Encounter the Future von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Corra wachte auf vom zarten Wind, der sie mit der eigenen Haarsträhne an ihrer Nase kitzelte. Sie musste ewig geschlafen haben, ihr Mund war trocken und sie musste sich den Schlaf aus den Augen reiben, um sie zu öffnen. Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten und sie wieder klar sehen konnte flackerte um sie herum das Bild einer Wiesenlandschaft. Sie war umgeben von dem zarten Geruch nach Grün, doch er war nicht ganz wie sie ihn kannte. Die Luft bewegte sich nur sanft, doch das Gras wogte mit. Wären nicht diese feinen Unstimmigkeiten in dem Bild, dem Geruch und der Gleichmäßigkeit von dem allen, wäre sie auf die Täuschung sicherlich hereingefallen; So jedoch nicht. Sie blinzelte und stemmte sich auf die Ellenbogen auf. Sie lag in weißen Laken, auf eine weiche Matratze gebettet. Über ihr zogen Wolken eine makellos glatte Decke entlang und verschwanden in den Wänden. Mit panischem Blick richtete sie sich auf und sprang aus dem Bett. Was war das hier? Das war definitiv nicht ihre Wohnung. Wann war sie überhaupt eingeschlafen? War sie… sie war nackt! Wo war ihr Nachthemd? Ihre Möbel? Was war das hier? Ihr Hals war zu trocken um zu schreien. Hektisch ging sie durch den Raum, hämmerte gegen die Wände und suchte einen Ausgang. Dann war mit einem Mal das Bild der Wiese verschwunden und um sie herum war alles weiß. Der Geruch verschwand aus der Luft und enthüllte was ihn verfälscht hatte. Sie erkannte das scharfe Aroma von Destillationsmitteln und Medikamenten in dem Moment, in dem am anderen Ende des Raumes unter leisem zischen die Wand aufging und drei Menschen auf sie zukamen. Die Zwei Frauen und der Mann trugen Hautenge weiße Kostüme, die bis auf den Kopf jeden Millimeter Haut bedeckten. „Miss Vernice, we solicit you to calm down“, sprach der Mann und blieb zwei Schritte weit von ihr entfernt stehen. Er winkte einer seine Begleiterinnen. Corra blinzelte die Fremden nur perplex an. Eine der Frauen trat nun direkt vor sie und hielt ihr ein weißes Bündel entgegen. „Corra Vernice, sie sind soeben aus ihrem Zeitschlaf erwacht. Wir sind ihr medizinisches Betreuungsteam. Mein Name ist Schimtt, das sind Doktor Miller und Schwester Dunett. Sie haben 237 Jahre im Zeitschlaf verbracht, wir möchten sie bitten dies anzuziehen und mit uns zu einer Routineuntersuchung zu kommen. Wir werden ihnen alles erklären“, sprach die Frau sie an. Sie war jung, um die Nase hatte sie ein paar Sommersprossen, ihre Züge waren weich, fast noch jugendlich. Das blonde Haar trug sie kurz und von einer Haube zurückgehalten. Corra wollte etwas sagen, doch beim Versuch einen Ton heraus zu bringen hustete sie los. „Sie bekommen alles was sie brauchen, sobald sichergestellt ist, dass ihr Körper den Zeitschlaf ohne Schäden überstanden hat“, fügte die Schwester hinzu und gab Corra das Stoffbündel in die Hände. Etwas zögerlich faltete sie es auseinander und hielt ein weißes Nachthemd in Händen, das links auf Brusthöhe einen kleinen Aufnäher mit einer Zahl trug. 13.648. Sie sah noch einmal zu der Schwester hoch, dann schlüpfte sie in das Kleidungsstück und nickte leicht. Nach etwa zwei Stunden, in denen Corra in mehreren seltsamen Apparaten gelegen und weder Essen noch Trinken bekommen hatte, war sie heilfroh, als die Schwester, die sich ihr als Schmitt vorgestellt hatte endlich verkünden ließ, es seie alles in Ordnung und sie könne nun mit in den Speisesaal kommen. Vorher gab sie ihr ein Glas Wasser, das endlich ihren Hals beruhigte und sie den ersten Ton seit ihren erwachen herausbringen