Mesh Of Lies von kleines-sama (DoflamingoxCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 25: Kapitel 13 ---------------------- Crocodile konnte vor Wut nicht mehr klar denken. Er spürte in seinem Schädel ein so starkes Pochen, dass man meinen könnte, Herz und Gehirn hätten ihre Plätze getauscht. Und die Sicht verschwamm immer wieder vor seinen Augen, obwohl er seine Tränen im Sekundentakt mit dem Hemdsärmel abwischte. Er war bereits auf halbem Wege zu seinem Mercedes C 216, als er es sich kurzerhand anders überlegte. Noch so einen Unfall wie damals, als er auf dem Weg zu seinem Freund Daz einem anderen Autofahrer die Vorfahrt genommen hatte, wollte er auf keinen Fall bauen. Ein zweites Horrorszenario dieser Art könnte er sich nie verzeihen. Also steuerte Crocodile anstelle der Tiefgarage den nächsten Nebenausgang der Villa an. So unauffällig wie möglich verließ er das weitläufige Grundstück und lief nach draußen auf die Straße. Wenn er sich nicht irrte, dann befand sich in nur etwa ein bis höchstens eineinhalb Kilometern Entfernung eine U-Bahnstation; dort wollte Crocodile hin. Die U-Bahn anstelle seines Autos zu nehmen, hielt er für eine besonders kluge Idee: Vermutlich würde Doflamingo unten in der Tiefgarage als erstes nach ihm suchen. Er kommt nie auf die Idee, dass ich mit der Bahn fahre, dachte Crocodile, der sich im Augenblick alles andere als bereit für eine Auseinandersetzung mit seinem Partner fühlte. Er erreichte die U-Bahnstation; abgesehen von ihm waren nur sehr wenig andere Leute anwesend. Die meisten Menschen, die in dieser Gegend wohnten (ein paar Umweltschutz-Fanatiker vielleicht ausgenommen), besaßen teure Autos und hielten nicht viel vom U-Bahn fahren. Crocodile kam nicht umhin sich zu fragen, ob sein reicher Verlobter jemals das Innere einer Bahn oder eines Busses gesehen hatte. Vermutlich nicht. Der Gedanke an Doflamingo trieb ihm erneut Tränen in die Augen. So unauffällig wie möglich wischte Crocodile sie fort. Er konnte noch immer nicht so recht fassen, was er gerade eben erfahren hatte. Doflamingo und Monet... allein die Vorstellung löste Wutgefühle in ihm aus. Er fühlte sich betrogen und verraten. Geistesabwesend stieg Crocodile in die nächste Bahn, die einfuhr. Eine Weile lang tat er gar nichts außer nachzudenken und aus dem Fenster zu blicken. Erst als als die U-Bahn die Endstation erreichte und die Fahrgäste per Lautsprecherdurchsage darum gebeten wurden auszusteigen, stand Crocodile von seinem Sitz auf. Weil er keine Ahnung hatte, wo er sich befand, nahm er wahllos irgendeinen Ausgang des U-Bahnschachtes und erreichte schließlich einen hübschen Park, der um einen kleinen See herum angelegt worden war. Andere Menschen konnte Crocodile nicht entdecken. Es handelte sich um einen sehr schönen und einsamen Ort. Genau das, was er jetzt brauchte. Er ließ sich auf einer Bank nahe am Wasser nieder, legte den Kopf in den Nacken und blickte hinauf zum Mond. Doflamingo und Monet, dachte er, Monet und Doflamingo. Crocodile stellte sich vor, wie die beiden gemeinsam im Bett lagen und den Körper des jeweils anderes streichelten. Wie Doflamingo seine Sonnenbrille abnahm und seine stechend grünen Augen offenlegte. Wie er Monet grinsend anblickte und... und... Natürlich war Crocodile sich dessen bewusst, dass sein Verlobter mit anderen Menschen Sex gehabt hatte, ehe sie sich kennenlernten. Das konnte er ihm nicht verübeln; schließlich sah es da bei ihm selbst nicht anders aus. Crocodile ging es nicht hauptsächlich um den Sex. Es ging ihm auch nicht darum, dass Monet eine Frau war. Das Problem war, dass sein Verlobter ihm diese Sache verschwiegen hatte. Doflamingo hatte einfach so getan als wäre nie etwas geschehen. Er hatte seine Freundschaft zu Monet weiter aufrechterhalten und sie ihm zu Beginn ihrer Beziehung auch als eine ganz normale Freundin vorgestellt gehabt. Darüber, dass sie kurz vorher einmal miteinander im Bett gewesen waren, hatte er jedoch nie ein Wort verloren. Ganz im Gegenteil: Er hatte mit Monet sogar vereinbart diese Liebelei vor ihm geheimzuhalten. Für Crocodile war es glasklar: Sein Verlobter hatte ihn ihre gesamte Beziehung lang angelogen. Er hatte ihn betrogen. Getäuscht. Er selbst war der Ansicht, dass man zu Exfreunden und -freundinnen nach Möglichkeit den Kontakt abbrechen sollte, wenn sich herausstelle, dass keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft bestand. Eine Person, mit der man geschlafen hatte, hinterher noch als guten Freund zu behalten, sorgte bloß für riesige Probleme. Crocodile konnte sich jedenfalls kaum vorstellen, dass in dieser Situation irgendjemand anders reagiert hätte als er. Wenn ich weiterhin mit Smoker oder Marco oder sonst wem befreunden geblieben wäre, drehte er den Spieß gedanklich um, wäre Doflamingo an die Decke gegangen. Er hätte sofort verlangt, dass kein Kontakt mehr besteht. So eifersüchtig wie er ist, müsste Doflamingo eigentlich am allerbesten wissen, dass solche Freundschaften ein absolutes No-go sind. Wütend aufseufzend wollte Crocodile in die Innentasche seiner Jacke greifen, um eine Zigarre hervorzuholen - nur um festzustellen, dass er bloß ein Hemd trug. Im Eifer des Gefechts hatte er nicht daran gedacht gehabt, eine Jacke mitzunehmen. Und so wütend wie er im Augenblick war, spürte er nicht einmal die Kälte der aufkommenden Nacht. Was sollte er jetzt tun? Sich von Doflamingo trennen? Nein, das kam auf gar keinen Fall infrage. Sein Verlobter hatte einen großen Fehler gemacht, aber keinen, den man nicht wiedergutmachen könnte. Schließlich war es nicht so, als hätte er ihn während ihrer Beziehung mit Monet betrogen. Diese Sache war vorher passiert (wenn auch nur sehr kurz vorher). Er soll sich bei mir entschuldigen, beschloss Crocodile am Ende, und die Freundschaft zu Monet beenden. Wenn er das tut, dann könnte ich ihm verzeihen. Er erhob sich von der Parkbank und beschloss eine Runde um den See zu drehen, ehe er sich auf den Weg zurück zur Villa machte. Er war zwar immer noch wütend, aber hatte sich wenigstens soweit gefangen, dass er nachher zu einem Gespräch mit seinem Partner bereit wäre. Hoffentlich ging Doflamingo auf seine Forderungen ein. Ansonsten war ein weiterer Streit nämlich vorprogrammiert. Crocodile war fast schon wieder bei der U-Bahnstation angelangt, als er sein Handy aus seiner Hosentasche hervorholte und einen kurzen Blick draufwarf. Der Display zeigte ihm sage und schreibe zwölf entgangene Anrufe von Doflamingo und vier entgangene Anrufe von Bellamy an. (Vermutlich hatte sein Verlobter dessen Handy benutzt in der Hoffnung, dass Crocodile abnehmen würde, wenn eine andere Rufnummer angezeigt wurde.) Dazu kamen dann noch neun Textnachrichten. Crocodile sah die Nachrichten durch, während er den U-Bahnschacht betrat. (Dieses Mal löste er auch ein Ticket.) Lauf bitte nicht weg lass uns darüber reden, hieß es in der ersten SMS. Dafür war es wohl ein bisschen zu spät. Wo bist du?. Das wusste er ja nicht einmal selbst. Die dritte Textnachricht ließ wieder Wut in ihm aufwallen: Ich habe dir nichts davon erzählt weil ich wusste dass du ausrasten würdest. Offenbar begriff Doflamingo überhaupt nicht, worum es ihm ging. Du verstehst das alles nämlich falsch!! Wir waren nie zsm oder so das war eine einmalige bettgeschichte nichts weiter. Crocodiles Befürchtung wurde in Form der nächsten Nachrichten weiter bestätigt: Und es ist ja auch nicht während unserer beziehung passiert sondern davor. Ich hab dich nicht betrogen oder so was. Das musst du mir glauben!!!!!! Die anderen Nachrichten überflog Crocodile bloß kurz: Bitte komm wieder nach hause und lass uns darüber reden. Ich erklär dir alles und dann verstehst du auch dass es ganz anders ist als du dachtest. Es ist alles bloß ein großes missverständnis. Doflamingo hatte wirklich nicht verstanden, wo das Problem lag. Er begriff es ganz einfach nicht. Frustriert steckte Crocodile sein Handy wieder weg. Wie konnte sein Verlobter bloß so unfassbar ignorant sein?! Plötzlich hatte Crocodile überhaupt keine Lust mehr zur Villa zurückzukehren und sich mit Doflamingo auseinanderzusetzen. Nicht nur, dass sein Partner seinen Fehler offenbar nicht einsah - ihm war nicht einmal bewusst, worum es eigentlich ging. Was würde passieren, wenn sie jetzt miteinander redeten? Vermutlich würde Doflamingo ihm vorwerfen, dass er überreagierte. Er würde irgendwelche alten Textnachrichten hervorkramen, die bewiesen, dass diese Liebelei vor Beginn ihrer Beziehung stattgefunden hatte. Er würde sich weigern sich zu entschuldigen, so wie fast immer. Und dann käme es zum riesigsten Streit aller Zeiten. Crocodile entschied sich dagegen. Als er die Gleise erreichte, suchte er auf dem Fahrplan nach der schnellste Verbindung zum Wohnort seiner beiden Geschwister. Es überraschte ihn, als er herausfand, dass ihm bloß eine Fahrt von etwa fünfzehn Minuten bevorstand. Ihm war überhaupt nicht klar gewesen, wie weit er mit der U-Bahn bereits gefahren war. Während er unterwegs war, versuchte er Mihawk über's Handy zu erreichen. Als sein älterer Bruder auch beim dritten Mal nicht abnahm, versuchte er sein Glück stattdessen bei Hancock. Sie ging ran. „Hallo, Crocodile“, begrüßte sie ihn freundlich. „Was gibt’s?“ „Hey“, erwiderte er und musste kurz schlucken, damit seine Stimme sich normal anhörte. „Bist du gerade Zuhause?“ „Ähm, ja“, antwortete Hancock in einem leicht irritiert klingenden Tonfall. „Wieso?“ „Ich brauche dringend jemanden, mit dem ich sprechen kann“, meinte Crocodile, der kein Freund davon war, um den heißen Brei herumzureden. „Es geht um mich und Doflamingo. Ich habe auch versucht Mihawk zu erreichen, aber bei ihm geht nur die Mailbox ran.“ „Er ist heute auf einem Turnier gewesen“, erklärte Hancock ihm. „Es geht um die Qualifikation für die Meisterschaft und einer seiner Schüler -dieser Zoro, glaube ich- hat wohl gute Chancen. Die beiden kommen erst morgen Mittag wieder zurück.“ „Das wusste ich nicht“, gab Crocodile zu. „Naja, wie auch immer, ich bin schon so etwa in fünfzehn Minuten bei dir. Ist das okay für dich?“ „Klar“, sagte seine jüngere Schwester. „Kein Problem. Aber, ähm, braucht man von dir Zuhause aus mit dem Auto nicht mindestens eine Dreiviertel bis zu mir? Wo bist du denn gerade? Es ist bald Mitternacht!“ „Ich bin spazieren gegangen, um mich ein bisschen zu beruhigen“, erklärte Crocodile ihr. „In diesem Park, du weißt schon, mit dem kleinen See und den vielen Gänsen. Ist nicht weit weg von dir.“ „Okay“, meinte Hancock, die ziemlich irritiert klang. „Ich setze Tee für uns beide auf, ja? Möchtest du Pfefferminz oder Kamille?“ „Kamille, bitte.“ „Okay, gut. Und Crocodile...“ Hancock schwieg für einen kurzen Moment, ehe sie sagte: „Bitte versuch dich zu beruhigen, okay? Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden, egal was zwischen Doflamingo und dir vorgefallen ist.“ „Das hoffe ich“, erwiderte Crocodile mit resignierter Stimme und legte auf. Wenn sie Besuch erwartete, ließ seine Schwester die Haustüre meistens offen. Crocodile hatte diese Angewohnheit schon immer überaus leichtsinnig gefunden, doch Hancock schien nicht zu begreifen, in welche Gefahr sie sich und ihr Eigentum damit brachte. „Ich wohne nicht wie du in einer Großstadt“, sagte sie jedes Mal, wenn Crocodile sie darauf ansprach. „Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Niemand käme auf die Idee bei mir einzubrechen.“ An diesem Abend schenkte er dieser verrückten Marotte seiner jüngeren Schwester keine Beachtung. Stumm schob Crocodile die Türe auf, durchquerte den Eingangsbereich und bog am Ende des Flurs links in die Küche ein. Hancock stellte gerade zwei Tassen heißen Tee und eine Schale mit Gebäck auf ein Tablett. „Ich trage das“, sagte Crocodile anstelle einer Begrüßung. „Setz du dich hin.“ „Mach dich nicht lächerlich“, erwiderte Hancock und ließ nicht zu, dass er ihr das Tablett abnahm. „Ich bin schwanger, nicht krank!“ Dass sie schwanger war, war wirklich nicht zu übersehen. Ein dicker, runder Babybauch wölbte sich unter dem violetten Kleid hervor, das sie trug. Unweigerlich stellte Crocodile sich das kleine Menschlein vor, das sich darin befand. Es war ein sehr befremdlicher Gedanke. „Du bist inzwischen im siebten Monat, oder?“ Hancock nickte. „In fünf Wochen gehe ich in Mutterschutz“, erzählte sie. Im Wohnzimmer setzten sie sich nebeneinander auf die Couch. Crocodile griff dankbar nach dem Kamillentee, den seine Schwester für ihn gekocht hatte, und wärmte seine Finger an der heißen Tasse. Erst jetzt spürte er die Kälte in seinen Gliedmaßen. „Was ist denn eigentlich passiert?“, fragte Hancock mit sanfter Stimme. „Wieso haben Doflamingo und du sich gestritten?“ „Zu einem Streit ist es gar nicht so wirklich gekommen“, erwiderte Crocodile. Er wusste nicht recht, wo er anfangen sollte. Bei dem Autounfall, von dem Doflamingo ihm damals erzählt hatte? Oder sollte er lieber direkt auf den Punkt kommen? Schlussendlich platzte ziemlich ungestüm „Doflamingo hat mit einer Frau geschlafen!“ aus ihm heraus. Überrascht riss Hancock die Augen auf. „Er... hat dich betrogen?“, fragte sie im Flüsterton nach. „Nein“, gab Crocodile kopfschüttelnd zurück. „Nicht so richtig. Also, das ist passiert, bevor wir beide ein Paar geworden sind.