An deiner Seite von Maede ================================================================================ Kapitel 8: Nur ein Funke ------------------------ An deiner Seite Kapitel 8 Nur ein Funke Safae runzelte ungläubig die Stirn. „Wie könnt Ihr Euch so sicher sein? Wir sitzen hier in einem Baum fest, aber das heißt doch nicht, dass es keine Zivilisation auf diesem Planeten geben muss.“ Wieder spürte das junge Mädchen ein schmerzhaftes Schnippen an ihrer Stirn. „Aua...hey! Wofür war das denn?“, protestierte die Zwölfjährige und rieb sich mürrisch die wunde Stelle. „Du sollst mir nicht widersprechen oder an meinem Urteil zweifeln.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auf Kowak notgelandet sind.“ „Und woher nehmt Ihr diese Erkenntnis?“ „Zum einen aufgrund der verschiedenen Tierlaute um uns herum und dessen Lautstärke. Wären wir in der Nähe jeglicher Zivilisation, würden uns ganz andere Geräusche entgegenschallen. Und zum anderen, weil ein kowakianischer Echsenaffe seit unserer Ankunft über uns im Baum hockt und uns beobachtet. Du weißt das diese Spezies ausschließlich auf ihrem Heimatplaneten anzutreffen ist, wenn sie nicht in Gefangenschaft leben.“ Safae‘s Kopf flog förmlich nach oben und tatsächlich entdeckte sie ein paar neugierig blickende gelbe Augen in mitten der grünen Blätter über ihr. Gut getarnt bewegte sich das Tier nicht von der Stelle und schien die Szenerie unter sich überaus interessant zu finden. Auf dem Gesicht der Zwölfjährigen bildete sich ein freudiges Lächeln. „Ihr habt recht... wie süß…“ „Süß...“, wiederholte Maul die Worte seiner Schülerin spöttisch und versuchte sich etwas weiter aufzusetzen. „Findet Ihr etwa nicht?“ „Kowakianische Echsenaffen sind alles andere als eine angenehme Gesellschaft und lass dir ja nicht einfallen, dieses Vieh anzufüttern.“ Verwundert blickte die Rothaarige ihrem Mentor ins Gesicht, konnte sich ein hinterhältiges Grinsen jedoch nicht verkneifen. Natürlich hatte sie sofort mit dem Gedanken gespielt, dass Tier etwas besser kennen zu lernen und es eventuell zu zähmen. Und natürlich hatte ihr Meister das sofort gewusst. Er durchschaute jede ihrer Gedanken mühelos und das wusste sie. Nicht nur, weil er ihre Gedanken immer noch lesen konnte, wenn er es wollte, sondern auch weil er sie mittlerweile ganz genau kannte. „Wie kommt Ihr nur auf diese Idee?“ Maul‘s Blick, als er sie ansah, sprach Bände und er schaute warnend in ihre Augen. „Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du es versuchen würdest. Und ich sage es nur ein einziges Mal: Nein! Dieses Ding bleibt draußen, wenn es weiter leben soll!“ Safae verzog das Gesicht und blickte den Echsenaffen noch ein weiteres Mal an. Dieser steckte den Kopf neugierig aus dem Blattwerk und sie erkannte seinen schwarzen Haarkranz und eine rötliche Haut. Scheinbar war er ebenso daran interessiert sie kennen zu lernen, wie die Zwölfjährige ihn. Warum war ihr Meister nur so misstrauisch? Verurteilte dieses Geschöpf, bevor er es überhaupt kannte. Das Tier würde ihnen bestimmt nichts tun und auch keinen Ärger machen. Ohne zu überlegen, plapperte sie weiter drauf los: „Seht doch Mal, es sieht fast genauso aus wie ihr, Meister.“ Maul hielt beinahe empör in der Bewegung inne und blickte seine Schülerin vernichtend an. Das Mädchen hatte vielleicht Nerven. Würde sein Körper nicht vor Schmerzen schreien, hätte er ihr den Hals umgedreht für ihre Frechheit. Dachte sie denn niemals nur ein einziges Mal nach, ehe sie den Mund aufmachte? „Willst du mich allen ernstes mit diesem hässlichen Vieh vergleichen?