Die Zeit deines Lebens von dattelpalme11 ================================================================================ Kapitel 6: Herzenssache. ------------------------ It's easy to fall in love. Battlefield, Louder. Lea Michele, 2014. „Und sie hat dir wirklich nicht gesagt, dass sie kommt?“, fragte der Blondschopf und legte seine Stirn in Falten. Sein bester Freund schüttelte kaum merklich den Kopf. „Sie hat es noch nicht mal angedeutet. Wahrscheinlich war es so eine spontane Aktion. Ganz nach Mimis Willen.“ Er verrollt die Augen als er ihren Namen sagte. Matt konnte wirklich nicht verstehen, was für eine Abneigung er gegen Mimi hatte. Schließlich waren sie doch alle mal Freunde gewesen. Jedenfalls mehr oder weniger. „Sag mal, was hast du eigentlich gegen Mimi?“ „Nichts. Sie nervt mich halt nur“, antwortete der Brünette und schlang die Arme hinter seinem Kopf zusammen. „Weiß sonst noch jemand, dass sie kommen?“ Matt holte ein Päckchen Zigaretten aus seiner Hosentasche und zündete sich eine an. Er hasste es zu warten. Es war schon viertel nach drei und von den beiden Damen fehlte jegliche Spur. Er fragte sich langsam, ob sie überhaupt noch auftauchen würden. „Also bisher wissen es nur wir und Izzy. Aber er wollte ja lieber lernen, anstatt mitzukommen“, motzte Taichi und verzog das Gesicht. „Wissen es TK und die anderen schon?“ „Nein noch nicht“, schnaubte Matt und kaute auf dem Filter seiner Zigarette. „Es wäre sowieso besser, wenn sich Kari bei ihnen melden würde. TK freut sich sicher“. „Denkst du, dass er immer noch in meine Schwester verknallt ist?“ „Keine Ahnung. Bei ihm blicke ich wirklich nicht mehr durch“, gab Matt zu und zog an der Zigarette. Taichi wusste von was er sprach. TK war wirklich nicht mehr der kleine süße Junge von damals, der ihn darum bat sein großer Bruder zu werden. Nachdem Hikari wegging, hatte er sich verändert. Er wurde genaugenommen Matt immer ähnlicher. Natürlich gründete er keine Band oder sowas. Aber er spielte in der Basketballmannschaft der Universität und war ungefähr genauso beliebt, wie sein großer Bruder. Auf Partys ließ er eigentlich kaum noch etwas anbrennen, auch wenn Taichi den Verdacht hatte, das hauptsächlich Davis dahintersteckte und ihn regelrecht dazu animierte, sich wie ein Arschloch zu verhalten. Auch die Tatsache, dass Matt und TK sich im Moment nicht gut verstanden, förderte das ganze Arschloch-Getue. „Was ist eigentlich mit dem Mädchen, das immer an ihm hängt? Haben die nicht was Ernstes?“ Matt lachte laut und hielt seine immer kleiner werdende Zigarette zwischen zwei Fingern. „Ich glaube, sie ist ganz schön in meinen Bruder verknallt“, erklärte er Zähneknirschend. „Und er?“ „Er hat seinen Spaß. Er wird mir wirklich immer ähnlicher“, jammerte der Blonde und fasste sich mit der anderen Hand an die Stirn. „Vielleicht solltest du langsam mal deiner Vorbildfunktion gerecht werden“, stichelte der junge Yagami grinsend. Er wusste selbst, dass das als „Rockstar“ alles andere als einfach war. Er bekam die Angebote zugeworfen. An seiner Stelle würde er sie auch nicht ablehnen wollen. Doch Taichi wusste etwas, was er nicht wusste. Matt ahnte es bestimmt noch nicht mal. Und Taichi hatte Schweigepflicht auferlegt bekommen. Er würde sich sicher nicht... „Da hinten kommen sie“, rief Matt und warf seine Zigarette auf den Boden, um sie mit seinem Schuh auszudrücken. Tai sah hoch und erkannte seine kleine Schwester kaum wieder. Sie trug ähnliche Sachen wie Mimi, die mit einem breiten Grinsen auf beide zusteuerte. Ihre Haare waren etwas länger geworden und locken sich leicht. In ihrem Gesicht befand sich ein Hauch Farbe, der sich Ton in Ton mit ihren Klamotten deckte. Sogar Schuhe mit Absatz trug sie – passend zum Rest. Er war schockiert. Mimi hatte seine Schwester komplett „mimi“-siert. Kari schluckte. Ihr war nicht bewusste gewesen, dass Taichi Matt mitbringen würde. Eigentlich hätte sie es sich doch denken müssen, schließlich lebten sie ja zusammen. Eine Tatsache, die sie aus seinen unzähligen E-Mails entnahm – genauso wie die Trennung von Sora, die sie persönlich sehr schockierte. Es hatte sich einiges verändert, seit sie weggegangen war. Auch in Japan war die Zeit nicht stehen geblieben, sondern sie lief in einem rasenden Tempo weiter. Sie stand gerade ihrem eigenen Bruder gegenüber und musterte ihn genaustens. Es war kaum zu fassen, wie braun er bereits war. „Oh man komm her“, sagte er und nahm sie in den Arm. Ihr Gesicht vergrub sie in seinem Shirt und hoffte, dass sie nicht augenblicklich anfangen zu weinen würde. In seinen Armen fühlte sie sich einfach nur geborgen. Wie sehr hatte sie seine Wärme doch vermisst. Seit langem hatte sie das Gefühl, sich fallen lassen zu können. Matt hingegen hatte inzwischen Mimi begrüßt und staunte nicht schlecht über ihre Erscheinung. Sie trug ein knielanges, türkisfarbenes Kleid. Ihre Haare waren richtig gewachsen, seit dem letzten Mal, als er sie sah. Sie gingen schon bis über die Brust und lockten sich wie Karis Haare. „Schön dich zu sehen, Mimi“. Sie lächelte leicht und fuhr sich mit der Hand eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Es ist auch schön dich zu sehen, Matt“. Tai hatte Kari inzwischen wieder losgelassen und musterte Mimi skeptisch. Sie schien wohl wirklich zu versuchen, seine Schwester in einen Art Abklatsch von sich selbst zu verwandeln. „Hallo Tai“, begrüßte sie ihn weniger herzlich als Matt. „Hey. Wirklich lange nicht mehr gesehen. Hast du an den Hüpften etwas zugelegt?