Dorobo - Der König der Lüfte von KradDark-chan (Kaito Kid x Shinichi/Conan) ================================================================================ Kapitel 1: Nächtliche Begegnung ------------------------------- *************************************************************************** Kapitel 1: Nächtliche Begegnung Völlig lautlos glitt eine weiße Gestalt durch die helle Vollmondnacht, die Tokyo erhellte. Unendlich viele Lichter, Werbeanzeigen und Straßenlaternen verliehen der Stadt ihren pulsierenden, mitunter exotischen Glanz, in welchem sie Tag und Nacht erstrahlte. Tokyo gehörte zu den Städten, die nie schliefen und gerade deshalb hatte jede Nacht etwas magisches an sich. Doch im Moment durchbrach ein ganz bestimmtes Geräusch diese Magie und nahm immer mehr an Lautstärke zu. Lauter. Kräftiger. Eindringlicher. Aus sämtlichen Richtungen erklang der unverkennbar schrille Lärm von Polizeisirenen. Lachend landete ein junger Mann unbemerkt mit seinem Hängegleiter auf dem Dach eines Hochhauses. Das komplette Outfit des Mannes war in einem edlem weißem Teint gehalten - Anzug, Handschuhe, Schuhe sowie ein Zylinder. Diese edle Farbgestaltung verlieh dem Jüngling Anmut, unterstrich jedoch auch seine arrogante Ader. Ein Monokel bedeckte das rechte Auge und vervollständigte damit die unnahbare Erscheinung. Bei dieser weißen Gestalt handelte es sich um niemand anderen als den Meisterdieb 1412, besser bekannt als Kaito Kid – privat verbarg sich hinter der Maske Kaito Kuroba, Oberschüler. Amüsiert betrachtete Kaito seinen heutigen Beutezug, „Blue Tear“, einen wertvollen blauen Edelstein in Form einer Träne. Grinsend hielt er sich seine Eroberung vor sein rechtes Auge, betrachtete sie eingängig von allen Seiten und kam dabei nicht umhin, dass seine Gedanken zu einem ganz bestimmten Detektiv wanderten. Wieder einmal hatte Conan Edogawa seinen Weg gekreuzt und war ihm dicht auf den Fersen gewesen, als es Kaito in letzter Sekunde gelungen war, durch eine Rauchbombe zu entkommen. Der kleine Meisterdetektiv war wirklich der Einzige, der ihm das Wasser reichen konnte und ihn in solch brenzlige Situationen brachte. „Conan…Edogawa….“ Das Grinsen wich von Kaitos Gesicht und er blickte nachdenklich in den Nachthimmel und betrachtete die unzähligen Sterne, die sich am unendlichen Firmament des Himmels erstreckten. Kaito wusste schon lange, dass Conan in Wahrheit der Oberschülerdetektiv Shinichi Kudou war. Anfangs konnte es der junge Dieb nicht glauben - wie sollte so etwas absurdes möglich sein? Doch nachdem er Conan über Monate hinweg immer wieder ausgiebig heimlich beobachtet hatte, gab es keinen Zweifel: Hinter der Fassade des Grundschuljungen verbarg sich tatsächlich sein Rivale Shinichi Kudou! Gerade deswegen bereitete es dem Meisterdieb immer wieder Freude, oder besser ausgedrückt gab es Kaito einen Nervenkick, wenn Conan mit von der Partie war. Denn auch wenn sein Rivale geschrumpft war und seine Identität gewechselt hatte, war da noch immer dieses unbändige Feuer in Conans Augen und Kaito wusste, was dieser ihm mitteilen wollte: Es gab immer nur eine Wahrheit und die wollte er auch als Conan nach wie vor aufdecken. Diese Tatsache plus die Art und Weise wie sich Conan weiter durchs Leben kämpfte, beeindruckten Kaito ungemein. Zwar kannte er nicht alle Hintergründe, warum Shinichi geschrumpft war, aber er wusste genügend, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Beängstigend war hingegen, wie dicht ihm der Detektiv schon manchmal auf den Fersen war. „Tja, aber noch bin ich dir ein paar Schritte voraus, Herr Meisterdetektiv.