Get in this getaway von Chaos-Klappstuhl ================================================================================ Kapitel 3: Verabredung ---------------------- Chiaki Nagoya – ein Mann von Welt. Er wusste stets genau was er wollte und meistens bekam er es auch. Es gab wenig auf dieser Welt, was einen Mann wie ihn auch nur ansatzweise aus der Ruhe bringen konnte. Für jedes Problem gab es stets eine Lösung, die er binnen weniger Minuten immer rechtzeitig aus dem Ärmel Schütteln konnte. Nur für dieses Problem fand er keine Lösung. Seit zwei Tagen wartete er nun schon auf einen Anruf von dieser jungen braunhaarigen Frau. Nicht, dass er nicht noch genügend andere braunhaarige, wunderschöne Frauen in petto gehabt hätte. Frauen waren definitiv nicht Mangelware im Hause Nagoya. Von einer festen Beziehung sah er allerdings seit einigen Jahren schon ab. Ihm fehlte schlicht und einfach die Zeit dazu. Sein Vater Kaiki hatte ihm als Kind schon immer beigebracht: Frauen kosten Zeit und Geld! Und dies hatte sich in seinen 29 Lebensjahren bisher auch immer wieder bestätigt . Im Leben musste man eben Prioritäten setzen und genau dies tat er. Sein Angestellter Yamato Minazuki unterbrach Chiaki in seinen Gedanken. „Mr. Nagoya entschuldigen sie bitte die Störung, Mr. Daniels rief eben nochmal an. Er nannte zwei Millionen Pfund als Forderung und unter der Bedingung, dass alle Mitarbeiter mindestens zwei Jahre übernommen werden.“ Chiaki stöhnte genervt auf. Immer diese Bedingungen. Er haute mit seiner Faust auf den Tisch. „Der alte Mann soll froh sein, dass ich ihm den Laden überhaupt abkaufen will. Kein Mensch der Welt würde ihm 1,5 Millionen Pfund für dieses alte Ross zahlen!“ Sein Kollege Yamato Minazuki schaute ihn abschätzend an. Er war sich nicht ganz sicher, was Chiaki nun schon wieder vor hatte. „Wieso kaufen Sie dann ? Wir haben 20 andere interessante Angebote, die rentabler zu sein scheinen.“ Der Blauhaarige schaute auf den Vertrag, schnappte sich seinen Stift und unterschrieb ihn. „Bereiten Sie alles vor, Minazuki! Und fragen sie mir nicht ständig Löcher in den Bauch. Ich weiß schon, was zu tun ist . Habe ich jemals falsche Entscheidungen getroffen? Ach und Minazuki...Ich will sämtliche Informationen über alle Mitarbeiter haben...“ Er stand auf und ging zurück in sein Büro. Er trat ans Fenster und schaute auf das verschneite London. Noch nie hatte ihn eine Frau zappeln lassen. Normalerweise konnte er sich gar nicht Retten vor lauter Anrufen und Mails. Wieso verdammt nochmal meldete sie sich nicht? Wieso hatte er auch nicht darauf bestanden, ihre Nummer ebenfalls zu bekommen? „Dann eben nicht!“ beschloss er und hakte das Thema Marron Kusakabe seufzend ab. Er war kein Mann, den man warten ließ. Währenddessen saß Marron nur wenige Kilometer entfernt im Meetingraum der Werbeagentur mit ihrer Kollegin Miyako zusammen. „Ich verstehe einfach nicht, wie es so schnell bergab gehen konnte mit „Brainstorm“.“ flüsterte Miyako leise. „Ich kann es dir auch nicht erklären, aber ich schätze es hängt damit zusammen, dass Mrs. Ventima und Mr. Roberts aussteigen wollen. Wir müssen irgendetwas tun, Miyako! Ich hab mir schon ein paar Sachen überlegt!“ Marron holte ihre Notizen heraus und teilte ihr ihre Ideen mit. Miyako stand jedoch verzweifelt auf. „Das bringt doch alles nichts, Marron! Natürlich sind wir kreativ und wir machen schon seit Wochen alle Überstunden! Aber hier fehlt uns einfach das betriebswirtschaftliche Know-How! Das ist nicht unser Ding, Marron. Da hilft nur noch ein Wunder!“ „Dann müssen wir uns eben dieses Know-How aneignen! Unsere Kostenvoranschläge besser kalkulieren oder…“ Miyako schüttelte nur den Kopf. „Soll man uns allen die Gehälter kürzen? Oder vielleicht gar kündigen? Es wird nichts an unserer Auftragslage und den Fehlern in der Führungsetage ändern. Wir sollten einfach unseren Job machen. Den Rest muss der Chef erledigen…“ Marron schaute betrübt zu Boden und Miyako hielt einen Moment inne. „Was ist eigentlich aus der Handygeschichte geworden?“ versuchte sie vom Thema abzulenken. Marron winkte ab. „Ach irgend so ein alter Mann! Absolut nicht meine Altersgruppe, mach dir keine Hoffnungen!“ Miyako lachte „Schade, also ist das Thema auch abgeschrieben. Ich hatte es mir schon so schön ausgemalt! Und auf einmal stehst du vor DEM Mann, der dir den Verstand raubt.