“ „Wo liegt dann das Problem?“, wollte Hancock wissen. Sie zog eine Augenbraue hoch und nippte an ihrem Tee. „Doflamingo ist über dreißig. Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass er als Jungfrau in eure Beziehung gegangen ist, oder?“ „Nein, natürlich nicht.“ Seufzend fuhr Crocodile sich mit der Hand durch sein Haar. „Du verstehst das nicht: Diese Bettgeschichte ist nur ein paar Tage, bevor ich angefangen habe Doflamingo zu daten, passiert. Er hat mich wochenlang um eine Verabredung angebettelt, ist aber gleichzeitig mit wem anders in die Kiste gegangen!“ „Ich finde, du reagierst über“, meinte Hancock mit ernster Stimme. „Du hast doch selbst gesagt, dass diese Sache passiert ist, bevor ihr beide begonnen habt miteinander auszugehen. Damals hat Doflamingo dir doch noch gar nichts geschuldet, er war ungebunden. Wenn er mit ihr geschlafen hätte als ihr bereits zusammen wart, dann könnte ich deine Aufregung verstehen, aber so...“ „Das ist noch nicht alles!“ Crocodile ärgerte es, dass seine Schwester seine Empörung nicht nachvollziehen konnte. „Die Frau, mit der Doflamingo geschlafen hat, war nicht einfach irgendeine Fremde, sondern seine beste Freundin! Und nach dieser Sache ist er weiterhin mit ihr befreundet geblieben und hat mir gegenüber so getan als wäre nie etwas zwischen ihnen passiert! Mein Verlobter hat mir diesen One-Night-Stand mit ihr eiskalt verschwiegen! Ich habe heute durch puren Zufall davon erfahren!“ Noch immer schien Hancock nicht zu begreifen, was los war. Anstatt wütend auf Doflamingo zu schimpfen, warf sie ihm bloß einen zweifelnden Blick zu und griff nach einem selbstgebackenen Plätzchen mit Marmeladen-Füllung. „Ideal ist diese Situation sicherlich nicht“, meinte sie schließlich in einem ziemlich nüchtern klingenden Tonfall, „aber ich finde trotzdem, dass du überreagierst. Wie gesagt, das ist passiert, ehe ihr beide angefangen habt miteinander auszugehen. Und so wie du es erzählst, klingt es auch eher nach einer sehr kurzen Bettgeschichte. Es ist ja nicht so als wären die beiden je zusammen gewesen. An deiner Stelle würde ich diesem One-Night-Stand nicht so viel Bedeutung beimessen.“ „Es geht mir gar nicht so sehr um den Sex an und für sich“, versuchte Crocodile seiner Schwester das Problem näherzubringen, „sondern darum, dass er es mir verschwiegen hat. Die beiden haben untereinander ausgemacht, mich im Dunkeln zu lassen! Kannst du dir das vorstellen?“ „Nun ja“, erwiderte Hancock, die immer noch nicht überzeugt wirkte, „warum sollte er es dir auch erzählen? Also, aus welchem Grund? Wenn es wirklich nur eine einmalige Sache war, dann spielt es ja eigentlich keine Rolle mehr. Dich einzuweihen würde doch nur unnötig eure Beziehung strapazieren. Und die Freundschaft zu ihr natürlich auch.“ „Das ist übrigens noch ein weiterer Knackpunkt!“, warf Crocodile stürmisch ein. Dass Hancock eher auf Doflamingos als auf seiner Seite zu sein schien, trieb ihn zur Verzweiflung. Als seine Schwester hatte sie doch die Pflicht ihm rechtzugeben und nicht seinem Verlobten! Stattdessen machte sie ihm nichts als Vorwürfe. „Ich finde es ungeheuerlich, dass er weiterhin mit ihr befreundet geblieben ist! So etwas macht man einfach nicht! Wie soll ich mich denn bitte fühlen, wenn er sich mit einer Freundin trifft, von der ich weiß, dass er sie mal gevögelt hat?!“ „Nun, deswegen wird er dir wohl nichts davon erzählt haben...“ Diese Aussage war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Plötzlich kannte Crocodile kein Halten mehr. „Was redest du denn da?!“, brüllte er mit ungläubiger Stimme und warf Hancock einen zornigen Blick zu. „Wieso nimmst du Doflamingo so sehr in Schutz? Er hat mir monatelang verschwiegen, dass er kurz vor unserer Beziehung mit seiner besten Freundin geschlafen hat, und du tust so als wäre das völlig normal!“ „Ich hatte doch gesagt gehabt, dass diese Situation nicht ideal ist“, lenkte Hancock ein, „aber trotzdem finde ich es unnötig sich darüber aufzuregen. Immerhin ist das schon sehr lange her. Wer hat denn etwas davon, wenn so alte Geschichten wieder aufgewärmt werden?“ „Und wenn er mich betrogen hätte!?“, entgegnete Crocodile wütend. „Wäre das dann auch egal, bloß weil es vielleicht länger her ist?!“ „Du vergleichst Äpfel mit Birnen“, warf Hancock ihm vor. „Doflamingo hat dich nicht betrogen! Ich bin mir sicher, dass er so etwas niemals tun würde. Er liebt dich und...“ „Wenn er mich liebt, warum hat er Monet gefickt!?“ Crocodile spürte, dass sich erneut Tränen anbahnten, doch er versuchte sie mit aller Kraft zurückzuhalten. Er hatte das letzte Mal vor seiner Schwester geweint, als sie beide Kinder gewesen waren. „Doflamingo hat mich so oft um ein Date gebeten! Hat mir eingeredet, er hätte sich in mich verliebt! Dass er mich unbedingt um jeden Preis näher kennenlernen möchte! Und dann steigt er ein paar Tage später mit seiner besten Freundin ins Bett! So etwas tut man doch nicht, wenn man verliebt ist!“ „Ihr wart noch nicht zusammen. Er hat dir nichts...“ „Und das soll ich ihm glauben?!“, unterbrach Crocodile seine Schwester erneut. „Woher weiß ich denn, dass es wirklich schon passiert ist, bevor wir beide ein Paar wurden? Zu Beginn unserer Beziehung haben wir uns noch nicht täglich gesehen... und Doflamingo denkt ständig nur an Sex... Warum sollte ich ihm glauben, dass dieser One-Night-Stand vorher passiert ist? Und dass es überhaupt ein One-Night-Stand war und keine länger andauernde Beziehung? Doflamingo ist nicht schwul, er ist bisexuell... Vielleicht sehnt er sich manchmal nach einer Frau.. Vielleicht hat er mich monatelang mit Monet betrogen...?“ Verzweifelt wischte Crocodile sich mit dem Hemdsärmel über seine tränennassen Augen. Sie hinterließen einen dunklen Fleck auf dem grünen Stoff. „Wie soll ich ihm je wieder vertrauen?“ „Jetzt reicht es aber!“, fuhr Hancock ihn plötzlich an. „Das sind wilde Unterstellungen, Crocodile! Ich meine es ernst: Doflamingo mag seine Fehler haben, aber er ist ein ehrenwerter Mann. Er würde dich nie betrügen! Daran darfst du nicht auch nur denken!“ „Doflamingo hält nicht viel von Treue“, gab Crocodile zurück. „In seinen früheren Beziehung hat er seine Partner ständig betrogen und angelogen. Es war dumm von mir mich auf so einen Mann einzulassen! Doflamingo ist ein verdammter Lügner und...!“ „Du tust ja glatt so als wärst du auch nur um einen Deut besser!“, meinte Hancock mit giftiger Stimme. „Doflamingo mag dich wegen dieser einen Sache angelogen haben, die schon fast ein Jahr lang her ist. Aber du lügst ihn schon seit Monaten jeden Tag an! Oder hast du ihm inzwischen von deiner Kündigung erzählt? Ich finde, du hast kein Recht, kein Recht jemand Anderen für seine Lügen zu verurteilen. Du bist nämlich selbst ein schrecklicher Lügner, Crocodile, also hör auf dich zu beschweren!“ Crocodile konnte überhaupt nicht fassen, was seine Schwester ihm da an den Kopf warf. Er glaubte, sich verhört zu haben. Mit einem völlig entgeisterten Gesichtsausdruck blickte er zu ihr hinüber. Erst als er sich absolut sicher war, dass er sich ihre Worte nicht eingebildet hatte, erhob er sich von der Couch und erwiderte wütend brüllend: „Meine Kündigung geht Doflamingo nichts an! Mein Job und mein Geld sind meine Sachen! Unsere Beziehung wird dadurch nicht beeinflusst! Dass mein Verlobter seinen Schwanz in seine Freundin gesteckt hat, geht mich hingegen sehr wohl etwas an!“ „Das ist Schwachsinn und das weißt du ganz genau!“, entgegnete Hancock. Sie erhob sich ebenfalls von der Couch und taxierte ihn mit zornigen Blicken. „Warum nimmst du Doflamingo so sehr in Schutz?!“, fragte Crocodile zähnefletschend. Er war verzweifelt, wütend und furchtbar enttäuscht. Dass seine eigene Schwester anstatt ihn zu trösten sich auf die Seite von Doflamingo stellte, verletzte ihn tief. Eigentlich hatte er geglaubt gehabt, sich immer auf seine beiden Geschwister verlassen zu können. Er fühlte sich nicht nur von seinem Verlobten, sondern auch von Hancock betrogen. Wieso suchte sie die Schuld bei ihm und nicht bei Doflamingo? Warum... Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Das Geld!“, zischte Crocodile mit verächtlicher Stimme. „Darum geht es dir! Du hast Angst, dass Doflamingo seine fündundsiebzigtausend Berry zurücknimmt, wenn wir uns trennen! Deswegen spielst du herunter, was er getan hat, und beschuldigst stattdessen mich!“ „Das stimmt doch gar nicht“, erwiderte seine Schwester, doch die Schuld stand ihr praktisch ins Gesicht geschrieben. „Ich fasse es nicht!“ Crocodile musste sich erneut mit dem Hemdsärmel über die Augen fahren, damit Hancock seine Tränen nicht sah. „Du bist eine miese Verräterin! Du leckst Doflamingo die Stiefel, damit du sein Geld behalten kannst! Schämst du dich denn gar nicht?!“ „Crocodile“, sagte Hancock mit schuldbewusster Stimme, „so ist das nicht! Bitte, ich...“ „Ich verschwinde“, erwiderte Crocodile. Er spürte, dass er in wenigen Sekunden in Tränen ausbrechen würde, und wollte sich dieser Blöße vor seiner Schwester nicht geben. Hancock versuchte ihn aufzuhalten, doch er schüttelte ihre Hand ab und verließ ihr Haus so schnell seine Beine ihn tragen konnten. Auf dem Weg zurück zur U-Bahnstation warf Crocodile einen Blick auf sein Handy. Inzwischen war es null Uhr dreißig. Außerdem hatte er sieben entgangene Anrufe von Doflamingo und vier von Law. Dazu kamen noch drei neue Textnachrichten. Während er auf die U-Bahn wartete (laut der elektronischen Anzeigetafel über seinen Kopf fuhr die nächste Bahn erst in fünfzehn Minuten), überflog er die Nachrichten. Wo bist du? Bitte geh ans handy, hieß es in der ersten. Ich mache mir sorgen wani :( , stand in der zweiten Nachricht. Die dritte war ein langer Text: ich meine es ernst geh bitte endlich an dein handy!! ich mache mir riesengroße sorgen du bist schon seit stunden weg ohne jacke :( bitte komm nach hause wir können über alles reden und diese sache klären! Und auch wenn du nicht reden willst komm bitte nach hause oder melde dich wenigstens damit ich weiß dass es dir gutgeht ich mache mir wirklich sorgen. Crocodile steckte das Handy zurück in seine Hosentasche und griff stattdessen nach einem Taschentuch. Nachdem er Hancocks Haus verlassen hatte, hatte er die Tränen nicht mehr zurückhalten können. Zum Glück war die U-Bahnstation zu dieser späten Stunde menschenleer. Mit der Bahn fuhr Crocodile zurück zum Park, weil er nicht wusste, wo er sonst hinkönnte. Doflamingo oder Hancock stellten für ihn keine Optionen dar; Mihawk blieb bis morgen bei diesem Fecht-Turnier und Daz war momentan auf Geschäftsreise im Ausland. Er fühlte sich schrecklich einsam. Kalte Nachtluft umfing ihn, als er die beheizte U-Bahn verließ. Crocodile, der generell sehr schnell fror, begann sofort zu zittern. Im Augenblick wünschte er sich nichts sehnlicher als einen wärmenden Mantel. Mit vor der Brust verschränkten Armen steuerte Crocodile die Parkbank an, auf der er schon eine Weile zuvor gesessen hatte. Er ließ sich auf ihr nieder, obwohl das Holz eiskalt war. Was blieb ihm Anderes übrig als die Nacht hier zu verbringen? Nach Hause wollte er nicht und soweit er wusste gab es hier in dieser Gegend auch kein Hotel, in dem er hätte absteigen können. Crocodile seufzte frustriert auf und blickte hinaus auf das spiegelglatte Wasser. Die Oberfläche kräuselte sich, als ein Entenpaar vorbeischwamm. Der Enterich verfügte über ein bunt schimmerndes Gefieder; seine Frau hingegen wirkte mit ihren braunen Federn eher unauffällig. Crocodile folgte den beiden Tieren mit den Augen, bis sie schließlich an Land gingen und in einem Gebäusch in Ufernähe verschwanden. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es mit jeder Minute kälter wurde. Mit der rechten Hand fuhr Crocodile über seine Oberschenkel, doch die Reibung erzeugte nicht sonderlich viel Wärme. Er spielte mit dem Gedanken zum U-Bahnschacht zurückzukehren und dort die Zeit bis zum Morgengrauen abzusitzen, als er ganz in seiner Nähe ein paar Zweige knacken hörte. Nervös wandte Crocodile sich um - und erkannte seinen Verlobten, der nur wenige Meter von ihm entfernt stand. „Was hast du hier verloren?!“, wollte Crocodile sagen, doch ihm war so kalt und er war so verdattert, dass er kein einziges Wort hervorbrachte. „Endlich habe ich dich gefunden!“, rief Doflamingo mit erleichterter Stimme und kam auf ihn zu. Er wollte ihn in seine Arme schließen, doch Crocodile wehrte ihn mit der Hand an. Er hatte definitiv keine Lust darauf mit seinem Verlobten zu kuscheln und so zu tun als wäre nichts gewesen. Er war noch immer stocksauer. „Wieso bist du hier?“, blaffte Crocodile ihn unfreundlich an, als er sich wieder einigermaßen gesammelt hatte. „Hancock hat mich angerufen“, antwortete Doflamingo, der die Frage falsch zu verstehen schien. „Sie hat mir von diesem Park erzählt.“ „Lass mich in Ruhe“, erwiderte er gleichmütig und ohne seinem Partner ins Gesicht zu schauen. „Ich will jetzt nicht mit dir reden.“ „Das ist okay“, meinte zu seiner Überraschung Doflamingo. Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen und fuhr fort: „Aber komm wenigstens wieder mit nach Hause. Es ist eiskalt, du holst dir hier draußen noch den Tod!