Tray Johnson von Luna_Fenris (Der Baum der Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 2 -------------------- Once upon a time Diese Welt wird die andere Seite genannt, aber nur dort, wo du herkommst. Hier trägt sie den Namen Spiegelwelt. Es ist immer noch derselbe Planet, aber irgendwie auch nicht. Vor sehr langer Zeit, da gab es nur diese eine Welt. Die Menschen dort fingen an, ihre bisherigen Religionen und Glauben zu hinterfragen. Sie fürchteten plötzlich all dies, womit sie bis dahin in Einklang gelebt hatten. Sie begannen sogar, dieses zu jagen und zu töten. Ich rede hier von etwas, was du nur schwer begreifen wirst, denn du bist in einer Welt aufgewachsen, die diese Dinge als fantastisch und märchenhaft sieht und somit als etwas nicht Reales. Jedenfalls wurde deutlich, das wir keinen Platz mehr hatten in einer Welt, die künftig von der Menschheit dominiert werden sollte. Doch sterben wollten wir auch nicht. Einer von uns geriet durch die Jagd in besondere Bedrängnis und bediente sich einer Kunst, die er kaum beherrschte um zu entkommen. Dabei ging etwas schief und er zerriss den Raum. Sieh mich nicht so an, so ist es überliefert! Er entkam durch diesen Riss und erblickte eine Welt frei und wild. Eine neue Welt, identisch der, der er entkommen war. Nur fehlte der Mensch doch sonst war sie ein Abbild der Welt die er verlassen hatte. Kurz darauf begann die Wanderung. In der Geschichte wird es bis heute Wanderung genannt. Es war der Augenblick als sie die Welt verließen, nach und nach verschwanden. Diese Zeit einte uns, kein Krieg, kein Hass. Uns einte der Verlust der Welt in der wir geboren waren. Und mit ‚wir‘, meine ich unseresgleichen, die in deiner Welt nur noch Figuren in Büchern und Gruselgeschichten sind. Hexen, Magier, Trolle und Zwerge und und und. Klapp deinen Mund wieder zu. Du wirst schon bald erkennen, dass ich die Wahrheit spreche. Wir begannen von vorn, frei von der Angst bedrängt und getötet zu werden gründeten wir ein vereintes Reich. Besser, es wurde gegründet von den Göttern, die den Menschen der Erde, also deiner Heimat, überdrüssig geworden waren. Sie suchten nach der Verehrung und Ehrfurcht die ihnen einst zuteilwurde und schufen ein Zeitalter des absoluten Friedens und des vollkommenen Glücks. Doch je mehr wanderten und je mehr das goldene Reich wuchs umso mehr wuchsen Missgunst und Zwietracht und die ersten verließen das Reich um in der Spiegelwelt ihr eigenes Reich zu gründen, frei von Göttergestalten. Bald schon bekriegten sich diese vereinzelten Reiche untereinander und diese kleinen Kriege wuchsen an zu einem Weltkrieg. Nun waren wir vielleicht nicht so zahlreich wie die Menschen der Erde und auch bei weitem nicht so fortschrittlich, doch Magie und Göttergestalten sind mächtig. Das erste Reich, das von der Karte verschwand, hinterließ nicht mehr als einen Krater und verbrannte Erde. So ging es über eine sehr lange Zeit hinweg bis irgendwann keiner so wirklich wusste, wer ein Feind war und warum er dies war. Die Götter wandten sich ab von uns und eine neue Generation trat auf die Bühne der Welt. Sie vereinte die versprengten Reiche unter einem Banner und enthob die Mächtigsten, die Magier, ihrer Positionen, für immer. Sie sollten fortan ihre Kräfte in den Dienst der Erhaltung des einen wieder vereinten Reiches stellen. Die Welt änderte ihr Gesicht, erneut. Sie wurde…. Demokratischer. Ein Gremium die Gewählten genannt, trifft sich einmal im Jahr. Sie werden aus ihrer Heimat vom Volke erwählt und vertreten die Ansicht ihres Volkes vor den anderen Erwählten und … aber das würde zu weit führen. Die Magier jedenfalls schlossen sich zusammen zum Magischen Rat. Sie schulten junge magisch Begabte und wurden Soldaten des neuen vereinten Reichs. Bis hierhin ist es noch heute so. Was für dich, viel entscheidender ist, das ist die Tatsache, das du Dinge sehen wirst, die einem Traumentsprungen zu sein scheinen. Einem Traum entsprungen…. Fremd und anders…. Neu und unglaublich. Tray warf einen Blick zu dem Mädchen. Sie lächelte ihn geheimnisvoll an und streckte ihren Arm aus. Die Handfläche zeigte nach oben und dann, plötzlich. Über ihrer Handfläche flimmerte zunächst die Luft, dann wurde sie bläulich. Kleine bläuliche Schimmer tanzten über ihrer Hand. Das war unmöglich, doch es geschah dennoch. Und er hatte das Gefühl, dass es das war, weswegen er hergekommen war. Weshalb er… angekommen war…. Bis