Eisige Herzen von CoraMia (-Eine Liebe auf Umwegen-) ================================================================================ Prolog: Im Palast der Zahnfee ----------------------------- Die Sonne warf Licht durch die bunten Glasfenster und somit bunte Flecken auf den Boden und die Wände. Auch der Tisch, an dem Jack saß, war in warmes grün-goldenes Licht getaucht und er lag entspannt in seinem Stuhl. Er liebte den Zahnpalast und vor allem die kleinen Feen, die immer um ihn herum schwirrten sobald er in ihr Reich kam, um seine beste Freundin zu besuchen. Ihre nervige Eigenart, ihm jedes Mal in den Mund zu schauen, wenn er sie sah, ließ er mittlerweile stumm über sich ergehen. Das war einfacher, als ihr zu erklären, sie solle einfach ein Foto von seinen Zähnen machen. Wahrscheinlich hätte sie sie ihm am liebsten einzeln herausgenommen, um sie in eines ihrer goldenen Röhrchen zu stecken. Jack lächelte. Irgendwie hatte ja jeder Hüter seinen Tick, aber ihrer war mit Abstand am ausgeprägtesten. "Warum lächelst du so?" fragte die Fee ihn. Sie saß ihm gegenüber und als er jetzt die Augen öffnete, welche er entspannt geschlossen hatte, musste er über ihre neugierigen riesigen Augen fast lauthals lachen. "Ich war in Gedanken, nichts besonderes." erwiderte er. "Hmh ... in Gedanken so so... apropos in Gedanken, da ist etwas, was ich dich schon lange fragen möchte, Jack ..." sie zögerte und sah ihn an. "Ach was ... tatsächlich? Na dann leg mal los." Gespannt hatte er sich aufgerichtet; es kam nicht oft vor, dass sie ihm eine wirklich bedeutende Frage stellte, schließlich wusste sie fast alles über ihn. Um genau zu sein wusste sie mehr als jeder andere Hüter. Nachdem sie vor 3 Jahren Pitch besiegt hatten, hatte Jack eine Weile gebraucht, um einen geregelten Ablauf in sein Leben zu bringen - zumindest das was man in seinem Fall geregelt nennen konnte. Sie hatte ihm geholfen mit dem Hasen über Ostern zu verhandeln, ob es da nun schneien durfte oder nicht und auch North  zu erklären, warum nicht das ganze Jahr über weihnachtlicher Schnee liegen konnte, war mit ihr deutlich einfacher gewesen. Sie hatten sich angefreundet und schnell gemerkt, wie gut sie sich verstanden. "Also ... ich habe mich ... gefragt ... ob du, du weißt schon ... mal eine Freundin hattest ..." Sie lief knallrot an und ihr Federkleid plusterte sich auf. Dann sprach sie sehr schnell weiter, wie sie es immer tat wenn sie aufgeregt war. "Ich meine immerhin bist du ein Junge und ein wirklich net... eh ich meine einer mit tollen Zähnen noch dazu und dann ist da dein Alter, das ist doch das perfekte Alter um eine Freundin zu haben, ich meine du kannst ja schlecht die ganze Zeit alleine gewesen sein oder bist du vom anderen Ufer? Also nicht, dass mich das stören würde, nur wir haben nie darüber gesprochen und ich dachte unter Freunden, also ich würde es dir erzählen wenn da mal was gewesen wäre aber mit mir will nie jemand ausgehen, ich meine mich gibt es ja nicht mal also du weißt schon nicht mehr für die in meinem Alter ... also schließlich bin ich über 1000 Jahre alt …" So sprudelte sie ohne Punkt und Komma vor sich hin und hörte erst verlegen damit auf, als Jack lauthals anfing zu lachen. Mit knallroten Wangen sah sie ihn an und schwieg verlegen. Als er sich endlich beruhigt hatte, sah er sie an. "Du denkst tatsächlich ich bin schwul?" Er hielt sich den Bauch vor Lachen. "Ich kann dir versichern, dass ich NICHT schwul bin, aber du hast recht, wir haben nie darüber gesprochen." Langsam verebbte sein Lachen und eine Erinnerung schlich sich in seinen Kopf. Von ganz ganz hinten in seinem Kopf, um genau zu sein. "... Und? Gibt es jemanden?" kam von ihr die zögernde Frage. Er seufzte und schob die Erinnerung beiseite. "Nein ... es gibt keine ..." sagte er dann und senkte den Blick. Betretenes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus und Jack, der diese Stimmung so schnell wie möglich loswerden wollte, wechselte das Thema. "Hast du eigentlich gehört, was Hase momentan plant? Er will Eier aus Schokolade mit Spielzeugüberraschungen herstellen, verrückt oder?" Sie griff das Thema dankbar auf und die beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile über den Hasen, bis es langsam dunkel wurde und Jack sich verabschiedete. Während der Wind ihn heimwärts trug, stahl sich nur ein einziger Gedanke in seinen Kopf. Er hatte die Fee eben angelogen. Es stimmte, er hatte keine Freundin, aber dennoch ... er schloss angespannt die Augen und als hätte ihr Gesicht auf ihn gewartet, schob es sich vor sein inneres Auge. Strahlend blaue Augen, hellblondes, fast schneeweißes Haar und ein Lächeln, das er nur ein einziges Mal gesehen hatte, vor vielen vielen Jahren.     Währenddessen im Königreich Arendelle     "Elsaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa?" laut hallte Annas Ruf durch die Eingangshalle des Schlosses. Elsa, die sich gerade von einem ausgiebigen Bad erholt hatte und auf dem Weg in die Stadt gewesen war, zuckte aufgrund der Lautstärke ihrer kleinen Schwester zusammen. Entnervt wandte sie sich um und sah ihre kleine Schwester schwer atmend die Treppe hinunter eilen. Ihre Wangen waren rosig vom Laufen und ihre ordentliche Steckfrisur hatte ihre Anmut längst eingebüßt. Als Anna dann endlich schlitternd vor ihr zum Stehen kam, waren ihre Augen weit aufgerissen und ihr Atem ging nur stoßweise. Offensichtlich war sie völlig aus dem Häuschen.  "Was in Gottes Namen ..." "ER HAT ES GETAN, ELSA! ER HAT ES ENDLICH GETAN!" Ihre Stimme hatte diesen hohen quietschenden Ton angenommen und Elsa steckte sich unwillkürlich die Finger in die Ohren. Dann packte sie ihre Schwester an den Schultern und sah sie ernst an. "Wer hat WAS getan, Anna?" Doch bevor Anna antworten konnte, bog keuchend ihr Freund Kristoff um die Ecke und als er die beiden Frauen so stehen sah, lief er knallrot an. "Ich ... ich hätte Sie zuerst ... fragen sollen, Eure Majestät aber ..." blitzschnell fuhr Elsas Blick zu Annas Ringfinger, den sie ihr bereits breit grinsend  vors Gesicht hielt. An ihm glänzte ein schmaler goldener Ring mit zwei winzigen Smaragden, die genau Annas Augen glichen. "ER WILL MICH HEIRATEN!" piepste sie aufgeregt wie ein Küken, das seine Mutter verloren hatte. Elsas Blick wandert erst von Annas Gesicht zu Kristoff, der zugegebenermaßen einen ziemlich zerknirschten Eindruck machte und dann wieder zurück zu ihrer Schwester, die sie mittlerweile mit einer unsicheren Miene anblickte. Na ja selbstverständlich war sie unsicher, Annas letzten Verlobten hatte Elsa schließlich beinahe aufgespießt, und ihre Schwester beinahe noch dazu. So im Nachhinein waren sie natürlich beide froh darüber gewesen, dass Elsa nicht sofort ja zur Verlobung gesagt hatte. Bei dem Gedanken an diesen hinterlistigen Hans bekam Elsa heute noch das Bedürfnis ihm und seinem verfluchten Königreich eine neue Eiszeit zu bescheren. Aber sie musste zugeben, dass das hier etwas ganz anderes war und obwohl es ihr schwer fiel ihre kleine Schwester erwachsen werden zu sehen, wusste sie doch, was sie jetzt zu tun hatte. Lächelnd ließ sie Anna los und bedeutete Kristoff näher heran zu treten. Erwartungsvoll sah sie ihn an. Er schluckte und verbeugte sich dann vor ihr.   "Eure Majestät, würdet Ihr mir gestatten, Eure liebreizende Schwester Anna zu meiner Frau zu nehmen? Ich werde immer gut für sie sorgen und ihr ein guter Ehemann sein." Mit respektvoll gesenktem Kopf stand er vor Elsa und Anna, die vor Rührung Tränen in den Augen hatte und gespannt von ihrem Freund zu ihrer Schwester blickte. Elsa, die wusste, dass ihre Schwester es keine Sekunde länger aushalten würde, straffte die Schultern und erwiderte: "Ich, Elsa, die Königin von Arendelle, betrachte euren Antrag mit Wohlwollen, Kristoff Bjorgman. Es wäre mir eine Freude, dir die Hand meiner Schwester anzuvertrauen. Hebe nun dein Haupt." Als Kristoff sie mit glückseligem Blick ansah und Anna ihr um den Hals fiel, konnte sie nicht anders als breit zu lächeln. Als die beiden Verliebten dann allerdings Hand in Hand das Schloss in Richtung Stadttor verließen, zweifellos um Kristoffs Adoptivfamilie, den Trollen, die frohe Botschaft zu verkünden, fühlte Elsa eine stechende Leere in sich. Es machte sie glücklich, wenn Anna glücklich war, aber diese Verlobung zeigte ihr wieder einmal auf ... wie alleine sie eigentlich war. Sicher würde sich niemals ein Mann finden, der sie zur Frau nehmen wollte und Elsa wusste auch nicht, ob es je einen Mann geben würde, den sie lieben konnte. Sie war die Königin von Arendelle und sie hatte große Macht. Welcher Mann würde sich da nicht eingeschüchtert fühlen? Sie kannte die Antwort. Keiner! Seufzend drehte sie dem Schlosstor den Rücken zu. Sie hatte die Lust auf einen Ausflug verloren und kehrte stattdessen in ihre Gemächer zurück, wo sie sich aufs Bett legte und, obwohl es helllichter Tag war, sofort einschlief. Sie träumte unruhig und als sie am nächsten Morgen erwachte, erinnerte sie sich an nichts mehr aus dem Traum, der sie zurück in ihre Kindheit geführt hatte, um sie an eine schicksalshafte Begegnung zu erinnern.   