“ „Ich kann mich aufhalten, wo auch immer ich will“, entgegnete Crocodile stur. Er sah überhaupt nicht ein, wieso er sich in irgendeiner Form nach seinem Verlobten richten sollte. „Das geht dich gar nichts an.“ „Crocodile“, sagte Doflamingo in einem bittenden Tonfall, „lass uns nach Hause gehen. Hier in der Kälte zu sitzen bringt weder dir noch mir etwas. Am besten schläfst du für ein paar Stunden und morgen reden wir dann in Ruhe darüber, was vorgefallen ist.“ „Ich bleibe hier“, gab Crocodile zurück und rührte sich keinen Millimeter. „Deine Lippen sind schon ganz blau“, versuchte sein Verlobter auf ihn einzureden. Ungefragt griff er nach seiner Hand. „Und du bist eiskalt!“ „Fass mich nicht an“, blaffte Crocodile und riss sich sofort los. „Du verhältst dich wie ein bockiges Kind“, schimpfte Doflamingo, der allmählich die Geduld verlieren zu schien. „Ich kann verstehen, dass du nicht begeistert davon bist, was zwischen Monet und mir vorgefallen ist. Aber anstatt nach Hause zu kommen und in Ruhe mit mir darüber zu reden, schaltest du auf stur! Du willst doch selbst überhaupt nicht hier draußen in der Kälte bleiben. Du hast nicht einmal eine Jacke dabei. Hier - nimm meinen Mantel!“ Doflamingo schlüpfte aus dem schrecklichen, pinken Federmantel, den er trug, und hielt ihn seinem Partner hin. Obwohl Crocodile zitterte wie Espenlaub, war er viel zu stolz, um dieses Angebot anzunehmen. „Ich will deinen hässlichen Mantel nicht!“, meinte er zähneklappernd und blickte demonstrativ in eine andere Richtung. Crocodile war immer noch wütend und enttäuscht und hatte kein Interesse an den fürsorglichen Gesten seines Verlobten, solange dieser nicht endlich seinen Fehler einsah und sich dafür bei ihm entschuldigte. Doch Doflamingo war mindestens genauso stur wie er selbst. Anstatt Crocodiles Ablehnung zu akzeptieren, stürzte er sich kurzerhand mit dem Federmantel auf ihn. Er legte ihm den Mantel um die Schultern und verhinderte, dass er diesen wieder abschüttelte, indem er ihn mit beiden Armen fest umklammerte. Crocodile konnte nichts dagegen tun; Doflamingo war der Stärkere von ihnen beiden. Und um ehrlich zu sein, fühlten sich die weichen, warmen Federn und die schweren Arme seines Partners unfassbar angenehm an. Instinktiv lehnte Crocodile sich in die Umarmung hinein. Er schloss für einen kurzen Moment seine Augen und nahm Doflamingos Körperwärme und seinen fruchtig-herben Geruch auf. Und dann kamen auf einmal wieder die Tränen. Er konnte nichts dagegen tun. Sie liefen heiß und in Strömen über seine Wangen und landeten auf den pinken Federn und auf Doflamingos Brust, die plötzlich ganz nah bei ihm war. Schluchzend wollte Crocodile sie mit seinem Hemdsärmel (der inzwischen schon ganz nass war) wegwischen, doch der schraubstockartige Griff seines Verlobten war so fest, dass er sich nicht bewegen konnte. „Was ist denn los?“, fragte Doflamingo bestürzt und wischte die Tränen mit seinem Daumen fort. „Warum weinst du?“ „Mir ist so kalt“, log Crocodile, weil er selbst nicht wusste, was auf einmal in ihn gefahren war. „Lüg mich nicht an“, erwiderte sein Partner mit überraschend sanfter Stimme. Er stand von der Bank auf, nahm ihn bei der Hand und führte ihn hinüber zum Parkplatz, wo sein Aston Martin DBS V12 geparkt stand. Als er sie beide bemerkte, stieg der Fahrer aus, um ihnen die Fahrzeugtüre zu öffnen, doch Doflamingo bedeutete ihm mit einer schnellen Handbewegung, dass er sich hinter's Steuer setzen sollte. Die Türe öffnete er stattdessen selbst. Im Wagen lief die Heizung. Erst jetzt spürte Crocodile wirklich, wie kalt die Nacht war und wie sehr er fror. Seine Gliedmaßen fühlten sich steif an und seine Zehen und Finger schmerzten fürchterlich. „Läuft die Party immer noch?“, fragte Crocodile mit matter Stimme, während der Aston Martin den Parkplatz verließ. Doflamingo schüttelte den Kopf. „Die meisten Leute sind inzwischen gegangen“, antwortete er. „Ich glaube, nur Law, Kid, Bellamy und Vergo sind noch da.“ „Sind sie wegen mir gegangen?“, fragte Crocodile. Es war nicht seine Absicht gewesen, die ganze Party zu ruinieren. „Wohl eher wegen mir“, meinte sein Verlobter gleichmütig. „Du wirst dir denken können, dass meine Laune nicht mehr die allerbeste war, nachdem du weggelaufen bist. Da haben sich die Gäste dann mehr oder weniger von selbst verzogen.“ „Das wollte ich nicht“, sagte Crocodile und rieb mit den Fingern über seine Lippen; sie fühlten sich taub an. „Es war sowieso keine richtige Party“, versuchte sein Verlobter ihn zu trösten. Crocodile brachte ein schwaches Lächeln zustande. Er fühlte sich absolut miserabel. Körperlich und seelisch. Nicht nur die Sache mit Doflamingo und Monet, sondern auch die Auseinandersetzung mit seiner Schwester Hancock nagte an ihm. Crocodile hatte das Verhältnis zu seinen Geschwistern immer für unantastbar gehalten. Dass er sich auf Mihawk und Hancock jederzeit bedingungslos verlassen konnte, war ein ungeschriebenes Gesetz. Es verletzte ihn tief, dass seine Schwester ihn verraten hatte, um die 75.000 Berry, welche diese von Doflamingo erhalten hatte, nicht zu gefährden. „Hancock tut es übrigens leid, was sie gesagt hat“, sagte Doflamingo, so als könnte er seine Gedanken lesen. „Sie hat mir am Telefon erzählt, dass du dich ihr anvertraut hast und sie versucht hat alles herunterzuspielen, weil sie auf keinen Fall möchte, dass wir beide uns trennen.“ „Lass uns jetzt nicht über Hancock reden“, meinte Crocodile. Er legte den Kopf in den Nacken und fixierte den mit teurem Stoff überzogenen Fahrzeughimmel. „Sie hat mir auch gesagt, dass du befürchtest, ich hätte dich mit Monet betrogen“, fuhr Doflamingo fort. „Also, dass dieser One-Night-Stand nicht vor, sondern während unserer Beziehung passiert ist. Dazu will ich sagen...“ „Lass uns jetzt auch nicht über Monet reden“, unterbrach Crocodile seinen Verlobten. Plötzlich fühlte er sich furchtbar müde und erschöpft. Obwohl er sich nicht bewegte, schien sein Puls zu rasen. Um ehrlich zu sein, wollte er sich einfach bloß ins Bett legen und ein paar Stunden lang schlafen. Crocodile schloss seine Augen und atmete tief ein und aus. Er spürte, wie hin und wieder seine Arme und Beine unkontrolliert zu zittern begannen. „Du hättest nicht so lange draußen in der Kälte bleiben dürfen“, hörte er Doflamingo mit teils besorgt, teils vorwurfsvoll klingender Stimme sagen. „Du bist völlig unterkühlt. Ich wünschte mir wirklich, du hättest auf meine Nachrichten reagiert und wärst wieder nach Hause gekommen. Immerhin hattest du nicht einmal eine Jacke dabei.“ „Jetzt bin ich ja im Warmen“, versuchte Crocodile seinen Partner zu beruhigen. „Also mach dir keine Sorgen.“ „Das sagst du so leicht“, brummte Doflamingo und berührte seine Haut. „Du fühlst dich immer noch eiskalt an. Am besten legst du dich gleich direkt ins Bett.“ Als sie beide das Foyer der Villa betraten, wurden sie sofort von Law, Kid, Bellamy und Vergo in Empfang genommen. „Da bist du ja endlich“, meinte Law an Crocodile gewandt. „Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht! Geht es dir gut? Du bist ganz blass im Gesicht.“ „Ich bin immer blass“, erwiderte er mit matter Stamme. Es war ihm sehr unangenehm, dass man sich offensichtlich um ihn sorgte. „Mir fehlt nichts; ich bin nur müde.“ „Trink am besten einen gezuckerten Tee, bevor du dich schlafen legst“, riet Law ihm. „Das hilft, deinen Körper wieder aufzuwärmen.“ „Ich bringe dir auch eine Wärmflasche“, schaltete sich Doflamingo ein. Crocodile nickte. Nachdem er allen Gästen einen guten Heimweg gewünscht hatte, machte er sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Sein Verlobter folgte ihm auf den Fuße; in seinen Händen hielt er eine mit Tüchern umwickelte Wärmflasche. Mit ungeschickten Bewegungen entkleidete Crocodile sich und schlüpfte unter die Bettdecke. Doflamingo legte die Wärmflasche dazu. Es war ein unfassbar angenehmes Gefühl. Viel besser als draußen in der Kälte zu sitzen, fand Crocodile, und seufzte wohlig auf. Sofort fielen seine Augen zu. Er spürte, dass er kurz davor war, ins Land der Träume abzudriften, als er seinen Verlobten fragen hörte: „Geht es für dich in Ordnung, wenn ich mich zu dir lege? Oder soll ich lieber im Gästezimmer übernachten?“ Es dauerte ein paar Sekunden, bis Crocodile begriff, worauf Doflamingo hinauswollte. „Leg dich hin“, meinte er schließlich mit leiser Stimme. Sein Partner hatte dieses Bett bezahlt und es stand in seiner Villa; Crocodile hatte also kein Recht, ihn davon fernzuhalten. Wenn er sich wünschte, dass sie beide getrennt schliefen, dann müsste er selbst ins Gästezimmer ziehen und nicht anders herum. Doflamingo schälte sich hastig aus seiner Kleidung und schlüpfte zu ihm unter die Decke. Er zögerte für einen kurzen Moment, doch entschied sich dann dazu, den Arm um die Hüfte seines Verlobten zu legen. Crocodile ließ die Berührung zu. Weniger als eine halbe Minute später war er tief und fest eingeschlafen. Als Crocodile am nächsten Morgen aufwachte, ging es ihm überraschenderweise ziemlich gut. Seine Finger und Zehen fühlten sich nicht mehr taub an und ihm war auch nicht mehr nach Heulen zumute. Er gähnte leise, befreite sich von Doflamingos festen Griff um seinen Körper und richtete sich im Bett auf. Die Uhr über der Türe zum angrenzenden Badezimmer sagte ihm, dass es beinahe zwölf Uhr mittags war. Für seine Verhältnisse hatte Crocodile ziemlich lang geschlafen. Er wollte gerade aufstehen, um zu duschen, als er merkte, dass sein Verlobter einen langgezogenen Brummlaut von sich gab und alle Gliedmaßen ausstreckte. Crocodile musste in Deckung gehen, um nicht von einem muskuslösen Arm getroffen zu werden. „Hey!“, wies er Doflamingo mit genervter Stimme zurecht, als ihn dann stattdessen mit voller Wucht dessen Bein unter der Bettdecke traf. „Pass doch auf!“ Dass Crocodile wochentags immer eine Stunde früher aufstand als sein Partner, lag nicht bloß an ihren unterschiedlichen Arbeitszeiten. Wenn Doflamingo kurz davor war aufzuwachen, verwandelte sich dieser nämlich hin und wieder in einen Boxchampion, der den Körper seines Nebenmannes mit einem Boxsack zu verwechseln schien. Zum Glück gelang es Crocodile recht schnell ihn aufzuwecken und auf diese Weise zu verhindern, dass er einen weiteren Tritt mit dem Fuß kassierte. „Morgen“, begrüßte Doflamingo ihn mit matter Stimme und richtete sich im Bett auf. „Wie hast du geschlafen, Croco?“ „Ganz gut“, antwortete er wahrheitsgemäß und strich ein paar Haarsträhnen, die ihm ungekämmt ins Gesicht fielen, mit der Hand nach hinten. Der Nachteil bei langen Haaren bestand darin, dass man morgens immer aussah als hätte nachts ein Wirbelsturm im Schlafzimmer gewütet. Doflamingo schien sich daran nicht zu stören. „Weißt du eigentlich, wie sexy du bist?“, meinte er lüstern grinsend und berührte mit den Fingerspitzen die nackte Brust seines Verlobten. Crocodile zögerte. Ihm war klar, worauf sein Verlobter hinauswollte. Doch er war nicht sicher, ob er sich darauf einlassen wollte. Sollten sie nicht lieber zuerst über all die Dinge sprechen, die noch offen im Raum standen, ehe sie sich miteinander vergnügten? Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als Doflamingos Fingerspitzen seine Brustwarzen streiften. Ein quietschender Stöhnlaut entkam Crocodiles Lippen und er beobachtete, wie die warmen und großen Hände seines Partners zärtlich seine Arme und seinen Oberkörper streichelten. Nicht nur seine Brustwarzen, sondern auch sein Glied stellte sich rasch auf. Doflamingo nutzte die Situation schamlos aus und ließ seine Hände unter die Bettdecke gleiten. Er schenkte Crocodile ein breites Lächeln und leckte sich mit der Zunge genießerisch über die Lippen, während er unter der Decke nach dem steifen Glied seines Verlobten tastete. Er streichelte über seine Oberschenkel und die kurzen, pieksigen Haarstoppeln an seiner Scham, ehe er seinen Penis umfasste und ihn mit langsamen, rhythmischen Bewegungen zu pumpen begann. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen oder auch nur ein Wort der Warnung auszusprechen, zog Doflamingo die Bettdecke zur Seite, senkte seinen Oberkörper ab und nahm Crocodiles Glied in seinen Mund. Er saugte an der Eichel als handelte es sich um ein köstliches Eis an einem heißen Sommertag. Crocodile spürte, dass seine Zehen unkontrolliert zu zucken begannen. Nun nahm Doflamingo seinen gesamten Penis in den Mund; mit seiner warmen, nassen Zunge strich er über die Unterseite des Schafftes. Crocodiles Eichel berührte das Ende seiner Mundhöhle. Er hörte seinen Verlobten ein paar Mal leise röcheln, doch er unterbrach nicht auch nur für einen kurzen Augenblick dieses unglaubliche Verwöhnprogramm. Erst als er leise ankündigte, dass er gleich zum Höhepunkt kommen würde, ließ Doflamingo von ihm ab. Crocodile wollte sich bereits beschweren, als er bemerkte, dass sein Verlobter die Nachttischschublade geöffnet hatte und mit einem ungeduldigen Gesichtsausdruck darin herumkramte. Es dauerte nicht lange, bis er gefunden hatte, wonach er suchte: eine Tube Gleitcreme und eine schwarze Augenmaske. Zweiteres wurde von Crocodile relativ argwöhnisch begutachtet. So etwas hatten sie noch nie zuvor verwendet; nicht einmal die Augen hatte Doflamingo ihm je verbunden. Eigentlich mochte er es nämlich ganz gerne, seinem Verlobten dabei zuzusehen, wie dieser ihm einen Blowjob gab oder ihn fingerte. Es gab ihm einen besonderen Kick, wenn ihre Blicke sich beim Sex kreuzten. „Es wird sich lohnen“, versicherte ihm jedoch Doflamingo. Er klang ziemlich ungeduldig. „Und wenn es dir doch nicht gefallen sollte, kannst du die Augenmaske ja jederzeit wieder abnehmen.