Star Trek TOS - Routinemission mit Folgen (3) von leni1983 (Dritter Teil - Fremde Lebensform(en)) ================================================================================ Kapitel 3: Visionen ------------------- „Logbuch des Captain, Sternzeit 5233,1. Commander Spocks Körper wurde von einem oder mehreren Wesen unbekannter Art übernommen, unter ihrem Einfluss übernahm Mr. Spock das Steuer von der Hilfsbrücke aus und lenkte die Enterprise in den Raumnebel, der uns zuvor verfolgte. Alle Maschinen sind inzwischen gestoppt. Wir werden auf meinen Befehl hin nicht mehr versuchen, zu fliehen, sondern hier bleiben, bis das Rätsel gelöst ist. Dieser Raumnebel stellt eine potenzielle Gefahr für den Sektor da und wir werden versuchen, das Phänomen zu erforschen und hinter sein Geheimnis zu kommen, wenn es auch noch so schwierig wird. Und das wird es werden, denn ein Großteil der Crew ist aufgrund der aktuellen Vorfälle nur bedingt oder gar nicht diensttauglich. Mr. Scott ist es inzwischen mit einiger Mühe gelungen, uns Zugang zur Hilfsbrücke zu verschaffen. Mr. Spock wurde unter Bewachung in der Krankenstation untergebracht und hat Beruhigungsmittel erhalten. Es ist uns nicht gelungen, mit seinem ursprünglichen Bewusstsein Kontakt aufzunehmen. Auch haben wir keinerlei Idee mehr, wie wir mit der fremden Intelligenz Kontakt herstellen können. Wir haben es auf allen Frequenzen versucht, sie angefunkt. Leuchtsignale geschickt. Mathematische Codes. Bilder. Farben. Nichts. Es erfolgte keinerlei Reaktion. Wir sind vollständig von dem seltsamen Raumnebel umgeben, der entweder selbst dieses fremde Wesen ist oder es bzw. sie – falls es mehrere sind – beherbergt. Dr. McCoy und sein Team haben zurzeit alle Hände voll zu tun. Aufgrund der kürzlich vergangenen und der aktuellen Ereignisse möchte ich ihn und seinen gesamten Stab für eine Belobigung vorschlagen. Die Symptome der betroffenen Crewmitglieder reichen von Schwindelanfällen, über Schlafwandeln bis hin zu Paranoia. Einige Personen zeigen auch wieder grippeähnliche Symptome. Es herrscht erhöhte Alarmbereitschaft an Bord, ich habe der Crew befohlen, Teams zu bilden, niemand bleibt allein, so dass seltsame Symptome sofort entdeckt und gemeldet werden können.“ Jim Kirk beendete die Aufzeichnung und ließ sich mit einem schweren Seufzer rückwärts auf sein Bett fallen. Doktor McCoy hatte ihm eine Ruhephase verordnet, nachdem sie Spock zur Krankenstation gebracht hatten. Aber Jim fand keine Ruhe. Bevor Pille ihn in sein Quartier geschickt hatte, hatte Jim noch einmal versucht – mit McCoys Erlaubnis und unter seiner Aufsicht – das Bewusstsein des Vulkaniers zu erreichen, aber es war ihm nicht gelungen. Alles was Jim von dem Versuch geblieben war, waren ziemlich heftige, stechende Kopfschmerzen und die Angst, dass Spocks Geist, seine Seele, dass was seinen Freund ausgemacht hatte, für immer verloren war. Captain James T. Kirk stand ruhelos wieder vom Bett auf. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, Spock doch noch zu retten. Irgendwie… Er ballte die Fäuste. Wie konnte er Kontakt mit dieser Lebensform aufnehmen? Rastlos tigerte er in seiner Kabine herum. Wie sehr ihm doch Spocks Rat fehlte… Es fühlte sich an, als fehlte ein Teil von ihm selbst. Was hätte ihm der Vulkanier geraten? Jim versuchte, es sich vorstellen, er schloss die Augen und sah seinen wissenschaftlichen Offizier förmlich vor sich. Er beobachtete, wie Spocks Abbild eine Augenbraue hob. Logik. Was sagte die Logik in diesem Fall? War Logik hier überhaupt hilfreich? Es hatte Zeiten gegeben, in denen selbst Spock mit seiner Logik am Ende gewesen war. Spock. Gab es noch eine Chance für ihn? Jim rieb sich müde die Augen, es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Sein stechendes Kopfweh hielt McCoys Schmerztabletten tapfer stand und blieb hartnäckig und bohrend an Ort und Stelle. Jim ignorierte die Schmerzen so gut es ging