Waking up von Lie_Majesty (in another world?) ================================================================================ Kapitel 1: Die Leiche im Sarg ----------------------------- Waking up Chapter 01 , Die Leiche im Sarg   Oftmals öffnen wir die Augen und sehen uns verwirrt um, wir erwachen in unserem Zimmer, was uns im ersten Moment völlig fremd erscheint. Erst nach einigem Blinzeln erinnern wir uns, wir sind Zuhause.   Wir wachen auf, an fremden Orten. Weil wir nicht wissen, wo wir zuvor unterwegs gewesen waren. Welchen Weg wir derweil zurückgelassen haben. Wir wachen auf! Ohne zu wissen, wer wir überhaupt sind, in der festen Überzeugung uns unserer selbst sicher sein zu können. Aber im Grunde wissen wir nichts über das, was wir sind,  nur -   Es war kaum auszuhalten. Tagsüber stöhnte der Typ herum, als würde man ihn einen Pflock durchs  Herz stoßen, dabei schlief er schon seit Jahrhunderten!  Sein anfängliches Schmerz empfinden, war jedoch ein Zeichen dafür, dass sein Bewusstsein am Erwachen war. Es sollte wirklich nicht mehr lange dauern, bis die Leiche ihre Augen aufschlagen wurde und - aber! musste man deswegen solch ein Theater machen!? Genervt schlug Leo sein Buch zu und biss die Zähne zusammen, um sich besser abregen zu können und nicht gleich sein Buch gegen die nächstbeste Wand zu schmettern. Seit ungefähr 12 Tagen stöhnte die Leiche im Sarg, die er dort boshafter weise platziert hatte, gequält herum und erinnerte mehr an einem Poltergeister, als an das was er eigentlich sein sollte. Man konnte das nervige Stöhnen im ganzen Schloss hören, zumindest Leos empfindliche Ohren waren dazu unglücklicherweise in der Lage. Den anderen Vampiren schien es eher weniger zu stören. Levi hatte schon gemeint dass er ihn einfach in ein bequemes Bett verfrachten sollte, da er dort vielleicht besser schlafen würde. Leo weigerte sich allerdings dieser „Leiche“ jeglichen Komfort zu gönnen. Nachts über war es ja noch auszuhalten, da er es doch schaffte sich besser ablenken zu konnte. Tagsüber hingegen schien der Störenfried erst richtig aktiv zu werden,  und zwar immer dann! wenn er sich zum Einschlafen eine hübsche Geschichte gönnen wollte. Das Einzige was in dieser Situation half, wie er heraus gefunden hatte, war es sich etwas mit ihm zu beschäftigen. . . Deutlich unmotiviert erhob sich Leo von seinem Bett, warf die Bettdecke beiseite und machte sich barfuß auf den Weg zum dunklen, kalten Raum indem der Sarg lag. Neben diesen bequemte er sich auf einem dunkelrot gepolsterten, prunkvoll dekorierten Ohrensessel und schlug erneut sein Buch auf. Die Leiche, oder auch Zombie genannt, lag im Sarg mit geschlossenen Augen und blau angelaufenen Hals. Stellenweise war die immer noch offene Bisswunde dunkelblau und etwas rot angefärbt. Ein Anblick der den jungen Baskerville bereits vertraut und keineswegs fremd war. Leo lebte allerdings erst seit zarten Dreihundertvier Jahren und er wusste, dass der Typ im Sarg gute 400 Jahre und ein paar Zerquetschte alt sein musste, zumindest hatte ihm das einmal Oswald erzählt. Die Leiche hatte auch bisher keinen Namen und war, anders als er oder die restlichen Familienmitglieder, ein Halbvampir. Er wurde als Mensch geboren und wurde dann von einem Mitglied ihrer Familie, aus welchen Gründen auch immer, gebissen und am Leben gelassen. Vor langer Zeit hatte sich ihre Rasse den Genuss von Menschenblut entwöhnt, da dies nur Probleme und kriegerische Auseinandersetzungen nach sich gezogen hatte.  Inzwischen ernährten Sie sich ausschließlich nur noch von gewöhnlichem Tierblut. Selbst wenn es doch zu einem Biss kam war das äußerst selten und wurde strafrechtlich von Vampiren und  Menschen gleichermaßen verfolgt. Selten verbarg sich hinter einen Biss allerdings die Absicht einen Menschen zu töten. Wäre dies ihre Intention so würden sie es schon so geschickt einfädeln, dass keinerlei Spuren auf sie zurück fallen würde. Ganz davon abgesehen dass sie den Menschen allein schön kräftemäßig weit überlegen waren und ein Biss gar nicht in ihrer Notwendigkeit stand. Wurde jedoch ein Mensch gebissen und nicht ordentlich ausgesaugt, also am Leben gelassen, blieb das zurück, was ihm schlaflose Tage bereitete. Ein halbtoter Leichnam. Anders als Menschen waren Tiere deutlich unkomplizierter. Sie jagten einen eher weniger bis gar nicht und ließen sich auch besser fangen. Sie waren ihrer Rasse nicht so erschreckend ähnlich und verwandelten sich ebenso wenig in halbe Zombies. Entweder erlagen sie dem Blutverlust der Bisswunde oder erholten sich wieder und lebten ihr Leben wie bisher weiter. Allerdings tötete man die Tiere inzwischen bewusst, bevor man sie als Mahlzeit verzehrte. Es lag schließlich nicht in der Absicht der Vampire ihre Mahlzeiten zu quälen und jämmerlich verenden zu lassen. Leos Blick schweifte wieder zu dem Zombie zu seinen Füßen. Gewöhnlich schliefen solche Halbleichen zu allem Übel auch noch rund 150 Jahre und erwachten dann völlig verwirrt, um ein riesiges Chaos an zu stellen- zumindest stand dies in einigen Memoiren drin, die er aufgrund dieses Themas durchstöbert hatte. Man sollte ja für jeden Fall gewappnet sein, denn im Grunde bedeuteten wenig erforschte Spezies nur eines: jede Menge Ärger. Um ehrlich zu sein, hatte der junge Baskerville noch nie einen Halbblut gesehen. Der, der im Sarg vor sich her rottete, schlief bereits seit ungefähr vierhundert Jahren, was eine ungewöhnlich lange Zeit war.  Wer wusste schon was dieser träumte, wenn er dies überhaupt tat! Levi vermutete sogar, dass er erst gar nicht wieder aufwachen wollte. Allein die Vorstellung, dass dieses Halbblut frei darüber bestimmen könnte, wann und wo es ihm bequemte seinen Mittagsschläfchen zu unterbrechen, erschien ihn als schlichtweg lächerlich. Leider hatte Leo nichts über das vorherige Leben der Leiche heraus finden können, da derjenige, der ihn gebissen hatte bereits verstorben war. Angeblich hatte ihn ein Vampirjäger ermordet. Es war zwar unüblich, dass Menschen heute noch als Vampirejäger existierten, aber es gab sie durchaus noch. Allerdings wurde diese Gattung Mensch über die Jahrhunderte immer weniger und war im heutigen Zeitalter kaum mehr als eine Legende. Internet, I-Pod und andere soziale Netzwerke lenkte die Menschen vom guten, alten „Aberglaube“ gewissenhaft ab - oder die inzwischen recht beliebten „Vampir-Bücher!“ Ein gequältes Stöhnen riss den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken heraus. Seufzend schlug der junge Vampir sein Buch, „Ich Adrian Mayfield -  Versuch einer Liebe“ auf und fing ruhig an halblaut an vorzulesen. Leo gewann dadurch den Eindruck, dass die Leiche etwas ruhiger zu werden schien. Inzwischen war er an der Textstelle angelangt, wo Adrian fast schon mit Vincent schläft, dieser aber inne hält, weil er Angst hatte Sodomie zu begehen. Wie konnte man sich bloß nur so anstellen!? , schoss es Leo durch den Kopf.   Bevor wir unsere Augen öffnen, erwacht unser Bewusstsein. Blind versuchen wir uns zu orientieren wohin wir geraten sind.     Völlig vertieft und sich über die Hauptcharaktere aufregend fuhr Leo unbeirrt weiter mit seinem Text. Er hatte vergessen die schweren Vorhänge des Raumes zu zuziehen, weshalb auch bald die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen. Der Vampir war aber so in seiner Lektüre versunken, dass er dies sowieso nicht bemerkte, ebenso wenig  das die gedämpften Laute, der Leiche, allmählich leiser geworden  waren und diese verwirrt und noch völlig benommen aus ihren Schlaf erwachte.   Angst?   Wofür auch? Das Buch war gerade an einer echt spannenden Stelle!   Vor dem Erwachen oder weiter schlafen? Kapitel 2: Es ertönte ein Schundroman ------------------------------------- Chapter 02, Es ertönte ein Schundroman   Als ich zu mir kam, War alles um mich herum dunkel, Ich rief in die Leere hinein, Und hörte meine eigene Stimme nicht. Es gab Etwas, was alles um sich herum verschlang, Ich bekam Panik, fürchtete mich davor zu verschwinden, Und schlug um mich. Irgendwo musste es doch einen Ausweg geben, Irgendwie musste ich doch hier her gekommen sein.   Von weit her drangen gedämpfte Geräusche an sein Ohr. Sie schienen so weit weg, dass man Gefahr lief sie  überhören zu können. Ein anderes Mal waren sie aber so nahe, dass er den Versuch wagte sie zu verstehen-und entziffern zu wollen, selbst der pochende Schmerz, der durch seinen Körper stach, schien in diesen Momenten nichtig. Manchmal war es ihm fast schon so als könne er sie verstehen, dann aber entfernten sich die Worte wieder und wurde unverständlich, bis sie sogar gänzlich verschwanden. Aber nicht nur die Stimme und der Schmerz in seinem Körper waren Teil seines dunklen Lebens, manchmal tauchten auch Bilder und fremde Gefühle in ihm auf. Es waren Fetzen alter Erinnerung, ebenso undurchdringlich und verschwommen wie der Klang der weiten Stimme. So unverständlich, wie alles Andere auch. Diese Erinnerungen waren jedoch viel schlimmer. Sie quälten ihn, ließen nicht von ihm ab und hefteten sich, wie Blutegel, an sein Bewusstsein. Sie waren so unerträglich, dass er  das Gefühl  hatte zu verbrennen. Wenn diese Panik in ihm hochstieg, wäre es ihm lieber, sich erneut von dem pochenden Schmerz in seinem Körper ablenken zu lassen oder darauf zu hoffen, dass  er erneut die anstrengende Suche nach dem fremden Klang begann.   Bin ich ermüdet einen Ausweg zu suchen, Mich gegen dieses Nichts zu wehren, Warum laufe ich dann noch immer durch sie hindurch?   Von weit her konnte er diesen tatsächlich bald wieder hören und versuchte immer näher an ihn heran zu dringen, mehr. Er wollte sich selbst nicht länger ertragen müssen. Der Versuch verzweifelt aus dieser Dunkelheit zu entkommen, es gelang ihm einfach nicht!! Mehr, er musste sich mehr Mühe geben.   Ich stoße gegen kalte Wände, Freue mich, triumphiere, Laufe an ihnen entlang und versuche sie an einer Stelle aufzureißen.   Um ihn herum war es so kalt, er spürte seinen Körper, so schwer. Langsam näherte er sich den Worten, erkannte ihren Tonfall.   Die Wand gibt nach, Ich drücke und rufe: ich bin noch hier! Ich habe ein Leben das auf mich wartet, Mein Leben . . . ?   Elliot spürte, zum allerersten Mal seit langer Zeit, die Existenz einer anderen Welt, außer der seinen. Ehe er sich dieser jedoch voll und ganz bewusst werden konnte, verlor er erneut seine Besinnung. Das nächste Mal, als er zu sich kam, war es wieder still um ihn herum, es dauerte aber nicht lange bis er die Stimme wieder fand und versuchte sie zu greifen. Es fiel ihm viel leichter ihr zu folgen. Sie deutlicher zu verstehen. Erneut diese Welt zu berühren.   »-Und während unsere Lippen Distanz wahrten, drückte ich mich fest an ihn, da, wo er so warm war, als hätte er Fieber, und ebenso steif wie ich.«   Völlig benommen und verwirrt versuchte er seine Augen zu  öffnen. Sie waren so schwer. So fremd. So mühselig zu dominieren. Einen kleinen Spalt Licht erkämpfte er sich, nur um diesen gleich wieder erlöschen lassen zu wollen. Das Sonnenlicht, dem er ausgesetzt wurde, bohrte sich mit beißendem Schmerz in seine empfindlichen Pupillen hinein. Es brannte höllisch hinter seinen Lieder und färbte die gewohnte Dunkelheit erst mit roten und anschließend mit Gelb, Blauen Stichen. Es schien ewig zu dauern ehe sich der Stich linderte, der durch seinen Kopf geschossen war. Nur langsam und zögerlich traute sich der Halbvampir an einen weiteren Versuch, seine Augen zu öffnen. Am liebsten hätte Elliot sich mit seinem Arm vor dem Licht geschützt, sein Körper war aber noch so schwer dass er ihm nicht gehorchte. Den dumpfen Schmerz allerdings spürte er noch, nur wurde ihm immer mehr bewusst, dass dieser von seinem Hals ausgehen musste. Es juckte! Die Stimme schien nichts von seinem Kampf bemerkt zu haben und erzählte unbeirrt weiter. Elliot brauchte lange um klar im Kopf zu werden und die Worte zu sich durchdringen zu lassen, was immer noch nicht so recht gelang. Zumindest kehrte allmählich das Gefühl für seine Fingerspitzen zurück. Er unternahm den Versuch diese zu bewegen, zumindest zu zucken. Es war jedoch leichter gedacht als wirklich getan, sein Körper fühlte sich an wie Eis. In diesem Zimmer war es sowieso unerträglich kalt!! Der weiße Schleier, vor seinen nun geöffneten Augen, formte die Umgebung um ihn herum schlichtweg als unkenntlich.   »Er lag da, so nackt, so betrunken, so ganz und gar mein. Bereit, geküsst zu werden, gevögelt . . .«   Immer wiederholte er in Gedanken diesen Satz und versuchte zu verstehen was dieser aussagte. Nur langsam wurde er sich dessen Bedeutung bewusst und dessen schockierenden Inhalt. Sodomie schallte es in seinem Kopf wieder! Völlig erschrocken drehte sich plötzlich der Kopf des Halbbenommenen zur Seite und versuchte zu erkenne WER es war, der halblaut solch einen Schund vor sich her redete. Natürlich tat es weh den Kopf zu bewegen, ein wunder dass es ihm überhaupt gelungen war. Nach und nach erst bemächtigte er erst seines Körpers , dem es immer noch schwer fiel ihm zu gehorchen. Das Licht blendete. Kopfschmerzen. Das Rauschen in seinen Ohren…. Unruhig versuchte er herauszufinden wo er überhaupt war, wer die Stimme sein konnte aber außer, dass es sich anfühlte als wäre er in einem Schrank gefangen, kam er nicht wirklich weiter. Es war eng, hart und unkomfortabel. Sein Rücken schmerzte[N1] (#_msocom_1)  . Seine Finger zuckten, der Arm gehorchte und lies sich schwerlich auf seine Bauch legen. Durch das Schlucken gelang es mir seine Zunge leicht zu bewegen, allmählich den Kiefer und durch das bebeißen seiner Lippen schaffte er es auch in seinem Mund wieder etwas mehr Gefühl zu erspüren. Die Stimme über ihn hatte kurz aufgehört mit ihren Perversen Geschichten und fluchte leise vor sich her, dann fing sie, zu seinem Leidwesen, wieder an. Beim weiteren Werdegang konnte Elliot spüren wie sich seine Wangen röteten, immer wärmer wurden- allerdings vor Scham. Wie konnte man so etwas vor sich her erzählen!? Am helllichten Tag. »W-Wa-« Der Versuch seine Empörung kund zu tun endete in einem krächzenden Flüstern und  brannte blutig in seinem Hals, was ihm wiederum zum husten brachte. Seine Stimme klang fürchterlich. Kaum verständlich und staubtrocken. Neben ihm fiel etwas zu Boden und ein erschrockenes Keuchen ertönte. Na bitte, die unbekannte Stimme teilte seine Meinung.  Elliot versuchte zu schlucken und seinen Hals wieder etwas zu beruhigen. Unbewusst kniff er dabei wieder seine strapazierten Augen zusammen und als er sie wieder öffnete, war ein zotteliges Monster mit riesigen, gespiegelten Gläsern über ihn gebeugt. Augenblicklich wurde er blass und stieß einen erstickten Schrei von sich. Der Junge über ihn schien aber nicht minder erschrocken und blass. Völlig versteinert sahen sie sich beide an, ehe der über ihn gebeugte leise und fast schon tonlos vor sich her flüsterte »Die Leiche lebt!« Abrupt erhob er sich und rauschte davon. Zumindest ließen das seine, sich entfernenden, Schritte vermuten. Verwirrt und noch immer schockiert versuchte sich Elliot aufzurichten, was ihm erst nach mehreren Anläufen gelang. Bei seinem letzten spürte er dann wie ihm Jemand von hinten her stützte. Dankbar ließ er sich aus dem Schrank heraus hieven und auf eine Art gepolsterten Thron setzen. Er hatte den Jungen gar nicht mehr zurück kommen hören. Als er den Blick hob, konnte er allerdings neben denselben Eremiten, der ihn so erschrocken hatte, einen weiteren, etwas älteren Mann erkennen. Dieser hatte schlohweißen Haar und ein, in Kontrast dazu wirkendes, recht jung es Aussehen- allerdings mit Augen, die ihn zusammen fahren ließen. »Haha, wie eine verschreckte Beute~.« Seine Reaktion schien ihn zu amüsieren und mit verspielter Leichtigkeit bewegte er sich durch den Raum. Elliot hätte am liebsten gefragt wer er war und was er hier tat, sein Hals schmerzte jedoch so sehr das allein der Gedanke daran ihn davon abhielt. Dafür erzählte ihm der Weißhaarige, der sich mit einem » Meine Wenigkeit kannst du mit Levi ansprechen« vorgestellt hatte,  irgendetwas, von dem er nicht recht viel verstand, und einiges, dem er noch weniger folgen konnte, und fragte ihm dann Wiederrum Sachen die er sich nicht zu beantworten wusste. Der Junge neben ihn, zu dem sich Elliots Blick immer wieder stahl, erholte sich allmählich von seinem Schock und schien ihn interessiert, oder mit einer unbestimmten Mischung von Gefühlen, zu betrachten. Viel konnte der Halbvampir durch die Okulare aber auch nicht davon erkennen, eher lies dessen Körperhaltung daraus schließen wie dieser sich fühlte, auch war er viel kleiner als er anfangs gedacht hatte… ein richtiger Zwerg!   Bin ich enttäuscht. Bereue ich es entkommen zu sein, denn das bin ich doch? War die Mauer vielleicht ein Schutz? Was suche ich in dieser fremden Welt eigentlich . . .   Das Zuhören, Beobachten, Sitzen und wach sein strengte ihn furchtbar an und nach einer gefühlten Ewigkeit entschied man sich ihm zu begnadigen. »Levi, denkst du nicht die Leiche wirkt so als würde sie gleich wieder in den Sarg kippen wollen?« »Huh, denkst du? Meiner Meinung nach wirkt er doch noch recht frisch~« Ein verspieltes Leuchten erleuchtet kurz die Blutroten Augen von Levi. Der Eremit schüttelt nur seufzend den Kopf und greift nach einem Buch, das achtlos auf den Boden herum gelegen hatte. Die Beiden diskutierten etwas herum und entschlossen sich für ein Zimmer indem die Beute oder auch Leiche untergebracht werde konnte. Elliot wusste nicht welchen der Beiden er zuhören sollte und empfand es als unheimlich anstrengend ihnen gleichzeitig folgen zu müssen. Zur Erleichterung waren sie sich jedoch schnell eilig und versuchten ihn anschließend zu erklären was nun als nächstes mit ihm passieren würde. Um ehrlich zu sein war er zu diesem Zeitpunkt wirklich bereits zu müde um der Aussage von  Levi, oder war es die des Eremiten gewesen?, zu folgen. Wach wurde Elliot erst wieder, als es hieß dass man ihn in sein Zimmer tragen wollte. Er war zwar gerade erst wieder erwacht, fühlte sich aber dennoch in seinem Stolz verletzt ein paar Schritte nicht selbst gehen zu dürfen, wie ein Weib.  So deutlich wie möglich schlug er die Hände, die nach ihm greifen wollten, von sich und schüttelte langsam den Kopf. Um noch deutlicher zu werden unternahm er sogar den Versuch selbstständig zu gehen. Dieser scheiterte allerdings mit einer beinahe Bruchlandung, die Levi gerade noch verhindern konnte, indem er ihn rechtzeitig abgefangen hatte bevor er den Boden berührt hatte. Schlussendlich gab er sich damit einverstanden dass man ihn stützte. » Man ist unsere Beute Stolz.« Levis Spott ärgerte Elliot etwas aber das Wort „Stolz“ übermahnte ihn noch viel heftiger. Es war ihm vertraut, wie eine verlorene Erinnerung und schien einen vergessenen Teil von ihm zu reflektieren. War er stolz? Gehörte dieses Wort wirklich zu ihm…. In Gedanken versunken stolperte der Halbvampir, trotz der stützenden Hilfe, den Weg in sein Zimmer fast schon gefährlich, vor sich hin.  Er taumelte tatsächlich auch mehr als dass er wirklich ging. » Lass uns ihn doch einfach liegen lassen wenn der werte Zombie sich zu fein ist getragen zu werden« Meckerte der Zwerg neben ihn her, von dem er aber auch nur noch am Rande seines Bewusstsein etwas mitbekam. Zu dritt schafften sie es in ein riesiges Zimmer, mit imposantem Kamin, einem edlen Bett und groben Vorhänge, die zugezogen worden waren. Sehr zur Erleichterung seiner inzwischen wirklich brennenden Augen.  Völlig erschöpft ließ er sich auf die weiche Matratze fallen, schaffte es gerade noch sich zu zudecken ehe seine Lieder sich erneut schlossen. Einzig begleitet vom dumpfen Schmerz an seinem Hals  und den heftigen, nach Blut schmeckenden Kratzen in seiner Gurgel. Wie Levi und Leo sich aus dem Zimmer zurückzogen bekam er gar nicht mehr mit. Er war wieder eingeschlafen.   Ob es mir nun passt oder nicht, Ich habe diese Welt berührt. Ihr Geruch klebt an meiner Haut, Ihre Farben bemustern mein Bewusstsein. Ich bin ein Teil von ihr geworden, und dem was sie ausmacht. Kapitel 3: Elliot wird Pink --------------------------- Chapter 03 Elliot wird Pink   Wenn ich eine Illusion wäre, würde ich dich fürchten. Du würdest mich einfach verschwinden lassen, und bald vergessen habe das ich existiere. Wenn ich nicht sein darf –   Was soll ich stattdessen für dich sein?   Zeit war ein seltsames Wort. Man konnte diese nur messen und kaum ein Gefühl für sie entwickeln. Zumindest ging es Elliot so. Seit er in diesem Schloss erwacht war, hatte einer Nacht der Anderen gefolgt.                                     Die ersten Abende, an die er sich zurück erinnern konnte, war die Sicht aus seinem Fenster von halbbelaubter Vegetation geprägt worden, die in Orange-und Rotfarbenden Tönen zu Boden gefallen war. Inzwischen jedoch war alles von einem kalten Weiß verschluckt worden, dass in Mondbeleuchteten Nächten die übliche Dunkelheit, in Dämmerlicht erschienen lies. Es war Winter geworden. Die Wunde an seinem Hals war kaum noch zu sehen und verheilte erschreckend schnell, selbst die dunklen Blutergüsse waren fast gänzlich verblasst. Elliot konnte sich an seine ersten Nächte kaum noch erinnern. (#_msocom_2) Nur noch verschwommen waren da einige  Bilder, die immer wieder auftauchten, wenn er versuchte zurück zu blicken und zu erfassen was seitdem mit ihm passiert war. Eine Treppe, ein enger Raum, große verspiegelte Gläser…ein Buch? Ebenso verschwommen waren auch seine Erinnerungen an sein vorheriges Leben.  An das Leben, was er geführt haben musste, bevor er als Vampir aufgewacht war.  Dieses Leben, so konnte der junge Halbling zumindest sich sicher sein, war ein völlig anderes. Er kannte das verklärte Gefühl der Sonne auf seiner Haut, aber es gehörte nicht mehr in seine Welt hinein. Er wusste dass er es gemocht, vielleicht sogar geliebt hatte, aber zurzeit wurde er einfach nur noch schlaftrunken, wenn die Sonne aufging.  Hier, in dieser Welt, legte man sich Tagsüber schlafen, um des Nachts aufzuwachen. Er versuchte sich zwar in diese neue „Allnacht“ einzuleben, doch wurde zugleich nicht das Gefühl los  dass er schlichtweg deplatziert worden war. Es war alles falsch und fremd. Schlichtweg ungewohnt und teilweise unerhört. Man zündete keine Lichter an, weil Vampire auch ohne Lichtquellen in der Finsternis scharfe Umrisse erkennen konnten. Man speiste warme, fast lebendige Mahlzeiten, weil man nicht die Konsistenz, sondern das Blut begehrte. Es gab einfach viel zu viele Kleinigkeiten die ihm abwegig und verkehrt erschienen. Wenn Elliot jedoch versuchte herauszufinden was an all dem so anders war und was denn vielleicht richtig sein könnte, versuchte er sich zugleich an sein vorheriges Leben zu erinnern – was immerzu scheiterte! Zumeist bekam er starke Kopfschmerzen, war grundlos gestresst  oder hatte Tagsüber Alpträume, von denen er, wenn er am Abend erwachte, völlig verstört und außer Atem war. Um sich wieder einzufangen, unternahm er des Öfteren lange und neugierige Spaziergänge durch das Schloss, in dem er nun lebte. Es war nicht selten, dass er dabei dem lustigen Eremitenzwerg über den Weg lief. Bisher wusste er Zwei Fakten genauestens über diesen; Man sollte ihn nicht provozieren, da sein Geduldsfaden ziemlich empfindlich schien und er würde ihn immer treffen, selbst wenn er es nicht wollte. Es schien wie ein Band das sie sich immer wieder begegnen lies. So als würde es sich mindestens einmal am Tag zusammenziehen und sie miteinander kollidieren lassen. Zuerst hatte sich der Zwerg Versteckt oder nur zögerlich blicken lassen, dann[3] (#_msocom_3)   aber immer mehr und vor allem offensichtlicher. Elliot war anfangs ziemlich verstört gewesen, als er einfach nur seinen Blick im Nacken gespürt hatte. Inzwischen hatte er sich jedoch daran gewöhnt und freute sich sogar auf jede weitere Begegnung. Leo, wie er nun wusste das er hieß, erklärte ihm manchmal was die Welt war, in der er aufgewacht war, und wie sie funktionierte, auf was er achten musste und was ihre Verbote waren. Oft saßen sie dazu in der hintersten Ecke der riesigen Schlossbibliothek zusammen und philosophierten über ihre verschiedenen Welten und dessen Zusammenhänge. Leo stellte auch viele Fragen an ihn, die er nur selten zu beantworten wusste. Durch ihre Unterhaltungen jedoch, hatte er sich daran erinnern können, dass er Elliot Nightray hieß und der Spross einer alten Adelsfamilie war, die wohl schon lange tot war. Das hatten sie feststellen müssen, als sie gemeinsam danach geforscht hatten. Ihre größte Frage war tatsächlich wer er war und wie er hierhergekommen war. Weshalb war er ein Halbling? Und warum hatte er so ungewöhnlich lange in diesem Schloss geschlafen? Leo erwies sich, in dieser Angelegenheit, als ebenso neugierig wie er