Yajuu 2 von Avyr (-beyond redemption-) ================================================================================ Kapitel 24: Im Labyrinth ------------------------ Endlich hatten sie es geschafft. Nach elend langer Suche war es Luca gelungen mit Piks Hilfe den Weg zum Labor zu finden. Aber als sie endlich ankamen, herrschte nur Chaos vor. „Offenbar weiß man bereits, dass ihr hier seid.“, stellte Pik fest. „Scheint so.“, brummte Luca. Er war noch immer in Gestalt einer Chimäre, es kam ihm so einfach sicherer vor. Ja selbst Pik hatte seine Sensen wieder dabei, die doch sonst die meiste Zeit nur die Wände seines Büros zierten. Schnell spürte Luca, dass es hier nur so von Exile und Yajuu wimmelte. Und da war auch noch etwas anderes, was zwar ähnlich, aber nicht gleich war. „Wir müssen uns in Acht nehmen. Die Wesen aus diesem Labor sollte man nicht leichtfertig unterschätzen.“, knurrte Luca. Dabei wollte er doch einfach nur schnell Lua wieder finden. Da nahm er plötzlich etwas anderes wahr. Von weit entfernt hörte er Kampfgeräusche, die Pik offenbar nicht wahrnehmen konnte. Nunja… er war ja auch noch ein Mensch. „Ah… da ist sie.“, meinte er und erhaschte einen verwunderten Blick von Pik. „Wen meinst du? Lua? So schnell?“ „Nein… der Grund warum wir sind. Kyria scheint sie gefunden zu haben, doch sie wird gerade echt von vielen merkwürdigen Kreaturen verfolgt.“ Jetzt seufzte er kurz aus. „Hör zu. Ich werde gehen und ihr helfen. Du suchst nach Lua, ok?“ „Kein Problem.“, gab Pik zu verstehen, „Krieg ich schon hin, kein Sorge. Hilf du Kyria, ich komme auch allein zurecht. Wir treffen uns dann draußen, ja?“ Luca nickte schnell und machte sich davon. In Momenten wie diesen war er einfach nur froh, dass es Pik gab. Er war einfach unkompliziert in solchen Dingen, wusste, wann es ein schlechter Zeitpunkt war, Fragen zu stellen und handelte einfach. Bei Gelegenheit musste er ihn mal wieder in die Bar einladen. Doch jetzt warteten noch einige Kämpfe und er beeilte sich noch mehr. Mit Seraphis im Schlepptau war Kyria schließlich sehr eingeschränkt. … Pik kratzte sie leicht verlegen am Kopf. „Gut… aber wo fange ich zu suchen an? Ich hab ja keine Ahnung wo ich gerade bin.“ Egal, irgendwann würde er schon jemanden treffen, dessen war er sich sicher. Bald schon hatte er einen größeren Gang erreicht, der nun in mehrere kleine Gänge abzweigte. Pik seufzte genervt. Wer fand sich denn hier bitte zurecht? Er suchte seine Umgebung nach einem Anhaltspunkt ab, aber wirklich alles sah hier absolut gleich aus. Schon vor längerem hatte er aufgehört mitzuzählen wie oft er schon in Sackgassen geendet war. Als er sich für einen Gang entschieden hatte und ein Stück gegangen war, fiel ihm eine Tür auf. Ein Schild gab zu verstehen, dass es sich hier um einen Aufenthaltsraum handeln musste. Vielleicht fand er ja da eine Karte von diesem Labor… na ja oder zumindest einen Anhaltspunkt wo er war. Aber als er eintrat, kam auch gleich die Ernüchterung. Es hieß zwar Aufenthaltsraum, aber gemütlich war es hier nicht. Pik blickte sich seufzend um. Da waren ein paar Stühle, einige Tische und eine Kaffeemaschine… eine Mikrowelle gab es auch, den Minikühlschrank nicht zu vergessen, aber das war es dann auch schon. Kurz ließ sich Pik auf einem der Stühle nieder. Ihm als Informanten passte es gar nicht, dass er etwas nicht wusste. Das war für ihn ein absolutes No-Go. Nun zückte Pik sein Handy hervor. Er überlegte, ob er einen seiner Assistenten anrufen und ihn bitten sollte, ihm ein paar Pläne des