“ Er grinste frech, während Mimis Gesicht feuerrot anlief. Fünf Minuten mit Tai und schon wollte sie ihm am liebsten den Hals um drehen. Kari stieß ihrem Bruder ihren Ellenbogen in die Rippen. „Sei bitte nett“, zischte sie und funkelte ihn böse an. „Ihr versteht wirklich absolut keinen Spaß“, grunzte er und Kari erkannte, dass er sich wohl doch nicht so verändert hatte, wie sie anfangs dachte. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du kommst? Wissen Mama und Papa eigentlich schon, dass du da bist?“ „Ich wollte euch überraschen“, sagte sie lachend. „Nein, noch nicht. Ich wollte sie heute mal anrufen“. „Okay, wo wohnt ihr denn überhaupt?“ „In einem Hotel, ganz in der Nähe von hier“, mischte sich nun auch Mimi ein. „Und was habt ihr jetzt geplant zu machen? Tai hat mich einfach mitgeschleppt“. Matt zündete sich gerade wieder eine Zigarette an, als Tai ihm einen bösen Blick zu warf. Einfach mitgeschleppt...hörte sich fast schon gezwungen an. Dabei hatte er angeboten mitzukommen. „Wie wäre es, wenn wir irgendwo ein Eis essen gehen. Heute ist so ein schöner Tag“, schlug Kari vor. Tai ging mit dem Kopf unsicher hin und her. „Ich weiß ja nicht, ob ein Eis Mimis Figur so gut tut“, plusterte er sich auf und lächelte schief. „Boah gleich drehe ich dir den Hals um“, geiferte Mimi und schlug ihm gegen den Arm. „Aua, das hat weh getan“, beschwerte er sich gespielt aufgebracht und hielt sich die Stelle, die Mimi erwischt hatte. „Idiot“, knurrte sie und ging provokant an ihm vorbei. „Pass lieber auf, dass ich dir nicht in dein Eis spucke“. Bevor Tai etwas erwidern konnte, mischte sich Kari, als Streitschlichter ein. Sie hatte vollkommen vergessen, dass beide so allergisch aufeinander reagierten. „Wir sollten jetzt besser losgehen“, wand sie ein und hakte sich bei Mimi unter. Sie sah Taichi fordernd an und hoffte, dass er sich die nächsten paar Stunden wenigstens ein bisschen zusammen reißen würde. Dieser verrenkte die Arme hinter dem Kopf und seufzte laut. Matt und er gingen ein paar Meter hinter ihnen, während Kari ihn aus dem Augenwinkel heraus beobachtete. Er schien nichts gemerkt zu haben. Wahrscheinlich war sie doch eine bessere Schauspielerin, als sie eigentlich dachte. 05. Oktober 2009. Odaiba, Japan. Universität. Heute war endlich der Tag der Tage gekommen. Yolei fieberte schon ein ganzes Jahr darauf hin und jetzt war es soweit. Der erste Uni-Tag. Eigentlich wollte sie schon letztes Jahr mit ihrem Studium anfangen. Sie hatte sich auf sämtlichen Universitäten in der Umgebung beworben und hoffte, dass sie wenigstens eine nehmen würde. Die Enttäuschung stellte sich schnell ein, als die ersten Ablehnungsbescheide bei ihr Zuhause ankamen. Sie verstand die Welt nicht mehr. Ihren Abschluss hatte sie mit zwei bestanden, jedoch waren andere anscheinend besser gewesen. Der Schnitt lag bei 1,7 – Yolei lag demnach nur knapp drunter. Als auch die letzte Uni, bei der sie sich beworben hatte, sie ebenfalls auf die Warteliste setzte, war die junge Frau mehr als verzweifelt gewesen. Ihre Mutter schlug vor, sich für ein anderes Fach zu bewerben, dass eben nicht zulassungsbeschränkt war, doch das führte dazu das Yolei umso mehr tobte. Sie wollte Sozialpädagogik studieren, nichts anderes. Das war ihr Ding. Sie konnte gut mit Menschen umgehen, was vielleicht auch daran lag, dass sie in einer Großfamilie aufwuchs und nebenbei noch im Laden ihrer Eltern aushalf. Direkter Kontakt eben. Etwas was die meisten wohl noch nie erlebt hatten. Sie war perfekt für diesen Studiengang geeignet, vielleicht sogar mehr als die 1,7-Absolventen. Doch aufregen brachte sie in diesem Moment reichlich wenig weiter. Sie hatte keinen Studienplatz, sie brauchte also einen Plan B. Die Idee für ihren lieferte mal wieder ihre Mutter, die durch das Getratsche und Geschwätzte ihrer Kunden, dazu inspiriert wurde. „Mach doch ein freiwilliges soziales Jahr. Hier im Kindergarten suchen sie wieder Einige. Außerdem würde es deinem Lebenslauf guttun und bei deiner nächsten Uni-Bewerbung würde es dir auch einige Pluspunkte einheimsen“. Ihre Mutter hatte Recht. Dadurch würde sie ihre Wartezeit prima überbrücken und zumal etwas lernen, dass in ihrem späteren Studium von Nutzen sein könnte. Und Yolei war sicherlich ein Mädchen der Taten. Kaum hatte ihre Mutter, die Idee ausgesprochen, schon schrieb sie direkt eine Mail an den Kindergarten, druckte ihren Lebenslauf aus und bereitete sich auf ein Vorstellungsgespräch vor. Im Nachhinein hätte sie nur die Hälfte ihrer Energie hineinstecken müssen. Es klappte diesmal wirklich alles wie am Schnürchen. Sie wurde eingestellt, arbeitete ein paar Tage zur Probe, bis ihr freudig mitgeteilt werden