zu einem gewissen Augenblick hätte es noch ein Zurück gegeben. Er hätte das Ganze für verrückt halten können, oder darum bitten, wieder auf die andere Seite zu gehen, wäre auch eine Option gewesen. Es war eine Geschichte und vielleicht ein guter Trick, vielleicht auch nicht. Doch sobald er wieder zurück gewesen wäre, hätte er von vorn beginnen können. Lückenhaftes Gedächtnis hin oder her. Diese Möglichkeiten bestanden immer, bis zu einen gewissen Augenblick. Tray war sich klar, dass es nun an ihm war, etwas daraus zu machen. Wie reagierte man angemessen auf eine solche Situation. Magie, Trolle Zwerge, alles real. Noch dazu eine parallele Welt die ein Abbild der Erde war, nur ohne den übermäßigen Einfluss des Menschen. Wie war das überhaupt möglich? Konnte es dafür eine wissenschaftliche Erklärung geben? Wollte er eine wissenschaftliche Erklärung? Er lehnte sich zurück und stieß einen Seufzer aus und den Blicken von Sharow und dem Mädchen. „Und wie geht es jetzt weiter?“ sprach Tray seinen Gedanken laut aus. „Nun, das liegt bei dir? Möchtest du wieder zurück?“ fragte Sharow und erhob sich. Tray verfolgte ihn mit den Augen. Er war ein ungewöhnlicher Typ. Abgesehen von den weißen Haaren, beschäftigte ihn immer noch, das er sich so eigen bewegte, so lautlos. Er lief herüber an die Seite des Mädchens und lehnte sich an die Theke. „Ich weiß nicht, zurück? Ich hatte einen Grund hierher zu kommen und würde gern heraus finden, welcher es war.“ Antwortete Tray und lächelte zaghaft. Die beiden würden ihm bestimmt nicht auch noch dabei helfen wollen. „Was sagst du dazu?“ fragte Sharow an das Mädchen gewandt, die ihre Arme verschränkt hatte und Tray grübelnd musterte. „Er kann hier nicht alleine rumlaufen.“ Meinte sie und zuckte mit den Schultern, „Das wär verantwortungslos von uns.“ „Was schlägst du vor?“ „Das er bleibt, das wir uns kümmern.“ „Wir?“ Sharow schnaubte, „Das aus deinem Mund!“ „Schön, dann ich! Bei dir kommt da nichts Gutes bei raus!“ Sie ging auf Tray zu und streckte ihm ihre Hand aus. „Mein Name ist Xin. Wenn du willst, dann kannst du bei mir bleiben und ich helfe dir!“ Soviel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Tray fühlte sich ein wenig überfordert. Keiner der Beiden kannte ihn, er war ein Fremder der ihnen bisher nur Scherereien bereitet hatte und dennoch wollten sie ihm helfen. Er ergriff ihre Hand und schüttelte sie. „Sehr erfreut, mein Name ist Tray!“ Ein Abbild der Erde und doch fremd und anders. Es gab viel, sehr viel mehr, das Tray nicht verstand und absolut unmöglich schien. Selbst jetzt, da er wusste, das Märchen und Legenden viel mehr Wahrheit beinhalteten als er bisher angenommen hatte. Es stellte sich heraus, das die Laube im Wald Xin gehörte. Sie erzählte Tray, das sie ab und zu für ein paar Tage in den Wald ginge um ihre Ruhe zu haben. Sie lebte eigentlich in der nächsten Stadt, welche ihr manchmal zuviel Trubel war. Doch nun, da Tray geblieben war, wollte sie ihn in die Stadt mitnehmen. „Erzähl mir mehr davon.“ Bat Tray, als Xin die Laube abschloss. Sharow war schon vor einer Stunde gegangen. „Es ist keine Stadt, wie du es kennst. Es ist ein bisschen… mittelalterlicher, aber irgendwie auch nicht. Hier ist Magie und wie-sagt-ihr-dazu Übernatürliches völlig normal. Du wirst also Dinge sehen die dich verwundern, aber ich bitte dich dennoch dich nicht zu auffällig zu benehmen. Hier ist das was ich dir gezeigt habe unsere Universalenergie. Es heißt Magie.“ Sie zwinkerte ihm zu und stapfte in den Wald. Tray folgte ihr. „Magie sagst du?“ fragte er neugierig. „Ja, es ist eigentlich einfach nur eine Form von Energie die in allem ist. Und ich meine damit, das sogar ein Stein über diese Magie verfügt. Menschen wie ich sind in der Lage diese Energie zu nutzen sie zu formen und zu verändern.“ Sie bückte sich nach einem kleinen Stein und hob ihn auf. „Sieh hin!“ Der Stein lag zunächst ruhig auf ihrer Handfläche, dann flimmerte die Luft um ihn. Schließlich erzitterte der Stein und erhob sich wenige Zentimeter in die Höhe wo er sich drehte und auf und ab hüpfte. "Das kann ich tun, weil ich die Energie, also die Magie in dem Stein sehen kann und verändere. Ich verändere die Grundlegende Physik des Steins. Das ist etwas kompliziert, aber du wirst schon bald verstehen.“ Sie schloss die Handfläche und warf den Stein ins Unterholz. Was sie erzählte klang unglaublich! Menschen die in der Lage waren eine Energie zu nutzen, womit sie die Schwerkraft von Dingen beeinflussen konnten? „Kannst du das auch mit den Bäumen hier um uns herum?