Die Zeit deines Lebens von dattelpalme11 ================================================================================ Kapitel 33: Neuanfänge. ----------------------- 20. Juli 2010 „Nie im Leben! Vergiss‘ es!“, murrte Kari und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber es steht auf deiner Liste“, untermauerte Takeru hartnäckig und hielt sie in die Höhe. Knurrend verengte Kari die Augen zu Schlitzen und konnte nicht fassen, in welcher Situation Wallace sie nur zurückgelassen hatte. Kurz bevor er in die USA zurückgekehrt war, um seine Mutter zu besuchen, hatte er ihr ihre Liste der Banalitäten überreicht, die er die ganze Zeit für sie aufbewahrt hatte. Kari musste zugeben, dass sie die Liste bereits völlig vergessen und gar nicht mehr an das Stück Papier gedacht hatte, auf dem ihre geheimsten Wünsche festgehalten waren. Und nun stand sie tatsächlich hier. Vor ihr erstreckte sich ein riesiger Ginkgobaum, der nur darauf wartete erklommen zu werden – jedenfalls nach Takerus Ansicht. Als Kari noch jünger war durfte sie die wenigsten Sachen machen, die ihr Bruder ohne weiteres machen durfte. Das lag daran, dass sie als Kind oft krank war und ihre Mutter sie häufig sehr überbehütete, gerade was vermeintliche Gefahren beinhaltete. Auf einen Baum klettern, etwas das man als Kind sicher schon oft gemacht hatte. Eine Banalität, aber für sie etwas ganz Besonderes. Kari erinnerte sich noch gut daran, wie sie neidvoll auf Taichi aufblickte, wenn er die Welt entdeckte, während sie immer auf der Stelle lief. Aber dennoch ging ihr alles viel zu schnell. Als Takeru sie angerufen hatte und fragte, ob sie etwas gemeinsam unternehmen wollten, hätte Kari niemals gedacht, dass ihm ausgerechnet DAS vorschwebte. „U-Und was, wenn ich runterfalle?! Einen höheren Baum konntest du wohl kaum finden“, erwiderte sie ängstlich und betrachtete den Ginkgobaum respektvoll. „Wir müssen ja nicht ganz nach oben klettern, nur bis zu dem dicken Ast!“ „Bis zu dem dicken Ast? Weißt du wie hoch das ist?!“ „Also nachgemessen habe ich jetzt nicht unbedingt“, gab Takeru lachend zu und ergriff ihren Arm, doch Kari versteifte sich komplett, sodass sie sich nicht von der Stelle bewegte. „Das ist nicht dein ernst! Ich werde ganz sicher runterfallen!“, eröffnete sie ihm mit weitgerissenen Augen. „So ein Quatsch“, winkte Takeru ab und blinzelte hoch, „ich werde dich natürlich festhalten. Du fällst schon nicht!“ Sein Kopf schnellte zurück und er schenkte ihr ein herzliches Lachen, was Karis Herz zum Höherschlagen brachte. Dieses Gefühl. Dieses warme Kribbeln in ihrer Magengegend…es war schon wieder da. Woher kam es nur und warum klopfte ihr Herz plötzlich so stark gegen ihre Brust? War es wegen Takeru? Und wenn ja, was hatte das nur zu bedeuten? Doch Kari blieb keine Zeit länger darüber nachzudenken. Kaum hatte sie sich etwas entspannt, zerrte Takeru sie in Richtung des Baums und versuchte sie weiterhin zu motivieren endlich ihr Ziel zu erklimmen. Kari blickte nach oben als die zarten Sonnenstrahlen durch die grünen Blätter schienen und sie in goldenes Licht hüllten. Vielleicht war es an der Zeit einen Neuanfang zu wagen. Sich ihren Ängsten zu stellen und neuen Gegebenheiten eine Chance zu geben. Ihr Leben hatte sich um einhundertachtzig Grad gedreht. Nichts war mehr so, wie es früher war. Sie hatte sich verändert und musste damit zurechtkommen. Es gab kein Zurück mehr. Sie musste nach vorne schauen. _ Sanft streichelte er ihr über den blonden Schopf, während sie freudig vor sich hin gluckste. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen als er förmlich aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Und das ist auch kein Problem für dich? Ich werde mich auch wirklich beeilen“, versicherte sie ihm nachdrücklich. „Mama, mach dir bitte keinen Stress! Wir kommen schon klar“, erwiderte Yamato lachend. So kannte er seine Mutter. Sie wollte nie irgendwem Umstände bereiten und stellte sich meist zurück. Doch als sie heute Morgen völlig verzweifelt bei ihm anrief, wusste Yamato bereits, dass er sie nicht hängen lassen konnte. Sie hatte nämlich einen Zahnarzttermin, denn sie nur ungern verschieben wollte, da sie sich scheinbar schon länger mit Zahnschmerzen herumquälte. Eigentlich hatte sie mit seinem Vater ausgemacht, dass er heute auf Saya aufpassen sollte, doch sein Vater hatte ihr kurzfristig abgesagt, weil mal wieder irgendwelche Probleme im Sender aufgetaucht waren, die er nicht ignorieren konnte. „Es tut mir echt leid, dass alles so kurzfristig war, aber du kennst ja deinen Vater. Wenn es um die Arbeit geht, vergisst er gut und gerne mal seine Verpflichtungen“, murrte sie angesäuert und konnte nicht verbergen, dass sie die Situation sehr ärgerte. Wie Yamato bereits befürchtet hatte, änderte seine Schwester rein gar nichts an der Situation zwischen seinen Eltern. Sein Vater lebte für seinen Beruf, während sich seine Mutter mehr Unterstützung erhoffte. Es war das leidige Thema, dass sie schon während ihrer Ehe beschäftigt hatte und letztlich zu Trennung führte. Er war sich daher nicht sicher, ob auch nicht in nächster Zeit Probleme auf sie zukamen, die das Wohl seiner Schwester gefährden könnten. Yamato hatte schon mehr als einmal gemerkt, dass die verkorkste Beziehung seiner Eltern auch auf ihn abfärbte. Als er noch jünger war, hatte er seine Mutter und Takeru oft vermisst, konnte dies aber nie in Worte fassen, weshalb er alles mit sich alleine ausmachte. Sich der Dunkelheit, die in seinem Herzen wohnte, hingab und sich immer mehr verschloss. Ihm fiel es auch unglaublich schwer überhaupt Beziehungen einzugehen, da er sich fürchtete, dass sie nicht halten würden und er wieder alleine wäre. Deswegen bevorzugte er flüchtige Bekanntschaften. Nie mehr als eine Nacht. Am liebsten war es ihm, wenn er noch nicht mal die Namen kannte. Doch er hatte einen Fehler begangen. Er hatte mit jemandem geschlafen, für den er ernsthafte Gefühle entwickelt hatte, ohne es zu wollen. Gefühle, die etwas in ihm auslösten, dass er noch nie empfunden hatte. Sehnsucht. Geborgenheit. Vertrauen. Liebe. Jedoch war er nicht in der Lage dazu zu stehen. Lieber versteckte er sich hinter einer perfekten unterkühlten Fassade, die sein Herz in Stücke zerriss und ihn innerlich förmlich zerbrach. „Stimmt etwas nicht? Du siehst so traurig aus“, stellte seine Mutter besorgt fest und blieb mitten im Raum stehen. Yamato, der immer noch Saya auf dem Arm hielt, senkte betroffen den Kopf und schnupperte an dem süßlich riechenden Haarflaum seiner Schwester, der ihn irgendwie beruhigte. „I-Ich…“, mehr kam nicht über seine Lippen als ein dicker Kloß seinen Hals versperrte und ihm am Weiterreden hinderte. Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Ob es wirklich so gut war, ihr seine Bedenken zu äußern? Außerdem fühlte er sich ja nicht nur allein deswegen schlecht… Er hatte mit Sora geschlafen und konnte sie seither nicht vergessen, auch wenn er sie nicht mehr gesehen hatte. Er traute sich einfach nicht den ersten Schritt auf sie zuzugehen, auch wenn sie vielleicht sogar darauf wartete. „Yamato, du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, antwortete sie behutsam und schnitt auf ihren Sohn zu. Überrascht hob dieser den Kopf an und musterte seine Mutter nachdenklich als ihm bewusst wurde, dass sie ihn durchschaut hatte. Sanft fuhr sie ihm über die Wange als er plötzlich von seinen eigenen Emotionen überrascht wurde und sich wieder in die Haut des kleinen