Thunder and lightning von Vienne (Auf Regen folgt immer Sonnenschein...) ================================================================================ Kapitel 4: Die Sonne zeigt sich ------------------------------- Der Regen hatte bis in die frühen Morgenstunden an das Fenster von Mamorus Schlafzimmer getrommelt. Ab und an war er wach geworden, wenn Usagi in seinen Armen unbewusst zusammen gezuckt war, wenn es noch einmal donnerte. Und jedes Mal schaute er sie ungläubig an. Er konnte es einfach nicht fassen, dass sie wirklich neben ihm lag. Das sie Sailor Moon war und gegen die Dämonen des Dunklen Königreiches kämpfte, aber Angst vor einem Gewitter hatte. Und er musste sich eingestehen, dass er noch nie so gut geschlafen hatte, wie in dieser Nacht in der Usagi neben ihm lag. Usagi blinzelte, als sie langsam die Augen aufschlug. Sonnenstrahlen hatten sich einen Weg durch die Vorhänge ins Zimmer gebahnt. Sie schaute sich um. Entdeckte das große Fenster. Sah, dass es nicht ihr Zimmer war. Kurz musste sie nachdenken, bis ihr wieder in den Sinn kam, was am Tag vorher passiert war: Sie wollte eigentlich mit ihren Freundinnen shoppen gehen, hatte aber ihr Geld zuhause liegen lassen. Genau wie ihren Schlüssel. Dann kam dieser Regenschauer und mit ihm die Einladung Mamorus bei ihm zu übernachten. Der letzte Gedankengang lies sie etwas hochschrecken und sie saß halb im Bett. „Oh mein Gott! Er weiß es. Mamoru weiß es!“, sprach sie zu sich selbst und starrte neben sich, „Und er liegt neben mir. Oh Gott! Tuxedo Kamen liegt neben mir.“ Leicht schockiert schlug sie ihre Hände vor den Mund. Langsam streckte sie ihren Arm in seine Richtung, berührte sanft mit den Fingern seine Wange. Ein tiefes Seufzen entglitt seinen Lippen. Sie zog ihre Hand zurück. „Das kann doch nur ein Traum sein. Sicherlich werde ich jeden Moment aufwachen, weil Mama mich zu spät geweckt hat und ich komme viel zu spät in die Schule.“, sie kniff sich in den Oberarm. Aber sie wachte nicht auf. Es war Realität. Mamoru wusste, wer sie war und sie wusste, wer er war. „Die anderen werden mich umbringen.“ “Werden sie nicht.“ Usagis Kopf schnellte in Richtung Mamoru. Der blinzelte sie verschlafen an und grinste. „Sag bloß, du bist schon wach. Und das vor mir? Das hätte ich ja nun nicht gedacht von dir, Odango.“ „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen!“, knurrte sie ihn an. “Sorry, ich wollte dich nicht ärgern.“ “Schon gut. Und außerdem bin ich auch erst seit zehn Minuten wach. Ich hab aber keine Ahnung wie spät es ist.“ „Aber ich.“, er drehte sich zur Seite und schaute auf den Wecker, der auf seinem Nachtschrank stand, „Viertel nach zehn.“ „Das hört sich gut an.“ „Denk ich auch. Wollen wir aufstehen? Ich kann uns Frühstück machen.“ „Oh ja, das wäre super.“, enthusiastisch schwang sie die Beine über die Bettkante, „Na komm schon, das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, Mamo-chan!“ „Mamo-chan?“, Mamoru erstarrte mitten in seiner Bewegung des Streckens und schaute sie neugierig an. Usagi lief rot an und begann ihre Finger im Stoff des T-Shirts zu kneten, dass sie immer noch trug. „Na du hast mich doch Usako genannt. Außerdem finde ich es nicht passend, dich jetzt noch mit Baka zu titulieren.“ „Das ist aber nett von dir.“, er grinste sie breit an und schlurfte an ihr vorbei, um das Frühstück vorzubereiten. Lächelnd über ihren Mut den sie mit diesem Satz aufgebracht hatte, folgte sie ihm beschwingt in die Küche. Usagi genoss das Frühstück. Mamoru hatte für sich einen Kaffee gekocht und ihr einen Kakao. Es gab süßen Reis, frisches Obst, Spiegeleier, Imagawayaki undYokan. So ein reichhaltiges Frühstück hatte Usagi selten. Meistens war ihre Familie mit dem Frühstück schon fertig, wenn sie am Wochenende aufstand. Und unter der Woche verpasste sie es eh immer. „Schmeckt es dir?