Mesh Of Lies von kleines-sama (DoflamingoxCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 28: Kapitel 14 (zensiert) --------------------------------- Crocodile hatte sich für heute Abend um zwanzig Uhr mit seiner Schwester Hancock in Spider's Cafe verabredet. Weil Doflamingo in einer Bar ganz in der Nähe mit Law, Kid, Bellamy und den Anderen etwas trinken gehen wollte, hatte dieser ihn kurzerhand begleitet. „Versuch nicht laut zu werden“, riet sein Verlobter ihm, als sie vor dem Gebäude des Cafes stehen blieben. Es war erst Viertel vor acht; Crocodile hatte also noch paar Minuten Zeit. Aus der Innentasche seines Mantels holte er eine Zigarre hervor und zündete sie an. Den altbekannten Geschmack auf seinen Lippen zu schmecken, beruhigte ihn ein wenig. „Ich weiß, dass Hancock sich nicht wirklich toll benommen hat. Aber ich bin mir sicher, dass sie sich bei dir entschuldigen wird“, fuhr Doflamingo fort. „Am Telefon hatte sie zu mir gesagt, dass sie ihr Verhalten bereut.“ Crocodile verzichtete ganz bewusst auf eine Erwiderung. Ihm war klar, dass Hancock seinen Partner angelogen hatte. Sie hatte diesem weisgemacht, dass sie die Nacht mit Monet nur deshalb versucht hatte herunterzuspielen, weil sie ihn so gut leiden konnte und nicht wollte, dass er sich von ihrem Bruder trennte. In Wirklichkeit jedoch war es ihr nur um die 75.000 Berry, die ihr zukünftiger Schwager ihr versprochen hatte, gegangen. Crocodile fühlte sich hintergangen. Seine Geschwister standen schon seit ihrer frühesten Kindheit zu einhundert Prozent hinter ihm. Dass sein Bruder und seine Schwester immer auf seiner Seite stehen würden, hatte er niemals angezweifelt. Doch nun hatte Hancock ihn verraten - für nichts als einen Haufen stinkendes Geld! „Da vorne ist sie“, meinte Doflamingo und deutete mit einer Kopfbewegung auf den hellblauen Citroen C3 Pluriel, den Hancock mehr schlecht als recht in eine nahegelegene Parklücke zu manövrieren versuchte. „Am besten verziehe ich mich jetzt. Rufst du mich an, wenn ihr mit eurem Gespräch fertig seid?“ Crocodile nickte. Er gab seinem Verlobten einen kurzen Kuss auf den Mund und wandte sich anschließend seiner Schwester zu, die ungeschickt aus ihrem Citroen ausstieg. Sofort stach Crocodile ihr gigantischer Babybauch ins Auge. Wenn er sich nicht verrechnet hatte, waren es noch weniger als zwei Monate bis zur Geburt. Mit schuldbewusster Miene kam Hancock auf ihn zugelaufen. „Hallo Crocodile“, sagte sie, als sie ihn erreicht hatte. „Hallo Hancock“, erwiderte er mit trockener Stimme. Er drückte seine Zigarre aus und fügte hinzu: „Wollen wir hineingehen?“ Paula, die Besitzerin von Spider's Cafe und die Cousine von Daz, wies ihnen einen hellen Platz am Fenster zu. „Es ist so schön euch wiederzusehen“, meinte sie gut gelaunt, während die beiden Geschwister sich niederließen. Von der dicken Luft, die zwischen ihren Gästen herrschte, schien sie überhaupt nichts mitzubekommen. „Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Als ich dich das letzte Mal getroffen habe, da hat man dir die Schwangerschaft kaum angesehen, Hancock. Und inzwischen hast du so schwer zu tragen. Aber ich muss sagen: Der Babybauch steht dir wirklich gut!“ „Danke“, gab Hancock kurz angebunden zurück und zwang sich zu einem gequälten Lächeln. „Ich hätte gern einen Kamillentee.“ „Und für mich bitte...“ „... ein Glas stilles Mineralwasser“, beendete Paula seinen Satz und grinste verschmitzt. „Seit über zehn Jahren bist du mein Gast, lieber Crocodile, und du hast noch nie etwas Anderes bestellt. Kamillentee und Wasser, kommt sofort.“ „Paula scheint heute wirklich gute Laune zu haben“, meinte Hancock mit ziemlich unbeholfen klingender Stimme. Sie schien nicht recht zu wissen, wie sie dieses Gespräch beginnen sollte und blickte hilfesuchend in die Augen ihres älteren Bruders. Crocodile schwieg. Er empfand kein Mitleid für seine Schwester. Sie hatte ihn verraten und verdiente es sich schlecht zu fühlen, fand er. Nachdem Paula ihnen ihre Getränke serviert hatte, kam Hancock endlich auf den Punkt. „Es tut mir so leid“, sagte sie und senkte beschämt den Blick. Die schlanken, blassen Finger legte sie um ihre Teetasse. „Es war nicht richtig, Doflamingo in Schutz zu nehmen und deine Reaktion herunterzuspielen. Du hattest jedes Recht dazu, wütend auf ihn zu sein. Ich hätte auf deiner Seite bleiben müssen. Das habe ich nicht getan... aus Angst, dass Doflamingo sein Angebot zurückziehen würde, wenn ihr beiden euch trennt. Du solltest wissen, dass ich mich dafür wirklich selbst hasse und es mir aufrichtig leidtut.“ „Ich verstehe einfach nicht, wie du so etwas tun konntest“, erwiderte Crocodile und musterte seine Schwester aus zu Schlitzen verengten Augen. Er spürte, dass sie ihre Entschuldigung ernst meinte, doch er war sich nicht sicher, ob er dazu bereit war ihr zu verzeihen. „Ich meine... du, Mihawk, ich... Wir sind immer ein Team gewesen! Wir waren immer füreinander da; hätten für den Anderen unsere Hand ins Feuer gelegt... und dann... fängst du plötzlich an Doflamingo zu verteidigen. Nur wegen des verdammten Geldes, das er dir leihen möchte. So kenne ich dich überhaupt nicht, Hancock!“ „Ich weiß“, jammerte Hancock. „Aber ich... du verstehst das nicht, Crocodile. Ich... ich hatte einfach Angst!“ „Angst?“, wiederholte Crocodile verwundert und legte den Kopf schief. „Warum denn das?“ „Na, weil an diesen 75.000 Berry mein ganzes Leben hängt!“, platzte es plötzlich aus seiner Schwester hervor. Sie warf ihm einen völlig verzweifelten Blick zu. „In nicht einmal zwei Monaten bekomme ich meine Tochter. Und ich bin vollkommen auf mich allein gestellt! Ich weiß nicht, wie ich ohne dieses Geld die Miete für mein Nagelstudio bezahlen soll. Oder meine Rechnungen. Ich bin auf die Unterstützung von Doflamingo angewiesen! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie verzweifelt ich gewesen bin, als mich Luffy von einem auf den anderen Tag plötzlich verlassen hat. Eigentlich war ausgemacht gewesen, dass er nach seinem Schulabschluss für das Baby Zuhause bleibt, und ich mich weiterhin um mein Nagelstudio kümmere. Doch plötzlich -ohne jede Vorwarnung- sind unsere Zukunftspläne einfach dahin.Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war völlig fertig. Erst als Doflamingo angeboten hat, mir die 75.000 Berry zu leihen, habe ich wieder Licht am Ende des Tunnels gesehen. Dieser Kredit stellt meine einzige Hoffnung auf ein Leben außerhalb des finanziellen Ruins dar! Und naja... als du mir davon erzählt hast, dass er mit Monet im Bett war, da habe ich Angst bekommen. Angst um meine Zukunft; um die Zukunft meiner Tochter. Deshalb habe ich versucht ihn zu verteidigen und so getan als würdest du heillos übertreiben. Das ist keine Rechtfertigung, das ist mir klar. Du hast dich mir geöffnet. Und ich habe deine Verwundbarkeit schamlos für meine Zwecke ausgenutzt. Aber ich hoffe, du verstehst, dass mein Handeln nicht leichtfertig gewesen ist. Und dass du mir verzeihen kannst.“ Crocodile wusste nicht, was er auf dieses unerwartete Geständnis erwidern sollte. Fassungslos blickte er seiner Schwester ins blasse Gesicht. Schließlich seufzte er irgendwann, zog die Augenbrauen zusammen und meinte in einem teils mitfühlend, teils vorwurfsvoll klingenden Tonfall: „Hancock....!“ „Ich wollte nicht über meine Sorgen sprechen“, erwiderte sie. Sie löste die Finger von der Teetasse und legte sie stattdessen in ihren Schoß. „Ich komme mir einfach so dämlich vor, Crocodile. Ich bin eine dämliche Gans!“ Und völlig unvermittelt brach sie in Tränen aus. „Hancock!“ Crocodile, der mit der Situation überfordert war, wusste nicht, was er tun sollte. „Ich... ähm... beruhige dich doch bitte... Hanaock...! Bitte... Du bist ganz sicher keine dumme Gans! Wie kommst du denn nur darauf?“ „Na, weil du mich gewarnt hast!“, schluchzte Hancock und warf ihm einen beschämten Blick aus tränennassen Augen zu. „Damals, auf Mihawks Geburtstagsparty. Erinnerst du dich noch? Du meintest zu mir, dass es keine gute Idee wäre, sich auf einen so jungen Mann wie Luffy einzulassen. Dass unsere Beziehung keine Zukunft hätte. Ich wollte deine Einwände nicht hören. Aber du hast Recht behalten, Crocodile. Und jetzt stehe ich da, alleine mit einem Kind und ohne zu wissen wie ich uns beide durchbringen soll. Ich bin so eine Idiotin! Hätte ich doch damals nur auf dich gehört!“ „Du bist zu streng mit dir“, versuchte Crocodile seine Schwester zu trösten. Er reichte ihr eine Serviette, mit der sie sich die Tränen abtupfte. „Schließlich weiß man vorher nie, wie schnell eine Beziehung zu Ende geht. Du hast doch nicht ahnen können, dass er dich trotz eurer ungeborenen Tochter verlässt.“ „Luffy hat so anständig gewirkt“, schnaufte Hancock. „So ehrlich und vertrauenswürdig. Zu Beginn hat er sich auch auf unser Baby gefreut. Doch als er dann begriffen hat, wie viel Verantwortung mit dem Vatersein verbunden ist, nahm er Reißaus. Er meinte zu mir, dass er dafür nicht bereit sei. Anstatt sich um unsere Tochter zu kümmern, wird er ein Auslandsjahr in Chile machen. Abenteuer erleben, hat er es genannt. Wie konnte ich nur so naiv sein und auf die Versprechungen eines siebzehnjährigen Jungen hereinfallen? Das ist wirklich dumm von mir gewesen.“ „Trink ein bisschen Tee“, erwiderte Crocodile unbeholfen. Er beobachtete, wie seine Schwester an ihrer Tasse nippte, und fügte mit ein wenig kräftiger klingender Stimme hinzu: „Scheiß auf Luffy. Und scheiß auch auf Doflamingo. Du weißt, dass Mihawk und ich für dich da sein werden, Hancock? Wir sind deine großen Brüder. Wir passen immer auf dich auf. Und unterstützen dich, egal was passiert. Also mach dir bitte keine Sorgen um die Zukunft, ja?“ Hancock zog die Nase hoch und nickte. Sie schwieg für eine Weile, ehe sie schließlich sagte: „Danke. Es tut gut zu wissen, dass ich mich auf euch verlassen kann.“ „Natürlich kannst du das. Wir sind eine Familie!“ „Jetzt fühle ich mich noch mieser wegen...“ „Lass uns nicht mehr davon sprechen!“, unterbrach Crocodile sie rasch. „Und lass uns heute Abend auch nicht an schlechte Dinge denken. Was, ähm, was hältst du davon ein bisschen tanzen zu gehen?“ „Tanzen?“, wiederholte Hancock und warf ihm einen irritierten Blick zu. „Wie kommst du denn plötzlich darauf?“ „Doflamingo ist mit ein paar Freunden in einer Bar ganz in der Nähe unterwegs. Shakky's Bar heißt der Laden, glaube ich. Warum gehen wir nicht hin? Und streichen Luffy wenigstens für heute Abend aus unserem Gedächtnis?“ „Ich weiß ja nicht“, stammelte Hancock, die sich vom plötzlichen Übermut ihres Bruders ein wenig überrumpelt zu fühlen schien. „Ich bin schon ziemlich lange nicht mehr tanzen gewesen. Und ich darf ja auch gar keinen Alkohol trinken. Wegen dem Baby.“ „Ich bin mir sicher, man bekommt in Shakky's Bar auch ein Glas Cola, wenn man darum bittet“, gab Crocodile zurück und warf seiner Schwester ein aufmunterndes Lächeln zu. „Komm schon, Hancock. Das hast du dir verdient!“ „Also gut“, gab sie sich schließlich geschlagen und erwiderte sein Lächeln. „Warum eigentlich nicht? Ein bisschen Spaß würde mir sicher guttun.“ Shakky's Bar war eine ziemlich heruntergekommene Kneipe mit viel Charme. Auf den zerschlissenen, roten Ledersofas tummelten sich Gruppen gut gelaunter Menschen, die sich miteinander unterhielten und Bier tranken. Viele von ihnen erweckten einen recht exzentrischen Eindruck. Tatsächlich brauchte Crocodile fast zwei Minuten, um seinen Partner auszumachen; dabei fiel Doflamingo normalerweise in jeder Menschenmenge auf wie ein bunter Hund. Doch hier ging er trotz der violetten Hose mit Tigerprint und dem grässlichen, neonfarbenen Hemd beinahe unter. „Warum holen wir uns nicht etwas zu trinken und setzen uns dann zu Doflamingo hinüber?“, schlug Crocodile seiner Schwester vor, die sich mit einem teils neugierig, teils skeptischen Blick umschaute. Offenbar hatte sie noch nicht entschieden, ob ihr Shakky's Bar zusagte oder nicht. Hancock nickte. Gemeinsam gingen sie zum Tresen hinüber. Sie bestellte ein Glas Cola, er ein stilles Wasser. Wie üblich zog Hancock jede Menge Blicke auf sich. Sie war eine außergewöhnlich schöne Frau und konnte kaum das Haus verlassen, ohne angesprochen zu werden. Mit den Jahren hatte sie sich daran gewöhnt und schenkte den Flirtversuchen normalerweise keine Beachtung. Heute Abend schienen die vielen Blicke sie jedoch aufzuwühlen. „Wirklich unfassbar“, zischte sie und nahm einen großen Schluck Cola. „Obwohl ich mit einem dicken Babybauch hier auftauche, starren sie mich an als wollten sie mich mit ihren Blicken ausziehen.“ „Mach dir nichts draus“, gab Crocodile gelassen zurück. „Du bist eben eine sehr gutaussehende Frau. Trotz Babybauch.“ Diese Aussage brachte Hancock zum Lächeln. „Eigentlich ist es ein netter Gedanke, dass mich die Männer immer noch attraktiv finden“, meinte sie. „Weißt du, heute Morgen waren meine Füße so fürchterlich angeschwollen, dass ich kaum in meine Schuhe gepasst habe.“ „In Momenten wie diesen danke ich Gott dafür, dass er mich zu einem Mann gemacht hat.“ Erst als Hancock zu lachen begann, wurde Crocodile unangenehm bewusst, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte. „Jetzt geht es mir schon viel besser. Vielen Dank, Crocodile.“ „Nicht dafür“, erwiderte er und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein Haar. „Nein, wirklich“, ließ Hancock nicht locker. „Es tut gut, einfach ein bisschen zu lachen. Es ist lange her, seitdem ich mich das letzte Mal so ausgelassen gefühlt habe. Hierher zu kommen, ist eine echt gute Idee gewesen.“ „Lass uns am besten jetzt zu Doflamingo und den Anderen gehen“, meinte Crocodile, den die Lobreden seiner Schwester allmählich verlegen werden ließen. Er nahm sie vorsichtig bei der Hand und führte sie zu dem Tisch hinüber, an dem Doflamingo und dessen Freunde saßen. Sein Verlobter unterhielt sich gerade mit einer ihm fremden, dunkelhaarigen Frau, doch wandte sich sofort freudestrahlend um, als er ihn und Hancock erkannte. „Croco, Hancock!