“ Gegen dieses Argument konnte Crocodile nicht viel einwenden. Er zuckte also mit den Schultern und zog die Augenmaske über. Einen kurzen Moment später fühlte er die Hand seines Verlobtens, die seinen Oberkörper mit sanfter Gewalt nach hinten drückte. Offenbar wünschte er sich, dass Crocodile sich hinlegte. Dieser erfüllte seinen Wunsch. Es war ein seltsames, aber nicht unangenehmes Gefühl nichts sehen zu können. Seine anderen Sinne schienen umso schärfer geworden zu sein: Crocodile nahm überdeutlich die schwere Atmung seines Verlobten wahr, seinen süß-herben Körpergeruch und die Wärme, die dieser ausstrahlte. Er bildete sich sogar ein, Doflamingos schnellen, rhythmischen Herzschlag hören zu können. Die feinen Härchen in seinem Nacken und auf seinen Armen stellten sich auf, als Doflamingos warme Hand erneut nach seinem Glied griff. Mit seiner freien Hand schien er nach einem Kissen gegriffen zu haben, denn er meinte mit äußerst ungeduldiger Stimme: „Heb deine Hüfte ein bisschen an!“ Ein weiteres Mal tat Crocodile wie ihm geheißen und ließ zu, dass sein Verlobter ihm ein weiches, kühles Kissen unterlegte. Er ahnte, was nun folgen würde, und um ehrlich zu sein, freute er sich schon sehr darauf. Während Doflamingo in einem langsamen Rhythmus sein Glied pumpte, öffnete er gleichzeitig die Tube Gleitcreme, die er aus dem Nachttisch hervorgeholt hatte. Crocodile hörte, wie er eine großzügige Menge auf seine Finger auftrug; es entstand ein schmatzendes Geräusch, als Doflamingo die Flüssigkeit so gut wie möglich erwärmte, indem er seine Hände aneinander rieb. Ohne vom Penis seines Partners abzulassen, verteilte er die Gleitcreme in seiner Pospalte. Crocodile erschauderte, als die warme Flüssigkeit seinen empfindlichen Eingang berührte. Ein gedehnter Seufzer entkam seinen Lippen, als Doflamingo das Gleitmittel auch im Inneren verteilte. Der Zeigefinger, der immer wieder vorsichtig in ihn eindrang, gepaart mit der Massage seines steifen Glieds fühlte sich unwahrscheinlich gut an. „Spreiz deine Beine ein bisschen weiter“, hörte er Doflamingo mit lüsterner Stimme flüstern. Offenbar giel ihm, was er sah. Ein drittes mal an diesem Morgen kam Crocodile der Bitte seines Partners nach. Dem ersten Finger folgte ein zweiter. Doflamingo erhöhte das Tempo sowohl an seinem Eingang als auch an seinem Glied. Obwohl Crocodiles Augen verbunden waren, kam es ihm vor als würde er Sterne sehen. Wellen heißer Lust breiteten sich in seinem gesamten Körper aus, jedes Mal, wenn Doflamingos Fingerspitzen diesen einen, ganz speziellen Punkt in seinem Inneren streiften. Laut stöhnend gab er sich seinem Verlobten vollends hin. Doflamingo ersetzte die Hand an seinem Glied ein weiteres Mal durch seinen Mund. Warme Lippen umschlossen seine Eichel und eine nasse Zunge neckte die Unterseite seines steifen Glieds. Die Hitze, die sich in seinem Unterleib staute, erreichte ein kaum noch erträgliches Maß. „Doffy“, hauchte Crocodile mit unruhiger Stimme, „bitte...“ Sein Verlobter reagierte nicht auf seine Worte. Anstatt ihn geradewegs zum Höhepunkt zu bringen (Crocodile war sich sicher, dass Doflamingo dazu in der Lage gewesen wäre), ließ er seine Zunge weiterhin langsam und genüsslich über seinen Penis gleiten. Sowohl die Eichel als auch den Schafft leckte er schwelgerisch ab. Crocodile konnte nichts sehen, doch er war sich sicher, dass die Lippen seines Partners ein breites, fieses Grinsen zierte. „Doooffy...!“, bettelte Crocodile erneut und ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, wie schrecklich unterwürfig und verzweifelt er wirken musste. Als sein Verlobter ihn noch immer ignorierte, tastete er schließlich ungelenk mit seiner rechten Hand nach dessen Kopf. Seine Finger krallten sich in sein kurzes Haar; Crocodile versuchte ihn näher zu sich zu ziehen. Endlich reagierte Doflamingo! Er führte einen dritten Finger in seinen Eingang ein und nahm sein Glied so weit wie möglich in den Mund. Crocodile stöhnte genüsslich auf. Die drei Finger, die immer wieder gegen seine Prostata stießen und die warmen, weichen Lippen, die über die gesamte Länge seiner Erektion glitten, nahmen ihn so sehr in Beschlag, dass er nicht einmal daran dachte, Doflamingos Haar wieder loszulassen. Hitze breitete sich ausgehend von seinem Unterleib bis zum Haaransatz und den Zehenspitzen in seinem gesamten Körper aus; die Sterne, die vor Crocodiles innerem Auge tanzten, explodierten und verwandelten sich in bunte Feuerwerke. Laut stöhnend kam er zum Orgasmus. Crocodile klammerte sich fest an das Haar seines Verlobten und ergoss sich in sieben oder acht Stößen in dessen Mund. Erst als er fertig war, ließ er von Doflamingo ab. Erschöpft streckte er alle Glieder von sich und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen solch intensiven Höhepunkt erlebt zu haben. Doflamingo hatte Recht, dachte Crocodile, die verdammte Maske hat sich definitiv gelohnt.... Er tastete nach der Augenmaske, um sie abzunehmen, doch sein Verlobter hinderte ihn daran. „Wir sind doch noch gar nicht fertig“, meinte er mit schelmischer Stimme und küsste ihn auf den Mund. Crocodile erwiderte den Kuss. Er konnte sein eigenes Sperma auf Doflamingos Lippen schmecken, spürte seine nasse Zunge und atmete seinen Geruch ein. Die Luft im Schlafzimmer fühlte sich dick vor Pheromonen an.Crocodile nickte erschöpft. Er spreizte erneut seine Beine und fuhr sich mit der Hand durch sein ungekämmtes Haar. Seine Stirn war schweißnass. Doflamingo gab ihm keine Möglichkeit sich vorzubereiten; ohne jede Vorwarnung drang er mit seinem Glied in ihn ein. Überrascht japste Crocodile auf; die Penetration tat nicht weh (immerhin hatte sein Verlobter ihn mehr als ausreichend geweitet), doch traf ihn unvorbereitet. Darauf nahm Doflamingo keine Rücksicht. Das intensive Vorspiel schien ihn ungeduldig gemacht zu haben. Crocodile nahm es ihm nicht übel, denn die harten und schnellen Stöße seines Partners fühlten sich unwahrscheinlich gut an. Er lehnte sich zurück und genoss den Sex. Doflamingos Glied traf mit einer bewundernswerten Genauigkeit immer wieder seine inzwischen fast völlig ausgereizte Prostata. Es dauerte weniger als drei Minuten, bis Crocodile spürte, wie sich sein zweiter Orgasmus aufbaute. Weil er extrem ausgelaugt war und um seinen ersten Orgasmus so sehr hatte betteln müssen, sah Crocodile keinen Grund, wieso er sich zurückhalten sollte. Dieses Mal kam er eher leise zum Höhepunkt, denn er verfügte nicht einmal mehr über genug Kraft, um laut zu stöhnen. Lediglich ein kleiner Seufzer verließ seine Lippen, als er ejakulierte und seinen Oberkörper mit einer eher käglichen Menge Sperma einsaute. Doflamingo schien der frühe Höhepunkt seines Verlobten ganz recht zu kommen; denn offenbar hatte er sich selbst zurückhalten müssen. Kaum dass Crocodile fertig war, zog er sich aus diesem zurück und vermischte sein eigenes Ejakulat mit dem bereits vorhandenen auf der Brust seines Partners. „Hey!“, beschwerte Crocodile sich mit matter Stimme, als er spürte, wie die warme Flüssigkeit auf seine Haut traf. „Tut mir leid“, erwiderte Doflamingo schwer atmend. Seinem Tonfall war anzuhören, dass er seine Worte nicht einmal ansatzweise ernst meinte. „Aber diese Aussicht ist einfach viel zu schön.“ Leise grummelnd befreite Crocodile sich endlich von der Augenmaske. Das Erste, was er sah, war ein See aus Sperma, der sich auf seiner Brust und seinem Bauch befand. „Ist das wirklich notwendig gewesen?“, murmelte er und warf seinem Verlobten einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ja, ist es“, antwortete Doflamingo ohne zu zögern und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Außerdem bist du wirklich nicht in der Position, um dich zu beschweren. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel ich bei deinem Orgasmus schlucken musste? Man könnte meinen, du hättest einen ganzen Monat lang enthaltsam gelebt, so viel wie da aus dir herauskam!“ „Selbst Schuld“, erwiderte Crocodile. Er spürte, dass seine Wangen sich rot verfärbten. „Stimmt“, gab Doflamingo sich geschlagen. Seufzend griff Crocodile nach dem Paket Taschentücher, das (für genau solche Zwecke, um ehrlich zu sein) auf seinem Nachttisch lag. Er benötigte sechs Tücher, um die Sauerei auf seinem Oberkörper auch nur halbwegs in den Griff zu kriegen. „Wir sind jetzt seit fast einem Jahr zusammen“, meinte Doflamingo, der ihn dabei beobachtete, wie er sich säuberte, „und du hast deine Sperma-Phobie immer noch nicht überwunden.“ Seine Stimme klang teils amüsiert, teils resigniert. „Ich habe keine Phobie“, erwiderte Crocodile kühl. Er griff nach einem siebten Taschentuch, um auch die letzten Reste von seiner Haut zu entfernen. „Ich mag Sperma nur einfach nicht sonderlich.“ „Aber wieso denn nicht?“, bohrte sein Verlobter nach. „Was genau findest du daran eklig?“ „Naja...“ Crocodile zögerte für einen Augenblick. Er hatte mit diesem Gesprächsthema nicht gerechnet gehabt. „Es ist... es ist warm und hat eine komische Konsistenz. Und meistens schmeckt es auch widerlich. Ich ekele mich nicht davor, aber ich finde einfach, dass es keinen wirklich guten Grund gibt, um darauf abzufahren.“ „Ich bemühe mich immer darum, dafür zu sorgen, dass mein Sperma so gut wie möglich schmeckt“, meinte Doflamingo unverfänglich. Er klang, als würde er gerade über eine völlig normale Sache sprechen. „Du weißt schon, ich esse viel Ananas und so.“ „Ob das nun wirklich viel ausmacht...“, zweifelte Crocodile. Enel zum Beispiel hatte auch gerne Ananas gegessen, doch sein Sperma hatte wirklich furchtbar geschmeckt. „Klar macht das viel aus! Die Ernährung spielt da eine große Rolle: Wenn man viel zuckerhaltige Lebensmittel konsumiert, schmeckt das Sperma süßer. Spargel, Knoblauch und Curry zum Beispiel machen es bitter. Das weiß doch wirklich jeder, Wani!“ Crocodile zog eine Augenbraue hoch; wirklich überzeugt war er immer noch nicht. „Ich glaube, das ist bloß ein Mythos“, erwiderte er mit zweifelnder Stimme. „Quatsch, das ist kein Mythos“, hielt Doflamingo dagegen. Er schien von seiner Meinung wirklich felsenfest überzeugt zu sein. „Mein Sperma schmeckt doch auch relativ süß, oder nicht? Das liegt daran, dass ich so viele Früchte zu mir nehme!“ „Dein Sperma schmeckt ganz okay“, gestand er. „Da hatte ich schon deutlich schlimmere Kandidaten.“ „Wen denn so?“, wollte Doflamingo wissen. „Du weißt, dass ich nicht gern über meine Exfreunde rede“, erwiderte Crocodile kopfschüttelnd. Er bereute es bereits, sich überhaupt auf dieses Gespräch eingelassen zu haben. „Es geht doch nur um ihr Sperma“, wendete Doflamingo, der sehr neugierig klang, ein. „Nicht um etwas persönliches.“ „Gibt es überhaupt etwas persönlicheres als die Frage, wie das Sperma von irgendjemandem schmeckt?“, gab Crocodile kopfschüttelnd zurück. „Ach, komm schon“, bettelte Doflamingo. „Sag mir wenigstens, wessen Sperma am allerschlimmsten geschmeckt hat!“ „Enel“, antwortete Crocodile nach kurzem zögern. Er hoffte, damit diese Diskussion endlich beenden zu können. „Wie hat es denn geschmeckt?“ „Ich.... Also gut, aber danach hören wir auf über solchen Blödsinn zu reden! Sein Sperma hat... naja... nach einer Mischung aus Spülmittel und verdorbener Milch geschmeckt. Es war wirklich eklig.“ Doflamingo verzog angewidert das Gesicht. „Du Armer“, meinte er mit mitleidiger Stimme. „Wenn das so ist, kann ich nachvollziehen, warum du dir das Schlucken abgewöhnt hast.“ Crocodile zuckte mit den Schultern. Er hielt es für klüger, seinem Verlobten zu verschweigen, dass er schon kein Freund des Schluckens gewesen war, bevor er Enel kennengelernt hatte. „Wollen wir zusammen duschen?“, fragte Doflamingo, der zu bemerken schien, dass Crocodile keine Lust mehr hatte über Körperflüssigkeiten jedweder Art zu sprechen. „Zuerst sollten wir uns über Monet unterhalten“, gab Crocodile mit ruhiger Stimme zurück. Doflamingo verzog das Gesicht. „Ist das unbedingt notwendig?“, fragte er mit unwilliger Stimme. „Ich meine... wir haben heute Nacht zusammen in einem Bett geschlafen und gerade hatten wir Sex. Eigentlich haben wir uns wieder vertragen, nicht wahr? Deshalb denke ich, dass wir gar nicht mehr über diese Sache mit Monet reden müssen.“ „Ich denke, dass wir sehr wohl darüber reden sollten“, erwiderte Crocodile und blickte seinen Verlobten aus ernsten Augen heraus an. Doflamingo knickte sofort zusammen. „Wir können nicht einfach so tun als wäre nie etwas passiert. Wie soll ich Monet denn je wieder in die Augen sehen?! Ich möchte, dass wir beide diese Sache ein- für allemal klären!“ „Also gut“, gab Doflamingo sich geschlagen. Er fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes, blondes Haar und sagte dann: „Ich, ähm, ich werde dir jetzt einfach mal erzählen, was eigentlich passiert ist. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich dich bei einem Geschäftsessen kennengelernt. Ich habe mich sofort in dich verliebt - und mit sofort meine ich wirklich sofort: Ich habe den Raum betreten, zu dir herüber gesehen und es war auf der Stelle um mich geschehen. Ich weiß noch ganz genau, dass mir ein warmer Schauer über den Rücken gelaufen ist, als sich unsere Blicke kreuzten. Also bat ich dich gleich nach dem Essen um ein Date. Du hast gesagt, dass du dich sehr geschmeichelt fühlst, aber am Ende trotzdem abgelehnt. Um ehrlich zu sein, war ich total frustriert. Es klingt vielleicht ein bisschen eingebildet, aber ich bin es gewöhnt, dass mir Männer und Frauen, die wissen, dass ich vermögend bin, in Scharen hinterherlaufen. Dass du offenbar kein Interesse an mir hattest, ergab für mich überhaupt keinen Sinn. Immerhin arbeitest du ja für die Bank, die mein Geld verwaltet. Er muss doch ganz genau wissen, wie reich ich bin, habe ich mir überlegt, wieso will er trotzdem nicht mir ausgehen? Ich dachte mir, dass du bereits vergeben, vielleicht sogar verheiratet wärst. Oder einfach hetero. Jedenfalls gab ich so schnell nicht auf. Ich wollte dich unbedingt für mich gewinnen und ich war bereit, absolut alles dafür zu tun. Ich habe in der Bank herumgefragt und eine Menge über dich herausgefunden. Deine Sekretärin Robin hat mir erzählt, dass du Männern nicht abgeneigt bist. Und single, schon solange sie dich kennt. Darüber war ich natürlich froh, aber diese Informationen warfen auch sehr viele Fragen auf. In meinen Augen ergab deine Abweisung nun noch weniger Sinn: Single, mag Männer... Warum will er mich dann nicht? Ich habe Sengoku zu dieser Zeit so oft wie möglich in der Bank besucht und bin dabei ständig an der Türe zu deinem Büro vorbeigegangen, nur in der Hoffnung zufällig auf dich zu stoßen. Noch nie zuvor habe ich für jemanden solche Gefühle entwickelt wie für dich, Crocodile, und es kam für mich nicht infrage einfach aufzugeben. Immer wieder habe ich dich gefragt, ob du mit mir ausgehen möchtest. Und jedes Mal hast du mich zurückgewiesen. Es war zum Verrücktwerden: Du warst der einzige, den ich wollte. Und der einzige, der meine Avancen so vehement ablehnte. Fast drei Wochen lang wiederholte sich dieses Muster ohne sich zu ändern. Ich war schrecklich frustriert und um ehrlich zu sein, auch kurz davor die Hoffnung aufzugeben. An diesem Abend betrank ich mich mit ein paar Freunden hemmungslos. Das meine ich wirklich ernst: Ich kippte ein Glas Wodka nach dem nächsten herunter und badete in Selbstmitleid. Du warst so nah und doch so fern. Ich hatte die Liebe meines Lebens getroffen, aber sie wollte rein gar nichts von mir wissen. Während meine Freunde (dazu zählte auch Monet) fröhlich feierten und ihr Bestes gaben, um mich aufzuheitern, versuchte ich bloß meine Enttäuschung mit Alkohol zu betäuben. Irgendwann entschied Monet, dass ich für heute Abend genug getrunken hatte und wollte mich ins Bett bringen. Ich war schon so betrunken, dass ich kaum laufen konnte. Sie startete nicht einmal den Versuch, mich nach oben ins Schlafzimmer zu bringen, sondern lotste mich ins nächste Gästezimmer. Und naja, dann kam das Eine zum Anderen. Ich weinte mich bei ihr aus, erzählte ihr wie schrecklich frustriert ich war und sie bemühte sich darum mich zu trösten. Irgendwann... wurde es dann, nun ja, körperlich. Ich war betrunken und es fühlte sich gut an, als sie mich in den Arm nahm... An den Sex kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern. Ich weiß nur noch, dass er ziemlich schlecht war. Zuerst habe ich nicht einmal einen hochgekriegt. Keine Ahnung,ob das an meinem Frust oder am Alkohol lag. Danach sind wir nebeneinander eingeschlafen und erst am nächsten Morgen wurde mir so wirklich klar, was passiert ist. Wir beide haben darüber geredet und einvernehmlich entschieden, dass dieser One-Night-Stand eine einmalige Sache bleiben sollte. Ich glaube, Monet war genauso verwirrt und geschockt wie ich. Vorher hatte es zwischen uns beiden nie etwas gegeben, nicht einmal ein Knistern oder so. Jedenfalls haben wir uns dazu entschieden, dieses Versehen (ich weiß noch, so haben wir es genannt) für uns zu behalten und niemals wieder darüber zu sprechen. Wir, naja, hatten keine Lust auf dumme Witze aus dem Freundeskreis und solche Sachen. Drei Tage später bat ich dich ein letztes Mal um eine Verabredung. Ein letztes Mal nicht nur deswegen, weil du mir endlich zugesagt hast, sondern weil ich mir vorgenommen hatte, danach aufzugeben und deine Ablehnung zu akzeptieren. Du kannst dir gar nicht vorstellen, Crocodile, wie glücklich du mich an diesem Tag gemacht hast. Und was sich danach aus diesem ersten Date entwickelt hat, weißt du ja selbst. Du hast mich gefragt, ob ich dich gleich am nächsten Abend wiedersehen wollte. Ab dem dritten Date habe ich dann angefangen unsere Beziehung im Kopf nicht mehr unter wir daten uns, sondern unter wir sind zusammen zu führen. So ist es damals gewesen. Das schwöre ich dir bei allem, was mir lieb und teuer ist! Ich schwöre es dir sogar beim Namen meiner Mutter! Genau so und nicht anders lief es vor einem Jahr ab! Das musst du mir glauben, Crocodile! Mehr war da nie!“ „Ich glaube dir“, meinte Crocodile. Er fand, dass Doflamingos Geschichte einleuchtend klang. „Trotzdem frage ich mich, wieso du diesen One-Night-Stand so lange vor mir geheim gehalten hast?“ „Wie gesagt“, erwiderte sein Verlobter, „ich habe ihn nicht nur vor dir, sondern vor allen Leuten geheim gehalten. Monet und ich wollten da einfach keine große Sache draus machen. Law, Vergo und die Anderen haben auch erst gestern davon erfahren. Jetzt im Nachhinein begreife ich natürlich, dass das nicht richtig war. Du hast Recht, ich hätte dir davon erzählen müssen. Ich kann verstehen, dass du dir irgendwie betrogen vorkommst. Aber denk bitte daran, dass es nie meine explizite Absicht war dich anzulügen. Es ist alles wirklich bloß ein riesiges Missverständnis.“ Crocodile nickte. Er seufzte leise und schwieg für eine Weile, ehe er schließlich sagte: „Okay, das geht für mich in Ordnung. Ich glaube dir, dass der One-Night-Stand mit Monet vor unserer Beziehung stattgefunden hat. Dass du mich im Dunkeln gelassen hast, kann ich nachvollziehen, auch wenn ich es natürlich nicht gutheiße.“ „Gut“, erwiderte Doflamingo mit erleichterter Stimme. Er schien sich wirklich große Sorgen gemacht zu haben. „Ich bin froh, dass wir dieses Thema nun abgehakt haben und zur Normalität zurückkehren können.“ „Eine Sache gibt es da noch“, wendete Crocodile ein und ignorierte gekonnt den genervten Seufzer seitens seines Verlobten. „Ich möchte, dass du deine Freundschaft mit Monet beendest.“ Diese Forderung ließ Doflamingo in Gelächter ausbrechen, das sich jedoch in lautes Husten verwandelte, als er begriff, dass es nicht um einen Scherz handelte. „Das ist nicht dein Ernst!“, meinte er mit ungläubiger Stimme. Sein Blick drückte pures Entsetzen aus. „Das kannst nicht von mir verlangen! Ich kenne Monet schon seit mehr als zwölf Jahren!“ „Du hast mit ihr geschlafen“, entgegnete Crocodile und presste wütend seine Zähne aufeinander. „Wie soll ich denn mit ihr zurechtkommen, jetzt wo ich davon weiß? Jedes Mal, wenn ich ihr ins Gesicht schaue, werde ich daran denken müssen, dass sie weiß wie dein Schwanz aussieht! Und wie er sich anfühlt! Das geht nicht in Ordnung!“ „Kann ich verstehen“, gab sein Partner zurück. „Wenn du nicht mehr länger mit Monet befreundet sein möchtest, dann respektiere ich diese Entscheidung von dir. Aber du hast kein Recht mir den Kontakt zu ihr zu verbieten! Sie ist eine langjährige Freundin, damit wirst du leben müssen!“ „Eine langjährige Freundin, mit der du geschlafen hast!“, wendete Crocodile ein und zog wütend die Augenbrauen zusammen. Es ärgerte ihn, dass Doflamingo auf seine Forderung nicht eingehen wollte. Bisher war ihr Streitgespräch so gut gelaufen. Warum musste sein Verlobter jetzt alles wieder kaputt machen? „Wie soll ich mich fühlen, wenn ihr beide irgendetwas unternehmt? In eine Disco geht und Alkohol trinkt zum Beispiel? Werde ich befürchten müssen, dass ihr wieder Sex miteinander habt?!“ „Das wird nie wieder passieren“, erwiderte Doflamingo aufgebracht. „Monet ist und bleibt meine Freundin! Nicht mehr und nicht weniger! Und dass du mir unterstellst, ich würde dich womöglich mit ihr betrügen, ist doch wirklich die Höhe!“ „Sie scheint dir ja zu gefallen“, wendete Crocodile ein. „Sonst wärst du wohl kaum mit ihr im Bett gelandet! Du kannst mir nicht erzählen, dass du sie nicht attraktiv findest!“ „Bei Monet handelt es sich durchaus um eine attraktive Frau“, gab sein Verlobter zu, „aber das bedeutet mir nichts. Dass ich ausgerechnet mit ihr geschlafen habe, war ehrlich gesagt absoluter Zufall. Es hätte auch irgendjemand anders sein können!“ „Pica zum Beispiel?“, zog Crocodile diese Aussage zähneknirschend ins Lächerliche. „Diamante? Vergo? Hör auf mich zu verarschen, Doflamingo! Du hast mit ihr geschlafen, weil du sie geil fandest!“ „Ich habe doch schon gesagt gehabt, dass sie sehr attraktiv ist“, meinte Doflamingo, der sich ernsthaft darum zu bemühen schien ruhig zu bleiben. „Aber das ist doch völlig irrelevant! Jetzt bin ich mit dir zusammen! Wir beide sind verlobt, verdammt nochmal!“ „Und als dein Verlobter verlange ich, dass du deine Freundschaft zu Monet beendest!“ Allmählich verlor Crocodile die Geduld. „Wer ist dir wichtiger? Sie oder ich? Wenn ich doch die Liebe deines Lebens bin, wie du ständig behauptest, warum fällt dir die Entscheidung dann so schwer?!“ „Weil sie schon seit über zwölf Jahren meine beste Freundin ist!“, brüllte Doflamingo zurück. „Sie ist mir auch wichtig. Auf eine andere Weise natürlich. Wie würde es dir gefallen, wenn ich von dir verlange, dass du den Kontakt zu Daz abbrichst? Oder zu deinen Geschwistern?!“ „Ich habe weder in Daz noch in Mihawk oder Hancock je meinen Schwanz reingesteckt!“, zischte Crocodile. „Stell du dir nur einmal vor, ich wäre noch mit Marco befreundet! Oder mit Enel! Mit Smoker oder irgendeinem anderen Exfreund von mir! Du würdest doch auch verlangen, dass ich den Kontakt abbreche! Also tu nicht so scheinheilig!“ „Mit denen bist du ja auch eine lange Zeit zusammen gewesen“, argumentierte Doflamingo. „Zwischen Monet und mir lief nur eine einzige Nacht etwas. Das kannst du gar nicht miteinander vergleichen!“ „Du verstehst das einfach nicht! Du gottverdammter Idiot!“ Crocodile warf seinem Verlobten einen wütenden Blick zu und wischte sich verzweifelt mit der Hand über seine Augen. Dieses Thema ging ihm ganz schrecklich an die Nieren. Er spürte schon wieder, dass die Tränen zurückkehrten. „Ich verstehe es wirklich nicht“, gab Doflamingo zurück. Er wirkte immer noch empört, doch bemühte sich angesichts seines Verlobten, der sichtlich um Fassung rang, um einen sachlich Tonfall. „Kannst du... kannst du meine Freundschaft zu Monet nicht einfach akzeptieren? Ich habe dir die Situation doch erklärt gehabt. Warum bist du immer noch so eifersüchtig?“ „Weil sie eine Frau ist, verdammt nochmal!“, brach es schließlich aus Crocodile hervor. Kaum hatte er die Worte ausgespien, brachen die Tränen aus ihm hervor wie aus einem Wasserfall. Er konnte nichts dagegen tun und hatte auch nichts, um sie wegzuwischen. Noch immer waren sie beide splitternackt. „Weil sie eine Frau ist?“, wiederholte Doflamingo perplex. Er wollte seinen weinden Verlobten in eine Umarmung ziehen, doch dieser stieß ihn mit der Hand fort. Crocodile schämte sich seiner Tränen. Beklommen wandte er den Blick ab und griff kurzerhand nach der Bettdecke, um sein Gesicht darin zu vergraben. Ihm war diese Situation schrecklich unangenehm und er bereute es, seinen Partner zu diesem Gespräch gedrängt zu haben. „Was meinst du damit?“ Doflamingo ließ nicht locker. Er rückte so nah wie möglich an ihn heran und versuchte erneut ihn zu umarmen. Crocodile, der völlig verzweifelt war, ließ zumindest zu, dass er ihm über den Kopf streichelte. „Bitte sprich mit mir! Was ist denn überhaupt los? Ich meine... Ich bin bi, also spielt es doch eigentlich keine Rolle, ob es sich bei Monet um eine Frau handelt oder nicht?“ „Ich bin keine Frau“, schluchzte Crocodile ohne Doflamingo ins Gesicht zu sehen. „Weiß ich doch“, erwiderte sein Verlobter und wagte ein zaghaftes Lächeln. „Habe ich vor weniger als einer halben Stunde erst nachgeprüft. Aber ich verstehe nicht, warum das so wichtig ist? Ich mag doch auch Männer!“ „Jeder bisexuelle Mann, mit dem ich je zusammen war, hat mich am Ende für eine Frau verlassen“, meinte Crocodile mit verzweifelter Stimme. „Und du redest ständig über Kinder... Überall höre ich, was für ein toller Vater du wärst... Manchmal frage ich mich, ob du nicht lieber mit einer Frau zusammenwärst als mit mir. Eine Frau, die intelligent und hübsch ist. Die immer fröhlich ist und liebend gern Kinder hätte. So eine Frau wie Monet!“ „Ich liebe dich“, sagte Doflamingo sofort. Er versuchte ihn auf den Mund zu küssen, doch weil Crocodile sein Gesicht nicht von der Bettdecke lösen wollte, begnügte er sich mit dessen Stirn. „Ich will mit keinem außer dir zusammen sein. Ich habe nicht Monet einen Heiratsantrag gemacht, sondern dir! Das darfst du nicht vergessen! Bitte... ich... hör bitte auf zu weinen... Ich kann es nicht ertragen, wenn du weinst...!“ „Ich will doch auch gar nicht weinen“, erwiderte Crocodile aufgelöst. „Aber ich kann nichts dagegen tun!