“ “Ja! Es ist wirklich sehr gut. Wo hast du so gut kochen gelernt?“ “Learning by doing!“, lächelte er sie an, „Ich wohne alleine. Und weil ich mich nicht immer nur von Fertiggerichten wie Ramen ernähren wollte, habe ich es mir eben beigebracht.“ “So richtig mit Kochbüchern?“ „Ja, die stehen alle im Schrank drüben im Wohnzimmer.“ „Wow. Ich bin beeindruckt. Ich kann nicht kochen. Ich kann eigentlich gar nichts. Weder Nähen, noch kochen oder backen oder eine Waschmaschine bedienen.“ „Du kannst gut kämpfen.“, er nahm einen Schluck seines Kaffees. „Ja. Schon. Irgendwie. Aber mal ehrlich: In neun von zehn Fällen rettest du mich. Ohne dich läuft nichts. Ohne dich würde ich das gar nicht schaffen und durchstehen. Ohne dich wäre ich nicht so stark. Ich wäre verloren.“, die letzten Worte flüsterte sie nur noch, sie hatte ihren Kopf gesenkt und starrte auf ihren jetzt leeren Teller. „Meinst du das ernst?“ Seine Stimme klang sanft. Usagi nickte: “Ja. Seit du mir das erste Mal geholfen hast, sehe ich ein Licht am Ende des Tunnels. Ich mag es nicht zu kämpfen. Und ich versteh auch nicht, warum ausgerechnet ich Sailor Moon sein soll. Das ergibt keinen Sinn für mich. Ich bin nur ein einfaches Mädchen, dass gerne Milchshakes trinkt, keine Lust auf Hausaufgaben hat, dauernd verschläft und sich lieber mit ihren Freundinnen über Jungs unterhält als über das Dunkle Königreich.“ Mamoru hörte ihr schweigend zu und beobachtete sie dabei. „Aber ich weiß, dass du kommen wirst. Das du mir helfen wirst. Und das macht es ein bisschen leichter für mich. Es bringt mich dazu, mir nicht allzu viele Sorgen zu machen. Allem einen positiven Aspekt abzugewinnen. Du gibst mir die Kraft, dass alles zu schaffen. Wärst du nicht, hätte ich schon längst aufgegeben.“ “Usako.“ Sie schaute auf und direkt in seine Augen. Ein bedrückendes Schweigen lag in der Luft. Mamoru hatte den Drang, sie in die Arme zu nehmen. Sie zu trösten. Doch er konnte sich nicht richtig dazu durch ringen. Stattdessen fand er seine Stimme wieder: “Hast du das den anderen schon mal gesagt?“ „Nein. Du weißt doch wie sie über mich denken. Du hast Rei erlebt. Sowohl als sie selbst als auch als Sailor Mars. Für sie bin ich das kleine Dummchen. Ich nehme an, sie versteht nicht einmal, warum ich und nicht sie die Sailor-Kriegerinnen anführt.“ “Weil es nun mal deine Bestimmung ist.“ “Ja, scheint so.“, sie grinste ihn schräg an, „Wann hast du erfahren, dass du Tuxedo Kamen bist?“ “Ich bin vor meiner ersten Verwandlung tagelang mit Kopfschmerzen im Bett gelegen. Und als du das erste Mal auf der Bildfläche aufgetaucht bist, war es auch mein erster Auftritt. Ich bin der Stimme in meinem Kopf gefolgt, die mir sagte, ich solle dich schützen. Und das tue ich ja auch. Erfolgreich will ich meinen.“ Usagi lachte ihn an. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass ausgerechnet ihr Baka Mamoru Chiba ihr geliebter Tuxedo Kamen sein sollte. Aber sie war auch glücklich darüber, dass nur sie sein Geheimnis kannte. Endlich war sie mal im Vorteil gegenüber den anderen. Aber augenblicklich brachte sie das zum nächsten Problem. „Du, Mamo-chan?“, sein neuer Spitzname kam ihr schon ziemlich leicht über die Lippen. Der Angesprochene wollte gerade den Tisch abräumen und hielt mitten in der Bewegung inne, schaute die Blondine fragend an. “Wie wollen wir nun miteinander umgehen? Also ich meine, wenn wir auf die anderen treffen. Wir können schlecht behaupten, wir seien urplötzlich Freunde geworden.“, sie reichte ihm die Tassen. „Na ja, ich kann dich ja weiterhin Odango Atama nennen, wenn wir uns sehen und die anderen dabei sind.“ „Dann nenn ich dich aber auch Baka.“ “Von mir aus.“, er grinste sie an und räumte das Geschirr in den Geschirrspüler. „Und wenn die anderen nicht dabei sind?“ „Wie soll ich dich denn dann nennen?“, er kam einige Schritte auf sie zu. „Usako.