“ Xin blickte ihn verwundert an, „Das ist eine sehr spezielle Frage… Nein, er ist zu schwer für mich. Und ehe du dir jetzt den Kopf zerbrichst, rate ich dir nicht weiter darüber zu grübeln….“ Sie lief weiter „Doch wir nutzen diese Energien um Licht zu erzeugen oder uns anderweitig das Leben zu vereinfachen. Ihr habt Strom und Gas und Öl… Wir haben Magie. Nicht jeder hier ist magisch begabt. Es sind sogar eher wenige, aber viele flohen hierher, weil sie wussten das es Magie gibt und Wesen eben. Das Wissen um Übernatürliches scheint in deiner Welt auch gefährlich zu sein. Entweder man glaubte ihnen nicht oder man wollte sie dafür einsperren. Früher konnte man in deiner Welt dafür sogar getötet werden.“ Der Pfad den sie liefen wurde allmählich breiter und der Wald lichtete sich zusehends. Schließlich ging der Pfad über in einen gepflasterten Weg. Vor ihnen gabelte sich der Weg und auf einem Acker stand ein Holzschild das sowohl einen Pfeil in den Wald als auch zwei Pfeile für die Straße besaß. Xin beachtete den Pfeil nicht, sondern wandte sich zielstrebig nach rechts. „Darum sind deines gleichen hier nicht besonders beliebt, deshalb verhalte dich bitte unauffällig.“ Direkt vor ihnen tauchten die ersten Hütten auf und es waren auch eher Hütten als Häuser, klein und gemütlich. Wie aus einer anderen Zeit, dahinter erkannte Tray eine große Mauer. Vermutlich die Stadtmauer. Als sie die ersten Häuser erreicht hatten blieb Xin stehen. „Eins noch…“ begann sie und sah zu der großen Mauer auf. Diese besaß ein Wehr auf welchem Männer auf und ab liefen. „Diese Stadt heißt Ammar und sie wird verwaltet von einem Adligen, die heißen bei uns Kadar. Es ist ein bisschen nun ja, wie ein König in den Märchen, aber irgendwie ist es auch nicht so. Beachte jedoch das die Regeln hier in dieser Stadt absolut sind.“ Tray nickte. „Verstanden, glaub ich.“ „Das muss genügen.“ Xin ging wieder voran und Tray trappte ihr artig hinterher. Die Menschen hier trugen ähnlich seltsame Kleidung doch in diesem Bezirk vor der Stadtmauer wirkte alles allemal mittelalterlich, jedoch nicht ungewöhnlich. Die Entdeckungen des Mysteriösen ließen nicht lange auf sich warten. Sie passierten bald ein eisernes Stadttor und dahinter regte sich allerhand Trubel. Menschen handelten auf der Straße mit ungewöhnlichen Waren untereinander. Dinge die er noch nie gesehen hatte und obwohl Xin eilig voran schritt und er sie nicht aus den Augen verlieren wollte, bleib er bald schon an den Marktständen hängen. Ein Stand hatte es ihm besonders angetan: Ein Stand voller seltsamer Speisen. Dort standen Einmachgläser mit seltsam anmutenden Inhalten wie Käfer und Spinnen. Manche Sachen kannte er auch. In den Körben waren überwiegend Gemüse und Obst angepriesen, die ihm vertraut waren wie Äpfel oder Möhren, aber dazwischen lag eine Kiste voll mit blauen Maiskolben. An den Lebensmitteln waren Zettel angebracht und jedes Stück schien eine ganz eigene besondere Auswirkung zu haben. So versprach der blaue Mais eine ‚Erfrischung des magischen Geists‘. „Interessiert?“ Tray schreckte auf. Der Händler, ein älterer Mann mit schütterem braunem Haar strahlte ihn an. „Ich äh… bewundere nur ihren Mais.“ Antwortete Tray und bemühte sich nicht allzu überrascht aus zu sehen. Schließlich hatte Xin ihn ermahnt unauffällig zu bleiben. „Fantastisch, nicht wahr? Eine ganz neue Sorte aus Hochfels. Sobald die eigene Magie verbraucht ist, ein Bissen hiervon-„ er schnipste mit den Fingern und ein bläulicher Schimmer fegte durch die Luft, „… und schon kann man wieder loslegen!“ „Das ist beeindruckend!“ Tray war hin und weg. Das war etwas Neuartiges, also fiel es wohl nicht auf, wenn er sich über so etwas freute. Er wusste zwar nicht was der Verkäufer mit ‚Hochfels‘ meinte aber blauer Mais! „Beeindruckend ist es viel eher, dass du diesen Quatsch glaubst!“ schnaubte plötzlich jemand hinter Tray und er bemerkte Xin. Sie hatte ihn bestimmt gesucht. „Aber meine Teuerste, das ist kein Quatsch. Möchten sie ein Stück probieren?“ wehrte sich der Verkäufer und schwang einen blauen Maiskolben. „Soweit ich weiß, ist Hochfels auf einem Berg gebaut, dort ist gar kein Maisanbau möglich!“ erwiderte sie und schüttelte den Kopf. Dann ergriff sie Trays Hand und zerrte ihn mit sich. „Das sind immer noch Menschen, die versuchen Profit zu machen. Ob hier oder dort, Menschen bleiben Menschen!