Mesh Of Lies von kleines-sama (DoflamingoxCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 5 (zensiert) -------------------------------- Sie erreichten um etwa zwanzig Uhr dreißig das Haus, in dem Mihawk wohnte und in dem auch dessen Geburtstagsparty stattfand. Der lauten Musik, die bis nach draußen dröhnte, nach zu urteilen, war die Feier bereits in vollem Gange. Unwirsch stieg Crocodile aus seinem Mercedes aus und bekam nur am Rande mir, dass Doflamingo auf der Beifahrerseite dasselbe tat. Er umrundete den Wagen, um das Geschenk für seinen Bruder aus dem Kofferraum zu holen, ehe er sich gemeinsam mit seinem Partner auf den Weg zu dem mittelgroßen Einfamilienhaus machte. Seinen Mercedes C 216 hatte er absichtlich ein Stück weiter die Straße hinunter geparkt. Während sie den kurzen Fußweg zur Party seines Bruder zurücklegten, fragte Crocodile sich unweigerlich, was Doflamingo wohl von dessen Haus halten mochte. Bisher hatte sich sein Freund zu diesem Thema noch gar nicht geäußert; überhaupt war er die fast einstündige Autofahrt über relativ wortkarg gewesen, was eigentlich sehr untypisch für den ansonsten so redseligen und extrovertierten Mann war. Crocodile musterte das Haus, in dem Mihawk wohnte, ganz genau und bemühte sich darum, es durch die Augen seines Partners zu sehen: Es war ein mittelgroßes Einfamilienhaus mit Garten. Typisch für die Vorstadt. Das Haus war -ganz nach dem altmodischen Geschmack seines Bruders- mit viel Stuck verziert. Nebenan stand eine einzelne Garage. Das Auto, das darin stand, konnte man nicht erkennen, da die Garagentüre geschlossen war; doch Crocodile wusste, dass Mihawk einen Ford Mondeo fuhr. Der Wagen hatte neu nicht einmal 25.000 Berry gekostet und plötzlich war Crocodile sehr froh darüber, dass der Ford in der verschlossenen Garage stand. Er musste daran zurückdenken, wie sein Freund gemeint hätte, er besäße nicht ein einziges Auto, das weniger als 100.000 Berry wert war, und schämte sich plötzlich dafür, dass er aus einer nur mittelständischen Familie stammte. Die Haustüre war bloß angelehnt. Eine Tradition, die man in der Vorstadt nicht nur bei Feiern und Familienfesten gerne pflegte, in der Großstadt allerdings undenkbar wäre. Crocodile hatte in seiner Loft-Wohnung niemals auch nur ein Fenster offen gelassen, wenn er sich nicht in dem entsprechenden Raum aufhielt; geschweige denn, wenn er das Haus verließ. Da er im ersten Stockwerk gewohnt hatte, war das Risiko eines Einbruchs trotz Alarmanlage nicht auszuschließen gewesen. Bei seinen Nachbarn aus dem Erdgeschoss war vor kaum eineinhalb Jahren eingebrochen worden; die Diebe hatten alle Wertgegenstände, die sie in die Finger bekamen, mitgehen lassen. Es war ein Schaden von insgesamt mehr als 15.000 Berry entstanden. Glücklicherweise waren die Leute allerdings entsprechend versichert gewesen. Crocodile schob die Haustüre mit seinem Armstumpf auf der linken Seite auf; in der rechten Hand hielt er das hübsch verpackte Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder fest. Sie gelangten in einen langen und schmalen Flur, von dem rechterhand eine große Küche abzweigte, linkerhand das Wohnzimmer. Aus beiden Räumen war sowohl Partymusik als auch munteres Stimmengewirr zu hören. Crocodile zögerte für einen kurzen Augenblick, ehe er sich kurzerhand dazu entschloss, zuerst die Küche anzusteuern. Doflamingo folgte ihm auf dem Fuße. Die Küche war recht groß und sehr gemütlich eingerichtet; die Fronten der Küchenschränke waren aus demselben Kirschbaumholz gefertigt wie der Esstisch. Außerdem schien Hancock sich sehr viel Mühe mit dem Essen gemacht zu haben: Sowohl auf der Arbeitsfläche der Küche als auch auf dem großen Tisch standen heiße und kalte Köstlichkeiten verschiedener Art bereit. Den absoluten Höhepunkt allerdings stellte eine riesige und wunderschöne Torte dar. Sie war zweistöckig und mit weißem Fondant überzogen, außerdem mit hübschen Blumen aus Marzipan und Blütenblättern aus Minze dekoriert; obenauf thronten als Highlight zwei sich kreuzende Degen, gleich über dem verschnörkelten Schriftzug Happy Birthday, Mihawk!. Selbst Crocodile, der für solche Dinge nicht viel übrig hatte, musste zugeben, dass sich seine Schwester mit dieser Torte selbst übertroffen hatte. Da war es wirklich sehr schade, dass sein Magen etwas so Süßes nicht vertrug. Kaum hatten sie beide die Küche betreten, wandten sich ihnen die Menschen zu, die sich dort aufhielten; derzeit waren es Hancock, Mihawk und dessen bester Freund Shanks. Crocodiles Schwester kam sofort zum ihm herüber geeilt und schloss ihn in die Arme. Mihawk und Shanks folgten ein wenig gemächlicher. „Crocodile! Wie geht es dir?“, wurde er von Hancock begrüßt, noch ehe diese ihn losließ. „Ganz gut“, erwiderte er wahrheitsgemäß und erkundigte sich freundlich nach ihrem Befinden. Sie betrieben ein klein wenig Small-Talk, ehe Hancock zu Doflamingo hinüber huschte und Crocodile sich endlich seinem Bruder zuwenden konnte; schließlich handelte es sich bei diesem um das Geburtstagskind. „Alles Gute zum Geburtstag, Mihawk!“ Sie umarmten sich, was sie eigentlich nur zu besonderen Anlässen taten. (Weder Crocodile noch Mihawk waren so herzliche Menschen wie ihre jüngere Schwester.) „Danke“, meinte Mihawk. „Es freut mich, dass du und Doflamingo hier seid.“ „Von mir auch alles Gute zum Geburtstag!“, warf dieser rasch ein, als er mitbekam, dass der Bruder seines Partners auch ihn angesprochen hatte. Bis gerade eben war er noch damit beschäftigt gewesen, Hancock zu begrüßen. „Danke. Doflamingo, darf ich dir meinen besten Freund Akagami Shanks vorstellen?“ Mihawk deutete auf den rothaarigen Mann an seiner Seite, der freundlich lächelte und ihm die Hand hinhielt. Doflamingo schlug ein. „Shanks, das ist Donquixote Doflamingo, der feste Partner meines Bruders.“ „Donquixote?“, wiederholte Shanks noch immer lächelnd, doch mit nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen. „Dieser Name kommt mir bekannt vor. Heißt nicht so der neue Besitzer des Rain Dinners-Casinos? Aber wahrscheinlich ist es sowieso nur eine zufällige Namensgleichheit.“ „Nein, nein, du liegst schon richtig“, erwiderte Doflamingo zur Überraschung seines Partners. „Ich habe das Casino tatsächlich vor einigen Wochen erworben. Allerdings leite ich es nicht persönlich. Diese Aufgabe übernimmt einer meiner Mitarbeiter.“ Crocodile warf seinem Freund einen verwunderten Blick zu. Er hatte ihm gegenüber mit keinem Wort erwähnt gehabt, dass er das bekannte Rain Dinners-Casino gekauft hatte. Es war ein sehr großes und gut laufendes Lokal, das nicht allzu weit von Mihawks Wohnort entfernt lag. Crocodile hatte dort selbst für etwa zwei Jahre lang gearbeitet, ehe er sein Studium begann; doch über diesen Umstand wusste sein Partner selbstverständlich nicht Bescheid. Schließlich lag diese Zeit mehr als fünfzehn Jahr lang zurück. Doflamingo plauderte noch für eine Weile recht interessiert mit Shanks, ehe er sich endlich wieder seinem Freund und anschließend Mihawk zuwandte: „Wie wäre es, wenn du dem Geburtstagskind sein Geschenk überreichst, Wani?“ Crocodile warf seinem Partner einen finsteren Blick zu, weil dieser ihn in der Öffentlichkeit mit seinem peinlichen Spitznamen angesprochen hatte (Shanks' leichtes Grinsen war ihm nicht entgangen), ehe er seinem Bruder das längliche und hübsch eingepackte Paket überreichte. Mihawk nahm es neugierig dreinblickend entgegen. „Doflamingo und ich haben viel Zeit damit verbracht, uns ein Geschenk einfallen zu lassen, über das du dich freust“, erklärte Crocodile, während Mihawk die Schleife des Pakets löste. „Hoffentlich gefällt es dir!“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, war das Geschenk ausgepackt und das wertvolle Ritterschwert, das sie beide gekauft hatten, kam zum Vorschein. Crocodile konnte praktisch sehen, wie Mihawk der Atem stockte. Mit großen Augen begutachtet er das Schwert, ehe er vorsichtig, beinahe schon zärtlich mit den Fingern über die breite Klinge und den kunstvoll gearbeiteten Griff fuhr. Shanks, der -wie Crocodile wusste- sich ebenfalls sehr stark für den Schwertkampf interessierte, lehnte sich über die Schulter seines besten Freundes, um auch einen Blick auf das wertvolle Schwert werfen zu können. Währenddessen tauschten Crocodile und Doflamingo triumphierende Blicke aus. Mihawk schien sich tatsächlich unfassbar über sein Geburtstagsgeschenk zu freuen; die Überraschung war also gelungen. „Es ist ein Ritterschwert aus dem vierzehnten Jahrhundert“, meinte Crocodile und bemerkte stolz, dass sowohl Mihawk als auch Shanks überaus interessiert seiner Erklärung lauschte. „Es stammt aus Mitteleuropa. Detaillierte Informationen darüber, wem es gehört hat und wo es eingesetzt wurde, findet ihr in den entsprechenden Nachweisen. Als wir das Schwert gekauft haben“, Doflamingo hatte es gekauft, nicht er, schoss es Crocodile plötzlich unzusammenhängend durch den Kopf, während er sprach, „haben wir eine ganze Menge Dokumente dazu bekommen. Da steht alles mögliche Wissenswerte zu dem Schwert drin. Natürlich auch die Beweise, die belegen, dass es wirklich echt ist und keine Fälschung.“ „Wow, ich... Doflamingo, Crocodile... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte Mihawk, während sein begeisterter Blick immer wieder zwischen seinen beiden Gästen und dem Geschenk, das diese ihm besorgt hatten, hin und her schweifte. „Danke! Ich bin so glücklich! Dieses Schwert gehört mit Sicherheit zu den allerbesten Geschenken, die ich jemals bekommen habe! Vielen Dank, ihr beiden! Das ist wirklich eine unglaublich schöne Überraschung!“ Und dann tat er etwas, was für Mihawk sehr untypisch war: Er umarmte noch einmal seinen jüngeren Bruder und gleich danach Doflamingo. Normalerweise war er nämlich ein recht zurückhaltender Mensch, der viel Zeit brauchte, ehe er jemanden nah an sich heran ließ. Sein Geburtstagsgeschenk schien ihn also tatsächlich sehr bewegt zu haben. Auch Doflamingo lächelte glücklich und schien ungeheuer zufrieden mit sich selbst zu sein. Wahrscheinlich freute er sich, vermutete Crocodile, weil sein Vorhaben, ein weiteres Mal einen guten Eindruck auf die Geschwister seines Partners zu machen, so gut gelungen war. „Gern geschehen“, sagte er. „Crocodile und mich freut es sehr, dass dir das Geschenk so gut gefällt.“ „Dieses Ritterschwert ist wirklich wunderschön“, stimmte auch Shanks zu, der seinen Blick noch immer nicht ganz von dem wertvollen Stück losreißen konnte. „Und trotz des hohen Alters unglaublich gut erhalten. Ich bin echt neidisch, Mipo! Nur zu gerne hätte ich auch ein so schönes Schwert!“ „Mipo?“ Crocodile gelang es nicht, ein leichtes zu Grinsen zu unterdrücken. Und auch der finstere Blick, den sein Bruder ihm zuwarf, vermochte es nicht, ihn zum Stillschweigen zu bewegen. „Du bist der letzte, der über peinliche Spitznamen lachen sollte, Wani“, entgegnete Mihawk rasch. Crocodile, der sich ertappt fühlte, spürte sogleich, wie ihm die Röte in die Wangen schoss. „Na und?“, meinte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Doflamingo darf mich ruhig so nennen, schließlich sind wir beide in einer Liebesbeziehung. Was man von dir und Shanks nicht behaupten kann. Oder hat sich eure Freundschaft weiterentwickelt, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe?“ „Hey, jetzt beruhigt euch mal wieder“, mischte sich Hancock ein und bemühte sich um ein versöhnlichen Gesichtsausdruck. „Dass ihr beide auch so furchtbar stur und stolz sein müsst! Mihawk, möchtest du nicht deiner Pflicht als Gastgeber nachkommen und deinen beiden neuen Gästen Getränke anbieten?“ „Sicher“, erwiderte Mihawk und ließ nach einem letzten intensiven Blick den Schlagabtausch mit seinem jüngeren Bruder auf sich beruhen. Crocodile tat es ihm gleich. Obwohl Mihawk eher ein ruhiger Mensch war, zankten sie beide sich eben doch gelegentlich, ohne es böse zu meinen. „Was darf ich euch anbieten?“ „Ein Bier, bitte“, meinte Doflamingo. „Und für mich ein Wasser“, fügte Crocodile hinzu. „Nach dem Vorfall im Skypia verzichtest du wohl lieber auf Alkohol, was?“, mutmaßte Mihawk, während er zuerst für Doflamingo eine Flasche Bier öffnete und danach seinem Bruder stilles Mineralwasser in ein Glas einschenkte. „Falls du doch etwas trinken möchtest: Wir haben für dich einen echt guten Wein besorgt. Und Wodka plus Mischgetränke sind sowieso da.“ „Lieber nicht“, erwiderte Crocodile und nahm das Glas Wasser entgegen. Er erinnerte sich nur äußerst ungern an die Geschehnisse zurück, die im Skypia passiert war. Diese neue Erinnerung an seinen Exfreund wollte er am liebsten genauso verdrängen wie die absolut furchtbare Beziehung, die er fünf Jahre lang mit diesem geführt hatte. „Ich bin sowieso mit dem Auto da.“ Nachdem sie noch für eine Weile miteinander geplaudert und die eine oder andere Kleinigkeit vom Buffet genascht hatten, machten sie sich alle gemeinsam auf den Weg hinüber ins Wohnzimmer. Tatsächlich war Doflamingos Befürchtung, sie könnten als Allerletzte auftauchen, nicht unbegründet gewesen: Obwohl es noch nicht einmal einundzwanzig Uhr war, war der Großteil der Gäste bereits erschienen. Eine Geburtstagsfeier im Vorort war eben doch etwas anderes als eine Party in der Großstadt, dachte Crocodile, während er seinen Blick über die Gäste schweifen ließ. Hätte zum Beispiel sein Partner in seiner Villa eine Party für acht Uhr abends gekündigt, wären die ersten Gäste frühestens um halb zehn aufgetaucht. Allerfrühestens. In Mihawks geräumigen Wohnzimmer tummelten sich vielleicht fünfzehn, zwanzig Menschen, von denen Crocodile die meisten zumindest vom Gesicht her kannte. Zuerst war er ein wenig überrascht, als er Tashigi in der Menge ausmachte, ehe ihm einfiel, dass sie doch Fechtstunden bei Mihawk nahm. Sie war auf den Geschmack gekommen, während Crocodile noch mit ihrem älteren Bruder Smoker zusammengewesen war, und er hatte sie netterweise an Mihawk vermittelt, der ein überaus talentierter Fechtlehrer war. Laut seinem Bruder war sie durchaus eine passable Fechterin, obwohl sie auf Crocodile stets einen recht ungeschickten Eindruck machte. „Was zur Hölle macht denn diese blöde Tussi hier?!“ Anscheinend hatte auch Doflamingo die junge Frau, die derzeit als Praktikantin in derselben Bank wie Crocodile tätig war, wiedererkannt. Und er schien überhaupt nicht begeistert von ihrer Anwesenheit zu sein. Crocodile rollte mit den Augen. „Erstens ist sie keine blöde Tussi, Doflamingo“, wies er seinen Partner streng zurecht, „und zweitens dachte ich eigentlich, dass wir dieses Sache geklärt hätten. Es hat sich um ein Missverständnis gehandelt und um nichts weiter. Also benimm dich bitte vernünftig, ja?“ „Ist ja schon gut“, erwiderte Doflamingo halbherzig und ohne den Blick von der jungen Praktikantin abzulassen. „Ich werde ihr schon nicht den Kopf abreißen, Wani, versprochen. Aber trotzdem verstehe ich nicht, wieso sie hier ist. Woher kennt sie denn deinen Bruder?“ „Sie nimmt Fechtstunden bei ihm“, antwortete Crocodile wahrheitsgemäß, ließ allerdings wohlweislich die Tatsache außen vor, dass es sich bei Tashigi um die jüngere Schwester seines Exfreundes handelte. Smoker und er waren sowieso schon seit mehr als drei Jahren voneinander getrennt, und der zerbrochenen Beziehung trauerte keiner von ihnen beiden hinterher. Es war also nichts, was eine Erwähnung wert gewesen wäre. „Ausgerechnet bei Mihawk?“, hakte Doflamingo misstrauisch nach. „Das ist ein seltsamer Zufall. Vielleicht heftet sie sich an deinen Bruder, um durch ihn an dich heranzukommen!“ Crocodile seufzte und rollte erneut mit den Augen. „Ich bitte dich, Doflamingo!“, sagte er in einem bereits recht genervten Tonfall; er hatte nämlich im Augenblick überhaupt keine Lust auf irgendeine Eifersuchtsszene seitens seines Freundes wegen eines Missverständnisses, das bereits Wochen zurück lag. „Sie nimmt schon seit mehr als vier Jahren Fechtstunden bei meinem Bruder und hat noch niemals auch nur angedeutet, dass sie Interesse an mir hätte. Abgesehen davon bin ich doch sowieso homosexuell. Also gibt es keinen Grund zur Eifersucht.“ „Trotzdem kommt mir diese Sache komisch vor.“ „Die Welt ist klein“, meinte Crocodile und hoffte, dieses Thema rasch beenden zu können, ehe sein Partner dahinter stieg, dass es sich tatsächlich nicht um einen seltsamen Zufall handelte. „Zum Beispiel habe ich vor kurzem erfahren, dass Mihawk mit deinem Kumpel Kuma befreundet ist. Auch ein seltsamer Zufall, nicht wahr?“ Doflamingo gab einen unwilligen Brummlaut von sich, ließ dieses Thema dann aber glücklicherweise endlich auf sich beruhen. Er wandte den Blick von Tashigi ab und sah sich stattdessen die anderen Partygäste näher an. Ab und an wurde Crocodile von der ein oder anderen Person wiedererkannt und begrüßt. Er bemühte sich darum, fröhlich zurück zu grüßen und ein wenig Small-Talk zu betreiben, obwohl er eigentlich kein allzu großer Fan von Geburtstagsfeiern war. Tatsächlich gaben Mihawk und Crocodile selbst zu ihren jeweiligen Geburtstagen nur deshalb eine Party, weil ihre jüngere Schwester sie mehr oder weniger dazu drängte. Hancock liebte es, Festlichkeiten vorzubereiten und war (wie man sah) ein echtes Talent, wenn es darum ging, schöne Torten zu kreieren. Außerdem stellte Crocodile jedem Partygast, der neugierig wirkte, seinen Freund Doflamingo vor, auch wenn er normalerweise kein Mensch war, der seine Liebesbeziehung gern zur Schau stellte. Doflamingo selbst allerdings schien sich sehr darüber zu freuen, dass sein Partner so offen zu ihm stand, und war sehr erpicht darauf, jede einzelne Person kennenzulernen. Oft fragte er Crocodile sogar, wie gut und wie lange er wen schon kannte und woher. Abgesehen vom Fall Tashigi gab er immer eine ehrliche Antwort. Um kurz nach einundzwanzig Uhr trudelten die letzten Partygäste ein; dazu zählten auch Daz und seine Cousine Paula, die Besitzerin von Spider's Cafe. „Hey, Crocodile“, begrüßte ihn sein alter Studienfreund, nachdem er Mihawk seine Glückwünsche ausgesprochen und sein Geschenk (eine hochwertige Fechtmaske) überreicht hatte. Paula hatte ihn ebenfalls begrüßt, doch war gleich darauf in ein Gespräch mit irgendeiner guten Freundin verwickelt worden. Doflamingo war in der Küche verloren gegangen; ursprünglich wollte er sich bloß ein neues Getränk besorgen, doch Crocodile vermutete, dass er sich mit Shanks unterhielt, der sich zufälligerweise ebenfalls dort aufhielt, und darum ein wenig länger brauchte. „Schön dich zu sehen, Daz“ meinte Crocodile und begrüßte seinen alten Freund mit einem brüderlichen Handschlag. „Wie geht es dir?