Life in the Darkness - Es hört niemals auf von Little-Cherry (Teil 3) ================================================================================ Kapitel 9: Überreden muss gelernt sein -------------------------------------- 9. Überreden muss gelernt sein   Es klingelte. Warum klingelte es? Nein. Er stand nicht auf. Dieses Mal nicht. Er würde den gesamten Tag in seinem Bett verbringen. Das hatte er sich fest vorgenommen. Im Büro hatte er sich bereits krank gemeldet. Man hatte es gefasst aufgenommen. Er wusste aber, dass es seinem Vater nur recht war, dass er sich eine Auszeit nahm. Eigentlich hatte dieser schon lange darauf gewartet, dass er mal eine Pause einlegte. Er aber konnte, wollte dies nicht. Bei der Arbeit bekam er einen freien Kopf, zu Hause dachte er nach. Doch nun hatte er seinen Kopf ausgeschalten. Eigentlich hatte er immer gedacht, dass das gar nicht ging, jedoch klappte es erstaunlich gut. Wieder klingelte es. Warum klingelte es? Er wollte doch nicht aufstehen. Man sollte ihn endlich in Ruhe lassen. Gönnte man ihm dies nicht einmal? Er wollte nicht an die Arbeit denken. Er wollte nicht an die Vergangenheit denken. Er wollte nicht an die Gegenwart denken. Er wollte nicht an die Zukunft denken. Aber vor allem wollte er nicht an sie denken. Nein. Eigentlich wollte er an gar nichts denken. Warum ließ man ihn also nicht in Ruhe? Wer stand da überhaupt vor der Tür? Mittlerweile klingelte es Sturm. Genervt erhob sich Shikamaru. Vorbei war es mit seiner Ruhe, vorbei war es mit dem ausgeschalteten Kopf. Egal, wer da vor seiner Tür stand, er würde dieser Person die Hölle heiß machen. Er würde ihr an den Kopf werfen, was sie ruiniert hatte. Dann würde er die Tür zu schmeißen und versuchen, sich erneut der Stille hinzugeben und an nichts zu denken. Das nahm er sich fest vor, auch wenn er genau wusste, dass das nichts werden würde. Doch träumen, ja träumen das war das einzige, was man noch frei durfte. Was wäre eine Welt ohne Träume? Ein nichts, denn nur durch Träume lebte ein Mensch. Noch einmal schloss Shikamaru seine Augen. Vielleicht sollte er sich wieder zurück in sein Bett legen. Irgendwann würde der Quälgeist schon aufgeben. Shikamaru war schon dabei umzudrehen, als eine ihm bekannte Stimme erklang.   „Shikamaru, mach endlich die Tür auf! Ich weiß, dass du da bist!“, schrie sie. Er seufzte. Vorbei war es mit seinem genialen Plan. Da gab es kein Entkommen. Er konnte sich sogar vorstellen, dass sie ihm die Tür eintrat, wenn er sie nicht freiwillig öffnete. Aus diesem Grund atmete Shikamaru noch ein Mal tief ein, bevor er schließlich genervt die Tür öffnete. „Was wollt ihr hier, TenTen?“, fragte er sie, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Woher er wusste, dass auch Neji da war? Intuition. Vorahnung. Wissen. Wenn TenTen bei ihm aufschlug, war Neji meist nicht weit. Eigentlich schleifte die Braunhaarige ihren Freund immer zu ihm mit, weil sie der Meinung war, dass er näher an ihn heran kam, als sie. Doch eigentlich lag sie damit falsch. Es interessierte ihn nicht, was sie sagten. Meistens, nein eigentlich immer ging es um Temari, zumindest wenn TenTen dabei war. Neji wollte eigentlich nur sehen, wie es ihm ging, mit ihm ein Bier trinken oder Fußball gucken. Was Männer halt taten, wenn sie zusammen waren. Meist war er ihm für