Die Weisheit der Straße von Salamibrot (Freiheit ist das höchste Gut) ================================================================================ Kapitel 1: Die Geschichte des alten Verrückten ---------------------------------------------- Die Sonne strahlte am Himmel, keine Wolke verbarg ihre hellen, lebenspendenden Strahlen und hinderte sie daran auf die Erde zu gelangen. Saftiges grünes Gras wogte auf sanften Wiesen, auf die dichte, satte Laubwälder folgten. Ein Falke zog seine Kreise in der Luft, den Boden von seiner hohen Position aus im Auge behaltend. Eine huschende Bewegung am Boden und der Falke stürzte hinab, die Klauen ausgestreckt. Er verschwand im hohen Gras. Bald darauf erhob er sich wieder, ein kleineres Tier in den Klauen, das auf der Wiese gerastet hatte. Mit einem lauten Schrei drehte der Falke noch einen kreis und flog dann davon, in Richtung des Windes, zu dem die wirbelnden Blätter fielen. Der Falke erhob sich in höhere Luftströme, genoss die Winde, die durch sein Gefieder strichen. Unter ihm veränderte sich die Landschaft. Die Wälder wurden lichter, machten Farmland mit großen Feldern und vereinzelten Dörfern Platz. Menschen waren dort unten, arbeiteten in der Sonne auf den Feldern, ihr tägliches Werk verrichtend, sich nicht für die höheren interessierend, die über ihr Schicksal entschieden. Mit einem sanften Flügelschlag schraubte sich der Falke höher in die Luft. Unter ihm kam eine Stadt in Sicht, eine Ansammlung von Häusern um eine große Burg herum, alles umrundet von einer Mauer. Selbst aus großer Höhe war der Lärm in den Straßen zu hören, laute Musik und das Geschrei vieler Menschen. Irgendetwas war da im Gange. Den Falken interessierte das wenig, er flog hinauf zum höchsten Turm der Burg und durch eine Schießscharte, um seine Beute mit seinen Küken zu teilen. _____________________________________________________________________ Unten in der Stadt war tatsächlich eine Festlichkeit zugange. Viele Menschen in festlicher Kleidung waren auf den Straßen, lachend und singend. Straßenkünstler zeigten ihre Künste, Feuerspucker, Jongleure und Musiker säumten die Straßen. Überall waren Stände aufgebaut, die Naschereien oder heiße Würstchen anboten und es duftete nach Gebratenem und süßem Kuchen in den Straßen, die mit bunten Lampions und Fahnen geschmückt waren. Lachende Kinder rannten durch die Straßen oder zerrten ihre Eltern herum, da es immer noch mehr zu entdecken gab. Eine große Gruppe von ihnen hatte sich vor einem alten Mann versammelt, der auf einem Stuhl auf der Straße saß und eine Pfeife rauchte. In den Händen hielt er eine kleine Kröte von gelber Farbe, deren Rücken von blauen Streifen durchzogen war. Er strich ihr sanft über den Kopf und die Kröte sah aus, als würde sie es genießen. Der Mann trug einen roten Festtagskimono, der mit grünen Blüten verziert war. Sein langes, weißes Haar war zu einem Zopf gebunden, der ihm bis zur Hüfte gereicht hätte, wenn er gestanden hätte, doch in seiner sitzenden Position, das eine Bein lässig über das andere gelegt, hatte es sich um seinen Körper geschlungen, wie eine Federboa. Ein breites Grinsen zierte das Gesicht, dass sich auch auf seine von Lachfalten umgebenen Augen erstreckte, von denen zwei tränenartige rote Male bis hinunter auf seine Wangen verliefen. Er trug außerdem ein gehörntes Metallstirnband, auf dem in dicken schwarzen Zeichen das Wort: „Öl“ stand, sowie rote Sandalen. „Kommt näher, Kinder“, sagte er mit tiefer, aber freundlicher Stimme. „Lauscht den Geschichten des alten Jiraya zu dieser Festlichkeit. Schließlich passiert es ja nicht alle Tage, dass die Prinzessin heiratet, nicht wahr?“ Die Kinder rückten ein wenig näher, als seine Stimme leiser wurde. „Ich werde euch eine Geschichte erzählen, um euch die Zeit bis zur Zeremonie zu vertreiben.“ Ein kleines Mädchen in der ersten Reihe fragte: „Wird es dabei um wahre Liebe gehen? Ich liebe solche Geschichten.“ Ein Junge neben ihr schüttelte den Kopf. „Nein. Ich will von mutigen Helden hören, die gegen Monster kämpfen.“ Jiraya lachte laut. „Meine Geschichte handelt von alldem. Hört gut zu, denn es ist die Geschichte von einem Mann und einem Monster. Wer von euch weiß, wie unsere Länder regiert werden?“ Ein Mädchen aus der hinteren Reihe meldete sich: „Die einzelnen Gebiete werden von den Clans regiert, oder?“ Jiraya lächelte ihr zu. „Das ist richtig. Hier, im Land der Sonne regiert der mächtige Hyuuga- Clan über die Geschicke der Menschen. Im Osten, im Land des Schattens herrschen die Uchiha mit eiserner Faust, während die Senju aus dem Wald über die Gebiete im Nordwesten herrschen, und so weiter. Aber was liegt nordöstlich von diesem Land?“ Derselbe Junge, der eben eine Geschichte gefordert hatte wusste die Antwort: „Das Ödland, oder nicht? Dort kann nichts leben.“ Jiraya erhob einen Finger. „Heute kann dort nichts leben, aber einst lebte dort ein mächtiger Clan, der es sogar mit den Uchiha aufnehmen konnte. Die Uzumaki aus dem Mahlstrom.“ Jiraya lehnte sich zurück und schloss die Augen, genoss die warmen Strahlend er Sonne auf seinem alten Gesicht. „Ich war damals dort. Die Leute dort lebten glücklich und zufrieden unter der Herrschaft der Uzumaki. Das waren freundliche Leute, die gerne lachten und Witze rissen, kein vergleich zu den förmlichen Hyuuga oder den eiskalten Uchiha. Jeder von ihnen hatte flammend rotes Haar und ein gütiges und hübsches Gesicht. Insbesondere ihre Kronprinzessin Kushina Uzumaki.“ Jiraya verlor sich für einen Moment in Erinnerungen. Dann schien er zu erwachen, wie aus einem schönen Traum. „Wo war ich? Ach ja.“ Er fuhr fort: „Sie verehrten einen großen Naturgeist, der ihrem Land Fruchtbarkeit und Wohlstand bescherte, den neunschwänzigen Fuchsgeist. Die Uzumaki brachten ihm Opfer dar und sein gütiger Geist wachte über das Land.“ Die Kinder bekamen große Augen. „Ein Geist?“, fragt eines. Jiraya nickte. „Damals wanderten die guten Geister dieser Welt noch frei und ungebunden über das Land. Heute sind die meisten von ihnen verschwunden.“ Er schüttelte den Kopf. „Nur der Orden der Eremiten, die sogenannten Sannin sind noch in der Lage sie zu fühlen und sie sogar zu beschwören.“ „Ich habe von ihnen gehört“, sagte ein Junge. „Sie sollen große Helden sein, wenn man den Legenden glauben darf.“ Jiraya grinste breit. „Legenden sollen immer einen wahren Kern haben nicht wahr? Nun zurück zur Geschichte. Kronprinzessin Kushina Uzumaki war ein echter Wildfang, ein Mädchen, dass sich von nichts und niemandem etwas gefallen ließ.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Mit zehn Jahren hat sie ihren Zwillingsbruder so heftig verprügelt, dass er eine Woche lang nicht aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte.“ „Wie hieß der?“, fragte ein Mädchen „Nagato Uzumaki“, sagte Jiraya, einen wehmütigen Ausdruck in seinem Gesicht. „Er war ein großer Held, Kinder. Ein Mann von dem wir Geschichtenerzähler noch Generationen später erzählen werden, aber dasselbe galt auch für seine Schwester. Helden, wie es sie heute nicht mehr gibt“ Er seufzte. „Das stimmt nicht!“, rief wieder der Junge. „Es wird immer Helden geben, wie Lord Neji zum Beispiel.“ Jiraya sah ihn stirnrunzelnd an, lächelte dann aber wieder. „Ja, Lord Neji ist ein interessanter junger Mann. Du hast recht, es wird immer Leute geben, die das Potential haben ein Held zu sein. Aber lasst mich fortfahren.“ Er blies einen Rauchring aus seiner Pfeife in den Himmel. Die Kröte in seiner Hand quakte zufrieden. „Als sie erwachsen wurde besserte sich Kushinas Gemüt nicht, im Gegenteil es wurde noch schlimmer. Sie wurde dabei ermutigt von einem Lehrer, der sie auch noch, sehr zum Leidwesen ihres Vaters, in den Kampfkünsten ausbildete. Schon bald war sie unter den Kriegern des Fürsten gefürchtet. Die einzigen, die es mit ihr aufnehmen konnten waren ihr Bruder Nagato und ihr Lehrer, dessen Namen ich allerdings vergessen habe. Eines Tages wanderte Kushina wieder einmal frei über die Wiesen, sie war geflohen, vor dem elend langweiligen Hofprotokoll. Außerdem wollte ihr Vater sich langsam nach einer Partie für sie umsehen, sie aber weigerte sich einen Mann zu heiraten, der sie nicht mindestens niederschlagen konnte.“ Er kicherte und blickte über die mit großen Augen lauschenden Kinder. „Kushina wanderte also frei durch die Wiesen, als sie auf einen Mann stieß, dessen Haar ebenfalls rot war, allerdings war er kein Mitglied der Uzumaki Familie. Irgendetwas faszinierte sie an ihm, sodass sie zu ihm trat. Sie fragte ihn, wer er sei und was er hier mache und er antwortete ihr: „Ich bin das Land. Ich wache hier.“ Die Augen des Mannes waren rot und geschlitzt, mehr wie bei einem Tier als bei einem Menschen. „Du bist der Fuchsgeist“, sagte sie zu ihm und er bestätigte nur mit einem Nicken und ignorierte sie sonst. Kushina war allerdings niemand, der sich ignorieren ließ und sie nahm das Essen, das sie mit heraus gebracht hatte und brach es entzwei. Die eine hälfte bot sie dem Geist an, der sie nur verwirrt ansah. Er sagte ihr, er habe noch nie einen Menschen gesehen, der tatsächlich ein Mahl mit ihm teilen wollte, ihn weder wie einen Gott noch wie einen Dämon behandelte. Das beeindruckte den Geist und er nahm ihr Geschenk an.