konnte, dass sie ihr soziales Jahr hier „verbüßen“ durfte. Naja, größtenteils hatte sie wirklich Spaß bei der Arbeit, auch wenn kleine Kinder oft anstrengend sein konnten. Ihr Traum war es mit Kari das Studium gemeinsam beginnen zu können. Auch sie wollte sich für Sozialpädagogik bewerben. Die entsprechenden Noten hatte sie dazu. Doch dann kam der ganze Mist mit der Juilliard. Ihre Tanztrainerin hatte ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt. Mitte des Schuljahrs bekam sie die Bestätigung, sich für einen Vortanztermin qualifiziert zu haben. Die Juiliard schickte sogar persönlich jemanden vorbei, der Hikari aufs Genauste beobachtete. Er kam zur Winteraufführung ihrer Schule. Hikari hatte eine Hauptrolle und glänzte förmlich vor Talent. Später musste sie dem Talentscout noch eine Einzelvorstellung darbieten, die sie ebenfalls mit Bravour bestand. Kurz vor ihrem Abschluss erhielt sie die Zusage von der Juillard. Ebenso wie Yolei, die endlich einen Platzt für ihr Studium in Sozialpädagogik ergattert hatte. Ihr Traum mit ihrer besten Freundin studieren zu könnten, platzte jedoch und eine große Leere machte sich in ihr breit. Eine Leere, die sie immer noch spürte. Klar war sie nicht allein. Sie hatte Freunde. Recht viele sogar. Aber eine neue beste Freundin war schwierig zu finden. Und jetzt stand sie hier, mitten auf dem Campus. Allein. Davis und TK hatten sich bereits von ihr verabschiedet und suchten ihre eigenen Veranstaltungsräume, während die 19-Jährige planlos durch die Gegend lief. Es war riesig und vor ihr befand sich ein Pool lauter Studenten, die ebenfalls so wenig Ahnung hatten wie sie. Sie drückte sich durch die Masse hindurch und schaute auf den Lageplan, den sie sich gestern extra noch ausgedruckt hatte. Wenn sie geradeaus gehen würde und dann nach links abbog, müsste ihr Vorlesungssaal nicht mehr weit von ihr entfernt sein. Es war ein grünes Gebäude, echt eckig und sehr groß. Das musste doch irgendwie auffallen. Yolei entschied sich daher einfach loszugehen. Mehr als verlaufen konnte sie sich ja schließlich nicht. Bevor sie jedoch von ihrem Plan hochschaute, bretterte sie prompt mit jemandem zusammen. Ihr Gegenüber strauchelte leicht, fiel jedoch nicht hin. Yolei hingegen hatte weniger Glück, denn sie landete direkt auf ihrem Hintern, den sie sich schmerzvoll rieb. „Aua“, brummte sie und rückte mit der anderen Hand ihre Brille zurecht. „Das tut mir wirklich wahnsinnig leid“, entschuldigte sich eine junge Frau mit braunen langen Haaren bei ihr. „Ich habe nicht aufgepasst“. „Kein Problem. Heute ist wohl jeder etwas im Stress“, antwortete Yolei lachend. Die junge Frau hielt ihr die Hand hin und zog sie wieder auf die Beine. „Ich weiß, dass ist vollkommen schrecklich. Ich suche auch schon seit einer Stunde den Campus nach dem Gebäude ab, wo ich als nächstes hin muss“. „Geht mir genauso“, lachte sie und schaute erneut auf ihren Plan. „Wo musst du denn hin?“ „Ach irgendein Student meinte vorhin zu mir, dass das Gebäude grün und eckig wäre“, knurrte sie abwertenden und verzog ihre Augen zu Schlitzen. „Er hat mir nicht wirklich weiter geholfen“. „Grün und Eckig? Das Gebäude für Sozialwissenschaften? Das suche ich auch“, eröffnete ihr Yolei erleichtert. „Wirklich? Studierst du auch Sozialpädagogik?“ Sie nickte nur kurz, während sich die Brünette sichtlich freute. „Ist ja klasse, dann können wir ja zusammen suchen“, meinte sie und schulterte ihre Tasche um. „Ich bin übrigens Mariko Matsumoto“. Sie reichte ihr wieder die Hand, diesmal um sich vorzustellen. Yolei lächelte und erwiderte den knappen Händedruck. „Ich bin Miyako Inoue, aber eigentlich nennt mich jeder Yolei“. „Nennt dich kennen zu lernen. Und glaubst du, dass wir gemeinsam das Gebäude finden werden?“ „Klaro. Immerhin sind wir jetzt schon mal zu zweit!“ „Dann mal los“, forderte Mariko sie auf und zerrte sie in prompt in die falsche Richtung. Angesäuert räumte Davis den zusätzlichen Teller beiseite. Er hatte extra gekocht, um den ersten Uni-Tag in Ruhe ausklingen zu lassen. Doch sie ließ ihn und den Rest einfach hängen. So als hätte sie jemand besseren gefunden, den sie mit ihrer Anwesenheit beglücken konnte. Davis wusste, dass es ein Fehler war mit einem Mädchen zusammen in eine WG zu ziehen. „Dämliche Ziege“, zischte er und ließ das Wasser ins Spülbecken laufen. „Ich komme heute später, treffe mich noch mit ein paar Kommilitonen“, äffte er sie nach und bemerkte nicht, dass TK bereits in der Küche war. „Sei doch nicht so sauer. Sie hat es bestimmt nicht böse gemeint“, meinte er belustig und reichte seinen Teller an den Igelkopf weiter. „Mit der hat man wirklich nur Probleme“, nörgelte er und ging mit dem Schwamm über die glatte Oberfläche. „Das ist alles deine Schuld! Du wolltest, dass sie hier einzieht!“ „Davis wir waren beide dafür. Und im Moment bist du eher die Zicke!