Crescent - Wenn der Mond erblüht von Talviaika ================================================================================ Kapitel 2: Mondphase 2 - Abnehmender Mond ----------------------------------------- Hey meine lieben Leser! Freut mich, dass ihr wieder hierher gefunden habt! Noch eins zu den Titeln der Kapitel: Bitte nicht darüber wundern, dass ich jetzt zum zweiten Mal abnehmender Mond geschrieben habe, aber es ist schließlich nicht so, dass an einem Tag z.B. zunehmender Mond ist und am nächsten gleich Vollmond... Es werden also immer mehrere Kapitel zu diesen Mondphasen erscheinen. Jetzt aber genug gelabert, viel Spaß bei meinem neuen Kapitel! ---------------------------------- Zu Hause angekommen hängte Cat ihren Waffengurt über einen der Kleiderhaken, packte die Pistole in eine Schublade der Kommode im Flur und ließ sich kraftlos auf ihre Couch fallen. Ihre Hand fuhr unwillkürlich an ihre Schläfe und sie massierte diese sanft. Ihre Kopfschmerzen waren nach dem Besuch bei den Higurashis noch schlimmer geworden. Und herausgefunden hatte sie trotzdem nichts. Warum musste diese Kagome gerade heute nicht da sein? Jetzt saß Cat doch schon so früh Zuhause und musste gewaltsam Erinnerungen zurückdrängen, die sie aus versehen aufgewühlt hatte und nun nur scher wieder los wurde. Gerade, als sie sich langsam entspannte, nur an Blümchen und Sonnenschein denken konnte und die Kopfschmerzen in den Hintergrund rückten, klingelte es an der Tür und sofort versteifte Cat sich wieder. Seufzend stand sie auf und ging durch den Flur zur Tür ihrer kleinen Wohnung. Wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn sie sich jetzt einfach hätte entspannen können... "Ja?“, fragte sie, noch bevor sie öffnete, mit der Hoffnung, ihren Besucher schnell abwimmeln zu können. "Ihre Post wurde bei mir abgegeben.“, verkündete eine männliche Stimme von draußen. Cat knurrte leise und öffnete die Tür schließlich doch. Ihr Nachbar hatte ein kleines Paket in Form eines Würfels im Arm, das er nun ihr in die Hand drückte. "Hier. Ein Paket für Sie.“, meinte er. 'Ach nee! Wirklich?', dachte Cat sich, verkniff sich aber einen Kommentar. Sie nahm das Paket an und bedankte sich für das Annehmen. Dann knallte sie ihm quasi die Tür vor der Nase zu. Sie hatte jetzt wirklich nicht noch die Geduld, sich mit ihrem manchmal aufdringlichen und smalltalksüchtigen Nachbarn herumzuschlagen. Denn als sie einen Blick auf den Absender warf, war ihr Abend sowas von gelaufen... Ein Paket von ihrer Mutter aus Italien. Yeah. Genau das brauchte Cat jetzt, damit ihr Tag so richtig scheiße war... Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer holte Cat sich aus der Küche eine Schere und setzte sich dann zurück auf die Couch. Sie hatte absolut keine Lust, dieses verdammte Paket jetzt zu öffnen, doch sie wusste genau, dass es sie ebenso wenig schlafen lassen würde, wenn sie es nicht tat, als wäre sie den Ungereimtheiten des Falls nicht nachgegangen. Während sie mit einer Hand den Fernseher anschaltete, schlitze sie also mit der anderen reichlich unmotiviert den Klebestreifen des Pakets auf. Dann hielt sie inne und sah stirnrunzelnd auf den Inhalt. Was war das denn? Das gesamte Paket war mir diesen seltsamen Papierschnipseln gefüllt, sodass man gar nicht sehen konnte, was eigentlich drin war. Misstrauisch griff Cat hinein und zog einen...ja, es musste ein Dolch sein, den sie da aus dem Paket zog! Er war so lang wie ihr Unterarm, steckte in einer Scheide aus purpurrotem Leder und als sie ihn herauszog, schimmerte die silberne Klinge kalt in dem Licht, das die Deckenlampe spendete, da es draußen schon dunkel war. An der Scheide hing auch ein Waffengurt aus dem selben purpurroten Leder. Cat brauchte ein paar Sekunden, um aus der Schockstarre zu