Melodie der Einsamkeit von by_my_side (Wie geht man mit seiner Vergangenheit um?) ================================================================================ Kapitel 2: Ich höre dich ------------------------ Kakashis bestürzter Blick huschte von seinem listigen Freund über die aufmerksamen Gäste, zur hellhörig gewordenen Sängerin. Es ist nicht zu leugnen, dass sein Puls sich durch diese Erwartungshaltung merklich erhöhte. Gai verlangte also als Wettbewerbspreis ein Ständchen von ihm. Er konnte jetzt wohl nicht mehr ablehnen, und die Gäste durch Gais unnötigen Auftritt verärgern. Erwartete die Sängerin, Melodie, jetzt eine gesangliche Liebeserklärung? Andernfalls hätte er sich ja selbst melden können, dachte er. Sie machte einen leicht verwirrten, verlorenen Eindruck. Sie wusste nicht recht, ob sie es nun ernst nehmen sollte oder nicht. Sie fragte ihn: „Wie ist ihr Name?“ Er erhob sich: „Kakashi Hatake“ „Wollen sie nun etwas singen, oder nicht?“ Was ist schon dabei? Er würde es hinter sich bringen. Er nickte. Sie überreichte ihm mit einer Geste die Aufmerksamkeit und die Gäste spendeten ihm spontan einen kurzen Applaus. Die Sängerin nahm im Publikum an Gais Tisch Platz und ihr Blickt folgte nun abwartend diesem maskiertem Mann. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Kakashi nahm die einzige Stufe auf die Bühnenplattform, als er sich verzweifelt fragte, was er nun singen sollte. Nun ja, eine grosse Auswahl von ihm bekannten Liedern besass er nicht. Gai unterdrückte ein Lachen. Kakashi drehte sich langsam zum Publikum, dass er mit Mühe im Halbdunkel mit seinem durch einen Scheinwerfer geblendeten Auge erkennen konnte. Er hörte aufgeregtes Getuschel: „Ist das etwa der Kakashi Hatake? Der Kopi...“, „ähem…“, räusperte er sich. … Die Stille war atemraubend. Er mochte es nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Im letzten Moment (bevor das Publikum endlich die Geduld verloren hätte) fiel ihm ein Lied ein, das er das letzte Mal als kleiner Junge gesungen hatte. Um sich etwas zu beruhigen holte er ein letztes Mal tief Luft und sang: Willkommen im Dorf, es ist wohlbekannt: Konohagakure wird es genannt Hinter den Blättern scheint es versteckt Ein Felsdenkmal schützend sich darüber reckt Es zeigt die stärksten Shinobi von uns allen Deren Namen sind Hokage, Feuerschatten Das letzte mal, als er diese Strophe über seine Lippen gebracht hatte, war er noch auf der Akademie gewesen. Er konnte sich noch gut erinnern, wie sie alle, Obito, Rin, Gai, Asuma, Kurenai und noch viele andere Genin dieses Lied gelernt, und immer wieder gesungen hatten. Vermutlich konnte er es immer noch, da auch heute noch dieses Lied an den Akademien gelehrt und von den Kindern auf den Strassen gesungen wurde. Auch die Gäste erinnerten sich an dieses Lied, und alle stimmten spätestens übertrieben eifrig beim Refrain ein: Unser Land trägt den Namen des Feuers und so heiss auch der Wille der Bewohner Es bedeutet; wir halten fest zusammen, in allen Zeiten durch Hoffen und Bangen Kakashi war ungeheuer erleichtert, als das Publikum in seinen Gesang miteinfiel. Ein Lächeln zeichnete sich unter seiner Maske ab. Kaum war die letzte Strophe gesungen, brachen die Gäste erneut in Jubel aus. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und wusste nicht so recht, ob er sich nun verbeugen sollte. Er ahnte, dass der Applaus eher seiner Liederwahl galt, als seinem Gesang. Trotzdem unendlich erleichtert, dass er es endlich hinter sich hatte, trat er an den Tisch zurück, an dem nun auch Melodie sass. Ein freundliches Lachen entsprang ihrem Mund, und sie klatschte eifrig, als er sich neben sie setzte. Erst jetzt wanderte sein Blick unauffällig über Melodie. Sie trug ein langes, rotes aber schlichtes Kleid, das gut zu ihren blonden Haaren passte. Das Kleid schien noch kaum getragen, also neu zu sein. Dazu noch einen schwarzen Schal, den sie locker um Ihren Hals geschlungen hatte und schwarze Ballerinas. Er konnte einen Schönheitsfleck auf ihrer Wange erkennen. Ihre Augen glänzten…etwa vor Freude? „Och, das war wirklich nett von Ihnen! Mit so einem Empfang hatte ich nicht gerechnet!“ „Schön, dass es Ihnen gefallen hat! Aber ich war ja nicht der Einzige, der gesungen hat.“ „Ja, leider“, gab sie offen zu, „ich hätte sie gerne noch länger singen hören“ Er sah sie erstaunt an und entgegnete ungläubig: „Ach wissen sie, ich kann überhaupt nicht singen und hab das auch schon seit Jahren nicht mehr gemacht“ „Ja Kumpel, das letzte mal war auf der Akademie! Ich kann mich schon gar nicht mehr an deine unschuldige Jungenstimme erinnern, so lange ist das her!“, versuchte Gai ins Zwiegespräch einzufallen. „Das hatte ich mir schon gedacht, dass Sie nicht oft singen. Das hört man, Sie singen etwas unsicher, unerfahren. Dieses naive Auftreten hat mir gefallen. Und ich mag Ihre Stimme. Selbst wenn Sie sprechen haben sie diesen ruhigen, tiefen Klang. Nicht jeder hat so eine angenehme Stimme…“, sie schielte zu Gai hinüber. Gai entging Ihr Blick nicht und schluckte niedergeschlagen. Kakashi konnte dazu überhaupt nichts antworten, wurde aber etwas rot. Hatte Sie naiv und unerfahren gesagt? Er? Sie hatte Ihn aber gelobt, deshalb sagte er: „Oh…Danke für das Kompliment, aber ihre Stimme hat mich nicht minder beeindruckt, um ehrlich zu sein“ „Sie heissen also Kakashi Hatake, richtig?“ „Sie haben ein gutes Gedächtnis meine Dame, und mein Name ist Gai! Freut mich, Sie kennen zu lernen!“, fiel er Kakashi ins Wort. Offenbar hatte sie noch nie etwas vom legendären „Kopierninja Kakashi“ in ihrem Dorf gehört. Aber das war dem Besagten auch lieber so. „Die Freude ist ganz meinerseits. Sie sind also beide Konoha Ninjas?“ Sie nickten. „Obwohl ihr diese militärische Kleidung tragt, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass so zwei nette Männer wie ihr Ninjas seid…“ „Stellen sie sich vor, nur die bösen Jungs wären Ninjas, dann gäbe es Konoha gar nicht mehr! Jedenfalls nicht so, wie wir es jetzt kennen! Ach was rede ich, die ganze Welt wäre im Chaos! Es brauch so Leute wie uns“, schlug sich Gai auf die Brust und Kakashis Schulter. Kakashi lachte; eine bessere Antwort wäre ihm selbst nicht eingefallen. „Hm, da haben Sie wohl Recht. Dann bin ich ja froh, dass Leute wie Sie Shinobi sind! Sie sind übrigens die ersten Ninjas, die ich kennenlerne! In unserem kleinen Dorf gibt es keine.“ „Wieso haben sie ihr Dorf eigentlich verlassen, wenn ich fragen darf?“, fragte Kakashi. „Ich wollte einmal in einem anderen Dorf leben, eine Zeit lang. Ich habe gehört, dass in einigen Monaten die Chuninauswahlprüfungen in Konoha stattfinden, was scheinbar viele Leute anlockt. Da in unserem Dorf viel musiziert wird, ist es natürlich umso vorteilhafter, wenn ich hier meine Fähigkeiten einsetzen und ein wenig Geld verdienen kann. Es war eine glückliche Wendung, dass eine Reisegruppe an unserem Dorf vorbei kam. So musste ich nicht alleine reisen.“ „Haben sie denn schon eine Herberge fürs Nachtlager gefunden?“, fragte Gai neugierig. „Ja ich habe bereits ein Gasthaus hier ganz in der Nähe gefunden, Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Wissen Sie was? Ich spendiere Ihnen heute das Abendessen! Sie werden auch die ersten sein, die ich bediene. Was darf‘s sein?