Liebe geht durch den Magen von Mitsuki_Insanity (... oder etwa doch nicht?) ================================================================================ Kapitel 1: Wer bin ich? Wer bist du? ------------------------------------ Noelles Körper schmerzte. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte sich ein Rihorn auf diesem niedergelassen oder als hätte ein Knogga ihr seinen Knochen gegen den Hinterkopf gedonnert. Nur mühsam öffnete sie die Augen, als sie langsam zur Besinnung kam. Was war geschehen? Wo war sie? Sie zuckte zusammen als sie das Gesicht des Mannes wahrnahm, der sich über sie gebeugt hatte. Seine meerblauen, stechenden Augen ließen sie unweigerlich erschaudern. Wer war dieser Mann? Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber sie konnte sich nicht erinnern; wusste nicht einmal seinen Namen. Sie wusste auch ihren Namen nicht mehr. Wer war sie? Wo war sie? Was tat sie hier? Warum tat ihr Kopf weh? Sie wusste nichts mehr. Sie hatte alles vergessen. Sie hatte sogar sich selbst vergessen. Doch etwas wusste sie: sie wusste, dass sie aus irgend einem Grund traurig war.. und das sie Angst hatte. Und sie fühlte sich leer und ausgelaugt. „Wo... wo bin ich? Wer sind Sie?... Wer bin ich?“ Diese Worte kamen ihr nur wie ein leiser Windhauch über die Lippen und der Mann sah sie verwundert, ja gar ein wenig erschrocken an. „Ganz ruhig.“, versuchte der junge Mann vor ihr, sie zu beruhigen und hob sie sanft hoch. „Du bist in Cromlexia und... ich bin Narcisse...“, sagte er langsam und sah sie weiter besorgt an. „Und dein Name ist Noelle.“ Noelle schwieg eine Weile. Sie verstand gerade gar nichts mehr. Woher wusste dieser Mann, wie sie hieß, wo sie es doch selber vergessen hatte? War Noelle wirklich ihr Name? „Kennen wir uns?“, nuschelte sie leise. Narcisse nickte. „Ja... Flüchtig.“ „Mhhh...“, machte Noelle nur und krallte sich an den Klamotten des Kochs fest. Sie war so müde... und ihr war so schwindlig. Ihre Gedanken kreisten und sie versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Doch je mehr sie überlegte, umso mehr schmerzte ihr Kopf. Es war ein stechender Schmerz. Nur ganz flüchtig erinnerte sie sich an etwas. Ein grelles Licht und dann... dann war alles wieder schwarz. „Narcisse....“, flüsterte sie nur leise, als hoffte sie auf eine Antwort. Dann wurde ihr wieder schwarz vor Augen und sie fiel... fiel in eine unendliche Dunkelheit. Große, schwarze Schwingen flogen über ihr hinweg und tauchten alles ins Finsternis. Sie hatte das Gefühl, dass die dunkle Gestalt über ihr, ihr sämtliche Lebensenergie entzog.... Sie wollte schreien, doch kein Ton entwich ihrem Mund. Und dann fiel sie erneut und kam schmerzhaft irgendwo auf. „Autsch!“ Noelle öffnete die Augen und sah sich um. Sie befand sich in einem Zimmer und stellte fest, dass sie aus einem Bett gefallen war. Ob es ihr Bett war, wusste sie nicht. Benommen rappelte sie sich vom Boden auf und griff sich an den Kopf. Sie fühlte etwas, dass sich nach einem Verband anfühlte, setzte sich wankend auf das Bett und sah sich um. Das Zimmer, in dem sie sich befand, war groß. Die Wände waren in einem sehr hellen blau gehalten und an der Decke hing ein kleiner Kronleuchter. In der Mitte des Zimmers befanden sich zwei schwarze Ledercouchen vor einem Glastisch und ein Flachbildfernseher. An den Wänden, standen einige Regale mit Büchern und in einer Ecke stand ein großes Aquarium, in dem sich einige Krabby, Finneon und Scampisto tummelten. Neugierig stand Noelle auf, als ihr nicht mehr ganz so schwindlig war und lief zu einem der Regale und zog ein paar Bücher hervor, die sie durchblätterte. Es waren alles Kochbücher, mit verschiedenen Gerichten. Vegetarisch, Mediterran, Gerichte aus aller Welt. Sie spürte, wie ihr Magen bei dem Anblick laut zu knurren begann. Die Tür ging plötzlich auf und Noelle zuckte so zusammen, dass sie das Buch, welches sie gerade in der Hand hielt, fallen ließ und sich wie von einem Voltula gebissen, umdrehte. Narcisse stand mit einem Tablett mit einem Teller und einem Glas mit Saft drauf, in der Tür und wirkte selbst sehr überrascht. „Du bist wach?