“ „Gut“, erwiderte Daz, der ihn skeptisch musterte. „Und dir? Hast du dich vernünftig erholt von dem Vorfall im Skypia? Es tut mir leid, dass ich nicht im Krankenhaus bleiben konnte, bis du aufgewacht bist. Wie lange musstest du noch dort bleiben?“ „Dir muss überhaupt nichts leid tun!“, lenkte Crocodile sofort ein und nippte verlegen an seinem Wasserglas. Warum wurde er auf dieser Geburtstagsparty nur so oft zu diesem Thema ausgefragt? Eigentlich wollte Crocodile nämlich weder über seinen Exfreund Enel noch über die Geschehnisse im Skypia sprechen. Trotzdem meinte er: „Ich bin dir unendlich dankbar für deine Hilfe; das weißt du doch. Ich will gar nicht wissen, was mit mir passiert wäre, wenn du nicht eingegriffen hättest. Also mach dir bitte keine Vorwürfe, ja? Du bist der Letzte, der das tun sollte. Eher mache ich mir selbst Vorwürfe, weil ich dumm genug war, um auf meinen geisteskranken Exfreund hereinzufallen.“ „Unsinn!“, tadelte Daz und schüttelte den Kopf. „Nichts von dem, was passiert ist, ist deine Schuld gewesen. Die Schuld trifft allein Enel, diesen widerwärtigen Hund! Du kannst mir glauben, dass, wenn ich diesen feigen Bastard in die Finger bekommen sollte, selbst der beste Chirurg sein Gesicht nicht mehr retten kann!“ „Das glaube ich gern“, erwiderte Crocodile beschwichtigend und kam nicht umhin, sich darüber bewusst zu werden, um was für einen großen und muskulösen Mann es sich bei Daz doch handelte. Crocodile zweifelte nicht daran, dass er durchaus dazu in der Lage wäre, Enel grün und blau zu schlagen. Und auch daran nicht, dass er es tatsächlich tun würde, sollte ihm dieser jemals über den Weg laufen. Daz war niemand, der sinnlos rohe Gewalt einsetzte, doch er hatte definitiv nichts dagegen, Feiglingen wie Enel ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Nur zu gut erinnerte Crocodile sich daran, wie das Gesicht eines Mitstudenten ausgesehen hatte, nachdem dieser ihm gegenüber ausfallend geworden war. Daz hatte sofort eingegriffen. Danach hatte sich entsprechender Student niemals mehr getraut, auch nur den Blick mit einem von ihnen zu kreuzen. „Also: Wie lange musstest du noch im Krankenhaus bleiben?“, hakte Daz nach. „Hoffentlich nicht allzu lange. Und ist das Gift inzwischen vollkommen aus deinem Körper verschwunden oder sind immer noch Reste vorhanden? Ich weiß, dass es Stoffe gibt, die der menschliche Körper erst nach Wochen oder Monaten vollständig abbaut.“ „Es ist alles in Ordnung, Daz“, meinte Crocodile und bemühte sich um einen möglichst beschwichtigenden Tonfall, ehe sein alter Studienfreund begann, sich unnötig zu sorgen. „Ich wurde nach drei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen und inzwischen geht es mir wieder gut. Keine Schwächeanfälle oder Ähnliches. Es gibt keinen Grund zur Besorgnis!“ „Dann ist ja gut“, erwiderte Daz schließlich, obwohl er seinem skeptischen Tonfall nach zu urteilen überhaupt nicht überzeugt klang. „Hey Daz, schön, dass du auch endlich da bist!“ Es war die laute und fröhliche Stimme von Doflamingo, die glücklicherweise dieses furchtbar unangenehme Gespräch zwischen ihnen beiden beendete. Crocodiles Partner schien bester Laune zu sein: Ein breites Lächeln zierte seine Lippen und in der rechten Hand hielt er halb leeres Glas, das anscheinend irgendwelchen hochprozentigen Alkohol enthielt, während er in seinem typisch o-beinigen Gang auf ihn und Daz zugelaufen kam. „Hallo Doflamingo“, begrüßte Daz ihn und sie gaben sich beinahe schon freundschaftlich die Hand. „Wie geht’s dir?“ „Gut, gut, ich kann mich nicht beklagen“, erwiderte Doflamingo. „Es ist eine sehr nette Geburtstagsparty. Eben habe ich mich mit Kuma, einen sehr guten Freund von mir, unterhalten. Er war auch bei dem Abend im Skypia mit dabei, wenn du dich erinnerst. Ein groß gewachsener Typ, aber sehr still und unauffällig. Du erkennst ihn wieder, wenn du ihn gleich siehst.“ Na klasse, dachte Crocodile verdrossen und unterdrückte mit großer Mühe ein genervtes Seufzen. Jetzt waren die beiden schon wieder bei diesem Thema angelangt. Er konnte nur hoffen, dass sie weder auf sein Zusammentreffen mit Enel noch auf seinen Krankenhausaufenthalt zu sprechen kommen würden, denn wenn er ehrlich war, dann hatte er keine Lust weder über das eine noch über das andere zu sprechen. „Apropos Skypia“, meinte Daz just, „hast du vielleicht nähere Informationen zu Crocodiles Gesundheitszustand? Ist das Gift inzwischen vollständig aus seinem Körper verschwunden? Oder muss er noch Medikamente nehmen?“ „Zum Glück sind keine Reste des Giftes mehr in seinem Kreislauf vorhanden“, antwortete Doflamingo, der es überhaupt nicht seltsam oder aufdringlich zu finden schien, dass Daz nach solchen Details fragte. „Und Medikamente muss er auch keine mehr nehmen. Allerdings hat er, während er noch im Krankenhaus lag, ständig irgendwelche Pillencocktails verabreicht bekommen. Zum Glück gehört mir die Miracle-Sakura-Klinik und ich kenne den Arzt, der Crocodile behandelt hat, persönlich: Doktor Tony Chopper, ein überaus kompetenter und erfahrener Mediziner. Dank ihm ist Crocodile inzwischen wieder auf den Beinen.“ „Entschuldigung mal, aber ihr beide habt hoffentlich nicht vergessen, dass ich immer noch direkt neben euch stehe, oder?“ Crocodile fand es unfassbar, dass sein Partner und sein bester Freund sich über ihn und seinen Gesundheitszustand austauschten, als wäre er überhaupt nicht anwesend. Schließlich war er nicht irgendein dahergelaufener Partygast, über den man lästern konnte wie man wollte! „Ach, jetzt sei doch nicht gleich wieder beleidigt, Croco“, meinte Doflamingo und schien den Ärger seines Freundes gar nicht nachvollziehen zu können. „Daz macht sich eben Sorgen um dich. Da er bei diesem Vorfall im Skypia mit dabei gewesen ist, kann ich das auch wirklich gut nachvollziehen.“ „Ich habe mich bei Daz für sein Eingreifen bereits bedankt“, merkte Crocodile, noch immer deutlich verärgert, an. Er konnte es nämlich überhaupt nicht leiden und war es auch absolut nicht gewohnt, ignoriert zu werden. Mit seiner imposanten Körpergröße und der Autorität, die er ganz natürlich ausstrahlte, wagte es kaum jemand so zu tun, als wäre er nicht anwesend. Bloß sein alter Freund und sein Partner schienen von dieser Ausstrahlung von Macht und Dominanz nichts mitzubekommen. Ehe es zu einem ernsthaften Streit kommen konnte, wurden sie durch das Geräusch einer Gabel, die gegen ein leeres Weinglas geschlagen wurde, unterbrochen; außerdem wurde die laute Partymusik auf ein Minimum heruntergeschraubt. Die Partygäste, Crocodile, Doflamingo und Daz inklusive, wandten sich Hancock zu, die die Verursacherin der Unterbrechung war. Neben ihr stand Mihawk, der wohl lieber seiner fröhlichen Schwester das Wort überließ, anstatt selbst zu sprechen: „Mihawk und ich begrüßen herzlich alle Gäste, die heute Abend erschienen sind, um seinen vierzigsten Geburtstag zu feiern. Außerdem möchte er sich für die vielen Glückwünsche und die wundervollen Geschenke bedanken. Er freut sich wirklich sehr! Und da wir nun endlich vollzählig sind, würde ich vorschlagen, dass endlich die Geburtstagstorte angeschnitten wird!“ Vor allen Dingen letztere Aussage rief einen allgemeinen Jubel hervor, denn natürlich hatte bereits jeder die wunderschöne Torte in der Küche gesehen und sehnsüchtig auf den Moment gewartet, da er ein Stück abbekommen würde. Die Musik wurde wieder aufgedreht und die Gäste strömten vom Wohnzimmer in die geräumige Küche des Einfamilienhauses. Obwohl ihm ein Stück Torte ja doch nichts nützen würde, schloss sich Crocodile Daz und Doflamingo an, die gemeinsam mit dem Rest hinübergingen. „Die Torte ist wirklich bezaubernd“, meinte Doflamingo, der sich gleich neben Hancock gestellt hatte und einen guten Blick auf die tatsächlich wunderhübsche Torte hatte. „Darf ich fragen, wo du sie bestellt hast, Hancock?“ „Bestellt?“ Crocodiles jüngere Schwester wirkte für einen kurzen Moment lang ganz verwirrt und konfus, ehe sie erwiderte: „Oh nein, die Torte ist nicht bestellt worden. Ich habe sie selbst gemacht.“ Doflamingo zog bewundernd eine Augenbraue nach oben. „Wirklich?“, meinte er und warf noch einmal einen Blick auf die zweistöckige, mit Blumen aus Marzipan und Blütenblättern aus Minze dekorierte Torte, deren Höhepunkt die beiden sich überkreuzenden Degen darstellte. „Dann hast du aber wirklich ein Händchen fürs Torten machen, Hancock! Ich habe in meinem Leben nämlich bisher nur selten so eine wunderhübsche Torte wie diese hier gesehen. Du könntest locker in den professionellen Bereich gehen!“ Crocodile presste seine beiden Lippen fest aufeinander und mied den Blickkontakt zu seinem Freund, während dieser sprach. Wenn er ehrlich war, dann gefiel es ihm ganz und gar nicht, dass Doflamingo seiner jüngeren Schwester so viele schöne Komplimente machte. Unweigerlich wurde ihm wieder bewusst, dass sein Partner nicht homo-, sondern bisexuell war. Crocodile hatte, als er jünger war, bereits mehrere feste Freunde gehabt, die ebenfalls bisexuell gewesen waren. Und sie alle hatten ihn schlussendlich verlassen, weil sie sich in seine Schwester Hancock verliebt hatten. „Findest du?“ Hancock wirkte sichtlich angetan wegen der netten Komplimente. Dabei wurden ihre Torten doch ständig gelobt! Dies hier war beileibe nicht die erste schöne Torte, die sie gemacht hatte. Crocodile konnte nicht verhindern, dass sich die Eifersucht wie heiße Säure in seinem Körper ausbreitete. Wieder fragte er sich, ob Doflamingo sich wohl ab und an nach einer Frau, nach einem weiblichen Körper sehnte. Reichte er seinem Freund vielleicht nicht mehr aus? Schließlich hatte dieser, gerade was die Auslebung sexueller Neigungen anging, vor Beginn ihrer Beziehung überaus freizügig gelebt und sich niemals aus irgendeinem Grund zurückhalten müssen. Vermisste Doflamingo etwa diese Zeit? Vermisste er das Gefühl von weichen Brüsten und einem warmen, feuchten Schoß? Allein schon bei dieser Vorstellung wurde Crocodile schlecht. Er wusste ganz genau, dass er in einem direkten Vergleich mit seiner Schwester nur verlieren konnte: Hancock war eine natürliche Schönheit, ein echtes Topmodel. Jeder Mann, der nicht homosexuell war, machte ihr den Hof. Während Crocodile bloß noch eine Hand hatte und sein äußeres Erscheinungsbild zusätzlich noch durch die Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog, verunstaltet wurde. Auf einmal kam er sich selbst furchtbar hässlich und unzulänglich vor. Wie hatte er jemals nur glauben können, gegen die vielen Schönheiten, die sein Freund zuvor bestiegen hatte, oder gegen seine eigene Schwester ankommen zu können? Es war töricht von ihm gewesen, zu glauben, Doflamingo würde sich für ihn anstatt für Hancock entscheiden. Und hatte sein Partner ihm nicht erst vor kurzem deutlich gemacht, dass er mit ihrem Sexleben unzufrieden war? Weil er sich viel zu verkrampft und gar nicht authentisch verhielt? Dass er so fürchterlich gezwungen wirkte, dass dieser sogar schon das Gefühl bekam, er würde aus reinem Pflichtbewusstsein heraus mit ihm schlafen? Plötzlich spürte Crocodile einen harten Kloß in seiner Kehle. Er versuchte ihn hinunterzuschlucken, doch musste feststellen, dass dies nicht funktionierte. Außerdem wurden seine Augen plötzlich ganz schwer. Unwirsch schüttelte Crocodile den Kopf. Er hatte seit vielen Jahren nicht mehr geweint und er hatte auch nicht vor, jetzt wieder damit anzufangen. Auch wenn er zugeben musste, dass die Vorstellung von der wundervollen Schönheit und dem charismatischen Millionär, die gemeinsam einen romantischen Spaziergang am Strand unternahmen, ihm einen schrecklich schmerzhaften Stich genau ins Herz verpasste. „Ganz sicher!“, hörte er Doflamingo zuversichtlich sprechen. „Ein Freund von mir hat einmal mehr als zweitausend Berry für eine Torte ausgegeben, die nicht halb so schön aussah wie diese hier, die du gemacht hast. Wenn Crocodile und ich heiraten, dann werde ich auf jeden Fall dich engagieren, damit du für uns beide eine wunderschöne Hochzeitstorte machst!“ Crocodile musste so heftig husten, dass der Kloß in seinem Hals furchtbar zu schmerzen anfing. Panisch presste er sich seine rechte Hand gegen den Mund und bemühte sich darum, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Auf einmal wurde ihm sehr heiß und schwindelig; er fühlte sich beinahe, als wäre er plötzlich fieberkrank geworden. Seine Gedanken huschten so schnell durch seinen Kopf, dass er nicht einen einzigen von ihnen zu fassen bekam. Selbst die Hand seines Partners, die ihm wegen des Hustens behutsam auf den Rücken klopfte, nahm er nur am Rande war. Da just in diesem Moment endlich vom Gastgeber die Torte angeschnitten wurde, achtete glücklicherweise niemand der anderen Partygäste auf Crocodile - bis auf Doflamingo natürlich. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck beugte er sich zu seinem Freund hinunter und ließ die Torte, die er eben noch so hoch gelobt hatte, links liegen. „Ist alles in Ordnung mit dir, Wani?“, fragte er und Besorgnis schwang ganz deutlich in seiner Stimme mit. Mühsam nickte Crocodile. Der Hustenfall hatte sich inzwischen wieder verflüchtigt, doch noch immer war ihm sehr heiß und vor seinen Augen drehte sich die Umgebung. Trotzdem nickte er: „Ich habe mich nur verschluckt. Kein Grund zur Aufregung. Hol dir lieber erst einmal ein Stück Torte, bevor gleich alles weg ist. Ich bin mir nämlich sicher, dass Hancocks Torten mindestens genauso gut schmecken wie sie aussehen.“ „Scheiß auf die blöde Torte“, meinte Doflamingo und wandte den Blick nicht von ihm ab. „Du bist plötzlich leichenblass. Möchtest du hinsetzen?“ Crocodile schüttelte den Kopf. „Ist schon gut. Wirklich. Alles in Ordnung.“ Doch selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme schrecklich schwach und halbherzig. Diese Andeutung, die Doflamingo eben gemacht hatte, hatte ihn einfach völlig umgehauen. Wenn Crocodile und ich heiraten..., hallte die fröhliche Stimme seines Freundes in Crocodiles Kopf wieder. Er hatte so geklungen, als handelte es sich dabei um eine feststehende Tatsache. Als wären sie beide längst verlobt und als stünde ihre Hochzeit in drei Monaten bevor. Aber das ist doch Unsinn, redete Crocodile sich ein und rieb sich über die Schläfe. Sie waren seit kaum neun Monaten ein Paar. Und es machte doch kein Mensch seinem Partner nach nur neun Monaten Liebesbeziehung einen Heiratsantrag. Oder? Plötzlich wurde Crocodile wieder schlecht. Hoffentlich hatte es sich bei dieser Aussage nicht um eine Andeutung, einen Hinweis gehandelt. Hoffentlich war es bloß eine unbedeutende Bemerkung seitens Doflamingo gewesen. Sein Freund dachte schließlich beileibe nicht so viel, wie er quasselte. Langsam beruhigte Crocodile sich wieder. Doflamingo war ein Mann, der gerne ausging. Der vor ihm bereits mit dutzenden, vielleicht sogar hunderten Frauen und Männer geschlafen und (wenn auch nicht lange andauernde) Beziehungen geführt hatte. Der noch niemals zuvor angedeutet hatte, dass er an den heiligen Bund der Ehe glaubte. Oder auch nur daran, dass dauerhafte monogame Beziehungen überhaupt funktionieren konnten. Er war sicherlich der letzte Mensch auf Erden, der ans Heiraten dachte! „Soll ich dir irgendetwas zu essen oder zu trinken bringen? Willst du vielleicht ein Stück Torte haben?“ Allmählich fasste Crocodile sich wieder. Er atmete zweimal tief ein und aus, und strich dann in einer lässigen Bewegungen ein paar Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht gefallen waren, zurück an ihren angestammten Platz. „Wenn du nicht möchtest, dass ich schon wieder im Krankenhaus lande, dann solltest du mir lieber kein Stück Torte bringen, Doflamingo“, meinte er und bemühte sich um einen möglichst unbefangenen Tonfall. „Bei so viel Zucker, wie da bestimmt drin ist, würde mein Magen praktisch explodieren.“ Doflamingo schlug sich selbst mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Verdammt, daran habe ich überhaupt nicht gedacht! Und ich habe auch noch die ganze Zeit davon geschwärmt, wie toll die Torte aussieht, während du direkt neben mir standest. Ich bin wirklich ein rücksichtsloser Idiot!“ „Ist schon gut“, lenkte Crocodile ein. Er war sehr überrascht angesichts der unerwarteten Bereitschaft seitens seines Freunden, einen Fehltritt einzugestehen. Normalerweise behauptete Doflamingo nämlich in absolut jeder Situation steif und fest, dass er im Recht wäre. „Du hast es ja nicht absichtlich gemacht. Das macht dich also vielleicht zu einem Idioten, aber wenigstens nicht zu einem rücksichtslosen Idioten. Und du kannst dieses Malheur ganz einfach wieder gut machen, indem du mir jetzt ein Glas stilles Mineralwasser bringst! Mein Hals hat wegen meinem Hustenanfall eben angefangen, ein wenig zu schmerzen.“ „Sofort“, meinte Doflamingo und verschwand für einen kurzen Moment, um die Bitte seines Freundes zu erfüllen. Crocodile wiederum nutzte diese Gelegenheit, um sich endgültig wieder zu sammeln. Er rieb sich noch ein letztes Mal über die Schläfe und schüttelte kurz den Kopf, als wollte er irgendwelche unerwünschten Gedanken loswerden. Anschließend wartete er recht gefasst auf die Rückkehr seines Partners. „Hier, bitteschön.“ Doflamingo reichte ihm ein großes Glas Wasser. „Danke“, meinte Crocodile, während er es entgegennahm; inzwischen fühlte er sich wieder relativ wohl. „Und du bist dir ganz sicher, dass es dir gut geht? Du warst eben wirklich leichenblass und sahst aus, als müsstest du dich jeden Moment übergeben. Hast du vielleicht irgendetwas gegessen, was dein Magen nicht verträgt? Die kleinen Frikadellen vom Buffet fand ich persönlich jedenfalls ziemlich scharf. Hast du davon nicht auch eine oder zwei gegessen gehabt?“ „Nein, habe ich nicht. Und du musst dir keine Sorgen um mich machen. Versprochen. Mit mir ist alles in Ordnung.“ Als allerdings der skeptische Gesichtsausdruck von Doflamingos Gesicht noch immer nicht verschwand, fügte Crocodile schließlich hinzu: „Was hältst du davon, wenn wir beide ein bisschen tanzen gehen? Im Wohnzimmer gibt es eine kleine Tanzfläche. Um dir zu beweisen, dass es mir wirklich gut geht?“ Crocodile konnte genau sehen, dass sein Partner hin- und hergerissen war: Auf der einen Seite wollte er nicht riskieren, dass sein Freund, der im Augenblick ein wenig geschwächt wirkte, mitten auf der Tanzfläche umkippte oder Ähnliches... doch auf der anderen Seite tanzte er wirklich gerne. Vor allen Dingen mit Crocodile. Und es war das allererste Mal, dass dieser von sich aus anbot, tanzen zu gehen. Schließlich entschied Doflamingo sich dafür, die Sorge beiseite zu schieben und den Spaß regieren zu lassen. „Na gut“, meinte er und nahm Crocodile bei der Hand. „Aber falls dir wieder schlecht werden sollte oder so etwas in der Art, dann sagst du mir Bescheid, in Ordnung?