selbst. Zusammen mit den Eremiten, hatte er angefangen in Büchern und im Internet, eine geniale Erfindung dieser Zeit, über sich und sein altes Leben zu forschen, allerdings nur mit wenig Erfolg. Er war dankbar dafür dass Leo, der in seinem Alter schien, so viel Einsatz in ihre Recherche steckte. Allerdings waren sie eine tickende Zeitbombe zu zweit. Ein falsches Wort reichte aus um den Kleinen an die Decke zu jagen. Er hatte ihn Z.B einmal aus Versehen Zwerg genannt und plötzlich war er völlig ausgeartet, hatte ihn beleidigt, mit Büchern geworfen oder sich sonst etwas einfallen gelassen. Er selbst war einfach nur völlig perplex und überfordert mit der Situation gewesen. Er hatte angefangen herum zu stammelt und sich anschließend den Kopf zerbrochen, wie er diesen ungewollten Streit wieder in Ordnung bringen sollte. Leo war schließlich sein einziger, wirklicher Verbündeter? in diesem ganzen Chaos. Trotz seiner anfänglichen Verzweiflung und Hemmung dem Kleinen Gegenüber, hatte aber auch Elliot sich allmählich verändert und  gelernt zu kontern oder gar wütend zu werden. Er hatte einen unheimlichen Stolz entwickelt, - musste aber auch nachgeben, nachdem er mit einem Tisch nieder beworfen wurde. Als er dann dass Level erreicht hatte wo er diesem ausweichen konnte und es kaum noch Beschränkungen gab, über was sie sich stritten und welche Flugobjekte eingesetzt werden könnten, war er es doch letztendlich, der immerzu verlor. Leo hatte die Gabe ihm das Wort im Mund herum zu drehen und es so aussehen zu lassen als wäre ER der Böse in dem ganzen Spiel. Schlussendlich brachte dieser ihm sogar dazu sich bei ihm zu entschuldigen!! Leo war einfach der seltsamste und komplizierteste Bewohner auf diesem Schloss. Jeder Andere Vampir hatte etwas Elegantes und Unnahbares an sich, nur der Zwerg schien irgendwie… anders? Er war nicht ungepflegt oder unausstehlich, trug seine Haare aber wirr und zerstreut um seinen Kopf herum, und dazu solche riesigen Okulare, dass man seine Augen dahinter nicht erkenne konnte. Er war Temperamentvoll, aber kaum abgehoben…. Elliot dachte oft über Leo nach. Er dachte seit ihrer ersten Begegnung pausenlos über ihn nach. Es fiel ihm sogar nicht einmal mehr auf wenn seine Gedanken ständig zu dem Eremiten hin abschweiften. Er wunderte sich nicht mehr darüber oder versuchte diese zu verdrängen. Es war natürlich und völlig selbstverständlich für ihn geworden. Es war einer der vielen Neuheiten die nun seine Welt ausmachten. „Hier wären wir.“ „Huh???“ Leo verdrehte die Augen und stieß die Tür zu seinem Zimmer auf. Sie kamen gerade von der Bibliothek und weil Levi sich heute dort nieder lassen wollte, hatte Leo vorgeschlagen dass sie in seinem Zimmer weiter lesen konnten. Der Zwerg betrat als erster sein Zimmer und knipste die Lichter an, die den Raum in ein dämmriges Licht hüllten. Elliots Augen waren nicht so gut wie die der Vampire, weshalb Leo sich bereits daran gewöhnt hatte das er dieses Licht mochte und brauchte. Leos Zimmer war genau wie er selbst, ungeordnet, Chaotisch und voller Inhalt. Elliot wusste gar nicht wo er es sich hätte annehmlich machen können, ohne sich auf Bücher oder sonstigen Kram drauf setzen zu müssen, als Leo meinte „Mach es dir bequem.“ Unsicher schweifte sein Blick über die Bücherstapel, die sich scheinbar überall angehäuft hatten. Schlussendlich räumte sich der Halbvampir ein Sofa frei, dass er entdeckt hatte und versuchte das Recherchematerial, das er bisher herum getragen hatte, irgendwo neben sich abzustellen. Als er es auf den Tisch abstellen wollte, spürte Elliot wie etwas Weiches seinen Arm streifte. Erschrocken fuhr er zurück und starrte  auf das plüschige Etwas vor sich. „Waah, was zum-?“ „Haha,  sag bloß du fürchtest dich vor einer unschuldigen Katze?“ Amüsiert ließ sich Leo neben Elliot aufs Sofa sinken und nahm dabei die schwarze Katze auf seinen Arm. „Das hier ist Jabberwock.“ „Blutsauger haben Haustiere?“ „Für gewöhnlich eigentlich nicht, aber ich wollte welche.“ Kam die trockene Antwort vom Vampir. Elliot hatte doch gewusst das er anders war, und zwar deutlich! Zu der schwarzen Katze gesellte sich noch eine weiße hinzu, die aber gleich zu Elliots Schoß weiter hüpfte und sich dort einnistete. „Hm, wie ungewöhnlich.“ „Was?“ Leos Hand strich weiter über das glänzende Fell von Jabberwock, der inzwischen angefangen hatte selig zu schnurren. „Normalerweise meiden sie Andere Vampire. Zumindest fauchen sie Levi und die Anderen an und verschwinden sofort. Bei dir allerdings- vielleicht stinkst du ja noch nach Mensch und sie mögen das.“ „Stinken? Du hast vielleicht Nerven..“ Elliot hätte am liebsten den amüsierten Unterton in Leos Stimme überhört. Was war schließlich so schlimm daran ein Mensch zu sein? „Nun ja… Zumindest scheint Humpty Dumpty einen ziemlichen Narren an dir gefressen zu haben.“ „Humpty Dumpty? Wie kommst du bloß auf solche Namen?“ „Ich finde diese Name ziemlich passend, hast du etwa etwas an ihnen auszusetzen?“ „Nein, so war das nicht gemeint… ich fand nur-„ Genau das hatte Elliot gemeint, als er behauptete dass Leo den Ärger fast schon magisch anzog. Ein unbedachtes Wort konnte ihn schon gegen den Strich gehen oder er legte es sich je nach Lust und Laune bequem zusammen. Bevor Leos spitze Bemerkung zu einem Streit ausarten konnte, schwang allerdings die hohe Flügeltür seines Zimmers auf und Lacie trat in den dämmrigen Raum hinein. Sofort veränderte sich die komplette Atmosphäre in ihrer Umgebung und alle Augenpaare richteten sich auf sie. Elliot wusste noch nicht wie er es richtig beschreiben sollte, aber wo immer auch Lacie sich aufhielt, schien sich der Raum automatisch zu erhellen und das grau der Wände und die Kälte des Schlosses sich in Wärme und Freude umzuwandeln. Ihr verspielter und zugleich ruhiger Charakter, was an sich schon konträr war, stimmte die meisten Personen um sie herum ihr wohlgesinnt. Elliot zumindest hatte sie auf Anhieb gemocht. „Leo! Elliot! Steckt ihr wieder beisammen? Ich bin der Langeweile überdrüssig, wollen wir uns unterhalten?.“ Unbesonnen ließ sie sich aufs Sofa fallen und verscheuchte Humpty Dumpty und Jabberwock, die fluchtartig das Gebiet räumten. Etwas von ihrem blumigen Duft kitzelte Elliot in der Nase. Leo ließ sich von Lacies Eintreten deutlich weniger beeindrucken und sah murrend seinen Katzen hinterher. „Warst du nicht heute mit Levi verabredet?“ Kam die trockene Frage von diesem. Die hübsche Schwarzhaarige beließ beleidigt ihre Wangen auf und blickte ebenso zu Leo. „Ach, ich habe es mir anders überlegt. Die Nacht ist viel zu klar als das ich sie mit warten verbringe wollen würde, lass uns lieber etwas tanzen, Leo?“ „Hat er dich wieder versetzt?“ „Dann vielleicht Elliot? Weißt du wie man tanzt?“ Elliot wusste von Lacie dass sie und Levi ein Bündnis der Ewigkeit geschlossen hatten, was in etwa einer Hochzeit in der Menschenwelt gleich kam. Levi schien der Oberhaupt des Baskerville Clans zu sein und hatte zusammen mit Lacie sogar bereits eine Tochter, die allerdings in einen anderen Clan eingebunden worden war. Sie hatte ein Bündnis mit den Vessalius geschlossen und lebte wohl an einen anderen Ort. Desweiteren lebte nur noch Oswald, Lacies Bruder, in diesem Schloss. Oswald schien etwas verschwiegen und eigen zu sein. Wenn man sich jedoch mit ihm unterhielt sah er einem immer in die Augen und behandelte einen mit ehrlicher Freundlichkeit. Er war ebenso warm wie seine Schwester, nur nicht so stürmisch und offen. Auch Levi gab sich hell und freundlich – allerdings hatte Elliot immerzu das Gefühl von diesem beobachtet und inspiziert zu werden. Bei seinem Lächeln konnte es einem eiskalt den Rücken runter laufen und wenn er genau darüber versuchte nachzudenken, erschien er ihm undurchschaubar und verklärt. Er war ihn unheimlich und war immerzu mit irgendetwas beschäftigt, weshalb er kaum Zeit über hatte. Nicht einmal für seine Frau. Es war dem Halbvampir wirklich ein Rätsel wie Lacie mit diesem eine Art Bündnis eingehen konnte. Es fiel ihm einfach schwer sich vorzustellen, dass sie sich lieben konnten. Elliots Blick richtete sich auf den weiblichen Vampir, die ihn immer noch erwartungsvoll ansah. „Uhm… I-ich weiß nicht ob-„ Abermals wurde die Tür aufgestoßen und Oswald trat in das Zimmer herein. „Ich hatte geklopft aber Niemand hat reagiert…. Lacie, es ist um Mitternacht.“ Oswalds Stimme war angenehm ruhig und auch er schien eine ganz eigene Atmosphäre zu verkörpern. Lacie schien kurz abzuwägen wie sie reagieren sollte, erhob sich dann aber und strich ihr Kleid glatt. „Nun ich bin dann zu Mittag essen“ Sie schritt bis zur Tür, dreht sich aber noch einmal kurz um „Ihr esst ja immer im Zimmer. Guten Appetit.“ Damit dreht sich gänzlich um zum gehen.  Leo folgte ihnen ebenfalls, um ihr Essen zu holen. Zu „Mittag“ essen war immer noch ein Thema, an das Elliot sich gewöhnen musste. Die Mahlzeiten bestanden zumeist aus blutigem Lamm, Rinderfilets, ganze Vögel und gekochte Blutsuppen- oder sonstige tote Viecher, dessen Blut noch warm war, während er sie zu sich nehmen musste. Anfangs hatte sich der Nightray beharrlich dagegen gesträubt und mit ekel angesehen, wie man die Blutmahlzeiten zu sich genommen hatte. Der Mischling hatte versucht sich normales essen zu kochen und sich von diesem zu ernähren. Nach einigen Tagen, und nachdem er im Schloss herum getaumelt war, hatte ihn Leo jedoch gezwungen etwas zu essen und hatte ihm beigebracht wie man einer Eule das Blut aussaugte. Ihm war es viel schwerer gefallen als Leo, der die längeren und spitzeren Fangzähne besaß. Außerdem tat ihm das hübsche Tier leid, dass er in Händen gehalten hatte. Es hatte in seinen Händen noch gezappelt.  Zudem fand er es nach wie vor widerlich sich dem einfach so hinzugeben, wie eine Bestie. Seiner Meinung nach wirkte die Mahl-Zeit fast schon bestialisch, weshalb er für sich selbst entschlossen hatte dass er es bevorzugte alleine und ungesehen zu speisen. Einzig Leo erlaubte er es ihn Gesellschaft zu leisten. Leo…. Leos Gesellschaft war wirklich noch die angenehmste von allen. Nur dank ihm hatte er sich in die Nacht so schnell eingewöhnen können. Er lernte Lacie, Oswald und Levi ein wenig besser kennen, Mitglieder der Baskerville Familie und Mitbewohner dieses Schlosses. Er gewöhnte sich daran dass er nachtaktiv war und Leo der Einzige schien, der bis in den morgendlichen Mittag hinein gerne Bücher las. Allmählich entwickelten sich sein verbesserte Geruchs, Seh- und Hörsinn ebenfalls waren seine Eckzähne gewachsen, aber zum Glück nicht so lang und spitz wie die von Levi oder Leo. „Das ist wie ein seltsamer Traum..“ „Was meinst du?“ Erschrocken hob Elliot den Blick, als er Leos Stimme vor sich hörte. Er hatte ihn gar nicht wieder reinkommen hören. „Ach, nichts.“ Zögerlich griff er nach dem silbernen Tablett, das ihm der Kleinere entgegen hielt. Es war keine große Überraschung mehr das darauf eine Eule serviert wurde. Leos Lieblingsmahlzeit.     Am späteren Abend, und Müde von ihrer Recherche, saßen sie gemeinsam am Flügel und gingen ihren jeweiligen Gedanken nach. Elliot strich verloren über die Tasten und versuchte die verlorenen Erinnerungen einzuordnen, die er glaubte zu erkennen, wann immer er in der Nähe eines Klaviers kam. Völlig zufällig hatte er einmal Oswald beim Spielen zugehört und dabei war ein vertrautes Gefühl in ihm erwacht. Daraufhin hatte dieser ihm ein eigenes arrangieren lassen, auf dem es ihm aber schwer fiel zu spielen. Seine Finger glitten zwar geschmeidig und geübt über die Tasten, jedoch unharmonisch und chaotisch jeglicher Melodie. Erst nach und nach hatte er sich daran erinnert wie dieses Instrument funktionierte und hatte sich dabei von Oswald ein paar Stücke beibringen lassen. Wenn er am Flügel saß, war Leo immerzu in seiner Nähe und las, stillschweigend in einer Ecke, seine Schundroman, wie er mit Entsetzen heraus gefunden hatte, oder setzte sich neben ihn und spielte mit. Das waren die Momente die er am meisten genoss. „Magst du nicht herkommen?“ „Mh?“ „A-ach. Nichts.“ Bemühte Elliot sich flüchtig heraus zu reden. „Du solltest mich aufgrund von „Nichts“ nicht aus meiner Lektüre reißen.“ „Mh, tut mir leid.