Sturm und Stille von Orpheliae (Thorki, Thor x Loki) ================================================================================ Kapitel 1: Chapter 1 -------------------- Thor fühlte den Boden unter seinen Füßen, spürte wie wieder Schwerkraft auf seinen Körper wirkte und seine Beine sein Gewicht wieder trugen. Er atmete kurz, stockend und blickte starr in die Dunkelheit. Er streckte seinen Arm aus und klopfte leise gegen die Scheibe der Balkontür. Einige Sekunden vergingen, während sein Herz in seiner Brust anfing lauter und lauter zu pochen. Nichts geschah. Die Sekunden kamen dem Gott wie eine Ewigkeit vor und er lehnte ungeduldig seine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe, versuchte etwas in der dunklen Wohnung zu erkennen, während das Glas mehr und mehr durch seinen Atem beschlug. Dann, endlich, erschien sie auf der anderen Seite der Tür und lächelte ihn in der Dunkelheit an, während sie diese öffnete. Eilig trat er ein und betrachtete die geliebte Person einen Moment lang, ehe er Jane in seine Arme zog und zaghaft ihre Lippen mit seinen versiegelte. Seit Lokis Tod waren nun gut vier Jahre vergangen. Thor pendelte ständig zwischen den Welten, verweilte allerdings immer öfter und länger hier in Midgard. Sein Vater gewährte es ihm. Thor war sich sicher, dass ihm das nicht recht war, doch ließ er seinen einzigen und zugleich dennoch letzten Sohn gewähren und darüber war er dem Göttervater mehr als dankbar. Es musste an Lokis Tod gelegen haben, dass sich Odin so verändert hatte, so wollte Thor es zumindest glauben. Die andere mögliche Ursache, die ihm immer wieder in den Sinn kam verdrängte er stets in seinen Hinterkopf. Langsam löste er den Kuss und sah in die Augen der Frau, die er liebte. Obwohl es nur vier Jahre waren und er diese mehr als nur genossen hatte schmerzte der Anblick jeden Tag und um jeden Tag ein bisschen mehr. Jane alterte. Sie war noch lange keine Frau, die man als alt bezeichnen würde, doch jedes Jahr, das sie verlebte sah Thor ihr an und hasste immer mehr seinen eignen Anblick im Spiegel, der sich in den Jahren nicht im geringsten verändert hatte. Er war ein Gott, Sohn Odins, er lebte anders, anders als ein Mensch, dessen Zeit so schnell verloren und dessen Leben so einfach beendet werden konnte. Er lächelte Jane an und sie seufzte als Antwort. "Drei Wochen. Du warst 'kurze' drei Wochen fort. Ich hatte schon Angst es könnten wieder Jahre werden!", schimpfte sie und schlang lachend ihre Arme um seinen Nacken. Auch wenn sie das keineswegs so klagend meinte, wie sie es formulierte, so wusste er, dass sie wirklich gezweifelt hatte, ob er nicht wieder länger fort bleiben würde. Thor küsste sie als Entschuldigung erneut, unterbrach den Kuss dann allerdings hastig wieder und kramte in der Tasche, die er bei sich trug. "Ich habe etwas für dich! Ich hoffe es gefällt dir.", summte er fast schon vor Freude und reichte ihr ein alt aussehendes in grünem Leder eingeschlagenes Buch. Auf dem Cover war etwas in einer seltsamen kryptischen Schrift geschrieben, darunter das Zeichen der keltischen Unendlichkeit. Für einen Augenblick glaubte er Janes Miene gefrieren gesehen zu haben, dann sah sie ihn fragend an. "Was ist das?", fügte sie dem fragenden Blick hinzu. "Es gehört meinem B- Es gehörte Loki. Ich glaube es war ihm das liebste seiner Bücher, ich sah es ihn so oft lesen. Es ist in einer alten Sprache geschrieben, aber selbst wenn du es nicht lesen kannst...Ich hoffe einfach, dass es dir gefällt.", Thor versuchte deutlich zu machen, wie wichtig ihm dieses Geschenk war. Dringlich hielt er es ihr hin, bis sie es ihm abnahm und näher betrachtete. "Ich glaube nicht, dass es mir etwas bringt,...", Thor wirkte enttäuscht, doch Jane gab ihm einen Kuss auf die Wange,"Aber ich freue mich sehr darüber. Weil es von dir kommt und weil ich alles lernen möchte, was mit deiner Welt zu tun hat." Sie blätterte kurz durch die alten Seiten und seufzte dann auf. "Aber solch eine Schrift habe ich noch nie gesehen, kennst du die Sprache?", fragte sie und wurde im Satz immer leiser, da sie versuchte sich auf Schrift und Bild des Buches zu konzentrieren. "Nein, nur Loki konnte sie lesen." "Nur...Loki?" "Ja, er brachte sich viele alte Sprachen bei, um alle alten Schriften zu verstehen. Vater hielt es immer für nichtsnutzig und schimpfte ihn oft dafür." Jane gab keine Antwort, sie war nun vollends vertieft. Der Donnergott schaute sie an und ihm viel auf wie ähnlich sie seinem Bruder war. Sie hatte das gleiche Funkeln in den Augen, den gleichen Gesichtsausdruck und die gleiche Gier, mit der sie von Seite zu Seite blätterte um etwas zu verstehen, was in dem Buch geschrieben war. Thor erschrak, als sie auf einmal laut das Buch zuklappte und ihn anlächelte. "Ich verstehe leider gar nichts. Aber es ist ein wirklich schönes Geschenk!", sagte sie immer noch lächelnd und nahm ihn an der Hand, "Aber nun lass uns erstmal ins Bett, es ist kalt hier." Sie ging um ihn herum und schloss die immer noch offen stehende Balkontür, begab sich danach in Richtung Bett und wurde immer mehr von der Dunkelheit verschluckt, als Thor ihr hinterherblickte. Er entkleidete sich, während er ihr folgte und sank mit ihr zusammen in die von der Nachtluft kalten Laken. Zufrieden zog er sie wieder in seine Arme und merkte erst jetzt wie kalt sie war. Wie lange hatten sie dort gestanden seit er angekommen war? Er wusste es nicht. Mit Jane verging die Zeit immer schneller, Thor hatte manchmal das Gefühl es war viel zu schnell. Jane legte Ihren Kopf auf seine Brust und war schneller eingeschlafen, als ihm lieb war. Über eine noch längere Nacht hätte er sich gefreut, doch leider war es in den ganzen vier Jahren bis jetzt nie dazu gekommen. Immer wenn er es versuchte fand die junge Frau einen Weg um das vorgehabte auf andere Bahnen zu lenken. Vielleicht ist das bei den Menschen so, so dachte sich Thor. Vielleicht sind die Aesier da anders, mit ihren Festen und ihrem Met. In seiner Welt lebte man anders. In seiner Welt lebte man länger. Der Gott stand stets unter einem gewissen Zeitdruck. Wahrscheinlich ließ er seiner geliebten Menschenfrau einfach zu wenig Zeit, er wusste es nicht. Für heute jedenfalls war seine Chance vertan und er ließ sich in die Tiefen des Schlafes sinken. Seine Sinne entglitten ihm und seine Gedanken zogen ihre eigenen Bahnen, wurzelten tief in seinem Unterbewusstsein und tranken von seinem tiefsten Inneren. "Loki...", war das letzte Wort, dass er in Gedanken formte, bevor er im Tiefschlaf versank. Kapitel 2: Chapter 2 -------------------- Thor verbrachte die Nacht mit einem unruhigen Schlaf, er träumte und träumte und wälzte sich durch die Lake bis er mit kalten Schweiß auf der Stirn erwachte. Als er die Augen aufschlug stach ihm das Licht so hell in die Augen, dass er blinzeln musste. Unter einem Stöhnen setzte er sich auf und wischte sich über die Stirn. Die vielen Träume, die ihn die ganze Nacht verfolgt hatten waren verschwunden, sein Gedächtnis davon befreit. Das Einzige was blieb war das schlechte Gefühl im Magen und das krampfende Herz in der Brust. Was auch immer er geträumt hatte, er war froh, dass es keine Realität war. Er rutschte an den Bettrand und sah sich im Zimmer um. Das Licht der Sonne stand bereits hoch am Himmel und durchflutete den langen Flur, sowie das große Schlafzimmer. Das Bett in dem er eben noch gelegen hatte war leer. Keine Spur von Jane. Thor zog die Augenbrauen unzufrieden zusammen und erhob sich, während er seinen muskulösen Körper streckte. Er wanderte durch das Zimmer in Richtung Bad und wusch sich erst einmal. Die in der Nacht auf dem Boden verteilten Klamotten, sowie seine Rüstung fand er zusammengelegt auf einem Stuhl neben dem Schreibtisch. Mit der Zahnbürste im Mund suchte er in Janes Schrank nach etwas anderem zum Anziehen. Thor konnte in dieser Welt nicht mit den Gewändern aus seiner Welt unter die Leute gehen. Sie würden ihn anstarren, als wäre er ein Irrer, oder sie würden ihn erkennen und schon bald stünden irgendwelche Leute vor Janes Haustür, die den Gott kennen lernen wollten. Sie musste deswegen schon drei mal umziehen. Mit einer Jeans und einem Hemd bekleidet begab er sich wieder zum Bett und nahm Mjölnir an sich, den er in der Nacht daneben abgestellt hatte. Jane blieb nichts anderes übrig, als ihn dort stehen zu lassen bis Thor ihn selbst wegräumte. Er hing ihn an einen Haken an der Wand und ging zurück ins Bad. Noch immer steckte ihm das schwere Gefühl des Traums in den Knochen. Er wusch sich noch einmal das Gesicht und band sich die nassen Haare mit einem Haargummi zusammen, danach sah er sich noch einmal in der Wohnung um, bis er einen Zettel fand, den deine Geliebte ihm hinterlassen hatte. "Bin einkaufen, danach noch kurz etwas nachforschen. Wehe du stellst etwas an!", stand in geschwungener Schrift auf dem Papier und Thor schmunzelte, als er es las. Er wusste, mit ihm an seiner Seite war das Leben für niemanden einfach. Auch wenn er sich seit seiner Verbannung extrem verändert und vor allem gebessert hatte, so hatte er keinen einfachen Charakter. Immer wieder brachte er dadurch die Personen, die ihm etwas bedeuteten in Gefahr, oder erzürnte sie. Das war auch der Grund gewesen, warum sein Bruder von ihm gegangen war. Er hätte den Gegner selbst niederstrecken können, doch war er einfach zu langsam gewesen. Vor seiner Verbannung kämpfte er aus Spaß, aus Gier nach Ruhm, Ehre, Festen, schönen Frauen und Met. Er schleifte seinen Bruder mit auf jede Mission und scherte sich nicht darum, dass dieser gerade dazu in der Lage gewesen war seine eigene Haut zu retten. Stattdessen lachte er ihn aus, wenn er sah, wie Loki mit einem Gegner nicht fertig wurde und hänselte ihn später auf den Festen für seine schlechte Kampfeskunst. Erst jetzt, wo der Donnergott verändert und sein kleiner Bruder tot war bereute er das alles, bereute zudem dafür verantwortlich zu sein, dass Loki überhaupt hatte gegen diesen Gegner kämpfen müssen. Erst heute war ihm bewusst, dass er der ältere der beiden war, der große Bruder. Erst heute wurde ihm bewusst, wie verschieden er und Loki immer gewesen waren. Der Jüngere war voll und ganz sein Gegenstück und das fehlte Thor nun. Als er den Zettel noch einmal betrachtete viel ihm auf, dass er auf dem Buch von Loki lag, dass er Jane geschenkt hatte. Mit den Fingerspitzen fuhr er kurz darüber. "Kalt.", dachte er, "Kalt wie der Schnee in Jotunheim." Thor schüttelte den Kopf um diesen frei von den Gedanken zu bekommen. Immer wieder erwischte er sich dabei an Loki zu denken. Die Schuldgefühle plagten ihn Tag für Tag und gruben sich immer tiefer in seine Seele. Und selbst die Person, die ihn glücklich machen und von all dem ablenken sollte erinnerte ihn doch am meisten an seinen verstorbenen Bruder. Thor nahm die Beine in die Hand und wirbelte nun durch die Wohnung, packte schnell eine Dose Dr. Pepper und ein paar Fertig-Sandwiches aus dem Kühlschrank ein, sowie dieses kleine viereckige Gerät, mit dem Jane mit ihm sprechen konnte, egal wo er sich in Midgard befand und verließ die Wohnung. Die Tür zog er hinter sich zu und stieg draußen auf sein Motorrad. Jane hatte es ihm vor gut einem Jahr geschenkt zu seinem Namenstag. Er hatte einige Zeit gebraucht um darauf fahren zu lernen, genoss es jedoch immer wieder sich auch ohne Jane schnell und unauffällig in Midgard bewegen zu können. Thor fuhr einige Kilometer aus der Stadt heraus und hielt an einem alten Bauernhof. Er grüßte den alten Farmer und begab sich in den Stall, um Sattel und Zaumzeug zu holen. Danach begab er sich direkt auf die Weide, um das Pferd einzufangen, dass er für den Farmer öfters einmal Ausritt. Seit er mehr Zeit auf der Erde, als in Asgard verbrachte verspürte er ab und an ein gewisses Heimweh und brauchte ein Pferd unter sich um dieses wieder zu vergessen. Auch für einen Gott war es nicht einfach in einer völlig fremden Welt zu leben und somit war er froh, dass es hier etwas gab, was ihn stets an sein Zuhause erinnerte. Er sattelte den kräftigen Hengst und stieg auf. Er war der einzige, der ihn reiten konnte. Der Farmer hatte ihn ausgelacht, als er das erste mal hier gehalten hatte und ihn fragte, ob er sich das Pferd für einige Stunden ausleihen dürfte. "Der schmeißt dich im hohen Bogen runter, Junge! Wir haben es vor zwei Jahren aufgegeben ihn zu reiten. Er ist einfach gefährlich. Aber wenn du es versuchen willst, dann nur zu.", hatte er den Donnergott geschallt. Thor hatte es versucht und der Hengst hatte vom Augenblick an, als Thor ihm in die Augen gesehen hatte den größten Respekt vor ihm gehabt. Er ritt heute weit hinaus, er brauchte diesen Abstand, diese Zeit für sich, und so ritt er immer weiter in Richtung Einöde. Er ritt einen Hügel hinauf und hielt sein Pferd. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und lächelte, fühlte den Wind in deinen Haaren und das Rauschen des Windes in seinen Ohren. Dann vernahm er ein helles Wiehren in der Ferne. Er spürte wie sich der Körper des Hengstes unter ihm anspannte und er in die gleiche Richtung blickte wie Thor. Mitten auf der Wiese am Rande des Hügels stand eine schwarze Stute, so schön wie sie Thor noch nicht einmal in Asgard gesehen hatte. Sie war von Kopf bis Fuß kohlrabenschwarz, hatte eine seidige glänzende dünne Mähne, die leicht gewellt über das kurze Fell fiel. Der Körper war groß, aber zierlich, der Kopf zeugte davon wie hoch sie im Blut stehen musste. Thor stockte der Atem, als sie noch einmal wieherte und der Hengst unter ihm zu tänzeln anfing. Die Stute drehte sich um und galoppierte davon. "Nein...!", dachte der Gott noch, ehe er auch schon aus dem Sattel gerissen wurde, als der Hengst lospreschte und sich dabei mit einem Buckler von seines Reiters entledigte. Thor, der Sohn des Göttervaters und rechtmäßiger Erbe dessen Throns landete mit dem Gesicht voraus im Dreck und musste die lange Strecke fluchend und schimpfend zu Fuß zurück gehen. Als er auf dem Hof eintraf erwartete ihn nicht nur ein breit grinsender Farmer, sondern auch ein immer noch gesattelter, genüsslich grasender Hengst. Er sattelte das Tier ab, trank die Dose Dr. Pepper missmutig an einem Stück aus und stopfte sich die Sandwiches in den Mund. Danach fuhr er heim, wo ihn seine geliebte Jane bereits erwartete. --------------------- Sie saß am Schreibtisch, als er in die Wohnung eintrat und drehte sich zu ihm um. "Wo warst du so-...", sie hielt inne und betrachtete seine verdreckten Klamotten, sowie den Rest Dreck, der ihm noch im Gesicht klebte, "Bist du vom Pferd gefallen?" Als Thor anstatt eine Antwort zu geben trotzig seine Tasche in die Ecke pfefferte viel Jane in prustendes Gelächter und konnte sich gar nicht mehr einkriegen. Thor schwieg betroffen, bis sie sich wieder gefangen hatte. "Lass uns-", sie holte Luft vom Lachen und erhob sich von ihrem Stuhl, "Lass uns duschen gehen!" Thor wusste nicht ob sie es ihm befahl oder vorschlug, und ob sie es so meinte, oder es nur so sagte. "Uns?", fragte er ungläubig und hob eine Augenbraue skeptisch. "Ja, uns!", schnalzte sie ihm entgegen und öffnete sich dabei die Jeans. Noch während sie in Richtung Bad ging entledigte sie sich dabei nicht nur ihrer Jeans, sondern auch ihres T-Shirts und Thor kribbelte es im Baum, als er zusah. Wie von einer Horde dreiköpfiger Kupferkugeldrachen gehetzt eilte er ihr hinterher und versuchte dabei ebenfalls einiges seiner Kleidung zurückzulassen, wobei er in der Eile ganz vergaß, dass man die Schuhe vor der Hose auszog. Als er im Bad ankam war Jane bereits unter der Dusche, er zog sich ebenfalls das letzte Kleidungsstück aus, das noch seine Lenden bedeckte und trat an die Dusche heran. "Darf ich, Jane?", fragte er zögerlich und blickte auf die Umrisse, die ihr Schatten auf den Duschvorhang warf. "Du darfst Thor Odinson.", bekam er als Antwort und schlüpfte zu der Menschenfrau unter die Dusche. Es war ihm peinlich und unangenehm, bereits jetzt war er deutlich erregt. Kapitel 3: Chapter 3 -------------------- Als Thor unter die Dusche trat stockte er kurz. Jane stand mit dem Rücken zu ihm, ihre langen Haare hingen nass vom heißen Wasser über ihre zierlichen Schultern und ihren geschwungenen Rücken. Thor zog den Duschvorhang hinter sich zu und war gezwungen näher an sie heranzutreten, damit sie beide in die Dusche passten. Unsicher streckte der blonde junge Mann seine Arme aus, um sie um seine Geliebte zu legen, endete aber damit nur seine Hände auf ihren Schultern abzulegen. Noch nie zuvor war er so nervös gewesen, wenn eine nackte Frau vor ihm stand. Doch dies war auch nicht irgendeine Frau, es war Jane. Seine Jane. Als er die zwei Worte in seinen Gedanken formte machte sein Herz einen Sprung und er traute sich noch einen Schritt näher zu kommen. Jane rührte sich nicht, sie schwieg und er konnte auch ihr Gesicht nicht sehen. Das verunsicherte ihn, da er so nicht wusste was er tun konnte ohne sie dabei zu überfordern. Vorsichtig ließ er seine Fingerspitzen ihren Rücken hinabgleiten und beugte sich dabei nach vorn um sein Gesicht in ihren nassen Haaren zu vergraben und ihr einen zaghaften Kuss auf den Nacken zu geben. Während er dies tat spürte er, wie die Frau einen kleinen Schritt rückwärts tat und dabei ihre Finger in die seiner Hände verhackte. Von selbst schlang sie seine Arme um sich und schmiegte sich in diese. Thor stöhnte leise erschrocken auf und wäre zurück gewichen, hätte sie ihn nicht daran gehindert. Zum ersten Mal in seinem Leben war es ihm peinlich vor einer Frau erregt zu sein. Der Scham wich ihm in die Wangen, als seine Erregung gegen ihre Schenkel stieß. Er räusperte sich und versuchte sich zu sammeln. Als er wieder bei sich war hatte Jane bereits seine Hände auf ihren Bauch gelegt und hielt diese mit ihren eigenen fest. Langsam führte sie seine großen Hände über ihren Körper, ihren Bauch und ihre Taille, entlang über ihren Brustkorb, bis zu ihrem Busen. Dort ließ sie seine Hände los. Thor fasste vorsichtig zu, fing an ihre Brüste zu massieren und leicht zu kneten. Er nahm eine ihrer Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb leicht an ihr, bis sie ganz hart war. Jane keuchte leise und drehte sich in seinen Armen zu ihm um. Die Wassertropfen rannen über ihr Gesicht, als sie zu ihm aufsah, die Wangen gerötet vor Erregung, oder auch der Hitze. Die roten Lippen leicht geöffnet, ebenso wie die großen glasigen Augen, die zu Thor hinauf blickend. Der Anblick brachte Thors Gefühle dazu sich in ihm zu überschlagen, er konnte sich nicht länger zurück halten. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und drückte fordernd seine Lippen auf ihre, während er anfing mit seinen Händen über ihren ganzen Körper zu fahren und sie überall zu berühren. Er wollte jeden Zentimeter dieses Körpers kennen lernen, wollte wissen wie Jane reagiert, wenn er sie berührte, wollte wissen wie es sich anhörte, wenn sie seinen Namen stöhnte. Er leckte im Kuss sachte über ihre Lippen, verlangte nach Einlass und die junge Frau war nicht dazu in der Lage ihm diesen zu verwehren. Bereitwillig öffnete sie ihre Lippen und schloss ihre Augen. Thor stupste ihre Zunge immer wieder an, forderte sie auf mit seiner zu spielen und massierte dabei erneut ihre Brüste. Immer wieder drückte er sich sachte gegen sie und rieb dabei sein inzwischen vor Erregung schmerzendes Glied an ihr, hinterließ einige Tropfen seines Samens auf ihren Oberschenkeln. Als seine Hand zwischen ihren Beinen ankam löste er den Kuss und küsste stattdessen zärtlich ihre Wange. Aus einem dieser aufgehauchten Küsse wurden zwei und mehr, als er sich an ihrem Hals und ihrem Dekolte herunterarbeitete. Immer wieder hielt er an und saugte leicht an ihrer süßlich riechenden Haut. Seine Finger zogen währenddessen leichte kreisförmige Bewegungen zwischen ihren Beinen. Jane hatte Ihre Arme über die Schultern des Gottes gelegt und sah auf diesen hinunter. Immer wieder keuchte sie leise auf und genoss es so von ihm verwöhnt zu werden. Trotzdem agierte sie eher passiv und wartet ab, wie der blonde Schönling fortfahren würde. Als er anfing ihre Nippel mit seiner Zunge zu verwöhnen, leicht an ihnen zu knabbern und zu saugen, führte er seine Finger dort hin, wo es feucht zwischen ihren Schenkeln war. Vorsichtig schob er einen seiner Finger in sie. Sie stöhnte und zuckte zusammen, doch versuchte nicht ihn zu stoppen. Unaufgehalten fing er langsam an den Finger in ihr zu bewegen, zog ihn leicht heraus und führte ihn erneut in sie ein. Dieses Spiel führte er fort, bis sie sich so weit entspannt hatte, dass er einen zweiten seiner Finger hinzufügen konnte. Er fühlte, wie sie immer feuchter unter seiner Behandlung wurde. Er wollte mehr als das, viel mehr. Er wollte sie nicht nur hören, er wollte sie nicht nur riechen, er wollte sie nicht nur fühlen, er wollte sie auch schmecken. Thor kniete nieder und sah an der verwirrt dreinblickenden Menschenfrau hinauf. Er zog seine Hand zurück und legte beide Hände an die Innenseiten ihrer Oberschenkel, deutete ihr so, diese ein wenig zu spreizen. Jane tat es, ohne dass Worte dafür notwendig waren, errötete jedoch noch mehr, als sie begriff, was er vorhatte. Thor beugte sich nach vorn und legte seine Lippen an die intimste Stelle ihres Körpers, küsste diese, sowie ihre Schenkel immer wieder. Mit seiner Zungen fuhr er in kleinen Kreisen über ihre Klitoris, wie er es zuvor auch schon mit seinen Fingern getan hatte. Jane fing nun an zu Stöhnen, sie konnte sich nicht mehr still halten. Thor hatte einen gewissen Vorteil, er hatte Erfahrung. Er wusste genau, wie er seine Zunge einzusetzen hatte um eine Frau in den Wahnsinn zu treiben. Es machte ihm Spaß immer wieder ein Zucken durch ihren Körper gehen zu fühlen und ihre Hände zu spüren, die sich halt suchend auf seinen Schultern abstützten. Er wusste, wann es ihr besonders gefiel, wenn sie ihre Fingern in seinen Schultern vergrub. Trotzdem war es ihm nicht genug, er wollte mehr. Erneut führte er seine Finger in sie ein und hielt inne, als er hörte wie ihr Stöhnen stockte und er spürte, wie sie sich um seine Finger anspannte. Er zog langsam seine Finger zurück. Inmitten ihres Höhepunkts verlor sie den Halt auf den Beinen und sackte zusammen, genau auf seinen Schoß. Sie atmete schwer, als er die Arme um ihre Hüfte schlang und sie anblickte. Eigentlich wollte er noch weiter gehen, doch Jene so die Kontrolle verlieren zu sehen war es wert gewesen sie schon jetzt zum kommen zu bringen. Das einzige, was ihn jetzt noch vom Glücklichsein fernhielt, war das steife, schmerzende Gemächt zwischen seinen Beinen. Jane lächelte, besser, sie grinste ihn an, als sie ihre Hand dorthin bewegte. Mit ihren langen dünnen Fingern umschloss sie seine Länge und fing an ihre Hand in pumpenden Bewegungen auf und ab zu bewegen. Der Donnergott stöhnte laut auf und schloss genießerisch die Augen. Er wollte nicht wissen warum, aber Jane wusst, wie man das Geschlecht eine Mannes verwöhnte, so wie er es bei einer Frau wusste. In rhytmischen Bewegungen, mal langsamer, mal schneller rieb sie sein Glied, bis er dem Höhepunkt nahe war. Noch einmal glitt sie mit festem Griff vom Stamm bis zur Eichel und rieb mit ihrem Daumen über diese. Mit ihrem Namen auf seinen Lippen und einem lauten Stöhnen ergoss er seinen heißen Samen in ihrer Hand. Als er fertig war drückte er sie fest an sich und küsste sie noch einmal innig. --------------------------------------- Als die beiden im Bett nebeneinander lagen und er sie fest in den Armen hielt, das Gesicht in ihren Haaren vergraben, musste er noch immer schmunzeln. Mit dem Ergebnis des heutigen Abends war er mehr als zufrieden. Auch wenn sie sich ihm nicht direkt hingegeben hatte, so hatte sie ihm doch deutlich gemacht, dass sie SEIN war. Thor schlief zufrieden ein und schlief das erste mal sein Wochen traumfrei und erholsam durch. -------------------------------------- Als er am Morgen erwachte fühlt er sich weitaus besser als beim Aufwachen des Vortages. Während er sich zufrieden und ausgeschlafen streckte fiel ihm auf, dass das Bett außer ihm leer war. Er hielt inne und lauschte. Aus der geschlossenen Badtür erklang leise das Rauschen der Dusche. Thor wusste nicht, ob er die geschlossene Tür als Ausladung, oder die Dusche als Einladung sehen sollte. Er erhob sich, nackt wie er war und durchquerte den Flur, um das Bad zu betreten. Mit ruhigen Schritten trat er an die Dusche heran und schob den Vorhang beiseite. Jane saß mit angewinkelten Beinen in der Dusche, die Arme um ihre Beine geschlungen und schaute ihn an. "Thor! Die Tür war geschlossen!", schallte sie ihn und sah ihn vorwurfsvoll an, während sie sich erhob und ohne das Wasser auszustellen die Dusche verließ. Thor hatte die Ausladung wohl als Einladung verstanden. Es störte ihn nicht, er war noch nie ein Mann des großen Denkens gewesen. Jane verließ im Bademantel das Bad während er ihr hinterher rief: "Ich dachte wir knüpfen an gestern an! Hast du darüber nachgedacht?" Er grinste bei dem Gedanken wie Jane in der Dusche gesessen und über gestern Abend nachgedacht haben musste. Der Gott wollte gerade selbst unter die noch immer angestellte Dusche schlüpfen, als er erschrocken zurück wich. Das Wasser war eiskalt. Kapitel 4: Chapter 4 -------------------- Thor schlang lachend seine Arme von hinten um Jane und drückte sie fest an sich. "Ich sagte doch bereits, wenn ich dich mit nach Asgard nehme musst du meine Königin werden!", schnalzte er immer noch breit lächelnd in ihr Ohr und küsste dieses danach schmatzend. "Und ich sagte bereits, dass ich nicht mit dorthin will! Meine Welt gefällt mir.", konterte sie trotzig und seufzte gespielt schwer. Sie stand vor dem Herd und versuchte einfach nur ein Abendessen zu kochen, während Thor sie mit allen Mitteln zu versuchen schien davon anzuhalten. "Aber Jane. Niemand anders wäre so perfekt für den Thron-, für die Seite an meinem Thron! Ich mache dich zu meiner Königin und Beraterin. Während ich die Herzen erobere und die Feinde niederschmettere nutzt du deinen Verstand um unserem Reich zu helfen." "Das klingt wie eine Seifenoper. Nein. Und was heißt die Herzen erobern?! Das einzige, das du erobern musst-", noch bevor sie zu Ende sprechen konnte drehte er sie zu sich um und verschloss ihre Lippen mit seinen. "Das Einzige, das ich erobern muss ist deines. Aber das habe ich doch, oder nicht?", fragte er sie grinsend. Sie gab ihm keine Antwort, sondern seufzte nur schwer und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ja, das hast du.", nuschelte sie daraufhin mit Absicht leise. Sein Grinsen wurde nur noch breiter. "Der goldene Sohn Asgards kann alle Herzen für sich erobern.", sagte er und sein Ego schwoll mit dem Satz um ein dreifaches an, während Jane nur genervt schnaubte. Sie drehte sich einfach wieder um und rührte die Nudeln in der Pfanne, ehe sie schwarz wurden. Thor grinste weiter vor sich hin, er wusste, dass er Recht hatte. Er war gerne ein bisschen eingebildet und er glaubte als Gott unter den Menschen durfte er das. Die Beziehung zwischen ihm und Jane hatte sich unheimlich verbessert. Sie wich ihm nicht mehr aus, wenn er mehr wollte. Sie befriedigte ihn mit der Hand, wann immer er danach verlangte. Nur mit ihm schlafen wollte sie anscheinend noch nicht. Damit konnte er leben. Er liebte es sie stundenlang mit seiner Zunge und seinen Fingern zu verwöhnen und hatte inzwischen jede Stelle ihres Körpers erkundet. Sie verließ nur noch selten ohne ihn die Wohnung, sie war eigentlich fast immer in seiner Nähe. Ihre Forschungen ließ sie liegen und widmete sich lieber ihm. Sie fuhr nicht mehr auf Arbeit oder ins Labor, sie war niemanden mehr besuchen, sie ging mit ihm zusammen anstatt allein einkaufen, er konnte es sich nicht mehr ohne sie vorstellen. Er hielt es nicht wie zuvor, den ganzen Tag bis zum Abend ohne sie aus. Thor liebte sie, wie ein Gott eine Frau lieben konnte, mit aller Kraft und mit der ganzen Seele. Sie würde die einzige Frau sein, die er jemals lieben würde und nach ihr würde es keine mehr geben. Jeden Tag wollte er bis zu ihrem Ableben mit ihr verbringen, auch wenn er schon jetzt Angst vor diesem einen bestimmten Tag hatte und wollte, dass dieser noch lange fern blieb. Seine Liebe zu ihr war so rein und unverkommen, dass er glaubte sie unter allen Umständen immer lieben zu werden. Selbst wenn sie von heute auf morgen ein drei- oder vierköpfiger Kugelkupferdrache wäre würde er sie lieben. Sie war seine Jane. Das Pärchen unternahm von nun an vieles zusammen, sie gingen Hand in Hand durch ganz Midgard, so hatte Thor zumindest das Gefühl. Er wusste aber natürlich, dass Midgard größer war, als die Plätze, die die beiden mit dem Auto besuchen fuhren. Wann immer ihn Leute als den Gott erkannten, den sie 'im Fernsehen gesehen hatten' und der ihnen das Leben gerettet hatte, gebührten sie ihm in verschiedensten Formen ihren Dank. Sie sprachen ihn aus, brachten ihm Geschenke, oder knieten vor ihm nieder. Er lächelte jedes Mal nur verlegen und bedankte sich für ihre Dankbarkeit. Er fühlte sich wahrlich wie ein König auf Erden. Jane sah ihn dabei öfters mit einem genervten Blick an. Manchmal glaubte er auch Neid in ihrem Blick zu sehen. Diesen Neid verstand er aber nicht, schließlich hatte er ihr schon so oft angeboten seine Königin zu werden. Aber Jane wollte nicht nach Asgard und daran konnte Thor nichts ändern. Er akzeptierte es und verzichtete damit auf seinen Thron und auf die Chance sein Leben in seiner Heimat zu verbringen. Stattdessen verlebte er es hier in Midgard, einer fremden Welt, nur um seiner Geliebten nah zu sein und sie sein nennen zu können. Nichts konnte Jane für ihn ersetzen, nicht mal der Thron von Asgard hatte den Wert, den sie für ihn hatte. Immer wieder, wenn Jane sich von ihm unbeobachtet fühlte erschlafften ihre Züge. Thor wusste nicht was, aber irgendetwas brütete heiß in ihrem Kopf. Er glaubte es sei die Forschung, die sie mal wieder so beschäftigte. Sie wirkte in solchen Momenten apathisch, fast schon ängstlich und Thor wusste nicht wie er zu reagieren hatte. Er würde alle neun Welten mit Mjölnir klein hauen um sie zu beschützen und ihr jegliche Angst zu nehmen, doch wusste er beim besten Willen nicht vor was und warum sie Angst hatte. Generell wusste er nicht, ob er sich diese Angst vielleicht selbst nur einbildete, oder ob sie wirklich existierte. Das alles war zu viel für den jungen Gott. Er war nicht fürs Denken geschaffen. Er konnte kämpfen, wie der beste Krieger, er konnte reiten, wie der beste Reiter, er konnte ein Frau befriedigen, wie der beste Liebhaber, doch er konnte keine rationalen und gut überlegten Entscheidungen treffen, wie es von einem König verlangt wird. Es kam ihm eigentlich sehr gelegen auf sein Geburtsrecht zu verzichten - er würde einfach kein guter König sein. ------------------------ Als Thor vom Ausreiten zurück in Richtung Wohnung fuhr sprang eine Frau auf die Straße. Im letzten Moment konnte er das Motorrad abwenden und anhalten. Entsetzt zog er den Helm vom Kopf und schaute die Frau erschrocken an. Sif stand vor ihm, schwer schnaufend, als hätte sie eine weite Strecke zu Fuß hinter sich gebraucht. "Sif? Was tust du hier?", fragte er sie verunsichert. Sif sah ihn an und antwortete prompt: "Dein Vater lässt nach die rufen, es ist sehr dringend." Kapitel 5: Chapter 5 -------------------- Sif gab Thor keine Zeit, sie stieg hinter ihm auf sein Motorrad auf und drängte ihn so schnell zu fahren, wie es die Pferdestärken dieses Geräts zuließen. Thor hatte die Magie in diesem Gegenstand nie verstanden, die es ihm erlaubte sich so schnell fortzubewegen. Er fand es sehr praktisch hier in Midgard, mit den vielen geraden Straßen, die sich die Menschheit gezogen und gebaut hatte, für ihn war ein Pferd allerdings weitaus angenehmer. Mit einem Pferd konnte er jeden Terrain hinter sich bringen und brauchte niemanden, der ihm den Weg bereitete. Generell gab es auch Pferde, die locker mit der Schnelligkeit dieses Gefährts hätten mithalten können. Eines davon war zum Beispiel Sleipnir, das achtbeinige Pferd seines Vaters. In allen neun Welten gab es kein schnelleres als dieses Pferd, dass von seinem Bruder zur Welt gebracht wurde. Thor war nervös bei dem Gedanken an seinen toten Bruder, er wusste nicht weshalbt, doch hatte er es im Gefühl, dass Sifs Erscheinen und der Heimruf Odins etwas mit Loki zu tun hatten. Sif schwieg, auch als er sie das dritte Mal gefragt hatte, warum er heimkehren sollte, gab sie ihm keine Antwort. Immer wieder warf der Gott ihr einen fragenden Blick über die Schulter zu, doch ihr Blick blieb unnachgiebig und ernst. Sie fuhren zu Thors Wohnung, seinem Zuhause, seinem und Janes Zuhause. Selbst wenn Midgard nicht seine Heimat war, so fühlte er sich dort wo er sich mit Jane aufhielt heimisch. Sie war sein Zuhause. Als er die Wohnung betrat war sie dunkel und leer, Jane war wohl außer Haus gegangen, wahrscheinlich ihrer Forschung nachgehen, oder einkaufen. "Hol nur deinen Hammer und dann komm.", drängte Sif und drückte ihn vorwärts in die Wohnung. "Aber-", bevor er Widerworte geben konnte hatte sie ihn ermahnend an der Schulter gepackt und fest zugedrückt. Er brauchte nicht mehr, um zu verstehen, dass es ernst war. Ohne das Licht anzuschalten eilte er durch die Wohnung und griff sich seinen Hammer von der Wand. Er verließ sie zusammen mit Sif und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Seine Tasche, mit Schlüssel, Mobiltelefon und sonstigen Sachen, die er bei sich trug, seit er in Midgard lebte ließ er im Flur der Wohnung zurück. Als er die Tür hinter sich schloss hatte er das ungute Gefühl dieses Leben fürs erste hinter sich zu lassen. Was noch viel schlimmer war, er ließ Jane hier, ohne ein Wort. Er hatte keine Zeit auf sie zu warten, keine Zeit nach ihr zu suchen, keine Zeit sich zu verabschieden. Er hatte keine Zeit sie mit sich zu nehmen. Die beiden Götter stellten sich mitten auf die Straße, mit nichts über sich, keinem Stromkabel, keinem Dach, nichts als dem dunklen Nachthimmel und hielten sich an den Händen. Sie blickten beiden gen Himmel und Thor fühlte deutlich den Blick Heimdals auf sich, als dieser die beiden zu sich hinauf zog. Ein stechend heller Lichkegel fiel auf die beiden herab, golden wie die seine Heimat Asgard und er fühlte, wie sich der Boden unter seinen Füßen löst, fühlte die Schwerelosigkeit, die in seine Glieder wich und das zittern vor Aufregung, dass nicht nur seinen, sondern auch Sifs Körper durchlief. Das einzige woran er in diesem Moment denken konnte war der sternenlose Himmel in Midgard, der ihm so unheimlich war, dass die Kälte in seinen Knochen Platz nahm und ihn nur noch mehr verunsicherte und regelrecht verängstigte, als er es ohnehin schon war. Die Einzige die ihm Mut zusprach war Mjölnir an seinem Gürtel. Sie war immer an seiner Seite und auf sie konnte er sich immer verlassen. Seit seiner Veränderung akzeptierte der Hammer ihn bedingungslos als seinen Träger und ging mit ihm wenn es sein müsste bis in den Tod. Thor hatte diese treue Gefährtin in seiner Zeit in Midgard ganz vergessen und bereute es in diesem Moment schwer sie so links liegen gelassen zu haben. Als er wieder sein eigenes Gewicht auf seinen Füßen lasten spürte sah er in die besorgten Augen Heimdals. Er kam einige Schritte auf ihn zu und legte seine Hand begrüßend auf die Schulter des Donnergotts. "Beeil dich.", sprach er leise aber mit einem festen Ton, dem man nicht wiedersprechen konnte. "Ich weiß.", antwortete Thor nur und ging eiligen Schrittes los. Sif begleitete ihn und brauchte ihn nun nicht mehr vorwärts zu drängen. So schnell es ging, ohne dabei zu rennen und die Passansten, die zum ersten Mal seit langem ihren Kronprinzen wieder einmal in ihrer Stadt erblickten zu verunsichern, begab er sich zum goldenen Thron Asgards. Als er den Thronsaal betrat blieb Sif am Thor stehen. Sie warf ihm einen immernoch drängenden Blick zu und verschloss das große, schwere Tor hinter ihm. Er schritt durch den leeren Saal und vernahm jeden seiner Schritte hallend in den Gemächern. Odin saß auf seinem Thron und blickte ihn an. Erst als Thor vor ihm stand, hielt er an und sah dem Göttervater in die Augen. Sein Blick wirkte anders als die letzten Male, in denen sie sich gesehen hatten, doch der blonde junge Mann wusste nicht, was genau sich an seinem Blick unterschied. Sein Vater schwieg noch einige Momente, ehe er anfing zu sprechen, ruhig und überlegt, wie man es von einem König erwartet. Thor wusste einmal mehr, dass er dazu nie instande sein würde, er war kein König. "Ich habe dich rufen lassen, mein Sohn. Die letzten Male, als du geglaubt hast mit mir gesprochen zu haben war es nicht ich der zu