“ Jiraya hob die Kröte auf seinen Kopf und begann sich die Pfeife neu zu stopfen. Nachdem er sie angezündet hatte fuhr er fort: „Danach besuchte Kushina den Geist immer wieder und brachte ihm ein Geschenk mit und bald unterhielten sie sich wie Freunde. Das ging so ein ganzes und ein halbes Jahr lang. Dann jedoch verlor Kushinas Vater die Geduld. Er wählte einen Gatten für Kushina und zwar aus dem Clan der Uchiha aus dem Schatten. Kushina war nicht begeistert, hatte allerdings von der Macht der Uchiha gehört und war gewillt ihm vielleicht eine Möglichkeit zu geben. Eine Allianz zwischen Uzumaki und Uchiha behagte den anderen Clans gar nicht, besonders die Senju aus dem Wald waren Erbfeinde der Uchiha und wollten dies nicht geschehen lassen. Also ersuchten auch sie um ein Bündnis und wollten das ebenfalls durch eine Hochzeit besiegeln.“ Jiraya blies noch mehr Rauchringe in den Himmel. „Kushina hatte also zwei Bewerber am Hals, die um ihre Gunst buhlten und sie hielt die beiden ganz schön auf Trapp. Der erste war ein wenig älter als sie. Izuna Uchiha, der Bruder des Clanführers Madara Uchiha, der die Allianz mit den Uzumaki unbedingt wollte. Izuna war ein freundlicher junger Mann, nicht so machtgierig wie sein Bruder und er hätte vielleicht Kushinas Herz erobern können, wäre da nicht der andere Bewerber gewesen. Minato, der Vertreter des Senju Clans war intelligent, gut aussehend und stark, ihm gelang es sogar Kushina im Zweikampf zu besiegen. Nach knapp einem halben Jahr war der Kampf um Kushinas Gunst entschieden und sie heiratete Minato, dem sie schon bald einen Sohn schenkte.“ Sein Blick verdüsterte sich und er blickte mit grimmigem Gesicht in die Runde. „Izuna nahm seine Niederlage eher gelassen und scherzte noch mit Minato, als sie sich verabschiedeten. Sein Bruder jedoch verzieh den Uzumaki nie und sann im geheimen auf Rache. Und eine weitere Person sah die Hochzeit nicht gerne. Kushina besuchte den Fuchsgeist nicht mehr, ihre vielen Pflichten und ihr Sohn hielten sie zu Hause. Der Fuchs jedoch hatte sich in der Zeit in sie verliebt und als er von der Hochzeit erfuhr, da wurde er wütend und traurig. So wütend und traurig, dass sein Geist vernebelt wurde und er die Wache über das Land vergaß. Vielleicht war es sein vernebelter Geist, der es Madara Uchiha erlaubte ihn zu unterwerfen. Man sagt Madara habe gegen den Fuchs gekämpft und sich ihn am Ende mit schwarzer Magie untertan gemacht.“ Jiraya seufzte. „Dann begann der Krieg. Mit der Macht des neunschwänzigen Fuchses auf seiner Seite erklärte Madara Uchiha den Senju und damit auch den Uzumaki den Krieg. Es war ein schrecklicher Krieg, bei dem Tausende Soldaten auf beiden Seiten fielen. Die Entscheidungsschlacht fand vor der Hauptstadt des Mahlstromreiches statt. Die Uchiha kämpften gegen die vereinten Armeen von Senju und Uzumaki und waren ihnen ebenbürtig, denn Madara und Izuna hatten dunkle Hexerei erlernt. Doch Minato, Kushina, Nagato und dem Anführer des Senju Clans Hashirama kämpften gegen diese beiden. Nagato und Kushina kämpften gegen Madara, während Izuna es mit Minato und Hashirama aufnahm. Während des Kampfes gelang es Izuna Minato schwer zu verwunden. Kushina sah das und wollte ihm helfen, doch Madara ergriff seine Chance und tötete Kushina mit einem einzigen Hieb seines schwarzen Schwertes. Währenddessen jedoch gelang es Hashirama und Minato zusammen Izuna zu überwinden und schlugen ihm den Kopf ab. Madara war ein grausamer Mann, aber er liebte seinen Bruder wie nichts anderes auf der Welt. Er beschloss den Fuchsgeist als Waffe zu benutzen und beschwor ihn um sie alle zu vernichten. Als der Fuchs jedoch Kushinas Leiche sah, da brüllte er und sein Schmerz war so groß, dass Madara die Kontrolle über ihn verlor. Der Zorn des Fuchses vernichtete das gesamte Reich des Mahlstroms und den gesamten Clan der Uzumaki. Nur wenige konnten entkommen, darunter Hashirama Senju und Madara Uchiha. Bald darauf entstand der brüchige Friedensvertrag, der noch heute anhält. Beide Seiten hatten zu schreckliche Verluste erlitten.“ Jiraya beendete seine Geschichte mit einem gequälten Ausdruck auf dem Gesicht. „Was wurde aus dem Kind?“, fragte ein Mädchen. „Das weiß niemand“, sagte Jiraya. „Diese Geschichte ist ein Beispiel für die Gefährlichkeit der Clanpolitik. Erzählt sie aber keinem Uchiha, sie mögen die Geschichte nicht und bezeichnen sie als Lüge, aber ich sage euch, was ich euch erzählt habe ist die Wahrheit.“ Ein Mädchen zog einen Schmollmund. „Ich mag diese Geschichte nicht. Geschichten sollten gut ausgehen:“ Jiraya schüttelte den Kopf. „Heldengeschichten enden immer tragisch. In der Realität lebt niemand glücklich bis ans Ende seiner Tage, merkt euch das.“ Er verstummte für einen Moment, klatschte aber dann in die Hände. „Aber heute ist ein fröhlicher Tag, feiert und seid froh, lasst euch nicht die Hochzeit von den Geschichten des alten Jiraya vermiesen, aber behaltet ihre Botschaft immer in Erinnerung. Sie kann aktueller sein als ihr glaubt. Husch, husch jetzt, ab zu euren Eltern.“ Jiraya lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er hörte mit halbem Ohr, wie eine Mutter ihrem Kind zuflüsterte: „Hast du schon wieder den blödsinnigen Geschichten von diesem alten Trinker zugehört. Ich sag dir doch, der alte Verrückte ist kein Umgang für dich.“ Jiraya seufzte wieder. Nach jeder seiner Geschichten passierte so etwas. Wer den Kindern politische Geschichten mit einer Botschaft erzählte, anstatt sie mit Heile Welt Quatsch zu verdummen wurde verdammt. So war nun mal das Leben. „Alter Verrückter passt gut finde ich“, flüsterte eine Stimme neben seinem Ohr. Jiraya öffnete nicht einmal die Augen. „Du bist so verdammt undankbar, ebenso wie diese Idioten, die den Wert von politoscher Bildung nicht verstehen. Außerdem sind meine Geschichten hohe Unterhaltung.“ Sein Schüler hinter ihm schnaubte. „Genauso wie die grottigen Erotikromane, die du schreibst, nicht wahr?“ „Das ist verdammt hochwertige Literatur du Kulturbanause.“ Der alte Mann stand auf und sah die Person böse an, die neben ihm aufgetaucht war. Die Person war nicht unbedingt klein, aber Jiraya war ein echter Koloss und so überragte er sie um ein gutes Stück. Es war ein Junge, von etwa sechzehn Jahren, ein ebenso breites Grinsen im Gesicht wie sein Meister. Sein Haar war blond und zerzaust, gehalten von einem ebensolchen Stirnband wie dem seines Meisters, jedoch stand hier das Wort „Fuchs“ in großen, schwarzen Zeichen. Blaue Augen, die ebenso freundlich dreinschauten wie die braunen seines Meisters, erstrahlten in einem durchaus hübsch zu nennenden Gesicht, wären da nicht drei schwere, narbenähnliche Streifen, die auf seinen Wangen prangten. Der Kimono den er trug war orange, aber mit schwarzen Flammen verziert. „Warum befinden wir uns noch mal auf dieser Festivität?“, fragte er. „Weil es hier viel abzuräumen gibt. Die Leute freuen sich und sind achtlos.“ Naruto, denn so hieß Jirayas Schüler zog eine Augenbraue hoch. „Bis jetzt hast du doch nur kleine Kinder verschreckt. Hast du bisher überhaupt etwas verdient?“ Jiraya grinste und hielt einen schweren Münzbeutel hoch. „Ich sag doch, die Leute sind achtlos. Hier zu klauen ist leichter als Kindern die Süßigkeiten wegzunehmen, insbesondere für Meister unseres Fachs, wie wir es sind.“ Naruto zog ebenfalls eine Anzahl Geldbörsen aus der Tasche. „Die eitlen Gecken aus dem Hofstaat der Hyuuga sind tatsächlich achtlos. Mit der Beute, die wir hier machen können brauchen wir lange nichts mehr zu tun.“ Jiraya nickte und steckte den Beutel wieder weg. „Sieh nur zu, dass du die Hyuuga selbst nicht bestiehlst. Deren Augen entgeht nichts.“ „Weiß ich doch. Mit wem vermählt sich ihre Prinzessin eigentlich heute?“ Jiraya stand nun auf und strich seinen Kimono gerade. „Mit dem jüngsten Sohn von Madara Uchiha, warum?“ Er verzog das Gesicht. Jiraya hatte aus seiner Abneigung gegenüber den Uchiha nie ein Geheimnis gemacht. Naruto nickte nur und sah hinauf zur Burg, wo die Glocken erklangen, als die Menschen eingelassen wurden um der Zeremonie beizuwohnen. „Wie hieß der noch gleich?“, fragte er. „Sasuke. Hast du etwa ein Auge auf die Prinzessin geworfen Naruto?“ Jiraya rempelte ihm mit dem Ellenbogen in die Seite und grinste breit. „Die kleine Hinata ist gewiss eine Schönheit.“ Naruto winkte ab. „Wirf mich nicht mit dir in einen Topf, du perverser alter Sack. Ich vertraue nur den Uchiha nicht. Müssen wir der Zeremonie unbedingt beiwohnen?“ Jiraya nickte. „Unbedingt. Ich hörte Hinata wäre das schönste und begehrteste Mädchen im ganzen Land. Das werde ich mir doch nicht entgehen lassen.