“ „Ich? Hallo, wer hat denn extra für alle gekocht? Wer hat hier mehrere Stunden in der Küche...okay klingt wirklich nach Zicke“, räumte er ein und räusperte sich kurz. „Ach der erste Tag war einfach nur scheiße“, gestand er endlich. Noch nie hatte er so etwas in seinem Leben erlebt. Es war voll, man hatte keinen Überblick und die Veranstaltungspalette war riesig. Wie sollte er sich nur für die richtigen Veranstaltungen entscheiden, wenn ihn das Angebot fast erschlug? Im Moment fühlte sich Davis wirklich überfordert. „Das wird schon noch. Ich glaube, es waren einfach zu viele Eindrücke für einen Tag“, schlussfolgerte der Blonde und schnappte sich ein Handtuch. Er hatte Recht. Wahrscheinlich ging es gerade jedem so. Neuerungen waren generell sehr kompliziert und verwirrend zu gleich. Aber das war normal. Wäre ja schon seltsam, wenn uns neue Dinge oder Situationen nicht überraschen würden. Das gehörte zum Lebenszyklus. Keiner konnte wissen, was in einem Jahr war. Davis war sich noch nicht mal sicher, ob Ernährungswissenschaften überhaupt etwas für ihn ist. Das einzige was er wusste war, dass ihn Essen an sich sehr interessierte, seine heißgeliebte Nudelsuppe miteingeschlossen. Daher entschied er sich für diesen Studiengang, auch wenn ihn seine Eltern samt idiotischer Schwester ausgelacht hatten. „Was willst du denn damit machen? Den Leuten sagen, dass sie mehr Gemüse essen sollen, um einen Herzinfarkt vorzubeugen?" Genau das hatte sein Vater zu ihm gesagt. Danach hatte er herzlich gelacht. Seine Mutter hatte nur den Kopf geschüttelt und immer wieder gefragt, warum ihr dummer Sohn nicht endlich mal etwas Anständiges auf die Beine stellen konnte. „Den werdet ihr noch ewig an euer Backe kleben haben!“ Nicht wunderlich, das diese Aussage nur von seiner Schwester kommen konnte, die schon länger irgendetwas mit Medien studierte. Er hatte langsam das Gefühl, dass er das schwarze Schaf der Familie war, auf dem jeder ohne Vorwarnung rumhacken konnte. Deswegen hatte es Davis vorerst vermieden, seiner Familie von seinem eigentlichen Traum, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, zu erzählen. Wahrscheinlich hätten sie sich dann auf dem Boden gekugelt vor Lachen. Etwas was Davis ganz und gar nicht gebrauchen konnte. Kari hatte wirklich genug auf seinem Selbstwertgefühl herumgetrampelt, da brauchte seine Familie es ihr nicht gleich zu tun. Er musste ihnen einfach beweisen, was er drauf hatte. Nur so würden sie eines Tages, sein Talent wertschätzen lernen. 07. Oktober 2009. New York, USA. Parkgelände. Sie saß angespannt neben ihm und sah in den Nachthimmel, der viele verschiedene Sternbilder zeigte. Warum musste er nur darauf bestehen, ihr das Essen zu bezahlen? Sie waren doch nur befreundet, doch jetzt fühlte sich das Ganze eher nach einem Date an. Was hatte sich Wallace dabei nur gedacht? Hatte er sich möglicherweise wirklich in sie verliebt? Auch Mimi hatte diese Woche schon mehrfach darauf hin spekuliert. „Er ist wirklich süß und guck‘ mal wie er dich immer anschaut! Ich wette er ist verknallt in dich!“ Kari wusste, dass sie es eigentlich nur als Scherz gemeint hatte, doch so langsam wurde sie selbst skeptisch. Vielleicht sendete sie ihm wirklich falsche Signale. Unbewusst natürlich. Er war schon ein lieber Kerl, doch irgendwie fehlte der gewisse Funke, der einfach nicht übersprang. Das gleiche Problem war auch immer bei TK gewesen. Alle sagten, dass sie so toll zusammen passen würden, doch sie sah es ganz anderes. Takeru war mehr ein Bruder für sie, mit dem sie über ihre Probleme und auch sonst alles reden konnte. Bei Wallace war es genauso. Es fehlte ganz klar, dass sexuelle Interesse. So hatte es Mimi öfters ausgedrückt. „Wenn du dir nicht vorstellen kannst mit dem Kerl zu schlafen, wird das nichts Süße! Entweder man steht auf ihn, oder man hat einen neuen besten Freund gefunden“. Sie schmunzelte leicht. Mimi hatte wirklich ihre eigene Sprache, um Dinge klipp und klar zu erklären. Offen und direkt. Genauso wäre Kari manchmal gerne. Dann würde sie sicher nicht, wie ein Häufchen Elend neben Wallace sitzen und lautlos die Sterne begutachten. Sie würde mit ihm reden. Ihm sagen was sie fühlte, beziehungsweise wie sie eben nicht fühlte. Doch jetzt befand sie sich in einer Situation, aus der sie am liebsten entfliehen wollte. Auch er merkte, dass er mit dem Bezahlen des Essens und einigen unsicheren Flirtversuchen zu weit gegangen war. Aber er hatte sich nun mal in sie verliebt und meinte es deswegen auch nicht böse. Wenn er ehrlich war, hatte ihn die Situation der Zweisamkeit dazu verleitet etwas mehr aus sich heraus zu gehen. Wallace hatte darüber noch nicht mal groß nachgedacht. Er merkte, dass es passte, auch wenn er die Freundschaft zu Kari nicht gefährden wollte. Jetzt wusste er definitiv, dass es ihr unangenehm war und sie nur einen Freund in ihm sah. Lektion gelernt – jedenfalls vorerst. Sie schnaufte laut und blinzelte leicht. Wallace sah zu ihr und bemerkte ihr angestrengtes Gesicht. Er sollte sie wohl beruhigen. Ihr sagen, er hätte es nur nett gemeint. Ohne Hintergedanken. Doch er wusste selbst, dass er in solchen Situationen ein mieser Lügner war. Manchmal waren Gefühle eben zu intensiv, um sie in einer guten Lüge verpacken zu können. „Du bist wirklich ein netter Kerl Wallace. Wahrscheinlich bist