Tear away everything von -Rees- ================================================================================ Kapitel 1: Chapter one ---------------------- (Neue Kapitel erscheinen hoffentlich im 1-3 Wochen Takt) Chapter one Sie hätte es von Anfang an wissen müssen. Immer wieder gab es diese Momente in ihrem Leben, die ihr zeigten, dass die Welt nicht so war, wie sie es sich wünschte. Leben und leben lassen gab es nicht mehr. Schmerzlich bewusst wurde ihr dies in vielen Momenten der vergangenen letzten Monate. Als sie ihre so viele Mitglieder ihrer Familie auf der Farm verloren hatte, zum Teil sogar mit ansehen musste, wie sie brutal zerfleischt worden waren. Auch als sie die Nachricht von T-Dogs und Loris Tod erfahren hatte. Ins Besondere jedoch in dem Moment, als sie mit ansehen musste, wie ihr Vater vor ihren Augen von dem Gouverneur geköpft wurde. Sie stand weit entfernt von ihm und doch hatte sie den Schmerz in seinen Augen erkennen können. So klar und deutlich, als würde er direkt vor ihr stehen. Sie war nicht bei ihm gewesen, hatte ihn nicht schützen können und nun war er fort. Zurück blieb ihr nur noch Maggie. Das letzte bisschen Familie. In der Zeit im Gefängnis war es ihr beinahe so erschienen, als würden sie hier ein friedliches Leben führen können. Zumindest in dem Maße, wie es in dieser verkommenen Welt noch möglich war. Sie hatten sich ihre eigene kleine Festung hergerichtet und jeder hatte seinen Teil dazu beigetragen. Es gab wieder so etwas wie eine Gemeinschaft, der man vertrauen konnte. Menschen, in deren Nähe man keine Angst verspüren musste. Sie hatten sich alle so viel halt gegeben und sich gegenseitig am Leben erhalten. Doch nachdem der Gouverneur dies alles zerstört hatte, blieb ihr von diesen geliebten Menschen nur noch einer. Ein Mann, der innerlich ebenso gebrochen gewesen war, wie sie selbst. Sie gaben sich gegenseitig Kraft, auf ihre ganz eigene Art. Und wieder hatte sie für einen kurzen Moment Hoffnung geschöpft. Sie hatte gehofft, dass es ihr und Daryl möglich wäre zu überleben, vielleicht sogar die anderen wieder zu finden. Doch auch diese Hoffnung war ihr wieder entrissen worden. Sie versuchte Stark zu sein und die Tränen zu unterdrücken, die in ihren Augen empor stiegen. Doch sie war nicht wie ihre Schwester. Sie war auch nicht wie Michonne oder Rick. Und schon gar nicht wie Daryl. Stark war nie wirklich ein Attribut gewesen, dass sie ausgezeichnet hatte. Und so rollten ihr die Tränen auch schon über die Wagen, suchten sich über die dreckige Haut einen weg hinab und zogen dabei ihre Bahnen. Warum war sie nur so unvorsichtig gewesen? Daryl hatte in diesem Haus sein Leben riskiert um sie vor den Beißern zu schützen. Doch sie war einfach blindlings auf die Straße gerannt. Er hatte ihr gesagt, sie solle dort warten, bis er die Gefahr in Griff bekommen hatte. Doch sicher hatte er nicht gedacht, dass sie so dumm gewesen wäre und nicht nach potentiellen Gefahrenquellen Ausschau gehalten hätte. Ehe sie sich versehen könnte, hatte sie auch schon einen heftigen Schlag auf dem Hinterkopf verspürt und sackte auf der Straße zurück. Was danach geschah, war ihr nicht mehr zugänglich. Doch als sie das Bewusstsein zurück erlangt hatte, fand sie sich in einem stickigen Kofferraum wieder, an Händen und Füßen gefesselt und geknebelt. Daryl nicht bei ihr. Auf der einen Seite war sie froh, dass ihr Gefährte nicht auch erwischt worden war, anderer Seitz jedoch bedeutete dies, dass sie nun vollkommen auf sich allein gestellt war. Keiner der ihr half. Noch stärker flossen die Tränen, als sie sich dies ins Gedächtnis rief. Und so wünschte sie sich nun doch sehnlichst den Jäger an ihre Seite. Die Geräusche des Autos begannen langsam leiser zu werden, scheinbar hatten ihre Entführer beinahe ihr Ziel erreicht. Doch was würde dort auf sie zukommen? Sie hatte Angst. Das Auto verstummte Vollkommen und sie konnte eine Tür hören, wie sie geöffnet wurde und