“,, fragte er, um Beherrschung ringend, und Safae meinte für den Bruchteil einer Sekunde so etwas wie Kränkung in seiner Stimme zu hören. Wütend über sich selbst schloss sie die Augen und erkannte ihren Fauxpas. „So habe ich das doch nicht gemeint, Meister. Natürlich seid ihr um ein vielfaches schöner als dieser...“, ihre Stimme verstummte, als sie seinem skeptischen Blick begegnete. Safae schien heute von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Jetzt wusste er auch noch, dass sie ihn insgeheim durchaus schön fand. Doch das sollte er doch niemals wissen! Das war doch außerdem nicht wichtig für ihr zusammenleben. Oder ihre Ausbildung. Kurz räusperte sich die Zwölfjährige und versuchte einen zweiten Anlauf: „Ich meine im Vergleich zu einem Echsenaffen seid ihr wirklich…“ „Das gestaltet sich nicht sonderlich schwierig. Im Vergleich zu einem Echsenaffen ist wohl jeder eine Schönheit.“ „Nein, das meinte ich nicht... ich meine für einen Zabrak seid ihr ausgesprochen…“ Nun verfinsterte sich seine Miene. „Also findest du meine Spezies hässlich…“ „Nein!“, platzte es aus der Rothaarigen heraus und sie rang um Beherrschung. Dieser Mann machte sie wahnsinnig! Wollte oder konnte er einfach nicht verstehen, was sie ihm sagen wollte? Warum war er so begriffsstutzig. Jemand, der sonst so intelligent und brilliant war, konnte doch nicht plötzlich derartig dumm sein, wenn es um ihn selbst ging, oder? Hätte sie doch nur niemals damit angefangen. Die ganze Sache nur niemals zur Sprache gebracht. Weiß Gott, dass hätte ihr gewiss viel erspart. Stattdessen saß sie nun in dieser Zwickmühle und würde nicht eher dort wieder heraus kommen, ehe sie eine zufrieden stellenden Antwort ihrem Meister präsentierte. Obgleich sich die Elfjährige nicht ganz sicher war, jemals eine wirklich ausreichende Erklärung für den Sith zu haben. Safae schluckte schwer, als ihr bewusst wurde, dass sie nur mit Ehrlichkeit diese Situation noch retten konnte. Ihre Finger verknoteten sich nervös ineinander und sie suchte nach den richtigen Worten. Doch er ließ ihr Zeit. Drängte sie zu nichts. „Ihr seid in meinen Augen ein überaus attraktiver Mann und ich wollte Euch nicht beleidigen. Der Echsenaffe hat nur die gleichen Farben wie Ihr. Rot und Schwarz. Und dazu gelbe Augen. Das war alles, was ich sagen wollte.“ Und da war es wieder. Dieser verlegene Ausdruck auf ihrem Gesicht und der Kampf in ihrem Inneren. Sie schien in Erklärungsnot zu sein, doch Maul wartet einfach ab, was sie aus dieser Situation machen würde. „Nicht einmal im Traum würde es mir einfallen, euch hässlich oder abstoßend zu finden. Tatsächlich habt Ihr ein faszinierendes Äußeres, dass…“ „Schon gut, ich habe verstanden.“, hob Maul beschwichtigend eine Hand um seine Schülerin zum Schweigen zu bringen. Nach einem kurzen Moment der Stille, stahl sich ein hinterhältiges Grinsen auf sein Gesicht und enthüllte seine wahren Absichten. Er hatte sie absichtlich in Verlegenheit bringen wollen. Hatte nur ein fieses Spiel mit ihr gespielt und ihre Pein ganz offensichtlich genossen. Safae‘s Mund klappte empört auf. So ein Mistkerl! Verdorben bis in sein tiefstes Innerstes hatte er sie mit Absicht so gequält. Die Zwölfjährige schwor sich Rache. Eines Tages würde sie eine Gelegenheit finden, in dem sie ihm dieses hinterhältige Spiel heimzahlen würde. Beleidigt schloss die Rothaarige lautstark das Medikit und brachte es an seinen Platz zurück. Sie musste sich ein wenig die Beine vertreten gehen. Irgendwie Abstand zu ihrem Meister gewinnen. Sonst würde sie noch vor Wut platzen und ihm an die Kehle springen um einmal beherzt zuzudrücken. „Ich seh mich draußen mal etwas um.