“ „Klar“, gab Crocodile relativ leichtfertig zurück und folgte seinem Freund hinüber ins Wohnzimmer. Wenn er ehrlich war, dann hatte er diesen Vorschlag bloß gemacht, damit Doflamingo endlich von ihm locker ließ und nicht den ganzen Abend damit verbrachte, sich um ihn zu sorgen. Und auch, um sich selbst ein wenig abzulenken. Beim Tanzen dachte man nämlich nicht nach, hatte Crocodile festgestellt. Und ganz genau das war es, was er gerade brauchte und wollte: nicht nachzudenken. Vor allen Dingen nicht über diese furchtbar eindeutige Anspielung seitens Doflamingo. Noch immer konnte er dessen Stimme so deutlich in seinem Kopf hören, als würde er ihm die Worte geradewegs ins Ohr flüstern: Wenn Crocodile und ich heiraten... …dann wären alle meine Schulden auch deine, beendete er stumm den Satz. Denn dann wärst du mein rechtlich anerkannter Ehemann. Und das durfte unter keinen Umständen passieren. Inzwischen war es zehn Uhr dreißig abends. Mihawks Geburtstagsparty war voll im Gange: Die Leute unterhielten sich und lachten fröhlich, lobten die wundervolle Torte und das tolle Buffet, und tanzten gelegentlich. Außerdem wurde eine ganze Menge Alkohol getrunken. Tatsächlich schien es sich bei Crocodile um den einzigen Partygast zu handeln, der heute Abend abstinent blieb. Trotzdem hatte sogar er eine ganze Menge Spaß, auch wenn er dies nicht unbedingt zugegeben hätte: Er tanzte zusammen mit Doflamingo zu ein paar Liedern im Wohnzimmer. Er genoss einige Köstlichkeiten vom Buffet in der Küche (Hancock war zuvorkommend genug gewesen, um verschiedene Imbisse anzubieten, die auch ihr Bruder mit seinem empfindlichen Magen vertrug). Und er unterhielt sich mit vielen intelligenten und interessanten Menschen. Insgesamt war er es eine wirklich sehr erfolgreiche Party. Auch seine stille Befürchtung, Doflamingo würde sich bei dieser Geburtstagsfeier in der Vorstadt schrecklich langweilen, war nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil: Sein Partner schien sehr viel Spaß zu haben. Er klammerte sich nicht an die wenigen Personen, mit denen er bereits bekannt war, sondern lernte rasch neue Leute kennen und führte gut gelaunte Unterhaltungen verschiedener Art. Er trank viel Bier und zwischendurch immer mal wieder ein wenig Hochprozentiges, aber niemals zu viel. Crocodile machte sich keine Sorgen um ihn. Er vertraute darauf, dass ein Mann in Doflamingos Alter seine Grenze kannte und diese nicht überschritt. Sein Partner war niemand, der sich über alle Maßen betrank und dann irgendwelchen Blödsinn anstellte. Ein solches Verhalten hätte Crocodile übrigens auch niemals toleriert. (Nur zu gut erinnerte er sich daran, dass damals aus ähnlichen Gründen seine Beziehung zu Marco in die Brüche gegangen war.) Crocodile hielt zwei kleine Weintrauben-Käse-Spieße in der Hand, während er seinen Blick durch das große Wohnzimmer schweifen lief. Neben ihm stand Doflamingo, der gerade mit seinem guten Freund Kuma sprach. Auf der Couch saßen Mihawk, Daz und Shanks, die sich über Kampfsport und Schwertkampf austauschten. Nicht weit von ihnen entfernt unterhielten sich Tashigi, Perona, Zoro und ein schwarzhaariger Junge mit einer kleinen Narbe unter dem linken Auge miteinander; Crocodile kannte den Jungen nicht, doch ging davon aus, dass es sich entweder ebenfalls um einen Schüler seines Bruders handelte oder aber um einen Freund, den die anderen Drei mitgebracht hatten. In der Nähe des Fensters standen Moria, Yasopp und Hancock zusammen. Im restlichen Raum verteilt hielten sich noch weitere Partygäste auf, die Crocodile allerdings größtenteils bloß vom Gesicht her kannte. „Wen suchst du?“, unterbrach ihn die neugierige Stimme seines Freundes, der sein Gespräch mit Kuma anscheinend beendet hatte. „Ach“, meinte Crocodile ein wenig verlegen und steckte sich einen der Weintrauben-Käse-Spieße in den Mund, „niemand Besonderem. Ich habe mich nur ein wenig umgesehen.“ Doflamingo brach in leises Gelächter aus. „Ich merke genau, dass du nicht die Wahrheit sagst“, meinte er breit grinsend und stieß ihm neckisch mit dem Ellbogen in die Seite. „Du hältst nach Hancocks neuem Freund Ausschau, nicht wahr?“ Crocodile fühlte sich ertappt und steckte sich den zweiten Spieß in den Mund. Er bemühte sich darum, möglichst gleichgültig mit den Schultern zu zucken, was ihm allerdings nicht ganz so gut gelang. Doflamingo jedenfalls wirkte nicht überzeugt. Und als sein Freund nicht zu kichern aufhörte, gab Crocodile schließlich unwillig zu: „Dann halte ich eben nach Hancocks Freund Ausschau. Na und? Wüsste nicht, dass das ein Verbrechen wäre. Außerdem bin ich doch ihr älterer Bruder! Ich muss einfach wissen, mit wem meine Schwester ausgeht! Das gehört sich nun mal eben so!“ Obwohl Doflamingo wie immer seine Sonnenbrille mit den getönten Gläsern trug, wusste Crocodile genau, dass sein Freund mit den Augen rollte. „Findest du diese Einstellung nicht ein wenig altmodisch?“, meinte er schließlich. „Hancock ist eine erwachsene Frau. Außerdem leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert.“ „Meine Sorge hat überhaupt nichts mit der Frage zu tun, in welchem Jahrhundert wir leben!“, warf Crocodile rasch ein. „Männer, die ihren Freundinnen etwas antun, existieren nämlich leider auch im einundzwanzigsten Jahrhundert. Da muss man sich überhaupt nichts vormachen. Außerdem möchte ich ihn ja nur mal sehen. Und ihm nicht gleich den Kopf abreißen.“ Er schwieg für einen kurzen Moment, ehe er hinzufügte: „Aber ich vermute, dass daraus heute sowieso nichts mehr wird. Anscheinend ist er doch nicht gekommen. Jedenfalls sehe ich hier keinen Mann, der in ihrem Alter ist und für sie infrage käme.“ „Woher willst du wissen, dass er in ihrem Alter ist?“, meinte Doflamingo. „Hancock ist eine wirklich sehr attraktive Frau. Sie könnte sich sicherlich auch einen jüngeren Mann angeln. Du bist doch schließlich auch einige Jahre älter als ich.“ Crocodiles gab einen unwilligen Brummlaut von sich, ehe er erwiderte: „Ich glaube, dass er einfach nicht da ist. Vielleicht ist er verhindert. Wegen seiner Arbeit oder etwas Ähnlichem. Bestimmt stellt Hancock ihn mir das nächste Mal vor.“ „Du solltest dir nicht so viele Gedanken darum machen“, sagte Doflamingo. „Glaub mir: Meistens führt es sowieso zu nichts, wenn man sich in anderer Leute Beziehungen einmischt. Höchstens zu Streit.“ „Ich gehe wieder in die Küche“, meinte Crocodile, um diesem unangenehmen Gespräch zu entfliehen. „Die Käse-Weintrauben-Spieße sind wirklich lecker. Ich sichere mir lieber noch welche, bevor sie nachher alle weg sind.“ Und mit diesen Worten ließ er seinen ein wenig verdattert wirkenden Partner stehen. In der Küche schnappte sich Crocodile tatsächlich zwei, drei Spieße, ließ sich allerdings anschließend am Esstisch auf der gemütlichen Sitzbank nieder. Im Augenblick war er die einzige Person im Raum; alle anderen Partygäste hielten sich im Wohnzimmer auf. Nicht einmal Doflamingo, der wegen des unerwarteten Abgangs seines Freundes wahrscheinlich ein wenig eingeschnappt war, war ihm gefolgt. Nun, da Crocodile von der ausgelassenen Partystimmung abgeschnitten war, verflüchtigte sich plötzlich auch die gute Laune, die er bis eben noch gehabt hatte. Unwirsch ließ er seinen Blick über die vielen Köstlichkeiten, die in der Küche angerichtet waren, schweifen und fragte sich unweigerlich, wieso der neue Freund seiner Schwester heute nicht erschienen war. Zwar hatte er Doflamingo gegenüber recht überzeugend dargestellt, dass dieser womöglich aus einem seriösen Grund verhindert war, doch ihm selbst sagte sein sechster Sinn, dass er mit dieser Vermutung falsch lag. Vielleicht hatten die beiden Schluss gemacht, schoss es Crocodile durch den Kopf, während er einem Käse-Weintrauben-Spieß vernaschte. Es kam durchaus vor, dass Paare sich schon nach wenigen Tagen oder Wochen wieder voneinander trennten. Man siehe sich da nur Doflamingo an: Wenn er seinem Partner Glauben schenken konnte, dann hatte dieser noch niemals zuvor eine Beziehung geführt, die länger als ein paar Wochen gehalten hatte, und er war etwa im selben Alter wie seine Schwester. Oder aber Hancock hielt ihren neuen Freund vor ihm geheim, mutmaßte Crocodile, und diese Vorstellung sagte ihm ganz und gar nicht zu. Es war niemals ein gutes Zeichen, wenn man eine Liebesbeziehung vor seiner Familie verheimlichte. Schließlich hatte sogar er selbst den Mut dazu aufgebracht, seinen beiden Geschwistern seinen Partner vorzustellen, und Doflamingo stellte mit seiner exzentrischen Art und seinem extravaganten Kleidungsstil beileibe keinen einfachen Fall dar. Als Crocodile auf diesen Gedanken kam, breitete sich in seinem Körper sofort ein unangenehmes Gefühl von Misstrauen und Sorge aus. Was nur könnte der Grund dafür dass, sein Hancock ihm ihren neuen Freund nicht vorstellen wollte? Hatte er seine Schwester bei ihrem Telefongespräch neulich etwa so abgeschreckt, dass sie es für ratsamer hielt, noch ein wenig Zeit ins Land gehen zu lassen, ehe sie einander bekannt machen wollte? Oder war der Grund ein völlig anderer? Crocodile wurde aus seinen sorgenvollen Gedanken gerissen, als er hörte, dass eine weitere Person die Küche betrat. Und als er aufblickte, sah er ausgerechnet in das Gesicht von Hancock. Ehrlich gesagt war er ein wenig überrascht darüber, dass ausgerechnet sie hier auftauchte, doch Hancock selbst schien sich überhaupt nicht darüber zu wundern, dass er sich allein in der Küche aufhielt. Wahrscheinlich war sie ihm also gefolgt. „Wie gefällt dir die Party bisher?“, fragte ihn seine jüngere Schwester, und obwohl sie sich um einen unbekümmerten Tonfall bemühte, spürte Crocodile ganz deutlich, dass sie ihm irgendetwas Wichtiges zu sagen hatte. Wollte sie vielleicht jetzt auf ihren Freund zu sprechen kommen? Ihm erklären, wieso dieser nicht zur Geburtstagsfeier ihres Bruders erschienen war? Trotzdem beschloss Crocodile, erst einmal auf den Zug aufzuspringen. „Sehr gut“, erwiderte er also und steckte sich den letzten Käse-Weintrauben-Spieß, den er in der Hand hielt, in den Mund. „Die Party scheint ein voller Erfolg zu sein.“ „Finde ich auch“, meinte Hancock und wich seinem Blick aus. „Ich bin mir sicher, dass Mihawk sehr glücklich ist, auch wenn er es nicht unbedingt sonderlich deutlich zeigt. Du weißt ja, wie er ist. Vor allen Dingen über das Geschenk, das du und Doflamingo ihm gemacht habt, freut er sich wirklich sehr.“ „Das ist schön zu hören“, sagte Crocodile; doch auch wenn es ihn stolz machte, dass das Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder so gut angekommen war, blieb seine Aufmerksamkeit bei seiner Schwester haften. Noch immer wurde er das Gefühl nicht los, dass diese ihm irgendetwas sagen wollte. „Und wie gefällt es Doflamingo bisher? Er ist als reicher Geschäftsmann doch sicher Parties in einer ganz anderen Größenordnung gewohnt, oder nicht?“ „Keine Sorge, Doflamingo amüsiert sich sehr gut“, erwiderte er. „Er hat bereits viele neue Leute kennengelernt. Vor allen Dingen mit Shanks scheint er sich gut zu verstehen.“ „Das freut mich.“ Als Hancock noch immer herumdruckste und nervös mit den Füßen scharrte, ohne auf den Punkt zu kommen, wurde es Crocodile schließlich zu viel. Er bemühte sich zwar um eine freundlich Stimmlage, doch kam endlich ganz direkt auf das Thema zu sprechen, das schon die ganze Zeit über unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft hing: „Sag mal, ist dein Freund heute nicht da? Ich habe ihn noch gar nicht gesehen.“ „Um ehrlich zu sein, möchte ich genau darüber mit dir reden“, erwiderte Hancock und Crocodile war sich nicht ganz sicher, ob sie erleichtert darüber war oder es als bedrückend empfand, dass er dieses empfindliche Thema angeschnitten hatte. „Darüber mit mir reden?“, hakte Crocodile skeptisch nach und zog eine Augenbraue hoch. „Genau“, sagte Hancock, ehe sie mit einer ein wenig gefestigteren Stimme fortfuhr: „Bevor ich ihn dir vorstelle, möchte ich nämlich einige Dinge mit dir abklären.“ Crocodile verstand zwar nicht ganz, worauf seine Schwester hinauswollte (ihr neuer Freund war doch gar nicht anwesend, oder?), doch schwieg und hörte ihr genau zu, während sie sprach: „Ich weiß, dass du dich als mein großer Bruder sehr um mich sorgst. Was ich übrigens sehr nett und rührend finde. Allerdings will ich, dass du dir einer Sache ganz deutlich bewusst wirst: Ich bin für mein Leben selbst verantwortlich und treffe meine eigenen Entscheidungen, ganz gleich ob sie dir gefallen oder nicht. Schließlich bin ich eine erwachsene und selbstständige Frau. Wenn du also mit der Wahl meines Partners nicht einverstanden sein solltest, dann werde ich deine Meinung zwar akzeptieren, aber ich werde mich nicht von ihr beeinflussen lassen. Immerhin wäre es andersherum ja genauso: Auch wenn Mihawk und ich Doflamingo nicht leiden könnten, würdest du deswegen die Beziehung zu ihm nicht beenden.“ „Natürlich nicht“, gab Crocodile wahrheitsgemäß zu, auch wenn ihm bereits Böses schwante. Hancock hielt sicherlich nicht ohne Grund eine solch alarmierende Rede. Crocodile malte sich bereits aus, dass der neue Freund seiner Schwester womöglich ein Schwerverbrecher war oder vielleicht ein Drogenabhängiger, wenn nicht sogar Schlimmeres. Er schluckte unweigerlich, als sie meinte: „Warte bitte eben hier, ja? Ich hole ihn rüber, damit ihr beide euch kennenlernen könnt.“ Während Hancock ins Wohnzimmer hinüber huschte, um ihren neuen Freund hereinzuholen, schossen Crocodile mindestens eintausend verschiedene Gedanken durch den Kopf, von denen der eine beunruhigender als der andere war. Zwar hatte er keine genaue Vorstellung davon, was ihn gleich erwarten würde, doch Crocodile war sich sicher, dass er nicht begeistert sein würde von der Partnerwahl seiner Schwester. Warum sonst würde sie so viel Aufwand betreiben, um ihn vorzuwarnen? Hoffentlich war es zumindest niemand, der ihr Gewalt antat. Eine solche Beziehung, wie er sie selbst mit Enel geführt hatte, wünschte Crocodile wirklich niemandem. Und am allerwenigsten seiner eigenen Schwester. Crocodile hatte kaum genug Zeit, um sich seelisch auf das jetzt Folgende vorzubereiten. Noch bevor er seinen Gedankengang zu Ende gebracht hatte, betrat Hancock erneut die Küche; an der Hand hielt sie einen Jungen mit schwarzem Haar, der unbekümmert grinste. Was auch immer Crocodile erwartet hatte: Dies war es auf jeden Fall nicht gewesen. Völlig verdattert und unfähig, auch nur einen einzigen artikulierten Laut über die Lippen zu bringen, musterte er den neuen Freund seiner Schwester. Es dauerte einige Sekunden, ehe er ihn anhand seiner markanten Narbe als den Jungen wiedererkannte, der mit Tashigi, Perona und Zoro zusammen auf der Couch im Wohnzimmer gesessen und sich unterhalten hatte. Demnach war er also doch den ganzen Abend über anwesend gewesen. Crocodile wäre bloß niemals auf den Gedanken gekommen, dass es sich bei diesem... diesem Kind um den neuen Freund seiner Schwester handeln könnte. „Luffy, das ist mein älterer Bruder Crocodile“, meinte Hancock, die wohlweislich so tat, als hätte sie seinen Schock überhaupt nicht mitbekommen. „Crocodile, das ist mein Freund Monkey D. Luffy. Wir sind seit fünf Wochen ein Paar.“ „Freut mich, dich kennenzulernen“, fügte Luffy, noch immer breit und unbekümmert grinsend, hinzu. Freundlich hielt er ihm seine rechte Hand hin. „Ich habe schon sehr viel von dir gehört.“ Ohne dass Crocodile seine Einwilligung dazu gegeben hätte, sah er, wie seine eigene Hand ganz automatisch in die ihm hingehaltene einschlug. Er war sich sicher, dass er in seinem ganzen Leben noch niemals einen so laffen und kraftlosen Handschlag gegeben hatte. „Ähm, jetzt habt ihr euch beide ja endlich kennengelernt“, meinte Hancock recht angespannt. Sie schien zu ahnen, dass ihr Bruder sich jeden Moment vom ersten Schock erholen würde, weswegen sie an ihren Freund gewandte sagte: „Luffy, warum gehst du nicht zurück ins Wohnzimmer und unterhältst dich ein wenig mit Zoro? Ich würde sehr gerne noch einmal unter vier Augen mit meinem Bruder sprechen. Ist das in Ordnung für dich?“ „Klar“, gab Luffy kurzerhand zurück. Sie küssten sich kurz, ehe er anschließend die Küche wieder verließ. Kaum war der Junge außer Sichtweite, spürte Crocodile, dass er sich endlich wieder einigermaßen gesammelt hatte. Völlig entsetzt und wutentbrannt sah er zu seiner Schwester hinüber, die ihm wiederum einen äußerst unwilligen Blick zuwarf. „Das ist doch nicht dein ernst, Hancock, oder?“, meinte Crocodile und seine Stimme klang deutlich schärfer als beabsichtigt. „Ich wusste, dass du nicht einverstanden sein würdest!“, erwiderte seine Schwester schwermütig seufzend. „Aber wie auch immer: Ich habe dir bereits gesagt, dass deine Meinung nichts an meiner Beziehung zu Luffy ändern wird. Er ist und bleibt mein Freund, ob es dir nun passt oder nicht!“ „Hancock!“, warf Crocodile aufgebracht ein und verstand überhaupt nicht, wie sie in dieser Hinsicht bloß so ignorant sein konnte. „Das ist kein Mann, sondern ein Junge. Ich bitte dich! Wie alt ist er? Sechzehn?!“ Sie schwieg für einen Moment, ehe sie schließlich unwillig zugab: „Siebzehn.“ „Und du bist Anfang dreißig!“ „Na und?“, erwiderte Hancock, die plötzlich auf Konfrontationskurs zu gehen schien: „Dass wir beide in einer Beziehung sind, ist nicht strafbar. Außerdem ist Luffy emotional viel reifer als Andere in seinem Alter. Ich jedenfalls finde, dass wir beide sehr gut zusammen passen und ich werde mir unsere Beziehung von dir nicht madig machen lassen!“ „Ob es strafbar ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle!“, gab Crocodile mit lauter Stimme zurück. „Es ist nämlich auf jeden Fall moralisch höchst verwerflich! Wahrscheinlich geht er sogar noch zur Schule! Hancock, du solltest als erwachsene Frau wirklich klüger handeln!“ „Was hat denn die Frage, ob er noch zur Schule geht, damit zu tun?“, versuchte sie vom Thema abzulenken und ihn in die Ecke zu drängen. „Sein Alter und sein derzeitiger Berufsstand spielen doch überhaupt keine Rolle. Für mich zählt nur, dass er sehr liebenswert und fürsorglich ist. Es angelt sich eben nicht jeder einen Multimillionär, Crocodile!“ Crocodile ignorierte diesen gemeinem Seitenhieb und setzte stattdessen zur Gegenwehr an: „Du bist fast doppelt so alt wie er, Hancock! Wie soll denn eure Beziehung in zehn oder zwanzig Jahren aussehen? Glaubst du wirklich, dass er, wenn er Ende zwanzig ist, mit einer Vierzigjährigen ausgehen will? Das ist doch völlig absurd!