du der einzige Freund, den ihr hier wohl haben werde“, sagte sie fast schon flüstern. Sie sah ihn nicht direkt an, sondern blickte immer noch in den Sternenhimmel. Er zwang sich zu einem leichten Lächeln, denn der Blondschopf wusste genau, dass sie ihn aus dem Augenwinkel heraus beobachtete. „Vielleicht sollten wir langsam nach Hause gehen. Es wird allmählich frisch“, informierte sie ihn und stand auf. Sie wartete noch nicht einmal auf seine Antwort. Kari wollte einfach so schnell wie möglich gehen. Der Situation, die ihn so unangenehm war, einfach entfliehen. Sie wollte den leichten Weg gehen. Doch sie wusste nicht, dass Wallace im selben Augenblick einen Entschluss fasste. Manchmal lohnte es sich doch für Menschen, die man liebte zu kämpfen, richtig? Das hatte ihm seine Mutter, als kleiner Junge immer wieder eingetrichtert, dabei hatte sie selbst bis heute immer nur Beziehungen, die keine drei Monate überlebten. „Ich glaube nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Das ist Schwachsinn! Du musst, dass Mädchen erst von dir überzeugen, sie eben näher kennen lernen. Erst dann weißt du, ob es wirklich passt“. Wahrscheinlich war es so. Vielleicht hätte er noch ein wenig abwarten sollen, bevor er ihr das Essen bezahlt und ein wenig mit ihr flirtet. Man verliebte sich auch unbewusst. Und Freundschaft war das beste Fundament für eine langjährige Beziehung. Alles andere war nur ein Strohfeuer, das wild aufloderte, aber schnell wieder ausbrannte. Er brauchte einfach nur noch ein wenig Zeit. 10. Oktober 2009. Odaiba, Japan. Hausparty. „Mariko“, rief sie fröhlich und wank ihr zu. Das Mädchen mit den langen braunen Haaren lächelte und ging mit ihrem Getränk zu der kleinen Gruppe. „Schön, dass du es geschafft hast“, begrüßte sie Yolei herzlich und sah sich um. „Ihr seid sicher ihre Mitbewohner. Ich bin Mariko Matsumoto“, stellte sie sich den dreien vor und reichte ihnen die Hand. Nachdem sich alle untereinander vorgestellt hatten, führte Mariko sie durch die kleine Wohnung, die sie gemeinsam mit ihrer älteren Schwester und einer Freundin bewohnte. Auf der Party befanden sich hauptsächlich ältere Studenten, die das neue Semester einläuten wollten. Klar, dass es nicht nur Bier zu trinken gab. Yolei unterhielt sich eine knappe halbe Stunde mit ihrer Kommilitonin, als Davis den beiden anderen vorschlug, sich etwas Alkoholisches zu holen. „Bei dem Weiberkram können wir eh nicht mitreden“, meinte er und ging zu dem Tisch auf dem die Getränke frei verfügbar für jeden standen. Er mischte Wodka und Energie zusammen und reichte die Becher an seine beiden Freunde weiter. „Auf einen guten Start ins Semester“, sagte er und hob den Becher. Ken und TK stießen wortlos an und tranken einen kräftigen Schluck. Irgendwie war keiner der beiden in richtiger Partystimmung. Sie fühlten sich fast schon ein wenig von Yolei genötigt mitzukommen. Nur Davis schien seinen Spaß zu haben. Auch wenn er sich den halben Abend mit dem Mixen neuer exotischer Getränke beschäftigte. Ken und Takeru standen praktisch im Abseits. Keiner kannte jemanden, nur Yolei hatte einige Kommilitonen getroffen, mit denen sie sich über das Studium unterhalten konnte. Sie hatte Spaß. Das war wohl alles was zählte. „Hey Ken, komm wir tanzen“, forderte ihn eine deutlich angetrunkene Yolei auf und zerrte an seinen Arm. Ken hingegen sah hilfesuchend zu TK, der nur unschlüssig mit den Achseln zuckte. „Vielleicht solltest du lieber mitgehen. Sie ist ganz schön voll. Nicht das sie irgendwelche Dummheiten anstellt“, erwiderte der Blonde lautstark, um gegen die Musik anzukommen. Bevor Ken jedoch etwas antworten konnten, war er bereits von Yolei auf die Tanzfläche gezogen worden. Ein „Nein“ hatte sie so oder so nicht akzeptiert. TK sah den beiden gedankenverloren nach und beobachtete sie eine Zeitlang beim Tanzen. Es erinnerte ihn, an die Zeit als alles noch unkompliziert war. Kari und er tanzten oft zusammen. Damals war Davis immer gleich rasend eifersüchtig geworden und funkte meist dazwischen. Gerade als er an Daisuke denken musste, suchten seine Augen den Igelkopf in der Menschenmenge. Vorhin hatte er ihn am Getränketisch gesehen, doch dort stand er nicht mehr. Allerdings musste Takeru nicht lange suchen, um seinen Freund zu entdecken. Seine Frisur war fast so auffällig wie die von Taichi. Da stach er automatisch aus der Menge. Der Blonde musste leicht schmunzeln, als er Davis mitten in einer Knutscherei mit einer Fremden entdeckte. Seit er Kari abgeschrieben hatte, war er Flirts gegenüber viel offener geworden. Zwar knutschte er nur mit ihnen rum, aber irgendwie tat es seinem Selbstwertgefühl recht gut. Nach Kari war er lange Zeit ein richtiger Trauerkloß gewesen. Jetzt entwickelte er sich so langsam zum Partytier. Takeru hatte ihn anscheinend abgelöst. Denn er trauerte immer noch um seine beste Freundin Schrägstrich heimliche Liebe. Oft musste er sich gerade von Davis anhören, dass er sein Leben förmlich wegwarf. Klar hatte er auch mal ein Mädchen geküsst, doch weiter ging es bisher nicht. Er war achtzehn und noch Jungfrau. Sein Bruder