und grübelte weiter. Was hatte er übersehen? Was konnte er tun? Fehlten ihm einfach immer noch zu viele Teile des Puzzles oder war er zurzeit nicht in der Lage aus den vorhandenen Bruchstücken ein sinnvolles Bild zusammenzufügen? Schließlich gab er das Grübeln vorerst auf und verließ seine Kabine. Er brauchte dringend einen Tapetenwechsel und beschloss in die Mannschaftsmesse zu gehen, um wenigstens eine Kleinigkeit zu essen. Das würde McCoy ihm wohl kaum verbieten und außerdem hatte der Schiffsarzt aktuell ohnehin so viel zu tun, dass er gar keine Zeit hatte, um zu kontrollieren, ob Jim sich an seine Anweisungen hielt. Da an Bord der Enterprise gerade die Nacht simuliert wurde, hielten sich nur wenige Crewmitglieder in der Messe auf, als der Captain sie betrat. Alle Personen standen respektvoll auf, um ihn zu begrüßen, doch er winkte ab und nickte ihnen nur freundlich zu, bevor er sich einem der Nahrungsreplikatoren näherte und seine ID-Karte in das Gerät schob. Er bestellte sich einen schwarzen Kaffee und einen Sandwich. Eigentlich hatte er nicht wirklich Appetit, allerdings sagte sein Magen etwas anderes und die Vernunft riet ihm, dass er etwas essen sollte, wenn er bei Kräften bleiben wollte. Jim setzte sich alleine an einen freien Tisch, er wollte die leisen Unterhaltungen, die um ihn herum geführt wurden, nicht unterbrechen. Während er resigniert einen Schluck synthetisierten Kaffee trank, der wie üblich nach abgestandenem Spülwasser schmeckte, schnappte er ein paar Wortfetzen vom Nachbartisch auf. Dort saßen Lieutenant Nyota Uhura, Fähnrich Bejiki Rala und Lieutenant Leanna Thima sowie der Chefingenieur Montgomery Scott. Alle hatten jetzt normaler Weise die Schicht, in der sie schliefen und das zeigte Jim, dass sie in ihren Betten ebenso wenig Ruhe fanden wie er selbst. Uhura schilderte gerade einige etwas seltsam klingende Vorkommnisse und anhand der Wortfetzen begriff Jim schließlich, dass sie den anderen dreien von einem Traum erzählte. Schnell wandte er sich ab, er wollte Uhuras Privatsphäre nicht verletzen und biss zur Ablenkung in sein Sandwich. Dessen Geschmack und die Konsistenz waren von ebensolcher Qualität wie der Kaffee, statt an Spülwasser erinnerte es Jim an Pappe. Wenn diese Krise überstanden war, musste er Scotty unbedingt auf die Nahrungsmittelsynthesizer ansetzen, sie brauchten dringend eine Überholung. Jim konzentrierte sich auf das Kauen des pappeartigen Sandwiches, doch unbewusst folgten seine Ohren weiter den Schilderungen Uhuras und ein Wort ließ ihn aufhorchen. Hatte er da nicht gerade Spocks Namen gehört? Nun hörte er doch genauer hin, während er auf dem zähen Sandwich weiterkaute und als Spocks Name erneut fiel, schob er das Tablett entschlossen von sich und stand auf. Jedes noch so kleine Puzzleteil konnte die entscheidende Wendung bringen. „Entschuldigen Sie, Lieutenant Uhura, ich konnte nicht umhin, einige Bruchstücke ihrer Schilderung mitzuhören. Ich hörte, dass Mr. Spocks Name fiel und möglicherweise kennen Sie einen Teil des Rätsels, welches ich gerade zu lösen versuche… Würde es ihnen etwas ausmachen, ihren Bericht zu wiederholen?“ Er stand einige Sekunden zögert an ihrem Tisch, bevor Scotty zur Seite rückte und ihm Platz machte. Jim schob einen weiteren Stuhl an den Tisch und ließ sich darauf nieder, nachdem Uhura ihm einladend zugelächelnd hatte. „Keineswegs, Captain. Aber ich erzählte nur einen Traum. Ich glaube zwar nicht, dass es Sie weiterbringt, aber ich kann meine Beschreibungen gerne für sie wiederholen.“, antwortete sie sanft. Die melodische Stimme seines Kommunikationsoffiziers wirkte auf den Captain sehr beruhigend und er hatte für einige Sekunden die absurde Vorstellung, dass ein Schlaflied von Uhura ihn tatsächlich zum Einschlafen bringen würde, zumindest heute. Er vertrieb diesen Gedanken schleunigst und konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung und die Leute am Tisch. Bejiki Rala lehnte sich vor, auch ihm sah man die Erschöpfung an, dennoch wirkte er irgendwie zuversichtlich. „Träume können Wegweiser sein und uns wichtige Hinweise geben, Nyota. Ich glaube, dass Ihr Traum eine wichtige Bedeutung hat, wenn wir sie auch bis jetzt noch nicht kennen.