“ „Warum nicht? Ich bin mir sicher, dass ich auch noch mit vierzig sehr attraktiv aussehen werde“, warf sie ein. „Und außerdem sieht es bei dir und Doflamingo doch gar nicht so anders aus: Schließlich bist du auch mehr als fünf Jahre älter als er!“ „Wir sind beide zumindest volljährig, Hancock!“, entkräftete Crocodile ihr Argument. „Und außerdem in unseren Dreißigern. Das kannst du nicht miteinander vergleichen.“ Er schwieg für einen kurzen Moment und schüttelte den Kopf, ehe er schließlich mit energischer Stimme hinzufügte: „Warum nur willst du denn keine Vernunft annehmen, Hancock? Eure Beziehung hat keine Zukunft. Ihr beide seid einfach zu unterschiedlich. Früher oder später werdet ihr euch trennen. Das Beste ist, wenn du diese Beziehung jetzt gleich beendest. Glaub mir: Du wirst dir eine Menge Ärger und Tränen ersparen. Ganz sicher!“ „Du bist der allerletzte Mensch auf Erden, Crocodile, von dem ich einen Rat annehmen würde, wenn es um die Frage geht, wie man eine gut funktionierende Beziehung führt!“, spie Hancock ihm wutentbrannt entgegen. „Schließlich bist du derjenige von uns beiden gewesen, der fünf Jahre lang mit einem Mann zusammen geblieben ist, der dir immer wieder Gewalt angetan hat! Du hast nicht auf Mihawk und mich hören wollen, obwohl er dich jeden Tag niedergemacht, getreten und geschlagen hat. Ganz zu schweigen von dieser furchtbaren Sache, die vor kurzem erst im Skypia vorgefallen ist! Vielleicht ist Luffy nicht der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen werde. Das kann ich noch nicht sagen. Aber wenigstens weiß ich ganz genau, dass er mich -ganz gleich, was auch geschehen mag- niemals so schrecklich behandeln wird, wie Enel dich behandelt hat! Also sag du mir gefälligst nicht, wie ich mein Leben zu führen habe!“ Crocodile fühlte sich völlig überfordert und seltsam leer angesichts dieses schrecklichen Wutanfalls, der eben so heftig wie eine Tsunami-Welle über ihn hereingebrochen war. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Verdammt, er konnte nicht einmal genau sagen, was er fühlte. In seiner Brust rangen die verschiedensten Emotionen miteinander, doch keine erlangte die Vorherrschaft. Stattdessen wechselten sich Verletztheit, Wut, Erleichterung, Schuld, Machtlosigkeit, Bewunderung, Hass und Selbsthass in einem schnellen und unregelmäßigen Rhythmus ab. Seine ehemalige Beziehung zu Enel war für Crocodile ein absolutes Tabu-Thema; und irgendwann hatten sich auch seine beiden Geschwister damit abgefunden, dass er nicht über seinen selbstsüchtigen und gewalttätigen Exfreund reden wollte. Sie hatten es sich zu einem unbestimmten Zeitpunkt einfach abgewöhnt, über diesen Abschnitt in seinem Leben zu sprechen und taten zumeist so, als hätte diese Beziehung niemals existiert. Tatsächlich war es das allererste Mal, dass seine Schwester sich so deutlich und auch so schrecklich herablassend zu diesem Thema äußerte. Kaum erkannte Hancock, was sie angerichtet hatte, verwandelte sich ihr wütender in einen mitleidigen und schuldigen Blick. „Es tut mir leid, Crocodile“, sagte sie mit sanfter Stimme und kam einen Schritt auf ihn zu. „Ich... Ich wollte nicht... Das hätte ich einfach nicht sagen dürfen! Ich weiß doch, dass du dir nur Sorgen um mich machst... Bitte, ich...“ Hancock ging einen weiteren Schritt auf ihn zu und drang in seinen persönlichen Raum ein. Crocodile sagte nichts. Er äußerte sich überhaupt nicht zu der plötzlichen Reue seitens seiner Schwester. Stattdessen machte er auf dem Absatz kehrte und stürmte aus der Küche. Es versetzte ihn einen weiteren Schock, als er sah, dass sich sein Freund Doflamingo im Flur aufhielt. „Was zur Hölle machst du denn hier?“, brachte er mit erstickter Stimme zustande. „Wie viel hast du... Ach, verdammt...! Scheiß drauf!“ Crocodile lief an Doflamingo vorbei und riss sich mit einem kräftigen Ruck aus dessen Griff, als dieser versuchte, ihn am Hemdsärmel festzuhalten. Er stürmte zu der Gästetoilette hinüber, die sich ebenfalls im Erdgeschoss befand, und verriegelte die Tür hinter sich, ehe Hancock oder Doflamingo ihn davon abhalten konnten. Völlig durcheinander und ungeheuer verletzt ließ er sich auf dem heruntergeklappten Toilettendeckel nieder und unterdrückte mit aller Kraft die aufkommenden Tränen. Auch nach fünf Minuten, in denen Crocodile halbwegs erfolgreich die Tränen zurückgehalten hatte, war er immer noch nicht dazu in der Lage, zu fassen, wie sich seine eigene Schwester so unsensibel und verletzend zu der gewaltätigen Beziehung, in der fünf schreckliche Jahre lang gelebt hatte, äußern konnte. Sie war doch überhaupt nicht fähig dazu, nachzuvollziehen, was ihn davon abgehalten hatte, sich nicht schon früher von Enel abzuwenden! Sie wusste überhaupt nichts! Und doch machte sie ihn für dieses dunkle Kapitel in seinem Leben selbst verantwortlich! Wieso nur demütigte sie ihn und streute Salz in seine Wunden, die auch fünf Jahre nach der Trennung von seinem psychopathischen Exfreund noch nicht verheilt waren? Geistesabwesend strich Crocodile sich mit seiner rechten Hand über die Narbe, die quer und geradelinig über sein gesamtes Gesicht verlief. Dass sowohl Doflamingo als auch Hancock an die Türe der kleinen Gästetoilette klopften und ihn dazu aufforderten, diese zu öffnen, bekam Crocodile nur am Rande mit. Er hatte seinen beiden Geschwistern niemals verraten, dass es Enel gewesen war, der ihm diese Verletzung zugefügt hatte. Wenige Wochen nach dem Ende ihrer Beziehung war er spätabends erneut auf seinen Exfreund getroffen, der wohl auf der Lauer gelegen hatte und sich an ihm rächen wollte. Crocodile war allein gewesen, sein linker Arm noch immer eingegipst (Enel hatte ihm diesen gebrochen, was überhaupt erst der Anlass für die Trennung gewesen war) und sein Exfreund hatte ein Messer dabei gehabt. Crocodile hatte weder fliehen noch sich wehren können. Nachdem Enel ihm das Gesicht aufgeschlitzt hatte, war er rasch wieder verschwunden. Crocodile, der sich unfassbar gedemütigt und erniedrigt fühlte, hatte sein Portemonnaie und seinen teuren Mantel in eine große Mülltonne ein paar Straßen weiter geworfen, ehe er den Notarzt rief. Seinen beiden Geschwistern und Daz hatte er anschließend aufgetischt, er wäre auf eine Gruppe bewaffneter Delinquenten gestoßen, die ihn ausgeraubt und verletzt hätten. Außerdem hatte er ihnen glaubhaft gemacht, dass diese behauptet hätten, sie würden ihn erneut aufspüren, wenn er den Vorfall meldete, weswegen es niemals zu einer polizeilichen Ermittlung gekommen war. Enel war für seine Tat also niemals zur Rechenschaft gezogen worden. Nachfolgend hatte Crocodile auch die Anzeige wegen seines gebrochenen Arms zurückgezogen. Crocodile zog schnaufend die Nase hoch und griff nach ein paar Fetzen Toilettenpapier, um sie sich auf seine feuchten Augen zu pressen. Noch waren keine Tränen geflossen, doch er spürte deutlich, dass sie im Kommen waren. Es war das erste Mal seit Jahren, dass Crocodile sich wieder an diesem schrecklichen Vorfall erinnert hatte. Erneut spürte er, wie heiße Wut in ihm hochkochte, als er daran zurückdachte, was Hancock eben zu ihm gesagt hatte. Du bist derjenige von uns beiden, der fünf Jahre lang mit einem Mann, der dir immer wieder Gewalt angetan hat, zusammengeblieben ist! Du hast nicht auf Mihawk und mich hören wollen, obwohl er dich jeden Tag niedergemacht, getreten und geschlagen hat, konnte Crocodile die Stimme seiner Schwester hören, als würde sie neben ihm stehen und ihm die Worte direkt ins Ohr flüstern. Und je öfter er diese Worte in seinem Kopf wiederholte, desto vorwurfsvoller, beleidigender und demütigender klangen sie. Was wollte Hancock ihm damit sagen? Dass er es verdient hatte, jeden Tag misshandelt zu werden, nur weil es ihm nicht sofort gelungen war, sich aus der Beziehung zu Enel zu befreien? Dass es absolut legitim und gerecht war, dass sein Exfreund ihm seinen Arm gebrochen und sein Gesicht aufgeschlitzt hatte? Du hast nicht auf Mihawk und mich hören wollen, hörte er eine unsichtbare Hancock sagen, und darum hast du es auch verdient, so schlecht behandelt worden zu sein! „Verdammt, Crocodile!“ Es war Doflamingos laute und besorgte Stimme, die Crocodile schlussendlich aus seinen Erinnerungen riss. Er schüttelte den Kopf, als wollte er irgendwelche unerwünschten Gedanken einfach abschütteln, ehe er sich wieder zu sammeln begann. „Entweder du öffnest jetzt diese verfluchte Türe oder ich trete sie ein!“ „Dann bekommst du aber großen Ärger mit Mihawk“, erwiderte Crocodile und er wusste nicht, ob er diese Aussage ernst oder neckisch meinte. Noch immer hatte er seine Gefühle nicht geordent. Er schwankte irgendwo zwischem dem selbstsicheren und dem verletzlichen Crocodile. Und er war sich nicht sicher, ob er bereit dazu war, dieses zwielichte Mittelstadium seinen Partner zu offenbaren. Zwar war Crocodile ein Mensch, der sich schnell beleidigt fühlte oder rasch sehr wütend wurde, doch bisher war es noch niemals vorgekommen, dass Doflamingo ihn in einem solch gekränkten Zustand wie jetzt gerade erlebt hatte. „Ist mir egal!“, meinte dieser. „Ich kauf ihm eine neue Tür.“ Als Crocodile nichts erwiderte, fügte er hinzu: „Jetzt öffne sie endlich, Crocodile. Ich mache mir Sorgen um dich. Und Hancock auch.“ Crocodile seufzte. Er war sich noch immer nicht sicher, ob er jetzt mit seinem Freund sprechen wollte oder nicht. Wie würde Doflamingo reagieren, wenn er den sonst so starken Crocodile zusammengesunken wie ein Häufchen Elend vorfinden würde? „Crocodile! Also gut, du willst es nicht anders: Geh ein Stück zurück! Ich trete diese Türe jetzt ein!“ „Nein, ist schon gut, warte!“ Wenn er ehrlich war, dann hatte Crocodile nicht damit gerechnet, dass sein Partner seine Drohung ernst meinte und es tatsächlich in Erwägung zog, die solide Zimmertüre einzutreten. Und er hatte keine Lust darauf, Ärger mit Mihawk bekommen. Nicht nur wegen der kaputten Tür, sondern vor allen Dingen, weil er diesem nicht seine Geburtstagsparty verderben wollte. „Ist Hancock noch da?“ „Ja, ist sie. Sie steht hier neben mir.“ „Es tut mir wirklich leid, was ich gesagt habe, Crocodile“, warf diese sofort ein. „Das hätte ich nicht tun dürfen. Ich weiß doch, wie schlimm die Zeit mit Enel für dich gewesen ist.“ Anstatt seiner Schwester ein zorniges Du weißt überhaupt gar nichts! entgegen zu speien, ignorierte Crocodile sie und wandte sich stattdessen ein weiteres Mal an seinen Freund: „Sag ihr, dass sie verschwinden soll. Ich will sie jetzt nicht sehen. Dann mache ich auch die Tür für dich auf. Versprochen.“ Auf der anderen Seite herrschte für eine Weile Schweigen, ehe Doflamingo schließlich meinte: „Einverstanden. Sie geht.“ „Und sag ihr, dass sie Mihawk nichts erzählen soll!“, fügte Crocodile rasch an. „Er braucht hiervon nichts zu wissen. Ich möchte ihm nicht seinen Geburtstag verderben. Und sie soll auch Daz nichts sagen. Am besten überhaupt niemanden.“ „Sie hat es gehört“, meinte Doflamingo. Wenige Augenblicke später sagte er dann: „Hancock ist jetzt weg. Sie ist wieder zurück in die Küche gegangen. Alle anderen halten sich noch immer im Wohnzimmer auf. Wir beide sind jetzt also allein. Jetzt mach endlich die Tür auf!“ Crocodile gab sich selbst zwei Atemzüge und wischte sich zur Sicherheit noch einmal mit dem Hemdsärmel über die Augen, ehe er endlich die Türe der Gästetoilette öffnete. Draußen erwartete ihn ein Doflamingo mit undefinierbarem Gesichtsausdruck, der ihn sofort in die Arme schloss, kaum war er aus dem kleinen Raum herausgetreten. Crocodile ließ die Umarmung zu und drückte sein Gesicht in die Halsbeuge seines Partners; die Körperwärme, die er spürte, und der Duft, den er einatmete, beruhigten ihn seltsamerweise beinahe sofort. Nachdem er sie eine oder zwei Minuten lang genossen hatte, löste Crocodile sich allerdings wieder von Doflamingo und warf diesem einen skeptischen Blick zu. „Wie viel hast du mitbekommen?“, fragte er mit ernster Stimme. „Und wieso hast du überhaupt im Flur vor der Küche gestanden?“ „Ich habe nicht beabsichtigt, dich und Hancock zu belauschen, wenn du darauf hinaus willst“, erwiderte sein Freund sofort; er klang nicht so, als würde er lügen. „Ehrlich gesagt habe ich gar nicht bemerkt, dass sie zu dir hinüber in die Küche gegangen ist. Ich wollte unter vier Augen mit dir sprechen, weil du nach unserer Diskussion über ihren neuen Freund einfach weggegangen bist. Und dann habe ich euren Streit eben unweigerlich mitbekommen.“ „Du hast die erste Frage immer noch nicht beantwortet“, warf Crocodile ein. „Wie viel hast du gehört?“ „Naja“, Doflamingo zögerte für einen Moment, „eigentlich alles.“ Crocodile seufzte verzweifelt auf und legte sich die rechte Hand über die Augen. Im Prinzip hatte sein Partner eben seine allerschlimmste Vermutung bestätigt: Nun wusste er also ganz genau über die gewaltätige Beziehung Bescheid, die er fünf Jahre lang mit Enel geführt hatte. Oder wusste zumindest genauso viel wie seine beiden Geschwister, korrigierte Crocodile in Gedanken. Wie sollte er nun mit dieser Situation umgehen? Er hatte niemals vorgehabt, mit Doflamingo über Enel zu sprechen. Oder über irgendeinen anderen seiner Exfreunde. So etwas tat man ein einer Beziehung einfach nicht, fand Crocodile, es war unhöflich und aufdringlich. „Gibt es hier vielleicht einen Raum, in dem wir privat reden können?“, fragte Doflamingo, als sein Freund für eine Weile schwieg. „Also, abseits von der Party. Ich denke, die Gästetoilette ist ein wenig zu klein für uns beide.“ „Worüber willst du denn reden?“, meinte Crocodile. Um ehrlich zu sein, hatte er im Augenblick überhaupt keine Lust darauf, irgendwelche tiefschürfenden Gespräche mit seinem Partner zu führen. Am liebsten würde er sich jetzt in seinen Mercedes setzen und nach Hause fahren. Nach dem Streit mit seiner Schwester hatte er sowieso keine Lust mehr darauf, zu feiern. „Dass ich dich einfach so stehen gelassen habe, tut mir leid. Ich wollte mit dir bloß keine ellenlange Diskussion über Hancocks neuen Freund führen. Können wir dieses Thema jetzt bitte beenden?“ „Darum geht es doch gar nicht!“, erwiderte Doflamingo. „Ich möchte mit dir über den Streit sprechen, den du eben mit deiner Schwester hattest. Und über Enel.“ „Bitte nicht!“ Crocodile seufzte laut und wich dem Blick seines Partners aus. „Können wir nicht einfach nach Hause fahren?“ „Auf keinen Fall! Crocodile, du kannst nicht ewig vor diesen Dingen weglaufen! Es wird Zeit, dass du mit mir darüber sprichst. Schließlich bin ich doch dein fester Freund und genau dafür da. Du kannst mit mir über alles reden, was dich belastet!“ „Nein, das kann ich nicht“, warf Crocodile ein, „weil man nämlich mit seinem Partner nicht über irgendwelche ehemaligen Beziehungen spricht. So etwas ist rücksichtslos. Und aus demselben Grund zieht man ihn auch nicht in einen Familienstreit hinein. Das sind Dinge, die dich einfach nichts angehen! Und außerdem möchte ich auch überhaupt nicht mit dir sprechen - weder über Enel noch über Hancock.“ „Rücksichtslos? Das ist doch totaler Quatsch! Weißt du, was rücksichtslos ist: Wenn ich dir nicht dabei helfe, deine Probleme zu lösen, nur weil sie irgendetwas mit deinem Exfreund zu tun haben! Und jetzt lass uns endlich irgendwohin gehen, wo wir beide ungestört sein können: Wenn wir weiter hier im Flur rumdiskutieren, wird früher oder später einer der anderen Partygäste auf uns beide aufmerksam. Und das ist doch sicher das letzte, was du möchtest, oder nicht?“ Crocodile musste wohl oder übel zugeben, dass Doflamingo mit dieser Befürchtung Recht hatte. Und tatsächlich wollte er nicht, dass jemand Anderes sich in ihren Streit einmischte. Vor allen Dingen Mihawk oder Daz nicht. Also gab er der Forderung seines Freundes schließlich doch noch klein bei. „Oben gibt es ein Gästezimmer, das wir benutzen könnten“, meinte Crocodile unwillig und ließ sogar zu, dass Doflamingo ihn am Handgelenk packte und mit sanfter Gewalt die Treppe hoch lotste. „Aber trotzdem werde ich dich enttäuschen müssen: Es gibt keine Probleme, die du für mich lösen könntest! Wenigstens nicht durch Reden.“ Sie erreichten das Gästezimmer im ersten Stock. Es war ein mittelgroßer Raum, in dem ein Bett, ein Kleiderschrank und eine Couch mitsamt kleinem Couchtisch standen. Der Boden war mit einem gemütlichen Teppich ausgelegt und die Wände in einem schicken Weinrot gestrichen. Crocodile schloss die Türe hinter ihnen ab, damit sie in ihrem Gespräch (wohin auch immer dieses führen mochte) durch niemanden gestört werden würden. Doflamingo hatte sich auf der Couch niedergelassen und deutete an, dass sein Partner sich neben ihn setzen sollte. Crocodile seufzte ein weiteres Mal und wünschte sich mit aller Kraft, irgendwo anders zu sein, ehe er dem Wunsch schließlich nachkam. Crocodile sah starr zu Boden und sah nur aus dem Augenwinkel heraus, dass Doflamingo seine Sonnenbrille abnahm und auf den Couchtisch deponierte. Unweigerlich musste Crocodile schlucken. Wenn sein Freund seine heiß geliebte Sonnenbrille abnahm, dann bedeutete dies entweder phänomenalen Sex oder ein sehr unangenehmes Gespräch; und leider handelte es sich nun wohl eher um letzteres. Doflamingo schwieg für eine Weile, ehe er schließlich meinte: „Ich bin nicht sonderlich gut darin, Gespräche dieser Art zu führen. Du weißt schon, weil es sich bei unserer Beziehung um die erste für mich handelt, die mir wirklich ernst ist. Trotzdem denke ich, dass es jetzt ganz wichtig für uns beide ist, miteinander zu sprechen. Ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn es ein Problem gibt. Und zwar ganz egal, ob dieses Problem mit mir zusammenhängt oder mit irgendwem anders.“ Crocodile überlegte kurz, wie er am besten auf diese untypisch ernste und einfühlsame Äußerung Doflamingos reagieren sollte, ehe er erwiderte: „Ich finde es wirklich sehr schön, dass du dich so sehr um mich sorgst und dich darum bemühst, mich zu unterstützen, Doffy. Aber es gibt nun einmal Dinge, über die ich nicht sprechen möchte. Dinge, die weit in der Vergangenheit liegen. Oder die sich durch Reden nicht ändern lassen. Du weißt, dass ich ein Mensch bin, der es hasst, Hilfe anzunehmen. Dafür bin ich einfach zu stolz. Das solltest du respektieren!“ „Aber ich bin doch dein Freund!“ Diese energisch ausgesprochenen Worte schienen fast schon aus Doflamingos Mund herauszubrechen. „Ich bin doch dafür da, um dir zu helfen und mit dir zu reden, wenn Probleme auftreten. Wenn du diese emotionale Ebene nicht zulassen möchtest, dann können wir uns unsere Beziehung doch direkt schenken! Wenn wir beide einander nicht vertrauen und es nicht schaffen, über Probleme zu sprechen, dann könnten wir immerhin auch genauso gut einfach nur, was weiß ich, eine Fickbekanntschaft führen!