Die Zeit deines Lebens von dattelpalme11 ================================================================================ Kapitel 32: Verletzlichkeiten. ------------------------------ 19. Juli 2010 „Und bist du schon nervös?“, fragte Asuka lächelnd, während sie ihm die Räumlichkeiten der Betreuungsstätte zeigte. Interessiert inspizierte Joe jeden kleinsten Winkel und sah sich neugierig um. Einige Kinder kamen ihm schreiend entgegengerannt, sodass er leicht zusammenfuhr und unsicher Asuka musterte. „Du gewöhnst dich sicher schnell an die Lautstärke“, munterte sie ihn auf und ging weiter. „Wo werde ich denn überhaupt heute eingesetzt?“ Joe wusste, dass die Sommerbetreuung bereits in vollem Gang war und er lediglich als Springerkraft eingesetzt wurde. Auch wenn es Asuka niemals zugeben würde…aber bestimmt hatte sie ihren Vater überredet gehabt ihm diesen Job zu geben. Verständlich, wenn man bedachte, dass er sich bei ihr Zuhause durchschnorrte und einfach keinen Fuß fassen konnte. Deswegen wollte er sich auch nicht beschweren. Er wollte dem Ganzen eine Chance geben. „Naja, die meisten Teams sind schon voll besetzt, aber wir haben ein Plätzchen für dich gefunden“, erwiderte sie geheimnisvoll und steuerte geradewegs auf eine der vielen Türen zu, hinter der sich Joes neuer Arbeitsplatz verbarg. „Bist du bereit deine neuen Kollegen kennenzulernen? Sie sind auch alle ganz handzahm und beißen tun sie auch nicht“, witzelte sie und drückte die Tür auf. Joe grinste und folgte ihr ohne weiteres, als er plötzlich vor Schreck erstarrte. „Ich soll in der Küche arbeiten?“, hakte er ungläubig nach, als blankes Entsetzen sein Gesicht zierte. Er und Küchenarbeit? Sie hatte wohl noch nicht seine tollpatschige Seite kennengelernt, die ihm das Lebens des Öfteren erschwerte. „Nur diese Woche. Nächste wird dann gewechselt“, informierte Asuka ihn und rümpfte ihre feine Nase, während sie mit den Augen jemanden zu suchen schien. „Dein Partner müsste hier auch irgendwo rumlaufen.“ Sie ging ein paar Schritte vor, während Joe mit zaghaften Schritten eintrat und erstmal Schlucken musste. Im Moment war die Küche wie leergefegt und alles glänzte vor Sauberkeit, was sicher nicht mehr der Fall war, wenn Joe sich darin aufhielt. Unwohlsein stieg in ihm empor, als er hilfesuchend nach Asuka Ausschau hielt, die jedoch gerade um die Ecke verschwunden war. Missmutig ließ Joe die Schultern hängen und folgte ihr lautlos, als sie auf einmal mit einem älteren Jungen wiederauftauchte und Joe augenblicklich seine Bewegungen einstellte. „Cody?!“, brachte Joe nur zu Stande, als die beiden direkt vor ihm stehen blieben. „Hey, wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen“, antwortete er lachend, während seine tiefe Stimme durch Mark und Bein ging. Joe konnte sich noch nicht mal erinnern, wann er den Jüngsten ihrer Gruppe das letzte Mal gesehen hatte. Es war sicher eine ganze Weile her. Cody war ein ganzes Stück größer geworden und war fast genauso groß wie er. Seine Haare waren deutlich gewachsen und standen etwas unordentlich zur Seite ab. Doch am meisten hatte sich seine Stimme verändert, die viel männlicher und dunkler klang als vorher. „Oh das ist ja ein Zufall. Ihr kennt euch?“, fragte Asuka. „Iori arbeitet schon den dritten Sommer bei uns.