Labors zu schicken. Doch er verwarf den Gedanken schnell wieder. Eigentlich durfte ja niemand wissen, dass er gerade hier war. Gedankenversunken starrte er auf das Display des Handys. Bald schon wurde es schwarz und der Raum begann sich darin zu spiegeln. Da riss Pik erstaunt die Augen auf. An der Tür hing tatsächlich ein Plan dieser Etage. Vom Handy aus konnte er es erkennen. Schnell stand er auf und schaute sich den Plan ganz genau an. Pik hatte ein eidetisches Gedächtnis. Er würde sich also merken, was er hier sah und brauchte es sich nicht mehrmals anschauen. Deswegen war er als Informant ja auch so gut. Zumindest wusste er jetzt wo er war und wie diese Etage weiter aufgebaut sein würde. Auch war ihm klar, dass sich Lua hier nicht befinden würde. Hier gab es nur einige Labore und noch einen weiteren Aufenthaltsraum. Pik vermutete, dass Lua entweder in einem Büro oder einfach direkt in einem Gang anzutreffen sein würde. Das sagte ihm seine Intuition und diese ließ ihn selten im Stich. Mit besserer Laune machte er sich wieder auf den Weg. Pik befand sich gerade im Treppenhaus, als ein furchtbarer Knall die Wände erzittern ließen. Eine Explosion? Aber von wo genau kam sie? Jeder normale Mensch wäre jetzt in die entgegengesetzte Richtung gegangen, aber Pik hielt genau darauf zu. Wenig später hatte Pik den Gang erreicht, von dem die Explosion gekommen war. Dicker Qualm versperrte die Sicht, aber Pik war sich sicher, dass da hinten ein riesiges Loch klaffen musste. Er kniff die Augen zusammen und hoffte so etwas mehr sehen zu können. Plötzlich erkannte er schemenhaft die Umrisse einer Frau. Geradezu zögerlich kam sie aus dem Rauch heraus und blickte Pik überrascht an. Dann lächelte sie schüchtern, aber freundlich. „Bist du verletzt?“, fragte sie ihn. Bevor Pik antwortete, betrachtete er sie kurz. Die Frau trug einen Kimono in einem sehr dunklen blau, welcher schöne silberne Verzierungen hatte. Sie hatte welliges, langes dunkelbraunes Haar. Es leuchtete im Licht wie Kupfer und schien daher in Flammen zu stehen. Zwei Strähnen ihrer Haare hatte sie hinten zusammen geflochten und diese hingen ihr nun nach vorne über die Schulter. Das Mädchen war auf jeden Fall kein Mensch. Ihre Augen leuchteten in einem intensiven Smaragdgrün und oberhalb beider Augenbrauen war je ein seltsamer dunkelroter Punkt zu sehen. Geduldig blickte sie ihn an, bis er schließlich antwortete. „Nein, mir geht es gut.“, gab Pik ebenso freundlich zurück. „Das freut mich.“, flüsterte sie. Da näherte sich von hinten eine weitere Gestalt. Dieses Mal war es ein Mann. Er sah der Frau sehr ähnlich, hatte dieselbe Haarfarbe, aber seine Haare waren recht kurz und zackig nach oben abstehend. Er trug schwarze Kleidung, die ihrem Stil nach chinesisch aussahen. Auch hatte er dieselben dunklen Punkte oberhalb der Augenbrauen, aber seine Augen leuchteten wie Lava. Sein Gesichtsausdruck war kühl und ernst. Pik ließ sich nichts anmerken. Er wusste, dass er diese beiden auf keinen Fall unterschätzen durfte. „Wer seid ihr?“, fragte die Frau nun. Aufmerksam beobachtete sie ihn und der Mann neben ihr tat es ihr gleich. „Ich bin Pik.“, sagte dieser ohne zu zögern, „Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf?“ Warm lächelte die Frau ihn an. „Mein Name ist Shirai und das ist mein Zwillingsbruder Sarir. Nett dich kennen zu lernen, Pik. Was führt dich hierher?“ Pik gab sich weiterhin furchtlos. „Ich kam, um einen Freund bei etwas zu helfen. Heute scheint die ideale Gelegenheit dafür zu sein. Unglücklicherweise habe ich ihn aus den Augen verloren und dieses Gebäude hier ist das reinste Labyrinth.