“ Naruto musterte ihn entsetzt. „Du bist bestimmt vierzig Jahre älter als sie du kranker Sack. Komm mir bloß nie wieder unter die Augen.“ Er drehte sich um und stapfte in das Festtagsgetummel hinein. Der alte Mann beeilte sich hinter ihm herzueilen und holte ihn schließlich ein. „Awww, der Kleine hat sich doch in die Prinzessin verguckt, wie süß.“ „Halt die Klappe, alter Mann.“ Jirayas Stimme wurde auf einmal ernst. „Vergiss es. Wandernde Strauchdiebe wie wir haben keine Chance bei so hohen Leuten. Such dir lieber ein Ziel, das du auch erreichen kannst.“ Naruto sah ihn überrascht an. „Das hat dich doch noch nie aufgehalten.“ Jiraya lachte laut los. „Du hast dich also doch in die Prinzessin verguckt, ich wusste es.“ Naruto seufzte. „Warum bin ich eigentlich noch mit dir unterwegs?“ Kapitel 2: Die Pflicht steht vor allem anderen ---------------------------------------------- Der erste Tag der Festlichkeit neigte sich dem Ende zu. Die Leute gingen müde, aber glücklich nach Hause um Morgen noch mehr von der süßen Fröhlichkeit der Feste zu koste und den Sorgen ihres Alltags zu entfliehen. Dabei lagen ihre Augen mehr auf den Feierlichkeiten selbst als auf dem eigentlichen Anlass der Festlichkeiten. Dieser saß im Garten des Schlosses der Hyuuga Familie und versuchte nicht an die Zukunft zu denken. Hinata Hyuuga beobachtete die Spiegelungen der Abendsonne in dem großen Teich. In diesem Gewässer spiegelte sich alles, was davorstand, Blätter, Bäume und sie selbst. Sie blickte in ihr hübsches Gesicht, sah das lange schwarze Haar, die weißen, pupillenlosen Augen, die das Zeichen ihrer Blutlinie waren. Einer Blutlinie die stark und selbstbewusst sein sollte. Doch Hinata war weder stark noch selbstbewusst. Sie fürchtete sich vor der Zukunft, vor den eiskalten Augen des Uchiha, den sie nur einmal kurz gesehen hatte und dann war ihr mitgeteilt worden, dass sie ihn heiraten solle. Sie hatte sich vor diesen kalten schwarzen Augen gefürchtet, vor dem schrecklichen Ausdruck in ihnen, ein Blick voller Raffgier und Blutlust. Hinata wusste nicht viel über die Welt außerhalb der schützenden Schlossmauern und sie besaß auch keine gute Menschenkenntnis, aber sie hatte das Böse in diesem Mann schnell erkannt und sie fürchtete es. Sie sah hinauf zum Himmel und flehte die Götter an, um Erlösung, Hilfe irgendetwas, das ihr zeigen würde, dass sie doch nicht so wertlos war, wie sie sich fühlte. „Warum bist du hier Hinata?“ Die vertraute Stimme gehörte ihrer Schwester Hanabi. Obwohl sie drei Jahre jünger war als Hinata war sie bei weitem stärker, selbstbewusster und kam viel besser mit ihren Pflichten zu Recht als sie. Sie war die perfekte Prinzessin für den Hyuuga Clan und sie bedeutete ihrem Vater sehr viel mehr als ihre ältere Schwester es tat. Hinata sah Hanabi nur aus tränenverschmierten Augen an. Wie flüssige Edelsteine rannen sie die Wangen der Kronprinzessin hinab, glitzernd im Licht der Abendsonne. „Ich fürchte mich“, sagte sie. Ihre großen, feuchten Augen sahen voller Verzweiflung hinauf zum Himmel, wo ein Falke kreiste und einen lauten Schrei ausstieß. Sie deutete nach oben. „Sieh wie der Falke fliegt, ein freier Jäger, der niemanden fürchten muss. Nichts hält ihn hier, keine Ketten halten ihn fest. Er ist frei.“ Hanabi deutete hinauf zum höchsten Turm der Burg. „Ist er nicht. Dort oben hat er sein Nest, seine Familie lebt dort und er hat Verpflichtungen ihr gegenüber. Er würde sich ohne jeden Zweifel opfern um seine Brut zu schützen.“ Hinata sah wieder hinauf. „Aber er tut es freiwillig, aus Liebe zu seiner Brut. Er selbst hat sie gewählt, er selbst zieht sie auf, an dem Ort, an dem er sein Nest gebaut hat. Ich dagegen war niemals ich selbst. Ich wurde immer in eine Rolle hineingepresst, darauf vorbereitet dies für den Clan zu tun oder jenes. Ich weiß nicht wer ich bin, Hanabi.“ Hanabi funkelte sie aus ihren weißen Augen heraus an. „Du bist diejenige, die Sasuke Uchiha heiraten wird um diesem Clan Ruhm, Ehre und vor allem die Gunst Madara Uchihas zu bringen. Du hast dieses Opfer für unser aller Wohl zu bringen.“ Hinata nickte. „Ich nehme an das stimmt. Aber ich fürchte mich. Wenn ich in Sasukes Augen sehe, dann sehe ich die Kälte der endlosen Leere, ewige Gefangenschaft und einen frühen Tod.“ Hanabi schnaubte. „Jetzt übertreibst du. Mit den Uchiha an der Seite unseres Clans kann es niemand mehr mit uns aufnehmen. Du wirst diejenige sein, die unserem Clan wieder Ruhm und Ehre gebracht hat. Freust du dich nicht?“ Ihre Stimme klang am ende aufgeregt, ja geradezu euphorisch. Hinata seufzte. „Du klingst genau wie Vater. Was soll all diese Politik, all diese Bündnisse, Intrigen und Fehden? Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach ein Eremit sein, frei in den Wäldern leben und mit den Geistern reden.“ Hanabi machte ein angewidertes Gesicht. „Eine Prinzessin sollte nicht den Wunsch verspüren mit diesem Gesindel in einen Topf gesteckt zu werden. Geister, eins mit dem Land.“ Sie schnaubte. Das ist doch alles nichts als ein Märchen. Sie sind in Wirklichkeit nichts weiter als ein Haufen gesetzloser Vagabunden und Diebe.“ Hinata sah wieder in den Himmel. Der Falke war verschwunden und sie beneidete ihn ein wenig. „Ich glaube an die alten Geschichten. Vielleicht werde ich eines Tages einen Eremiten kennenlernen und du wirst sehen, dass ich recht hatte.“ Hanabi schnaubte. „Du solltest dich hören. Peinlich ist das. Leb gefälligst in der Realität und gib deine bescheuerten Träume auf. Du wirst deine Pflicht erfüllen oder untergehen. So ist nun einmal das Leben. Du kannst nicht davor weglaufen.“ Wütend stapfte Hanabi davon und ließ eine verzweifelte Hinata zurück. ____________________________________________________________________ In der Burg stand ein Mann am Fenster seiner Unterkunft und hatte die beiden beobachtet. Sein Sharingan ermöglichte es ihm ihre Worte von ihren Lippen abzulesen und ein verächtliches Schnauben ertönte aus seiner Kehle. Sein langes schwarzes Haar fiel ihm wie die Mähne eines Löwen über den Rücken und wirbelte hinter ihm her, wie sein ebenfalls schwarzer Kimono, als Madara Uchiha sich vom Fenster abwandte und sich der Person zuwandte, die vor ihm kniete. „Wo ist dein Bruder, Sasuke?“, fragte er und seine Stimme klang kalt, härter als Stahl und ebenso tödlich. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, mein Herr und Vater.“ Madara schnaubte. „Er ist eine Schande, aber das ist jetzt egal. Wenigstens habe ich mit dir einen loyalen Sohn, auf den ich mich verlassen kann.“ Sasuke neigte den Kopf noch tiefer. „Ich bin ganz der eure, mein Herr und Vater.“ Er sah hoch und seine schwarzen Augen fixierten Madaras Brustkorb, da er es nicht wagte, seinem Vater in die Augen zu blicken. „Dennoch, darf ich euch eine Frage stellen?“ Madara wandte sich wieder dem Fenster zu. Seine harte Miene veränderte sich kein bisschen. „Frag!“, befahl er dann. „Nun…“, sagte Sasuke zögernd. Er war ein starker Kämpfer und hatte schon viele ohne mit der Wimper zu zucken getötet, doch Madara fürchtete er mehr als alles andere auf der Welt. „Warum müssen wir eine Verbindung mit diesen Schwächlingen eingehen?“ Er sah Madaras Schlag überhaupt nicht kommen, bevor er mit blutender Nase an der Wand landete. „Narr!“, schrie dieser. „Bist du wirklich so dumm? Ich wünschte dein Bruder würde nur etwas mehr nach mir schlagen, er hätte wenigstens genug im Hirn um das zu verstehen.“ Sasuke schwieg und wischte sich das Blut aus dem Gesicht, während Madara weiterredete. „Seit dem Krieg sind wir schwach Sasuke, der Clan der Uchiha besteht nur noch aus vier Personen. Wir müssen Bündnisse eingehen um das Gleichgewicht zu erhalten. Wenn die Senju herausfinden, dass wir schwach sind, dann werden sie uns auslöschen.“ Sasuke nickte. „Das ist mir klar, aber warum gerade ich? Diese Hyuuga ist erbärmlich, ihr habt ihre Worte doch ebenfalls bemerkt. Solche Schwäche. Widerlich!“ Madaras Augen blitzten in zornigem rot auf. „Weil du der zweitgeborene bist und damit Handelsgut. Diese Hyuuga ist in deinem Alter und ich werde die Gelegenheit nutzen an das Reich der Sonne heranzukommen. Egal ob es dir passt oder nicht.“ Sasuke grollte. Madara sprach weiter. „Du musst sie ja nicht lange ertragen. Nur bis das Reich der Sonne mir gehört, dann kannst du sie von mir aus töten oder sonst etwas mit ihr machen, aber bis dahin wirst du den guten Ehemann spielen, oder ich werde dich bei lebendigem Leibe rösten, habe ich mich klar ausgedrückt?“ Sasuke nickte. „Kristallklar, Vater.“ Der große Mann drehte sich wieder zum Fenster um, sodass Sasuke das gefährliche Funkeln in seinen roten Augen nicht auffiel. „Die Hyuuga werden gar nicht sehen, was über sie kommt. Wie ein Sturm werden wir Uchiha über sie kommen und ihr Land und ihre Macht an uns reißen.“ „Was ist mit den Senju?