Yajuu 2 von Avyr (-beyond redemption-) ================================================================================ Kapitel 33: Showdown -------------------- „Jetzt ist aber gut!“, keifte Karo Pik an und sprintete auf ihn zu. Er hatte Pik auch schon fast erreicht, als mehrere Dinge gleichzeitig geschahen. Erst ertönte ein lauter Knall, dann fegte ein heftiger Luftzug durch ihre Reihe hindurch und dann schrie Karo entsetzt aus, als ihn etwas an der Kehle packte und nach hinten warf, als wäre er ein Stofftier. Die riesige schwarze Chimäre warf ihn umher und schleuderte ihn gegen den nächsten Felsen, wo Karo benommen liegen blieb. Die anderen beiden erstarrten. Luca war noch größer, als es Kreuz war, aber trotzdem schlanker und daher sowohl schneller, als auch wendiger. Das war er nicht immer gewesen, aber seitdem er vollends zur Chimäre geworden war, hatte sich seine Gestalt als solche auch verändert. Schützend stand Luca vor Pik und visierte Herz und Kreuz an. „Was für ein Narr, jetzt hast du auch noch die letzte Spritze genommen oder was?“, meinte Kreuz genervt. Zugegeben, Luca beeindruckte ihn, aber da er jetzt sein Todesurteil unterschrieben hatte, war er nichts weiter als ein ebenso erbärmlicher Narr, wie Pik es war. Pik lachte derweil erneut auf. „Find es doch heraus.“ „Was meinst du damit?“, fragte Kreuz verwirrt. Da stand Luca plötzlich vor ihm und riss ihn mit seinen Pranken um. Kreuz taumelte ein Stück zurück. Als Luca nachsetzen wollte, ging Herz jedoch dazwischen. „Kreuz, sei vorsichtig. Er ist nicht so wie wir!“, ermahnte sie ihn. „Was meinst du denn damit?“, fragte Karo noch immer benommen, als er sich wieder aufrappelte. Luca fletschte die Zähne, als würde er grinsen. „Wie war das mit den 2 Prozent?“, stellte er diese Frage in den Raum. Er hatte es also geschafft und sie ziemlich geschickt aus dem Konzept gebracht. Doch lange würde sie das nun auch nicht beeindrucken. Also ging er zum Angriff über. „So nicht!“, rief Herz und erschien hinter ihm. Sie war schnell und schien in der Luft zu schweben, aber er war schneller. Luca sprang noch höher, als sie es war, wirbelte herum und stemmte sich auf ihren Rücken. Er packte ihren Nacken und ließ sie zu Boden knallen. Erstickt stöhnte sie auf. „Du hast auch eine Luftaffinität.“ Sie klang geschockt darüber, denn normalerweise überbot sie niemand in punkto Schnelligkeit. Lediglich Pik hatte bisher mit ihr mithalten können. „Geh von meiner Schwester runter!“, knurrte Karo unterdessen und stürmte auf Luca zu. Dieser wich jedoch noch rechtzeitig aus und landete ein Stück weiter hinten. Karo knurrte ihn an und half seiner Schwester wieder hoch. „Vergisst du da gerade nicht etwas?“, stichelte es plötzlich. Luca drehte sich um und sah, wie Kreuz über Pik stand, welcher nur noch halb bei Bewusstsein zu sein schien. Sah nicht gut aus. Obwohl es ihm nicht gefiel, dass er genau das tat, was Kreuz von ihm wollte, so blieb ihm doch nichts anderes übrig, als einzugreifen. „Lass ihn los.“, knurrte Luca und baute sich vor Kreuz auf, „Du warst es also, der Pik verraten hat.“, stellte er nun fest. Luca bemerkte es nicht, aber allmählich gewann der Zorn in ihm die Oberhand. Der Exile hatte wohl recht gehabt, er war schon längst mehr Chimäre als noch Mensch. Einerseits machte ihn das um einiges stärker, andererseits war das aber auch gefährlich. „Pik hat es doch darauf angelegt.“, meinte Kreuz nun gelangweilt, „Er hat mich enttäuscht und Leute, die mich enttäuschen, müssen dafür nun mal bestraft werden.