“ Sie lächelte und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, als er sich verlegen den Kopf tätschelte. „Ja, wir sind miteinander befreundet, aber ich habe gar nicht gewusst, dass du hier jetzt arbeitest“, erwiderte Cody überrascht, während Joes Blick sich verfinsterte. Sie wären miteinander befreundet, hatte er gesagt. Doch mittlerweile fühlte es sich gar nicht mehr danach an. Ihre Freundschaft hatte sich besonders in den letzten Monaten stark verlaufen, was Joe sehr bedauerte. Jedoch passierte sowas meist eher unbemerkt, da man oftmals mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hatte. So ging es auch Joe, der nach dem ganzen Stress mit seinem Vater, Zeit für sich brauchte, um wieder ein klares Ziel vor Augen zu haben. Aber meist verlor man dadurch etwas viel Wichtigeres. Etwas, dass Joe sehr plötzlich erfasste und sein Herz mit Wehmut füllte, wenn er in Codys freudiges Gesicht blickte. Ihre einstige Freundschaft war nicht mehr so, wie sie einmal war. Und diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. „Okay, dann kann ich euch ja ruhig alleine lassen. Viel Spaß und lasst euch später von den Kindern nicht auf der Nase herumtanzen“, kicherte Asuka und verließ die Küche, während sich ein betretendes Schweigen zwischen den beiden einstellte. „Ich habe vorhin mal ein paar Kochbücher durchforstet und ein paar Rezepte markiert. Die Kinder kommen in ungefähr einer halben Stunde und bis dahin sollten wir uns für etwas entschieden haben“, meinte er auf einmal und löste sich aus seiner starren Position. Unsicher presste Joe die Lippen aufeinander, als Cody auf einmal auf einen der Tische zusteuerte, auf denen er die Kochbücher ausgebreitet hatte. „Du kannst gerne mal reinschauen“, schlug er ihm euphorisch vor, doch Joe fühlte sich regelrecht gehemmt. Ein verhaltenes Lächeln kam über seine Lippen und er schlich sich sachte heran, ohne wirklich zu wissen, was auf ihn nachher zukommen würde. Es fiel ihm auch unsagbar schwer ein Gespräch mit Cody zu beginnen, da ihm erst jetzt auffiel, wie sehr er sich von den anderen distanziert hatte. Er fühlte sich ihnen nicht mehr zugehörig, sondern eher wie ein Fremdkörper, den man abgestoßen hatte. _ „Hier sieht es immer noch aus wie Sau! Ich kann echt nicht glauben, was ihr unserer Wohnung angetan habt!“, knurrte Takeru erbost und schien es immer noch nicht fassen zu können, welches Chaos sie nach zwei Tagen immer noch aufzuräumen hatten. Ihre Wohnung ähnelte einem wahrhaftigen Schlachtfeld und erst nach und nach konnte man die einzelnen Wohnbereiche wiedererkennen, doch Yolei schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. Während Davis ein Seminar in der Uni besuchte, befand sich Ken noch auf der Arbeit, weshalb das Aufräumen an Takeru und ihr hängen blieb. Doch ihr war es ganz recht, dass sie nicht mit Ken zusammen aufräumen musste. Später war sie noch mit Izzy verabredet und sie konnte es kaum erwarten ihre Wohnung zu verlassen. Es lag nicht daran, weil sie schmutzig war, aber in Kens Gegenwart hielt sie es einfach nicht mehr aus. Bevor er von der Arbeit wiederkommen würde, wäre sie längst verschwunden – jedenfalls hatte sie es sich vorgenommen. Nach der Party war sie ihm kontinuierlich aus dem Weg gegangen, was in einer WG leichter gesagt als getan war. Doch das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass sich ihr guter Freund an nichts mehr erinnerte. Dieser Abend schien sich aus seinem Gedächtnis gebrannt zu haben und hinterließ bei Yolei ein mulmiges Gefühl, dass sie kaum in Worte fassen konnte. Ken hatte sie geküsst. Er hatte indirekt zugegeben, dass er Gefühle für sie hatte und sie hatte Izzy von all dem noch nichts erzählt gehabt. Sie rang förmlich mit ihrem schlechten Gewissen, obwohl sie den Kuss noch nicht mal richtig erwidert hatte. Sollte sie es ihm tatsächlich sagen und wohlmöglich ihre frische Beziehung damit aufs Spiel setzen? Noch vor der Party hatte er mit dem Gedanken gespielt gehabt, sie seinen Eltern vorzustellen. Wenn sie jetzt etwas sagen würde, würde es sie sicher wieder zurückwerfen und das Vertrauen, dass sie mühevoll aufgebaut hatten, bekäme deutliche Risse, auch wenn es strenggenommen nicht ihre Schuld war. Warum hatte Ken sie einfach so geküsst? Und warum hatte sie ihn nicht sofort von sich gestoßen? Wieso hatte sie dieses nervöse Kribbeln in ihrer Magengegend gespürt, dass sie an ihre zarten Gefühle zurückerinnerte, die sie mit zwölf Jahren eine Zeitlang für ihn gehegt hatte? Ihr Herz setzte plötzlich aus, als sie daran zurückdachte. Warum konnte sie nicht einfach ein unkompliziertes Liebesleben haben?! Ein lautes Seufzen löste sich von ihren Lippen, als Takeru sie anstarrte, während er versuchte einen weiteren Müllsack zu schließen. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ Yolei stöhnte nur genervt auf, raffte einige Dosen zusammen und ging auf Takeru zu. Er öffnete den Müllsack abermals, während Yolei ihm einen wehleidigen Augenaufschlag schenkte. „Warum ist Liebe nur so kompliziert? Kannst du mir das mal verraten?“ Verblüfft starrte der Blondschopf sie an und rang nach einer Antwort. Doch Yoleis Herz lag mal wieder auf der Zunge, weshalb sie einfach zu reden begann, ohne groß darüber nachzudenken. „Ich mein, wenn man doch jemanden gefunden hat, sollte man doch bei einem anderen Kerl kein Herzklopfen bekommen, oder?“, hakte sie verzweifelt nach, während Takerus Gesicht ganz blass wurde. „Du triffst dich mit zwei Kerlen?!“, fragte er ungläubig. Sein Mund klappte augenblicklich auf, doch Yolei schlug ihm nur unsanft gegen die Brust. „Nein! Das tue ich nicht! Ich heiße ja nicht Takeru Takaishi!“ Mürrisch verzog TK das Gesicht. „Ich treffe mich nicht mit zwei Mädchen gleichzeitig!“, widersprach er sofort vehement. „Ach nein? Du hängst doch ständig mit Kari zusammen und Mariko ist wohl deine Notlösung, wenn du mal wieder Sex willst“, unterstellte sie ihm vorsätzlich. Sie musste sich zusammenreißen, da die Sache mit Mariko sie immer noch fuchsteufelswild werden ließ. Sie hatte mitbekommen, wie ihre Freundin wegen der Sache mit Takeru litt. Es war nicht so, dass sie ihn nicht verstehen konnte, schließlich wollte sie ja ebenfalls für Hikari da sein, aber Mariko so auszunutzen, passte für sie einfach nicht zusammen. „Waren wir nicht gerade bei dir? Und außerdem habe ich Mariko schon ziemlich lange nicht mehr getroffen, falls sie dir das verschwiegen haben sollte“, raunzte er und wollte sich gerade wieder den Abfällen widmen, als Yolei ihn sanft am Arm packte und ihn dazu veranlasste kurz inne zu halten. „Du solltest nochmal mit ihr reden. Ich glaube, sie macht sich immer noch Hoffnungen und sowohl du als auch ich wissen, dass sie mehr als nur Sex will.“ Genervt riss sich Takeru von ihr los und fuhr sich hektisch durch seine kurzen blonden Haare. „Das weiß ich selbst, aber was soll ich zu ihr sagen? ‚Sorry, ich bin immer noch in meine beste Freundin verliebt, die von einem anderen Kerl schwanger war und durch ihre Fehlgeburt am Boden zerstört ist?‘ Ich kann mir nicht vorstellen, dass das eine Entschuldigung für mein Verhalten ist, geschweige denn, dass sie es akzeptiert.“ „Aber du musst trotzdem ehrlich zu ihr sein“, löste sich von Yoleis Lippen, als diese Aussage sie wie ein Schlag ins Gesicht traf. Ehrlich sein… Ihr ganzer Körper spannte sich an und ihr Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Sie musste Izzy von dem Kuss mit Ken erzählen. Es gab keine andere Alternative. Eine Beziehung baute auf Vertrauen auf und sie würde alles zu Nichte machen, wenn sie ihm jetzt die Wahrheit verschweigen würde. Auch sie musste ehrlich sein. Ken hatte sie zwar geküsst und möglicherweise alte Gefühle geweckt, die jedoch niemals in einer gemeinsamen Zukunft enden würden. Sie hatte sich in Izzy verliebt und fühlte sich in seiner Gegenwart wie auf Wolken, die ihr die Zuversicht gaben, dass sie auch dieses Problem aus der Welt schaffen konnten. _ Erschöpft