“ Marron verdrehte nur die Augen. „Ich weiß, dass du James nicht besonders gut leiden kannst, aber wir sind seit fünf Jahren zusammen. Ich will doch gar keinen anderen Mann haben!“ Miyako stand auf und verschränkte die Arme „Bei euch ist doch längst die Luft raus! Wann hat er dich das letzte Mal von der Arbeit abgeholt und dich ausgeführt? Sowas hat der gute Mann nicht mehr nötig. Ständig ärgerst du dich nur, dass er kaum Zeit für dich hat und andauernd auf Geschäftsreisen ist.“ Womit Miyako recht hatte. Sie waren wirklich lange nicht mehr aus gewesen. Aber sie selber hatte auch nicht unbedingt dazu beigetragen, dass die beiden mehr Zeit miteinander verbrachten. Seit Wochen saß sie schon bis abends um 8 Uhr in der Agentur. Da konnte James auch wenig dran ändern. „Und was rätst du mir?“ Miyako ging in Richtung Tür und zuckte nur mit den Schultern „Deine Beziehung! Aber ich würde mir das alles gut überlegen! Du wirst auch nicht jünger! Es wird Zeit für den Richtigen.“ Miyako grinste, ging zurück in ihr Büro und ließ Marron alleine im Meetingraum zurück. Von der vierten Etage aus konnte sie das große Gebäude sehen, in dem Mr. Nagoya arbeitete. Er hatte sie schon beeindruckt. Vielleicht sollte sie es wagen und sich auf ein Essen mit ihm einlassen. Eine Brise Risiko würde ihrem eintönigen Leben nicht schaden. Außerdem war er doch Unternehmensberater. Vielleicht konnte er ihr ein paar Tipps geben, wie es mit „Brainstorm“ weiter gehen könnte. Sie würde ihn einfach bei dem Essen um Hilfe bitten. Es war immerhin eine kleine Chance. Sie kramte seine Visitenkarte heraus und wählte seine Nummer. . . . „Nagoya Hallo?“ Marron riss die Augen auf. Das ging jetzt aber doch alles etwas schnell. Sie wusste im ersten Moment gar nicht, was sie jetzt sagen sollte. Sie holte tief Luft und würde nun etwas sagen bevor es in einer riesigen Blamage enden würde. „Hallo Mr. Nagoya, hier ist Marron Kusakabe. Erinnern Sie sich?“ Chiaki grinste zufrieden und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hatte also doch nichts verlernt. Er hatte das Thema Marron zwar eigentlich schon vor wenigen Sekunden für sich abgeschlossen gehabt, aber das war ja nun egal. „Ms. Kusakabe! Ich habe schon auf ihren Anruf gewartet. Haben Sie es sich doch anders überlegt?“ „Naja, ich dachte gegen ein kleines Essen ist ja nichts einzuwenden. Also wenn ihr Angebot noch steht, würde ich es sehr gerne annehmen.“ Marrons Hände zitterten leicht. Es war schon viel zu lange her, dass sie sich das letzte Mal für ein Date verabredet hatte. Eigentlich war es auch falsch, aber sie musste ja so langsam etwas tun, um ihr Glück in Wallung zu bringen. „Ja, natürlich steht mein Angebot noch! Wie wäre es direkt mit heute Abend? Ich hole Sie auch gerne ab. Ich kenne ein angesagtes Restaurant in Chelsea auf der Upper Cheyne Row – das Milano . Waren Sie schon mal dort?“ Er wollte sie abholen? Sie saß bestimmt noch bis 20 Uhr hier fest, brauchte unbedingt noch ein Kleid und passende Schuhe. Und von zu Hause aus würde sie nicht mit ihm dort hinfahren. Das würde eine persönliche Grenze überschreiten, die sie noch nicht bereit war zu übertreten. Dann musste sie wohl früher frei machen, noch einkaufen gehen und selbst zu dem Restaurant fahren. „Nein, das ist nicht nötig, Mr. Nagoya. Ich bestelle mir ein Taxi! Wie wäre es gegen 21 Uhr im Restaurant? Sie reservieren einen Tisch?“ Chiaki musste schmunzeln. Sie schien zu wissen, was sie wollte. Das gefiel ihm. „21 Uhr! Abgemacht! Wie ich sehe, rufen sie mit unterdrückter Nummer an. Würden Sie mir noch ihre Handynummer verraten? Nur, falls ich im Stau stehen sollte.“ Sie musste sich ein Lachen verkneifen. „Um 21 Uhr sind die Straßen wirklich wahnsinnig befahren!“ gab sie mit einem sarkastischen Unterton zurück. Sie gab ihm ihre Handynummer jedoch durch und war bereit aufzulegen als noch einmal seine Stimme ertönte. „Ms. Kusakabe?“ Marron schluckte. „Ja, Mr. Nagoya?“ „Ich freue mich, Sie heute Abend wieder zu sehen.“ Mit dieser Bemerkung legte er auf und ließ Marron verdattert zurück. Sie petzte ihre Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. „Er gefällt mir“ seufzte sie genau in dem Moment, in dem Miyako wieder den Raum betrat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)