Bloody Snow von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 2: Die Nacht ist gefährlich ----------------------------------- Wie geplant, blieb ich im Zimmer und dies stellte sich auch als gute Entscheidung heraus, da am Nachmittag eine Dienerin herein kam, um mir etwas zu essen zu bringen. Sie verschwendete nicht viel Zeit, klopfte nicht einmal an, sondern ging schnurstracks zum Nachtisch, stellte ein Tablett mit Obst und einem Stück Brot ab und ging wieder hinaus, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Im selben Moment fragte ich mich, ob Rin wohl auch so behandelt wurde. Als die Nacht hereinbrach, schritt ich langsam zur Tür, legte mein Ohr darauf und lauschte. Kein Mucks, aber das war bei Dämonen auch nicht weiter verwunderlich. Aber auch Auren konnte ich nicht in der Nähe spüren. So öffnete ich leise die Tür und schlüpfte rasch hinaus, bevor ich sie wieder hinter mir schloss. Mein Zimmer befand sich in der Mitte eines langen breiten Ganges, welcher nur wenige Kerzen an der Wand montiert hatte und mir somit auch wenig Licht spendete. Was täte ich nicht alles für eine Taschenlampe, ging es mir durch den Kopf. Aber welche Richtung sollte ich nun nehmen? Nach kurzem Überlegen entschied ich mich schließlich für rechts. Jeder Schritt, den ich machte, klang für mich ohrenbetäubend, obwohl ich nur ganz langsam einen Fuß vor den anderen setzte. In mir kam der Gedanke hoch, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, aus dem Zimmer zu gehen, aber einen Rückzug gab es für mich nun auch nicht mehr. Also atmete ich nochmal tief durch, bevor ich durch die Dunkelheit drang. Sobald ich wieder ins Licht des Kerzenscheins trat, fühlte ich mich sicherer, aber dieses Gefühl ließ nach, als ich einen Moment später etwas hörte. Einen Schritt direkt hinter mir. Seltsamerweise wusste ich sofort, dass es nicht Sesshomaru war. Abrupt drehte ich mich um und erblickte eine hohe dunkle Gestalt. Ich erkannte die Person nicht sofort, da sie direkt vor dem Kerzenlicht stand, doch als sich meine Augen daran gewöhnten… war ich auch nicht schlauer. Es war ein hochgewachsener Mann, dessen Rüstung mich vermuten ließ, dass es sich um eine Wache handelte. „Du bist doch das Menschenmädchen, welches Sesshomaru-sama mitgebracht hat.“ „Ähm… ja“, antwortete ich unsicher. Noch war mir nicht klar, was nun passieren würde. „Du solltest in dein Zimmer zurückgehen. Selbst in einem Schloss kann bei Nacht etwas passieren. Komm, ich bringe dich zurück.“ Mit diesen Worten legte er sanft seine Hand auf meinen Rücken, um mich zum Gehen zu bewegen. Ich folgte seinem Rat, doch auf halbem Weg wurde mir bewusst, dass wir eine völlig andere Richtung einschlugen, welche gar nicht zu meinem Zimmer führte. Als mein Blick zu seinem Gesicht hochwanderte, konnte ich ein Grinsen erkennen. Ein beunruhigendes Gefühl erfasste mich, weshalb ich ruckartig von ihm zurückwich. „Ich glaube, ich werde selbst zu meinem Zimmer zurück finden. Trotzdem Vielen Dank.“ Ich verbeugte mich rasch und ergriff die Flucht. Zumindest hatte ich das vor, nur dummerweise wurde ich im selben Moment, in dem ich einen Schritt tat, am Oberarm gepackt und ehe ich reagieren konnte, wurde ich in eine dunkle Kammer geworfen. Gerade noch rechtzeitig fing ich mich ab, um nicht allzu schmerzhaft zu landen und da bemerkte ich auch die anderen Männer, welche mich anstarrten. In dem fahlen Licht, das durchs kleine Fenster drang konnte ich ihre Rüstungen sehen und ich wusste sofort, dass es sich auch bei diesen Männern ebenfalls um Wachen handelte. Ein Schauer überlief mich, als ich die gierigen Blicke sah. Misstrauisch wich ich zurück. Die würden doch nicht etwa das machen, was ich dachte, oder? „Freut euch Männer, unser verehrter Lord hat Frischfleisch mitgebracht. Und da Sesshomaru-sama kein Wort