“ Luca knurrte erneut. „Nun gut, dann werde ich für ihn zu Ende bringen, was er begonnen hat.“ Er wich dem nächsten Angriff von Herz aus und packte gleichzeitig ihren Bruder am Nacken, warf ihn ihr entgegen, sodass die beiden in einer Felsformation landeten. Dann schickte er eine unmissverständliche Warnung: „Haltet euch aus dem Kampf raus oder ihr werdet sein Schicksal teilen. Ich habe nur vor den Verräter zu töten!“ Luca konnte sehr überzeugend sein, nicht nur in menschlicher Gestalt. Karo wollte wieder aufstehen, doch seine Schwester war klüger und hielt ihn zurück. „Hör auf, das Serum wird eh nicht mehr lange halten. Dann sind wir aufgeschmissen.“ „Ihr wollt mich also auch verraten?“, grollte Kreuz, der sah, dass die beiden sich offenbar dazu entschlossen, nicht mehr zu kämpfen. Ihm war zwar bewusst, dass Herz Recht hatte, dass das Serum schon sehr bald seine Wirkung verlieren würde, aber noch hatte er Zeit und die würde er nutzen. „Es ist mir völlig egal, was du bist. Ich werde dich zerquetschen.“, drohte er Luca, ließ Pik zu Boden knallen und sprang dann auf ihn zu. Beide Chimären stellten sich auf ihre Hinterpfoten und versuchten sich mit ihren Pranken zu erwischen. Da spürte Luca, wie von hinten ein Felsen auf ihn zugeschossen kam. Erst tat er so, als würde er es nicht bemerken, doch dann sprang er im letzten Moment in die Luft, das Kreuz seinem eigenen Angriff ausweichen musste. Luca drehte sich in der Luft, stieß sich von einem Felsen ab und kam nun direkt auf Kreuz zu. Mit diesem Angriff riss er ihn zu Boden. Kreuz versuchte aufzustehen, aber Luca umgriff ihn so, dass ihm das nicht gelang. In jenem Moment fand er es Schade, dass sein Gift bei Chimären nicht wirkte. Stattdessen packte Luca abermals das Genick von Kreuz und verstärkte ganz allmählich den Druck. „Na, was meinst du. Wie lange hält dein Genick das durch, ohne zu brechen?“; fragte Luca ihn. „Finds doch heraus.“, meinte Kreuz unbekümmert. Sofort schnellte Luca zurück, als es so hart wurde wie Stein. Er wollte ja nicht gerade, dass seine Zähne dabei draufgingen. Kreuz schien komplett zu Stein zu werden, sodass Luca nichts anderes übrig blieb, auch seine Krallen aus ihm heraus zu ziehen. Da wirbelte Kreuz herum und kam frei. Luca aber war nicht weiter beeindruckt, denn im selben Moment zuckte Kreuz von ganz allein zusammen. „Na, lässt das Serum nach?“, fragte Luca amüsiert. Kreuz keuchte und richtete sich wieder auf. „Noch bin ich nicht am Ende.“ Luca brummte: „Sieh´s ein, du hast verloren.“ Ein letztes Mal sprintete er auf Kreuz zu und riss ihn in die Luft, obwohl er jetzt um ein vielfaches schwerer war. „Das ist für Yari!“, grollte Luca tief in das Bewusstsein von Kreuz hinein. Er rammte ihm seine Hörner unter das Kinn und hob ihn so auf seine Hinterpfoten, dann setzte er einen blitzschnellen Hieb seiner Klauen nach und erwischte Kreuz der Länge nach am Bauch, den er unvorsichtiger Weise nicht zu Stein hatte werden lassen. Kreuz schrie vor Schmerz auf und kippte dann nach hinten um. Doch es hatte ihn nicht umgebracht. Luca stand über ihm und sah zu, wie die Chimäre zu schrumpfen schien, nur um wieder zu der Gestalt zu werden, die sie eigentlich war. Luca´s eisblaue Augen brannten sich tief in Kreuz Verstand ein. Er blutete furchtbar und rang nach Luft. Neben den üblichen Nebenwirkungen war er zusätzlich schwer verwundet und nun war es Kreuz, der um sein Leben rang. Luca setzte ihm eine Pfote auf den Brustkorb. „Hältst du es nicht für angebracht, dich für das zu entschuldigen, was du Pik angetan hast? Und vor allem, was du Yari angetan hast.