“ Ob Crocodile es zugeben wollte oder nicht: Ihn trafen die Worte seines Partners hart. Sie rührten ihn, doch zugleich jagten sie ihm auch Angst ein: Worauf wollte Doflamingo hinaus? Dass er sich von ihm trennen würde, wenn er jetzt nicht mit ihm über Enel oder Hancock sprach? Crocodile schluckte und spürte, dass der Speichel es nicht die Speiseröhre hinunter schaffte, weil ein dicker Kloß in seinem Hals sie aufhielt. Er erinnerte sich daran, dass Doflamingo bereits häufiger angemerkt hatte, ihm wären Ehrlichkeit und Vertrauen in einer festen Beziehung sehr wichtig. Er wünschte sich, dass sein Partner sofort zu ihm kam und darüber sprach, wenn sich irgendein Problem ergab. Unweigerlich musste Crocodile daran denken, dass er Doflamingo schon seit vielen Wochen anlog. Er hatte ihm nichts davon erzählt, dass Sengoku ihm gekündigt hatte. Oder davon, dass er fast eine halbe Millionen Berry Schulden hatte, weil er mit dem Tilgen seiner vielen Kredite nicht mehr hinterher kam. Und dass er seine teure Loft-Wohnung so oder so hätte aufgeben müssen, wusste Doflamingo auch nicht. Heftige Gewissenbisse packten Crocodile, als er sich ins Gedächtnis rief, dass er diesem sogar weißgemacht hatte, er hätte sich ab dem Fünfzehnten diesen Monats Urlaub genommen, obwohl er in Wirklichkeit ab genau diesem Tag endgültig entlassen sein würde. Er entsprach nicht im mindestens den Bedingungen, die sein Partner an ihn stellte. Nicht einmal eine so fundamentale Vorausetzung wie Ehrlichkeit konnte er erfüllen. Er war ein schrecklicher Freund! „Ich wollte dich mit meinen Worten nicht erschrecken oder verletzen“, lenkte Doflamingo rasch ein, als er den überaus schwermütigen und verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes bemerkte. „Und ich möchte dich auch nicht unter Druck setzen. Aber du sollst wissen, dass ich dir immer zuhöre und für dich da bin, wenn irgendetwas los ist. Und es macht mich eben manchmal ganz schön fertig, zu sehen, dass du mir auch nach neun Monaten Beziehungen so wenig vertraust und versuchst, mich aus allem rauszuhalten.“ „Du liegst falsch, wenn du denkst, dass ich dir nicht vertrauen würde“, erwiderte Crocodile, der sich mit der rechten Hand über die Lippen rieb. „Ich liebe dich und vertraue dir, Doffy. Aber es gibt nun einmal Dinge, über die ich nicht reden möchte. Über Enel zum Beispiel rede ich auch nicht mit meinen Geschwistern oder mit Daz, obwohl ich sie schon deutlich länger kenne als dich. Es hat nichts mit dir zu tun. Ich versuche einfach mit allen Mitteln, diese Zeit aus meinem Gedächtnis zu streichen. Es liegt wirklich nicht an dir.“ „Daz wusste aber deutlich mehr über Enel als ich“, warf Doflamingo ein. „Du hast mir ja nicht einmal erzählt, dass ihr beide jemals eine Beziehung geführt habt, ganz zu schweigen von irgendwelchen unangenehmen Details. Zum Beispiel habe ich erst durch Daz erfahren, dass er dir den Arm gebrochen hat. Weißt du noch? Es war im Skypia, kurz nachdem du dir auf der Toilette die Seele aus dem Leib gekotzt hattest.“ „Erinnere mich bitte nicht an diesen Vorfall“, entgegnete Crocodile. „Aber ich verstehe auch nicht, wie du dir das vorstellst: Wann hätte ich dir so etwas denn sagen sollen? Bei unserem ersten Date vielleicht? Hallo, wie geht’s dir? Ach übrigens, ich war mal mit einem Psychopathen zusammen, der mir den Arm gebrochen hat. Und bist du gut hergekommen? Das ist doch lächerlich!“ „Nicht bei unserem ersten Date!“, wandte Doflamingo mit knirschenden Zähnen ein. „Aber in einer anderen Situation vielleicht. Wir hatten doch bereits sehr viele vertraute Momente in unserer Beziehungen, in denen man so etwas hätte anbringen können!“ „Du verstehst einfach nicht, worum es geht“, meinte Crocodile schließlich und spürte, dass seine Geduld sich langsam dem Ende zuneigte. „Du hast vielleicht Recht damit, wenn du sagst, dass es viele Situationen gab, in denen ich dir von Enel hätte erzählen können. Und ich vertraue dir auch genug, um mit dir über ihn zu sprechen. Die Sache ist nur die: Ich will es einfach nicht! Ich habe keine Lust, mit irgendjemanden über diese Zeit zu reden. Die Beziehung zu Enel war fürchterlich und demütigend! Und ich bin längst darüber hinweg. Wieso also sollte ich diese alte Geschichte noch einmal vor dir auspacken? Es gibt keinen Grund, um mich wieder daran zurückzuerinnern!“ „Aber genau das ist doch nicht der Fall!“ Auch Doflamingo klang inzwischen sehr ungeduldig und aufgebracht. Crocodile ahnte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis aus dieser Diskussion ein echter Streit werden würde. „Du hast deine Beziehung zu Enel noch lange nicht verarbeitet, sondern bloß verdrängt. Glaubst du denn, ich habe nicht bemerkt, wie unwohl du dich im Skypia gefühlt hast? Du hast dich ständig nervös umgeschaut. Ich wette, du hattest Angst davor, ihm zu begegnen! Aber anstatt mir deine Gefühle mitzuteilen, sagst du nichts und stehst die Sache stillschweigend durch, und zwar mit allen Konsequenzen. Dabei hätte man doch ganz einfach in einen anderen Club gehen können. Dafür hättest du bloß mit mir sprechen müssen!“ „Worauf willst du hinaus? Dass ich es verdient habe, vergiftet zu werden, weil ich mit dir nicht über meinen Exfreund gesprochen habe? Wer hätte denn ahnen können, dass so etwas passieren würde?“ „Du drehst mir schon wieder die Worte im Mund herum!“, schimpfte sein Partner. „So habe ich es doch gar nicht gemeint und das weißt du ganz genau! Schließlich haben wir schon im Krankenhaus über dieses Thema gesprochen. Ich wollte nur sagen, dass du dir viel Ärger und Leiden sparen könntest, indem du mit mir über deine Gefühle sprichst!“ „Ich will aber nicht über meine Gefühle sprechen!“ Crocodiles Stimme klang deutlich lauter, als er es beabsichtigt hatte. „Aber ich bin doch dein Freund! Mit wem, wenn nicht mit mir, kannst du über deine Gefühle sprechen!?“ Auch Doflamingo war außer sich und schrie beinahe schon. Dem Umstand, dass sie beide sich bei diesem Gespräch im Kreis drehten, schenkte keiner von ihnen Beachtung. „Mit niemandem! Verdammt nochmal! Ich will einfach mit niemandem darüber sprechen! Kannst du das nicht verstehen!?“ „Aber warum denn nicht?“ „Na, weil ich mich deswegen schäme!“ Die Worte waren ihm über die Lippen gekommen, ehe er sie hätte aufhalten können. Völlig geschockt und bestürzt legte Crocodile sich die Innenfläche der rechten Hand über den Mund, als könnte er auf diese Weise das Gesagte zurücknehmen und verhindern, dass ihm noch mehr unüberlegte Worte entkamen. Betroffen wich er dem Blick seines Partners aus und fixierte stattdessen die Spitzen seiner schwarzen Schuhe. Wieso nur hatte er etwas so fürchterlich Dummes gesagt? „Du schämst dich?“, wiederholte Doflamingo ungläubig und entrüstet. „Aber es gibt doch überhaupt keinen Grund, um sich zu schämen. Dich trifft keine Schuld! Ganz im Gegenteil: Enel, dieser kranke Wichser, sollte sich schämen!“ „Du verstehst das nicht“, erwiderte Crocodile. Seine rechte Hand hatte inzwischen von seinem Mund abgelassen; stattdessen strich er sich geistesabwesend über die Narbe in seinem Gesicht. „Können wir dieses Gespräch jetzt bitte endlich beenden? Ich will nach Hause.“ „Wofür schämst du dich?“, bohrte Doflamingo nach, ohne auf den Wunsch seines Partners einzugehen. „Ich will jetzt nicht darüber reden!“ „Du willst nie darüber reden! Aber glaub mir: Es wird dir besser gehen, nachdem du dich endlich jemandem anvertraut hast. Also: Wofür schämst du dich?“ Inzwischen klang Doflamingos Stimme nicht mehr aufgebracht, sondern sehr sanft. Trotzdem ließ er nicht von seinem Vorhaben ab, seinen Freund zu einer ehrlichen Antwort zu drängen. Crocodile seufzte. Er war hin- und hergerissen: Auf der einen Seite fühlte er sich in diesem Gespräch sehr unwohl, wollte bloß nach Hause fahren und niemals wieder einen Gedanken an seinen psychopathischen Exfreund verschwenden, doch auf der anderen Seite kam nun in ihm der Wunsch auf, endlich einmal über seine Gefühle zu sprechen. Vielleicht würde es ihm ja tatsächlich besser gehen, wenn er diese Bürde mit jemand Vertrauenswürdigen teilte? Und hatte er nicht derzeit schon mehr als genug andere Probleme, die ihn ständig belasteten? Sicher würde es ihm guttun, eine Belastung weniger aushalten zu müssen. Vermutlich war es tatsächlich an der Zeit, über seine Beziehung mit Enel zu sprechen und sie endlich endgültig hinter sich zu lassen. Außerdem, dachte Crocodile, gab es dann ein Geheimnis weniger, das er vor seinem Freund hüten müsste. Doflamingo würde sich sicher über seine Ehrlichkeit freuen und auch über das Vertrauen, das er diesem entgegenbrachte. Crocodile atmete zweimal tief ein und aus, ehe er schließlich mit langsamer und ganz schmerzverzerrter Stimme meinte: „Ich schäme mich für mich selbst. Ich schäme mich dafür, dass ich ein schwacher Mensch gewesen bin. Es ist meine eigene Schuld gewesen, dass Enel mich so furchtbar behandelt hat, denn ich habe es zugelassen.“ Für einen Moment herrschte ein sehr unangenehmes Schweigen zwischen ihnen beiden. Doflamingo schien nicht recht fassen zu können, was sein Freund ihm da eben mitgeteilt hatte, und Crocodile starrte noch immer unverwandt auf seine Schuhe. Er wollte dem Blick seines Partners jetzt nicht begegnen. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, durchbrach schließlich Doflamingo das Schweigen. „Du gibst dir selbst die Schuld an den Dingen, die Enel dir angetan hat? Das ist doch absolut lächerlich, Crocodile! Es passt überhaupt nicht zu dir, so verquert zu denken!“ „Da hast du Recht“, stimmte Crocodile seinem Partner mit schwacher Stimme zu. „Es passt nicht zu mir. Eigentlich habe ich mich selbst immer für einen sehr selbstbewussten und stolzen Menschen gehalten, aber Enel hat mir das Gegenteil bewiesen: In Wirklichkeit bin ich schwach und abhängig. Schließlich hat es fünf Jahre lang gedauert, bis ich endlich Schluss gemacht habe, obwohl sein ausfallendes Verhalten schon nach wenigen Wochen begonnen hatte.“ „So habe ich es nicht gemeint!“, warf Doflamingo sofort ein. „Ich wollte doch nicht sagen, dass du schwach bist. Sondern, dass es völlig unsinnig ist, dich für schwach zu halten! In eine gewaltätige Beziehung kann jeder geraten!“ „So etwas passiert normalerweise nur Frauen ohne Selbstwertgefühl und ohne Zukunft!“, entgegnete Crocodile. „Aber ich bin eigentlich ein sehr stolzer Mensch, außerdem habe ich eine vielversprechende Ausbildung genossen. Und trotzdem ist es mir fünf Jahre lang nicht gelungen, mich von Enel abzulösen. Es ist nicht so, als hätte er mich in Ketten gelegt oder eingesperrt. Ich hätte jederzeit gehen können. Aber ich habe es nicht getan. Weil ich schwach und abhängig war.“ „Vielleicht hat er dich räumlich gesehen nicht eingesperrt“, erwiderte Doflamingo energisch, „aber er hat es auf seelischer Ebene getan. Und das ist sicherlich mindestens genauso effektiv! Erzähl mir mehr. Ich will alles wissen. Was hat er gesagt und getan, um dich an einer Trennung zu hindern?“ „Ich möchte mich lieber nicht daran zurückerinnern“, sagte Crocodile mit schwacher Stimme und rieb sich mit der rechten Hand über seine Wange. Im Augenblick fühlte er sich völlig ausgeliefert. Am liebsten wäre er einfach aufgestanden und aus dem Raum gestürmt. Er wusste selbst nicht genau, wieso er es nicht tat, sondern stattdessen neben seinem Freund sitzen blieb. „Ich kann mir gut vorstellen, dass du nur ungern an deine Beziehung mit Enel zurückdenkst“, meinte Doflamingo in einem Tonfall, der ernst und gleichzeitig sehr zärtlich klang. Behutsam legte er seinen Arm um die Hüfte seines Partners und Crocodile merkte, dass er sich wie von selbst in die Berührung hineinlehnte. Der Druck des Armes, den er spürte, sorgte dafür, dass er sich gleich ein wenig besser fühlte; und auch Doflamingos Geruch, den er einatmete, empfand er als überaus angenehm. „Aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass es dir besser gehen wird, sobald du dich mir anvertraut hast. Es ist an der Zeit, dass du endlich über die Dinge sprichst, die vorgefallen sind. Und es gibt auch absolut keinen Grund, um sich zu schämen!“ „Du willtst also wirklich die ganze Geschichte hören?“ Doflamingo nickte untypisch ernst und warf ihm aus liebevollen Augen einen auffordernden Blick zu. Crocodile seufzte und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge seines Partners. Er spürte, dass sein Freund ihm mit einer Hand sanft durchs Haar fuhr, und seufzte. Jetzt gab es kein wohl kein Zurück mehr. Crocodile sah Doflamingo nicht ins Gesicht, während er überhastet zu sprechen begann: „Im Prinzip hat alles damit angefangen, dass ich meine linke Hand verloren habe. Ich habe dir ja schon einmal erzählt gehabt, dass diese Zeit wirklich sehr schlimm für mich gewesen ist. Ich musste mein Studium unterbrechen und bin wieder zurück zu Mihawk gezogen, der sich um mich gekümmert hat. Es hat sich sehr rücksichtsvoll verhalten und mir dabei geholfen, wieder in mein normales Leben zurückzufinden. Trotzdem hat mich diese Zeit stark geprägt: Mein Selbstwertgefühl war absolut im Keller. Weil ich Mihawk nichts als Umstände bereitet habe, kam ich mir völlig überflüssig und wertlos vor. Schließlich konnte ich nicht einmal arbeiten und Geld zur Miete beitragen. (Mihawk hat in einer Mietwohnung gewohnt, ehe er dieses Haus hier gekauft hat, musst du wissen.) Und außerdem habe ich mich furchtbar verunstaltet gefühlt. Ich dachte mir, dass sicher niemand einen Typen mit nur einer Hand zum Freund haben möchte. Leider hat sich diese Befürchtung auch deutlich bestätigt: Es klingt jetzt vielleicht ein wenig arrogant oder oberflächlich, aber früher bin ich ziemlich oft angesprochen worden, sowohl von Frauen als auch von Männern. Seit mir allerdings die linke Hand fehlte, hat mir niemand auch nur scheelen Blick zugeworfen. Darunter habe ich sehr stark gelitten. Irgendwann habe ich dann auch selbst angefangen, mich unattraktiv und abstoßend zu finden. Jedenfalls: Als ich dann ein halbes Jahr später zur Universität zurückgekehrt bin, war ich ein komplett kaputter Mensch. Mein Stolz und mein Selbstwertgefühl waren stark angeschlagen. Daz hat zwar immer wieder versucht, mich aufzumuntern, aber es hat nicht viel geholfen. Die Blicke meiner Mitstudenten und ihr Gerede haben mich völlig fertig gemacht. Und in diesem Zustand habe ich für jemanden wie Enel natürlich ein gefundenes Fressen dargestellt! Ob du es glaubst oder nicht, Doffy, aber zuerst hat Enel einen sehr freundlichen und liebevollen Eindruck gemacht: An meiner fehlenden Hand schien er sich überhaupt nicht zu stören. Er hat sehr viele Komplimente verstreut und mich irgendwann sogar um eine Verabredung gebeten. Natürlich habe ich zugesagt. Um ehrlich zu sein, war ich bloß wahnsinnig glücklich darüber, dass sich endlich wieder ein Mann für mich interessiert. Und in der ersten Zeit lief es eigentlich auch ganz gut. Nach ein paar Wochen allerdings wurde er dann ausfallend. Es hat mit Kleinigkeiten angefangen: Mal hat er sich abfällig über mich geäußerst, mal mich grob angefasst oder Ähnliches. Außerdem hat er mich dazu gebracht, ihn ständig zu bedienen und zu umsorgen. Du weißt schon: Ihm sein Bier ins Wohnzimmer zu bringen und solche Sachen. Aber es war nichts wirklich Schlimmes dabei. Deswegen habe ich übrigens auch nichts davon meinen Geschwistern oder Daz erzählt. Sie waren nämlich sehr froh darüber, dass ich endlich wieder einen Freund gefunden hatte und aus meiner Depression herauskam. Ich wollte sie nicht enttäuschen, indem ich mich über solche Kleinigkeiten beschwerte. Bald allerdings wurde es schlimmer: Vor allem wenn er betrunken war, hat er mich regelrecht angeschrien und niedergemacht. Manchmal ist er auch handgreiflich geworden. Aber ich war naiv genug, um ihm immer wieder zu verzeihen. Er hat mir nämlich hinterher jedes Mal versprochen, dass es ihm leid täte und er sich ändern würde. Die üblichen Sprüche eben. Aber ich habe ihm geglaubt. Als wir ungefähr ein Jahr lang ein Paar gewesen sind, war ich kurz davor, mich von ihm zu trennen. Inzwischen wurde er immer öfter handgreiflich. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mich zwar noch nicht ins Gesicht geschlagen, aber ständig zum Beispiel getreten oder sehr grob angefasst. Leider bemerkte Enel, was ich vorhatte, ehe es zu einer endgültigen Trennung kam. Und er begann damit, mir Schuldgefühle einzureden: Er sagte mir, dass ich froh sein sollte, dass sich überhaupt ein Mann für mich interessierte. Dass ich niemals wieder jemanden finden würde, wenn ich mich von ihm trennte. Und solche Dinge eben. Auch, dass es meine Schuld wäre, dass er ständig ausfällig wurde. Hinterher hatte er mir so erfolgreich eingeredet, dass alle Probleme in unserer Beziehung allein an mir lägen, dass ich den Gedanken, mich von ihm zu trennen, wegen meines schlechten Gewissens dann wieder verworfen habe. Die folgenden vier Jahre waren für mich die absolute Hölle: Immer wieder wollte ich mich von Enel trennen, doch niemals ist es mir gelungen. Und mit der Gewalt in unserer Beziehung ist es immer schlimmer geworden. Inzwischen ging er mich fast jeden Tag an. Und es blieb auch nicht nur bei Tritten oder Beleidigungen. Es klingt sehr traurig, aber tatsächlich habe ich es mir angewöhnt, immer einen Schal zu tragen, weil ich die Striemen an meinem Hals verdecken wollte.“ „Er hat dich gewürgt?!“ Es war das erste Mal, seit Crocodile mit dem Erzählen begonnen hatte, dass sein Freund ihn unterbrach. Doflamingos Stimme klang absolut wutenbrannt, hasserfüllt und schrecklich empört. „Dieser gottverdammte Hurensohn!“ Beschämt nickte Crocodile und fuhr rasch fort: „Das Problem lag jedoch darin, dass er mich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch völlig fertig gemacht hat. Die Zeiten, in denen er mir versprochen hat, sich zu ändern, waren längst vorbei; nun hatte er angefangen, mich emotional zu erpressen. Eben, indem er mir Schuldgefühle einredete. Aber er zog auch andere Menschen in die Sache mit hinein: Er meinte zum Beispiel, dass ich meine Geschwister enttäuschen würde, wenn ich mit ihm Schluss machte. Dass ich sie schon mehr als genug mit meinen Problemen belastet hätte und ihnen eine weitere Krise meinerseits nichts zumuten dürfte. Vor allen Dingen mit solchen Argumenten hat er mich wieder unter seine Kontrolle gebracht, denn natürlich wollte ich gerade meinen Geschwistern gegenüber nicht undankbar erscheinen. Also habe ich diese Tortur weitere vier Jahre lang stillschweigend ertragen.“ „Aber haben denn Mihawk, Hancock oder Daz nichts mitbekommen?