Kapitel 1: Ruhelose Nächte und Tage -----------------------------------     Als Jack am nächsten Morgen erwachte, hatte er längst aufgegeben, ihr Gesicht zu verdrängen. Vor allem in der Nacht war alles zu ihm zurückgekommen, jede glückliche Erinnerung an eine Zeit, die lange vorbei war. Er wollte eigentlich nicht mehr daran denken. Er hatte sich geschworen, nie mehr an das kleine weißhaarige Mädchen zu denken, das alleine in seinem Zimmer saß, das Schnee und Eis unkontrolliert entstehen ließ. Damals hatte sie ihn sehen können, ob sie es wohl noch immer konnte? Wahrscheinlich nicht, schließlich war sie jetzt eine erwachsene Frau, womöglich sogar die Königin ihres Landes. Sie hatte andere Sorgen als ein Gespenst ihrer Kindheit zu sehen. Und doch war sie die einzige in diesem Land gewesen, die ihn hatte sehen können, er würde ihren geschockten Ausdruck wohl nie vergessen, als er, in dem Glauben, sie würde ihn nicht wahrnehmen, ungeniert durch ihr Fenster geblickt hatte und sie fast in Ohnmacht gefallen wäre, als sie aus dem Fenster sah und einen weißhaarigen Jungen erblickte, der auf ihrem Fenstersims saß. Lächelnd lehnte Jack sich zurück und schloss die Augen, dieses Mal, um ganz in seinen Vergangenheit einzutauchen. Und als hätte ein Film nur auf das Startsignal gewartet, sah er sich selbst zu, wie er vor vielen Jahren das erste Mal auf sie traf.    _Flashback_   "Elsa du weißt das es nicht anders geht, ich werde dich einschließen müssen, Anna wird es nicht verstehen, schick sie weg wenn sie kommt, erzähl ihr nichts, du weißt welche Gefahr du darstellst." Die Worte des Mannes hallten durch das herrschaftliche Schlafzimmer. Jack, der eigentlich nur an dem Schloss hatte vorbei fliegen wollen, war langsamer geworden und hatte sich schließlich auf dem Dachfirst über einem halb geöffneten Fenster nieder gelassen. Nicht, dass es seine Art war zu lauschen, aber das war nun wirklich zu interessant, um es zu ignorieren. Er hörte eine Tür zufallen und wollte schon weiter, schließlich war die Show offensichtlich vorbei, als er plötzlich ein Schluchzen und fast zeitgleich eine enorme Kraft und Kälte bemerkte. Neugierig geworden ließ er sich kopfüber vom Rand des Daches hängen und spähte durch das hohe Bogenfenster in ein riesiges Schlafzimmer. Zunächst dachte er, es wäre leer, doch dann sah er eine kleine Gestalt auf dem viel zu großen Bett liegen. Er erkannte nur einen Zopf aus weiß-blondem Haar und ein blassblaues Kleid. Von ihrem Gesicht konnte er nichts erkennen, da sie es schluchzend in ein Kissen drückte. Jack ließ sich auf das Fensterbrett hinab und als er das Mädchen genauer ansah, fiel er vor Schreck fast von seinem Beobachtungsposten. Über die Bettdecke krochen Eisblumen und es sah so aus, als würde jede Faser der Decke zu Eis erstarren. Jack fragte sich, woher das alles plötzlich kam und rieb sich die Augen. Als er sie wieder öffnete war beinahe das ganze Zimmer mit Frost bedeckt und kleine Schneeflocken rieselten von der Decke. All das schien von dem kleinen Mädchen auszugehen und als dieses jetzt den Kopf hob wurden seine Augen vor Panik riesengroß. Schluchzend wich es an die Wand zurück und betrachtete angstvoll seine eigenen Hände. Da wurde Jack klar, dass diese Kleine eine Kraft hatte, die seiner sehr ähnlich war, diese jedoch nicht kontrollieren konnte. Während Jack noch überlegte, ob er weiterfliegen oder sitzen bleiben sollte, schossen die Augen des Mädchens zum Fenster und wenn sie vorher bereits Panik gehabt hatte, hatte sie jetzt Todesangst. Jack drehte sich um, um herauszufinden was sie so erschreckt hatte, und als ihm bewusst wurde, was der Grund für ihre Angst war, traf ihn ein Schlag, der ihn dieses Mal das Gleichgewicht verlieren ließ. Unglücklicherweise fiel ihm dabei sein Stab aus der Hand und hätte er sich nicht in letzter Sekunde an einem Mauervorsprung festhalten können, wäre er wohl circa fünf Meter in die Tiefe gestürzt. Über sich hörte er, wie das Fenster aufgestoßen wurde und als er hoch schaute, sah er direkt in zwei eisblaue Augen. Dann, er nahm es nur verschwommen war, streckte die kleine Eisprinzessin ihm die Hand hin, einen entschlossenen Ausdruck in den Augen, als wolle sie sagen: Egal wer du bist, ich lasse dich nicht abstürzen. Dankbar griff  Jack nach der kleinen Hand und gemeinsam schafften sie es, ihn irgendwie in ihr Zimmer zu bekommen. Kaum war sie sich sicher, dass er außer Gefahr war, ließ sie seine Hand los und trat ein paar Schritte zurück, um ihn mit misstrauischen Augen zu mustern. Jack, der noch immer zu erstaunt war, weil sie ihn sehen konnte, bekam kein Wort heraus. "Wer bist du und was machst du auf meinem Fensterbrett?" Die Stimme der Kleinen war kalt, fordernd, genau wie der Ausdruck in ihren Augen. In diesen eisblauen Augen, die ihn so sehr an seine eigenen erinnerten, voller Schmerz und Einsamkeit. Mit größter Anstrengung riss er seinen Blick von ihren Augen los und überlegte, was er jetzt tun sollte. Die Wahrheit sagen? Würde sie ihm glauben? Nun ja immerhin konnte sie ihn sehen, einen Versuch war es also wert. "Ich bin Jack Frost. Und ich bin ganz durch Zufall hier vorbei gekommen." Ihre Reaktion auf diese Worte war gewaltig. Ihre Augen wurden riesig, ihr Mund bleib offenstehen und immer wieder zuckte ihr Blick zu einem Bücherregal. Irgendwann fing sie bitterlich an zu weinen und Jack, der vollkommen überfordert war, stand mitten im Raum, wie zur Eissäule erstarrt und wusste beim besten Willen nichts mit sich anzufangen. Irgendwann kam er dann auf die grandiose Idee zu der kleinen hinzugehen um sie zu trösten, was scheinbar das schlechteste war, was ihm hätte einfallen können, denn sie fing an zu schreien und sprang aufs Bett, nur um im nächsten Moment jedes Kissen nach ihm zu werfen, das sie finden konnte. Letztendlich lag Jack unter einem riesigen Kissenberg begraben ausgestreckt auf dem Holzfußboden ihres Zimmers und wünschte sich nicht zum ersten Mal in diesen Minuten sie könnte ihn einfach doch nicht sehen. Als ihre Schreie verstummt waren, traute er sich langsam den Kopf zu heben und als seine Augen sie lokalisiert hatten, wurde ihm klar, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Mit scharfsinnigem Blick sah sie ihn an. "Beweis es! Beweis, dass du Jack Frost bist!" Er konnte es nicht fassen, sie wusste tatsächlich wer er war. Dann fiel ihm auf, dass er da ein kleines Problem hatte. "Würde ich ja gern, aber mein Stab ist mir eben aus der Hand gefallen und ohne ihn bin ich ziemlich aufgeschmissen, was die ganze Eis und Schnee Geschichte angeht." Entschuldigend warf er ihr ein, wie er dachte, einnehmendes Lächeln zu, doch sie sah ihn nur kalt an. "Dann geh ihn holen! Und wehe du kommst nicht zurück!" Ihr Ton war fordernd und sogar befehlend. Genervt stand Jack auf und ging zum Fenster. Das war eigentlich nicht sein Plan gewesen, er war schließlich nur durch Zufall in dieser Welt gelandet und wollte eigentlich nur die schneebedeckten Berge von nahem sehen, die ihm bei seiner Ankunft aufgefallen waren. Wer hätte schon damit rechnen können, dass er hier dem einzigen Balg auf der Welt begegnen würde, das ihn sehen konnte, und dann war sie auch noch so ... anstrengend!   Als Jack bemerkte, dass sein Stab in Reichweite des Fensters geblieben war, streckte er die Hand danach aus und als er seinen treusten Begleiter endlich wieder sicher in der Hand hatte, dachte er kurz darüber nach, einfach durchs offene Fenster zu verschwinden. "Denk nicht mal dran, Jack Frost, oder wie auch immer du heißen magst, erst bist du mir was schuldig. Ich habe dein Leben gerettet!" Jack verdrehte die Augen. Wie konnte eine Kinderstimme nur so ... ernst klingen? Eins stand fest, dieses Mädchen hatte mehr Spaß nötig als jedes Kind, das Jack je gesehen hatte, und er hatte schon viele Kinder gesehen! "Gut Prinzesschen, wie kann ich es dir beweisen?" Sofort hellte sich ihre Miene auf und eine leichte Röte stahl sich auf ihre Wangen, sie war eindeutig aufgeregt. "In ... in diesem Buch da steht ... dass Jack Frost Tiere aus Eis und Schnee machen kann! Welche, die sich bewegen!! Und ... und da steht, er kann es schneien lassen und dass er fliegen kann und ..." "Okay okay! Eins nach dem anderen, in Ordnung? Was zuerst?" Er fand langsam Gefallen an der Situation, die Kleine konnte etwas Unterhaltung gebrauchen, außerdem war es das erste Mal, dass es jemanden gab, dem er seine Talente zeigen konnte. "Ein Tier! Mach ein Tier! Eins das sich bewegt und nicht nur rumsteht!" Gesagt, getan, Jack konzentrierte sich einen Moment und kurze Zeit später sprang ein junges Kätzchen aus blau weißem Eisnebel durch den Raum, es rollte sich herum, spielte mit dem Zopf des Mädchens und rollte sich schließlich auf dessen Schoß zusammen. Die Kleine machte große Augen und lachte über die Verspieltheit der kleinen Wesens, sie war so abgelenkt, dass sie nicht bemerkte, dass es angefangen hatte zu schneien und auch nicht, dass Jack mitten in der Luft vor ihr schwebte. Als sie es dann doch bemerkte, wurden ihre Augen noch größer und wieder sah es aus als würde sie gleich Weinen, dieses Mal ging Jack sofort zu ihr und nach anfänglichem Zögern legte er ihr eine Hand auf die Schulter, sie sah ihn an, dann mit von Tränen schwerer Stimme sagte sie: "Ich habe immer davon geträumt, dass es dich gibt, ich habe immer gehofft, ich wäre nicht die einzige, weil ... dann hieße das, dass ich kein Monster bin, wenn es noch jemanden wie mich gäbe, wäre ich gar kein Freak, ich wäre einfach nur ich und nicht anders, nicht auf so eine dumme Art einzigartig." Jetzt weinte sie und Jack begriff, weshalb sie so einsam und traurig ausgesehen hatte, sie war anders als alles anderen, genau wie er und genau wie er musste sie damit leben. Er nahm sie in den Arm und strich sanft über ihren Rücken, bis ihre markerschütternden Schluchzer leiser wurden und ihre Atemzüge regelmäßig. Behutsam ließ er sie aufs Bett sinken und deckte sie zu. Dann trat er ans Fenster, er wusste, dass er zurück in seine Welt musste, aber er schwor sich selbst, zurückzukommen, um diesem Mädchen zu helfen mit ihrer Bürde zu leben. Er selbst war Jahrhunderte lang alleine gewesen und wusste wie es sich anfühlte, anders und alleine zu sein. Er würde sie vor dem beschützen, was er hatte durchleben müssen. Mit einem letzten Blick zurück schwang er sich aus dem Fenster und ehe er sich versah, war er zurück in seiner Welt.   __Gegenwart__   Jack schlug die Augen auf, das helle Sonnenlicht blendete ihn und ein fader Geschmack lag ihm auf der Zunge, jetzt da er sich endlich wieder an alles erinnern konnte, wusste er wieder warum er es verdrängt hatte. Er war nie zu ihr zurückgegangen. Er hatte nie den Mut gefunden, zu ihr zurück zu gehen nachdem ihm klar geworden war, was er damit für eine Verantwortung hätte eingehen müssen. Er war damals noch so naiv gewesen, so egoistisch und eigensinnig. Mittlerweile war das anders und er verachtete sich selbst mehr als jeder andere dafür, dass er sie damals im Stich gelassen hatte. Na ja nicht mehr als jeder andere ... sie würde ihn zweifellos noch mehr hassen, wenn sie sich überhaupt noch an ihn erinnerte, vielleicht hatte sie es auch einfach für einen Traum gehalten. Sein jetziges Ich bereute mit jeder Faser, dass er damals nicht den Mut gehabt hatte, ihr zu helfen, doch dafür war es jetzt lange zu spät. Er sollte einfach vergessen was war, er sollte sich ihr zuliebe aus ihrem Leben fern halten, er war selten für jemanden gut gewesen und ganz bestimmt nicht für sie. Sie war besser dran ohne ihn, das stand fest. Und doch wollte er in diesem Moment nichts sehnlicher, als wieder einmal die Welt mit den schneebedeckten Bergen und der kleinen Eisprinzessin zu besuchen. Kapitel 2: Hochzeitsvorbereitungen ---------------------------------- Hochzeitsvorbereitungen "Weißt du Elsa, ich glaube ich möchte lieber früher als später heiraten, ich meine, immerhin habe ich ewig darauf gewartet das Kristoff mich fragt! Und jetzt hat er es getan und ich soll noch ein halbes Jahr warten? Nein, ich denke nicht, außerdem ist Sommer, wir müssen uns einfach mit den Vorbereitungen beeilen, meinst du nicht?" Anna plapperte in einer Tour, ohne Punkt und Komma, und Elsa, die sich nur wiederwillig aus ihrem Zimmer hatte locken lassen, war davon alles andere als begeistert. Alles was sie wollte war ihre Ruhe, sie hatte die letzten Nächte schlecht oder gar nicht geschlafen, ihre sonst so ordentlichen gesteckten Haare hatten sich gelöst und einzelnen Strähnen standen wie Antennen von ihrem Kopf ab. "Ich finde du solltest mein Kleid machen, deine Eiskleider sind so wunderschön und immerhin hast du eh immer versprochen mir mal eins zu machen, warum also nicht sofort mein Hochzeitskleid? Ach und wo wir gerade dabei sind..." Kleider, Schuhe, Essen, Gästelisten, seit Tagen sprach Anna von nichts anderem mehr, Elsa schwirrte der Kopf, sie wollte nur noch raus aus diesem Schloss, vielleicht in die Berge oder sonst wo hin. Und nicht nur das Annas Gerede an ihren Nerven zehrte, nein zu allem Überfluss merkte Elsa auch noch, wie sie nach und nach wieder zu ihrer alten Unbeständigkeit zurückkehrte, im absolut negativen Sinne natürlich. Es war nicht so schlimm wie beim letzten Mal als sie ganz Arendelle in ewiges Eis gehüllt hatte, aber sie lies es wieder aus Versehen schneien, wenn sie nicht aufpasste und auch der ein oder andere Eiskristall hatte sich an ihre Fensterscheibe gestohlen. Sie musste sich schnellstmöglich wieder unter Kontrolle bringen oder Annas Hochzeit würde als Schneeballschlacht enden. "... Elsa hörst du mir überhaupt zu?" Na großartig jetzt hatte Anna auch noch bemerkt das etwas nicht stimmte, jetzt musste Elsa handeln. "Doch also... okay nein, ich habe nicht zugehört, aber das liegt daran, dass ich Momentan absolut zu wenig Schlaf bekomme, irgendwie bekommt mir der Sommer wohl nicht, oder ach ich weiß doch auch nicht. Ich werde wohl mal an die frische Luft gehen, danach bin ich wieder ganz für dich da Schwesterlein." Mit all ihrer Selbstbeherrschung küsste Elsa ihre kleine Schwester auf die Stirn und ging gemäßigten Tempos aus dem Raum, doch sie hatte kaum die Tür hinter sich geschlossen, als ihre Füße schon zu rennen begannen. In den Stallungen angekommen sattelte sie ihren schneeweißen Hengst 'Snowstorm', wie jedes Mal musste sie daran denken, wie humorlos sie diesen Scherz ihrer Schwester fand, ihr ausgerechnet einen schneeweißen Hengst zu schenken und dann auch noch mit solch einem Namen, aber wie sagte man doch so schön, einem geschenkten Gaul schaute man bekanntlich nicht ins Maul. Außerdem war Elsa das Tier mittlerweile ans Herz gewachsen, denn es machte seinem Namen alle Ehre. Auch jetzt enttäuschte sie ihr Hengst nicht und kurz nachdem sie ihren Ausritt begonnen hatte, hellte sich ihre Stimmung auf. Auf Snowstorm zu reiten fühlte sich an wie fliegen, frei und unbeschwert. Derweil in der Menschenwelt Jack hatte seinen Entschluss gefasst, er musste das kleine Mädchen von damals wiedersehen, er hatte sie damals im Stich gelassen, obwohl sie in der Lage gewesen war ihn zu sehen, etwas das kein anderes Kind damals konnte, sie war etwas besonderes und so feige er damals auch gewesen war, er konnte sich nicht ewig davor drücken. Zumindest nachsehen, wie es ihr geht... dachte er sich und fest entschlossen flog er los Richtung Nordpol. Er hatte bereits die Hälfte der Strecke hinter sich, als ihm bewusst wurde, dass er ein klitzekleines Detail seines Planes überdenken sollte. Als er damals in das Königreich mit den verschneiten Bergen gereist war, war das mehr oder weniger Zufall gewesen. Er war, wie so oft, bei North eingebrochen. Ausnahmsweise hatten ihn die Zottelviecher nicht entdeckt und so war er ungesehen in das Arbeitszimmer des durchgeknallten Russen geschlüpft. Dort hatte er dann sämtliche Schränke durchsucht und schließlich eine von diesen Schneekugeln gefunden, mit denen der Alte Teleportationstunnel öffnen konnte. Jackpot, hatte Jack damals gedacht und sich in allen Farben ausgemalt, was er mit so einem Ding für Streiche vollbringen könnte. Natürlich hatte er die Kugel sofort geschüttelt und geworfen und genau wie erwartet hatte sich ein Tunnel geöffnet. Nur nicht in eine andere Stadt oder auf einen anderen Kontinent der Erde sondern... in eine andere Welt. Wenn Jack jetzt noch einmal in die selbe Welt reisen wollte hatte er wohl keine andere Wahl als North um Hilfe zu bitten, und das wiederrum hatte unweigerlich zur Folge, dass er ihm seinen früheren Einbruch, den Diebstahl eines magischen Artefaktes und natürlich dessen Benutzung gestehen musste. Nicht unbedingt die klügste und... ungefährlichste Idee aber was wollte er machen, schließlich hatte er seinen Entschluss gefasst mit allen Konsequenzen und... möglichen Verletzungen die dazu gehörten! Wieder in Arendelle Mittlerweile hatte Elsa sich weit von der Stadt und dem vermaledeiten Schloss entfernt. Snowstorm war von seinem wilden Galopp in einen gleichmäßigen Trab verfallen und langsam nährten sich die beiden den, immerzu verschneiten, Gipfeln der Berge von Arendelle. Elsa, die unterwegs ihre Frisur vollständig gelöst hatte genoss das Gefühl des Windes in ihren langen, jetzt offenen, Haaren und jeh kälter die Luft wurde, desto ruhiger wurde die Königin. Als die Hufe des Pferdes die ersten Schritte im Schnee taten, glitt sie von seinem Rücken und nachdem sie ihn liebevoll getätschelt, ihm für den Ritt gedankt und ihn gebeten hatte auf sie zu warten, verlies sie ihren treuen Gefährten und stieg alleine zum Gipfel des Berges hinauf. Dort konnte sie ungestört ihren Kräften freien Lauf lassen und ehe sie sich versah, war ihre Umgebung voller Eisblumen und Ranken. Wunderschöne, eiskalte Gebilde. Irgendwann lies Elsa sich einfach in den Schnee fallen, Kälte spürte sie nicht, wenn überhaupt war es angenehm für sie im eiskalten Schnee zu liegen und zum ersten Mal seit Tagen konnte sie schlafen. Sie träumte sogar, es war ein schöner Traum, doch als sie erwachte war er nur noch ein Gespinst aus dem Reich der Schatten. Nur an eines konnte sie sich erinnern. Eisblaue Augen, deren Ausdruck dem ihren so ähnlich war. Kapitel 3: Hoffnung ------------------- „DU HAST WAS?!“ Norths donnernde Stimme schallte durch sein Arbeitszimmer. Jack, der sich vorsichtshalber aus der Reichweite seiner Arme zurückgezogen hatte, wich jetzt noch ein paar Schritte weiter an die Wand zurück. Er wusste zwar, dass North ihn nicht ernsthaft verletzen würde, trotzdem war die Erscheinung eines knapp zwei Meter hohen Mannes, der vor Wut anzuschwellen schien, nicht unbedingt beruhigend. „DU BRICHST HIER EIN UND STIEHLST EINE MEINER SCHNEEKUGELN?“ „Na ja … im Grunde wollte ich ja eigentlich nur auf der ganzen Welt gleichzeitig sein … ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Kugel mit einer anderen Welt in Verbindung steht.“ Jack versuchte sich zu rechtfertigen, auch wenn er natürlich wusste, dass er schuldig war. Doch North war plötzlich ganz still geworden, er schien über etwas nachzudenken. „North?“ Jack fand diesen Stimmungsumschwung beunruhigender als sein Geschrei von vor einer Minute. “Eine andere Dimension sagst du? Aber … aber … wo hattest du die Kugel denn her?“ Jack sah ihn verwirrt an. „Na aus dem Schrankzimmer da hinten, die lag da rum, schien in einem Regal zu verstauben, sah nicht aus als bräuchtest du sie.“ Plötzlich leuchteten North Augen auf, wie sie es immer taten, wenn seine Neugierde geweckt war. „Aus DIESEM Schrank da?“ seine Hand deutete auf besagtes Möbelstück. „Ja genau aus diesem Schrank! Was zur Hölle ist denn los?