danach hart zurück ins Schloss fiel. Schritte kamen näher und stoppten scheinbar direkt vor dem Kofferraum, in dem sie sich befand. Ihr Puls schlug hart, das Atmen wurde schwerer und schwerer. Der Schweiß auf ihrer Haut vermischte sich mit den Tränen, die immer noch aus ihren Augen rollten. Leicht panisch versuchte sie mit ihren gefesselten Händen den Boden des Kofferraums abzutasten um irgendetwas zu finden, dass sie als Waffen benutzten konnte. Doch entweder war dort nichts, oder sie war nicht sorgfältig genug. Der Kofferraum öffnete sich. Gleißendes Licht strahlte hinein und blendete ihre Sicht. Als sie entführt worden war, war es noch Nacht gewesen, jetzt jedoch schien bereits ein neuer Tag angebrochen zu sein. Geblendet durch das Licht, konnte sie nicht erkennen, was auf sie zukam. Einen kurzen Moment passierte nichts, dann wurde sie überraschend von einer sich langsam aus dem Licht herrausschälenden Gestallt gepackt und geschultert. Sie versuchte zu schreien, irgendetwas zu tun, außer wild umher zu strampelnd, doch die Fesseln und der Knebel verweigerten ihr dies. Sollte sie resignieren und sich einfach so verschleppen lassen oder kämpfen? Was würde Maggie an ihrer Stelle tun? Sie würde nicht aufgeben, aber sicher auch nichts Unüberlegtes tun. Doch all diese Überlegungen halfen ihr nicht weiter, sie war in diesem Moment machtlos und schlichtweg panisch und verzweifelt. Egal was sie gerade tun würde, in diesem Zustand wäre es sowie so zum Scheitern verurteilt. Bald gab sie auch das Strampeln auf. Ihre Sicht wurde langsam klarer, sie war nicht mehr geblendet durch die morgendliche Sonne. Vorsichtig hob sie etwas den Kopf, um einen besseren Blick auf die Person, die sie trug zu erhaschen. Es war ein Mann, vielleicht um die dreißig Jahre alt, groß mit braunem Haar. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn nicht kannte und ebenso sicher war sie sich, dass sie gegen ihn wohl nicht ankommen würde. Selbst wenn sie nicht gefesselt gewesen wäre. Wieder drehte sie den Kopf und blickte kurz nach rechts und links. Zwei weitere Personen gingen neben ihnen, bewaffnet. Daryl konnte sie jedoch nicht sehen. Sie hoffte einfach darauf, dass es ihm gut ginge und er sie retten kommen würde. Das schien momentan ihre einzige Chance zu sein. Sie wurde weiter getragen, anhand der Umgebung, die sie aus ihrer Position erkennen konnte, schien sie sich auf einer Art Fabrikgelände zu befinden. Alles war eingezäunt und sie schritten über recht große, freie Betonflächen. Nach einigen Metern schlugen sie eine leicht andere Richtung ein, sie bogen etwas nach rechts ab. Zu ihrer Rechten eröffnete sich ihr dadurch der Blick auf ein großes Gebäude. Eine Art Fabrikhalle. Doch etwas war merkwürdig an dieser Halle. Die Fenster schienen mit Holzplatten oder ähnlichem verschlossen worden zu sein und auf ihnen war etwas geschrieben worden. Sie musste die Augen etwas zusammen kneifen, konnte dann jedoch das Wort entziffern; „TERMINUS“. Mit diesem Begriff konnte sie rein gar nichts verbinden. Wo war sie denn nur? Was wollten diese Menschen von ihr? Und wieder rannen die Zeichen der Schwäche aus ihren Augen. Wie war es nur zu dieser Welt gekommen? Warum musste ihnen allen so viel Schreckliches passieren? Dieses Leben war für niemanden bestimmt und keiner sollte dazu verdammt sein es erleben zu müssen. Und doch war es, wie es ist. Sie hatte aufgehört an Gott zu glauben. Hätte er nicht schon eingegriffen oder eher noch dieses ganze Leid niemals zugelassen? Sie wurde durch ein quietschendes Tor getragen, nur um kurzzeitig nach links abzubiegen und dann auf der rechten Seite durch eine Tür in eines der Gebäude zu verschwinden. Sie kamen durch einen kleinen Raum und danach durch ein Stück Flur. Bereits hier konnte sie eine Stimme hören, die sich irgendwo in der Nähe ertönte. Zuerst konnte sie immer nur einzelne Worte erhaschen, unter ihnen auch wieder das Wort „Terminus“, welches sie bereits an der einen Fabrikhalle gelesen hatte. Als sie näher kamen, war es ihr jetzt möglich komplett zu verstehen, was die Frauenstimme sagte: „Terminus, those who arrive survive. Follow the tracks to the point where all lines intersect. There are maps at the crossings to help you guide you with your journey.”