ließ. Es war nicht mehr als ein kratziges Danke. Sicherlich nicht ganz leicht zu verstehen, aber es war ein Anfang. Als sie das leere Glas abstellte setzte sich die Schwester in gemächlichem Tempo in Bewegung. „Im Speisesaal wird es eine kleine Präsentation geben, sie werden dort mit den anderen Geweckten speisen und man wir ihnen das folgende Vorgehen erklären. Sollte es wider Erwarten Probleme geben wird auch im Speisesaal eine Schwester anwesend sein, die sie Ansprechen können. Essen und Getränke gibt es soviel wie sie es benötigen an der Ausgabe dort. Nach dem Essen werde ich sie wieder dort abholen, sie werden noch einen Tag zur Beobachtung hier verbringen, um sicherzugehen, dass kein Schlafshock eintritt, danach können sie entlassen werden und nach Wunsch etwas über Aufenthaltsort und Kontaktierungsmöglichkeiten von etwaigen Angehörigen erfahren.“ Corra blinzelte sie nur ungläubig an. Bisher war man noch nicht dazu gekommen ihr das ganze zu erklären, dieses Gefühl der Beklemmung, das sie aufgrund ihres Unwissens nicht losließ, sorgte nur dafür, dass sie alles umso argwöhnischer betrachtete. Alles hier, jeder Raum, den sie bisher gesehen hatte war absolut steril weiß gewesen. Das Licht schien absolut gelichmäßig, die Luft befreit von jedem Geruch, von dem feinen Aroma der Medikamente einmal abgesehen. Es war schlimmer als in den Krankenhäusern, die Corra gekannt hatte, es war fremd und unwirklich und sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie nicht einem besonders real wirkenden Traum erlag. Auf dem Weg zum Speisesaal gingen sie vorbei an weiteren Schwestern, alle in diese Hautengen Anzüge gehüllt. Die meisten eilten nur durch die Gänge, ein leiser Alarm blinkte über einer doppelflügligen Tür, an der sie vorbeigingen und aus der fast wie aus einem Bienenstock endlos viele Schwestern und Ärzte wuselten. Sie schnappte Gesprächsfetzen auf, voller Zahlen und Fachworte mit denen sie nichts anfangen konnte. Man sprach hier offensichtlich Englisch. Ob es nur eine Ausnahme war, das ihre Begleiterin Deutsch konnte? Sie sah sich die Frau noch einmal an. Sie hätte überall her kommen können, vielleicht war sie ja zufällig deutsch. Vielleicht gab es das alles aber auch schon gar nicht mehr. Sie hatte die Zahl schon wieder vergessen, die man ihr genannte hatte, aber angeblich hatte sie lange „geschlafen“. Es kam ihr falsch vor, diese Tatsache einfach so hinzunehmen. Woher sollte sie wissen, dass man sie hier nicht belog, sie wusste ja nicht mal was dieser „Zeitschlaf“ war. Sie konnte sich auch an nichts erinnern, dass erklärte warum es so etwas gab oder warum sie hier war. Andererseits, was hatte man für einen Grund sie anzulügen und ein solches Schauspiel zu inszenieren. Solange ihr keine bessere Erklärung einfiele würde sie also einfach mitspielen und hoffen, dass es im Endeffekt doch nur ein Traum war… War es nicht so, dass man ihn Träumen nie selbst sprach? Sue hatte mal so etwas gehört, vielleicht musste sie also wirklich einfach nur aufwachen und sie würde wieder zuhause in ihrem Bett liegen und ihren Wecker verfluchen, weil er sie zur Arbeit rief. Der Raum in den Schwester Schmitt sie führte war ebenso weiß wie alle anderen. In langen Reihen standen darin Tische aus Edelstahl und einfach gepolsterte Stühle. Zu ihrer Linken war eine Essensausgabe, ganz wie sie sie von Kantinen kannte, dahinter standen zwei Männer, die offensichtlich für das Bedienen zuständig waren. Ein paar Leute in Hemden wie sie saßen bereits vor Tabletten an den Tischen. Eine kleine Gruppe schien sich auf einer Sprache zu unterhalten, die Corra