“ Jetzt wieder bester Dinge, packte Kaito seine Maskerade zusammen, zog seine Alltagskleidung an und wurde wieder zum Oberschüler Kaito Kuroba. Noch einmal sicherte Kaito mit prüfenden Blicken, ob die Luft rein war und machte sich anschließend auf den Weg nach Hause. Etliche Polizeiautos kreuzten den Weg des Braunhaarigen, aber da Inspektor Nakamori die Ermittlungen leitete, würde er niemals den Sandkastenfreund seiner Tochter Aoko verdächtigen. Als Folge dessen schenkte ihm keiner der Polizeiwagen Beachtung und er konnte gemütlich nach Hause schlendern. Dort angekommen schloss Kaito das große Haus auf, ging die wenigen Treppen hinauf bis in den Wohnbereich und trat auf den daran anschließenden Balkon hinaus, um die Nachtluft erneut zu genießen. Tokyo glitzerte in einem unwirklichen Licht, alles schien ruhig und friedlich zu sein. Genüsslich streckte sich Kaito und blickte in den Nachthimmel, er war zufrieden mit sich und der Welt. „Hmm…so eine schöne Vollmondnacht, da hat sich der Raubzug ja echt gelohnt, wenn dieser atemberaubende Anblick meine Belohnung ist, hahaha-!!“ „Darf ich fragen, was denn bitteschön so lustig ist?“ Wie vom Blitz getroffen erstarrte Kaito mitten in seiner Bewegung zur Salzsäule, als ihn plötzlich eine schneidende Stimme von hinten ansprach. Tausend Volt schossen durch Kaitos Körper, denn diese Stimme würde er unter allen anderen wiedererkennen und er wusste nur zu gut, wem diese Stimme gehörte – Conan Edogawa! Kaito hätte diese Stimme immer und überall erkannt, sie war so unschuldig und kindlich in ihrem Klang und stand damit im festen Widerspruch zu den haarscharfen Beweisführungen. Zu prägnant hatte sich Conans gesamtes Wesen während der letzten Monate in Kaito eingeprägt, als dass er ihn nicht erkannt hatte. Kaito atmete einmal tief durch und setzte sein bestes Pokerface auf. Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht drehte sich Kaito langsam um und erblickte nur knapp zwei Meter vor sich den Jungdetektiv, der in Abwehrhaltung das Narkosechronometer auf Kaito richtete. Beschwichtigend hob Kaito seine Hände. „Hey, hey, Junge, was machst du denn da? Es ist nicht sehr nett von dir, mich so von hinten anzufallen, denn immerhin bist du anscheinend in mein Haus eingebrochen.“ Kaito bewegte sich nur einen kleinen Schritt auf Conan zu, doch dieser reagierte sofort lautstark: "BLEIB SOFORT WO DU BIST, KID, ODER ICH SCHIEßE!!! " Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf Conans Gesicht, als Kaito ob des plötzlichen Aufschreis wirklich wie angefroren stehenblieb. Conan ließ seinen Gegenspieler nicht aus den Augen, bei der kleinsten Bewegung würde er seine Ankündigung wahr machen und seinen Narkosepfeil abschießen: "Du weißt schließlich genau, dass ich dich mit meinem Narkosechronometer sofort außer Gefecht setzten kann. Und jetzt erspar uns bitte dieses Theater und hör auf den Unschuldigen zu spielen. Du willst doch sicher kein schlechter Verlierer sein, oder?