Die Liebe kennt keine Grenzen! von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 5: Er lässt mich allein ------------------------------- Weitere vier Tage vergingen und nichts änderte sich. Keine Spur von Naraku. Es schien plötzlich aussichtslos. Und so wie Sesshomaru mich gemustert hatte, bevor er wieder auf die Suche ging, hätte ich wissen müssen, was passieren würde. Irgendwie schaffte ich es, mir die Zeit zu vertreiben, indem ich meine Mikokräfte mehr stabilisierte, was sich als schwieriger erwies, als erwartet. Schließlich, als bereits wieder dämmerte, hörte ich ein Gebüsch rascheln und sah auf. Da kam, imposant wie eh und je daher stolziert und fixierte mich mit verengten Augen. „Das hat keinen Sinn mehr, Miko“, gab er in einem schroffen Ton von sich. „Was soll das heißen?“ Entgeistert sah ich ihn an, jedoch hatte ich schon eine gewisse Ahnung, worauf dies hinauslaufen würde. „Naraku ist tot. Wahrscheinlich hast du dir seine Aura nur eingebildet. Sonst hätte ich nämlich auch gespürt und zumindest seinen Gestank wahrgenommen. Doch es besteht nicht die geringste Spur, dass er noch am Leben ist. Meinst du nicht, du bist von deiner Schwäche bezüglich meines Halbbruders, beeinflusst worden?“ Mal wieder klang seine Stimme so herablassend. Er wusste genau, wie er mich am Meisten erniedrigen konnte, und ich wusste nicht einmal ein Argument auf seine Aussage, da ich weder einen Beweis für Narakus Auferstehung, noch eine Spur von ihm hatte. Sesshomaru deutete mein Schweigen scheinbar richtig, denn er fuhr nach kurzer Zeit unbeirrt fort. „Deshalb trennen sich nun unsere Wege.“ Ruckartig blickte ich ihm in die Augen. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Aber andererseits war es auch nicht minder verwunderlich. Als ich bemerkte, wie er an mir vorbei schreiten wollte, griff ich wie automatisch nach seinem Ärmel. Er sollte nicht gehen. Er sollte mich nicht allein lassen. Als er zu mir zurück sah, registrierte ich erst richtig meine Tat und ließ deshalb blitzartig los. Für einen Moment musterte er mich noch mit einem undefinierbaren Blick, ehe er sich wieder vollends umdrehte und davon ging. Innerhalb weniger Sekunden war er im Wald verschwunden und es kam mir wie Stunden vor, als ich endlich aus meiner Starre wieder erwachte. Die ganze Zeit über hatte ich auf die Stelle geschaut, an der er verschwunden war. Langsam wandte ich mich um und ging hart schluckend in die entgegengesetzte Richtung. Als ich schon bald in einen dichteren Teil des Waldes kam, hörte ich plötzlich ein Geräusch. Ich blieb wie erstarrt stehen und hörte gleich darauf noch eins. Schnell wandte ich meinen Kopf in alle Richtungen, sah mich um, doch nirgendwo etwas Verdächtiges. Aber schon wieder. Direkt vor mir raschelte es erneut und ich schritt langsam nach hinten, darauf bedacht, keinen Ton von mir zu geben, den Blick immer auf die Stelle vor mir gerichtet. Plötzlich stieß ich gegen etwas und eigentlich dachte ich, es wäre ein Baum, doch als ich einen warmen Luftzug an meinem Nacken spürte, erstarrte ich, während mir der nächste Atemzug im Halse stecken blieb. Ich spürte, wie mich eine dunkle Aura umhüllte. „Na, hast du mich vermisst?“ Das durfte nicht wahr sein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ich hätte alles gegeben, damit ich mit meiner Vermutung falsch lag. Innerlich wusste ich es aber schon die ganze Zeit über. Und als sich meine Glieder wieder regten und mein Körper sich demjenigen, welcher hinter mir stand, zu wandte, erlitt ich den nächsten Schock, und das, obwohl ich es bereits geahnt hatte. Schwarzes Haar. Rote Augen. Und ein überlegenes Grinsen zierte sein Gesicht. Äußerlich hatte er sich nicht verändert, doch ich spürte, dass er nicht mehr der war, den er einst verkörperte. Er war noch immer ein Hanyou, doch er schien nicht mehr das Herz Onigumos zu besitzen. Er sah irgendwie… nicht mehr so größenwahnsinnig aus. „Wohl kaum“, entgegnete ich trocken. Ich wagte einen Schritt von ihm weg, er folgte mir jedoch, ohne Zeit zu verschwenden. „Was suchst du hier? Wieso schmorst du nicht in der Hölle?“ zischte ich. Allmählich fand ich zu meinem Mut wieder zurück. Doch er hielt nur für einen winzigen Moment an. Blitzschnell griff er nach meinem Kinn und zog es an sein Gesicht heran. „Na na na, Kagome. Sei mal lieber nicht so frech, schließlich willst du doch noch länger leben, oder?