Vergessenes Schicksal von CharleyQueens ================================================================================ Prolog: Kampf ------------- Es war nicht das erste Mal, dass sie sich gegenüber standen. Doch heute gab es einen anderen Grund für ihr Aufeinandertreffen. Dieses Mal würde sich alles entscheiden. Jetzt, in diesem Moment sollte der alles entscheidende Kampf stattfinden. Sie blickten sich gegenseitig an, schlichen wie Raubkatzen im Kreis herum und warteten darauf, dass eine der anderen den ersten Schritt machte. Sie umgriff den Griff ihres Schwertes und betrachtete die Waffen der beiden anderen. Pfeil und Bogen – nicht gerade für den Nahkampf geeignet. Es würde kein Problem sein, diese zu besiegen. Bei der anderen sah es hingegen schon ganz anders aus. Denn an dem Gürtel um ihre Hüfte baumelte ein Beil und ihre Hand schwebte nur knapp über dieser Waffe. Für einen kurzen Moment blickte sie zweifelnd auf ihre eigene Waffe und fragte sich, ob sie überhaupt eine Chance gegen die schwere Streitaxt hatte. Doch dann fasste sie sich wieder und lächelte kurz. Ihr Schwert würde dieses Beil schon in tausend kleine Splitter zerbersten. „Wir müssen nicht kämpfen!“, rief die mit Pfeil und Bogen ihr zu. „Es gibt doch bestimmt einen Weg, das alles zu klären.“ Bei diesen Worten schüttelte sie ihren Kopf und rammte ihr Schwert in den asphaltierten Boden. „Nichts können wir klären“, rief sie wütend und hob ihre Waffe. „Ich will zurück haben, was ihr mir genommen habt. Sagt mir, wie könnt ihr immer noch kämpfen?“ „Es ist das Einzige, was uns geblieben ist“, entgegnete das Mädchen mit dem Beil. „Wir leben, um zu…“ „Kämpfen?“, sprach sie verächtlich den Satz der anderen zu Ende. „Wir wissen doch gar nicht, wofür wir kämpfen sollen. Warum akzeptiert ihr das so einfach? Wie könnt ihr beide nur so naiv sein?“ Heiße Tränen tropften auf den Boden und sie wischte sie sich hastig mit dem Handrücken ab. „Da ist nichts, absolut nichts. Gebt es mir zurück!“ Und mit erhobenem Schwert und lautem Kampfschrei stürzte sie nach vorne und schlug zu. Doch die Attacke wurde von dem Beil des anderen Mädchens blockiert, welche ihre Waffe blitzschnell nach oben gehoben hatte. Enttäuscht blickte das Mädchen ihr entgegen, doch diese ignorierte es, wirbelte um ihre eigene Achse und griff erneut an. Doch auch den nächsten Angriff wehrte das Beilmädchen gekonnt ab. Jeder ihrer Schwerthiebe wurde von dem Kriegsbeil blockiert – immer und immer wieder. Immer wilder wurden ihre Hiebe, doch es brachte nichts. Die Andere war zu stark für sie. Sie wirbelte erneut herum, schlug nach der anderen und lenkte die Attacke dann im letzten Moment auf das Mädchen mit dem Pfeil, das die ganze Zeit über nur in der Nähe gestanden und zugesehen hatte. Und wie von ihr geplant, reagierte diese zu langsam, sodass die Spitze des Schwertes eine Stichwunde auf ihrer Wange hinterließ, aus der langsam Blut sickerte. Sie unterbrachen den Kampf und starrten die Bogenschützin an, die sich zögernd ins Gesicht fasste und dann die in Blut getauchten Finger betrachtete. „Es … ich spüre nichts“, erklärte sie und blickte die beiden an. „Sollte ich nicht etwas spüren?“ „Ja, solltest du!“, rief die Schwertkämpferin aus und rammte sich die Schwertspitze in den linken Fuß. Da war kein Gefühl, als der scharfe Stahl Haut, Sehnen, Muskeln und Knochen durchtrennte und der kleine Zeh vom Körper abgeschnitten wurde. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Aber wir spüren rein gar nichts“, erklärte die Schwertträgerin und wischte das Blut von der Schwertspitze an ihrem Rock ab. „Ich weiß ja nicht einmal, was ich fühlen soll.“ „Aber ist es nicht besser, wenn wir nichts spüren?“, fragte die mit der Streitaxt. „Wenn wir nichts spüren, können wir ewig kämpfen!“ „Wir sind also nur da um zu kämpfen? Wieso frage ich dann nach dem Warum? Wenn ich nur für das Kämpfen erschaffen wurde, warum frage ich dann nach einem Sinn?“ Die Schwertträgerin sah den beiden anderen in die Augen, doch wusste sie, dass keine der beiden ihr eine Antwort geben konnte. Sie waren nur da um zu kämpfen. Dabei wusste sie nicht einmal gegen was sie kämpfen sollte. Sie spürte rein gar nichts. „Wieso kämpfen wir eigentlich hier?“, fragte das Mädchen mit dem Pfeil und blickte auf ihre mit Handschuhen bedeckten Finger. „Wir haben doch wirklich gar keinen Grund dafür.“ Sie trat einige Schritte nach vorne und sah zu den beiden anderen. Tränen rannen über ihr blasses Gesicht, während sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und ihre Fingernägel in das nackte Fleisch bohrte. Ihre Beine zitterten und sie fiel vorwärts auf die Knie. Nach Luft schnappend kauerte sie sich zusammen und wimmerte laut, während sie immer wieder unverständliche Laute von sich gab. Während eine ihrer Hände nach dem Bogen griff, zog die andere einen Pfeil aus dem Köcher auf ihrem Rücken. Sie legte den Pfeil an die Sehne und spannte ihre Waffe. „Warte, was hast du vor?“, rief das Mädchen mit dem Schwert und stürzte nach vorne, als sie erkannte, dass die Spitze des Pfeils auf das dritte Mädchen zeigte. Und auch diese erkannte in welche Richtung die Waffe fliegen würde. Aus einem Reflex heraus, griff sie nach der ihren und schleuderte das Beil, als die andere ihren Pfeil abschoss. Doch dass sie eigentlich die Straßenlaterne neben ihr anvisiert hatte, realisierte sie zu spät. Und so musste das Mädchen mit ansehen, wie ihr Kriegsbeil die andere am Kopf traf und sie nach hinten warf. Sie war tot, das war den beiden sofort klar. Doch das Klong des Pfeils, der an der Straßenlaterne abprallte und nun auf sie selbst zuflog, lenkte sie wieder ab. Es verging kein Wimpernschlag, da hatte sich die Pfeilspitze schon in ihr Herz gebohrt. Auch sie stürzte zu Boden, tot noch bevor sie auf dem Asphalt aufschlug. Geschockt schlug sie, die als Einzige noch am Leben war, ihre Hände vor dem Mund zusammen und starrte fassungslos auf die beiden leblosen Körper vor ihr. „Das wollte ich doch nicht, das wollte ich doch nicht“, flüsterte sie immer wieder. Sie hatte doch nur eine Antwort auf ihre Fragen gewollt. Doch nie im Leben hätte sie gewollt, dass sie sie starben. „Ich wollte nicht, dass das passiert!“, klagte sie. „Wir hätten doch Freundinnen sein können!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)