Phoenix Rising von L-San (Naruto & Sasuke | Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 6: Chakra-Faden ----------------------- Als er die Kapuze abnahm, wies Naruto Gaara mit einem Finger an, sich auf den Stuhl vor ihm hinzusetzen, der vom Tisch getrennt war. Es war der Kazekage, der diesen Ort vorgeschlagen hatte: eine verlassene Hütte, nur wenige Meilen von Sunagakure entfernt. Während sie hier Schutz vor dem Sandsturm fanden, musste Gamakichi draußen warten. Er war ungeduldig, zumal Frösche nicht in die Wüste gehörten. „Du bist also alleine gekommen?“, fragte Naruto. Gaara nickte. „Niemand ist mir gefolgt. Auch habe ich niemand von dem Brief erzählt, den du geschrieben hast.“ „Ich wusste doch, dass ich auf dich zählen kann. Danke, Mann.“ Gaara stützte seine Hände auf den Tisch und starrte seinen Freund an. Naruto war gewachsen seit dem letzten Mal, als er ihn gesehen hatte, und schien nicht ausgehungert zu sein oder in Schwierigkeiten zu stecken. Mit anderen Worten, er zeigte keinerlei Anzeichen von Müdigkeit. Er war überrascht gewesen, als mitten auf seinem Schreibtisch ein Frosch erschienen war, den Brief um den Hals mit den Worten: Erst öffnen, wenn du alleine bist. Naruto. Erst als er nach Hause gekommen war und sich in sein Zimmer eingeschlossen hatte, hatte er den Brief geöffnet. Gaara, Ich hoffe, du kannst den Brief ungestört lesen. Ich bin mir nicht sicher, ob du es schon weißt (aber du solltest es wissen), ich werde seit fünf Monaten vermisst. Tsunade Baa-chan gab mir die Erlaubnis, Sasuke zu eliminieren, als er weiterhin Dörfer zerstörte, um meine Aufmerksamkeit auf ihn zu ziehen. Erst wollte sie es nicht tun, doch dann konnte ich sie davon überzeugen, mir die Mission zu geben. Ich fand Sasuke und kämpfte gegen ihn, doch während des Kampfes geschah etwas Seltsames, das mich davon abhielt, nach Konoha zurückzukehren. Ich habe nicht das Dorf desertiert! Ich werde niemals Konoha oder irgendeiner meiner Freunde verraten, und ich frage mich, ob ich mit dir alleine reden kann. Denn ich brauche Hilfe. Du kannst mir deine Antwort über den Frosch geben. Und bitte, erzähle niemandem davon, dass ich dich kontaktiert habe. Besonders nicht Baa-chan. Danke. Uzumaki Naruto Gaara wusste, dass er Tsunades Vertrauen missbrauchte, indem er ihr die Information vorenthielt, dass Naruto ihn kontaktiert hatte. Doch schließlich war er nach einigem Zögern Narutos Wunsch nachgegangen und hatte ein Treffen organisiert. Jetzt, da sie von Angesicht und Angesicht standen, konnte Gaara nur an eine Frage denken. „Was ist passiert, Naruto?“ Naruto streichelte seine Stirn. „Hm, wo soll ich nur anfangen? Ich weiß grade nicht, wie ich es dir sagen soll …“ „Du meintest, du hast gegen Sasuke gekämpft. Temari erzählte mir, dass Suchtruppen nach dir geschickt wurden und dass sie deine Spur in den Ruinen eines zerstörten Dorfes im Land der Berge verloren hatten.“ „Ja, richtig, ich kämpfte dort gegen Sasuke. Dann bat ich Gamakichi darum, mich zum Myōboku-Berg zu beschwören. Gaara nickte langsam. Jetzt ergab alles einen Sinn. „Und dort warst du die ganze Zeit?“ „Ja, oder sagen wir, ich gehe gelegentlich raus, um einzukaufen. Und immer nur kleinen Dörfern und nie für eine lange Zeit.“ „Du hast dich die ganze Zeit versteckt.“ „Ja, das war keine Absicht, aber ich hatte keine andere Wahl.