erwachen, in die sie gefallen war. Was zum... Warum schickte ihre Mutter ihr einen Dolch? Warum verschickte ihre Mutter überhaupt Waffen? Waffen! Kopfschüttelnd legte sie ihn beiseite und wühlte nach dem nächste Objekt in dem Paket. Diesmal sehr viel vorsichtiger und langsamer. Vielleicht war am Grund des Pakets ja auch eine Mausefalle, die bei Kontakt fröhlich zuschnappte. Ihre tastenden Finger stießen auf etwas Hartes, Glattes, das jedoch nicht aus Metall war. Okay, also keine Mausefalle, das war...beruhigend. Leider wurde es von der Art der Objekte her dennoch nicht besser... Das nächste war nämlich ein Fächer. Nun, daran war ja nichts auszusetzen, aber als Cat ihn auffächerte, schossen silberne Spitzen aus jedem seiner Glieder hervor. Vor Schreck hätte sie ihn fast fallen lassen (und sich dabei mit Sicherheit einen Zeh abgesäbelt oder so...). Deutlich vorsichtiger legte sie auch den Fächer weg, zweifelte für einige Sekunden am Geisteszustand ihrer Mutter und griff gegen alle Vernunft erneut in das Paket. Diesmal packte sie einen Großteil der Papierschnipsel und warf sie in den nahestehenden Papierkorb. Auf noch mehr komische Überraschungen konnte sie getrost verzichten. Wer weiß, vielleicht schnitt ihr da sonst noch was die Hand ab! Ein länglicher Kasten lag ganz unten, dunkel, glatt geschliffen und mit metallenen Scharnieren und Schließvorrichtungen und Cat holte ihn zögernd raus. Behutsam öffnete sie ihn und ihre Augenbrauen wanderten ein Stück nach oben. Eine länglichere, silberne Pistole lag dort, von Samt umhüllt. Sie sah ziemlich alt aus und an einer Seite des Laufs waren seltsame Zeichen eingraviert, die Cat nicht entziffern konnte. Als sie sie aus dem Kasten rausnahm und ihre Finger um den Griff legte, lag sie schwer in ihrer Hand. Das Metall war kühl und schmiegte sich weich an ihre Handfläche. Cat nahm auch eines der vollen Magazine in Augenschein, die am Boden der Kiste lag. Dreißig Patronen waren in jedem Stangenmagazin dicht aneinander gebettet und in dem gleichen Silber wie die Pistole selbst. Auch in die Patronenhülsen war etwas graviert. Als Cat in das Paket sah, bemerkte sie am Boden einen unscheinbaren Brief, der mit großer Wahrscheinlichkeit von ihrer Mutter war. Nach einigem Zögern legte sie die Pistole, das Magazin und den Kasten neben den Dolch und den Fächer auf den niedrigen Stubentisch. Dann griff sie nach dem Brief, nicht sicher, ob sie ihn wirklich öffnen und lesen wollte und öffnete ihn schlussendlich. Nur ein Blatt fand sie darin, das sie langsam entfaltete. 'Hallo, kleine Cati.' Allein nach diesen Zeilen hätte Cat den Brief am liebsten weggeworfen! Zusammengeknüllt und weggeschmissen! Aber sie zwang sich, weiterzulesen. 'Es ist schon eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben und seit wir voneinander gehört haben. Das tut mir sehr leid. Es war nicht...' Nun pfefferte Cat den Brief doch von sich weg. Nach einer Weile hob sie ihn mit zitternden Händen auf, las die nächsten Zeilen und zerknüllte ihn. 'Das tut mir sehr leid. Es war nicht meine Absicht, dich so früh allein zu lassen.' "Von wegen! Du bist ein verlogenes Miststück! Steck' dir deinen verdammten Brief sonst wo hin!!!“, fauchte Cat. Jetzt war ihr Abend wirklich am Ende! Sofort setzten wieder ihre heftigen Kopfschmerzen ein und sie fasste sich an die Schläfe. "Verdammt...