“ schimpfte sie und zog ihn weiter weg von den bunten Marktständen. Tray war völlig überrumpelt, so von ihr mitgerissen zu werden, aber sie amüsierte ihn auch. „Dann wolltest du mich nur davor bewahren, reingelegt zu werden?“ fragte er grinsend. Xin blieb stehen und sah ihn mit großen Augen an. „Ich renne durch die Stadt um einen geistig verwirrten Idioten zu helfen und muss, nach nur ein paar Metern hinterm Tor, feststellen, dass dieser sich für blau gefärbten Mais begeistert. Weißt du wie dämlich das auf mich wirkte? Direkt hinter dir wurden Feen verkauft, aber du hast nur Augen für blauen Mais…“ sie schüttelte erneut den Kopf und seufzte. „Oh ihr Götter, ich bin zu gütig für solche Idioten.“ „Können wir nochmal zurück?“ „NEIN!“ Sie bugsierte ihn tiefer in die Stadt hinein und der Menschenandrang ließ allmählich nach. Die Häuser wurden größer und Tray bemerkte das sie wohl eher Wohnungen boten und für mehrere Menschen ein Obdach waren. „Wir melden dich und dann schauen wir ob wir noch eine andere Möglichkeit finden, dein Gedächtnis wieder zu holen.“ „Mich melden?“ „Ja, wir melden deine Anwesenheit hier an. Das ist sowas wie ein Bürgerbüro. Wenn bekannt ist, das du hier lebst und mal verschwinden solltest und ich eine Vermisstenanzeige aufgebe, dann wissen die das sie hier suchen müssen, da du hier gemeldet bist.“ „Auch hier gibt es Behörden, was ?“ fragte Tray verwundert, angesichts dieser ihm vertrauten Bürokratie. „Natürlich und sie sind gerissener als dort, wo du herkommst. Sie beherrschen Magie!“ erwiderte Xin und zwinkerte ihm zu. An einem anderen Ort ahnte man noch nichts von Neulingen die auf der Suche nach ihrem Gedächtnis waren. Es war ein Ort der viel wilder und düsterer war, als die Stadt und vor allen Dingen verlassener. Dort wuchs ein Wald mit Bäumen so hoch und dicht, das kein Tageslicht durch die Baumkronen brach und in ihm waren Geheimnisse und Wesen verborgen, die selbst Tray sich nicht einmal in den kühnsten Träumen ausmalen konnte. Ein einziger schmaler Pfad schlängelte sich durch diesen Wald und es hieß, das ein jeder der von diesem Pfad abweiche, Teil des Waldes wurde. Was das bedeutete war Garrison nie klar geworden. Der Wald war für ihn nie mehr gewesen als ein besonders dunkler Wald. Gut das ein oder andere Wesen war ihm auch schon begegnet, doch Dunkelheit scheute er nicht. Er spazierte den verschlungenen Pfad entlang. Sein blutroter Mantel bauschte sich leicht auf und umspielte die schwarzen Boots in welche die schwarze Jeans gestopft war. Unter dem Mantel trug er ein schwarzes Hemd , das einen ungewöhnlich weiten V-Ausschnitt hatte. An seinem Hals hing eine silberne Kette mit einem dunklen tropfenförmigen Anhänger. Seine Haare waren schwarz wie die Nacht und etwas länger als seine Schultern und sahen zottelig aus, ganz so als hätten sie lange keinen Kamm mehr gesehen. Garrison hatte ebenso einen Bart, keinen richtig vollen, eher einen der jemanden wuchs, der ein paar Wochen lang sich nicht rasiert hatte. Nicht mehr ganz stoppelig aber auch kein Vollbart. Seine Augen waren von grauer Farbe und eine Narbe zeichnete sein Gesicht. Die Narbe verlief von seinem linken Ohr bis hinüber zu dem unteren Lid seines linken Auges. Garrison fuhr mit einer beringten Hand über den Bart und dachte nach. Seine Schritte verscheuchte Schatten und kleine Tiere am Rande des Pfades. Doch da bewegte sich nichts im Unterholz, das ihm etwas antun könnte. Denn sie fürchteten die Dunkelheit, im Gegensatz zu Garrisson. Denn er war die Dunkelheit selbst. Aus diesem Grund gab ihm die Dunkelheit ein Gefühl on Sicherheit, sie war etwas das er kannte und mehr noch etwas das er kontrollieren konnte. Von allen magisch Begabten gab es nur eine Handvoll, die nicht einfach nur Magie wirkten sondern das Element selbst nutzen und beeinflussen konnte. Er gehörte zu jenen seltenen Auserwählten, sein Element war die Dunkelheit. Der Pfad wurde schmaler und Garrisson wusste, das sein Ziel nicht mehr weit war. Er hatte den Wald schon oft erforscht und dabei irgendwann ein verlassenes Herrenhaus entdeckt. Über die Jahre hinweg hatte er es bewohnbar gemacht um endgültig dort zu leben, wo er sich am wohlsten fühlte. An einer Eiche, welche überwuchert war von einer schlingenartigen Pflanze, von der ein leichtes Glühen und Pulsieren ausging, musste er vom Pfad abweichen und