[*] Ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Die Stimme der Frau hörte sich so kühl an, obwohl sie doch eine so positive Nachricht zu überbringen hatte. Doch warum sollten die gleichen Menschen, die diese Botschaft versprachen, sie entführen und hier her verschleppen? Wirkte sie so bedrohlich auf die Menschen hier? Sie, das kleine, blonde Mädchen, das sie panisch und voller Angst, alleine auf einer Straße im Dunkeln vorgefunden hatten? Beth fragte sich, wieso sie ihr nicht einfach Hilfe angeboten hatten, anstatt sie von hinten zu überwältigen. Doch sie fand keine Antwort darauf. Der Mann trug sie weiter, an einem Tor vorbei, hinter welchen sich eine große Halle verbarg. In der Halle befanden sich ein paar Leute und eine ältere Frau, die Kopfhörer aufhatte. Sie gingen schnell an dem Tor vorbei, weshalb sie nicht alles erkennen konnte, was sich dort drinnen abspielte. Es erschien ihr jedoch beinahe so, als würden die Menschen dort drinnen an Schildern herumbasteln. Und die Stimme, die sie hörte, war definitiv die der Frau mit den Kopfhörern. Immer wieder fragte sie sich verzweifelt, was das hier nur für ein Ort war. Fragend blickte sie nochmals zu beiden Seiten, wo sich ihre Eskorte befand. Die beiden Männer jedoch beachteten sie mit keinem Blick, starrten gerade nach vorne, ihre Waffen geschultert. Sie erschrak ein wenig, als sie erneut abbogen, dieses Mal nach links, durch eine Tür in einen weiteren Korridor. Einige Schritte weiter, befanden sie sich schon wieder vor einer Tür. Eine der beiden Eskorten öffnete auch diese Tür, blieb jedoch zurück. Der andere und der, der sie trug, gingen weiter durch die Tür, in einen Gang hinein, an dessen Rechten sich eine Treppe befand, die hinauf führte. Sie gingen diese hoch und oben angekommen sofort nach links, hinein in einen Raum. Sie konnte nicht genau erkennen, was sich in diesem Raum befand, da sie immer noch rücklings über der Schulter ihres Entführers hing. Doch nicht mehr lange. Oben angekommen schien er auf irgendein Möbelstück zuzuhalten, das sich, in dem Moment, als sie darauf abgelegt wurde, als Bett herausstellte. Erst jetzt konnte sie zum ersten Mal das Gesicht des Mannes erkennen, der sie hier her getragen hatte. Er wirkte jünger als sie zu nächste vermutet hatte, auf jeden Fall noch unter dreißig. Aber irgendetwas lag in seinem Blick, dass ihr nicht gefiel. Vielleicht lag es auch schlichtweg daran, dass dieser Mann sie entführt hatte. „Bleib liegen und mach keinen Unsinn.“ Er fixierte sie streng mit seinen Augen, als er dies sagte, drehte sich danach um und verschwand mit dem anderen Bewaffneten durch die Tür aus dem Zimmer hinaus. Sie wusste nicht was sie machen sollte. Verzweifelt drückte sie zunächst den Kopf in die Kissen und weinte. Das Schluchzen wurde gedämpft durch den Knebel, dennoch war es nicht gerade leise. Sie weinte eine ganze Weile, verzweifelt und hilflos, bis sie sich irgendwann wieder zu beruhigen begann. Auf die Seite gedreht lag sie auf dem Bett und blickte an die Wand ihr gegenüber. Dort befanden sich ein paar Schreibtische, auf dem Boden waren überall Blätter verstreut. Es schien sich bei diesem Raum um eine Art Büro zu handeln. Das Bett wirkte in der Gruppierung zumindest recht deplatziert. Es war mühsam sich aufzurichten mit den Fesseln. Sie brauchte einige Anläufe, doch schaffte es schlussendlich, mit den Füßen auf dem Boden, aufrecht auf dem Bett zu sitzen. Ihr Blick wanderte wieder im Zimmer umher, doch neue Erkenntnisse erschlossen sich ihr nicht. Bis auf eine. Insgesamt vier Türen führten aus dem Raum heraus, in dem sie sich befand. Nur von einer der Türen wusste sie, wohin