“ Gaara legte seine Hand unter seinem Mund und beobachtete Naruto. Er musste nachhaken! „Hast du nun Uchiha Sasuke getötet?“ Narutos Augen weiteten sich. Er hatte nicht damit gerechnet, es ihm schon so früh zu erzählen. „Ich, also … nein, nicht wirklich.“ Wenn er Augenbrauen hätte, würde Gaara sie hochziehen. „Nicht wirklich?“, wiederholte er. „Was genau meinst du damit?“ „Ich … ich hab ihn nicht getötet“, sagte er nun. Der junge Kazekage seufzte tief. Naruto war zwar gewachsen, aber Tatsache war, dass er zu sehr mit seinem Herz dachte. Gaara warf ihm diese Eigenschaft nicht vor. Dieser sah Sasuke eben als dessen bester Freund, und der Blonde liebte ihn, als wären sie eine Familie. Und doch war Sasuke eine Bedrohung für all die unschuldigen Menschen. „Die Angriffe hörten auf, nachdem du fort warst“, sagte Gaara. „Wenn Sasuke also nicht gestorben ist, was ist denn dann passiert?“ Naruto schaute auf seine Hände und seufzte. „Hast du ihn etwa davon überzeugen können, damit aufzuhören, Naruto?“ „Nein …“ „Wo ist er dann?“ Naruto schaute auf und starrte seinen Freund an, seine Augen voller Ernst. „Genau hier.“ Noch ehe Gaara zur Antwort setzen konnte, bückte sich Naruto und holte einen Korb hervor, der unter dem Tisch lag. Der junge Kage stand auf und blickte in den Korb mit weit geöffneten Augen: ein rabenschwarzhaariges Baby schlief friedlich in seiner Decke eingehüllt. „Ha, ha!“, lachte Naruto. „Das erste Mal, dass ich dich so sehe. Sieht nämlich so aus, als ob deine Augen fast aus den Höhlen zu springen wollen.“ Der Kazekage raffte sich auf und drehte sich zu Naruto. „Naruto, willst du mir etwa weiß machen, dass dieses Kind hier Uchiha Sasuke ist?“ Naruto nickte. „Sasuke-teme, genau.“ „Wie –“ „Während unseres Kampfes benutzte Sasuke Tsukuyomi, aber irgendwie funktionierte es nicht, und Itachi erschien dann auf einmal vor uns.“ „Itachi, Uchiha Itachi? Sasukes älterer Bruder?“, fragte Gaara verwirrt. Naruto nickte. „Ich weiß, er ist gestorben. Aber vor seinem Tod hatten wir miteinander in einem Genjutsu geredet. Er fragte mich, ob ich bereit wäre, Sasuke zu töten, um Konoha zu beschützen. Als ich ihm erzählte, ich würde sowohl Sasuke als auch Konoha beschützen, ließ er mich eine Krähe schlucken und meinte, er hätte mir etwas von seiner Kraft gegeben. Beim Kampf gegen Sasuke hatten sich genau diese Kräfte aktiviert.“ „Und was passierte dann?“ „Es war … verwirrend. Schwarze Feder kamen aus mir heraus und hüllten wie ein Wirbelsturm Sasuke ein. Dann spürte ich, wie mein Chakra entzogen wurde und ich das Bewusstsein verlor. Als ich dann aufwachte, war es schon morgens. Ich war alleine, und es gab kein Anzeichen von Itachi. Erst als ich Sasukes Kleidungen auf dem Boden fand und mich ihnen näherte, da sah ich ihn. Er war genauso, wie du ihn jetzt siehst. Ich konnte ihn einfach nicht töten, Gaara. Nicht in diesem Zustand! Also nahm ich ihn mit.“ Gaara setzte sich wieder hin und fuhr mit einer Hand über seine Augen. Naruto log nicht, das Baby war tatsächlich Uchiha Sasuke. Er konnte sein Chakra spüren, obwohl es so klein und kaum bemerkbar war. „Du musst mir glauben, Gaara. Ich –“ „Ich glaube dir“, unterbrach der Kage. „Ich verstehe, warum du das getan hast, Naruto.“ Naruto lächelte erleichtert. „Aber“, fuhr Gaara fort. „Sich im Myōboku-Berg zu verstecken, ist nicht die beste Lösung. Was auch immer Sasuke widerfahren ist, du belügst dein Dorf.