“, meinte Luca. „Pah.“, stöhnte dieser und Blut floss ihm dabei aus dem Mund, „Darauf kannst du lange warten.“ Dann zuckte er zusammen, weil Luca seinen Druck auf den Brustkorb verstärkte. „Tse.“, grollte Luca genervt, „Ich habe gelesen, dass du Yari nicht einfach erschossen, sondern regelrecht zu Tode hast bluten lassen. Ich will gar nicht daran denken, was das für Schmerzen für sie gewesen sein müssen. Daher bin ich der Meinung, dass du aus erster Hand erleben solltest, wie sich das anfühlt, langsam und qualvoll zu sterben.“ Jetzt da Kreuz wieder ein Mensch war, wirkte auch Luca´s Gift wieder. Vor seinen Augen injizierte ihm Luca ein Gift, welches bewirken würde, dass Kreuz langsam und qualvoll sterben würde. Seine Zellen würden ganz langsam absterben, unwiderruflich. Luca rechnete damit, dass er dies in seinem jetzigen Zustand wohl noch zwei Stunden überleben würde. Das fand er angemessen als Bestrafung. Kreuz begann sich bereits vor Schmerz zu winden, da ließ Luca von ihm ab und ging zu Pik hinüber. Dieser lag reglos am Boden und atmete kaum noch. Aus dem Schatten sah er, wie Herz, während sie Karo abstützte, hervorkam. Auch die beiden waren wieder in menschlicher Gestalt. „Ich danke dir, dass du unsere Leben verschont hast. Auch für meinen Bruder, wenngleich er es nicht zugeben wird. Wir stehen tief in deiner Schuld, daher hoffen wir, dass du es annimmst, wenn wir versprechen, dass wir Lucius nichts davon erzählen, was du bist. Wir werden berichten, dass Pik Kreuz hingerichtet hat und dann leblos zusammenbrach, weshalb wir den Rückzug angetreten haben. Dich haben wir ebenfalls bewusstlos liegen lassen, weil wir dachten, dass du tot bist.“, erklärte Herz erschöpft. Auch ihr Körper war jetzt, da die Nebenwirkungen einsetzen, am Ende. Trotzdem schien es ihr noch besser zu gehen, als ihrem Bruder. Luca blickte sie kurz an und nickte als Zustimmung. „Es tut mir Leid um Pik. Wir haben nur Befehle ausgeführt, aber wir beide haben nie gewollt, dass er derart verraten wird.“, und das war auch die Wahrheit. Damit zogen die beiden von dannen. Nun waren sie also allein. Luca war tief betrübt. Er wollte Pik nicht verlieren. Seit so vielen Jahren waren sie gute Freunde gewesen und nun lag er da, reglos, halbtot. Luca wusste, dass er es nie geschafft hätte, wenn Seraphis nicht gewesen wäre und es war töricht zu glauben, dass sich ein solches Wunder wiederholen könnte. Sicher, es bestand immer noch die Möglichkeit, dass Pik es von allein überlebte, aber so verletzt wie er war, glaubte Luca das nicht. „Pik… wenn du mich noch hören kannst, ich habe Yari für dich gerächt. Kreuz wird sterben. Dein Opfer war also nicht umsonst.“, schickte er seine Gedanken an Pik, auch wenn er nicht wusste, ob er noch weit genug bei Bewusstsein war, um ihn verstehen zu können. Die Zeit schien still zu stehen, während Luca einfach nur bei Pik saß und ihm dabei zusehen musste, wie dieser starb, als es plötzlich spürbar kälter wurde. Luca schaute auf und erblickte die eingehüllte Gestalt, die offenbar im Ödland ziellos umherstreifte. Das einbandagierte Mädchen blieb vor den beiden stehen und sagte eine ganze Weile nichts. „Ich… erkenne ihn.“, flüsterte sie auf einmal. Luca war verwundert. „Was meinst du damit?“, fragte er sie. Da hob sie die Hände und zog sich die Kapuze aus dem Gesicht. Luca blickte sie sprachlos an. „Yari? Aber wie…“ Dieses Mädchen, was aussah wie ein Geist, war also sie. Wenn Pik das nur sehen könnte. „Du bist es, Luca, oder?