“ Ohne seine Augen abzuwenden, warf Conan mit einer schnellen Handbewegung etwas vor Kaitos Füße. Fragend besah sich Kaito was ihm dargeboten wurde und als dem Dieb plötzlich klar wurde, WAS da vor ihm lag, gefror ihm das Blut in den Adern: Hier lagen Teile seiner Kaito Kid Ersatzausstattung inklusive Umhang, Handschuhe, Monokel, Zylinder sowie eine Kopie des heutigen Ankündigungsschreibens. Scheiße!!! Wie konnte das sein?? Er hatte doch extra einen Geheimgang eingebaut, in dem er alle Sachen bezüglich Kaito Kid aufbewahrte! Kaito war schließlich nicht dumm und Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste. Wie also hatte es dieser Grünschnabel geschafft hier einzudringen UND sein Versteck auch noch ausfindig zu machen?? Da Kaito noch immer stocksteif an Ort und Stelle verharrte, ergriff Conan wieder das Wort: „Tja, das sind dann ja wohl genügend Beweise, um dich endgültig zu verhaften, Kid. Zumal ich mir sicher bin, dass du den heute gestohlenen "Blue Tear" noch bei dir trägst und damit quasi auf fast frischer Tat ertappt bist. Somit wäre ja wohl alles klar…Kid...ich meine....Kaito…Kuroba! Schüler der Ekoda-Oberschule, Klasse 2B.“ Selbstsicher grinste Conan sein Gegenüber an, auf diesen Moment hatte er viel zu lange gewartet: Endlich hatte er Kaito Kid, den meistgesuchten Dieb des Jahrhunderts gefasst und das Beste daran war, dass ihm niemand anderes zuvorgekommen war. Endlich!! Endlich würde er die Wahrheit hinter den Raubzügen des Diebes erfahren. Kaito fand unterdessen seine Stimme wieder, die zwischenzeitlich doch einen kleinen Schock erlitten hatte. „Glückwunsch, Herr Meisterdetektiv. Du machst deinem Ruf wieder einmal alle Ehre, dass du es wirklich geschafft hast meine Identität zu lüften. " Kaito verbeugte sich galant vor Conan und klatschte in seine Hände. "Aber verrate mir eines: Wie hast du es herausgefunden? Und wie bist du so schnell hierhergekommen? Ich habe dich doch gerade erst beim Raubzug gesehen.“ Neugierig blickte der Dieb in Conans azurblaue Augen und stellte amüsiert fest, dass der kleine Meisterdetektiv anhand seiner Gelassenheit doch tatsächlich etwas verwirrt oder besser gesagt irritiert war. Er überspielte seine Verwunderung jedoch gekonnt und fand seine Selbstsicherheit auch sogleich wieder. Was hatte Conan auch zu befürchten, schließlich hatte ER die Karten in der Hand. „Dich aufzuspüren war gar nicht so schwierig, wie ich immer gedachte habe. Ich musste nur eine Grundüberlegung ändern, dann war der Rest ein Kinderspiel.“ Interessiert quittierte Kaito das Lachen. „Und welcher Gedanke war das?“ „Dich bei einem Raub vor Ort fangen zu wollen. Es bringt nichts, wenn man dich an den Tatorten fangen will, denn da bist du bestens gewappnet. Wenn man dich jedoch in Sicherheit wiegt und zu Hause stellt, in deinen eigenen vier Wänden, dann bist selbst du, der große Kaito Kid, unvorbereitet. Bei deinem letzten Diebstahl vor ein paar Wochen habe ich einen mikrobisch kleinen Peilsender an deinem Mantel befestigt, den nicht einmal du bemerkt hast, und konnte so mit meinem Radar in aller Ruhe beobachten, wohin du nach dem Raubzug verschwindest und fand so schließlich deine Adresse heraus. Dann habe ich sämtliche Nachforschungen über den Bewohner dieses Hauses angestellt, warum er alleine in so einem großen Haus wohnt, wo er zur Schule geht, dass er ein angehender Magier ist und ja, so kam ich der Identität von Kaito Kid immer näher. Ich habe mir von Professor Agasa desweiteren einen Türschlossknacker anfertigen lassen, so war es auch kein Problem die letzten Tage immer wieder deine