diese Ablenkung dankbar. Nur über Temari sprach er nicht. Seine Freunde hatten dies akzeptiert, nur TenTen konnte einfach nicht locker lassen. Dabei reichte es doch, wenn er sich mit seiner toten Ex-Freundin darüber auseinandersetzten musste. Denn immer häufiger erschien ihm die blonde Schönheit in seinen Träumen. Shikamaru wusste nicht, was er machen sollte, damit sie verschwand, hatte er doch noch niemanden davon erzählt. Was sollte er auch sagen? Hey Leute, Ino erscheint in meinen Träumen und verlangt, dass ich wieder mit Temari zusammen komme. Das klang doch völlig verrückt. Nein. Es klang nicht nur verrückt, es war es auch. Aber was sollte er machen? Shikamaru wusste keinen Weg aus dieser Situation. „Shikamaru, willst du uns nicht erst mal rein lassen?“, fragte TenTen so lieblich wie möglich. Shikamaru aber gelang es einen Blick hinter ihre Maske zu werfen.   „Nein, erst sagst du mir, was ihr wollt, denn dann kann ich die Tür wieder schließen, wenn es um Temari geht“, erwiderte er. Es genügte ihm ein Augenblick, um zu sehen, dass er Recht behielt. Es würde um Temari gehen. Um was auch sonst?!   „Es geht also wieder um Temari“, stellte er fest. „Dann könnt ihr auch gleich wieder gehen. Ich habe schon oft genug gesagt, dass ich nicht darüber reden will.“ Das, was aber dann kam, hatte Shikamaru nicht vorhergesehen. Es war neu und unerwartet.   „Shikamaru, wir wollen nur noch einmal mit dir reden, danach lassen wir dich in Ruhe“, versicherte ihm nun auch Neji. Shikamaru aber schüttelte den Kopf.   „Wer sagt mir, dass ihr mich dann wirklich in Ruhe lasst“, konterte er.   „Du bist so stur, Shikamaru. Du bist noch schlimmer als sie“, beschwerte sich TenTen, Neji aber strafte sie mit einem bösen Blick.   „Ich denke, es ist besser, wenn wir das im Haus klären und nicht vor der Tür, meinst du nicht auch Shikamaru?“, erwiderte der Hyuuga schließlich. Shikamaru seufzte. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte zu widersprechen oder weiter zu diskutieren. Sie würden erst Ruhe geben, wenn sie miteinander gesprochen hatten, wenn sie das losgeworden waren, was sie ihm mitteilen wollten. Wollte er heute also noch seine Ruhe haben, so blieb ihm nichts anderes übrig als die Störenfriede hinein zu lassen und sich seinem Schicksal zu ergeben. Da er heute noch viel geplant hatte, nämlich den Tag mit nichts tun zu verschwenden, trat er zur Seite, damit sie an ihm vorbei treten konnten. Während die beiden also eintraten und sich ihre Schuhe auszogen, ging er schon einmal vor ins Wohnzimmer, um es sich dort auf einem Sessel bequem zu machen und darauf zu warten, dass die beiden zu ihm stießen und ihm endlich sagten, was so wichtig war. Als TenTen und Neji aber im Wohnzimmer auf dem Sofa Platz genommen hatten, schwiegen sie. Auch Shikamaru sagte nichts. Gespannt sah er zu den beiden, fragte er sich doch, was sie von ihm wollten, dass es sogar TenTen die Sprache verschlug. Es musste etwas wichtiges sein und doch etwas, was ihm nicht gefallen würde, sonst ergäbe das Verhalten gar keinen Sinn. Umso länger sie so schweigend da saßen, desto mehr beschlich Shikamaru das Gefühl, dass er gar nicht wissen wollte, was sie ihm sagen wollten. Jedoch schien es auch so, als wären sich die beiden nicht mal einig darüber, was sie ihm sagen sollten, denn immer wieder tauschten sie Blicke aus, durch die sie sich zu streiten schienen. Egal worum es ging, wenn sie sich nicht beeilten, würde er sie früher oder später doch noch heraus werfen, wobei ihm früher lieber war als später. „TenTen, sag mir endlich, weshalb ihr hier seid!