“, begrüßte er die beiden Neuankömmlinge gut gelaunt und deutete auf die freien Plätze gleich links neben sich. „Schön, dass ihr da seid!“ Crocodile setzte sich neben seinen Partner; Hancock ließ sich einen Platz weiter nieder. Abgesehen von der dunkelhaarigen Frau (sie hatte eine ungewöhnlich lange Nase, fiel ihm sofort auf), die gegenüber von Doflamingo saß, waren außerdem noch Law, Bellamy, Violet und Vergo anwesend. Weniger als eine halbe Minute später stieß auch Kid dazu. In der Hand hielt er zwei Flaschen Bier, von denen er eine an seinen Freund weitergab. Offensichtlich hatten Hancock und Crocodile ihm seinen Sitzplatz gestohlen, doch anstatt diesen Umstand anzusprechen, zog er sich einfach einen Stuhl vom Nebentisch heran. „Habt ihr euren Streit klären können?“, fragte Doflamingo im Flüsterton, als die Anderen sich wieder ihren Tischgesprächen zugewandt hatten. Crocodile nickte. „Alles gut bei uns“, antwortete er unverfänglich und nahm einen Schluck Wasser. „Sehr schön“, gab Doflamingo grinsend zurück. „Hier gibt es übrigens auch Wodka-Mischgetränke, wenn du möchtest.“ „Lieber nicht“, erwiderte Crocodile abwehrend. „Ich bin ja sowieso mit dem Auto da. Und außerdem fühlt Hancock sich bestimmt blöd, wenn sie die einzige ist, die nichts trinkt.“ Diese Begründung schien Doflamingo einzuleuchten. „Okay“, meinte er und lächelte ihm wohlwollend zu, ehe er seine unterbrochene Unterhaltung mit der dunkelhaarigen Frau fortführte. Crocodile wurde derweil von Bellamy in ein Gespräch verwickelt. „Ich freue mich schon sehr auf eure Hochzeit“, meinte er und nahm einen großen Schluck Bier. „Das wird sicher eine tolle Feier. Wisst ihr schon, was es zu essen geben wird?“ Sie plauderten für eine Weile über dieses und jenes. Crocodile spürte, dass seine Schwester allmählich aufblühte und sich wohlzufühlen begann. Sie lachte oft und unterhielt sich ausgelassen mit ihren Sitznachbarn. Und auch Crocodile fühlte sich nicht unwohl. Es gab bloß eine einzige Sache, die ihm gegen den Strich ging: Und das waren die Flirtversuche seitens der dunkelhaarigen Frau mit der auffallend langen Nase. Doflamingo schien diese gar nicht so wirklich mitzubekommen, jedenfalls wies er die junge Dame (inzwischen hatte Crocodile erfahren, dass ihr Name Porsche lautete) nicht in ihre Schranken. Doch auf Crocodile wirkten die Sprüche sehr eindeutig. Sein Verlobter hatte gerade eben eine Runde ausgegeben und Porsche nutzte just die Gelegenheit, um sich ihm an den Hals zu werfen. „Du bist ein echter Gentleman, Doflamingo“, sagte sie und warf ihrem Gegenüber einen eindringlichen Blick zu. „Du weißt, wie man eine Frau behandelt!“ Crocodile zwang sich selbst dazu Ruhe zu bewahren und blickte demonstrativ in eine andere Richtung. Nichtsdestotrotz musste er die Lippen fest aufeinanderpressen, um Porsche nicht darauf hinzuweisen, dass Doflamingo nicht bloß ihr, sondern allen ein Getränk ausgegeben hatte. „Ach, wirklich?“, gab dieser keck grinsend zurück und nippte an seinem Cocktail. „Das höre ich selten.“ „Doch, doch, ehrlich!“, beteuerte sie und saugte an ihrem Strohhalm, ohne das Gesicht von ihm abzuwenden. „Du bist etwas Besonderes, Doflamingo. Das habe ich sofort gespürt!“ Dies war der Punkt, an dem Crocodile endlich beschloss, einzugreifen. Er warf seinem Verlobten einen verärgerten Blick zu und versetzte ihm unter dem Tisch einen leichten Tritt gegen das Schienbein. Doch Doflamingo konnte oder wollte diese Hinweise nicht verstehen. Stattdessen trieb er das Spiel sogar noch weiter. „Was meinst du damit?“, fragte er Porsche und stützte sein Kinn mit der rechten Hand ab. Scheinbar gedankenverloren rührte er seinen Cocktail um. „Du bist anders als die Anderen“, hauchte sie und beugte sich über den Tisch zu ihm hinüber. Ihre dunklen Augen fixierten Doflamingos Sonnenbrille. Die Spitze ihrer langen Nase war nur noch wenige Zentimeter von seinen Gesicht entfernt. „Viel klüger, stilvoller...“ (Angesichts dieser Aussage konnte Crocodile ein leichtes Prusten nicht unterdrücken. Stilvoll wäre nun wohl wirklich der allerletzte Begriff, mit dem er seinen Verlobten beschreiben würde.) „Eigentlich gehörst du gar nicht in einen so dämlichen Schuppen wie diesen hier. Also warum hauen wir beide nicht einfach ab? Was hälst du davon, wenn wir einen kleinen Spaziergang machen? Nur wir zu zweit?“ Nun konnte Crocodile absolut nicht mehr an sich halten. „Jetzt reicht es aber allmählich!“, wies er seinen Partner mit verschränkten Armen zurecht, ehe dieser dazu kam, zu einer Erwiderung anzusetzen. „Lass deine dämlichen Spielchen bleiben, Doflamingo.“ „Warum mischst du dich überhaupt ein, du Idiot?!“, fauchte Porsche prompt und warf ihm einen giftigen Blick zu. „Dich geht das Ganze doch gar nichts an!“ „Da bin ich aber anderer Meinung“, gab Crocodile schnaubend zurück. „Immerhin ist das mein Verlobter, mit dem du da ins Bett hüpfen willst!“ „Dein Verlobter? Hältst du mich für blöd?“ Porsche schien ihm kein Wort zu glauben. Sie zog verächtlich ihre lange Nase hoch. „Wer ist denn dann bitte die schwangere Frau, mit der du Hand in Hand hergekommen bist? Deine Schwester?“ Inzwischen waren fast alle Blicke am Tisch auf sie Drei gerichtet. Aus dem Augenwinkel heraus konnte Crocodile Bellamy beobachten, der offenbar Schwierigkeiten hatte sich das Lachen zu verkneifen. Doflamingo neben ihm schien es übrigens nicht anders zu gehen. Um sein amüsiertes Grinsen zu kaschieren, blies er mit seinem Strohhalm prustend ein paar Blubberblasen. „Naja“, meinte Crocodile unbeholfen und runzelte die Stirn. Er wusste nicht so recht wusste, was er auf diese Frage erwidern sollte. „Ja.“ Bellamy konnte nicht mehr an sich halten. Laut lachend erhob er sich vom Tisch und steuerte den Tresen an. Sein noch fast randvolles Bier ließ er an seinem Platz zurück. Und auch Doflamingo fiel es schwer sein immer breiter werdendes Grinsen zu verbergen. „Du hast doch einen Knall!“, meinte Porsche. Sie schien allmählich zu begreifen, dass irgendetwas vor sich ging, doch schien nicht recht zu wissen wie sie sich verhalten sollte. Schließlich ging sie in Angriffsposition über: „Als würde sich jemand wie Doflamingo mit einem Typen wie dir verloben! Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung wie reich er ist? Er könnte jeden haben! Warum sollte er da dich nehmen?! Du bist nur irgendein Freak mit einem zerfetzten Gesicht! Ein widerlicher, kaputter...“ Plötzlich war jede Amüsiertheit aus Doflamingos Gesicht verschwunden. Wutentbrannt richtete er sich auf, blickte Porsche unverwandt ins Gesicht und zischte mit eiskalter Stimme: „Sei leise!“ Mit einem Schlag war es so still, dass man eine Stecknadel zu Boden fallen hören konnte. Nicht nur Porsche, sondern alle am Tisch Anwesenden starrten ihn unversehens an. Doflamingo strahlte eine so zornige Aura aus, dass niemand es wagte auch nur einen Ton von sich zu geben. Schlussendlich war es Porsche, die das Schweigen durchbrach. Laut schluchzend brach sie in Tränen aus, bedeckte die Hände mit dem Gesicht und nahm reißaus. Sie dachte nicht einmal mehr daran, ihre Handtasche mitzunehmen. Doflamingo setzte sich wieder hin. Crocodile gab ein schnaubendes Geräusch von sich. „Endlich ist diese blöde Kuh weg“, meinte er gelassen und nahm einen Schluck Wasser. „Ihre dämliche Nase hat mich sowieso schon den ganzen Abend lang genervt.“ „Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie so etwas sagen würde...“ „Ist schon gut“, unterbrach Crocodile seinen Verlobten und winkte ab. „Nein, wirklich... Ich... Das sollte nur ein Spaß sein! Ich wollte, dass sie dich ein bisschen eifersüchtig macht. Nicht, dass sie dich beleidigt... Das war nicht meine Absicht, Crocodile.“ „Ich sagte doch, dass es gut ist“, wiederholte er und warf Doflamingo einen aufmunternden Blick zu. „Ihre Worte haben mich nicht verletzt. Es ist alles in Ordnung. Also beruhige dich bitte wieder.“ „Sie hat gemeint, du hättest ein zerfetztes Gesicht!“, hielt sein Partner aufgebracht dagegen. „Na und?“, gab Crocodile schulterzuckend zurück. „Sie hat nicht gelogen. Wenn man so will, habe ich es ein zerfetztes Gesicht. Entweder das oder ich bilde mir die riesige Narbe, die quer über meine Nase verläuft, seit gut fünf Jahren ein. Also was soll's.“ Auf diese Aussage schien Doflamingo keine passende Erwiderung einzufallen. Also griff er stattdessen nach seinem Glas und trank einen großen Schluck Sex On The Beach. Trotz des unangenehmen Zwischenfalls mit Porsche gestaltete sich der Abend sehr schön. Alle hatten gute Laune, lachten oft und Doflamingo gab jede halbe Stunde eine Runde aus. Es war schon viertel vor eins, als Kid sich schließlich als Erster aus ihrer Gruppe auf den Heimweg machte. „Ich habe morgen einen Termin mit einem Kunden“, entschuldigte er sich. „Schade“, meinte Law in einem recht widerwillig klingenden Tonfall. Ihm wäre es wohl lieber gewesen, wenn sein Freund noch eine Weile bliebe. „Wir sehen uns übermorgen“, versuchte Kid ihn aufzumuntern und gab ihm zum Abschied einen Kuss. „Zwischen euch beiden scheint es ja wirklich gut zu laufen“, sagte Doflamingo grinsend, als Kid verschwunden war und zog geräuschvoll an seinem Strohhalm. Inzwischen war er schon bei seinem sechsten oder siebten Cocktail angelangt. Law zuckte mit den Schultern. Crocodile konnte ihm nicht verübeln, dass er diese Frage als unangenehm und aufdringlich empfand. „Wir kommen sehr gut miteinander zurecht“, gab er schließlich zurück. „Das klingt aber nicht gerade begeistert“, stichelte Doflamingo. Law rollte mit den Augen. „Wirklich“, meinte er schließlich. „Kid ist toll. Nur leider fällt es uns manchmal schwer Zeit füreinander zu finden. Wir müssen beide sehr viel arbeiten.“ „Vielleicht solltest du darüber nachdenken deine Stundenzahl zu verringern“, schlug Doflamingo vor. „Oder weniger Spätschichten anzunehmen.“ „Kid muss auch oft nachmittags arbeiten“, gab Law zurück. „Mal schauen... Wir werden da sicher eine Lösung finden. Aber ich möchte nichts überstürzen. Wir sind ja erst seit ein paar Wochen zusammen. Kid soll sich nicht von mir bedrängt fühlen.“ „Ach“, machte Doflamingo und winkte ab. „Das ist doch ganz normal, dass man als Pärchen viel Zeit miteinander verbringen möchte. Gerade zur Anfangszeit. Ich weiß noch, wie schlimm ich es früher immer fand, dass ich Crocodile nicht jeden Tag sehen konnte. Ich habe ihn immer ganz fürchterlich vermisst, wenn er nicht bei mir war.“ „Du bist ja aber auch ein echter Sonderfall“, gab Law naserümpfend zurück und nahm einen Schluck Whiskey. „Eine totale Klette. Obwohl ich Crocodile damals noch gar nicht wirklich kannte, hat er mir total leid getan. So wie du ihn belagert hast.“ „Du übertreibst“, meinte Doflamingo. Das Grinsen auf seinen Lippen schmälerte sich ein klein wenig. Offensichtlich fühlte er sich ertappt. „Law hat nicht ganz Unrecht“, schaltete sich nun auch Crocodile in das Gespräch ein. „Du wolltest mich am liebsten jeden Tag sehen. Und wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich war, hast du mich mit Anrufen förmlich terrorisiert.“ Er lachte leise. „Das stimmt doch gar nicht!“, widersprach ihm sein Verlobter und schob die Unterlippe nach vorne. „Ich meine...Klar wollte ich gern Zeit mit dir verbringen. Das ist ja wohl selbstverständlich. Immerhin hatte ich gerade die Liebe meines Lebens kennengelernt. Aber ich habe dich doch nicht terrorisiert!“ „Keine Sorge, du bist nicht der einzige, der terrorisiert wurde“, stichelte Law und wandte sich zu Crocodile um. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft Doflamingo in den ersten Wochen von dir gesprochen hat. Manchmal hat er uns sogar angerufen, nur um uns irgendein völlig unwichtiges Detail mitzuteilen. Heute hat Crocodile für mich gekocht. Er isst am liebsten Spaghetti mit Tomaten, Oliven und Feta-Käse oder Ich hab herausgefunden, dass er gar kein Tattoo hat. Ich dachte die ganze Zeit über, er hätte eines.“ „Ich... So ist das doch überhaupt nicht gewesen“, funkte Doflamingo dazwischen. Er bließ die Backen auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Oh doch“, erwiderte Law grinsend. „Seine Lieblingsfarbe ist grün. Er hat keinen zweiten Vornamen. Seine Schuhgröße ist 40. Er fährt einen silbernen Mercedes C 216. Seine Wohnung hat keinen Balkon. Crocodile hat heute zwei Stunden länger gearbeitet. Crocodile hatte heute Magenschmerzen. Crocodile findet Star Wars langeweilig. Crocodile hat heute gepupst. Jeden Blödsinn wolltest du uns unbedingt mitteilen.“ Unweigerlich brach Crocodile in schallendes Gelächter aus. Er konnte sich ganz genau vorstellen, wie Doflamingo Law, der gerade aus einer mehrstündigen OP kam, aufgeregt anrief, nur um diesen mitzuteilen, dass er herausgefunden hatte welchen Film er am liebsten mochte. „Für mich sind das wichtige Dinge gewesen“, verteidigte sich Doflamingo. Inzwischen hatte sich eine leichte Röte auf seine Wangen gelegt. „Ich war von Anfang an hin und weg von dir, Crocodile. Natürlich habe ich mich gefreut, wenn ich Neues über dich erfahren konnte.“ „Bestimmt übertreibst du wirklich ein klein wenig, Law“, versuchte dieser seinen peinlich berührten Verlobten ein bisschen in Schutz zu nehmen. „Nein, ehrlich nicht“, beharrte Law kopfschüttelnd auf seinem Standpunkt. „Jede einzelne Aussage, die ich eben wiederholt hab, ist wirklich von Doflamingo getätigt worden!“ „Das kann nicht sein“, gab Crocodile zurück. „Ich, naja... zum Beispiel hab ich noch nie vor Doflamingo gepupst! Also kann das schon mal nicht stimmen!“ „Dann hat er mich eben angelogen“, meinte Law unbeirrt. „Ich erinnere mich noch ganz genau: Es war kurz nach Mitternacht und ich war auf dem Weg ins Krankenhaus, weil ich schnell zu einer Notfall-OP musste. Da hat Doflamingo mich angerufen und mir freudestrahlend mitgeteilt, dass du gepupst hättest. Und wie wichtig ihm das sei, denn man sagt ja, eine Beziehung wäre erst dann wirklich stabil, wenn man die Furz-Grenze überschritten hätte. Ich erinnere mich sogar noch an das Wort! Er hat wirklich Furz-Grenze gesagt!“ „Ich... Was.... ich?