würde ihn sicherlich auslachen, wenn er es je erfahren würde. Selbst Davis hatte seine Jungfräulichkeit bereits verloren. Nur von Ken wusste er, dass er mit ihm im gleichen Boot zu sitzen schien. Immer wenn Takeru an das leidige Thema „Mein erstes Mal“ dachte, würde er automatisch wütend. Es erinnerte ihn an die schmerzliche Zeit, als Hikari und Davis ein Paar waren. Es erinnerte ihn an den Tag, an dem Kari ihm berichtete, dass sie keine Jungfrau mehr war. Es erinnerte ihn daran, dass Davis derjenige war, der sie entjungferte und nicht er. Doch was erwartete er? Beide waren zu diesem Zeitpunkt knapp sieben Monate ein Paar gewesen. Irgendwann hätte er eh damit rechnen müssen. Einen Monat später war alles vorbei. Von Davis wusste er, dass sie es nur einmal getan hatten, auch wenn er es öfters versucht hatte. Kari hatte jemand anderen im Auge gehabt und Davis eigentlich nur Tröster missbraucht. Es war eine Tatsache, die immer noch sehr an Takeru nagte. Ab diesem Zeitpunkt hatte er wohl aufgehört sie zu verstehen. Nach und nach wurde ihm immer bewusster, wie weh sie Davis mit der ganzen Aktion getan hatte. Sie hatten oft darüber gesprochen, auch wenn das Thema „Kari“ beiden sehr unangenehm war. Doch sie war eigentlich der Grund, warum sie sich heute so gut verstanden. „Du solltest wirklich langsam mal aktiv werden. Sexuell meine ich. Deine jungfräuliche Aura kann man ja nicht mehr mit ansehen.“ Das waren seine Worte, wenn TK tausend Ausreden suchte, sich nicht mit einem schönen Mädchen zu unterhalten. Davis hatte das Gefühl, dass der Blondschopf immer noch auf Kari wartete. „Das wird nie passieren. Sie hat mit uns beiden gespielt, um an deinen Bruder heranzukommen. Zum Glück hat es nicht geklappt“. Geklappt hatte es wirklich nicht. Matt interessierte sich nicht für Hikari, sondern mehr für seine Groupies, die einmal mit dem Sänger von den „Teenage Wolves“ in die Kiste springen wollten. Kari war wie eine kleine Schwester für ihn. Mehr würde er wahrscheinlich nie in ihr sehen. Und mehr würde Hikari auch nie in Takeru sehen. „Hey du stehst ja vollkommen alleine da. Ist dir nicht langweilig?“, quatschte ihn eine unbekannte Stimme von der Seite an. Er drehte sich in die Richtung und erkannte Mariko vor sich, die ihn angrinste. „Ach geht schon“, erwiderte er lässig und nippte an seinem Getränk, das sich schon fast zu Ende neigte. Ken und Yolei befanden sich immer noch auf der Tanzfläche, während Davis immer noch an den Lippen der Fremden hing. „Lust zu tanzen?“ Takeru hielt krampfhaft den Becher in der Hand und schüttelte den Kopf. „Ich bin kein guter Tänzer. Außerdem will ich noch was trinken“, erklärte er und präsentierte seinen leeren Becher. „Ich könnte dir was mixen. Ist mein Geheimrezept“, meinte sie lachend und sah ihn erwartungsvoll an. Er konnte doch nicht immer nein zu allem sagen. Da könnte er ja gleich ins Altersheim gehen. „Klar warum nicht“. „Sehr schön“, quietschte sie schrill und griff nach Takerus Hand. Dieser ließ sich von ihr führen und wagte das erste Mal seit langem einen Sprung ins Ungewisse. „Hast du TK gesehen?“, fragte Davis und gesellte sich zu Ken, der sich an den Rand gestellt hatte. Er brauchte dringend eine Pause. Yolei hielt in ganz schön auf Trab und er musste knapp eine Stunde am Stück mit ihr tanzen. Seine Kehle war Staubtrocken und sehnte sich nach eine kalten Erfrischung. „Keine Ahnung. Ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen“, antworte Ken beiläufig. „Boah er wird doch nicht nach Hause gegangen sein?“, beschwerte sich Davis und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht haben wir ihn ein wenig vernachlässig“. „Ich bestimmt nicht“, verteidigte sich Davis lautstark, während Ken grinste. Auch ihm war die Knutscherei nicht entgangen. „Hast du wenigstens ihre Nummer bekommen?“ „Wer braucht die schon“, knurrte er und rollte mit den Augen. „Wir haben nur ein bisschen rumgemacht, mehr nicht“. „Schon klar“, lachte Ken und trank noch einen Schluck. Davis rümpfte die Nase und schielte aus dem Augenwinkel heraus zu seinem besten Freund. Er sollte doch wirklich den Mund halten. Seit sie zusammen gezogen waren, bemerkte Davis die Blicke, die Ken der einzig weiblichen Person aus ihrer WG schenkte. Er hatte schon länger diesen Verdacht gehabt, aber heute konnte er wirklich davon ausgehen, dass es der Wahrheit entsprach. Ken hatte sich in Yolei verliebt. Das war eindeutig zu sehen. Genauso wie das Problem, dass sich offensichtlich zeigte. „An deiner Stelle würde ich mir jemand anderen suchen, in den ich mich verlieben würde“, warf der Igelkopf in den Raum und beobachtete seine Reaktion, immer noch aus dem Augenwinkel heraus. Prompt lief er rot an und stotterte sich irgendeinen Mist zusammen. „Ken es wird langsam wirklich offensichtlich. Und du weiß, dass es nur Probleme geben wird. Also reiß dich zusammen!