Titanic von Leah_Ranpha (Schiff des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 12: Rans zweiter erster Krankenbesuch --------------------------------------------- Am nächsten Morgen zog Conan zum Professor. Agasa und Ai hatten im strengstens eingeschärft, dass er niemandem sagen durfte wer er wirklich war, erst recht nicht Ran. Kurz darauf kam sie ihn nämlich besuchen. Mit Tränen in den Augen lief sie in das Zimmer, in dem er lag. „Conan!“, flüsterte sie und umarmte ihn erst mal fest. „Wie geht es d-“ Da fiel ihr ein, das sie ihn ja gar nicht kannte. Mit noch mehr Tränen im Gesicht stellte sie sich vor: „Ich … bin Ran. Du hast früher bei mir gewohnt und … du warst immer wie ein kleiner Bruder für mich ... “ Conan nickte nur stumm. „Das hat der Professor mir auch schon erzählt.“, sagte er nur. „Stimmt es? Hast du wirklich dein Gedächtnis verloren?“ Ran brach fast in Tränen aus. Conans Blick senkte sich. „Ja. Es stimmt. Man hat mir erzählt, dass ich mein Gedächtnis verlor, als wir gemeinsam mit deinem Vater auf der Titanic waren. Der Professor sagte, ich war so verzweifelt, als du erschossen werden solltest, dass ich mir den Kopf ganz fest an die Reling geschlagen habe, ganz oft. Die Ärzte sagen, dass ich dadurch enorme Gehirnschäden bekommen habe. Da wo halt das Erinnerungsvermögen ist. Mehr weiß ich auch nicht.“ Ran brach nun endgültig in Tränen aus. „Das hast du dir angetan weil … weil ich ermordet werden sollte?“ Conan nickte wieder. Dummkopf. Das habe ich doch gar nicht getan. Ich bin als Shinichi vor dich gesprungen und habe den Schuss abbekommen. Ich habe dir meine Liebe gestanden und dann, ja dann war ich sozusagen „mal kurz tot“, bis du den Mörder erledigt hattest und die Polizei den Rettungshubschrauber gerufen hatte, deren Insassen mich dann letztendlich reanimiert haben. Dann kam ich noch einmal kurz zu Bewusstsein und sah den Mörder da liegen. Du lagst da und hast mich umarmt. Und das, obwohl ich doch eigentlich tot gewesen war. Du warst allerdings immer noch bewusstlos. Du schienst dich aber so an mich festgeklammert zu haben, dass sie dich selbst während der Wiederbelebung nicht von mir losgekriegt haben. Du sahst so schrecklich verzweifelt aus, diesen Blick von dir werde ich nie vergessen. Ja, richtig. Das ist die einzige Erinnerung, die mir geblieben ist. Deshalb war ich mir auch sicher, dass du nicht irgendjemand anderes bist. Nein, als du zur Tür reinkamst, war ich mir ganz sicher das du Ran Môri sein musst. Aber, sie weiß es wirklich nicht. Wer ich bin. Ich bin Shinichi, Ran. Ich bin Shinichi. Dummkopf. Ein nett gemeintes Lächeln legte sich auf Conans Lippen. Ran schrak hoch. Warum … lächelte er denn jetzt? Das verstörte sie total. Warum lächelt er? Sie stand auf und lief aus dem Zimmer. Sie wusste nicht, wie sie anders hätte reagieren sollen. Sie konnte dieses Lächeln nicht einordnen. So … gutmütig. Aber in so einer Situation? Ich glaube nicht, dass er es böse gemeint hatte. Was hatte es damit auf sich? Mein Gott, jetzt regte sie sich über ein Lächeln auf. Manchmal fragte sie sich echt, ob sie nicht bescheuert war. Da machte es klick. Was wenn die Geschichte gelogen war? Was wenn? Dann hatte er sich aber keineswegs über sie lustig gemacht, das wäre ihr aufgefallen. Was wenn … ? Was wenn er doch tatsächlich … ? In ihr keimte eine böse Vorahnung auf. Konnte das wirklich sein? Wenn es so war, dann müsste Conan eine ganz bestimmte Narbe haben. Eine Narbe, die er eigentlich gar nicht haben konnte, da er sich ja nach eigener Aussage „den Kopf an die Reling geschlagen“. Irgendwie eine