“, murmelte sie leise. Sie ließ das Paket so dort, wie es war und schaltete den Fernseher aus, auf den sie sowieso kein einziges Mal geschaut hatte. Dann zog sie sich ins Bad zurück, wo sie den Wasserhahn aufdrehte, um die Badewanne zu füllen. Sie brauchte jetzt dringend Entspannung! Als sie zehn Minuten später in der Badewanne saß, vom Nebel und dem Geruch von Pfirsich und Traube eingehüllt, spürte sie, wie sich ihr Körper langsam entspannte. Leider konnte man das nicht über ihren Geist sagen. Ihre Gedanken flogen wild wie Gummibälle durch ihren Kopf und machten es ihr unmöglich, abzuschalten. Nach fast sieben Jahren hatte sich ihre Mutter mal wieder gemeldet! Sieben Jahre, von den Überweisungen von Geld auf Cats Konto mal abgesehen. Damals war sie abgehauen. Ohne ein Wort, ohne einen Grund, ohne einen Abschiedsgruß. Es war, als hätte sie die Erde verschluckt, nirgendwo war sie zu finden gewesen! Bis dahin war noch alles okay gewesen, Cat hatte eine wundervolle Kindheit, sie hatte ihren Vater und ihre Mutter geliebt und war rundum glücklich gewesen. Beide waren immer für sie da... Und dann, zwei Monate vor ihrem 17. Geburtstag, verschwand sie einfach. Es war nicht so, dass ihr Vater und ihre Mutter sich auseinandergelebt hätten oder so. Nein, gar nichts! Es GAB keinen Grund, keinen einzigen! Sie war von einem Tag auf den anderen einfach weg, ohne Abschiedsbrief, ohne Abschiedswort, ohne irgendein verdammtes Zeichen. Daraufhin begann die schlimmste Zeit in Cats Leben. Ihr Vater schloss seine Detektei, gab seinen Beruf auf und suchte nach ihrer Mutter. Den ganzen Tag suchte er über Internet nach nicht vorhandenen Spuren, die auf sie hinweisen könnten, forderte Gefallen bei den verschiedensten Leuten in den verschiedensten Ländern ein; er fuhr ohne Bescheid zu sagen einfach über mehrere Tage weg. Cat blieb allein zurück. Auch wenn ihr Vater da war, beachtete er sie nicht. Für ihn existierte nur noch die Suche nach ihrer Mutter. Es war ihr 19. Geburtstag gewesen, als die Polizisten vor ihrer Tür auftauchten; ihr Vater war vor einer Woche mal wieder losgefahren. An diesem Tag erzählten die Polizisten ihr, dass man die Leiche ihres Vaters in irgendeiner Gasse in Madrid gefunden. Wegen dem ständigen Suchen nach ihrer Mutter, hatte er sich mit den falschen Leuten eingelassen, bei den falschen Leuten zu viele Schulden gemacht. Sie hatten ihn erschossen und dort in dieser Gasse liegen gelassen. Cat tauchte unter und ließ das Wasser in kleinen Wellen über sich zusammenschlagen. Dass ihr Vater getötet worden war, war allein die Schuld ihrer Mutter gewesen! Sie war abgehauen und ihr Vater hatte sie gesucht, ohne irgendeine Chance auf Erfolg zu haben! Es war alles allein IHRE Schuld! Und nun besaß sie die Frechheit, die Unverschämtheit, ihr ein Paket mit Waffen, Waffen!, und einem Brief zu schicken, in dem steht, dass es ihr LEID täte und dass sie ja gar nichts dafür könnte, dass sie einfach verschwunden war!!! Wütend tauchte Cat wieder auf, so viel zum Thema Entspannung. Die Gedanken hatten sie nur noch mehr aufgewühlt und an einen gemütlichen Abend war nicht mehr zu denken... Später in der Nacht wälzte Cat sich von der einen Seite ihres Bettes auf die andere und fand keinen Schlaf. Es war frustrierend! Als sie schließlich schon eine Stunde schlaflos im Bett gelegen hatte, stand sie auf und ging in die Küche, um sich Milch warm zu machen. Das sollte ja angeblich beim Einschlafen helfen... Naja, angeblich... Als die Tasse mit der Milch in der Mikrowelle war, fiel Cats Blick durch den türlosen Rahmen der Küche in die dunkle Stube. Dort sah sie das silberne Schimmern der Pistole, auf deren Oberfläche Strahlen des Lichts aus der Küche fielen. Sie schienen schräg auf die seltsame Gravierung am Lauf der Pistole und Cat konnte ihren Blick irgendwie nicht abwenden. Die Zeichen dort schienen ihn festzuhalten und Cat ging langsam in die Stube und schaltete das Licht an. Diese Zeichen am Lauf der Pistole waren leicht geschwungen, standen dicht beieinander und bildeten anscheinend ein einziges, zusammenhängendes Wort. Die Schriftzeichen ähnelten den europäischen Buchstaben... Bei ihrer Ausbildung zur Polizistin hatte sie doch mal einen Crash-kurs, was diese Schriftzeichen