Ein zweites Leben von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 35: Zerrissen --------------------- Ein grelles Licht umfasste Oscar und zerrte sie hartnäckig aus dem traumlosen Schlaf. Eine Hand ruhte noch immer auf ihrem Bauch und die andere unter ihrem Kopfkissen. Sie schlug die Augen auf und bekam mit, wie ihr einstiges Kindermädchen die Vorhänge am Fenster auseinander schob und damit mehr Licht von der aufgehenden Sonne in ihr Zimmer hereinließ. Oscar drehte sich auf den Rücken und saß dann auf. Eine leichte Übelkeit kroch in ihr hoch und sie bemühte sich, sie sofort zu verdrängen, ohne sich dabei ihre Hand auf den Bauch zu legen oder ihren Mund zu verdecken. Es würde gleich vergehen, wie jeden Morgen wenn sie wach wurde. Die Ereignisse von Gestern geisterten nur so in ihrem Kopf. Sophie befestigte die Vorhänge mit einem Band zusammen und drehte sich um. „Oh, guten Morgen, Lady Oscar! Habt Ihr gut geschlafen?“ „Guten Morgen, Sophie.“ Oscar schlug die Decke hoch, ließ ihre Füße von der Bettkante herab und schlüpfte in ihre Hausschuhe. Und wie erwartet, ließ die Übelkeit langsam nach. „Ich habe gut geschlafen“, sagte sie nicht ganz wahrheitsgemäß und stand auf. Um Sophie nicht noch länger anschauen zu müssen, ging sie zu ihrer Waschschüssel und begann wie gewohnt mit der Morgenwäsche. Sie konnte einfach die alte Frau nicht länger ansehen und ihr dabei verheimlichen, dass sie bald Urgroßmutter werden würde. „Ein Bote war vor einer Stunde hier und sagte, dass Ihre Majestät wünscht, Euch zu sehen“, teilte ihr Sophie mit, während sie das Bettzeug zusammenlegte. Sie hatte nicht die geringste Ahnung von den mulmigen Gefühlen, die in ihrem Schützling gerade herrschten. Oscar beendete ihre Wäsche und griff nach dem Handtuch. „Ist Andre schon wach?“, fragte sie ihre einstige Kinderfrau ausdruckslos. „Er nimmt gerade ein Frühstück in der Küche, Lady Oscar“, antwortete Sophie, ohne sich von ihrer Arbeit abbringen zu lassen. Oscar suchte nach dem Abtrocknen gleich nach ihren frischen Sachen und zog sich schnell an. Dann kam die Uniform dran. „Wenn er fertig ist, sag ihm, dass er mein Pferd satteln soll. Ich reite gleich zur Königin.“ Sophie richtete noch die Überdecke auf dem Bett und wandte sich dann ihrem Schützling zu. „Wollt Ihr nicht zuerst auch etwas essen, Lady Oscar? Ich habe für Euch schon etwas mitgebracht. Es steht auf dem Tisch in Eurem Salon.“ „Ich danke dir, Sophie.“ Oscar marschierte aus ihrem Bettzimmer in den Salon und knöpfte auf dem Weg ihre rote Uniformjacke zu. Sie mied weiterhin, Sophie anzusehen - das schlechte Gewissen nagte noch mehr an ihr. Sophie schüttelte über dieses Verhalten nur bestürzt den Kopf. Wie sehr wünschte sie, dass Oscar den Ratschlag ihrer Mutter angenommen und lieber den mehrmonatigen Hausarrest gewählt hätte, als die Verbannung für ein Jahr. Madame de Jarjayes hatte es gut mit ihrer Tochter gemeint, aber Oscar würde das nie annehmen. Warum musste sie nur wie ein Mann erzogen werden?! Und warum zog sie die Verbannung dem Hausarrest vor? Das verstand Sophie nicht. Ihr Schützling tat ihr leid. Sie hätte ihr gerne die schweren Bürden und Pflichten erspart, die man ihr stets aufs Neue auferlegte. Aber sie wusste auch, dass es unmöglich war. Es war zu spät etwas an der Erziehung ändern zu können - sie hatte sich viel zu tief in Oscar eingegraben und war nicht mehr auslöschbar. Wenigstens stand Andre ihr immer zur Seite und würde sie in die Verbannung begleiten. Sophie seufzte wehmütig, als sie Oscars