“, sagte er bedeutungsschwer. „Ich weiß nicht, ob das so meins ist.“, mischte sich Leanna Thima ein. „Ich bin eher für Fakten.“ „Hmmm. Ein schottisches Sprichwort lautet zumindest: Gesundheit beginnt mit einem guten Schlaf. Und den hat zurzeit wohl eher keiner von uns.“, brummte Scotty. „Schildern Sie Ihren Traum erneut, Uhura. Wir wollen hören, was der Captain darüber denkt.“, forderte Bejiki Rala die dunkelhäutige Frau freundlich auf. „Also gut.“ Uhura nickte und begann zu erzählen: „Zunächst träumte ich von dem Raumnebel, überall waren bunte Farben, es war ein sehr schönes Schauspiel und ich bewunderte es. Doch plötzlich verblassten die Farben, die Nebelschleier wurden schwarz und dicht um mich herum. Ich hatte Angst und fühlte mich bedroht. Ich versuchte irgendwo hin wegzulaufen, aber ich konnte mich nicht bewegen, ich war wie gelähmt und ich konnte auch nichts sehen. Der Nebel teilte sich um mich herum, eine Hälfte entfernte sich von mir, dieser wurde wieder bunt, die andere Hälfte blieb schwarz und bewegte sich wie die Fangarme eines Kraken. Beide Hälften entfernten sich nun vor mir, doch bevor sie ganz fort waren, sah ich zwischen den schwarzen Nebelschwaden Mr. Spock. Es schien, als wollte er mir etwas sagen, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Ich versuchte ihm zu folgen, doch er entfernte sich immer weiter. Ich kam nicht vorwärts und schaute auf meine Füße, weil es sich seltsam anfühlte. Als ich zu Boden blickte, krabbelten überall um mich herum kleine schwarze und kleine bunte spinnenähnliche Insekten durcheinander. Sie schienen verwirrt, weil sie nicht wussten, wohin sie gehörten. Möglicherweise waren sie aus dem Nebel gekommen und durch die Teilung verwirrt. Ich versuchte weiter Mr. Spock zu erreichen, doch dann verschwand der Boden unter mir und ich fiel… und dann wachte ich auf. Allerdings stellte ich fest, dass ich gar nicht wirklich geschlafen hatte, ich war nicht in meinem Bett, sondern hatte die ganze Zeit über in meinem Badezimmer vor dem Spiegel gestanden. Das war das seltsamste überhaupt, als hätte ich einen Traum im Traum gehabt und ich neige sonst nicht zum Schlafwandeln oder Tagträumen oder zu Visionen…“ Uhura beendete ihren Bericht mit einem Schulterzucken. Jim machte sich eine gedankliche Notiz, dass auch sie von den seltsamen Vorfällen betroffen war. Wie fast jeder von ihnen. „Und, was denken Sie darüber, Captain?“, fragte Scotty und Uhura, Thima und Rala sahen Jim abwartend an. Der Captain wirkte nachdenklich, sehr nachdenklich. „Ist alles in Ordnung, Sir?“, fragte Lieutenant Thima. Auch Scotty und Uhura musterten ihren Captain besorgt. Fähnrich Rala sah nicht beunruhigt aus, er wirkte trotz der Umstände ziemlich gelassen. Schließlich blickte James T. Kirk auf und wandte sich an Uhura. „Sie sagten, als Sie diese schwarzen Nebelschwaden umgaben, fühlten Sie sich bedroht und hatten Angst. Haben Sie noch etwas anderes gespürt? Warum hatten Sie Angst?“ Uhura überlegte einen Moment und schloss sogar die Augen. „Ja!“, rief sie dann aufgeregt. „Jetzt, wo Sie es sagen! Ich spürte eine merkwürdige Hitze. Daher wollte ich auch fort, ich hatte Angst, mich zu verbrennen. Es war da eine Art Glühen, welches man aber nicht sehen, sondern nur fühlen konnte. Das war mir unheimlich.