dir sprach.", sprach er in einem ruhigen Ton und Thor blickte ihn sprachlos an, er verstand nicht. "Loki.", fügte der Göttervater hinzu und hielt noch einmal inne. "Loki? Aber ich sah zu wie er-", noch bevor Thor weiter sprechen konnte wurde er von Odin unterbrochen. "Loki lebt. Und befindet sich in der Zelle, die deine tote Mutter für ihn ausgesucht hatte.", Thor schmerzte es, dass sein Vater seine Mutter nur als seine nannte und nicht als Lokis. Für Frigga war Loki stets ein zweiter Sohn gewesen, bis zum Schluss. "Er gab sich Jahr für mich aus und hielt mich in einem künstlichem Schlaf gefangen.", fügte Odin hinzu und schnaubte danach einmal wütend. "Doch das hat jetzt ein Ende. Ich konnte mich bereits vor einigen Monaten befreien und habe ihn nun endlich in die Finger bekommen." "Vor einigen Monaten schon? Warum rufst du mich dann jetzt? Ich wusste nicht-", Thor war verunsichert, verärgert, er fühlte sich hintergangen erst jetzt davon informiert zu werden. Noch während er sprach wurde er erneut von seinem Vater unterbrochen, der nun aufgesprungen war und ihn anschrie: "DU HAST ES NICHT GEMERKT, WEIL DU NICHT HIER WARST!" Der junge Gott zuckte deutlich zusammen, sein Vater hatte ihn noch nie derartig angeschrien. Er traute sich nicht sich zu rühren, traute sich nicht einen Mucks von sich zu geben, er wusste, dass es besser war zu schweigen. Der Göttervater schrie nun nicht mehr, sprach allerdings in einem so zischendem Ton, dasses Thor nicht möglich war sich aus seiner Starre zu lösen: " Ich habe die Zeit gebraucht um ihn aufzuspüren. Er war meinen und den Blicken Heimdals verborgen und hielt sich dort auf, wo wir ihn am wenigsten vermutet hätten." Noch einmal schwieg Odin und sah seinem ihn anstarrenden Sohn tief in die Augen. "Du hast dich auf der Erde vergnügt, während er hier auf meinem Thron herrschte. Während er deinen Thron für sich beanspruchte, während er ganz Asgard hätte zu Schutt und Asche zerfallen lassen. Während er jeden Aesier, jede Frau und jeden Mann, jedes Kind, jeden Sohn und jede Tochter hätte umbringen können. Während er deinen Vater so einfach hätte töten können, wie eine Schlange die von ihrem Gift betäubte Beute verzehrt. Loki kann froh sein, dass der Segen deiner Mutter auf ihm haftet. Hätte sie diese Schlange nicht geliebt, so hätte ich ihm sofort die Haut von den Knochen gezogen und ihn an den Füßen aufgehängt über dem Tor von Asgard lebendig ausbluten lassen." Odin hatte sich während seiner Rede wieder auf seinem Thron niedergelassen und seinem Sohn so tief in die Augen gesehen, dass Thor glaubte der Stab seines Vater hätte sich dabei in seine Magengrube gebohrt. "Du weißt es. Du wirst büßen, mein Sohn. Du wirst diese Menschenfrau nie wieder sehen.", fügte er hinzu und ließ keinen Platz für Einspruch. Thor hasste sich dafür, er war nicht dazu in der Lage seinem Vater zu wiedersprechen. Er hasste es diese Strafe auf sich zu nehmen, wie ein Verbrecher seine Gefangenschaft. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er, dass eine Strafe rechtens war und wollte sie trotzdem nicht akzeptieren. Odin traf ihm am wundesten Punkt, er traf ihn in seinem Herzen. Thor wusste, dass es kein Zuhause mehr für ihn geben würden. Er wusste, dass ein kalter, goldener Thron auf ihn wartete, ein Leben ohne Liebe und Wärme. Ohne ein Wort sah er seinem Vater noch einmal regelrecht wehmütig in die Augen, drehte sich um und verließ den Saal. Die hallenden Schritte waren so dumpf und einsam, wie das leere Gefühl in seinem Inneren. Das gleißende Licht, das zwischen den zwischen den Säulen durchdrang und ihn blendete so stechend, wie das Schuldgefühl in seinem Herzen. Als er das Tor öffnete standen seine Freunde davor und sahen ihn besorgt an. Sif lächelte ihn tröstend an und schlang ihne Arme um ihn, doch auch das konnte ihn nicht trösten. Seine alte Welt, so wie sie früher war konnte nicht mehr wiederhergestellt werden. Loki war nicht an seiner Seite. Loki war nicht sein Bruder. Seine Mutter war tot. Seine neue Welt, so wie der sie die letzten Jahre verlebt hatte war ebenfalls zerstört. Jane war nicht an seiner Seite. Sie würde niemals seine Königin sein. Er würde sie niemals wieder sehen dürfen. Sie war nicht mehr sein. Kapitel 6: Chapter 6 -------------------- Thor verbrachte die folgenden Tage in Einsamkeit, keine Gesellschaft konnte ihn erreichen, keine Umarmungen ihn berühren und keine Worte blieben an ihm haften. Er aß nichts, er schlief nicht und er trank nur ab und an etwas Wasser, wenn man ihn dazu zwang. Es war, als hätte man ihm seine Seele geraubt. Seine Freunde waren mehr als nur besorgt um ihn und die Nachricht, dass der Kronprinz verkam verbreitete sich über die Bediensteten über ganz Asgard so schnell wie ein tobendes Feuer über eine trockene Steppe. Er wusste, dass es Odins Ruf schaden würde, dass es nicht gut war für das Reich, dass er sich selbst damit schadete. Es war ihm egal. Odin blieb unnachgiebig in seiner Entscheidung, es schien ihn nicht zu interessieren, was er seinem Sohn damit antat. Generell wirkte er seit dem Tod von Frigga vor Wut und Einsamkeit so verbittert, dass Thor sich oft fragte ob in seinen Handlungen noch ein Sinn steckte. Er verließ seine Gemächer in der ganzen Zeit nicht, er saß einfach nur da und dachte nach, obwohl sein Kopf so leer war, dass es schmerzte einen klaren Gedanken zu fassen und zu verfolgen. Seine Mjölnir hatte er dabei stets in den Händen, hielt sie fest, als wäre sie das letzte, was ihm in dieser trostlosen Welt noch blieb. Geleitet von den Gefühlen des jungen Gottes ließ sie es in ganz Asgard ununterbrochen regnen und stürmen, sodass es selbst ohne die Gerüchte um ihn jedem in Asgard klar gewesen wäre, wie es um den Sohn Odins stand. Seit seiner Verbannung war er mehr mit Mjölnir verbunden, als jemals zuvor, sodass sie das Wetter immer beeinflusste, wenn er nicht dazu in der Lage war seine eigenen Gefühle zu kontrollieren. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er fing an Loki zu verstehen, warum er seinen Vater, warum er Thors Vater gehasst hatte. Am siebten Tag seiner Einsamkeit war ein Gedanke in seinem Kopf hängen geblieben, ein Gedanke, der so stark war, dass er ihn nicht mehr verlor und dass er durch ihn wieder zu Sinnen kam. Loki. Er wusste nicht, ob es Hass war, ob es Wut war, oder sonst ein Gefühl, aber der Gedanke an seinen früheren Bruder ließ ihn nicht mehr los. Er wollte ihn sehen. Thor stand von seinem Bett auf und befestigte seinen Hammer an seinem Gürtel. Er ging zu einer Schüssel mit Wasser, die in einer Ecke des Zimmers stand und wusch sich das Gesicht. Als er dabei einen Blick in den Spiegel warf erschrak er bei seinem eigenen Anblick. Er sah wirklich schrecklich aus, er wusste jetzt warum sich seine Freunde so Sorgen um ihn gemacht hatten. Erst jetzt wurde ihm klar, wie oft sie bei ihm gewesen waren und versucht hatten ihn auszumuntern, ihn zu Ausritten, Missionen, Kämpfen, zum Training, zu allem versucht hatten aufzufordern, was Thor früher einmal Freude bereitet hatte. Es wurde ihm klar, wie oft die Bediensteten, die ihn mit groß gezogen hatten, seit er ein kleiner Junge war, ihm Speisen angeboten hatten, die er früher geliebt hatte. Er erinnerte sich daran, wie sich die Bürger Asgards vor seinem Fenster versammelt hatten und zu ihm hinaufblickten und für ihn hofften. "Der goldene Sohn Asgards kann alle Herzen für sich erobern.", seine eigenen Worte schossen ihm durch den Kopf und er wusste nicht ob es schmerzte, oder ob es gut tat. Die Erinnering an Jane war ein zugleich süßer, sowie schmerzlicher Akt. Obwohl die beiden erst eine Woche getrennt waren kam es dem Gott wie eine Ewigkeit vor. Gleichzeitig wurde ihm in diesem Moment eins bewusst. Auch wenn er nicht für den Thron gemacht war, so wäre er zumindest beliebter im Volk, als sein Vater es jemals war und werden würde. Er brauchte keine Weisheit, er hatte ein reines Herz. Er kämmte sich durch die zerzausten Haare und zog sich neue Kleider an, bevor er erst einmal etwas zu essen zu sich nahm. In diesem Moment musste er sich selbst eingestehen, dass er sich weitaus besser fühlte mit einem vollen Magen und frischen Kleidern. Er könnte sich selbst dafür schellen, die Hoffnung so aufgegeben zu haben. Er war Thor, der Donnergott, er hatte Mjölnir, die nur ihn als seinen Träger akzeptierte. Loki lebte und Jane wartet auf ihn auf der Erde. Das Einzige, was ihm im Weg stand war die Entscheidung seines Vaters. Auch wenn er seinen Vater und dessen Entscheidungen stets respektiert hatte, so wurde ihm jetzt bewusst, dass er für sich seine eignenen Entscheidungen zu treffen hatte. Er war kein Kind mehr, er hatte zu lernen auf sich selbst aufzupassen, egal ob er allein war, oder ob eine Armee hinter ihm stand. Er hatte diese Lektion zu lernen, wie auch Loki es getan hatte. Wieder einmal wurde ihm bewusst wie der als Aesier aufgezogene Jotun sich gefühlt haben musste, als ihm klar wurde, dass sein ganzes Leben eine Lüge war. Er wusste nun wie einsam sich Loki gefühlt haben musste. Es war Thor zwar nicht Recht, aber er verstand immer mehr das Handeln des Gottes der Lügen. Er wusste warum Loki es auf sich genommen hatte durch seine Taten diesen Titel tragen zu müssen. Wichtig war jetzt, er musste ihn sehen. Als er die langen dunklen Stufen hinab stieg in das Verließ, in das die schwersten Verbrecher Asgards gesperrt wurden machte sich ein dumpfes Gefühl in ihm breit. Er stellte sich vor wie es war hier hinunter geführt zu werden, mit dem Wissen diese Stufen das letzte Mal zu begehen und nie wieder hinauf zu steigen. Er glaubte er würde sich lieber umbringen, als solch eine Strafe auf sich zu nehmen. Er fragte sich wie Loki sich gefühlt haben musste, das zweite Mal hier hinunter geführt zu werden, um sein restliches Leben in Einsamkeit in ein und derselben Zelle zu verbringen. Als der Gott nach einer gefühlten Unendlichkeit unten ankam erstreckten sich die künstlich behellten Zellen links und rechts von ihm. Nie wieder das Licht der Sonne zu erblicken. Thor bekam Gänsehaut bei diesem Gedanken und er schluckte leise um sich wieder zu fassen. In der Mitte des Ganges zwischen den Zellen ging eine Wache auf und ab, stets die Insassen mit einem verächtlichem Blick im Auge. Zum ersten Mal fiel dem Donnergott auf wie kalt es hier unten war, tief unter der Erde, fern von allem Leben. Es war wahrlich schlimmer als der Tod, hier unten für die Ewigkeit eingesperrt zu werden. Langsamen Schrittes näherte er sich der Zelle, in der Loki eingesperrt sein musste. Eigentlich sollte er wütend auf Loki sein, er sollte ihn hassen, für das was er getan hatte, er war der Grund, dass Thor Jane nun nichtmehr sehen durfte. Andererseits fragte er sich, ob der echte Odin ihn überhaupt hätte nach Midgard gehen lassen, ob er jemals die Gelegenheit bekommen hätte mit ihr so viel Zeit zu verbringen, ob er sich sonst so sicher sein hätte können sie von ganzem Herzen zu lieben. Was ihn allerdings noch viel mehr von der Wut, die er auf Loki haben sollte abbrachte war der Grund, dass er ihn immer mehr verstand. Als er vor Lokis Zelle stand und ihn lesend auf seinem Stuhl sitzend vorfand, gekleidet in seiner normalen Tracht, gepflegt und desinteressiert drein blickend wie er es von ihm gewohnt war, wusste er, dass dieses Bild nichts weiter war, als eine Illusion. Was wirklich in der Zelle vor sich ging blieb ihm verborgen, doch er würde es noch am heutigen Tag herausfinden, er würde Loki am Ende des Tages noch besser verstehen können. Die Wache, die auf ihn zugeschritten kam um ihn auf Befehl seines Vaters fortzuschicken und von Loki fern zu halten durchbohrte er mit einem festen und ernsten Blick. Dem Mann in der Uniform war wohl aufgefallen, dass der Gott seine Hand auf seinem Hammer ruhen hatte und nicht zögern würde diesen zu benutzen. Seinem Blick ausweichend ergriff der Soldat stattdessen schnellen Schrittes die Flucht vor dem jungen Gott. Vor seiner Zeit der Verbannung war Thor sehr gut dafür bekannt gewesen launisch und aggressiv zu sein und niemanden zu schonen, egal ob Freund oder Feind. Auch wenn er nun von allen geliebt wurde, so war dieses Bild wohl fest in dem Gedächtnis der Bürger geblieben und niemand riskierte es sich mit ihm anzulegen. Als die Wache sich stattdessen am Rande der Treppe postierte und dort stehen blieb, sodass sie weit entfernt genug stand um nichts mitzubekommen, was Thor und Loki besprechen oder tun würden widmete Thor seinen Blick wieder Loki zu. "Loki.", sprach er leise und sah ihn an, während Lokis Abbild immernoch so tat, als hätte es ihn nicht bemerkt. "Löse deine Illision. Ich will mit dir reden.", wieder tat sich nichts, er wusste, dass Loki ihn ignorieren würde. Das letzte mal als er diese Worte an gleichem Ort und an gleicher Stelle sprach hatte er ihn danach sterben lassen. Loki hatte das Glück zu leben, weil er Thor eine Illusion vorgespielt hatte. Thor hatte ihn sterben lassen, Thor hätte ihn sterben lassen. Doch Thor hatte dafür bereut, er hatte sich verändert und er wusste, dass er Loki kein zweites oder besser gesagt drittes Mal würde sterben lassen. Stattdessen wollte er ihn zurück an seiner Seite. Obwohl Loki ihn ignorierte, wusste er, wie er seine Aufmerksamkeit für sich gewinnen konnte, er würde schon zu dem schwarzhaarigen Gott durchdringen, koste es was es wolle, er würde einen Weg finden. "Ich will mit dir verhandeln.", kaum hatte er die Worte ausgesprochen, sah ihn der Loki in der Zelle irritiert an. "Löse deine Illusion. Ich will dir ins Gesicht sehen.", wiederholte er noch einmal und das Bild in der Zelle veränderte sich. "Ich warne dich lieber Bruder.", sprach das sich auflösende Abbild Lokis ernst und zeigte Thor, was sich wirklich in der Zelle abspielte. Thor erschrak bei dem Anblick. Loki saß noch immer auf dem Stuhl, einem Stuhl aus Metall, Hände und Füße daran gefesselt mit schweren Ketten, gekleidet in dem Fetzen eines Lumpen, aufgerissen wie seine Haut darunter von dutzenden Peitschenhieben. Die Haut blaugrau, die Augen rot wie das Blut, das überall an seinen Wunden klebte. Er war in seiner Jotungestalt, entweder war er zu schwach von den Verletzungen um seine Gestalt zu ändern, oder es tat es um eine Distanz zwischen ihm und Thor zu schaffen, die dem Älteren schmerzlich bewusst machte, dass Loki nicht sein Bruder war. Trotzdem schmerzte es, als wäre der Jüngere der Beiden mehr als das, es schmerzte Thor ihn so zu sehen und schockierte den jungen Gott so sehr, dass er das Verlangen danach hatte das eben verzehrte wieder zu erbrechen. Er versuchte sich zusammen zu reißen, konnte sich aber trotzdem nicht rühren, starrte den anderen Gott an wie ein verschrecktes Reh, die Augen weit aufgerissen vor Schock. Als Loki den Kopf hob und Thor ansah, als Thor durch die schwarzen Strähnen, die im Gesicht des anderen klebten diesen anblicken konnte erbrach er seinen Mageninhalt. Lokis blutende Lippen waren zugenäht. Kapitel 7: Chapter 7 -------------------- Thor wischte den Rest Speichel und Magensäure, der an seinen Lippen haftete mit dem Handgelenk fort und konnte sich noch immer nicht rühren, da der Schock noch zu tief in einen Knochen steckte. Noch einmal sah er zu dem Bild, dass sich vor ihm bot und erneut lief ihm ein kalter Schauer über dens Rücken. Das Blut quoll aus den Nähten an Lokis Lippen, wann immer er einen Atemzug tat. Von der blaugrauen Haut, die eigentlich so eiskalt sein sollte wie der kälteste Winter in Asgard tropfte heißer Schweiß hinunter. Lokis Verletzungen mussten so schwer sein, dass er Fieber haben musste, wenn selbst seine Jotunhaut sich erhitzte und warm wurde. Thor wusste, dass er fürchterlich litt, die Wunden waren noch nicht alt. Als er wieder dazu in der Lage war sich zu rühren sah er sich hektisch um. Das Glas, dass die beiden Brüder voneinander trennte war eine größere Hürde als jede Mauer, die man hätte errichten können um die Gefangenen in ihren Zellen zu halten. Es war eine Art Folterinstrument die Insassen hinter einer vermeidlichen Glasscheibe zu halten, damit man sie immer betrachten konnte wie wilde Bestien in Käfigen. Zudem schien das Entkommen aus diesem Kerker durch die Scheiben nur zu verlockend einfach, sodass schon viele der Gefangenen geglaubt hatten die Scheibe mit reiner Körperkraft zersplittern zu können. Kaum hatten sie ihre Körper gegen die vermeindliche Scheibe geworfen, so hingen sie fest in einem Netz aus Strom , dass so stark war, dass bei vielen nach nur wenigen Sekunden die Adern in Augen, Nase und Ohren platzten und sie ihrer Sinne beraubt in dem Stromnetz hingen wie eine Fliege im Netz einer Spinne. Nur zu gut wusste Thor, dass es in solchen Momenten ganz auf die Laune der Wachen ankam, ob sie den Gefangenen aus seiner Todesstarre und seinem Leid befreiten, oder ihn dort jämmerlich über Stunden hinweg verkümmern ließen, bis das Gehirn dem Strom nicht mehr stand halten konnte. Besonders schlimm waren die Zellen, in denen sich mehr als ein Gefangener aufhielt. In diesen Zellen war es keine Seltenheit, dass die Freunde, die Familie oder die Verbündeten sich gegenseitig in das Stromnetz warfen, in der Hoffnung es würde durch den Körper des anderen überlasten und zusammenbrechen. Thor hatte schon viele Leichen gesehen, die aus diesem ewigen Verließ getragen wurden. Loki war zumindest bis jetzt immer in einer Einzelzelle gehalten worden. Was Thor trotzdem schockierte war die Tatsache wie Loki in seinem Gefängnis eingesperrt war. Es hieß die Personen, die dem Schicksal verfallen waren hier den Rest ihres Leben zu verleben blieben stets unangetastet und wurden nicht gefoltert oder gequält. Warum also Loki. Warum also gerade Loki. Der Samen von Wut, den Odin in seine Seele gepflanzt hatte fasste immer mehr Wurzeln. Thor wirbelte herum und sah den Soldaten an, der am Ende des Ganges immer noch postiert wartete. Er stürmte regelrecht schnellen Schrittes auf ihn zu und sah ihm tief in diese Augen, als er vor ihm zum stehen kam. "Die Schlüssel zur Zelle meines Bruders.", raunte er fordernd und hielt die Hand auf. "Aber mein Prinz, euer Vater-", noch bevor die Wache hatte weiter sprechen können hatte Thor ihr mit Mjölnir einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst. Der Mann fiel bewusstlos zu Boden und der junge Gott löste die Schlüssel von seinem Gürtel. So schnell es ging eilte er zu der