Salon verließ und in Richtung der Küche ging. Obwohl Sophie zu Andre immer streng war, liebte sie ihn dennoch wie ihr eigenes Kind. Ihr armer Enkel! Schon zu oft hatte sie seine flüchtigen Blicke bemerkt, wenn er Oscar ansah und wenn er sich dabei unbeobachtet fühlte. Eine verborgene Liebe und Zuneigung lag darin, die nur sie, seine Großmutter, wahrzunehmen schien. Andre hatte schon einmal abgestritten, dass er etwas für Oscar empfand. Sie war seine Freundin, mit der er von Klein an aufwuchs, war seine Begründung damals. Er belog damit nicht nur seine Mitmenschen, sondern auch sich selbst. Und Oscar würde niemals seine Gefühle bemerken, geschweige denn erwidern. Zu sehr war sie durch ihre Erziehung kühl und unnahbar geworden. Sophie taten alle beide von ganzem Herzen leid. Aber sie konnte nichts dagegen tun, außer zuzusehen, wie ihr Enkel und ihr Schützling sich selbst ahnungslos zu Grunde richteten. - - - Ihre Majestät die Königin bat Oscar sofort in ihren Salon und scheuchte alle ihre Hofdamen hinaus. „Habt Ihr Euch gut ausgeruht?“, wollte Marie Antoinette danach von ihr als erstes wissen. „Danke, Majestät“, sagte Oscar aufrichtig und offen: „Mein Vater hat mir noch gestern Euren Auftrag mitgeteilt.“ „So schnell?“ Das überraschte Marie Antoinette wirklich: „Ich hoffe, meine Entscheidung hat Euch nicht allzu sehr zugesetzt?“ „Keineswegs, Majestät. Ich habe die Hintergründe sehr wohl verstanden und bin Euch meinen Dank schuldig.“ Oscar versuchte dabei sachlich zu bleiben und ihre undurchschaubare Haltung zu wahren. Niemand sollte merken, was wirklich in ihr vorging: Durcheinander, Zwiespalt und Mutterglück waren nur einige ihrer Gefühle. „Keine Ursache, Oscar. Mir ist nichts Besseres eingefallen“, teilte ihr Marie Antoinette vertraulich mit. Sie saßen wie gestern auf einem Sofa und einander zugewandt. „Und ich verlange von Euch natürlich nicht, dass Ihr in Eurem Zustand durch ganz Frankreich herumfahrt.“ Oscar nutzte nun die Möglichkeit, um ihr die Fragen zu stellen, die sie seit gestern plagten: „Habt Ihr etwa einen bestimmten Ort in Aussicht?“ „Das nicht, Oscar. Aber ich empfehle Euch in den Süden des Landes zu fahren. An der Küste zum Mittelmeer und an der Grenze zu Spanien gibt es ein Port und die Menschen dort sind freundlich, habe ich gehört. Das ist ein von der Welt abgeschiedener Ort, aber mit Gasthäusern, einer Kirche und Wohnräumen, die Ihr mieten könnt. Am besten kauft Ihr ein Haus, das ist günstiger. Ich gebe Euch eine Urkunde mit, dass Ihr das tun dürft“, erzählte Marie Antoinette in einem so gradlinigen Redefluss, dass Oscar nicht dazu kam, etwas zu erwidern. „An welchem Tag beabsichtigt Ihr genau abzureisen?“, fragte die Königin anschließend. „Das... weiß ich noch nicht genau...“, meinte Oscar betroffen: „Vielleicht spätestens übermorgen...“ Marie Antoinette nickte ihr unmerklich zu, als hätte sie die Antwort schon erwartet. „Kommt dann morgen noch einmal zu mir und Ihr bekommt die Urkunde. Und auch die anderen Sachen, die Ihr gebrauchen könnt.“ „Eure Majestät!“, unterbrach sie Oscar ungewollt. Das war ihr ein wenig zu viel der guten Fürsorge. „Ich bitte Euch, Ihr habt schon genug für mich getan.“ „Was redet Ihr, Oscar?!“ Beinahe empört riss Marie Antoinette ihre Augen auf, aber sogleich beruhigte sie sich wieder. Sie müsste eigentlich wissen, wie Oscar ist und dass sie niemals die Hilfe von anderen annehmen würde. Vielleicht war es in dieser Hinsicht von Vorteil, Königin zu sein. So konnte Oscar ihr nicht widersprechen und sie konnte ihre Freundin somit helfen. „Das ist noch das Mindeste, was ich tun kann, liebste Oscar. Ihr seid doch so ein wunderbarer Mensch!