“ Irritiert wandte Crocodile sich zu seinem Partner um. „Warum verbreitest du denn solche dämlichen Lügen über mich, Doflamingo?! Ich... ich würde niemals vor dir pupsen! Das tue ich vor überhaupt keinem!“ „Doch, du hast gepupst gehabt“, hielt sein Verlobter ernst dagegen und nippte an seinem Cocktail. „Du weißt es nur nicht, weil du geschlafen hast.“ „Aber... Ich... Dann zählt das doch überhaupt gar nicht!“ „Klar zählt das!“, meinte Doflamingo entrüstet. „Nein, das zählt überhaupt nicht!“ „Doch!“ „Nein!“ „Doch!“ „Jetzt reicht es wohl aber mal“, schaltete sich nun Violet ein. Sie warf ihnen Dreien einen entgeisterten Blick zu. „Habt ihr denn nichts Besseres zu tun als darüber zu streiten, wer irgendwann einmal gefurzt hat?“ „Du verstehst das nicht“, gab Crocodile patzig zurück. „Es geht gar nicht um den... den Furz selber. Sondern darum, dass Doflamingo Lügen über mich in die Welt setzt!“ „Aber es ist doch gar nicht gelogen gewesen!“, fuhr sein Verlobter ihn an. „Du hast definitiv gepupst! Dafür ich lege ich meine rechte Hand ins Feuer!“ „Es zählt trotzdem nicht! Das ist unterbewusst passiert! Du hättest auf einen richtigen Pups warten müssen, damit es zählt!“ „Da hätte ich aber lange warten können!“, erwiderte Doflamingo aufbrausend. Er schubste mit dem rechten Ellenbogen beinahe sein leeres Cocktail-Glas vom Tisch. „Du hast bis heute nicht absichtlich vor mir gepupst! Und dabei heiraten wir in einem Monat schon!“ „So etwas tue ich einfach nicht“, hielt Crocodile aufgebracht dagegen. „Vor keinem! Und als allerletztes vor meinem Verlobten!“ „Ich finde, das hättest du ruhig mal tun können. Wenigstens mir zuliebe!“ „Du hast nie mit auch nur einem Wort erwähnt, dass du dir das von mir wünschst!“ „Da hätte man ja auch mal selbst drauf kommen können, oder nicht?“ „Ich... Das ist... Du bist... Ich... Du hast auch noch nie vor mir gepupst! Also fass dir mal an die eigene Nase!“ Doflamingo saugte scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Das stimmt überhaupt gar nicht! Ich habe schon zweimal gepupst, als du in der Nähe gewesen bist!“ „Du erzählst Blödsinn! Ich hätte es ja wohl mitbekommen, wenn du gepupst hättest!“ „Der war eben leise! Im Gegensatz zu deinem! Der ist total laut gewesen!“ „Das... das nimmst du sofort zurück!“ „Jungs!“ Diesmal griff Violet in einem deutlich energischer klingenden Tonfall in ihre Diskussion ein. „Es reicht nun wirklich! Niemand hier möchte wissen, wer von euch wann oder wie gepupst hat! Ihr beide habt wohl definitiv zu tief ins Glas geschaut!“ „Ich habe den ganzen Abend lang nur Wasser getrunken“, verteidigte sich Crocodile und verschränkte die Arme vor der Brust. „Umso schlimmer!“, fügte seine Schwester Hancock kichernd hinzu. Es war kurz nach zwei Uhr morgens. Auch die beiden Frauen hatten sich inzwischen auf den Heimweg gemacht; von ihrer Truppe waren nur noch Bellamy und Law übrig, die gerade am Tresen standen und darauf warteten, dass Shakky ihnen ihre Aufmerksamkeit schenkte. Doflamingo stieß ihm sanft mit dem Ellenbogen in die Seite. „Was hältst du davon, wenn wir beide uns für eine Weile aufs Klo verziehen?“, fragte er und warf ihm ein zuvorkommendes Lächeln zu. Im ersten Moment verstand Crocodile überhaupt nicht, worauf sein Verlobter hinauswollte. „Wieso denn das?“, fragte er und zog irritiert eine Augenbraue hoch. „Du weißt schon...“ Doflamingo rückte näher an ihn heran, legte die rechte Hand an seinen Hinterkopf und küsste ihn auf die Lippen. Es war ein sehr hungriger Kuss. Doch als Crocodile immer noch nicht begriff, wovon Doflamingo sprach, zog dieser ihn kurzerhand von seinem Sitzplatz und schob ihn hinüber zu der Herrentoilette. Wie man es bei den Waschräumen einer Bar gegen kurz nach zwei Uhr vermuten würde, waren diese nicht sonderlich sauber. Es stank unangenehm nach Urin und die gefliesten Wände waren überzogen mit lauter bunten Graffitis. Crocodile blickte sich verunsichert um, während Doflamingo an einem alten Automaten, der an der Wand neben dem Waschbecken hing, für ein paar Berry eine Packung Gleitcreme zog. „Das ist nicht dein Ernst“, stieß er entsetzt hervor. „Du willst Sex haben? Hier? In diesem stinkenden Klo?“ „Klar“, meinte Doflamingo breit grinsend. „Warum denn nicht? Willst du mir erzählen, du hattest noch nie Sex auf einer öffentlichen Toilette?“ Crocodile schüttelte den Kopf. „Und ich habe es auch nicht vor“, fügte er hinzu. „Hast du dich mal umgeschaut? Es ist total dreckig und eklig hier!“ „Ach, komm“, versuchte sein Verlobter ihn zu überreden. Er öffnete die Türe einer der beiden Toilettenkabinen. „Ich finde, du solltest der Sache eine Chance geben! Du kannst vorher doch gar nicht wissen, ob es dir gefällt oder nicht.“ Crocodile verzog den Mund. „Und wenn uns einer sieht? Es kann jeden Moment jemand durch die Türe kommen!“ „Deswegen gehen wir ja hier herein“, erwiderte Doflamingo und deutete auf die Toilettenkabine. „Komm schon, Wani! Sei kein Spielverderber!“ Crocodile seufzte leise auf, ehe er schließlich unwillig zu seinem Partner in die Kabine stieg. Doflamingo schloss rasch die Türe. Es war extrem eng und Crocodile hütete sich davor, mit den Armen ausversehen die Wände zu streifen. Er fühlte sich furchtbar unwohl hier drin. Doflamingo verwickelte ihn rasch in einen nassen, leidenschaftlichen Kuss. Crocodile versuchte sich auf seine weichen und warmen Lippen zu konzentrieren, doch trotzdem gelang es ihm nicht den beißenden Uringeruch zu verdrängen. Bei ihm handelte es sich um eine sehr reinliche Person und er wünschte sich im Moment nichts mehr als diese Toilettenkabine wieder zu verlassen. „Lass uns nach Hause fahren“, schlug er vor. „In unserem Schlafzimmer steht ein riesengroßes Bett. Dort können wir uns austoben wie wir möchten. Einverstanden?“ „Ich will dich jetzt“, erwiderte Doflamingo unbeirrt und drückte ihm erneut einen Kuss auf die Lippen. Gleichzeitig machten sich seine Hände an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen. Crocodile schob sie zur Seite. „Doffy“, meinte er mit eindringlicher Stimme. „Ich möchte das nicht. Nicht hier. Es stinkt und ist dreckig. Und du bist betrunken!“ „Sei nicht so ein Langeweiler“, meinte sein Verlobter, der nun stattdessen nach seinem Gürtel griff. „Dir wird das bestimmt gefallen! Entspann dich einfach!“ [zensiert] „Nun... Okay, lass uns verschwinden. Aber was sagen wir Law und Bellamy, wenn wir gleich wieder in den Schankraum gehen? Sie werden bestimmt wissen wollen, wo wir abgeblieben sind!“ „Wer weiß, ob die beiden nicht längst schon nach Hause gefahren sind“, erwiderte Doflamingo unbekümmert. „Und ansonsten lassen wir uns eben eine Ausrede einfallen.“ „Okay, gut“, gab Crocodile sich geschlagen und öffnete mit einem unguten Gefühl im Magen die Türe der Kabine. * Morgen war ihr erster Jahrestag und Crocodile hatte absolut keine Ahnung, was er seinem Verlobten schenken sollte. Zwar hatte er für diesen besonderen Anlass 1.000 Berry zur Seite gelegt, doch trotzdem wollte ihm nichts Gescheites einfallen. Doflamingo war ein extrem reicher Mann, der es gewöhnt war besonders teure und ausgefallene Geschenke zu bekommen. Crocodile befürchtete da nicht mithalten zu können und sich zu blamieren. Gerade saß er in seinem Büro und trank gedankenverloren ein Glas stilles Mineralwasser. Zu dessen letzten Geburtstag hatte er Doflamingo ein romantisches Wochenende in einem Wellness-Hotel inklusive Erster-Klasse-Flug geschenkt, doch um so etwas in der Art noch einmal zu machen, war sein Budget leider deutlich zu klein. Worüber würde sich sein Partner sonst freuen? Schmuck? Crocodile schüttelte geistesabwesend den Kopf. Parfuem? Einen neuen Mantel? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als jemand an seine Tür klopfte. „Herein“, sagte er rasch und bemühte sich um seinen gewohnt ernst und selbstsicher klingenden Tonfall. Es war Kiwi, die mit einem breiten Lächeln im Gesicht sein Büro betrat. In den Händen hielt sie ein Tablett, auf dem zwei dampfende Tassen Tee und ein Teller mit Gebäck standen. „Keine Sorge“, meinte sie, ehe Crocodile dazu kam das Wort zu erheben. „Die Plätzchen hab ich selbst gebacken. Sie sind zuckerfrei.“ Sie stellte das Tablett auf seinen Schreibtisch ab, ehe sie sich einen Stuhl heranzog und sich niederließ. „Hier“, sagte Kiwi und schob eine der beiden Tassen zu ihm hinüber. „Ungesüßt.“ „Danke“, erwiderte Crocodile und nahm sich anstandshalber eines der Plätzchen. „Du siehst heute ziemlich niedergeschlagen aus“, merkte Kiwi an und nippte an ihrem Tee. „Ist alles in Ordnung? Wenn du möchtest, kann ich die Powerpoint für dich fertig machen. Ich weiß, dass Franky dich in letzter Zeit mal wieder mit Arbeit zuschüttet...“ „Nein“, meinte Crocodile und schüttelte den Kopf. „Danke, aber das ist nicht nötig. Ich komme gut zurecht. Wirklich.“ „Was ist es denn?“, bohrte Kiwi nach und warf ihm einen teils neugierigen, teils besorgten Blick zu. „Morgen haben mein Verlobter und ich unseren ersten Jahrestag“, gab Crocodile schließlich zu. „Und ich habe keine Ahnung, was ich ihm schenken soll.“ „Ihr seid noch nicht einmal ein Jahr lang zusammen und bereits verlobt?“, fragte Kiwi. Ihre Stimme klang nicht missgünstig, bloß verwundert. „Doflamingo ist der Typ Mensch, der immer alles überstürzen und erzwingen muss“, gab Crocodile seufzend zurück. „Den Ring hat er schon gekauft gehabt, als wir gerade mal drei Monate lang miteinander ausgegangen sind. Kannst du dir das vorstellen?“ Kiwi kicherte und tunkte einen Keks in ihren Tee, ehe sie davon abbiss. „Nun ja, er scheint sich ziemlich sicher zu sein, was dich angeht. Das ist doch eine schöne Sache, oder nicht? Ich wünschte, ein Mann würde sich mal auf diese Art für mich interessieren. Ich bin jetzt schon seit über einem Jahr single. Ab und zu gehe ich mal zu einem Date, aber leider sind die meisten Männer Idioten.“ Crocodile lachte leise. „Da hast du wohl Recht.“ „Ich finde es immer schwierig, erwachsenen Menschen etwas zu schenken“, fuhr Kiwi fort. „Bei Kindern ist es leicht. Aber Erwachsene warten mit ihren Wünschen ja nicht bis zum Geburtstag oder Weihnachten. Wenn sie etwas haben möchten, kaufen sie es sich einfach. Deswegen muss man wirklich pfiffig sein und sich etwas Tolles überlegen.“ „Du sprichst mir aus der Seele. Doflamingo ist ein sehr wohlhabender Mensch. Eigentlich hat er schon alles, was er möchte. Ich hab keine Idee, was jemand wie er sich wünschen könnte.“ „Hmmm... Wie wäre es mit einer gemeinsamen Aktivität?“, schlug Kiwi vor. „Nicht schlecht“, erwiderte Crocodile nachdenklich. „Was für Interessen hat Doflamingo denn so?“ „Ähm... Nun ja... Er geht gerne in Nachtclubs. Er macht Sport. Er mag Fotoalben. Er shoppt gerne...“ „Wieso schenkst du ihm nicht ein gemeinsames Foto-Shooting?“, schlug Kiwi vor. „Foto-Shooting“, wiederholte Crocodile bedächtig. Diese Idee war gar nicht so schlecht. „Sowas haben Mozz und ich vor ein paar Jahren mal gemacht“, fuhr Kiwi fort. „Es hat total viel Spaß gemacht und die Fotos sind eine schöne Erinnerung. Wir sind damals bei Fullbody's Fotostudio gewesen.“ „Das klingt gut“, meinte Crocodile und nickte. Er malte sich bereits aus, wie Doflamingo breit grinsend in die Kamera blicken würde. „Ich werde gleich mal dort anrufen und fragen, ob sie morgen noch einen Termin frei haben.“ Gerüstet mit einem schönen Geschenk fühlte Crocodile sich gleich viel wohler. Am nächsten Tag konnte er es kaum erwarten von der Arbeit heimzukehren. Doflamingo wartete bereits im Foyer auf ihn; in den Händen hielt er eine kleine, in glänzendes Papier eingewickelte Schachtel. „Alles Gute zum Jahrestag, Wani.“ Er beugte sich zu ihm hinunter, küsste ihn auf den Mund und überreichte ihm die Schachtel Sie fühlte sich leicht an; fast als wäre sie leer. Behutsam öffnete Crocodile das kleine Paket. Darin befanden sich auf einem samtenen Polster zwei sehr edel wirkende Manschettenknöpfe. „Ich habe mir gedacht, dass du sie bei unserer Hohzeit tragen könntest“, sagte Doflamingo. „Sie passen ganz gut zu dem Anzug, den du dir ausgesucht hast. Gefallen sie dir?“ Begeistert nickte Crocodile. „Sie sind wunderschön!“ Seine Worte waren nicht gelogen. Zum Glück hatte sein Verlobter bei Schmuck einen deutlich besseren Geschmack als bei der Kleidung. „Ich habe auch etwas für dich“, sagte Crocodile und legte die kleine Schachtel vorsichtig zur Seite. „Allerdings ist es nichts Materielles. Ich hoffe, dass du dich trotzdem freust.“ „Mit Sicherheit“, erwiderte Doflamingo grinsend und küsste ihn erneut. Crocodile spürte, wie die Arme, die sein Verlobter um ihn gelegt hatte, weiter nach unten wanderten, bis sie schließlich seinen Hintern umfassten und zärtlich kneteten. „Wollen wir nach oben ins Schlafzimmer gehen?“ „Ins Schlafzimmer?“ Für einen kurzen Moment stand Crocodile auf der Leitung. „Willst du es etwa gleich hier tun?“, gab Doflamingo überrascht zurück. „Mitten im Foyer? Nicht, dass ich damit ein Problem hätte, aber normalerweise bist du doch deutlich schüchterner.“ „Ich habe ein richtiges Geschenk für dich“, meinte Crocodile empört und windete sich aus der Umarmung. „Ich habe für uns beide ein Foto-Shooting gebucht!“ „Ein Foto-Shooting?“ Sofort war Doflamingo Begeisterung zu spüren. Breit grinsend klatschte er in die Hände. „Das ist eine tolle Idee! Es gibt so wenig Fotos von uns beiden, Baby! Und wenn uns die Arbeit des Fotografen efällt, können wir ihn auch gleich für unsere Hochzeit buchen. Da hast du dir ja wirklich etwas Schönes einfallen lassen!“ „Ähm, ja“, erwiderte Crocodile, der mit dem Enthusiasmus seines Partners ein wenig überfordert war. „Wollen wir dann direkt los? Ich hab einen Termin gleich um neunzehn Uhr gebucht.“ Das war zwar etwas knapp kalkuliert, aber so kurzfristig war bei Fullbody's Fotostudio nichts Anderes mehr frei gewesen. „Klar“, meinte Doflamingo gut gelaunt. „Weißt du denn schon, was du anziehen möchtest? Wie wäre es mit deinem grünen Hemd? Und ich ziehe etwas rosafarbenes an. Du weißt schon... Das sind unsere Farben!