sie führte; zurück zur Treppe. Was sich hinter den anderen Drein befand, würde sich vielleicht noch zeigen. Sie blickte zur Seite, zum Kopfende des Bettes. Sie wollte unbedingt den Knebel loswerden, vielleicht würde dies an einem der Bettposten gehen. Angestrengt nicht umzukippen, rutschte sie weiter in Richtung Kopfende. Die Matratze war sehr durchgelegen und federte extrem, sodass ihr Unterfangen dadurch etwas erschwert wurde. Zwischenzeitig kippte sie auch noch einmal wieder um, jedoch kam sie dadurch in optimale Reichweite zum Pfosten. Ein kleines Stück rutschte sie noch vor und begann dann mit dem Ende des Pfostens hinter den Knebel zu hacken und ihn so nach unten zu schieben. Die ganze Tortur dauerte einige Minuten, doch irgendwann hatte sie es geschafft. Sofort atmete sie tief ein, das befreite Gefühl kurz genießend, bevor sie den faden Geschmack des Knebels auf ihrer Zunge schmeckte und die leichte Verkrampfung ihres Kiefers bemerkte. Die Beine zog sie nun zurück aufs Bett und rutschte zurück, um sich gegen die Wand zu lehnen, an der das Bett stand. Die Fesseln schnürten sich unangenehm in ihre Fuß- und Handgelenke. Am liebsten würde sie sie abstreifen und in die Ecke schmeißen. Doch wie? Ihre Hände waren sogar auf dem Rücken zusammengebunden worden. Vielleicht sollte sie versuchen, diese erst einmal nach Vorne zu bekommen. Gerade hingesetzt, begann sie nun damit, die zusammengebundenen Hände unter sich drunter nach Vorne zu ziehen. Es schmerzte in den Handgelenken, da sie dadurch den Druck auf die Fesseln nur noch mehr schnürten. Immer wieder drang leichtes, schmerzerfülltes Stöhnen aus ihrem Mund, bis sie auch diese Hürde überwunden hatte und ihre Hände vor sich sah. Der Knoten der Fessel wirkte recht fest, den würde sie mit den Zähnen vermutlich nicht öffnen können. Oder doch? Sie nahm die Hände hoch zum Mund und begann an dem Knoten herum zu kauen. Ihr sowie so schon verkrampfter Kiefer schmerzte unter dieser Bewegung nur noch mehr. Doch sie ignorierte es, versuchte stark zu sein. Ganz wie es ihre Freunde jetzt auch wären. tbc ~ [*] Ich habe den Text der Radiosprecherin auf Englisch genommen, da ich mich selbst nicht mehr an die deutsche Fassung erinnere und ich nicht wollte, dass irgendetwas durch eine echlechte Übersetzung meiner Seits verloren geht. Kapitel 2: ----------- Chapter two Eine gefühlte Stunde später, war der Knoten langsam aber sicher so locker, dass sie ihre Hände hatte befreien können. Die Striemen an ihren Handgelenken bluteten leicht und waren ziemlich aufgeschürft. Sie blickte neben sich, auf das Kopfkissen, das auf dem Bett lag. Entschlossen nahm sie das Kissen und zog den Bezug ab. Das Kissen selbst landete wieder dort, wo sie es hergenommen hatte, den Bezug jedoch riss sie in schmale Streifen. Sie hatte es oft bei den anderen gesehen, dass sie, wenn sie schnell einmal einen Verband brauchten, sich einfach etwas Stoff in brauchbare Binden zerrissen. Vorsichtig nahm sie den ersten Streifen in die Hand und legte ihn behutsam auf die Wunde. Es brannte sehr, doch sie biss die Zähne zusammen und wickelte ihn ein paar Mal um das rechte Handgelenk herum. Am Schluss verknotete sie ihn noch und vollführte dieselbe Prozedur mit einem weiteren Streifen an ihrem linken Handgelenk. Auch auf dieser Seite brannte die Wunde unangenehm. Doch zumindest konnte nun kein Schmutz hinein gelangen und so eine Infektion verursachen. Da sie mit ihren Händen fertig war, konnte sie sich als Nächstes um ihre Füße kümmern. Diese waren immer noch gefesselt, sodass sie noch nicht aufzustehen vermochte. Da ihre Hände jetzt aber frei waren, konnte sie die Knoten der Fußfesseln ganz einfach öffnen. Auch die Knöchel schmerzten auf Grund der Fesseln. Allerdings lange nicht so stark wie die Wunden an den Händen. Hier hatten die Fesseln nicht ganz so sehr gescheuert. Warum konnte sie nicht sagen. Erleichtert stand sie auf und schlich hinüber zur Tür, die sie zur