“ „Und was soll ich deiner Meinung nach denn dann tun?“, fragte Naruto frustriert. „Ich kann Sasuke einfach nicht aushändigen. Ich kann ihn auch nicht töten!“ Narutos Schrei weckte das Baby auf, woraufhin es zu weinen anfing. Naruto griff nach Sasuke, der in einem weißen Shirt und blauen Short angezogen war und sich mit seinen kleinen Füßen hin und her bewegte, und knuddelte ihn. Indes beobachtete Gaara die beiden voller Neugierde. „Sorry, Sasuke. Alles in Ordnung“, flüsterte Naruto dem Baby zu, das ihn festklammerte und an seinem Daumen zu saugen begann. Sasuke war von dem hellen Licht der Kerze angezogen, weshalb er sich umdrehte und sie anstarrte. Sein Blick fiel auf Gaara, seine dunklen Augen voller Staunen. Naruto lächelte traurig und starrte Gaara an. „Er hat all sein Gedächtnis verloren. Ich glaube, das Jutsu hat ihn in ein normales Baby verwandelt. Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass er abgesehen von mir noch nie ein anderes menschliches Wesen gesehen hat. Du bist also der Erste.“ Naruto stand auf und kam auf Gaara zu. Der Kage schaute ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Wut an, als dieser ihm das Baby übergab. „Halte ihn. Mach dir keine Sorgen. Er beißt nicht.“ Ein wenig ängstlich nahm Gaara Sasuke auf seinem Schoß. Beide Jungs schauten sich gegenseitig verwundert an. „Bah“, brabbelte Sasuke, als er nach dem weißen Gewand des Kazekage griff und dann seine roten Haare anstarrte und nun versuchte, danach zu greifen. „Dah. Beh.“ „Seine Augen“, murmelte Gaara nun. Naruto blinzelte verwirrt. „Huh?“ „Sasukes Augen sind … rein. Ich hab mir nie vorstellen können, ihn mit diesem Ausdruck zu sehen.“ „Was hast du in ihnen früher gesehen?“ „Schmerz. Wut. Einsamkeit. Den Drang, seine Existenz auf der Welt zu beweisen.“ „Du hast dich mit ihm identifiziert“, sagte Naruto, als er sich an den Gaara erinnerte, den er während der Chūnin-Prüfung getroffen hatte. „Meine Augen waren genauso … deine auch.“ Naruto blickte verwirrt drein. „Du hast deine Gefühle versteckt, aber sie waren trotzdem sichtbar.“ „Ja, da magst du recht haben. Meine Augen haben sich verändert. Sasukes allerdings nicht. Sie wurden nur schlimmer. Seine Seele war schwarz wie seine Augen. Er sagte zu mir, sein Ziel läge in der Dunkelheit.“ „Gah. Buh“, gluckste Sasuke, als er eine Locke von dem roten Haar schnappen konnte, und zog daran. „Du hast dich die ganze Zeit um ihn gekümmert?“ Naruto nickte. „Ja, erst war es ein Alptraum, aber dann hab ich doch noch den Dreh rausbekommen.“ Naruto kniete sich so nieder, dass Sasuke ihn anstarren konnte. Das Baby lächelte und berührte sein bärtiges Gesicht mit der kleinen Hand. Zu seiner Verwunderung bemerkte Gaara, dass Sasukes Blick auf Naruto voller Liebe war. Kindliche Liebe für Eltern. „Ist Sasuke älter geworden?“, fragte Gaara. „Ja. Ich hatte anfangs Angst, weil ich dachte, er würde für immer ein Baby bleiben, aber er wächst ganz normal.“ „Was willst du nun jetzt tun?“ „Ich schaue nach dem Namen des Jutsu, das Itachi benutzt hat, um ihn jünger zu machen. Weil ich den Namen der Technik nicht hören konnte, hatte ich so meine Probleme. Keiner von Ero Sennins Kontakten hat was von dem Jutsu gehört. Und deshalb würde ich dich gern fragen, ob du mir helfen kannst.“ Gaara lehnte Sasuke an seinem Arm. „Ich hab noch nie von dieser Technik wie diese gehört.