“ Crocodile nickte. Ihm war es relativ gleichgültig, wie er auf den Bildern ausschauen würde. Hauptsache sein Verlobter hatte Spaß und freute sich über das Geschenk. Sie schlüpften beide rasch in neue Kleidung und machten sich anschließend auf den Weg zum Foto-Shooting. Fullbody war ein groß gewachsener Mann mit violett gefärbtem Haar, das er sich auf die Seiten gekämmt hatte. Crocodile fragte sich, ob es womöglich von der kleinen Narbe auf seiner Wange ablenken sollte. Sie wurden höflich begrüßt und ohne Wartezeit ins Atelier im hinteren Bereich des Studios geführt. Bereits am Telefon hatte Crocodile mit Fullbodys Assistenten Jacko über die Fotokulisse gesprochen, um zu verhindern, dass sein Verlobter sich ein peinlich-romantisches Setting aussuchte. Stattdessen hatte er sich für etwas Schlichtes entschieden: Einen antiken Stuhl vor einem einfarbigen Hintergrund. „Es bringt ein bisschen Dynamik ins Bild, wenn eines der Models sitzt und eines steht“, erklärte Fullbody ihnen, während er seine Kamera vorbereitete. „Herr... ähm...“ Hilfesuchend wandte er sich an seinen Verlobten. „Donquixote“, antwortete Doflamingo, dem anzusehen war, dass er es kaum erwarten konnte endlich loszulegen. „Herr Donquixote“, fuhr Fullbody fort, „da Sie der Größere sind, setzen Sie sich am besten auf den Stuhl. Darf ich Sie bitten die Beine übereinander zu schlagen? Legen Sie den linken Arm auf die Lehne ab. Mit der rechten Hand können Sie Ihr Kinn abstützten. Und Ihr Verlobter...“, nicht unbedingt sanft ergriff er Crocodiles Ellenbogen und führte ihn zu Doflamingo hinüber, „... stellt sich daneben. Am besten positionieren Sie sich nicht frontal, sondern ein Stück seitlich gedreht. Stützen Sie Ihre rechte Hand auf die freie Armlehne ab. Sehr gut!“ Crocodile, dem ein wenig der Kopf schwirrte, versuchte den Anweisungen des Fotografen so gut wie möglich zu folgen. Um ehrlich zu sein hatte er noch nie zuvor an einem Shooting teilgenommen. Er wusste nicht so recht, ob er sich vor der Kamera wohlfühlte oder nicht. Fullbody verschwand hinter der Kamera. Bevor er abdrückte, gab er noch ein paar letzte Regieanweisungen von sich: „Heben Sie beide den Kopf leicht an. Sehr gut! Sir Crocodile, drehen Sie sich noch ein wenig weiter nach links.“ Dann drückte er ab. Helles Licht blendete Crocodile, doch er bemühte sich darum nicht zu blinzeln. Fullbody machte mehrere Aufnahmen. Als er fertig war, bat er sie beide zu seinem Computer herüber, den er mit der Kamera verbunden hatte. Auf dem Bildschirm waren etwa ein Dutzend Fotos zu sehen, die sich in Crocodiles Augen kaum voneinander unterschieden; doch Doflamingo beäugte jede einzelne Aufnahme sehr genau. „Mein persönlicher Favorit ist dieses hier“, meinte Fullbody und deutete auf das fünfte Bild. An Crocodile gewandt fügte er hinzu: „Ihr Schmuck kommt besonders gut zur Geltung. Außerdem ist Ihr linker Arm hinter dem Stuhlrücken versteckt. Man sieht also gar nicht, dass Ihre linke Hand fehlt.“ „Was haben Sie da gerade gesagt?!“ Doflamingo hatte sich eingeschaltet, ehe Crocodile überhaupt die Gelegenheit bekam seine Meinung zu der Fotoaufnahme kundzutun. Mit zornig zusammengezogenen Augenbrauen fixierte er Fullbody. „Seine fehlende Hand ist kein Makel, verdammt nochmal!“ „Jeder Mensch hat vorteilhafte und weniger vorteilhafte Körperstellen“, hielt Fullbody dagegen. „Und meine Aufgabe als Fotograf ist es, die unvorteilhaften Körperstellen zu verstecken und die vorteilhaften hervorzuheben. Genau das habe ich getan!“ „Ganz ruhig“, versuchte Crocodile die aufgeheizten Gemüter zu beruhigen. Er hatte sich wirklich sehr auf dieses Foto-Shooting gefreut und hatte keine Lust auf Ärger. „Mir gefällt Foto Nummer fünf auch am besten. Also gibt es gar kein Problem.“ „Es geht nicht um das Foto! Es geht um den Scheiß, den dieser blöde Affe von sich gegeben hat!“ „Wie haben Sie mich gerade genannt?!“ „Mich haben seine Worte nicht verletzt.“ Crocodile bemühte sich um eine ruhige Stimme. Er wollte eine Eskalation der Situation unter allen Umständen vermeiden. „Lass uns einfach das fünfte Foto kaufen und nach Hause fahren. Okay?“ „Nicht okay!“, hielt sein immer noch aufgebrachter Verlobter dagegen. „Was bildet sich dieser Wicht eigentlich ein? Du bist perfekt, Crocodile, ganz genauso wie du bist. Man muss überhaupt nichts von dir verstecken!“ „Danke“, sagte Crocodile. „Aber es gibt wirklich keinen Grund, um so einen Aufstand zu machen.“ „Dieser Typ kann nicht einfach...“ „Wenn mich gestört hätte, was er gesagt hat, dann hätte ich mich schon selbst darum gekümmert!“, schnitt Crocodile Doflamingo das Wort ab. Allmählich verlor er die Geduld. Er hatte sich auf ein schönes Foto-Shooting mit seinem Verlobten gefreut und absolut keine Lust auf eine verbale Schlammschlacht. Schon gar nicht wegen solch einer Lapalie. „Ich kann nämlich für mich selber sprechen, Doffy! Also hör gefälligst auf mit diesem Blödsinn! Du ruinierst noch unseren Jahrestag! Lass uns bitte einfach das Foto kaufen. Und dann machen wir uns auf den Rückweg. Ja?“ Endlich gab Doflamingo klein bei. Er wandte den Blick ab, biss sich auf die Unterlippe und murrte unwillig: „Von mir aus.“ Erleichtert atmete Crocodile auf. Doch Donquixote Doflamingo wäre selbstverständlich nicht Donquixote Doflamingo, wenn er ein Thema einfach auf sich beruhen lassen könnte. Kaum saßen sie beide im Auto, wärmte er Diskussion gleich wieder auf. Crocodile rollte mit den Augen und legte den Rückwärtsgang ein, um auszuparken. „Ich verstehe einfach nicht, wie du das auf dir sitzen lassen kannst“, mimoserte Doflamingo und streckte im Fußraum seine langen Beine aus. „Du bist doch sonst immer ein so stolzer Mensch!“ „Ich werde es jetzt zum letzten Mal wiederholen“, erwiderte Crocodile, dessen Geduldsfaden sehr, sehr dünn geworden war. „Mich hat seine Aussage nicht verletzt. Deshalb habe ich keinen Grund gesehen Fullbody zurechtzuweisen.“ „Er hat dich praktisch als... als hässlich dargestellt! Als müsste man Teile von dir verstecken, um das Bild nicht zu ruinieren! Wie kannst du das bitteschön als nicht verletzend empfunden haben?!“ „Ich habe nun einmal keine linke Hand mehr“, gab Crocodile seufzend von sich. Dieses in seinen Augen unnötige Gespräch zehrte an seinen Nerven. „Das ist eine Tatsache. Wieso sollte ich so tun als wäre es anders? Das ist doch vollkommen lächerlich!“ „Ich verlange doch gar nicht, dass man so tut als hättest du noch beide Hände“, widersprach sein Verlobter. „Oder als hättest du keine Narbe im Gesicht. Aber ich möchte nicht, dass irgendjemand diese Eigenschaften als Makel darstellt! Denn das sind sie nicht! Ich liebe dich ganz genauso wie du bist und würde mir dich nicht anders wünschen.“ „Ich liebe dich auch“, gab Crocodile zurück. An einer roten Ampel hielt er an und blickte Doflamingo ins Gesicht. „Und ich danke dir für deine Worte. Aber ich finde, man muss nicht jedes Wort seiner Mitmenschen auf die Goldwaage legen. Das macht das Leben doch nur ungemütlich. Früher wäre mir so etwas sehr nahe gegangen, aber inzwischen habe ich mir ein ziemlich dickes Fell zugelegt. Das weißt du doch. Also lass uns jetzt bitte endlich dieses leidige Thema begraben. Hast du Lust auf Pizza? Ich kenne eine echt gute Pizzeria in der Nähe.“ „Okay, von mir aus.“ Doflamingo schien aufzugeben. „Aber für unsere Hochzeit buchen wir auf jeden Fall einen anderen Fotografen!“ * In einer Woche würde er heiraten. Crocodile konnte es kaum fassen. Während er in der Badewanne lag, sprach er die Worte aus, erst im Flüsterton, dann lauter, doch trotzdem wollte die Bedeutung nicht so ganz zu ihm durchdringen. Die Planung war abgeschlossen. Sie hatten das Schloss, in dem einst Doflamingos Eltern heirateten, als Location gebucht. Sie hatten ihre Anzüge gekauft. Einen teuren Catering-Service für das Essen beauftragt. Die Tischdekoration ausgesucht. Eine Live-Band für die Unterhaltung gebucht. Und vorgestern hatte Doflamingo die Eheringe für sie beide bei Silver's Rayleigh, dem teuersten Juwelier der ganzen Stadt, gekauft. (Crocodile hatte versucht seinen Partner davon zu überzeugen, dass er seinen Verlobungsring als Ehering weiterverwenden wollte, weil er ihm so gut gefiel, doch davon wollte Doflamingo nichts hören.) Die Hochzeitsgäste würden in einem vom Schloss unweit entfernten, romantischen Hotel übernachten. Doflamingo übernahm sämtliche Kosten. Und er weigerte sich noch immer, auch nur einen Berry von Crocodile anzunehmen. Das Klingeln seines Handys, das auf dem Waschbeckenrand lag, riss Crocodile aus seinen Gedanken. Er erhob sich aus der Badewanne, wickelte rasch ein flauschiges Handtuch um seine Hüften und nahm anschließend den Anruf an. Seine Schwester Hancock war am anderen Ende der Leitung. „Hey, Crocodile“, sagte sie mit fröhlicher Stimme. „Haben du und Doflamingo Lust morgen mit zum Brunch zu kommen? Wir treffen dort ein paar alte Freunde.“ „Klar, warum nicht“, antwortete er sofort. Um ehrlich zu sein, war er nicht wirklich der Frühstücks-Typ, doch ihm war jede Gelegenheit Recht, um sich von der bevorstehenden Hochzeit abzulenken. „Ich werde gleich auch Doflamingo fragen, aber bestimmt hat er nichts dagegen.“ „Super“, erwiderte Hancock freudestrahlend. „Wir treffen uns um zehn Uhr in Bluenos Cafe. Du weißt schon, das ist bei mir gleich um die Ecke.“ Crocodile nickte. Als ihm auffiel, dass seine Schwester diese Geste natürlich nicht sehen konnte, erwiderte er rasch: „Gut. Dann bis morgen, Hancock!“ Aus Gewohnheit wollte er das Handy in seine Hosentasche stecken, doch natürlich misslang der Versuch und es landete scheppernd auf dem glatten Fliesenboden. Crocodile konnte ein frustriertes Seufzen nicht unterdrücken. Eigentlich war diese Nervosität ziemlich untypisch für ihn. Missmutig zog er das Handtuch, das er um seine Hüften gewickelt hatte, stramm und griff nach dem auf dem Boden liegenden Handy. Seine sowieso schon schlechte Laune sank auf einen absoluten Tiefpunkt, als er feststellte, dass den Display nun zwei große Schrammen zierten. Das hat mir gerade noch gefehlt. Wenigstens war das Handy nicht kaputt. Mit gemischten Gefühlen betrachtete Crocodile das Hintergrundbild, das ihn und seinen Verlobten zeigte. „Mich und meinen Ehemann“, sprach er laut aus. Das Wort fühlte sich komisch in seinem Mund an. Wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, hatte Doflamingo nichts dagegen einzuwenden am nächsten Tag mit zum Brunch zu kommen. Als er gerade in sein neon-pinkes Hemd schlüpfte, fragte er Crocodile beiläufig: „Wie weit bist du eigentlich mit deinem Gelübde? Ich arbeite schon seit Wochen an meinem, aber es fehlt irgendwie immer noch der letzte Schliff.“ „Gelübde?“, wiederholte Crocodile mit gerunzelter Stirn und blickte zu seinem Verlobten hinüber. „Du weißt schon“, erwiderte Doflamingo und stieg in eine grauenhafte, metallic-violette Capri-Hose, „unser Ehegelübde. Das Versprechen, das wir einander bei der Trauung geben werden.“ „Du meinst Nimmst du, Sir Crocodile, den hier anwesenden Donquixote zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann? Versprichst du, ihn zu lieben und zu ehren, in guten wie in schlechten Zeiten und so weiter?“ „Sag mir nicht, du möchtest bloß das Standard-Gelübde durchziehen?“, meinte sein Partner mit enttäuscht, beinahe schon entsetzt klingender Stimme. „Nun ja“, gab Crocodile zurück, „das ist doch Tradition, oder nicht?“ Er hatte nichts gegen das übliche Eheversprechen einzuwenden. Ehrlich gesagt war es ihm lieber als Zeit damit zu verschwenden sich ein paar kitschige Zeilen für die Trauung auszudenken. „Ich fände es schöner, wenn wir uns gegenseitig individuelle Versprechen geben würden“, warf Doflamingo ein. „Das würde doch auch viel besser zu uns passen. Immerhin sind wir doch auch kein Null-acht-fünfzehn-Paar, oder?“ „Du weißt, dass ich alles andere als romantisch veranlagt bin“, sagte Crocodile und verzog den Mund. „Ich möchte nicht, dass du hinterher enttäuscht von meinem Gelübde bist, weil du dir etwas Anderes vorgestellt hast.“ „Ach Quatsch!“ Doflamingo machte eine wegwerfende Handbewegung. Er betrachtete sein furchtbares Outfit ein letztes Mal im deckenhohen Spiegel, ehe er Crocodile bedeutete ihm zu folgen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg hinunter zur Tiefgarage. „Es soll ja kein ellenlanger Text werden. Wir sind beide keine Dichter. Aber ich würde mich über ein paar Worte von dir an mich wirklich freuen.“ „Es ist nicht leicht dich zu beschreiben“, seufzte Crocodile und setzte sich hinter das Steuer seines Mercedes C 216. „Irgendwas fällt dir schon noch ein“, versuchte sein Verlobter ihn aufzumuntern. „Doflamingo, ich liebe dich und verspreche als dein Ehemann mich nicht für dich schämen, auch wenn du gekleidet wie ein Zirkus-Clown das Haus verlässt“, gab Crocodile einen ersten Vorschlag zum Besten. Doflamingo verzog halb amüsiert, halb beleidigt den Mund. „So schlimm ist mein Stil doch gar nicht“, verteidigte er sich und streckte die Beine aus. „Ich habe einfach nur einen anderen Geschmack als du.“ „Du hast nicht einen anderen Geschmack“, erwiderte Crocodile augenrollend und hielt an einer roten Ampel an, „du hast überhaupt keinen Geschmack!“ „Und du bist ein Mode-Experte oder was?“, gab Doflamingo pikiert zurück. „Man muss kein Experte sein, um darauf zu kommen, dass ein pinkes Hemd und eine metallic-violette Capri-Hose nicht unbedingt eine gute Kombination darstellen.“ „Sei nicht so fies!“ Sein Verlobter streckte ihm die Zunge raus. „Ich hab doch auch nichts gesagt, als du diesen furchtbaren karierten, orangefarbenen Pullunder und das blaue Halstuch getragen hast.“ „Der Pullunder ist überhaupt nicht furchtbar!“ „Doch, ist er“, meinte Doflamingo grinsend. „Und das blaue Halstuch hat das Ganze nur noch schlimmer gemacht.“ Crocodile wusste nicht, wie er auf diese kecke Aussage reagieren sollte. Eigentlich hatte sich selbst immer für ziemlich stilsicher gehalten. „Dieser Pullunder ist sauteuer gewesen!“, erwiderte er schließlich unbeholfen. „Das ändert doch nichts an der Tatsache, dass er hässlich ist.“ „Er ist außergewöhnlich und ich habe nicht viele außergewöhnliche Kleidungsstücke, das gebe ich zu. Aber er ist nicht hässlich!