“, sie hauchte ihm den Namen entgegen. „Warum?“ “Weil mich noch nie jemand so genannt hat.“ „Und du nennst mich Mamo-chan?“, er zog eine Augenbraue nach oben, griff mit einer Hand nach ihrer. Usagi schaute auf ihre verschlungenen Finger und nickte. Sie wusste nicht, was da gerade zwischen ihnen geschah, aber es gefiel ihr. Vielleicht lag es daran, dass sie beide von den Identitäten des jeweils anderen wussten. Doch eigentlich war es ihr egal. Jetzt in diesem Moment hielt Tuxedo Kamen ihre Hand und sie hielt seine. Leicht schüchtern blickte sie ihn an. Es bedurfte in diesem Moment keine Worte. Langsam beugte sich Mamoru zu ihr runter. Zentimeter um Zentimeter näherte er sich ihrem Gesicht. “Was wird das?“, Usagis Stimme war fast tonlos. „Um ehrlich zu sein, wollte ich schon vom ersten Tag meines Zusammentreffens mit Sailor Moon sie küssen.“ “Aha.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und kam ihm soweit entgegen, bis ihre Lippen sich trafen. Ein Prickeln durchfuhr beide. Usagi legte vorsichtig ihre Hände in seinen Nacken, während er sie näher an sich heran zog. Vorsichtig intensivierte er seinen Kuss und sie ging nur zu gerne darauf ein. Die Welt schien still zu stehen. Die Minuten vergingen langsamer und langsamer. Und doch kam für Mamoru das Ende viel zu schnell, als Usagi leicht atemlos von ihm abließ. „Okay. Ähm…“, sie fand keine passenden Worte, sondern schaute ihn einfach nur an. „Sorry, ich wollte dich nicht so überrumpeln.“ “Hast du nicht.“, sie strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, „Nur, das war mein erster Kuss.“ „Oh, ehrlich?!“ “Ja.“, leicht verlegen blickte sie zu Boden. „Dann kann ich mich ja geehrt fühlen, dass du ihn mir geschenkt hast.“, Mamoru grinste sie an und sie erwiderte das Grinsen nur allzu gerne, bevor ihr Blick abschweifte und ernstere Züge annahm. „Was hast du denn?“ „Mir fiel nur gerade ein, dass es jetzt noch schwerer sein wird, den Schein aufrecht zu halten gegenüber den anderen.“ “Meinst du?“ “Mamo-chan, ich kann niemanden beleidigen bei dem ich gerade drauf und dran bin, mich in ihn zu verlieben.“ „Usako, du bist…“ “Ich hätte dich sonst nicht geküsst, oder?“ “Stimmt.“, er zog sie in seine Arme, hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf, „Nur noch für eine Weile, Usako. Nur noch für eine Weile. Und wenn du magst, kannst du jeder Zeit vorbei kommen, wenn dir alles zu viel wird und dann sind wir für uns. Dann brauchen wir uns nicht zu verstellen.“ “Okay.“ “Solange warten wir einfach. Wir werden diesen Silberkristall finden. Und ich werde Luna und Artemis und deinen Gefährtinnen schon beweisen, dass ich nicht der Feind bin, nur weil wir alles das Gleiche wollen.“ „Einverstanden.“ Sie standen noch eine Weile eng umschlungen da, bis Usagi einfiel, dass sie ja noch mit den Mädchen verabredet war. Ihre Klamotten waren dank Mamorus Trockner flauschig weich geworden und so brachen sie zusammen am frühen Nachmittag auf, um ins Crown zu gehen. ~*~*~*~ Mamoru parkte seinen Wagen zwei Straßen vom Crown entfernt. Nachdem Usagi vor ihrem Aufbruch mit Makoto telefoniert und in Erfahrung gebracht hatte, dass alle anderen schon im Crown waren, mussten sie es geschickt anstellen, um nicht gleich aufzufliegen. „Also wie besprochen, du gehst hinten rum und ich vorne und vorm Eingang…“ “Laufen wir ineinander und beleidigen uns.“, beendete Usagi seinen Satz, was Mamoru zum Lächeln brachte. „Danke noch mal, dass ich die Nacht bei dir verbringen durfte.“ „Gerne. Und immer wieder.“, er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, „Aber lass mich nicht zu lange der Baka sein.“ “Auf keinen Fall.