“ „Dass ich ständig über Kinder rede, tut mir leid“, meinte Doflamingo und drückte ihn an sich. Dieses Mal ließ Crocodile die Umarmung geschehen. „Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich dich mit diesem Thema so sehr bedränge. Wir hatten ja schon einmal darüber gesprochen und du hast mir gesagt gehabt, dass du nicht weißt, ob du mal Vater werden möchtest oder nicht. Ich weiß, das sollte ich auch respektieren... Es ist nur... Ich hatte lange Zeit keine Familie mehr. Meine Mutter ist tot, mein Vater ist tot, mein Bruder ist tot. Und... naja... mir gefällt der Gedanke, mit dir eine neue Familie zu gründen. Aber es ist nie meine Absicht gewesen, dich mit meinem Kinderwunsch in die Verzweiflung zu treiben! Ich... Scheiße.... Bedrückt dich das schon lange?!“ Crocodile nickte zaghaft. Allmählich fand er wieder zu sich. „So etwas in der Art habe ich mir schon gedacht“, meinte er leise schniefend. „Also, dass du gern wieder eine Familie hättest. Und ich habe das Gefühl, seit Hancock schwanger ist, redest du über nichts Anderes mehr. Diese Andeutung als wir den Kinderwagen für das Baby gekauft haben... Die beiden Katzen, die du mir geschenkt hast. Und so weiter halt. Manchmal komme ich mir deswegen total unzulänglich vor. Ich meine... selbst wenn ich wollte, könnte ich dir deinen Wunsch nach leiblichen Kindern nicht erfüllen. Und... als ich jetzt von dir und Monet erfahren habe... Ich... Keine Ahnung...“ „Ich würde dich niemals gegen eine Frau eintauschen“, flüsterte Doflamingo. „Weder gegen Monet noch sonst irgendjemanden. Adoption, Leihmutterschaft... Es gibt heutzutage viele Wege, um Vater zu werden. Und wenn du lieber keine Kinder haben möchtest, dann werde ich mich wohl oder übel damit abfinden müssen. Du bist bald mein Ehemann, Crocodile. Du bist meine Familie! Und du bist mehr als mir irgendjemand anders je geben könnte!“ „Danke“, hauchte Crocodile und schloss seine Augen. Plötzlich fühlte er sich viel besser, aber kam sich gleichzeitig auch furchtbar dumm vor. „Vergiss diese Sache mit Monet einfach“, meinte er und atmete den fruchtig-herben Geruch seines Verlobten ein. „Also, was ich gesagt habe. Diese Nacht zwischen euch beiden war eine einmalige Sache und ist vor unserer Zeit passiert. Du hast Recht. Es gibt keinen Grund, um sich so aufzuregen.“ * Am Montag erwarteten ihn auf der Arbeit gleich zwei Überraschungen: Zum Einen stieß Crocodile auf seine ehemalige Sekretärin Robin. Er beobachtete zufällig, wie sie das Büro seines Chefs Franky verließ. Dieser hatte ihn zu sich rufen lassen, um mit ihm über ein wichtiges Thema zu sprechen. Als sie ihn im Gang bemerkte, legte sich eine leichte Röte auf ihre Wangen. „Hallo, Crocodile“, begrüßte sie ihn freundlich und schien sich um ein möglichst seriös wirkendes Auftreten zu bemühen. „Wie geht es dir?“ „Gut, danke“, antwortete Crocodile, dem sofort klar war, was seine attraktive Sekretärin hier verloren hatte. „Das freut mich“, meinte Robin. „Ich habe gehört, dass du wirklich ausgezeichnete Arbeit leistest. Franky hat mir eben erzählt, dass ihr bei der diesjährigen Messe einen Besucheranstieg von über 28% verbuchen konntet. Es ist schön, dass du dich in deinem neuen Job wohlzufühlen scheinst.“ „Mir gefällt es hier sehr gut“, gestand Crocodile. „Die Kollegen sind sehr nett und hilfsbereit. Das Arbeitsklima ist deutlich besser als bei der Bank.“ „Sehr schön.“ Robin, bei der es sich normalerweise um eine ziemlich kühle Persönlichkeit handelte, senkte verlegen den Blick. Offenbar war ihr dieses Aufeinandertreffen peinlich. Crocodile beschloss, sie aus ihrer Misere zu befreien. „Es hat mich gefreut dich mal wiederzusehen“, sagte er und bemühte sich um einen freundlichen Gesichtsausdruck, „aber ich muss jetzt weiter. Franky möchte mich unbedingt sprechen und ich will ihn nicht länger warten lassen. Bis bald, Robin!“ „Auf Wiedersehen“, gab seine ehemalige Sekretärin von sich und huschte leichtfüßig davon. Es verwunderte Crocodile nicht, als Franky ihn mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßte. Er wirkte ziemlich gut gelaunt. „Crocodile“, meinte er und deutete mit einer einladenden Handbewegung auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, „setz dich doch bitte!“ „Danke“, gab Crocodile zurück und ließ sich nieder. Es handelte sich um einen sehr bequemen Polsterstuhl. „Du wolltest mich sprechen?“ Franky nickte. „Es gibt ein paar Dinge, über die wir beide uns unbedingt unterhalten müssen“, sagte er und zwinkerte ihm zu. Crocodile schluckte schwer. Er ahnte, worum es nun gehen würde. Und obwohl Franky alles Andere als schlecht gelaunt wirkte, konnte Crocodile nicht verhehlen, dass ihn die Nervosität packte. Von dieser Arbeitsstelle hing seine gesamte Existenz ab: Wenn Franky seinen befristeten Arbeitsvertrag nicht verlängerte, würde er seine Schulden nicht tilgen können und es würde ihm auch nicht gelingen, seine Situation weiterhin vor Doflamingo geheimzuhalten. Sollte sein Chef ihm mitteilen, dass er ihn aus ihrem Arbeitsverhältnis entließ, würde das Netz aus Lügen, das er in den letzten Monaten so verzweifelt versucht hatte aufrechtzuerhalten, endgültig in sich zusammenfallen. „Wie gefällt es dir bei Tom's Workers?“, fragte Franky ihn und fuhr sich mit der Hand durch sein kräftiges Haar. Meistens frisierte er es vorne zu einer furchtbar aussehenden Elvis-Tolle. „Gut“, antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Kollegen sind alle freundlich und die Arbeit macht mir Spaß.“ Er musste sich zusammenreißen, um nicht mit der Zunge über seine trockenen Lippen zu lecken. „Das freut mich“, erwiderte Franky. Crocodile beobachtete, wie er auf der Sitzfläche seines Schreibtischstuhls herumrutschte. Hätte er es nicht besser gewusst, wäre er davon ausgegangen, dass sein Chef mindestens ebenso nervös war wie er. Aber das ergibt doch gar keinen Sinn, dachte Crocodile irritiert. „Dass die diesjährige Messe ein durchschlagender Erfolg war, weißt du ja bereits“, fuhr Franky fort. „Deiner Kompetenz verdanken wir nicht nur einen erheblichen Anstieg der Besucherzahlen, sondern auch eine Umsatzsteigerung von 39% im Vergleich zum Vorjahr. Mich erreichen jeden Tag Anrufe von begeisterten Messeteilnehmern, die mich für das gelungene Konzept loben und sich bereits Plätze für das nächste Jahr sichern möchten.“ „Das ist schön zu hören“, meinte Crocodile, der nicht so recht wusste, was er sagen sollte. Worauf wollte Franky hinaus? Wenn er doch so begeistert von ihm war und ihn auf die nächste Messe mit ins Boot holen wollte, wieso wirkte er dann so unruhig? Dass Franky mit dem breiten Lächeln in seinem Gesicht bloß seine Verunsicherung übertünchen wollte, wurde immer deutlicher. „Bisher bist du befristet bei uns angestellt“, sagte sein Chef. Crocodile konnte hören, dass er tief ein- uns ausatmete. „Das würde ich gerne ändern.“ Er musste sich zurückhalten, um Franky nicht laut Komm endlich auf den Punkt! Wird mein Vertrag nun verlängert oder nicht?! ins Gesicht zu schreien. Warum spielte sein Chef mit ihm, anstatt einfach zu sagen, was Sache war? Seine Nerven lagen absolut blank. Doch natürlich ließ er sich seine Angst kein Stück anmerken. Crocodile war ein erfolgreicher Manager. Jahrelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man im Job niemals Schwäche zeigen durfte. Nicht einmal ein winziges bisschen; ganz egal wie aufgeregt, verunsichert oder enttäuscht man war. Crocodile fuhr sich nicht mit der Hand durch sein Haar. Er rutschte nicht auf seinem Sitz herum. Er leckte sich nicht über die Unterlippe und er fummelte auch nicht an seinem Ohrring herum. Stattdessen bemühte er sich darum absolute Ruhe und Selbstsicherheit auszustrahlen, während er auf die nächsten Worte seines Vorgesetzten wartete. „Mir ist natürlich klar, dass du zu den gegebenen Konditionen nicht bei uns bleiben würdest“, sagte Franky. „Ich weiß, dass deine Fähigkeiten eine bessere Vergütung rechtfertigen. Weil ich unbedingt möchte, dass du bei Tom's Workers bleibst, Crocodile, würde ich dir gerne einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit besseren Verdienstmöglichkeiten anbieten. Dazu zählen 10.000 Berry mehr Festgehalt im Monat, 10 Urlaubstage pro Jahr mehr sowie einen Zuschlag von 50% bei Überstunden und Wochenendarbeit. Außerdem werde ich ein Prämien-System einführen, sodass du bei der nächsten Messe fair am Umsatz beteilgt wirst.“ Crocodile konnte nicht fassen, was sein Chef da von sich gab. Franky bot ihm nicht nur eine unbefristete Arbeitsstelle an, sondern dazu auch noch ein höheres Gehalt und mehr Jahresurlaub! Er hält mich für so gut, schoss es Crocodile durch den Kopf, dass er glaubt, ich würde mir eine andere Arbeit suchen, wenn er mir keine besseren Bedingungen anbietet. Er denkt, auf dem Arbeitsmarkt würde man sich um mich reißen. „Das ist sehr freundlich“, erwiderte Crocodile mit ruhiger Stimme. „Ich würde gerne über dein Angebot nachdenken. Wäre es dir recht, wenn ich dir morgen Mittag meine Entscheidung mitteile?“ „Natürlich“, antwortete Franky kopfnickend. Er wirkte ein wenig enttäuscht. Offenbar hatte er darauf gesetzt, Crocodile mithilfe der vielen neuen Vorzüge zu einer sofortigen Zusage bewegen zu können. „Gibt es sonst noch etwas?“, fragte er mit höflicher Stimme. Franky schüttelte den Kopf. „Nein“, meinte er und erhob sich von seinem Schreibtischstuhl,um ihm die Hand zu geben. „Das wäre alles.“ Kaum hatte Crocodile die Bürotüre hinter sich geschlossen, fiel es ihm furchtbar schwer, sich weiterhin zusammenzureißen. Er stürmte hinüber zu den Toiletten im nächsten Gang, schloss sich in einer Kabine ein und begann laut zu jubeln. Zum Glück war er allein, sodass niemand seinen Gefühlsausbruch mitbekam. Noch immer konnte er kaum fassen, was gerade eben geschehen war. Franky wollte ihn nicht einfach nur behalten - er bot ihm sogar ein höheres Gehalt und mehr Urlaub an! Crocodile kam sich vor wie der glücklichste Mensch auf Erden. Bei seiner nüchternen Reaktion auf dieses Angebot hatte es sich selbstverständlich nur um eine Farce gehandelt. Für ihn stand außerfrage, dass er weiterhin bei Tom's Workers beschäftigt bleiben wollte. Auch wenn sein Gehalt deutlich geringer war als früher bei der Bank, gefiel es ihm hier gut. Sein Chef war sehr nett und seine Arbeitskollegen waren freundlich und fleißig. Crocodile konnte sich kaum einen besseren Arbeitsplatz vorstellen. Den restlichen Arbeitstag über bemühte Crocodile sich darum, möglichst ruhig und nachdenklich zu erscheinen. Er wollte vermeiden, dass irgendjemand von seiner Begeisterung Wind bekam. Allen voran Franky, der sich in diesem Fall sicherlich auf den Arm genommen vorkäme. Gegen fünfzehn Uhr brachte Kiwi ihm einen Kaffee und fragte bei dieser Gelegenheit in einem unverfänglich klingenden Tonfall, worüber Franky mit ihm hatte reden wollen. Selbstverständlich durchschaute Crocodile dieses Spiel sofort: Ihm war klar, dass sein Chef sie zu ihm geschickt hatte, um unauffällig etwas über seine Stimmung in Erfahrung zu bringen. „Er hat mir einen unbefristeten Arbeitsvertrag angeboten“, antwortete Crocodile mit ruhiger Stimme, während er sich insgeheim ins Fäustchen lachte. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ihn annehmen werde oder nicht. Mal schauen.“ Kiwis enttäuschter Gesichtsausdruck amüsierte ihn abgöttlich. Zum ersten Mal seit langem fühlte Crocodile sich wieder richtig gut. Er war kein Opfer seiner Verhältnisse mehr, sondern hielt nun das Zepter in der Hand. Es verschaffte ihm eine unfassbare Genugtuung, seinen Chef und seine Kollegen zum Narren zu halten. * Am Wochenende nervte ihn Doflamingo wieder einmal mit seinem Lieblingsthema. „Wir sollten mit den Hochzeitsvorbereitungen weitermachen“, meinte sein Verlobter beim Frühstück. Als Crocodile sich um eine Erwiderung herumwandt, indem er von seinem Brot abbiss, fuhr Doflamingo unbeirrt fort: „Es gibt noch so viele Dinge, die erledigt werden müssen. Bisher stehen nur die Gästeliste und die Location, alles Andere ist noch komplett offen. Das Essen, die Dekoration, das Datum... Wir müssen uns noch um so vieles kümmern!“ „Apropos Datum“, sagte Crocodile und legt sein belegtes Brot zur Seite. „Ich, ähm, ich habe eine kleine Bitte an dich, was das Datum angeht.“ „Eine Bitte?“, wiederholte Doflamingo mit teils neugierig, teils argwöhnisch klingender Stimme und zog eine Augenbraue hoch. Crocodile nickte. Er hatte lange darüber nachgedacht, wie es ihm gelingen könnte, ihre Hochzeit weiter nach hinten zu verschieben. Vor ein paar Tagen dann war ihm ein genialer Einfall gekommen. „Als ich vor kurzem bei Hancock gewesen bin“, begann er, „ist mir sofort ihr Babybauch ins Auge gesprungen. Bald ist es ja soweit. Und, nun ja, ich fände es schön, wenn das Baby bei unserer Hochzeit mit dabei wäre.“ „Aber unsere Nichte wird doch mit dabei sein“, erwiderte Doflamingo. „Oder hast du vor, Hancock wegen eures Streits wieder auszuladen?“ „Du weißt, wie ich das meine“, ermahnte Crocodile seinen Verlobten. „Ich möchte, dass sie... naja, dass sie da ist. Nicht nur in Hancocks Bauch, sondern wirklich da.“ Doflamingo verzog die Lippen zu einem verständnisvollen Lächeln. „Dir fällt es immer noch schwer dir vorzustellen, dass du Onkel wirst, nicht wahr?