Liebe geht durch den Magen von Mitsuki_Insanity (... oder etwa doch nicht?) ================================================================================ Kapitel 3: Ein Mysterium nach dem anderen ----------------------------------------- Die Nacht lag wie ein dunkler Schatten über Kalos. Der Mond schien hell am sternenlosen Himmel und nur das Zirpen einiger Zirpurze war zu hören. Noelle wälzte sich in dem großen Bett hin und her. Ihre Augenlider zitterten. Ein großer Mann mit orangeroten Haaren stand neben ihr und klopfte ihr auf die Schulter. „Das war vortreffliche Arbeit. Dank dir können wir endlich mit unserem Vorhaben beginnen.“, sagte er. Noelle errötete verlegen und voller Stolz zugleich. Ihre Sorgen schienen unberechtigt zu sein, denn bis jetzt war alles am Schnürchen gelaufen, trotz dass es immer wieder ein paar kleinere Schwierigkeiten gegeben hatte. Sie sah dem Mann hinterher der langsam zu seinem riesigen Computer ging und fischte kurz ihre Kette hervor, deren Anhänger die Form einer Fleur-de-lis hatte. Irgendetwas stand da drauf, aber sie konnte es nicht lesen. Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen und plötzlich wurde es dunkel um sie herum. Ein gewaltiger Schatten flog über ihr. Das dunkle Wesen stieß einen spitzen Schrei aus und breitete seine riesigen unheilvollen Flügel aus. Dann plötzlich war das Wesen wieder verschwunden und der Mann kniete einige Meter vor ihr. Er rief ihr etwas zu aber sie konnte es nicht hören. Er sah zu ihr doch sie konnte sein Gesicht nicht sehen... Nichts erkennen außer Schwärze und es wurde wieder dunkel... immer dunkler bis schließlich nur noch bloße Finsternis herrschte. Noelle riss die Augen auf und saß aufrecht im Bett. Sie atmete schwer und griff sich an den Kopf. Ein pulsierender Schmerz machte sich in eben diesem breit. Tränen liefen ihre Wangen hinab und und tropften auf ihren Schoß. Wer war dieser Mann? Was war das für ein Schatten gewesen? Warum hatte sie sich so über das Lob des Mannes gefreut? Und warum musste wieder weinen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur dass sie traurig war und das sie wieder das Gefühl hatte etwas Wichtiges verloren zu haben. Welche Rolle hatte dieser Mann wohl gespielt? Hatte er überhaupt existiert? Oder war er nur ein Hirngespinst in ihrem Traum? Aber warum sollte sie von Jemandem Träumen den sie gar nicht kannte? Sie war verwirrt und ihr war kalt. Langsam sah sie vom Bett zur Couch wo Narcisse schlief. Vorsichtig und mit der Decke um sich gewickelt, stand sie leise auf um ihn nicht zu wecken und ging zu ihm. Er wirkte so friedlich und irgendwie sah er verdammt süß aus wenn er schlief. Noelles Herz schlug ein wenig schneller aber sie ignorierte es und legte sich einfach zu ihm und kuschelte sich an ihn. Sie spürte, wie ihr sofort ein wenig wärmer wurde und sie wieder ruhiger atmete bevor sie leicht lächelnd wieder in Schlaf versank. Narcisse öffnete langsam und schlaftrunken die Augen und blinzelte ein paar Mal. Er wollte sich aufsetzen aber spürte, das etwas auf seiner Brust lag und sah hinab. Leicht erschrocken erkannte er, dass es Noelle war die mit ihrem Kopf auf seiner Brust lag und friedlich schlief. Er errötete leicht und fragte sich, warum Noelle nicht in seinem Bett lag sondern bei ihm auf der Couch. Vorsichtig stupste er sie an. „Noelle?“ Sie regte sich leicht und öffnete ebenso langsam ihre Augen und hob ihren Kopf und sah ihn an. Ihre eisblauen Augen blickten verschlafen in seine meerblauen und er schluckte. „Warum liegst du hier und nicht in dem Bett?“, fragte er leise. Noelle sah ihn an und sah sich kurz um als wüsste sie selbst nicht wie sie hergekommen war. „Schlafwandelst du etwa?“, fragte Narcisse und wartete wieder auf eine Antwort. Stattdessen schüttelte Noelle den Kopf, setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Sie gähnte kurz und sah ihn wieder leicht verlegen an. „Hatte einen Alptraum und bin aufgewacht.. und... bin dann zu dir weil mir kalt war...“, sagte sie schließlich. Narcisse kratzte sich kurz am Hinterkopf und wusste nicht was er darauf antworten sollte. „V-Verstehe...