“ „Klar, das Ding ist hässlich wie die Nacht!“ „Ich.... Das... Das sagst du nur, um mich jetzt zu ärgern. Wenn du den Pullunder wirklich hässlich gefunden hättest, dann hättest du mir das gleich am selben Tag gesagt. Du bist kein Mensch, der ein Blatt vor den Mund nimmt.“ „Ich bin aber auch kein Arschloch“, wendete sein Verlobter ein. „Zumindest nicht dir gegenüber. Ich ruiniere doch nicht absichtlich deinen Tag, indem ich dir mitteile, dass dein Outfit schräg aussieht. Jeder hat ein oder zwei hässliche Teile im Schrank hängen.“ „Okay, einigen wir uns darauf: Ich hab zwei hässliche Sachen. Du hast nur hässliche Sachen!“ Doflamingo brach in Gelächter aus. „Du bist so unglaublich stur, Wani! Wer es schafft, dich jemals umzustimmen, hat einen Preis verdient!“ „Ich bin nicht stur. Ich beharre nur auf meiner Meinung, wenn ich davon überzeugt bin, dass sie richtig ist.“ „Ist nicht genau das die Definition von stur?“, wendete sein Verlobter grinsend ein. Plötzlich schmälerte sich sein Grinsen ein wenig und er sagte zusammenhanglos: „Wusstest du eigentlich, dass du der erste meiner Partner bist, der meinen Geschmack kritisiert? Keiner meiner Ex-Partner hat das je getan.“ Auf dieses Geständnis wusste Crocodile nichts zu erwidern. Stumm blickte er nach vorne auf die Fahrbahn und fragte sich, ob er mit seiner Stichelei vielleicht zu weit gegangen war. Er machte sich gerne über seinen Verlobten lustig (genauso wie dieser sich über ihn), doch es war nicht seine Absicht gewesen ihn zu verletzen. Gerade als Crocodile zu einer Entschuldigung ansetzen wollte, fügte Doflamingo hinzu: „Ich dachte immer, sie alle finden mich toll. Meinen Stil, meinen Humor, einfach meine Art... Erst nachdem ich die Beziehung mit dir eingegangen bin, ist mir klar geworden, dass sie sich einfach bloß nie getraut haben mich zu kritisieren. Sie taten alle so als würden sie mich super finden, weil ich ihnen teure Geschenke gemacht habe. Als mir das klar wurde, bin ich mir vorgekommen wie ein echter Idiot.“ „Das tut mir leid“, sagte Crocodile und bog rechts ab. In fünf bis zehn Minuten würden sie Bluenos Cafe erreichen. „Nein, es muss dir nicht leid tun“, sagte Doflamingo und streckte die Beine im Fußraum aus. „Ist ja nicht so gewesen als hätte mir etwas an ihnen gelegen. Keiner von ihnen hat mir etwas bedeutet. Meine Gefühle für sie waren genausowenig echt wie ihre für mich. Es ist nur... ein komisches Gefühl zu wissen, dass ihre Zustimmung immer nur absolut geheuchelt war. Keiner von ihnen hätte es jemals gewagt auch nur einen einzigen abfälligen Kommentar über meine Kleidung zu äußern. Tja, und dann kamst du, mein Liebling.“ „Ich weiß, du hast es nicht leicht mit mir“, gab Crocodile grinsend zurück, während er nach einer geeigneten Parklücke Ausschau hielt. Es erleichterte ihn, dass Doflamingo sich doch nicht verletzt zu fühlen schien. „Doch, das habe ich“, widersprach sein Verlobter ihm. Durch die violett getönten Gläser seiner Sonnenbrille warf er ihm einen durchdringenden Blick zu. „Es ist nicht so einfach in Worte zu fassen... aber mit dir ist alles leicht, Crocodile. Alles, was du sagst und machst, ist echt. Du tust nicht so als würde dir meine Hose gefallen, wenn sie es nicht tut. Du stimmst mir nicht bei allem zu, was ich sage, in der Hoffnung ich würde dir teuren Schmuck oder ein Auto schenken. Du bist ehrlich und unverfälscht. Deswegen liebe ich dich.“ „Ich liebe dich auch“, erwiderte Crocodile, der nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Während er rückwärts einparkte, fuhr Doflamingo fort: „Am Anfang musste ich mich erst noch an deinen Stolz und deine Sturheit gewöhnen. Manchmal neige ich immer noch dazu unbedingt meinen Willen durchsetzen zu wollen. Ich kenne es ja nicht anders. Aber du lässt dir von mir nichts gefallen. Du widersprichst mir, du machst dich über mich lustig, du gehst mit mir um... naja, wie man eben mit seinem Freund umgehen sollte. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet.“ „Wir sollten doch lieber beim Standard-Gelübde bleiben“, meinte Crocodile mit einem bitteren Gesichtsausdruck. „Ich kann meine Gefühle nicht so gut ausdrücken wie du. Selbst jetzt, so ganz spontan im Auto, schaffst du es mich mit deinen Worten zu überrollen. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Doffy.“ Er brauchte zum Glück auch nichts zu sagen, denn sein Verlobter beugte sich zu ihm hinüber und verfing ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Doflamingos Lippen waren warm und süß; seine nasse Zunge leckte über Crocodiles Unterlippe, saugte zärtlich daran. Doch Crocodile erlaubte es ihm nicht, weiterzumachen. Anstatt seinen Mund zu öffnen und Doflamingos Zunge einzulassen, löste er sich vorsichtig von seinem Partner. „Ich weiß, wohin das führen wird, wenn wir weitermachen“, meinte er und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Und dafür ist nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. Die Anderen warten sicher schon im Cafe.“ „Da gibt es sicher auch ein Klo“, stichelte Doflamingo, während sie beide aus dem Wagen stiegen. Unweigerlich spürte Crocodile, wie sich warme Röte in seinem Gesicht ausbreitete. Er warf seinem Verlobten einen giftigen Blick zu, doch sparte sich eine Erwiderung. „Du siehst echt niedlich aus, wenn du rot wirst“, machte Doflamingo weiter. Er grinste breit. „Und sexy! Wusstest du eigentlich, dass du beim Sex jedes Mal einen roten Kopf kriegst?“ „Ach, erzählt doch keinen Blödsinn!“ Gemeinsam überquerten sie die Straße. „Doch, wirklich“, bestand Doflamingo auf seine Aussage. „Liegt wahrscheinlich daran, dass du so blass bist. Da sieht man das schneller. Dein Körper wird immer sehr warm und nach einer Weile laufen deine Wangen knallrot an! Das schwöre ich!“ „Jetzt hör aber auf“, bat Crocodile seinen zukünftigen Ehemann. „Wir sind jetzt da.“ Eine ziemlich bunte Truppe hatte es sich an dem größten Tisch in Bluenos Cafe gemütlich gemacht. Hancock stach mit ihrem gigantischen Babybauch natürlich sofort aus der Menge heraus. Links von ihr saß ihre beste Freundin Sondersonia. Rechts daneben hatte sich Mihawk niedergelassen; er unterhielt sich gerade mit Bartholomew Kuma, neben dem er wirkte wie ein Zwerg. Außerdem waren zwei von Mihawks Fechtschülern, Zoro und Tashigi, anwesend. Wohlwissend, dass Doflamingo auf Letztere nicht allzu gut zu sprechen war, lotste er seinen Verlobten zu zwei freien Plätzen auf der anderen Seite des Tisches hinüber. Das angebotene Buffet war reichhaltig und abwechslungsreich. Da er für einen festen Preis so viel nehmen durfte, wie er wollte, sah Crocodile keinen Grund sich zurückzuhalten. Er schaufelte sich im ersten Gang Spiegelei, ein paar Würstchen, Bohnen und Kroketten auf seinen Teller. Dazu trank er, wie immer, ein Glas stilles Mineralwasser. „Wir sind fast vollständig“, meinte Hancock und nippte an ihrem heißen Kakao. „Es fehlen nur noch Ran und Moria.“ Zeitgleich seufzten Crocodile und Doflamingo auf, ehe sie einander verwunderte Blicke zuwarfen. „Du kennst Gecko Moria?“, fragte er seinen Partner überrascht. „Ich habe ihn über Kuma kennengelernt“, erklärte Doflamingo, ehe er sich einen Löffel Tomatensuppe in den Mund schob. Er klang nicht gerade begeistert. „Ehrlich gesagt kann ich ihn nicht sonderlich gut leiden.“ Crocodile nickte verständnisvoll. „Mir geht es nicht anders. Aber er ist ein alter Freund von Mihawk. Du weißt schon, sie mögen beide diesen ganzen Gothic-Krempel.“ „Ich bin kein Goth!“, warf ebenjener ein, doch Crocodile ignorierte den Einwand. „Wenn man vom Teufel spricht“, flüsterte Sondersonia, denn just in diesem Moment betrat eine dicke, blasse Gestalt das Cafe. Gecko Moria hatte sich sein ursprünglich hellbraunes Haar lila gefärbt und trug einen Lippenstift im selben Farbton. Die orangekarierte Hose, die er trug, passte nicht so recht zu seinem ansonsten düster wirkenden Erscheinungsbild. „So ungefähr sieht es aus, wenn du deinen orangefarbenen Pullunder trägst“, stichelte Doflamingo im Flüsterton. Crocodile gab ihm unter dem Tisch einen Tritt gegen das Schienbein und verzog pikiert den Mund. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ließ Gecko Moria sich auf den freien Stuhl neben Crocodile nieder. Sein viel zu breiter Hintern hing an beiden Seite der Sitzfläche herunter. „Guten Morgen allerseits“, meinte er gut gelaunt in die Runde, ehe er sich nach rechts zu Crocodile umwandte. „Wusste gar nicht, dass du deinen Lover mitbringen wolltest, Alligator“, sagte er grinsend und deutete mit einer kurzen Kopfbewegung auf Doflamingo. Crocodile blickte Moria kühl ins Gesicht und bemühte sich darum ruhig zu bleiben. Er hatte diesen grausigen Typen nie leiden können. „Woher weißt du, dass er mein Lover ist?“, fragte er mit abfällig klingender Stimme. Er konnte sich nicht daran erinnern, Moria jemals von Doflamingo erzählt zu haben. „Ph“, machte Moria und zog die Augenbrauen hoch, „ist nicht schwer drauf zu kommen. Hast du jemals einen Typen gefickt, der nicht groß und blond ist?“ Diese völlig unverfrorene Aussage machte Crocodile augenblicklich mundtot. Entsetzt fixierte er Morias furchtbaren Lippenstift und wartete vergebens darauf, dass ihm ein paar schlagfertige Widerworte einfielen. Erst das Klingeln von Hancocks Handy unterbrach die peinliche Stille am Tisch. „Ran verspätet sich“, teilte Hancock den Inhalt der SMS den anderen Gästen mit. „Sie steht im Stau.“ „Ich gehe mir noch etwas Rührei holen“, meinte Tashigi und stand auf. Crocodile vermutete, dass sie bloß der unangenehmen Situation am Tisch entfliehen wollte; er konnte es ihr nicht verübeln. „Ich komme mit“, meinte Moria unaufgefordert und folgte dem unglücklich wirkenden Mädchen. „Und du wunderst dich, warum ich diesen Idioten nicht leiden kann?“, wandte sich Crocodile missgelaunt an seinen älteren Bruder. „Wahrscheinlich hat er es gar nicht böse gemeint“, verteidigte Mihawk seinen Freund. „Immerhin ist er selbst homosexuell.“ „Das hat doch damit nichts zu tun“, widersprach Crocodile und zog die Augenbrauen zusammen. „Er ist einfach absolut unhöflich!“ „Ärgere dich nicht, Wani“, versuchte Doflamingo ihn aufzumuntern. „Damit bestätigst du ihn bloß.“ „Das sagst du so leicht“, gab Crocodile resigniert zurück. „Und, naja, irgendwo hat er ja auch Recht“, warf Mihawk mit einem seltenen Grinsen auf den Lippen ein. „Wenn ich so an die Leute denke, mit denen du mal zusammen gewesen bist: Marco, Sabo, Enel, Smoker, Doflamingo... Man erkennt definitiv, dass du einen Typ hast.“ Auch auf diese unverschämte Aussage wusste Crocodile nichts zu erwidern. Also wandte er sich, anstatt zu antworten, stumm den Würstchen auf seinem Teller zu. Gegen kurz nach elf Uhr erhielt Crocodile eine SMS von Daz. Sind im Hotel auch Hunde erlaubt?, wollte er wissen. Ehrlich gesagt hatte Crocodile ganz vergessen Doflamingo, der sich um die Reservierung gekümmert hatte, danach zu fragen. Dabei nahm Daz seinen Golden Retriever Fiffi praktisch überall mit hin. „Warum hast du mir denn nichts davon gesagt?“, wollte sein Verlobter mit aufgebracht klingender Stimme wissen, als er einen Blick auf Crocodiles Handy-Display warf. „Du sollst meine Nachrichten nicht mitlesen“, wies dieser Doflamingo prompt zurecht. „Das habe ich dir schon hundertmal gesagt!“ „Ich hab doch gar nicht mitgelesen. Wovon redest du eigentlich?“ „Wovon redest du?“ „Na, von diesem riesigen Riss in deinem Handy-Display“, erwiderte Doflamingo und deutete auf den kaum übersehbaren Makel. „Wann ist das denn passiert?“ „Gestern Abend“, antwortete Crocodile irritiert. Er verstand nicht so recht, warum sein Partner sich so sehr über das kaputte Display empörte. Immerhin ging es hier um Crocodiles und nicht um sein Handy. „Und warum hast du mir nichts davon gesagt? Ich hätte dir ein neues Handy besorgt!“ „Ich kann mir selbst ein Handy kaufen, wenn ich möchte“, gab Crocodile verdrossen zurück. „Aber das hat keine Eile. Es funktioniert ja schließlich noch.“ „Aber du kannst doch nicht noch tagelang mit einem kaputten Handy herumlaufen!“, warf Doflamingo ein. „Was sollen denn dann bloß die Leute denken?“ Diese Aussage traf Crocodile härter als er zugeben würde. „Seit wann interessiert es dich, was irgendwelche Leute denken?“, gab er mit grimmiger Stimme zurück. „Ich will nicht, dass man mir nachsagt, ich würde meinen Ehemann schlecht behandeln“, erwiderte Doflamingo mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Gleich heute besorge ich ein neues Handy für dich.“ „Das hat doch nichts damit zu tun, wie du mich behandelst“, wendete Crocodile ein. „Es ist bloß ein Handy.“ „Die Leute werden sehen, dass mein Ehemann tagelang mit einem kaputten Handy durch die Gegend läuft und denken, ich wäre zu geizig, um ihm ein neues zu holen. Das kann ich doch nicht zulassen!“ „Ich bin noch gar nicht dein Ehemann“, sagt Crocodile, weil er nicht so recht wusste, wie er angemessen auf Doflamingos verquere Logik reagieren sollte. „Dann sehen die Leute eben das kaputte Handy meines Verlobten“, korrigierte Doflamingo seine Aussage. „Das macht es auch nicht besser.“ „Ich finde, du übertreibst“, meinte Crocodile schließlich seufzend. „Morgen oder übermorgen schaue ich mich in Ruhe nach einem neuen Handy um. Und bis dahin tut dieses hier noch seinen Dienst.“ Mit dieser Lösung schien sein Partner nicht wirklich zufrieden zu sein, doch er beschloss das Thema erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Morias erste dumme Bemerkung blieb leider nicht seine letzte. Ständig machte er sich über die anderen Leute am Tisch auf vulgäre Weise lustig. Jeder bekam sein Fett weg, doch Crocodile und Doflamingo blieben den ganzen Vormittag lang seine bevorzugten Kandidaten. Angefangen bei Crocodiles Vorliebe für Goldschmuck über Doflamingos Geschäfte bis hin zu den leckeren Würstchen, die auf seinem Teller lagen. Morias Witze nahmen einfach kein Ende. Allein über seine Narbe und seine fehlende Hand wagte er es nicht sich zu amüsieren; vermutlich weil er ahnte, dass nicht nur Mihawk darauf allergisch reagieren würde. Crocodile versuchte den Ratschlag seines Verlobten zu befolgen und Morias fiesen Worten keine Beachtung zu schenken. Das war leider einfacher gesagt als getan, denn bei ihm handelte es sich um eine gleichermaßen stolze und sensible Person. Es fiel ihm nicht leicht Morias Andeutungen, er wäre bloß des Geldes wegen mit Doflamingo in einer Beziehung, zu ignorieren. „Na, ist die Hochzeit schon geplant, Alligator?