“ Naruto blickte enttäuscht herab. „Aber ich werde mein Bestes geben, danach zu suchen. Sobald ich etwas finde, lasse ich es dich wissen.“ „Wirklich? Danke, Mann.“ „Wirst du den Hokage davon informieren?“ Narutos Körper spannte sich an. „Nein.“ „Du musst sie davon in Kenntnis setzen, Naruto. Du verrätst das Dorf, wenn du Informationen verschweigst.“ „Sobald ich das Jutsu gefunden habe, erzähle ich ihr die Wahrheit.“ „Und was machst du dann mit Sasuke, wenn du das Jutsu gefunden hast?“ „Ich, ich werde schon irgendwie einen Weg finden, ihn wieder normal zu machen.“ „Du meinst, du willst einen Mörder zurückbringen?“ Narutos Kehle zog sich eng zusammen, als er das Kind beobachtete, wie es ihn anlächelte, während es sein Gesicht rieb. „Ich muss das tun … Es ist das einzig Richtige“, sagte er traurig. „Wenn Sasuke zurückkehrt, wirst du dann deine Mission erfüllen und ihn töten?“ Naruto schluckte. Sein Herz schmerzte. „Ja …“ Gaara versprach, sein Bestes zu geben, um den Namen jenes Jutsu zu finden, bevor er Sasuke Naruto übergab. Und während er sich von der Hütte entfernte, rief sich der Kazekage den freudigen Gesichtsausdruck, den er bei Sasuke gesehen hatte, in Erinnerung und seufzte. Dann verschwand sein Körper im Sand. In der Hütte sah Sasuke Naruto schläfrig an, seine schweren Augen öffneten und schlossen sich. Naruto saß auf einem Stuhl und führte das Gesicht des Jungen zu seiner Schulter. Mit seiner freien Hand streichelte er die Haare des Babys. Gaaras und Tsunades Worte klangen in seinem Kopf nach. „Bist du in der Lage, ihn umzubringen, Naruto? Wirst du die Mission akzeptieren, Uchiha Sasuke zu eliminieren?“ Naruto schloss seine Augen. „Wenn Sasuke zurückkehrt, wirst du dann deine Mission erfüllen und ihn töten?“ Eine einzelne Träne rann seine Wange hinunter und fiel auf die des schlafenden Babys. Naruto spürte, wie sein Kopf schwerer wurde und er nun in den Schlaf fiel. Ohne dass einer von ihnen es bemerkte, bildete sich ein Siegel auf Narutos und Sasukes Brust, verborgen vor den Blicken durch die Kleidung. Auf Sasukes Rücken kam das Bild eines schwarzen Vogels zum Vorschein, ein Phönix. Narutos Chakra strömte und sammelte sich dann in seinem Bauch, wo sich nun eine kleine Masse bildete, die sich in einen Chakra-Faden verwandelte. Dieser wiederum wurde verlängert und verband sich mit Sasukes Bauchnabel. Mehrere Minuten lang strömte Narutos Chakra durch den Verbindungsstrang. Sasukes weniges Chakra wallte leicht. Er bekam das neue Chakra, nahm es in sich auf und machte es zu seinem eigenen. Sein Chakra wies zum größtenteils das Element Blitz auf; lediglich ein kleiner Prozentsatz beinhaltete seine Affinität für Feuer. Durch das Hinzufügen des neuen Windelements kam das bisherige Chakra durcheinander, verkeilte sich jedoch mit den anderen Elementen ineinander, sodass es schließlich stabil wurde. Innerhalb weniger Minuten floss das Windelement mit den anderen Elementen nun harmonisch durch Sasukes Chakra-Tunnel, wobei Ersteres nur in kleinen Mengen auftrat. Es war, als ob Sasuke mit den drei Elementen Feuer, Blitz und Wind geboren worden wäre. Sasuke konnte sein neues Chakra nicht spüren. Der Junge rollte sich gegen den Hals seines Vaters zusammen und schlief weiterhin munter und selig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)