schlenderte Daisuke den Campus entlang und hatte seine Hände tief in den Taschen seines Kapuzenpulli vergraben. Sein Magen knurrte bereits, doch er hatte sich vorgenommen erst zuhause eine Kleinigkeit zu essen, da er keine Lust auf seine Kommilitonen hatte, die ihm in den Ohren lagen, was für eine geile Party er am Wochenende doch geschmissen hatte. Er hatte das Gefühl, dass sie sich am liebsten wieder selbst einladen wollten, während er diesen Abend schnellstens aus seinen Erinnerungen streichen wollte. Er konnte immer noch nicht fassen, welches Chaos hinterlassen wurde und dass sie es bisher immer noch nicht in den Griff bekommen hatten. Man konnte wohl schnell einen kompletten Hausstand auf den Kopf stellen. Es wieder in Ordnung zu bringen, konnte dann wiederrum Tage dauern. Eigentlich hatte er erwartet, dass Yolei ihm am nächsten Tag die Hölle heiß machen würde, aber komischerweise wirkte sie auf ihn völlig geistesabwesend, während Takeru regelrecht tobte, als er von Hikari nach Hause kam. Auch Ken verhielt sich eigenartig, doch Davis hatte noch keine Gelegenheit gehabt mit ihm zu sprechen, da auch er heute Morgen die WG früh verlassen hatte. Und auch wenn er am liebsten auf der Stelle ins Bett fallen würde, drückte er sich herum, um dem Aufräumen zu entgehen, obwohl Davis wusste, dass er wohl nicht drum herumkommen würde. Ein genervter Laut löste sich, als er auf einmal aufsah und auf der Mauer ein bekanntes Gesicht sitzen sah. Überrascht runzelte er die Stirn und ging langsam ein paar Schritte auf sie zu, als ihm einfiel, dass er sie gar nicht bei der Party gesehen hatte. Sie hatte ihre langen braunen Haare zu einem hohen Zopf gebunden und blickte niedergeschlagen auf das Display ihres Handys, bevor sie es wieder in der Tasche verschwinden ließ. Sie fuhr sich verzweifelt durch ihr Gesicht und schien zu versuchen ihre aufkommenden Tränen zu unterdrücken, weshalb sich Davis ein Herz nahm und auf sie zugesteuert kam. „Mariko? Ist alles in Ordnung?“, fragte er behutsam, als das Mädchen ruckartig ihren Kopf anhob und er die Tränen in ihren Augen schimmern sah. Auch wenn er sie nur über Yolei kannte, konnte er es kaum ertragen ein Mädchen weinen zu sehen. Dass hatte er bei Kari bemerkt, als sie Tanabata völlig aufgelöst auf dem Festgelände kauerte und sich kaum beruhigen ließ. Davis war eigentlich nicht der Tyo Kummerkasten, bei dem sich seine Freunde gerne ausheulten. Oftmals gab er ihnen Ratschläge, die weniger hilfreich waren und sich meist nur an seinen eigenen Bedürfnissen orientierten. Doch er hatte sich vorgenommen, dass er etwas ändern wollte. Er wollte nicht länger egoistisch und nachtragend durch die Welt laufen, stur nur auf seinen eigenen Weg blicken – nein er wollte sich ändern. „Daisuke? Dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen“, sagte sie mit dünner Stimme und fuhr sich über ihre tränende Augenpartie, als Davis seinen Rucksack von den Schultern nahm und nach einem Taschentusch für sie kramte. Etwas unbeholfen zog er die Packung hervor und hielt es ihr einfach unter die Nase, ohne große Worte zu verlieren. Dankend nahm sie es an und ihre zitternden Finger umschlossen die weiche Verpackung, als sie sich ein Taschentuch hervorzog und herzlich hinein schnäuzte. „Danke, das habe ich wirklich gebraucht“, wisperte sie niedergeschlagen, als sich Davis auf der kleinen Mauer neben ihr niederließ. „Ich habe vorhin Takeru eine SMS geschrieben, aber er hat schon auf die Letzten nicht geantwortet. Ich bin wirklich eine dumme Kuh, weil ich geglaubt habe, dass er mir diesmal zurückschreibt“, sprudelte es aus ihr hervor. „Dabei war ich für ihn wohl wirklich nur eine Bettgeschichte…“ „N-Nein, also das…“ „Du brauchst ihn nicht zu verteidigen. Ich habe es verstanden. Er kann ja auch nichts für seine Gefühle. Genauso wenig, wie ich etwas für meine kann.