anging...Vielleicht konnte sie sie ja entziffern? Das erste...vielleicht ein...'C'? Ja, ein 'C' war so ziemlich das einzige Zeichen, das zur einen Seite hin offen war. Und das zweite....das war schwierig. Cat konnte nicht mal die Form so wirklich beschreiben. Es ähnelte einem Strich, an dem oben ein zweiter, kürzerer, abgerundeter Strich nach rechts zeigte.... Moment! Da hatte es doch damals diesen einen Buchstaben gegeben, mit dem Cat nach dem zweistündigen Crash-kurs immer noch viele Schwierigkeiten gehabt hatte. Und zwar war es das...das...das 'r' gewesen! Ja, ein 'r', das war es! Danach folgte ein gekringeltes Zeichen, fast wie eine Spirale... Ein 'e'? Das nächste Zeichen war wie eine Wellenlinie, nur senkrecht hingestellt.... Cat forschte in ihren Erinnerungen nach dem Zeichen. Es sah ein wenig aus wie eine Schlange, die sich am Boden entlang schlängelte... Eine Schlange... Ein 's'! Genau, das war es gewesen! "Cres...“, flüsterte Cat, die Buchstaben zusammensetzend und streckte die Hand aus..... In diesem Moment machte die Mikrowelle sich bemerkbar und Cat zuckte erschrocken zusammen. Verwirrt blinzelte sie, als sie bemerkte, dass sie nun sehr dicht am Stubentisch stand und ihre Fingerspitzen schon fast die Pistole berührten. Sie schüttelte den Kopf und wich ein Stück zurück. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie so weit vorwärts gegangen war! Schnell kehrte sie zu ihrer warmen Milch zurück, die sie mit Honig versetzte und dann daran nippte. Doch immer wieder wanderte ihr Blick zurück in die Stube, wo die Pistole immer noch lag und schon fast nach ihr schrie! Als die Tasse mit der Milch leer und in der Abwäsche war, ging Cat noch einmal in die Wohnstube. Ungefähr fünf Minuten stand sie dort und starrte die Pistole in Grund und Boden. Dann atmete sie geräuschvoll und entnervt aus und nahm die Pistole in die Hand. Wie schon am Abend schmiegt sich der Griff kühl und angenehm an ihre Handfläche. Cat seufzte, zum wie-vielten Mal auch immer an diesem Tag und strich mit den Fingerspitzen ihrer anderen Hand über die Gravierung. "Crescent...", flüsterte sie. Sie hatte das Wort weiter entschlüsselt, als sie ihre Milch getrunken hatte. Crescent. Was bedeutete es? Wahrscheinlich war es irgendeine europäische Sprache, vielleicht sogar englisch... "Crescent...", wiederholte sie das Wort. Es musste der Name der Pistole sein, sonst wäre das Wort wahrscheinlich nicht in den Lauf geprägt worden. Dass sie weitere zehn Minuten mit der Pistole in der Hand dort stand und nichts anderes tat, außer sie anzustarren, merkte sie erst, als die große Uhr im Wohnzimmer einmal schlug. Es war um eins. "Also gut, Crescent, du willst, dass ich dich benutze. Schön, bitte!" Nein, natürlich hatte die Pistole nicht auf ungewöhnliche Art und Weise mit ihr gesprochen, aber...naja, Cat war müde, wollte ins Bett und ihre Gedanken, die sich um den Sinn und das Geheimnis dieser Pistole drehten, hinderten sie ganz offensichtlich daran. Also schnappte sie sich eines der Magazine aus der Pappkiste, die immer noch auf der Couch stand, und schob es in die gesicherte Waffe. Sie holte sich noch zwei der drei anderen Magazine aus der Kiste, stapfte in den Flur und schob die Crescent in ihren Waffengurt. Die Magazine legte sich daneben. Dann drehte sie sich, genervt seufzend, um und ging ohne noch einmal zurückzusehen wieder ins Bett. Nach zehn Minuten schlief sie tief und fest. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es richtig, ja sogar wichtig war, die Crescent mitzunehmen... Vielleicht brauchte sie aber auch nur dringend, wirklich dringend, Schlaf! -------------------------------- Was auch immer ihr darüber denkt, schreibt es mir doch in einem Kommi! Gruß, Talviaika Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)