nicht verstand, aber als Spanisch oder Italienisch zu erkennen glaubte. „Die Präsentation sollte in etwa zwei Stunden vorbei sein, ich werde sie dann wieder abholen, bitte verlassen sie den Raum nicht ohne mein Beisein“, meinte ihre Begleiterin noch, dann kehrte sie um und ging zügig zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren. Auf einen Schlag fühlte sich Corra noch verlorener als zuvor. Bisher hatte sie keine Entscheidung fällen müssen, jetzt kam es ihr vor, als habe man sie in einem Land alleingelassen in dem sie sich nicht verständigen konnte. Sie sah sich um. Ein paar der Leute die einzeln an den Tischen verteilt saßen musterten sie. Sie war die einzige die stand. Letztlich wanderte ihr Blick wieder zu der Essensausgabe. Sicherlich war es das Beste einfach das zu tun, was sie in jeder Kantine tun würde. Sie ging etwas zögernd zu der Theke hinüber und nickte den beiden Männern zu. Sicherlich verstanden auch die nur Englisch und sie brachte im Moment kaum einen deutschen Satz zu Stande, also zog sie es vor zu schweigen. Sie deutete auf einen der Behälter in dem ein einfacher Nudelauflauf warmgehalten wurde und bekam kurz darauf von einem der Männer. „Enjoy your meal!“, meinte der freundlich, sie nickte nur. Dann ging sie herüber zu einem der Tische und setzte sich etwas entfernt von einem Mann, der etwa in ihrem Alter sein musste, hin. Das Essen war nicht schlecht, schmeckte aber ebenso steril wie alles hier wirkte. Bis auf die Gruppe, die sich ein paar Tische weiter unterhielt, war es im Raum vollkommen still. Ein paar weitere Leute kamen nach ihr noch hinzu, bis der Raum etwa zu zwei Dritteln gefüllt war. Zwei Schwestern saßen abseits neben einer der Türen und unterhielten sich leise. Zum ersten Mal nahm Corra sie als Menschen wahr. Sie lachten hin und wieder und schienen sich gut zu verstehen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sie bisher mehr gesehen hatte wie Roboter und ein wenig erschrak sie vor sich selbst. Sie leerte ihren Teller und holte sich noch eine Flasche Wasser von der Theke, bevor die angekündigte Präsentation begann. Die meisten waren fertig mit dem Essen und hatten, zumindest dort, wo die Verständigung möglich war, begonnen leise Gespräche zu führen, als ohne irgendeine Vorwarnung das Licht gedimmt wurde und ein der Kopfseite des Raumes eine riesige Projektion erschien. Aus Lautsprechen an der Decke klang eine Monotone Begrüßung in englischer Sprache, dann begannen vorne einfache Bilder und Erklärungen, die im Rückblick eine solche Flut an eindrücken auf Corra hinabstürzen ließen, dass sie sich kaum die Hälfte merken konnte. Nur eines wurde ihr unwiderruflich klar, das hier war weder ein Scherz noch ein Traum und das machte das alles auch nicht leichter zu glauben. Die Stille, die im Speisesaal herrschte als die Lautsprecher das Ende der Präsentation erklärten und die Lichter langsam wieder heller wurden, war so vollkommen, dass sie Corra eine Gänsehaut bescherte. Sie spürte, dass ihr das Blut aus dem Gesicht wich und sie leicht zitterte. Sie wurde panisch, hektisch sah sie sich um. Niemand hier sah aus als könne er ihr irgendetwas erklären. Die Beklemmung schnürte ihr die Luft ab, sie fühlte sich, als müsse sie jeden Moment umfallen. Sie konnte das alles nicht glauben. Es war… Sie war… Sie brachte keinen Ton raus, ihr Atmen ging immer schneller und ihr Herz hämmerte, als wolle es aus ihrer Brust springen. Sie war drauf und dran aufzuspringen und einfach fortzulaufen, da legte sich eine ruhige Hand auf ihre Schulter. „Miss Vernice“, sprach sie die Schwester an, die sie hier her gebracht hatte, „bitte bewahren sie die Ruhe. Uns ist bewusst, dass die Informationen sie aktuell überfordern, doch es hat sich als die effektivste Methode herausgestellt, das Gedächtnis der Patienten zu reaktivieren. Wenn sie mir bitte Folgen wollen, ich bringe sie auf ihr Zimmer, dort wartet eine Kanne Tee auf sie. Außerdem stehe ich ihnen gerne zur Verfügung, wenn sie weitere Fragen stellen wollen.