Beweisaufnahme von Melmoth ================================================================================ Kapitel 1: Bestandsaufnahme --------------------------- Was sind wir doch für ein erbärmliches Gespann ... Keine Freunde, keine Liebhaber, keine Partner ... einfach nur ein Gespann. Zwei Menschen, die aus irgendeinem absonderlichen Grund aneinander gekettet sind, ohne dass es eine Kette gibt. Zwei Menschen, die sich aneinander klammern und sich gleichzeitig abstoßen. Zwei Menschen, die immer verbunden waren, immer verbunden sein werden und sich doch so unendlich fern sind. Wir sind alles und doch sind wir nichts. Wir sind vieles und zugleich nichts wirklich. Paradox ... Vom ersten Moment an. Wie konnte es so weit kommen? Manchmal glaube ich, es war die Verzweiflung. Wir spürten sie beide. Jeder für sich. Verzweiflung, die wir beide stets zu verbergen versucht haben. Jeder mit der ihm eigenen Maske. Oder war es die Angst? Die Furcht davor, in den Abgrund zu blicken und sich darin selbst zu erkennen? Konnten wir eher einander in die Augen sehen als uns selbst? Wohl möglich war es auch so etwas wie Hoffnung. Der Wunsch auf Erlösung. Der abwegige Gedanke, eine Art Absolution in den Armen des anderen zu erhalten oder etwas zu finden, was man für sich verloren glaubte. Vielleicht war es auch Wut. Nichts als blinder Zorn. Hass auf uns selbst, der verschmolz mit dem verzehrenden Feuer, dass entbrannte, wenn wir aufeinandertrafen? Ein Feuer, das jedes andere Gefühl belanglos erscheinen ließ. Nach uns verbrannte Erde? Sehnsucht ...? Ich weiß es nicht. Ich wusste es nie. Eines der wenigen Dinge, die ich nie ergründen konnte. Als würde sich mein Verstand weigern, diesen einen Punkt zu analysieren. Manchmal glaube ich, dass es besser ist, die Wahrheit nicht zu kennen. Wann hat die Wahrheit denn auch je etwas Gutes hervorgebracht? Sobald man sie sagt, hat sie eine Konsequenz. Vielleicht spielt es auch keine Rolle, warum wir so geworden sind. Ein Gespann. Nein, ich glaube nicht an Bestimmung. So töricht bin ich nicht. Doch die Möglichkeit besteht ... Ist es nicht albern, dass ich so viele Dinge weiß, so viele Sachen klar zu benennen vermag, aber an uns scheitere? Uns ... Gab es das je wirklich oder war es nur eine Illusion? Vom ersten Augenblick an, in dem du in mein Leben getreten bist, warst du ein Vulkan, der unaufhaltsam vor sich hin brodelte, und ich eine geladene Waffe. Der Hahn bereits gespannt. Das Ende vorprogrammiert. Die Würfel gefallen. Wie lange haben wir uns auf diesem Minenfeld bewegt, dass wir selbst geschaffen haben, dass wir selbst sind? Wir haben uns nie etwas geschenkt, oder? Zu keiner Zeit. In keinem Augenblick. Angriff und Verteidigung, Invasion und Gegenwehr. Manchmal so herrlich vorhersehbar. Wer weiß, vielleicht war es am Ende tatsächlich Liebe. Ich weiß, wie albern das klingt. Aber wie heißt es so schön? Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag. Wäre das nicht herrlich? Wenn es das wäre? Einfach nur das? Dann wären wir doch wirklich ein erbärmliches Gespann, oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)