zu diesem Mädchen von sich gab, könnt ihr euch die ganze Nacht mit ihr vergnügen“, erklang die Stimme der Wache, die mich herbrachte. Frischfleisch? Vergnügen?, schoss es mir entsetzt durch den Kopf, das konnte doch nur ein schlechter Witz sein. Aber das war es nicht, denn binnen eines Wimpernschlags stürzte sich einer der Männer auf mich, griff nach meinen Händen und hielt sie über meinem Kopf mit einer Hand zusammen, während seine andere nach meiner Kleidung griff, welche ja nur aus einem mickrigen Kimono bestand, und riss sie mir mit einem Ruck vom Leib. Ich schrie so laut auf, wie ich nur konnte, aber als mir plötzlich der Mund zu gehalten wurde und ich mehrere Hände auf meinem Körper spürte, kniff ich angsterfüllt die Augen zusammen. Ich war viel zu aufgewühlt, um meine Mikokräfte einzusetzen, schreien konnte ich auch nicht mehr, meine Beine wurde ebenso festgehalten, ich hörte, wie meine Verbände rissen. Diese Szene glich einem Alptraum und nie hätte ich für möglich gehalten, dass so etwas passieren könnte. Während mit langsam die Tränen kamen und trotz allem verbissen versuchte, mich zu wehren, kam mir der Gedanke, ob Sesshomaru mir deshalb das Verlassens des Zimmers verboten hatte. Aber selbst, wenn dem so war, würde es mir nun nichts mehr nützen. Und diese Erkenntnis ließ meinen Widerstand letztendlich erschlaffen. „Braves Mädchen“, flüsterte einer der Männer. Ein letztes Mal, nur noch ein letztes Mal bäumte ich mich auf, wollte nicht so kampflos aufgeben, aber auch dieses Mal brachte es mir nichts. Doch im nächsten Moment spürte ich einen Luftzug, ich hörte das Aufgehen der Tür und schaute mit glasigem Blick zu der Person, die im Türrahmen stand. Ein lautes Knurren ertönte, ich spürte, wie die Wachen urplötzlich von mir abließen. „Ihr wagt es?“, hörte ich eine Stimme und könnte schwören, sie käme von Sesshomaru. „S-Sesshomaru-sama, w-wir dachten nur…“, stammelte einer, doch die Person ließ ihn nicht zu Wort kommen. „An eurer Stelle würde ich verschwinden, oder…“, ein Knacken ertönte darauf, was mich sehr an das Knacken von Sesshomarus Klaue erinnerte, bevor er jemanden angriff. Ein weiterer Luftzug und plötzlich war es totenstill. Ich blinzelte ein paar Mal, noch immer rannen die Tränen in Strömen über meine Wangen. Ich setzte mich auf und schlang die Arme um meinen Körper, um meine Blöße zu verdecken. Dann wanderte mein Blick langsam nach oben und ungläubig weiteten sich meine Augen, als ich doch tatsächlich Sesshomaru vor mir stehen sah. Sein Blick war wie immer abwertend, jedoch schwang ein leiser Hauch von Wut darin mit. Ich erkannte allerdings nicht, ob sie mir, oder etwas anderem galt. Mit einem Mal schritt er herein und ging an mir vorbei zu einem der Regale. Als er sich mir erneut zuwandte, blitzten für einen Moment seine Augen auf, ehe er mir etwas zuwarf. Ungeschickt fing ich es auf und sofort wurde mir klar, dass es sich um eine Decke handelte. Ich verstand, was er von mir wollte und wickelte mir die Decke um, wie ein Handtuch. Er nickte mir zu und ging wieder hinaus, worauf ich ihm artig folgte. Nochmal wollte ich ihm nicht widersprechen. Der Weg zurück wollte irgendwie gar nicht enden und die drückende Stille machte es kein Stück besser. Erst jetzt fiel mir auf, dass er ebenfalls einen leichten, weißen, locker gebundenen Kimono trug, den er wohl für die Nacht nutzte. Ihn so zu sehen, war irgendwie ungewohnt. Ich ging aus reiner Vorsicht in einigem Abstand hinter ihm, weshalb ich auch glücklicherweise nicht mit ihm zusammen stieß, als wir endlich vor meinem Zimmer ankamen. Er ließ mich zuerst eintreten, folgte mir aber kurz darauf. Ich drehte mich zu ihm um, während ich mich hilflos in meiner Decke festkrallte. Beschämt senkte ich den Kopf. „Es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe“, flüsterte