“ Jack wurde langsam ungeduldig, er war schließlich nicht gekommen, um North in allen Einzelheiten zu schildern was er gestohlen hatte, sondern um ihn um Hilfe zu bitten. Plötzlich begann der Alte schallend zu lachen und sein Gesicht leuchtete auf. „UNGLAUBLICH… einfach UUUUNGLAUBLICH!“ stieß er aus und umarmte Jack mit solcher Kraft, das er kaum mehr Luft bekam. „W…wahhs, NORTH LASS MICH LOS, WAS ZUM HENKER IST DENN PLÖTZLICH IN DICH GEFAHREN!?“ Als Jack endlich wieder auf seinen Füßen stand hatte North wieder angefangen im Zimmer auf und ab zu gehen. „Gut … gut … ich erkläre es dir … zumindest das was ich weiß, oder glaube. Ich habe vor Jahren mit meinen Schneekugeln rum experimentiert, ich wollte sie … verbessern, oder erweitern, wie auch immer, ich wollte mit ihnen Kindern im ganzen Universum, in jeder Dimension, Geschenke bringen, weißt du das ist mein großer Traum, jedem Kind zu Weihnachten Geschenke zu bringen … aber meine Bemühungen waren ein Fehlschlag, die Kugeln funktionierten nicht, also habe ich sie zerstört. Nur eine einzige habe ich behalten, ich habe einen furchtbaren Sammeltick, aber ich hätte nie gedacht, dass sie doch funktionieren … ich habe damals alles versucht und ausgerechnet DU hast es geschafft. Es ist WUNDERBAR! Gib sie mir! Dann kann ich versuchen sie zu duplizieren!“ „Ehmm..“ Jack war nun sehr unwohl zu mute. „North ich … also … da gibt es vielleicht … ein klitzekleines … Problem.“ Seine Stimme war mit jedem Wort höher und leiser geworden. North zog daraufhin nur die Augenbrauen hoch und sah ihn mit einem erwartungsvollen Blick an, wie ein Vater seinen Sohn anschauen würde, wenn er ein Geständnis erwartete. Jack schluckte. „Also … die Kugel ehm … sagen wir ich … ich habe sie … verloren!“ die Wahrheit war, dass Jack sie damals ins Meer geworfen hatte, kaum dass er wieder in seiner eigenen Welt angekommen war. Hätte er die Möglichkeit gehabt zurück zu gehen wäre sein Gewissen noch viel schwerer gewesen, dass er es nicht getan hatte. So war es einfacher gewesen eine Ausrede zu finden, warum er sich drückte. Das strahlen in North Augen erlosch augenblicklich, als hätte jemand eine Glühbirne ausgeschaltet. „Kannst du … kannst du nicht einfach eine neue machen?“ Jack stellte die Frage zögernd aber durchaus hoffnungsvoll. „Das könnte ich vielleicht, aber es gäbe keine Garantie dass sie funktioniert, oder wie sie funktioniert. Es wäre viel zu riskant sie zu benutzen, auch die erste hätte nie benutzt werden dürfen, normalerweise hätte ich sie erst einmal mit einem Gegenstand getestet. Und selbst dann weiß man nie ob ein menschlicher Körper so eine Reise überstehen würde.“ „ICH VERSUCHE ES FREIWILLIG!“ Jack hatte gesprochen ohne darüber nachzudenken, aber er bereute es nicht, er würde alles tun um die kleine Eisprinzessin wieder zu sehen, und wenn es bedeutete alles zu riskieren, dann würde er das eben tun. North sah ihn jetzt verwirrt und überrascht an. Seine Augenbrauen waren wieder in die Höhe geschossen und seine starren Augen schienen Jack zu durchbohren. Und Jack war nicht wohl dabei, ihm war als würde North direkt in sein Innerstes sehen. „So selbstlos Jack? Das passt doch mal so gar nicht zu dir, warum willst du für meinen Traum dein Leben riskieren? Was verschweigst du mir?“ Jack seufzte, diesem Mann würde man wohl nie etwas verheimlichen könne, vor allem er nicht, aus irgendeinem Grund roch North jede noch so kleine Lüge. Also gut, dachte sich Jack, ich kann es ihm genau so gut erzählen. Und mit diesem Gedanken begann er North alles zu erzählen, nicht nur die Fakten sondern auch all seine Gedanken und Gefühle über die erste Begegnung mit der kleinen Eisprinzessin. Derweil in Arendelle Es war tiefe Nacht, Elsa lag auf ihrem Bett, umringt von Tüll, Seide und anderen bedrohlichen Stoffhaufen, die tatsächlich Brautjungfernkleider waren. Sie hatte den ganzen Tag damit zugebracht dieses und jenes Kleid anzuziehen, es von Anna bewerten zu lassen, nur um es dann wieder auszuziehen und das nächste Kleid zu probieren. Absolut ermüdend und sinnlos in Elsas Augen. Sie hatte viele schöne Kleider, die dem Anlass entsprechen würden, Kleider die passten und in denen sie sich wohl fühlte. Aber Anna bestand darauf ihr ein neues Kleid zu schenken. Als Dankeschön für ihre Mühen wahrscheinlich. Dass Elsa in Wahrheit die Tage nach der Hochzeit herbeisehnte, wenn der ganze Trubel vorbei wäre, konnte ihre Schwester nicht ahnen. Elsa war eine Meisterin wenn es darum ging anderen etwas vorzuspielen, das hatte sie schon als Kind lernen müssen, schließlich hatte sie ihrer eigenen Schwester Jahre lang verheimlicht, wer sie wirklich war, da war es für sie jetzt ein leichtes ihr die gut gelaunte Brautjungfer vorzuspielen. Sie gönnte es Anna, sie gönnte es ihr wirklich. Aber wie immer wenn die jüngere Schwester vor der älteren unter die Haube kam wurde auch jetzt das Getuschel über die ewig ledige Schwester laut. Elsa hasste es wenn die Leute über sie redeten, aber sie kannte es nicht anders. Nur der Ton der neuen Gerüchte machte ihr zu schaffen. Sie wird nie einen Mann finden, sagten die Leute, wer würde sie auch heiraten wollen, wenn er immer fürchten müsste in einem Streit eingefroren zu werden, sie ist nun mal kein normaler Mensch. Elsa kannte das Getuschel der Leute, und normalerweise schob sie es einfach beiseite, sie hatte Anna und ein paar andere Menschen die sie mochten wie sie war, doch wenn Anna jetzt heiratete … würde sie möglicherweise keine Zeit mehr für sie haben, mit wem würde Elsa reden können, vielleicht hatten die Leute ja recht, vielleicht würde sie auf ewig alleine sein. Hör auf damit, schalt sie sich selbst, was sollen diese Gedanken? Du warst immer lieber alleine. Warum beschwerst du dich? Sie drehte sich auf die andere Seite und kuschelte sich in ihre Bettdecke, der Tüll raschelte. Eine Lüge nichts weiter. Sie wollte nicht alleine sein, und das wusste sie auch sehr genau. Sie hatte Angst davor alleine zu sein. Und Annas Hochzeit brachte diese Ängste stärker zurück denn je. Stärker noch als damals, als ihre Eltern nicht wieder zurückkamen. Elsa glitt schließlich in einen unruhigen Schlaf voller verzerrter Gesichter, die sie alle ansahen, als wäre sie ein Monster und kein Mensch, so wie damals, als Arendelle im Eis versank. Zurück in unserer Welt. „Ich verstehe.“ North lachte ihn nicht aus, North machte keinen Scherz und North war auch nicht wütend, er sah Jack einfach nur an. Dann, als sein Blick unerträglich wurde sagte er endlich: „Ich werde dir helfen deine Schuld zu begleichen, Jack. Wir sind Freunde, Verbündete, Hüter. Ich kann nicht versprechen, dass es funktionieren wird, aber ich werde mein Möglichstes versuchen. Und wenn es mit gelingt nutzt es uns beiden. Aber ich brauche Zeit. Ruh du dich aus, du bist eine weite Strecke geflogen bis hierher, ich brauche jetzt Ruhe.“ Jack war sprachlos, glücklich, erleichtert und vor allem sprachlos! Er sagte nichts, er ging nur aus dem Raum in eines der Gästezimmer. Ein seliges Grinsen im Gesicht. Die misstrauischen Blicke der Yetis bemerkte er nicht einmal und als er in seinem Zimmer ankam lies er sich einfach aufs Bett fallen und schlief einen tiefen und langen, traumlosen Schlaf. Kapitel 4: Ein unerwartetes Wiedersehen --------------------------------------- ~ In der Menschenwelt ~ Am nächsten morgen wachte Jack ausgeruht und erfrischt auf, er hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen und konnte kaum glauben, wie ausgeruht er sich fühlte. Als er langsam wach wurde warf er einen Blick aus dem Fenster und viel vor Schreck fast aus dem Bett, er hatte vollkommen vergessen, dass er bei North war und als er nun den Schnee vor dem Fenster entdeckte wurde ihm schlagartig bewusst, dass er ja eigentlich nicht zum schlafen zu North gekommen war. Sofort sprang er aus dem Bett und schnappte sich seinen Stab. Als er dann aus der Tür stürmte rannte er mehrere Wichtel über den Haufen und warf wohl auch den ein oder anderen Stapel Geschenke um, sicher war er sich da nicht, denn seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Weg zu North und seiner Hoffnung der Alte hätte über Nacht ein Wunder vollbracht. Vor der Tür seines Arbeitszimmers bremste Jack ab und mit all der Beherrschung die er noch aufbringen konnte klopfte er sanft an die Tür. Ein müdes, gebrummtes ‚Herein‘ antwortete ihm. Nervös öffnete Jack die Türe. North saß zusammengesunken an seinem Schreibtisch, vor ihm auf einem Kissen lag eine Schneekugel, eine die genau so aussah, wie die die Jack im Meer versenkt, wie die die ihn ins Land der Eisprinzessin gebracht hatte. „Hast du…“ Jack traute sich kaum zu fragen. „Ja… ja ich denke ich habe es geschafft.“ North hob jetzt den Kopf und ein breites, wenn auch müdes Lächeln war auf seinem Gesicht zu sehen. „Trotzdem kann ich nicht garantieren, dass es funktioniert, ich weiß ja nicht einmal wie du es beim ersten Mal gemacht hast. Jetzt liegt es wohl an dir.“ Jack musste sich setzen. Er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich die Möglichkeit bekommen würde sie wieder zu sehen. North sah ihn ernst an. „Jack… ich weiß du bist aufgeregt, aber eines solltest du vielleicht noch bedenken, es handelt sich um eine andere Dimension, eine andere Welt, es ist möglich das niemand in dieser Welt dich sehen kann, es ist sogar möglich, dass deine Eisprinzessin dich nicht sieht, du solltest darauf vorbereitet sein!“ Jack musste sich ein Lachen verkneifen. „North, wenn es eines gibt an das ich mich NICHT gewöhnen muss, dann die Tatsache nicht gesehen zu werden! Außerdem bin ich mir sicher, dass sie mich sehen wird.