Wohnung zu durchsuchen, wenn du in der Schule warst. Nach einigem hin und her habe ich dann den Geheimgang gefunden, den ich mit Professor Agasas Erfindung natürlich auch aufgekriegt habe. So konnte ich mir vorab schon ein Bild über alles in dieser Wohnung machen und mich akribisch auf den heutigen Tag vorbereiten." Conans Grinsen wurde immer breiter: "Nach dem heutigem Raub bin ich dann sofort mit meinem Turbo Skateboard hergefahren, habe Beweise sichergestellt und brauchte schließlich nur noch warten, bis du selbstsicher nach Hause kommst und mir in die Falle gehst.“ Kaito schüttelte leicht den Kopf. „Du bist also einfach so mehrmals in eine fremde Wohnung eingebrochen, Herr Meisterdetektiv?“ „Ich glaube, dass die Polizei dafür durchaus Verständnis haben wird, denn immerhin liefere ich ihnen ja Kaito Kid höchstpersönlich aus.“ Schmunzelnd verschränkte Kaito seine Hände hinter seinem Kopf. „Tja, meine Selbstüberschätzung hat mir da wohl das Genick gebrochen. Ich habe in der Tat deinen Peilsender nicht bemerkt, was mich doch sehr wundert, muss wohl auch eine Sonderanfertigung deines Professors sein, damit er sich meinem Mantel in Farbe und Stoff perfekt anpasst. Das ist schon Ironie des Schicksals, dass du mich durch so miese Tricks zu Fall bringst. Durch meine Unachtsamkeit sind meine Tage wohl gezählt. Geschickt eingefädelt, ich muss schon sagen. Aber sag mal, wenn man das jahrelange Katz und Maus Spiel zwischen uns betrachtet, auch, als du noch Shinichi Kudou warst, dann ist dieses Ende doch ziemlich unspektakulär, findest du nicht?“ Conan brachte sein Narkosechronometer auf Augenhöhe, fixierte Kaito genau und war bereit bei der kleinsten Bewegung einen Schuss abzufeuern. Conan war leicht nervös, ob der Gelassenheit des Diebes. Was führte er im Schilde?? „Ehrlich gesagt bin ich über diesen Ausgang sehr erleichtert, Kid, ich habe nämlich immer gehofft, dass ICH dich eines Tages fangen werde und nicht irgendjemand anderes. Jetzt, wo wir uns endlich so gegenüberstehen, will ich die Wahrheit erfahren: Warum hast du all diese Raubzüge begangen? Warum? Es ging dir doch nicht um die Schätze, sonst hättest du sie nicht so oft ihren Besitzern wieder zurückgegeben. Warum also??“ Die Luft war zum Zerreißen angespannt, kein Laut war in dem großen Haus zu vernehmen. Kaitos zuvor festgefrorenes Grinsen wich einem ernsterem Gesichtsausdruck. „Es stimmt, dass ich immer nur von dir, Shinichi Kudou, oder eben im Moment Conan Edogawa gefangen werden wollte - von keinem anderen. Aber eines ist dir gewiss bewusst, Herr Meisterdetektiv: Wir haben beide den gleichen Schwachpunkt - UNSERE ARROGANZ!!“ Als wäre dies der Startschuss gewesen, feuerte Conan augenblicklich seine Nadel aus dem Narkosechronometer ab und diese traf Kaito auch sogleich mit blitzschneller Geschwindigkeit mitten in die Brust. Noch bevor Kaito irgendetwas erwidern konnte, brach er mit vor Schock geweiteten Augen zusammen. Erleichtert ließ Conan die Uhr sinken und atmete hörbar aus. Zum Glück waren die Pfeile aus dem Narkosechronometer schneller, als das man ausweichen konnte. Dennoch hatte Conan während des ganzen Gespräches immer noch auf einen hinterhältigen Trick des Diebes gewartet und da dieser ausgeblieben war, war Conan jetzt umso erleichterter. Siegessicher ging er auf den bewusstlosen Körper zu. "Tja, Herr Meisterdieb, der Unterschied zwischen uns beiden