sich ins Unterholz schlagen. Garrisson streckte seinen rechten arm aus und schloss langsam seine Hand. Scheinbar aus dem Nichts formte sich ein langer reich verzierter Stab, dessen Formation beendet war, als sich seine Hand darum schloss. Garrisson setzte einen Fuß in das Unterholz und der Stab in seiner Hand vibrierte. In diesem Augenblick schienen Schatten und Gestalten sich im Dunkeln zu regen um die Flucht zu ergreifen. Gestalten die im Dunkeln lebten fürchteten ihn, der die Dunkelheit selbst war, so sehr das sie um ihr Leben flüchteten. Das Unterholz war dicht und unwegsam, doch er war diesen Weg schon so oft gelaufen, das er wusste wo seine Füße Halt fanden und wo sie im Geäst und Gestrüpp verschwinden würden. Eine ganze Weile schlug er sich durch den Wald begleitet von den Geräuschen der fliehenden Wesen, ein stetes Rascheln, knacken und schnaufen. Nach kurzer Zeit sah er vor sich ein dumpfes Licht das durch die dichten Baumkronen brach und ebendieses Licht fiel auf Mauerwerk. Sein Zuhause. Das Unterholz lichtete sich und es fiel ihm zusehends leichter zu laufen. Er liebte es nach Hause zu kommen. Insbesondere da er nun nicht mehr alleine dort lebte. Seine Gäste hatten ihn überrascht, geradezu überrumpelt. Er sprang über die halb zerfallene Mauer und beschleunigte seine Schritte um schneller in sein Haus zu gelangen. Seine Arbeit am Haus konnte sich sehen lassen. Die reparierte Fassade und das neue Dach ließen das alte Haus in neuer Pracht erstrahlen. Er öffnete die Flügeltüren und durchschritt eilig die Eingangshalle, als er ein Mädchen auf der geschwungenen Treppe vor ihm bemerkte. Sie hatte sehr langes schwarzes Haar und ihre Augen waren den seinen sehr ähnlich, aber vor allem von gleicher Farbe. Sie wickelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger und blickte geistesabwesend zur Decke hinauf. Die Zimmerdecke des Saals hatte Garrisson bemalt mit Sternenbildern und die Sterne mit Magie versehen, sodass sie dauerhaft funkelten und leicht flackerten, als seien es die echten Sterne. „Woran denkst du?“ fragte er laut und das Mädchen erwachte aus ihren Gedanken. „Ich… dachte an das was ich sah…“ murmelte sie und erhob sich von den Stufen. Sie verfügte über die Gabe des Sehens, doch die Magie blieb ihr fern. Er lächelte als sie einen Seufzer ausstieß und ging auf sie zu. „Du machst dir zu viele Gedanken. Du selbst sagst doch oft, das du dir nicht sicher sein kannst, das du deine Visionen richtig interpretierst.“ Beruhigte er sie. Sie sah ihn an. Ihre Augen wanderten von den seinen über die Narbe, dann wandte sie sich ab. „die Sucher werden uns eine Antwort bringen.“ Murmelte sie und stapfte die Treppe hinauf. Garrisson sah ihr nach. Sie übertrieb maßlos. Die Regeln dieser Welt besagten eindeutig, das nur ein Magier über die Macht eines Elementes herrschen durfte. Die Vorstellung das ein zweiter Magier auftauchte, der, genau wie er selbst, über die Macht der Dunkelheit verfügte, war geradezu lächerlich. „Das war seltsam…“ wunderte Tray und besah sich seinen Zeigefinger. Er und Xin hatten die Meldestelle bereits verlassen. Alles was sie von ihm nahmen war ein Tropfen Blut aus seinem Zeigefinger. Weder Namen noch Geburtsdatum wollten sie von ihm wissen. Die Halle der Meldestelle war jedoch atemberaubend. Obwohl das Gebäude von außen eher unscheinbar gewesen war, war es riesig wie eine Kirche und gefüllt mit den seltsamsten Dingen die er je gesehen hatte. Bunte Lichtkugeln waren permanent um ihn herum geflogen, bis Xin sie unwirsch mit der Hand weggewedelt hatte und darüber schimpfte das Feen fürchterlich neugierig seien. Ein Mann mit krummen Rücken erklärte einer Dame hinter dem Schalter, das seine Papiere von einem Drachen verbrannt worden seien und dergleichen spielte sich dort ab. Er war noch immer völlig verzaubert von all diesen fantastischen Dingen, Dinge die Xin nur störten oder ihr gar nicht auffielen. Nachdem er gemeldet war, hatte sie ihn zum Essen eingeladen und nun saßen sie an einem Brunnen und teilten sich eine Schale mit Süßkartoffeln. „Du solltest was essen.“ Meinte Xin nur. Sie hatte ein Buch auf dem Schoß und durchblätterte es seitdem sie an diesem Brunnen saßen. Tray erwachte aus seinen Gedanken, die er in der ‚Halle der Bürger‘ gelassen hatte und fischte mit seiner Holzgabel eine Kartoffel aus der Schale. „Du aber auch, oder ist das Buch spannend? Was liest du da überhaupt?