Partner von Rockstar ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Ich versteh‘ nicht, wieso wir nicht einfach darauf gehen können und den Wichser abknallen. Heutzutage hält sich doch eh kein Schwein mehr an die Dienstvorschrift!“ Der 20. derbe Fluch in nicht einmal 5 Minuten. Das muss ein neuer Weltrekord sein. Gleich nach drei Mal Rülpsen, vier anzüglichen Bemerkungen der untersten Schublade gegenüber Prostituierten und genau einen ungemein deplatzierten Witz über die Form meines Hinters. Carter Blake war sonst schon nicht unbedingt das was man einen Charmebolzen nennen konnte, aber innerhalb der letzten paar Stunden hatte er es auf meiner persönlichen „Leute, die ich noch vor Ende diesen Monats umbringen werde“- Liste ganz nach oben geschafft. Wie konnte man allen Ernstes von mir verlangen, mit diesem Gorilla von mauligen und unterbezahlten Polizisten zusammen zu arbeiten? Ich war ein Agent, verdammt nochmal. Ein Profiler des FBI. Ich jagte mit gezückter Waffe und lässig sitzender Sonnenbrille Mörder, Vergewaltiger und andere Subjekte, die man lieber hinter Schloss und Riegel steckte. Aber vielleicht war das auch nur eine Einstimmung auf meinem nächsten Fall. Sollte man mich nämlich jemals damit beauftragen Carter Blake um die Ecke zu bringen, würde ich nicht einmal Gehalt dafür verlangen. „Blake, nun reißen Sie sich zusammen. Ich habe es Ihnen doch erst vor 5 Minuten erklärt.“ gebe ich zurück, eine Spur ungeduldiger als vorher, doch was sonst einen gemeinen Polizisten vor Angst um seinen schlecht bezahlten Arbeitsplatz zittern lassen würde, bringt mir nur einen ungemein abwerteten Blick aus hellgrünen Augen ein. „Mach dich mal nicht nass, Norman. Ich hab die guter Cop, böser Cop Nummer schon verstanden. Du bist der schwanzlutschende gute Cop und ich der arschfickende böse Cop.“ Ich wiederstehe dem plötzlich einsetzenden Drang mir die Schläfen zu massieren – oder ihm einfach den heißen Kaffee ins Gesicht zu schütten. Sein Grinsen spricht Bände und sekundenlang frage ich mich, warum der Origami Killer nicht einfach Blake holen kommt, aber wahrscheinlich hat sogar der sowas wie Geschmack. „Wirklich reizend.“ meine ich darunter bloß, was Blake mit rauer, unbenutzter Stimme leise auflachen lässt, ehe er sich ungeniert über die Stoppeln an seinem Kinn streicht. Mich würde es nicht wundern, wenn jeden Moment ein dutzend Flöhe kreischend darunter hervor krabbeln würde. Er riecht ständig so, als hätte er sich mit dem Toilettenwasser des Polizeireviers gewaschen. Doch vielleicht musste man als Polizist so sein, unleidig und mit einem Geruch wie streunender Straßenköter, es passte irgendwie zu dieser Stadt, von der ich mir mit jedem Tag ein Stück inniger die Sonne zurück wünschte. Es war, als kannte der Regen in diesem Herbst einfach kein Ende. Nicht nur das es viel zu kalt für diese Jahreszeit war, die ganze Stadt schien unter Wasser zu stehen und es gab so gut wie kein Geschäft, dass einem nicht Regenschirme für einen Schleuderpreis hinterher werfen wollte. Ein Blick aus dem Fenster des Streifenwagens sagte mir, dass auch heute keine Sonne scheinen würde. Es war, als ertranke die Stadt allmählich. Ich hoffte nur, Shaun Mars war immer noch am Leben. Bei diesem Regen und dieser Kälte setzte die Unterkühlung des Körpers sehr schnell ein und Shaun Mars war nur ein Kind, ein kleiner Junge von kaum 10 Jahren… „…en. Norman!“ Eine raue Stimme direkt an meinem Ohr und der Geruch nach Polizei Toilette und irgendetwas dass vor 10 Jahren wohl ein After Shave gewesen war und seine Haltbarkeit längst verloren hatte, so dass es roch, als hätte man sich hingebungsvoll mit einem toten Fisch eingerieben. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen und als ich wie aus Reflex ein Stück mehr zur Tür heran rutschte, lacht Blake erneut sein bellendes Lachen, dass mich immer an einen struppigen Köter erinnert, der jeden Fremden anknurrt, ehe er dazu übergeht ihm ans Bein zu pinkeln. „Blake, könntest du…könntest du vielleicht einmal baden? Das ist die Sache mit dem Wasser und der Seife, falls du das vergessen haben solltest.