“, fuhr Shikamaru die Brünette nach einer Weile an.   „Ist ja schon gut, Shikamaru“, erwiderte TenTen genervt.   „Ihr wolltet mit mir reden, nicht ich“, erinnerte er sie ebenso genervt.   „Es ist halt schwer über ein Thema mit dir zu reden, von dem du nichts hören willst“, erklärte sie.   „Dann lass es doch einfach sein und geh“, konterte Shikamaru. TenTen aber schmunzelte nur. „Ich werde erst gehen, wenn ich dich überzeugt habe, das hab ich Gaara und Kankuro versprochen“, meinte sie.   „Ach und wie willst du das machen?“, fragte er spöttisch. „Willst du mir wieder davon berichten, wie schlecht es ihr ohne mich geht? Oder soll Neji mir erneut vor Augen halten, wie sehr ich mich verändert habe? Was hast du vor, TenTen? Hast du nicht schon so vieles versucht? Bist du nicht schon so oft gescheitert? Wann gibt’s du endlich auf?!“ „Niemals“, murmelte sie. Natürlich wusste sie, dass sie eigentlich schon alles versuchte hatte, dass es vermutlich auch dieses Mal nichts bringen würde, außer sie sprach das Tabuwort aus. Jedoch hatte sie allen versprochen nichts zu sagen, auch wenn fast alle der Meinung waren, dass es das Richtige war. Es war zum verrückt werden. Sie hatten das Mittel, um die beiden wieder zusammen zu bringen, durften es aber nicht anwenden. Der Glaube der Jungs war dämlich. Egal, was passiert war, Shikamaru würde Temari mit einem Kind nicht sitzenlassen. Niemals! Dafür liebte er sie zu sehr. „Warum schaffst du es nicht, ihr zu verzeihen?“, fragte sie schließlich. Shikamaru schloss die Augen und seufzte. Hatte er ihr das nicht schon so unzählige Male versucht zu erklären? Musste es auch noch ein weiteres Mal sein? Ihm schien so.   „TenTen, wann verstehst du das endlich?! Es geht mir nicht ums Verzeihen. Es ging nie ums Verzeihen, hätte sie es mir von Anfang an gesagt, hätte ich nichts gemacht. Ich wäre bei ihr geblieben und hätte versucht es zu vergessen. Ich hätte es vergessen, weil ich sie über alles liebe…“   „Und warum tust du es einfach nicht?“, unterbrach sie ihn. Wieder seufzte Shikamaru diesmal ein wenig genervter.   „Könntest du mich bitte ausreden lassen!“, fuhr er sie an. „Es ging mir nie ums Verzeihen, weil das, was zählt, was mir wichtig ist, Vertrauen ist. Wie soll ich ihr je wieder vertrauen können? Ich habe ihr mehrmals die Chance geben, mir die Wahrheit zu sagen, doch sie hat nie diese Chance genutzt. Vertrauen ist das wichtigste in einer Beziehung. Ohne Vertrauen macht das ganze keinen Sinn und darum gehe ich auch nicht zu ihr und versöhne mich mit ihr, weil ich nicht weiß, ob ich ihr je wieder vertrauen kann.“ „Wenn du es nicht weißt, warum versuchst du es nicht einfach?“, erwiderte TenTen.   „Weil er dadurch zwei Herzen auf einmal bricht und es weder ihr noch sich selbst antun möchte“, erklärte Neji.   „Wenn er es aber nicht tut, gibt es auch zwei gebrochene Herzen“, konterte TenTen.   „Ich werde ihr aber nicht noch einmal Hoffnung machen, um sie dann wieder zu zerstören. Du hast doch gesehen, was dabei herauskommt. Egal, was du sagst, ich werde nicht mehr mit ihr reden“, meinte Shikamaru.   „Du bist so ein Feigling, Shikamaru!“, fuhr sie an. „Hast du schon mal von dem Spruch: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, gehört? Temari braucht dich!“, sagte sie eindringlich. Shikamaru verschloss sich ihr aber. Wie immer.   „TenTen, sieh es endlich ein, Temari ist mir egal“, versicherte er. TenTen lachte.   „Klar und darum macht dich das Ganze auch so fertig! Merkst du gar nicht, wie dich das alles von innen zerstört?“, lachte sie, wobei es kein fröhliches sondern ein trauriges Lachen war. „Temari braucht nicht nur dich, sondern auch du sie. Ohne einander könnt ihr nicht glücklich werden.“ Shikamaru schnaubte.   „Ich brauche Temari nicht, um glücklich zu sein. Das bin ich auch so. Und Temari braucht mich nicht, sie hat genügend andere Menschen, die für sie da sind.“   „Glaub mir Shikamaru, sie braucht dich mehr als jeden anderen“, erwiderte TenTen bitter. Shikamaru verstand nicht. Doch er verstand. Er verstand, dass dort mehr hinter stecken musste, dass sie ihm etwas sagen wollte, nur wusste er nicht, was. Auch Nejis gezischtes „TenTen“ verstärkte diesen Eindruck. Aber warum sprach sie dann nicht Klartext? Warum sagten sie ihm nicht einfach, was Sache war. Das wäre doch wesentlich leichter als diese Geheimniskrämerei. Da verstand doch kein Mensch etwas. Zumindest er verstand nicht, was sie ihm sagen wollte. Außerdem ging ihm das ganze mittlerweile mehr als nur auf die Nerven. „TenTen, sag mir endlich, was du mir sagen willst oder verschwinde! Ich habe kein Lust mehr auf dieses Theater“, sprach er schließlich Klartext. TenTen aber zögerte. Sie wollte ihm etwas sagen, das sah er ihr an, doch Neji hinderte sie daran.   „TenTen, du hast ihnen versprochen, dass du nichts sagen wirst, also halt dich daran“, wies er sie zurecht.   „Er hat aber ein Recht darauf, es zu erfahren“, erwiderte sie.   „Wir haben abgemacht, dass wir es ihr nicht abnehmen dürfen!“   „Und trotzdem ist es falsch.“   „Das ändert nichts daran, dass du das nicht bestimmen kannst.“   „Es würde alles leichter machen.“   „Du weißt, dass es nicht stimmt.“ Schweigend lauschte Shikamaru den beiden, doch irgendwann genügte es ihm.   „Worum zum Teufel geht es hier?“, schrie er sie an. Erschrocken sahen Neji und TenTen ihn an. Es kam wirklich nur sehr selten vor, dass der ruhige junge Mann die Fassung verlor. Tat er dies, so lief etwas falsch. Und es lief gewaltig etwas falsch. Das wusste jeder, der in diesen Konflikt verwickelt war. Sie alle wussten, was richtig und was falsch war, doch keiner tat das Richtige. Vielleicht gab es ja auch wirklich nicht die optimale Lösung. Vielleicht war das alles ein Glücksspiel, von dem niemand wusste, wie es enden könnte. Jeder hatte eine Vermutung. Jeder dachte, sein Weg wär der Richtige. Doch was dabei herauskam, würde man erst am Ende erfahren, oder nie, denn jedes Glücksspiel brachte seine Risiken, so vieles konnte es zerstören, doch ging es hierbei um das Leben zweier Menschen. Doch irgendwann war es für TenTen zu viel. Sie hatte keine Lust mehr auf diesen ganzen Mist, sie wollte endlich den richtigen Weg gehen. Sie wollte ihrer besten Freundin dabei helfen, ihr Glück neu zu finden.   „Temari ist schwanger, du Idiot“, fuhr sie ihn an. Hosted by Animexx e.V. 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