“, fragte Sasuke. „Sie sind vom Sonnenreich so weit entfremdet wie es nur geht. Das Sonnenreich steht so isoliert da, wie schon lange nicht mehr und das ist unsere Chance. Die Senju werden es ebenso nicht wagen uns anzugreifen, wie wir sie, es sei denn sie müssen. Die Suna mögen die Hyuuga nicht und sonst wird es niemand wagen sich mit uns anzulegen. Nein, das hier ist der erste Schritt um endlich unsere Bestimmung zu erfüllen.“ Sasuke lächelte. „Was ist mit den Hyuuga?“, fragte er. „Wir haben keinen Nutzen für das Byakugan. Wenn wir so weit sind, dann tötet sie alle.“ Madara klopfte Sasuke auf die Schulter. „Rede mit Obito. Er wird die Operation ausführen. Enttäusche mich nicht.“ Sasuke verneigte sich tief. „Natürlich nicht, mein Herr und Vater.“ Keiner von beiden bemerkte die Gestalt, die vor der Tür gelauscht hatte und nun auf Zehenspitzen davonschlich. ____________________________________________________________ Die Nacht war hereingebrochen und der Mond stand hoch am Himmel, der mit Tausenden von leuchtenden Sternen bedeckt waren. Wirbelnde, spiralförmige Galaxien erreichten das menschliche Blickfeld, denn der Himmel war so klar wie nur selten. Solche zauberhaften Nächte waren es, in denen die Geister immer noch über das Land streiften. Naruto saß im Schneidersitz auf dem Dach eines hohen Hauses nahe der Burgmauer und hatte die Augen geschlossen. Der leichte Wind fuhr durch sein blondes Haar und ließ es sich im Wind bewegen, wie das Schilf am Ufer eines sachte fließenden Flusses. Seine rote Robe hatte er abgelegt, genau so wie die orangefarbene Jacke, die er darunter trug, sodass er mit bloßem Oberkörper dem Wind und der Kälte der Nacht ausgesetzt war. Doch er fror nicht. Sein Geist hatte sich in Sphären erhoben, die normale Menschen niemals hoffen konnten zu erreichen. Sein Geist hatte sich losgelöst, ritt auf dem Wind mit den Geistern der Natur. Er war ein Eremit, ein Schamane, der die Geister anrufen und mit ihnen kommunizieren konnte. Er spürte die Lebenskraft aller lebenden Wesen um sich herum. Er spürte die Geister der einfachen Menschen, kaum mehr als flackernde Kerzen im Gefüge des Universums, während sie zu Bett gingen, sich auf das Fest am nächsten morgen freuend, ohne zu ahnen, dass sie alle nur Teil eines großen Ganzen waren. Er spürte den Geist seines Meisters, der ebenfalls ein Eremit war, sodass ein Teil seines Geistes in die Geisterwelt hineinragte und den großen Plan und den Fluss der natürlichen Energie mit seiner Aura beeinflusste. Der alte Perversling befand sich unten bei den Bädern und versuchte wohl mal wieder für seine Schundromane zu „recherchieren“. Naruto seufzte und wandte seinen Geist der großen Burg zu, deren graue Mauern in dieser Welt flimmerten und durchscheinend waren. Kleinere Naturgeister flogen auf den Wogen von Narutos Präsenz im Äther und folgten ihm eine Zeit lang, wie Delfine einem großen Schiff folgen. Hier in den Städten der Menschen gab es wenige Geister, doch an Orten von großer natürlicher Kraft, wie dem Gipfel des heiligen Berges oder dem Mahlstrom vor der Küste des Ödlandes schwärmten sie oft zu Hunderten durch die Strömungen des Äthers und wechselten manchmal sogar in die Realität hinüber. Er spürte eine finstere Aura aus der Burg, die die grauen Präsenzen der Hyuuga überdeckte. Von diesem Geist ging ein solch schrecklicher Druck aus, dass die Geister vor ihm zurückschreckten und Narutos Kopf zu schmerzen begann. „Madara Uchiha“, dachte er und widerstand dem Drang näher an die gefährliche Aura heranzugehen. Er wollte sich schon abwenden und seinen Geist in seinen Körper zurückschrecken, als er zwei weiterer Präsenzen bemerkte, kurz vor der Mauer, fast überdeckt von der finsteren Präsenz. Die erste schien auf den ersten Blick dunkel, doch Narutos geübter Blick erkannte, dass das nur Maskerade war, das Gewicht von Trauer und Bürde, die schwer auf dem Geist des Menschen lasteten, der im goldenen Schein echter Größe leuchtete. Wenn Naruto auf den Strömungen des Äthers unterwegs war oder die Kraft der Geister in seinem Körper sammelte, konnte er die Aura eines Menschen erkennen. Die Persönlichkeit des Menschen, sein tiefstes Herz und sein Geisteszustand, alles in Formen und Farben um einen Menschen herum. Naruto fixierte seinen Geist auf die zweite Präsenz und erschrak. Diese Aura schien krank zu sein. Einst gewiss reinweiß und voll herrlichen Lichts durchflutet schien sie nun gelb und kränklich, flackernd und kurz vor dem Verlöschen. Naruto war interessiert. Er kannte die dunkle Aura. Er ging zurück in seinen eigenen Körper, ignorierte die Protestschreie der Geister, die von seiner Energie zehrten und schlug die Augen auf. Das war wirklich interessant. _____________________________________________________________________ Hinata sah ihr eigenes Spiegelbild im Wasser, von den gekräuselten Wellen, die der Wind auf dem Teich hinterließ zu einem schrecklichen Zerrbild ihrer Selbst verändert. Ihr trauriges Gesicht wurde zu einer verzerrten Grimasse. Verzerrt vor Zorn? Vor Schmerz? Sie wusste es nicht. Ihre tränenerfüllten, weißen Augen schienen im Sternenlicht zu glühen, wie die eines Engels vom Himmel gefallen und zum Sterben zurückgelassen. Sie bemerkte ein weiteres Spiegelbild, das neben ihrem im Wasser auftauchte und wandte sich ihrem neuen Besucher zu. Schwarzes Haar fiel ihm in die Augen und war in seinem Nacken zu einem Zopf zusammengebunden, sein Gesicht war jung, einige Jahre älter als sie, aber bedrückt, als sei er geistig viel älter, als er eigentlich sein sollte. Er trug einen schwarzen Kimono, der mit einem weißen Gürtel festgebunden war. Es gab nur einen Clan, der diese Kleidung trug, seine schwarzen Augen waren ebenso ein Indiz dafür, welchem Clan er angehörte. „Uchiha“, wisperte sie und trat einen Schritt zurück, ehe sie sich erinnerte, dass dort ja der Teich war. Sie stolperte und landete im Teich. Ihr einfaches, weißes Kleid war sofort durchnässt. Ein schwaches Lächeln zuckte durch das junge und doch faltige Gesicht ihres Gegenübers, der ihr die Hand entgegenstreckte. Sie zögerte kurz, dann ergriff sie sie und ließ sich hochziehen. Sie fror in der kalten Luft, aber ihr gegenüber faszinierte sie zu sehr, als dass sie jetzt gehen würde. „Wer seid ihr?“, fragte sie. „Itachi Uchiha“, sagte er. Sie wich einen Schritt vor ihm zurück. Sie fürchtete die Uchiha, doch irgendetwas an Itachi war anders. Vielleicht war es die Wärme in seinen schwarzen Augen, die den anderen Uchiha fehlte, das Fehlen der kalten Verachtung für alles Lebendige. „Was tut ihr hier?“, fragte sie. Itachi seufzte. „Ich habe eine verwelkende Blüte gesehen und das stimmt mich traurig.“ Auch Hinata seufzte nun. „Darf ich euch eine Frage stellen?“ Itachi nickte. „Kann ich mit eurem Bruder glücklich werden?“ Itachis Antwort ließ lange auf sich warten. Er blickte hinauf zum Himmel, der klar war wie nur selten. Eine Sternschnuppe jagte über den Himmel, ein kurzer Augenblick vor der Kulisse des ewigen Universums. „Glaubt ihr an die Geister, Hinata?“, fragte Itachi. Hinata war klar, dass das ihre Frage nicht beantwortete, doch sie wollte das Wohlwollen des Uchiha nicht auf die Probe stellen. „Ich denke schon“, sagte sie. „Dann betet zu ihnen. Hofft, dass euch ein Wunder vor meinem Bruder rettet.“ Tränen traten wieder in Hinatas Augen. Das hatte sie befürchtet. „Ist er so ein schlechter Mensch?“, fragte sie mit zittriger Stimme. Itachi schüttelte traurig den Kopf. „Mein Vater hat bei ihm nicht denselben Fehler begangen wie bei mir.“ „Was für einen Fehler?“, fragte Hinata. „Er hat mir nicht jeden Funken Menschlichkeit aus dem Leib geprügelt. Du glaubst dein Vater sei ein harter Mann? Dann ist Madara Uchiha ein Monster.“ Hinata rannen wieder Tränen über die Wangen. „Was soll ich tun?“, fragte sie. Itachi schüttelte den Kopf. „Du kannst nicht fliehen, er würde es an deiner Familie auslassen. Du musst es ertragen, so wie ich es mein Leben lang tue. Ich versuche meinen Vater von allzu schrecklichen Gräueltaten abzuhalten, aber ich kann nichts für euch tun. Wir beide haben Pflichten anderen gegenüber, ihr eurer Familie und ich der Menschlichkeit gegenüber.“ Hinatas weiße Augen schwammen in Tränen, die sie nun mit dem nassen Ärmel ihres Kleides wegwischte. „Ich wünschte ich wäre so stark wie ihr.“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich wünschte ich könnte euch helfen, aber ich weiß nicht, was mein Vater tun würde, wenn ihr einfach verschwinden würdet.“ Hinata straffte die Schultern und versuchte grimmig dreinzublicken, was ihr allerdings misslang. „Dann werde ich es wohl ertragen müssen“, sagte sie mit bebender Stimme. „Euer Mut ehrt euch“, sagte Itachi. „Ich wünschte nur, ich wäre woanders geboren worden, vielleicht in eine einfache Familie. Mein Traum war es stets, einmal einen Eremiten zu treffen und zu erfahren, ob die Geschichten über die Geister wahr sind.“ Itachi nickte. „Auch ich wollte immer zu diesem Orden gehören, einem freien Orden, der nur dem Land selbst verpflichtet ist. Aber wir haben beide Pflichten, denen wir nicht entkommen können.