“ „Ihr macht mich verlegen, Majestät...“, gestand Oscar etwas kleinlaut. „Euch verlegen?“ Marie Antoinette schmunzelte. Oscar in Verlegenheit zu bringen, war praktisch unmöglich. Sie war aber auch nachsichtig mit ihr. „Nun gut, Oscar. Ich werde Euch nicht mehr verlegen machen.“ Oscar atmete erleichtert auf. Noch mehr Mildtätigkeit hätte sie nicht ertragen können. Sie hatte eigentlich, während ihres langjährigen Dienstes im Königshaus, selbst ein kleines Vermögen angehäuft. Und das würde ihr sogar mehr als für ein Jahr reichen. Marie Antoinette stellte ihr diesbezüglich zwar weitere Fragen, aber ohne nähere Angaben: „Sagt mir, Oscar, habt Ihr schon Eure zusätzlichen Begleitungen auserwählt?“ „Das noch nicht, Majestät, aber ich habe da schon welche im Sinn.“ „Und sind sie vertrauenswürdig?“ „Ja, das sind sie.“ „Das ist sehr gut, Oscar...“ Marie Antoinette holte tief Luft. Die nächste Frage würde Oscar bestimmt sehr treffen, aber das musste auch geklärt werden. Bedächtig und vorsichtig senkte Marie Antoinette ihre Stimme: „Ist unter diesen Auserwählten auch ein junges, kinderloses Ehepaar?“ „Schon möglich...“ Oscar bekam langsam ein ungutes Gefühl. Diese Fragerei kam ihr merkwürdig vor. Sie wagte eine Gegenfrage: „Darf ich erfahren, weshalb Ihr das wissen möchtet?“ „Versteht mich bitte nicht falsch, Oscar...“ Marie Antoinette wirkte im nächsten Moment unsicher und ihre Finger umfassten kräftiger den geschlossenen Fächer in ihrem Schoss. Sie wollte Oscar nicht verletzen und wagte es kaum, ihr in die Augen zu sehen. „...habt Ihr schon darüber nachgedacht, was aus dem Kleinen werden wird, wenn Ihr aus der Verbannung zurückkehrt?“ Oscar traf das wie ein harter Schlag aus heiterem Himmel! Nein, das hatte sie nicht! Ihre Hand legte sich mechanisch auf ihren Bauch. Die Königin hatte ihr noch eine weitere Tatsache offenbart, auf die sie zu spät gekommen wäre! Das Kind an einem geheimen Ort auf die Welt zu bringen könnte noch durchgehen. Aber mit ihm nach Hause zurückzukehren wäre reiner Selbstmord! Für das Kind und Andre ebenso! Bei der Vorstellung, was man mit ihnen machen würde, zog sich ihr Brustkorb schmerzlich zusammen! Ihr Herz blutete, zerbrach in tausend Stücke. Sie durfte das nicht zulassen! Sie musste es verhindern! Ihr fiel das junge Ehepaar als Begleitung ein. Die Königin hatte also auch daran gedacht und sie vor die Wahl gestellt: Entweder fliegt sie auf, oder überlässt das Kind dem genannten Ehepaar! Wie grausam! Ihr eigenes Kind! So oder so würde es einer ungewissen Zukunft ausgesetzt sein! Und Andre? Was würde aus ihm? Würde er sie nach dem überhaupt noch lieben können? Wenn nicht, dann hatte sie es verdient! Was hatte sie nur getan?! Sie hatte ihr eigenes Schicksal geändert und das war jetzt die Strafe dafür! „Niemals werde ich es abgeben!“, knurrte sie erstickt und schlug sich wuchtig mit der Faust gegen ihre Kniescheibe. In ihrem Gesicht stand hilflose Wut geschrieben und in ihren Augen sammelten sich die Tränen. „Oscar...“ Die besorgte Stimme von Marie Antoinette drang zu ihr wie aus weiterer Ferne. „...wenn ich nur wüsste, wie ich Euch weiterhelfen kann...“ „Ich bitte Euch, Majestät...