“ Na dann mal los, sagte sich Jack und griff entschlossen nach der Kugel. Auf ins Königreich der Eisprinzessin. ~ In Arendelle ~ Elsa hasste es, sie hasste alles, sie hasste die Kleider, die Schuhe, ja sogar ihre Schwester. Nein, Anna hasste sie nicht aber sie hasste die Tatsache, dass sie heiraten würde, sie hasste das Gerede der Leute und sie hasste, dass es ihr etwas ausmachte, mehr als alles andere hasste sie, dass sie es immer noch nicht schaffte das Gerede über sich auszublenden. Hatte sie denn nicht lange genug Zeit gehabt genau das zu üben? Elsa war der Grenze ihrer Beherrschung wieder gefährlich nah und immer wieder musste sie sich zurückziehen um ihre Gedanken zu sammeln und sich zu beruhigen. Auch jetzt war wieder einer dieser Momente. Sie saß wieder einmal auf dem Rücken ihres Hengstes Snow Storm und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Doch kürzer die Zeit bis zur Hochzeit wurde, desto schwerer viel es ihr sich zurück zu halten und wenn Anna nicht wollte, dass ihre Hochzeit im Schnee stattfand lies sie Elsa auch besser ihre kleinen Auszeiten. Elsa konnte generell nicht verstehen, dass es ihrer Schwester nicht auffiel, wenn sie ständig verschwand. Hatte Anna ihr nicht versprochen sie nie mehr alleine zu lassen? Und jetzt tat sie es auf die denkbar schlimmste Art und Weise. Sie ersetzte Elsa durch Kristof. Zumindest brannte sich dieser Gedanke in Elsas Kopf ein und sie begann immer mehr Hass in sich aufzustauen. Hass und die Angst, wieder alleine zu sein. Und beide Gefühle übermannten sie und wieder einmal gab Elsa ihren Gefühlen freien Lauf und entfesselte einen kleinen, noch kontrollierten Schneesturm, nur für sich alleine. Derweil fiel es Anna sehr wohl auf, dass Elsa immer öfter spurlos verschwand und ihr war auch bewusst, dass ihre Schwester etwas bedrückte. Dennoch hatte sie bisher keine Gelegenheit gehabt um mit ihr zu sprechen. Wie denn auch wenn Elsa immer verschwand, sobald sie beide eine freie Minute hatten? Heute war wieder so eine Situation gewesen und Anna war wieder nicht schnell genug gewesen um Elsa abzufangen bevor sie hals über Kopf das Schloss verlassen hatte. Jetzt saß Anna mal wieder auf der Bank vor den Stallungen und wartete, dass Elsa wieder zurückkam, auch wenn sie wusste, dass sie erst dann wieder da sein würde, wenn Anna längst wieder Schuhe, Kleider und Tischdekorationen aussuchen musste. Anna lies den Kopf sinken und blickte auf ihre Füße. „Anna, was machst du denn hier?“ Anna blickte auf und blickte in die besorgten Augen von Olaf dem Schneemann. „Ach nichts Olaf.“ Sie seufzte. „Na komm schon, ich seh‘ doch das etwas ist, na los, erzähl‘s Olaf, wäre doch nicht das erste Mal das er rat weiß!“ Während er sprach rieselte lautlos Schnee von der kleinen Wolke über seinem Kopf herab und dieses kleine, von ihrer Schwester vor so langer Zeit geschaffene, Wölkchen, löste Anna die Zunge. „Ach Olaf, es ist Elsa, ich weiß das sie etwas bedrückt, aber es ist genau wie damals, sie redet nicht mit mir, zieht sich zurück, verbringt viel Zeit alleine statt mit mir zu reden. Du weißt wie das letztes Mal ausgegangen ist! Und ich habe doch versprochen ihr beizustehen und jede Krise mit ihr zusammen zu meistern! Und sie hat versprochen mich nie wieder auszuschließen! Und jetzt kann keine von uns ihr versprechen halten! Was soll ich bloß tun? Ich heirate bald und eigentlich sollte ich vor Glück überschäumen, aber ich kann mich einfach nicht freuen wenn meine Schwester nicht dabei ist.“ In Annas Augen standen Tränen und Olaf der zugegebenermaßen nicht der beste Tröster war, bemühte sich verzweifelt sie ein bisschen zu beruhigen. Doch Anna wollte nicht beruhigt werden und irgendwann zog sie sich in ihr Zimmer zurück. Jack schlug die Augen auf, sein Kopf dröhnte und jeder Muskel in seinem Körper protestierte. Doch kaum hatte er den ersten tiefen Atemzug getan erkannte er die reine Luft und die Stimme des fremden Windes. Er hatte es geschafft, er war im Königreich der kleinen Eisprinzessin. Und wohin jetzt Herr Frost? Was tust du jetzt wo du einmal hier bist? Zum Schloss? Zu den Bergen? Erstmal sitzen bleiben und verzweifeln weil du keine Ahnung hast was du zu ihr sagen sollst? Letzteres klingt doch nach einem guten Plan. Was hast du dir nur gedacht, warum sollte sie dich auch nur ansehen nachdem du sie so im Stich gelassen hast? Absolut demotiviert lies sich Jack auf einen abgebrochenen Ast fallen. Jetzt war er schon hier, wusste aber nicht was er tun sollte. Er war sich sicher das seine Eisprinzessin ihn sehen könnte, aber er war sich ganz und gar nicht sicher ob sie das auch wollte. Während er so seinen Gedanken nach hing und versuchte zu entscheiden, was jetzt am besten zu tun sei, spürte er plötzlich eine kalte Briese und einen eigentümlichen Druck in der Luft, einen Druck den er bisher nur das eine Mal vor Elsas Kinderzimmer gespürt hatte und ohne weiter darüber nachzudenken folgte Jack der kalten Briese. All‘ seine Zweifel waren vergessen, jetzt war die Zeit zu handeln und endlich das zu tun, was er vor Jahren nicht tun konnte! Für ein leidendes Mädchen da zu sein! Doch als er auf dem Berg ankam auf dem Elsa einen Schneesturm entfacht hatte, stand kein verängstigtes Mädchen vor ihm, sondern eine junge Frau. Erwachsen geworden, wunderschön und stolz, einer Königin gleich. Jack blieb wie angewurzelt stehen. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, den Blick in die Ferne gerichtet. Ihre Silhouette war so vollkommen, wie sie dastand, von Licht umschmeichelt und von Schnee umtost. Auf Jack wirkte sie wie eine Göttin, nicht wie ein verängstigtes Mädchen. Hätte er ihr Gesicht sehen können hätte er gewusst das sie weinte, er hätte den Schmerz gesehen, der ihr ins Gesicht stand und er hätte die pure Angst in ihren Augen gesehen, die ihm nur zu bekannt war. Doch all‘ das sah Jack nicht, sein Blick galt nur der Herrscherin die mit dem Rücken zu ihm stand. Als sie plötzlich auf die Knie fiel, der Sturm sich legte und sie am ganzen Körper zu zittern begann, begriff er endlich, das etwas nicht stimmte. Doch jetzt war er noch gehemmter zu ihr zu gehen, er hasste es wenn Menschen weinten. Er hatte schon fast den Entschluss gefasst still und heimlich zu verschwinden, als sie zu sprechen begann, und ihre Worte ließen ihn stocken. „Immer alleine, immer das Monster, immer die Spinnerin, warum hast du dir die letzten Jahre überhaupt etwas vorgemacht Elsa? Warum dachtest du, du könntest sein wie alle anderen?“ Der Ton in ihrer Stimme ließ ihn schaudern und er fasste sich ein Herz und ging auf sie zu. Als er nur noch wenige Schritte entfernt war, begann er leise mit ihr zu sprechen. „H…hallo… i..ich weiß nicht ob du dich noch an mich erinnern kannst… ich bin Jack… Jack Frost, wir haben uns vor Jahren kennengelernt… damals… in deinem Zimmer… ich habe es schneien lasse und dir ein Schneekätzchen gezeigt… er… erinnerst du dich an mich?“ Schritt für Schritt kam er ihr näher, und jetzt war er so nahe das er sie an der Schulter berühren konnte. Langsam streckte er die Hand aus. Doch seine Hand konnte sie nicht berühren, sie glitt einfach durch ihre Schulter hindurch. Jack taumelte zurück. Geschockt. Verstört. Entmutigt. Verzweifelt. Es konnte nicht sein, es durfte nicht sein! Sie hatte ihn vergessen! Sie, die erste die ihn je hatte sehen können hatte ihn vergessen! Er strauchelte, stolperte, viel in den Schnee, die weit aufgerissenen Augen auf sie gerichtet, auf seine zerstörten Träume und Hoffnungen gerichtet, die in Form der jungen Frau vor ihm standen, die er eigentlich hatte beschützen wollen. Ihre Haltung veränderte sich abermals, ihr Rücken straffte sich, ihre Haltung wurde wieder stolz und aufrecht und als sie sich jetzt umwandte blickten ihre kalten Augen direkt durch ihn hindurch und ihr Blick traf ihn wie ein eisiger Pfeil. Ihr Gesicht war jetzt unbewegt, fast starr. Und als sie an ihm vorbei schritt hörte er sie sagen: „Nie wieder, nie wieder werde ich mich so verletzen lassen, wer nichts erwartet kann nicht verletzt werden. Sollen sie mich doch fürchten. Ich gebe ihnen das Monster, das sie in mir sehen.“ Verstört blickte Jack ihr ins Gesicht und er bemerkte einen alt bekannten Schatten in ihren Augen. Einen Schatten wie aus seinen schlimmsten Alpträumen. Kapitel 5: Eiseskälte --------------------- Jack konnte sich noch immer nicht rühren. Er saß einfach nur dort im Schnee und versuchte das was gerade geschehen war zu begreifen. Es konnte nicht wahr sein, sie konnte ihn nicht sehen und wenn er richtig lag, war das nichts gegen das eigentliche Problem. Natürlich könnte er jetzt einfach gehen, er könnte einfach das Portal öffnen und zurück in seine Welt fliehen, wie er es vor so langer Zeit schon einmal getan hatte. Aber alleine bei diesem Gedanken drehte sich ihm der Magen um. Er konnte und würde sie nicht schon wieder im Stich lassen. Doch was sollte er tun? Unsichtbar und hilflos wie er war. Er hasste es so hilflos zu sein und hätte in diesem Moment alles für einen Geistesblitz gegeben. Aber es kam keiner und so beschloss er, Elsa zunächst zu beobachten bis ihm, hoffentlich, etwas einfallen würde. ‚Zurück im Schloss‘ Anna war total durch den Wind, nicht nur das ihre Schwester mal wieder Spurlos verschwunden war, das machte sie in letzter Zeit wirklich oft, nein heute war auch so ziemlich alles schief gelaufen was hätte schief laufen können. Der Konditor den sie mit der Hochzeitstorte beauftragt hatte, hatte aus Sven einen Elch gemacht und Olaf eine Gurke als Nase verpasst. Beim besten Willen, ein Schneemann mit einer Gurkennase? Außerdem hatte Elsa ihr noch immer kein Kleid gezaubert, weswegen sie schweren Herzens bei einer Schneiderin gewesen war. Die Pläne dieser Frau hörten sich zwar gut an, trotzdem war Anna sehr enttäuscht und hatte beschlossen ihre Schwester zur Rede zu stellen, sobald diese wieder im Schloss war. Was auch immer Elsas Problem war, Anna würde sie nicht damit alleine lassen und wie ein dummes Kind daneben stehen während ihre Schwester litt. „Anna?