“, wollte Moria wissen, während er drei Scheiben Speck mit bloßen Fingern in seinen Mund hineinstopfte. Schmatzend fügte er hinzu: „An deiner Stelle würde ich mir nämlich Doflamingos Milliönchen sichern, bevor er anfängt sich für jemand Anderen zu interessieren.“ „Wir heiraten nächste Woche“, warf Doflamingo ein, ehe Crocodile die Möglichkeit bekam zu antworten. Sein Verlobter schien sich von Morias dummen Sprüchen überhaupt nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, wofür Crocodile ihn insgeheim beneidete. „Tatsächlich?“ Herzhaft biss Moria von einem Stück Weißbrot ab. „Hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du als Erster von uns unter die Haube kommst, Doflamingo. Früher hast du doch jede Woche die Bettgefährtin gewechselt, oder nicht?“ „Nun ja, ich hatte Glück mit den Frauen, das stimmt“, meinte Doflamingo grinsend, „aber diese Zeiten sind nun vorbei. Ich habe lang genug mein Dasein als Junggeselle genossen. Du machst noch weiter, Moria, oder nicht? Hab gehört, Hogback hat dich nach dem zweiten Date abblitzen lassen. Das tut mir leid.“ Anstatt auf diesen Seitenhieb einzugehen, fuhr Moria ungerührt fort: „Um ehrlich zu sein, wundert es mich, dass es am Ende doch ein Mann geworden ist. Ich hätte darauf gewettet, dass du dich mit einer Frau dauerhaft binden würdest.“ „Ich habe aus meiner Bisexualität nie ein Geheimnis gemacht“, erwiderte Doflamingo, dessen Grinsen auf den Lippen gefror. Allmählich schien auch er die Nase voll von Morias Kommentaren zu haben. „Jaja, ich weiß. Du hast dich selbst immer als offen für alles bezeichnet. Aber mal ganz im Ernst: Wenn mich nicht alles täuscht, sind mindestens neunzig Prozent deiner Bettgefährten weiblich gewesen. Wahrscheinlich hast du dich selber einfach bloß als bisexuell geoutet, um deinem Bruder beizustehen. Der war im Gegensatz zu dir ja wirklich bi.“ Als ihm diese Anschuldigungen zu Ohren kamen, bildete sich ein unangenehmer Knoten in Crocodiles Magen. Von einem Moment auf den anderen war ihm der Appetit vergangen. „Ich habe keine Ahnung, wie du auf diese Zahl kommst“, erwiderte Doflamingo mit kühler Stimme. Und ohne sich von Morias blassem Gesicht abzuwenden, fügte er hinzu: „Immerhin bist du doch fast nie dabei gewesen, wenn ich eine Party geschmissen habe oder mit Freunden in Nachtclubs unterwegs gewesen bin.“ Das hatte gesessen. Gekränkt verzog Moria den Mund. Schließlich meinte er: „Du kannst dir gerne selbst etwas vormachen, wenn du möchtest, Doflamingo. Aber ich kenne dich schon seit Jahren und ich weiß mehr über dich als du denkst. Crocodile trifft doch überhaupt nicht deinen Geschmack. Hast du nicht mal behauptet, du würdest nie im Leben auf die Idee kommen einen Mercedes-Fahrer zu daten? Und wie sieht es überhaupt mit Kindern aus? Du wolltest immer Kinder haben, nicht wahr?“ „Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten, um Vater zu werden, Moria. Leihmutterschaft, Adoption... Ich sehne mich gar nicht so sehr nach einem leiblichen Kind wie du denkst.“ „Ganz wie du meinst, Doflamingo“, spottete Moria und wandte sich süffisant grinsend wieder den Schinken-Streifen auf seinem Teller zu. Sie trieften so sehr, dass er sich hinterher ein Stück Weißbrot nahm, um das Fett vom Teller aufzusaugen. Zögerlich blickte Crocodile zu seinem Verlobten herüber, der jedoch bloß unauffällig abwinkte und sich anschließend wieder seinem Obstsalat zuwendete. Als sie beide wieder im Auto saßen, ergriff Doflamingo sogleich das Wort: „Du solltest dir nichts aus Morias Gewäsch machen. Der Typ erzählt von morgens bis abends nichts als gequirlte Scheiße. Aber das weißt du wahrscheinlich selbst schon.“ Anstatt darauf etwas zu erwidern, legte Crocodile den Rückwärtsgang ein und parkte aus; er wusste sowieso nicht, was er hätte sagen sollen. „Er hat mich mal um ein Date gebeten. Das war vor etwa eineinhalb Jahren. Natürlich habe ich ihn abblitzen lassen. Irgendwie hat er nie geschafft so richtig darüber hinwegzukommen und seitdem versucht er jeden meiner Partner zu vergraulen. Deswegen mach dir bitte nichts aus seinen Worten.“ Erst als Crocodile die Autobahnauffahrt erreicht hatte, fragte er: „Hat Moria denn recht? Oder erzählt er bloß Lügen?“ Er wusste zwar, dass es sich Gecko Moria um einen echten Widerling handelte, doch trotzdem wollten ihm dessen Worte nicht aus dem Kopf gehen. Sie hatten einen unangenehmen Stich in seiner Brust hinterlassen. „Weder noch“, meinte Doflamingo und drehte sich zu ihm um. „Er sucht sich irgendetwas heraus, was so oder so ähnlich mal passiert ist, und schmückt es dann aus, um es gegen jemanden zu verwenden. Ja, ich hatte viele Freundinnen. Das gebe ich ja selber zu. Wahrscheinlich auch mehr als Freunde. Aber zu behaupten, dass neunzig Prozent meiner Partner weiblich gewesen sind, ist einfach maßlos übertrieben. Seine Absicht ist es gewesen einen Keil zwischen uns beide zu treiben. Deswegen kam ja auch diese blöde Andeutung von ihm, du würdest mich nur meines Geldes wegen heiraten. Er ist einfach ein totaler Kotzbrocken, der auf jeden eifersüchtig ist, mit dem ich zusammen bin.“ Doflamingos Worte erleichterten Crocodile. Außerdem hatte er selbst ja auch schon des Öfteren die Erfahrung machen müssen, dass es sich bei Gecko Moria um alles andere als einen angenehmen Zeitgenossen handelte. „Und was hat es mit dieser Andeutung bezüglich Mercedes-Fahrer auf sich?“, wollte Crocodile mit einem leichten Grinsen auf den Lippen wissen. Plötzlich fiel ihm auf, dass sich unter den mehreren Dutzend Fahrzeugen, die sein Verlobter besaß, kein einziger Mercedes befand. „Naja, das ist die einzige Sache, die stimmt“, gab Doflamingo schließlich zu und rutschte auf seinem Sitz herum. „Ich hab tatsächlich mal behauptet, dass ich nie im Leben einen Mercedes-Fahrer daten würde.“ Rasch fügte er hinzu: „Aber das war natürlich, bevor ich dich kennengelernt habe!“ „Was hast du gegen Mercedes?“, hakte Crocodile nach, während er an einer Kreuzung abbremste, weil die Ampel auf gelbes Licht umschaltete. „Das ist eine tolle Automarke. Ich wollte schon immer einen Mercedes fahren, schon seit ich ein Teenager war.“ „Es ist eine Marke für alte Männer“, erwiderte Doflamingo und streckte ihm unverschämt die Zunge heraus. „Und für Snobbs. Alle Mercedes-Fahrer, die ich kenne, sind totale Spießer!“ „Ich bin kein Spießer“, erklärte Crocodile und warf seinem Partner einen vorwurfsvollen Blick zu. „Klar bist du ein Spießer“, gab Doflamingo breit grinsend zurück. „Du kommst nie zu spät zur Arbeit. Trägst immer perfekt gebügelte Hemden. Bist immer glatt rasiert. Sagst jedes Mal Bitte und Danke. Man muss dich zwingen, mal mit in eine Bar oder einen Club zu gehen. Und bestimmt hast du dein Studium in Regelstudienzeit abgeschlossen. Du bist praktisch die Definition von spießig. Wenn ich im Lexikon das Wort Spießer nachschlagen würde, wäre ich nicht überrascht deinen Namen als Definition wiederzufinden.“ „Das stimmt doch überhaupt gar nicht!“, erwiderte Crocodile empört. „Ich... ähm... Ich meine, ich bin ordentlich und höflich, das stimmt schon. Aber das hat doch nichts mit Spießigkeit zu tun, sondern ist ganz normal!“ Angesichts seiner aufgebrachten Reaktion brach Doflamingo unweigerlich in lautes Gelächter aus. „Keine Sorge“, meinte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Jeder hat seine Fehler. Ich liebe dich genau so wie du bist. “ „Du bist auch nicht gerade perfekt“, gab Crocodile erhobenen Hauptes zurück. In fünf oder sechs Minuten würden sie ihr Zuhause erreicht haben. Es war jetzt kurz nach vierzehn Uhr. „Aber ziemlich nah dran!“, erwiderte sein Verlobter gut gelaunt. Crocodile rollte mit den Augen und hielt an einer roten Ampel an. „Punkt eins ist definitiv deine Selbstgefälligkeit“, meinte er. „Dann wären da noch deine Eifersucht, dein furchtbarer Geschmack und dein Bedürfnis dich immer und überall einmischen zu müssen. Außerdem reagierst du wie ein bockiges Kind, wenn du nicht bekommst, was du möchtest. Du bist von deinen Eltern viel zu sehr verzogen worden. Wenn wir später Kinder haben sollten, würdest du sie alles durchgehen lassen und ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen. Furchtbar!“ „Ein lockerer und ein strenger Elternteil“, trillerte Doflamingo immer noch breit grinsend. „Klingt doch nach einer guten Mischung.“ Darauf wusste Crocodile nichts zu erwidern. Zum Glück erreichten sie nun die Tiefgarage der Villa und eine Antwort seinerseits erübrigte sich. Später am selben Tag, bei einem gemütlichen Snack auf dem Sofa, kam Doflamingo noch einmal auf die bevorstehende Hochzeit zu sprechen. Crocodile musste ein genervtes Seufzen unterdrücken. Um ehrlich zu sein, war er dieses Thema inzwischen wirklich leid. Es war doch alles vorbereitet - das Schloss war gebucht, die Anzüge gekauft, die Dekoration ausgesucht, der Catering-Service beauftragt, die Hotelzimmer für die Gäste reserviert, die Eheringe gekauft, die Ansprache abgesegnet und die Musikauswahl mit der Band besprochen. Er wusste wirklich nicht, worüber sein Verlobter noch mit ihm reden wollte. Konnte er nicht einfach Ruhe geben, bis sie die Sache in einer Woche endlich durchgestanden hatten? Natürlich konnte Doflamingo das nicht. Um seine Ignoranz zu unterstreichen, griff Crocodile demonstrativ in die Tüte Cracker, die auf dem Wohnzimmertisch lag und biss geräuschvoll ab, während sein Partner zum Sprechen ansetzte. „Es gibt da noch eine Sache, über die ich gern mit dir reden möchte“, meinte er. „Bisher habe ich es immer vor mir hergeschoben, aber nun bleibt uns bis zur Hochzeit ja nicht mehr viel Zeit.“ Angesichts dieser unheilvoll anmutenden Worte schluckte Crocodile seinen Cracker rasch hinunter und warf Doflamingo einen fragenden Blick zu. Er hatte nicht die geringste Ahnung, worüber dieser mit ihm sprechen wollte. Für Crocodile gab es kein offenes Thema bezüglich ihrer Hochzeit mehr. „Du weißt, dass meine Mutter gestorben ist, als ich sechzehn Jahre alt war. Fünf Jahre später starb auch mein Vater. Mein einziger Bruder, Corazon, folgte ihnen beiden vor drei Jahren. Sie sind alle von mir gegangen.“ Crocodile spürte wie sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend ausbreitete. Unverwandt blickte er seinem Verlobten ins Gesicht. Doflamingo wirkte untypisch ernst. Das immer-währende Lächeln war von seinen Lippen verschwunden und der Blick blieb unter den getönten Gläsern seiner Sonnenbrille unergründlich. Weil Crocodile nicht wusste, was er sonst tun sollte, ergriff er bedächtig Doflamingos linke Hand und strich mit seinem Daumen über die gebräunte Haut. „Außer mir gibt es keinen Donquixote mehr“, fuhr Doflamingo fort. „Ich sehe dich längst als einen Teil meiner Familie, Crocodile, aber du trägst nicht meinen Namen. Das würde ich bei unserer Hochzeit gerne ändern.“ Crocodile fühlte sich als hätte ihm jemand mit voller Wucht in den Magen getreten. Es dauerte eine Weile, bis er seine Fassung wiedergefunden hatte. Betroffen erwiderte er: „Du möchtest, dass ich deinen Nachnamen annehme?“ Doflamingo nickte eifrig. „Es würde mir wirklich viel bedeuten“, meinte er. „Ich möchte, dass jeder sofort sieht, dass wir beide zusammengehören. Dass wir eine Familie sind.“ „Warum... warum hast du denn vorher nie etwas gesagt?“, fragte Crocodile, um Zeit zu schinden. Mit dieser Bitte hatte er absolut nicht gerechnet gehabt und er fühlte sich extrem überfordert. „Naja“, gab sein Verlobter recht ausweichend zurück, „um ehrlich zu sein, habe ich mich nicht getraut. Ich dachte mir schon, dass du nicht sofort begeistert reagieren würdest.“ „Das ist ziemlich viel, was du verlangst“, merkte Crocodile an. „Ich weiß. Aber ich verlange es auch nicht. Ich bitte dich lediglich darum. Natürlich würde ich es akzeptieren, wenn du dich dagegen entscheidest. Aber... wärst du denn wenigstens bereit es dir zu überlegen?“ „Wirklich viel Bedenkzeit habe ich ja nicht!“, warf Crocodile mit leicht panischer Stimme ein. „Doffy, wir beide heiraten am Wochenende!“ „Das ist mir klar. Aber ich hab mich vorher einfach nie getraut mit dir darüber zu sprechen. Würdest du mir bitte versprechen, es dir zu überlegen? Nur das. Okay?“ „In Ordnung“, gab Crocodile sich schließlich geschlagen. „Ich werde darüber nachdenken. Aber, bitte, mach dir nicht zu große Hoffnungen, ja? Seinen Namen zu ändern ist keine Kleinigkeit!“ Doflamingo nickte. „Das verstehe ich“, sagte er. Crocodile war sich nicht sicher, ob die Worte seines Verlobten der Wahrheit entsprachen oder nicht. Crocodile zündete eine Zigarre an und nahm einen tiefen Zug, ehe er nach draußen auf den Balkon seines Lesezimmers trat. Es war ein ruhiger und klarer Abend. Keine einzige Wolke verhängte die Sterne am dunklen Himmel. Hoffentlich hatten sie Glück und würden bei ihrer Hochzeit in einer Woche mit ebenso gutem Wetter gesegnet sein. Doflamingo würde es sicher freuen. Gedankenverloren pustete Crocodile einen Schwall Zigarrenqualm in die Luft. Um ehrlich zu sein, war es nicht das erste Mal in seinem Leben, dass er über eine Änderung seines Namens nachdachte. Das erste Mal war ihm der Gedanke im Alter von achtzehn Jahren gekommen, kurz nachdem seine Eltern ihn rausgeschmissen hatten. Auch nach beinahe zwanzig Jahren schmerzte ihn die Erinnerung an dieses Ereignis noch. Sein Vater und seine Mutter hatten sich dafür niemals bei ihm entschuldigt. Als ihm klar wurde, dass dieser Rauswurf keine unüberlegte Kurzschlussreaktion war und die beiden jedes Wort ganz genau so meinten, hatte sich der Schmerz in seiner Brust in lodernden Hass verwandelt. Wutentbrannt setzte er sich ins sein Auto und dachte sich auf dem Weg zum Standesamt einen neuen Nachnamen aus. Am Ende war es der Anruf von seinem älteren Bruder Mihawk gewesen, der ihn dazu bewog seinen Familiennamen doch zu behalten. Das zweite Mal war noch nicht so lange her. Nach der Trennung von Enel hatte Smoker ihm geraten zu seiner eigenen Sicherheit seinen Namen zu ändern. Crocodile erinnerte sich noch sehr genau an die Worte seines damaligen Partners, der als Polizist tätig war: „Dieser Enel wird dich nicht so leicht aufgeben. Ich kenne Typen wie ihn zur Genüge. Und ich kann nicht immer bei dir sein. Mir wäre es lieber, wenn du deinen Namen ändern würdest. Dann würde es ihm schwerer fallen dich erneut ausfindig zu machen.