegen den Kerl würde ich keine Chance haben. Ich fragte mich, ob er mir wehtun würde. Der Tod, wenn er mich holte. Das danach fürchtete ich nicht. Nur den Schmerz. Und den Verlust meines Lebens. Ich hing daran, trotz allem.   Und dann fiel das Licht aus. Oben und unten, links und rechts, das alles schien sich in das Gegenteil umzukehren. Ich spürte noch, wie ich aus meinem Sitz geschleudert wurde und mir den Kopf an irgendeiner spitzen Kante aufschlug. Zum Fühlen und Denken blieb keine Zeit. Deswegen wehrte ich mich auch nicht, als mich jemand packte und emporhob. Ich ließ es geschehen, dass man mich aus dem Zug schleppte, einfach so, obwohl sich doch die Türen nicht öffneten während der Fahrt...heute taten sie es jedenfalls. Keiner der anderen Menschen flüchtete, obwohl es offenbar einen Unfall gegeben hatte. Nur ich befand mich nun auf einem zugigen Bahnsteig, wo der Wind so kalt um meine Ohren blies, dass meine Wangen brannten. Als ich die Augen öffnete erkannte ich direkt vor meiner Nase die langen, schwarzen Haare und die mächtigen Schultern. Als sich schließlich auch noch der kalte, dunkle Blick hinzugestellte, wusste ich, wer gerade drauf und dran war, mich zu entführen. Nun wurde ich panisch. Hatte mich selbst nicht mehr unter Kontrolle. Hektisch schlug ich um mich, traf den Typen mit den Fäusten ein paar Mal am Kopf und drückte ihm mein Knie in die Magengrube. Und trotzdem ließ er mich nicht los. Eisern hielt er mich fest und beendete meinen Gewaltausbruch irgendwann mit einem rabiaten Griff um mein Handgelenk, der mir bis auf den Knochen schmerzte. Und sein Blick zwang mich endgültig zur Ruhe. Ich gab keinen Mucks mehr von mir. "Besser ist es auch, wenn du brav bist." Die tiefe Stimme des Typen war ganz nah an meinem Ohr. Sogar seinen Atem konnte ich durch meine Haare spüren. Seine Lippen klebten an einer Strähne. Ich zitterte. Wenn nicht äußerlich, dann auf jeden Fall innerlich, so kalt wie mir nun war. "Sonst muss ich dir nämlich wehtun, und das wird dem Meister nicht gefallen." Ich hatte so viele Fragen. Wollte so vieles wissen. Wie ein Wasserfall rauschten die Gedanken durch meinen Kopf. Wohin brachte er mich? Welcher Meister? Aber ich wagte es mir nicht, auch nur den Mund aufzumachen. Ich tröstete mich damit, dass ich es ohnehin bald erfahren würde. Denn der Kerl stiefelte mit mir im Arm bald schon von dannen. Wir erreichten eine Stadt. Und was für eine...   Wo bin ich hier? So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Graue Häuser, die sich ohne Unterbrechung aneinanderreihten. Überspannt von einem Himmelszelt, schwärzer als die Nacht und mit roten Schlieren durchzogen, die wie Blutspritzer aussahen. Und es stank. Der Geruch erinnerte mich an die Silvesternacht. Schwefel. Und Erde. Ein furchtbares Gemisch. Doch mein Entführer schien sich daran nicht zu stören. Er lief vorwärts, als wäre diese Stadt oder was auch immer das darstellte das Normalste auf der ganzen Welt. Als hätte er sie bereits hundertmal betreten. Um ehrlich zu sein konnte ich mir jedoch nicht vorstellen, dass er in dieser unwirtlichen Gegend wohnte. Dass hier überhaupt jemand wohnte. Keines der Fenster war hell erleuchtet. Alles wirkte verlassen, kalt und feindlich. Lebensfeindlich. Böse.   Wie die Hölle...   Kapitel 1: Meister ------------------ 1. Kapitel - Meister     Ein Gefühl ähnlich wie Erleichterung durchströmte mich, als ich bemerkte, wie ich endlich wieder Boden unter den Füßen gewann. Ich war mir wie ein Kleinkind vorgekommen wegen der Art und Weise, wie der Metaller mich getragen hatte; sein Arm hatte sich um meine Hüfte geschlungen und ich konnte nichts anderen tun, als über seine Schulter hinweg die Pflastersteine zu zählen, die hinter ihm auf dem Boden auftauchten. Ich war es irgendwann leid und hatte aufgegeben, Gegenwehr zu leisten, zudem fühlte sich mein Kopf allmählich immer schwerer an und seine harte Schulter hatte die ganze Zeit auf meine Brust gedrückt. Nun, so wirklich glücklich war ich natürlich nicht, als ich abgesetzt wurde. Aber ich war wenigstens wieder Herr über mich selbst. Konnte mich frei bewegen. Obwohl ich kaum einen Grund sah, mich überhaupt zu regen, umgeben von all dieser Schwärze und Unwirtlichkeit. Schließlich musste ich ohnehin folgen, denn ich fürchtete, dass der Typ mir gnadenlos den Arm gebrochen hätte, wenn ich noch einmal aufmüpfig geworden wäre. Er erweckte mit seinem ausdruckslosen Gesicht und den eisigen Augen auf mich nicht den Eindruck, als wäre seine Drohung vorhin lediglich einem Scherz entsprungen. Einem sehr schlechten Scherz, versteht sich. Also versuchte ich, die Ruhe zu bewahren und hielt weiterhin meine Klappe. Ich verkniff mir die Frage danach, wo wir uns befanden. Einige Dinge benötigten sowieso keine Bezeichnung. Dieser riesige Palast zum Beispiel, der sich direkt vor meinen Augen beinahe bis in den rotschwarzen Himmel erstreckte, war so imposant, dass ich mich augenblicklich noch kleiner und nichtiger fühlte, als ich es eh schon war. Und dieses ziehende Gefühl, welches sich meinen Rücken hinaufschlich und schließlich in meinem Nacken saß, verstärkte sich bei dem Anblick des Gebäudes. Mein Ende würde es sein, dachte ich. Wahrscheinlich würde ich darin nichts als den Tod finden. Ob sie mich foltern würden? Oder auffressen? Oder ob sie mir kurz und schmerzlos den Garaus machen würden? Ich stand wie angewurzelt da, während ich dem Metaller dabei zuschaute, wie er sich mit aller Kraft gegen das Tor stemmte und dieses sich daraufhin gnädig auftat. Schweflige Luft floss durch meine Kehle und egal wie tief ich einatmete, ich glaubte, ersticken zu müssen. Und daran war bei Weitem nicht nur das Gift Schuld, sondern vor allen Dingen auch die rieselnde Angst, die mich lähmte und förmlich verschlang.   "Komm." Ein Wort, ein Aufforderung. Das Tor stand offen. Das Schicksal erwartete mich. Ich setzte mich erst zögernd in Bewegung, als der riesige Kerl mir seine ebenso riesige Hand auf den Rücken legte und mich bestimmt vorwärts schob. Noch nie zuvor hatte ich so einen schweren Gang absolviert. Einen Gang ins Ungewisse. Einen Gang in den Tod.   Zunächst umfing mich nur gnadenlose Schwärze. Das Innere des Palastes war genauso dunkel wie es das Himmelszelt gewesen war und ich befürchtete zu stolpern und hinzufallen, denn der Boden fühlte sich uneben unter den Sohlen meiner Stiefel an. Wahrscheinlich war ich langsamer geworden, denn der Metaller verlagerte seine Pranke bald schon von meinem Rückenansatz hin zu meiner Schulter, wobei mir sein Unterarm dabei wie eine Stange in das Kreuz drückte. Ich konnte gar nicht anders, als mit ihm Schritt zu halten und ich hoffte, dass das, was mich gleich erwartete, nicht so schlimm werden würde. Wenigstens einen schnellen Tod sollten sie mir geben. Ich war kein böser Mensch. Vielleicht war ich ein Rebell und manchmal auch ein Arschloch, aber nie im Leben hatte ich irgendjemandem ein Leid zugefügt. Aber vielleicht hängten sie hier auch die Guten. Wer wusste das schon. Oder womöglich taten sie hier noch ganz andere Sachen. Irgendeinen Grund musste es jedoch haben, dass man mich hierher gebracht hatte. Diese Umgebung und der Palast waren viel zu bedeutungsschwanger, um mich einfach aus Jux und Tollerei aufzunehmen.   Licht. Es gab in dieser dunklen Stadt tatsächlich Licht. Es strömte aus der knarrenden Tür, die der Metaller bald schon aufstieß und es genügte, um mir für einen kurzen Moment die Sicht zu rauben. Doch ich bemühte mich, wenige Augenblicke später blinzelnd direkt in die Helligkeit zu blicken, denn ich musste wissen, was hier vor sich ging. Ich wollte den Pranger sehen, an dem sie mich aufhängen würden. Ich wollte ihn nicht nur spüren, den Strick um meinen Hals. Aber da war kein Pranger. Nichts dergleichen fand sich in dem Raum, der sich vor uns ausgebreitet hatte. Lediglich ein hölzerner Schreibtisch mit einem Stuhl dahinter und links davon erstreckte sich ein langes Ledersofa. Ansonsten gab es nichts Sehenswertes, weder waren die Wände irgendwie ansprechend gestrichen (was hatte ich auch erwartet) noch gab es irgendeine Dekoration, die das Zimmer hätten freundlicher gestalten können. Lediglich die Lampe stand auf dem Tisch und verbreitete ein warmes, gelbliches Licht.   "Meister! Wir sind da!" Ich zuckte zusammen, als der Metaller urplötzlich seine Stimme erhob, hatte ich doch nicht damit gerechnet, dass er einen wahren Urschrei erklingen lassen würde. Doch wahrscheinlich war dies vonnöten, denn wie ich festgestellt hatte, waren die Türen aus massivem Holz gefertigt und ließen nicht so schnell einen Laut durchdringen. Meister. In mir flammte etwas auf. Etwas, das mir eisige Hände und klappernde Zähne bescherte. Meister. Den hatte er vorhin schon erwähnt. Und schon erst hatte dieses Wort nicht gerade vertrauenserweckend in meinen Ohren geklungen. Es hörte sich viel zu mächtig und eindrucksvoll für meinen Geschmack an, aber es passte haargenau zu der Außenansicht dieses Schlosses. Hierin konnte nur ein hohes Tier herrschen. Ein hohes und sicher sehr grausames Tier. Mir wurde übel. So übel, dass ich mich vor Anspannung am liebsten erbrochen hätte.   Und dann hörte ich eine Tür quietschen. Es musste jene sein, die sich hinter dem Schreibtisch befunden hatte und von der ich vorhin noch gar keine Notiz genommen hatte. Aber da war eine gewesen. Und meine Ohren täuschten mich nicht. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, aufzusehen, als die Tür wieder geschlossen wurde und Schritte über den hölzernen Fußboden tappten. Ich war so gespannt, dass sich die Bilder vor meinen Augen zu drehen begannen. Mein ganzer Körper vibrierte. Denn ich meinte zu wissen, dass mich jetzt etwas äußerst Unangenehmes erwarten würde. Etwas, das durch einen Jemand ausgeführt wurde, dessen Schatten ich direkt vor mir wahrnehmen konnte. Sogar seinen Atem konnte ich hören. Ich spürte, dass er da war. Der Meister.   Meine Kinnlade bebte, als ich wie durch einen Reflex mein Haupt erhob und ich in ein Augenpaar starrte, welches sich tief in mich hineinbohrte, tiefer noch als es die Pranke des Metallers hätte tun können. Eigentlich konnte ich nur sehr selten die Augenfarbe eines Menschen benennen, wenn man mich später danach gefragt hätte, doch diese hier war von einem leuchtenden Grün und so etwas vergaß man nicht einfach oder nahm es gar nicht erst wahr. Ich nahm im Moment ohnehin einfach alles wahr. Angefangen von der hünenhaften Gestalt des Mannes, der mich von oben bis unten hastig musterte. Seine überaus breiten, muskulösen Schultern, die denen des Metallers in nichts nachstanden. Lange, schwarze Locken reichten weit bis über sie hinaus, aber nichts konnte mich so in seinen Bann ziehen wie seine Augen, im Grunde sein Gesicht im Ganzen. Die eckigen, kantigen Züge. Die schmale Nase, die auf mich etwas zu lang wirkte, aber doch passend in dieses Antlitz. Noch einmal trafen sich unsere Blicke, aber dieses Mal wich ich zurück. Starrte dafür jedoch unbeabsichtigt auf seine rechte Hand. Und schluckte. Wenn er mir damit den Hals umdrehen will, dann wird das ein sehr präziser Mord. Und ich hätte ihm eine solche Gräueltat zugetraut, ohne weiteres. Es war nicht nur der grimmige, dunkle Ausdruck, der in seinem Gesicht schwelte, der das verursachte, nein; es war seine Gestalt im Allgemeinen. Noch nie zuvor war mir ein Mann wie er begegnet. Natürlich kannte ich solche äußerst muskulösen Typen, aber keiner davon strahlte das aus, was ihm anhaftete. Macht. Gnadenlosigkeit. Dominanz. Und vor allen tiefe, tiefe Dunkelheit. Dieser Mann war ein Tier. Und ich wusste, dass ich nichts anderes tun konnte, als still zu gehorchen, wenn ich noch ein bisschen am Leben bleiben wollte.   "Das ist nicht dein Ernst, Weston." Augenscheinlich war er fertig damit, mich zu inspizieren. Nun zeigte er nämlich mehr Interesse für den Metaller. Und ich konnte wirklich sagen, dass ich heilfroh war, nicht selbst mit diesem Blick besehen zu werden. Dieser war nämlich noch viel finsterer und ließ selbst mir, dem er nicht galt, das Blut in den Adern gefrieren. Mittlerweile war mir nicht einmal mehr kalt. Im Gegenteil. Durch die ganze Aufregung spürte ich den Schweiß über meinen Rücken rinnen und wie mich heiße Schauer durchfuhren. Weggerannt wäre ich natürlich am liebsten noch immer. Aber irgendwie war ein klein wenig von der Anspannung von mir abgefallen, als der Mann, den der Metaller als Meister betitelt hatte, seine zu seinem ganzen Äußeren passende, tiefschwarze Stimme erhob. Wahrscheinlich hatte mein Unterbewusstsein ein wenig Menschlichkeit gewittert. Aber es sollte sich besser nicht zu früh freuen.   "Was denn?" Auf einmal war der Metaller, der anscheinend Weston hieß, erschreckend kleinlaut geworden. Beinahe wie ein Kind, welches man beim Unsinnmachen erwischt hatte. Nun erschien die Machtposition immer klarer vor meinem Auge. Weston hatte nichts zu sagen. Er war nur ein kleines Licht. Der da, der vor uns stand, der hatte das Zepter in der Hand. Und das strahlte er auch unmissverständlich aus. "Du solltest eine Frau bringen. Eine Frau! Hab ich mich denn so undeutlich ausgedrückt?" Die Frage war rein rhetorischer Natur. Und es war ein Spektakel, wie Weston förmlich vor ihr einknickte. Sein Haupt hielt er gesenkt und er wagte es weder, mich noch seinen Meister anzuschauen. Nur ein paar unsichere Worte krochen aus seinem Mund hervor. "Aber...der Bengel hier ist doch auch so was wie eine Frau. Schaut ihn euch an. Selten findet man Knaben, die von solch femininer Gestalt sind. Ich habe ihn gesehen und musste ihn mitnehmen. Es tut mir leid." "Tritt weg." Sein Kopf zuckte in die Höhe, so, als hätte er nicht richtig verstanden. Von unten blickte er seinen Meister aus großen Augen an. Doch der Befehl war eindeutig. Und der Blick des Meisters war von Entschlossenheit geprägt. Ich ahnte, dass er keine Widerworte zulassen würde. Auch nicht von einem körperlich beinahe ebenbürtigen Gegner. Er hatte hier das sagen. Und Weston hatte zu gehorchen. Dieser zögerte noch etwas, verdünnisierte sich dann jedoch im Rückwärtsgang durch die Tür, durch die wir gekommen waren. Dann war er weg. Und obwohl ich den Kerl nicht hatte leiden können, ja mich sogar von ihm bedroht gefühlt hatte, so wünschte ich mir nun doch, dass er an meiner Seite geblieben wäre. Ich befand mich nun allein mit diesem Mann in einem Raum, und ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte. Das Prickeln der Angst war nach wie vor mein treuer Begleiter, und nun schwoll es sogar wieder an. Mir gelang es nicht einmal, den Blick von meinem Gegenüber zu wenden. Auf irgendeine unheimliche Art und Weise hielt sie mich gefangen, seine schwarze Aura. Und ich wusste, dass ich ihn durch mein Starren erst wieder auf mich aufmerksam gemacht hatte. Besser gesagt, ich vermutete es. Aber wahrscheinlich hatte er die ganze Zeit über ohnehin nur Augen für mich gehabt.   