Zelle seines jüngeren Bruders zurück und entriegelte deren Tür. Als er eintrat kam ihm ein Schwall schwüler Luft entgegen, der getränkt war von dem Geruch nach Blut und Schmerz. Loki war schon sehr lange in diesem Zustand hier eingesperrt. Er musste schon sehr lange so gefesselt da sitzen und sein Leid gezwungenermaßen still ertragen. Der Oberkörper des Schwarzhaarigen hing nach vorn gebeugt in den Fesseln, sein Kopf war gesenkt und sein Atmen schwer und schnaubend. Als Thor näher kam reagierte der Gott der Lügen nicht, er schien abwesend zu sein, hinfort gezogen von den wilden Wogen des Schmerzes. Jetzt, wo Thor ihn vom Nahen sah fiel ihm erst auf, wie tief die Peitschenhiebe waren, die überall auf seinem Körper verteilt ihre Linien zogen. Durch viele konnte man Fleisch und Muskeln sehen, bei einigen war die Haut so zerrissen, dass sie von den Wunden abstand oder dort herunter hing. Thor wusste nicht, was er fühlte, ob es reines Entsetzen, reiner Schock, ob es Mitleid, Ekel oder Trauer war, aber der Mix der in seinem Körper herrschte war so widerlich, dass Thor hoffte dieses Gefühl das erste und das letzte Mal in seinem Leben in sich ruhen spüren zu müssen. Er begab sich hinter den eisernen Stuhl Lokis und löste dessen Ketten mit einem der Schlüssel, die sich an dem Bund der Wache befunden hatte. Als der zierliche Körper des jungen Gottes kraftlos vornüber kippte fing Thor ihn auf und hob ihn auf seine Arme. Lokis Jotunhaut war heiß vom Fieber der Wunden, genau wie Thor es vermutet hatte. Sie dampfte leise, befleckt von den vielen blutigen Wunden. Es war Thor egal, welche Strafe ihn erwartete, er trug den inzwischen bewusstlosen Loki aus seinem Verließ, die vielen Treppen hinauf, bis die beiden von der Sonne Asgards berührt wurden und die Haut des Jotun sich durch diese wieder färbte, bis er wieder aussah wie ein Aesier. Ohne von einer Wache, einem Bediensteten oder einem Passanten entdeckt zu werden nahm er Loki mit in seine Gemächer und legte ihn dort auf seinem Bett ab. Ohne kurz zu warten, oder zu überlegen begab er sich in das ehemalige Zimmer seiner Mutter und durchwühlte Friggas Sachen nach Salben und Medikamenten. Also er glaubte das richtige Gefunden zu haben kehrte er in seine Gemächer zurück. Loki war inzwischen erwacht, wenn man es so nennen konnte, denn seine Sinne waren trüb vom Schmerz in seinem Körper. Er konnte sich nicht bewegen und sah Thor nur mit einem Blick voller Fragen an. Als Antwort schüttelte der Donnergott nur den Kopf und versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen. In Wirklichkeit tat es ihm so weh, als hätte jemand eine Axt durch sein Herz gebohrt, seinen Bruder so zu sehen, ihn in körperlichem, sowie seelischem Schmerz versinken zu sehen. Er brauchte Stunden, um jede Wunde, die an Lokis Körper war zu versorgen. Teilweise musste er zu Nadel und Faden greifen, um die Haut des anderen Gottes zu retten. Dieser verdrehte immer wieder die Augen vor Schmerz, wehrte sich aber nicht. Zumindest schien er Thor für jetzt zu vertrauen. Das ganze Bett war schmutzig, ehe er ein Messer zur Hand nahm und Loki die Nähte in den runden blutroten Lippen aufschnitt. Ein weiterer großer Schwall Blut quoll aus dem Mund Lokis und es wurde nicht weniger, als er sich daran verschluckte und anfing zu husten. Er krümmte sich beim Husten und Thor sah ihm an, dass er mit aller Kraft versuchte diesen Husten zu unterdrücken. Thor würde ihm noch etwas mehr Zeit geben, sich von dem vergangen zu erholen, körperlich, wie seelisch. Bis zum nächsten Wechsel der Wache war noch eine ganze Nacht Zeit. Bis zu diesem Zeitpunkt würde niemand Lokis leere Zelle bemerken. Thor hatte Loki noch nie so gesehen und hatte auch nie geglaubt ihn jemals so sehen zu müssen. Von dem stolzen, eingebildeten, frechen und intelligenten Gott war nur noch ein Schatten übrig. Kapitel 8: Chapter 8 -------------------- Lokis Husten wurde nicht minder und in Thor stieg Panik auf. Er fühlt sich so hilflos, nicht dazu in der Lage zu sein Loki zu helfen. In diesem Moment wünschte er sich, den Magiestunden seiner Mutter beigewohnt zu haben, in denen sie jedem, der es lernen wollte ihre Magie - darunter auch die Magie des Heilens - beibrachte. Stattdessen war es Loki gewesen, der keine der Lehrstunden verpasst hatte und diese solange besucht hatte, bis er Frigga übertroffen hatte. Nur zu oft hatte Loki Thors Wunden noch auf dem Kampffeld behandelt und ihm damit nicht nur Narben erspart, sondern auch einige Male das Leben gerettet. Thor war kein großer Denker, somit auch kein großer Stratege, er nahm alles so wie es kam und stürzte sich damit nur zu oft kopfüber ins Verderben. Loki fing durch den Reiz in seiner Kehle an zu würgen, doch alles was er immernoch hustend erbrach war sein eigenes Blut, das er zuvor gezwungen war zu schlucken, als seine Lippen versiegelt, oder eher vernäht waren. Thor strich ihm langsam über den Rücken, sein Beistand war das Einzige was er für den Jüngeren tun konnte. Er hoffte, ihm zumindest dadurch ein etwas besseres Gefühl zu verschaffen. Als der geschundene Gott aufhörte zu husten reichte ihm der Ältere einen Becher mit Wasser. Gierig schlang er es hinunter und sah regelrecht enttäuscht aus, als der Becher keinen Tropfen mehr beinhaltete. Thor griff zu einer Flasche Wein, die in seinem Regal stand, und schlug ihr mit Mjölnir den Kopf ab, um Loki davon etwas einzuschenken. Er hoffte, dass der Alkohol seine Schmerzen betäuben würde. Immer wieder hielt der schwarzhaarige Gott den Becher hin und trank, bis auch die Flasche leer war. Loki musste starken Durst haben. Wahrscheinlich hatte man ihm länger nichts mehr zu trinken gegeben. Die Nähte, die Thor aus seinen Lippen gelöst hatte, waren schon mindestens ein paar Tage alt gewesen, im Gegensatz zu den Peitschenhieben. Diese, oder zumindest ein großer Teil davon waren frisch ins Fleisch des anderen geschnitten worden. Lokis Blick war abwesend und starr, er blickte nach vorn, visierte aber nichts an. Mit den Gedanken war er wohl nicht hier. Der Alkohol wirkte schnell auf den leeren Magen des Gottes und dieser kippte nach hinten auf das weiche Bett. Der Donnergott setzte sich neben ihn une beugte sich über Lokis Gesicht, genau in dessen Sichtfeld, um seine Aurmerksamkeit für sich zu gewinnen. Er schwieg, sein besorgter Blick sagte mehr aus als jedes Wort zu sagen vermocht hätte. Zudem war Thor kein Mann großer Worte. Lokis Blick veränderte sich und seine Augen visierten den anderen Gott vor sich an. In seiner Miene sah Thor, dass der Alkohol und die Erschöpfung ihn bereits so sehr benebelt hatten, dass er nicht mehr dazu in der Lage war auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Einige Augenblicke starrten sich die beiden an, verweilten allein in ihren Gedanken und schwiegen. Loki beugte sich hinauf zu Thor und kam ihm immer näher, wandte den Blick nicht ab und hielt den Augenkontakt mit seinem Bruder. Noch bevor Thor begriff, was geschah lagen die Lippen des Gottes der Lügen auf seinen eigenen. Sie waren weich und warm, nur die krustigen und noch immer leicht blutenden Nadellöcher erinnerten ihn daran, dass es Loki war, der ihn küsste, als er für einen kurzen Moment nicht reagierte. Nach diesen kurzen Sekunden riss er die Augen auf und drückte den anderen entsetzt von sich, während er sich wieder aufsetzte. "Loki!", fuhr er ihn immer noch entsetzt an und zog die Augenbrauen zusammen. Erst jetzt wurde der Blick des jungen Gottes etwas klarer, er sah kurz ratlos, fragend in das Gesicht des anderen, reagierte dann aber direkt und rutschte ebenfalls etwas von ihm weg. "Thor?...Thor!", japste er und wischte sich über die blutigen Lippen. "Wo bin ich? Wann bin ich aus meiner Zelle...?", der kurze Schock schien den Einfluss, den Erschöpfung und ALkohol auf Loki ausgeübt hatten zu mindern, er war anscheinend wieder dazu in der Lage einen Gedanken zu verfolgen. Thor hatte viele Fragen, viele Fragen und nur eine Nacht Zeit, um diese zu stellen und zu entscheiden, ob er Loki zurück in seine Zelle sperren, oder zu seinem Verbündeten ernennen würde. Ersteres würde dabei vermutlich sowieso wegfallen, da er seinen jüngeren Bruder nicht noch einmal der Folter und Gefangenschaft seines Vaters aussetzen würde. Würde Loki seine Fragen nicht richtig beantworten, so würde Thor ihn töten, noch bevor der Abend und die darauffolgende Nacht endeten und das erste Sonnenlicht Asgard wieder berühren würde. "Warum wurde dir das angetan?" "Was wurde mir angetan?", Loki würde das ganze in die Länge ziehen, da war sich Thor sicher. Der Jotun wusste es immer sich mit seiner Silberzunge aus einem Gespräch zu ziehen und nur so viel Preis zu geben, wie er es musste. "Die Peitschenhiebe, die Wunden, deine Lippen..." "Zur Strafe." "Für was?" "Mich als der Allvater Odin, höchstpersönlich, auszugeben.", Loki schnaubte und seine Lippen wollten sich zu einem schelmischen Grinsen verziehen, doch dafür schmerzten seine Lippen anscheinend zu sehr. "Aber diese Strafe-" "Ist anders.", unterbrach ihn Loki und Thor wusste, dass er an dieser Stelle nicht weiter kommen würde. Er musste es aus dem Gott der Lügen herausziehen, was er wissen wollte. "Was ist mit dem Vertrag, von dem du gesprochen hast?", fragte er, noch bevor Thor ihm eine weitere Frage hatte stellen können. "Ich werde dich vor Vaters Behandlungen schützen.", fing Thor an und Loki schien ihm interessiert zuzuhören:"Ich werde dich besuchen kommen und ich werde dich zu gegebenem Moment aus deiner Zelle befreien." "Und als Gegenleistung?", Loki brauchte keinen Kommentar dazu abzugeben, Thor wusste anhand der Gegenfrage, dass Loki interessiert war. Für ihn hatte alles von Wert stets einen Preis. "Du wirst mir verraten, wie ich nach Midgard gelange.", Thor fragte ihn gezielt nicht danach, ob er ihn dort hin geleiten oder begleiten wollte. Er wollte Midgard sicher wissen, Jane sicher wissen, sicher vor dem Gott, der versucht hatte Midgard zu zerstören. "Außerdem", Thor setzte erneut an, als Loki den Mund öffnete, und unterbrach ihn dabei in seiner Antwort: " Wirst du mir loyal dienen." Loki konnte nun nicht anders, als unter Schmerzen zu grinsen. "Dir dienen? Dir loyal dienen? Loyalität gehört nicht gerade zu meinen Stärken, das solltest du wissen. Ich bin nur mir selbst loyal.", schnalzte er ihm höhnisch entgegen. "Ich rede nicht davon, als hättest du im Nachhinein eine Wahl mir loyal zu sein. Deinem König.", Loki entglitten jegliche Emotionen aus den Gesichtszügen. Er sah Thor entsetzt an. Thor sprach von einem Fluch, einem Fluch der schon so lange nicht mehr gesprochen wurde, wie die Aesier existierten. Es handelte sich um einen Fluch, bei dem sich eine Person mit der anderen so verband, dass diese starb, wenn sein Gebieter, sein Meister, oder sein König, wenn der andere das Zeitliche segnete. Außerdem wurde seine Lebensdauer, die schier unendliche Lebensdauer eines Gottes, jedes Mal gekürzt, wenn dieser den anderen hinterging. Aber Thor sprach nicht nur davon, Thor sprach auch davon König zu sein. Für Loki hörte es sich an, als hätten die beiden die Rollen getauscht. "Niemand kann einen solchen Fluch beschwören!", warf er ein und verschränkte die Arme. "Nur der mächtigste Magier aller neun Welten.", gab Thor ihm als Antwort und Loki wusste nicht, ob er dieses Kompliment als solches wahrnehmen wollte, wenn es darum ging. sich selbst zu verfluchen. "Dieses Abkommen wäre ziemlich einseitig zu deinem Gunsten ausgelegt.", er hob eine Augenbraue. "Wer sagt, dass das alles war? Ich würde dir die Chance geben an meiner Seite zu regieren, Macht zu haben. Mitspracherecht. Ich biete die die Chance, mir ebenbürdig zu sein." Loki schwieg, Thor wusste, dass dies schon immer Lokis Bestreben gewesen war. "Ansonsten sperre ich dich wieder in deine Zelle und überlasse dich Vater. Du wirst mich nie wieder sehe-" "In Ordnung!", hektisch unterbrach ihn der Jüngere und schnaubte danach wütend darüber, diesem Vertrag nachgeben zu müssen. "Wie willst du nun weiter vorgehen?", fragte er und sah dem blonden jungen Mann dabei tief in die Augen, starrte ihn förmlich an. Als Thor seinem Blick nicht nachgab wandte er ihn wieder ab. "Ich sperre dich zurück in deine Zelle und schütze dich vor weiterer Folter. Ich sorge dafür, dass du einer dir angemessenen Behandlung unterzogen wirst." "Und die wäre?" "Genau die, die Mutter und ich dir bereits bei deinem ersten Aufenthalt in der Zelle zugedacht haben." "Und weiter? Du wirst mir Bücher bringen müssen über das Abkommen...über den Fluch. Außerdem werde ich dafür gewisse...Artefakte benötigen, denke ich." Thor grinste breit. Er und Loki wussten, wenn es etwas zu finden gab, dann würde Thor es finden. "Wenn du an mich gebunden bist. sagst du mir, wie ich nach Midgard gelange. Danach-...sehen wir weiter." Loki nickte nur und schien in seinen Gedanken versunken zu sein. Thor hatte zu viel aufgewirbelt, sodass Loki wohl die nächsten Stunden, vielleicht den ganzen nächsten Tag, vielleicht auch den darauffolgenden mit Grübeln beschäftigt sein musste. Thor musste ihn aus seinen Gedanken lösen, indem er die Arme um ihn legte und den leichten, zierlichen Körper anhob. Ihm fiel jetzt auf wie dünn Loki war. Schweigend brachte er seinen jüngeren Bruder ohne gesehen zu werden in seine Zelle zurück und verschloss diese hinter ihm. Loki sah ihm mit einem leeren Blick nach, als die Zelle wieder verschlossen war. Bevor Thor sich dem immer noch bewusstlosen Soldaten zuwandte, drehte er sich noch einmal zu Loki um. "Ich habe dich vermisst, Bruder.", sagte er mit fester Stimme und er wusste nicht, ob Loki glücklich darüber lächelte, oder verstohlen grinste. Kapitel 9: Chapter 9 -------------------- Sein Atem ging schwer als er Asgard wieder erreichte und über die lange Brücke durch das Tor seiner Heimat schritt. Er hatte den Rückweg zu Fuß hinter sich bringen müssen, den kompletten Rückweg vom Gipfel der Drachen. Allein diese anstrengende Rückreise hatte den jungen Gott zweieinhalb Wochen aufgehalten. Sein Pferd führte er am Zügel neben sich, er konnte das schwere Schnauben gegen seine Schulter spüren und hielt im Schatten des Tors der Stadt kurz an um Luft zu holen. Sein Hengst war genauso erschöpft wie er es war, er hatte ihn Hin- wie Rückreise ohne Schlaf immer weiter vorwärts gehetzt um diese Strecke möglichst schnell hinter sich zu bringen. Er sah nach oben, an dem in der Sonne glänzenden Tor hinauf, und musste die Augen zusammen kneifen, um nicht geblendet zu werden. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er an die Worte dachte, die sein Vater vor fast vier Monaten zu ihm gesagt hatte: "Loki kann froh sein, dass der Segen deiner Mutter auf ihm haftet. Hätte sie diese Schlange nicht geliebt, so hätte ich ihm sofort die Haut von den Knochen gezogen und ihn an den Füßen aufgehängt über dem Tor von Asgard lebendig ausbluten lassen." Es schauerte ihn, daran zu denken, einmal von einer seiner Reisen zurückzukommen und Loki an eben jenem Tor tot vorzufinden. Seine Fantasie hatte ihm dieses schreckliche Bild tief in den Kopf gebrannt, sodass es ihn manchmal sogar nachts bis in seine Träume verfolgte. Loki an einem Strick dort baumelnd, die Augen weit aufgerissen, das blanke Fleisch, von dem die Haut herunter gezogen wurde, wie von einer Schlange, um an ihr kostbares Leder zu gelangen. Das rote Blut, das von den in den in der Sonne glitzernden Muskeln und Sehnen tropfte. Thor versuchte das Bild für den Moment wieder aus seinem Kopf zu verbannen und schüttelte diesen kurz. Die schweißnassen Strähnen blieben ihm dabei im Gesicht kleben und er strich sich diese wieder zurück. Seine Haare waren viel zu lang geworden. Er mochte es, sie lang und offen zu tragen, doch hatten sie nun eine Länge erreicht, die der der blonde junge Mann für unpraktisch hielt. Er warf einen Blick auf sein Pferd, als dieses ihn, in seinen Gedanken versunken, störte und ihn fordernd mit den Nüstern voran stupste. Er lächelte und kraulte den goldenen Hengst zwischen den Ohren. "Gleich kannst du dich ausruhen.", flüsterte er entschuldigend und warf dabei einen Blick auf die schwere Last, die sein Pferd auf dem Rücken trug. Fünf Kugelkupferdrachenköpfe hingen links und rechts an den Flanken und Schultern des Tieres hinunter. Thor hatte sie mit einem Seil umschlungen und aneinander gebunden um sie auf dem Pferderücken transportieren zu können. Loki brauchte sie für den Zauber und es musste ein fünfköpfiger Kugelkupferdrache sein. Der Donnergott hatte noch nie zuvor in seinem Leben einen von dieser Größe erlegt. Der bisher größte hatte drei Köpfe gehabt und mit diesem war er bereits schwer beschäftigt gewesen. Wenn es etwas gab, das Thor hasste, so waren es Kugelkupferdrachen. Er wusste nicht warum, aber vom ersten Moment an, als er einen erblickt hatte, hatte er sie gehasst. Sie glänzten in der Sonne wie reines Kupfer und hatten lange, geschwungene Hörner an ihren Köpfen. Aus ihren Mäulern ragten lange, braun angelaufene Zähne, die nach faulen Eiern rochen und so scharf waren, dass sie einen Klumpen Fleisch durch sein eigenes Gewicht zerschnitten, wenn man diesen nur darauf ablegte. Die Augen der Bestien waren genauso schuppig wie der Rest des Körpers und standen aus dem großen, kugelrunden Kopf heraus, als würden sie nicht zum Rest des Körpers gehören. Der Körper, an dem meist mehr als ein Kopf wuchs, war schwer und wulstig. Die kurzen Beine der Bestien trugen diese nur langsam von Ort zu Ort, sodass sie sich beim kämpfen auf ihre langen, dünnen und muskulösen Hälse verließen, die so wendig waren wie der Körper einer Schlange. Thor beeilte sich, sein Pferd abzusatteln und die Köpfe ein paar Wachen in die Hand zu drücken, die ihn nur angewidert und entsetzt ansahen. "Ich brauche das Gehirn von jedem dieser Köpfe. Und den schärfsten Zahn, den ihr unter all diesen finden könnt", befahl er den Wachen und macht sich schnell auf dem Weg in Richtung des Gefängnises, ohne etwas zu essen oder zu trinken zu sich zu nehmen, ohne sich auszuruhen, ohne sich zu waschen, ohne jemanden zu begrüßen - er musste nach Loki sehen. Er musste ihn sehen, er hielt es nicht aus vor Sorge und Sehnsucht. Als er die Treppen hinab stieg, fröstelte es ihm. Mittlerweile fiel ihm jedes mal auf, wie die Kälte in diesem Verließ das Leben aus den Insassen ziehen musste. Thor ging schnellen Schrittes