lächerliche Ausrede. Wenn es so war, wie sie vermutete, musste er diese eine, aber verräterische Narbe an dieser ganz bestimmten Stelle haben. Sie musste sich sehr zusammenreißen, als sie mit klopfendem Herzen ihre Hand auf die Türklinke zu Conans und vielleicht auch zu seinem Zimmer legte und langsam runter drückte. Jetzt stand die Tür offen. Conan hatte ihre Reaktion vorhin ziemlich verschreckt, das sah man ihm an. Ran atmete einmal tief durch und lief zu seinem Bett. Schnell zog sie ihm das T-Shirt hoch, so dass sie problemlos seinen ganzen Oberkörper betrachten konnte. Sofort sprang ihr die Narbe ins Auge. Die Narbe, die sie gesucht hatte. Sie war sogar größer als erwartet. Und sie war direkt an der Stelle des Herzens. „Woher hast du die?!?“ Platzte es aus ihr heraus. „Die … ähhm … die hatte ich schon davor!“, versuchte der geschockte Conan sich zu verteidigen. „Wann solltest du die dir denn geholt haben, Shinichi?!“, hakte Ran weiter nach. „Aber ich hab' sie doch schon seit ich ganz klein bin, außerdem heiße ich Conan!“ „Als ich das letzte Mal mit dir gebadet habe, hattest du die noch nicht!“ Moment. Ich habe mit Shinichi gebadet. Ich – habe - mit – Shinichi – gebadet. Punkt. Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!! Sofort lief sie rot an und drehte sich um. Ich hab' mit Shinichi gebadet!!! Wie soll ich ihm jetzt noch gegenübertreten? Ein Räuspern von Conan ließ sie aufschrecken. „Schon vergessen? Ich hatte zufällig einen Gedächtnisverlust?“ „Oh. Ja klar. Aber, du bist es oder? Du bist Shinichi, oder?“ Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. „Ja … Ich bin Shinichi. Lass mich dir das erklären.“ So saß Ran eine halbe Stunde mit tränen überströmtem Gesicht auf Conans Bett und hörte sich die ganze Geschichte an. Zumindest so, wie er es vom Professor und Ai erzählt bekommen hatte. Er sagte ihr auch, dass er es eigentlich streng geheim halten musste und vor allem ihr nichts sagen durfte. Deshalb versprach sie auch, vor allen die davon wussten, so zu tun als wüsste sie selbst von nichts. „Warum? Shinichi, warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte dir doch sogar dabei geholfen!“ Das war jetzt der Knackpunkt. Wenn Shinichi jetzt sagte, dass er keinen vernünftigen Grund nennen konnte, dann wusste sie es. Ob er noch jegliche Gefühle für sie hegte. Sie kannte den Grund seiner Geheimniskrämerei: Er hatte sie auf keinen Fall da mit hereinziehen wollen. Er hatte sie beschützen wollen. Weil er sie liebte. Doch was sie jetzt zu hören bekam, riss ihr endgültig den wackeligen Boden unter den Füßen weg. „Ich weiß es nicht. Vielleicht dachten die Anderen, dass du beim Helfen eher stören würdest. Ich weiß es einfach nicht … “ Dass er den Grund nicht kannte, konnte nur eines bedeuten; er liebte sie nicht mehr. Ran versuchte stark, die aufkommende Trauer und die Enttäuschung, die sie überfiel, zu verstecken, was Conan jedoch trotzdem nicht verborgen blieb. „Hab … hab ich was Falsches gesagt?“ „N- nein.“ Ran holte tief Luft und brachte ein gekünsteltes Lächeln hervor. „Nein, hast du nicht. Aber, ich würde jetzt gerne gehen, ist das in Ordnung … Shinichi? Ich komme auch morgen wieder, versprochen.“ Conan sah sie an. „Klar, in Ordnung.