“, fragte er verwundert, obwohl er es ja sah und Noelle nickte langsam. „T-Tut mir Leid...“, stammelte sie verlegen und errötete. Vorsichtig hob sie das Buch wieder auf und stellte es zurück ins Regal. Sie tappelte zur Couch und setzte sich hin, die Hände verlegen im Schoß vergraben und nicht wissend, was Narcisse hier tat, der ihr immer noch so fremd und gleichzeitig irgendwie vertraut war. Narcisse ging zu ihr und stellte das Tablett vor ihr ab und setzte sich neben sie. „Ich habe dir etwas zu Essen gemacht.“, sagte er langsam und lächelte Noelle freundlich an. Noelle sah ihn kurz an. „Bist du böse auf mich, weil ich an deinen Sachen war?“, fragte sie kurz schüchtern und klang dabei, wie ein kleines Mädchen. Der junge Koch, neben ihr, errötete leicht und tätschelte ihr kurz sanft den Kopf. „Ach was. Ist schon okay. Ich habe dich schließlich einfach mit in meine Wohnung genommen, nachdem du wieder bewusstlos geworden bist.“, sagte er. „Danke.“, nuschelte Noelle und nahm vorsichtig das Tablett auf ihren Schoß. Ihre Hände zitterten. „Wie lange habe ich geschlafen?“ „Drei Tage lang.“, antwortete Narcisse und Noelle seufzte kurz. „So lange also.... „ Sie nahm den Teller, auf dem sich eine gute Portion Nudeln befanden und fing an zu essen. Erst nur zögerlich, aber dann immer schneller. Der Hunger, nach der langen Bewusstlosigkeit war einfach zu groß und so schaufelte sie das Essen nur so in sich hinein. Etwas, worüber Narcisse sich eigentlich immer aufregte. Aber in Noelles Fall tat er es nicht und Noelle wusste auch nichts davon. Sie hatte das Gefühl, Jahre nichts gegessen zu haben. Als sie fertig war, lagen nur noch die Hackbällchen auf dem Teller und sie trank einen Schluck vom Saft. „Willst du die nicht?“, fragte Narcisse ein wenig verwundert und Noelle schüttelte den Kopf. „Nein. Ich esse so etwas nicht.“ Sie wusste nicht, woher, aber sie wusste, dass sie schon lange kein Fleisch mehr aß. Eines der wenigen Dinge, die sie noch von ihrem alten Leben in Erinnerung hatte. Sie hörte Narcisse neben sich seufzen und sah kurz zu ihm, wie er sich an den Kopf griff und kurz durch die Haare strich. „Na herrlich. Du bist also Vegetarierin...“, er sah zu ihr und lächelte wieder leicht und piekte ihr kurz gegen die Stirn. „aber umso besser. Das fordert mich wenigstens ein bisschen, wenn ich in der Küche stehe.“ „Du kochst gerne oder?“, fragte Noelle. Narcisse nickte. „Ich bin Koch, weißt du. Es macht mir Spaß, anderen Menschen mit meinem Essen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und immer wieder Neues auszuprobieren.“ Noelle wagte ein Lächeln. „Das finde ich toll. Dein Essen schmeckt sehr gut. Vielen Dank dafür.“ Sie sah ihn an und merkte, wie verlegen Narcisse drein sah, aber dennoch glücklich über dieses Kompliment zu sein schien. Und wieder überfiel sie ein wenig das Gefühl der Vertrautheit. Als sie fertig mit Essen und trinken war, sah sie wieder zum Aquarium. „Du magst Wasser-Pokémon oder?“ Narcisse nickte. „Ich bin spezialisiert auf sie. Wer zum Champ will, muss erst einmal an meinem Team vorbei.