Die Sünden der Väter von Salamibrot (Alles was bleibt wird Asche sein) ================================================================================ Prolog: Der Marsch durch die Asche ---------------------------------- Asche. Grau und leblos rieselt sie vom Himmel herab, bedeckt meine Kleider, meine Haare, einfach alles. Die Feuer sind schon längst erloschen und nur Asche blieb von den einst mächtigen roten Flammen, deren schreckliche Kraft so viele ins Verderben gerissen hat. Nichts ist ewig. Ich bleibe stehen, fahre mit der Hand durch die heiße Asche, die den Boden zentimeterdick bedeckt. Sie vermischt sich mit dem Blut an meinen Händen und bildet einen klumpigen, roten Brei, der an meinen Händen haftet. Ich blicke hinauf zum Himmel. Wolken aus Asche verfinstern die Sonne und lassen nur eine schmutzige Perversion von Licht auf die Erde hinab, die nicht zu vergleichen ist mit der Schönheit der Nacht oder des Tages. Der Gestank von Blut hängt in der Luft, so intensiv, dass er sogar durch den Schleier aus Asche wahrnehmbar ist. Ich bemühe mich nicht zu tief einzuatmen. Die Asche dringt mir in Mund und Nase, macht das Atmen zu einer schmerzhaften Tortur, doch ich ignoriere das. Ich habe nichts anderes verdient. Ich sehe die Leichen, die zu Hunderten in der matschigen, roten Asche liegen. Ihre Gesichter verfolgen mich, hier und da ist sogar ein bekanntes darunter, aber ich gehe weiter. Ich habe mich schon lange von alldem abgewandt. Gibt es etwas, das ich in meinem Leben bereue? Vieles, angefangen mit meiner Geburt. Reue ist ein schreckliches Gefühl, sie frisst dich auf, lässt dich verbittert werden und dich fragen, was geschehen wäre, wenn du anders gehandelt hättest. Doch das ist närrisch und treibt einen nur noch tiefer in die Verzweiflung. Ich habe gelernt solch nutzlose Gefühle zu unterdrücken. Reue, Angst, Mitleid, Zorn. Liebe? Nichts als Wörter, nichts als Illusionen, Geister einer Wunschvorstellung von einer besseren Welt, die nur in unseren Köpfen existiert. Viele Menschen sind bereits daran zerbrochen, zu versuchen eine bessere Welt zu schaffen. Ich bin einer davon. Ich knie neben einer ganz bestimmten Leiche nieder, streiche ihr die Haare aus dem Gesicht und blicke in weiße, leblose Augen ohne Pupille oder Iris. Ich belüge mich nur selbst. Keinem Menschen kann es gelingen seine Gefühle zu unterdrücken. Irgendwann kehren sie zurück und das ist dann das Ende. Ich rede hier vom Ende einer Geschichte, doch in Wirklichkeit fängt sie erst an. Doch wo fängt man eine Geschichte am Besten an, die mit Leid beginnt und mit Leid endet? Ich denke es sind viele Faktoren, die zu einem Ereignis führen können, doch es gibt immer einen Auslöser, einen Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt. Ich stehe auf und wende mich einer weiteren Leiche zu, die ganz in der Nähe liegt. Ein zerrissener Mantel weht im Wind, zusammen mit seinen zerzausten Haaren. Im Tode ist das Glühen seiner Augen erloschen. Nicht einmal diese Augen konnten ihn vor dem Sturm aus Asche retten, den ich entfesselt habe. Ja, es gibt viele Dinge, die ich in meinem Leben bereue. Mein Leben ist eine einzige Abfolge von Ereignissen, die ich bereue, doch das sind Fragmente, Bruchstücke eines Lebens. Nichts als zusammenhanglose Erinnerungsfetzen. Nein mein Leidensweg begann an dem Tag, als ich zurückkehrte. Als ich zurückkehrte, weil ich die Einsamkeit nicht mehr aushielt. Zurückkehrte um die Stimme nicht mehr zu hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)