Treppe führte. Doch diese war zu ihrem Bedauern abgesperrt. Hier kam sie nicht raus. Sofort schloss sie die Augen und versuchte den erneuten Schwall an Tränen zu unterdrücken. Vollkommen klappte es nicht, jedoch konnte sie so einen großen Teil zurück drängen. Auch das tiefe ein- und ausatmen trug seinen Teil dazu bei. Sie musste einfach ruhig bleiben. Sich überlegen, wie sie hier unbemerkt raus kam und falls das nicht klappen sollte, herauszufinden, wie sie am besten lange genug am Leben bleiben konnte, bis Daryl sie hier raus holen würde. Denn selbst wenn sie es hier weg schaffen würde, so wäre sie dann ganz alleine, ohne irgendwelche Hilfe in dieser chaotischen Welt. Sie war sich nicht sicher, wie sie das überstehen sollte. Ohne jemanden, der sie schützen würde. Sie wusste jedoch ganz genau: Sie wäre schon lange gestorben in den letzten Tage, wäre da nicht Daryl gewesen, der sie geschützt hatte. Ein letztes Mal atmete sie tief aus, öffnete die Augen erneut und drehte sich herum zu ihrer Rechten. Dort befand sich die nächste Tür. Würde ihr Orientierungssinn sie nicht täuschen, so müsste sich dieser direkt über der Treppe befinden. Sie ging hinüber und versuchte dieTür zu öffnen. Im Gegensatz zu der davor, funktionierte es bei ihr sogar. Die Tür ging nach außen auf und gab den Blick auf ein mehr oder weniger sauberes Bad frei. Vorsichtig ging sie hinein und sah sich um. Zwei Eimer mit scheinbar frischem Wasser befanden sich hier, als auch eine Badewanne, in der Unmengen an dreckiger Kleidung lagen. Ein Waschbecken und eine Toilette waren ebenfalls vorhanden. Einen Moment lang dachte sie nach, dann drehte sie sich herum, um den restlichen Bezug des Kissens zu holen. Mit diesem in der Hand kehrte sie zurück ins Bad und hockte sich neben einen der Eimer mit dem Wasser. Sie feuchtete den Bezug an und begann damit sich grob zu waschen. In dem Kofferraum war es sehr dreckig gewesen, außerdem waren sie und Daryl schon lange unterwegs gewesen. Lange hielt sie sich damit jedoch nicht auf, immerhin wollte sie eigentlich einen wenig hinaus finden. Den Rest des Kissenbezugs schmiss sie zu dem Haufen mit der dreckigen Wäsche. Als sie danach gerade den Raum verlassen wollte, fiel ihr etwas neben der Tür auf. Dort lagen noch weitere Haufen mit dreckiger Wäsche, die sie vorher aus einem ihr unerklärlichen Grund übersehen hatte. Ob das hier wohl die Wäschekammer war? Stirnrunzelnd verlies sie den Raum, zurück in das Büro. Kurz suchte sie nach ihrer Orientierung, die sie einen Moment verloren hatte und ging dann zu ihrer linken Seite zur dritten Tür. Diese war verschlossen. Ein Paar mal rüttelte sie noch an dem Knauf, bevor sie es wirklich glaubte. Hier ging es für sie also auch nicht weiter, aber es gab noch eine weitere, vierte Tür. Diese befand sich auf der gegenüberliegenden Seite zu der Tür, die zum Treppenhaus führte. Schnell huschte sie dorthin, darauf bedacht so lautlos wie möglich zu sein. Sie wusste schließlich nicht, wie diese Leute hier reagieren würden, wenn sie hörten, dass hier oben jemand herum lief. Es war schließlich auch möglich, dass sie denken könnten, eine weitere Person hätte sich hier eingeschlichen. Dies konnte sicher zu unüberlegten Handlungen der Wachen führen, die vielleicht nicht gut für sie ausgehen würden. Beth huschte also hinüber zur letzten Tür und versuchte sie zu öffnen. Bei dieser gelang es ihr wieder. Mit einem leisen quietschen, schwang die Tür nach innen auf. Kurz musste sie husten, da ihr eine Wolke aus Staub entgegen kam. Scheinbar war hier schon länger niemand drin gewesen. Der Raum war dunkel, noch um einiges mehr, als der aus dem sie gekommen war. Die Fenster schienen von außen vernagelt worden zu sein, sodass man nicht hinaus sehen konnte. Langsam bahnte sie sich den Weg weiter voran in den Raum hinein. Es dauerte eine Weile, doch mit der Zeit gewöhnten sich ihre Augen an das wenige Licht. Immer mehr konnte sie erkennen. Was sie jedoch