“ An diesem Abend erzählte Melodie noch einiges über ihr Dorf und ihre Familie. Und auch Gai erzählte über sich, eine Mission die er letztens erledigte und über seine geliebten Schüler, die er schon über ein Jahr lang trainierte. Auch wenn Gai Melodie etwas eigen schien mit seinem seltsamen Ganzkörperanzug, so war er doch ein lustiger Typ, der sie diesen Abend oft zum lachen brachte. Nicht nur, weil er noch mehr Sake getrunken hatte. Melodie hätte aber noch lieber mehr über Kakashi erfahren. Dieser verhielt sich aber sehr zurückhaltend, und antwortete auf Fragen stets recht knapp und erzählte nur das Wichtigste. Auch schaffte er es, sein Gericht während ihrer unaufmerksamen Momente zu essen, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Seine verschwiegene Art passte zu seinem beinahe vollständig mit dieser Maske verhülltem Gesicht, dessen rechtes Auge bloss zu sehen war. Nur an diesem konnte man ein Lächeln erkennen. Dieses Lächeln wollte sie nicht vergessen, als sie sich am Abend verabschiedeten. „Danke für das Essen! Das war wirklich nett von Ihnen“, bedankten sich Kakashi und Gai. „Es hat mich gefreut. Sie können sich ja mal bei mir revanchieren!“, gab sie mit einem Zwinkern zu verstehen. „Sollen wir Sie noch nach Hause begleiten? Es ist ja schon dunkel. Hicks!“, fragte Gai. „Nicht nötig, danke! Das Gasthaus ist hier gleich um die Ecke“, sagte sie im Gehen. „Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder“, Kakashi hob seine Hand zum Abschied. „Das hoffe ich auch“, rief sie zurück. „Bis bald!“, rief Gai mit wackeliger Stimme und ebensolchen Beinen. Die beiden Männer wandten sich in die entgegengesetzte Richtung, Gai mit einer unübersehbaren schwankenden Bewegung. „Jetzt ist sie weg“, bemerkte Gai betrübt und lehnte sich an Kakashi. „Wieviel Sake hast du heute getrunken Gai? Du benimmst dich noch auffälliger als sonst“, sagte Kakashi mit hochgezogener Augenbraue. „Die Wahrheit ist, ich habe schon ein paar Schlückchen getrunken, bevor wir uns getroffen haben, falls du dich noch an die Wette erinnern würdest… Aber ich bin nicht betrunken! Hicks! Ich habe mitbekommen, wie du mir die Show gestohlen hast. Melodie hat sich bloss für dich interessiert.“, sagte Gai deprimiert und hing sich an Kakashis Schulter. „Und sie hat über deine Witze gelacht. Lass dich nicht hängen…Das nächste Mal solltest du mich eben nicht zum Singen zwingen“ „Wer hätte gedacht, dass du so eine männliche Stimme besitzt, die sie dann so beeindruckt?“ „Haha, jetzt übertreibst du aber! Komm, gehen wir endlich.“ Kakashi verschloss seine Wohnungstüre und war wieder allein. Er zog seine Chuninweste und die Sandalen aus und setzte sich mit einem Seufzer wieder auf sein Bett. Er war es gewohnt alleine zu leben. Manchmal war er zufrieden, endlich wieder in sein ruhiges Heim einkehren zu können. Aber die Stille konnte manchmal ein unangenehmer Begleiter sein. Sie zwang einen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Aber in seinem Kopf war es nicht still. Er hörte die Stimme dieser Frau. Unaufhörlich. Er wollte sie hören. Diese wundervolle Stimme wollte er für immer hören. Er konnte sie reden hören, wenn er wollte. War er jetzt ein verrückter Fanatiker geworden? Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er wollte jetzt schlafen gehen und wenigstens am nächsten Morgen nicht zu spät zum Teamtreffen erscheinen. Lange lag er in seinem Bett und verblieb in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein, in dem ihr Lied sein Schlaflied sein sollte. Er musste sie wieder treffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)