“ Corra sah nur mit offenem Mund herauf zu der Schwester und regte sich nicht. Wie sollte sie das alles so einfach akzeptieren. „Das ist Wahnsinn, ich… ich… habe den Verstand verloren, dass ist nicht wahr!“, brabbelte sie vor sich hin, sah wie Schwester Schmitt ein paar Knöpfe an einem dünnen Armreif betätige und sich dann wieder ihr zuwandte. „Sie sind nicht verrückt, sehen sie, es ist vollkommen normal, das ihr Gehirn ein paar Stunden zur Verarbeitung braucht. Alsbald ihre Erinnerungen zurückkehren wird auch die Verwirrung verschwinden, vertrauen sie mir. Wir haben damit Erfahrung“, das Gesicht der jungen Frau wirkte freundlich, sie wirkte ehrlich. Und langsam, ganz langsam verschwand auch Corras Zittern. Schwester Schmitt entging das nicht, sie wartete solange wie es nötig war und machte einen Einladende Geste, als Corra wieder zu ihrer Ruhe zurückgefunden hatte. „Wenn sie mit folgen wollen.“ Es vergingen zwei Tage, bis Corra sich bereit sah die Wachstation zu verlassen, in der man sie aus ihren Zeitschlaf geweckt hatte. Es hatte einiger Zeit bedurft, bis sie wieder eine Ordnung in das gebracht hatte, was in ihrem Kopf so plötzlich wieder aufgetaucht war. Ein Wirrwarr aus Akzeptieren, Verstehen und Erinnern war über sie gekommen und das war für das menschliche Hirn schlicht nicht sofort zu bewältigen. Schwester Schmitt hatte als Therapie gegen diese Verwirrung eine Katze in Corras Zimmer beordert und das hatte sich als sehr effektiv erwiesen. Nachdem Corra festgestellt hatte, das zumindest das Tier sich noch immer verhielt, wie man es von einem Tier zu erwarten hatte, hatte ihr Kopf begonnen alles wieder in eine geordnete Struktur zu bringen. Sie erinnerte sich wieder an die Erklärung, die sie unterschieben hatte, dass sie im Falle einer notwendigen Komatösen Behandlung ihren Körper der Wissenschaft spendete und experimentelle Behandlungsmethoden akzeptierte. Das Gesetzt das das erlaubte war damals groß diskutiert worden und in Deutschland nicht durchgekommen. Corra hatte also Glück gehabte, wenn man das denn so nennen konnte, dass der Unfall, der sie etwa zehn Jahre später traf, während eines Urlaubes in Amerika stattfand und nicht in ihrer Heimat. Sie war damals schwer verletzt worden, aber die Medizin war weit genug gewesen um sie wieder vollständig herzustellen. Einzig eine kleine Verletzung im Halsbereich hatte dafür gesorgt, dass ihr Nervennetz nicht mehr korrekt mit dem Gehirn verbunden war. Die Ärzte entschieden sie einem damals ganz neu aufgekommenen Programm zuzuweisen, das den „Zeitschlaf“ entwickelt hatte und händeringend nach Testpersonen suchte. Corra wurde eine davon und vor drei Tagen, war der Tag gewesen an dem man es geschaffte hatte die Nervenbahnen zu ihrem Hirn wieder zu heilen, sodass sie ohne Komplikationen geweckt werden konnte. Auch sie konnte sich nicht erklären, wie das alles technisch möglich war, aber es genügte ihr für den Moment zu verstehen, was sie in diese Situation gebracht hatte. Sie war Corra Vernice, geboren am 14.09.2021, in Zeitschlaf versetzt am 21.04.2057 und damit war sie nun 273 Jahre Alt. Dafür hatte sie sich auf jeden Fall gut gehalten. Sie würde am heutigen Tag aus der Wachstation Chrisburg