sah, ernüchterte sie mehr. Nur ein weiterer Raum mit noch mehr Schreibtischen und unzähligen Blättern die überall verstreut waren. Der Raum hatte auch nur zwei Türen, die eine, aus der sie gekommen war und eine weitere, die vermutlich zu dem Raum führte, der von ihrem Zimmer aus verschlossen war. Schnell huschte hinüber zu der zweiten Tür, doch auch von dieser Seite war der Raum verschlossen. Kurz knirschte sie etwas genervt mit den Zähnen, drehte sich dann wieder herum und ging hinüber zu einem der Schreibtische, der an der Seite mit den Fenstern stand. Die Fenster waren ziemlich hoch im Raum, somit also unmöglich zu erreichen, ohne, dass man auf irgendetwas hinauf stieg. Allerdings meinte sie weiter oben einen Spalt zwischen den einzelnen Holzbrettern zu erkennen, die vor die Fenster genagelt waren. Leicht angestrengt zog sie sie auf den Schreibtisch, versuchte dabei ihre Handgelenke nicht zu sehr zu belasten. Auf dem Schreibtisch angekommen, stellte sie sich vorsichtig auf, darauf bedacht nicht herunter zu kippen. Der Tisch schien nämlich in keinem guten Zustand mehr zu sein. Bedacht stellte sie sich auf die Zehnspitzen und konnte nun wirklich durch einen kleinen Spalt nach Draußen sehen. Viel zu erkennen gab es dort aus dieser Perspektive allerdings nicht. Vor ihr war ein Innenhof, der aus ihrer Perspektive zu einem großen Teil durch eine Art Pavillon bedeckt war, der aus Wellblech zusammengebastelt wurde. Einzig ein wenig hinter dem Pavillon vermeinte sie etwas Rauch aufsteigen zu sehen. Enttäuscht sackte sie zurück auf ihre Füße und stieg von dem Schreibtisch hinunter. Sie wusste immer noch nicht, wie sie jetzt weiter machen sollte. Jeder Raum hier schien eine Sackgasse zu sein, keine Möglichkeit zu entkommen. Das einzige, das ihr noch blieb, war die Schreibtische nach einer potentiellen Waffe abzusuchen. Und damit fing sie nun an. Schreibtisch für Schreibtisch durchwühlte sie jedes Fach, jede Tür und jede Schublade, doch nirgends konnte sie etwas finden. Gerade hatte sie aufgeben wollen, als sie etwas leicht im Vorbeigehen unter einem der Schreibtische auffunkeln sah. Sofort ließ sie sich auf die Knie hinunter und zog das Ding unter dem Schreibtisch hervor. Es war eine Schere. Ein breites Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Zumindest war das mal ein Anfang. Sie war sicher schon zwei oder drei Stunden hier eingesperrt, es würde also bestimmt bald jemand vorbei kommen, um nach ihr zu sehen. Vielleicht war es ihr möglich diese Person zu überwältigen. Und dann unbemerkt abzuhauen. Dafür musste sie nur das Glück haben, dass die Person hier alleine rein kommen würde. Schnell huschte sie zurück zum Bett, suchte noch die Fesseln zusammen und versteckte sie unter der Bettdecke. Sie durfte auf keinem Fall auffällig wirken, wenn jemand hier hinein kam. Das Beste wäre also, sie würde sich zudecken, mit dem Rücken zur Wand und die Hände hinter dem Rücken haltend. Zusätzlich müsste sie natürlich noch den Knebel wieder in den Mund schieben. Eine Vorstellung die ihr überhaupt nicht gefiel. Schließlich war sie gerade froh darüber gewesen ihn losgeworden zu sein. Doch was sein musste, dass musste sein. Sie packte sich also wie zuvor in Gedanken zurecht gelegt auf das Bett, die Schere hinter dem Rücken fest gepackt mit einem wachen Blick in Richtung Tür.     Die Zeit war nur so dahin geschlichen, Stunde um Stunde hatte sie in diesem Bett gelegen und sich gefragt, wie es mit ihr weiter gehen würde. Niemand kam vorbei, nicht einmal jemand, der ihr etwas zu Essen oder zu trinken brachte. Aus Verzweiflung war sie zwischenzeitig schon aufgestanden und hatte etwas aus einem der beiden Eimer im Bad getrunken. Es schmeckte in Ordnung, doch trotzdem hatte sie ein minimal schlechtes Gefühl bei der Sache. Schließlich wusste sie nicht, ob das Wasser aus einer sicheren Quelle kam oder zumindest vorher abgekocht wurde. Doch der Durst hatte sie dazu getrieben ihrer