“, verkündete die Zwölfjährige und warf sich ihren schwarzen Umhang um die Schultern. Maul nickte nur und versuchte zu ergründen, was den Sturm in ihrem Inneren ausgelöst hatte. Sie war wütend. In ihr brodelte viel Zorn und sie war wie so oft kurz davor, die Kontrolle darüber zu verlieren. Sicherlich war er mal wieder der Grund dafür. Der Zabrak konnte seine Schülerin leicht in Rage bringen, wann immer ihm gerade danach war. Safae‘s impulsives Wesen brauchte nicht viel Anreiz, um auf seine Sticheleien zu reagieren. Doch sie musste lernen, damit umzugehen. Lord Sidious wünschte, dass sie ebenso wortgewandt wie auch kampferprobt wurde. Ihre Tätigkeiten in der Zukunft würden sicherlich auch politische Ausmaße haben und sie konnte nicht bei jeder kleinen Kritik sofort an die Decke gehen. Eben so, wie sie es sonst tat. Die Zwölfjährige musste lernen, ihre Emotionen zu kontrollieren und ein wenig schlagfertiger zu werden. Doch der Zabrak spürte, dass dies nicht das einzige Problem war, dass die Rothaarige verarbeitete. Seit wenigen Woche spürte er, dass etwas zwischen ihnen anders war, als zuvor. Vor einem Jahr, hatte sie ihn kennengelernt und ihr Verhalten ihm gegenüber war von Anfang an aufgeschlossen und kindlich gewesen. Sie hatte nie das Böse in ihm gesehen. Niemals wahr genommen, wie er wirklich war. Am Anfang hatte er sie wegen ihrer Anschauung für töricht gehalten. Kindlich eben. Zu Naiv. Dies hatte sich nach einigen Monaten in verschiedene Richtungen geändert. Es gab Situationen, da fühlte Maul ihren Hass auf ihn. Eine Wut, derer sie immer noch nicht Herr werden konnte. Sie nährte die dunkle Seite in sich und beschritt den Pfad, den er für sie vorgesehen hatte. Und dann gab es Momente, da spürte er ihre Zuneigung. Fühlte ihre Bewunderung, für das was er tat. Für der, der er war. Sie sah ihn nicht mehr mit den gleichen Augen, wie zu ihrer ersten Begegnung. Ihr kindliches Weltbild hatte innerhalb weniger Wochen die Konfrontation mit der Realität gemacht. Dies war nicht angenehm gewesen, hatte aber dafür gesorgt, dass sie wesentlich klarer und rationaler Denken konnte, als noch vor einem Jahr. Maul beobachtete, wie Safae aus dem Sichtfenster kletterte. Für ein paar Minuten hörte er noch das Rascheln der Blätter, als sie sich ihren Weg nach draußen bahnte. Dann war alles wieder still. Doch heute, hatte er etwas gespürt, was weit über Bewunderung hinaus ging. Es war nur ein Funke gewesen und der Zabrak konnte sich nicht erklären, welche Emotionen ihren gesamten Geist derart in Beschlag nehmen konnten. Und noch viel Schlimmer als das, war die Tatsache, dass er während diesem Moment nicht im Stande gewesen war, ihre Gedanken zu lesen. Ihr Geist hatte sich ihm gegenüber vollkommen verschlossen. Es konnte ein Fortschritt in ihrer Ausbildung sein... oder der Vorbote von etwas, was er selbst nicht mehr kontrollieren könnte. Maul konnte nur hoffen, dass es bei diesem Funken bleiben würde. Denn wenn er in Flammen aufginge, hätten sie beide mit den Folgen zu kämpfen. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)