“ Jims Herzschlag machte einen kleinen Hüpfer. Ihre Beschreibungen am Ende ähnelten sehr den Erlebnissen, die er von der Kreatur in Spocks Innerem hatte. Diese glühende Hitze… Das fehlende Teil des Puzzles… Hatte er gerade den entscheidenden Hinweis erhalten? Er sortierte einen Moment seine Gedanken, gestattete sich einen Moment, das Brennen hinter seiner Stirn zu fühlen. Sofort spürte er wieder die glühende Hitze und schwarze, wabernde Nebelschwaden tanzten einen Moment vor seinen Augen. Er wollte von seinem Stuhl aufstehen, musste aber inne halten, weil ihm plötzlich schwindelig wurde. Scotty, Uhura und die beiden anderen starrten ihn besorgt an, Scotty wollte aufstehen und ihn stützen, doch Jim vertrieb die kurze Schwäche mit eiserner Entschlossenheit und seinen Chefingenieur mit einem Kopfschütteln. Der Captain richtete sich aus eigener Kraft auf, stellte sich auf die Füße und stellte seinen Stuhl zurück. „Meine Damen und Herren… Wir treffen uns in fünfzehn Minuten zu einer Besprechung im Konferenzraum.“ Ohne weitere Worte verließ er die Mannschaftsmesse und machte sich auf den Weg in die Krankenstation. Dass die vier Offiziere verwunderte, auch ein wenig hoffnungsvolle Blicke tauschten, bekam er nicht mehr mit. Auf der Krankenstation herrschte ziemlicher Betrieb, aber das Personal hatte sich offenbar inzwischen daran gewöhnt. Christine Chapel ordnete die Patienten je nach Symptomen bestimmten Pflegern und Schwestern zu. Jim versuchte, niemanden zu behindern oder zu stören, als er zu Spocks Krankenzimmer ging, welches von sechs Mitgliedern der Sicherheitsabteilung bewacht wurde. Respektvoll traten die vier Männer und die zwei Frauen zurück und ließen ihren Captain hinein. Doktor McCoy war bei dem Vulkanier. Er verabreichte Spock gerade ein Medikament und schaute auf, als Jim das Zimmer betrat. „Jim, gut das du kommst!“, brummte er schlecht gelaunt. „Sind diese Gorillas wirklich nötig? Ich meine, es ist Spock…“, knurrte der Arzt. Der Captain warf einen kurzen Blick auf sein Sicherheitsteam, dann schaute er McCoy stumm an. Schließlich fragte er seinen Freund und Schiffsarzt leise: „Ist es wirklich noch Spock, Pille?“ McCoy wusste darauf nichts zu antworten. Jim erwartete auch keine wirkliche Antwort. Sie beide mussten gerade mit der Möglichkeit zurechtkommen, dass ihr Freund Spock vielleicht für immer verloren war. Einige Sekunden lang hatten sie sich schweigend gemustert und sich in die Augen geblickt. Ein letztes Fünkchen Hoffnung hatten sie beide noch und sie würden auch beide noch eine Weile daran festhalten. Nach einem Moment der Stille kehrte Jim zur Professionalität zurück und fragte mit der Stimme des Captains der Enterprise: „Was gibt es neues, Doktor? Was hast du Spock da eben verabreicht? Hast du etwas gefunden, was ihm helfen kann?“ Sein Tonfall klang normal, aber Kirks Blick betrachtete besorgt Spocks Bioindikatoren. Leonard McCoy hob hilflos die Hände und zuckte dann mit den Schultern: „Das eben war nur ein Beruhigungsmittel. Es gibt leider nichts Neues… Aber lange kann ich Spock das Zeug nicht mehr spritzen. Es wird ihn umbringen…“ ‚Wenn er nicht schon tot ist…‘, dachte Jim stumm, doch dann riss er sich zusammen. „Pille, ich weiß, hier ist die Hölle los… Aber kannst du trotzdem in zehn Minuten in den Konferenzraum kommen? Ich habe eine Idee und ich möchte auch deine Meinung dazu hören, bevor ich einen Versuch starte…“ McCoy blickte auf Spocks Werte, dann ließ er seinen Blick durch die Krankenstation schweifen. „Kannst du mich nicht hier nach meiner Meinung fragen? Es ist gerade wirklich viel zu tun…“ „Schweben Patienten in Lebensgefahr?“, fragte Kirk. McCoy schaute auf Spock. „Nur er, Jim.“ Kirk nickte und ein Ausdruck von Schmerz huschte über sein Gesicht. „Ich weiß, Pille. Aber ihm kannst du nicht helfen. Vielleicht kann ich es… Komm mit mir… Sag mir, was du davon hältst…“ „Also gut, Jim.“, seufzte McCoy. „Ich gebe Doktor M’Benga Bescheid, dass er hier übernehmen soll. Bestimmt wird er nicht begeistert sein… Wir sehen uns dann in zehn Minuten.“ „Ach, Pille… Kannst du eine Liste mit allen Besatzungsmitgliedern, die telepathisch oder psychisch begabt sind oder hohe ESP-Werte aufweisen mitbringen…“ „Aye, Captain…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)