“ Er sagte nichts. Schließlich wusste er ja, dass Davis Recht hatte. Sie wohnten zusammen. Eine Beziehung würde alles nur unnötig kompliziert machen. Er fuhr ihr durch die langen Haare und küsste sie leidenschaftlich, während sie sich immer näher an ihn presste. Sie waren in ihrem Zimmer, das sie hinter sich abgeschlossen hatte. Der Bass der Musik dröhnte durch die gesamte Wohnung und schien ihr Zungenspiel immer weiter anzuheizen. Die junge Frau ließ kurz von ihm ab und steuerte ihn in die Richtung ihres Bettes. Sie küsste ihn wieder hungrig und knöpfte sein hellblaues Hemd auf, während seine Atmung immer unregelmäßiger wurde. Er hatte keine Ahnung was er hier eigentlich tat. Nachdem sie einige ihrer Spezialdrinks, die hauptsächlich aus Cola, Whisky und Eiswürfeln bestanden, getrunken hatten, landeten sie nach einem einfachen kleinen Kuss in ihrem Zimmer. Es endete in einer wilden Knutscherei. Takeru wusste nicht ob es am Alkohol lag, oder daran das Mariko Kari etwas ähnlich sah, aber er ließ sich gehen. Er brach alle seine Prinzipien. Er wollte gegen sie verstoßen. Er wollte mit dem Mädchen schlafen, nur um behaupten zu können es einmal getan zu haben. Er wollte wissen, wie es sich anfühlte und ob es ihn verändern würde. Wäre er dadurch erwachsener? Könnte er endlich mitreden? Würde es ihm überhaupt gefallen? Alles Fragen, die ihm durch den Kopf schossen. Erst als sie seinen Gürtel entfernte und seine Hose aufmachte, wurde er in die Realität zurückgeworfen. Doch er war bereits so erregt, dass anhören nicht in Frage kam. „Soll ich ihr sagen, dass ich noch Jungfrau bin?“, fragte er sich selbst und öffnete wortlos ihr Kleid, das sie ohne weiteres zu Boden warf. Er entledigte sich seinem Hemd und merkte wie ihre zarten Finger seinen Bauch entlang fuhren und schließlich in seiner Hose verschwanden. Schauer machten sich breit und er stöhnte genießerisch auf, während sie ihn sanft massierte. Sie zog ihm die Hose mit samt der Unterhose nach unten und ließ ihn auf ihr Bett fallen, um die Kleidungsstücke besser entfernen zu können. Sie sah ihn lustverschleiert an, griff nach hinten und öffnete ihren BH, den sie achtlos zu Boden gleiten ließ. Takeru hatte sich halb aufgesetzt und schluckte. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er Brüste zu sehen bekam. Sie zog ihren Slip aus und beugte sich zu ihm hinunter. Sie schenkte ihm einen lasziven Blick und küsste ihn wieder auf die Lippen. Diesmal waren sie jedoch komplett nackt und er entschied sich dagegen ihr die Wahrheit, über seine jungfräuliche Seite zu gestehen. Er wusste irgendwie automatisch, was er zu tun hatte. Sie zeigte ihm zudem auch, was ihr gefiel. Mit kreisenden Bewegungen berührte er ihre geheimsten Stellen. Sie stöhnte laut, doch die Musik übertönte ihr Liebesspiel. Als er in sie eindrang, hatte er das Gefühl endgültig den Verstand zu verlieren. Sie saßen mitten auf dem Bett und bewegten sich rhythmisch zu der Musik, die lautstark spielte. Sie krallte sich in seinen Rücken und hinterließ einige leichte Kratzspuren auf seiner Haut. Takeru bemerkte jedoch nichts, sondern wurde von einem Höhepunkt überrascht, den er noch nie so erlebt hatte. Klar hatte er auch das ein oder andere Mal, an sich selbst herum gefummelt, doch das hier überstieg sämtliche Vorstellungen, die er von seinem ersten Mal gehabt hatte. Er wusste nicht wie lange es gedauert hatte. Allein schon das Vorspiel dauerte eine halbe Ewigkeit. Doch jetzt lag er zufrieden und erschöpft neben einem Mädchen – nein einer jungen Frau, die ihm zeigte, dass er nicht unbedingt auf Kari warten musste, um so etwas erleben zu dürfen. Wahrscheinlich hatte Davis Recht. Kari und er würden nie ein Paar werden und solche Momente miteinander teilen. Je früher er das einsah, desto besser. 12. Oktober 2009. New York, USA. Universitätscampus. Sie saßen gerade beim Mittagessen und man hörte nur das Klappern der Gabeln, statt eines angeregten Gesprächs. Der Vorfall zwischen ihnen war schon knapp eine Woche her, doch trotzdem verhielten sie sich immer noch seltsam, wenn sie nur zu zweit waren. Wallace war klar geworden, dass man Gefühle schlecht ignorieren konnte. Peter hatte von Anfang an recht gehabt. Er war in Hikari verliebt. Nicht verknallt. So richtig verliebt mit Schmetterlinge im Bauch und diesem nervigen Kribbeln in der Magengegend. Er konnte es einfach nicht abstellen, auch wenn ihre Kälte ihn im Moment eher auf Abstand hielt. Sie redeten zwar noch miteinander, doch es war abgehakt und sehr unterkühlt. Meist kratzten sie nur an der Oberfläche und sprachen über belanglose Dinge. Eine Situation, die Wallace sehr störte. Zwar war er in sie verliebt, aber so würde er sicher nicht ihr Herz erwärmen. Deswegen entschloss er sich mit ihr zu reden und seine Gefühle erstmal runterzuspielen. „Tut mir leid. Ich wollte dich letzte Woche ganz sicher nicht in eine unangenehme Situation bringen“, platzte plötzlich aus ihm hervor. Karis Augen weiteten sich und starrten ihn an. „O-Oh. Okay?“ Sie sah ihn unsicher an und signalisierte ihm dadurch, dass sie damit nicht gerechnet hatte. „Ich wollte es dir nur sagen, weil ich das Gefühl habe, dass du dich von mir distanzierst“. „Möglich“, sagte sie knapp und stocherte mit ihrer Gabel in ihren Kartoffeln. „Wieso machst du das? Ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht, als ich dir das Essen bezahlt habe“, log er und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Ich gebe meinem besten Freund auch manchmal einen aus“. Kari legte die Gabel beiseite und schnaufte kurz. „Es liegt nicht an dir, sondern an der Situation. Ich habe dir doch schon mal von meinem besten Freund erzählt, oder?“ Er nickte nur kurz und sah ihr gespannt beim Reden zu. „Es hat wirklich jeder gedacht, dass wir ineinander verliebt seien, weil wir uns so gut miteinander verstanden haben“. Sie machte eine kurze Pause und senkte ihren Blick. „Meine beste Freundin Yolei hat öfters versucht uns miteinander zu verkuppeln“. „Echt? Wie hast du’s gemerkt?“, fragte Wallace gespannt. „Sie hat mich einmal mit ihm eingesperrt. Im Lager ihres Supermarktes. Später hat sie es mir indirekt unter die Nase gerieben“. „Oh das ist doof“, meinte er und fuhr sich durch die blonde Mähne. „Aber was hat das mit uns zu tun?“ Kari verrollte die Augen und sah Wallace direkt an. „Mimi macht neuerdings solche Andeutungen. Du wärst in mich verknallt. Wir wären ja ein süßes Paar und bla bla bla.“ „Und du hast Angst, dass Mimi das Gleiche wie deine beste Freundin macht, wenn wir uns weiterhin so gut verstehen?“ „Ja und als du mir dann auch noch das Essen bezahlt hast, habe ich wirklich gedacht, dass Mimi recht haben könnte!“ „Wegen einem Essen? Komm schon Kari, es war wirklich ohne irgendwelche Hintergedanken. Außerdem kann uns doch egal sein, was andere denken. Hauptsache wir mögen uns“. Die Schauspielausbildung schien bei ihm wirklich zu fruchten. So langsam glaubte er sogar selbst jedes einzelne Wort, dass er ihr auftischte. Im Moment konnte er ihr nicht sagen, dass er sich in sie verliebt hatte. Wahrscheinlich würde sie durchdrehen. „Du hast Recht. Tut mir leid, ich habe dich wirklich blöd behandelt“, gab sie zu und presste die Lippen aufeinander. „Kein Problem. Magst du vielleicht heute Abend zu mir kommen? Ich brauche dringend Hilfe. Peter macht mich beim Zombieschlachten wirklich fertig!“ „Sehr gerne. Wir werden es ihm sicher zeigen“, meinte sie optimistisch und lachte. Wallace grinste und widmete sich wieder seinem Essen. Er schien sie vorerst beruhigt zu haben. „Bitte sag mir, dass es nicht stimmt!“, blaffte sie ihn an und ließ ihr Tablett auf den Tisch der beiden donnern. Sie stand mit den Händen in der Hüpfte stemmend vor dem Blonden und funkelte ihn böse an. „Vor dir hat man auch nicht mal fünf Minuten Ruhe“, nörgelte Davis und rollte mit seinen Augen. „Halt die Klappe Davis“, zischte sie und setzte sich neben TK. „Sag mal spinnst du? Was ist nur mit dir los?“ Die Frage war definitiv an Takeru gerichtet, der sie immer noch perplex anstarrte. „Was willst du denn von mir? Ich habe nichts gemacht!“, verteidigte er sich ruppig. Er konnte sich schon denken, auf was sie hinaus wollte. „Du tickst doch nicht mehr ganz richtig“, brüllte sie, wurde danach aber automatisch leiser. „Du schläfst mit ihr und meldest dich dann einfach nicht mehr? Was geht in deinem Kopf vor?“ „Hä? Was? Wer hat mit wem geschlafen“, mischte sich nun auch Davis ein. „TK hat mit Mariko geschlafen“, stellte Yolei angesäuert klar. Der Blonde lief allmählich rot an und blickte unsicher zu Davis, der sich das Grinsen nicht verkneifen konnte. „Na endlich“, lachte er und klopfte ihm auf die Schultern. „Moment. Wann soll das passiert sein?“ „Am Samstag? Die Hausparty? Erinnerst du dich?“ „Oh. Du meinst als er weg war...hat er...uh. Verstehe!“ „Ach du verstehst gar nichts, Davis“, motzte sie ihn an und wand ihren Blick wieder zu TK, der sich vorerst zurückgehalten hatte. „Du hast zu Mariko gesagt, du würdest sie anrufen!“ „Ehm ja, aber ich wusste nicht was ich sagen sollte!“ Sein Gesicht war immer noch rot und er versuchte beiden nicht in die Augen zu schauen. Diese Situation war mehr als nur peinlich. Es war ein Eingriff in seine Privatsphäre. Takeru hätte sie sicherlich noch angerufen, aber es war erst zwei Tage her. Durfte man sich etwa gar keine Zeit mehr lassen? Er hatte einfach noch nicht die richtigen Worte gefunden. „Hey war wirklich super, aber trotzdem bin ich immer noch in meine beste Freundin verliebt, obwohl ich weiß, dass sie eigentlich nur meinen Bruder will.“ Das klang wirklich deprimierend. Und er wusste eben nicht, wie er mit einem One-Night-Stand umgehen sollte, zumal es noch sein erstes Mal war. „Ich finde, du solltest dich umgehend bei ihr melden. Sowas macht man nicht, TK!“, tadelte ihn die Lilahaarige. „Ach was. Warte noch ein bisschen. Du bist ihr doch keine Rechenschaft schuldig“, meinte Davis. „Du bist wirklich ein Idiot. Hör bloß nicht auf ihn. Er ist ein Beziehungskrüppel!“ „Wie bitte? Und wem habe ich das Ganze zu verdanken?“, zischte er genervt, während Takeru nur den Kopf schüttelte. Wahrscheinlich musste er wohl eher auf seine innere Stimme hören, als auf die beiden, die außerhalb seines Kopfes saßen. Nur er allein konnte entscheiden, wie das ganze weiter gehen sollte. Und Mariko etwas vorzumachen, kam für den Blondschopf keinesfalls in Frage. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)