“ „Scheusal“, zischte ich erneut. Sein Grinsen wurde durch meine Worte nur noch breiter, während er nach einer Strähne meines Haares griff und sie um seinen Finger wickelte. Von einem Moment auf den anderen löste er sich jedoch von mir und schritt gemächlich um mich herum. Obwohl sich äußerlich nichts an ihm verändert hatte, kam er mir plötzlich viel bedrohlicher vor. „Weißt du, wie schwierig es ist, Hexenmeister zu finden, die die Toten wieder zu neuem Leben erwecken können? Und das auch noch in einem Körper, der nicht nur aus Lehm und Erde besteht?“ Bei mir fiel der Groschen, was mich die Augen weit aufreißen ließ. „Kikyo“, hauchte ich ungläubig. „Das warst du? Du hast sie aus dem Jenseits wieder zurückgeholt?“ Wie auf ein Stichwort trat die Gesprächsperson aus dem Dickicht. Gelassen ging sie zu Naraku, dessen Blick immer noch aufmerksam auf mich gerichtet war. „Ja das war ich“, antwortete er ohne Umschweife und sein Blick glitt nun zu der Miko. Du hast deine Sache gut gemacht, jetzt sind wir quitt.“ Auf diese Worte hin nickte Kikyo und entfernte sich wieder, bis sie gänzlich von den Schatten des Waldes verschlungen wurde. Diese Szene konnte ich bis dahin nur verwirrt mit ansehen, doch auch hier begriff ich langsam. „Du machtest mit ihr gemeinsame Sache?“ Ein Nicken bestätigte meine Vermutung. „Aber wie hast du das alles gemacht und wozu dieser Aufwand?“ Das war das Einzige, was mir nicht einleuchten wollte. Ehe ich mich versah, stand er wieder direkt vor mir und drängte mich unmittelbar gegen einen Baum, wo er mich schließlich mittels seines Körpers festpinnte. „Kommst du wirklich nicht auf die Antwort, kleine Miko?“ Nein, war mein einziger Gedanke. „Der Grund bist du, meine Liebe.“ „Erklär mir das“, brachte ich hervor, zu geschockt war ich von seiner Antwort. „Dank dir bin ich nun kein rachsüchtiger Hanyou mehr. Die Läuterung des Juwels der vier Seelen hat fast alles Böse aus mir vertrieben. Ich hatte damals eine Wärme gespürt, die ich niemals geglaubt hätte zu fühlen. Und als ich glaubte, mein Leben wäre verwirkt, wurde ich wiedergeboren.“ Als er endete, legte er schelmisch grinsend einen Finger unter mein Kinn und hob es leicht an, sodass ich spürte, wie sich mein Mund wieder schloss. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie mir die Kinnlade runtergefallen war. Aber er ist immer noch ein Hanyou, schoss es mir durch den Kopf. „Und was soll das mit Kikyo?“ Er kicherte diabolisch. „Glaubst du wirklich, es wäre so einfach, dich zu bekommen, wenn die ganze Zeit Inuyasha um dich herum ist? Ich wusste, dass er noch immer etwas für Kikyo empfand und so schien mir das die beste Lösung. Leider konnte ich ja nicht ahnen, dass du geradewegs in die Arme seines Halbbruders läufst.“ „Dann hast du nur deshalb so lange nicht angegriffen, weil du wusstest, dass er die Suche dann aufgibt“, schloss ich und starrte ihn finster an. „Aber wieso ich? Ich dachte, du liebst Kikyo.“ Falsch Kagome, schalte ich mich gleich darauf in Gedanken. Onigumo liebte Kikyo, doch das war er nicht mehr. Er schien meine Gedanken zu erahnen, denn sein wissender Blick durchbohrte mich geradezu. „Kikyo ist Vergangenheit. Sie war nur eine reine Zeitverschwendung, aber du meine liebe Kagome bist…“, er vollendete den Satz nicht, stattdessen beugte er sich zu mir herab, doch bevor seine Lippen meine legen konnte, stemmte ich meine Hände mit voller Kraft gegen seine Brust und es gelang mir sogar ihn für eine Millisekunde aus dem Gleichgewicht zu bringen, was ich ohne zu Zögern nutze. Ich ergriff meine Chance, schlängelte mich zwischen seinem Körper und dem Baum in meinem Rücken hindurch und preschte los. Ohne auf meine Umgebung zu achten rannte ich wie wild durch den Wald, das einzige Geräusch, welches ich vernahm, war mein rasselnder Atem. Aber ich wollte nicht anhalten, ich wusste, er folgte mir und er war mir ganz dicht auf den Fersen. Wie ein Jäger, der seine Beute in die Enge treiben wollte. Ich warf einen kurzen Blick nach hinten, doch genau das wurde mir zum Verhängnis. Gleich darauf blieb ich irgendwo hängen und fiel unsanft zu Boden. Einen Atemzug später befand er sich über mir. Seine Krallen strichen erstaunlich sanft über meinen Hals, doch sein Blick voller Verlangen. „Du gehörst mir und ich werde dich keineswegs einfach so gehen lassen“, flüsterte er. Erneut beugte er sich zu mir herunter, worauf ich ängstlich die Augen zu kniff. Als ich jedoch einen kalten Luftzug spürte und gleich darauf einen schmerzerfüllten Laut hörte, öffnete ich sie wieder. Ich sah silbernes Haar und mein erster Gedanke war: Inuyasha? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)