“, warf Doflamingo skeptisch ein. „Hast du ihnen vor Ende der Beziehung niemals erzählt, was Enel dir angetan hat? Und ist ihnen auch nichts aufgefallen?“ Crocodile seufzte. „Enel hat recht erfolgreich verhindert, dass ich mich oft mit ihnen traf. Das gehörte mit zu seinem Plan: Er wollte mich ganz für sich. Du musst wissen, dass Enel sehr eifersüchtig war. Dass ich mich nicht mehr mit Daz treffen sollte, hat er mit seiner Eifersucht und mit seiner angeblichen Angst, mich zu verlieren, begründet. Und die Treffen mit Mihawk und Hancock hat er immer wieder sabotiert. Zum Beispiel irgendwelche Notfälle vorgetäuscht und an meiner Pflicht als sein Freund appelliert, damit ich die Verabredung mit ihnen sausen ließ. Er hat es auch gehasst, wenn ich mit irgendjemandem telefoniert habe. Irgendwann war Enel selbst der einzige menschliche Kontakt, den ich noch übrig hatte. Was natürlich die Angst, ihn zu verlieren, vergrößerte. Dazu bestätigte er diese Angst, indem er mir ständig einredete, dass ich niemanden mehr hätte, wenn ich ihn verlassen würde. Dass ich ganz allein wäre. Außerdem überredete er mich irgendwann dazu, mir mit ihm zusammen eine Wohnung zu nehmen. Sie lag in einer anderen Stadt, sodass es praktisch unmöglich wurde, den Kontakt zu Daz und meinen Geschwistern auch nur sporadisch aufrecht zu erhalten. Er verlangte außerdem von mir, meine Arbeit aufzugeben. Gegen Ende unserer Beziehung hatte Enel mich also nicht nur in emotionaler Hinsicht in seiner Gewalt. Er machte mich auch finanziell von ihm abhängig. Und ich war ganz allein oder dachte zumindest, dass ich allein wäre. Währenddessen wurde die körperliche Gewalt, die er an mir ausübte, immer schlimmer. Dass er mich regelrecht verprügelte, auch ins Gesicht schlug, gehörte bald zur Tagesordnung. Es gab ja keine Freunde, Familie oder Arbeit mehr, vor denen man die Wunden hätte verbergen müssen. Enel sah keinen Grund mehr dazu, sich zurückzuhalten.“ Crocodile stockte und pustete eine Haarsträhne, die ihm ins Gesicht gefallen war, zur Seite. Doflamingo blickte ihn aus wachen und zornigen Augen heraus an. Wie immer, wenn er seine Sonnenbrille mit den getönten Gläsern nicht trug, bekam Crocodile das Gefühl, geröntgt zu werden. Dieses Mal störte es ihn allerdings nicht. Er hatte sich freiwillig dazu entschieden, sich seinem Partner zu offenbaren, und darum machte es ihm nichts aus, wenn dieser in ihm las wie in einem offenen Buch. Tatsächlich tat es sogar gut. Damit hatte Crocodile nicht gerechnet. „Was hat schlussendlich dazu geführt, dass du dich von ihm getrennt hast?“, fragte Doflamingo, als sein Freund auch nach einigen Minuten des Schweigens nicht weitersprach. Er wirkte sehr zornig und schien sich kaum beherrschen zu können. Crocodile sah, dass sogar eine Ader an seiner Stirn rot und wütend pochte. „Daz hat irgendetwas von einem gebrochenen Arm gesagt.“ Crocodile nickte. „Wir haben uns heftig gestritten. Es war das erste Mal seit langem, dass nicht nur er mich, sondern auch ich ihn anschrie. Ich hatte nämlich erfahren, dass er mich betrog. Schon seit Jahren. Er hatte drei oder vier dauerhafte Affären und immer mal wieder One-Night-Stands gehabt. Selbstverständlich hat er mir die Schuld in die Schuhe geschoben: Gemeint, ich würde viel zu selten Sex mit ihm haben wollen. Und ihn sowieso nicht befriedigen können, wegen meiner fehlenden Hand und auch, weil ich sein Sperma nicht schlucken wollte. Irgendwann ist der Streit dann völlig eskaliert und Enel hat mich krankenhausreif geschlagen. Ich hatte nicht nur einen gebrochenen Arm, sondern auch zwei gebrochene Rippen und eine Gehirnerschütterung. Mihawk, Hancock und Daz, die mich im Krankenhaus besuchen gekommen waren, erzählte ich allerdings nur von dem gebrochenen Arm, weil die anderen Verletzungen äußerlich nicht so leicht sichtbar waren. Ich wollte ihnen keine Sorgen bereiten.“ Crocodile stockte kurz und holte einmal tief Luft, ehe er fortfuhr: „Es tat gut, meine Geschwister und Daz endlich wiederzusehen. Ich habe ihnen zwar nicht gesagt, dass Enel mich so zugerichtet hatte, aber sie haben es auch so gewusst. Du musst wissen, dass Enel zuletzt sogar angedroht hatte, ihnen etwas anzutun, sollte ich die Wahrheit erzählen. Jedenfalls haben sie es trotzdem gemerkt und mich außerdem dazu ermutigt, ihn bei der Polizei anzuzeigen. Das habe ich dann tatsächlich auch getan. Dort habe ich Smoker kennengelernt.“ Crocodile überlegte kurz, ob es wohl ratsam war, einen weiteren Exfreund von ihm mit ins Spiel zu bringen, entschied sich allerdings schließlich dafür. Immerhin war Smokers Einsatz von nicht unwesentlicher Bedeutung gewesen. Und er hatte bereits mit Doflamingo darüber gesprochen, dass es sich bei ihm nicht um seinen ersten festen Partner handelte. „Ich weiß, dass du das jetzt nicht gerne hören wirst, aber Smoker ist mein Freund geworden, kurz nachdem ich mit Enel Schluss gemacht hatte. Er ist Polizist und hat mir bei der Anzeige und auch der Trennung von Enel geholfen. Außerdem habe ich mich bei ihm sicher gefühlt; er ist nämlich ziemlich stark und hat immer, auch nach Schichtende, seine Pistole mit sich geführt. Enel hat nämlich nicht sofort von mir abgelassen und unsere Trennung akzeptiert. Immer wieder hat er mir aufgelauert und versucht, auf mich einzureden. Ich denke, wenn ich Smoker nicht gehabt hätte, dann wäre Enel vielleicht sogar erfolgreich gewesen und ich wäre wieder zu ihm zurückgekommen. Glücklicherweise ist das allerdings nicht passiert. Und irgendwann hat Enel mich auch endlich aufgegeben. Ich habe wieder Arbeit gefunden, den Kontakt zu meinen Geschwistern und zu Daz wiederhergestellt und ihn nicht mehr wiedergesehen. Nun ja, bis es da diesen Vorfall im Skypia gegeben hat. Aber da warst du ja schließlich selbst dabei.“ Mit diesen Worten beendete Crocodile seinen Bericht. Beinahe schon schüchtern sah er zu seinem Partner hinüber und wartete gespannt dessen Reaktion ab. Noch immer wirkte Doflamingo empört und zornig. Crocodile hoffte bloß, dass dieser Zorn nicht ihm galt, sondern Enel. „Ich kann gar nicht so richtig fassen, was du mir erzählt hast“, sagte Doflamingo irgendwann und wirkte tatsächlich ganz außer sich. „Nichts, von dem, was ich gesagt habe, ist gelogen gewesen“, merkte Crocodile an, als er die Fassungslosigkeit seines Freundes bemerkte. „So habe ich es nicht gemeint!“, lenkte Doflamingo rasch ein. „Ich unterstelle dir auf keinen Fall, dass du lügst. Ich finde einfach bloß die Vorstellung, dass der Mann, den ich liebe, fünf Jahre lang unter solchen Umständen gelebt hat, schrecklich. Fünf Jahre lang bist du jeden Tag niedergemacht und misshandelt worden. Eine solche Behandlung hast du nicht verdient!“ „Vielleicht hätte ich lieber doch nicht mit dir über meine Beziehung zu Enel sprechen sollen“, meinte Crocodile, als er sah, wie stark Doflamingo mit seinen Gefühlen zu kämpfen hatte. „Um ehrlich zu sein, geht es mir jetzt wirklich viel besser. Dafür allerdings dir umso schlechter!“ „Ist schon gut“, meinte Doflamingo und brachte ein wackeliges Grinsen zustande. „Die Hauptsache ist, dass du diese Geschichte endlich von der Seele hast. Außerdem denke ich, dass ich dich jetzt in vielerlei Hinsicht ein bisschen besser verstehen kann. Zum Beispiel, was diesen Streit angeht, den du eben mit Hancock gehabt hast.“ „Ich hätte sie nicht so fertig machen dürfen“, meinte Crocodile seufzend. „Aber seit ich selbst mit Enel zusammengewesen bin, habe ich große Angst davor, dass zum Beispiel Hancock oder Mihawk in eine ähnlichen Beziehung geraten könnten. Gerade wenn einer der beiden Partner deutlich älter beziehungsweise jünger ist, kommt so etwas doch sehr häufig vor! Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Trotzdem hast du vermutlich Recht behalten: Ich hätte mich nicht in Hancocks Liebesleben einmischen sollen. Zumindest nicht so stark.“ „Hancock hat sich bei eurem Gespräch auch nicht gerade vorbildlich verhalten“, versuchte Doflamingo ihm zu trösten. „Sie hätte sich in Bezug auf Enel nicht so abfällig über dich äußern dürfen: Gerade jetzt, wo ich die ganze Geschichte gehört habe, kommt es mir umso geschmackloser vor. Vielleicht könntet ihr beide ja gleich mal miteinander reden und diese Sache klären.“ „Noch ein unangenehmes Gespräch an diesem Abend“, meinte Crocodile und bemühte sich um ein wenig Ironie. „Scheint fast so, als wäre heute mein Glückstag!“ Doflamingo gluckste und beugte sich dann zu ihm hinüber, um ihn sanft auf den Mund zu küssen. Crocodile schloss seine Augen und ließ den Kuss zu. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Es hatte tatsächlich sehr gut getan, mit Doflamingo über Enel zu sprechen. Plötzlich hatte er das Gefühl, ein schreckliches Geheimnis weniger hüten zu müssen. Es war, als hätte sein Freund ihm eine schwere Last von den Schultern genommen. Ob es ihm wohl ähnlich ergehen würde, wenn er Doflamingo von seiner Kündigung und seinen Schulden berichtete? Auf einmal begann Crocodile zu zweifeln. Sollte er ihm von diesen beiden Angelegenheiten erzählen? Schließlich hatte sein Partner eben noch gemeint, er könnte mit ihm über jedes Problem sprechen, ganz gleich, worum es auch gehen mochte. Oder würde Doflamingo sich verletzt und beleidigt fühlen, weil er nicht sofort zu ihm gekommen war? Und immerhin stellte er in dieser Hinsicht kein unschuldiges Opfer dar: An seiner Kündigung war er schließlich selbst schuld. Und außerdem hatte er seinen Partner bereits wochenlang angelogen. Könnte Doflamingo ihm all diese Lügen verzeihen? Oder würde er sich wutentbrannt von ihm abwenden? „Was hast du? Crocodile? Du bist wieder ganz in deinen Gedanken versunken!“ Fahrig schreckte Crocodile auf; die Worte, die sein Freund zu ihm gesagt hatte, waren nur halb zu ihm durchgedrungen. Trotzdem meinte er: „Sorry. Ich, ähm, ich habe eben nur über etwas nachgedacht.“ „Und worüber?“, fragte Doflamingo ehrlich interessiert nach. „Ob ich schon dazu bereit bin, wieder nach unten zu gehen und mit Hancock zu sprechen“, log Crocodile rasch. „Und ob ich danach noch Lust habe, weiter zu feiern. Ich möchte Mihawk nicht enttäuschen, aber ich denke ehrlich darüber nach, gleich schon zu fahren. Bisher lief diese Party für mich nicht sonderlich gut.“ „Unsinn!“, meinte Doflamingo und rückte plötzlich sehr nah an ihn heran. „Ich jedenfalls fände es sehr schade, jetzt schon zu fahren. Und außerdem vergisst du, dass wir beide zu Anfang viel Spaß auf dieser Geburtstagsparty hatten. Erst, seit du mit Hancock gesprochen hast, läuft es nicht mehr ganz rund. Aber wir werden die gute Laune sicher wieder reinkriegen; du musst es nur zulassen!“ „Ich weiß ja nicht“, wendete Crocodile ein. Er war sowieso kein großer Fan von Parties und wünschte sich derzeit nichts sehnlicher, als sich Zuhause in sein Bett zu legen und neben Doflamingo einzuschlafen. Dieser Tag hatte ihm bisher nichts als unangenehme Wendungen beschert. „Vielleicht kann ich dich ja mithilfe anderer Argumente überzeugen“, meinte Doflamingo. Crocodile entging das anzügliche Grinsen, das auf den Lippen seines Freundes lag, durchaus nicht. Sofort spürte er, wie er rot zu werden begann und schüttelte halbherzig den Kopf. „Wir sind hier doch bei Mihawk Zuhause“, erhob Crocodile Einwand. „Man wird uns sicher hören. Außerdem sind wir sowieso schon viel zu lange weg. Daz und die Anderen fragen sich bestimmt schon, wohin wir beide verschwunden sind! Und ich will nicht erwischt werden!“ „Ich meine doch gar keinen richtigen Sex, wie du sagen würdest“, entgegnete Doflamingo, ohne dass der lüsterne Blick aus seinen Augen oder das anzügliche Grinsen von seinen Lippen verschwanden. „Keine Penetration. Schließlich haben wir gar kein Gleitgel hier! Ich dachte eher an einen Blowjob für dich. Du weißt schon, um deine Laune ein wenig anzuheben.“ Als Crocodile noch immer nicht ganz überzeugt wirkte, fügte sein Freund hinzu: „Die Tür ist sowieso abgeschlossen. Und wenn jemand anklopft und fragt, was bei uns los ist, lügen wir einfach: Wir könnten sagen, dass wir eine Meinungsverschiedenheit haben und hier oben die Sache unter vier Augen ausdiskutieren oder so etwas. Niemand wird etwas mitbekommen, glaub mir!“ „Na gut“, stimmte Crocodile zu, obwohl er sich bei diesem Angebot noch immer nicht ganz wohl fühlte. Auf der anderen Seite allerdings konnte er der Aussicht auf einen schönen Blowjob von seinem Freund nicht widerstehen. Um ehrlich zu sein, könnte er einen Orgasmus gut gebrauchen, um seine Laune aufzubessern. Im Augenblick fühlte er sich nämlich zwar nicht wirklich schlecht, doch seltsamerweise ein wenig ausgelaugt und matt; es war ihm beileibe nicht leicht gefallen, Doflamingo seine Geschichte anzuvertrauen. Noch während Crocodile seinen Gedanken nachhing, kniete sich Doflamingo vor ihm hin und machte sich an seinem Gürtel zu schaffen. Crocodile, der noch immer auf der Couch saß, war zwar ein wenig verwundert angesichts der Eile seines Freundes, doch ließ es trotzdem zu, dass dieser seinen Hose öffnete und sie ihm bis zu den Knöcheln hinunterzog. Auch sein Shirt wurde aufgeknöpft und sein Seidenschal zärtlich gelöst und abgenommen. [zensiert] „Du bist ein furchtbarer Mensch, Doffy“, meinte Crocodile nachdem er sich einigermaßen gesammelt hatte und sein Kopf wieder klarer wurde. Doch noch immer fühlte er sich äußerst benommen und ein wenig erschöpft, aber nicht auf eine schlechte Art und Weise. „Vielleicht“, erwiderte Doflamingo breit grinsend, „aber wenigstens gebe ich gute Blowjobs!“ „Dagegen lässt sich nichts einwenden“, gab Crocodile unwillig zu, während er nach seinen Boxershorts und auch seiner Hose griff. Er wünschte sich eine gute Zigarre, die er nach all dieser Aufregung in Ruhe rauchen könnte, doch leider befanden sich seine Zigarrenbox in der Innentasche seines Mantels, der unten im Flur an der Garderobe hing. Crocodile und Doflamingo verweilten noch ein paar Minuten im Gästezimmer im ersten Stock, um sich zu sammeln und wieder zur Besinnung zu kommen. Anschließend machten sie sich auf den Weg zurück nach unten, wo die Geburtstagsparty noch immer voll im Gang war. Zum Glück hatte, abgesehen von Mihawk, anscheinend niemand bemerkt, dass sie beide für gut eine Dreiviertelstunde von der Bildfläche verschwunden waren. Inzwischen hatten einige Partygäste das Wohnzimmer verlassen und machten sich in der geräumigen Küche des Einfamilienhauses breit, um sich dort fröhlich miteinander zu unterhalten und die leckeren Imbisse, die Hancock vorbereitet hatte, zu vernaschen. Die Torte allerdings war selbstverständlich längst schon restlos in den Bäuchen der Gäste verschwunden; sie hatte wohl tatsächlich so gut geschmeckt wie sie ausgesehen hatte. Hancock selbst allerdings war in der Küche nicht aufzufinden. Dafür allerdings Mihawk, der sein Gespräch mit seinem besten Freund Shanks sofort unterbrach, kaum hatte er seinen jüngeren Bruder ausgemacht. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck kam er zu ihm und Doflamingo hinüber gehuscht. „Habt ihr beide euren Streit geklärt?“, fragte Mihawk mit leiser Stimme und warf ihnen beiden gespannte Blicke zu. „Es tut mir wirklich leid, dass ich euch bei eurem Gespräch gestört habe. Ich hoffe, das es gut ausgegangen ist.“ „Keine Sorge“, erwiderte Crocodile verlegen und bemühte sich mit aller Kraft darum, die aufkommende Schamesröte zu unterdrücken und das wissende Grinsen, das auf den Lippen seines Partners lag, zu ignorieren. „Alles in Ordnung. Es hat sich bloß um eine Meinungsverschiedenheit gehandelt, nichts Dramatisches. Wir hatten uns sowieso fast schon wieder vertragen, als du nach oben gekommen bist.“ „Das ist schön zu hören“, erwiderte Mihawk und wirkte ehrlich erleichtert angesichts dieser Aussage. Anscheinend hatte er sich doch große Sorgen um seinen Bruder und dessen Freund gemacht; schließlich wusste Crocodile, dass er Doflamingo trotz seiner ein wenig extravaganten Art mochte. Er machte auf Crocodile sogar einen so ernsthaften Eindruck, dass er beinahe schon ein schlechtes Gewissen bekam, weil er ihn anlog. Auf der anderen Seite allerdings wäre er natürlich niemals auf den Gedanken gekommen, seinem Bruder die Wahrheit zu erzählen. Mihawk brauchte wirklich nicht zu wissen, was sein Freund und er oben im Gästezimmer nach ihrem anstrengenden Gespräch angestellt hatten. „Sag mal, Mihawk“, meinte Crocodile, um vom Thema abzulenken, „hast du Hancock gesehen? Ich möchte sie sprechen, aber ich kann sie weder im Wohnzimmer noch hier in der Küche finden.“ „Sie ist im Garten“, antwortete Mihawk und sofort legte sich wieder ein besorgter Ausdruck auf sein sonst so stoisch wirkendes Gesicht. „Weißt du, was mit ihr los ist? Sie hat eben einen sehr bedrückten Eindruck gemacht, wollte aber nicht darüber sprechen. Hast du dich nicht nur mit Doflamingo, sondern auch mit ihr gestritten?“ „Um ehrlich zu sein, ja“, gab Crocodile unwillig zu, fügte jedoch rasch an: „Allerdings denke ich, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hat. Du weißt doch, wie viele Gespräche zwischen Hancock und mir ablaufen: Wir reden ständig aneinander vorbei. Bitte lass dir deswegen nicht die Laune verderben, ja? Ich werde jetzt sofort mit ihr sprechen und ich bin mir sicher, dass wir das Missverständnis schnell klären können.“ „Hoffentlich“, entgegnete Mihawk, der nicht völlig überzeugt wirkte. „Sie hat wirklich sehr bekümmert gewirkt. Und einen Streit zwischen euch beiden fände ich alles andere als schön. Dass es ausgerechnet an meinem Geburtstag so viel Streit geben muss...“ Er seufzte leise. „Wahrscheinlich hat Kuma Recht behalten: Überall dort, wo viele Menschen aufeinander treffen, gibt es unweigerlich Streitigkeiten.“ „Ach, Kuma scheint in manchen Dingen ein echter Schwarzseher zu sein“, warf Doflamingo in einem möglichst unbefangen klingenden Tonfall ein; wahrscheinlich, um der aufkommenden negativen Stimmung entgegenzuwirken. „Dabei meint er Vieles, was er sagt, gar nicht so ernst, wie es klingt. Wenn du verstehst, was ich meine. Und immerhin darf man nicht vergessen, dass es bei einer Party normalerweise nicht nur Streitigkeiten, sondern auch sehr viel Spaß gibt. Ich denke jedenfalls, dass sich heute Abend deutlich mehr Menschen amüsieren als sich streiten.“ Mihawk schwieg für eine Weile angesichts dieser kompliziert formulierten Weisheit seitens Doflamingo, ehe er schließlich zustimmend nickte. „Da hast du vielleicht Recht“, meinte er und klang nicht mehr ganz so pessimistisch wie eben. „Shanks sagte eben auch etwas Ähnliches.