ist tatsächlich wie Tag und Nacht. Denn es wird immer nur eine Wahrheit geben und die werde ich immer ans Licht bringen. Genauso wie ich endlich den Meisterdieb 1412 unschädlich gemacht habe werde ich auch weiterhin alle Verbrechen aufdecken." Conan drehte sich um und ging auf das Telefon nahe des Einganges zu, um sogleich die Polizei zu rufen. Doch kaum hatte sich Conan umgedreht, hörte er eine Stimme an seinem Ohr, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: "Ich sagte doch, dass unser beider Schwachpunkt unsere Arroganz ist, Herr Meisterdetektiv!!" Bevor Conan auch nur einen weiteren Gedanken fassen konnte, spürte er schon einen dumpfen Schmerz auf seinem Hinterkopf, der ihn in die Knie zwang. Verzweifelt kämpfte Conan gegen das drohende Schwindelgefühl an, hob mühsam seinen Kopf an und erblickte die grinsende Gestalt von Kaito über ihm. "Du...Bastard...wie...?" Doch weiter kam Conan nicht, denn trotz aller Anstrengung wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel in eine ungewollte Ohnmacht. Ende Kapitel 1 *************************************************************************** Kapitel 2: Fragen über Fragen ----------------------------- *************************************************************************** Kapitel 2: Fragen über Fragen Blinzelnd öffnete Conan seine Augen einen Spalt, doch da er alles nur verschwommen wahrnahm, schloss er sie mit einem leisen Stöhnen wieder. Hilfesuchend wollte der Detektiv seine Hände reflexartig zu Hilfe nehmen, doch irgendwie klappte sein Vorhaben nicht. Etwas kaltes hielt seine Hände hinter seinem Kopf fest! Alles in Conans Kopf wirbelte durcheinander, er begriff nicht, wo er war und was los war. Warum konnte er sich nicht bewegen? Warum pochte seine Schläfe so schmerzhaft? Wo war er? Alles in seinem Kopf wirbelte durcheinander. Conan atmete ein paar Mal tief durch und versuchte so, wieder Herr der Lage zu werden. Doch als sich seine Gedanken langsam ordneten, überwältigte ihn plötzlich wie vom Blitz getroffen die Erinnerung an die Ereignisse der letzten Stunden. Er riss seine Augen erneut auf und nach einigen Sekunden nahm seine Umwelt dieses Mal klarere Konturen an. Doch als seine Augen wieder einsatzbereit waren, gefroren Conans Gesichtszüge wortwörtlich ein – das konnte doch nicht wahr sein!! Er blickte in einen großen Wandspiegel, der gegenüber dem Bett, in dem er lag, angebracht war. Unglaubwürdig blickte Conan in sein Spiegelbild, welches ihm genauso entsetzt entgegenblickte und nicht fassen konnte, dass jemand so geschmacklos war und sich im Schlafzimmer einen so großen Spiegel anbrachte! Beschämt schüttelte Conan seinen Kopf und blickte sich weiter in dem Zimmer um. Nun ja, so weit es sein Zustand zuließ, er hatte nämlich endlich erkannt, warum er sich nicht bewegen konnte: Er war mit beiden Händen nach hinten an die Eisenstäbe eines Doppelbettes gefesselt!! Das war ja wohl die Höhe der Unverschämtheit! "Was zur Hölle soll das?! Wenn mir dieser beschissene Meisterdieb unter die Augen kommt, dann befördere ich ihn ins nächste Universum!! Argh!! Dieser Idiot!!" Energisch zerrte Conan an den Fesseln und versuchte mit aller Mühe sich zu befreien, doch je mehr er an dem Eisen zerrte, desto fester schienen diese zu werden. "So eine verdammte Scheiße!!" Hilflos blickte Conan sein Spiegelbild an. Er konnte seinem eigenen Spiegelbild kaum