Unvernunft nachzugeben und doch etwas zu nehmen. Zwischenzeitig hatte sie auch vermeint von dem Innenhof, von dem sie den Rauch hatte aufsteigen sehen, Stimmen gehört zu haben. Doch sie waren zu weit entfernt, als dass sie irgendetwas hätte verstehen oder gar hätte sehen können. Irgendwann waren die Stimmen jedoch auch verstummt und sie war zurück zum Bett gegangen. Ihr Plan ging ebenfalls nicht so auf, wie sie es gerne gehabt hätte. Die letzten Tage hatten sie ausgelaugt, sie war Müde, hatte Hunger und wusste nichts mit sich und der Welt anzufangen. Also kam es, wie es kommen musste; sie schlief ein. Ihr Schlaf war im allgemein sehr unruhig, ebenso wie ihre Träume, doch nichts desto trotz wachte sie nicht auf. Sie schlief weiter, bis sie aus ihren Träumen gerissen wurde. Verwunderte blickte sie sich um. Woher war dieses Geräusch gekommen und vor allem, was war es gewesen? Wieder hörte sie es und nun, im wachen Zustand, konnte sie es auch ganz klar zuordnen: Es waren Schüsse. Und das nicht gerade wenige. Schnell sprang sie aus ihrem Bett auf. Wenn sie die Richtung korrekt zuordnen konnte, so würde sie sagen, dass die Schüsse aus Richtung des Innenhofs stammten. Schnell stolperte sie in das Nebenzimmer und sprang auf den Schreibtisch, der unter dem kleinen Spalt zwischen den Holzbrettern stand. Sie reckte sich und versuchte etwas zu erkennen. Doch auch dieses Mal konnte sie nicht wirklich viel sehen. Das einzige, das sie wahrnahm waren die Schüsse, die immer wieder zwischen einigen Schreien ertönten. Die Schüsse wurden zunächst einmal wieder leisen, schienen sich zu entfernen und für eine kurze Zeit sogar vollkommen zu verebben. Bis sie schließlich erneut zu hören waren. Dieses Mal jedoch aus Richtung ihres Bads. Schnell sprang sie vom Tisch hinunter und rannte dort hin. Die Fenster hier waren liebloser vernagelt gewesen, sodass man besser zwischen den einzelnen Brettern hindurch sehen konnte. Zusätzlich waren sie nicht so hoch im Raum, wie sie es in dem größeren Büro der Fall war. Sofort eilte sie zu einem der Fenster hinüber und blickte dadurch hinaus. Die Scheibe war schmutzig, sodass die Sicht etwas getrübt wurde. Dennoch konnte sie vier Personen erkennen, die zunächst hinüber zu einem Zaun sahen, sich danach umdrehten und beinahe in ihre Richtung sahen. Was ging dort nur vor? Bei genauerem Hinsehen konnte sie jetzt einige bewaffnete Personen hinter einem Zaun im Hintergrund erkennen. Schnell huschte sie zu einem anderen Fenster, in der Hoffnung eine Stelle zu finden, die nicht ganz so verschmutzt war. Und tatsächlich fand sie eine, an der sich gut alles überblicken lies. Und für einen Moment verschlug es ihr doch glatt die Sprache. Dort unten, die vier Personen, die sie jetzt klar und deutlich erkennen konnte, waren Michonne, Carl, Rick und Daryl. Sie schienen bedroht zu werden, zumindest legten sie widerwillig ihre Waffen nieder. In jedem ihrer Gesichter war ein gewisses Unbehagen und Zorn zu sehen. Was sollte sie tun? In ihr stiegen so viele Emotionen auf; Wut, Erleichterung, Angst, Trauer, Panik und Hoffnung. Wild schlug sie gegen das Fenster, brüllte so laut sie konnte um Hilfe, schrie die Namen ihrer Freunde, doch sie wurde nicht erhört. Einer nach dem anderen drehte sich von ihr aus gesehen nach rechts und verschwand hinter der Ecke der angrenzenden Halle. Zuerst Rick, dann Daryl und Michonne und zuletzt Carl. Hektisch drehte sie sich herum, suchte nach irgendetwas Schwerem mit dem sie vielleicht die Scheibe einschlagen konnte. Das Erste, dass ihr unter kam war einer der Wassereimer. Schnell kippte sie das Wasser irgendwo in die Ecke und begann wie wild auf eine der Scheiben einzuprügeln. Doch nichts geschah. Entweder war sie zu schwach oder der Eimer einfach ungeeignet eine Scheibe einzuschlagen. Wieder blickte sie hinaus, von ihren Freunden war nichts mehr zu sehen. Sie waren weg. Einzig ein paar andere Personen waren noch dort, die Ebenfalls in Richtung