Sommertränen von Kyrana ================================================================================ Kapitel 8: Feuerflakernde Träume -------------------------------- (Rins Sicht) Die letzte Glocke des Tages hatte schon geschlagen als Rin sich durch einen Boteneingang aus dem Schloss schlich und auf der Nordseite dem schmalen Weg für die Dienerschaft folgte. Es war so dunkel, dass Rin kaum sah, ob sie gleich gegen einen Baum laufen würde, weil der Weg unangekündigt eine Biegung machte. Ihre Öllampe hatte sie eigentlich erst unter dem Felsvorsprung anzünden wollen, aber ihr blieb keine Wahl, wenn sie nicht in die Tiefen gerissen werden wollte. Der Weg wurde schmaler und war schließlich bloß noch ein schmaler Pfad zwischen schwarzem Abgrund und kaltem Feld. Ob sie umkehren sollte? Sie straffte sich. Es war gefährlich, ja. Es konnte sie in den Tod reißen, ja. Würde sie einen weiteren Tag riskieren wollen, an welchem die Tasche ihren Weg zu Sesshoumaru finden konnte. Nein, lieber würde sie gleich sterben. Sie bahnte sich weiter und hielt dabei größtmöglichen Abstand vom Felsvorsprung, indem sie sich an die Felswand hielt. Sie würde den Lord bitten, ein Gelände anbringen zu lassen. Arme Hina, die so oft hier entlang musste um Besorgungen zu machen. Sicher gab es auch einen schöneren, sichereren Weg für hohe Sterbliche. Für den menschlichen Adel zum Beispiel. Dennoch, so leicht in den Tod stürzen zu können, bloß weil man einen niedrigeren Stand hatte, war bloße Ungerechtigkeit. Es kam ihr vor wie die halbe Unendlichkeit, bis sie endlich den sicheren Felsvorsprung erreichte, was aber auch an ihrer Müdigkeit liegen mochte. Rin löschte die Öllampe und versuchte, eine einigermaßen bequeme Lage zu finden. Schließlich überwog ihre immer stärker werdende Müdigkeit und sie fand doch noch Schlaf. *** Am Morgen erwachte sie durch unsanftes rütteln. Es war eine ältere Magd, die aussah, als hätte sie Rin lieber in den nahen Abgrund gestoßen, als sich extra zu ihr runter zu bücken. „Wach auf Gör und geh mir aus dem Weg! Was fällt dir ein, den Pfad zu verstopfen?“ schimpfte sie genervt und rückte ihren Beutel zurecht. Rin war nicht sonderlich angetan von ihren Worten, aber im Grunde hatte die Frau schon Recht. Also stand sie auf und murmelte ein paar halbherzige Entschuldigungen. Morgens konnte man es sich am leichtesten mit ihr verscherzen, wobei, war es vielleicht schon Mittag? Die Sonne stand zwar noch nicht sonderlich hoch am Himmel, aber hoch genug, dass sie sich fragte, ob man im Schloss wohl schon nach ihr suchte. Sie schnappte sich den Korb unter dem Felsvorsprung, welchen Hina bereitgestellt hatte und verstaute die Lampe darin. Sie ging an der mürrischen Frau vorbei und zupfte an ihrer Dienerkluft, welche sie ebenfalls von Hina hatte. Dann stieg sie den restlichen Weg hinab. Unten angelangt blieb Rin orientierungslos stehen und versuchte sich die Lichtung vor Augen zu rufen, wo ihre Tasche gelandet sein musste. Entschlossen entschied sie, sich einen Überblick zu verschaffen und nach Lichtungen Ausschau zu halten. Als die Sonne ihren Zenit überschritt, machte sich in Rin Panik breit. Wie sollte sie ihre Tasche nir je finden? Ob sie überhaupt noch da war, oder hatte bereits ein anderer die Tasche gefunden? Was hatte sie sich nur dabei gedacht, die Burg zu verlassen? Sicher würde die Suche nach ihr bald beginnen, wenn es nicht schon der Fall war. Rin seufzte und versuchte sich zu beruhigen, als sie plötzlich die Stelle erreichte am der sie letztes Mal mit Ah-Un hinauf zum Schloss geflogen war. Rin bemerkte die Stelle, an der Sesshoumaru gesessen hatte und spürte plötzlich im Herzen, dass es sich