auf die Lokis Zelle zu und riss der Wache im vorbeigehen den Schlüssel vom Gürtel. Der Mann sagte nichts. Er hatte Angst vor Thor, seit dieser ihn niedergeschlagen hatte. Thor war sich sicher, dass er dessen "Loyalität" auf ewig genießen würde. Er schloss Lokis Zelle auf und trat ein. Irritiert blickte er sich um, als er sah, dass die Zelle leer war. Bücher lagen gestapelt in den Ecken, in denen sein Bruder zu sitzen pflegte, wenn er las. Ansonsten war die Zelle rein und weiß, Loki war nirgends zu sehen. "Bruder?...", fragte der Donnergott verunsichert und der Angesprochene erschien leise hinter ihm. "Thor...", hauchte er in dessen Ohrmuschel und strich ihm mit den Fingerspitzen über die Kehle. Thor lief ein wohliger Schauer über den Rücken, als Loki seinen Namen direkt gegen sein Ohr hauchte. Innerlich hoffte er, dass es nur so angenehm war, weil er erleichtert war, seinen Bruder in seiner Zelle vorzufinden. Der Jüngere stand dicht hinter ihm, hatte sich nach vorn gegen Thor gebeugt und seinen Arm über dessen Schulter gestreckt um mit seinen Fingern den Hals des Älteren zu berühren. "Unvorsichtig...", flüsterte er noch einmal in Thors Ohr und nahm danach Abstand. Der blonde Mann drehte sich auf der Stelle um und schloss sein jüngeren Bruder in seine Arme. Er war erleichtert. Als Loki aufstöhnte wich er zurück und sah ihn irritiert an. Als der Schwarzhaarige seinem Blick auswich, hob er ohne zu fragen dessen Leinenhemd an, um den Körper darunter ansehen zu können. Loki war übersät von schweren Blutergüssen und blauen Flecken. "Es tut mir Leid...", hauchte Thor dem anderen wieder entgegen und zog ihn diesmal vorsichtiger in seine Arme. Er wusste, dass Odin seinen Adoptivsohn wieder quälen und foltern ließ, während Thor fort war, und er war nicht in der Lage ihn davon abzuhalten, oder es ihm zu verbieten. "Das muss es nicht, ich habe es schließlich verdient", gab Loki schnippisch zurück. "Und du tust schon was du kannst... - Idiot." Loki hielt seinen Blick weiterhin abgewandt. Thor wusste, dass der Gott der Lügen seine Gefühle stets zu verbergen wusste, doch er kannte Loki zu lange und zu gut, um nicht hinter dessen Fassade blicken zu können. Loki hatte gelitten. Wahrscheinlich hatte er sich jede Nacht in seine Illusionen geflüchtet, vor Verzweiflung geschrien, gewimmert und geweint, allein aus Schmerz, allein aus Angst. Thor konnte ihm nicht die Fähigkeit zurückgeben, ihm zu vertrauen. Dieses Wort hatte sein junger Bruder nur auf die negative Art und Weise kennengelernt. Während Thor in seiner Verbannung, seiner Zeit mit den Avengers und während seiner Zeit mit Jane zusammen in Midgard immer mehr gelernt hatte was Vertrauen, Freundschaft und Liebe bedeuteten, wurde Loki verstoßen, hintergangen, bestraft, gefoltert, gequält und eingesperrt. Loki hatte es verlernt, anderen sein Vertrauen zu schenken. Zu oft war er missbraucht worden. Zu oft war er selbst belogen worden. Zu oft war er missbilligt worden. Er kannte nichts positives mehr außer der Einsamkeit mit sich selbst und der Macht über andere. Manchmal glaubte Thor, Loki hatte sie alle nur so hintergangen, um ihnen dasselbe anzutun, was sie ihm angetan hatten, dass er Midgard nur angegriffen hatte, um neben der Macht so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen, nachdem niemand mehr an ihn dachte, niemand mehr an ihn glaubte, die Leute ihn schon vergessen zu haben schienen. Niemand hatte nach ihm gesucht, nachdem er sich vom Bifrost hatte fallen lassen. Sie hatten sich alle einfach damit abgefunden, dass er tot sein musste. Vielleicht war es erleichternd für Odin gewesen, ihn so einfach los zu sein. Thor küsste die Stirn des anderen und strich diesem durch das lange wellige Haar, ehe er sich von dem Schweigenden löste. "Hier", sagte Thor und zog ein Messer, das er ihm hinhielt. Loki zog eine Augenbraue in die Höhe. "Für was willst du mir ein Messer geben?", fragte er und seine giftgrünen Augen blickten Thor zuerst irritiert, dann herausfordernd funkelnd an. "Du willst MIR ein Messer geben?", fügte er hinzu und verzog das Gesicht zu einem Grinsen, als er ihm das Messer abnahm. Seit Thor Loki wieder mehr Gesellschaft leistete, war die Beziehung zwischen den beiden wieder deutlich besser geworden. Sie gingen wieder so miteinander um, wie zu der Zeit, als beide noch mehr Jungen als Männer gewesen waren. Thor genoss es, seinen Bruder wieder zu haben, auch wenn er wusste, dass Lokis Seele zu verletzt war, um wieder ganz der Mann zu werden, den Thor gekannt hatte. Ihre Beziehung zueinander würde nie wieder so innig werden, wie sie es damals gewesen war, als die beiden unzertrennlich von einem Streich zum nächsten durch den Palast, die Wiesen, die Wälder, in die Stadt Asgards zogen. "Meine Haare, sie sind viel zu lang. Schneide sie mir. ", sagte er, lächelte dabei verlegen und setze sich nieder. Loki sah von oben auf den blonden Gott herab, immer noch eine Augenbraue in die Höhe gezogen. Schließlich zuckte er mit den Schultern und trat an den Sitzenden heran. "Wenn du meinst.", murrte er und fing an Thor die langen, lockigen Strähnen zu kürzen. Der junge Gott schloss dabei die Augen und spürte wie die langen, dünnen Finger des anderen Mannes durch seine Haare fuhren und ihm immer wieder kaltheiße Schauer über den Rücken liefen ließen. Lokis Berührungen fühlten sich gut an, seine kalten Finger kribbelten, wo immer sie Thor berührten. Er genoss es, die Aufmerksamkeit seines Bruder ganz für sich zu beanspruchen. Auch wenn es vielleicht nicht richtig war - Lokis Anwesenheit lenkte ihn ab, sie tat ihm gut, und sie tröstete sein vor Sehnsucht wundes Herz. Jane fehlte Thor. Sein Vater verwehrte ihm noch immer den Weg nach Midgard. Er würde nicht zu ihr zurückkommen, ehe er nicht alle Sachen für den Pakt mit Loki gefunden und diesen mit ihm geschlossen hatte. Als Loki ihn einige Sekunden nicht berührte fuhr Thor mürrisch herum und schnaubte ihn an. "Was? Ich bin fertig!", gab der junge Jotun bissig zurück und knurrte kurz ebenso mürrisch. Thor fasste sich in die Haare, sie hatten nun die perfekte Länge, so wie er sie am liebsten trug. Loki kannte Thor genauso gut, wie er ihn. Loki nahm seine eigenen Haare und zwirbelte diese zusammen. "Was machst du?", fragte ihn der Ältere und kniff die Augen zusammen, als er begriff, was der Jüngere vorhatte. Er stand auf und nahm ihm fordernd das Messer aus der Hand. Loki sah ihn nun noch mürrischer an und hielt die Hand auf, um es von ihm zurück zu erhalten. Thor schüttelte den Kopf. "Ich mag dein Haar so lang", quittierte er das Ganze und steckte das Messer weg, während Loki seine Arme verschränkte. Thor fasst in das lange seidige Schwarz und sah seinen Bruder eine Weile einfach nur an. Als er bemerkte, wie er da stand, wie er ihn berührte, wie er ihn anstarrte und wie Lokis Wangen, durch die ihm unangenehme Situation, eine sachte Röte bekommen hatten, wich er zurück. "Es tut mir Leid-", stockte er und drehte sich um. "Ich werde dir neue Bücher und etwas zu essen besorgen gehen", nuschelte er und verließ eilig die Zelle. "Und wasch dich, du stinkst wie eine ganze Horde Kugelkupferdrachen!", rief der andere ihm neckend hinterher und Thor hörte ihn kurz un leise lachen, als er die Zelle hinter sich schloss. Loki Hatte seit Monaten nicht gelacht, das Geräusch schallte in den Ohren des Donnergottes wieder und wieder. Vielleicht war es möglich, Lokis Seele genesen zu lassen. Kapitel 10: Chapter 10 ---------------------- Er hatte die Augen geschlossen und schwieg, allein mit dem Gefühl der Freiheit und Ruhe, das in ihm weilte. Es machte ihm fast schon Angst in dieser Zelle, die am besten bewacht wurde in allen neun Welten dieses Gefühl zu verspüren, frei zu sein. Um ihn herum gab es nichts außer den vier undurchdringbaren Wänden und seinem Bruder, der am anderen Ende der Zelle im Schneidersitz gegen die Wand gelehnt saß. Thor atmete tief ein, sog den Geruch des anderen Mannes tief in sich, der in dieser Zelle haftet, als wäre sie ein Teil von ihm. Er saß einfach nur da und genoss. Die Nähe zu dem Gott der Lügen tat ihm so gut, dass er sich sein Leben nicht mehr ohne ihn vorstellen konnte, es sich nicht mehr vorstellen wollte. Nie wieder wollte er den anderen Gott fern von seiner Seite wissen. Er saß da und hörte der hellen Stimme seines Bruders zu, der ihm aus einem Buch vorlas. Er wusste nicht mehr wann er das das letzte Mal getan hatte, wusste nicht einmal mehr wie alt die beiden dabei gewesen waren. Als sie noch sehr jung waren hatte er es geliebt, wenn der Jüngere ihm vorlas, gespannt hatte er dagesessen und gelauscht, hatte gedrängelt und nicht nur einmal den anderen gezwungen weiter zu lesen. Loki musste ihm alle Bücher vorlesen, die den jungen Gott damals interessierten, er las von Helden und Göttern, von Schlachten und Kriegen, von Festen und Feiern und von Geschichten alter Völker. Thor war dabei stets auf die Geschichten fixiert gewesen, hatte die Figuren bewundert und vor sich hin geträumt. Das war nun anders, es interessierte ihn nicht, was Loki las, es interessierte ihn das Loki las. Es war ihm egal, in welcher Sprache er las, ob es Geschichten waren oder Sachtexte, er wollte einfach nur die Stimme des jungen Gottes in seinen Ohren hallen hören. Er bestach Loki in letzter Zeit nur zu oft, damit er ihm vorlas. Er erwischte sich dabei immer wieder wie er ihn anstarrte. Er brachte ihm neue Gewänder, neue Bücher, wann immer er eines fand, dessen er sich sicher war Loki würde es nicht nicht kennen und vor allem brachte er ihm regelmäßig Süßigkeiten. Wenn es etwas gab womit man den Gott der Lügen locken konnte, so war es Süßkram. Mit einem süßen Kuchen, kandierten Früchten, oder kleinen bunten Bonbons konnte man Lokis Augen zum leuchten bringen und Thor liebte diesen Anblick. Nur zu oft ließ er ihn fragen und bitten, bis er ihm etwas davon gab was er mit sich brachte. Der Jotun liebte alles, was nach Zucker schmeckte, doch nur sein Bruder wusste davon. - Zum Glück. Er legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Der Donnergott saß einfach nur da und lauschte, ehe er die Augen öffnete und den Anderen ansah. Die langen, weichen, schwarzen Locken fielen sanft über die knochigen Schultern und der Blick war auf das Buch in seinem Schoß gesenkt, dass er mit beiden Händen hielt. Das Gewand aus grünem Samt, dass Thor ihm zuletzt geschenkt hatte lag eng an seinem Körper an und ließ diesen noch schmäler wirken, als er es ohnehin schon war. Thor mochte es, dass Loki so schmal war im Gegensatz zu ihm, er mochte es, dass die beiden sich so unterschieden. Gerade das war es, so fand er, was die beiden so gut zusammen schweißte. Sie ergänzten sich perfekt, sie passten perfekt zusammen wie das helle Funkeln der Sterne in dem dunklen Schwarz der unendlichen Leere. Die Lieder des Schwarzhaarigen waren gesenkt und der Donnergott konnte kaum das grün zwischen ihnen erkennen, das er so liebte. Die rötlichen Lippen bewegten sich mit jedem Wort, das er sprach und jedem Ton, den er von sich gab. Der Ältere starrte den Jüngeren so lange einfach nur schweigend an, bis dieser sich, während er die Seite umblätterte über die vom Reden trockenen Lippen leckte. Ein heißer Schauer fuhr über den Rücken des jungen Mannes und er wandte den Blick schnell ab und räusperte sich erschrocken, um das ungewollt gute Gefühl aus seinem Körper zu vertreiben. „Ja?“, fragte der Jüngere und Thor sah ihn wieder an. Er hatte den Blick gehoben und blickte ihn fragend an, die Lippen noch immer leicht geöffnet. Thor schluckte und verhaspelte sich dabei ihm etwas zu antworten: „Ehm- Wann soll ich eigentlich das letzte Artefakt holen gehen?“ Die Züge des anderen erschlafften und er schloss das Buch, während er seinen Blick wieder auf dieses senkte. Er schwieg. Thor hatte die Abstände zwischen seinen Reisen zum Sammeln der Zutaten und Artefakte immer länger werden lassen, er hatte sich eingeredet es wäre gewesen, damit Loki eine Chance hatte sich von den Folterungen Odins zu erholen, die er zu ertragen hatte wann immer sein älterer Bruder nicht in der Nähe war um ihn davor zu bewahren. Inzwischen war es allerdings nicht mehr nur deswegen, dass wusste der Donnergott, wollte es sich aber nicht eingestehen. Es war weil er bei Loki sein wollte, weil er ihn sehen wollte, seine Anwesenheit spüren, seinen Geruch wahrnehmen und seine Stimme hören wollte. Jedes mal wenn er fort war sehnte er sich nach seinem jüngeren Bruder, so sehr, dass es wehtat. Die Zeit mit Loki verging so schnell, dass sie an ihm vorbeizufliegen schien. Es bereitete ihm Sorge und brachte ihn in einen Zwiespalt, denn dort war noch eine andere Person, die auf ihn wartete und nach der er sich sehnte. „Was-...ist es überhaupt, das noch fehlt?“, hakte Thor nach und wartet vermeindlichen auf eine Antwort. „Loki?...“, sagte er, eine Augenbraue in die Höhe ziehend, um seinen Bruder auf seine Frage aufmerksam zu machen, während dieser ihn noch immer nicht ansah. „Mein Buch.“, murmelte er leise und starrte weiter in seinen Schoß. Thor musste nicht fragen, er wusste welches Buch gemeint war. Und er wusste womit dies verbunden war. „Es ist in Midgard. Ich habe es dorthin mit mir genommen.“, sprach er offen heraus und seufzte danach leise. Es brachte nichts es zu verschweigen, dass es unerreichbar für ihn war solange er nicht den Weg nach Midgard kannte, den Loki ihm zeigen sollte. „Ich werde dir den Weg verraten.“, sagte Loki resignierend und rührte sich noch immer nicht. Der Donnergott wusste, dass er den Gott der Lügen nicht mit nach Midgard nehmen konnte solange sie den Pakt nicht geschlossen hatten, dass dies zu gefährlich wäre und dass er ihn stattdessen hier in dieser Zelle lassen musste. Er wusste aber genauso gut was es für Loki hieß ihm den Weg zu verraten und ihn ziehen zu lassen. Er hatte keine Garantie, dass Thor sich daran hielt, was die beiden ausgemacht hatten, er hatte keine Garantie, dass er jemals zurückkehren würde, dass er ihn aus der Zelle befreien würde. Genau wie Thor, musste Loki wissen, dass es etwas, dass es jemanden in Midgard gab, nach dem der junge Gott sich sehnte und der ihn auf der Erde würde halten wollen und halten würde. Thor wusste nicht, woher das Vertrauen kam, dass der Andere ihm auf einmal entgegenbrachte, ihm den Weg zu verraten und ihn nach Midgard gehen zu lassen. Wortlos stand er auf und schritt zu dem anderen hinüber. Er sah auf ihn herab, hinein in die smaragdgrünen Augen und sah ihn mit einem ernsten und festen Blick an, während er sprach: „Ich werde wiederkehren.“ Lokis Augen funkelten auf und seine Lippen formten sich zu einem leichten Grinsen. „Ich weiß.“, hauchte er ihm entgegen, bevor Thor ihn auf die Beine und in seine Arme zog. Er wusste es würde länger dauern, er wusste Loki würde mit der Zeit wieder mehr zerbrechen, er wusste der Göttervater würde ihn wieder foltern und quälen, aber er freute sich darauf Jane wieder zu sehen. Er konnte es nicht ertragen, dass sich inzwischen elf Monate auf ihn wartete. Die Gefühle in ihm vermischten sich, heiß und kalt, Freude und Angst und er wusste nicht welches Gefühl stärker war, welches dominierte. Er hatte Angst Odin würde Loki töten, sobald er wusste, dass sein Sohn Asgard wieder verlassen hatte, dass er einen Weg nach Midgard gefunden hatte, dass nur Loki ihm diesen Weg verraten würde haben können. Die Wut des Göttervaters würde den Gott der Lügen wenn nicht das Leben, dann den Verstand kosten, das wusste Thor. Er strich durch sein schwarzes Haar und nahm sich einige Zeit um sich von ihm zu lösen, ließ sich den Weg verraten, ließ Loki schweigen und hielt ihn einfach nur fest. Als er die Zelle verließ und zurück sah wäre er fast umgekehrt. Kapitel 11: Chapter 11 - 1 -------------------------- Unruhig tänzelte der junge Hengst unter dem blonden Gott und wieherte nervös, als die harte Erde Midgards sich unter seinen Hufen erstreckte. Thor ritt ihn zum ersten Mal, das beste und schnellste Pferd aller neun Welten, das eigentlich nur seinem Vater zustand zu reiten. Die riesige schwarze Schönheit war wild und unbeugsam, sie brauchte eine starke und feste Hand, wie die Odins. Zumindest so hatte Odin das Pferd immer beschrieben, es duldete nur den Reiter, der ihm würdig war. Und dies war nur der Allvater selbst. Thor wusste, dass dies eine Lüge war. Es gab noch eine Person, die das Pferd ritt, wann immer Odin nicht dazu in der Lage war, sie dabei zu erwischen. Ohne Sattel und scharfer Kandare, völlig frei schwang sich diese zierliche Person dann im Mondschein der tiefsten Nacht auf den Rücken des Hengstes, und ritt diesen in fremde Welten, zeigte ihm Freiheit, zeigte ihm Leben. Manchmal sah man auch zwei Pferde über die Wiesen und durch die Wälder Asgards galoppieren. Der andere Rappe, eine zierliche junge Stute, hatte dabei oft Probleme hinter ihrem achtbeinigen Sohn hinter herzukommen, wenn diesen der Übermut packte. Der Donnergott wusste, dass sein Vater den Willen des Pferdes nur mit Gewalt und Schmerzen brach, um es zu reiten. Sicherlich wurde der Hengst ihm nicht freiwillig geschenkt, wahrscheinlich hatte er Loki ebenso mit Gewalt und Schmerz gezwungen, ihm das Wesen vor ganz Asgard als Geschenk darzubieten. Loki hätte seinen Sohn nicht in die Sklaverei und Knechtschaft des Allvaters verschenkt. Der blonde junge Mann wusste, dass Sleipnir ihn nur auf seinem Rücken duldete, weil der Geruch seiner Mutter an ihm haftete. Er stieg ab und kraulte ihn beruhigend zwischen den unruhig zuckenden Ohren. Er nahm die weichen Lederzügel in eine seiner Hände und führte das junge Pferde neben sich her in Richtung des Hauses, in dem er und Jane eine Wohnung gemietet hatten. Es lag am Ende der Straße und ganz am Rande der kleinen Stadt, damit niemand das Kommen und Gehen des Gottes wahrnahm, wenn dieser zwischen den Welten pendelte. Sie waren die einzigen Mieter des Hauses, S.H.I.E.L.D. hatte ihnen das ganze Haus angemietet. Es lag im Interesse von S.H.I.E.L.D. die Identität Thors geheim zu halten, ebenso wie ihn für weitere Notfälle auf der Erde festzuhalten. Sie hatten es ihm möglich gemacht, in Midgard zu leben, sie hatten ihm einen sogenannten Ausweis gegeben, der ihn als Bürger Midgards registrierte und als Mensch ausgab. Nur so war es Thor auch möglich gewesen, einen Schein zu machen, um sein Motorrad fahren zu können. Er verstand die