ängstlichen Jungen zurückversetzt fühlte, der jeden Augenblick zu zerbrechen drohte. „Dein Vater und ich kommen im Moment sehr gut miteinander aus und es ist völlig okay, wenn wir mal miteinander streiten oder ich wütend auf ihn bin. Das zeigt nur, dass wir uns noch etwas zu sagen haben und es auch einen guten Grund hatte, warum Saya in unser Leben getreten ist“, erzählte sie mit einem Lächeln, während sie zärtlich über den Kopf ihrer Tochter streichelte. Vollkommen irritiert verzog Yamato das Gesicht und verstand plötzlich gar nichts mehr. „U-Und was heißt das jetzt?“ „Eigentlich wollten wir euch das zusammen erzählen, aber ich glaube, das ist der richtige Zeitpunkt. Wir waren nicht ganz sicher, wann wir es euch erzählen sollten, weshalb wir auch noch etwas gewartet haben. Aber am Wochenende hatten wir ein langes und intensives Gespräch darüber und haben uns dazu entschlossen, es nicht nur als Familie nochmal zu probieren.“ Yamatos Gesichtszüge entglitten vollkommen. „A-Aber als wir uns das letzte Mal darüber unterhalten hatten, klang das noch ganz anders“, stellte er fassungslos fest. Vor noch nicht mal vierzehn Tagen hatte sie ihm etwas ganz Anderes gesagt. „Hab ihr das jetzt einfach ganz spontan entschieden?“ Seine Mutter schüttelte nur den Kopf und lächelte mild. „Nein, er…wir…es hat schon nach ihrer Geburt angefangen. Er war fast jeden Abend bei uns und hat mich unterstützt. Und wir haben irgendwann gemerkt, dass sich all das sehr richtig anfühlt. Dass wir noch Gefühle füreinander haben, die wir einfach verdrängen wollten.“ Sprachlos stand er seiner Mutter gegenüber und wusste nicht so recht, wie er das Gehörte in Worte verpacken sollte. Das Ganze ging schon über zwei Monate? War das ihr ernst? „Ich weiß gar nicht so recht, was ich dazu sagen soll“, stotterte Yamato ungläubig und rümpfte die Nase. Takeru schien auch noch nicht Bescheid zu wissen, aber seit der Sache mit Kari, hatten sie nicht sonderlich viel Kontakt zueinander gehabt. „Wir reden später in Ruhe, okay?“, schlug seine Mutter ihm vor und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor sie sich von Saya verabschiedete und einen wenige Momente später aus der Tür verschwand. Yamato hingegen blieb völlig perplex zurück. Gefangen in den Worten, die seine Mutter ihm auf den Weg gegeben hatte. _ „Oh mein Gott, ich werde sterben“, murmelte Hikari theatralisch und blickte angstvoll zu ihrem besten Freund, der sie bereits überholt hatte und schon auf einem der dicken Äste saß sowie sie grinsend musterte. „Komm, du hast es bis hier hin geschafft, jetzt schaffst du es auch sicher noch rauf“, erwiderte er locker und ließ die Beine baumeln. „Ich dachte, du wolltest mich festhalten, falls ich falle“, giftete sie und griff behutsam nach dem dicken Ast, der sich auf der anderen Seite befand. Gut, vielleicht stellte sie sich auch zu sehr an. Sie war gerade mal ungefähr einen Meter vom Boden entfernt, aber trotzdem könnte sie sich verletzen, wenn sie unglücklich fiel. Sie konnte Takeru absolut nicht verstehen! Sah er nicht, dass sie verdammt nochmal Angst hatte? Warum ließ er sie so ins Messer laufen und saß seelenruhig auf dem Ast, während sie sich einen abquälte? Kari schnaufte herzlich und blickte hoch. Sie schluckte und nahm ihren ganzen Mut zusammen, um sich hochzuziehen. Sie biss die Zähne aufeinander, zog sich auf den Ast und bohrte sich mit den Nägeln fest in die raue Rinde, bis sie auf einmal den nötigen Halt fand, der ihr die Sicherheit zurückgab. Sie atmete erleichtert auf, setzte sich hin und hielt sich mit einer Hand am massiven Stamm des Baumes fest, der sie und Takeru trennte. „Siehst du! Du hast es geschafft! Und das ganz ohne Blessuren“, kommentierte er und lehnte sich ihr