“ Beide schreckten zusammen, als sie aus dem Geäst eines Baumes eine Stimme ansprach: „Das bleibt abzuwarten, Itachi Uchiha.“ Kapitel 3: Mord --------------- Schlaf hielt die Menschen in der Nacht in ihrer Hand, der kleine Bruder des Todes, ihr ewiger Quell von Freude und Leid. Sasuke Uchiha sah hinab auf die schlafende Gestalt vor ihm. So verwundbar, so einfach zu zerstören. Der Schlaf war durchaus ein schelmischer Geselle, so nahe am Tod und doch so weit davon entfernt. Die schwarzen Wirbel in seinen blutroten Augen begannen zu rotieren, als er langsam sein Schwert hob. Die weißen Augen unter seiner Klinge gingen auf, ein Ausdruck puren Entsetzens spiegelte sich darin, ehe die Waffe hinab fuhr und das Leben des Mannes beendete. Sasuke lachte leise. Alles verlief nach Plan. ____________________________________________________________ Der alte Eremit Jiraya hatte in seinem langen Leben viel erlebt. Er hatte schon in jungen Jahren einen Vertrag mit den Krötengeistern geschlossen und war in den Orden der Eremiten aufgenommen worden. Er hatte Freude und Leid, Verlust und Gewinn, Hass und Liebe erlebt. Dennoch war Naruto erst der zweite Schüler, den er wirklich ausgebildet hatte. Seine erste Schülerin war vor langer Zeit gestorben. Jiraya seufzte und wandte seine Gedanken wieder seiner Recherche zu. Das bedeutete im Prinzip, dass er an einem Astloch im Zaun des Frauenbades stand und versuchte einen Blick zu erhaschen. Zwar war es dunkel, doch die Fackeln innerhalb des Bades brannten hell, insbesondere, da viele nach einem Tag voller Feste noch ein erfrischendes Bad nehmen wollten. Ein perverses Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er begann sich auf einem Block Notizen zu machen. Schließlich war er nicht umsonst ein erfolgreicher Autor und er wusste durchaus, was seine Leser erwarteten. Er kicherte dämlich, als ihm eine Idee kam, die er eifrig niederschrieb. Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als eine Stimme hinter ihm ihn unterbrach: „Was glaubst du, was du da tust?“ Jiraya drehte sich um und bemerkte einige Stadtgardisten, die auf ihn zukamen. Er fluchte. Angeführt wurden sie von einem jungen Mann mit langen braunen Haaren, markanten Gesichtszügen und weißen Augen. Ein Hyuuga. Verdammt. Jiraya verneigte sich. „Ich recherchiere“, sagte er mit einem breiten Lächeln, in der Hoffnung sich noch da raus winden zu können. Allerdings wurde seine Hoffnung von dem kalten Blick, den der Hyuuga ihm entgegenschickte. „Ist das so? Wachen ergreift den Sittenstrolch.“ Die beiden Soldaten traten auf Jiraya zu, der es vorzog zu verschwinden. Flink wie ein Wiesel floh der alte Mann durch die Straßen, hinter sich die wütenden Schreie der Soldaten. Er grinste. Das war das Leben, wie es ihm gefiel. ________________________________________________________ Hinata und Itachi sahen hoch in die Äste des Baumes. Es war eine alte Eiche, die schon länger hier stand als Hinata sich erinnern konnte. Die unteren Äste waren breit und boten genug Platz für eine Person. Der Sprecher saß lässig auf einem Ast, die Beine übereinandergeschlagen und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er hatte ein freundliches rundes Gesicht, dessen Haut von langem Verweilen in der freien Natur dunkler war, als normal. Er trug eine orange Jacke über einer schwarzen Hose, sowie eine rote Robe offen über allem, die mit schwarzen Flammen verziert war. Sein blondes Haar glänzte im Schein des Mondes, ebenso wie seine tiefblauen Augen. „Du“, sagte Itachi, die Augen zusammengekniffen. „Ich“, grinste der Blonde. „Wer bist du?“, fragte Hinata verwirrt. Ein noch breiteres Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Jungen aus, während Itachi aufstöhnte. Ehe sie fragen konnte was denn los war, war der Junge in die Luft gesprungen, sein Mantel wehte im Wind hinter ihm her. Weißer Rauch quoll hinter ihm hervor und begann die Gestalt von zwei silbernen Füchsen anzunehmen, jeder davon trug zwei lange Schweife hinter sich her, als sie in der Luft um ihn herumschwirrten. „Im Norden gefürchtet als der neunschwänzige Fuchs aus den Wäldern, im Süden bekannt als der rote Mahlstrom, bin ich Naruto, der Fuchs aus dem schwarzen Mahlstrom, Eremit des großen Fuchsgeistes.“ Er landete mit einer Verbeugung vor ihr, während die Füchse wieder in weißem Rauch verschwanden. Er ergriff Hinatas Hand und küsste sie leicht mit gespitzten Lippen. „Zu euren Diensten, Mylady.“ Hinata spürte, wie sie leicht rot wurde. Itachi seufzte. „Sein schlechter Einfluss färbt ab, wie ich sehe.“ Naruto starrte ihn böse an. „Itachi Uchiha, der einzige seines Clans, den ich nicht sofort töten würde, wenn ich ihn sehe, aber nur weil sein Leben noch viel elender ist als sein Tod es jemals sein könnte.“ Itachi schnaubte erneut. „Ist ja nicht so, als hättest du es nicht oft genug versucht, Möchtegerneremit.“ Beide funkelten sich böse an, ehe Hinata mit schüchterner Stimme unterbrach: „Ähhm, ihr beide kennt euch?“ Die beiden blickten sie verwirrt an, als hätten sie vergessen, dass sie auch noch da war. Itachi nickte. „Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen diese lahme Ausrede für einen Eremiten in den Ruinen des Mahlstromreiches zu treffen, zusammen mit seinem ebenso nutzlosen Meister.“ „Sagt die Familienschande der Uchiha.“ „Das ist ein Titel, den ich mit Stolz trage.“ Wieder funkelten die beiden einander an. Hinata sah sich wieder gezwungen einzugreifen. „Also bist du ein Eremit?“, fragte sie Naruto, das Gesicht immer noch rot, in die tiefblauen Augen ihres Gegenübers starrend. „Allerdings Mylady, habt ihr meine grandiose Vorstellung nicht gehört? Wer seid ihr übrigens?“, fragte er und kratzte sich verlegen am Kopf. Itachi gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Bist du blind oder dämlich? Das ist Hinata Hyuuga, die Kronprinzessin des Sonnenreiches.“ Hinata wurde noch roter. Naruto kratzte sich am Hinterkopf und grinste verlegen. „Ahh, ja ich hätte die Augen bemerken müssen.“ „Idiot“, schnaubte Itachi und fing sich prompt eine Ohrfeige von Naruto ein. „Schnauze Uchiha.“ Hinata konnte nicht umhin die beiden amüsant zu finden. Der ach so ernst und opferbereite Uchiha fing an seine kalte, einsame Fassade zu verlieren und der Eremit… Sie hatte sich unter einem Eremiten immer einen alten Mann vorgestellt, mit verhangenen Augen, der nur in Orakeln und Rätseln sprach. Doch dieser junge Mann war kaum älter als sie und die Beschwörung der beiden Füchse vorhin war recht beeindruckend gewesen. Und sein Lächeln ließ sie immer wieder rot anlaufen. Er sprach nun mit mehr Ernst in seiner Stimme: „Du hast wohl eine Schwäche dafür verzweifelte Lebensformen aufzulesen, was Itachi? Liegt es daran, dass du dich dann selber nicht mehr so schlecht fühlst. Lässt es dich dein Dasein als Märtyrer überdenken?“ Hinata drehte sich zu Itachi um. „Woher weiß er davon?“ Naruto kicherte. „Ihr könnt mich nicht täuschen.“ Er wurde wieder ernst und sah Hinata tief in die Augen, was ihr Herz klopfen ließ. „Ich kann in eure Herzen sehen, jedes Leiden, jede Finsternis die dort ist wird mir sofort enthüllt. Ihr könnt hier nichts vor mir verbergen.“ Er wandte sein Gesicht dem sternenübersäten Himmel zu. „Die Geister sind heute Nacht unruhig. Etwas Bedeutsames wird geschehen.“ Er lächelte. „Nur was?“ „Was meinst du damit?“, fragte Itachi. Anstatt ihm zu antworten wandte sich Naruto Hinata zu. „Deine Aura bereitet mit Kopfschmerzen und die Melancholie, die von dir ausgeht tut schon fast weh.“ Hinata richtete ihren Blick zu Boden. Er berührte ihre Wange und Hinata spürte, wie ihr wieder Tränen in die Augen traten. „Die Geister um dich herum sind unruhig und erzählen mir von deiner Verzweiflung.“ Zum Glück bemerkte er nicht, wie Itachi hinter ihm die Augen verdrehte. „Du kannst ihr nicht helfen“; sagte er. „Sie hat anders als ihr Vagabunden eine Verpflichtung.“ Naruto lächelte. „Das wird sich noch zeigen, Itachi. Das wird sich noch zeigen.“ ________________________________________________________ Neji Hyuuga war nicht Kommandant der Königsgarde geworden, weil er inkompetent war und er hatte nicht vor eine solche Sittenlosigkeit wie er soeben gesehen hatte während seiner Wache zu dulden. Also hatte er seine Leibgarde hinter diesem Strolch hergeschickt, obwohl er sich nicht sicher war ob sie ihn erwischen konnten. Er gab es nicht gerne zu, doch die anhaltenden Tage des Friedens hatten viele seiner Leute faul und unvorsichtig werden lassen. Wenn sie nun nicht einmal mehr einen alten Mann fangen konnten würde er ihr Trainingsprogramm grundlegend verändern müssen. Ein Geräusch ließ ihn herumfahren und die Gegend mit seinem Byakugan absuchen. Er war alleine in den finsteren Straßen. Niemand war zu sehen und dennoch wurde Neji das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Neji ignorierte das Gefühl. Es gab nichts, was seinen Augen entgehen könnte. Er machte ein paar Schritte durch die dunkle Straße, zurück in Richtung Festung um für das morgige Fest noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Die Sicherheitsmaßnahmen waren extrem verschärft worden, sodass Neji einen riesigen Haufen Arbeit zu bewältigen hatte. Er würde sich freuen, wenn dieser ganze Trubel endlich vorbei war. Dann konnte er vielleicht endlich mal eine Mütze voll Schlaf bekommen. Schlecht gelaunt bog Neji von der Hauptstraße ab in eine Seitengasse, die ihn schneller zu den Baracken der Garde führen würde. Hier war es finster und erneut beschlich Neji das Gefühl beobachtet zu werden. Doch da sein Byakugan nichts erkennen konnte drehte er sich um, dennoch begann er seine Schritte nervös zu beschleunigen. „Eine schöne Nacht, nicht wahr?