“ Sie lächelte schwach, als sie das Gesicht von Daisuke wandte und erneut mit ihren Tränen kämpfte. Daisuke krampfte die Finger in seinen Kapuzenpulli und haderte mit seinem eignen Gewissen. Einerseits wusste er, dass Takeru nie etwas Ernsthaftes mit Mariko in Erwägung gezogen und ihr dies auch nicht verheimlicht gehabt hatte. Aber er konnte auch Mariko verstehen, gerade weil er sich in einer ziemlich ähnlichen Lage befunden hatte. Auch er wusste, wie es war, wenn jemand, den man aufrichtig geliebt hatte, einen nicht haben wollte. Kari war damals nur mit ihm zusammengekommen, um ihre Gefühle für Yamato zu verdrängen, während Takeru bei Mariko versuchte, Hikari zu vergessen. Streng genommen saßen sie sogar im gleichen Boot, auch wenn es ihm bislang nie aufgefallen war. „Liebe ist wirklich scheiße. Sie reißt dir das Herz heraus und benutzt es einfach als Trampolin. Sowas masochistisches.“ „Masochistisch? Du meist wohl eher diabolisch. Es kann doch nicht sein, dass Liebe als das schönste Gefühl dieser Erde beschrieben wird, wenn sie so wehtut und sie in ihrer Grausamkeit keine Grenzen kennt. Darauf kann man doch gut und gern verzichten“, brummte Mariko deprimiert und ließ die Mundwinkel hängen. „Wow, anscheinend haben gerade zwei Liebespechvögel wahrhaftig zusammengefunden. Warum haben wir uns noch nicht früher unterhalten?“ Mariko grinste leicht und schüttelte den Kopf. „Anscheinend war ich zu beschäftigt gewesen, Takeru für mich zu gewinnen, dass mir deine negative Einstellung in Sachen Liebe glatt entgangen ist“, witzelt sie, da sie oftmals schon mitbekommen hatte, wie Davis über die Liebe dachte. „Vielleicht habe ich auch insgeheim gehofft, dass es bei Takeru anders ist, aber ich verliebe mich wohl nur in Menschen, die mich nicht haben wollen“, murmelte sie verbittert und krallte sich in den rauen Stoff ihres Faltenrocks, während Daisuke sie nachdenklich betrachtete. Sie sah auf einmal so zerbrechlich aus, weshalb er sich kaum getraute etwas zu sagen. In solchen Fällen war schon ein Wort manchmal viel zu viel. Plötzlich grummelte sein Magen laut auf, als er ihn peinlich berührt erfasste und prompt rot anlief. „Sorry, ich habe noch kein Mittagessen gehabt“, gestand er ihr lachend und tätschelte sich unbeholfen den Hinterkopf. „Oh, ich habe dich sicher aufgehalten. Du warst bestimmt auf dem Weg zur Mensa, oder?“, hakte sie nach, als Davis spontan eine Idee durch den Kopf schoss. „Ähm, naja eigentlich hatte ich noch andere Pläne, aber mein Magen schreit förmlich nach Essen und mit ihm will ich mich ganz sicher nicht anlegen, außerdem habe ich gesehen, dass es frischen Schokopudding gibt und meine Mutter meint immer zu mir, dass es nichts gibt, was Schokolade nicht heilen könnte“, berichtete er ihr nickend. Er sprang euphorisch von der kleinen Mauer und streckte ihr die Hand entgegen. Überrascht zog sie eine Augenbraue in die Höhe und schien nicht ganz zu verstehen, auf was er hinauswollte. Grinsend legte er den Kopf schief. „Na los! Ich glaube, dass brauchst du jetzt!“, sagte er bestimmend und griff nach ihrem Handgelenk. Mariko ließ sich von der Mauer hinunterziehen, schaffte es gerade noch so ihre Tasche mitzureißen, als Davis sie auch schon hinter sich herzog. „Na du bist aber von der Wirkung von Schokolade ganz schön überzeugt“, steuerte sie bei und wirkte auf ihm immer noch völlig perplex. Doch er ließ sich nicht verunsichern und schenkte ihr einen aufmunternden Blick. „Klar, Schokolade ist das perfekte Trostpflaster für gebrochene Herzen“, flötete er fröhlich und verschwand mit Mariko in Richtung Mensa. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)