“ „Und ich bin mir sicher, dass Crocodile diese Meinungsverschiedenheit mit Hancock schnell aus der Welt schaffen wird“, fuhr Doflamingo unbeirrt fort, nicht ohne seinem Partner mit dem Ellenbogen einen unauffälligen Stoß in die Seite zu geben. „Nicht wahr, Wani? Warum gehst du nicht jetzt gleich in den Garten, um mit ihr zu sprechen? Je früher dieses Problem gelöst ist, desto besser.“ „Das sehe ich genauso“, stimmte Mihawk zu. „Ist ja schon gut“, erwiderte Crocodile säuerlich und trat seinem Partner wiederum möglichst unauffällig auf den Fuß; Doflamingo verzog den Mund ein wenig, doch ließ sich den Schmerz ansonsten in keinster Weise anmerken. „Ich gehe ja schon!“ Und mit diesen Worten verließ er tatsächlich seinen Bruder und seinen Freund, die beide in der Küche blieben und sich wahrscheinlich mit Shanks unterhalten würden, während er selbst sich auf den Weg zum Garten und gleichzeitig zu einem sehr unangenehmen Gespräch machte. Der Hintergarten des Einfamilienhauses war unbeleuchtet und wirkte seltsam trist im direkten Kontrast zu der durchschlagenden Party im Inneren des Hauses. Crocodile schloss die Türe, die nach draußen führte, hinter sich und hielt nach seiner Schwester Ausschau. Das Stimmengewirr und die laute Musik der Geburtstagsfeier drangen jetzt bloß noch stark gedämpft zu ihm hinüber. Hancock saß auf einer Gartenbank nicht weit von ihm entfernt. Sie schien zwar bemerkt zu haben, dass jemand hinaus in den Garten getreten war, doch blickte nicht auf, sondern starrte weiterhin niedergeschlagen auf ihre bunt lackierten Zehennägel, die vorne aus ihren High-Heels herauslugten. Crocodile räusperte sich und machte einen großen Schritt auf seine Schwester zu. Als diese noch immer nicht reagierte, nahm er schließlich all seinen Mut zusammen und meinte: „Hancock? Ich würde gerne mit dir reden. Wäre das in Ordnung für dich?“ Endlich sah Hancock auf. Sie weinte zwar nicht, doch ihr Gesichtsausdruck wirkte furchtbar niedergeschlagen. So hatte er seine jüngere Schwester nur selten gesehen. Um diese unangenehme Situation so schnell wie möglich zu beenden, kam Crocodile direkt auf den Punkt: „Es tut mir leid, dass ich versucht habe, dir deine Beziehung zu Luffy auszureden. Ich hätte mich nicht so stark in dein Leben einmischen dürfen. Immerhin bist du eine erwachsene Frau und weiß selbst, was das Beste für dich ist. Außerdem kenne ich deinen neuen Freund ja noch gar nicht richtig. Ich sage das jetzt nicht, um mich zu rechtfertigen; ich will nur, dass du mich besser verstehst: Ich habe so furchtbar überreagiert, weil ich mich um dich gesorgt habe. Ich weiß selbst, wie leicht man in eine Beziehung, in der jemandem Gewalt angetan oder jemand ausgenutzt wird, hinein geraten kann. Gerade, wenn einer der beiden Partner deutlich älter oder jünger ist, kommt so etwas häufig vor. Und vor diesem Schicksal wollte ich dich bewahren. Trotzdem war mein Verhalten falsch. Ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst.“ „Natürlich verzeihe ich dir“, erwiderte Hancock, und obwohl es nicht wirkte, als würde sie lügen, erschien sie Crocodile nach seiner Entschuldigung kein bisschen fröhlicher. „Und wieso bist du dann immer noch so schrecklich bedrückt?“ Hancock seufzte und schwieg für einen Moment, ehe sie meinte: „Ich kann dir verzeihen für das, was du gesagt hast. Aber ich kann mir selbst nicht für meine eigenen Worte verzeihen. Ich hätte niemals auf deiner ehemaligen Beziehung mit Enel herumhacken und dich deswegen herabsetzen dürfen! Das war einfach unmöglich von mir! Schließlich habe ich doch selbst miterlebt, wie stark du unter Enel gelitten hast. Wenn ich nur daran zurückdenke, wie du in diesem Krankenhausbett gelegen hast, nachdem er dich verprügelt und dir sogar den Arm gebrochen hat... Ich komme mir selbst so unausstehlich vor, Crocodile!“ „Ist schon gut“, sagte Crocodile und setzte sich neben seiner Schwester auf die kleine Gartenbank. „Ich denke, dass wir beide Dinge gesagt haben, die unter die Gürtellinie gegangen sind. Du verzeihst mir und ich verzeihe dir, damit sind wir quitt. So sehe ich das jedenfalls. In Ordnung?“ „Ich werde mir trotzdem den ganzen Abend lang furchtbare Vorwürfe machen“, erwiderte Hancock nichtsdestotrotz. „Unsinn!“, warf Crocodile ein. Und als er bemerkte, dass seine Schwester noch immer ganz geknickt und unglücklich wirkte, fügte er nach reiflicher Überlegung hinzu: „Du musst wirklich kein schlechtes Gewissen haben, Hancock. Außerdem habe ich eben mit Doflamingo ein wenig über Enel gesprochen. Das hat mir echt weitergeholfen und jetzt geht es mir schon viel besser. Es ist, als hätte er mit eine schwere Last von den Schultern genommen. Und wenn ich mich wegen dieser Sache nicht mehr belastet fühle, dann musst du es erst recht nicht tun. Also lass und dieses Thema jetzt beenden und den restlichen Abend genießen, ja? Schließlich wollen wir beide doch Mihawk nicht enttäuschen, oder?“ Hancock wirkte noch immer nicht ganz überzeugt, doch nickte zumindest zaghaft und stand von der Bank auf. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück in das Innere des Hauses und zur Party. „Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich zu Luffy hinübergehe“, meinte Hancock an ihn gewandt. „Ich fühle mich zwar nicht mehr so schlecht wie eben noch, aber ich denke, ich könnte jetzt ein wenig Aufmunterung gebrauchen. Und Luffy ist wirklich gut darin, mich aufzumuntern.“ „Mach nur“, erwiderte Crocodile, der froh war, diese Angelegenheit endlich geklärt zu haben. „Ich gehe währenddessen wieder in die Küche zu Doflamingo, ja? Und auch zu Mihawk. Er wird froh sein, zu erfahren, dass wir beide uns wieder vertragen haben. Er hat sich große Sorgen gemacht.“ „Gut. Dann bis nachher. Und wahrscheinlich hast du Recht: Wir sollten uns darum bemühen, heute Abend noch ein wenig Spaß zu haben. Wenigstens Mihawk zuliebe.“ Auch wenn Crocodile es nicht beabsichtigt oder auch nur damit gerechnet hatte, wurde die Nacht tatsächlich noch sehr schön. Die gute Stimmung hielt noch für viele Stunden lang an und kein einziger der mehr als zwanzig Partygäste wirkte unglücklich oder missgelaunt. Selbst Mihawk, der für Menschenansammlung normalerweise nicht viel übrig hatte, schien sich über den großen Erfolg seiner Geburtstagsparty zu freuen. Crocodile unterhielt sich mit vielen verschiedenen Menschen, stibitzte sich gelegentlich einen Käse-Weintrauben-Spieß oder ein mild gewürzte Pizzaschnecke vom Buffet und tanzte sogar noch zu ein paar langsamen Liedern mit Doflamingo im Wohnzimmer. Alles in allem wurde es ein sehr erfolgreicher Abend und gegen ein Uhr nachts hatte Crocodile fast schon wieder ganz vergessen, dass er sich überhaupt mit seiner Schwester gestritten hatte. Im Augenblick saß er gemeinsam mit Doflamingo in der Küche und plauderte mit diesem. In der Hand hielt sein Freund einen Cool Bull (einen für Doflamingos Geschmack untypisch bitteren Cocktail, den dieser sich mittels Wodka, Bitter Lemon und Energydrink eigenhändig gemischt hatte), während er selbst ein Glas stilles Mineralwasser vor sich auf dem Tisch stehen hatte. Mihawk hatte ihm zwar mitgeteilt, dass sein Partner und er sich gerne das Gästezimmer teilen dürften, doch Crocodile hatte höflich abgelehnt. Heute Abend wollte er lieber nüchtern bleiben und anschließend mit dem Auto wieder nach Hause fahren. Unter Anderem deswegen, weil er morgen noch einiges zu tun hatte: Er musste neue Bewerbungen schreiben und hatte außerdem noch eine Menge Papierkram zu erledigen, weil er die Konditionen einiger seiner laufenden Kredite zu seinen Gunsten ändern wollte. Angelegenheiten, die er am besten abfertigte, während Doflamingo noch seinen Rausch ausschlief, damit dieser auch ganz sicher nichts von alledem mitbekam. Crocodile schielte unauffällig zu der Uhr hinüber, die in der Küche über der Tür hing: Sie zeigte ein Uhr dreißig an. Er wusste, dass Doflamingo ein Mensch war, der eine Party niemals vor frühestens vier Uhr morgen verließ. Außerdem musste er zusehen, dass sein Freund eine vernünftige Menge Alkohol trank, damit dieser morgen besonders lange schlief und ihm selbst genug Zeit blieb, um in Ruhe und vor allen Dingen ungestört seine Angelegenheiten zu klären. Trotzdem sollten sie Mihawks Geburtstagsparty nicht zu spät verlassen, ansonsten hätte er nämlich das Problem, dass er selbst viel zu müde sein würde, um ordentlich seine Arbeit zu erledigen. „Dein Glas ist ja schon leer“, meinte Crocodile und bemühte sich um einen möglichst unverfänglich klingenden Tonfall. „Möchtest du noch etwas trinken? Wie wäre es nach einem so bitteren Cocktail mit mal wieder etwas süßerem? Magst du Batida de Coco? Ich kann dir einen Red Batida mischen, wenn du möchtest.“ Zu seinem Missfallen und zu seiner Überraschung schüttelte Doflamingo allerdings den Kopf, obwohl Crocodile genau wusste, dass sein Partner besonders gerne Cocktails trank, die auf Kokoslikör basierten. „Ich mag Cocktails, die Sahne enthalten, nicht so gerne“, erklärte Doflamingo auf den verwunderten Blick seines Freundes hin. „Tatsächlich?“, erwiderte Crocodile. „Das wusste ich gar nicht. Ich kann dir aber gerne auch etwas Anderes bringen. Worauf hättest du denn Lust?“ Crocodile wusste zwar nicht, wie viel Alkohol Doflamingo heute Abend bereits getrunken hatte, aber jedenfalls sah man ihm nicht einen einzigen Deziliter an: Weder lallte er, noch lief er torkelnd oder verhielt sich in irgendeiner Weise unangemessen. Man könnte fast meinen, er wäre genauso wie sein Freund abstintent geblieben. Und diesen Zustand wollte dieser gerne ändern. Je länger Doflamingo morgen seinen Rausch ausschlief (am besten bis in den frühen Abend hinein), desto mehr Zeit hätte er für das Schreiben seiner Bewerbungen übrig. „Ich denke, ich werde noch einen Cool Bull trinken“, meinte Doflamingo, fügte jedoch rasch hinzu: „Aber ich mische ihn mir selber! Das musst du nicht machen. Ich möchte nicht, dass mein Freund mich bedient! Da würde ich ja wie ein Pascha der übelsten Sorte wirken und das möchte ich auf keinen Fall!“ „Normalerweise brauche ich dich ja auch gar nicht zu bedienen“, entgegnete Crocodile verschmitzt und war bloß froh darüber war, dass sein Partner einen weiteren Cocktail trinken wollte, „das tun doch schon die vielen Dienstmädchen, die du eingestellt hast, Faulpelz!“ „Wieso Faulpelz?“, hielt Doflamingo halb ernst dagegen. „Du weißt doch selbst, wie groß unser Zuhause ist. Wenn ich niemanden einstellen würde, der mir im Haushalt hilft, würde die Villa schnell verwahrlosen. So etwas kann eine einzige Person eben nicht leisten!“ „Aber du rührst doch nicht mal den kleinen Finger“, meinte Crocodile, ehe er sich dazu entschloss, diese Diskussion zu beenden: „Wie auch immer. Wolltest du dir nicht einen Cocktail mischen?“ „Ich gehe erst, wenn du zugibst, dass ich kein Faulpelz bin!“ Crocodile lächelte, doch rollte gleichzeitig mit den Augen. Auf der einen Seite wünschte er sich, dass Doflamingo möglichst viel Alkohol trank, doch auf der anderen Seite war er niemand, der sich so leicht unterkriegen ließ. Also meinte er halb ernst, halb belustigt: „Dann nenn mir doch bitte eine einzige Sache in deinem Leben, die für dich Mühe und Anstrengung bedeutet.“ „Meine Arbeit“, erwiderte Doflamingo prompt. „Die vielen Firmen und Betriebe, dich ich leite, verursachen nämlich eine ganze Menge Arbeit! Außerdem trage ich die Verantwortung sowohl für das Geschäft als auch für die zahlreichen Mitarbeiter. Auch wenn ich vielleicht einen anderen Eindruck erwecke, ist es meistens wirklich alles andere als lässig.“ Warum nur musste sein Partner ausgerechnet das Thema Arbeit anschneiden? Crocodile unterdrückte ein genervtes Seufzen. Er hatte im Augenblick absolut keine Lust darauf sich mit dieser Sache auseinanderzusetzen. Morgen würde er bereits mehr als genug Nerven bei seiner Jobsuche einbüßen müssen, da wollte er wenigstens heute Abend nicht ständig an dieses Thema erinnert werden. Und darauf, dass Doflamingo ihm unter die Nase rieb, wie unwahrscheinlich gut dessen Geschäfte derzeit liefen, konnte er auch getrost verzichten. „Wenigstens kannst du immer pünktlich Arbeitsschluss machen und dir Urlaub nehmen, wann auch immer du möchtest“, warf Crocodile ein, bevor er schließlich meinte: „Aber na gut, du bist kein Faulpelz. Deinen Cocktail hast du dir redlich verdient.“ Um ehrlich zu sein, war Crocodile froh, als Doflamingo ihn endlich in Ruhe ließ, um zum Kühlschrank hinüber zu gehen und sich seinen Cool Bull zu mischen. Dass ausgerechnet dieser ihm eben wieder ins Gedächtnis gerufen hatte, dass er ab übernächster Woche arbeitslos sein würde, hatte ihm nämlich gehörig die Laune verdorben. Noch immer war kein neuer Job in Sicht und die vielen Schulden, die ihm im Nacken saßen, wurden nicht weniger. Ganz im Gegenteil: Sollte er demnächst nicht wenigstens die übelsten Schulden tilgen können, würden diese sich wegen horrender Verzugsgebühren sogar noch weiter erhöhen. Eine absolut schreckliche Vorstellung! „Crocodile?“ Es war die schüchterne Stimme von Tashigi, die Crocodile aus seinen Gedanken riss. Die junge Frau stand nicht weit von ihm entfernt und warf ihm einen unschlüssigen Blick zu. Anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, ihn so gedankenversunken vorzufinden. „Ja?“, meinte Crocodile rasch, nachdem er sich wieder gesammelt hatte. „Was gibt’s es denn, Tashigi?“ „Ich wollte mich gerne von dir verabschieden“, sagte sie und klang seltsamerweise ganz befangen. „Smoker holt mich gleich ab. Und außerdem möchte ich mich noch einmal bei dir bedanken. Du weißt schon: Weil du mir letztens geholfen hast, als ich die Kaffeeflecken auf der Bluse hatte. Akainu ist wirklich furchtbar pedantisch. Ich bin so froh, dass ich nicht mit dreckiger Kleidung zu ihm ins Büro musste!“ Sie stockte für einen kurzen Moment und warf einen verunsicherten Blick zu Doflamingo hinüber, der seinen Cocktail zwar bereits fertig gemischt hatte, doch keine Anstalten machte, zu seinem Freund zurückzukehren, während sich Tashigi mit diesem unterhielt. Stattdessen strahlte er eine Aura aus, die so negativ und missbilligend war, dass Tashigi sogar schlucken musste. Sie war ein Mädchen, das niemandem Ärger machen wollte und sich schnell einschüchtern ließ. Währenddessen musste Crocodile sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen und laut zu seufzen. Dass Doflamingo auch ständig so schrecklich eifersüchtig sein musste! Hatten sie dieses Missverständnis nicht schon vor Wochen geklärt gehabt? Außerdem war er selbst doch sowieso homosexuell. Es gab also wirklich keinen Grund, um der arme Tashigi so heftig zuzusetzen. Auch wenn Crocodile zugeben musste, dass er beinahe schon beeindruckt war angesichts der Tatsache, dass es Doflamingo allein mittels seiner Körpersprache gelang, einen anderen (wenn auch sehr unsicheren) Menschen kleinzukriegen. Da kam eindeutig wieder der erfahrene Geschäftsmann zum Vorschein. „Ich hoffe, dass du wegen mir nicht zu schlimme Probleme mit deinem Freund bekommen hast“, fuhr Tashigi fort und bemühte sich darum, die tödlichen Blicke zu ignorieren, die sie zwar nicht sehen, doch vermutlich deutlich spüren konnte. „Ich weiß ja selbst, dass die Situation, in der wir beide uns befunden haben, sehr missverständlich gewirkt haben muss. Es tut mir wirklich leid, dass du einen so großen Streit mit ihm hattest, nur weil du mir aus der Patsche geholfen hast.“ „Ist schon gut“, erwiderte Crocodile und bemühte sich darum, so deutlich zu sprechen, dass auch Doflamingo seine Worte mitbekam. „Es war ja bloß ein Missverständnis. Ich habe ihm die Situation erklärt und danach haben wir uns recht schnell wieder vertragen. Du musst dir also wirklich keine Vorwürfe machen, Tashigi.“ Crocodile sah, dass Tashigi erleichtert aufatmete, auch wenn sie noch immer Doflamingos giftige Blicke im Rücken spürte. „Dann ist ja gut“, meinte sie. „Weißt du zufällig, wo sich Mihawk aufhält? Ich möchte nicht gehen, ohne mich vom Gastgeber verabschiedet zu haben. Allerdings ich kann ihn nirgendwo finden.“ „Leider nein“, antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. „Aber er wird sicher gleich wieder auftauchen.“ „Okay“, meinte Tashigi. „Dann werde ich einfach solange warten. Smoker ist sowieso noch nicht da. Bis nächste Woche, Crocodile! Es war wirklich sehr nett, dich hier wiederzusehen.“ „Auf Wiedersehen, Tashigi“, erwiderte Crocodile leichthin und sah dabei zu, wie die junge Praktikantin anschließend beinahe schon fluchtartig die geräumige Küche verließ. Kaum war die junge Frau verschwunden, kehrte Doflamingo zurück und setzte sich neben seinen Partner an den Küchentisch. Von seinem Cocktail hatte er noch nicht einen einzigen Schluck genommen und seine Lippen waren untypisch humorlos verzogen. Crocodile rieb sich mit zwei Fingern der rechten Hand über seine Schläfe. Er war sich dessen bewusst, dass nun eine äußerst unangenehme Auseinandersetzung mit seinem Freund folgen würde. „Sie hat von Smoker gesprochen“, meinte Doflamingo und klang sehr ernst. „Ist das nicht dein Exfreund? Der, den du nach deiner Beziehung mit Enel gehabt hast? Ist Tashigi jetzt mit ihm zusammen! Aber sie ist doch bestimmt viel jünger als er, oder nicht? Und hattest du nicht gesagt, du hättest schon sehr lange keine Beziehung mehr mit einem bisexuellen Mann gehabt? Was hat das alles zu bedeuteten, Crocodile?“ Crocodile seufzte, als sein Partner ihn mit seinem richtigen Vornamen ansprach; das tat dieser nämlich nur, wenn ihm irgendeine Sache ganz besonders wichtig war. Crocodile überlegte, ob es ratsam sein würde, die Wahrheit zu erzählen oder lieber zu lügen. Schlussendlich entschied er sich dafür, bei der Wahrheit zu bleiben. Immerhin hatte er nichts falsch gemacht. „Sie ist seine jüngere Schwester“, sagte er schließlich und hoffte, dass Doflamingo diesen neuen Fakt gut aufnehmen und nicht eifersüchtig reagieren würde. Selbstverständlich trat das genaue Gegenteil ein. „Warum hast du mir das vorher nie erzählt?“, wollte Doflamingo ihn einen überaus anklagenden Tonfall wissen. „Warum sollte ich dir das erzählen?“, verteidigte sich Crocodile und seufzte. „Habe ich dir nicht eben erst erklärt gehabt, dass ich es nicht gerade für klug und rücksichtsvoll halte, über irgendwelche Exfreunde von mir zu sprechen? Ich weiß doch, wie schnell du eifersüchtig wirst! Außerdem gibt es überhaupt keinen Grund zur Besorgnis: Wir waren schon mehr als drei Jahre lang getrennt, bevor ich dich kennengelernt habe. Und das Ende unserer Beziehung ist sowieso einvernehmlich gewesen. Also krieg dich bitte wieder ein, ja?“ „Und dieser Smoker wird hier jeden Moment auftauchen?“, erwiderte Doflamingo, der die Bitte seines Partners einfach überhört zu haben schien. „Habt ihr beide noch Kontakt?