entlassen werden und eine Wohnung in der Stadt gestellt bekommen. Das alles geschah nicht aus reiner Nächstenliebe, auch dass hatte sie erklärt bekommen. Die Gesellschaft in die sie nun geraten war funktionierte nur aufgrund genauer Kontrollen. Sie war geweckt worden, weil ihre DNA zum Erhalt der genetischen Vielfalt gepasste hatte und man erwartete, dass sie weiter zur Stabilisierung der menschlichen Population beitragen würde. So hatte Schwester Schmitt ihr die Sache erklärt. Ins Verständliche übersetzt hieß es wohl, dass man gerade an der kontrollierten Verbesserung des Menschen arbeitete, indem man kontrolliert Gene in die Population einstreute und ihre hatten gerade in den Plan gepasst. Die Regierung der FSOUH, die sich irgendwann vor etwa 150 Jahren etabliert hatte, schien großen Wert auf dieses Projekt zu legen. Corra wusste noch nicht was genau sie von dem allem halten sollte, aber sie wusste, dass es ihre Chance war zu leben, obwohl sie eigentlich schon lange tot wäre. Mittlerweile trug sie selbst einen der Hautengen Anzüge, die in dieser Zeit wohl die gängige Kleidung waren und saß auf dem Bett, in dem kleinen Zimmer, das sie heute würde verlassen müssen. Die Katze, ein graugetigertes Weibchen, saß seelenruhig auf ihrem Schoß und ließ sich streicheln. Sie hatte die Erlaubnis das Tier zu behalten, wenn sie es wollte. Sie würde diese Gelegenheit wahrnehmen. Die paar Sachen, die sie ihr eigen nennen konnte waren bereits in einem Koffer verstaut und eigentlich wartete sie nur noch darauf, dass Schwester Schmitt sie abholte und zu ihrer Wohnung brachte. Sie hatte bereits alle Kontaktdaten bekommen die sie brauchte. Zur Eingliederung in die Gesellschaft gab es von Seiten des Zeitschlaf-Programmes einen Betreuer, der bei Ausbildung und Berufswahl half und sich um alles Notwendige kümmern würde, wenn Corra erst einmal in der eigenen Wohnung lebte. Als es an der Tür klopfte hob Corra die Katze von ihren Beinen und setzte sie auf dem Bett ab um öffnen zu gehen. Herein kam Schwester Schmitt mit einer kleinen Transportbox. Sie verfrachtete die Katze mit ein wenig Überredungskunst in selbige, dann brachte sie die Ältere zum Ausgang. In der Empfangshallte stand bereits eine andere Frau, in einen schlichten schwarzen Ganzkörperanzug gehüllt und mit einer Tasche. „Corra, das ist Cassandra Rolen, sie ist ihre Betreuerin und Ansprechpartnerin für das Eingliederungsprogramm und wird sie zu ihrer Wohnung bringen. Sollte es gesundheitliche Probleme geben kommen sie zu uns, wir stehen ihnen weiterhin zur Verfügung. Ich wünsche ihnen da draußen viel Erfolg.“ Die Schwester war verschwunden, bevor Corra eine passende Erwiderung eingefallen war. Eigentlich hatte sie sich bedanken wollen. „Hallo“, begrüßte sie da schon die vorgestellte, „nennen sie mir ruhig Cassandra. Sind sie bereit für die ‚neue Welt‘?“ Die Frau lächelte freundlich und ehrlich. „Ich hoffe doch“, meinte die Angesprochen und zusammen verließen die beiden den Ort, der, so empfand es Corra, die letzte Verbindung zur Vergangenheit war. Was sie draußen erwartete war fremd und neu, sie würde Nachfahren ihrer Familie kennenlernen und sie würde ein neues Leben beginnen. Sie würde Freunde finden und Arbeiten, sie würde ein Teil von alle dem werden. Aber eines wurde ihr klar, in jenem Moment in dem sie zum ersten Mal im vollen umfang die Stadt um sich wahrnahm, nicht mehr nur durchs Fenster die Fassaden der Häusergiganten betrachtete und den staubigen Geruch nach Trockenheit und Wind einsog. Sie würde hier niemals wieder ein Zuhause finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)