“ Wieder ein abwertender Blick aus grünen Augen, ehe er sich zurück lehnt und gemütlich an seinem überzuckerten Donut zu nagen beginnt. „Und dann zieh ich mir ein frisches Hemd und neue Socken an, nur für dich, Liebling. Aber sicher doch.“ Einen Moment lang bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn nicht wegen seiner Dreistigkeit einfach erschlage, doch macht sich das erschlagen von knurrenden Straßenkötern schlecht in meinen Lebenslauf und im Prinzip machte ich meinen Job sogar echt gerne. Man musste auch schon ein wenig masochistisch veranlagt sein dafür. Wahrscheinlich war ich deswegen auch mit Balke in ein Team gesteckt wurden. „Sie wissen schon, dass das Ding was sie da gerade in sich hinein spachteln mehr Kalorien hat, als Sie in 2 Stunden abtrainieren können? Wenn Sie eines Tages Diabetes bekommen, fangen Sie ja nicht an zu heulen.“ bemerke ich kühl und sehe beim Richten meiner Krawatte aus dem Augenwinkel, wie man sich klebrigen Zuckerguss vom Daumen leckt und dann ein schiefes Grinsen mit einem gelben Eckzahn offenbart. „Jetzt sind wir wieder beim „Sie“? Schade. Dabei mag ich das du. Dann klingst du immerhin nicht mehr, als hätte man dir beim vögeln einen Stock in den Arsch gesteckt. Hast du eigentlich 'ne Freundin, Norman? Du siehst schon irgendwie 'nen bisschen schwul aus…ist der Anzug eigentlich so 'ne FBI Macke?“ Ich hasse ihn. Ich hasse ihn und sein widerliches Schandmaul und dass er sich alle 5 Minuten über irgendetwas beschwert, sei es das Wetter, seine Arbeit, den Präsidenten oder meine Art, meine Sonnenbrille zum Scannen der Umgebung aufzusetzen – er ist wie das knurrige, dicke Kind dass keiner haben will weil es alle in den Wahnsinn treibt. Leise atme ich also durch und lenke meinen Blick wieder zurück auf das Hochhaus, das wir nun schon seit 3 Stunden beobachten. Wenn dieser Fall abgeschlossen ist, mache ich Urlaub. Und ich bettete inständig, dass meine Nerven bis dahin durchhielten, denn irgendwie hatte ich den dummen Verdacht, dass mir mein Tripto in diesem Fall auch nicht viel helfen konnte. Hoffentlich hielt Shaun Mars durch. Komm schon, Junge. Nur noch ein bisschen… „Wir retten den Jungen schon. Mach dich locker. Notfalls prügel ich dem Wichser einfach die Scheisse aus dem Hirn, wenn wir ihn geschnappt haben. Dann stopfe ich ihn mit seinen verdammten Origamis aus und du kannst Fox Mulder like die Lorbeeren einheimsen. Aber zieh nicht mehr dieses schwule Gesicht. Das macht mich wahnsinnig. Ist wie 'ne verdammte Katze, die keiner lieb hat.“ …bitte was? Doch als ich dieses Mal zu ihm rüber schaue, und darüber sogar vergesse einen Schluck Kaffee zu nehmen, schaut er nicht zu mir zurück, sondern starrt verbissen auf die Fensterfront des schäbigen Wohnhauses, wo sich unseren Informationen zu Folge Jemand aufhielt, der mit dem Origami Killer zusammen arbeitete. Ich starre ihn an, zu meinem Ärger volle 10 Sekunden, doch alles was Blake ist, mürrisch den letzten Bissen seines Donuts zu verspeisen und sich dann rülpsend über den Bauch zu kratzen. Blake sagt nichts mehr, aber für einen Moment weiß ich, wieso wir Partner geworden sind. Wieso wir zusammen arbeiten, obwohl wir nicht einmal 30 Sekunden in einem Raum miteinander sein können, ohne uns gegenseitig die Köpfe einschlagen zu wollen. Ich hasse ihn und er hasst mich. Er ist unsauber, ein Trampeltier und empfindet jeden Furz den er hinterlässt als eine „Duftwolke der Inspiration“. Doch er war auch der einzige Mensch, bei dem ich jemals erlebt hatte, dass er so genau aufzupassen schien, was hinter meiner Stirn vor sich ging. Als ich Blake meinem Kaffee wortlos entgegen strecke, sind seine grünen Augen eher prüfend als abwertend und er setzt den Becher zwar an die Lippen, aber trinkt nicht sofort. „Gegen den Diabetes. Der Kaffee ist ungesüßt.“ Ein gelblich verfärbter Eckzahn unter einem schiefen, wölfisch anmutenden Grinsen, welches noch im gleichen Moment hinter einer Fuhre schwarzen, dampfenden Kaffees verschwindet. „Du bist echt so 'ne Prinzessin, Norman.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)