“ Kristoff, der am Fenster stand drehte sich zu ihr um. „Elsa ist wieder da.“ Jetzt wurde es also ernst. Anna eilte die Treppen hinunter und in die Eingangshalle, als sie die letzten Stufen herab sprang stieß sie mit ihrer Schwester zusammen. Kichernd blickte sie zu Elsa hoch und erwartete ein nachsichtiges Lächeln in ihrem Gesicht zu sehen, wie sie es immer zeigte wenn Anna ihre Tollpatschigkeit zur Schau stellte. Doch der Gesichtsausdruck den Elsa jetzt zeigte brachte Anna zum Stocken, sie taumelte sogar ein paar Schritte von ihrer Schwester zurück. Elsas Augen waren kalt, fast leblos und ihre Gesichtszüge hart wie Granit. Kein Lächeln umspielte ihre Lippen, kein Schmunzeln über Anna, keine Wärme. „Elsa wa...“ setzte Anna an, doch als Elsa sie daraufhin direkt ansah stockte ihr Atem und sie verstummte. Elsa strahlte eine Kälte aus die sie noch nie gespürt hatte, nicht einmal als sie sie mit ihrem Eispfeil getroffen hatte. Dies war keine Kälte aus Angst oder Einsamkeit, diese Kälte war dunkler, tiefer und unheilvoller als alles was Anna bisher gespürt hatte. Noch einmal nahm sie all ihren Mut zusammen und blickte ihrer Schwester direkt in die Augen. „Elsa… was ist los mit dir? Ich versuche hier eine Hochzeit zu planen und du verschwindest jedes Mal wenn ich dich für 5 Sekunden aus den Augen lasse. Ich dachte du freust dich für mich? Ich hatte mir gewünscht das du mir bei meinen Vorbereitungen hilfst, schließlich sollst du auch meine Trauzeugin sein, hast du das vergessen?“ Anna wurde richtig wütend, was fiel Elsa ein, sie verschwand den ganzen Tag, kam wieder und strafte sie mit ihren Frostblicken, nein nicht mit ihr, sie hatte Anna oft genug zurück gewiesen und langsam aber sicher war ihre Geduld am Ende. Doch Elsa sagte nichts, sie wandte sich nur um durchschritt die Halle und war durch die nächste große Flügeltür verschwunden ehe Anna mehr heraus bringen konnte als einen ungläubigen Ton. Jack hatte währenddessen alles mit angehört, er hing mehr oder weniger unter der Decke der Eingangshalle. Ihm gefiel das alles absolut nicht, nicht im Mindesten. Was auch immer mit Elsa passiert war, es war unheilvoll und beängstigend. Und das schlimmste daran, er konnte absolut nichts tun außer zusehen oder abhauen. Und Option 2 kam definitiv nicht in Frage. In den nächsten Tagen hatte Anna das Gefühl als hätte sie das, was an jenem Nachmittag passiert war, nur geträumt. Elsa war freundlich, warmherzig und hilfsbereit wie selten. Und alles hätte gut sein können wäre da nicht dieser Fade Beigeschmack gewesen, dieses merkwürdige Gefühl in Annas Magengrube immer wenn sie in Elsas Nähe war. Sie konnte nicht erklären warum aber Elsas neue, absolut glückliche und unbefangene Art… irgendwas stimmte damit nicht. Elsa nahm sich außerdem wieder extrem viel Zeit für Audienzen, etwas das sie in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Anna hatte natürlich noch immer alle Hände voll zu tun und oft vergas sie über ihre Arbeit ihre Sorgen um Elsa. Heute war auch so ein Tag, die Hochzeit war nur noch eine Woche entfernt und Anna war seit langem mal wieder in der Stadt unterwegs um dem Schloss und den Bergen von Küchlein die verkostet, und Sammlungen an Weinen die ausgesucht werden wollten zu entgehen. Kristoff war wirklich schlauer als sie wenn es darum ging sich davon zu machen. Er hatte seinem Schneider gesagt Sven bräuchte ein wenig Auslauf und schon waren die beiden verschwunden. Anna dagegen war schon immer schlecht im Ausreden erfinden gewesen, weswegen sie jetzt auf dem Weg zur Schneiderei war um ihr Brautkleid das gefühlt 1000ste Mal abstecken zu lassen. Natürlich musste ihren Bediensteten auffallen das sie unmöglich 3 Mal in der Woche zur Schneiderei musste, mal ganz abgesehen davon das das Kleid schon seit dem letzten Dienstag fertig war. Anna hatte also nur begrenzt Zeit zu entspannen und da sie nicht genau wusste was sie mit dieser Zeit anfangen sollte schlenderte sie einfach nur durch die Straßen und Gassen von Arendelle. Kam es ihr nur so vor oder beäugten viele der Menschen denen sie begegnete sie misstrauisch? In ihrer Lieblingsbäckerei angekommen bestellte sie sich einen Kringel und ließ sich auf einer Bank nahe den Bootanlegestellen nieder. Die Sonne schien und es war ein lauwarmer Spätsommer Nachmittag. Plötzlich wurde sie auf zwei Männer aufmerksam, die sich scheinbar stritten. „Aber wenn ich es dir doch sage Franz, das ist es was sie gesagt hat.“ Sagte der eine. „Das kann ich kaum glauben, die Königin würde niemals so eine Entscheidung treffen! Das bedeutet deinen Ruin! Du solltest noch einmal zu ihr gehen und dieses Missverständnis klären. “ erwiderte Franz. Bei dem Wort Königin wurde Anna hellhörig, es ging also um ihre Schwester. Sie musste näher heran und herausfinden worum es bei diesem Gespräch genau ging. Unauffällig, wie Anna nun mal war… also so dass es jeder sehen konnte, schlenderte sie am Ufer entlang und auf die Männer zu. Zwei Meter von ihnen entfern blieb sie stehen und setzte sich, die Füße herunterbaumelnd, auf eine niedrige Mauer die den Fußweg vom Wasser trennte. Glücklicherweise hatten die beiden Männer sie, trotz ihres unglaublichen Talentes auffälliger zu sein als ein sprechender Schneemann, nicht bemerkt und stritten munter weiter. „Ich wüsste nicht was das bringen sollte. Sie hat es entschieden und dabei sogar gegrinst. Und weißt du was das schlimmste ist? Alf soll meinen Laden bekommen, und mir entzieht sie die Lizenz.“ „Alf? Aber… er hat einen schrecklichen Ruf. Hat sie ihm nicht erst vor einem Monat eine Verwarnung wegen Betrug gegeben? Warum belohnt sie ihn jetzt auf einmal? Und das nachdem er offensichtlich versucht hat die Besitzurkunde für deinen Laden zu fälschen? Die Lage war doch absolut eindeutig!“ der Mann der gesprochen hatte, Franz wenn Anna sich richtig erinnerte schien hellauf schockiert. „Das brauchst du mir nicht sagen. Ich bin am Ende. Ich wäre doch nie zu ihr hin gegangen wenn ich gewusst hätte was geschehen würde. Aber… so wie ich höre bin ich nicht der einzige der in letzter Zeit Ungerechtigkeit erfährt. Viele Leute sagen die Königin sei frustriert wegen der Hochzeit ihrer Schwester und es wäre nur eine Frage der Zeit bis sie wieder alles in Eis legen würde wie damals.“ Das war nun wirklich zu viel des Guten. Anna sprang auf, stemmte die Hände in die Hüften und schritt auf die beiden Männer zu. Zornig funkelte sie sie an. „Entschuldigt mal das ist meine Schwester über die ihr hier Lügen verbreitet. Was fällt euch ein?“ Die Männer zuckten zusammen doch der Mann der zuletzt gesprochen hatte murmelte: „Gerade sie müssen es doch gemerkt haben, sie wohnen schließlich dort oben.“ Und mit einem Kopfnicken deutete er Richtung Schloss, bevor er und sein Freund sich schleunigst davon machten. Anna rauchte noch immer als sie sich auf den Heimweg machte, doch je näher sie dem Schloss kam desto mehr Zweifel kamen ihr. Hatte nicht auch sie einen Wandel in Elsa bemerkt? Könnten die beiden Männer wirklich Recht gehabt haben? Wie auch immer, es wurde Zeit das Anna etwas unternahm, Sie musste klären ob und wenn ja was mit Elsa los war. Kapitel 6: Dunkle Schatten --------------------------    Der Abend vor der Hochzeit und Anna hatte noch immer nichts unternommen. Elsa war nach wie vor nett und freundlich zu ihr, doch seit Anna das Gespräch der beiden Männer am Hafen mit angehört hatte, hatte sie sich immer wieder zum Thronsaal geschlichen um Elsas Audienzen zu belauschen. Bei dem Gedanken an diese Gelegenheiten wurde ihr spei übel. Elsa war tatsächlich absolut grausam und ungerecht in fast all ihren Entscheidungen. Die Menschen die den Saal verließen hatten alle entsetzte, teilweise panische Ausdrücke auf den Gesichtern und nicht wenige fürchteten, wie Anna mittlerweile fand nicht ganz zu Unrecht, das sie bald eine neue Eiszeit erwartete.    „Worüber denkst du schon wieder nach?“ Kristoff riss Anna wie so oft in letzter Zeit aus ihren Gedanken. Sein Blick war ernst, beinahe etwas genervt und seine Haltung angespannt. Im war Elsas Veränderung nicht aufgefallen und Anna hatte sich noch nicht getraut ihm etwas zu sagen. „Willst du mich nicht mehr heiraten oder was ist dein Problem? Seit Tagen starrst du nur noch in die Gegend. Deine gute Laune ist absolut verschwunden und glaub ja nicht, dass du mir etwas vorspielen kannst! Dafür kenne ich dich zu gut Anna!! Wenn du dir nicht mehr sicher bist sag es mir einfach!!“ Anna sag Kristoff geschockt an. Was… was hatte er da gerade gesagt? Sie… ihn nicht mehr heiraten wollen? Wie konnte er nur auf so eine hirnrissige Idee kommen.      Sie war absolut sprachlos und das machte es nicht besser. „Okay. Du hältst es scheinbar noch immer nicht für nötig mit mir zu sprechen. Gut, du hast ja noch Zeit bis morgen es dir zu überlegen, aber sie bitte so fair und lass mich nicht am Altar stehen, denn was auch immer ich getan habe, das hätte ich sicher nicht verdient!“ Und mit diesen Worten und, Anna war sich nicht ganz sicher ob sie sich die Tränen in seinen Augen nur einbildete, schlug Kristoff die Zimmertüre hinter sich zu. Anna sank auf den weichen Samt-Teppich in ihrem Zimmer, die Augen weit aufgerissen. Stumme Tränen liefen ihr über die Wangen und sie bekam kaum Luft. War das gerade wirklich passiert?          