“ Neji fuhr zusammen und nur seiner eisernen Disziplin war es zu verdanken, dass er nicht in die Luft sprang und die Beine in die Hand nahm. Er drehte sich um und sah seine Cousine auf ihn zukommen. „Lady Hinata?“, fragte er verwundert. „Ihr solltet bei Nacht nicht ohne Wachen draußen sein.“ Er sah ihr in die Augen. Irgendetwas stimmte nicht, der verunsicherte Ausdruck war aus ihrem Gesicht verschwunden, stattdessen fand sich dort ein grausames Lächeln. Neji blickte ihr in die Augen und sah für einen Augenblick etwas rotes aufblitzen, ehe er einen heftigen Schmerz im Unterleib spürte. Neji sah mit Unglauben auf das lange Messer hinab, das in seinem Bauch steckte. Blut lief ihm aus den Mundwinkeln, als er auf der Straße zusammenbrach. Er blickte mit verschleiertem Blick hoch und sah wie Hinatas weiße Augen sich langsam rot färbten und die Tomoe des Sharingan zu wirbeln begannen. Ein Grinsen lag auf ihrem Gesicht, das so gar nicht zu der freundlichen jungen Frau passte, die er kannte. „Hi…nata“, ächzte er, ehe sein Blickfeld verschwamm und Neji Hyuuga sterbend zu Boden sank. _________________________________________________________ Itachi blickte Naruto mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Und wie würdest du dir vorstellen, kann sie ihren Pflichten entgehen.“ Der Blonde grinste breit. „Ich bin froh, dass du fragst. Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Erstens: Selbstmord. Wegen Todesfolge leider Ineffizient.“ Hinata blickte wieder in den See. Sie schämte sich bei dem Gedanken, bereits darüber nachgedacht zu haben. Naruto hob einen zweiten Finger. „Zweitens: Du bringst den Uchiha um, während er schläft. Dabei werden leider immer unangenehme Fragen gestellt, deshalb scheidet das auch aus.“ Itachi verdrehte die Augen, während Hinata immer noch traurig in den See starrte. Sie hatte auf ernsthaftere Hilfe gehofft. Naruto hob einen dritten Finger und seine Stimme wurde etwas ernster. „Drittens: Du täuschst deinen eigenen Tod vor. Der Klassiker und meistens ziemlich wirksam, allerdings wird man dich wegen deiner Augen überall erkennen und das ist echt ärgerlich. Verdammte Blutlinien.“ Hinata betrachtete ihre Augen im schillernden Spiegel des Teiches. Waren es wirklich nur diese Merkmale, die sie mit ihrer Familie verbanden? Sie wünschte es wäre so, dann würde sie sie sich herausreißen und endlich frei sein. Naruto sprach ohne wirklich auf sie zu achten weiter und hob dabei den vierten Finger. „Oder du könntest dem Orden der Eremiten beitreten. Das entbindet dich automatisch von allen familiären Banden.“ Hinata sah ihn mit großen Augen an. „Was meinst du damit?“, fragte sie. Naruto deutete auf sich selbst. „Nun, die Nacktschneckenprinzessin Tsunade ist als Senju geboren, hat den Clan aber verlassen um sich den Eremiten anzuschließen. Das war bei ihr wohl einfach, da Hashirama schon immer gute Verbindungen zu unserem Orden hatte. Deine Familie kann uns wohl eher nicht leiden, aber technisch gesehen hätte dein Vater nach deinem Beitritt keine Macht mehr über dich.“ Er grinste. „Ich selbst wäre wohl schon tausende Male tot, wenn ich meinen Familiennamen benutzen würde.“ Hinata dachte nach. Dann antwortete sie mit Bedacht: „Das würde zutreffen, wenn ich mit jedem anderen Mann auf der Welt verheiratet werden sollte. Doch ich will meinen Vater nicht dem Zorn Madara Uchihas aussetzen.“ Itachi nickte. „Eine weise und selbstlose Entscheidung“, sagte er. „Wenn man vom Teufel spricht, ich muss los, sonst werde ich verdächtig. Lebt Wohl Prinzessin Hinata. Ich hoffe ihr behaltet noch ein bisschen Hoffnung für euch und werdet nicht dasselbe Los erleiden müssen wie ich.“ Er drehte sich um und sah nicht zurück, erhob aber noch einmal die Hand zum Gruß, bevor er wieder im Gebäude verschwand. Naruto und Hinata sahen ihm nach. Schließlich sprach Naruto: „Er ist wahrlich ein großer Mann. Er gibt anderen Menschen Hoffnung, aber behält keine Hoffnung für sich. So jemand wird nur einmal in einem Jahrhundert geboren.“ Er wandte sich Hinata zu. „Und wenn du ihm erzählst, dass ich das gesagt habe breche ich dir die Nase.“ Sie kicherte gezwungen, aber dennoch traten ihr Tränen in die Augen. Er stand mit einem Mal vor ihr, seine tiefblauen Augen blickten in ihre Weißen. „Es tut mir Leid, dass ich nichts für euch tun kann, Prinzessin Hinata.“ Weinend nickte sie. Er drehte sich um und wollte gehen, doch sie hielt ihn zurück. „Wartet“, sagte sie. „Bitte bleibt noch einen Augenblick. Erzählt mir, wie es ist ein Eremit zu sein. Erzählt mir von dem Leben, das ich mir immer wünschte, aber niemals führen werde.“ Er drehte sich zu ihr um, ein trauriges Lächeln im Gesicht. „Wer könnte zu so einer schönen Frau Nein sagen. Nun gut ich denke bis zum Morgen habe ich Zeit.“ _____________________________________________________________ König Hiashi Hyuuga war trotz der späten Stunde noch wach. Voller Unglauben sah er den Mann an, der ihm die Hiobsbotschaft überbracht hatte, die er gerade erhalten hatte. „Das kann nicht wahr sein. Nicht Hizashi. Und Neji.“ Der Mann vor ihm schüttelte traurig den Kopf. „Es ist wahr, mein König. Euer Bruder und euer Neffe sind tot, beide ermordet.“ Die weißen Augen des Königs waren mit Hass und Zorn erfüllt, als er sprach und seine Stimme klang bedrohlich, begann sich langsam aufzubauen um sich dann wie rollender Donner zu entladen: „Wer war das? Wer hat meinen geliebten Bruder auf dem Gewissen? Ich will diese Person hängen sehen.“ Hiashis Geist schien von Trauer und Zorn überwältigt. „Ich weiß es nicht“, sagte der Botschafter kopfschüttelnd. Hiashi funkelte ihn an, die Augen voller Zorn. „Dann finde es raus. Ich werde diesen Mörder finden und wenn ich die ganze Stadt in Brand stecken muss.“ Eine Hand legte sich auf Hiashis Schulter. „Ruhig mein Freund. Euer Bruder und euer Neffe werden gerächt werden. Dabei werde ich euch mit all meiner Kraft unterstützen.“ Hiashi sah durch den Schleier aus Tränen zu einer Person auf, deren langes schwarzes Haar wirr vom Kopf abstand und die ein schwarzes Nachtgewand trug. Madara Uchiha sah selbst wenn er gerade aus dem Bett gerissen wurde eindrucksvoll aus. Er gab dem Boten einen Wink, der verstand und sich mit einer Verbeugung entfernte. Als er verschwunden war, sackte Hiashi zusammen. Tränen flossen ihm nun ungehindert über die Wangen. Madara klopfte dem anderen König auf den Rücken. „Ruhig mein freund“, sagte er. „Hier könnt ihr ruhig weinen. Wir Könige müssen schließlich zusammen halten. Wir beide wissen, dass wir auch nur Menschen sind.“ Hiashi sah ihn an. „Madara. Mein geliebter Bruder wurde getötet, in der Nacht vor der Hochzeit seiner Nichte. Es hat ihn so glücklich gemacht, zu sehen, dass diese Familie fortbestehen wird. Er war so stolz auf seinen Sohn.“ Hiashi schluckte schwer. Madara sprach weiter, mit tiefer, beruhigender Stimme: „Ich weiß, wie es ist einen Bruder durch Gewalt zu verlieren. Wir beide verstehen einander besser als jeder andere.“ Hiashi sah ihn mit zornverzerrtem Gesicht an. „Ich will Rache, Madara. Ich will, dass der Kopf der Person, die das hier getan hat auf meinem Tisch liegt. Bis dahin wird es keine Hochzeit geben können. Es tut mir Leid.“ Madara entfernte sich ein wenig von dem anderen König. „Der Tag, an dem mein Bruder starb, war der Tag, an dem ich den Titel „Blutgott“ verliehen bekam. Mein Hass war so gewaltig, dass ich Tausende abschlachtete und bei jedem Todesstoß den Namen meines Bruders schrie. Ich verstehe euch wie kein Zweiter und natürlich werde ich euch helfen, Hiashi.“ Er kam wieder näher und umarmte Hiashi, was dieser, betäubt vor Schmerz zuließ. „Nehmt euch so viel Zeit, wie ihr braucht. Die Uchiha verstehen die Liebe einer Familie wahrscheinlich besser als alle anderen. Seht mir in die Augen, Hiashi Hyuuga!“ Hiashi sah hoch in die Augen Madaras, die rot in der Finsternis glühten. Das Rad des Sharingan wirbelte darin umher. „Ich verspreche, nein ich schwöre euch, dass die Uchiha aus dem Schatten nicht ruhen werden, bis der Mörder gefunden ist.“ Er deutete zur Tür. „Draußen wartet mein Großinquisitor. Wenn jemand diesen Mord entschlüsseln kann, dann er.“ Hiashi sah ihn aus hoffnungsvollen Augen an. „Danke, Madara. Ihr seid einer der wenigen Menschen, denen ich noch vertrauen kann.