“, fragte er mit leiser Stimme. „Ich habe das Gefühl, dir kommt die ganze Sache völlig abstrakt vor. Als würdest du wirklich immer nur Hancocks Bauch sehen und gar nicht begreifen, dass ein neues Leben in ihr heranwächst.“ „So ist es bis vor kurzem gewesen“, gab Crocodile zu. „Aber jetzt... jetzt ist ihr Bauch riesengroß geworden. Sie sieht total, naja, schwanger aus. Da ist mir irgendwie richtig bewusst geworden, dass sie bald ein Kind auf die Welt bringt. Ich werde zum allerersten Mal Onkel und ich fände es wirklich schön, wenn meine Nichte bei meiner Hochzeit dabei ist. Sie würde mit auf die Fotos kommen und so weiter... Verstehst du, was ich meine?“ „Ich verstehe sehr gut, was du meinst“, sagte Doflamingo und legte den Kopf schief. „Aber um ehrlich zu sein, halte ich es für keine besonders gute Idee abzuwarten, bis Hancock ihre Tochter zur Welt gebracht hat.“ „Aber warum denn nicht?“, wollte Crocodile wissen. Es ärgerte ihn, dass sein Verlobter nicht auf den Zug aufsprang. So vernarrt, wie dieser in seine ungeborene Nichte war, hatte er eigentlich fest damit gerechnet gehabt, mit seiner Bitte problemlos durchzukommen. „Es ist nicht wirklich toll, wenn Babies bei einer Hochzeit mit dabei sind“, antwortete Doflamingo nach kurzem Zögern. „Ich liebe Kinder, das weiß du selbst, aber eine Hochzeit ist kein guter Anlass, um sie mitzubringen. Stell dir nur einmal vor, wir beide verkünden gerade unsere Treueschwüre, und dann fängt die Kleine laut an zu schreien. Das würde den Moment ruinieren.“ „Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert?“, hielt Crocodile zweifelnd dagegen. „Babies schlafen doch sowieso fast die ganze Zeit, oder nicht?“ Die Augen seines Partners wurden durch die getönten Gläser seiner Sonnenbrille verdeckt, doch er war sich trotzdem sicher, dass dieser ihm einen ungläubigen Blick zuwarf. „Du hast wirklich nicht viel Ahnung von Säuglingen, oder?“, meinte er schließlich. „Neugeboren schlafen kaum länger als ein paar Stunden am Stück. Und sie schreien ständig. Wir müssten schon wirklich irre viel Glück haben, wenn unsere Nicht die Zeremonie nicht mit ihrem Geschrei unterbricht.“ Crocodile senkte den Blick. Offenbar war sein Plan nach hinten losgegangen. Doch so schnell gab er sich nicht geschlagen. „Aber sie ist doch trotzdem ein Teil der Familie. Stell dir nur mal vor, Hancock wäre bereits Mutter. Würdest du dann auch darauf bestehen, dass sie ihr Baby Zuhause lässt?“ „Das wäre eine völlig andere Situation“, erwiderte Doflamingo kopfschüttelnd. „Niemand unserer Hochzeitsgäste hat ein kleines Kind. Das ist ideal und ich finde, es ist nicht notwendig zu warten, bis Hancocks Baby auf der Welt ist. Unsere Nichte wird ja trotzdem da sein. Auch auf den Fotos. Nur halt eben, naja, noch eingepackt.“ „Was ist, wenn Hancock bei unserer Hochzeitsfeier Wehen bekommt?“, warf Crocodile ein. „Immerhin ist sie hochschwanger. Es könnte praktisch jeden Moment passieren. Das wäre doch eine viel schlimmere Unterbrechung als ein bisschen Babygeschrei, oder nicht?“ „Unsere Nichte kommt erst in über zwei Monaten zur Welt“, meinte Doflamingo und winkte ab. „Wenn wir beide also nächsten Monat heiraten, dürften sich die beiden Ereignisse zeitlich nicht überlappen. Ich hatte übrigens das Wochenende um den 27. herum im Auge.“ „Ich muss erstmal schauen, ob ich überhaupt Urlaub genehmigt bekomme“, erwiderte Crocodile. Dabei handelte es sich um eine halbe Lüge; denn er war sich sicher, dass Franky, der absolut begeistert von seiner Zusage gewesen war, ihm keinen Wunsch abschlagen würde. „Nach der Hochzeit möchten wir doch bestimmt auch in die Flitterwochen fliegen.“ Doflamingo verzog den Mund. Nach einer Weile sagte er schließlich mit ungewöhnlich verdrießlich klingender Stimme: „Sengoku soll dir gefälligst frei geben. Ich bin sein wichtigster Kunde! Zur Not werde ich persönlich mit ihm reden, damit du Urlaub bekommst. Ich will nicht, dass unsere Hochzeit an solchen Kleinigkeiten scheitert!“ „Ganz ruhig“, redete Crocodile beschwichtigend auf seinen Partner ein. „Zuerst einmal werde ich es mit einem ganz normalen Urlaubsantrag versuchen. Vielleicht habe ich ja Glück. Ich möchte nicht, dass mein wütender Verlobter bei meiner Arbeit auftaucht und meinen Chef unter Druck setzt. Das wäre mir schrecklich peinlich!“ „Das muss dir nicht peinlich sein“, gab Doflamingo zurück. „Du bist mit dem reichsten Kunden der Bank zusammen, das muss dir doch auch mal zum Vorteil gereichen.“ „Aber genau das möchte ich nicht!“, hielt Crocodile sofort energisch dagegen. Dass sein Verlobter bei Sengoku im Büro auftauchte, nur um dort herauszufinden, dass er schon seit Monaten nicht mehr bei der Bank arbeitete, war das Allerletzte, was er zur Zeit gebrauchen konnte. „Ich habe keine Lust auf irgendwelche Sonderbehandlungen, nur weil du reich bist. Ich trenne mein berufliches und privates Leben sehr strikt und möchte nicht, dass die beiden Seiten sich vermischen. Außerdem gibt es eigentlich keinen Grund, wieso Sengoku meinen Urlaubsantrag ablehnen sollte. In letzter Zeit ist wieder weniger los. Da kann er mich durchaus für zwei Wochen entbehren.“ Mit dieser Aussage gab Doflamingo sich wohl oder übel zufrieden. Anstatt weiter darauf herumzureiten, kam er auf ein anderes Thema zu sprechen: „Ich habe mir überlegt, dass wir beide heute unsere Anzüge für die Hochzeit kaufen könnten. Es gibt einen ausgezeichneten Herrenausstatter in der Innenstadt. Dort haben damals auch mein Onkel und meine Tante die Mode für ihre Hochzeit gekauft.“ „Ähm“, machte Crocodile, der von diesem Vorschlag ziemlich überrascht war. „Klar, von mir aus. Es wird sicher nicht schaden, sich ein paar Anzüge anzuschauen.“ Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust darauf gemeinsam mit Doflamingo einkaufen zu gehen (sicherlich war der Herrenausstatter, von dem sein Partner gesprochen hatte, alles andere als preisgünstig), doch er sah keine Möglichkeit, wie er sich aus dieser Misere befreien könnte. Doflamingo interpretierte seine unsichere Reaktion auf eine andere Art und Weise. „Keine Sorge“, meinte er grinsend. „Ich weiß, dass du ziemlich wählerisch bist, was Kleidung angeht. Aber bei Nefeltari Cobra wirst du ganz sicher den richtigen Anzug finden. Niemand hat eine bessere Auswahl zur Verfügung als er.“ Kaum war Doflamingos dunkelblau lackierter Porsche 911 Turbo auf dem Privatparkplatz des Herrenausstatters zum Stehen gekommen, wurde Crocodile klar, dass er diesen nicht zum ersten Mal besuchte. Er war vor mehr als zwei Jahren schon einmal hier gewesen: Damals hatte er einen Anzug für sein Bewerbungsgespräch bei der Bank gekauft. Die Hose, das Hemd und das Jackett hatten ihn insgesamt mehr als 3.000 Berry gekostet gehabt. Bei Nefeltari Cobra handelte es sich also definitiv um keinen billigen Ramschverkäufer. Crocodile musste schlucken, als sein Verlobter ihn an die Hand nahm und in das Innere des Ladenlokals schleifte. Es war sehr luxuriös eingerichtet und in der Luft hing ein unaufdringlicher Geruch nach Stoff und Leder. Als er sich umschaute, erkannte er auch das teure Sofa wieder, das zu seiner Rechten stand. Vor zwei Jahren hatte er es sich dort gemütlich gemacht, lässig die Beine übereinander geschlagen und sich einen Anzug nach dem anderen zeigen lassen, während die Tochter des Verkäufers ihm Champagner nachschenkte. Heute wäre Crocodile am liebsten hinter dem Rücken seines Verlobten in Deckung gegangen. Er fühlte sich schrecklich unwohl an diesem Ort. Es dauerte weniger als zwei Sekunden, ehe Nefeltari Cobra sie beide begrüßte. Er erkannte ihn sofort wieder. „Sir Crocodile“, sagte er mit freundlicher Stimme und bot ihm seine Hand an, die Crocodile schüttelte. „Schön, dass sie uns ein weiteres Mal mit Ihrem Besuch beehren. Und Sie sind sicherlich Herr Donquixte, nicht wahr? Ihr Sekretär hatte sich mit mir in Verbindung gesetzt.“ Auch Doflamingo schüttelte seine Hand. „Dann wissen Sie sicherlich schon Bescheid, dass mein Verlobter und ich Anzüge für unsere Hochzeit suchen“, kam er gleich zum Punkt. Cobra nickte freundlich. „Wer von Ihnen beiden möchte zuerst?“, fragte er und blickte auffordernd zu ihnen hinüber. „Crocodile“, antwortete Doflamingo, noch ehe sein Partner auch nur ein Wort herausgebracht hatte. „Sehr gern“, erwiderte Cobra und klatschte in die Hände. „Haben Sie bereits eine Vorstellung von ihrem Hochzeitsanzug? Farben? Stoffe? Schnitte? Wenn ich mich recht erinnerte, entschieden Sie sich bei Ihrem letzten Einkauf für ein schlichtes, elegantes Modell. Aber das war ja auch für berufliche, nicht für private Zwecke, nicht wahr?“ Crocodile nickte. „Ich bevorzuge auf jeden Fall dunkle Farben“, sagte er und versuchte seine Überforderung zu überspielen. Um ehrlich zu sein, hatte er sich noch nicht sonderlich viele Gedanken über die Kleidung, die er bei seiner Trauung tragen wollte, gemacht. „Und einen schlichten Schnitt. Also bitte nichts zu Ausgefallenes oder Extravagantes.“ „Bitte nehmen Sie Platz“, bat Cobra und deutete auf das Sofa zu ihrer Rechten. „Ich werde Ihnen sofort eine Auswahl unserer hochwertigsten und schicksten Anzüge präsentieren. Meine Tochter Vivi serviert Ihnen in der Zwischenzeit Champagner, wenn Sie mögen.“ Sie ließen sich wie geheißen auf dem Sofa nieder. Obwohl Crocodile von seinem letzten Besuch noch wusste, dass es unfassbar bequem war, saß er er in einer ganz steifen Körperhaltung da. Er fühlte sich schrecklich unwohl. Mit weniger als 5.000 Berry würde er hier wohl nicht wegkommen. So viel Geld hatte er schlichtweg nicht. Es war Ende des Monats und er hatte bereits fast seinen gesamten Lohn für die Tilgung seiner Schulden ausgegeben. (Lediglich einen „kleinen“ Rest von 1.000 Berry hatte er aufgehoben, da Doflamingo und er am Mittwoch Jahrestag hatten und er seinem Verlobten natürlich ein angemessenes Geschenk besorgen wollte.) „Ich wusste gar nicht, dass du dir hier schon einmal einen Anzug gekauft hast“, meinte sein Verlobter beiläufig und nahm einen Schluck Champagner. „Ist schon länger her“, gab Crocodile knapp zurück und nippte an seinem eigenen Glas. Er ließ seinen Blick durch den Laden schleifen, begutachtete skeptisch alle Anzüge und Stoffe, die ausgehängt waren. Ob es vielleicht doch eine Möglichkeit gab, um an ein günstigeres Modell zu kommen? Er wusste, dass selbst die teuersten Herrenausstatter hin und wieder Rabatt gaben; zum Beispiel weil die alte Kollektion auslief oder man Stammkunde war. „Du wirkst total versteift“, sagte Doflamingo plötzlich und stellte sein Champagnerglas zur Seite. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Crocodile nickte. „Ich bin bloß ein bisschen aufgeregt“, erwiderte er. „Hoffentlich finde ich hier einen Anzug, der mir gefällt. Das letzte Mal musste Cobra fast sein gesamtes Sortiment ausräumen, ehe ich etwas Passendes gefunden hatte.“ Dieses Geständnis ließ seinen Verlobten in leises Gelächter ausbrechen. „Das glaube ich dir auf's Wort“, meinte er und schlug die Beine übereinander. Heute trug er eine lange, dunkle Hose, offene Schuhe und ein violettes Hemd mit Tigerprint. Ein verhältnismäßig unauffälliges Outfit. „Du bist ein extrem wählerischer Mensch.“ Crocodile zuckte mit den Schultern. „Dabei lege ich nicht einmal einen so extravaganten Kleidungsstil wie du an den Tag“, erwiderte er seuzend. „Ich finde, es ist viel einfacher schöne und außergewöhnliche als schöne und unauffällige Kleidungsstücke zu finden“, gab Doflamingo zu bedenken. „Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass es ziemlich schwierig für dich ist, Teile zu finden, die dir gefallen. Aber es lohnt sich! Mir gefällt dein Kleidungsstil nämlich sehr gut. Du strahlst immer so eine schlichte Eleganz aus.“ „Danke“, sagte Crocodile und spürte, dass sich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legte. „Aber selbst du hast ein paar außergewöhnliche Sachen“, fuhr Doflamingo fort. Er lächelte angesichts der Röte seines Verlobten. „Diesen karierten, orangefarbenen Pullunder zum Beispiel. Und du hast auch ein paar bunte Halstücher. Aber dein extravagantestes Accessiores ist sowieso dein Schmuck: Deine vielen Ringe und dein Ohrstecker.“ „Ohrring“, korrigierte Crocodile seinen Partner. „Es ist kein Stecker.“ „Ich habe mich oft gefragt, warum du ihn trägst“, redete Doflamingo weiter. „Die Ringe tauschst du hin und wieder aus, nur dein Ohrring bleibt immer derselbe. Du legst ihn auch nie zum Schlafen ab. Gibt es dafür einen besonderen Grund?“ „Nein“, antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. „Es ist einfach Gewohnheit. Ich habe meinen Ohrring schon seit Ewigkeiten. Er ist sozusagen mein Glücksbringer.“ Doflamingo gluckste angesichts dieser Aussage. „Woher hast du ihn?“, wollte er mit neugieriger Stimme wissen. „Aus einem Schmuckgeschäft in der Nähe meines Elternhauses“, erzählte Crocodile. „Ich habe ihn mir gekauft, als ich fünfzehn war. Wochenlang habe ich mein Taschengeld gespart, um ihn mir leisten zu können. Er hat achtundneunzig Berry gekostet. Du kannst es dir wahrscheinlich nicht vorstellen, aber damals war das viel Geld für mich.