“, nuschelte er leise und setzte sich selber auf. „Was hast du denn geträumt? Konntest du dich an etwas erinnern?“, fragte er schließlich. Noelle zuckte wieder mit den Schultern. „Da war ein Mann... aber ich konnte sein Gesicht nicht sehen... und er hat mich gelobt... aber dann ist alles dunkel geworden und ich habe einen großen Schatten gesehen.... und danach war alles schwarz...“, murmelte sie und seufzte traurig. „Ich frage mich ob das mit meiner Erinnerung zusammenhängt.. Ob ich diesen Mann kenne? Und was passiert ist.... ob ich mit diesem Mann in Cromlexia war?“ Narcisse sah sie weiter an und griff nach seiner Wasserflasche, die neben dem Bett stand und schüttete sich etwas davon in ein Glas auf dem Tisch in dem noch ein Rest Rotwein vom Abend zuvor drin war. „Ein Mann? Und du konntest sein Gesicht aber nicht erkennen? Vielleicht.. war es ja dein Freund oder so?“, fragte er leise und trank einen Schluck. Irgendwie verspürte er ein seltsames Gefühl in seinem Bauch, wenn er daran dachte, dass Noelle unwissentlich vergeben sein könnte, doch er verdrängte den Gedanken schnell. Noelle schenkte sich ebenfalls etwas Wasser ein und seufzte kurz. „Mhhh... Weiß nicht.. aber irgendwie... glaub ich nicht das er mein Freund war.. Zwar vertraut aber das Gefühl, was ich spürte,als er mich lobte, war anders als das, was man spürt, wenn der Partner einen lobt.. es war mehr so, als hätte mich ein Elternteil oder so gelobt...“, sagte sie leise und starrte ihr Glas in der Hand an. Narcisse beobachtete sie kurz, trank einen Schluck und stand schließlich auf. „Ich mache uns eben schnell etwas zu Frühstücken. Warte hier so lange.“, sagte er, schnappte sich ein paar Klamotten aus seinem Schrank und verschwand damit kurz im Bad. Noelle nickte und sah ihm mit geröteten Wangen nach, wie er in seiner weißen, lockeren Hose und dem schwarzen T-Shirt, mit dem er Abends zuvor ins Bett gegangen war, den Raum verließ und einige Minuten später frisch umgezogen wieder aus dem Bad trat und sich seine Schürze von der Lehne seines Sessels schnappte und schließlich gänzlich das Zimmer verließ. Noelle schnappte sich einfach seine Decke und wickelte sich damit ein und trank ihr Wasser. Sie wollte so gerne wissen wer der Mann in ihrem Traum gewesen war. Warum konnte sie sich nicht an sein Gesicht erinnern? Auf der anderen Seite jedoch hatte sie Angst sich wieder zu erinnern. Wenn diese Träume Erinnerungen waren und so schon schmerzten, wie sehr würde es Schmerzen, wenn sie sich richtig wieder erinnern würde? … Dieser Mann, wer auch immer er war.. er musste ihr einfach etwas bedeutet haben und sie hatte ihn verloren. Da war sie sich sicher. Und dann war da noch etwas. Narcisse hatte gesagt, als er sie fand, er würde sie kennen. Warum sagte er ihr nicht von wo er sie kannte? Auch wenn es nur „flüchtig“ war, aber warum sagte er es ihr nicht? Hatte sie ihm irgendwas getan gehabt? Sie konnte es sich nicht erklären. Sie wusste nur, dass sie Narcisse eigentlich mochte. Sofern sie das schon sagen konnte, wo sie ihn doch kaum kannte. Aber er schien ein netter Mensch zu sein. Er war freundlich zu ihr, sanft und hilfsbereit und kümmerte sich wirklich rührend um sie. Ja. Er war ein guter Mensch. Ein netter Mensch und Noelle ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie gerne mehr über ihn erfahren würde. Sie hatte das Gefühl, dass Narcisse schon viel in seinem jungem Leben erlebt hatte. Seine Augen wirkten immer ein wenig traurig, fand sie. Ja, fast ein wenig leer sogar und sehr, sehr einsam. Vorsichtig stand sie auf und sah sich wieder ein wenig in dem Zimmer um. Sie lief zu dem Aquarium und beobachtete die Pokémon. Sie ging an den Regalen mit den Kochbüchern vorbei und langsam wieder zurück zu der Couch. Sie blieb stehen und sah zum Nachttisch neben dem Bett. Langsam steuerte sie diesen an und öffnete neugierig eine Schublade, auch wenn sie wusste, dass sich das eigentlich nicht gehörte. In der Schublade lagen ein paar weitere Schürzen und dazwischen fand sie ein eingerahmtes Bild. Neugierig