Eisige Herzen von CoraMia (-Eine Liebe auf Umwegen-) ================================================================================ Kapitel 3: Hoffnung ------------------- „DU HAST WAS?!“ Norths donnernde Stimme schallte durch sein Arbeitszimmer. Jack, der sich vorsichtshalber aus der Reichweite seiner Arme zurückgezogen hatte, wich jetzt noch ein paar Schritte weiter an die Wand zurück. Er wusste zwar, dass North ihn nicht ernsthaft verletzen würde, trotzdem war die Erscheinung eines knapp zwei Meter hohen Mannes, der vor Wut anzuschwellen schien, nicht unbedingt beruhigend. „DU BRICHST HIER EIN UND STIEHLST EINE MEINER SCHNEEKUGELN?“ „Na ja … im Grunde wollte ich ja eigentlich nur auf der ganzen Welt gleichzeitig sein … ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Kugel mit einer anderen Welt in Verbindung steht.“ Jack versuchte sich zu rechtfertigen, auch wenn er natürlich wusste, dass er schuldig war. Doch North war plötzlich ganz still geworden, er schien über etwas nachzudenken. „North?“ Jack fand diesen Stimmungsumschwung beunruhigender als sein Geschrei von vor einer Minute. “Eine andere Dimension sagst du? Aber … aber … wo hattest du die Kugel denn her?“ Jack sah ihn verwirrt an. „Na aus dem Schrankzimmer da hinten, die lag da rum, schien in einem Regal zu verstauben, sah nicht aus als bräuchtest du sie.“ Plötzlich leuchteten North Augen auf, wie sie es immer taten, wenn seine Neugierde geweckt war. „Aus DIESEM Schrank da?“ seine Hand deutete auf besagtes Möbelstück. „Ja genau aus diesem Schrank! Was zur Hölle ist denn los?“ Jack wurde langsam ungeduldig, er war schließlich nicht gekommen, um North in allen Einzelheiten zu schildern was er gestohlen hatte, sondern um ihn um Hilfe zu bitten. Plötzlich begann der Alte schallend zu lachen und sein Gesicht leuchtete auf. „UNGLAUBLICH… einfach UUUUNGLAUBLICH!“ stieß er aus und umarmte Jack mit solcher Kraft, das er kaum mehr Luft bekam. „W…wahhs, NORTH LASS MICH LOS, WAS ZUM HENKER IST DENN PLÖTZLICH IN DICH GEFAHREN!?“ Als Jack endlich wieder auf seinen Füßen stand hatte North wieder angefangen im Zimmer auf und ab zu gehen. „Gut … gut … ich erkläre es dir … zumindest das was ich weiß, oder glaube. Ich habe vor Jahren mit meinen Schneekugeln rum experimentiert, ich wollte sie … verbessern, oder erweitern, wie auch immer, ich wollte mit ihnen Kindern im ganzen Universum, in jeder Dimension, Geschenke bringen, weißt du das ist mein großer Traum, jedem Kind zu Weihnachten Geschenke zu bringen … aber meine Bemühungen waren ein Fehlschlag, die Kugeln funktionierten nicht, also habe ich sie zerstört. Nur eine einzige habe ich behalten, ich habe einen furchtbaren Sammeltick, aber ich hätte nie gedacht, dass sie doch funktionieren … ich habe damals alles versucht und ausgerechnet DU hast es geschafft. Es ist WUNDERBAR! Gib sie mir! Dann kann ich versuchen sie zu duplizieren!“ „Ehmm..“ Jack war nun sehr unwohl zu mute. „North ich … also … da gibt es vielleicht … ein klitzekleines … Problem.“ Seine Stimme war mit jedem Wort höher und leiser geworden. North zog daraufhin nur die Augenbrauen hoch und sah ihn mit einem erwartungsvollen Blick an, wie ein Vater seinen Sohn anschauen würde, wenn er ein Geständnis erwartete. Jack schluckte. „Also … die Kugel ehm … sagen wir ich … ich habe sie … verloren!“ die Wahrheit war, dass Jack sie damals ins Meer geworfen hatte, kaum dass er wieder in seiner eigenen Welt angekommen war. Hätte er die Möglichkeit gehabt zurück zu gehen wäre sein Gewissen noch viel schwerer gewesen, dass er es nicht getan hatte. So war es einfacher gewesen eine Ausrede zu finden, warum er sich drückte. Das strahlen in North Augen erlosch augenblicklich, als hätte jemand eine Glühbirne ausgeschaltet. „Kannst du … kannst du nicht einfach eine neue machen?“ Jack stellte die Frage zögernd aber durchaus hoffnungsvoll. „Das könnte ich vielleicht, aber es gäbe keine Garantie dass sie funktioniert, oder wie sie funktioniert. Es wäre viel zu riskant sie zu benutzen, auch die erste hätte nie benutzt werden dürfen, normalerweise hätte ich sie erst einmal mit einem Gegenstand getestet. Und selbst dann weiß man nie ob ein menschlicher Körper so eine Reise überstehen würde.“ „ICH VERSUCHE ES FREIWILLIG!