“, fragte sie und wirkte dabei hilflos, wie ein verlorenes Kind. „Mein Kopf ist so wirr und meine Erinnerungen sind nur vage.“, dann drehte sie sich um und erblickte den am Boden liegenden Kreuz. Sein Gesicht war schmerzverzogen, weil das Gift sich unaufhaltsam durch ihn fraß. „Und dort ist Kreuz… er hat Pik verraten… er hat mich… umgebracht.“ Es war mehr, als würde sie laut denken. Luca versuchte so behutsam wie möglich mit ihr zusprechen, denn offenbar war sie in einem äußerst fragilem Zustand. „Yari, wieso bist du hier? Oder besser gesagt, wie kannst du leben?“ Plötzlich schien ihr Verstand für einen Moment völlig klar zu sein und in ihren Augen stand die pure Schuld. „Oh nein. Es ist meine Schuld, nicht wahr? Wegen mir stirbt er.“ Da fiel sie vor Pik auf die Knie und legte ihm eine Hand auf den Kopf. „Luca, ich habe eine Dummheit begangen.“ „Was denn für eine Dummheit?“ Luca verstand einfach nicht, was hier gerade abging. „Immer wieder versuche ich meine Kunden zu warnen, dass ihre Wünsche Konsequenzen mit sich tragen, die schlimmer sein könnten, als das, was sie zu beheben versuchen. Aber die Menschen sind oft blind.“, ertönte es plötzlich neben Yari und auf einmal stand sie dort, Joker. Sie sah die Verwirrung auf Luca´s Gesicht, also erklärte sie es ihm. „Wenn ich gerufen werde, dann ist es meine Pflicht bei demjenigen zu erscheinen und mir sein Anliegen anzuhören. Tja und ich wurde gerufen.“ Yari schien sich gefangen zu haben und erzählte weiter: „Weißt du, ich hatte durch Zufall bei Pik diese Karte liegen sehen und hatte sie dann ausversehen mitgenommen, weil sie zwischen ein paar meiner Unterlagen geraten war. Ich recherchierte ein wenig über sie und fand daher die Existenz von Joker heraus. Als ich dann auf der Flucht war, dachte ich, dass sie mich irgendwie retten könnte, also habe ich sie gerufen. Aber ich war so dumm. Sie hat mich gewarnt, aber ich wollte ja nicht hören.“ „Was genau habt ihr denn vereinbart?“, fragte Luca ruhig. Langsam ergab das für ihn alles einen Sinn. „Yari lag bereits im Sterben als ich ankam. Sie wollte aber unbedingt, dass Pik die Wahrheit erfährt, über das war geschehen war. Ich wusste, dass das keine so gute Idee war, doch sie bestand darauf.“ „Deswegen sollte er also die Akte holen.“, meinte Luca zustimmend, „Aber das erklärt noch nicht, wieso Yari dann hier ist.“ Jetzt war sie es, die den Rest erklärte: „Weißt du, Hexen erfüllen „Wünsche“, aber es ist ihre Pflicht dafür einen Preis zu verlangen, der angemessen für die Konsequenzen sein werden, die wir nicht ahnen, wenn wir unsere Wünsche aussprechen. Man könnte es auch als Strafe betrachten und je unvorsichtiger der Wunsch, desto größer die Strafe. Die meine war, dass ich gefangen wurde. Im Moment bin ich weder tot, noch lebendig. Ich schwebe in einer Art Zwischenwelt. Man fühlt sich dort hin und her gerissen und das lässt einen wohl auch den Verstand verlieren…“ „Verstehe.“, war alles, was Luca darauf erwidern konnte. Es klang alles so unwirklich, aber er hatte ja den Beweis gerade vor sich sitzen. „Joker, könnte ich dann auch einen Wunsch an dich richten?“, fragte er nach einiger Zeit. „Du weißt, dass du das nicht tun solltest. Und obwohl du gerade siehst, was der Preis sein kann, willst du mich wirklich darum bitten, nicht wahr?“, seufzte Joker. Sie wusste, dass er nicht zurücktreten würde und sie wusste bereits, was das für ihn bedeuten würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)