“ Das entsprach ja zumindest teilweise der Wahrheit. Shirai lächelte mitfühlend. „Oja, das kann ich verstehen. Ich hab mich hier auch noch nie zurechtfinden können. Daher bevorzuge ich es zuweilen mir die Wege einfach zu erschaffen.“ Sie hatte also die Explosion verursacht, dachte Pik, verzog aber immer noch keine Miene. „Du bist ein guter Kämpfer, das merke ich. Ich möchte dich nur ungern töten. Aber unglücklicherweise hast du uns gesehen und jetzt können wir dich nicht einfach ziehen lassen.“, sagte Shirai nun freundlich. Sie meinte es wirklich ernst. Ihr Bruder sah ihn nur weiterhin kühl an. Pik atmete laut aus. „Ah ich verstehe. Ihr solltet also auch nicht hier sein. Aber mir ist eigentlich total egal, was ihr hier wollt. Wieso vergessen wir nicht einfach, dass wir uns je über den Weg gelaufen sind und gehen einfach unserer Wege.“ Er ahnte ja schon, was die Antwort werden würde. Aber er hatte immerhin versucht, das hier friedlich zu lösen. Shirai blickte ihn lange an. Ihren Blick konnte man nicht deuten. Dann raschelten ihre Ärmel und ihre Hände kamen zum Vorschein. Auf beiden waren jeweils auf dem Handrücken Male zu sehen. Es waren drei schmale Ellipsen, die mittlere war die längste und die anderen beiden waren leicht nach außen gebogen. Plötzlich begannen jene zu leuchten und auch die Punkte über ihren Augenbrauen taten es. Die Male in ihrem Gesicht erweiterten sich und zogen sich über ihre Augen hinweg und über die Stirn. Aus den Punkten selbst kamen plötzlich Hörner hervor, die sich leicht nach hinten bogen. Traurig blickte Shirai ihn an. Dann schnippte sie mit den Fingern und direkt links und rechts neben Pik erfolgten zwei kleinere Explosionen. Sie dienten nur zur Warnung. „Wir dulden keine Zeugen, Mensch. Also entweder wehrst du dich und versuchst wenigstens deine Haut zu retten oder du stirbst sofort. Deine Wahl.“, gab Shirai unmittelbar zu verstehen und taxierte ihn mit ihren Augen. Nun folgte ein sadistisches Lächeln. „So, Zeit ist um. Und nun: Stirb.“ Ein weiteres Schnippen war zu hören, dann riss es Pik von den Füßen. Es dröhnte ihn in den Ohren, doch er nahm trotzdem das Geräusch war, was nun noch mehrmals ertönte. Shirai schnippte weiter und er zerfetzte ihn regelrecht in der Luft. Seine Waffen waren nutzlos. Wie sollte er sich auch dagegen wehren? Unsanft knallte Pik auf. Seine Kleidung war zerfetzt und überall war Blut. Angestrengt rang er nach Atem. „Unglaublich, schau Sarir, er lebt noch.“, hörte er Shirai dumpf und seltsam fern sagen. Durch die Explosionen hörte er alles so, als wäre er unter Wasser. Mit zitternden Armen versuchte er sich aufzurappeln. Pik war es nicht gewohnt so zu verlieren. Aufstehen konnte er vergessen, also ließ er sich zurücksinken und kramte stattdessen vorsichtig etwas aus seiner Manteltasche hervor. Seine Stimme klang abgebrochen, dennoch erhob er das Wort und sprach zu den Zwillingen: „Wenn ihr denkt, dass ich so einfach den Löffel abgebe… dann habt ihr euch geschnitten.“ Dann rammte er sich die Spritze in den Arm. „Kaum zu fassen… ist schon Jahre her, seit ich die letzte nehmen musste, aber ich hasse solch einseitige Kämpfe.“ Shirai zog verwirrt eine Augenbraue nach oben. „Was hast du vor?“ Pik grinste sie selbstbewusst an, auch wenn er von den Verletzungen Schmerzen hatte. Doch er wappnete sich bereits auf das, was gleich kommen würde und was noch schlimmer werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)