Politik und die Gesetze der Menschen nicht, aber er akzeptierte sie. Es irritiert ihn, wie ein Volk untereinander Krieg führen konnte, sich allerdings von allen Angelegenheiten der anderen acht Welten fernhalten konnte. Auch die Kultur und die Sitten der Menschenrasse unterschied sich drastisch von denen der Aesier. Thor war sich sicher, dass es ihm einfach an Verstand mangelte, um all dies zu verstehen und sich anzupassen. Er war wie ein Aesier, er war als Aesier aufgewachsen und er würde für immer ein Aesier bleiben. Sein Bruder war wahrscheinlich der Einzige, der sich jedem Volk anpassen konnte. Genauso wie er sich als Jotun Jahrhunderte lang als Aesier ausgegeben hatte. Die kalte Nachtluft umschloss ihn und es fühlte sich an, als wolle sie die wallende Hitze in ihm, die sich aus der Vorfreunde Jane wiederzutreffen gebildet hatte, dämpfen und seinen Kopf bei Verstand zu halten. Sein Herz schlug schnell und fest in seiner Brust und das warme Gefühl in seinem Bauch kribbelte so sehr, dass es fast schon schmerzte. Als der Wind sich drehte und er das Haus fast erreicht hatte blieb Sleipnir auf einmal wie angewurzelt stehen. Er schien jeden Muskel in seinem Körper anzuspannen, als er alle acht Hufe in den Boden rammte und den Kopf hoch aufrichtete. Seine Augen waren weit aufgerissen, sodass man das Augenweiß in ihnen sehen konnte, sie leuchteten rot auf, während sein schwarzes Fell im Mondschein bläulich zu schimmern schien. Seine Nüstern blähte er immer wieder unruhig auf, um den entgegenkommenden Wind in sich einzusaugen. Einige Sekunden stand er so schnorchelnd da, ehe er von jetzt auf gleich im vollen Galopp los preschte, genau in die Richtung, in die Thor vorhatte, ihn weiterzuführen. Harte, gefrorene Hufspuren ließ er hinter sich und Thor wusste, ihn musste etwas vollkommen aus der Fassung gebracht haben, wenn das Blut seiner Mutter, das Jotunblut Lokis, in ihm durch und zum Vorschein kam. Eilig versuchte er, dem Pferd zu folgen und atmete schwer, als er ihn wiehernd vor dem Haus, in dem er so viele Tage verlebt hatte, vorfand. Der Hengst scharrte unruhig auf dem Boden und trabte immer wieder um das Haus auf und ab. Thor war außer sich, er wusste nicht, was los war und er hatte Angst. Die Hitze in seinem Körper schmerzte nun wirklich und deutlich und dieses Gefühl der Angst schien ihn von innen zu verbrennen. Er stürzte die Treppen hinauf, stolperte fast bei jeder Stufe und kam schließlich mit hochrotem Kopf oben an. Dieses Gefühl, das ihn durchströmte, machte ihn kopfloser, als er es ohnehin schon von Natur aus war, er zitterte und schien ebenso wie sein Verstand auch die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren. Kurz hielt er inne, wollte nach seinem Schlüssel greifen, den er sonst immer in seiner Tasche bei sich getragen hatte. Midgard war für ihn immer ein unangetastetes Gebiet gewesen, hier in dieser perfekten, heilen Welt, in der es Jane gab, in der er glücklich war, in der er Vollkommen war, durfte es nichts Böses geben, es durfte nichts Unvorhersehbares passieren, nichts durfte dieser Welt schaden, oder sie verändern. Die Gewohnheit nach dem Schlüssel zu greifen und seine Tasche nicht vorzufinden, sich im jetzigen Moment der Ungewissheit, was ihn hinter der Tür erwartete vorzufinden, machte ihn fertig. Er Griff Halt suchen nach seinem Hammer und fühlte sich schlagartig sicherer, als er Mjölnir in seiner Hand pulsieren spürte. Egal was es war, sie stand ihm bei. Er schlug auf das Schloss der Tür ein, sodass dieses nachgab und aufsprang. Schwüle Luft stieß ihm entgegen, Luft die wohl lange in einem verschlossenen Raum gestanden hatte. Was ihn begrüßte, war nichts als Dunkelheit. Er atmete schwer, als er durch die Wohnung schritt und das Licht anschalten wollte, als er über etwas am Boden liegendes stolperte, wäre er fast gefallen. Er griff zu dem Gegenstand, der ihn stolpern ließ und fand die Tasche vor, die er vor elf Monaten an dieser Stelle hatte liegen lassen. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht, während er erneut nach dem Lichtschalter tastete. Der Strom funktionierte nicht, also schritt er hektisch durch die Zimmer und zog die Vorhänge auf, um das helle Licht des Vollmonds in die Räume zu lassen. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten konnte er sich nicht rühren. Die Wohnung war unberührt, er fand sie so vor, wie er sie das letzte Mal betreten hatte, nur das riesige Schlaf- und Wohnzimmer war ein einziges Durcheinander von Verwüstung und Kampfspuren. Die Möbel waren wohl durch eine starke Druckwelle gegen die Wände geschlagen worden und dort teilweise zerbrochen. Nur in der Richtung des Balkons musste etwas gewesen sein, an dem die Möbelstücke zuvor abgeprallt waren, an dieser Stelle lagen sie zerbrochen mitten im Zimmer. Das Zentrum der Druckwelle war es, dass Thors Aufmerksamkeit auf sich zog und sein Herz zum Rasen brachte. Er schluckte, als er zögerliche Schritte in dessen Richtung tat, um es näher zu betrachten. Seine Hand schloss sich fest und halt suchend um Mjölnir, sie spürte den Schock und die Angst in ihm und reagierte dementsprechend mit kleinen, unruhigen Blitzen, die sich um den ganzen Hammer über Thors Faust und dessen Handgelenk, bis zu seinem Ellenbogen zogen. Mit dem kurz flackernden Licht jedem dieser Blitze und jedem der zögerlichen Schritte, die er näher auf den Punkt zu tat sah er mehr von dem, was sich in dem Zentrum der ausgestoßenen Energie befunden und abgespielt haben musste. Eine durch die Zeit dunkel gewordene Blutlache erstreckte sich an dieser Stelle des Zimmers, teilweise war das Blut verwischt, als ob ein Körper darauf zusammengesackt und dann angehoben und fortgetragen wurde. Thors Herzschlag schien stehen zu bleiben, als er die vielen einzelnen Seiten eines Buches in dieser getrockneten Blutlache liegend vorfand. Der Rücken des Buches war zerrissen, wie auch einige seiner Seiten. Er starrte für mehrere Minuten einfach nur auf das Bild, das sich vor ihm bot, und sein Verstand raste, als er dutzende Szenarien in seinem Kopf ausmalte, die sich hier abgespielt haben könnten. Zeitgleich war sein Herz so leer und trostlos, so haltlos und schwer, dass er sich fühlte als wäre er innerlich leer, als hätte man ihm in dieser Sekunde alles genommen, was er besaß und an was er glaubte. Auf einer der Seiten stand mit dem gleichen Blut geschrieben: „Hilf mir, Bruder.“ In fast allen der neun Welten begann es zu stürmen und ein Gewitter zog auf. Kapitel 12: Chapter 11 - 2 -------------------------- Loki saß in seiner Zelle gegen die Wand gelehnt, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen starr auf die Decke gerichtet, von der ihm grelles künstliches Licht entgegen schien, in dem seine helle und ohnehin schon bleiche Haut aussah wie unberührter Schnee. Er atmete langsam und ruhig, doch sein Herz schlug unruhig in seiner Brust, fand keinen klaren Takt und schmerzte vor Nervosität und Adrenalin, das den ganzen Körper des jungen Mannes durchströmte. Er wusste, dass Thor zurückkehren würde, da war er sich mehr als sicher. Die einzige Frage, die dabei aufkam war, wann der Donnergott wieder in Asgard eintreffen würde. Es konnte sich um Stunden handeln, ebenso aber auch um Tage, wenn ihn Sleipnir abwerfen und ohne ihn nach Asgard zurück galoppiert kommen würde. Loki betete, dass sein Sohn ihm das nicht antun würde. Um ihn herum war nichts als Leere, Stille und gleißendes künstliches Licht, zudem noch Kälte, die ihm zwar nichts ausmachte, allerdings so an seiner Haut nagte, dass er sich stark zusammenreißen musste, damit diese sich nicht bläulich färbte. Die Stille wich und er spürte wie sich die Atmosphäre um ihn herum änderte, wie sich die Luft änderte und die leichte Vibration des Bodens sich in ihn und bis tief in seine Knochen hinein zog. Er hatte es gewusst. Seine Angst war niemals unbegründet. Die Zellentür sprang auf und mit langsamen, mächtigen Schritten betrat der Allvater höchstpersönlich die Zelle. Hinter ihm schloss diese sich wieder und er blieb stehen, sah seinen Ziehsohn an, während dieser ihm seinen Blick zugewandt hatte, die Augen weit aufgerissen, wie die eines verschreckten Rehs. Auf einmal schlug Lokis Herz wieder regelmäßig, als würde es resignieren, dass die Angst zwar nicht wich, aber die Ungewissheit dafür vollkommen verschwunden war. Der Gott der Lügen wusste, dass es nichts gutes heißen konnte, wenn Odin diesmal persönlich zu ihm in die Zelle kam und sich zudem alle Wachen ohne Aufforderung von seiner Zelle abwandten und dieser den Rücken zudrehten, um nichts von dem Vorgehen darin zu sehen oder irgendwie mitzubekommen. Loki konnte sich nicht rühren und er hasste sich dafür. Er wusste, dass es sinnlos sein würde sich zu wehren, sinnlos zu versuchen zu fliehen, oder sonst irgendetwas zu versuchen. Schon beim letzten Mal, als sein Ziehvater ihn gefangen genommen hatte, um ihn hier hineinzusperren, war er vollkommen hilflos gegen diesen gewesen. Er hatte sich bestens auf Lokis Magie vorbereitet, er trug Rüstung, die ihn gegen Elemente schützte, vor allem aber vor Kälte, sein Speer stand in tosenden Flammen, die jedes Fleisch hätten schmelzen können, Flammen, die dazu genutzt wurden, um gegen einen starken Jotun zu kämpfen, um ihn abzuschlachten und niederzubrennen. Er hatte Zauber, die Lokis Magie für einige Sekunden versiegelten und Fesseln, die ihm jegliche Macht nahmen, die er besaß. Loki wusste, sein Vater würde nicht gnädiger mit ihm sein, als die Wachen die er zuvor schickte. „Mein Sohn“, raunte er und schnaufte danach kurz, ehe er auf ihn zu schritt. Der junge Mann traute sich nicht, auch nur einen Mucks von sich zu geben, er rührte sich noch immer nicht, sondern starrte seinen Gegenüber einfach nur an. „Knie nieder“, befahl ihm der Göttervater und Loki stockte. Sein Willen war am Ende, seine Ehre versiegt und trotzdem war er noch nicht breit nachzugeben, beziehungsweise aufzugeben. Er weigerte sich, sah den Älteren mit einem trotzigen Blick an, wofür er einen Tritt kassierte, der ihn durch den halben Raum schleuderte, wobei er so über den Boden scheuerte, dass die Haut seiner kompletten linken Seite danach aufgescheuert blutete. Er keuchte kurz erschrocken und war gerade dabei sich zu erheben, ehe er einen zweiten Tritt in die Rippen bekam. Danach brachte er es nicht noch einmal zustande aufzustehen, die Luft blieb ihm fern, da seine Rippen sich so von dem Tritt verkrampft hatten, dass er zu röcheln begann. Der schwere, lederne Stiefel des Göttervaters legte sich auf seinen Brustkorb, langsam und mit Bedacht, während er genauso langsam immer mehr und mehr Gewicht auf diesen Fuß verlagerte. Dieses Gewicht, dass nun auf Lokis Brustkorb drückte machte es ihm noch immer unmöglich diesen zu heben und einen Atemzug zu tun. Er keuchte und röchelte weiter und krallte sich in den Stiefel, er kratze, er schlug zu, er riss, er nutzte die Kälte seines Jotunblutes, um den Fuß von sich zu nehmen, der nun mehr mit Kraft, als mit Gewicht seinen Körper gegen den Boden presste, doch es nichts half. Lokis Magie prallte an dem Allvater ab und seine Kälte drang nicht durch die schweren Lederstiefel. Entsetzt sah er in die Miene des Mannes, der hoch erhobenen Hauptes über ihm thronte und ihm direkt in die Augen sah, als er spürte, wie der Widerstand seines Körpers nachgab und seine Rippen der rohen Gewalt nicht mehr Stand halten konnten und zu knacken begannen. Mit jedem lauten Knacken brachen sie einzeln nach einander durch, bohrten sich in die Lungen des Gottes und rissen diese blutig. Es dauerte nicht lang, ehe er nicht mehr klar sehen konnte und das Gefühl nicht atmen zu können, aber atmen zu müssen so schlimm war, dass Lokis Sinne und sein Verstand anfingen ebenso zu brechen wie seine Knochen. Zumindest für den Moment. Was aber mehr und mehr geschürt wurde war die Angst vor seinem Ziehvater, ebenso wie der Hass für diesen. Der Druck und das Gewicht auf seinem Brustkorb ließen nach und der Fuß wurde von ihm genommen. Er sah nach oben, versuchte das Gesicht des Anderen zu fixieren. Etwas, dass niemals brechen würde war sein Hass. „Bringst du mich jetzt um, Vater?“, er betonte vor allem das letzte Wort mit Nachdruck und keuchte die Worte mitsamt einem dicken Blutschwall zwischen seinen Lippen hervor. Obwohl seine Sicht verschwommen war konnte er das Blitzen in den Augen Odins sehen und dieser trat erneut fest zu, schleuderte den Körper des jungen Mannes ein Stück von sich und ging erneut langsam auf ihn zu, um erneut zuzutreten. Diesmal schleuderte er ihn genau gegen die unsichtbare Barriere, die schon vielen Insassen das Leben gekostet hatte. Loki fühlte den heißen Schmerz, der sich über seinen ganzen Leib legte, spürte wie sein Körper versuchte sich zu schützen und seine Jotungestalt annahm, spürte wie die Hitze der Barriere auf seiner eisigen Haut zischte und damfte. Wäre er kein Gott, wäre er nicht zäher und somit fast unsterblich, so wäre er jetzt schon tot. Er fühlte wie sich seine Lungenflügel nach und nach mit Blut füllten, aber er wusste er konnte nicht ersticken, genauso wenig, wie er verhungern oder verdursten konnte. „Wenn nicht der Segen deiner Mutter auf dir haften würde.“, schnarrte Odin und seine Stimme bebte dabei vor Wut und Zorn, vor Hass auf seinen von ihm selbst adoptierten Sohn. Loki spürte nun, was Odin damit meinte. Er spürte neben all dem Schmerz, der ihn durchströmte, der ihn sich wünschen ließ, es würde alles einfach enden, neben all dem spürte er eine wohlige Wärme, die ihn umgab. Es waren Friggas warme Arme, die sich um ihn legten, die ihn hielten und ihn beschützten, die das Leben in seinem Körper und seine Seele in ihrem Gefäß hielten. Wie eine Umarmung fühlte es sich zumindest an, man hätte es nicht anders beschreiben können. Loki schloss ungläubig die Augen, versuchte das Bild seiner Ziehmutter in sein Gedächtnis zu rufen und seufzte erleichtert als er dieses vor seinem inneren Auge realisieren und festhalten konnte. „Mutter...?“, die Frage war mehr an das Gefühl gerichtet, als an Odin, der immer noch vor Wut zitterte und bebte. „Ja, deine Mutter, sie hält dich am Leben und verbietet es mir dir dieses jämmerliche Leben zu nehmen. Sogar...“, der Hass auf den Gott der Lügen schien überzuquellen und der Allvater trat nun immer wieder zu, trat ihm in die Rippen, trat ihm ins Gesicht, er schrie ihn nun an: „Sogar ihr Leben hat sie für dich gegeben!“ Loki erinnerte sich schmerzhaft, ein Schmerz, der ihn nun mehr berührte als der, den ihm Odin antat. Der physische Schmerz in seinem Körper war so stark, dass er fast schon stumpf wirkte, wie eine feststehende Tatsache, an der nichts mehr geändert werden konnte. Er war Schuld daran, dass seine Ziehmutter, dass seine Mutter, dass die Person die ihn am meisten geliebt hatte, sterben musste. Er war zu sehr mit seinen Intrigen und seiner Suche, seiner Sucht, nach Macht beschäftigt gewesen, sodass er sie nicht hatte beschützen können. Er wusste, welche Macht er erstrebte und mit welchen Folgen. Dass diese Macht ihn als Wirt auffressen würde und ihn nach und nach umbringen würde, schmerzhaft und langsam und dass er wahrscheinlich nicht einmal dazu in der Lage war sie zu kontrollieren. Er hatte nach ihr gesucht und hatte sie gefunden, hatte sie in der Gestalt der Menschenfrau an sich gerissen und durch diese Gestalt zugleich den Schutz Asgards aufgesucht, Schutz vor den Dunkelelfen, die nach dieser Macht ebenso trachteten, wie er es tat. Frigga, seine Mutter hatte gewusst, dass er in dem Körper Janes steckte, sie hätte ihr Leben nicht für eine dahergelaufene beliebige Menschenfrau geopfert, sie hatte ihr Leben für ihren Sohn geopfert, der durch das Spiel und Gefilde seiner Lügen nicht dazu in der Lage war sich selbst zu schützen. Es hatte ihn seine beste Magie abverlangt sich zu spalten und an zwei Orten gleichzeitig zu agieren, sich in der Zelle zu wissen und in dem Körper Janes zu handeln. Er war ein größerer Magier als jeder von ihm erwartet hatte. Er war nicht umsonst der Gott der Lügen, der größte Magier aller neun Welten. Niemand wusste, wozu er in Imstande war. Der Allvater hatte aufgehört auf ihn einzutreten und sah ihn nun ruhig an. Er schwieg eine ganze Weile, ehe sich seine Miene von schweigender Wut in ein zufriedenes Lächeln wandelte. Er lächelte so kalt und selbstzufrieden, dass es dem jungen Mann kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. Und Loki wusste nicht, wie sich Kälte anfühlte. Er war nicht dazu in der Lage Kälte zu spüren, hierbei war er sich allerdings sicher, dass sich Kälte so anfühlen musste. „Die Schmerzen...sind nur ein Teil deiner Strafe“, das Lächeln wurde mit den Worten breiter und fieser, als es zuvor schon gewesen war, „Du wirst Thor sagen, was du bist. Du wirst ihm zeigen wer du bist. Und du wirst deine Rolle weiter für ihn spielen. Du wirst seine Hure sein, Loki“, ein leises, raues Lachen verließ die Kehle des Göttervaters und er blitze ihn weiter mit einem durchbohrenden Blick an. „Ich zerstöre deinen Körper, während mein Sohn, mein einziger Sohn, deine Seele zerstören wird, ohne davon zu wissen. Solange, bis du dir selbst das Leben nehmen wirst. Davor kann dich auch ihr Segen nicht schützen.