“ Crocodile hatte sich geweigert. Eine Woche später zierte eine lange Narbe sein Gesicht. Doch diesmal floh er nicht. Es ging nicht darum, wegzulaufen aus Hass oder Furcht. Sondern darum, woanders anzukommen. Doflamingo wünschte sich, dass jeder Mensch ihn sofort als Teil seiner Familie erkannte. Crocodile musste zugeben, dass ihm dieser Wunsch schmeichelte. Trotzdem handelte es sich um eine große Sache. Wind kam auf und Crocodile entschied sich in sein warmes Lesezimmer zurückzukehren. Leise seufzend ließ er sich auf seinem Sessel nieder und schlug die Beine übereinander. Ich müsste überall anrufen und erklären, dass ich jetzt anders heiße, dachte er. Ich müsste einen neuen Ausweis und neue Karten beantragen Mit zusammengezogenen Augenbrauen stellte Crocodile sich vor, wie er bei seiner Krankenkasse anrief, um Bescheid zu geben, dass er nun Donquixote Crocodile hieß. Verunsichert griff er nach einem Stück Papier und einem Stift. In seiner schönsten Handschrift schrieb er Donquixote Crocodile nieder. So ein langer Name, schoss es ihm unweigerlich durch den Kopf. Er schrieb den Namen ein paar Mal auf, doch jedes Mal sah er seltsam und fremd aus auf dem Papier. Crocodile wollte lieber seinen eigenen Namen behalten. Doch damit würde er seinen Verlobten schrecklich enttäuschen... Ich sollte es tun, kam es ihm plötzlich in den Sinn. Ich schulde ihm etwas. Bedrückt senkte Crocodile den Blick. Irgendwann würde Doflamingo von seinen Schulden und seinem Jobwechsel erfahren. Das war unvermeidbar. Vielleicht würde er nicht ganz so wütend reagieren, wenn er ihn mit dieser Geste besänftigte? Ihm bewies, dass er ihn über alles liebte? Ja, das wäre klug. Crocodile griff erneut nach dem Stift und schrieb ein weiteres Mal seinen neuen Namen nieder. Seine Initialen malte er in Schnörkelschrift. Etwa eine halbe Minute lang betrachtete er stumm den Zettel, auf dem ein halbes Dutzend Mal Donquixote Crocodile stand, ehe er den Namen laut aussprach. Es hörte sich ganz falsch an. Aber hatte er eine Wahl? Er musste Doflamingo auf seine Seite ziehen, ehe der Supergau kam. Er musste alles tun, um ihn zu besänftigen und ihm klarzumachen, dass er ihn liebte. Es war kurz vor Mitternacht, als Crocodile sich endlich entschieden hatte. Er würde den Nachnamen seines Ehemannes annehmen. * Die Zeit ging unfassbar schnell herum. Ehe Crocodile sich versah, stand der Tag der Hochzeit bevor. Den Vorabend verbrachten sie beiden in dem Ferienhaus von Doflamingos Familie, ehe sie am nächsten Tag zu dem etwa zwei Autostunden entfernten liegenden Schloss aufbrechen würden. Doflamingo war vollkommen aus dem Häuschen und grinste den ganzen Abend lang von einem Ohr zum anderen. Er schwärmte Crocodile stundenlang von der bevorstehenden Zeremonie vor und kam aus dem Quasseln gar nicht mehr heraus. „Am meisten freue ich mich auf unseren ersten Kuss als Ehepaar. Du weißt schon, wenn der Priester Du darfst die Braut nun küssen sagt, so wie in den Filmen.“ „Ich bin aber nicht deine Braut“, warf Crocodile kopfschüttelnd ein. „Dann eben Bräutigam“, meinte Doflamingo und winkte ab. Nichts schien ihm seine gute Laune verderben zu können. Er war total erwartungsfroh. Crocodile gab sich nach außen hin ruhiger als sein Verlobter, doch in seinem Inneren brodelte es. Doflamingo schien ziemlich hohe Erwartungen an die Hochzeitsfeier zu haben und ihn überkam die Angst, diesen nicht gerecht werden zu können. „Hoffentlich gefällt dir mein Gelübde“, sagte er und warf seinem zukünftigen Ehemann einen zögerlichen Blick zu. „Ich habe in den letzten Tagen jeden Abend daran gearbeitet, aber ich bin wirklich alles Andere als ein Poet.“ „Das wird schon“, erwiderte Doflamingo unermüdlich. „Und hoffentlich leiste ich mir keinen Patzer“, fügte Crocodile mit banger Stimme hinzu. „Stell dir nur einmal vor, mir wird die Frage der Fragen gestellt, und ich bekomme überhaupt kein Wort heraus. Oder ich stolpere auf dem Weg nach vorne zum Altar.“ „Ach, mach dir nichts draus“, gab Doflamingo schmunzelnd zurück. „Das wäre doch niedlich. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht alles so laufen wird wie wir uns das vorgestellt haben. Irgendetwas geht immer schief. Aber das macht nichts. Deswegen halten wir ja auch eine Feier im privaten Kreis ab, ohne prominente Gäste oder Papparazi. Hauptsache am Ende des Tages sind wir beide verheiratet.“ „Donquixote Doflamingo und Donquixote Crocodile“, flüsterte Crocodile und schaffte es gerade noch einen unwilligen Seufzer zu unterdrücken. „Du scheinst dich immer noch nicht dran gewöhnt zu haben“, merkte sein Verlobter an. „Ich hatte ja auch nur eine Woche Zeit“, konterte er spitz. „Und... es ist so ein langer Name...“ „Das kommt schon noch“, versuchte Doflamingo ihn aufzumuntern. Er beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn auf den Mund. Crocodile schloss seine Augen und verlor sich ganz und gar in den warmen und süßen Lippen seines Verlobten. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, meinte er: „Wahrscheinlich hast du Recht. Das kommt schon noch.“ Als Manager hatte Crocodile mit der Zeit gelernt, seine Aufregung in den Griff zu bekommen und in jeder Situation gelassen und selbstsicher zu wirken. Doch er konnte nicht verhehlen, dass das Herz in seiner Brust schmerzhaft schnell schlug, während er auf dem Rücksitz des Oldtimers saß, den sein Verlobter eigens für die Fahrt zur Hochzeits-Location gekauft hatte. Es handelte sich um einen dunkelgrün lackierten Cadillac Sedan und Crocodile hoffte, dass er nicht die teure Innenausstattung oder seinen Anzug mit Erbrochenem deunzieren würde. Seinem Magen, der sich furchtbar flau anfühlte, war alles zuzutrauen. Doflamingo, der neben ihm saß, entging die Gemütslage seines Verlobten natürlich nicht. „Beruhige dich“, sagte er und drückte seine Hand. (Ausnahmsweise einmal trug Crocodile keine Ringe an den Fingern.) „Alles wird ganz wunderbar werden, das verspreche ich dir.“ „Das kannst du nicht versprechen“, erwidere Crocodile jäh. Als er aus dem Fenster des Wagens blickte, konnte er bereits die Umrisse des Schlosses ausmachen. Das flaue Gefühl in seinem Magen verstärkte sich. „Du musst einfach nur Ja, ich will sagen“, meinte Doflamingo grinsend und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das schaffst du schon, Liebling.“ „Ein komischer Gedanke, dass wir beide in weniger als einer Stunde miteinander verheiratet sein werden.“ Erst als Crocodile den pikierten Gesichtsausdruck seines zukünftigen Ehemannes bemerkte, wurde ihm klar, dass er die Worte nicht bloß gedacht, sondern laut ausgesprochen hatte. Um Doflamingos Gefühle nicht zu verletzen, fügte er rasch hinzu: „Bevor du in mein Leben getreten bist, habe ich nie viele Gedanken ans Heiraten verschwendet. Hauptsächlich habe ich mich um meine Karriere gekümmert... Und, naja, plötzlich tauchst du auf und änderst alles. Drängst mich zu einem Date. Möchtest, dass ich bei dir einziehe. Und ehe ich mich versehe, bin ich auf dem Weg zu meiner Hochzeit. Es ist wirklich unglaublich, wie schnell ein einzelner Mann es geschafft hat mich zu verändern. Das hätte ich niemals für möglich gehalten.“ Angespannt fuhr Crocodile sich mit der Hand durch sein dunkles Haar. „Wenn mir vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dass ich vor meinen beiden Geschwistern unter die Haube komme, hätte ich die Person wahrscheinlich ausgelacht.“ Seine Worte schienen Doflamingo rasch wieder zu besänftigen. „Bereust du es denn?“, wollte er mit einem frechen Grinsen auf den Lippen wissen. „Wäre ich sonst hier?“, gab Crocodile zurück. „Wir sind da“, ließ der Fahrer des Cadillac Sedan verlauten. Er hielt gleich vor dem Schlossgebäude an und öffnete die hintere Wagentür. Doflamingo ergriff den vorbereiteten Brautstrauß, der neben ihm auf dem Sitz gelegen hatte, ehe er sich seinem Partner zuwandte, diesem auffordernd die rechte Hand hinhielt und fragte: „Bist du bereit?“ „Nein“, gab Crocodile zurück, doch ließ sich von seinem Verlobten aus dem Wagen helfen. Hand in Hand durchquerten sie den kleinen Schlossgarten, der sie hinüber zu der Kapelle führte, in welcher die Hochzeitsgäste bereits ungeduldig ihr Eintreffen erwarteten. Auf der Hälfte des Weges hielt Crocodile plötzlich inne. Befangen blickte Doflamingo zu ihm hinüber. „Was ist los? Bekommst du kalte Füße?“ Es sollte ein Witz sein, doch Crocodile kam nicht umhin zu bemerken, wie bang die Stimme seines zukünftigen Ehemannes klang. „Quatsch“, meinte er kopfschüttelnd. Mit gesenktem Blick fügte er hinzu: „Ich hab nur... naja... echt ein bisschen Lampenfieber. Ich weiß, dass ich kein Teenager vor ein Theateraufführung bin, sondern ein erwachsener Mann, ein Manager noch dazu, aber irgendwie ist mir gerade gar nicht gut. Wenn wir beide durch diese Türe gehen, werden wir von allen angestarrt werden. Ich muss vor über fünfzig Hochzeitsgästen einen total peinlichen Treueschwur verkünden. So ähnlich habe ich mich damals vor meinen ersten Bewerbungsgesprächen gefühlt...“ Dieser Vergleich brachte Doflamingo zum Lachen. „Wirklich“, meinte er und drückte fest seine Hand, „mach dir nicht so einen Kopf. Alles wird gut. Und ich versichere dir, dass mein Gelübde mit Sicherheit viel kitschiger und peinlicher sein wird als deines. Also keine Sorge.“ „Naja, von dir erwartet ja auch keiner etwas Anderes“, gab Crocodile zurück und rang sich ebenfalls zu einem Lächeln durch. „Wie lange wird die Zeremonie eigentlich dauern?“ „Naja, der Priester hält eine Ansprache, wir sagen unsere Gelübde, stecken die Ringe an... Ich denke, alles in allem kann man da schon mit einer halben bis dreiviertel Stunde rechnen. Wieso?“ „Weil ich solange garantiert nicht durchhalten werde. Ich muss nämlich total dringend pinkeln.“ „Du hast doch heute morgen kaum etwas getrunken“, warf Doflamingo überrascht ein. „Ich muss immer pinkeln, wenn ich nervös bin“, gestand Crocodile seinem Zukünftigen. „Normalerweise kriege ich das in den Griff, aber heute klappt es aus irgendeinem Grund nicht. Bevor in die Kapelle hineingehen, muss ich unbedingt zur Toilette.“ „Da drüben ist ein Gebüsch“, meinte Doflamingo kichernd und deutete auf ein paar Sträucher zu ihrer Linken. „Mach eben schnell und dann gehen wir hinein.“ „Was?“ Entsetzt blickte Crocodile zu seinem Verlobten hinüber. „Ich kann doch nicht einfach ins Gebüsch gehen zum pinkeln!“ „Warum nicht?“, erwiderte Doflamingo schulterzuckend. „Alle Gästen sitzen doch bereits in der Kapelle. Nun mach schon, Wani! Oder willst du sie noch länger warten lassen?“ „Okay, gut“, gab Crocodile sich schließlich geschlagen. Er löste sich von seinem Partner und blickte einmal unauffällig nach links und nach rechts, ehe er leichtfüßig zu dem Gebüsch hinüberging. Rasch öffnete er seinen Gürtel und den Hosenknopf. Nachdem er sich erleichtert hatte, fühlte er sich gleich viel besser. „Jetzt bin ich bereit“, sagte er, als er sich wieder seinem Verlobten näherte. „Ich glaube nicht“, erwiderte dieser leise kichernd und deutete auf seinen geöffneten Hosenstall. „So möchtest du doch wohl nicht vor die Hochzeitsgesellschaft treten, oder nicht?“ Crocodile spürte, dass sich leichte Röte auf seinen Wangen ausbreitete, während er beschämt den Reißverschluss hochzog. „Jetzt aber...“ Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ergriff Doflamingo erneut seine Hand und führte ihn hinüber zu dem Eingangstor der Schlosskapelle. Die Zeremonie lief genauso ab, wie jedes sechsjährige Mädchen sie sich gewünscht hätte. Das wunderte Crocodile nicht, denn immerhin hatte er die Planung größtenteils in Doflamingos Hände gelegt. Er selbst war so sehr von anderen wichtigen Dingen eingenommen gewesen, dass er seine eigene Meinung fast nur auf Nachfrage geäußert hatte. Hand in Hand durchquerten sie das Kirchenschiff. Vorne, vor dem Altar, warteten zwei mit edlen Hussen bedeckte Stühle auf sie. Crocodiles Herz schlug so laut in seiner Brust, dass er sich sicher war, die Hochzeitsgäste könnten das Pochen hören. Alle Blicke waren auf ihn und Doflamingo gerichtet, während sie quälend langsam und begleitet durch ein lautes Orgelspiel an all den Bänken vorbeischritten. In der Menge machte er die Gesichter seiner Freunde und Familie aus. Daz, bei dem es sich um keine sonderlich extrovertierte Persönlichkeit handelte, sah ihnen mit einem stoischen Gesichtsausdruck beim Gang zum Altar zu. (Crocodile beneidete ihn um die Ruhe, die er ausstrahlte.) Hancock, die in der ersten Reihe saß, stach mit ihrem verboten groß aussehenden Babybauch sofort hervor. Sie trug ein hübsches violettes Kleid und trocknete mit einem Taschentuch die Tränen, die ihr vor Rührung kamen. Zu Kid, der neben Law saß, fiel Crocodile unweigerlich ein, dass er in einem Anzug nicht weniger seltsam wirkte als ein Bankdirektor im Clownskostüm. Er hatte nicht die Gelegenheit alle Gäste individuell zu betrachten, ehe er und sein Verlobter die beiden Stühle vorne erreicht hatten. Mit immer noch hektisch pochendem Herzen ließ Crocodile sich nieder. Er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Er war so aufgeregt, dass es ihm überhaupt nicht gelang sich auf die Worte des Priesters zu konzentrieren. Er hörte zwar eine Stimme reden, doch er hätte nicht sagen können, wovon sie gerade sprach. Für einen kurzen Moment schloss Crocodile die Augen und versuchte zur Ruhe zu kommen. Entsetzt musste er feststellen, dass es ihm nicht gelang. Und als er sich sein Gelübde, das er mühselig vorbereitet hatte, noch einmal ins Gedächtnis rufen wollte, war sein Kopf wie leergefegt. Doflamingo drückte unauffällig seine Hand; es war dieser aufmunternde Händedruck, der Crocodiles Herz wieder in einem langsameren Takt schlagen ließ. Er zwang sich dazu einmal tief ein- und auszuatmen und warf seinem Nur-noch-wenige-Minuten-lang-Verlobten einen dankbaren Blick zu. Plötzlich fühlte Crocodile sich viel besser. Als der Priester sie darum bat, sich zu erheben und ihre Treueschwüre verkünden, plapperten sie beide gleichzeitig drauf los. Doflamingo konnte ein amüsiertes Grinsen nicht verhindern. „Du zuerst“, meinte er schließlich und drückte ein weiteres Mal seine Hand. Crocodile nickte und sammelte sich kurz, ehe er begann: „Doffy.