“ Madara ging zur Tür und öffnete sie. Dabei sagte er: „Ihr müsst vorsichtig sein. Jemand hat beide Thronerben getötet. Dieser jemand könnte auch hinter euch her sein, wenn nicht gar hinter eurem Thron.“ Er öffnete die Tür. Herein kam ein Mann, dessen Erscheinungsbild nur als furchteinflößend beschrieben werden konnte. Er trug einen langen schwarzen Mantel mit Kapuze, schwarze Stiefel und Handschuhe, sowie eine orange, spiralförmige Maske, die nur sein rechtes Auge freiließ. Madara deutete auf den Mann, der sich verbeugte. „Das ist Obito Uchiha. Mein Großinquisitor und der Vollstrecker meines Willens. Wenn jemand diesen Fall aufklären kann, dann er.“ Die Stimme Obitos war kaum mehr als ein Flüstern, als er zur Sache kam. „Majestäten, dir beiden Toten sind der erste und der zweite Thronerbe, bevor Hinata nicht einen Sohn geboren hat. Also muss es jemand sein, der erstens mit euch nicht zufrieden ist und zweitens die Allianz mit den Uchiha missbilligt, denn er will augenscheinlich die Hochzeit aufschieben.“ Obito fuhr fort mit seinen Erklärungen und beide Majestäten lauschten aufmerksam dem Mann, der sie zur Lösung dieses Falles führen würde. Hiashi würde seine Rache bekommen. Madara lächelte unbemerkt. Oh ja, er würde seine Rache bekommen. Kapitel 4: Das Ende der Hyuuga ------------------------------ Die Wände des Palastes bestanden aus schweren Steinziegeln aus den Steinbrüchen im Süden und boten alles in allem einen recht trostlosen Anblick, obwohl man das mit Teppichen und Gemälden zu überspielen versuchte. Es gelang nicht wirklich. Madara Uchiha stand vor dem Gemälde irgendeines alten Königs. Der Mann hatte langes, schwarzes Haar und weiße Augen, wie so ziemlich jeder in seiner Familie. Neji IV. stand auf einer kleinen Messingplakette unter dem Bild. Madara kannte diesen unwichtigen Herrscher nicht, er konnte also nichts wirklich Bedeutsames getan haben. Der König der Uchiha wandte sich von dem Gemälde ab und seine schwarzen Augen fokussierten den anderen Mann, der am Ende des Ganges erschienen war. Obitos maskiertes Gesicht wandte sich seinem König zu, als er sich verneigte. „Was ist mit Hiashi?“, fragte Madara. „Er schläft“, antwortete der Maskierte. „Wo ist die Prinzessin?“ „Immer noch im Garten mit dem Eremiten.“ Madara erlaubte sich ein kleines Grinsen. „Wunderbar. Das macht es so viel einfacher für uns.“ „Was habt ihr geplant, wenn ich fragen darf?“ „Der alte Narr Hiashi hat in meine Augen gesehen. Er ist nun mein und wird nur meinen Willen ausführen. Das Reich der Sonne gehört uns. Wir müssen nur noch diese nervige Prinzessin aus dem Weg bekommen.“ „Was ist wenn Hiashi zu Sinnen kommt? Er ist immerhin der König der Hyuuga. Es wird nicht möglich sein ihn für immer in einer Illusion zu fangen.“ Madara lachte kalt und sah seinen Großinquisitor an. „Wir werden ihn brechen. Seinen Geist und seine Seele. Wenn er das überlebt ist er keine Gefahr mehr für uns und da es keinen Thronerben mehr gibt, werde ich über dieses Land herrschen.“ Obito stellte sich nun neben ihn und betrachtete ebenfalls das Porträt, jedoch ohne es wirklich zu sehen. „Wird Sasuke trotzdem noch Hinata heiraten?“ Madara schüttelte den Kopf. „Das ist überflüssig geworden. Dieses Land gehört bereits uns. Wir werden sie töten.“ „Wie?“, fragte Obito. Ein bösartiges Grinsen erschien auf Madaras Gesicht. „Ich denke ich habe den Mörder von Hizashi und Neji gefunden, Obito.“ Obito nickte. „Sehr wohl. Was ist mit dem Eremiten?“ Madaras Augen leuchteten rot auf. „Ich werde ihn zermalmen.“ _____________________________________________________________________ Naruto gefiel die Nacht. Er hatte die hübsche Prinzessin kennengelernt und sie schüttete ihm sein Herz aus. Er war zu galant um ihr nicht zuzuhören und begann ihr Geschichten von seinem Leben mit Jiraya zu erzählen. Über die lustigen Eskapaden des lüsternen Eremiten und über die Abenteuer, die sie bei ihren Reisen erlebt hatten. In den letzten Stunden wurde Naruto jedoch unruhig. Irgendetwas schien nicht zu stimmen, die Präsenz der Uchiha schien dichter zu werden, als ob sie näher rücken würden, wie lauernde Schatten in der Finsternis. Naruto sah zum Himmel hinauf. Der Morgen dämmerte und schon bald würden die ersten Strahlen der Sonne die Zweige der Bäume berühren und die Vögel würden anfangen zu singen, um den neuen Tag zu begrüßen. In den frühen Morgenstunden war Hinata eingeschlafen, ihr Rücken lehnte an einem Baum, die Hände waren friedlich in ihrem Schoß gefaltet. Leises Schnarchen war von ihr zu hören. In diesem Zustand schienen die Trauer und das schwere Gewicht auf ihren Schultern zu verschwinden und entblößten ein friedliches Gesicht, das in seiner anmutigen Blässe wie nicht von dieser Welt schien. Naruto lächelte traurig. Sie hatte gelacht in dieser Nacht. Wie fallende Perlen klang ihr glockenreines Gelächter über die finsteren Wiesen der Nacht, wie das Tropfen des Taus am Morgen. Nun würde es wohl für immer verstummen. Wie so viele reine Knospen würde diese Blume verwelken, bevor sie erblühen konnte. Traurig, aber es war weder an ihm noch an irgendeinem anderen Sterblichen daran etwas zu ändern. Vielleicht konnte sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, er durfte nicht eingreifen. Mit leisen Schritten ging er zu ihr hinüber und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich umdrehte und mit einem Satz über die Mauer des Schlossgartens sprang, die Prinzessin und den Teich hinter sich zurücklassend. Nicht wissend, dass ihn ein einzelnes rotes Auge dabei beobachtete. ________________________________________________________________ Itachi Uchiha besah sich traurig einen der hübschen Wandteppiche in seinem Quartier. Er war von roter und goldener Farbe und zeigte eine Jagdgesellschaft irgendeines früheren Königs der Hyuuga. Über allem stand eine goldene Sonne, die ihre Strahlen auf die fein gewebten Gesichter der Gesellschaft hinabfallen ließ. Der Teppich musste aus der Zeit von vor dem großen Krieg stammen. Das Symbol der Sonne zeugte von friedlicheren Zeiten. Er wollte so sehr eingreifen. Er wollte die Prinzessin nehmen und sie weit weg bringen, fort von seinem sadistischen Bruder und seinem machthungrigen Vater. Doch er durfte nicht. Er musste bei den beiden bleiben. Er wusste nicht was ohne seine friedensstiftende Stimme aus den Räten der Uchiha herauskommen würde. Nur noch mehr Tod und Zerstörung als ohnehin schon. Das konnte und durfte er nicht zulassen und wenn er dafür ein unschuldiges Leben opfern musste, dann war es eben so. Auch wenn sein Herz beim Anblick ihrer zerbrochenen Augen brach, die so sehr von einer zerbrochenen Seele kündeten. Schritte erklangen hinter ihm. Itachi senkte den Kopf und fasste sich an die Stirn. „Was willst du, Sasuke?“, fragte er ohne sich umzudrehen. Die Schritte verstummten und die schnarrende, vor Arroganz triefende Stimme seines kleinen Bruders erklang: „Vater ist wütend. Warum warst du heute Nacht nicht bei der Besprechung?“ Itachi ignorierte seinen Bruder und starrte weiterhin den Wandteppich an. Ein Gespräch mit seinem dummen kleinen Bruder war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Er konnte das Tappen von Sasukes Zehenspitzen auf dem Fußboden hören, als er langsam ungeduldig wurde. Erst als Itachi sich sicher war, dass sein Bruder gleich los schreien würde ließ er sich zu einer Antwort herab. „Ich war beschäftigt“, sagte er mit leiser Stimme. Sasuke hinter ihm schnaubte. „Oh sicher. Ich weiß genau was du getrieben hast, großer Bruder.“ Die letzten Worte sprach er mit vor Sarkasmus nur so triefender Stimme aus. Nicht dass es Itachi sonderlich interessiert hätte. „Und was soll das gewesen sein?“; fragte er, mit den Gedanken immer noch mehr bei der jungen Prinzessin und dem Eremiten als bei seinem nervigen Bruder. Nun drehte sich Itachi endlich zu seinem Bruder um. Er hatte zwar immer noch keine Lust auf ein Gespräch aber den Wandteppich anzustarren war auch nicht viel besser. Vielleicht konnte er es kurz machen und sich etwas zu Essen besorgen. Sofort bereute es Itachi. Das schmierige Grinsen auf dem Gesicht seines Bruders war widerlich und Itachi fiel es schwer dem Versuch zu widerstehen, seinem Bruder dieses Grinsen mit Gewalt aus dem Gesicht zu wischen. „Nun, du warst es schließlich der die halbe Nacht mit der kleinen Prinzessin verbracht hat. Versuchst du mir etwa meine Braut zu stehlen, mein Bruder?“ Itachi schnaubte. „Deine unwürdigen Kommentare sind nicht einmal einer Antwort wert. Schweig lieber, wenn aus deinem Mund nichts als Unsinn kommt.“ Sasuke kicherte böse und Itachi überkam ein mulmiges Gefühl. Irgendetwas stimmte hier nicht. „Dann weißt du gewiss auch nicht, was in der zweiten Hälfte der Nacht geschah.“ Itachi packte Sasuke am Kragen und rammte seinen immer noch kichernden Bruder gegen eine Wand. „Was hast du getan?