Währenddessen schritt Elsa im Thronsaal auf und ab. Sie hatte gerade eine höchst zufriedenstellende Audienz gehabt und war absolut in ihrem Element, so sehr das sie regelrecht enttäuscht war als ihr Diener ihr Kleinlaut mitteilte, es seien für heute keine weiteren Audienzen geplant.    Sie schickte ihn sogar ungehalten vor die Türe und als diese hinter ihm ins Schloss fielen konnte sie ein unkontrolliertes Lachen nicht mehr unterdrücken.    Plötzlich, als hätte sich ein Schleier gehoben klarten Elsas Augen auf, ihr Lachen erstarb plötzlich und ein entsetzter Gesichtsausdruck stahl sich in ihr Gesicht. Was zur Hölle tat sie da? Warum fühlte sie sich so merkwürdig und vor allem, wieso hatte sie die letzten Tage all diese schrecklichen Entscheidungen getroffen. Sie sank auf die Knie, betrachtete ihre zitternden Hände. „W… was wird aus mir?“ nach einigen Sekunden Stille zischte eine Körperlose Stimme: „Das Monster das alle in dir sehen!“ und kaum waren die Worte verklungen schon war von Elsas Klarheit nicht mehr übrig. Sie richtete sich wieder auf und das irre Lachen setzte wieder ein. „DAS MONSTER, DAS MONSTER DAS SIE ALLE IN MIR SEHEN!!“      Jack sah und hörte alles, er saß unter der Decke des großen Saales. Er hatte Elsa all die Zeit nicht aus den Augen gelassen und ihm lief wie so oft in den letzten Tagen ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er hatte es von Anfang an geahnt, aber jetzt war er sich sicher. Er wusste was mit Elsa los war, er kannte den Ton dieser zischelnden Stimme, er wusste es und Panik machte sich in ihm breit, denn er konnte absolut nichts für Elsa tun.        Jack floh, er floh vor Arendelle, vor dieser Elsa der er nicht mehr helfen konnte, weil sie ihn nicht sah, er floh vor dem Schloss den Schneebedeckten Bergen und vor allem was dazu gehörte. Panik, Enttäuschung, Hilflosigkeit. Ich kann nichts mehr tun. Sagte sich Jack, es ist aussichtslos. Aber die Stimme in seinem Kopf, die irgendwie wie North klang sagte, aber du musst es versuchen! „WAS SOLL ICH DENN TUN?“ Jack schrie, er schrie all den Frust heraus der sich in den letzten Tagen angestaut hatte. Er war hierhergekommen um nach Elsa zu sehen, sie vielleicht besser kennen zu lernen, Zeit mit ihr zu verbringen, aber sicher nicht dabei zusehen wie sie nach und nach der Dunkelheit verfiel! Er musste etwas tun, er wusste es, aber er wusste nicht was!    Resigniert ließ er sich auf einen großen Felsen irgendwo im Wald sinken, er musste nachdenken, er musste sich ganz einfach etwas einfallen lassen, irgendwas musste er doch tun können.      Sie musste etwas tun, sie wusste zwar noch nicht was, aber sie musste verdammt nochmal etwas unternehmen, nur in ihrem Zimmer zu sitzen und zu heulen war keine Lösung und generell war Anna eher der praktische Typ Mensch. Sie dachte angestrengt nach doch sie kam einfach zu keinem Ergebnis. Als es dann zaghaft an der Tür klopfte schrak sie zusammen. War Kristoff wieder gekommen? „Herrein?!“ sagte sie zögerlich. Olafs Karottennase schob sich, gefolgt von Olaf und seinem Wölkchen durch die Tür. „Anna… was ist los? Ich habe eben Kristoff gesehen und… na ja wie soll ich das sagen… er sieht ziemlich… unglücklich aus.“ Annas Blick war wieder auf Olafs kleines Wölkchen gerichtet und wieder löste dieses Wölkchen ihre Zunge, doch dieses Mal, erzählte sie Olaf alles!    „Hmh…“ Olaf saß Anna gegenüber auf dem Teppich und sah sie mit ernstem Blick an. „Hmmmmmmmmmmmmh…“ er schwieg. „Was?“ fragte Anna ungeduldig. „Aaaaaaalso… ich bin ja kein Expeeeeerte für solche Sachen aber… ehm… das klingt für mich irgendwie als würde etwas nicht mit rechten Dingen zugehen…“ er zögerte. „Ja… und?“ fragte Anna, immer ungeduldiger. „Na ja… man KÖNNTE es quasi als Hexerei bezeichnen oder?“ „JA…UND?“ „Na ja wenn es Hexerei ist… also… ehm… leben nicht im Wald ein paar sprechende Steinhaufen die sich mit so Zeug auskennen… also ich weiß ja nicht aber… wären die nicht vielleicht gute Ansprechpartner in solch…“ „NATÜRLICH!!!!!“ Anna klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „DAS ICH DA NICHT SELBER DRAUF GEKOMMEN BIN!!!“  sie war so unglaublich glücklich, dass sie den Schmerz auf ihrer Stirn komplett ausblenden konnte. „Olaf du bist ein Genie!!“ „Na ja… also… das… das würde ich jetzt nicht so sagen…“ und obwohl Olaf keinerlei Blut im Körper hatte wurden seine Wangen rosa.    Anna allerdings war schon halb aus der Tür und bemerkte seine Verlegenheit nicht mehr. Sie hatte jetzt endlich einen Plan, und ihr bleib nicht mehr viel Zeit! Kapitel 7: Klarheit im Nebel ---------------------------- Sie hatte endlich einen genauen Plan und da sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit bis zur Hochzeit blieb setzte sie ihn direkt in die Tat um. Im Hof angekommen schlich sie sich in die Stallungen und zu ihrem Pferd SummerStorm, wirklich kreativ war sie mit Namen noch nie gewesen. Die Stute sah sie mit verschlafenen Augen an als sie leise ihren Namen flüsterte. Es war mittlerweile mitten in der Nacht und Anna wusste wie bockig Summer werden konnte wenn man sie weckte, aber sie hatte keine andere Wahl. Erst Elsas Verhalten, dann das Gerede der Leute und jetzt auch noch Kristoff der dachte sie wolle ihn nicht mehr heiraten. All‘ das war einfach entschieden zu viel und es war genug. Nach ein paar Minuten gutem Zureden bewegte sich Summer endlich aus ihrer Box, nicht zuletzt dank der Karotten die Anna wohlwissend aus der Futterkammer mitgenommen hatte. Eine halbe Stunde später trabten die beiden über einen schmalen Waldweg. Anna zählte die Biegungen. Noch zwei und dann an dem großen Felsbrocken links, dachte sie und ritt weiter. Jack hörte Hufgetrappel. Kurz überlegte er sich zu verstecken, bis ihm wieder einfiel das ihn in dieser Welt ohnehin niemand sehen konnte. Also blieb er sitzen und wartete gespannt auf wer auch immer da kommen mochte. Als dann ein schönes Kastanienbraunes Pferd um die nächste Biegung kam und direkt auf ihn zusteuerte fragte sich Jack tatsächlich on er nicht doch wieder sichtbar war, aber als die Person näher kam wandte sich ihr Blick nach links und Jack wurde klar das sich nichts geändert hatte. Er wollte schon enttäuscht verschwinden als er die Person auf dem Pferd erkannte. Es war Elsas kleine Schwester, wenn er es richtig im Kopf hatte war ihr Name Anna oder so ähnlich. Er stutzte. Was zur Hölle machte sie hier draußen? Alleine? Mitten in der Nacht? Wenn Jack sich nicht sehr irrte, und er hatte bisher immer ein gutes Gespür für Wochentage gehabt, dann sollte Anna morgen eigentlich Heiraten. Jack verstand zwar nicht viel von diesem Brauch, er hatte sich nie damit auseinander gesetzt, er war sich aber relativ sicher, dass es nicht zur Tradition gehörte das die Braut in der Nacht vor der Hochzeit alleine durch einen dunklen Wald ritt. Jack war bewusst, dass er eigentlich mittlerweile gelernt haben sollte, dass Neugierde selten gut ausging, aber er war nun mal Jack Frost und das hier war viel zu interessant um dem nicht nachzugehen. Also erhob er sich von seinem Platz auf dem Stein, schwang sich in die Luft und glitt auf einer kühlen Briese hinter Elsas kleiner Schwester her. Anna fröstelte plötzlich und sie zog ihren Umhang enger um ihre Schultern. Sie wandte den Kopf, ihr war als würde sie jemand beobachten, doch sie konnte niemanden erkennen. „Du siehst Gespenster Anna.“ Sagte sie laut in die Nacht hinein und Jack der jetzt über ihr schwebte konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, also hatte sie ihn bemerkt, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte. Nach 5 weiteren Minuten passierte Anna endlich die letzte Reihe Bäume und vor ihr öffnete sich die weitläufige Lichtung der Trolle. Sie zögerte keine Sekunde, sie stieg von ihrer Stute und mit schnellen Schritten ging sie in die Mitte der Lichtung. Mit lauter Stimme rief sie: „Hallo? Jemand zu Hause?“ Jack war vollkommen perplex, war Elsas Schwester verrückt? Sie stand auf einer Lichtung, mitten im Wald, die bis auf ein paar runde Steine vollkommen leer war und rief nach… was auch immer. Und dann zweifelte Jack plötzlich an seinem eigenen Verstand, denn all die Rundlichen Steine auf der Lichtung begannen plötzlich zu wackeln, dann wuchsen ihnen Arme, Beine und sogar runde, klobige Köpfe. Jack schloss einen Moment die Augen und rieb mit seinen Händen darüber, als er sie wieder öffnete bleib ihm die Luft weg. Um Anna und somit auch um ihn herum stand eine riesige Ansammlung von… ja was waren sie… Jack kannte nur ein Wort das diese Wesen beschreiben konnte und eigentlich hatte er sie sich immer ein wenig anders vorgestellt, aber es gab keinen Zweifel, das… waren Trolle. Er starrte noch immer mit offenem Mund auf die knubbeligen Steinhaufen als die Trolle auch schon anfingen wie wild durcheinander zu quasseln. Jack verstand nur Teilsätze und er konnte sich nicht vorstellen, dass es bei Anna anders aussah. „Anna was machst du hier…“ „…so gut sich zu sehen, wo ist…“ „Kristoff… du… heiraten“ „Ist nicht morgen die Hoch…“ „JETZT SEID DOCH MAL RUHIG ICH GLAUBE SIE WILL ETWAS SAGEN!“ Eine laute, klare Stimme übertönte alle anderen und die Trolle verstummten plötzlich um für einen älteren Troll Platz zu machen, womöglich ihr Oberhaupt, überlegte Jack. „Anna mein Kind, was ist es das du uns sagen willst?“ der troll ergriff Annas Hand und führte sie zu einem moosbewachsenen Hügel, auf den sie sich auch sogleich setzte. „Das ist… begann sie… doch dan besann sie sich scheinbar etwas besserem den mit fester Stimme fuhr sie fort: „Ist euch in letzter Zeit etwas…. Merkwürdiges aufgefallen? Etwas… ehm… übernatürlicher Natur… also irgendwie… magisch?