entgegen. Doch Hikari war ganz verzaubert von dem Ausblick, der sie erwartete. Auch wenn sie nur ein Stück hochgeklettert waren, erstreckte sich der hellblaue Himmel vor ihnen. Die Vögel zwitscherten und die Wolken zogen schweigsam an ihnen vorbei, während in Kari die Glücksgefühle tanzten. Für manche klang es sicher banal, aber für sie war es ein ganz besonderer Moment, den sie mit einer besonderen Person in ihrem Leben teilen durfte. Sie fühlte sich auf einmal ganz frei – so als könnte sie nach langer Zeit wieder atmen. Kari spürte wie die frische Luft durch ihre Lungen pulsierte und sie neu belebte. Sie war stolz darauf, dass sie es sich getraut hatte, auch wenn sie es ohne Takeru sicher noch nicht einmal probiert hätte. Ein kurzer Blick huschte zu ihrem Freund, der ebenfalls in den unendlich wirkenden Himmel schaute. „Unglaublich, in solchen Momenten komme ich mir richtig winzig vor“, sagte er plötzlich und schloss die Augen, während die Sonne sein blondes Haar zum Glänzen brachte. „Du und winzig? Schon klar, vielleicht früher mal“, antwortete Kari belustig als sie sich daran zurückerinnerte, dass es sogar mal eine Zeit gab, in der sie sogar ein ganzes Stückchen größer als er war. „Ja, mittlerweile bin ich sogar ein bisschen größer als Matt“, gab er unbedacht zurück und erstarrte augenblicklich. Auch Kari blickte ihn verstört an, da sie bisher noch nicht wirklich über die Matt-Sache gesprochen hatten. Sie hatte ihn geküsst – ihren Kindheitsschwarm. Ein Traum, den sie Jahre lang tief in ihrem Herzen gehütet hatte, wurde erfüllt. Jedoch fühlte es sich nicht so an, wie sie es sich erhofft hatte. Das große Kribbeln, die unzähligen Schmetterlinge, die durch ihren Bauch flattern sollten, blieben aus. Zurück blieb das Gefühl von Scham und Enttäuschung. Möglicherweise hatte sie nur einem Traum hinterhergejagt. Einem Traum, der in der Realität wie eine Seifenblase zerplatzt war und sie auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Sie würde nie mehr als eine kleine Schwester für Yamato sein. Auch wenn sie sich geküsst hatten. Es war ein Fehler, den Yamato ihr unmissverständlich klargemacht hatte. „T-Tut mir leid…i-ich wollte nicht von ihm anfangen…ist dir sicher unangenehm“, stammelte Takeru zurückhaltend und blickte ins Leere. „Schon gut, wenn wir ehrlich sind, hätte ich bei ihm sowieso nie eine Chance gehabt“, räumte sie ein und zwang sich zum Lächeln. Auch wenn sie sich damit abgefunden hatte, spürte sie einen dumpfen Schmerz in ihr emporsteigen. Seit dem Vorfall war sie ihm so gut es ging aus dem Weg gegangen, da sie eine Konfrontation mit ihm scheute. Aber auch vor dem Gespräch mit Takeru hatte sie Angst. Auch ihn hatte sie in einem schwachen Moment geküsst – warum wusste sie nicht. Jedoch wusste sie, dass sie ihm damit wehgetan hatte. Er war in sie verliebt und dass schon eine gefühlte Ewigkeit, ohne, dass sie etwas gemerkt hatte. Aber dennoch war er immer für sie da gewesen. Stand ihr während ihres Liebeskummers bei, obwohl es für ihn selbst die Hölle auf Erden gewesen sein musste. Und dann war da die Sache mit ihrem Baby… Wie oft fand sie in seinen Armen Zuflucht, die sie nicht verdient hatte. Sie drängte sich ihm auf, ignorierte seine Gefühle und schürte obendrein seine Hoffnungen, die sie nicht erfüllen konnte. Schuldbewusst biss sie sich auf die Unterlippe und zog ihr zartes Lippenfleisch schmerzvoll nach hinten, während sie ein deutliches Brennen in ihren Augen vernahm. „T-Takeru?“, ertönte ihre brüchige Stimme. „Mhm?“ „Hasst du mich manchmal?