“ Ohne ein weiteres Wort drehte Odin sich um und verließ die Zelle, ließ Loki zurück wie er war. Ohne sich zu rühren blieb der junge Gott am Boden liegen, konzentrierte sich darauf seinen Körper genesen zu lassen und das Blut aus seinen Lungen zu spucken. Er fragte sich wann es begonnen hatte zu Gewittern. Kapitel 13: Chapter 12 ---------------------- Thor schritt eiligen Schrittes aus dem Haus heraus. Die Unsicherheit, die Kopflosigkeit, die ihn eben noch Stolpern ließ, war wie weggeblasen vom Sturm, der sich über ihm aufgetan hatte. Die dunklen Wolkentürme blitzen und donnerten laut und hell über ihm, während der Wind so stark unter ihnen wütete, dass die Kinder in den Häusern der Stadt anfingen zu schreien und zu weinen, dass die Männer die Fenster und Türen verriegelten und Bäume entwurzelt über die Straße fielen. Zum ersten Mal in seinem Leben war ihm Midgard, die ihm liebste aller neun Welten, lieber als seine eigene Heimat, egal. Sie war ihm so nichtig wie ein Kratzer, den er auf sich nehmen musste um die zu beschützen, die ihm lieb und heilig waren. Sein Herzschlag war ruhig, aber fest in seiner Brust und er spürte ein Gefühl, dass ihm so unheimlich war, dass er es nicht zuzuordnen wusste. Die Ungewissheit, darüber wo Jane war, was dort geschehen war und was noch geschehen würde, erfüllte ihn noch immer, doch sie verunsicherte ihn nicht mehr, sie bereitete ihm keine Angst, sie brachte ihn nicht mehr aus der Fassung. Seine Miene war ernst und kalt, jeder der ihn nun betrachten würde würde ihn alles andere als den Sonnengott Asgards nennen, mit dem stürmischen, aber gerechten und heiterem Gemüt. Er war vielmehr Angst einflößend, die blonden lockigen Haare klebten nass in seinem Gesicht, die Waffe hielt er fest in der Hand, die Miene verriet, dass er bereit war alles zu tun, sei es zu töten oder eine der neun Welten zu vernichten. Das Gefühl, dass ihn durchströmte war unbeschreiblich. Er fühlte sich sicher, er wusste, wohin er musste, er wusste, zu wem er musste, er wusste wer seine Fragen beantworten konnte und er wusste, dass ihm beide Personen nicht fortlaufen konnten. Seine Tasche hing ihm über die Schulter, die Tasche aus rauem Wildleder, die er stets bei sich hatte, als er auf Midgard gelebt hatte, die sein Mobiltelefon und seinen Hausschlüssel beinhaltete und einige andere Sachen. In ihr waren nun außerdem noch zahlreiche blutbefleckte Buchseiten und ein zerrissener Buchrücken sicher verstaut. Er würde den Gott der Lügen zu seinem Untertanen machen, er würde die Macht über ihn haben und über sein Leben. Sein Kopf war klar und er war in der Lage zu denken. So langsam verstand er, warum Lokis Verstand so scharf war und seine Zunge so flink. Der Schmerz und die Verachtung, die er über die Jahrhunderte hin geerntet hatte und ertragen hatte müssen, mussten ihn gestählt haben wie die Hitze eine scharfe Klinge. Schon als Kinder, als die beiden vermeintlichen Brüder noch gemeinsam durch Asgard zogen und den Aesiern Streiche spielten, war der Jüngere immer härter bestraft worden, als der Ältere der beiden. Auch als sie so langsam erwachsen wurden hatte sich das nicht geändert. Thor hatte aufgehört Streiche zu spielen, hatte anderen Unsinn im Kopf und stellte schlimmere Dinge an, für die er bis auf das eine Mal, das Mal seiner Verbannung, minder bestraft wurde, als er es verdient hatte. Loki hingegen spielte weiter Streiche, keine netten Streiche, er spielte Spiele und Tücken, trieb sich rum und begab sich zu seinen Studien der Magie und der neun Welten. Einige seiner Streiche waren ehrlich zugegeben etwas zu weit gegangen, zum Beispiel Sifs goldenes Haar braun zu färben, doch es war dabei nie jemand ernsthaft zu Schaden gekommen. Thor hingegen hatte so öfters verletzte Männer wieder mit nach Hause gebracht, nachdem er sich im Kampf mit fremden Völkern und Kreaturen erproben wollte und diese mit sich genommen hatte. Es hatte schlicht und ergreifend an Loki gelegen, Odin strafte ihn für jede List und jede Lüge, er strafte ihn für jedes Buch über Magie, das der junge Gott las und studierte. Es ärgerte ihn stets, dass Loki sich der Magie hingab, wie nur Frauen es tun sollten, dass er in wahrer Kampfkunst unbegabt war wie ein junges Kind und dass seine größte Waffe sein Verstand war. Loki war ein besserer Stratege, als Odin es je gewesen war und als Thor es jemals werden würde. Wobei der Donnergott nie auch nur ansatzweise ein Stratege gewesen war, ihm lag es einfach drauf los zu stürmen und sich durchzuschlagen. Loki, der Gott der Lügen hingegen hatte sich stets durch List durchgeschlagen, hatte seine körperlichen Defizite so ausgeglichen und Macht an sich gerissen, hatte Personen und Kreaturen mit seiner silbernen Zunge gefesselt und sich gefügig gemacht. Das einzige was dem Gott der Lügen fehlte war das Vertrauen, dass er ebenso aufbringen musste, wie die Armee, die für ihn kämpfte, wie das Volk, das er regierte. Jenes Vertrauen, dass das Volk Asgards in Thor hatte. Die Strafen, die der junge schwarzhaarige Gott hatte ertragen müssen waren demütigend, wie schmerzhaft, er wurde oft und lange ausgepeitscht und eingesperrt, wurde bespuckt und beschimpft. Nicht nur einmal hatte er in seinen jungen Jahren den kompletten Thronsaal mit seinen Händen auf den wunden Knien geschrubbt, hatte die Ställe aller Pferde gemistet und jede Waffe jedes Soldaten poliert. Thor fing Sleipnir ein und wollte aufsteigen, doch der Hengst trabte auf der Stelle, unwillig ihn auf seinen Rücken zu lassen. Er riss am Zügel und hielt diesen fest in seiner Hand, während er der Kreatur tief in die Augen sah. Das verunsicherte und beunruhigte junge Tier hielt den Atem regelrecht an und las aus den Augen des Gottes, es schien Thor zumindest so, als könne es ihn anhand seines Blickes verstehen. „Heimwärts, in Richtung deiner Mutter.“, dachte der Donnergott und stieg auf das, nun genauso wie er, ruhige Pferd. Er klopfte der schwarzen Schönheit den Hals und verbrannte sich dabei die Hände an dessen Haut und dessen Fell, das so kalt war, dass Thor froh war, dass er Sleipnir aufgesattelt und nicht ohne Sattel hin geritten war. „Ein halber Jotun...wie L-“, schoss ihm durch den Kopf und er verwarf diesen Gedanken wieder. Er hatte die Eisriesen immer so gehasst, er war so erzogen worden, dass es Monster waren, die es nur verdient hatten zu sterben. Dass sein geliebter Bruder selbst einer dieser Eisriesen sein sollte hatte er bis heute noch nicht verarbeiten können, es hatte ihn so schwer in den Magen und in sein Herz und seine Seele getroffen, dass er es einfach immer wieder verdrängte, anstatt sich damit abzufinden und es hinzunehmen. Er wollte das nicht, er wollte nicht, dass sich etwas änderte, er wollte nicht, dass sich die Beziehung zwischen den beiden Göttern noch mehr verschlechterte. Als Thor in Asgard angekommen war, war er ohne zu überlegen, ohne zu zögern direkt zu der Zelle geeilt, in der sich sein Bruder befand. Auf dem Weg traf er niemanden. Der Sturm tobte auch in Asgard und er tobte hier noch mehr, als sonst irgendwo in den neun Welten, sodass sich alle Aesier verkrochen und vor dem Auslöser dieses Sturms versteckt hatten. Der Allvater musste die Wachen auf dem Weg und bei den Zellen abgezogen haben, um ihr Leben vor seinem eigenem Sohn zu schützen. Er wusste wo Thor hinwollte, dass war dadurch eindeutig heraus zu lesen. Thor wusste schon in Midgard, dass sein Vater wusste, was vor sich ging, dass er es seinem Sohn verschwiegen und ihn belogen hatte. Er würde noch früh genug mit ihm sprechen und es alles wenn es sein musste aus ihm herausschlagen, zunächst würde er aber seinen Bruder zur Rede stellen. Als er in den Zellen ankam saß Loki gegen die Wand gelehnt, die Augen geschlossen und die Enden seiner Haare mit Blut verklebt. Von seinen Lippen abwärts war er mit Blut besudelt, es klebte an ihm wie Erbrochenes. Seine im künstlichem Licht schneeweiße Haut gab einen enormen Kontrast zu dem tiefen Rot seines Blutes, sodass es aussah wie dutzende roter Blumen im Schnee. Als Thor die Zelle betrat öffnete er die Augen einen Schlitz breit, sah ihn mit den giftgrünen Augen an, die im Licht rot auf schimmerten, wie das Blut, dass er hustend zwischen seinen Lippen hervor presste. Der blonde junge Mann eilte auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er war nun wieder verunsicherter, wusste nicht, was er tun sollte, wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste, dass Odin ihm das angetan hatte. Was er nicht wusste war, ob es schlimmer war, was sein Vater seinem Bruder angetan hatte, als die Tatsache, dass der Donnergott bei seinem Aufbruch wusste, dass Loki das würde ertragen müssen, wenn er nach Midgard ging. Er schluckte, als er eine Hand unter das Kinn des anderen legte und mit dem Daumen das Blut von diesem wischte. Er drehte den Kopf des Anderen in seine Richtung und sah ihm fest in die Augen, versteckte seine Unsicherheit und seine Schuldgefühle hinter der Fassade der Wut. „“Hilf mir, Bruder!“....“zitierte er und schwieg danach kurz:“ Was hattest du dort zu suchen?“ Die Lieder des Schwarzhaarigen öffneten sich erschöpft etwas mehr, als er seinem älteren Bruder in die Augen sah. Seine tief grünen Augen wirken müde und ausgelaugt. „Ich hatte nichts zu suchen...“, keuchte er leise und seine Augen flimmerten dabei ängstlich. Angst. Sein Bruder hatte Angst vor ihm, einer der Albträume, die Thor schon und vor allem in seiner Jugend viele Nächte wach gehalten hatten. „Ach nein? Hast du nicht das hier gesucht?!“, stieß er ihm scharf entgegen und wühlte dabei aus seiner Tasche die vielen Seiten des Buches. „Ich habe es nicht gesucht.“, keuchte Loki wieder, diesmal nur leiser als zuvor, wobei Thor nicht wusste, ob es wegen dem Blut, oder wegen der Angst vor ihm war. Er biss die Zähne zusammen, innerlich bebte er. Der Gott der Lügen mag ausnahmsweise einmal die Wahrheit zu sprechen, das sah der Donnergott ihm an, er kannte Loki lang genug um zu wissen, wann er log. Was er stattdessen war, war es einfach nichts zu sagen, er ließ Thor die Fragen stellen, ließ jede Antwort aus sich herauspressen, er wollte nicht mehr verraten als nötig. Thor erkannte er nicht nur an seinen Antworten, vor allem aber erkannte er es an seiner Miene. Nach jeder Antwort presste er die Lippen aufeinander und unterbrach für eine Sekunde den Blickkontakt der beiden. Thor musste nicht intelligent sein, die Erfahrung brachte ihm hier mehr Vorteil, als alles andere. Er sah Loki scharf an, als seinen Augen heraus schien es zu blitzen und seine Stimme war wie ein leiser, drohender, grollender Donner: „Nicht gesucht? Woher hattest du es dann, wenn nicht gesucht? Ich-“, er wurde von einem Husten unterbrochen, das erneut den Blickkontakt der beiden Götter unterbrach. „Ich musste es nicht suchen, ich wusste wo es ist.“, hauchte der Jüngere dem Älteren der beiden Männer entgegen. Noch bevor dieser ihn fragen konnte, ihn anschreien konnte, woher er es wusste, gab er die Antwort von selbst: „ Du hast es mir wiedergebracht. Du hast es mir geschenkt.“ Thor stockte, seine Miene wurde bleich wie die des anderen Gottes. Sein Kopf schien zu brennen, als sich seine Gedanken überschlugen, er brachte keinen Ton heraus, sondern starrte seinen gegenüber einfach nur wortlos an. „Ich...bin Jane.“, keuchte Loki Thor noch einmal entgegen, gefolgt von einem großen Schwall Blut, dass er mit einem Husten ausspuckte. Thor sah ihn noch einige Sekunden an, erhob sich dann langsam und verließ so schnell es ging die Zelle. Er ergriff die Flucht. Er konnte er nicht ertragen, er verstand und gleichzeitig verstand er nicht. Wenn Loki Jane war, dann seit wann? Das war nur eine der zahlreichen Fragen, die ihm durch den Kopf schossen, als er die Treppen hoch stolperte und stakste. Er begab sich in Richtung Thronsaal, wollte die zweiten der beiden Personen, denen er sich sicher war, dass sie Antworten für ihn hatten, befragen, wollte sie durchlöchern und ausquetschen wie ein Stück Obst nach seinem süßen Saft. Er wollte die Wahrheit wissen, er zerbrach an der Unsicherheit, der Ungewissheit, sie schmerzte ihn so sehr, dass er glaubte sein Brustkorb würde zerspringen. Als er seinen Vater erblickte füllte sich seine Seele mit schwerem Zorn, die Wut trat an Mjölnir aus ihm heraus und Blitze zogen sich um seinen ganzen Arm und schließlich seine ganze rechte Körperhälfte. „Wo ist sie?“, schrie er den Allvater an, schritt dabei weiter auf diesen zu und die Blitze wurden stärker, größer und heller: „WO IST JANE?!“ Kapitel 14: Chapter 13 ---------------------- Die energischen Schritte auf seinen Vater hielten nicht inne, als dieser ihn nur schweigend von seinem Thron herab anblickte, von oben auf seinen Sohn herabblickte und ihn mit einer unbeeindruckten, missbilligenden Miene strafte. Die Wut im Körper des jungen Mannes loderte in diesem, wie der Sturm außerhalb des Palastes, und er schritt die Stufen herauf zum Thron des Allvaters. Seinem Ruf als Donnergott machte er alle Ehre, die hellen und langen Blitze um ihn herum schlugen immer wieder ihre Linien durch den ganzen Saal, zwischen den vielen Säulen hindurch, bis zum Körper des Gottes. Als er vor dem Thron angekommen war und drohend seinen Hammer hob, den Mund öffnend, um seinen Vater erneut anzuschreien, traf ihn unerwartet ein Schlag. Eine harte Ohrfeige traf ihn im Gesicht und als er einen Schritt rückwärts taumelte stolperte er und fiel die vielen Stufen, die er zuvor heraufgestiegen war, hinab. Als er sich nach dem Fall wieder aufrichtete und seinen Blick wieder nach oben, sah ihm der Göttervater tief in die Augen. Er hatte sich erhoben und hielt seinen Speer in der rechten Hand, seine Lippen waren, seine Wut im Zaum haltend, aufeinander gepresst. „Du suchst nach deiner...Menschenfrau?“, schnarrte er ihm entgegen und hielt danach kurz inne. Gerade, als sein Sohn erneut den Mund öffnete, um ihm zu antworten, unterbrach er ihn und brachte ihn damit zum Schweigen. „Aber sie ist doch hier. Sie sitzt in der Zelle, in der ich sie eingesperrt habe.“ Der blonde junge Mann schwieg. Sein Mund war geöffnet, doch seine Stimme wortlos, die Züge waren erschlafft und das Gesicht bleich. „Loki? Du fragst dich, ob ich Loki meine? Ob ich diesen Abschaum meine, den ich dort unten am Leben erhalten muss?“, die Worte wurden im Satz immer hitziger und abgehackter, während die Faust des Allvaters sich fester um den Speer in dieser legte. Er brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fassen und sein Gemüt wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das geschah seinem Vater sonst nie. Es kam vor, dass er schrie, dass er ihn tadelte, ihn bestrafte, dass er enttäuscht von ihm war, doch dass er über all das hinaus seine Beherrschung verlor, das war noch nie geschehen. Stets hatte er über allem gestanden, hatte gerecht gehandelt und entschieden. Er war immer das unangetastete Ideal, zu dem sein Sohn aufgesehen hatte und an dem er sich orientiert hatte. Thors eigene Blindheit stach ihm ins Herz wie ein lange, glühende Nadel, die die ganzen Jahre über im Feuer gelegen hatte, nur um heißer und heißer zu werden und nun sein Innerstes zu verbrennen. Ihm wurde klar, was er jahrelang ignoriert hatte, ihm wurde bewusst, was er Jahrzehnte lang übersehen hatte, ihm wurde klar, was er Jahrhunderte lang hatte vor seinen Augen geschehen lassen. Der Allvater, der die meiste Macht in allen neun Welten besaß, der sein Auge gegen Weisheit getauscht und den niemand in Asgard jemals in Frage gestellt hatte, außer dem dort aufgewachsenem Jotun, dieser Mann war noch nie gerecht gewesen. Thor erinnerte sich an den blutverschmierten Loki in der Zelle, er erinnerte sich an zahlreiche Sonnen und Monde, in denen er den Jüngeren schwer zugerichtet vorgefunden hatte, erinnerte sich an die Dinge, die er diesem durch den Befehl seines Vater angetan hatte, erinnerte sich an die Strafen, die er zu ertragen hatte. Nicht eine davon war gerecht gewesen, oft waren sie nicht einmal gerechtfertigt, oft waren sie viel zu hart gewesen. Die gekünstelte und gespielte Perfektion, die der Göttervater an den Tag legte, hatte einen Fehler, einen Riss im Glas, einen Bruch in der Fassade. Loki. Er war stets der Punkt gewesen, an dem Odin sein Bild nicht aufrecht hatte erhalten können, Loki hatte stets unter ihm zu leiden gehabt und Thor hatte es nicht einmal bemerkt. Als er sich aus der Starre löste, die der Schock über seine Erkenntnis ausgelöst hatte, war sein Vater bereits zu ihm herabgestiegen und stand noch einige Stufen über ihm, mitten auf der Treppe, von der er seinen Sohn zuvor herunter gestoßen hatte. „Ja, ich meine diesen widerwärtigen Jotun.“, schnalzte er Thor in einem trockenem, aber zugleich bissigem, Ton entgegen und stieß danach die Luft zwischen seinen Zähnen hervor, um sich selbst wieder zu beruhigen. Der alte Mann war kurz davor seine Beherrschung wieder zu verlieren, diesmal vielleicht noch mehr als das Mal davor. Der Donnergott fragte sich, in wie weit sein Vater bereits seiner selbst verloren und in Hass versunken war, er fragte sich wie viel von dem Allvater noch übrig war. Thor hatte das Verlangen auf ihn einzuschlagen, für den blutenden Loki, der eingesperrt unter der Erde um sein Leben rang, für alles, was er diesem angetan hatte und dafür, ihn all die Jahre so erzogen zu haben, ihm den Samen des Hasses in die Seele gepflanzt zu haben. Die Wurzeln dieses Hasses wucherten schon lange im Innern des jungen blonden Mannes, schlugen dort tief ein und wuchsen, genauso wie Odin es wollte. Lange genug hatte er seinen Bruder als Konkurrenten angesehen, als Widersacher, als Feind und als Verbrecher. Doch dieser Hass, der über die Jahre gewachsen war, hatte sich nun gewandelt. Er richtete sich nicht gegen den jungen Jotun, sondern gegen den alten Aesier vor ihm. Voller Zorn sah er zu diesem auf und bebte innerlich. „Wo ist Jane?“, fragte er erneut, in einem drohenden Ton und hob seine Waffe vor sich vom Boden auf. Er wollte Mjölnir gerade in die Richtung des Älteren richten, als sich dessen Miene auf einmal zu einem grässlichen Grinsen verzog. Leise fing die Grimasse eines Königs über ihm an zu lachen, wurde lauter und lauter, sodass das böse Lachen durch den ganzen Thronsaal schallte und dessen unangenehmes Hallen wohl im ganzen Palast zu hören sein musste. „Hörst du sie? Hörst du ihn? Wie er ängstlich in seiner Zelle wimmert und zittert?“, das Grinsen in Odins Gesicht wurde breiter und er sah seinem vor Schock erneut erstarrten Sohn tief in die Augen. „Von Anfang an hat sich dieser Parasit als diese Menschenfrau ausgegeben. Er wollte dich nur täuschen, mein Sohn. Es war nur eine seiner vielen Lügen und Tricks.