“ Noelle hob kurz fragend eine Augenbraue. „Champ?“ „Ich bin ein Mitglied der Kalos Top 4“ Narcisse kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Top 4...“ Was waren die Top 4 nochmal? Das waren wichtige Trainer oder? Starke Trainer. Sie schüttelte kurz den Kopf und versuchte sich nicht den Kopf zu zerbrechen, während Narcisse ihr alles zu erklären versuchte. Noelle kam sich klein und dumm vor. Wie ein kleines Kind, das von Nichts wusste und erst noch alles zu lernen hatte. Hatte sie denn wirklich alles vergessen? Selbst, was die Top 4 waren und wer der Champ war? Sie griff kurz an den Gürtel ihres Kleides, wo sie sechs Pokébälle ertasten konnte. Also hatte sie auch Pokémon. Das sie sogar vergessen hatte, dass sie selbst Trainerin scheinbar war, stimmte sie nicht gerade glücklicher. Überhaupt war die ganze Situation merkwürdig. Sie hatte so lange geschlafen und dann war dieser Mann daher gekommen, von dem sie das Gefühl hatte, ihn zu kennen und hatte sie einfach zu sich mit nach Hause genommen, sie in seinem Bett schlafen lassen und ihr Etwas zu essen gekocht. Einfach so, obwohl sie ihn nicht zu kennen glaubte und sie sich leise daran entsann, das auch er zu ihr gesagt, hatte, als er sie aus Cromlexia raus gebracht hatte, das er sie nur flüchtig kannte. Warum ließ er jemand quasi Fremdes, wie sie bei sich wohnen? „Wo hast du eigentlich geschlafen? Etwa ...“, entfuhr es ihr plötzlich und sie traute sich nicht, den Satz zu beenden, denn der Gedanke daran, war mehr als peinlich. „Auf der Couch.“, antwortete Narcisse und Noelle sah ihm in die Augen und spürte, dass es die Wahrheit war. „Tut mir Leid, wegen den Umständen.“, sagte sie verlegen und starrte wieder vor sich hin. Schweigen herrschte. Ein Schweigen, wie man es aus kitschigen Liebesfilmen kannte, wenn die Verliebten voreinander standen oder nebeneinander saßen und keiner wusste, was er sagen sollte und jeder hoffte, das der jeweils andere den Anfang machte. Nach einer Weile zuckte Noelle auf, als Narcisse sich kurz räusperte und anfing, ihren Verband vom Kopf zu lösen. „Ich will mir deine Verletzung mal ansehen. Dracena meinte, du hättest eine schwere Gehirnerschütterung und dass diese die Amnesie bei dir ausgelöst hat“, sagte er dabei und Noelle sah ihn an. „Dir muss einer der Steine oder mehrere auf den Kopf gefallen sein, als diese Maschine explodiert ist und den Steinschlag ausgelöst hat... Was auch immer du dort zu suchen hattest.“, hörte sie ihn weiter sagen. Maschine? Steinschlag? Explosion? Sie litt also unter Amnesie... Schmerzte deswegen so ihr Kopf, wenn sie sich zu erinnern versuchte? Sie dachte kurz an das dunkle Wesen aus ihrem Traum, das sie verfolgt hatte. Sie wollte sich erinnern. Sie wollte es so sehr, aber es ging nicht. „Dracena meinte auch, dass sie nicht weiß, ob und wann du dein Gedächtnis zurück erlangst oder dich wieder erinnern wirst und das es das Beste ist, wenn du dich erst einmal hier erholst...“, sagte Narcisse weiter. „Wer ist Dracena?“, fragte Noelle. „Eine Ärztin?“ Narcisse musste kurz schmunzeln. „Nein. Eine Arbeitskollegin. Aber sie kennt sich ein wenig mit Medizin aus, weil ihre Eltern in Elyses, wo sie herkommt, einen Heilkundeladen betreiben.“ „Ach so...“ Noelle seufzte kurz. „Sie muss sehr nett sein. Ich sollte mich bei ihr bedanken.“ Narcisse begutachtete kurz ihre Kopfverletzung. „Ach. Ich richte ihr deinen Dank aus. Die Verletzung ist zumindest gut verheilt“ Noelle sah ihn wieder kurz an und nickte verlegen. „Na gut. Wobei ich deine Kollegen aber gern mal kennen lernen würde, wenn sie alle so nett sind, wie du es bist.