“ Wenn man das überhaupt Lektüre nennen darf, schoss sogleich der Gedanken in Elliots Kopf hinterher. Es war aber schon bitter dass Leo diese Bücher wichtiger waren, als ein Stück gemeinsam zu komponieren. Wenn Leo und er Vierhändig spielten, hatte er das Gefühl sich von allen seinen Problemen abschotten zu können und sich ihrem Spiel voll und ganz hingeben zu können. Leo allerdings bevorzugte es ja stillschweigend im Ohrensessel zu sitzen und sich in sein Buch zu vertiefen, auch wenn er manchmal glaubte seinen Blick auf sich zu spüren. Es war seltsam, aber Elliot spürte immer wenn Leo ihn ansah und hörte auch immer wenn er seinen Namen rief, vermutete er zumindest. Selbst wenn er in einem anderen Raum war oder wenn dieser diesen nur lautlos vor sich her murmelt spürte er das Gefühl gerufen zu werden. Manchmal rief Leo nach Elliot völlig unbewusst und war dann überrascht darüber, dass dieser plötzlich vor ihm stand und nachfragte ob er gerufen worden war. „Ist es eigentlich wichtig dass du dich erinnerst?“ Leos Frage hatte die entstandene Stille zerrissen und schwebte nun schwer im Raum zwischen ihnen. Völlig verwundert drehte Elliot seinen Kopf in seine Richtung und wusste nicht was er auf seine Frage hin antworten sollte.  Weshalb fragte er aus heiterem Himmel gerade solch eine Frage? Hatte er es satt mit ihm nach sich zu suchen? War ihm langweilig geworden? „Ich… Ich bin neugierig“  begann Elliot zögerlich. Es war die Wahrheit. Es vermutete dass es ihm wichtig sein könnte zu wissen woher er kam und wohin er vielleicht wirklich hingehörte. Vielleicht verschwand dann auch endlich das Gefühl deplatziert worden zu sein. Dieses Gefühl eine Lüge oder eine ausgedachte Rolle zu spielen.   Es ist, als hätte man einen Obstbaum entwurzelt und in einen Wald gestellt, Er ist völlig fremd und fragt sich ob er je auf einer Obstwiese gestanden hatte. Dieses Unwissen erfüllt mich mit Unsicherheit und dem Gefühl mich verloren zu haben. Ich frage mich wer ich wirklich bin, wie ich früher wohl war und wie anders ich wohl jetzt bin.   Leo antwortet nur mit einem gedämpften „Hm.“ Und widmet sich wieder seinen versauten Zeilen des Romans. Elliot musterte ihn aber immer noch fragend und leicht verwirrt. Dabei fiel ihm auf, dass sein Seitenprofil etwas Zierliches an sich hatte, es wirkte fast so schmächtig wie das eines Mädchens. Anfangs hatte er sich wirklich noch vor ihn gefürchtet und Leos Charakter für schwierig gehalten, inzwischen empfand er all das jedoch als wirklich liebenswert. Er hat eine zierliche, kleine Statur die ihn hätte unbeholfen wirken lassen können, wenn da nicht sein starker und überzeugender Charakter gewesen wäre. Leo hatte keine Probleme ihm die Stirn zu bieten oder seine Gedanken offen auszusprechen. Sein Haar stand zwar in allen möglichen Richtungen ab, war aber unheimlich weich und seine Haut blass und - warm. Und selbst seine Augen, die er immer durch diese dicken Brillengläser verdeckte, waren wunderschön. Elliot erinnerte sich noch lebhaft daran als er sie das erste Mal gesehen hatte und ihm glatt das Herz stehen geblieben war.  Er hatte vergessen wie man atmet und hatte ihn mit wild pochenden Herzen angestarrt, war fasziniert seinen Linien gefolgt und hatte sich in seinen Violetten Amethysten verloren, sich von dem goldenen Lichtschimmer darin bezaubern lassen. Es war ein Zufall gewesen dass er ihn so gesehen hatte, und Leo schien auch anfangs erschrocken gewesen zu sein, hatte ihm dann aber auch noch zugelächelt und der Nightray hatte den Eindruck gehabt das seine Welt plötzlich Kopf stand. Auch jetzt wo Elliot bloß daran dachte hörte er sein Herz in den Ohren Pochen und glaubte dass seine Wangen sich rot gefärbt hatten. An seinem leisen Kichern wusste Elliot, dass Leo seine Reaktion nicht entgangen sein konnte. Beschämt versuchte er sich wegzudrehen und wieder zu fangen. „W-was!?“ „Ach nichts~ Ich finde es nur süß wie du rot wirst.“ „I-Ich werde nicht rot!!“ „Ach so~? Dann Pink.“   Leo kichert amüsiert und hält sich dabei verstohlen die Hand vor dem Mund. Eigentlich hatte er sich kaum auf sein Buch konzentrieren können, weil er daran hatte denken müssen was wohl Elliot tun würde wenn er sich wieder erinnern könnte – ihm bedrückte die Angst davor dass er, wie Andere Halblinge, ein Leben unter Menschen suchen würde. Es war nicht selten dass sie den Clan verließen dem sie entstammt waren und ihre eigenen Wege suchten. Der Gedanke plagte ihn schon seitdem ihm Levi davon erzählt hatte. Leo hatte auch deswegen versucht dem Älteren von dessen Familiensuche etwas abzulenken und ihn stattdessen mehr in ihren Clan einzugewöhnen. Zumindest mit Oswald schien er ja allmählich warm zu werden. Elliot hatte viele seltsame Eigenheiten, die wohl auf seine menschliche Herkunft zurück zuführen waren. An die meisten davon hatte er sich allerdings bereits gewöhnt. Außerdem machte es Spaß ihm zu ärgern und aus der Reserve zu locken- auch wenn er ihn ab und zu wirklich nerven konnte und wütend werden ließ. Zumindest hatte der Trottel gelernt dass es unklug war auf seine Größer herum zu hacken. Gelassen verdeckte sich der Baskerville sein linkes Ohr und demonstrierte so deutlich, dass er Elliots Gemecker als anstrengend empfand, etwas was ihn nur noch mehr aufregte. Ein weiteres Kichern ließ seine Schultern beben, jetzt war der Nightray wirklich rot~. „Manchmal wirkst du so gestresst, vielleicht solltest du etwas Dampf ablassen~, aber ihr Menschen seid oft so prüde~.“ Resigniert schüttelte Leo den Kopf und hob scheinbar mutlos seine Hände. Das Buch lag vergessen auf seinem Schoß. Elliot hingegen regte sich inzwischen auf Hochtouren auf und schien anfangs erst gar nicht zu verstehen was der Schwarzhaarige gemeint hatte. „Ich rege mich gar nicht auf! DU bist es der-WAS!!? D-D-Du….“ Er traute sich kaum nachzufragen was Leo gemeint hatte, da er ihn wirklich alles zutraute. Leo warf kokett seinen Kopf in den Nacken und beobachtete ihn hinter seinen dicken Brillengläsern.  Seine Lippen zierte ein amüsiertes Lächeln. „Wir gehen mit vielen Themen ein bisschen… sagen wir mal offener um als ihr vielleicht“ Mit dem „Wir“, meinte Leo natürlich die Vampire. Elliot hatte durchaus seine Reize und hatte ein attraktives Profil. Oft hatte Leo ihn verstohlen beobachtet, während dieser in einen der Bücher vertieft war, indem er sich erhoffte mehr über sich selbst heraus zu finden. Es faszinierte ihm wie seine Azurblaue Augen konzentriert über den Text schweiften, wie er seine perfekten Lippen aufeinander presste, seine Kinnkanten, die gerade Nase, das  verführerische Muttermal, Gott im 17-18ten Jahrhundert hätte er sich vor Liebhaber nicht retten können. Elliot trug seine blonden Haare auf einer Seite länger als auf der anderen und Leo mochte die verspielte längere Seite und fragte sich wie es sich anfühlen würde durch seine kurzen Haare durchzustreichen. Seine glatte Stirn zu berühren, seinen Hals zu beschmecken. Sein Blick schweifte zu den Lippen des Nightrays, die er in seiner Tirade weit aufgerissen hatte um ihn zu belehren das er doch den ganzen Quatsch von seinen „Schundromanen“ hatte, wie er seine Bücher  so schön nannte. Leo ließ sich nur wenig davon beeindrucken, stand von seinem Platz auf und setzte sich direkt neben ihn. Der Klavierhocker war breit genug um für sie beide genügend Platz zu bieten. Kurzerhand beugte sich der Baskerville zu ihm hoch und verschloss ihre Münder miteinander. Leo konnte spüren wie Elliot schockiert inne hielt und vergaß zu atmen. Er war so ein Anfänger. Er selbst nutzte die Chance um mit seiner Zunge über seine geöffneten Lippen zu streichen. Dabei über mahnte ihm das Gefühl elektrisiert zu werden. Eine warme Welle durchfuhr ihn und unter seiner Haut kribbelte es neugierig.   Immer wenn ich bei dir bin ist mir schwindelig vor Aufregung. Ich bin von dir und deiner Welt fasziniert, was würde ich dafür geben um dich in meine zu ziehen. Aber du beharrst darauf sie nicht sehen zu können. Ich will dich berühren Elliot… Der Drang ist so stark das ich vergesse zu denken und aufhöre zu atmen. Es tut weh, wenn sich mein Herz derart zusammen ziehen muss.   Elliot war so warm, sein Geschmack so süß- viel zu schnell fasste sich der Nightray wieder und schob ihn von sich. Sein Herz zog sich erneut zusammen und ein dumpfer Schmerz durchzog nun seinen Körper. Der Blonde Schönling war nicht nur bis zu den Ohren, sondern selbst am Hals rot angelaufen. Er rang immer noch nach Worten, doch bevor er welche finden konnte stand Leo auf und versuchte das dumpfe Gefühl in sich zu überspielen. „Pff~ du bist wirklich noch ein Kind E l l i .“ Halte die Luft an, richte meinen Blick gerade auf dich und quäle mich zu einem frechen Lächeln Scheinbar amüsiert klappte der Baskerville sein Buch zusammen, das er vom Sessel mitgenommen hatte, und verließ schulterzuckend den Raum. Kaum hatte er jedoch die Tür hinter sich geschlossen stieß er die angehaltene Luft zwischen den Zähnen aus und flüchtete sich eilig in sein Zimmer. Es brannte. Seine Brust stach bei jedem Atemzug- und er ärgerte sich darüber das Elliot ihn abgewiesen hatte. Seine Gefühle verwirrten ihn und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen – wer oder was war Elliot, dass er ihn so beeinflussen konnte. Er war doch nur eine halbe Leiche, ein Zombie! In seinem Zimmer hielt er es jedoch auch nicht wirklich lange aus, weshalb er dieses wieder nach kurzer Zeit verließ und stattdessen durch das riesige Schloss schlenderte. Als ihm das Gefühl übermahnte zu ersticken, flüchtete er sich hinaus in den Wald, der ihr Anwesen umgab. Zurzeit war es 3 Uhr morgens und selbst für nachtaktive Tiere, die Zeit etwas ruhiger zu werden. Der Baskerville nutzte die Chance um etwas auf Jagd zu gehen, obwohl sein Hunger sich deutlich in Grenzen hielt. Seine Lieblingsmahlzeit, Eulen, in dem Fall die Waldohreule, hatte er bereits auf einen der Bäume erspäht. Lautlos schlich er sich an diese heran und war mit ein paar Sätzen auf dem Baum Hoch geklettert. Die Eule bemerkte seine Anwesenheit zu spät, als sie ihre Flügel ausstreckte um zu entkommen, hatte Leo sie bereits genau an diesen zu sich heran gezerrt und war im Begriff seine Zähen in ihren Leib zu rammen- hielt aber kurz davor inne und lies sie lustlos entkommen. Seine Brille war beim heraufklettern des Baumes abgefallen und lag nun vergessen auf dem Waldboden herum. Plötzlich erschöpft machte er es sich auf dem dicken Ast bequem und baumelte kopfüber hinunter, seine Knie über den Ast geklemmt, bewahrten ihm vor dem Fall. Elliot war doch der größte Vollidiot den man sich vorstellen konnte! Das dumpfe Gefühl war immer noch da. Es brannte. Kapitel 4: Strichmännchen ------------------------- Chapter 04│Strichmännchen   Das Geheimnis das ich im Herzen wahre, Ist nicht das was ich dir anvertraue, weder das was Andere womöglich hören könnten. Es sind fremde Wörter, mit unterschiedlichen Bedeutungen Und niemals das, was du dir zu hören erhofft hast.   Am heutigen Abend war es Vollmond. Sein kaltes Licht schien in das große Kaminzimmer der Baskervilles und machte jegliche zusätzliche Beleuchtung überflüssig. Trotzdem hatten die Vampire den Kamin geschürt, der im Gegensatz zum silbrigen Licht eine warme und verträumte Atmosphäre im Raum schaffte. Levi hatte sich auf einen der großen Sessel, mit einem gefüllten Weinglas warmen Hirschblutes  entspannt zurück gelehnt hatte.  Oswald hatte zusammen mit Lacie den Platz ihm gegenüber, auf dem noblen Sofa,  gewählt. Die Abwesenheit von Leo und Elliot fiel den Erwachsenen gar nicht mehr auf. Die Jugendlichen gesellten sich ohnehin nur selten zu ihrer Runde hinzu. Trotz ihrer Abwesenheit, waren sie dennoch immer öfters Gesprächsthema von dieser. »Ist es nicht ungewöhnlich, das sich Elliot immer noch nicht an seine Vergangenheit erinnern kann?« Oswald störte sich nicht daran, dass sich die wenigen Blicke des Raumes auf ihn richteten. Die Frage beschäftigte ihn schon seit längerer Zeit und er fand, dass es ein günstiger Augenblick  war um diese einmal anzusprechen. Levi nippte seelenruhig, und so als hätte er die Frage erst gar nicht gehört, an seinem Blut. »Mit solch einem Hintergrund, wie dem seinen ist es nicht verwunderlich. Es wurde sicherlich aufgrund seines Traumas verdrängt.« Mit diesem Gedanken hatte Oswald bereits auch gespielt, aber konnte dies wirklich der Grund sein? »Das Trauma?« Levi fuhr jedoch unbeirrt in seinem Vortrag fort und störte sich nicht an Oswalds Zwischenfragen. »Ich denke, das ist der Grund weshalb Elliot so lange geschlafen hat.  