“ „Den Hexenheilerin-Guide 2.0, siehst du?“ Sie hielt das schmale Buch hoch und Tray verschluckte sich fast an seiner Kartoffel. In großen Lettern stand über dem Bild einer zwinkernden Hexenkarikatur ‚Hexenheilerin-Guide 2.0 Dieses Mal mit wirklich allen Heilkunst Begabten Hexen!‘. Xin legte das Buch wieder in ihren Schoß und durchpflügte die Seiten. „Ich suche jemanden der deinen Kopf reparieren kann.“ „Mhm… Ach so…“ Tray hatte etwas entdeckt. Zwischen all den bunt gekleideten Menschen befand sich eine Gruppe schwarz-Gewandeter, die ihn und Xin beobachteten. Sie tuschelten miteinander und stierten unverhohlen zu ihnen rüber. Tray warf einen Blick über seine Schulter doch hinter ihnen war lediglich eine weiße Wand und sonst nichts zu sehen. „Ich weiß ja noch nichts über diese Welt…“ begann Tray und spielte mit der Gabel im Mundwinkel. „Allerdings.“ Murmelte Xin geistesabwesend. „Aber es ist doch auch hier unnormal angegafft zu werden, oder?“ „Was meinst du damit?“ Tray deutete auf die Gruppe die zu ihnen herübergaffte und Xin folgte seinem Finger. Ihr Blick verdüsterte sich. Sie klappte das Buch zu und sprang auf. „Wir müssen gehen.“ Sagte sie und packte Trays Handgelenk, „Sofort!“ Tray sprang ebenfalls auf und ließ sich von ihr führen, er warf einen Blick über die Schulter. Tatsächlich hatten die Typen in Schwarz sofort die Verfolgung aufgenommen. „Was sind das für Typen?“ „Menschenhändler. Es gibt hier viele Länder in denen Sklaverei legal ist.“ Erklärte Xin knapp angebunden und beschleunigte ihren Schritt. Sie suchte nach Menschenmassen in denen sie untertauchen konnten, doch die Verfolger hielten locker mit ihnen mit. Sie holten sogar allmählich auf und nun wurde auch Tray unsicher. Sie zückten blitzende Messer aus ihren Umhängen und teilten sich plötzlich auf. „Xin.“ Begann Tray, der ahnte was ihnen nun blühte. „Keine Sorge, wir entkommen denen schon.“ Murmelte Xin und eine kleine Schweißperle rann über ihre Stirn. Tray blieb jedoch abprubt stehen. „Tray!“ Doch es war zu spät, auch vor ihnen tauchten nun die schwarzgewandeten Verfolger aus den Gassen und umzingelten sie im Nu. Sie konnten nicht entkommen. Keiner von den halbvermummten Kerlen sprach ein Wort. Sie spielten mit ihren Messern und bleckten bedrohlich die Zähne. Xin ballte die Fäuste und sah sich verunsichert um. Sie mochte Magie wirken können aber wahrscheinlich waren auch dafür die Verfolger in der Überzahl. Keine Chance. ‚Ich muss doch etwas tun können‘ dachte tray verzweifelt und warf Xin einen Blick zu, diese erwiderte den Blick als sich die Männer auf sie stürzten. Da geschah es, alles lief langsamer ab, wie in Zeitlupe. Tray gingen seltsame Dinge durch den Kopf und nachdem er sie gedacht hatte, geschah etwas. Er streckte die Hand aus und schloss sie in der Luft zur Faust. Er fühlte das er es umklammerte. Es pulsierte warm und ein kleiner Stromstoß jagte durch seinen Arm. Die geballte Luft manifestierte sich zu einem langen schwarzen hölzernen Stab, der an der Spitze etwas krumm verlief als wäre er ein einfacher Ast. Noch hatte keiner bemerkt, was da gerade vor ihren Augen geschah, doch eine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, das es genau so richtig war. Sie sagte ihm sogar was er als nächstes tun sollte. Ein Messer sauste auf ihn nieder und Xin sprang bereits beiseite. Er dachte an ein dunkles Gewitter, einen Blitz vielleicht, als der Stab vibrierte und ein Blitz auf den nächsten Angreifer niederging. Die Szenerie stoppte. Xin sah ihn entsetzt an und die Verfolger sprangen sofort einen Schritt zurück. „Ein Magier?“ murrte einer von ihnen dunkel und die anderen spielten nervös mit ihren Messern. Tray war selbst erschrocken über die Auswirkung seiner Gedanken und er blickte auf den warmen Holzstab in seiner Hand. Obwohl dieses Ding etwas so fürchterliches wie den Blitz hervorgebracht hatte, so war ihm doch leicht zumute. Der Stab war die Antwort, die Antwort auf die Frage warum er in diese Welt gereist war. „Warum hast du das nicht eher gesagt?