ich fast lautlos, ging aber davon aus, dass er es gehört haben musste. Dass jemals der Tag kommen würde, an dem ich mich beim Halbbruder Inuyashas entschuldigen würde, hätte ich wohl nie für möglich gehalten. In dem Moment, in dem ich meinen Kopf wieder anhob, um ihm in die Augen zu sehen, ging ein Ruck durch meinen Körper und urplötzlich fand ich mich mit dem Rücken auf dem Bett wieder, über mir Sesshomaru. Das alles ging so schnell, dass ich im Reflex die Decke losgelassen hatte, welche nun nicht mehr so ordentlich auf meinem Körper lag, aber dennoch das Wichtigste verdeckte. „Das sollte es auch“, knurrte er. „Wenn du nochmal meinen Befehl verweigerst, wirst du es bereuen, Menschenmädchen. Haben wir uns verstanden?“ Ich nickte hastig und dachte, damit wäre die Sache erledigt. Aber wieso kniete er dann noch immer über mir? Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass sich sein Kimono leicht geöffnet hatte und ich nun einen guten Einblick auf seine Brust-und Bauchmuskeln hatte. Mir wurde schlagartig bewusst, dass er im Gegensatz zu Inuyasha, den Körper eines erwachsenen Mannes hatte. Und durch diese idiotische Tatsache, die mir eben klar wurde, schoss mir aus einem mir unerfindlichen Grund die Hitze in den Kopf. Schnell drehte ich den Kopf weg, damit er es nicht sah, aber wie zu erwarten, bemerkte er es natürlich trotzdem. Man konnte dem Herrn des Westens wohl nichts vormachen. „Tz, typisch Mensch. Ich könnt nicht mal eure Begierde verbergen. Wie armselig.“ Geschockt drehte ich mein Gesicht wieder in seine Richtung, als ich den Spott und die Arroganz aus seiner Stimme hörte. Meine Augen weiteten sich ungläubig, als ich das Grinsen auf seinen Zügen sah. Es war wie ein Faustschlag, den ich nicht auf mir sitzen lassen wollte. Wütend verengten sich meine Augen, während ich mich auf meine Ellbogen stütze, um ihm näher zu kommen. „Du bist echt ein selbstverliebter Arsch, Sesshomaru. Nur weil du vielleicht gut aussiehst, heißt das noch lange nicht, dass gleich jede mit dir schlafen wolle. Ich zumindest nicht. Und entschuldige, dass ich halt nicht wie ein gewisser Dämon vollkommen emotionslos durchs Leben laufe. Was ist denn so falsch daran, Emotionen zu zeigen, kannst du mir das mal sagen?“, keifte ich. Ein plötzlicher Adrenalin-Schub hatte mich erfasst, weswegen mir erst langsam dämmerte, was ich eben gesagt hatte. Doch war es bereits zu spät. Auch seine Augen verengten sich. „Schwäche“, sagte er kalt. Wirr schüttelte ich den Kopf. „Was..?“ Ich hatte den Faden verloren. „Jemand, der Emotionen zeigt, ist leicht angreifbar. Schwächen sind leicht herauszufinden und weiß man sie erst mal, nutzt man sie liebend gern aus. Solltest du das nicht auch schon erlebt haben?“ Auf diese Worte hin erschienen Bilder vor meinem inneren Auge, welche mir seine Worte bestätigten. Kikyo war Inuyashas Schwäche, hübsche Frauen waren Mirokus Schwäche, Kohaku war Sangos Schwäche und die kleine Rin.. war Sesshomarus Schwäche. Als mein Blick erneut den Sesshomarus traf, spiegelte sich Wissen in seinen Augen. „Du hast offenbar verstanden“, hauchte er und da wurde mir plötzlich bewusst, wie nah ich ihm war und abermals spürte ich die Röte auf meinen Wangen. Ich wich mit meinem Gesicht zurück, jedoch folgte er mir und ehe ich mich versah trennten uns nur noch wenige Zentimeter. Seine Hand hatte sich auf meinen Hinterkopf gelegt, weswegen ich nicht weiter zurückweichen konnte. Panisch hielt ich den Atem an, als ich mir spielte verrückt, mein Hirn konnte nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden und der heiße Atem auf meinen Lippen machte es bei Gott nicht einfacher. Befand ich mich im falschen Film oder ging jeden Moment die Welt unter? Das waren meine letzten Gedanken, bevor…. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)