Zeitweise hatte ich sogar befürchtet das er bis in die Ewigkeit hinein schlummert.« Levis Antwort wurde von einer Art verkehrten Humor in seiner Stimme begleitet, über den nur er allein schmunzeln konnte. Alle, außer Leo und Elliot wussten dass die Nightray Familie von einem ehemaligen Clanmitglied vollständig ausgerottet worden war. Oswald kannte jedoch auch nur die offizielle Version der Geschichte, ohne weitere Details. Er war damals nicht direkt dabei gewesen.  Das „Schwarze Schaf“ ihrer Familie hatte eine Art Affäre mit Vanessa Nightray, Elliots älterer Schwester, haben wollen. Diese hatte ihm jedoch stolz vor den Kopf gestoßen und immer wieder höflich abgelehnt. Vor lauter Trauer und Wut hatte sich dieser irgendwann vergessen und war, wie eine unzivilisierte Bestie, Amok gelaufen. »Er hat alle Mitglieder der Familie ermordet« fuhr Levi fort »Elliot wäre damals sicherlich auch gestorben, wenn wir nicht rechtzeitig gekommen wären um dies zu verhindern.« Elliot hatte also bloß Glück gehabt. Levi lehnte sich majestätisch in seinen Sessel zurück und nippte wieder an seinem warmen Blut. Die Tragödie der Nightray Familie war ein großer Skandal gewesen der sich schnell herum gesprochen hatte. Die einflussreichsten Familien der Stadt, darunter die Barmas, Vessalius, Rainsworth und ein ausgewählter Teil ihres eigenen Clans, hatte lange diskutiert  wie sie diesen Vorfall beurteilen sollten. Einerseits waren sie den Menschen überlegen und schuldeten ihnen keinerlei Rechenschaften, andererseits hielten sie jedoch einen stummen Friedensvertrag mit ihnen. Sie waren den üblichen Beutetieren der Vampire kognitiv und Emotional weitaus überlegen. Die Menschen standen in gewissermaßen unter ihren Schutz und um des Friedenswillen war es verboten einen von ihnen zu töten. Es kam zwar das ein oder andere Mal vor das einer von ihnen getötet wurde, allerdings hatten die Vampire im Laufe der vielen Jahrhunderte ein Zusammenleben geschaffen, dass sie inzwischen sogar harmlos erschienen lies. Sie waren in der Menschenwelt zu einem Mythos geworden. Sie waren keine gefährliche Bedrohung mehr die vernichten werden musste. Es war ein gewisser Frieden entstanden. Ein Frieden, der von diesem einen Verbrechen gefährdet worden war. Levi umschloss sein Glas etwas fester als sich die Bausteine jener Erinnerung  erneut vor ihm zu konstruieren anfingen. Es hatte nicht lange gedauert bis ein paar Vertreter der Menschen - die wenigen - die von ihrer Existenz wussten und klug genug waren diese zu verheimlichen, bei Ihnen aufgetaucht waren und eine Erklärung gefordert hatten. Zum damaligen Zeitpunkt war es schwer gewesen einzuschätzen, was sie Ihnen genau erzählen sollten. Sie waren sich nicht einmal untereinander wirklich einig gewesen. Das einer ihrer Clansbrüder die Kontrolle verloren hatte, war unheimlich demütigend gewesen und bestärkte das menschliche Klischee von den barbarischen und Gedankenlosen Sitten ihrer Vorahnen vergangener Generationen. Es hatte keinen Anderen Ausweg gegeben als ihm den ewigen Schlaf zu überlassen. Er war tot. Levi wusste, dass Oswald mit dem Gedanken spielte Elliot zu erzählen was damals vorgefallen war. Zumindest den halben Teil, den er von dieser Geschichte kannte. Damals hatte man die genauen Umstände bewusst verschwiegen und so schnell wie möglich in Vergessenheit geraten lassen. Elliots Bemühungen, seiner Vergangenheit etwas näher zu kommen waren nicht zu  übersehen und sicherlich auch nachvollziehbar, doch Levi würde nicht einen Finger rühren um ihm dabei zu helfen. Sein Blick schweifte wieder zu Oswald. Selbst wenn dieser Elliot und Leo helfen wollte, würde er es nicht wagen dies ohne seine Zubilligung zu tun. Er dachte auch nicht daran ihm diese zu geben und zwar nicht nur aus den Grund heraus, dass er deswegen sein Schweigegelübte hätte brechen müssen. Es war schlichtweg süß die Beiden bei dem Versuch zu beobachten. Sie hatten ohnehin keine wirklich, faire Chance auf das zu stoßen, dass sie so sehr begehrten. Zudem hatte er den Eindruck, dass Elliots Umgang mit Leo diesen zu verändern schien und das der Vampir dadurch um einiges  lebhafter geworden war. Nicht nur die beiden veränderten sich, auch Oswald schien in letzter Zeit etwas lebendiger zu sein. Levi bezweifelte jedoch das die beiden Jünglinge etwas damit zu tun hatten. Viel eher hatte er den Verdacht, dass dies am älteren Vessalius Sprössling lag, der des Öfteren um ihr Anwesen herum streunte. Seit dem Ball des vorigen Monats, zudem Glen erstmalig zugelassen wurde, da er die 1500 Jahre überschritten hatte, schien dieser verändert. Lacie behauptete das Jack ein Bündnis mit Oswald eingehen wollte, dieser hingegen war sich sicher, dass Jack nur die Nähe seiner hübschen Schwester suchte. So oder so, es war amüsant zu sehen das die Clanmitglieder alle allmählich in Liebschaften hinein gerieten.  Leo und Elliots Verhältnis stank sogar 10 Meilen gegen den Wind, auch wenn Elliot noch diese menschliche Komplexität und fast schon lächerliche Ängste besaß. »Ich habe gehört Jack hat dich zu einem Date eingeladen~?« Griff Levi seine Gedanken wieder auf um das Thema über Nightrays endgültig abzuschließen. »Alice hatte erzählt, das er ganz verzückt von dir war.« Levis Lachen hallte mit dezenten Spott durch den gemütlichen Raum. Die Vessalius schienen wirklich ein besonderes Faible für seinen Clan gefunden zu haben, schließlich hatten sie schon seine Tochter in den ihren hinein gebunden. Es war ihnen jedoch nicht zu verdenken, wenn man beachtete welch angesehenen Stellung die Baskervilles besaßen. Andererseits schlich auch Miranda Barma seit gewisser Zeit um Oswald herum. Er schien, seit dem Ball, außergewöhnlich begehrenswert geworden zu sein und eine breite Auswahl zu genießen. Sein Schwager war darüber weniger amüsiert und dreht demonstrativ seinen Kopf weg. Levi entlockte diese Reaktion nur ein breites Grinsen. Oswald konnte manchmal so niedlich sein. Ebenso wie Leo, hob auch er sich etwas von dem üblichen Verhaltensmuster der Baskervilles ab. Oswald vermied es Hunde, Katzen, Meerschweinchen und vor allem Vögel zu verspeisen. Er hielt sich sogar einige und spazierte in der Morgendämmerung oft durch ihren Wald oder ihrem riesigen Schlossgarten. Manchmal schlief er sogar im Freien einfach ein und es war nicht unüblich, dass sich dabei ein paar gefiederte Mahlzeiten auf seinem Kopf nieder ließen. Sobald sich jedoch ein weiterer Vampir blicken ließ, flüchteten diese instinktiv.  Leos Vorliebe für Eulen, ließen Oswald sogar erblassen. Er war einfach zuckersüß und selbst Lacie liebte es ihn zu ärgern. Einmal hatte sie ihn sogar zur Strafe einen Korb Tomaten verspeisen lassen, die er auf den Tot nicht ausstehen konnte. Er hatte sich gequält und versucht sie an Levi oder Leo los zu werden – vergeblich natürlich. »Ich denke dass Alice sich irrt.« »Meine Tochter irrt sich selten.« Steuerte nun auch eine deutlich amüsierte Lacie bei. Das hier war genau ihr Element. »Wie findest du ihn denn~?« „Bevorzugst du ein Bündnis mit den Barmas oder den Vessalius?“ Mischte sich nun auch Levi wieder ein. Es war herrlich zu sehen, wie Oswald sich um eine Antwort wand. »Ich denke, ich bevorzuge keinen von beiden.« »Du willst also alle beide? Nicht schlecht, Brüderchen.« Mit einem gekonnten Zwinkern rückte Lacie an ihren Bruder näher heran und drängte ihn nur noch mehr in die Ecke. »N-Nein so meinte ich das . . – Ich hab vergessen das.. Ich glaube ich gehe besser!« Ehe Lacie noch etwas einfallen konnte, wie sie ihren Bruder hätte aufhalten können, war dieser aufgesprungen und aus dem Raum geflüchtet. Mit einem hellen Lachen ließ sie sich längst auf das Sofa fallen und sah ihm belustigt hinterher. Levi stellte mit einem ebenso erheiterten Lächeln sein Weinglas auf den Tisch ab und griff nach der Mappe, wo er üblicherweise sein Manuskript aufbewahrte. Es war nicht unüblich dass er ab und an einmal ein Buch veröffentliche. Selbst Oswalds veröffentlichte ab und an einmal eines seiner Musikstücke. Sie gaben dabei jedoch niemals ihre wahre Identität preis. Vampire lebten lange und hatten so die Möglichkeit die Welt auf sich wirken zu lassen. Sie mehrten gemächlich ihr Reichtum, ihr Können und bereicherten ihre Umwelt, wenn ihnen danach war. Entspannt lehnte sich Levi zurück, zog eine Feder aus der Mappe und schrieb an seiner Geschichte weiter. »Das hast du doch mit Absicht gemacht.«  Lacies Blick heftete sich an ihren – urplötzlich - scheinbar beschäftigten Partner. In ihrer Stimme schwang immer noch etwas, von ihrem hellen Lachen mit. Sie war sich sicher, dass Levi absichtlich dieses Thema angefangen hatte, um Oswald zu vergraulen. Er wusste schließlich, wie man ihren Bruder am ehesten beeinflussen konnte. Es fiel ihr aber immer noch schwer einzuschätzen, ob er dies getan hatte weil er gehofft hatte dass sie ihm folgte und er seine Ruhe haben konnte oder er mit ihr allein sein wollte. Ihm schien vieles oft gleichgültig zu sein, auch jetzt tat er so als hätte er sie nicht gehört, und Lacie wusste er würde erst antworten, wenn sie nicht mehr damit rechnen würde. Wenn er gewollt hätte dass sie mit ihm alleine hier blieb, lies er es sich zumindest nicht anmerken. Sie bezweifelte es jedoch. Er könnte sich mit ihr unterhalten, ihr einer seiner Geschichten vorlesen, von denen sie bewusst und mit Absicht keine las, oder sich einfach so mit ihr beschäftigen. Manchmal vermisste sie Alice wirklich, jetzt hatte sie nur noch Oswald, der sie etwas von ihrem Alltag ablenkte. Leo war oftmals dazu zu ernst oder einfach zu sehr in sich selbst versunken. Sie hatte zwar versucht ihn aufzuziehen, mit seiner geschmacklosen Brille zum Beispiel. Er trug diese schließlich nur, weil er seine wunderschönen Augen verstecken wollte. Eine völlige Verschwendung. Leo war jedoch nur wütend geworden oder hatte sie gänzlich, durch eines seiner Bücher, ignoriert. Ebenso wie es Levi gerade mit ihr tat. »Ich denke es ist nicht die feine Art, eine Lady vor den Kopf zu stoßen.« Seufzend erhob sich Lacie von ihrem Platz und hockte sich vor dem Kamin, wo sie mit dem Schürhaken im Feuer herum stocherte. Ihre Wangen hatten sie beleidigt aufgeblasen und die Brauen waren verstimmt in die Stirn zusammen gezogen worden. »Du hast mir versprochen, das wir ausgehen würden.« Lacies Stimme klang trotzig, wie die eines Kindes. Das Kratzen von Levis Feder ertönte unbeirrt weiter und auch sonst gab er keinen Mucks von sich. Wütend fuhr sie auf und, mit der Stange immer noch in der Hand, fegte sie die Papiere aus dessen Hand. Das glühende Eisen brannte sich in die die Blätter, von denen sie jetzt erkennen konnte, das nur kleine Strichmännchen drauf gekritzelt worden waren. Als Levi den fassungslosen Blick in Lacies Augen sah konnte er nicht anders als in lautes Gelächter auszubrechen. Warum ließen sich diese Geschwister bloß immer so schön ärgern? Man konnte es ihm nicht verübeln wenn er nicht damit aufhören konnte. Es machte zu viel Spaß. Als er seine Arme um Lacie schlang und sie zu sich heran zog, wusste sie dass sie ihn dafür verabscheute. Ihren Schürhaken ließ sie einfach auf den gesteinerten Boden fallen, wo sie ihn voll und ganz vergaß. Sie hasste Levi dafür, dass er sie immer warten ließ. Dafür das er immerzu beschäftigt war und sie keines Blickes würdigte. Einfach dafür das er nicht einmal, die nötigsten Worte an sie richtete. Dass er ihr kaum etwas von den dunklen Geheimnissen ihres Clans erzählte. Dass er die Welt nur zu bespielen schien, und sie ebenfalls nur einer seiner Spielfiguren glich. Einer seiner gekritzelten Strichmännchen. Vor allem aber verabscheute sie es, dass sie nie zu erraten vermochte was in ihm vorging. Dass sie wenig voraussehen konnte wie dieser handelte und weswegen - wie er wirklich fühlte. Er verunsicherte sie und brachte Lacie sogar dazu sich selbst zu verabscheuen. Levi gab ihr das  Gefühl, ihm nicht das Wasser reichen zu können. Nicht gut genug für ihn zu sein. Zumindest nicht so gut, dass er seine Zeit mit ihr verschwenden würde. Er spielte mit ihren Gefühlen. Es war ein Wunder dass er überhaupt darauf bestanden hatte, dass sie ein Bündnis eingingen. Levi hätte sicherlich auch andere Wege gefunden, wenn es nur darum gegangen wäre sie an seine Seite ketteten zu wollen.   Schließlich . . .    war sie ihm voll und ganz Verfallen.   