nach Rastlosigkeit sehnte, der ewigen Reise, mit welcher sie aufgewachsen war. Dies war einer der Gründe, weshalb sie Sesshoumarus Angebot abgelehnt hatte, ihr einen Gatten zu suchen, als sie siebzehn wurde. Sie liebte es, die Welt zu sehen, mit ihm. Und wäre Letzteres nicht, würde er ihr kein zu Hause mehr bieten, glaubte sie nicht, je wieder eines zu finden. Sie stellte den Korb, nachdem sie eine belegte Brotscheibe herausgenommen hatte, ab und begann, die grüne Lichtung abzusuchen. Nach einer Weile spürte sie, dass sie jemand beobachtete. Eigentlich konnte sie sich denken wer. Sie drehte sich zum Wald, doch es trat niemand heraus. Sie kaute auf ihren Lippen. Es war Zeit, im Wald zu suchen. Sie suchte sich einen Weg durch den dichten Wald und blickte sich um. Rin konnte ihr Glück kaum fassen, als sie nach kurzer Zeit die Umhängetasche aus den unteren Ästen einem Kiribaum riss. Sie drehte sich um und merkte, dass der Wald um einiges dunkler geworden war. Sie versuchte, den Weg zurück zur Lichtung zur finden, scheiterte jedoch. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie so schnell nicht zurück zum Schloss kam. Sie entfachte ein Feuer und zog ihren Skizzenblock aus der Tasche. Was hatte sie nur neulich geritten, dieses Bild zu malen? Rin öffnete den Zeichenblock und blätterte durch Zahlreiche Landschaften und hielt plötzlich inne. Was sie da gemalt hatte, war ein lächerlicher Traum. Es war an der Zeit, sich davon zu trennen. Auf dem Bild war Sesshoumaru und neben ihm sie selbst. Er hielt sie im Arm und in ihrem Arm war ein Hanyoubaby mit süßen Öhrchen und neben ihr stand ein Junge mit denselben dämonischen Zeichen wie sein Vater, ein Youkaijunge. Sie spürte einen Luftzug und ihre Augen wurden groß, Es war er. Es war ER. Sie spürte ihn. Er sah die Zeichnung! Die Zeichnung von ihm und ihr. Ihre Gedanken kamen in Stoßzügen wie ihr Atem. „Ich hätte es nie Zeichnen dürfen.“ Flüsterte sie und es klang erstickend. „Entschuldige.“ Sie ließ den Block fallen und eine Träne rann ihr übers Gesicht. Als er keinen Laut von sich gab, sah Rin wieder hoch. Da stand er, Sesshoumaru, mit ihrem Block, ihrem Bild. Über dem Feuer aufgefangen. /Es war nur sein Reflex. Es hat nichts zu bedeuten!/ ermahnte sie sich, aber fügte ungewollt ein klitzekleines /oder?/ hinzu. Sesshoumaru musterte das Bild. Sie waren beide glücklich darauf. Dann sah er zu ihr auf und in seinem Blick lag… Verwunderung. „Es wäre falsch…“ sagte er mit rauer Stimme. Rin nickte. Es war absolut falsch, das wusste sie selbst, schließlich… „es wegzuwerfen.“ Die Worte hallten in ihrem Kopf. „W-was?“ Er lächelte. Sie musste Träumen. Sie musste Träumen! Das Feuer flackerte in seinem Gesicht. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Dämmerung vorüber war. Wie lange hatte sie auf das Bild geschaut? Plötzlich umarmte er sie von hinten und flog mit ihr hinauf zum Schloss. Oben angelangt legte er ihr den Block in die Hände und küsste sie sanft. Es ging zu schnell als dass sie hätte den Kuss erwidern können und plötzlich war er fort. (Sesshoumarus Sicht) Ein Reich lastete auf seinen Schultern. Er stammte aus einer mächtigen Familie und doch brachte ihn dieses einfache Menschenmädchen aus der sicheren Ruhe, mit der er sich stehts umgab. Die Zeichnung hatte ihm geschmeichelt. Er hatte sich eingeredet, dass nicht mehr war, aber dass war eine Lüge. Er unterdrückte einen Seufzer und sah frustriert aus dem Fenster. Seine Maske war gefallen. Es war zu spät, es zu ignorieren. Rin hatte die Mauer, die sein Herz umgab überwunden und war zu ihm vorgedrungen. Und irgendwie freute ihn das. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)