“ Und ist es heute immer noch, fügte er gedanklich hinzu. „Ich finde, er steht dir sehr gut. Ich mag deinen Ohrring wirklich gerne“, meinte Doflamingo und lächelte. „Ich weiß“, erwiderte Crocodile im Flüsterton und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Als wir beide das erste Mal Sex hatten, hast du ständig mein Ohrläppchen angeknabbert. Und du tust es immer noch ab und zu. Zwischenzeitlich ging das so weit, dass ich schon dachte, du hättest einen Fetisch.“ „Einen Ohrläppchen-Fetisch?“, gab sein Verlobter amüsiert zurück. „Es gibt alles“, erwiderte Crocodile schulterzuckend und nahm einen Schluck Champagner. Ihr Gespräch wurde von Cobra unterbrochen, der mit etwa einem halben Dutzend Anzüge im Gepäck zu ihnen zurückkehrte. Das erste Modell, das Crocodile anprobierte, verfügte über einen matten, dunkelbraunen Stoff und war im amerikanischen Stil geschnitten. Der Anzug traf seinen Geschmack nicht im Allermindesten, woraus er auch keinen Hehl machte. „Die Farbe gefällt mir nicht“, sagte er, während er sich skeptisch von allen Seiten in einem deckenhohen Spiegel begutachtete. „Und der Schnitt ist viel zu weit. Ich habe das Gefühl, dass ich im Stoff förmlich ertrinke.“ Cobra nickte. „Darf ich fragen, ob Sie seit ihrem letzten Besuch abgenommen haben?“, sagte er mit freundlicher Stimme. „Gegebenenfalls stimmen die Maße, die ich damals von Ihnen genommen habe, nicht mehr.“ „Das ist möglich“, erwiderte Crocodile und vermied es, dem Verkäufer in die Augen zu sehen. Es war ihm sehr unangenehm, dass wieder sein Gewichtsverlust zur Sprache kam. Schon vor ein paar Wochen hatte er sein Mindestgewicht erreicht. Crocodile erinnerte sich noch gut daran, wie glücklich ihn die Zahl auf der Waage gemacht hatte, weil er sich endlich nicht mehr so viele Vorwürfe seitens Doflamingo anhören musste. Cobra verschwand für einen kurzen Augenblick, um ein Maßband hervorzuholen. Crocodile kreuzte den Blick mit seinem Verlobten, der noch immer auf dem Sofa saß und stumm seinen Champagner trank. Weder zum Anzug noch zu dem sensiblen Themal, das Cobra angesprochen hatte, verlor er ein Wort, wofür Crocodile sehr dankbar war. Nachdem seine Maße neu genommen wurden, meinte der Verkäufer: „Sie haben tatsächlich ein paar Pfund verloren. Darf ich Ihnen ein Anzugmodell im italienischen Stil empfehlen? Die Stoffe sind leichter und die Schnitte schmaler. Ihre Figur käme viel besser zur Geltung als im amerikanischen Stil.“ „Sehr gerne“, gab Crocodile zurück. Er nahm einen Anzug aus dunkelblauem Stoff, den Cobras Tochter Vivi ihm reichte, entgegen und kehrte in die Umkleidekabine zurück. „Besser?“ „Viel besser“, antwortete Crocodile, als er hervortrat. Das Hosenbein war schmaler geschnitten und überhaupt saß der luftige Stoff ein wenig enger am Körper. Der italienische Stil passte hervorragend zu seiner Figur. „Aber die dunkelblaue Farbe gefällt mir nicht“, fügte er hinzu. „Sie beißt sich mit meiner Haarfarbe. Ich suche etwas Schlichteres. Vielleicht anthrazit, schiefer oder ganz klassisch schwarz.“ „Sehr gerne“, erwiderte Cobra und trug seiner Tochter auf, eine handvoll passende Modelle aus der neuesten Kollektion herzuholen. Crocodile musste unweigerlich schlucken, als er diese Worte vernahm. Der nächste Anzug, den Cobra ihm präsentierte, war absolut perfekt. Daran gab es überhaupt keinen Zweifel. Er saß wie angegossen und Crocodile fühlte sich pudelwohl. Jetzt gab es nur noch ein einziges Problem: Er musste irgendeinen Makel finden! Einen Anzug in dieser Preisklasse konnte Crocodile sich schlichtweg nicht leisten. Es war Ende des Monats und er hatte bloß noch die 1.000 Berry auf dem Konto, die er für Doflamingos Geschenk vorgesehen waren. Vielleicht kann ich darum bitten den Anzug zur Seite legen zu lassen, überlegte er sich, während er sich nervös durch die Haare fuhr, und ihn dann nächsten Monat bezahlen. In der Umkleidekabine blickte Crocodile verzagt an sich herunter und versuchte abzuschätzen, wie teuer dieser wohl war. Immerhin stammte er aus der allerneuesten Kollektion. „Wani?“, hörte er plötzlich seinen Verlobten rufen. „Kommst du zurecht?“ „Ja“, gab Crocodile zurück und schluckte hastig. Er schob den Vorhang zur Seite und trat nach draußen vor den großen Spiegel. Dieser Anzug war ein Traum aus schwarzem Stoff, das konnte er nicht verhehlen. Beschwingt drehte Crocodile sich nach links und nach rechts, sodass er das Modell im Spiegel von allen Seiten begutachten konnte. „Wie findest du ihn?“, fragte er seinen Verlobten und bemühte sich darum, seine Begeisterung so gut wie möglich zu verbergen. „Du siehst absolut hinreißend aus!“, brach es sofort aus Doflamingo hervor. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. „Mir gefällt er auch gut“, gab Crocodile zu. Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. „Nimm ihn“, meinte sein Verlobter. Er stellte das Champagnerglas zur Seite und kam zu ihm hinüber. Zärtlich ließ er die schlanken Finger seiner rechten Hand über den hochwertigen Stoff gleiten. „Ich kann mir ganz genau vorstellen, wie du in diesem Anzug neben mir stehst und dein Ja-Wort gibst!“ „Ich möchte nichts überstürzen“, erwiderte Crocodile zaghaft und stelle fest, dass sein Mundraum sich plötzlich unangenehm trocken anfühlte. Dieses Modell stammte aus Cobras neuester Kollektion und war mit Sicherheit unverschämt teuer. „Vielleicht sollte ich ihn lieber zurücklegen lassen und schauen, ob ich nicht doch einen noch schöneren Anzug finde.“ „Papperlerpapp“, sagte Doflamingo sofort und winkte ab. „Du siehst fabelhaft aus, Liebling! Ich möchte nicht,dass du dir deine Entscheidung durch Zweifel miesmachen lässt. Trau dich ruhig einmal etwas selbstsicherer zu sein.“ „Naja, ich weiß nicht...“ Crocodile wischte sich nervös über den Mund. „Ich glaube nicht, dass wir einen besseren Anzug für dich finden werden. In diesem hier siehst du absolut hinreißend aus! Und falls doch, kannst du dich ja immer noch umentscheiden. Ist ja nicht so als gäbe es ein Gesetz, dass es den Bürgern dieses Landes verbietet zwei Anzüge zu kaufen.“ „Also gut“, gab Crocodile sich geschlagen. „Wahrscheinlich hast du sowieso Recht. Ich werde diesen hier nehmen.“ Während Doflamingo an der Reihe war, nippte Crocodile gedankenverloren an seinem Champagnerglas und versuchte einen Weg aus dieser Misere heraus zu finden. Er hatte diesen Monat bloß noch 1.000 Berry übrig, die außerdem ursprünglich für Doflamingos Geschenk vorgesehen waren. Wie sollte er bloß verhindern, dass er sich vor seinem Partner blamierte? Während dieser mit Cobra sprach, ging Crocodile im Geiste unterschiedliche Szenarien durch: Er könnte so tun als hätte er seinen Geldbeutel Zuhause vergessen. Oder doch darauf bestehen, den Anzug zurücklegen zu lassen. „Na?“ Es war Doflamingos aufgeregte Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss. „Was sagst du?“ Dieser stand eingekleidet in einen komplett weißen Anzug vor ihm und warf ihm ein breites Lächeln zu. „Weiß?“, war das Erste, was Crocodile doch recht überrascht von sich gab, während sein Verlobter sich im Kreis drehte, damit er ihn von allen Seiten begutachten konnte. Doflamingo nickte begeistert. „Erinnerst du dich noch daran, wie ich sagte, dass es schön wäre, wenn einer von uns weiß und der Andere schwarz trägt? Nun, da dir ja die Vorstellung in einem weißen Anzug zu heiraten nicht so wirklich gefiel, dachte ich mir, dass stattdessen ich diesen Part übernehme.“ Er wartete einen kurzen Moment ab, ehe er hinzufügte: „Und? Was hältst du davon?“ „Es gefällt mir“, antwortete Crocodile. Um ehrlich zu sein, war es ihm relativ gleichgültig welche Farbe Doflamingo tragen würde. Er hatte ja sowieso nicht vor, aus ihrer Hochzeit eine allzu große Sache zu machen. Aber er musste zugeben, dass der doch recht extravagante Anzug gut zu seinem ebenfalls extravaganten Verlobten passte. Doflamingo war einfach immer und überall ausgefallen gekleidet. „Der Anzug steht dir wirklich gut.“ „Dann nehme ich ihn“, meinte sein Partner sofort in einem sehr überzeugt klingenden Tonfall. „Du in schwarz, ich ihn weiß - das wird eine echte Märchen-Hochzeit, Wani!“ „Bestimmt“, erwiderte Crocodile, der angesichts des unschuldigen Enthusiasmus seines Verlobten gar nicht anders konnte als zu lächeln. Doflamingo wandte sich währenddessen an Cobra. „Wir haben uns entschieden“, meinte er. „Der Anzug, den ich gerade trage, und der Anzug, den Croco als letztes anprobiert hat.“ Cobra nickte und führte Doflamingo zum Verkaufsthresen hinüber. Crocodile war sich sicher, für den Bruchteil einer Sekunde grüne Berry-Zeichen in den Augen des Herrenausstatters aufblitzen gesehen zu haben. Bestimmt geschah es nicht jeden Tag, dass es ihm gelang zwei so teure Anzüge zu verkaufen. Kaum hatte Crocodile seinen Gedanken zu Ende geführt, war der Kauf der beiden kostspieligen Kleidungsstücke bereits abgewickelt. Ohne dass sein Partner etwas davon mitbekommen hatte, hatte Doflamingo den Einkauf rasch mit einer seiner zahlreichen Kreditkarten bezahlt. Crocodile bekam nicht einmal die Höhe der Summe mit. Erst als sie beide sich wieder auf den Weg zum Porsche 911 Turbo machten, bekam Crocodile die Gelegenheit dazu danach zu fragen. „So etwa 18.000 Berry“, antwortete Doflamingo beiläufig und ließ sich neben ihm auf der Rückbank des Sportwagens wieder. „Ich habe nicht genau zugehört.“ „18.000 Berry“, wiederholte Crocodile mit tonloser Stimme. Er hatte für beide Anzüge zusammen mit maximal 6.000 oder 7.000 Berry gerechnet, nicht mit mehr als dem Doppelten. „Und wie teuer ist meiner gewesen? Weißt du das so ungefähr? Dann könnte ich dir das Geld...“ „Nein!“, unterbrach ihn Doflamingo sofort und nahm sich sogar die Freiheit, ihm mit Daumen und Zeigefinger gegen die Stirn zu schnippsen. „Nein, nein, nein. Wie oft noch? Ich möchte nicht, dass wir jeden Einkauf aufrechnen und du mir Geld zurückgibst. Darüber sollten wir längst hinaus sein.“ „Aber...“ Crocodile kam über dieses Wort nicht hinaus. „Nein!“, wiederholte Doflamingo energisch und schnippste noch einmal gegen seine Stirn. „Ich lasse mich gar nicht erst auf eine Diskussion mit dir ein, Crocodile! Ich weiß, dass du weniger Geld hast als ich. Das ist okay. Deswegen haben wir ja auch ausgemacht, dass ich allein die Kosten für unsere Hochzeit trage. Also lass uns nicht zum x-ten Mal dasselbe Gespräch über Geld führen.“ „Wir haben gar nicht ausgemacht, dass du...“ Dieses Mal konnte Crocodile den Fingern seines Verlobten ausweichen. „Ich meine es ernst, Doflamingo! Das hatten wir überhaupt nicht ausgemacht!“ „Weißt du noch, wie wir über die 120.000 Berry gesprochen haben, die du wegen deines Autounfalls der Versicherung geschuldet hast? Erinnerst du dich daran, wie du mir völlig aufgelöst und verzweifelt erzählt hast, dass du nicht genug Geld hast, um so eine hohe Forderung zu begleichen? Ich habe angeboten für dich bezahlen. Die Forderung der Versicherung und auch unsere Hochzeit. Und daran halte ich mich auch. Basta.“ „So eine Hochzeit kostet aber unheimlich viel, selbst eine relativ kleine Hochzeit“, gab Crocodile zu bedenken und kassierte einen erneuten Schnippser seitens seines Verlobten. Unwirsch fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, wo er inzwischen einen roten Fleck vermutete, und fuhr fort: „Die Anzüge, das Essen, die Location... Es ist sicher nicht wirklich preisgünstig, ein Schloss für eine Hochzeit anzumieten! Es fallen so viele Kosten an und ich möchte nicht, dass du sie allein stemmen musst.“ „Stemmen?“, wiederholte Doflamingo mit teils ernst, teils amüsiert klingender Stimme. „Mal ehrlich, Wani: Was glaubst du, wie viel Geld ich habe?“ „Keine Ahnung“, gab Crocodile verlegen zu und zuckte mit den Schultern. „Aber du arbeitest doch bei der Bank, die mein Geld verwaltet“, erwiderte Doflamingo und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Müsstest du nicht auf den Berry genau wissen, wie hoch mein Vermögen ist?“ „Ich arbeite dort als Manager“, meinte Crocodile. „Ich regele nicht die Finanzen. Ich weiß nicht, wie viel Geld du hast.“ „Was schätzt du?“ Crocodile seufzte leise und fragte sich, worauf sein Verlobter hinauswollte. Trotzdem spielte er dessen Spiel mit. „Zu Beginn dachte ich an vielleicht zehn oder fünfzehn Millionen. Aber damals wusste ich noch nichts von deinen Yachten, deinem Privatjet und so weiter. Inzwischen ist mir klar, dass du deutlich reicher sein musst. Ich weiß nicht... vierzig Millionen Berry? Fünfundvierzig?“ Doflamingo brach in lautes Gelächter aus. Als er sich wieder eingekriegt hatte, sagte er: „Selbst wenn wir beide davon ausgehen würden, dass ich nur fünfundvierzig Millionen Berry besitze, wäre es für mich ein Leichtes die Kosten, die durch unsere Hochzeit anfallen, zu bezahlen.Von stemmen kann da überhaupt nicht die Rede sein. Also hör auf dir so viele Gedanken zu machen über fünf- oder zehntausend Berry, die du mir wiedergeben möchtest. Das sind für mich nur Peanuts. Ich möchte meine gemeinsame Zeit mit dir nicht damit verbringen, über so etwas zu reden. In Ordnung?“ „Aber...“ Doflamingo holte erneut aus und schnippste mit Daumen und Zeigefinger gegen die Stirn seines Verlobten. Crocodile machte einen unwilligen Brummlaut, ehe er sich schließlich geschlagen gab und mit der Handfläche über die Stelle an seiner Stirn rieb, die unangenehm brannte. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)