In mir explodierte ein Angstschauer, als er ohne Vorwarnung mein Kinn packte und es nach unten zog. Dabei teilten sich meine Lippen und ich gewährte ihm unfreiwillig einen Blick in meinen Mund, und seinem prüfenden Gesichtsausdruck nach zu urteilen war dies genau das, was er bezweckte. Doch er war noch nicht fertig. Als nächstes packte er den Saum meines T-Shirts und machte schließlich sogar Anstalten, es über meinen Körper zu streifen! Da erwischte mich die große Panik und ich setzte mich wimmernd zur Wehr, denn der Kerl war mir ohnehin schon viel zu nah gekommen, erdrückte mich mit seiner bloßen Anwesenheit, und nun wollte er mich auch noch ausziehen! Das führte zu weit. In meiner Angst vergaß ich sogar, wen ich vor mir hatte. Doch meine Ausweichversuche wurden ohnehin stumm ignoriert. Der Mann war stärker als ich, viel stärker. Und so musste ich über mich ergehen lassen, dass er meinen Oberkörper entblößte und seine Augen an ihm auf und abwandern ließ. Ich fühlte mich schrecklich. Hilflos. Nackt. Noch nie hatte mich jemand so zu Gesicht bekommen. Meine von roten Ekzemen übersäte Brust. Meinen fetten Magen. Ich wollte, dass es schnell vorbeiging. Und das tat es auch. Aber nur, um noch schlimmer zu werden. Die Angst hatte mich dermaßen hypnotisiert, dass ich nicht einmal mehr etwas dagegen tat, als er mir mit einem Ruck die Hose nach unten riss und ich somit untenrum nackt war. Nicht mal mehr meine Unterhose hatte er mir gelassen. Ich stand da, sah an mir hinab und erblickte meinen Penis und gleichzeitig schwelte in mir die Gewissheit, dass ihn auch noch jemand anderes anschaute. Ein Fremder. Als er nach ihm griff, schrie ich auf. Alles Mögliche raste durch meine Hirnwindungen. Alle möglichen Horrorvorstellungen. Er würde ihn mir abschneiden. Oder gleich abbeißen. Ich konnte nicht hinsehen, aber ich spürte, wie er meine Vorhaut zurückschob und ich hatte keine Ahnung, wie lange ich das noch aushalten würde, ohne zu kollabieren. "Wenigstens hat mir der Idiot einen eindeutig geschlechtsreifen Knaben gebracht", murmelte er vor sich hin, was ich allerdings nur wie durch einen Schleier wahrnahm.   Zum Glück ließ er mich danach in Ruhe, folterte mich nicht noch weiter. Ich durfte meine Hosen wieder anziehen. Und während ich mich mit bis zum Hals klopfenden Herzen nach unten beugte, fuhr er mir mit seiner Pranke durch das Haar. "Komm, ich zeig dir nun dein Zimmer." Seine Stimme hallte dumpf in meinem Kopf wieder. Und auch wenn ich es vielleicht hätte tun sollen, ich stellte keine Fragen. Erkundigte mich auch jetzt nicht, wohin man mich gebracht hatte. Wer er war. Und was das alles zu bedeuten hatte. Mein Zimmer. Das bedeutete wohl, dass ich hierbleiben sollte? Nie im Leben! Hier würde ich es keinen einzigen Tag aushalten. Wo war der Pranger? Ich wollte gehängt werden. Das erschien mir angenehmer als mich noch einmal auf diese Art und Weise demütigen zu lassen. Aber hatte ich eine Wahl?   Nein, die hatte ich natürlich nicht. Und so taumelte ich benommen hinter diesem Hünen her, welcher mich allen Anscheins nach in mein Zimmer bringen wollte. Weit mussten wir nicht gehen, bis er vor einer Tür Halt machte. Im Grunde war es jene, die genau gegenüber der des Schreibtischraumes lag. Er drehte kurzerhand einen Schlüssel im Schloss herum und schaute dann auffordernd in meine Augen. Ich wagte es nicht, mich dagegen zu sträuben, aber ich betrat noch immer zögerlich das mir zugewiesene Zimmer. Es war schlicht. Ein Bett, ein Tisch und ein Kleiderschrank. Mehr sollte ich nicht besitzen. Oder doch. Noch ehe ich mich noch ausgiebiger hatte umschauen können, hielt mir der Mann etwas hin. Ich erkannte einen schwarzen Stoff, eine Tube und einen Rasierapparat. Misstrauisch nahm ich die Dinge entgegen und riskierte dabei, dass meine Blicke erneut auf die des anderen trafen. Die Schatten, die in seinen Augen tanzten, gefielen mir nicht. Sie suggerierten mir etwas. Etwas, das mit großen, schweren Händen nach mir zu greifen schien. Etwas, gegen das ich nichts tun konnte. Kontrollentzug. Eins der Dinge, die ich am meisten fürchtete.   "Zieh das an, creme dir deine Haut ein und rasiere dir den Intimbereich. Dann komm zurück in mein Büro. Wir haben einiges zu besprechen." Er wartete gar nicht erst irgendwelche Rückfragen meinerseits ab, sondern schob sich zugleich aus dem Raum und überließ mich meiner selbst. Und ich stand da und beäugte die Gegenstände in meinen Händen.   Das alles hier erschien mir wie ein schlechter Horrorfilm. Es mutete viel zu unwirklich an, um dass ich es tatsächlich erleben konnte. Womöglich war ich während der Zugfahrt eingeschlafen und das alles spielte sich lediglich in meinen Träumen ab. Ja, so musste es sein. Ich träumte das alles nur.   Als ich aber über die knarrenden Dielenbretter lief und die Kälte spürte, die durch alle Ritzen zu kriechen schien, da zweifelte ich meine Vermutung ernsthaft an...   Kapitel 2: Lämmchen ------------------- 2. Kapitel - Lämmchen     Wieder schoss dieses Stechen durch meinen Körper und seine Nachwehen schwelten noch Sekunden später in meinen Gliedern. Blut trat aus der Wunde und ich presste erneut meinen Finger darauf, um es einzudämmen. Nun wünschte ich mir, dass ich es zu Hause geübt hätte. Noch nie hatte ich mir den Intimbereich rasiert, einfach, weil ich keine Notwendigkeit dafür gesehen hatte und mich ohne Haare sicher auch nicht wohler gefühlt hätte, als ich es mit tat. Aber nun rächte sich meine Unerfahrenheit. Dies hier war der vierte Schnitt in meine Haut. Und die Aufregung ließ mich noch ungeschickter mit dem Apparat hantieren. Wieso tat ich das eigentlich? Ich verhielt mich wie ein Lämmchen, welchem der Herr ein Befehl erteilt hatte. War das meine Art? Nein. Meiner Art entsprach es viel mehr, auszubrechen und allen Menschen, die sich Dominanz anmaßten, die sie in meinen Augen nicht verdienten, den Mittelfinger entgegenzustrecken. Im Grunde hätte ich das auch heute getan. Doch irgendetwas hinderte mich daran. Vielleicht war dies auch nur mein gesunder Menschenverstand. Denn mein Gefühl sagte mir, dass ich mir vor diesem Mann in Acht nehmen musste. Dass ich besser tat, was er mir auftrug. Und wenn es bedeutete, mich zu rasieren. Für ihn. Es wäre zu meinem Vorteil gewesen, hätte ich nicht so viel nachgedacht. Denn ich konnte ohnehin nichts gegen mein Schicksal tun. Es gab keine Möglichkeit zur Flucht aus diesem Palast, wusste ich doch noch nicht einmal, wo ich mich aufhielt. Umso schlimmer machte es die Ahnung, was man mit mir vorhatte. Man wollte mich nicht hängen oder köpfen, nein; man hatte ganz andere Pläne. Er hatte andere Pläne. Wenn er mich für so blöd gehalten hatte, dass ich diese nicht durchschauen konnte, dann hatte er sich geschnitten. Wie ich es tat. In sein eigenes Fleisch. Denn ich würde mich zur Wehr setzen, würde er noch einmal auch nur versuchen, mich anzufassen. Von mir aus bezahlte ich diesen Ungehorsam auch freiwillig mit meinem Leben. Aber ich würde mich nicht berühren lassen. Unter keinen Umständen.   Wahrscheinlich wollte er, dass ich diesen weiten, schwarzen Umhang auf meiner bloßen Haut trug. Damit er leichtes Spiel mit mir haben würde. Doch ich zog mich nicht aus. Ich behielt meine Hose und mein Shirt an und hüllte mich zusätzlich noch in das mir zugeteilte Kleidungsstück. Schließlich hatte mir keiner den eindeutigen Befehl erteilt, mich nackt zu machen. Und ich wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als würde ich diesem Mann jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Trotzig würde ich auftreten. Mit arrogant nach oben gerecktem Kinn. Meine Maskulinität zur Schau stellen. Ja, auf diese Art und Weise wollte ich ihm gegenüberstehen. Doch die Theorie und die Realität ähnelten sich in den meisten Fällen nicht einmal ansatzweise.   Mir musste nur wieder seine massive Gestalt ins Auge fallen, damit ich all meine guten Vorsätze vergaß. Mein Ego schrumpfte zurück auf ein Minimum und wahrscheinlich schaute ich zu ihm auf wie ein Karnickel in der Falle. Tja, und so war es im Grunde auch. So wollte er es. Klein und brav sollte ich für ihn sein. Und das war ich. Er musste mir nur ins Gesicht schauen.   "Du trägst ja immer noch deine Kleidung von vorhin." Ich hatte es geahnt. Er wollte mich nackt bei sich haben. Wie eine Nutte. Eine Hure. Ich konnte nicht glauben, welche Rolle man mir aufzudrücken versuchte. Aber ich ließ auch keine Widerrede verlauten. Ich sagte gar nichts. Denn ich wusste in seiner Gegenwart nichts mehr. Nicht mal mehr, wie man sich hinsetzte, ohne gleich das Gleichgewicht zu verlieren. Wie ein Kleinkind kam ich mir vor. Und ich selbst war nicht ganz unschuldig daran, dass dieser Effekt sich noch verstärkte. Länger hielt ich es allerdings nicht aus. Ich musste endlich Antworten auf meine Fragen erhalten. Sonst wäre ich wahrscheinlich durchgedreht.   "Wo bin ich hier? Wer sind Sie? Was soll ich hier eigentlich?" Der Mann ließ sich Zeit. Viel Zeit. Schmunzelte mich wissend an. Und dann setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und hielt mich noch weiter hin. Wenn das alternative Foltermethoden sein sollten, dann waren sie sehr wirkungsvoll. Und sie passten zu diesem Mann. Sie passten wie die Faust aufs Auge.   "Eins nach dem anderen", erwiderte er schließlich und ich spürte, wie der Klang seiner so tiefen, kehligen Stimme meinen ganzen Körper in Schwingung versetzte. Es fühlte sich ganz seltsam an. Ich wurde ganz hibbelig und meine Hände schwitzten, wie ich bemerkte, als ich sie in meinem Schoß fest gegeneinander presste. Das war nicht ungewöhnlich für mich, überhaupt nicht. In Gegenwart von Fremden erging es mir häufig so. Nun schaute der Mann wieder zu mir hinüber. Er schluckte, was ich an seinem emporhüpfenden Kehlkopf bemerkte. Seine grünen und doch so dunklen Augen funkelten mich eindringlich an und mich beschlich nicht zum ersten Mal der Verdacht, er würde mir jeden Moment an die Kehle springen. Doch auch dieses Mal hielt er sich zurück. Fuhr sich anstelle mit der Hand durch sein Haar und ich musste einmal mehr feststellen, dass Worte wie hübsch oder schön ihn nicht beschreiben konnten. Doch das spielte ohnehin keine Rolle. Auf diese Attribute legte er sicherlich keinen allzu großen Wert. Denn es war etwas ganz anderes, was er ausstrahlte. Dunkler Herrscher. Gnadenloser Fürst. Und ich konnte mir gleichzeitig nur zu gut vorstellen, dass die Frauen ihm reihenweise verfielen. Denn das war das Dritte, was von ihm ausging. Sex. Purer Sex. Wer dunkle Gelüste hegte, der…   "Verrate mir doch erst mal deinen Namen." "A-André. André Zimmermann." Er nickte. So, als würde ihm diese Information irgendetwas sagen. "Verraten Sie mir jetzt, wo ich bin?", hörte ich mich seine Gedanken auch schon unterbrechen, woraufhin ich wieder mit diesem Blick besehen wurde. Hungriger Wolf. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich das noch aushalten würde, bis ich verrückt werden würde. "Also." Der Mann streckte die Arme von sich und hob dann sein Haupt, um irgendeinen Punkt an der schlichten Decke zu fixieren. "Du wirst es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber das hier ist der Palast des Teufels." Wenn ich nun geglaubt hatte, dass seine Blicke mich nicht immer wieder streifen würden, dann hatte ich mich getäuscht. "Der Palast des Teufels?" Ich war in der Tat ziemlich perplex. Das klang für mich wie ein ziemlich klischeebeladenes Gothicmärchen. Doch der Mann nickte ruhig. Und ich hielt meine Klappe. "Der Ort, den du bei deiner Ankunft gesehen hast…das ist das, was die Menschen Hölle nennen. Sie stellen sich diese meist ganz anders vor, und auch du hattest sicher ein verzerrtes Bild von ihr durch die Medien oder durch ausgedachte Geschichten, nicht wahr? Und sie wissen erst, dass all das nicht stimmt, wenn sie einmal hier waren. Es war ganz schön kalt da draußen, mh?" Ich nickte irritiert meine Zustimmung. "Aber so ist das eben. Das hier ist die Unterwelt." Er hielt kurz inne und schaute mich dann fest an. "Und ich, ich bin der Herrscher über das alles." Ich hatte gehofft, dass man mir meine Fragen beantwortete. Aber nun war ich noch verwirrter. Dennoch wagte ich es nicht, seine wirre Geschichte anzuzweifeln. Jedenfalls nicht, indem ich mich dazu äußerte. Denken konnte ich schließlich darüber, was ich wollte. Und im Grunde glaubte ich tatsächlich an etwas, das nach dem Tod kam. An eine Hölle. An einen Himmel. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass er mich auf den Arm nahm. Denn wenn ich mich in der Hölle befand, dann musste ich-   "Ich...ich...bin gestorben?" Meine Stimme erklang voll Entsetzen in dem kleinen Raum. Der Mann ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Und genau durch diese Ruhe fühlte ich mich nach wie vor bedroht. "Der Zug, in dem du saßt, hatte einen Unfall", erklärte mir der Mann und ich riss die Augen auf, während ich zuhörte. Dann trafen sich unsere Blicke einmal mehr und dieses Mal spürte ich die Endgültigkeit, die mich umfing. "Ja, du bist gestorben", sagte er und ich fühlte mich, als würde ich in einem Fahrstuhl in die Tiefe rauschen.   "O-okay, ich bin also gestorben", fasste ich das gerade Gehörte ungläubig zusammen. "Und ich bin in der Hölle gelandet. Und Sie sind der Teufel..." "Du kannst mich duzen", unterbrach mich der Mann wie üblich ohne irgendeine Gefühlsregung. "Ich bin Peter Steele. Früher war ich der Frontmann von Type O Negative, aber das ist lange her. Man sagt, ich sei an Herzversagen gestorben, aber das stimmt nicht ganz. Die Hölle brauchte einfach ihren Herrscher wieder. Und so bin ich gegangen. Dies hier ist mein Reich. Es war mein Reich. Und es wird immer das meine sein.“ Er kräuselte die Lippen. Irgendetwas schien ihn ziemlich zu amüsieren. “Außerdem altert man hier nicht. Ja, man kann sich sogar verjüngen lassen…" Irgendwie klang das alles viel zu glaubwürdig, um eine Lüge zu sein. Vielleicht war ich auch einfach nur ein naives Dummerchen, aber ich begann, ihm die Story abzunehmen. Wenngleich ich noch immer etwas misstrauisch blieb.   "Gut, ähm...", fuhr ich aufgeregt fort, denn mindestens eine Frage hatte er mir noch immer nicht beantwortet. "Und wieso bin ich hier gelandet? Ich bin kein böser Mensch. Vielleicht nicht immer brav, aber-" "Nicht immer brav...", wiederholte er murmelnd meine Worte und rieb sich das Kinn. Dann ging er dazu über, mir endlich eine Erklärung zu liefern. "Eigentlich handelt es sich um ein Versehen. Weston, der Kerl, der dich hergebracht hat, sollte eigentlich ein Mädchen auftreiben." Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe und funkelte die Tür aus schmalen Augen an. "Aber er gehorcht mir ja nicht." Dann verschwand das Stahlharte in seinem Blick so schnell wieder, wie es gekommen war und es blieb bei der gewohnten Unnahbarkeit. "Doch das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Und es ist auch nicht weiter schlimm. Denn ich glaube", seine Augen musterten mich aufmerksam, "du bist genau der Richtige." Er schluckte wieder. Hörbar. Seine Blicke ließen mich nicht mehr los und ich erstarrte einmal mehr unter ihnen. "Weston hatte Recht. Du bist von ausnehmend femininer Gestalt. Und doch eindeutig männlichen Geschlechts. Für solche Knaben ist ein Platz in der Hölle reserviert. Das sind die, die der Teufel sich am liebsten holt. Jung, hübsch und noch unberührt." Ich spürte, wie der Herzschlag hinauf bis in meinen Hals hallte. Meine Wangen glühten. So hatte noch nie zuvor jemand mit mir und über mich gesprochen. Ich war noch fassungsloser als vorhin, wo man mir weismachen wollte, dass ich mein Leben verloren hatte.   "Es stimmt doch, oder?" "Was...?" "Dass du deinen ersten Sex noch nicht erlebt hast." Ich rang mit mir, nickte dann aber betreten. Ich schämte mich schrecklich für dieses Geständnis und fragte mich, ob das Wort 'Jungfrau' tatsächlich in großen, roten Buchstaben auf meiner Stirn geschrieben stand. Das konnte doch nicht sein... "Wie alt bist du?" Das Verhör hatte also noch nicht geendet. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Doch ich musste mich seinen Fragen stellen. Es gab kein Entrinnen. "Gerade achtzehn geworden." Er schwieg. Schaute weg. Wahrscheinlich dachte er wieder nach. Dachte darüber nach, wie es sein konnte...   "Hast du denn nie das Verlangen nach Sex?" Diese Frage traf mich wie der Blitz. Solch intime Dinge war ich noch nie gefragt worden. Und ich hatte stets gehofft, dass es dabei bleiben würde. Leider fiel es einem schwer, zu lügen, wenn man unter solchem Druck stand und die Nervosität einen aufzufressen drohte. Deswegen sagte ich die Wahrheit. Oder deutete sie zumindest an. "Also...manchmal schon, aber..." Ich verstummte, als ich sah, dass der andere sich erhob und um seinen Tisch herumging, sich mir näherte. In der Hand hielt er eine kleine Schale mit Nüssen. Erdnüsse. Der Teufel aß tatsächlich Erdnüsse. Mir war es ganz und gar nicht lieb, dass er wenig später bereits neben mir saß, die Füße weit auseinandergespreizt auf den Boden stellte und sich zurücklehnte. Im Gegensatz zu mir wirkte er komplett entspannt. Tja, er wurde ja schließlich auch nicht gefoltert. Aber diese Nähe machte mir bei Weitem nicht nur Angst. Im Grunde empfand ich mittlerweile viel weniger Panik als alles andere. Die Scham überwog deutlich. Und er schien einfach keine Notiz davon zu nehmen. Oder er ignorierte sie absichtlich. Sadist. Das war er für mich. Ein Sadist.   Er hielt mir die Schale mit den Nüssen entgegen, doch ich schüttelte den Kopf. Das letzte, an das ich zurzeit denken konnte, war Essen. Meine Gedanken überschlugen sich und alles in mir war auf Rettung meines Lebens getrimmt. Wenn nicht meines körperlichen, dann meines seelischen. Alle Sinne geschärft. Und ein Herzschlag, der dumpf durch meinen gesamten Körper pochte. Ich beobachtete ihn verstohlen dabei, wie er sich selbst eine Nuss zwischen den Lippen hindurchschob und sie zerbiss. Dabei blickte er mich nach wie vor mit diesem prüfenden Ausdruck in den Augen an. Prüfend und einschätzend. Und ich in meiner Unfähigkeit zu lügen würde leicht zu durchschauen sein.   "Es war noch nicht stark genug, dein Verlangen danach", stellte er letztlich trocken fest und schob den Arm auf die Sofalehne, sodass sich seine große Hand mir viel zu sehr für meinen Geschmack näherte. Noch eine Nuss wanderte in seinen Mund. Doch dieses Mal kaute er nicht darauf herum, sondern sprach sofort weiter. "Bisher war es noch nicht stark genug. Aber das wird sich bald ändern. Sehr bald." Die Art und Weise, wie er das sagte, gefiel mir nicht. Mir war, als wollte er tatsächlich die Macht über mich ergreifen, über mein Tun, mein Denken und mein ganzes Leben. Mein totes Leben, wenn es denn stimmte. Das alles klang nach Manipulation. Und wahrscheinlich brachte mein Gesicht zum Ausdruck, was ich davon hielt. Dass ich davon gar nichts hielt. Dass ich an solchen perfiden Spielchen nicht teilnehmen würde. "Keine Angst, ich werde dir nicht wehtun. So einem zarten Burschen wie dir könnte ich kein Härchen krümmen." Er wusste tatsächlich, was ich dachte. Dass ich fürchtete, mit Schmerzen ruhigstellt zu werden, damit ich mich mit Gehorsam in meine Rolle fügte. "Aber deine Aufgabe steht nun mal fest. Ich werde dich zu meinem Lustknaben erziehen. Zu meinem Kissenjungen. Daran ist nicht zu rütteln, und ich würde ohnehin keine Widerworte gelten lassen wollen, eben, weil du so ein reiner, schöner Engel bist." Ich konnte es nicht sehen, weil es sich hinter meinem Rücken abspielte, aber ich spürte ganz genau, dass er an meinen Haaren herumspielte. Leicht daran zog. Sich eine Strähne um seinen Finger drehte. Das war mir eindeutig zu viel, aber ich schwieg eisern, denn ich wusste ganz genau, dass ich in der Falle saß. Dass ich zu seinem Lämmchen geworden war, ohne es verhindern zu können. Am liebsten hätte ich ihm auch bezüglich der Sache mit dem Engel widersprochen, denn ich es entsprach einer Tatsache, dass ich allenfalls von durchschnittlicher Attraktivität war, wenn man lediglich mein Gesicht betrachtete, während mein Körper einfach nur hässlich aussah.   "Ich will dich haben." Ich bewegte mich noch immer nicht. Meine Nerven waren lediglich zum Reißen gespannt, als der andere sich zu mir hinabbeugte und sich sein Gesicht dem meinen so weit näherte, dass er mir mühelos ins Ohr rauen konnte. Mit seiner unendlich tiefen Stimme. Aber da war nicht nur dieses herrische, welches in ihr schwang. Da war noch eine andere Nuance. Etwas, das mich zutiefst erschreckte, und was nur zu gut zu seinen weiteren Worten passte. "Heiße Orgasmen werde ich dir bescheren. Sehr heiße. Sie werden dich gnadenlos durchfluten, die Wogen der Lust, wenn ich dich auf meinem Gesicht sitzen habe und meine Zunge dir schnell und ohne Gnade deinen gierig bebenden Anus massiert." Mir stockte der Atem. Ich hielt ihn so lange an, bis ich es nicht mehr aushielt und nach Luft rang. Ich war nicht mehr so unschuldig, dass ich sexuelle Fantasien nicht kannte. Und ich kannte auch aus Büchern einige lüsterne Sätze, die sich Paare zuwarfen, wenn sie sich ziemlich scharf fanden oder gemeinsam im Bett waren. Aber das gerade Gehörte, das übertraf alles. Ich nahm war, dass irgendetwas tief in mir explodierte, denn nichts war so intensiv wie ein Wort, welches man in das Ohr geflüstert bekam von einer Stimme, die einem ohnehin schon Gänsehaut bescherte. Es war ein Kitzeln, ganz tief in meinem Innersten, und ich konnte es nicht so recht einordnen. Deswegen schluckte ich einmal tief und versuchte dann wieder, die Beherrschung zu erlangen. Vor seinen Augen wollte ich nicht genauer über seine Worte nachdenken. Denn allen Anscheins nach beherrschte er es wirklich, das Lesen aus dem Blick seines Gegenübers.   Zum Glück für mich lehnte er sich nun wieder zurück, so, als wäre nichts gewesen und knabberte weiterhin eine Nuss nach der anderen. Ich fragte mich gerade, was nun noch folgen würde, denn eine elende Spannung schien in der Luft zu liegen, die mir die Kehle zuschnürte, doch da erhob er sich und lief auf seinen Schreibtisch zu, als hätte er etwas ganz Bestimmtes vor. Neugierig verfolgte ich das, was er tat. Dass er ein Glas aus einem der Schubfächer zog sowie eine Flasche, welche meines Erachtens nach stilles Mineralwasser enthielt. Er schenkte ein wenig davon ein und überreichte mir wenig später das harmlos aussehende Getränk. "Wie gesagt, ich möchte dir nicht wehtun. Aber das ganze Prozedere wird nicht ohne Qualen ablaufen, so leid es mir tut." Ich hielt das Glas mit den Händen umfasst, ehe ich einen Schluck daraus trank und schaute hinauf in sein dunkles Gesicht. "Und wahrscheinlich werden die Qualen, die du durchleben wirst, noch weitaus schlimmer sein als jede körperliche Züchtigung es sein könnte. Und jetzt trink." Ich tat es. Ich tat es wirklich. Wie ein von der Angst hypnotisiertes Kaninchen kippte ich die Flüssigkeit hinunter und schwor mir, nicht wissen zu wollen, was da auf mich zukam. Ich würde es ohnehin noch früh genug zu spüren bekommen, dessen war ich mir bewusst. Das mit den schlimmen Qualen, das hatte er ganz sicher nicht nur zum Spaß gesagt. Irgendetwas musste es beinhalten. Irgendetwas Schreckliches. Mir wurde allmählich übel.   *   Allen Anscheins nach waren mir keine weiteren Aufgaben zuteil geworden und außerdem gab es hier an diesem Ort nichts, mit dem man sich hätte beschäftigen können. Doch ich wurde noch immer nicht zurück in mein Zimmer geschickt. Es würde auch den ganzen Tag nicht mehr passieren. Ich sollte hier sitzen bleiben, auf der Ledercouch, und dem Mann, den ich nicht einmal in Gedanken Peter zu nennen wagte, bei der Arbeit Gesellschaft leisten. Nicht, dass ich irgendwelche teuflischen Akten sortieren sollte, nein, ganz im Gegenteil. Ich sollte einfach nur mit meiner Anwesenheit glänzen und nichts tun. Nach einiger Zeit langweilte ich mich ganz schrecklich. Eine Uhr gab es in diesem Raum nicht und somit wusste ich auch nicht, wie lange ich bereits hier zubrachte. Eine halbe Stunde? Eine ganze? Oder gar noch länger? Peter Steele beachtete mich schon längst nicht mehr. Er war vertieft in seine Arbeit. Höllenverwaltung, wie er es genannt hatte. Wäre ich nicht schon bei dem kleinsten Geräusch, welches ich vernahm, zusammengezuckt, wäre ich wahrscheinlich eingeschlafen. Doch so blickte ich hektisch zur Türe, als ich hörte, wie diese mit einem Knarren aufgestoßen wurde.   Eine Frau erschien. Eine Frau, die ein Outfit trug, wie man es sich für eine typische Sekretärin vorstellte. Weiße Bluse, die nicht zu hoch zugeknöpft war und ein Bleistiftrock. Darunter bloße Beine. Während ich sie so aufmerksam musterte, fiel mir auf, dass sie eine ziemlich große Oberweite besaß und eine äußerst selbstbewusste Ausstrahlung. Auf diese langen, blonden Haare konnte man schließlich nur unheimlich stolz sein. Meine Loden lockten sich hingegen sofort, wenn sie mit Wasser in Berührung kamen und standen dann merkwürdig herum. Da es nichts anderes zu sehen gab, verfolgte ich ihre schwungvolle Art zu gehen und erwartete eigentlich nichts weiter, als sie direkt neben Mister Steeles Schreibtisch zum Stehen kam und mir somit ihre Rückseite zuwandte. Sie unterhielten sich eine Weile im Flüsterton, ich konnte nur einzelne Fetzen wahrnehmen. Aber anhand der Stimme der Sekretärin vermutete ich, dass sie durchgehend lächelte. Einmal kicherte sie sogar. Das war der Moment, in dem eine große Pranke zu ihrem Hintern wanderte. Dort blieb sie allerdings nicht liegen. Sie schob sich ihren Oberschenkel hinab, aber nur ein kleines Bisschen, und die Frau schien sofort zu verstehen. Mir klappte beinahe die Kinnlade herunter, als ich mit ansah, wie sie die Beine etwas auseinanderspreizte und es sich einfach so gefallen ließ, dass Mister Steele den blauen Stoff ihres Slips bestimmt zur Seite schob, sodass ich ihre Spalte sehen konnte. Natürlich, ich kannte diesen Anblick aus Pornos, aber in Echt war alles ein wenig anders. Intensiver. Fesselnder. Und weitaus verwirrender. Doch das war noch längst nicht der Gipfel des Eisberges. Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen, als sich ein großer Zeigefinger zwischen ihren Schamlippen drängte und ein paar Mal hindurchfuhr. Schockwellen durchfuhren mich. Hatte ich das gerade tatsächlich gesehen? Oder war es bloße Einbildung gewesen? Denn bereits wenige Sekunden später zeugte nichts mehr von dieser Begebenheit. Oder besser gesagt fast nichts. Die Frau war längst wieder verschwunden. Doch sie hatte etwas hinterlassen.   Mit Neugierde und gleichzeitig leisem Entsetzen beobachtete ich, wie Mister Steele den Zeigefinger an seine Nase hob und tief Luft holte. Was zum Henker tat er da? "Eisprung", murmelte er vor sich hin. "Eindeutig. Mh." Er schien nicht genug von diesem Geruch zu bekommen, roch immer wieder daran, während ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich dem neutral gegenüberstehen oder mich davor ekeln sollte. Wahrscheinlich hätte ich normalerweise Letzteres getan. Aber irgendwie berührte es mich im Moment nicht auf diese Weise. Es war ein wenig anders. Die Explosion in meinem Inneren zeigte leichte Nachwehen. Und ich hatte mich zunehmends entspannt. So sehr, dass ich es sogar noch einmal wagte, meine Stimme zu erheben. Um etwas zu fragen, worüber ich eigentlich noch während ich es aussprach den Kopf schüttelte.   "Woran...woran erkennt man das?" "Was meinst du?" Er hatte mich nicht vergessen. Obwohl ich beinahe diesen Eindruck gewonnen hatte. "Das mit dem Eisprung." Ich bereute es, etwas gesagt zu haben. Irgendwie tat ich das. Andererseits faszinierte mich die ganze Situation. Zog mich in seinen Bann. Meine Neugierde verebbte nicht einmal in jenem Augenblick, in welchem Mister Steele sich wieder zu mir gesellte. Zu mir auf die Couch. Ich starrte sogar die ganze Zeit unverhohlen seinen Finger an. Versuchte irgendetwas zu erkennen, was prägnant war. Doch da war nichts. Er war lediglich ein bisschen feucht. Aber ansonsten...   "Ihr Saft duftet während dieser Zeit besonders blumig", erklärte er mir ruhig und drehte und wendete seinen Finger, ohne den Blick von ihm zu wenden. "Und er schmeckt auch genauso köstlich..." Er schwieg. Ich atmete flach ein und aus. "Frauen brennen während ihres Eisprungs für gewöhnlich regelrecht." Er richtete seinen Blick auf mich. Und ich hielt ihm tapfer stand. "Du hast Anissa gesehen. Wie sie die Beine für mich breit gemacht hat. Aber leider hast du zu weit weggesessen. So konntest du nicht erkennen, dass sie mir meinen ganzen Finger vor Geilheit vollgetropft hat, als ich nur einmal durch ihre Möse gefahren bin." Das liegt bestimmt nicht allein an ihrem Eisprung. Das wird noch ganz andere Ursachen haben. "Es gab auch schon Mädchen, die trugen kein Höschen, und als sie während der Konferenz auf einem meiner Sessel gesessen haben, war hinterher eine feuchte Stelle auf dem Leder." Meine Kinnlade zitterte. "U-und dann?", hakte ich gespannt nach. "Ich habe ihn abgeleckt, ihren Geilsaft. Bis kein Tropfen mehr übrig war." In meinem Magen drückte irgendetwas. Ich konnte es gar nicht beschreiben. Ein drückendes Ziehen. Dumpf. Und mächtig. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Erst recht dann nicht, als Mister Steele mir seinen Finger direkt vor die Nase hielt und ich ihn mit großen Augen anstarrte. "Überzeug dich selbst", vernahm ich seine Stimme, während ich meine ganze Aufmerksamkeit auf diesen Finger konzentrierte, der sich mir beinahe gegen die Unterlippe drängte. "So schmeckt es, wenn eine Frau richtig scharf ist. Wenn sie will, dass man ihre geile Scham fest ausleckt." Nun spürte ich seine Fingerkuppe endgültig auf meiner Lippe, voll von Forderung. Ich dachte nicht mehr groß nach und zugleich wusste ich, dass Widerworte nach wie vor keinen Zweck haben würden. Es war von Vorteil, dass ich mich frei von jeglichem Ekel fühlte, eindeutig. So öffnete ich meinen Mund und ließ es zu, dass Mister Steele mir mit dem Zeigefinger einmal, zweimal über die Zunge fuhr. Noch konnte ich nichts schmecken. Nichts Blumiges oder anderweitig Süßes. Auch dann nicht, als ich wie durch einen Reflex ausgelöst, die Lippen um seinen Finger legte und ihn umschlossen hielt. Ich hatte locker gelassen, und deswegen war es Mister Steele möglich, seine ganze Hand zu drehen und mir mit der Fingerkuppe leicht über den Gaumen zu streichen. Oh, wie unangenehm das kitzelte! Ich konnte mir nicht verkneifen, dass ich das Gesicht verzog und den Kopf zur Seite drehte, um ihm zu signalisieren, dass ich das nicht wollte. Gottseidank entzog er sich daraufhin gnädig meiner Mundhöhle und ich blieb so sitzen, wie ich war. Den Kopf abgewandt. Leicht peinlich berührt ob dieser außerordentlich intimen Begebenheit. Was hatte ich da gerade getan? "Dein Gaumen ist sehr sensibel", stellte er fest, es klang allerdings nicht sonderlich überrascht. "Deswegen empfandst du es als weniger angenehm, mh?" Ich kniff leicht meine Augenbrauen zusammen. Noch immer war mir so, als spürte ich ganz genau, wie er über meine Zunge fuhr. Die war nämlich nicht minder sensibel als mein Gaumen. "Hast du sie schmecken können?" Ganz kurz nur schaute ich zu ihm auf. Dann fixierte sich mein Blick wieder auf das schwarze Leder der Lehne. "Nicht...sonderlich...", presste ich hervor. Daraufhin gluckste Mister Steele amüsiert. "Das ist nicht schlimm", beruhigte er mich und ließ anschließend seine eigene Zungenspitze über seinen Finger tanzen. "Hauptsache, ich kann deinen süßen Speichel schmecken. Deinen Speichel, gemischt mit der Feuchtigkeit ihrer Schamlippen...wie wunderbar das zusammenpasst..." Es erdrückte mich, dieses merkwürdig tiefe Gefühl, während ich ihm dabei zuschaute, wie er mit geschlossenen Augen genüsslich seinen Finger mit seiner langen, großen Zunge umspielte. Es schien hinabgekrochen zu sein und tobte nun regelrecht in meinen Lenden.   Ich ahnte natürlich längst, dass das nicht mehr nur die Aufregung war, die mich in Atem hielt. Sondern noch eine ganz andere Sache, die ich in diesem Zusammenhang niemals zu erleben glaubte. Doch es war so. Ich war erregt. Die Lust klopfte und pochte zwischen meinen Beinen. Nicht sonderlich stark. Aber sie hatte sich in mir festgesetzt. Und sie ließ mich so schnell nicht mehr los...   Kapitel 3: Naschkater --------------------- 3. Kapitel - Naschkater   Qualen. Ich sollte schon bald eine Vorstellung davon bekommen, welch gnadenloses Instrument sich in mich bohren würde. Eines, welches tatsächlich noch weitaus größeren Einfluss auf den menschlichen Körper ausüben konnte als es jeder psychische Schmerz gekonnt hätte. Nein. Das hier war kein Schmerz. Das hier war das komplette Gegenteil dessen. Es schwelte süß in meinen Lenden. Es bescherte mir großes Wohlgefühl. Und gleichzeitig glaubte ich nach einiger Zeit, wahnsinnig werden zu müssen. Es nicht länger auszuhalten. Denn obwohl das Gefühl so schön war, man tat normalerweise alles dafür, dass es sich verflüchtigte. Aus einem weichte. Auch ich hatte versucht, es aus meinem Körper zu vertreiben. Aber ich bemerkte schon sehr bald, dass die Erleichterung nur kurzzeitig anhielt und die lodernden Krämpfe schon bald wiederkehrten. Und das in noch stärkerer Intensität. Es fraß mich auf. Und ich hatte noch die ganze Nacht vor mir. Ich lag längst nicht mehr allein in meinem Bett. Ich teilte es mit dem Wahnsinn. Mit der unstillbaren Gier. Und nicht zuletzt mit meiner überschäumenden Fantasie.   Wenn ich wenigstens gewusst hätte, wieso ich urplötzlich so heiß empfand. Wieso ich in so großen Abständen wie nur irgendwie möglich die Hand zwischen meine Beine gleiten ließ und mein Atem bereits zitterte, als ich meinen Penis lediglich sanft mit den Fingerspitzen streichelte. Nicht mal in diesen Momenten ließen mich die Fragen los. In den Momenten, in denen das Pochen in mir anschwoll, weil ich mich hart in meiner Faust rieb. Doch umso mehr ich mich der von meinem brennenden Körper ersehnten Erlösung näherte, desto mehr verlor ich meinen Verstand. Ich rief mir schließlich mit voller Absicht diese Bilder wach. Die Erinnerungen. Der Finger, der meine Mundhöhle penetriert hatte. Ich interpretierte ein Symbol hinein. Ich dachte begleitet von Geilheitsschauern zurück an seine Nähe. Und mittlerweile glaubte ich sogar, dass ich zum Schluss kaum mehr Angst empfunden hatte, sondern nur dieses unhaltbare Drängen. Das Drängen in seine Richtung. Zu seinem maskulinen Duft hin. Von seiner Aura wollte ich mich umfangen lassen, genau wie von seinen starken Armen. Doch da endeten meine Fantasien noch längst nicht. Ich war so erregt, dass ich mich nicht mal mehr für meine wilden Vorstellungen schämte und darüber nachdachte, wie es wohl wäre, seine fest zupackende Pranke um mein Glied herum zu spüren. Oh, das forderte ihren Tribut. Ich benahm mich wie eine paarungswillige Katze, windete mich auf meinem Laken und spürte so viel Lust in mir aufschäumen wie noch nie in meinem ganzen Leben. Die Gischt schlug über mir zusammen und im Moment meines Höhepunktes stellte ich mir vor, wie er mich so sehen konnte. Zuckend. Bebend. Ausgeliefert. Doch um mich herum war es still. Ich war allein. Niemand hatte mich beobachtet. Und jetzt, wo das Verlangen leicht abgeebbt war, war ich ziemlich froh über diese Tatsache. Denn mein Verstand war zurückgekehrt. Ich benutzte wieder mein Gehirn. Und ich verurteilte mich für mein Kopfkino. Wie konnte ich nur? Wieso dachte ich an einen Mann? Und wieso machte mich das so verdammt willenlos? Lag es an seiner Art? War ich einer, der darin aufging, wenn er sich unterwerfen durfte? Bisher hatte ich das nicht geglaubt. Und auch jetzt blieb ich skeptisch. Wahrscheinlich war ich nur ziemlich verwirrt. Verwirrt ob der Tatsache, dass sich die Beule unter Mister Steeles Jeans klar und deutlich abgezeichnet hatte, während er mich von dem Saft seiner Sekretärin hatte kosten ließ. Noch nie hatte ich einen anderen Mann so erlebt, und es hatte mich ein wenig eingeschüchtert, wenn nicht sogar verängstigt, zu wissen, dass er Lust dabei empfand, mir über die Zunge zu streicheln. Den weichen, feuchten Muskel unter seiner Fingerkuppe zu erfühlen. Und dann war da ja noch diese Sache. Er wollte mich haben. Er schien mich zu begehren. Und machte das nicht jeden Menschen ziemlich scharf? Die Gewissheit, dass er so viel Macht über jemanden Menschen besaß, dass er psychische sowie physische Reaktionen bei ihm hervorrufen konnte? Macht war doch die wahre Sonne, um die die Erde kreiste. Und sie war der Meteorit, der alles Leben mit einem Schlag auslöschen konnte.   Schon wieder spürte ich es in mir aufsteigen. Meinen Unterleib durchströmte dieses Ziehen, welches ich mittlerweile zur Genüge kannte. Selbst auf meinen Rücken strahlte es aus. Einmal mehr stand ich in Flammen. Und ich wusste, dass ich nur weiterhin an ihn zu denken brauchte, bis mein Körper so heftig nach Erleichterung flehte, bis meine Hand ihm das gab, was er so dringend brauchte. Zum vierten Mal in dieser Nacht. Doch ich wollte mich noch nicht geschlagen geben. Ich wollte, dass es aufhörte und ich endlich einschlafen konnte. Aber die Fantasien ließen mich nicht mehr los. Immer neue Dinge dachte ich mir aus, die mir Mister Steele ins Ohr hauchte, immer neue Dinge, die ich am liebsten von ihm bekommen hätte.   Verzweifelt stand ich schließlich am Fenster und starrte in das Dunkel. Wie lange sollte ich noch so leiden müssen? Ich dachte seit Stunden ununterbrochen an Sex und es schien kein Ende in Sicht zu sein. Mein Körper tobte regelrecht, wann immer ich auch nur darüber nachdachte, wie er die Fantasie wahrmachte, von der er mir erzählt hatte. Ich auf seinem Gesicht. Seine warme, breite, ungestüm leckende Zunge zwischen meinen Backen. Ganz vorsichtig fuhr ich mir der Fingerspitze über die zarten Härchen, die auf dem Weg zu meiner Spalte lagen und erschauderte bereits, als ich noch nicht einmal zwischen meine Backen gedrungen war. So sensibel war ich dort. So unendlich sensibel. Ganz kurz nur dachte ich darüber nach, mich auf die Suche nach meinem Loch zu begeben, doch das wagte ich mir nicht. Nicht, weil ich mich davor ekelte, sondern weil ich Angst vor diesem Neuen hatte. Und doch sehnte ich mich gleichzeitig so sehr danach, genau dort gestreichelt zu werden, an einer meiner intimsten Stellen. Wenn ich mir nur vorstellte, wie dieser Teufelskerl mit seinen großen Händen meine Backen auseinanderspreizte wie einen saftigen Pfirsich und dann seine Zunge... Unter bebenden Atemzügen schloss ich die Augen und tigerte ruhelos im Zimmer auf und ab. Ich musste irgendetwas tun. Die Lust war zu stark. Doch noch stärker war meine Angst. Die Angst davor, nicht mehr Herr über mich selbst zu sein. Davor, mich in die Hände eines anderen zu begeben. Mich zu vergessen. Ich hätte mich unendlich vor meiner selbst geschämt. In meiner Fantasie war es anders. Da besaß ich die alleinige Kontrolle. Und genau deswegen genoss ich sie auch. So sehr.   *   Irgendwann hatte ich es allen Anscheins nach doch geschafft, mich abzulenken, denn es war nicht von der Hand zu weisen, dass ich aufwachte. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, noch ob bereits der nächste Tag angebrochen war, denn in dieses Zimmer würde niemals die Sonne scheinen, wie in der ganzen Umgebung nicht. In der Hölle. Noch immer klang es ziemlich absurd. Doch gestern Nacht, da hatten eindeutig Sodom und Gomorrha in meinem Leib gewütet. Das war ein weiteres Argument dafür, dass ich mich tatsächlich in der Unterwelt befand. Jedoch war meine Odyssee noch längst nicht vorbei. Das Ziehen schwoll wieder an, noch ehe ich die Augen geöffnet hatte. Zum Glück konnte ich mich nicht an meine Träume erinnern, denn sie erzählten bestimmt dieselben Geschichten, die ich mir bereits im wachen Zustand erdacht hatte.   Mein Zustand besserte sich etwas, als ich aufstand und mich für den Tag vorbereitete. Aber nicht für sehr lange. Denn mir fiel ein, dass Mister Steele mich darum gebeten hatte, ihm heute erneut Gesellschaft zu leisten, dieses Mal jedoch in seinen Privaträumen. Sofort prasselten die Erregungsschauer erneut auf mich ein und ich hatte arge Probleme, der Versuchung zu widerstehen, mich in der Dusche erneut selbst anzufassen. Doch da ich hier einen Blick auf meinen bloßen Körper erhaschen konnte, verging es mir wieder ein wenig und ich sah zu, dass ich mich wusch und anzog. Ja, und dieses Mal sollte es tatsächlich der Umhang auf nackter Haut sein. Jedoch nur, weil ich beim Abtrocknen einmal mehr festgestellt hatte, dass ich es als äußerst angenehm empfand, mich in das weite Handtuch einzuhüllen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, den ganzen Tag so zu verbringen. Sogar in Mister Steeles Gegenwart. Er war so weit, dass er mühelos meine Konturen zu verbergen wusste. Und wahrscheinlich hätte man nicht einmal gesehen, wenn mich irgendetwas anmachte. Das alles sprach für das Tragen des Umhanges. Und so dauerte es nicht lange, bis ich Mister Steele so gekleidet in seinem Schlafzimmer antraf.   Eben noch war ich mir vorgekommen wie ein kleiner Hobbit auf der Suche nach dem einen Ring, und nun brauchte ich ihm nur in seine grünen Augen blicken, um weich zu werden wie ein Stück Butter in einer heißen Bratpfanne. Oh, dieser Tag würde mir schwerfallen, dachte ich vollkommen durcheinander. Oh, wie soll ich das nur überleben, rauschte es durch meine Hirnwindungen, als der mächtige und zugleich so hochattraktive Mann seine Hand zwischen meine sich plötzlich so schmal und zerbrechlich anfühlenden Schulterblätter legte und mich mit dieser Geste bat, in sein Gemach einzutreten. Bloße Wortfetzen durchströmten meine Gedanken. Oh Gott. Nein. Ja. Scheiße, Ja. Verdammt. Ah. Mhhh. Dieses Mal war nicht nur er es, der mich hypnotisierte. Dieses Mal war es meine Psyche, die meinem Verstand den Garaus zu machen versuchte. Ganz allein meine Psyche. Und vielleicht seine Nähe. Seine unmittelbare Nähe. Wir saßen schließlich auf dem Boden, in unserer Mitte ward ein Schokoladenbrunnen aufgebaut. Ja, und wahrscheinlich war es auch meine Fantasie, die mir gerade das Leben zur Hölle machte. Zur süßesten Hölle, die man sich hätte vorstellen können. Denn meine feuchten Träume, sie sollten alle wahr werden.   Ich hatte nur noch Augen für die flüssige Schokolade, die verführerisch hinabrann und einen großen, stillen See bildete. Doch anscheinend war ich der Einzige, welcher sich kaum von diesem ganz besonderen Anblick lösen konnte. Mister Steele jedenfalls schien sich noch für etwas ganz anderes zu interessieren. Für mich. "Hast du gut geschlafen, André?" Ich erschauderte. Kurz. Und nur ganz leicht. Alles im grünen Bereich. Ich überlegte, wie viel von der Wahrheit ich ihm offenbaren sollte. "Es war in Ordnung, danke." Scheu blickte ich den anderen an, und ich sah, wie seine Augen für einen Moment ganz schmal wurden. Dieses Animalische war zurückgekehrt. Hungriges Tier. Fuck. Doch es verflüchtigte sich schnell wieder und sein Gesicht klarte sich wieder ein wenig auf. Nun hatte er auch erhalten, was er haben wollte - meine Aufmerksamkeit nämlich. Gespannt wartete ich auf das, was nun folgen sollte, während seine Blicke an mir auf und ab wanderten; ich fühlte mich, als würde mich jeder einzelne auf der Stelle verschlingen wollen. "Schön bist du. Sehr schön." Seine Stimme war rau, und sorgte dafür, dass mein Anus sich zusammenkrampfte. Und er musste sich mir nur ein wenig nähern, damit es heftiger wurde. Mh. Ich konnte ihn riechen. Den Duft seiner langen Haare. Sein frisches Aftershave. Und ich sah seine zuckende Pranke. Nur zu gerne hätte er mich wahrscheinlich berührt. Aber er ahnte wohl, dass ich noch nicht so weit war. Deswegen griff er schließlich hinter sich und hielt daraufhin einen Pfirsich in der Hand. Einen Pfirsich. Meine Fantasie... "Ich möchte heute gern testen, wie geschickt du deine Lippen und seine Zunge einzusetzen weißt“, erklärte er mir mit ruhiger Stimme. "Keine Angst, es wird nichts Schlimmes sein. Ganz im Gegenteil. Dir wird das Wasser im Mund zusammenlaufen. Du magst doch Schokolade?" Ich nickte schnell, aber wahrscheinlich kaum sichtbar. "Um ehrlich zu sein liebe ich sie..." Dieses Geständnis brachte Mister Steeles Mundwinkel zum Zucken. "Das dachte ich mir. Ich sehe dir doch an, dass du ein Genießer bist, durch und durch. Und nun komm her..." Der Pfirsich war nun direkt vor meinem Gesicht und ich hätte nur den Mund öffnen müssen, um seine samtige Haut schmecken zu können. "Beiß hinein", forderte der andere mich auf, und obwohl ich nicht sicher war, ob ich das richtige tat, leistete ich seinem Befehl ohne weiteres Zögern Folge. Herzhaft schlug ich meine Zähne in das Fleisch und spürte, wie mir der süße Saft entgegenspritzte und über mein Kinn lief. Noch ehe ich es mir versehen konnte, war die Frucht aus meiner Reichweite verschwunden und anstelle spürte ich Mister Steeles Atem auf meinen Lippen und sah Bruchstücke seines Gesichtes, aber dann zuckte ich auch schon erschrocken zusammen. Eine warme Hand legte sich auf meine Kieferpartie und dann traf etwas Nasses, Unkontrollierbares auf meinen Mund. Nass und heiß. Gierig. Er hatte nicht widerstehen können und leckte die klebrig-süßliche Flüssigkeit von meinen Lippen. Küsse folgten. Es war eindeutig sein Mund, der sich auf den Meinen presste und dann tauchte auch wieder seine vibrierende Zunge auf, und ich erschauerte so heftig, dass ich fürchtete, mich zu verlieren. Noch nie hatte ich meine Lippen als so sensibel wahrgenommen wie in diesem sinnlichen Augenblick, und in Gedanken schrie ich bereits auf, als der große Mund des anderen über mein Kinn hin zu meinem ebenfalls feucht gewordenen Hals wanderte und dort meine empfindliche Haut mit der harten Zungenspitze liebkoste. Er leckte mich; und es war absolut wahnsinnig. Ich wurde wahnsinnig. Wenn ich schon jetzt beinahe zum Orgasmus kam, wenn er lediglich federleicht mit den Lippen über meinen Hals fuhr, wie sollte es erst dann sein, wenn er mich auf diese Art und Weise zwischen den Beinen küsste?   