der Ecke verschwanden. Wieder drehte sie sich schnell herum, rannte zurück in das Zimmer mit dem Bett, suchte kurz nach Orientierung und rannte schließlich zu der verschlossenen Tür, die zur Treppe führte. Sie atmete tief ein, zählte innerlich bis drei und rannte schließlich mit so viel Kraft sie aufbringen konnte leicht seitlich gegen die Tür. Die Idee dahinter: Sie wollte versuchen die Tür aufzubrechen. In Realität sah es schließlich so aus, dass sie mit einer schmerzenden Schulter vor einer immer noch verschlossenen Tür stand. Schmerzerfüllt schrie sie kurz auf und sackte vor der Tür zusammen, die Hand fest gegen die Schulter gedrückt. Sie hätte eigentlich wissen sollen, dass es eine blöde Idee war. Wieder rannen ihr die Tränen aus den Augen, krochen über ihre Wangen und tropften hinunter auf ihr Hemd. Schluchzen drang aus ihrer Kehle, unverhalten und verzweifelt. Und wieder verfiel sie in ein kleines Delirium, in dem sie nichts weiter um sich herum wahr nahm. Nur der Schmerz war dort, dominierte all ihre Sinne. Eine ganze Weile saß sie so dar, die Sonne schien mittlerweile auch untergegangen zu sein, als sie Schritte auf der Treppe vernahm. Erschrocken sprang sie auf, schlich hinüber zum Bett und verkroch sich unter die Decke. Sie wusste genau, sie wäre gerade nicht stark genug um sich frei zu kämpfen, dennoch wollte sie nicht den Anschein erwecken, als hätte sie sich befreit. Den Knebel zog sie ebenfalls wieder in den Mund. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, lag sie dar, unter der Decke mit verschlossenen Augen. Die Tür öffnete sich und wurde sofort wieder geschlossen. Kurz war es ruhig, dann hörte sie, wie sich Schritte dem Bett näherten. Erschrocken öffnete sie die Augen, als ihr jemand eine Hand auf die Schulter legte. „Hallo Kleines. Du musst sicher hungrig sein.“ Eine ältere Dame lächelte sie an, während sie sich zu Beth hinunter gebeugt hatte. In der Hand, die nicht auf Beth‘ Schulter weilte, hielt sie einen Teller, auf dem etwas zu Essen lag. Die Frau richtete sich wieder auf und stellte den Teller auf einen der Schreibtische, dann trat sie zurück an das Bett. „Setzt dich auf, ich werde dir die Fesseln abnehmen.“ Kurzzeitig breitete sich Panik in ihr aus. Damit hatte sie nicht gerechnet. Wie würde die Frau reagieren, wenn sie sah, dass sie nicht mehr gefesselt war? Doch scheinbar hatte die ältere Frau ihre Miene bereits richtig gedeutet und lächelte sie wissend an. Beth wusste ganz genau, was jetzt kommen würde. Die Frau hob bereits die Hand, um die Decke beiseite zu ziehen, doch dann würde sie vermutlich auch die Schere zu Gesicht bekommen, die sie immer noch hinter sich auf der Matratze liegen hatte. Schnell schob sie die Schere etwas weiter unter die Decke hinunter und richtete sich von selbst auf. Den Knebel zig sie sich auch wieder aus dem Mund. „Wieso bin ich hier?“ Fragte Beth mit fester Stimme. Auch wenn ihr nicht danach war, so wollte sie doch keine Schwäche zeigen. „Es tut mir leid Kleines, aber ich bin nicht hier um mit dir darüber zu reden.“ Erstaunlicher Weise schien sie nicht aufgebracht darüber zu sein, dass Beth sich von ihren Fesseln befreit hatte. Um genau zu sein schien es ihr beinahe gleichgültig. Beth vermutete, dass sie sie einfach nicht als Bedrohung sahen. Wahrscheinlich hätte sie das auch nicht. „Wie wär‘s, wenn du jetzt erst einmal etwas isst und ich dann Gareth zu dir hoch schicke, der wird dir deine Fragen beantworten.“ Immer noch lächelnd, drehte sie sich ab, ging hinüber zur Tür und verschwand durch diese raus. Beth konnte noch hören, wie sie die Tür von außen wieder verschloss. tbc Anmerkung: Mir ist leider erst nach dem erneuten schauen des Staffelfinales aufgefallen, das die Wand, hinter der ich Beth' Zelle gesetzt habe, nur ein vernageltes Fenster besitzt (Also des Bads). Lasst euch davon aber einfach nicht irritieren :) Hosted by Animexx e.V. 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