“ Ran verließ schnellen Schrittes das Zimmer. Sie zog schnell ihre Schuhe an und rannte nach draußen. Es regnete und Ran fror. Ob das jetzt an der Kälte lag oder nicht, konnte sie nicht sagen. Sie rannte durch den Regen, der sich mit ihren Tränen vermischte. Sie war nass bis auf die Haut, sie trug nicht einmal eine Jacke. Vor einem Schaufenster blieb sie stehen. Ran konnte im Fenster eine Oberschülerin erkennen, ungefähr 17 Jahre alt. Sie war völlig verheult und durchnässt und bot einen furchtbaren Anblick. Dann begriff sie. Die Schaufensterscheibe spiegelte. Das Mädchen war sie selbst. Sie sah grauenhaft aus, so grauenhaft, dass sie sich erst auf den zweiten Blick im Spiegel erkannte. Mein Gott, so konnte sie sich doch nicht Zuhause sehen lassen! Ran beschloss, sich in der Kudô-Villa ein wenig zu beruhigen. Den Schlüssel hatte sie in der Hosentasche. Sie hatte ihn immer bei sich. Ran griff in ihre Hosentasche. Nichts. Sie war sich ganz sicher, 1000 prozentig sicher, dass sie den Schlüssel bevor sie losgegangen war, dort hineingelegt hatte. Verdammt! Was wenn sie ihn verloren hatte? Wirklich verloren? Oh nein, dass durfte jetzt nicht wahr sein. Doch dann merkte sie, dass in dem riesigen Gebäude vor ihr Licht brannte. Dann konnte sie sich also doch nicht dorthin verkriechen. Ran wollte sich gerade umdrehen und irgendwo anders hingehen, sie wusste selbst nicht genau wohin, als sich die Tür hinter ihr öffnete. Langsam drehte sie sich um und blickte in Yukikos liebevolle Augen. „Hallo, Ran! Komm doch rein!“, begrüßte Shinichis Mutter sie freundlich. Erst jetzt merkte Yukiko, wie durchnässt und verheult Ran war. Sie konnte sich fast denken, was vorgefallen war. „Ich gebe dir ein paar trockene Sachen zum Anziehen. Jetzt komm schon rein!“, forderte sie Ran auf. Ran trat herein und blickte sich um. Seit langem hatte sie dieses Gefühl vergessen geglaubt. Dieses Gefühl von Leben in diesem Haus. Dankend nahm sie Yukiko die Klamotten entgegen und ging ins Bad, um sich umzuziehen. Yukiko setzte Tee auf. Nach ein paar Minuten kam Ran wieder, diesmal bis auf die Haare trocken und auch der Tee war fertig. Die beiden Frauen setzten sich ins Wohnzimmer auf die Couch und Ran begann an ihrem Tee zu nippen, den Yukiko ihr gereicht hatte. Sie versuchte krampfhaft ihre Schluchzer zu unterdrücken. Yukiko sah sie mitfühlend an. „Er … liebt dich nicht mehr, stimmts?“ Ran zuckte zusammen. Sie nickte nur als Antwort. Bloß nicht weinen, schoss es ihr durch den Kopf, du bist hier nicht alleine Ran, und du willst doch nicht vor der Mutter deines Ex-Freundes anfangen zu flennen. Wobei sie Yukiko nie als solche angesehen hatte. Yukiko war für sie immer schon so etwas wie … eine zweite Mutter gewesen. Sie hatte immer sofort bemerkt, wenn es Ran nicht gut ging, oder ihr etwas auf dem Herzen lag. Wenn Shinichi es nicht vorher sah. „Er … liebt dich nicht mehr, stimmts?“, schoss es ihr durch den Kopf. Nicht weinen. Bloß nicht weinen Ran. Hör auf zu heulen du Idiotin! Die Oberschülerin konnte trotzdem nicht verhindern, dass ihr die Tränen die Wangen herunter rannen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte doch eigentlich nicht weinen. Warum konnte sie diese gottverdammten Tränen nicht beherrschen? Warum konnte sie nicht bestimmen wann sie ihren Weg antraten? Warum denn nicht? Yukiko strich ihr beruhigend durchs Haar. Sie konnte Ran nur zu gut verstehen, Shinichi war einfach nicht mehr er selbst. Sie, als seine Mutter hatte auch eine ganze Weile gebraucht um das halbwegs zu verkraften. Bei Ran hingegen war das anders. Sie liebt ihn. Aber er tut das nicht mehr. Er kann ihre Gefühle nicht erwidern. Waren seine Gefühle etwa nicht stark genug gewesen um diese Amnesie zu überstehen? Und … was wird dann aus Ran? Das arme Mädchen. Eine Träne verließ Yukikos Augenwinkel und tropfte auf ihren Pulli. Wird Ran … jemals im Stande sein, das zu verkraften? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)