“, sie lächelte ihn an, bevor sie in die Seitenstraße einbog, damit ihr Plan aufgehen konnte. Die Mädchen saßen an ihrem Stammtisch und lachten fröhlich. Sie alle bedauerten es ein wenig, dass die geplante Shoppingtour ausgefallen war. Jetzt schien zwar wieder die Sonne vom strahlend blauen Himmel, aber dafür war Sonntag und bis auf einige Restaurants und Imbisse waren alle Läden geschlossen. „Aber wir müssen es unbedingt nachholen.“, sprach Minako, während sie an ihrem Himbeer-Milchshake nuckelte. „Sicher doch.“, pflichtete ihr Makoto bei. „Was Usagi wohl den ganzen Nachmittag gemacht hat?“ “Sie wollte eine heiße Dusche nehmen, Rei. Vielleicht hat sie ja auch gelernt?“ “Ami. Meinst du das ernst, was du sagst?“ Ami schaute Rei nur verständnislos an. Sie hatte wirklich nicht alle Hoffnung begraben, dass Usagi eines Tages doch zu Vernunft kommen und freiwillig anfangen mit Lernen würde. Die Mädchen tratschten immer noch, als die Tür des Crown aufging. Augenblicklich richteten sie all ihre Aufmerksamkeit auf das ungleiche Paar, was herein kam. „Du bist so doof, Baka.“ “Schließ nicht von mir auf andere, Odango!“ Usagi streckte Mamoru nur die Zunge raus, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und zu ihren Freundinnen ging, während er zum Tresen ging und sich seinen obligatorischen Kaffee bestellte und sein Smalltalk mit Motoki begann. „Hallo Mädels!“, begrüßte Usagi ihre Freundinnen und setzte sich neben Rei, die ihr gleich einen finsteren Blick schenkte. „Warum habt ihr jetzt schon wieder gestritten?“ „Das übliche. Ist doch auch egal. Ich will mich nicht über ihn ärgern. Was habt ihr gestern denn noch so gemacht?“ Die Freundinnen begannen lauthals zu plaudern, zu lachen und Spaß zu haben. Mamoru beobachtete das ganze aus dem Augenwinkel. „Und, ist die Nacht alles gut gegangen?“, Motoki lehnte sich über den Tresen. „Ja, aber es wäre echt super von dir, wenn du ihren Freundinnen gegenüber nichts erwähnst.“ “Sicher, kein Problem. Habt ihr euch vertragen?“ “Ja. Wir waren noch einkaufen, ich hab uns was gekocht und dann hat sie ferngesehen und ich hab im Schlafzimmer gelernt. Und heute Morgen haben wir gefrühstückt. Alles ohne Probleme.“ „Klingt nach Sonnenschein.“ “Das trifft es ganz gut. Sie kann eben auch anders, wenn sie will.“, noch einmal schaute Mamoru verstohlen zu Usagi hinüber und ihre Blicke begegneten sich. Er angelte in seiner Hosentasche nach seinem Handy. Usagis Handy piepste und sie öffnete die Nachricht: ‚Kann es nicht schon wieder regnen?’ Sie musste lächeln. Sein Handy wanderte vibrierend über den Tresen. Er schnappte es sich und begann leise zu lesen: “Sicher. Vertrau mir.“ Er musste grinsen. Wie wollte sie es bewerkstelligen, unauffällig zu verschwinden um mit ihm zusammen zu sein? „Schaut mal, Mamoru grinst. Warum wohl?“, Minako schaute aufmerksam zu dem jungen Mann am Tresen. „Er hat sein Handy in der Hand.“, ergänzte Makoto. „Vielleicht hat er eine SMS von einem Mädchen bekommen.“ „Meinst du echt Ami? Dann habe ich ja gar keine Chance mehr bei ihm.“ “Rei. Er ist eh ein Idiot.“, feixte Usagi und sprang auf, „Mädels, meine Eltern sind schon an der Stadtgrenze von Tokyo. Ich mach mich auf dem Heimweg. Wir sehen uns morgen.“ Sie rannte zu Motoki und gab ihm das Geld für ihren Milchshake. Dann winkte sie noch mal ihren Freundinnen und war kurz darauf verschwunden. Einige Minuten später bezahlte auch Mamoru: “Mach’s gut Motoki. Ich muss dann auch mal los.“ Er lächelte noch den Mädels zu und verschwand ebenso wie Usagi einige Minuten zuvor. Usagi stand an Mamorus Wagen gelehnt. „Wo bleibt er nur?“ “Bin ja schon da. Aber ich musste ja noch ein bisschen warten. Wären wir zeitgleich gegangen, wären sie uns schon längst auf den Fersen.“, er hauchte seiner Usako einen Kuss auf die Nasenspitze, „Wo magst du hin?“ „Hast du noch Schokoladenpudding?“ „Nein. Aber ich könnte welchen kochen.“ “Das wäre fein.“, sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich, Usako.“ „Ich liebe dich auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)