“ raunte Xin ehrfurchtsvoll. Eher gesagt? Er selbst war doch überrascht von dieser Wendung. Doch der Stab war nicht das Einzige. Tray fühlte etwas, eine Präsenz ein Wesen, etwas das zu ihm wollte ihn suchte. Tray wollte ihm antworten und vielleicht reichte es, wenn er diese Antwort nur dachte? Er dachte also schlicht ‚Ich bin hier‘ da geschah es auch schon zwischen ihm und Xin explodierte etwas, schwarzer Rauch wirbelte umher. Tray blinzelte denn der Rauch stank nach faulen Eiern und nach Feuer. Er stach und biss in den Augen. Im Zentrum des Rauchs stand eine Kreatur. Die Form ähnelte einem Hund, doch es war größer als ein Hund. Es hatte eine Mähne und eine lange schmale Schnauze. Es wandte sich zu Tray um und durchbohrte ihn mit glühenden roten Augen. ‚Ich habe euch gefunden‘ tönte es in Trays Kopf wider, von einer Stimme die nicht die seine war. Er schlug sich vor Überraschung die Hand an die Stirn, als Xin durch den Rauch sprang und ihn abermals am Handgelenk packte und mitzerrte. Na eben, so konnten sie fliehen! Tray warf dem übergroßen rotäugigen Hund einen Blick zu und das Wesen folgte ihnen, mehr noch überholte es sie und wies ihnen den Weg. Sie waren eine ganze Weile gerannt, bis der Hund in einer Gasse, nahe der Stadtmauer stoppte. Tray hörte erneut eine Stimme in seinem Kopf. „Was ist? Sind wir sie los?“ fragte Xin atemlos und sah sich um. „Er sagt, das wir hier erstmal sicher sind?“ antwortete Tray monoton und Xin widmete sich sofort wieder ihm. Ihre Harre waren von der Flucht völlig zersaust und einzelne Locken hingen ihr im Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet und ihre grünen Augen funkelten. „Er? Der Hund?“ fragte Xin und deutete auf das unheimliche Ungetüm. „Ein Hund in herkömmlichen Sinne bin ich nicht. Mein Name ist Basilis Zerberus.“ Sagte der Hund. Tray und Xin tauschten einen perplexen Blick, dabei hatte Tray gehofft, das Xin sprechende Hunde kennt. „Ein Höllenhund?“ sagte sie mit ungewöhnlich hoher Stimme. „Der hier ist, wegen dem was Tray verursacht hat, das heißt dann ja….“ Sie brach ab und griff sich erschrocken mit der Hand an den Mund, als wollte sie verhindern etwas Absolutes auszusprechen. Tray verstand nicht was geschehen war, auch wenn es sich richtig angefühlt hatte, auch Basilis Anwesenheit war irgendwie richtig. Er spürte geradezu Erleichterung, als hätte er auf all diese seltsamen Ereignisse sehr lange gewartet. Den Stab hielt er immer noch in seiner Hand. Das Holz pulsierte, als wäre es mit Leben angefüllt. „Kannst du… mir erklären was hier vorgeht?“ fragte Tray an niemanden bestimmten und Xin nickte langsam. „Ich habe dir von Magie erzählt, Tray. Es gibt verschiedene Wesen die welche wirken können und zur Elite dieser Wesen gehören die Magier. Sie haben soviel Magie in sich und können soviel davon nutzen, das sie einen Controler benötigen, damit ihre Körper nicht zu sehr darunter leiden.“ Sie nickte dem Holzstab in seiner Hand zu. „Auch diese Magier unterscheiden sich noch einmal in verschiedene Klassen. Die höchste Klasse, der Rang A, ist eine kleine Riege an Magiern, die nicht blosse Magie nutzen sondern die Kraft eines Elementes dieses Planeten. Weil dies eine große Macht ist, stehen ihnen Wesen zur Seite, welche den Magier bremsen, sollte er seine Macht missbrauchen.“ „Das ist dein Job, oder?“ fragte Tray, dem allmählich dämmerte das er in diese Welt gekommen war, weil er in Wirklichkeit ein Teil von ihr war. „Tray, du verstehst immer noch nicht. Diese kleine Riege an Magiern, es gibt immer nur einen pro Element. Es sind wirklich wenige. Sie sind die Mächtigsten dieser Welt. Personifizierte Macht! Dass du erwacht bist, heißt das einer gestorben ist. Du bist etwas ganz Außergewöhnliches!“ Außergewöhnlich? Er blickte vom Stab zu dem Höllenhund, welcher ihn mit seinen glühenden Augen musterte. Personifizierte Macht? Wo war er da nur hineingeraten? Das alles war irgendwie zu viel für ihn… „Wie lang ist es her?“ Sharow lief auf und ab, er war höchst beunruhigt und steckte auch Tray mit seiner Nervosität an, der sich von dem Schreck ein Magier zu sein allmählich erholt hatte. Xin hatte ihn direkt in ihre Wohnung gebracht und irgendwie Kontakt mit Sharow aufgenommen. Dieser war auch nahezu umgehend aufgetaucht, nachdem Tray sich einen Schluck Wasser gegönnt hatte. Basilis, war auch da. Er lag friedlich auf dem Patchworkteppich von Xin und schien zu schlafen. Tray hatte sich auf die Couch gesetzt. Eine modern eingerichtete Wohnung für ein mittelalterliches Setting dachte Tray bei sich. „Nicht lang, ungefähr ne Stunde oder so.“ antwortete Tray gelassen und drehte das Glas in seiner Hand. „Sonst ist nichts weiter passiert? Es ist niemand aufgetaucht der dich nach Hochfels eingeladen hat?