Dann tauchte er wieder auf. Seine Nasenspitze berührte die Meine. Starr schaute er mir in die Augen. Und dann wurde sein Blick weicher. Weich und mit durchzogen von einem dunklen Schatten. "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht bedrängen", hauchte er mir sanft gegen die Wange und drückte mir dann einen keuschen Kuss neben die Nase. "Aber wenn ich dich so anschaue, dann kann ich mich kaum noch zurückhalten. Du bist so zart und köstlich, du schmeckst wie eine Rose..." Ihm lag noch etwas auf der Zunge, das war unverkennbar, aber er verkniff es sich. Wahrscheinlich war es etwas, das mich noch mehr überfordert hätte als jeglicher Kuss, jeder sehnsüchtige Zungenschlag. Er will noch mehr. Er will wissen, wie mein ganzer Körper schmeckt. Meine Brustwarzen, die zu prickeln begonnen haben. Meine Lenden. Mein Penis. Und nicht zuletzt auch mein Orgasmus.   Wahrscheinlich war er genauso erregt wie ich. Vielleicht sogar noch mehr. Wenn das überhaupt möglich war. Ich hätte lediglich einen Blick unter seine Gürtellinie werfen müssen, um zu erfahren, wie es um seine Gelüste stand. Doch ich wagte es mir nicht. Anstelle schaute ich neugierig dabei zu, wie er den von mir angebissenen Pfirsich kurzerhand entkernte und ihn dann in die flüssige Schokolade tauchte. Als er ihn wieder heraushob, tropfte etwas von der warmen Süßigkeit auf den Boden, aber das schien ihm nichts auszumachen. Er beachtete die Flecken nicht einmal. Viel mehr hielt er mir die Frucht wieder hin. "Leck die Schokolade aus. Aber benutze nicht deine Zähne. Nur deine Lippen und deine Zunge. Sie kannst du tief in sein Fleisch bohren, wenn du magst. Aber beiße niemals rein. Sei zärtlich. Mach es so, wie du es am liebsten liebkost werden würdest. An deinem Damm. An deinem After." Auch das tat ich ganz ohne zu Murren. Im Gegenteil. Ich tat es sogar gern. Fuhr vorsichtig mit der Zungenspitze durch den dunklen See aus Schokolade und schaute dann fragend zu Mister Steele. "Keine Scheu", machte er mir Mut. "Tauche mit den Lippen ein, egal, wie viel Schokolade danach an deinem Mund kleben wird. Lass deine Zunge wild tanzen. Ich will sehen, wie gut du das kannst." Ich schluckte hart und wagte es schließlich, mich regelrecht in der süßen Frucht zu vergraben. Bewegte sanft meine Lippen. Meinen Kiefer. Auf und zu. Auf und zu. Dabei hielt ich die ganze Zeit über Blickkontakt zu diesem Wahnsinnsmann, in dessen Augen es nur so funkelte. Und auch ich spürte, dass sich meine Blicke verschleierten, während ich den Mund weit öffnete und an dem Fruchtfleisch saugte, das sich gemischt mit der Schokolade in meiner Mundhöhle ergoss.   "Ich wusste, dass du außerordentlich talentiert bist", lobte der andere mich, nachdem er befunden hatte, dass es genug war, aber dieses Mal durfte ich mich selbst von den Rückständen der Schokolade reinigen. Lediglich einmal fuhr er mir mit der Zunge wenig sanft über die Wange. "Du bist ein richtiger Naschkater. Auf süße Sachen stehst du ganz besonders, oder?" Ich zuckte ganz wenig mit den Schultern, während ich mir einen Finger voll Schokolade zwischen die Lippen schob. Genüsslich fuhr mein Gegenüber sich mit der Hand durch das Haar und seufzte dann tief. "Ich auch." Er schaute mich direkt an. "Weißt du, was ich nun am liebsten tun würde?" Ich wusste es nicht. Aber ich bekam die Antwort schnell geliefert. Anhand einer Banane, die er tief in der Schokolade versenkte. "Das ist dein Penis", erklärte er mir, zog die Banane aus dem Brunnen und hielt sie in die Höhe, sodass sie in die Vertikale ragte und dabei die Schokolade über seine Hand lief. Seine lange Zunge zog eine Spur durch die herabtropfende Flüssigkeit, dann presste er noch ein paar Mal schlürfend seine Lippen auf die Frucht und als er sich von ihr löste, sah ich einen Speichelfaden, der ihn mit der Banane verband, der jedoch noch im selben Moment zerriss und auf den Boden fiel.   "Ich hab Appetit auf dich." Meine Wangen brannten. Jedes Wort bohrte sich tief in mein Innerstes. "Ich möchte meine Lippen um deinen süßen Stängel schließen und fest an ihm saugen. Oooooh ja, das würde dir gefallen, mh?" Ich konnte nicht reagieren. Ich starb gerade einen süßen Tod. "Wie hart würdest du für mich kommen, wenn ich meine Zunge mit deiner Eichel spielen ließe? Sehr hart? Mhhh, natürlich würdest du das. Schon nach wenigen Sekunden, du ausgehungerter Bub. Und ich werde der Erste sein, der deinen Orgasmus bewundern darf. Du wirst dich komplett vergessen, und ich werde dir dabei zuschauen. Ooooh, das willst du. Du willst mir zeigen, wie sehr du genießt, dass ich es dir besorge. Um dich herum hart schlucke. Und meine Zunge wüten lasse, ohne Gnade. Du musst nur herkommen, dann verwöhne ich dich, mal schnell und mal langsam. Bis deine Lust meine Kehle hinabrinnt."   Wie sehr er mich zu elektrisieren wusste. Ich rang mit mir selbst. Ich rang um Fassung. Und doch war es nicht meine Begierde, die den Kampf schließlich gewann. Es war meine Unsicherheit. Und als ich in der kommenden Nacht unter meiner Zudecke lag, nannte ich mich einen Narren, dass ich nicht eingewilligt hatte. Denn ich wollte nichts mehr, als endlich mit ihm zu schlafen. Egal wie. Hauptsache, es zerriss mich nicht mehr regelrecht von Innen.   Ob ich es am nächsten Tag wagen würde? Ich wusste es noch nicht. Um ehrlich zu sein bezweifelte ich es. Obwohl ich auch in dieser Nacht arge Probleme hatte. Noch ärgere. Denn es ereignete sich im Schutze der Nacht etwas, das mir eine noch tiefere, forderndere Lust bescherte...   Kapitel 4: Naschkater II ------------------------ 4. Kapitel - Naschkater II     Die Nacht zog sich einmal mehr unendlich in die Länge. Kein Wunder, hatten mir doch die Erlebnisse des Tages einen reichen Nährboden für noch wildere Fantasien geliefert. Ich meinte bereits, die Dämmerung sehen zu können, während ich mich gerade von meinem letzten Orgasmus erholte, doch dann fiel mir ein, dass es in der Hölle kein Tageslicht gab. Ich musste mich also irren. Schlaf. Ich suchte nach ihm. Fand ihn auch dann nicht, als ich mich auf die andere Seite drehte. Denn wenn man sich Erinnerungen auf der Zunge zergehen ließ, sie noch einmal erlebte und sie nachfühlte, dann hatte das beinahe noch intensivere Auswirkungen auf einen selbst als die Begebenheit an sich. So erging es mir auch heute. Es waren bloße Fetzen, die durch meine Gedanken rasten, denn ich lehnte mich dagegen auf, wollte nicht noch so eine furchtbare Nacht voller Qualen erleben. Und irgendwann gähnte ich in einem Fort und spürte die Schwere meiner Augenlider. Schlaf war nah. Endlich. Nur noch einmal meinen Gaumen anfeuchten - Mist. Mein Wasservorrat war zur Neige gegangen. Und eine Nacht ohne etwas zu trinken würde ich nicht aushalten. Das stellte eine meiner Angewohnheiten dar; jedes Mal, wenn ich aus dem Schlaf erwachte - und wenn es nur kurz war - brauchte ich mein Wasser, das die an meinem Gaumen klebende Zunge zu lösen vermochte. Und nun lag ich gewissermaßen auf dem Trockenen. Natürlich, ich hätte fließendes Wasser in der Dusche oder im Waschbecken vorgefunden, doch wer wusste schon, ob das Höllenwasser direkt aus dem Hahn genießbar war? Okay, ich war bereits tot und tot konnte man nicht steigern, aber wer weiß, was passierte, wenn ich eine giftige Substanz zu mir nahm... Ich beschloss, dieses Risiko nicht einzugehen. Schälte mich aus meinem Bett, warf mir meinen Umhang über und tappte mit nackten Füßen über die Dielenbretter, was sich unheimlich laut anhörte, wenn alles andere um einen herum still schwieg. Die Tür knarrte auch viel zu sehr für meinen Geschmack, doch schließlich schlich ich unbemerkt durch den Gang, den lediglich ein paar Fackeln erhellten. Ich musste Mister Steele finden. Er würde mir bestimmt Wasser geben. Und dann würde ich wieder nicht mehr einschlafen können, weil mein Kopfkino neues Futter bekommen hatte. Hier irgendwo musste doch die Tür zu seinem Schlafzimmer sein. War sie das? Ich war mir in meinem leichten Anflug von Aufregung nicht ganz sicher, doch ich klopfte ohne länger nachzudenken an. Eins, zweimal. Es rührte sich nichts. Gut, kein Nein kann auch ein Ja sein, sagte ich mir und drückte die Klinke nach unten.   Auch diese Tür tat sich mit einem unangenehm lauten Knarren auf und als ich sie vorsichtig einen Spalt weit geöffnet hatte, kam mir ein kleines Licht entgegen, flackernd und warm, wie von einer Kerze stammend. Ich dachte mir nichts dabei und setzte einen nackten Fuß auf die Schwelle. Wollte gerade auch noch den zweiten nachziehen, doch in diesem Augenblick erstarrte ich und presste meine Fingernägel in den Türrahmen, denn ich fürchtete, das, was ich sah, hätte mich ansonsten gnadenlos umgehauen. Mister Steele lag auf seinem großen Doppelbett. Mit bloßem Oberkörper. Eine Hand stützte seinen Hinterkopf, während die andere sich gerade recht ungeduldig an seinem Gürtel zu schaffen machte, dass es nur so klapperte. Meine Lippen wurden nun noch trockner, denn ich bekam sie gar nicht mehr geschlossen. Schaute wie gebannt auf diesen Mann, dem ich gegen meinen Willen all meine feuchten Träume geschenkt hatte. Warm schwelte es durch meinen Magen, während meine Blicke über seine bloße Haut wanderten. Über die breite Brust. Die sich leicht anspannenden Bauchmuskeln. Und seine Hand, die mittlerweile auch noch den Knopf und den Reißverschluss geöffnet hatte und in seiner Unterhose verschwunden war. Oh Scheiße. Scheißescheißescheiße. Was tat er da? Hatte er mich denn nicht bemerkt? Die Tür hatte sich doch so geräuschvoll geöffnet. War er so vertieft in sein Tun und seine Gedankenwelt, dass er für alles andere taub und blind gewesen war? Ich erfuhr es nicht. Und es wurde mir auch gleichgültig. Eigentlich hätte ich mich vom Acker machen sollen. Doch ich konnte es nicht. Ich war wie gebannt, als er schließlich seinen Penis aus der Hose befreite. Seinen riesigen, massiven Penis. Meine Augen wurden ganz schmal und ich winselte in Gedanken vor Verlangen auf. Er war ein Sexgott und ich betete ihn an. Wahrscheinlich hätte ich mir im Moment alles von ihm machen lassen. Denn ich konnte an nichts anderes mehr denken als an das, was sich mir hier so unverblümt offenbarte. Wie tief und erleichtert Mister Steele ein und ausatmete. Als hätte er sehr lange darauf gewartet, sich endlich anzufassen zu können. Er hielt es mit der Faust umschlossen, sein Glied. Sein so perfektes, dickes Glied. Fest stülpte er seine Hand darüber und massierte es. So fest, dass seine Fingerknöchel hervortraten. Dabei presste er die Lippen aufeinander und fuhr dann angestrengt mit der Zunge darüber. Seine Augen waren nach wie vor geschlossen. An was er wohl dachte? An die Frauen, die hier arbeiteten? Oder doch gar an...mich?   Bald schon ragte sein Schwanz noch größer und beinahe dunkelrot in die Höhe und er pumpte sich immer schneller, hastiger. Ich verlor mich komplett in diesem Anblick. Es war das Geilste, was ich je gesehen hatte. Wie dieser wahnsinnige Mann sich so gedankenverloren anfasste. Grob, sehr grob. Wie er die Augen zusammenkniff und zudem die Zähne fletschte, wobei ihm ein tiefes Knurren entwich. "Du geiler Bengel", fluchte er schließlich in die Stille, in der bisher nur seine ungehaltenen Atemzüge erklungen waren. "Komm, komm, komm, schneller, schneller, schneller....ooooh ja..." Er öffnete seinen Mund und ließ seine Zungenspitze lüstern flattern. Ich biss mir hart auf die Unterlippe und spürte, wie mein Schwanz sich ebenfalls aufgerichtet hatte und nun gegen den Türrahmen drückte. Wahrscheinlich konnte man selbst durch den Umhang noch sehen, wie es mir erging. Und ich versuchte nicht einmal, es zu verbergen. Vielleicht ein bisschen, indem ich mich gegen das kühle Holz presste und den Atem anhielt. Denn ich hätte am liebsten mit ihm gekeucht. Am liebsten wäre ich mit ihm gekommen. Bestimmt hätte er nur einmal über meine Spitze zu streichen oder zu lecken brauchen, ich hätte mich in meinem Zustand komplett vergessen und ungeniert abgespritzt. Im Grunde hätte ich mich jetzt nur selbst anzufassen brauchen, aber ich tat es nicht. Ich sah nur zu. Und ich sah, wie er immer mehr zum Tier wurde, umso näher er seinem Höhepunkt kam. Es war ein wenig unheimlich, aber die Gewissheit, dass er so große Lust empfand, während er an mich dachte, die machte mich ebenfalls rasend.   Er hatte sich in dem Kissen verbissen, welches neben ihm lag und das er mühelos mit den Zähnen zu fassen bekam, wenn er nur ein wenig den Kopf drehte. Tropfen sprudelten aus seiner Spitze und rannen den Schaft hinab. Er machte weiter. Ich konnte hören, wie er sich rubbelte. Plötzlich ließ er das Kissen los und verzog sein Gesicht wie unter Schmerzen, doch ich wusste, dass das der Moment war, indem er kam. Ein tiefes Grollen erfüllte den Raum und gleichzeitig spritzte sein Samen auf seine Brust und lief über seinen Bauch. Etwas aber fing er auch mit der Hand auf, und ich konnte kaum fassen, wie viel er vergossen hatte. Ich konnte die milchige, klebrige Substanz sehen, die an seinen Fingern hing und zähflüssig nach unten tropfte. Und erst als er plötzlich diese Hand in meine Richtung streckte, spürte ich, wie ich am ganzen Körper zitterte.   "Komm her, André." Wie hatte ich nur glauben können, dass er keine Notiz von mir genommen hatte? Ich hätte mir doch denken können, dass er diese Show nur wegen meiner Anwesenheit abgezogen hatte. Ich war wirklich naiv. Ich war ein Idiot. Auch wenn ich regelrecht spüren konnte, wie ich mich erneut in seine Hände begab, näherte ich mich ihm schweigend. Nahm auf der Bettkante Platz. Und wartete. Wartete, bis er sich aufgesetzt hatte, noch immer mit seinem Glied außerhalb der Hose. Er versuchte gar nicht erst, es vor mir zu verbergen. Warum auch? Er wollte doch ohnehin, dass ich es sah. Dass ich Gefallen daran fand. Mich danach sehnte, es spüren wollte. Und oh ja, das tat ich. Und wie ich das tat.   "Öffne deine Lippen. Du sollst das kosten, was ich wegen dir vergossen habe. Wegen der Vorstellung, wie du deine Unschuld an mich verlierst." Ich tat wie mir geheißen. Und er schob gleich zwei, drei Finger zwischen meinen Lippen hindurch, die mich zunächst etwas überforderten. Aber dann ging es. "Dieses Mal schmeckst du ganz sicher etwas", flüsterte er, während er mir gegenübersaß und ich mit der Zunge über seine Finger fuhr, leicht daran saugte, während er sie hinaus und wieder hineinschob, in einem moderaten Rhythmus, der mir angenehm war. Schließlich fand er, dass es genug war und hielt mir dann noch seinen Handrücken und seine Handfläche hin, über die ich ebenfalls großzügig leckte wie eine Katze. Und in der Tat, dieses Mal schmeckte ich etwas. Etwas Bitter-würziges. Es schmeckte genauso männlich-herb, wie Mister Steele aussah. Wie er roch. Leicht erdig. Nach Mann. Ich lehnte mich zu ihm vor, nachdem seine Hand sauber war und er sie hatte sinken lassen.   "Weißt du, an was ich gedacht habe?" Seine Augen funkelten mich an. Ich schüttelte leicht den Kopf, was sicher total unschuldig aussah. Er schmunzelte leicht. Und seine Augen wurden ganz schmal. Schmaler, als sie es ohnehin schon waren. "Ich habe daran gedacht, wie deine lauten Schreie dem ganzen Schloss unmissverständlich verkünden, dass der Teufel dir gerade deine Jungfräulichkeit raubt. Und dabei nicht gerade zärtlich ist, sondern sich rabiat das nimmt, was ihm zusteht. Was ihm gehört." Meine Mundwinkel zuckten. Meine Kinnlade bebte. Ich war ganz atemlos. Und erregt. Sehr erregt. Ich konnte sie sehen, die Bilder, die er in meinem Kopf wachgerufen hatte. "Ich habe mir vorgestellt, wie ich dich auf meinem Schoß habe. Wie ich deinen Muskel über mein Glied stülpe. Es ist groß, sehr groß, nicht wahr? Du zweifelst sicherlich daran, dass es in dich passt, oder? Aber das wird es. Die Lust wird deinen Anus entspannen und mich willig in sich gleiten lassen. Eng wirst du mich umfangen. Und ich werde vergeblich versuchen, dich mit ungestümen Zungenküssen ruhig zu stellen. Immer wieder wirst du deinen Kopf heben und deine süßen Lippen öffnen, um mir zu zeigen, wie viel Vergnügen ich dir bereite. In meine Schultern wirst du dich krallen. Und mich reiten. Ich wette, du kannst nicht nur gut lecken und lutschen, du weißt auch instinktiv, wie man einen Schwanz zum Abspritzen bringt. Ich werde deinen Orgasmus um mich herum fühlen können. Und dann werde ich dich füllen, mit meiner heißen Milch."   Ich wendete mein Gesicht ab und schaute auf den Boden. Das war zu viel. Ich konnte kaum noch atmen. Mein ganzer Körper schien nur noch aus Ziehen und Beben zu bestehen. Die Falle um mich herum schien zuzuschnappen. Spätestens dann, als Mister Steele mein Kinn packte und mich dazu zwang, ihm wieder in die Augen zu sehen. Ganz nah war er mir. Und ich schämte mich für die Sehnsucht, die meine Blicke zur Schau stellten. "Deine Pupillen sind stark geweitet", urteilte der andere mit leiser, rauer Stimme. "Glut lodert in deinen Augen. Sie sind verschleiert. Du hast große Lust. Sehr große." Er glitt mit dem Zeigefinger über meinen Wangenknochen, ohne den Blick von mir zu nehmen. "Aber du hast vor irgendetwas Angst. Fürchtest du, ich könnte dir wehtun?" Ich zeigte keine eindeutige Reaktion. "Oder hast du Angst davor, dich fallen zu lassen? Locker zu lassen, zu genießen?" Mein Mund  zuckte schuldvoll. Ich war durchschaut. Jedoch lediglich teilweise. Die ganze Wahrheit hatte er noch nicht herausbekommen. Und ich wollte auch nicht, dass er von meinen Sorgen erfuhr. Denn sie klangen albern. Nichtig und klein. Doch sie wussten mich zu beherrschen. Hielten mich in ihrem festen Griff. "Du kannst dich bei mir gehen lassen, André." Seine Stimme war mir so nah. Ich fühlte seinen warmen, feuchten Atem in meinem Gehörgang kitzeln. "Du musst dich weder vor mir noch vor dir selbst schämen, wenn du laut wirst, weil dir so gefällt, was ich mit dir mache. Ich würde dein Stöhnen lieben, es absichtlich aus dir herauskitzeln. Ich werde ganz genau deine Reaktionen studieren und dir dann einen Orgasmus bescheren, so, wie du es am allerliebsten hast. Erzähl mir, was du dir vorstellen wirst, wenn du dich nun gleich in deinem Bett selbst anfasst." Doch ich schwieg betreten. Ich fürchtete einen Ausbruch, einen Kontrollverlust. Jedoch dachte ich im Stillen, dass es der Himmel sein musste, mit dem Mund befriedigt zu werden. Ich stellte es mir zumindest so vor. Und ich sollte schon bald mit eigenen Augen sehen und spüren, wie scharf einen eine Zunge und ein paar Lippen machen konnten.   Am nächsten Tag nämlich...   *   Ich hatte wenig geschlafen. Noch weniger als in der Nacht zuvor. Dementsprechend müde schlurfte ich am Morgen über meine Dielen und vermutete, dass dieser Tag ohne eine große Libido über die Bühne gehen würde, denn im Grunde hatte ich Lust auf gar nichts. Und schon gar keine Lust auf Sex. So dachte ich. Und doch sollte ich mich schon bald in einer Szene wiederfinden, die ich mir niemals zugetraut hätte. Alles andere war bisher nur Kinderkram gewesen. Bloße Vorbereitungen auf die brutale Realität. Ich erfuhr, dass es für mich kein Entrinnen gab. Dass meine Psyche Momente hatte, in denen sie Mister Steele treu ergeben war und so ziemlich alles getan hätte, was er von ihr verlangte. Beziehungsweise mein Körper führte sie aus. Die Dinge, die im Grunde zu wahnsinnig waren, um von ihnen zu berichten. Doch ich will versuchen, sie in Worte zu fassen.   Der übliche Gang hin zu Mister Steele stand mir bevor. Ich hatte mich gewaschen und noch einen neuen Rasierversuch gewagt, aber irgendwie schaffte ich es einfach nicht, ohne mich zu schneiden. Zudem bekam ich mich partout nicht enthaart. Ich konnte mir unter keinen Umständen mit der scharfen Klinge zu nah an den Hoden herumfahren. So lebensmüde war ich dann doch nicht in meiner toten Existenz. Ich warf mir meinen Umhang über und machte mich dann auf den Weg. Klopfte an die Tür seines Schlafzimmers und hoffte, dass er dieses Mal nicht onanierend auf dem Bett liegen würde. Und nein, das tat er auch in der Tat nicht. Jemand anderes lag auf dem Bett. Eine Frau. Sie hatte es sich auf dem Rücken bequem gemacht und war mit dem Po weit an das untere Ende der Matratze gerückt. So weit, dass Mister Steele sich ohne Probleme über ihre ihm dargebotene Vagina zwischen ihren auseinandergespreizten Beinen beugen konnte. Dieses Mal machte er allerdings keinen Hehl daraus, dass er mich bemerkt hatte. "Du kommst genau richtig", sagte er ohne Ausdruck in der Stimme. "Trau dich ruhig. Schau mir aus nächster Nähe zu bei dem, was ich tue." Ich runzelte die Stirn, doch noch ehe ich es mir versehen konnte, kniete ich direkt an seiner Seite und konnte einmal mehr Dinge erblicken, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.   Schamlos hielt die Frau ihre Schenkel geöffnet und es fiel mir somit nicht schwer, einen Blick auf ihre geschlossenen Schamlippen zu erhaschen. Ich wusste nicht, ob ich dieses Bild als sonderlich ästhetisch empfinden sollte, aber danach wurde ich auch nicht gefragt. Mister Steele schien im Gegensatz zu mir dieses Körperteil zum Fressen gern zu haben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ich beobachtete ihn dabei, wie er mit der Zungenspitze durch ihre Spalte kitzelte, ganz leicht nur, und ich sah die Reaktionen der Frau, die augenblicklich zusammenzuckte. Mister Steele grinste süffisant. "Meine Mädchen haben es viel lieber, wenn mein Mund sie bezahlt, als wenn ich ihnen Geld in die Hand drücke. Geld hat hier unten ohnehin keinen Wert. Es gibt ja doch nichts zu kaufen. Aber das hier", er spreizte ihre Lippen mit Zeige- und Mittelfinger auseinander, "das hier, das ist ohnehin viel besser als Kohle." Und damit zog er seine breite Zunge einmal fest durch ihr sensibles Fleisch. Der Frau stockte augenblicklich der Atem. Aber das war erst der Anfang. Schon bald küsste er ihre Scham regelrecht, schob seine Lippen zwischen die ihren und bewegte sein Kinn, erst langsam, dann immer schneller. Ein paar Mal konnte ich seine Zunge vorbeihuschen sehen, die immer wieder heftig in dem rosigen Fleisch tobte. Nun spürte auch ich wieder, wie diese Darbietung ihren Tribut zollte. Es ließ mich nicht kalt, was er hier tat. Ganz und gar nicht. Umso schneller er sie ausleckte, desto mehr pulsierte auch mein eigenes Fleisch unter meinem Umhang. Als schließlich auch noch genügend Feuchtigkeit vorhanden war und es jedes Mal ein bisschen schmatzte, wenn er seine Zunge einsetzte oder seinen Mund, der, wenn er ihn richtig öffnete, sich komplett auf ihre Spalte zu legen vermochte, war ich schon wieder nicht mehr ganz ich selbst. Und es wurde noch weitaus schlimmer, als er von ihr abließ, etwas zur Seite rückte und mich dann direkt vor sie zog. Fassungslos und ebenso fasziniert konnte ich direkt zwischen ihre Blütenblätter blicken, die Mister Steeles breite Zunge weit geöffnet hatte. Und wahrscheinlich auch die Lust. Dunkel waren sie geworden, und das Fleisch, welches sie sonst schützen sollten, lag offen, ausgehungert und klitschnass vor mir. Mister Steele nahm wieder seine beiden Finger und drückte ihre Schamlippen noch weiter auseinander, sodass eine kleine Knospe im oberen Bereich zum Vorschein kam, die mich leicht an einen Penis in Miniaturausgabe erinnerte mit seiner unverkennbaren Vorhaut. "Iss sie aus", hauchte mir Mister Steele verschwörerisch zu. "Vergrabe dein Gesicht in ihrer wunderschönen Blüte. Rieche ihren verführerischen Duft. Und koste sie. Lass zu, dass deine Lippen und dein Kinn feucht werden von ihrem köstlichen Saft. Schlürf sie aus. Aber machs ihr fest. Versetz ihre ganze Scham in Schwingungen. Lass ihr Fleisch vibrieren. Umso heftiger, desto heißer wird sie dir mitten ins Gesicht kommen." Dieses Mal allerdings zweifelte ich wesentlich länger. Ja, ich haderte ziemlich mit mir selbst. Konnte ich das wirklich tun? Wie würde es sein? Würde ich alles richtig machen? Und wollte ich das überhaupt? Nur weil Mister Steele mich dabei sehen wollte, wie ich seine Frauen leckte, hieß das noch lange nicht, dass ich es auch tun würde. Aber gleichzeitig war ich auch sehr neugierig. Und wahrscheinlich konnte ich gar nicht viel falsch machen. Also gut. Ich wollte es versuchen. Aber zunächst nur ganz behutsam. Ich tauchte mit der Zungenspitze in ihre Hitze ein. Streichelte sie ganz achtsam. Weich war sie. Ganz zart. Ob sie es wirklich ertragen konnte, wenn man sie gröber behandelte, so, wie Mister Steele es behauptet hatte? Nun, im Grunde musste er es besser wissen als ich. Schließlich hatte man seinem geschickten, wissenden Spiel angesehen, dass er das nicht zum ersten Mal tat. Bei Weitem nicht zum ersten Mal.   Noch immer hielt er sie für mich auf. Und ich ließ meine Zunge mit purer Absicht auch ein paar Mal über seine Finger tanzen. Doch das beeindruckte ihn nicht. Und auch die Frau schien sich noch längst nicht am Rande jeglicher Beherrschung zu befinden. Ihr Körper war ganz ruhig. "Trau dich", versuchte er mir mit seiner rabenschwarzen Stimme Mut zuzusprechen. "Ich hab doch gestern gesehen, wie schön du das gemacht hast. Und Tricia schmeckt genauso gut wie ein schokoladengefüllter Pfirsich. Und noch besser." Er rieb seinen Zeigefinger über ihre Perle, nicht sonderlich sanft. Tricia zuckte auf. Erhob ihre Stimme, als Mister Steele nicht aufhörte, sie mit flatternder Fingerkuppe zu reizen. "Dort will sie deine Lippen spüren. Saug an ihrer Klitoris. Tu es. Mein schöner André..." Gut. Augen zu und durch, sagte ich mir und beugte mich weiter über sie. So weit, bis ich ihre Wärme um meinen Mund herum spüren konnte. Ich konnte sie riechen. Würzig. Aber sie schmeckte nicht so herb wie Mister Steeles Sperma, wie ich feststellen konnte, als ich meine Lippen öffnete und mit der Zunge durch ihr ohnehin schon so nasses Fleisch fuhr. Es war angenehm. Ich ekelte mich nicht einmal mehr davor. Ich machte weiter. Fand einen Rhythmus. Schob meine Lippen bis zum Anschlag zwischen die ihren. Zupfte mit den Lippen an ihrer Perle. Bewegte meine Mund. Auf und zu. Auf und zu. Wurde schneller. Schneller und schneller. Und dabei schaute ich fragend auf zu Mister Steele. Er musste eigentlich gar nichts sagen. Es stand ihm bereits ins Gesicht geschrieben, was er davon hielt, wie ich Tricia leckte. Und doch fuhr er mir mit bebender Hand durch das Haar und ließ seine Finger noch eine ganze Weile auf meinem Hinterkopf liegen. "Es erregt mich sehr, dir bei dem, was du da tust, zuzusehen", gestand er mir, ich allerdings ließ mich nicht davon beirren und machte weiter. Eine ganze Weile. Doch irgendwann legte Mister Steele seinen Zeigefinger unter mein Kinn und bedeute mir somit, mich zurückzuziehen. Ich erwartete, dass er Tricia nun ihren Orgasmus bescherte, doch dem war nicht so. Noch nicht jedenfalls. Zunächst kam er mir mit seinem Gesicht ganz nah, legte seinen Daumen nun auf meine feuchte Unterlippe und drückte sie nach unten, sodass ich nicht mehr anders konnte, als meinen Mund zu öffnen. Und dann drang er mit seiner großen Zunge in meine Mundhöhle ein. Ich konnte regelrecht spüren, wie viel Verlangen er dabei an den Tag legte, wie er mich sogar ein wenig überforderte, denn er ließ seine Zunge ohne Gnade um meine eigene kreisen, und es dauerte seine Zeit, bis ich den Kuss zaghaft erwidern konnte. Bis sich unsere Zungen gleichsam aneinander rieben und ich Mister Steeles gefälliges Brummen vernahm, das in meinem Mund vibrierte. Dann entzog er sich mir wieder, und ich spürte doch tatsächlich so etwas wie Enttäuschung, als er das tat. Aber nur kurzzeitig. Bereits als er sich wieder Tricia zuwandte, war alles andere vergessen. Denn ich war viel zu beschäftigt damit, zuzusehen, wie er seinen Zeigefinger in sie bohrte und diesen schließlich in demselben Rhythmus raus und rein schob, wie er sie ausaß. Es dauerte nicht lange, da wütete seine wilde Zunge regelrecht in ihrem Fleisch und ich konnte ganz genau sehen, wie hart sich Tricias Brustwarzen aufgestellt hatten und ihre Bauchdecke zu beben begann. Sie liebte, was er mit ihr tat, eindeutig. Und ich wunderte mich überhaupt nicht darüber. Es war so heiß, sein gnadenloses Zungenspiel. Es setzte meine Lenden in Brand, ohne dass ich selbst irgendetwas von seinem Tun spüren konnte. Schließlich drückte er seine Lippen auf den oberen Teil ihrer Scham; auf ihren Kitzler. Seine Wangen wurden hohl, weil er so fest an ihm saugte. Ein paar Mal. Dann brach Tricia heftig aus. Begann zu schreien und so ungehalten zu zucken, dass Mister Steele ihre Oberschenkel festhalten musste, weil sie sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Absoluter Beherrschungsverlust. Sie konnte es zulassen. Ohne zu Zögern. Sie kam einfach. Heftig. Vor unserer beider Augen. Warum konnte ich das dann nicht? Ich wusste es nicht. Doch, das tat ich sehr wohl. Tricia war makellos. Sie hatte perfekt geformte Brüste, war sehr schlank und einfach nur sehr attraktiv. Im Gegensatz zu mir. Ich war klein, dick und irgendwie ekelhaft. Und unter anderem aus diesem Grund konnte ich auch dieses Mal nicht einfach meinen Umhang auf den Boden gleiten lassen und mich Mister Steele darbieten. Obwohl er es wollte. Nackt ausgezogen wollte er mich haben. Unter sich. Auf sich. Er wollte mich endlich hart ficken. Es war eindeutig.   "Ich möchte dir gern einen Orgasmus schenken als Belohnung für deine gute Arbeit", meinte er nämlich, während ich mir den nassen Mund am Ärmel meines Umhanges abwischte und Tricia schon längst den Raum verlassen hatte. Und obwohl ich es so sehr wollte, beinahe noch mehr als am Tag zuvor, stand ich einfach auf und ging. Ging in mein Zimmer. Wo es wieder nur mich und meine Hand gab.   Doch meine Triebe waren bereits zu heftig. Ich wusste, dass ich sie nicht auf ewig unterdrücken konnte. Und mittlerweile ahnte ich auch, woher sie rührten. Er hatte mir nach seinem kleinen Verhör am ersten Tag ein Glas Wasser dargeboten. Ja, er hat mich beinahe dazu gezwungen, dass ich es trank. Ich wettete, dass dort der Hund begraben lag. Irgendetwas stimmte mit dem Getränk nicht. Bestimmt hatte er ihm irgendetwas beigesetzt. Etwas, das mich willenlos machen sollte. Etwas, das meine Begierde ins Unermessliche zu steigern wusste. Manipuliert hatte er mich. Mit irgendeinem Aphrodisiakum. So musste es sein. Er hätte allen Grund dazu gehabt. Aber auch wenn ich seinen Plan nun durchschaut zu haben glaubte, es schaffte mir natürlich keine Abhilfe in meiner Not. Ich war ein Sklave meiner eigenen Empfindungen. Meiner Hormone. Alles in mir spielte verrückt. Und so fasste ich einen verzweifelten Entschluss. Versuchte, mein Gehirn zum Stillschweigen zu bewegen.   Es war sicher schon spät, als ich vor Mister Steeles Tür stand und mit dem Fingerknöchel dagegen pochte. Doch wenn er mich hörte, dann würde er mich sicher einlassen. Oder darauf warten, dass ich erneut einfach eintrat. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, aber ich konnte einfach nicht mehr anders. Ich wollte es wagen. Auf ihn zugehen. Meinen nackten Po in seinen Schoß schmiegen, sodass sein Penis sich an meinen Hoden reiben konnte. Ich wollte endlich das erleben, nach dem ich schon viel zu lange sehnsüchtig lechzte. Sex. Egal wie, Hauptsache, der Dämon ließ mich endlich los.   Ich drückte die Klinke nach unten, bereit, mich ihm willig anzubieten. Er sollte mit mir tun, was immer er auch wollte...   Kapitel 5: Weiße Schokolade auf Eis ----------------------------------- 5. Kapitel - Weiße Schokolade auf Eis     Doch ich sollte bitter enttäuscht werden. Mister Steele war nicht da. Sein Schlafzimmer war leer. Leise und verzweifelt fluchte ich vor mich hin und spielte kurz mit dem Gedanken, mich einfach auf sein Bett zu legen und auf seine Rückkehr zu warten. Aber das erschien mir dann doch zu erniedrigend. Obwohl ich es gleichzeitig als sehr reizvoll empfand, wenn ich so darüber fantasierte. Ich konnte mir ihn regelrecht vorstellen, seinen überraschten Gesichtsausdruck und das gierige Funkeln in seinen Augen, wenn er entdeckte, dass ich ihm endlich ganz gehören wollte. Dass ich nur danach lechzte, seine Berührungen und Küsse zu empfangen. Jedoch entschied ich mich dagegen. Ich konnte mich ihm nicht einfach so anbieten. Da war noch immer ein Funken Hemmung in mir, der weiter anschwoll, umso länger ich Zeit hatte, um nachzudenken. Ich ahnte, dass Mister Steele jeden Moment zurückkommen konnte. Jetzt aber stand ich noch ganz allein auf der Türschwelle und ließ meine Blicke durch den Raum schweifen. Bis er schließlich an dem Schokoladenbrunnen hängen blieb, der zu meinem Erstaunen noch immer angeschaltet war. In mir glomm ein perverser Gedanke auf. Er war gerade pervers genug, um dass Mister Steele wahrscheinlich sehr angetan von seinem unschuldigen Andrés gewesen wäre, würde er sich trauen und seinen Plan in die Tat umsetzen. Und ja, ich wollte es durchziehend. Diese kleine, süße Schweinerei. Mit einem etwas lüsternen Grinsen auf den Lippen näherte ich mich dem Schokobrunnen, baute mich davor auf und schob meinen Umhang nach oben. So weit, dass er meinen Unterleib freigab. Ich schloss die Hand um mein Glied und begann, mich mit festen Zügen zu massieren. Dabei saß mir die verführerische Angst im Nacken, dass Mister Steele mich erwischen konnte. Dass mein nackter Po in die Richtung der Tür gewandt war, gab mir noch einen zusätzlichen Kick. Mh, sollte er mich doch schnappen. Sollte er mich doch in sein Bett zerren und sich mit mir paaren, der große Raubkater. Ich wollte sein geschwollenes Glied über meinen Bauch reiben spüren. Meine Schenkel wollte ich um seine starken Hüften schlingen und mich seinen rhythmischen Bewegungen ausliefern. Oh ja, das wollte ich. Das machte mich scharf. So sehr, dass ich nicht mehr lange brauchte und abspritzte. Mein Sperma vermengte sich mit der flüssigen Schokolade und zeichnete weiße Schlieren auf die Oberfläche des leckeren Sees. Was er wohl tun wird, wenn er es entdeckt?   Die Antwort sollte mich schon wenig später ereilen. Nachdem mein Werk der Perversion vollbracht war, verzog ich mich wieder in mein Zimmer und begab mich auf die Suche nach Schlaf. Meine Tat hatte mich ein wenig befriedigt und ich hatte wieder begonnen, rational zu denken, und mittlerweile kam es mir furchtbar ekelhaft vor, was ich da getan hatte. Ab jetzt wollte ich mich stets unter Kontrolle haben. Würde das Wasser aus der Leitung trinken, das wahrscheinlich weitaus weniger verseucht war als jenes, welches er mir anbot. Vielleicht würde ich davon kotzen müssen, aber das war mir egal. Diese Manipulationen sollten ein Ende haben. Ich war nicht sein Spielzeug. Punkt.   Selbstverständlich war meine Schweinerei nicht unbemerkt geblieben. Ich hörte irgendwann, wie die Tür geöffnet wurde und daraufhin jemand eintrat. Ich fühlte mich in meine Kindheitstage zurückversetzt, wo ich stets gefürchtet hatte, der Buhmann könnte mich holen, während ich in meinem Bett lag. So ähnlich war es tatsächlich. Nervosität raste durch meinen Körper und lähmte mich. Und das, obwohl ich genau wusste, wer mir da einen Besuch abstattete. Die Matratze senkte sich nach unten und nur Sekundenbruchteile später spürte ich, wie eine Hand durch mein Haar fuhr und sich ein warmer Körper dem meinen immer weiter näherte. Welche Vorsätze waren das noch mal gewesen, die ich vorhin gefasst hatte? Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Denn es ging schon wieder los. Er war mir so nah wie noch nie. War er nackt? Oh Gott, ja, ich hoffte es. Nein. Bitte nicht. Ich konnte nicht mit ihm schlafen. Nicht jetzt. Was hatte ich nur angerichtet?   "André." Er hauchte mir meinen Namen auf den Hals und die Gänsehaut blühte an jeder nur erdenklichen Stelle meines Körpers auf. Als er dann auch noch begehrlich mit den Lippen über meine sensible Haut fuhr und als Nächstes seine feuchte Zungenspitze in meiner Ohrmuschel tanzen ließ, schwebte ich bereits auf einer heißen Wolke der Lust. Ich war sein. Ganz sein. Nein. Ich gehörte nur mir.   "Kleiner, versauter Bengel. Hat dir das Spaß gemacht? Was wolltest du damit bezwecken? Mh?" Ich wusste natürlich genau, was er meinte. Und dies hier war genau die Gelegenheit, um mir endlich Luft zu machen. Um ihm zu zeigen, dass ich nicht nur ein kleines, zartes, hilfloses Püppchen war, sondern auch intelligent genug, um seine Machenschaften zu durchschauen. Gut, dass ich ihn nicht anzuschauen brauchte. So würde es mir viel leichter fallen, mit der Faust auf den Tisch zu hauen. "Du bist schuld daran." "Mhhhh..." Er knurrte lediglich tief und ich merkte ganz genau, dass er seine Pranke auf meine Hüfte schob. Versuchte, meinen Po gegen seinen Schritt zu drängen, was ihm schließlich auch gelang, denn er war mir körperlich weit überlegen. Mach weiter, verdammte Scheiße. Hör auf damit. "Du hast mir etwas in das Wasser getan, richtig? Deswegen kann ich mich kaum mehr zusammenreißen. Nur deswegen." Schweigen. Dann griff er um mich herum, packte meine Schulter und beförderte mich überraschtes Bündel auf den Rücken. Ich konnte seinem Blick nicht mehr ausweichen. "Das glaubst du doch nicht im Ernst." "Doch. Das glaube ich", beharrte ich auf meiner Meinung. "Du wolltest mich haben. Und du hast befürchtet, dass ich dir nicht geben will, was du von mir verlangst. Deswegen hast du mir so ein Zeug verabreicht." Meine Augen wurden schmal. Und in mir glomm die Wut auf. "Um mich zu brechen. Um mich gefügig zu machen." "André..." Er strich sich die Haare nach hinten und seufzte verzweifelt auf. Dann guckte er mich wieder an und streichelte mir sacht über die Wange. Und ich mochte es. Natürlich tat ich das. "Ich weiß, was mit dir los ist", behauptete er. "Wieso du nicht locker lassen kannst. Wieso du so ängstlich bist. Und wieso du denkst, ich würde dich mit Chemikalien für mich gewinnen wollen." Ach, na da war ich aber mal gespannt. "Irgendjemand hat dir so sehr wehgetan, dass du das Vertrauen verloren hast. In die Menschen, sowie in dich selbst." Ich runzelte die Stirn. Das konnte hinkommen. Man hatte mich oft enttäuscht in meinem Leben. Wie Dreck behandelt. Betrogen. Und verachtet. Es konnte also nur die logische Folge dessen sein, dass ich allem mit Hass gegenüberstand. "Sag nichts", fuhr Mister Steele mir über den Mund, als ich Anstalten machte, etwas zu sagen. "Du findest dich hässlich, nicht wahr?" Ich nickte bitter. Und der andere trug auf einmal so viel Mitleid in seinen Augen. "Und dabei bist du so schön..." Sein Zeigefinger legte sich unter mein Kinn, damit er mich besser auf den Mund küssen konnte. Nicht fordernd oder eindringlich. Nein. Nur ganz leicht. "Ich möchte dir gern zeigen, was für ein begehrenswerter Bursche du bist. Dass du es schaffst, einen Mann zum Tier werden zu lassen. Nur aufgrund deines Duftes. Deines Geschmacks. Und deines verführerischen, nackten Körpers." Sacht schob sich seine Hand zwischen meine Schenkel. Doch ich wich aus. "Aber was, wenn du doch nicht magst, was du siehst? Ich...ich krieg das mit dem Rasieren nämlich nicht hin und manchmal glaube ich auch, Hämorriden zu haben..." Daraufhin schmunzelte er mich lediglich milde an. "Denk nicht solche Sachen", schüttelte er den Kopf. "Und glaub mir - ich würde dich jetzt, genauso, wie du bist, vom Fleck weg ficken. Egal ob behaart oder unbehaart. Unreife Kerle würden dich vielleicht deswegen verspotten, aber ich nicht." Seine Stimme wurde leiser. Ein Raunen. Und wieder berührte er mich unter der Gürtellinie. Oh Gott. Ja. Tiefer, tiefer, tiefer. "Dann zeig mir doch mal deinen Schambereich. Aber sei darauf gefasst, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn ich deinen Penis erblicke und ich nicht anders kann, als es dir auf Französisch zu machen." Ich konnte nicht. Ich. Konnte. Einfach. Nicht. "Gut, dann folge mir jetzt in mein Schlafzimmer." Meine linke Augenbraue hüpfte in die Höhe. Ich verstand nicht ganz. Was sollte ich in seinem Schlafzimmer? Den Brunnen zur Strafe ganz auslecken? Doch nein. Das sollte nicht meine Aufgabe sein. Denn ich entdeckte, dass die weißen Schlieren längst verschwunden waren, als ich den Raum betrat. Wahrscheinlich untergegangen. Oder - Ich linste verstohlen auf Mister Steele. Ach, tatsächlich. So war das also. Und ich erhielt meine Bestätigung sogar noch in mündlicher Form. "Gib mir mehr von deiner weißen Schokolade", verlangte er, während er mein Handgelenk ergriff und mich zu ihm auf das Bett zog. "Am liebsten würde ich sie selbst aus deinem Glied trinken. Das hier", er deutete mit einem Kopfrucken in Richtung des Brunnens, "das hat mich nur erst richtig scharf gemacht. Auf dich. Und nun leg dich hin. Ich habe was für dich. Aber du musst mir schon ein kleines Bisschen vertrauen." Er erhob sich und machte dann ein paar Schritte vom Bett weg, drehte sich allerdings auf halbem Wege noch einmal zu mir um. "Du möchtest doch mit mir schlafen? Der Gedanke daran erregt dich sehr, nicht wahr?" Ich presste meine Lippen aufeinander und nickte schuldvoll. "Dann werde ich jetzt etwas holen, das dir dabei helfen wird, deine Hemmungen abzustreifen. Etwas sehr, sehr Schönes, das wir beide als sehr lustvoll empfinden werden. Und du sogar noch mehr als ich. Das verspreche ich dir." Was würde das wohl sein? Nein, ich befürchtete nichts Schlimmes. Kein Folterinstrument, das meine Gliedmaßen einzwängen und mich meiner Bewegungsfreiheit berauben würde. Irgendwie begann ich, mich in Mister Steeles Nähe geborgen zu fühlen. Ich spürte, dass er alles dafür tun wollte, dass ich ein wundervolles Erstes Mal erlebte. Und ich wusste ja, dass er nichts tat, was ich nicht auch als angenehm empfand. Lange schon hatte er sich zurückgehalten. Im Grunde hätte er sich einfach nehmen können, was er wollte. Auch gegen meinen Willen. Aber er hatte mich in Ruhe gelassen. Ja, vielleicht hatte er ein wenig nachgeholfen, mir Anstöße gegeben, aber das hatte ich gebraucht. Um mehr und mehr aufzutauen. Um es zu wagen, mich in seine Hände zu begeben. Die Kontrolle in seinem Beisein an ihn zu verlieren. Ich fühlte, dass sie bei ihm jedoch gut aufgehoben sein würde. Spätestens dann, als er zurückkehrte und eine kleine Schale in der Hand hielt, von der ich bald schon sehen konnte, dass sie mit Wasser gefüllt war. Mit Wasser und mit Eiswürfeln.   Mein Magen fühlte sich an wie ein Käfig für einen ganzen Schwarm Schmetterlinge, als Mister Steele schließlich an meiner Seite  kniete und mir behutsam den Umhang abstreifte. Doch in diesem See aus Nervosität schwamm auch ein glitzernder Funken. Etwas, das die Flügelschläge der Schmetterlinge weich machte. Und zu einem kribbeligen Genuss. Meine Hände waren zwar kalt, als ich komplett entblößt vor ihm lag. Aber mein Atem war ruhig. Ganz ruhig. Ich verspürte keine Panik. Und wann immer ich zaghaft an mir hinabsah, ich fand meine Nacktheit heute nicht so schlimm wie sonst. Vielleicht lag es an den weichen Schatten, die das Kerzenlicht auf meine Haut zeichnete. Vielleicht aber auch an ihm. Denn seinen Blicken nach zu urteilen, die über meinen Körper wanderten - lange, sehr lange - stieß ihn mein Anblick nicht ab. Im Gegenteil. Er kümmerte sich nicht um das rote Ekzem auf meiner Brust. Nicht um meine Speckröllchen am Bauch. Aber um meinen Penis, der sich ganz leicht erhoben hatte. Es erregte mich, dass er mich so sehen konnte. Und es erregte mich, dass er sich mit der Zunge begehrlich über die Lippen fuhr, während er mich betrachtete. Jedoch sollte nun etwas folgen, das meine Lust noch höhere Wellen schlagen ließ. Der Eiswürfel. Er fischte ihn aus dem Wasser und hielt ihn dann vor seine Lippen, legte ihn sie kurz auf die Zunge und küsste ihn. Dass er daraufhin leicht anschmolz konnte ich nur zu gut verstehen, schmolz ich doch jedes Mal auch ein Stück, wenn er mit mir diese Dinge tat. Er war so heiß, dass sein Feuer auf mich überschlug und zwischen meinen Beinen loderte.   