“, ließ Oscar sie nicht weitersprechen. Verächtlich fuhr sie sich mit dem Ärmel über die Augen. Was war los mit ihr? Wo war ihre Disziplin und ihre Beherrschung? Lag es etwa an der Schwangerschaft, dass sie plötzlich so empfindlich geworden war? Sie rief sich zur Ordnung, schluckte ihre Gefühle herunter und wandte sich einigermaßen gefasst wieder an die Königin. „Ihr habt mir schon mehr geholfen, als ich es je zu erhoffen gewagt hätte... Überlasst die Sache von nun an bitte mir, sonst kann ich von Euch nichts mehr annehmen...“ „Ich verstehe was Ihr meint, Oscar. In dieser Hinsicht habt Ihr Euch kaum verändert.“ Marie Antoinette versuchte ein gütiges Lächeln hervorzubringen. „Aber lasst mich sofort wissen, wenn etwas passiert ist oder Ihr in Schwierigkeiten seid.“ „In Ordnung, Majestät“, versprach ihr Oscar offen und wünschte sich weit fort zu sein. Am liebsten, an einem anderen Ende der Welt... Andre war seit dem Morgen mies gelaunt und verstimmt. Er verstand Oscar nicht mehr. Und er konnte sie nicht ausfragen, wie er sich das eigentlich vorgenommen hatte! „Könntest du mir einen Gefallen tun?“, hatte sie ihn im Stall nach dem Frühstuck gefragt, als er ihr Pferd sattelte. „Jederzeit, Oscar“, hatte er sich bereitwillig zur Verfügung gestellt. „Reite nach Paris und frage Alain, ob wir uns heute Abend bei ihm treffen können. Wenn er zustimmt, dann bitte Rosalie und Bernard zu ihm. Ich habe etwas mitzuteilen und eine Entscheidung zu treffen. Es geht dabei um die Forderungen der Königin. Während du im Paris bist, gehe ich zu ihr und spreche mit ihr.“ „Das mit Alain kann ich für dich erledigen. Aber wieso willst du ohne mich zur Königin reiten?“ „Das ist eine Sache zwischen mir und ihr“, hatte Oscar sich knapp geäußert und eine halbe Stunde später war sie fort, ohne ihm davon etwas zu sagen. Das hatte ihn missmutig gemacht. Nichtsdestotrotz erfüllte er ihr den Gefallen und ritt nach Paris. Zuerst zu Alain, dann zu Bernard. Bei allen beiden schilderte er die gestrige Ereignisse und bekam fast die gleiche Antwort: „Was hast du von der Königin erwartet, mein Freund?“, hatte ihm Alain abfällig anvertraut: „Du brauchst sie nur schief anzusehen, dann gilt das schon als Unverschämtheit und Beleidigung! Ich bewundere den Mut deiner Frau, aber sie sollte vorsichtiger sein! Das hätte ins Auge gehen können! An deiner Stelle würde ich sie überreden, den Dienst am Hofe zu quittieren! Vielleicht schaffst du es, ihr das in dem Jahr der Verbannung weiszumachen?! Wenn du überhaupt dazu kommst. Ihr werdet sicherlich anderweitig miteinander beschäftigt sein. Aber eines sage ich dir, Kumpel: Ihr könnt jederzeit zu uns kommen! Das heißt auch heute Abend!“ Madame de Soisson und Diane hatten noch zusätzlich seine Aussage bekräftigt. Andre begab sich danach zu Bernard und Rosalie, die er glücklicherweise noch zuhause angetroffen hatte. Auch ihnen hatte er die Ereignisse von gestern erzählt und sie waren sofort bereit, sich heute Abend bei Alain einzufinden. „Arme Lady Oscar! Ich werde euch natürlich begleiten“, hatte Rosalie mitfühlend gemeint und Bernard stand mit seiner Meinung auch nicht hinter dem Berg: „Ich komme natürlich auch mit! Ich kann zwar Aristokraten nicht sonderlich ausstehen, aber Lady Oscar ist eine Ausnahme. Sie ist ganz anders als die Ihresgleichen. Ich bewundere ihren Mut und verstehe nicht, was sie am Hofe noch will?! Wenn ihr Herz für uns einfache Bürger schlägt, dann soll sie das königliche Garderegiment verlassen und das Leben einer ganz normalen Frau führen. Deiner Frau, Andre! Das solltest du ihr begreiflich machen. Sie ist einfach zu schade für diese hochnäsigen Höflinge und die verschwendungssüchtige Königin.