“ Tray schüttelte den Kopf. Hochfels? Das hatte er heute doch schon einmal gehört? „Dort ist der Sitz des magischen Rates, alle A-Ränge sind im magischen Rat, aber der Blitz hat dich nicht verraten. Doch wenn einer stirbt, dann kriegen sie das gewöhnlicherweise mit….“ Murmelte Sharow vor sich hin. Xin schlich sich an ihm vorbei und setzte sich neben Sharow auf die Couch. „Vielleicht haben sie es dieses Mal nicht mitbekommen, oder er ist nicht gestorben?“ fachsimpelte sie und Sharow stoppte mit seinem Auf-und-Ab-Laufen und warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Es gibt immer nur einen Magier, für ein Element.“ Wetterte er und Tray warf dem monströsen Höllenhund einen Blick zu. „Vielleicht weiß er ein paar Antworten.“ Schlug Tray vor und nickte Basilis zu. Dieser schlug sofort seine Augen auf und musterte Tray erneut mit seinen glühenden Augen. „Das Ihr ahnungslos seid, war mir nicht bewusst…“ begann Basilis, „Euer Element ist die Dunkelheit und da ich zuvor noch in meiner Welt war, kann ich bestätigen, das ich eurem Vorgänger nicht begegnet bin.“ „Das würde ja heißen, das es zwei Magier der Dunkelheit gäbe!“ knurrte Sharow und schüttelte den Kopf, „So ein Blödsinn.“ „Dann kann er vlt keine Magie mehr wirken. Der schwarze Magier ist ja bekannt für seine dunklen Machenschaften?“ meinte Xin grübelnd. Tray kam nicht mehr mit. Das es keine zwei Magier mit der gleichen Macht geben durfte , das hatte er verstanden aber weshalb es für solche Aufregung sorgte, das nicht klar war, was aus dem Magier vor Tray geworden sein soll, das verstand er nicht. Weshalb war es eine so große Sachen das niemand etwas vom Tod oder Verschwinden dieses Typen gehört haben soll? War er, Tray, überhaupt so eine große Nummer? Vielleicht irrten sie sich ja schon in der Annahme. „Tray?!“ Tray erwachte aus seinen Gedanken und bemerkte das ihn alle drei erwartungsvoll ansahen. Sharow zog eine Augenbraue hoch. „Nun?“ „Nun was?“ „Ich fragte dich gerade ob ich deinen Stab sehen dürfe?“ Seinen Stab? Genau so plötzlich wie dieser aufgetaucht war, hatte er sich dematerialisiert, wenn man es so nennen wollte. Doch obwohl er nicht wusste wie das möglich war, so wusste er, dass der Stab kommen würde, wenn er es nur wollte. Es funktionierte genauso wie mit dem Blitz, ein Gedanke nur. Tray stellte sich also gedanklich den Stab vor und streckte den Arm aus. Seine Hand umschloss Luft, die sich aber anders anfühlte, sie fühlte sich geballt und pulsierend an. Plötzlich spürte er das warme Holz und ein starkes Kribbeln in seinem Arm. Der Stab erschien zur Gänze in Xins Wohnzimmer. Lang und schwarz, die Spitze leicht gebogen und geknickt, als wäre der Stab nicht mehr als ein ungewöhnlich gerade gewachsener Ast. „Tatsächlich, ein richtiger Magierstab.“ Sharow musterte den Ast neugierig. „Ich glaube nicht das ich das alles hier verstehe.“ Gab Tray zu und Sharows Augen trafen die seinen. Anscheinend war ihnen völlig entfallen das Tray die Spiegelwelt fremd war. Das sie ein Ort angefüllt mit Fantasie und Träumen war doch nicht mehr. „Und wenn er nicht tot ist? Wenn es zwei Magier der Dunkelheit gäbe?“ wisperte Xin ehrfürchtig und Sharow schüttelte nur den Kopf, als wollte er sie einfach nicht hören. „Des Schatten Sohn, gesegnete Macht, sterblicher Körper, obschon, hält er still wacht.“ Xin sprang auf und ging vor Trays Stab in die Knie. „Wir erzählen uns Geschichten hier. Kindermärchen und Reime weißt du. Manche sagen, dass sie einst Prophezeiungen unserer Götter waren, bevor sie uns verließen.“ „Des Schatten Sohn..“ begann Sharow und seine dunkle Stimme erfüllte das Wohnzimmer. Tray lief ein kalter Schauer über den Rücken und Sharow lief langsam auf und ab. Des Schatten Sohn Gesegnete Macht Von Göttern gebracht Seines Körpers obschon Das eines sterblichen Mit reinem Herzen Führt er an die Dunkelheit Bringt er Verlorenen das Licht Vernichtet Einsamkeit Hoffnung in Sicht So ward es einst, das nur ein Streiter Steht in gunste der allmächtigen Doch verdirbt die Nacht Dann steigt er nieder In die gewaltge Schlacht Finsternis gegen Dunkelheit im Schatten des Baumes der Ewigkeit Als Sharow geendet hatte, legte sich Stille auf die vier nieder. Basilis ließ den Kopf sinken und Xin erhob sich wieder. Es war ein Gedicht, das man Kinder vor trug. Man erzählte es sich und hielt es für nicht mehr, als den Rest eines Märchens, auch wenn die Alten sagten, das es einst Prophezeiungen waren, die von der Zukunft kündeten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)