“, Odins Stimme wurde wieder ruhiger und er sah Thor fast schon mit Mitleid entgegen. Mjölnir sank von der drohenden Haltung, in der der Donnergott den Hammer gehalten hatte, und seine Züge erschlafften vollkommen. Er verlor jegliches Gefühl und in ihm blieb nur die Leere zurück, die schlimmer war, als jeder Schmerz jemals hätte sein können. Seine Gedanken waren auf einmal verstummt, seine Wut versiegt und seine Kraft gebrochen, es war, als hätte man ihm das Leben aus dem noch lebenden Körper genommen. Er wusste nicht, wie lange er den Blick gen Boden gesenkt einfach nur da stand, ohne Taten, ohne Worte, ohne Gedanken. Odin verschonte ihn von weiteren Worten, er stand ebenfalls einfach nur da und betrachtete den einzigen Sohn seines Blutes. Als ein Gefühl sich in ihm breit machte und das Leben in seine Glieder und seine Seele zurück brachte, drehte er sich wortlos um und begab sich dazu, den Thronsaal zu verlassen. Odin würdigte er nicht eines Blickes, er wollte dessen Visage nicht ansehen. Gerade in diesem Moment wünschte er sich, seine Mutter wäre noch am Leben und würde sich zwischen die Beiden stellen. Sie würde ihre Hände schützend über Loki legen und dessen Seele genesen lassen. Sie war es, die vollkommen gewesen war, sie war es, die immerzu gerecht war, sie war es, die immer auf Lokis Seite gewesen war und diesen verteidigt hatte. Sie hatte ihn beschützt, so gut es ging vor Odin geschützt, sie hätte das alles nicht geschehen lassen. Nun gab es niemanden mehr, der Loki vor Odin schützte, der ihn akzeptierte und versuchte seine Seele zu heilen. Es gab niemanden mehr, der ihn, so wie er war, liebte. Außer ihm. Außer Thor. Noch ehe er den Saal verließ, blieb er stehen und verweilte für einige Sekunden länger in der Gegenwart Odins. Ohne sich diesem zuzuwenden sprach er ruhig und deutlich zu diesem: „Rühr ihn noch einmal an und ich töte jeden, der mir in Asgard über den Weg läuft. Egal ob Weib oder Kind.“ Thor wusste, dass das die einzige Drohung war, die Odin wirklich erreichte und ihn berührte. Sein Volk war ihm stets am wichtigsten gewesen und er hielt, was Kinder und Frauen anging, stets an seinen Prinzipien und seiner Moral fest, wie der alte Mann, der er war. Er brauchte seinen Vater nicht anzusehen, um zu wissen, dass ihm das alles andere als passte, er wusste es an dem Geruch, der in der Luft lag, er erkannte es daran, dass der Allvater weder antwortete, noch sonst eine Handlung tat. Das Gefühl, das Thor Leben schenkte, war Verlangen. Das Verlangen danach, Loki zu sehen, nicht mehr als das. Kapitel 15: Chapter 14 ---------------------- Stunden vergingen, zahlreiche Stunden über Stunden, die an Thor vorbeiflossen, wie Wasser durch seine Finger. Stunden, die so schnell kamen, wie sie wieder gingen und die er nicht mit den Fingern festhalten konnte. Er bemühte sich nicht darum, auch nur eine dieser Stunden zu zählen, bemühte sich nicht, diese wahrzunehmen, oder die Zeit zu etwas zu nutzen. Der Nutzen dieser Stunden bestand einfach nur darin, da zu sitzen und zu starren, das Verlangen zu befriedigen, das in seinem Körper aufgekommen war und dort verweilte. Es war noch immer das einzige Gefühl, das in ihm herrschte, das seinem Körper und seiner Seele Leben einhauchte und es ihm möglich machte, zu denken. Es war einzig das Verlangen Loki zu sehen, dem er nachgab, und ihn diese vielen Stunden lang einfach nur anzustarren. Er wusste, dass der Gott der Lügen wusste, dass er ihn beobachtete, er hatte ihm seinen Blick zugewandt im ersten Moment, als Thor vor die Zelle trat und ihn ansah. Der blonde junge Mann hatte sich vor der Barriere der Zelle niedergelassen, hatte seine Mjölnir in seinen Schoß gelegt und seinen jüngeren Bruder einfach nur beobachtet, wortlos, mit einer Miene, die so leer war, dass sie nichts über ihn, oder seine Gefühle, hätte verraten können. Mit dem Leben, das Thor nun wieder durchströmte, war es ihm möglich, wieder zu denken, über die vergangenen Dinge nachzudenken und zu versuchen sie zu verarbeiten. Mit der Zeit hatte Loki die Anwesenheit seines Bruders wohl vergessen, er schenkte ihm keinerlei Beachtung mehr, sondern konzentrierte sich darauf, seinen Körper zu regenerieren. Auch wenn die Götter als unsterblich galten, so galt dies nur für die Dauer ihres Lebens, nicht für ihre Beständigkeit. Sie alterten kaum und wurden Jahrtausende alt, sie waren nur schwer zu töten und ihre Körper hielten viel stand, doch auch einen Gott konnte man durch eine Verletzung töten. Die gebrochenen Rippen des Jüngeren mussten sich in dessen Lungen gebohrt haben und das Blut, das nun in diese rann, machte es schwer für ihn zu atmen. Zudem musste jeder Atemzug, den er tat, unheimlich schmerzen, da er seinen Brustkorb mit jedem Atemzug heben und senken musste. Stunden hatte der Schwarzhaarige damit verbracht seinen Körper zu heilen und dabei nicht zu ersticken. Der Anblick schmerzte in der Seele des Donnergottes, doch dieser Schmerz war keineswegs unangenehm. Der Schmerz war neben dem Verlangen, das er befriedigte, das einzige Gefühl, das ihn durchströmte und jedes Gefühl war besser als die Leere, die er zuvor verspürt hatte. Diese Leere, die nichts weiter tat, als ihm weiszumachen, dass sein Leben sinnlos war. Als es dem Eingesperrten wieder etwas besser zu gehen schien und Thor seine Gedanken und Fragen, seine Beunruhigungen in seinen Gedanken sortiert hatte, legte er seinen Hammer neben sich ab und erhob sich langsam. Leise trat er in die Zelle ein und schloss diese hinter sich wieder. Sich ohne Mjölnir, oder irgendeine andere Waffe, in die Zelle des anderen Gottes zu begeben, war leichtsinnig und gefährlich, doch Thor wusste, dass Loki weder dazu in der Lage war, sich großartig gegen ihn aufzulehnen, noch Grund dazu hatte, in diesem Moment. Er brachte ihm Vertrauen gegenüber und hoffte den Anderen damit dazu zu bringen, ihm die ganze Wahrheit erzählen und jede seiner Fragen zu beantworten. Noch gut eine halbe Stunde stand er einfach nur da und blickte zu ihm herüber, noch einmal ordnete er seine Gedanken. „All die Zeit?“, seine Stimme war leise und rau, als hätte er stundenlang geschrien, als hätte er zu den Göttern der Götter gebetet und diese angeschrien ihm zu helfen. Er brauchte keine klaren Fragen zu formulieren, er wusste, Loki würde ihn verstehen und würde ihm alles erzählen, alles verraten, was er von ihm wissen wollte. Außerdem wusste er, dass Loki die Wahrheit sagen würde. Der jüngere Gott hob den Kopf nicht, er sah Thor nicht an, sah nicht zu ihm auf und schwieg erst einige Sekunden, ehe er weiterhin stumm nickte. Thor schluckte trocken, er wusste, dass der Allvater die Wahrheit gesagt hatte, er wusste, dass er ihn nicht anlügen würde, doch er wollte aus dem Mund des Gottes der Lügen etwas anderes hören. Er wollte hören, dass es sein Vater war, der ihn belogen hatte, er verlangte das Unmögliche. „Warum?“, seine Stimme kratzte, doch er räusperte sich nicht, war viel zu sehr damit beschäftigt auf eine Antwort zu warten und zu versuchen, sie aus seinem Gegenüber heraus zu starren, ihn mit seinem Blick zu durchbohren. Noch einige, endlos lange Momente schwieg Loki und starrte den Boden so fest fixiert an, wie sein Bruder ihn, dann endlich, antwortete er und hob dabei seinen Blick: „Weil ich dich auf Midgard halten wollte. Weil ich dir einen Grund geben wollte, auf den Thron zu verzichten. Ich wollte König sein, ich wollte herrschen, ich wollte Macht.“ Der schmale und junge Gott sah Thor entgegen, sah ihm tief in die Augen, baute Blickkontakt zu ihm auf und traf dessen Blick, sodass der Donnergott tief in die Augen des Anderen sehen konnte. Durch das helle Grün schien er praktisch hindurchzusehen, hindurch bis direkt in die Seele des Jotun. Er sprach definitiv die Wahrheit, so viel stand fest. „Zum Schluss...habe ich mich einfach vor Odin versteckt...“ Loki hatte Schutz bei ihm gesucht, Schutz vor seinem Vater, dem Mann, der ihm das alles angetan hatte, der ihm die Gier nach Macht anerzogen hatte, ihm weisgemacht hatte, dass Macht der einzige Schlüssel zu Anerkennung, Ruhm und Loyalität war. Ebenso der einzige Schlüssel zu Liebe und Vertrauen. „Also,...hat Jane-...“ „Nie existiert...“, hauchte der innerlich, wie äußerlich verletzte Gott ihm entgegen und seine Stimme zitterte bei diesen Worten. Dort war sie wieder, die Angst vor Thor, die Angst seines Bruders vor ihm selbst. Sie stach ihm tief ins Herz, doch dies machte es ihm einfacher zu denken. Sie machte es ihm einfacher, zu entscheiden, was er nun tun sollte, wie er weiterhin vorgehen und verfahren wollte. Wenn Loki Jane war, gab es eine Entscheidung zu treffen, die für ihn unmöglich war, gefällt zu werden. Die Entscheidung zwischen zwei Personen, die er liebte, zu entscheiden. Die Entscheidung einem der beiden die Identität, oder besser gesagt, das Leben zu nehmen Er sollte zornig sein, sollte mit Wut gefüllt sein, auf das sie in ihm überschäumte, wie kochendes Wasser den Topf einer jungen Maid. Sie sollte Rauschen wie das Meer, das gegen die Klippen eines Strandes wütete. Er konnte es noch immer nicht glauben, konnte es nicht wahrhaben, es nicht wissen, wollte es nicht begreifen und eines Besseren belehrt werden. Langsam ging er die verbliebenen Schritte auf den jungen Jotun zu und sah ihn weiterhin mit einer leeren und kalten Miene an, die sogar die Kreaturen in Jotunheim hätte erfrieren lassen. Er kniete sich nieder, begab sich neben ihn, auf eine Stufe mit ihm, und sah seinen geliebten Bruder an. Er liebte ihn, wie er es immer getan hatte, auch wenn er diese Liebe durch den Hass, der in seine Seele gepflanzt wurde, vergessen hatte. Er wollte Gewissheit, wollte es prüfen, wollte Jane. „Sei....sie...“, hauchte er seinem Bruder entgegen und dieser leuchtete kurz grünlich auf. Er musste ihm diesen Befehl erteilen. Er konnte es nicht länger ertragen. Kapitel 16: Chapter 15 ---------------------- Das grüne Licht, in dem der Gott der Lügen nur eine Sekunde erstrahlte, blendete Thor, doch er wandte den Blick nicht ab. Der Bruchteil einer Sekunde kam ihm ewig vor, auf einmal war es, als wäre die Zeit in ihm stehen geblieben. Seine Augen flackerten, als er geradewegs in das Gesicht des Menschen blickte, für den er vom ersten Moment an sein Leben gegeben und bis in den Tod gekämpft hätte. Er wusste, dass die Jane, die sich gerade vor ihm befand, seine Jane war, egal mit welcher Magie, oder welchen Tricks man sie hätte kopieren wollen, so konnte nur die echte Jane ihn aus diesen Augen heraus ansehen. Niemand anderes hätte diesen Geruch nachahmen können, der von ihr ausging, diese Aura, die sie umgab, doch vor allem wäre es niemandem möglich gewesen, dieses Schimmern in ihrem Blick in seinen eigenen Augen leuchten zu lassen. Thor fiel jetzt zum ersten Mal wirklich auf, dass Jane Loki nicht nur ähnlich war, sondern dass Jane wirklich Loki war. Alle Merkmale, die von der Menschenfrau ausgingen, für die sich der Gott in sie verliebt hatte und für die er sie vergötterte, als wäre er selbst ein Mensch und nicht sie, all diese Merkmale gingen von dem aus, der Jane war, von seinem Bruder. Es waren die Merkmale, die er ebenfalls an Loki seit seiner Kindheit so sehr bewundert hatte. Es war sein Verstand, mit dem er jedem anderen in den neun Welten überlegen war, mit dem er in der Lage war die schwierigsten Dinge und die ältesten Sprachen zu beherrschen. Den gleichen Verstand besaß Jane, die den Tesserakt, sowie die Portale zwischen den Welten von allein begriffen und analysiert hatte. Es war der Wissensdurst, mit dem Loki stets jedes Buch verschlungen und jeder Information nachgegangen war, die ihm zu Ohren kam. Wenn etwas in Asgard geschehen war und sei es nur, dass Fandral sich einmal mehr zwei Maiden zu seinen Feinden gemacht hatte, weil er mit beiden zur gleichen Zeit verkehrte, so wusste es Loki nach den Betreffenden stets zuerst, trotz der Tatsache, dass ihn solche Geschichten nicht wirklich interessierten, es ging einfach nur darum, das Wissen zu besitzen. Das Wissen war immer wieder eine seiner Waffen gewesen, die er geschickt gegen alles und jeden hatte einsetzen können. Genauso war es Jane, die nie aufhören konnte zu forschen und den Mann, der sie über alles liebte, deswegen des öfteren schon einmal abends hatte warten lassen, ehe sie aus ihrem Labor zu ihm zurück kehrte. Ein weiteres Merkmal war es, dass Loki ihn immerzu aus den schwierigsten Situationen geholfen hatte, er hatte ihn schon so oft aus den misslichsten Situationen gerettet, hatte ihm zum Sieg verholfen und ihm das Leben gerettet. Genauso hatte auch Jane ihm geholfen und sein Leben gerettet, als er gegen den Fürst der Dunkelelfen gekämpft hatte. Die Fähigkeit immer in Thor hineinzusehen, dessen Gefühle erraten zu können und dessen Gedanken zu lesen, nur Loki und Jane waren dazu je in der Lage gewesen. Nur die beiden konnten ihm die Wahrheit immer ins Gesicht sagen, konnten ihn auf seine Fehler aufmerksam machen, ihn mit seinen Schwächen necken und ihn provozieren und ärgern. Niemand sonst hatte sich sonst je getraut so mit dem Sohn des Allvaters umzugehen, nicht einmal seine besten Freunde wagten es sich, ihn wie einen normalen Gott zu behandeln, sie ließen ihm die einfacheren Gegner, die bessern Kämpfe und den Sieg im Duell, nur um den Thronprinzen nicht zu demütigen oder zu verärgern. Auch wenn seine Freunde ihn akzeptierten, er zu ihnen gehörte und sie ihn als einen Freund liebten, so war er stets etwas besonderes in ihrem Kreis gewesen und würde es immer bleiben. Loki und Jane waren die einzigen gewesen, die ihn nicht einmal einer Sonderbehandlung unterzogen hatten, sie hatten beide diese Frechheit in der Stimme, dieses Necken auf den Lippen und diesen wilden Blick in den Augen. Sie waren beide ohne Thor fast hilflos, wenn es darum ging zu kämpfen, doch unterstützen ihn stets so gut es ging. Jetzt, wo der Donnergott so darüber nachdachte gab es etliche parallelen zwischen den beiden, auf die er zuvor nie geachtet hatte. Die Zufälle, die er zuvor nicht wahrgenommen hatte schlugen nun auf ihn ein wie dicke Hagelkörner vom Himmel. Als Thor mit diesen Menschen gegen Loki und seine Armee gekämpft hatte, war es wohl kein Zufall gewesen, dass Jane zu diesem Zeitpunkt fern und unerreichbar für ihn gewesen war. Wahrscheinlich wäre Loki einfach nicht dazu in der Lage gewesen, sich gleichzeitig als die Menschenfrau auszugeben und gegen die gemischte Truppe aus kampferprobten Menschen und seinem Bruder anzukämpfen. Er konnte sich vage erinnern, dass Jane ihm zu dem Zeitpunkt das erste Mal begegnet war, als der Gott der Lügen das erste Mal für eine kurze Zeit den Thron für sich beansprucht hatte. Selbst die Menschen, die Jane kannten waren nicht schwer zu manipulieren gewesen. Der junge Gott wusste selbst, wie einfach es war, solchen niederen Kreaturen Erinnerungen einzupflanzen, für einen Magier war es so einfach, wie eine Kette zu einem Talisman zu verzaubern. Selbst kurz bevor Loki das zweite Mal seinen Tod vorgetäuscht hatte, war es wohl kein Zufall gewesen, dass diese seltsame Macht der Dunkelelfen ausgerechnet von Jane Besitz ergriffen hatte. Höchstwahrscheinlich hatte er sich in diesem Moment ihrer Gestalt bemächtigt um Schutz bei Thor zu suchen, nicht nur vor den Dunkelelfen, sondern auch von der Macht selbst, als er bemerkt hatte, dass sie sich an seinem Leben genährt hatte und er sie nicht wieder ohne Weiteres loswerden würde. Langsam und vorsichtig streckte er seine Hand nach der Frau vor ihm aus und legte diese an ihre Wange, streichelte sanft mit dem Daumen darüber. Ihre Haut war weich, immer noch so weich und leicht warm, wie er sie in Erinnerung hatte, in der Erinnerung, die nun in ihm aufkam und die so schwer wurde, als würde man die Steine von ganz Asgard in seine Seele legen und diese darunter begraben. Er schluckte und versuchte diesem Gefühl nicht nachzugeben, versuchte der süßen Versuchung, alles um sich herum zu vergessen, zu widerstehen und sich davon abzuhalten, das zu tun, was er vorhatte. Es half nichts, er beugte sich langsam nach vorn und kam dem Gesicht der jungen Frau immer näher, sah ihr tief in die Augen, in denen er Lokis Seele zittern sehen konnte. Zärtlich legte er seine Lippen auf die ihren, ergriff ihr Gesicht in beiden Händen und hielt ihren schwachen Versuch, sich ihm zu entwinden, so zurück. Als er den Kuss löste, zitterte wie die Seele auch der Körper, in dem diese beheimatet war. Thor war erschrocken, die Farbe wich aus seinen Zügen und er konnte sich an keinen Moment in seinem Leben erinnern, in dem er über eine seiner Taten so beschämt und erschrocken gewesen war. Er presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick von dem verstörten Wesen vor ihm. “Es tut mir Leid...”, hauchte er leise, mehr in sich hinein, als alles andere: “Ich...” Zuvor hatte er die Jüngere an ihren Armen gepackt, hatte sie gehalten, damit sie ihm nicht hatte davonlaufen können, wobei dies reine Ironie war, da sie nicht aus der Zelle entfliehen konnte. Nun drückte er fest zu, ohne sie dabei anzusehen, versank in seinen Gedanken und in der Wut auf sich selbst. Erst nach einiger Zeit wurde ihm klar, dass das Zittern stärker geworden und ein leises Wimmern zu hören war, er hatte so fest zugegriffen, dass er Loki wohl weh getan haben musste. “Hasst du mich?”, nuschelte der Jotun ihm entgegen, der nun wieder seine normale Gestalt angenommen hatte. Ob er Loki hasste, für das was er getan hatte, für das Spiel, das er mit Thor gespielt hatte? Er wusste es schmerzte fürchterlich in ihm, doch er wusste auch, dass dieses Gefühl nicht im Geringsten etwas mit Hass zu tun hatte. Sein Bruder war sein Bruder und würde es immer bleiben, komme was auch kommen wolle. Er liebte Jane, doch genau sehr liebte er auch seinen Bruder und desto mehr Angst dieser vor ihm hatte, desto mehr die Beziehung zwischen den beiden angekratzt und zerstört wurde, desto mehr zerbrach auch der Donnergott daran. Er brauchte Loki, er brauchte Jane, die Frau an seiner Seite, er brauchte sie beide. Er würde sich Loki unterwerfen müssen, um sich dessen Loyalität sicher zu sein und sich daran zu machen, sein Vertrauen zu gewinnen. Ob er seine Seele heilen konnte, daran wagte er nicht zu denken. Wahrscheinlich würde er es ohne Jane nicht aushalten, wahrscheinlich würde Loki daran zu Grunde gehen. “Ich liebe dich”, hauchte er ihm entgegen und zog ihn in seine Arme. Er wusste selbst nicht an wen diese Worte gerichtet waren. Er hasste keine der beiden Seiten Lokis, er liebte sie beide. Vorsichtig streichelte er den Hinterkopf des Schwarzhaarigen, vergrub seine Nase in dessen wilder, schwarzer Mähne und sog dessen Duft in sich auf. Als Loki vor Schmerz leicht aufkeuchte, zuckte Thor deutlich zusammen. Er hatte ihn wohl zu fest an sich gepresst, das war alles, trotzdem hatte er unheimliche Angst davor, dem jungen Mann könnte etwas passieren. Langsam ließ er ihn los und drehte sich um. Schweigend verließ er die Zelle und stieg die vielen Stufen hinauf. Es war an der Zeit, die vielen Zutaten zu holen, die er über die Monate mühevoll zusammengesammelt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)