“ Jack hatte gesprochen ohne darüber nachzudenken, aber er bereute es nicht, er würde alles tun um die kleine Eisprinzessin wieder zu sehen, und wenn es bedeutete alles zu riskieren, dann würde er das eben tun. North sah ihn jetzt verwirrt und überrascht an. Seine Augenbrauen waren wieder in die Höhe geschossen und seine starren Augen schienen Jack zu durchbohren. Und Jack war nicht wohl dabei, ihm war als würde North direkt in sein Innerstes sehen. „So selbstlos Jack? Das passt doch mal so gar nicht zu dir, warum willst du für meinen Traum dein Leben riskieren? Was verschweigst du mir?“ Jack seufzte, diesem Mann würde man wohl nie etwas verheimlichen könne, vor allem er nicht, aus irgendeinem Grund roch North jede noch so kleine Lüge. Also gut, dachte sich Jack, ich kann es ihm genau so gut erzählen. Und mit diesem Gedanken begann er North alles zu erzählen, nicht nur die Fakten sondern auch all seine Gedanken und Gefühle über die erste Begegnung mit der kleinen Eisprinzessin. Derweil in Arendelle Es war tiefe Nacht, Elsa lag auf ihrem Bett, umringt von Tüll, Seide und anderen bedrohlichen Stoffhaufen, die tatsächlich Brautjungfernkleider waren. Sie hatte den ganzen Tag damit zugebracht dieses und jenes Kleid anzuziehen, es von Anna bewerten zu lassen, nur um es dann wieder auszuziehen und das nächste Kleid zu probieren. Absolut ermüdend und sinnlos in Elsas Augen. Sie hatte viele schöne Kleider, die dem Anlass entsprechen würden, Kleider die passten und in denen sie sich wohl fühlte. Aber Anna bestand darauf ihr ein neues Kleid zu schenken. Als Dankeschön für ihre Mühen wahrscheinlich. Dass Elsa in Wahrheit die Tage nach der Hochzeit herbeisehnte, wenn der ganze Trubel vorbei wäre, konnte ihre Schwester nicht ahnen. Elsa war eine Meisterin wenn es darum ging anderen etwas vorzuspielen, das hatte sie schon als Kind lernen müssen, schließlich hatte sie ihrer eigenen Schwester Jahre lang verheimlicht, wer sie wirklich war, da war es für sie jetzt ein leichtes ihr die gut gelaunte Brautjungfer vorzuspielen. Sie gönnte es Anna, sie gönnte es ihr wirklich. Aber wie immer wenn die jüngere Schwester vor der älteren unter die Haube kam wurde auch jetzt das Getuschel über die ewig ledige Schwester laut. Elsa hasste es wenn die Leute über sie redeten, aber sie kannte es nicht anders. Nur der Ton der neuen Gerüchte machte ihr zu schaffen. Sie wird nie einen Mann finden, sagten die Leute, wer würde sie auch heiraten wollen, wenn er immer fürchten müsste in einem Streit eingefroren zu werden, sie ist nun mal kein normaler Mensch. Elsa kannte das Getuschel der Leute, und normalerweise schob sie es einfach beiseite, sie hatte Anna und ein paar andere Menschen die sie mochten wie sie war, doch wenn Anna jetzt heiratete … würde sie möglicherweise keine Zeit mehr für sie haben, mit wem würde Elsa reden können, vielleicht hatten die Leute ja recht, vielleicht würde sie auf ewig alleine sein. Hör auf damit, schalt sie sich selbst, was sollen diese Gedanken? Du warst immer lieber alleine. Warum beschwerst du dich? Sie drehte sich auf die andere Seite und kuschelte sich in ihre Bettdecke, der Tüll raschelte. Eine Lüge nichts weiter. Sie wollte nicht alleine sein, und das wusste sie auch sehr genau. Sie hatte Angst davor alleine zu sein. Und Annas Hochzeit brachte diese Ängste stärker zurück denn je. Stärker noch als damals, als ihre Eltern nicht wieder zurückkamen. Elsa glitt schließlich in einen unruhigen Schlaf voller verzerrter Gesichter, die sie alle ansahen, als wäre sie ein Monster und kein Mensch, so wie damals, als Arendelle im Eis versank. Zurück in unserer Welt. „Ich verstehe.“ North lachte ihn nicht aus, North machte keinen Scherz und North war auch nicht wütend, er sah Jack einfach nur an. Dann, als sein Blick unerträglich wurde sagte er endlich: „Ich werde dir helfen deine Schuld zu begleichen, Jack. Wir sind Freunde, Verbündete, Hüter. Ich kann nicht versprechen, dass es funktionieren wird, aber ich werde mein Möglichstes versuchen. Und wenn es mit gelingt nutzt es uns beiden. Aber ich brauche Zeit. Ruh du dich aus, du bist eine weite Strecke geflogen bis hierher, ich brauche jetzt Ruhe.“ Jack war sprachlos, glücklich, erleichtert und vor allem sprachlos! Er sagte nichts, er ging nur aus dem Raum in eines der Gästezimmer. Ein seliges Grinsen im Gesicht. Die misstrauischen Blicke der Yetis bemerkte er nicht einmal und als er in seinem Zimmer ankam lies er sich einfach aufs Bett fallen und schlief einen tiefen und langen, traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)