“, fragte er mit fast knurrender Stimme. Sasuke sah ihn unschuldig an. „Ich? Gar nichts, aber unser kleines Prinzesschen hat entschieden, dass das Leben besser für sie wäre, wenn sie die einzige Thronerbin ist und ihren Vater und ihren Bruder ermordet.“ Sasukes Grinsen wurde breiter, während Itachis Gesicht aschfahl wurde. Hatte sie…? Nein, es war unwahrscheinlich, dass das Mädchen den Verstand verloren hatte, schon gar nicht mit Naruto in der Nähe. Viel eher war es so, dass sein kranker Vater seinen ersten Zug getan hatte. Mit dem Vater des Mädchens unter der Kontrolle des Sharingan, die beiden nächsten Thronerben tot und der Vernichtung Hinatas beendete er die Linie der Hyuuga und konnte das Reich der Sonne somit direkt übernehmen. Ein einfacher, aber gerade deshalb so wirksamer Plan, da die wahren Fähigkeiten des Sharingan der Uchiha niemals wirklich bekannt werden würden. Selbst wenn die Leute erkennen würden, dass Hiashi kontrolliert wurde, würde es zu spät sein. Itachi ließ Sasuke los, der mit einem leisen Lachen an der Wand herunterrutschte. Ohne einen weiteren Blick zu seinem Bruder eilte Itachi den Gang hinunter. Er musste dringend etwas tun. Sasukes Gelächter folgte ihm den ganzen Weg den Gang hinunter und noch weiter, bis die hohe, leicht wahnsinnige Stimme seines Bruders an den kalten Steinwänden abprallte und schließlich verstummte. _____________________________________________________________ Hinata erwachte mit einem Keuchen. Kälte drang in ihre Gliedmaßen und ein schrecklicher Gestank umgab sie. Statt weichem Gras fühlte sie harten Stein unter ihrem Körper, statt dem süßen Duft der Kirschblüten roch sie den Gestank nach Urin und fauligem Heu und anstatt der sanften, kitzelnden Nässe des morgendlichen Taus umgab sie feuchte Kälte moosbewachsener Steinwände. Sie öffnete ihre weißen Augen. Nichts umgab sie außer Finsternis. Vorsichtig tastete Hinata umher, suchte nach irgendetwas, das ihr einen Anhaltspunkt dafür geben könnte wo sie war. Ihre Finger berührten etwas Hartes. Sie tastete sich an dem länglichen Gegenstand entlang. Er fühlte sich hart an, aber dennoch leicht. Er war glatt, glatter als Stein. Als sie sein Ende erreicht spürte Hinata einige Mulden und merkwürdige Knubbel auf der ansonsten glatten Oberfläche des Gegenstandes. Ein leises Quieken entfuhr ihr und sie kroch schnell ein paar Schritte zurück, als ihr klar wurde, was sie gerade angefasst hatte. Einen menschlichen Knochen. Langsam begannen die allsehenden Augen ihrer Familie sich an die Finsternis zu gewöhnen und sie sah klar. Sie befand sich in einem kleinen, quadratischen Raum, auf dem feuchten Steinboden sitzend. Die Wände waren aus dicken, bröseligen Backsteinen, mit Moss und schlimmerem bewachsen, aus einem Riss in der Decke sickerte fortwährend eine dunkle Flüssigkeit. Hinata hoffte, dass es Wasser war. Auf dem Boden verstreut lag ein wenig schmutziges Stroh, ein Eimer und verschiedene Knochen, die zusammengefügt wohl ein vollständiges, menschliches Skelett ergeben hätten, wenn der Schädel irgendwo zu finden gewesen wäre. Hinata quiekte noch einmal auf und rutschte in eine Ecke des Raumes. Sie befand sich im Kerker, soviel war ihr klar. Nur wie? Und Warum? Das letzte woran sie sich erinnern konnte war, dass sie mit dem jungen Eremiten gesprochen hatte. Was war geschehen? Sie war wohl irgendwann eingeschlafen und nun wachte sie im Kerker auf? Wo war ihr Vater, ihr Onkel oder Neji? Ein Klappern war zu hören, dann das Drehen eines Schlüssels im Schloss. Mit einem Quietschen schwang die schwere Eisentür auf. Hinata sah auf und bemerkte ihren Vater, der in den Raum trat, sich kurz umsah und sie mit kalten Augen anfunkelte. Sie stand auf. Als sie sprach klang ihre Stimme piepsig und rau. Hinata hatte Mühe ihre Tränen zurückzuhalten. „Vater, was…“, begann sie, doch sie wurde vom Schlag ihres Vaters unterbrochen, der sie frontal ins Gesicht traf und wieder in die Ecke schickte. Keuchend befühlte Hinata ihr Gesicht. Sie spürte wie Blut ihre Wange hinab lief. „Vater!“, rief sie, undeutlich, aufgrund ihres gebrochenen Kiefers. Die Augen ihres Vaters blitzten im schummrigen Schein der Fackel, die er in der Hand hielt. Sein Gesicht war eingefallen, sein Gesicht zu einer Maske des Zorns verzerrt. „Schweig!“, rief er. „Du hast kein Recht mehr dich meine Tochter zu nennen. Nicht nach dem, was du getan hast.“ Hinata wich noch ein Stück weiter in die Ecke zurück, ihr beschädigter Kiefer hinderte sie am Sprechen. Sie spürte Blut ihre Kehle hinablaufen, der metallische Geschmack ließ sie würgen. Hiashi hielt sich den Kopf, Tränen liefen seine Wangen hinunter. „Alles nur aus Machtgier. Wie konntest du nur, du verfluchte…“ Er hielt inne und keuchte. Eine weitere Gestalt trat in den Raum ein. Durch einen Schleier aus Tränen und Blut konnte Hinata die lange, schwarze Mähne erkennen und sie quiekte noch einmal in Furcht. Sie versuchte zu sprechen, doch alles was aus ihrer Kehle drang war ein feuchtes und blutiges Gurgeln. Madara legte eine Hand auf Hiashis Rücken. „Ruh dich aus mein Freund. Du musst heute nicht noch mehr Qualen ertragen“, sagte er mit sanfter Stimme. „Ich werde dir diese Bürde abnehmen.“ Hiashi nickte. „Ich will diesen… Abschaum nie wieder sehen!“, schrie er mit tränenerstickter Stimme, als aus dem Raum stürmte. Seine Schritte verhallten schon bald und nur noch Hinata und Madara waren übrig. Die roten Augen des Uchiha richteten sich auf Hinatas zitternde, zusammengekrümmte Gestalt und ein breites, sadistisches Grinsen begann auf seinem Gesicht zu sprießen. Er kniete neben ihr nieder und legte ihr eine Hand auf den Kopf. Hinata erzitterte bei der Berührung. Ihr Körper begann sich zu verkrampfen und unkontrolliert zu zucken. Das Grinsen auf Madaras Gesicht wurde noch breiter, als er sprach: „Du musst Hiashi verzeihen“, sagte er mit kaum unterdrückter Freude in der Stimme. „Schließlich wurden diese Nacht sowohl sein Bruder, als auch sein Neffe auf grausamste Weise abgeschlachtet.“ Hinatas Augen weiteten sich. Madara packte sie unter dem Kinn und hob ihren Kopf, zwang sie dazu ihm direkt in die rot glühenden Augen zu sehen. „Von seiner eigenen, geliebten Tochter.“ Seine Stimme klang beinahe wie das Schnurren einer grausamen Katze, die mit einer Maus ihr Spiel treibt, ehe sie sie tötet. Hinata traten Tränen in die Augen, als sie die Dimensionen dessen begriff, was der König gerade gesagt hatte. Blutige Tränen traten in ihre Augen. Madaras Grinsen wurde noch breiter. „Das ist richtig, kleines Mädchen. Dein Vater ist nicht mehr. Es gibt nur noch mich. Und du wirst sterben, denn das wird deinen Vater vollkommen brechen und dieses Land wird mir gehören.“ Madara lachte böse, als er sie losließ und aufstand. „Das hier ist das Ende, kleine Hyuuga. Dein Onkel ist tot. Dein Vetter ist tot. Und auch deine Schwester wird bald tot sein. Deine Hinrichtung ist morgen.“ Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. „Aber sei beruhigt zu wissen, dass dein Tod und die Übernahme dieses erbärmlichen Reiches nur der erste Schritt in einem viel größeren Plan sind.“ Die Tür fiel ins Schloss, das Licht verschwand und Hinata blieb in der Ecke liegen, blutige Tränen weinend. ____________________________________________________________________ Hanabi Hyuuga erwachte mit der Gewissheit, dass irgendetwas definitiv nicht stimmte. Sie schlug ihre Decke zurück und stand auf. Sie legte ihre Bettdecke ordentlich zurück und reckte sich. Ein Ächzen entfuhr ihr, als ihre Wirbel einer nach dem anderen an ihre Plätze sprangen. Gähnend sah sie aus dem Fenster. Es war noch dunkel draußen, der Tag würde erst in ein paar Stunden anbrechen. Eigentlich wollte sie noch nicht aufstehen, aber da sie nun einmal wach war lohnte es sich auch nicht noch einmal einzuschlafen. Gähnend betrachtete sie sich selbst im Spiegel. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung im Spiegel hinter sich. Sie drehte sich um. Da war nichts. Sie drehte sich wieder zum Spiegel. Sie bemerkte ein rotes Funkeln. Sie schrie. _________________________________________________________________ Der Schrei ließ Madara aufhorchen. „Ich nehme an, das ist Sasukes Werk?“, ragte er. Obito neben ihm nickte. „Er sollte es eigentlich diskret machen. Dieser kleine arrogante Narr.“ Madara nickte. „Wie wahr, wie wahr. Ich werde ihn später bestrafen. Schaffst du es trotzdem die Schuld auf die Eremiten zu schieben?“ Obito brummte zustimmend. „Was ist mit Itachi?“, fragte er dann. „Du weißt, dass er deine Pläne nicht unterstützt. Er wird möglicherweise sogar versuchen die Eremiten zu warnen.“ Madara lächelte. „Ich weiß. Ich lege es sogar darauf an, dass er es tut. In seinem falschen Edelmut ist mein Sohn so vorhersehbar und einfach zu manipulieren.“ Madara schlug seinen Mantel zurück und entblößte ein schweres Breitschwert, das an seinem Gürtel hing. „Komm Obito. Wir haben eine Mörderin hinzurichten.“ Dumpf unter seiner Maske lachend folgte ihm Obito. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)