“ Erwartungsvoll blickte sie in die Runde und die Trolle starrten zurück. Einige sahen sich fragend an und wieder andere sahen aus als würden sie schwer über ihre Frage nachdenken. Dann tart ein kleiner Troll vor, sicher ein Troll-Kind und sagte etwas alles veränderndes. „Also Anna ich weiß ja nicht ob du das meinst aber… ist dir nicht bewusst, das ein komisch gekleideter Junge mit einem Stab hinter dir her schwebt seit du auf der Lichtung bist?“ Annas Blick wurde verwirrt wärend die Blicke ALLER Trolle sich gen Himmel richteten und Jack anstarrten. Der stand einfach in der Luft, den Mund aufgeklappt und sprachlos. Sie… sie konnten ihn sehen. Erst Annas irritierte Stimme riss alle aus ihrer Starre. „Was denn für ein Junge? Wo schaut ihr alle hin?“ Sie war wütend. Sie war hier her gekommen um Hilfe zu bekommen und nicht um mit noch mehr Außergewöhnlichem umgehen zu müssen. „Na ja also… ehm… ich weiß ncht wie ich ihn dir beschreiben soll… gerade sieht er ziemlich bescheuert aus.“ Es war wieder das Trollkind das am Anfang gesprochen hatte. „warte mal vielleicht kann er reden…“ dann blickte es Jack direkt an und spach mit einer sehr langsamen Stimme zu ihm, so als wäre es sich nicht sicher ob er überhaupt etwas verstand. „Wer bist du? Sprichst du unsere Sprache?“ Langsam aber sicher fasste sich Jack wieder und ohne groß über seine Antwort nachzudenken antwortete er dem kleinen. „Ich bin Jack Frost.“ Das Trollkind machte riesengroße Augen und in den Gesichtern der anderen Trolle machte sich ein Ausdruck des verstehens breit. Der älteste Troll wandte sich an Anna, „Kennst du die Geschichte von Jack Frost meine Liebe?“ Und als wäre plötzlich ein Groschen gefallen riss Anna die Augen auf und starrte ihn an. Sie keuchte. „Ja… kenne ich, Elsa hat mir früher immer so eine Geschichte erzählt. Ich dachte immer sie hätte sie sich ausgedacht damit sie sich einreden konnte nicht alleine zu sein. Scheinbar hat sie die ganze Zeit die Wahrheit gesat.“ Und als Anna das sagte folgte sie dem Blick der Trolle und riss die Augen auf. Da mitten in der Luft stand ein Junge, er sah nicht viel älter als sie, auch wenn sie wusste, das er, wenn er wirklich der war für den er sich ausgab, viele Hundert Jahre älter war als jeder lebende Mensch. Sie konnte ihn sehen, weil sie sich an die Geschichten erinnerte, die Elsa ihr immer erzählt hatte als die beiden noch klein gewesen waren. Und dann von einem Moment auf den anderen wurde Annas Überraschung zu Wut und sie begann ihn anzuschreien. „WIE KONNTEST DU ES WAGEN SIE ALLEINE ZU LASSEN, SIE WAR SO GLÜCKLICH DAS ES DICH GAB UND DANN WARST DU AUF EINMAL VERSCHWUNDEN. SIE DACHTE SOGAR SIE HÄTTE SICH DICH NUR EINGEBILDET. SIE HAT ÜBERALL NACH DIR GESUCHT UND SCHLIEßLICH AUFGEGEBEN UND JETZT TAUCHST DU HIER WIEDER AUF? JAHRE SPÄTER? SIE HÄTTE DICH GEBRAUCHT!“ Jack war beschämt und ihm war es mehr als peinlich aber er hatte jetzt keine Zeit für Bedauern, damit hatte er sich schon zu lange beschäftigt, jetzt musste er Anna von seinem Verdacht erzählen bevor es zu spät war und als sie eine kurze Atempause machte, nutzte er diese für eine Erwiederung: „Sie braucht mich auch jetzt, sie braucht uns alle.“ Anna stockte, bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und schob die Unterlippe vor. „Was weißt du über Elsa?“ verlangte sie zu wissen und Jack, erleichtert endlich etwas tun zu können erzählte ihr von dem Schatten, der von Elsa Besitz ergriffen hatte. Als er fertig war schnappte Anna nach Luft. Sie brachte nur ein einziges Wort heraus. „Pitch?“ und Jack nickte. Kapitel 8: Der Morgen der Hochzeit ----------------------------------    Am nächsten Morgen wachte Anna schlaftrunken in ihrem Bett auf. Für einen kurzen Moment glaubte sie, sie hätte einen besonders fantasievollen und verworrenen Traum gehabt, für einen kurzen Moment redete sie sich ein die letzte Woche sei gar nicht passiert, Elsa wäre normal und sie hätte sich nie mit Kristoff gestritten… Kristoff der dachte sie wolle ihn nicht mehr heiraten. Doch dann riss sie eine ungeduldige Stimme sie aus ihren Gedanken und belehrte sie etwas Besseren. „Na endlich ausgeschlafen Dornröschen? Ich dachte schon du hörst gar nicht mehr auf zu schnarchen!“ Anna warf ein Kissen nach ihm und drehte sich wieder um. Beim Gedanken an Kristoff und den gestrigen Tag schnürte sich ihr die Kehle zu.    Jack lachte, wich dem Kissen aus und ließ sich dann wieder auf Annas Kleiderschrank nieder. Er hatte die letzten Stunden damit verbracht Elsas Schwester beim Schlafen zuzusehen. Natürlich wäre er lieber heimlich in Elsas Zimmer geflogen, um diese zu sehen, doch erstens war Elsa im Moment nicht Elsa und Zweitens waren sich Anna und Jack einig gewesen, dass Pitch unter keinen Umständen erfahren durfte, dass Jack da war. Überraschungseffekt, hatte Anna ihm erklärt und auch wenn Jack alles andere als glücklich war, sich im Zimmer einer werdenden Braut zu verstecken, war ihm beim besten Willen auch keine bessere Idee gekommen. Während Anna geschlafen hatte, war Jack den Plan, den sie gemeinsam geschmiedet hatten um Elsa aus Pitchs Griff zu befreien, viele Male durchgegangen. Er war nervös, nein nervös war gar kein Ausdruck, er war panisch. Was wenn etwas schief ginge? Wenn er Elsa nicht helfen konnte… was wenn… wenn sie… ihn hasste? Nein! Es reicht jetzt! Auch wenn sie dich hasst Jack, das schuldest du ihr! Und wenn sie dann will, dass du gehst und nie wieder zurückkommst, dann ist das ihr gutes Recht! Die Chance auf Wiedergutmachung hast du nämlich längst verpasst. Also reiß dich zusammen und tu was du kannst. Entschlossen aber nicht minder nervös blickte Jack zu Anna hinunter, er erwartet auch sie voller Tatendrang und stutzte. Anna saß zusammengesunken auf ihrem Bett, das Gesicht in den Händen verborgen. Für einen Moment befürchtete Jack schon Pitch hätte sich nun auch die zweite Schwester zu Eigen gemacht, doch dann hörte er ein unterdrücktes Schluchzen. Anna weinte. Für einen kurzen Moment war Jack erleichtert, denn Pitch weinte nicht. Doch dann fühlte er sich schuldig, Anna weinte am Tag ihrer Hochzeit und alles was ihn interessierte war Pitch. Manchmal wünschte er sich er könnte sich für seinen eigenen Egoismus Ohrfeigen. Langsam und zögernd schwebte er auf Anna zu. „W… was ist denn?“ Anna blickte auf. Ihre Augen waren verquollen und ihre Nase lief. Grade jetzt wünschte sich Jack die Fähigkeit Taschentücher herbeizaubern zu können statt Eis. Als Anna zu sprechen begann war ihre Stimme brüchig. „Ich… ich hab da eine kleine Sache vergessen fürchte ich.“ „Und… die wäre?“ Jack war total verwirrt, wie sollte es auch anders sein, wenn er gestern noch eine total energische Anna kennen gelernt und mit ihr Pläne geschmiedet hatte, und jetzt saß eben diese Anna weinend vor ihm auf dem Bett. Irgendetwas passte da doch offensichtlich nicht zusammen.    Anna dagegen, immer wieder von Schluchzern geschüttelt, wusste nicht wie sie Jack erklären sollte, dass Kristoff, ihr Kristoff den sie heute heiraten wollte, dachte das sie ihn nicht mehr liebte. Sie wusste ja nicht einmal, wie er auf diesen Gedanken gekommen war. Sicher sie war in den letzten Tagen etwas abgelenkt gewesen, aber doch nur weil sie sich Sorgen um Elsa gemacht hatte. Gestern Nacht war sie sehr spät heim gekommen und Kristoff hatte schon geschlafen. Außerdem hätte sie eh nicht gewusst was sie ihm hätte sagen sollen! Und jetzt blieben nur noch wenige Stunden bis zur Hochzeit und alles woran sie denken konnte, war das Kristoff sie womöglich gar nicht mehr heiraten wollte. Sie konnte einfach nicht anders. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht und Jack, der absolut hilflos aussah machte die ganze Situation mit seinem Gestottere auch nicht grade besser. Plötzlich packte er sie bei den Schultern, schüttelte sie und blickte sie eindringlich an. „Anna, was ist los?“ „Ich… ich weiß nicht ob Kristoff… du weißt schon… mein Verlobter… mich noch heiraten will… er… er hat da gestern… er war so wütend… und ich… das alles ist meine Schuld! ALLES! Das mit Elsa, das mit Kristoff, einfach alles. Und ich weiß nicht was ich tun soll. Und… und ich hab nicht mal ein Kleid!“      Bevor Anna wieder in Tränen ausbrechen konnte stieß Jack energisch mit seinem Stock auf den Boden. Er war sicherlich nicht der Richtige wenn es um Beziehungsratschläge ging, aber in diesem Fall schien es grade ohnehin keine qualifiziertere Person zu geben. „Gut, eins nach dem anderen. Zu allererst mal Anna… das mit Elsa ist NICHT deine schuld! Es ist Pitchs schuld!“ „Aber…“ „Kein aber! Und was das mit Kristoff angeht… ich also… ich bin bestimmt nicht der Richtige um solche Ratschläge zu erteilen aber… also…. Ich denke du solltest mit ihm reden… oder?“ Jack fuhr sich verlegen durch die Haare, das Thema Beziehungen war wirklich nicht seine Stärke. Anna blickte ihn an, für einen Moment dachte Jack sie würde wieder in Tränen ausbrechen, doch dann straffte sie die Schultern. „Du hast Recht!“ sagte sie bestimmt. „Hab ich?“ Jack war leicht irritiert, damit hatte er nicht gerechnet. „Ja hast du! Ich werde jetzt sofort zu Kristoff gehen. Er ist der Mann meines Lebens und ich lasse nicht zu, das mir so ein Möchtegern Kinderschreck meine Hochzeit vermiest!“ mit diesen Worten sprang sie auf und verließ das Zimmer, einen irritierten Jack zurücklassend. Wie konnte sich ein Mensch in Sekundenbruchteilen von tottraurig zu wild entschlossen wandeln? Und hatte sie Pitch grade wirklich als Möchtegern Kinderschreck bezeichnet?    Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)