“, fragte sie gerade heraus und wartete auf seine Reaktion. Zuerst war es ganz still und Kari traute sich nicht zu ihm hin zu sehen, weshalb sie ihre Fingernägel noch tiefer in die Rinde des Baumstammes rammte. Es war kaum zu ertragen als plötzlich seine tiefe Stimme die Stille durchdrang und ihr durch Mark und Bein ging. „Warum sollte ich dich hassen? Ich glaube, du müsstest langsam wissen, dass das Gegenteil der Fall ist.“ Seine Stimme war ganz ruhig und eine Gänsehaut zog direkt über ihren Arm, da sie sofort wusste, was er mit „Gegenteil“ meinte. Er liebte sie. Und er hatte keinen Grund mehr seine Gefühle für sie zu verstecken. Sie wusste Bescheid und war heillos überfordert damit. Warum konnte er sie nicht hassen? Sie könnte ihn sogar verstehen…nach all dem was passiert war, hatte sie seine Liebe doch gar nicht verdient. Hikari hatte nicht nur ihn verletzt, sondern alle Menschen, die ihr lieb und teuer waren. Daisuke miteingeschlossen, der früher einer ihrer besten Freunde war und heute noch nicht mal fähig war mit ihr ein ruhiges Gespräch zu führen, ohne sie daran zu erinnern, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Abrupt löste sich eine warme Träne, die lautlos ihre rosige Wange hinunter wanderte. „Ich…oh verdammt“, schluchzte sie auf. „Wieso kannst du mich nicht einfach hassen? Du hättest allen Grund dazu! Ich bin ein furchtbarer Mensch! Du musstest so viel unter mir leiden…und ich? Ich kann…ich will einfach das alles wieder so wie früher wird! Ist das zu viel verlangt?“, fragte sie kläglich und atmete ganz schwer. Aus der einzelne Träne wurde ein Tränenmeer, dass unkontrolliert über ihre Wangen floss. Vorsichtig fuhr sie sich immer wieder über ihre Augenpartie, doch sie konnte sich nicht mehr beruhigen. Alles war ihr zu viel geworden. „Hat dir der Kuss etwas bedeutet? Und bitte sei ehrlich“, wisperte er unvermittelt und brachte ihr Herz zum Stocken. Ein leiser Seufzer löste sich von seinen Lippen als diese simple Frage ausgesprochen hatte. Der Kuss. Hatte er ihr etwas bedeutet? Wenn ja, was? Sie wurde immer unruhiger und ihre Finger begannen zu zittern, auch wenn sie versuchte sich dadurch nicht den Halt nehmen zu lassen. Doch sie fühlte sich bereits hoffnungslos verloren. „Takeru, ich weiß es nicht…“, antwortete sie mit schwerem Herzen, mit dem Wissen ihn wohl erneut enttäuscht zu haben. Langsam blinzelte sie ihm entgegen und sah wie sich ein mildes Lächeln auf seine Lippen legte, dass sie verunsicherte. „Naja, wenigstens sagst du nicht, dass es dir nichts bedeutet hat…“, kam es von ihm zurück während er sich unbeholfen den Hinterkopf tätschelte und gelöst auf sie wirkte. Sie hingegen betrachtete sein Gesicht, dass auf einmal wieder etwas ernster wurde. „Könntest du dir denn vorstellen, dass wir…“ „Was?!“, sie errötete sofort, bevor er überhaupt seine Frage zu Ende stellen konnte. „Naja, das ist jetzt eine rein hypothetische Frage…also, naja nicht ganz…ich müsste lügen, wenn ich mir nach dem Kuss keine neuen Hoffnungen gemacht hätte“, gestand er sich ein und wahr ehrlicher denn je zu ihr. Hikari hingegen schwamm in ihrer Verunsicherung. Was sollte sie ihm nur sagen? Warum fiel es ihr so schwer einen klaren Gedanken diesbezüglich zu fassen? Sie verstand ihre Gefühle nicht mehr. Einerseits hatte sie Angst ihn ebenfalls zu verlieren, andererseits bemerkte sie die zarten Veränderungen, die sich zwischen sie geschlichen hatte. Sie müsste lügen, wenn sie sagen würde, dass ihr die Sache mit Mariko nichts ausmachte. Sie müsste lügen, wenn sie sagen würde, dass sie ihn nicht noch einmal küssen wollte. Ihre Gefühle hatten sich verändert. Und auch sie musste sich das eingestehen. Hikari schluckte beherzt als sie ihn durchdringend ansah und die Lippen kräuselte. Es war Zeit die Veränderung zuzulassen und zu dem zu stehen, was sie so sehr verunsicherte. Es war Zeit für einen Neuanfang... Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)