“ „Nein, wieso sollten wir auch?“, meinte Crocodile. „Naja, wir grüßen uns, wenn wir uns irgendwo zufällig begegnen, aber das war es dann auch schon wieder. Schließlich hat es seinen Grund gehabt, dass wir uns getrennt haben. Und jetzt solltest du dich wieder beruhigen!“ „Die Trennung hat ihren Grund gehabt?“, wiederholte Doflamingo argwöhnisch und ignorierte erneut die Bitte seines Freundes. „Er ist nicht wie Enel gewesen, wenn du das denkst“, lenkte Crocodile rasch ein. „Und er hat mich auch nicht betrogen oder so etwas in der Art. Wir haben einfach festgestellt, dass unsere Beziehung keine Zukunft hat. Lange Geschichte. Jedenfalls ist alles in Ordnung. Also komm jetzt bitte wieder runter! Du willst doch nicht Mihawks Geburtstagsparty ruinieren, indem du hier vor allen Leuten eine Eifersuchtsszene schiebst, oder?“ Glücklicherweise gelang es ihm mittels dieses letzten Arguments tatsächlich, Doflamingo wieder zur Vernunft zu bringen. Zwar wirkte er noch immer mürrisch und verärgert, aber nicht mehr so zornig wie eben noch. „Ist ja schon gut“, meinte er sogar unwillig. „Ich werde ihm schon seinen verdammten Kopf nicht abreißen. Aber ich kann mich eben immer noch nicht mit dem Gedanken abfinden, dass du vor mir schon so viele feste Partner gehabt hast. Erst dieses Foto von Marco, dann der Vorfall mit Enel und jetzt diese Sache mit Smoker... Anscheinend sind deine Exfreunde ja noch immer nicht ganz aus deinem Leben verschwunden!“ „Mach dich nicht lächerlich!“, erwiderte Crocodile und seine Stimme klang deutlich schärfer als beabsichtigt. „Du übertreibst! Und was meinst du überhaupt damit, wenn du sagst, dass meine Exfreunde noch immer nicht ganz aus meinem Leben verschwunden sind? Es ist nicht so, als würde ich es darauf anlegen, sie wiederzutreffen. Gerade auf meine Begegnung mit Enel hätte ich nur zu gerne verzichtet; das kannst du mir glauben!“ „So habe ich es gar nicht gemeint“, lenkte Doflamingo hastig ein. „Ich wollte niemals den Eindruck erwecken, dass es deine Absicht wäre oder du es darauf anlegen würdest, sie wiederzusehen. Aber es nervt mich eben. Ich meine, wer trifft denn schon gerne auf den Exfreund seines Partners, ganz gleich in welchem Zusammenhang? Niemand, oder? Kannst du denn wirklich überhaupt nicht nachvollziehen, dass ich da ein wenig eifersüchtig werde?“ „Doch, schon“, erwiderte Crocodile wahrheitsgemäß. „Aber du wirst dich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass ich bereits mehrere Partner hatte, bevor ich schließlich dich kennengelernt habe. Haben wir nicht erst letztens noch darüber gesprochen? Gerade, wo dieses alte Foto von Marco aufgetaucht war? Ich dachte, diese Sache wäre geklärt gewesen: Meine früheren Beziehungen sind alle aus gutem Grund zu Bruch gegangen. Jetzt bin ich weder mit Marco noch mit Enel oder Smoker zusammen, sondern mit dir, Doffy.“ Er benutzte absichtlich den Kosenamen seines Partners, den er immer nur beim Sex oder bei besonders wichtigen Diskussionen aussprach. „Und darüber bin ich unfassbar glücklich. Denn ich liebe dich und... und ich fühle mich in unserer Beziehung sehr wohl und geborgen. Also sei bitte nicht eifersüchtig, ja?“ Eigentlich passte es gar nicht zu einem Mann wie Crocodile, solche zärtlichen Worte in den Mund zu nehmen, doch in diesem Moment kam es ihm gut und richtig vor. Crocodile hatte das Gefühl, dass es jetzt gerade besonders wichtig war, seinem Partner deutlich zu machen, dass er ihn -wirklich nur ihn und niemand anderen- liebte. Er wollte nämlich auf jeden Fall vermeiden, dass dieser erneut mehr oder weniger subtile Andeutungen zum Thema Heiraten verstreute! „Ich liebe dich auch“, sagte Doflamingo und gab seinem Partner einen sanften Kuss auf den Mund. Da sich derzeit niemand außer ihnen beiden in der Küche aufhielt, ließ Crocodile den Kuss zu; Doflamingos Lippen fühlten sich weich und warm an. Es war nicht so, dass Crocodile sich für seinen Freund schämte (schließlich hatte er diesen gleich zu Beginn als solchen vorgestellt), doch er stellte seine Liebesbeziehungen nur ungern zur Schau. Seiner Ansicht nach gehörten Küsse, Liebesbekundungen und so weiter nicht in die Öffentlichkeit, sondern in einen geschützten und intimen Raum. „Wollen wir wieder hinüber ins Wohnzimmer?“, fragte Crocodile, nachdem sie beide den Kuss beendet hatten. „Immerhin ist die Party noch nicht zu Ende. Wir haben noch genug Zeit, um zu trinken und Spaß zu haben.“ „Wenn du weiterhin darauf bestehst, nachher Auto zu fahren, werde ich der einzige von uns beiden sein, der trinkt“, meinte Doflamingo mit tadelnder, aber nicht unernster Stimme. „Denn wenn du auch nur ein einziges Glas Wein trinkst, werde ich dir die Autoschlüssel wegnehmen, Wani!“ „Keine Sorge, ich bleibe bei meinem Wasser“, erwiderte Crocodile, für den es völlig außer Frage stand, betrunken Auto zu fahren. Seiner Meinung nach war ein solches Verhalten nämlich absolut verwerflich und gefährlich. Schon ganz wenig Alkohol im Blut konnte die Sinne und die Reaktionsfähigkeit des Fahrers deutlich beeinträchtigen. Diese Erfahrung hatte er schließlich am eigenen Leib machen müssen. Doch daran wollte Crocodile heute Abend nicht denken. Inzwischen war es zwei Uhr nachts und noch immer war der Großteil der Partygäste anwesend und vor allen Dingen bei bester Laune. Auch Mihawk war inzwischen wieder aufgetaucht. Gerade als Crocodile und Doflamingo den Raum betraten, verabschiedete er Tashigi, die (nach Zeff, der vor etwa einer Viertelstunde gegangen war) als Zweite die Geburtstagsparty verließ. Während die beiden noch miteinander redeten, betrat eine zusätzliche Person das Wohnzimmer: Smoker, Crocodiles Exfreund. Anscheinend war er hereingekommen, um nach seiner Schwester zu sehen, weil diese nicht draußen vor der Tür stand. Er wirkte nicht sonderlich überrascht, als er Crocodile zu Gesicht bekam, immerhin handelte es sich bei ihm um Mihawks jüngeren Bruder. Crocodile wusste nicht, womit Doflamingo gerechnet hatte, doch er schien sehr erleichtert zu wirken, als Smoker bloß kurz zu ihm hinüber sah und „Hey, Crocodile“ meinte. Er sagte es nicht in einem unfreundlichen oder zynischen, sondern freundlich-neutralen Tonfall, doch machte sich einmal die Mühe, zu ihm hinüber zu gehen und ihm die Hand zu schütteln. „Hey, Smoker“, waren wiederum seitens Crocodile die einzigen Worte, die sein Exfreund zur Begrüßung erhielt. Anschließend ging dieser zu Tashigi und ihrem Fechtlehrer hinüber; wahrscheinlich, um Mihawk nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren und seine Schwester dazu anzuhalten, sich ein wenig zu beeilen. Es dauerte nicht lange, bis beide verschwunden waren. „Und?“, meinte Crocodile an seinen Partner gewandt. „War es nun so schrecklich schlimm, meinem Exfreund zu begegnen? Wie du siehst, ist überhaupt nichts passiert. Also gibt es auch keinen Grund, um eifersüchtig zu reagieren.“ „Es war okay“, gab Doflamingo unwillig zu und nahm einen großen Schluck von seinem Cool Bull. Er schwieg für einen Moment, ehe er allerdings hinzufügte: „Ich werde ihn trotzdem niemals mögen. Allein aufgrund der Tatsache, dass er dein Exfreund ist.“ „Du sollst ihn doch auch gar nicht mögen“, warf Crocodile ein. „Da ich nicht viel mit ihm zu tun habe, musst du dich nicht gut mit ihm verstehen. Ich möchte einfach nur, dass du einsiehst, dass du dich nicht unwohl fühlen musst, nur weil du nicht mein allererster fester Partner bist. Du bist derjenige, mit dem ich heute hier bin - und nicht er. Denn ich liebe dich und zwar mehr, als ich jemals irgendein anderen Menschen geliebt habe.“ „Ich liebe dich auch“, erwiderte Doflamingo und um seinen Partner nicht in Verlegenheit zu bringen, sprach er ebenfalls so leise, dass nur sie beide seine Worte verstehen konnten. „Mehr als alles andere auf der Welt. Du bist der Mann meines Lebens!“ Crocodile schluckte, doch ließ sich sein Unwohlsein ansonsten nicht anmerken. Der Mann meines Lebens, wiederholte er gedanklich und wusste nicht, was er von dieser Aussage halten sollte. Sie klang so schrecklich nach.... heiraten. Unsinn, redete Crocodile sich ein und nippte nervös an seinem Wasserglas. Er sollte jetzt nicht in Panik verfallen. Wahrscheinlich fürchtete er sich bloß so sehr davor, dass sein Freund ihm einen Heiratsantrag machen könnte, dass er überall irgendwelche an den Haaren herbeigezogene Andeutungen sah. Schließlich hatte Doflamingo genau diese Worte schon häufiger zu ihm gesagt. Zum Beispiel, als sie beide im Flying Lamb essen gegangen waren, erinnerte sich Crocodile plötzlich. Damals hatte Doflamingo genau diese Worte benutzt, als er versucht hatte, ihn davon zu überzeugen, zu ihm zu ziehen. Was ihm schlussendlich auch gelungen war. Ruhe bewahren, sprach Crocodile in Gedanken aus und bemühte sich darum, dem nachzukommen. Er machte sich hier doch nur selbst verrückt! Und vor allen Dingen lächerlich! Er sah Anspielungen, wo definitiv keine vorhanden waren! Nur weil er Angst davor hatte, dass Doflamingo ihm womöglich einen Antrag machen könnte, bedeutete dies schließlich noch lange nicht, dass diese Angst auch real war! Wahrscheinlich dachte sein Partner nicht einmal in diese Richtung, redete Crocodile sich ein und spürte, dass ihn dieser Gedanke tatsächlich zu beruhigen vermochte; auch wenn er einen gewissen Rest an Zweifeln einfach nicht vertreiben konnte. Um drei Uhr dreißig merkte Crocodile seinem Partner gegenüber an, dass er sich gerne allmählich auf den Heimweg machen wollte. Seit Tashigi gegangen war, hatte sich dieser noch drei verschiedene Cocktails gemischt und wirkte inzwischen mittelmäßig angetrunken. Da Crocodile bezweifelte, dass es ihm gelingen würde, ihn komplett betrunken zu machen, hatte er sein Vorhaben schließlich aufgegeben und beschlossen, sich mit diesem dürftigen Zwischenergebnis zufriedenzugeben. Er hoffte bloß, dass sein Freund tatsächlich recht lange schlief, damit für ihn genug Zeit blieb, um seinen privaten Angelegenheiten nachzugehen. „Jetzt schon?“, war leider die unwillige Antwort, die seitens Doflamingo erhielt. „Wir haben gerade einmal halb vier. Und außerdem ist doch noch der Großteil der Gäste da.“ „Trotzdem“, gab Crocodile zurück. „So langsam werde ich echt müde. Immerhin trinke ich im Gegensatz zu dir nichts. Und wir sind schon seit deutlich mehr als sieben Stunden hier; ich finde, das reicht.“ „Bestimmt enttäuschen wir Mihawk, wenn wir jetzt schon gehen“, wandte Doflamingo ein und es ärgerte Crocodile, dass sein Partner mit gezinkten Karten spielte und versuchte, irgendwelche familiären Pflichtgefühle für seine Zwecke auszunutzen. „Schließlich bist du doch sein Bruder!“ „Ich bin mir sicher, dass Mihawk es gut verstehen wird, wenn wir uns um diese Uhrzeit von ihm verabschieden“, erwiderte Crocodile darum sehr energisch. „Er ist kein Mensch, der versucht, jemand anderem etwas gegen dessen Willen aufzudrücken. Und außerdem haben wir noch eine fast einstündige Autofahrt vor uns, bevor wir in deiner Villa ankommen.“ „Mihawk hat doch angeboten, dass wir beide im Gästezimmer schlafen können“, warf Doflamingo plötzlich ein. „Warum machen wir das nicht einfach? Dann könntest du auch etwas trinken.“ „Darum geht es doch gar nicht“, meinte Crocodile. So langsam begann es ihn gehörig zu nerven, dass sein Partner seinem Wunsch, endlich nach Hause zu fahren, so sehr widerstand. „Ich möchte nämlich überhaupt nichts trinken. Seit diesem Vorfall im Skypia verzichte ich lieber für eine Weile auf Alkohol. Es geht darum, dass ich müde werde. Und außerdem ist inzwischen abgesehen von mir jeder hier betrunken und das nervt mich.“ „Wenn wir im Gästezimmer übernachten, kannst du dich jetzt sofort schlafen legen“, versuchte Doflamingo ihn noch immer zum Bleiben zu überreden. „Und ich komme dann im Verlauf der Nacht zu dir. Man sollte sowieso nicht im müden Zustand Auto fahren!“ „Verdammt, Doflamingo!“ Crocodiles anfängliche Geduld neigte sich nun langsam dem Ende zu und wurde durch Ärger und Unruhe ersetzt. „Warum nur willst du immer deinen Willen durchsetzen? Kannst du denn nicht einmal auch an mich denken? Ich möchte nicht mehr länger hierbleiben, weder hier unten bei der Party noch oben im Gästezimmer! Ich möchte zurück zur Villa fahren! Immerhin sind wir schon seit halb neun hier; das sind mehr als sieben Stunden!“ „Aber wenn du deinen Willen durchsetzen willst und ich mich dir beugen soll, dann ist das in Ordnung, oder wie?“, gab Doflamingo mit gereizter Stimme zurück. „Ich möchte noch bleiben, du möchtest fahren - und jetzt soll natürlich dein Wille gelten!“ „Das stimmt doch gar nicht!“, erwiderte Crocodile, der sich von der aufgeladenen Stimmung seitens seines Partners anstecken ließ. „Eigentlich wollte ich nämlich einen Kompromiss vorschlagen: Dass wir gemeinsam eine Uhrzeit aussuchen, zum Beispiel. Wie wäre es mit vier Uhr?“ „Diesen Kompromiss hast du dir doch gerade eben ausgedacht“, warf Doflamingo ihm missgelaunt vor. „Sag mal, was ist eigentlich los mit dir?“ Crocodile erkannte seinen Partner kaum wieder. Sich so untypisch mürrisch und angriffslustig zu geben, passte überhaupt nicht zu dem unbekümmerten und fürsorglichen Mann, den er kannte. Lag das vielleicht am Alkohol? „Weißt du was: Kompromisse gehören nun einmal zu einer Beziehung mit dazu! Und wenn du keine Lust darauf hast, dann ist das nicht mein Problem. Von mir aus kannst du im Gästezimmer meines Bruders übernachten. Aber ich fahre jetzt nach Hause! Kannst dir ja ein Taxi nehmen oder so.“ Und mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und hielt nach Mihawk Ausschau, um sich von diesem zu verabschieden. Sonderlich weit kam er allerdings nicht: Er war kaum zwei Schritte gegangen, als sein Freund ihm am Hemdsärmel festhielt. Wütend riss sich Crocodile aus dessen Griff. Er war ein sehr stolzer Mensch und hatte es absolut nicht nötig, sich niedermachen zu lassen: weder von seinem Partner noch von sonst irgendjemandem. Diese Zeiten waren ein für allemal vorbei! „Hey, Crocodile, warte doch!“, meinte Doflamingo, der plötzlich sehr reumütig klang. „Das hätte ich nicht sagen sollen; es war dumm von mir.“ Angesichts dieser plötzlichen Bereitschaft, Fehler einzusehen, blieb Crocodile tatsächlich stehen und warf Doflamingo einen abschätzenden Blick zu. Er blieb absichtlich stumm und wartete darauf, dass sein Freund fortfuhr. „Ich bin eben wegen einer ganz anderen Sache wütend geworden.“ „Und weswegen genau?“, hakte Crocodile skeptisch nach, der noch immer nicht ganz dazu bereit war, seinem Partner dessen unangebrachte Anwandlung zu verzeihen. Doflamingo schwieg für einen Moment, ehe er beinahe schon betreten zugab: „Weil du ständig deine Villa sagst.“ „Hm?“ Crocodile verstand überhaupt nicht, worauf sein Partner hinauswollte. „Na“, meinte Doflamingo mit verzogenem Mund, „immer, wenn du mit mir redest, sagst du deine Villa. Dabei ist es doch gar nicht mehr nur meine Villa - es ist unser gemeinsames Zuhause. Und, naja, ich finde es total furchtbar, dass du immer noch ständig deine Villa sagst!“ Es dauerte eine Weile, bis die Worte, die sein Partner sagte, ganz bis zu Crocodiles Gehirn durchgedrungen waren. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Ihm kam dieser Vorwurf absolut hanebüchen vor. „Das ist dein Problem?“, wiederholte er darum ungläubig, als Doflamingo zu Ende gesprochen hatte. „Dass ist öfter deine Villa als Zuhause oder so etwas in der Art sage? Ich bin doch erst vor kurzem bei dir eingezogen; natürlich braucht es ein wenig Zeit, bis ich mich vollständig umgewöhnt habe! Aber warum hast du mir das denn nicht gesagt, wenn du so viel Wert darauf legst? Ich wusste ja nie, dass es dich so sehr verletzt, wenn ich deine Villa sage!“ „Keine Ahnung“, gab Doflamingo zu. „Vielleicht, weil es mir selbst bescheuert vorkam. Schließlich ist es ja wirklich nur eine Kleinigkeit. Und, naja, du sagst ja auch nicht immer deine Villa. Eben hast du zum Beispiel Ich fahre jetzt nach Hause gesagt.“ Verblüfft schüttelte Crocodile den Kopf. „Aber gerade wenn es sich doch nur um Kleinigkeiten handelt, kannst du mit mir darüber reden, Doffy“, meinte er und bemerkte selbst, dass er inzwischen wieder versöhnlich klang. „Das ist mir lieber, als wenn du die Dinge, die dich stören, runterschluckst und sie dann bei einem Streit, der überhaupt nichts mit diesem Thema zu tun hat, wieder hochkommen. Und außerdem bekomme ich nur dann die Chance, mich zu ändern und mich darum zu bemühen, deinen Wünschen nachzukommen, wenn du mir sagst, was dich an mir stört.“ „An dir als Person stört mich eigentlich überhaupt nichts“, lenkte Doflamingo rasch ein. „Mich stören höchstens ein paar deiner Verhaltensweisen. Aber ich will auch keinen Streit heraufbeschwören, indem ich dich mit Kleinigkeiten nerve. Du bist ja in letzter Zeit sowieso schon immer so schlimm im Stress wegen deiner Arbeit, da möchte ich dich nicht auch noch unter Druck setzen, wenn du abends endlich nach Hause kommst!“ „Oh“, machte Crocodile und sah betreten zu Boden. Es hatte gar nicht gewusst, dass Doflamingo der Ansicht war, ihre Beziehung stünde dauerhaft unter solch heftiger Belastung. Ganz im Gegenteil: Crocodile bemühte sich doch mit aller Kraft darum, seinem Partner so gut wie möglich aus seinem beruflichen Stress herauszuhalten. Nun, anscheinend gelang ihm dies nicht einmal ansatzweise so gut wie angenommen. „Nun ja, wie auch immer: Jedenfalls kannst du es mir gerne sagen, wenn dich etwas stört. Ich möchte, dass du weißt, dass wir beide über alles reden können. Und gerade solche Kleinigkeiten sind wirklich kein Problem für mich; du musst es nur sagen!“ „Okay“, antwortete Doflamingo und wirkte erleichtert. „Und von mir aus können wir auch um vier Uhr nach Hause fahren. Du hast Recht: Wir sind wirklich schon sehr lange hier auf dieser Party. Ich wäre zwar gerne noch länger geblieben, du weißt schon wieso... Ich verbringe gerne Zeit mit dir und deiner Familie. Du wirkst immer so angenehm entspannt, wenn Mihawk und Hancock in deiner Nähe sind. Aber ich kann es auch gut verstehen, wenn du allmählich müde wirst und wieder nach Hause möchtest. Schließlich hattest du gestern einen sehr anstrengenden und vor allem langen Arbeitstag.“ „Wir können vier Uhr fünfzehn machen“, lenkte Crocodile ein. „Wenn wir schnell fahren, sind wir dann etwa um fünf Uhr Zuhause. Das ist okay, denke ich. Aber dafür vergessen wir diesen blöden Streit, den wir eben hatten, und genießen die restliche Zeit hier auf Mihawks Geburtstagsparty. Bist du damit einverstanden?“ „Absolut“, stimmte Doflamingo ihm gut gelaunt und nahm den letzten Schluck aus seinem Glas Cool Bull. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)