Meine Hände krallten sich in das Laken. Und meine Lippen öffneten sich, ohne dass ich es hätte verhindern können, selbst wenn ich gewollt hätte. Kalt. Einfach nur kalt. Eiskalt. Er hatte das Eisstück auf meinem Hals angesetzt. Und ich konnte gar nicht anders, als mich zu verkrampfen. "Fuck", entkam es mir atemlos und ich war selbst überrascht, wie rau meine Stimme auf einmal klang. Belegt. Ich mochte das. Ich hörte meinen Atem, der in meiner Kehle rauschte, als das Eisstück weiter an mir hinabwanderte. Über mein Schlüsselbein. Feuchte Spuren hinterließ es schließlich auf meiner Brust. Immer wieder schloss ich kurz meine Augen, wann immer der Reiz anschwoll. Abwärts. Abwärts. Immer weiter abwärts. Ich sehnte es regelrecht herbei. Umso mehr er sich meinen Lenden näherte, desto ungeduldiger und ungehaltener wurde ich. "Oooooh..." Mein Hals streckte sich im Rausch und mein Hinterkopf presste sich fest gegen das Kissen unter ihm. Er war direkt über meine Brustwarze gefahren. Ohne Vorwarnung. Und er grinste nur ob meiner Reaktion. Teuflisch. Wie auch sonst. Jedoch beugte er sich noch im selben Augenblick über meinen Oberkörper. Über meine aufgerichtete Brustwarze, deren Silhouette ich im Schein der Kerze erkennen konnte. Und dann zupften auch schon ein paar raue Lippen an ihr. Eine Zunge folgte, die über sie leckte. Und dann wurde sie hart in diesen großen, feuchtwarmen Mund eingesogen. Mein Atem beschleunigte sich. Schwoll immer weiter an. Es erreichte seinen Höhepunkt, als Mister Steele von mir abließ, genauso schnell, wie er über mich gekommen war und sich kurzerhand das Shirt über den Kopf zog. Meine Augen wurden ganz schmal, als er mir seinen bloßen, muskulösen Oberkörper regelrecht präsentierte. Fest presste ich die Lippen aufeinander. Und schaute sehnsüchtig dabei zu, als er mein Handgelenk nahm und meine Finger über seine heiße, feste Brust gleiten ließ. Jedoch sollte sich nun das Spiel fortsetzen, welches er mit meinem Körper begonnen hatte. Der Eiswürfel kehrte wenig später zurück. Setzte dort an, wo er aufgehört hatte, sich seinen Weg abwärts zu bahnen. An meiner Brustwarze. Er ließ sie langsam über meinen Brustkorb gleiten und ich räkelte mich leicht, voll Erwartungsfreude. Bald erreichte er meinen Bauchnabel und von dort war es nicht mehr weit bis zu dem Ort, der so sehr nach Aufmerksamkeit gierte. Schon die ganze Zeit. Seit Tagen. Seit viel zu vielen Tagen. Sehnsüchtig reckte sich ihm mein Glied entgegen, lechzend nach Berührungen und Küssen. Und es sollte endlich erhört werden. Schneller, als ich vermutet hatte. Der Wahnsinn ließ mich entgleisen. Ich war wie Wachs. Fließend. Heiß. Und brennend.   "Beweis mir, dass du ein unartiger Junge bist. Öffne deine Beine für mich." Ich tat es. Doch noch fühlte ich mich nicht so ganz wohl dabei. Es war wie ein Sprung ins kalte Wasser. Wenn ich diesen jedoch überwunden hatte, dann würde ich ins Schwimmen kommen. In einen Fluss. Wahrscheinlich würde er mich alles vergessen lassen. Meine Sorgen. Meine Ängste. Und vor allen mich selbst. Aber ich wollte es. Ich wollte ihm alles von mir zeigen. Der bloße Gedanke daran brachte mich zum Kochen. Die Gier kroch über meinen Damm. Glitt zwischen meine Backen und schwelte in meinem Anus. Meine Schenkel spreizten sich. Nun war ich komplett wehrlos. Meine empfindlichsten Stellen lagen bloß. Und er kniete direkt vor ihnen. Ich sah, wie er sie betrachtete. Und ich wusste, die lodernden Schatten in seinen grünen Augen stammten nicht allein von dem Kerzenlicht. Sein ganzes Gesicht verriet mir, wie hungrig ich ihn machte. So sehr, dass er wahrscheinlich nicht mehr anders konnte, als seine Hände unter meinen Po zu schieben, diesen leicht anzuheben und sein Gesicht in meinen Schambereich zu drücken. Ich stöhnte auf. Zittrig. Es klang wie unter Schmerzen, doch wenn das hier Schmerzen waren, dann waren es die schönsten Schmerzen, die man sich hätte vorstellen können. Die Reize schlugen über mir zusammen. Überforderten mich und ich hatte keine Ahnung, wie ich diesem Wahnsinn standhalten sollte. Mein ganzer Leib war nur noch ein Ziehen. Ich spürte eine wühlende Zunge dort, wo ich mich noch nicht einmal selbst anzufassen gewagt hatte. Ich war so außer mir, dass ich in meiner Verzweiflung einen Fuß auf seine Schulter stellte und mich dann immer wieder regen musste, um einen Ausgleich zu schaffen. Aber schon bald sollte mir selbst das immer schlechter gelingen. Denn ich fühlte, wie heißer Atem meinen Schwanz emporkroch, dringend aus einem geöffneten Paar Lippen. Eine Zunge, die begehrlich über meinen Schaft leckte. Und dann, wie ich verschlungen wurde. Wie ein Sturz in die Tiefe, der mich sofort wieder in die Höhe katapultierte. In die höchste Höhe. Häufig hatte ich Fantasien von eben diesen Augenblick gehegt. Mich gefragt, wie es wohl sein würde. Ich hatte gemeint, mir es gut vorstellen zu können. Doch dem war nicht so. Nichts war vergleichbar mit diesem Wahnsinn, der mich gerade durchströmte. Eine Hand, die die Wurzel umschloss. Lange Haare, die auf meinen Unterleib fielen. Und dieser sich unermüdlich auf und ab bewegende Kopf. Laute, genüssliche Schmatz- und Sauggeräusche. Und diese prickelnde, kribbelnde, zerrende Lust, die mir die Sicht raubte. Sein Mund war so tief und er zog sich um meine Spitze herum rhythmisch zusammen. So heiß. Nass. Nur noch Feuchtigkeit und Wärme. Und Festigkeit. Und die Leichtigkeit einer flatternden Zungenspitze, die überall zu sein schien. Ich war so gefangen in diesem Rausch, so furchtbar, schrecklich erregt, dass mein Körper dieses Gefühl anscheinend einfrieren wollte. Denn schon lange meinte ich zu spüren, wie ich nicht mehr lange standhalten konnte, doch der Orgasmus ließ auf sich warten. Für eine lange Zeit, die ich lediglich mit Zucken, Winden und Krampfen verbrachte. Und Stöhnen. Und Keuchen. Ich mochte es nicht, mich zu hören, aber gleichzeitig konnte ich nicht anders. Aber irgendwann einmal, als ich die Nase rümpfte und die Zähne bleckte aufgrund der Tatsache, dass er mit den Zähnen über meinen Schaft gekratzt hatte, da fauchte ich. Wie ein Tiger. Wie ein Tiger während der Paarung. Das liebte ich. Ich knurrte und fauchte, während es mir immer heftiger besorgt wurde. Bis es mich erdrückte und sich meine Lust heftig löste. Ich ergoss mich in dieser heißen Höhle, die mich bis zum Schluss umfing. Verlor die Kontrolle vor den Augen des Sexgottes, welcher seine Blicke starr auf mein Gesicht gerichtet hatte, während ich wegen ihm so sehr kam.   Das war es. Das, wovor ich so viel Angst gehabt hatte. Komplett unbegründete Angst, wie ich nun wusste. Mister Steele liebte jeden Zentimeter meines Körpers. Er konnte gar nicht genug von mir bekommen. Genauso wenig wie ich von ihm. "Ich will dich heute Nacht bei mir haben", offenbarte er mir mit betörter Stimme. Und ich blieb. Blieb in seinem Bett. An Schlaf war allerdings nicht zu denken. Jedenfalls für eine äußerst lange Zeit nicht.   Diese Nacht gehörte uns.  Als ich zum ersten Mal seine Hände über meinen Leib wandern spürte, da war meine eigene Lust ebenfalls schon wieder angeschwollen. Ich reckte mich seinen Berührungen entgegen, ließ zu, wie er sich gegen mich drängte, gegen meine Nacktheit. Er selbst hatte sich inzwischen ebenfalls seiner Hose entledigt und somit konnte ich seinen Penis spüren, der sich vollends erregt und so riesengroß zwischen meine Pobacken drängte und sich anschließend an ihren Innenseiten rieb, bis ich fühlte, wie eine warme Flüssigkeit auf meinen Rücken troff. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Wir trieben es mit kurzen Unterbrechungen immer wieder. Und gingen immer weiter. Irgendwann hatte er mich auf seiner Brust sitzen, befriedigte mich mit dem Mund und penetrierte gleichzeitig mit zwei Fingern meinen Anus. Und es dauerte nicht mehr lange, bis er mir auch noch den letzten Funken meiner Jungfräulichkeit raubte und sich selbst tief in mir versenkte. Ich war kaum mehr zu beruhigen, während er mich nahm. Presste mich ihm ungehalten entgegen. Und schrie, und schrie, und schrie. Nur für ihn. Bei jedem Stoß. Es war ein Hochgenuss für uns beide.   Wir wiederholten das Spiel noch einige weitere Male, bis ich schließlich erschöpft einschlief. Ich konnte nicht mehr. Aber ich war frei. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich mich so erleichtert gefühlt. So erleichtert und schwerelos.   Ich wollte es festhalten. Das Gefühl. Und all diese wahnsinnsgetränkten Momente.   Doch ich war zu schwach. Man entriss mir bald alles, was ich gefunden hatte... Epilog: Rückkehr ---------------- Epilog - Rückkehr     Gleißendes, weißes Licht. So hell, dass es in meinen Augen schmerzte. Erbarmungslos durchdrang es meine geschlossenen Lider, welche ich kaum zu heben vermochte. Schwer waren sie. Genau wie meine Glieder. Mein Arm gehorchte mir nicht so recht, als ich versuchte, ihn anzuheben. Und mein Kopf, er schien fast zu explodieren...   Wo war ich hier? Ich war das Licht nicht mehr gewöhnt, denn ich hatte einige Tage in ewiger Dämmerung verbracht. All das Weiß, es schrie regelrecht auf mich ein. Und es war nur Weiß, alles was mich umgab. Die Wände, die Decke. Wohin hatte man mich gebracht? Wo war Mister Steele? War ich nicht gestern Nacht neben ihm in seinem Bett eingeschlafen, nachdem ich...nachdem wir... Zwischen all den Schmerzen funkte etwas in mir auf. Ein zartes Wohlgefühl, hervorgerufen durch all die Erinnerungen an die letzte Zeit. Doch ich verlor diesen Pfad sehr schnell wieder. Denn nichts schien mehr so zu sein, wie es gewesen war. Ich hatte eine Nadel in meinem Arm. Und irgendetwas steckte in meiner Nase. Ich befand mich im Krankenhaus, ohne Zweifel. Ich musste einen Unfall gehabt haben oder etwas dergleichen.   Gut, an das Weiß hätte ich mich gewöhnen können. Und vielleicht sogar an den Schmerz in meinem Kopf und in meiner Brust. Aber da gab es etwas, das mir einen Pfahl mitten in das Herz schlug. Ich war in der Hölle gewesen. Es stimmte tatsächlich. Ich war tot gewesen. Aber seit dem Zugunglück war sicher beinahe eine Woche vergangen. Hatte Mister Steele mir etwas angetan? Nein. Das hätte er niemals fertiggebracht. Ich vermutete, dass die Wahrheit eine ganz andere war. Egal wie viel Zeit vergangen war - man hatte es irgendwie geschafft, mich zurück in das Leben zu holen. Mich aus der Hölle zu reißen. Und nein, das wollte und konnte ich einfach nicht wahrhaben. Ich war wieder hier und man erwartete, dass ich mein jämmerliches Leben fortsetzte, das ich vor meiner Reise in die Unterwelt geführt hatte. Dieses Leben umgeben von all dem Luxus. Welches mir aber doch nicht das geben konnte, was ich wollte. Was ich brauchte. Man hasste mich hier. Und ich hasste wider. Hasste mit einem Mal noch stärker als jemals zuvor. Das hier, das war nicht der Ort, an dem ich sein wollte. Hier hatte ich alles. Alles, was man mit Geld hätte kaufen können. Und doch war es so wenig gewesen. Mister Steele hatte Recht. Die Dinge, die man nicht mit Geld bezahlen konnte, das waren die besten, die wertvollsten. Das hatte ich am eigenen Leib spüren dürfen. In der letzten Nacht, da hatte er mich geheilt. Das, was er mit mir getan hatte, das war wirkungsvoller gewesen als es hätte jede Psychotherapie sein können. Und nun lag ich hier, umgeben von Schläuchen und piepsenden Geräten. Getrennt von ihm. Nein. Das wollte ich nicht. Das wollte ich um keinen Preis. Lieber wollte ich für immer in der Dunkelheit mein totes Leben führen, als Lustknabe des Teufels, als noch einmal diesen Menschen unter die Augen treten zu müssen, die mich nicht verstanden. Sterben wollte ich nicht. Und das würde ich auch nicht tun. Ich würde lediglich einen anderen Ort für meine Existenz auswählen. Ich kannte das Prozedere. Wusste, dass es nicht wehgetan hatte, als Weston mich geholt hatte. Ich empfand keine Angst gegenüber dem, was die Menschen als den Tod bezeichneten. Denn ich wusste, was danach kam. Dass es weiterging. Und dass die Hölle im Grunde das war, was man als das Paradies bezeichnete. Dort hatte ich alles. Dort hatte ich das gefunden, was ich immer gesucht hatte. Und hier, da hielt mich nichts. Nicht mein Vater. Nicht meine Mutter. Vielleicht würde ich sie irgendwann einmal vermissen, aber sicher nicht mehr als sie mich. Und sicher nicht mehr, als ich Mister Steele im Moment vermisste. Dieses Gefühl strömte plötzlich so heftig durch mich, dass es unter meinen Augenlidern drückte. Alles hätte ich dafür getan, für immer bei ihm zu bleiben, in der Unendlichkeit. Und deswegen fiel es mir auch nicht schwer, das zu tun, was ich mir überlegt hatte.   Ich biss die Zähne zusammen, als ich die Nadel mit meiner verbundenen Hand aus meinem Arm riss. Die Maschine neben mir stieß ein alarmiertes Piepsen aus, das meine Ohren beinahe betäubte. Blut quoll aus der Wunde, die ich mir zugefügt hatte, es rann vielen roten Regentropfen gleich über meine bleiche Haut und färbte die Bettdecke in ebendieser Farbe ein. Nun überkam mich doch ein kleiner Anflug von Panik. Wollte ich tatsächlich sterben? Endgültig? Unwiederbringlich? Was, wenn es schiefging? Oder der Ort, an dem ich Mister Steele getroffen hatte, gar nicht die Hölle gewesen war? Was, wenn es doch nichts gab nach dem Tod? Doch es war längst zu spät für mich. Wahrscheinlich hatte ich mir bei dem Zugunglück zu schwere Verletzungen zugeführt, denn es dauerte nicht lange, bis ich eine große Müdigkeit spürte, die ihre schwere Decke über mir ausbreitete.   Und dann wurde ich emporgehoben. Ich hoffte so sehr, dass es der war, den ich erwartet hatte. Mit noch immer geschlossenen Augen streckte ich meine Hand aus, um irgendeinen Anhaltspunkt an dem Körper der Person zu ertasten, die mich in ihren Armen hielt. "Weston..." Ich klang so klein und schwach. Doch als mir Westons unverkennbare Stimme antwortete, da war mit einem Mal alles gut. Es gab nichts mehr, vor dem ich Angst haben musste. "Bleib ganz ruhig, wir sind gleich da. Tut mir leid, dass ich dich zurückholen muss..." "Es ist...es ist das, was ich will...", stammelte ich leise und blinzelte empor zu seinem Gesicht. Die Helligkeit war längst verschwunden. Über uns brannten wieder die roten Schlieren in dem schwarzen Himmelszelt. "Ich will...zu Mister Steele...bring mich zu ihm..." "Das werde ich", versicherte mir mein Retter. "Der Meister wird mich sicher auf ganz besondere Weise dafür belohnen, dass ich dich wiedergefunden habe..." Über sein Gesicht zuckte ein Grinsen, doch dieses verbargen gleich darauf die langen, schwarzen Haare, die der Wind in alle Richtungen blies. "Ich habe mich umgebracht", gestand ich ihm. "Ich habe mir die Nadel aus meinem Arm gezogen. Ich war im Krankenhaus...ich wollte...sterben..." "Du wärst ohnehin gestorben", erklärte mir der andere. "Denn du gehörst längst nicht mehr in die Welt. Du gehörst dem Meister. Er hatte mich sofort nach deinem Verschwinden losgeschickt, um dich zu suchen." Eine leise Träne rann über meine Wange. Er hätte mich so einfach ersetzen können. Mit irgendeinem anderen Jungen. Oder einem Mädchen. Aber er hielt an mir fest. Wollte mich bei sich haben. Ich war sein.   Und als ich spürte, wie Westons Hände mich in zwei andere übergaben, da wusste ich, wo ich zu Hause war. Nicht in der Musik. Nicht in Leipzig. Sondern in Mister Steeles Armen. In den Armen des Teufels.   "Mein süßer André...", hauchte er mir in mein Ohr und ich erkannte ihn auch mit geschlossenen Augen am bloßen Klang seiner Stimme und seinem männlichen Duft. "Noch einmal lasse ich dich nicht gehen. Du bist jetzt ein Engel. Mein Engel."   Und ich fühlte mich lebendig. Viel lebendiger, als ich es jemals während meiner Zeit auf der Erde gewesen war.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)