“ Er stockte, doch nur für einen kleinen Augenblick. „Als ich dich zum allerersten Mal gesehen habe, schoss mir ganz intuitiv der Gedanke Das ist aber ein verrückter Vogel durch den Kopf. Nun, nachdem mehr als ein gemeinsames Jahr vergangen ist, stelle ich fest, dass meine Intuition mich nicht getäuscht hat. Du bist der verrückteste, lustigste, liebevollste Vogel, dem ich je begegnet bin, und du hast meine Welt völlig auf den Kopf gestellt. Es... Es ist...“, er musste Luft holen, „... als wäre mir plötzlich klar geworden, wie grau und trist mein Leben ohne dich war. Als hättest du mir das Fliegen beigebracht. Mir lauter bunte Farben gezeigt, von denen ich zuvor nie auch nur zu träumen gewagt hätte. Du hast Gefühle in mir geweckt, die ich nicht für möglich hielt. Ich liebe dich, Doffy. Du bist mein Gegenstück; erst mit dir bin ich wirklich vollständig. Und genau deshalb möchte ich dich heute heiraten.“ Der Händedruck seines Verlobten war im Verlauf des Gelübdes immer fester geworden. Als Crocodile schließlich geendet hatte, hielt Doflamingo seine Finger so eisern unklammert, dass der Griff zu schmerzen begann. Unweigerlich fragte Crocodile sich, ob sein Partner wohl mit seinem Eheversprechen zufrieden war. Er hatte drei Tage in Folge jeden Abend an diesen Zeilen gefeilt. Doflamingo ließ seine Hand los und schob erstickt glucksend das Gestell seiner Sonnenbrille ein Stückchen nach oben, um eine Träne wegzuwischen, die über seine Wange zu kullern drohte. Crocodile nutzte die Gelegenheit, um seine schmerzende und rot angelaufene Hand unauffällig auszuschütteln, ehe sein Verlobter erneut danach griff. „Crocodile.“ Doflamingo rang sichtlich um Fassung. Noch nie zuvor hatte er dessen Stimme so aufgelöst gehört. „Als ich dich das allererste Mal sah, war mir sofort klar, dass wir beide füreinander bestimmt sind. Ich spürte einen Schauer, der mir über den Rücken lief, und mein Herz fing an so heftig zu klopfen wie nie zuvor. Du bist der Mensch, nach dem ich mein ganzes Leben lang gesucht habe: Wenn ich übermütig werde, holst du mich mit deinem kühlen Kopf wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn ich Hilfe brauche, stehst du mir mit deinem Wissen und deiner Erfahrung zur Seite. Und wenn ich mal wieder ein hässliches Shirt anziehe, dann rümpfst du die Nase. Niemand passt besser zu mir als du. Wir beide gehören zusammen, das weiß ich genau. Wir sind zwei unterschiedliche Teile, die ein gemeinsames Ganzes ergeben. Ich liebe dich. Ich möchte dir die Treue schwören: in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit wie in Krankheit, in Reichtum wie in Armut. Ich werde immer zu dir stehen, denn nur mit dir kann ich glücklich sein.“ Ohne dass er etwas dagegen hätte tun können, spürte Crocodile, wie auch ihm die Tränen kamen. Rasch wischte er sich mit dem Hemdsärmel seines freien Arms über die heißen und feucht glänzenden Augen. Er hatte nicht vor zu weinen, hier inmitten der versammelten Gäste, doch er konnte nicht verhindern, dass Doflamingos Worte ihn zu Tränen rührten. In Reichtum wie in Armut hallte in seinen Ohren nach, und wieder einmal wurde ihm deutlich bewusst, was für einen riesigen Fehler er doch begangen hatte. Ich hätte es ihm sagen sollen, dachte er nicht zum ersten Mal und spürte, wie die Verzweiflung ihm weitere Tränen in die Augen trieb. Ich hätte ihm gleich am selben Tag von meiner Kündigung erzählen sollen. Er wäre nicht wütend oder enttäuscht gewesen... Das weiß ich jetzt. Er hätte mich einfach in den Arm genommen und... Seine niederschmetternden Gedanken wurden unterbrochen, als Doflamingo ihm einen eleganten Goldring mit einem wunderschönen, dunkelgrünen Edelstein auf den Finger steckte. Crocodile war so sehr mit seinen Selbstzweifeln beschäftigt gewesen, dass er die entsprechende Ankündigung seitens des Priesters gar nicht mitbekommen hatte. Hektisch wischte er die letzten Tränen fort und griff ungeschickt nach dem übrigen Ring, der ihm auf einem bestickten Samtkissen angereicht wurde. Er war mit dem seinen identisch; der einzige Unterschied lag in der Farbe des Edelsteins. Für Doflamingo wäre natürlich nichts anderes als ein rosafarbener Stein infrage gekommen. Wenigstens verpasste Crocodile nicht auch noch die nächsten Worte des Priesters: „Donquixote Doflamingo und Donquixote Crocodile, ihr dürft euch nun küssen.“ Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sie stießen mit den Köpfen gegeneinander, so eifrig waren sie bei der Sache. „Ich liebe dich“, hauchte sein Ehemann ihm zwischen zwei Küssen leise ins Ohr. „Ich dich auch“, flüsterte Crocodile schweren Herzens zurück, ehe Doflamingo erneut nach seiner Hand griff und ihn durch das festlich geschmückte Kirchenschiff, vorbei an all den bewegt wirkenden Hochzeitsgästen wieder nach draußen führte. Crocodile und Doflamingo wurden von so vielen Freunden und Verwandten beglückwünscht und mit Geschenken überhäuft, dass sie sich entschuldigen mussten, um das Vorspeisen-Buffet zu eröffnen. Der Andrang nahm anschließend ein wenig ab, weil viele Gäste sich daran machten die zahlreichen erlesenen Köstlichkeit zu probieren. Crocodile, der den ganzen Vormittag über ein flaues Gefühl im Magen gehabt und deswegen nicht gefrühstückt hatte, stibitze sich einen bunten Gemüse-Spieß. Er steckte ihn sich gerade in den Mund, als seine Schwester Hancock ihn von hinten umarmte. (Auch ohne sich umzudrehen erkannte er sie an ihrem Baby-Bauch, der inzwischen beinahe verboten groß ausschaute.) „Eure Treue-Schwüre waren wirklich rührend“, sagte sie mit schwerer Stimme. Und als Crocodile ihr ins Gesicht sah, bemerkte er ihre feucht glänzenden Augen. „Danke.“ Um ehrlich zu sein, war er sehr erleichtert, dass er die Trauung endlich hinter sich gebracht hatte. Darum wechselte er rasch das Thema und fragte: „Möchtest du etwas essen? Mit dem Buffet hat der Catering-Service sich selbst übertroffen, nicht wahr? Ich kann es kaum erwarten, bis endlich der Hauptgang serviert wird. Ich habe vor Aufregung heute kaum etwas runterbekommen.“ „Nein, danke“, seufzte Hancock und schüttelte ihren hübschen Kopf. „Ich bin schon rund genug.“ „Ach, sag so etwas nicht!“ „Aber es ist doch wahr“, hielt seine Schwester dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann es kaum erwarten, meine Tochter endlich im Arm zu halten. Allein schon, weil es bedeutet, dass ich sie nicht mehr im Bauch überall hin tragen muss. Allmählich habe ich die Nase voll davon, schwanger zu sein.“ „Lange dauert es ja nicht mehr“, versuchte Crocodile sie zu trösten. Er konnte durchaus nachvollziehen, dass es sicherlich angenehmere Dinge im Leben gab als jeden Tag mit geschwollenen Füßen und Rückenschmerzen zu kämpfen. Nicht zum ersten Mal dankte er Gott dafür, dass er ihn nicht zu einer Frau gemacht hatte. Behutsam dirigierte Crocodile Hancock hinüber zu einer kleinen Tischgruppe und bedeutete ihr, sich hinzusetzen. Er stellte einen abwechslungsreichen Vorspeisen-Teller für sie zusammen, doch als er zu ihr zurückkehrte, stellte er fest, dass bereits einige andere Freunde sich dorthin gesellt hatten. Also reichte er ihr freundlich den Teller hinüber, unterhielt sich kurz mit den übrigen Gästen und ließ sie anschließend allein. Er versuchte seinen... seinen Ehemann auszumachen, doch der Saal war so groß, dass es der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen glich. Außerdem wurde er alle paar Schritte von Hochzeitsgästen beglückwünscht, sodass er auch nach über einen halben Stunde nicht sonderlich weit gekommen war. Es wurden bereits die Hauptspeisen aufgetragen, als er Doflamingo endlich wiederfand. Er stand mit dem Rücken zu ihm und unterhielt sich mit Mihawk, der heute ziemlich edel (doch nicht weniger altmodisch als sonst) gekleidet war. Crocodile konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sein älterer Bruder schien sich in diesem mittelalterlichen Schloss pudelwohl zu fühlen. Gerade wollte er auf sich aufmerksam machen, als er hörte, dass sein Name fiel. Weil er seine Neugierde nicht unterdrücken konnte, schlich er auf leisen Sohlen zu den beiden hinüber und belauschte argwöhnisch ihr Gespräch. „... wundert mich nicht, dass sie nicht gekommen sind“, hörte er Mihawk mit verdrießlicher Stimme sagen. „Sie gehen Crocodile schon seit fast zwanzig Jahren konsequent aus dem Weg.“ „Ich kann das nicht verstehen“, erwiderte Doflamingo. „Meine Eltern haben nie ein Problem mit meiner Bisexualität gehabt. Sie standen immer hinter mir und haben mich unterstützt. Es tut mir schrecklich leid für ihn, dass er von seinen Eltern behandelt wird wie ein Aussätziger, bloß weil er schwul ist. Ich meine... das hat er sich doch nicht ausgesucht. Und es ist ja auch nichts Schlimmes.“ „Um ehrlich zu sein, kann ich es auch nicht nachvollziehen. Crocodile ist ein guter Mensch. Er ist anständig, ehrlich, ehrgeizig... Am Anfang dachte ich, unsere Eltern seien einfach bloß überrumpelt und bräuchten eine Weile, um die Nachricht zu verdauen. Sie warfen ihn Zuhause raus, nachdem er sich vor ihnen geoutet hatte; deswegen habe ich ihn bei mir aufgenommen. Ich habe darauf gewartet, dass unsere Eltern sich irgendwann melden und sich für ihr Verhalten entschuldigen würden, aber am Ende wartete ich vergebens. Sie scheinen ihre Ansicht bis heute nicht geändert zu haben.“ „Wahrscheinlich fällt es ihm deswegen so schwer Vertrauen aufzubauen“, hörte Crocodile seinen Ehemann murmeln. „Ich musste monatelang arbeiten, um an ihn heranzukommen. Und ich denke, es gibt einige Dinge, die er immer noch geheim hält.“ „Crocodile ist ein Einzelkämpfer“, versuchte Mihawk sein Verhalten zu entschuldigen. „Er hat es oft nicht leicht gehabt im Leben. Der Kontaktabbruch vonseiten unserer Eltern ist schließlich nicht der einzige Schicksalsschlag gewesen, den er verkraften musste. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag, als er in diesen furchtbaren Motorrad-Unfall verwickelt gewesen war. Du kannst dir nicht vorstellen, wie du dich fühlst, wenn dich ein Arzt anruft und dir mitteilt, dein kleiner Bruder hätte einen Verkehrsunfall gehabt...“ Crocodile spürte, wie sich ein dumpfes Gefühl in seiner Brust ausbreitete. Natürlich konnte Mihawk nicht wissen, dass Doflamingo genau dieselbe Situation ebenfalls durchlebt hatte. Er hätte seinem Bruder am liebsten den Mund zugehalten, doch sofern er nicht zugeben wollte, dass er die beiden belauschte, war dies nicht möglich. „Man sagte mir, es bestünde die Chance, dass er nicht überlebt. Ich... ich rief unsere Eltern an. Ich war mir sicher, dass sie Crocodile sehen wollten. Dass sie es bereuen würden, wenn er starb und sie sich nicht von ihm verabschiedet hätten. Doch weder unser Vater noch unsere Mutter wollten irgendetwas davon wissen. Sie legten einfach auf. Ich habe ihm das nie erzählt, weißt du? Es ist schon schwer genug für ihn, sich von nun an mit nur einer Hand zurechtfinden zu müssen, dachte ich mir, da muss ich ihn nicht auch noch damit belasten. Aber, nun ja, deswegen wundert es mich nicht, dass sie nicht gekommen sind. Wahrscheinlich haben sie die Einladungen, die du ihnen zugeschickt hast, ungeöffnet in den Mülleimer geworfen. Crocodile bedeutet ihnen gar nichts. Das ist eine traurige Tatsache, aber eine Tatsache nichtsdestoweniger. Die Ablehnung, die er von unseren Eltern erfahren hat, hat Crocodile hart und unnahbar gemacht. Es gibt wenige Menschen, denen es gelingt, bis zu seinem Innersten durchzudringen.“ „Ich hoffe, dass er sich mir weiter öffnen wird; jetzt, wo wir beide verheiratet sind“, sagte Doflamingo und seufzte leise. „Hab Geduld“, riet Mihawk ihm in einem unerwartet zärtlich klingenden Tonfall. „Gib ihm Zeit. Auch wenn ihr beide nun verheiratet seid: Eure Beziehung besteht seit kaum einem Jahr. Er wird schon noch auftauen. Und nun hör auf dir Sorgen zu machen. Es ist eure Hochzeit! Ihr solltet euch freuen und gemeinsam mit euren Gästen feiern. Warum kehren wir nicht zu den Anderen zurück? Bestimmt fragt sich Crocodile schon, wo sein frisch angetrauter Ehemann bleibt.“ Crocodile nutzte dieses Stichwort seines Bruders und zog sich rasch zurück, um nicht aufzufallen. Alles in allem war es eine schöne Feier, fand Crocodile. Als die Torte angeschnitten wurde, gelang es ihm sogar gegenüber Doflamingo die Oberhand zu behalten, und auch beim Hochzeitstanz schlug er sich ganz gut. Alle Gäste erweckten einen gut gelaunten Eindruck und feierten ausgelassen. Crocodile versuchte Spaß zu haben, doch ihm gingen die Worte seines Ehemanns nicht aus dem Kopf. Doflamingo schien sich wirklich von tiefstem Herzen zu wünschen, dass er sich ihm offenbarte. Crocodile war hin- und hergerissen: Auf er einen Seite war er sich nicht sicher, ob er jemals bereit dazu sein würde die Karten offen auf den Tisch zu legen, doch auf der anderen Seite sehnte er sich danach endlich die Wahrheit zu sagen. Wir sind verheiratet, dachte er, während er sich ein sechstes Glas Wein genehmigte. Ich heiße jetzt Donquixote Crocodile. Und ich lüge ihn immer noch jeden Tag an.... Crocodile trank sein achtes Glas leer, als er den Beschluss fasste, seinem Ehemann die Wahrheit zu sagen. Nicht heute. Nicht auf ihrer Hochzeit. Aber er würde es tun. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf goss Crocodile sich sein neunten Glas Wein ein. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)