fischte sie es heraus und sah es an. Dabei setzte sie sich auf das Bett zurück. Auf dem Bild war ein kleiner hellblonder, Junge von etwa sieben Jahren, der ein Bithora in seinen Armen hielt und grinste mit großen meerblauen Augen der Kamera entgegen. Hinter ihm standen eine wunderschöne Frau, die ebenso hellblonde wellige Haare, hatte wie der kleine Junge und ein großer Mann mit dunklen Haaren und ebenso meerblauen Augen. Alle wirkten sie glücklich auf dem Bild und Noelle musste leicht Lächeln. Die Erwachsenen auf dem Bild konnten schließlich nur Narcisses Elten sein und der kleine Junge niemand geringeres als Narcisse. Doch warum lag dieses, doch sehr schöne und fröhliche Foto in einer Schublade zwischen lauter alten Schürzen? Warum hatte Narcisse es nicht aufgestellt? War es ihm etwa peinlich? Noelle betrachtete das Bild weiter und seufzte kurz. Sie konnte sich nicht einmal an ihre Eltern erinnern. Wo sie wohl waren? Lebten sie überhaupt noch? Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Narcisse mit einem Tablett auf dem zwei Teller mit Kräuteromelettes standen, zurück ins Zimmer kam und die Tür mit dem Fuß hinter sich zutrat. „Da bin ich-“, begann er, erstarrte jedoch, als er das eingerahmte Foto in Noelles Händen erblickte und stellte das Tablett hektisch auf dem Tisch ab und stürmte zu Noelle. Ehe sich Noelle versah hatte er ihr das Foto aus den Händen gerissen und funkelte sie an. „Wo hast du das gefunden!?“, fauchte er sie aufgebracht an, sodass Noelle zusammenzuckte. „Das ist privat! Hast du etwa in meinen Sachen gewühlt!?“ Noelle starrte ihn an und zitterte. Sie wusste, dass sie nicht an die Schublade hätte einfach gehen dürfen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass Narcisse so schnelle zurück war und auch nicht, dass er so extrem reagieren würde. Sein Gesicht war vor Wut rot angelaufen und er drückte das Foto an sich als wäre dieses etwas unschätzbar wertvolles. „T-Tut mir Leid“, stammelte Noelle. „I-ich wollte.. wollte nicht das.. ich war nur neugierig!“ „Rühr nie wieder ungefragt meine Privatsachen an, hast du verstanden!? Wenn du in meinen Kochbüchern herumblätterst, meinetwegen aber das...das geht dich nichts an!“, zischte er wieder und Noelle stiegen Tränen in die Augen. So hatte sie Narcisse wirklich noch nicht kennengelernt. Er war bisher so ruhig und besonnen gewesen und immer nett zu ihr.. „Es tut mir Leid!“, wimmerte sie und rutschte dabei an die Wand und zog die Decke über ihren Kopf und schlang ihre Arme un ihren Körper. „Es tut mir Leid.. Es tut mir Leid.. Ich tu's nie wieder“, weinte sie und zitterte am ganzen Leib. Narcisse starrte das weinende Häufchen Elend weiter an und sein Gesichtsausdruck wurde wieder sanfter und er stellte das Foto auf dem Nachttisch ab und setzte sich auf das Bett und nahm Noelle in den Arm. Plötzlich fühlte er sich mies. Er hätte bei ihr nicht so überreagieren dürfen. Wo sie doch nichts wusste und es auch nicht Böse gemeint hatte. Natürlich hätte sie nicht wühlen dürfen, aber sie war nur neugierig gewesen und sie konnte ja auch nicht wissen, was dieses alte Foto für ihn bedeutete. „Es tut mir Leid.“, sagte er sanft und Noelle lugte vorsichtig mit dem Kopf wieder unter der Decke hervor. „Es tut mir Leid. Ich wollte dir keine Angst machen. Verzeih.“ Seine sanfte Stimme beruhigte Noelle langsam und sie sah ihn vorsichtig an. „Tut mir Leid...“, nuschelte sie kleinlaut. Narcisse schüttelte den Kopf. „Schon okay. Ich bin dir nicht böse. Lass uns das einfach vergessen und zusammen frühstücken, ja?“ Er lächelte sie sanft an. Noelle nickte kurz schüchtern. „Ja..“ Langsam stand sie mit Narcisse auf und ging zum großen Couchtisch. Sie fragte sich, warum Narcisse so reagiert hatte. Ob es nur daran lag, dass sie in seinen Privatsachen gewühlt hatte? Oder lag es vor allem daran, dass sie dieses Foto entdeckt hatte? Was für eine Bedeutung es haben mochte? Am liebsten wollte sie Narcisse fragen, aber sie traute sich nicht. Sie wollte nicht noch einmal seinen Zorn auf sich ziehen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)