“ Andre hatte seinem Freund zugestimmt weil dieser Recht hatte. Aber er konnte ihm wiederum nicht sagen, dass Oscar bis zum bitteren Ende bei der Königin bleiben würde. Erst wenn all ihre Versuche gescheitert sein werden und die Volksaufstände losbrechen würden, erst dann würde sie die Seiten wechseln. Und er würde sie bei allem unterstützen, egal was Bernard oder Alain ihm empfehlen. Er wusste ja genauso gut wie Oscar, was die Zukunft für Frankreich parat halten würde, wenn sie frühzeitig aufgeben würden. Aber das durfte er seinen Freunden keineswegs verraten. Nach dem Besuch bei Bernard und Rosalie ritt Andre nach Hause. Es war bereits Mittagszeit, aber Oscar war noch nicht zurück. Er merkte das schon am Fehlen ihres Pferdes im Stall. Also war sie noch bei der Königin. Andre sattelte sein Pferd ab. Langsam und ohne Eile. Die Königin! Ihr Ruf beim Volk wurde von Tag zu Tag unbeliebter. Nachdem sie Oscar auf so eine unverschämte Art und Weise verbannt hatte, bekam auch er Zweifel an ihr. Und noch dazu diese absurden Forderungen! Seine Frau hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden! Nun gut, die Verbannung an sich hatte auch Vorzüge. Sie würden ein ganzes Jahr lang mehr Zeit füreinander haben - aber trotzdem! Und er würde Oscar schon noch einmal gerne in einem Kleid sehen, aber nicht auf diese erzwungene Art! Und was sollte die Sache mit der Kutsche? Oscar war eine ausgezeichnete Reiterin! Andre verstand das Verhalten der Königin nicht. Irgendwie passte das nicht zu ihr. Sie war doch sonst gutherzig, besonders zu Oscar! Auch von ihrem früheren Leben kannte er sie nicht anders. Oder ging Oscar diesmal doch ein wenig zu weit und Marie Antoinette zeigte nun ihr wahres Gesicht, von dem Oscar nie etwas geahnt hätte? Andre wünschte er wäre dabei gewesen, um zu wissen, was zwischen der Königin und Oscar vorgefallen war! Oscar redete ja nicht darüber! Und ihr Vater hatte sich gestern auch nur knapp geäußert... Andre ließ sein abgesatteltes Pferd in die Box und versorgte es mit Wasser und Futter. Er merkte nicht, wie die große Tür zum Stall aufging und Oscar mit ihrem Schimmel herein trat. Erst ihre Stimme ließ ihn aufhorchen: „Andre?“ Er verließ überstürzt die Box, doch sie stand schon direkt davor. „Warst du schon in Paris oder wolltest du gerade dorthin aufbrechen?“ Sie versuchte ein nettes Lächeln hochzuziehen, aber es war ein falsches Lächeln. Ihre Augen waren gerötet, so, als hätte sie geweint. „Ich war schon in Paris“, sagte er gelassen, wobei ihm ihr Anblick das Herz zerriss. „Und ich habe alles erledigt. Heute Abend erwartet uns Alain bei sich. Bernard und Rosalie werden auch da sein.“ „Das ist gut. Ich...“ Oscar schniefte. Aus irgendeinem Grund konnte sie ihn nicht mehr ansehen und senkte niedergeschlagen ihren Blick. „...ich gehe mich umziehen. Sattle bitte mein Pferd auch ab. Dann kannst du mir das Mittag in meinen Salon bringen und mit mir zusammen essen.“ Sie ließ abrupt die Zügel los, wandte sich ab und lief mit hängenden Schultern hinaus. „Oscar!“, rief Andre aus voller Kehle, aber sie überhörte ihn und beschleunigte ihren Schritt. Etwas plagte sie, das hatte er ihr deutlich angesehen! Aber was war nur los mit ihr?! Was hatte die Königin ihr schon wieder gesagt?! Das musste er sofort erfahren! Er konnte doch nicht mit ansehen, wie seine Liebe sich quälte! In Hast sattelte er auch ihr Pferd ab und versorgte es, bevor er in die Küche eilte und seiner Großmutter beim Anrichten des Mittagessens für Oscar half. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)