Lacie schloss verbittert ihre Lieder, als sie Levis Küsse auf ihren entblößten Schultern spürte und schlug wütend die Hand ab, die über ihr Kleid, an ihren Oberschenkeln hinab glitt. Die Lippen ihres Partners formten sich zu einem Lächeln und mit Leichtigkeit entblößte er ihren Hals, indem er die Schleife löste die sie sonst darum gebunden trug. Lacie war sich unsicher, ob sie sich ihm wirklich hingeben wollte. Der Versuch sich aus seinen Armen zu lösen misslang ihr jedoch. Stattdessen hob Levi sie mit Leichtigkeit an und trug sie galant auf das größere Sofa, wo er sie in die gepolsterten Unterlage drückte, während er sich über sie beugte. Als er jedoch ihre Lippen berühren wollte drehte sie sich demonstrativ weg. »Zieh nicht so ein Gesicht, wir feiern unser Jubiläum~« »Welches Jubiläum?« »Es ist bestimmt über Fünftausendste Mal, dass ich mein Versprechen gebrochen habe~« Kurz entschlossen griff Lacie nach einen der Kissen und donnerte es Levi gegen seine Wange. Empört richtete sich die hübsche Vampirin auf und stieß Levi von sich herunter. »Warte Lacie, du musst doch ni-..Pfhihi« Mit einem definitiven, lauten Knall hatte sie die Tür des Raumes hinter sich zugeschlagen. Wäre Levi nicht so sehr mit Lachen beschäftigt gewesen, hätte er sie sicher aufgehalten.  Lacie war aber manchmal wirklich noch wie ein kleines Kind. Sehr zu seinem Spaß, natürlich. »Süß~« Als er sich wieder beruhigt hatte, glitt sein Blick amüsiert um sich im Raum herum. Sein halbleeres Weinglas, dessen Inhalt sicherlich bereits erkaltet war, der Schürhaken, das Kissen das sich zu diesen auf den Boden gesellt hatte und ihre Schleife. »Und da behaupte doch jemand Ich sei kalt~.« Mit entspannter Gelassenheit sammelte er sein Manuskript wieder zusammen und ergriff dabei ihr Halsband. Langsam führte er es an seine Lippen, um es liebevoll zu küssen und ihren Duft darin wieder zu finden. Lacie war sein liebstes Spielzeug. Kapitel 5: Die heimliche Krönung -------------------------------- Chapter 05│Die heimliche Krönung   Ich reiße Seiten aus meinem Märchenbuch, weil mir das Ende nicht gefällt. Die Prinzessin opfert sich für den Prinzen, und es wird erst alles gut wenn er bei ihr ist. Weil es der Held sein muss, der gewinnt.   Ich zerknülle die Seiten und tränke sie im Wasser. Sehe ruhig zu wie sie auseinander fallen. Was ich bisher nicht wusste, war dass es zwei Versionen dieser Geschichte gab.   »Die Welt ist schon erstaunlich. Egal ob in Europa, dem Orient oder Nordafrika, solange man sich in den Mittelbreiten aufhält, erblüht sie überall.« Es war nicht so, als hätte Jack wirklich nach einem Date gefragt. Erst recht nicht bei Tageslicht! Der Schönling nutzte nur jede noch so kleine Gelegenheit aus um mit den Baskerville in Kontakt zu treten. Notfalls wusste er sogar wie er diese geschickt erschaffen konnte. »Es ist so als würde man sich nicht von der Stelle bewegen, obwohl man ganze Ländergrenzen überschreitet.« Fuhr dieser seinen begeisterten Vortrag fort. Oswald interessierte sich herzlich wenig für das was er sagte, sondern eher wie er es sagte. Levi hatte gespottet, Lacie gescherzt. Im Grunde jedoch lagen beide mit ihrer Vermutung richtig. Jack Vessalius interessierte ihn. Er war giftig und gefährlich. »Der Krokus wird auch die Nachtblume genannt. Ein Begriff der eine ganze Literaturepoche fasziniert und inspiriert hat.« Vor allem aber ein Redner, der wusste wie er ein Publikum für sich gewinnen konnte. Jack schien an sich ein schlechter Verlierer zu sein. Der Beste Beweis war, dass er gerade hier war und versuchte sich interessanter zu machen als er es bereits war. Die Lippen des Blonden bewegten sich unaufhörlich, ebenso wie seine Finger die einen dunklen Blumenkranz flochten. Der Vessalius Vampir hatte eine Kunst erschaffen in der er Worte wählte und erschaffte, einen gewissen Klang in seiner Stimme mitschwingen ließ, sodass Oswald ihn ewig hätte zuhören können. Egal über was er auch referieren mochte. Eigentlich hatte sich der Baskerville nicht mit ihm treffen wollen. Er ahnte, weshalb Jack unaufhörlich darum gebeten hatte, sich mit ihm treffen zu wollen. Weshalb er Briefe an ihn schrieb und weswegen er ihm immerzu über den Weg lief, sobald sich solch eine Gelegenheit ergab. Oswald hatte Angst ihm zu verfallen und zu einer seiner vielen, kopflosen Opfer zu werden. Ihm so zu verfallen, wie dieser Lacie verfallen war. »Kennst du das Gedicht von Eichendorff?« Jack war wie verspiegeltes Wasser. Tiefes und kaltes Wasser, das keine Wellen schlug. Wenn man versuchten würde auf dessen Grund zu blicken, würde man nur seine eigene Reflektion darin erkennen können. Und zwar so, wie Jack sie einem zeigen wollte! Er war ein Betrüger, der seine charmanten Lügen an seine Opfer verkaufte. Opfer, die diese freudestrahlend entgegen nahmen und zu hohen Preisen zu ersteigern bereit waren. Es war eine Art von Lüge, die Oswald faszinierte und gefangen hielt. Er selbst jedoch, stand nur am Schaufenster und bewunderte ihrer Schönheit. Er würde sie nicht kaufen. Er würde hinter der geschützten Schaufensterscheibe bleiben und höchstens seine Handflächen gegen das Glas drücken. Ein stabiles, dickes Glas. Das mit jedem weiteren Wort von ihm, dünner wurde. Oswalds Blick schweifte zu dem Blonden Vampir, der aufgehört hatte seinen Blumenkranz zu flechten und diesen nun kritisch betrachtete. Der Baskerville hatte nicht wirklich einem Date zugestimmt. Eher hatte ihn Jack zu einem kleinen Treffen überreden können. Das Anwesen der Baskervilles wurde von einem dichten Wald umschlossen. Sie hatten eine geblümte Lichtung darin gefunden, die ihnen passend erschienen war. Es wuchsen vereinzelt ein paar Bäume in ihrer Mitte, sodass sie nicht gänzlich vom Licht durchflutet wurde, sondern nur ein paar wenige Stellen. Genug damit ein paar Blumen auf dem weichen Waldboden wachsen konnten. »Neben der Literatur, gab es natürlich auch noch Musiker und vor allem Maler die sich mit dem Gedanken der Nachtblume auseinander gesetzt haben.« Oswald musste ein Gähnen unterdrücken. Unter normalen Umständen würde er um diese Uhrzeit schon längst schlafen. Es war schon über der Mittagszeit eines Tages, und einzelne warme Sonnenstrahlen durchregnete die sonst so dichte Laubdecke ihres Waldes. Er selbst saß im Schatten eines Baumes und lehnte sich gegen den soliden Stamm und drohte, wie üblich, einfach dort einzuschlafen.   Noch waren seine Lieder offen. . .  Als Jack sich jedoch das nächste Mal zu ihm herum drehte, schien der Baskerville tatsächlich eingeschlafen zu sein. »Oswald?« Fragte er dennoch sicherheitshalber nach. Der andere Vampir reagierte jedoch nicht.  Es war beinahe niedlich, wie sich ein paar Vögel auf seiner Schulter und auf seinem Kopf nieder gelassen hatten. Normalerweise ergriffen die meisten Tiere die Flucht, wenn Ihresgleichen in der Nähe war. Einige jedoch konnte das Innere Wesen von Ihnen spüren und mit Sicherheit davon ausgehen, dass ihnen nichts passieren würde. Apropos Vögel! Jack spürte wie sich sein Magen zu Wort meldete. Wann hatte er noch einmal zuletzt etwas gegessen? Das ganze Reden hatte seine Kehle ausgedörrt… Dabei hatte Glen ihm nicht einmal richtig zugehört. Begierig glitt sein Blick auf die friedlich, gefiederten Freunde des Baskervilles. Ein kleiner Mittagssnack wäre sicherlich nichts Verwerfliches. Nur ein Einziger. Wurde Glen wütend werden, wenn er einen von ihnen aussaugte? Würde es ihm auffallen? Prüfend schweifte sein Blick wieder auf den schlafenden Vampir. Es wäre kluger es nicht zu riskieren. Andererseits jedoch gehörte es zu seiner Natur und diese konnte man ihm doch schlecht vorwerfen. Seufzend widmete sich der blonde Schönling wieder seinem Blumenkranz aus Krokussen. Desto mehr er darüber nachdachte, umso uneiniger wurde er mit sich selbst. Am besten war es, es sich nicht mit ihm zu verscherzen. Jack hatte Oswald auf dem Letzten Winterball kennengelernt. Inzwischen war es März geworden. Die Tage wurden immer länger und überall sprießen die ersten Frühlingsgewächse aus der Erde, ebenso diese kleine Nachtblume die er in Händen hielt. Im Prinzip hätte er ihn bereits früher kennenlernen können. Zum Beispiel bei dem Ball zur offiziellen Bündnisschließung von seinem jüngeren Bruder Oz, mit der Baskervilletochter Alice. Allerdings war er zu dieser Zeit auf Weltreise gewesen. Entspannte 100 Jahre hatte er sich für diese Zeit genommen, in der Hoffnung sein Wissen noch etwas ausweiten zu können und Lacie zu vergessen.  Letzteres wollte ihm jedoch einfach nicht gelingen. Alice war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, weshalb er sich öfters als ihm lieb war an sie erinnert fühlte. Auch Oswald war ihr ähnlich und erinnerte ihn an sie. Wenn Jack ehrlich zu sich selbst war, erinnerte ihn vieles und alles an Lacie. Der Vampir suchte sie in jeder Phase seines Lebens und sehnte sie herbei. Es war kein Wunder das er nur das sah, was er wirklich sehen wollte – selbst wenn es dort nicht war und niemals sein würde. Jack war bewusst dass sein Verlangen nach dieser Frau vergebens war, aber allein ihre Nähe erfüllte ihn mit Glück. Es war mehr als er sich je erhoffen konnte. Er würde ALLES für sie tun. Wenn er ein Bündnis mit Oswald schließen könnte, würde er in das Baskerville Schloss einziehen und sich dort vielleicht mit ihr anfreunden können.  Zumindest wäre er sicher sie jeden Tag sehen zu können. Verträumt und mit einem traurigen Lächeln betrachtete der Vessalius den Kranz in seinen Händen. Er hatte ihn für Oswald geflochten.  Als er sich zu diesem umdrehte schien er immer noch zu schlafen. Ruhig und behutsam, um ihn nicht zu wecken, beschmückte er Oswalds hübschen Baskervillekopf mit der Krone. Jack wartete ab ob der Andere, durch das leichte zusätzliche Gewicht, aufwachen würde. Doch Oswald schlummerte friedlich vor sich her, als befände er sich in der komfortabler Sicherheit seines Schlosses. Wie konnte er bloß im Freien einschlafen ohne Angst zu haben. Ohne auch nur die Spur eines Zweifels oder Unsicherheit. Etwas verwirrt setzte sich Jack nun ebenfalls an den Baumstamm von Oswald und lehnte sich leicht gegen dessen Körper. Lacies Bruder hatte ähnlich verführerische Lippen wie die ihren, nur etwas blasser. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen sich zu ihm zu beugen und sie berühren zu wollen. »Nur ganz kurz.« Jacks zarte Lippen berührten versuchsweise die blassen Wangen des Baskerville. Er wachte nicht auf. Zärtlich beugte sich der Blond weiter hinab, bis seine Lippen an Oswalds LippenFinger-? Überrascht blickte Jack auf den Zeigefinger, der sich auf seine Lippen gelegt hatte und hob dann seinen Blick, um in Oswalds geöffnete, nun wachen und alarmierten, Iriden zu blicken. Er war also doch wach gewesen!   Ich suche nach Worten, die mir nicht einfallen. Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, obwohl meine Stimme mich bereits im Stich gelassen hat. Versuche ich nach einer Lüge zu fassen, die dich und mich zufrieden stellt. Ein Gedanke der die Situation verklärt und so erscheinen lässt, wie sie nicht ist.   Der Baskerville reagierte so ruhig, wie Jack ihn nicht anders kannte, und schien wenig überrascht über sein Verhalten zu sein. Als hätte er ihn von Anfang an durchschaut. So als hätte er nur darauf gewartet, dass der Vessalius etwas Unangebrachtes versuchen würde. Aber egal wie Ruhig du dich auch gibst. Deine Augen strafen dich einen ertappten Lügner. Scheinbar verlegen wich Jack zurück und kratzte sich unbeholfen am Hinterkopf. Ihm musste etwas einfallen. Am besten, gleich sofort! »Haha, tja da hast du mich wohl erwischt.« »Habe ich?« Jacks unbeholfenes Lachen Klang in Glen Gehör nur wenig glaubhaft. »Ich konnte mich halt kaum zurück halten.« Sang Jack in seinem üblichen Flirtton, während er sich strategisch eine Strähne hinters Ohr strich. Jack war wunderschön! Er wusste es auch! Würde Oswald nicht den Wunsch verspüren etwas mehr für Jack zu sein, als bloß ein Mittel zum Zweck, hätte er sich sicherlich auf diesen Kuss eingelassen. Aber auch er besaß Stolz und Ehre, die er ihm nicht vor die Füße werfen wollte. Nicht für Jemand, der ohnehin nur seine Späße mit ihm trieb. Dank des kurzen Sekundenschlafs, nun wieder bei vollem Bewusstsein, richtete sich der Baskerville auf und klopfte sich den Staub von den Klamotten. » Ich denke für heute reichte es, wir sollten gehen. « Jack ließ sich von ihm aufhelfen und umklammerte, selbst nachdem er stand, noch die Hand des Schwarzhaarigen.  » Lade mich doch demnächst zu dir nach Hause ein~. « Er hatte einfach nicht vor aufzugeben. Der blonde Vampir hatte ein Ziel vor Augen und würde alles bewerkstelligen um dieses zu erreichen. » Du willst Lacie sehen? « Kurz schwieg der Blonde ehe er dann doch offen und direkt antwortete. » Ja. « Er lächelte immer noch,  schien aber nicht glücklich. Das Bild war das einer schlaffen Marionette, deren Fäden lose in der Luft zu hängen schienen. Jack war von Kopf, bis zur Fußspitze falsch und zugleich entwaffnend ehrlich. Wie war Jemand wie er in der Lage zu existieren? Oswald beschloss auf die Idee nicht weiter einzugehen, weil er es nicht konnte. Sie verabschiedeten sich voneinander und der Schwarzhaarige stellte sicher, dass auch jeder von ihnen seinen eigenen Weg antrat. Sowie sich ihre Wege jedoch trennten, gelang es wenig  seine Gedanken vom Vessalius zu trennen. Selbst als er wieder das Schloss betrat, spürte er Jacks Einfluss in sich nachhallen. »Dafür das du nicht gehen wolltest, warst du aber ziemlich lange aus.« Überrascht fuhr Oswald herum und blickte auf die Gestalt von Lacie. Er hätte vermutet, dass gerade um diese Uhrzeit, alle Bewohner des Anwesens schlafen würden. Die Rechnung hatte er allerdings nicht mit seiner Schwester gemacht! Dabei hätte ihm bewusst sein müssen, dass sie allein aus purer Neugierde auf ihn lauern würde. »Jack wollte Blume flechten . . . und lange Vorträge halten.« Versuchte er sich vorsichtig heraus zu reden. »Die Blumen sind nicht zu übersehen.« Nun trat auch noch hinter seiner Schwester, ein amüsierter Leo hervor. Sie musste ihm wohl gezwungen haben ihr Gesellschaft zu leisten, damit sie selbst nicht einschlief. Trotzdem verstand er seine Aussage nicht ganz. »Was meinst du?« »Ich hab dir doch gesagt, dass es sich lohnen würde Leo.« Lacie schwang zu ihm herüber und umrundete ihn fröhlich summend. »Du trägst einen bezaubernden Kranz, Brüderchen.« Verwirrt griff sich Oswald an den Kopf und ertastete dort tatsächlich Jacks Blumenkranz. Wann hatte er ihm diesen aufgesetzt?? War er tatsächlich kurz eingeschlafen? »Da-das ist..« Oswald spürte wie er rot wurde und ihm keine passende Ausrede einfiel. Leo kicherte gehässig und Lacie hatte genau das zu sehen bekommen, weshalb sie aufgeblieben war. Er würde seine Schwester wohl nie enttäuschen. Selbst wenn er es sich gerade wirklich wünschte!   ________     Nach diesem schlecht durchgeschlafenen Tag war Oswald relativ früh wieder auf den Beinen und verbrachte etwas Zeit mit Elliot am Flügel. Die Musik war für ihn eine perfekte Ablenkung und Entspannung. Sie befreite ihn von seinen schweren Gedanken, und verhalf ihn zu leichteren. Der Nightray, neben ihn, lernte schnell und bewies sich allmählich als wahrhaftig begabter Pianist. Oswald vermutete, das Elliot viel mehr als das er es lernte, sich eigentlich erinnerte. In seinem vorigen Menschenleben musste er mit diesem Instrument bereits vertraut gewesen sein. Leo saß ebenfalls im Raum und lauschte ihren Übungen zu dem Lied, dass er Lacie gewidmet hatte. Sie selbst war ebenfalls anwesend und sang, als Glen selbst das Lied spielte, laut für sie alle. Er war froh dass das gestrige Thema nicht erneut aufgegriffen worden war. Ein wenig Frieden war ihm in diesem Schloss also doch noch vergönnt. Er selbst hatte nicht mehr daran geglaubt. Oswalds Blick schweifte zu seiner tanzenden Schwester. Er liebte Lacie und war sich sicher sie immerzu auf Händen tragen zu wollen. Bezogen auf Jack jedoch, konnte und wollte er sein Herz nicht teilen. Er wusste, dass wenn er wirklich das vom Vessalius vorgeschlagenes Bündnis eingehen würde, sich womöglich ein kleiner Abgrund zwischen ihm und seiner Schwester auftun würde – Eifersucht. Er liebte sie zu sehr um sich darauf einlassen zu wollen.   Der nächste Besuch des blonden Vampires kam, trotz aller Bedenken, viel schneller als es Oswald erwartet hätte. Jack wurde zum Mittagessen eingeladen, zu dem selbst Elliot anwesend sein musste. Oswald wusste nicht welche Mittel der Schönling angewandt hatte um solch einer Einladung zu provozieren, aber außer Lacie war wohl kaum jemand über dessen Besuch verzückt. Leo war es egal gewesen. Während der Mahlzeit war es dem blonden Schönling nicht vergönnt worden einer seiner beeindruckenden Reden zu halten. Levi übernahm für diese selbst die Verantwortung. »War euch bewusst gewesen das man vor langer Zeit malaysische Vampire in eine Flasche mit Blut eingeschlossen hatte, um diese anschließend im Feuer zu vernichten?« Jack versuchte so zu tun, als würde er nicht bemerken wie sehr Levi seinen Besuch tatsächlich schätzte und beugte sich, sein Gesicht auf den Händen gestützt, etwas weiter über den Tisch und näher zu dem Oberhaupt heran. »Welch Glück das wir nicht mehr in solchen Zeiten leben. Vampirjäger waren unzivilisierte Barbaren.« »Das waren sie in der Tat.« Natürlich ließ sich Levi nicht von seinem Vorhaben abbringen, weiterhin solche Schauermärchen zu erzählen. »Dein Urgroßvater Arthur Vessalius ist ihnen damals zum Opfer gefallen. Sie haben den Ärmsten gepfählt.  Ein einfacher Pflock durchs Herz hat es aber nicht getan! Man musste ihn von seiner untersten Körperöffnung bis in den Kopf aufspießen.« Seine Worte verfehlte ihre Wirkung nicht, so wie sie es niemals taten. »Natürlich hat man nicht nur getötet, sondern auch gefoltert.« Oswald legte besiegt sein Besteck beiseite. Ihm war gehörig der Appetit vergangen. Es war ihm unverständlich, wie Leo bei alledem so erschreckend nüchtern, fast schon gelangweilt drein blicken konnte. Erst als dessen Blick auf den wirklich blassen Elliot fiel, meinte Oswald zu sehen wie sich seine Mundwinkel etwas spöttisch hoben. Lacie stocherte inzwischen auch nur noch lustlos in ihrer Mahlzeit herum und selbst Jack sah inzwischen so aus, als würde er am liebsten unterm Tisch verschwinden. Zögerlich hob Oswald seine Faust vor dem Mund  und räusperte sich leise. Sein Blick glitt dabei entschuldigend zu ihrem Oberhaupt. »Verzeih Levi, wäre es bereits möglich mich zurück zu ziehen?« Leo und Elliot verließen den Tisch sobald es ihnen gestattet wurde, Oswald und Jack zögerten ebenso wenig ehe sie sich zurück zogen. Oswald entschloss sich dazu dem Vessalius den Garten und die Bibliothek zu zeigen. Der lange Spaziergang im Garten verhalf ihnen zumindest sich von diesem Mittagsessen zu erholen und durchzuatmen. Beide sprachen, in eigenen Gedanken gefangen, nicht sonderlich viel miteinander. Als sie Bibliothek erreichten hatte Jack wieder zu seinem alten, vertrauten Verhaltensmuster zurück gefunden. Wieder einmal stellte er unter Beweis wie eigenartig dieses unter Umständen ausfallen konnte. Der Blonde griff wahllos in ein paar Regale, blätterte durch ein paar Bücher und stellte sie lustlos wieder zurück. »Pflegt ihr immer solch appetitliche Themen zu Mittag?« »Nur wenn ihr zu Besuch seid.« Entgegnete Oswald auf Jacks spitze Frage. Er hatte es sich auf einem Sofa bequem gemacht, das als gemütliche Leseecke ausgeschmückt worden war, und etwas abseits der ganzen Regale stand.  Aus dem Augenwinkel heraus behielt er den anderen Vampir im Blick. »Seid ihr Immer noch auf ein Bündnis erpicht?« Oswald fingierte durch ein Buch zu blättern. Jack schien dennoch seinen heimlichen Blick zu spüren und fuhr schwungvoll in seine Richtung herum. Ein inzwischen übliches, überlegenes und verspieltes Lächeln zierte seine Lippen. »Nichts würde mich mehr erfreuen.« In seiner Hand hielt Jack eines von Leos Lieblingsbücher und schlenderte, mit geschmeidigen Schritten zum Sofa rüber. Fragend hob Oswald eine Braue. Jack störte sich jedoch, wie so oft, gar nicht an seiner skeptischen Gesichtsmimik. »Warte kurz.« Der Blonde platzierte sich demonstrativ auf seinen Schoß und schlug das Buch an einer, seiner Meinung nach, passenden Stelle auf.  Natürlich musste er es laut vorlesen! Oswald wusste was Jack vorhatte, es war nicht wirklich schwer zu erraten. Bevor auch nur ein Laut über dessen Lippen dringen konnte, schlang der Baskerville seine Arme um dessen Hüfte und vergrub sein Gesicht in Jacks Rücken. Der Vessalius roch gut und er konnte den Duft seiner Haut selbst durch den festen Stoff seines Umhangs wahr nehmen. Jack versteifte sich kurz etwas, entspannte sich jedoch relativ schnell wieder und legte das Buch auf den Tisch ab. Der Punkt ging also an ihm. Beide Vampire verharrten eine kleine Weile in der Position, ehe sie sich langsam voneinander lösten. Jack drehte sich auf dem Schoß des Dunkelhaarigen herum und hob dessen Kinn etwas an. Ihre Blicke trafen sich, doch Oswald war nach wie vor nicht in der Lage in Jacks grüne Smaragde diesen ganz besonderen Glanz auszumachen zu können. Er fand diesen nur in dessen Blick, wenn er Lacie ansah. Falls Augen die Zeilen der Seele lesbar machen sollten, so waren Jacks niedergeschriebene Worte kalt, karg und so verspiegelt, dass er nicht vermochte durch sie hindurch zu dringen. Ihren Sinn verstand er trotzdem. Jack empfand nichts für ihn. Er war pures Gift für sein liebendes Herz und wurde ihn, ohne Erbarmen, in das glatte, jedoch tiefe Lügenmeer von ihm ziehen. Um ihn darin zu ertränken. Oswald wollte Jack nur von weitem bewundern. Er wollte nicht von ihm gemordet werden, egal wie süß die Versuchung auch sein mochte, die von ihm ausging. Jacks Atem strich über seine Wange, über seine Lippen. Sanft wandte Oswald sich wieder ab.  Er wollte ihn nicht küssen, nicht solange dieser nicht dasselbe empfand wie er selbst. Die fremden Lippen glitten, enttäuscht seufzend, seine Wangen hinab und kosteten das bisschen entblößten Haut seines Halses, dass sie ergattern konnten. »Jack wir sollten . . .« Die Lippen wanderten wieder hinauf bis zu Oswalds Ohren. »Nicht aufhören.« wisperte Jack mit sanfter Bestimmung. Oswald spürte wie der Blonde die Haut dahinter zärtlich mit seinen Lippen streifte und  wie dessen Zunge über seinen dunklen Ohrring strich. Warm. Einladend. Verführerisch.    Jack konnte spüren wie er den Atem anhielt und zurück fuhr. Dieses Mal hatte es jedoch nichts abweisendes, mehr etwas ängstliches. Neugierig blickte der Blonde in das Gesicht des Baskervilles und stellte entzückt fest, dass sich dessen Wangen leicht gerötet hatten. Er war also an den Ohren empfindlich? Dieser Gesichtsausdruck faszinierte ihn wirklich. Wieder beugte sich der blonde Vampir zu dem Objekt seiner Begierde herunter und fuhr mit seiner Zunge Oswalds Ohrmuschel entlang. Dieser versuchte wieder auszuweichen, doch Jack hielt ihm dieses Mal am Nacken und Kinn fest. Mit halb geschlossenen Liedern fuhr er den äußeren Rand hinauf, glitt den Inneren wieder hinab und biss abschließend neckend in sein Ohrläppchen. Küsste sein Ohr. Wieder die Haut dahinter. Erkundete sie mit seiner warmen Zunge. Oswald hatte solch liebliche Ohren, er roch so gut. Ganz anders als Lacie, nicht so süß aber durchaus anziehend und schwer zu beschreiben - nach Papier, Tinte, Wiese, Ruhe und  Freiheit? Es war wirklich schwer zu definieren. Es reichte jedoch um ihn zu betäuben. Jack konnte spüren wie sich Oswalds Atmung beschleunigt hatte. Seine Ohren waren inzwischen rot geworden und als er sich wieder löste, konnte er sehen dass dieser sich auf die Lippen biss. Wohl um verräterische Laute zu unterdrücken. Er wollte diese Lippen küssen. Erst recht wenn sie so reizend präsentiert wurden. Plötzlich mit einem trockenen Hals, fuhr sich der Blonde durstig mit der Zunge über die Lippen. Die Welt um sie herum voll und ganz vergessend, studierte er jede neue und unbekannte Regung in den Gesichtszügen des Anderen. Bis gerade eben hatte er fest daran geglaubt, dass dieser nur diesen gleichgültigen, fast schon gelangweilten Gesichtsausdruck besaß - manchmal sogar einen in die ferne schweifenden Blick der ihn unerreichbar erscheinen ließ. So als könnte nichts und Niemand in seine Welt vor dringen- aber jetzt. Die leicht geröteten Wangen, die verflucht einladenden Lippen, die unbeholfenen, nach oben gezogenen Brauen – so als wäre er völlig unerfahren auf diesem Gebiet. Den warmen, scheuen Blick… Hatte er schon immer so ein dunkles, verführerisches Violett in seinen Augen gehabt? Jack musste an die Krokusse denken, aus denen er eine Krone für Oswald geflochten hatte. Seine Augenfarbe erinnerte ihn an die dunkelsten dieser Wiese. Er wollte ihn küssen! Oswald drehte sich jedoch wieder von ihm weg. Empört schnaubend drückte Jack tröstend seine Lippen erneut gegen Oswalds Ohr und fing an dessen Halstuch zu lösen. Es dauerte etwas, aber bald darauf hatte er seinen Hals gänzlich entblößt und konnte sich daran machen, diesen mit kleinen Küssen zu bedecken. Seine Hände glitten in Oswalds dunkles Haar und krallten sich in dieses fest. Keiner von beiden sprach bei alledem auch nur ein Wort, aus Furcht es könnte diesen Moment zerstören. Vielleicht verwirrte es sie auch nur und keiner von beiden wollte es sich wirklich bewusst machen. Es sich selbst glauben. Zu Jacks großer Überraschung ergriff nun der Baskerville selbst die Initiative und strich über seinen Rücken, um anschließend langsam die Knöpfe seiner Weste zu öffnen. Jack spürte wie ihm warm wurde. Wirklich warm! Allein der Gedanke daran dass Oswald ihn begehrte übermahnte ihn wie eine plötzliche Welle, wie ein warmer Schauder der seine Nackenhaare aufrichtete. »Jack.