“ „Ich denke, das lässt sich einrichten.“ Narcisse stand auf und nahm Noelles Hand und zog sie sanft hoch. „Aber erst einmal... solltest du dich noch etwas ausruhen. Ich denke, eine Dusche würde dir ganz gut tun, damit du etwas mehr noch zur Ruhe kommst und vor allem aus den Klamotten raus. Ich habe Dracena drum gebeten, das sie mir welche von sich für dich leiht, bis du fit genug bist, damit wir mal einkaufen gehen können.“ Noelle errötete. Er hatte extra nach Klamotten für sie gefragt? Und er wollte mit ihr Shoppen gehen? Irgendwie war das peinlich. So viel Aufwand, nur wegen ihr. Das heiße Wasser war eine wahre Wohltat, als es ihren geschundenen Körper hinabfloss und Noelle hatte das Gefühl, als würde es mehr, als nur den Schmutz und das verkrustete Blut von ihrem Körper waschen. Als würde es all die Sünden, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte, mich sich nehmen. Als sie fertig war, schnappte sie sich ein weißes, flauschiges Handtuch und wickelte es um ihren Körper. Sie sah in den Spiegel und musterte sich eine Weile. Das erste Mal, seit sie ihr Gedächtnis verloren hatte, dass sie sich selber sah. Irgendwie hatte es etwas befremdliches, diese junge Frau im Spiel zu sehen, mit den dunkelroten Haaren, die ihr in sanften Wellen die Brust hinabfielen und den eisblauen Augen, die sie selbst sein sollte. Zu sehen, wie ihre Augen so leer und traurig wirkten. Die Frau im Spiegel wirkte kaputt, ausgelaugt und ziemlich dürr. Aber das lag wohl auch daran, dass sie erst heute, seit 3 Tagen und noch länger, wieder etwas gegessen hatte. Nachdem sie doch all die Zeit ohnmächtig gewesen war. Ihr Blick fiel nach einiger Zeit auf die Kette, die sie trug. Der Anhänger ähnelte einer Fleur-de-lis. Einer Symbolblume, die häufig als Wappen von Königshäusern galt Geistesabwesend nahm sie den Anhänger in die Hand und drehte ihn ein paar mal zwischen den Fingern hin und her. „Wer bin ich wirklich?“, fragte sie sich leise, als könnte der Anhänger ihr diese Frage beantworten. Für einen kurzen Moment schwieg sie und dann, plötzlich griff sie sich an den Kopf. Das dunkle Wesen flog wieder über ihr hinweg. Die hellblauen Augen auf sie gerichtet und dann... ganz kurz nur konnte sie einen Mann erkennen. Es war nicht Narcisse. Das wusste sie. Aber er war viel zu verschwommen, als das sie genaueres erkennen konnte. Der Plan wird schief gehen! Das wird nicht funktionieren! Wir werden alle sterben! , hörte sie ihre eigene Stimme sagen. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er bersten. Noelle! „Noelle!“ „NOELLE!“ Noelle zuckte auf. Sie atmete schnell und ihr Herz raste. Mit zittrigem Blick sah sie in die Augen von Narcisse, der sie fest an sich gedrückt hatte. „Bei Arceus. Jag mir nie wieder so einen Schreck ein!“, hörte sie ihn sagen und klammerte sich zitternd an ihn. „Ich hatte einen Alptraum.... nur einen Alptraum...“, flüsterte sie, obwohl sie sich nicht sicher war, ob es wirklich nur ein Traum war. Narcisse strich ihr kurz über den Rücken und spürte, wie ihm heiß wurde beim Anblick Noelles, doch er ließ sich nichts anmerken. Die Situation mochte prekär aussehen, wie sie da auf dem Boden des Badezimmers hockten, Noelle nur mit einem Handtuch um und Narcisse, der sie so festhielt, aber im Moment war das egal. Noelle ging es nicht gut und nur darum ging es. Und es lag an ihm, ihr zu helfen, damit sie ihre Erinnerungen zurückbekam... Irgendwie musste das ja zu schaffen sein, selbst... ja selbst, wenn das bedeuten würde, das alles wieder werden würde wie früher... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)