« Drang das leise wispern seines Namens an sein Ohr. Nie hätte er geglaubt, dass dieser Mann tatsächlich in der Lage sein würde ihn zu  verführen. Erneut beugte er sich zu ihm hoch um seine Lippen zu berühren. Sein Verlangen diese endlich zu berühren brannte. Ein plötzliches Poltern riss ihn jedoch aus seiner Faszination heraus. Verwirrt hoben Jack und Oswald gleichzeitig ihre Köpfe und blickte in die Richtung, aus der ein paar Bücher aus dem Regal gefallen waren. Nun lagen sie auf den Boden verteilt und direkt daneben,  - ein Krebsroter Elliot.   Kapitel 6: Holy Lesezeichen ---------------------------  Chapter 06│Holy Lesezeichen   Wir sprechen dieselbe Sprache, Und reden doch nur einander vorbei. Ohne uns zu verständigen. Weil wir nicht wollen. Weil wir nicht können. Weil wir zum reden keine Ohren, Und zum sehen keine Lippen brauchen.   Weil du alles einfach verdrehst, Und von dir schiebst.   Als Elliot wieder sein Zimmer betrat, war er immer noch knallrot im Gesicht. Noch völlig schockiert, riss er die Fenster auf und lies die frische Nachtluft in sein Zimmer einströmen. Es tat gut ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen und zu spüren wie sich auch sein Gesicht allmählich abkühlte. Leos neugieriger Blick bohrte sich von hinten in seinen Rücken, aber er ignorierte ihn geflissentlich. Ein Problem sollte schließlich nach dem Anderen gelöst werden. Erst einmal die Augen schließen.  Tief einatmen. Die Luft anhalten, und sie dann wieder ausstoßen. Elliot war Zeuge einer warm brüderlichen Liebschaft geworden. Im Prinzip war er davon ausgegangen, dass solche abartigen Bilder ihn nicht mehr schockieren könnten, schließlich konfrontierte er sich tagtäglich mit Leos Schundromanen. Nicht nur Leo, auch Lacie erzählte von gleichgeschlechtlichen Vampiren die ein Bündnis geschlossen hatten. Selbst die Menschen des heutigen Jahrhunderts schien bei dem Thema nicht mehr so zimperlich zu reagieren, wie zu seiner Zeit. Wieder einmal musste er feststellen, dass sich die Zeiten verändert hatten. Er aber nicht. Er hatte tief und fest geschlafen und hätte Seelig bis zum Weltuntergang nichts von dieser Welt weiter mitbekommen, wenn er denn nicht auf die dumme Idee gekommen wäre sein Nickerchen zu beenden. Nach Vierhundert Jahren Seeliger Ruhe, folgte halt Chaos. Trotzdem! Es war das erste Mal das sich so etwas direkt vor Elliots Augen abgespielt hatte. Es wirkte zu echt. Es war ein gänzlich anderes Gefühl  als die bloßen selbst gezimmerten Bilder in seinem Kopf. Es war zu echt. » Hast du etwas Perverses getan? « Leos Stimme brachte es fertig amüsiert und misstrauisch zugleich zu klingen. Eine Kunst die Elliot nicht so ganz durchschauen konnte und die dem Zwerg immer wieder gelang.  Er würde jedoch den Teufel tun und Leo verraten was er gesehen hatte. Schlussendlich würde sich dieser ja doch nur wieder über ihn lustig machen. »Habe ich nicht! « Elliot wunderte sich schon gar nicht mehr darüber, das Leo in seinem Zimmer war und scheinbar auf ihn gewartet hatte. Er war es inzwischen gewohnt und sogar insgeheim froh darüber. Die vergangenen Wintermonate hatte sich der Vampir, ihm gegenüber, recht seltsam und distanziert verhalten. Anfangs hatte er befürchtet etwas falsch gemacht zu haben, als dieser ihm aus dem Weg gegangen war. Leo wollte ihm jedoch einfach nicht verraten wo sein Problem lag. Sie hatten sich oft gestritten. Viel mehr als sonst für sie üblich war, und das sollte schon etwas heißen. Seine Stimmung war auf den Tiefpunkt gewesen und auch die restlichen Baskervilles hatten das Weite gesucht, wenn sie mit säuerlichen Mienen durch die Gänge gestampft waren. Einzig die Momente wenn sie jeweils in einem Buch vertieft, oder Vierhändig auf dem Klavier gespielt hatten waren voll harmonischer Frieden gewesen. Während einer dieser Waffenstillstände hatte der Baskerville dann auch endlich mit der Sprache heraus gerückt. Aus heiterem Himmel hatte Leo darauf bestanden dass sie ein Bündnis eingehen sollten. Völlig überfordert mit der Situation hatte er damals entsetzt abgesagt, was wiederum einen weiteren Streit nach sich gezogen hatte. Es war das erste Mal dass sie sich so verkracht hatten. Ganze drei Tage hatten sie nicht miteinander gesprochen, bis sie sich allmählich wieder ein bekommen hatten. Ein Tag ohne Leo erschien ihn inzwischen unerträglich. Er liebte die Zeit die er mit ihm gemeinsam verbrachte und hatte sogar, paradoxerweise, Spaß an den Streitereien mit ihm. Ignoriert oder gar gemieden zu werden erschien ihm dagegen unerträglich. Was sich allerdings nach ihrem Streit geändert hatte war, dass Leo die Sache mit dem Bündnis immer wieder erwähnte. Er hatte sich sogar in sein Zimmer einquartiert mit der Ausrede, dass seins angeblich unaufgeräumt und voller Bücher war. Die Option aufzuräumen schlug er ganz aus. Elliot kannte die katastrophalen Zustände in Leos Zimmer und fragte sich wie er zuvor dort nur hatte leben können. Allein der Versuch aus dem Bett zu steigen konnte lebensgefährlich werden, weil man Stolpern und sich den Kopf anschlagen konnte. In wie weit waren Vampire noch einmal unsterblich? Er konnte sich nicht daran erinnern dass einer von ihnen jemals an einer Kopfverletzung verendet war… Fakt war zumindest, dass der Bergeremit jetzt bei ihm hauste und er sich sogar an seine Nähe gewöhnt hatte. Die Option jedoch ein Bündnis einzugehen, stand nach wie vor nicht zur Debatte. Sie waren beide Männer und zudem.. zudem sollten man doch so etwas nur eingehen wenn man sich liebte! Allein der Gedanke ließ ihn erneut erröten. Also noch etwas kühle Luft einatmen. »Warum nicht?« Elliot hätte sich beinahe mit seiner roten Birne zu dem Vampir umgedreht. Zum Glück stand er aber immer noch am Fenster und mit dem Rücken zu Leo. Diesen Anblick wollte er ihm unter keinen Umständen präsentieren. Allein schon seine Frage „Warum nicht?“  Was dachte er denn von ihm? Wie konnte solch ein Thema aus Leos Lippen bloß so unbefangen und selbstverständlich klingen. »Wenn du dabei Hilfe brauchst… Du weist das du nur fragen musst~.« »I-ich verzichte!« Wenn überhaupt noch möglich, war sein Gesicht nur noch dunkler geworden. Es fehlte nicht mehr fiel und man könnte ihn als Leuchte aufstellen. Weshalb gingen Vampire noch einmal Bündnisse ein? Konnte man das mit den Menschen vergleichen, wenn ja, welchen Vorteil erhoffte sich Leo daraus…. Oder war er einfach nur einsam?   Elliot hätte hunderte von Gründen erfinden können, ohne auf die richtige Lösung zu kommen.  Manchmal fragte sich Leo ob der Halbling bloß so dämlich tat, um nicht verstehen zu wollen. Jetzt wo er zumindest wieder da war, von wo auch immer er gerade kam, verging dem Vampir die Lust zu lesen. Bis gerade eben hatte er in Elliots Buch gestöbert, um heraus zu finden in welche Richtung sich dieser entwickelte – Holy Knight. » Sag mal, ist das dort unten zufällig mein Lesezeichen? « Wie typisch! Elliot versuchte das Thema zu wechseln. Leo folgte dem ausgestreckten Finger des Nightrays und erkannte tatsächlich das Kunstvolle Lesezeichen auf dem Bettlacken. Huch, das musste ihm wohl von einer Seite … -heraus gefallen sein. » Es sieht danach aus, also wie ein Lesezeichen. « Ein scheinbar ganz plausibler Fakt. Nichts worüber Elliot an die Decke gehen müsste. » Natürlich ist das ein Lesezeichen!! Und dann liest du auch noch in meinem Buch!« Aber wenn er es darauf anlegte, würde ihn Leo diesen Streit auch nicht verwehren. » Seit wann ist es dein Buch? Hast du es etwa gekauft? « » N-Nein.. Aber das gibt dir doch lange nicht das Re-« Aha, da hatten wir es doch. Der Herr Nightray hatte sich nur wieder aufspielen wollen und fing einen Streit an über Objekte, die ihn nicht einmal rechtmäßig zustanden. » Ach, so einer bist du.« Stachelte Leo ungerührt weiter » Du stellst Besitzansprüche auf von Dingen die dir gar nicht erst gehören. Ganz schön egoistisch, findest du nicht? Pfui!« Taktisch fuhr er Elliot in jedes Wort hinein, was auf seinen Lippen ansetzte. Am besten war es ihn gar nicht erst zum Atmen kommen zu lassen.»Außerdem sollte man die Seite im Kopf haben auf der man gerade gelesen hat, das beweist dass du nicht wirklich gelesen hast. « »Was zum-!? So war das doch gar nicht gemeint! Und natürlich lese ich in meinem Buch. Unterstelle mir nicht wieder di- « »Meine was? Und jetzt Schrei mich nicht an.« »Ich schreie doch erst gar nicht! Du bist es de-« »Jetzt bin ich also wieder Schuld?« Kampflustig hob der Zwerg eine Braue »Du regst dich auf, weil du ein egoistischer Nichtbuchleser bist.!« »Ein WAS!!?« Elliots Stimme war nun wirklich laut geworden. Leo machte es schon wieder. Er drehte ihm das Wort im Munde herum und lies ihn als sonst etwas dar stehen. » Wenn überhaupt, bist du doch hier der Egoist. Du vergreifst dich einfach an mei- äh … an dem Buch was ich gerade gelesen habe un- « » Ich, Ich, ich. Kannst du auch noch etwas Anderes sagen!?« Allmählich wurde auch Leo wütend. Elliot konnte manchmal so zickig werden! » Weißt du was? Hier hast du das Buch, so spannend war es jetzt auch nicht!« Ehe sich Elliot versah hatte Leo das Buch bereits nach ihm geworfen und der Nightray war diesem nur knapp ausgewichen. Aufgebracht fuhr er herum und bekam prompt sein Lesezeichen ins Gesicht gedonnert. Und natürlich, ehe er selbst richtig in Fahrt kommen konnte, war Bereits Leo wütend aufgestanden und hatte sein Zimmer verlassen. Wie es sich gehörte knallte er dabei die Tür hinter sich zu. Laut fluchend widerstand der Nightray dem Impuls ihm gleich hinterher zu wollen um ihren Streit fortzufahren. Stattdessen bückte er sich zu seinem Buch und fischte dieses, mitsamt Lesezeichen vom Boden. Unruhig durchblätterte er die Seiten und versuchte heraus zu finden, wo er zuletzt stehen geblieben war. In seiner momentanen Verfassung gelang es ihm jedoch nur schwerlich sich darauf zu konzentrieren. Genervt warf er das Buch zurück auf sein Bett und verließ ebenfalls sein Zimmer. Immer wenn er sich aufregte, war es am besten sich mit ein paar Schwertübungen abzulenken und herunter zu kommen. Er hatte schon zu Lebzeiten gerne mit seinem Schwert geübt und war recht geschickt mit diesem gewesen. Eine andere Option war es im umliegenden Wald einen Spaziergang zu machen. Elliot entschied sich für letzteres. Sein Weg führte ihn erst durch den großen Garten der Baskervilles und anschließend in den Wald hinein. Der Anblick der zahlreichen und teilweisen unbekannten Gewächse und Tiere schaffte es tatsächlich seine Gedanken für einen Moment gefangen zu nehmen. Weiße Lilien, Nachtkerzen und intensiv duftende Nachtviolen. Blumen die erst abends oder gar nachts blühten hatten einen besonders intensiven Geruch und erschienen umso schöner, da sie zumeist so hell waren, um das Mondlicht zu reflektieren. Durch die tiefen Atemzüge der kühlen Nachtluft, gelang es Elliot allmählich wieder herunter zu kommen und über seinen Streit mit Leo nachzudenken. Er hatte das Gefühl wieder am Anfang seines Kapitels zu stehen. Der Streit tat ihm leid. Hatte er vielleicht übertrieben? Es war schließlich nur ein Lesezeichen. Leo hätte aber auch nicht einfach an seine Sachen gehen sollen. Zumindest nicht an das, was er gerade las - es gehörte ihm ja wirklich nicht… Aber andererseits hatte er vielleicht einfach nur seine Laune an Leo ausgelassen, weil er noch zu verwirrt von dem war, was er in der Bibliothek beobachtet hatte… Er sollte sich bei ihm entschuldigen….   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)