trauen...denn egal wie oft er in den Spiegel sah....egal wie oft ihm dieser die Wahrheit zeigte....er konnte es dennoch oft selbst nicht begreifen, dass er - Shinichi Kudou - geschrumpft war und in dieser verdrehten Scheiße festsaß. Sein kleiner angeketteter Grundschulkörper sah in diesem riesigen Bett völlig verloren aus. Und obwohl er genau wusste, wie alt er wirklich war, fiel es ihm ob dieses grotesken Anblickes seines kindlichen Körpers doch schwer, dass selbst zu glauben. Resignierend wandte Conan seinen Blick ab und ließ ihn durch das Zimmer schweifen. Das Licht war gedämpft, nur zwei kleine Stehlampen standen in den Ecken und tauchten das Zimmer in ein angenehm warmes Licht. Der Raum an sich war nicht groß, doch abgesehen von diesem blöden Spiegel war es gemütlich eingerichtet. Der junge Detektiv kam nicht umhin festzustellen, dass sein eigener Geschmack dem des Diebes nicht ganz unähnlich war. Schon die letzten Tage, als er das Haus immer wieder durchsuchte, hatte er festgestellt, dass in Sachen Zimmerfarben, Einrichtungsstil, Möbel, Bücher und so weiter sie anscheinend einen Recht ähnlichen Geschmack hatten. Conan schüttelte energisch seinen Kopf. Was kümmerte ihn die beschissene Einrichtung von Kid?? Jetzt ging es viel mehr darum sich so schnell wie möglich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Conan zerrte erneut an den Handschellen, versuchte sich herauszuwinden oder sie zumindest zu lockern - Pustekuchen! Die Fesseln schnitten ihm nur immer tiefer ins Fleisch und Conan stellte tatsächlich fest, je mehr er versuchte sich zu befreien, desto fester wurden die Handschellen. Noch immer brummte Conans Kopf von dem Schlag, resignierend schloss er seine Augen wieder, damit sich das Pochen in seinem Kopf hoffentlich etwas beruhigen würde - so konnte er nicht nachdenken. //Toll, echt toll, du Meisterdetektiv!! Was musst du auch so von dir überzeugt sein, dass dich dein Feind dann mit irgendeiner scheiß verfickten Falle plötzlich SO überrumpeln kann?! Wie Vater schon immer gesagt hat, Hochmut kommt vor dem Fall. Ich hätte gleich überprüfen sollen, ob er wirklich bewusstlos ist!! Shit!! Ich als Detektiv sollte das eigentlich besser als jeder andere wissen!! Warum nur ist dieser Mistkerl nicht bewusstlos gewesen?? Ich habe genau gesehen, wie ihn die Nadel getroffen hat, kein Zweifel!! Was für einen billigen Trick hat er da nur angewandt?// Da sich Conan in Gedanken ausgiebig auf den Mond oder besser in die nächste Galaxie wünschte, bemerkte er nicht, wie Kaito leise mit einem Tablett in der Hand das Zimmer betrat. Grinsend musterte Kaito den Jungen vor sich, der mit geschlossenen Augen dalag und - nett ausgedrückt - ziemlich angepisst aussah. Amüsiert zog Kaito eine Augenbraue hoch. „Na, Herr Meisterdetektiv, wie ist denn das werte Befinden? Ich hoffe, Sie fühlen sich in unserem Etablissement wohl?“ Erschrocken zuckte Conan ob dieser plötzlichen Ansprache zusammen, er hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie der Andere den Raum betreten hatte. Nach einigen Schrecksekunden fixierte er sein Gegenüber aber sofort mit vor Wut funkelnden Augen. „Was fällt dir ein mich hier festzubinden?! Hast du noch alle Tassen im Schrank?!! Bin ich deine Geisel oder was?!! Dafür kriegst du zu deinem ohnehin schon lebenslangen Gefängnisaufenthalt bestimmt noch eine zusätzliche Auflage!! Und bevor ich mich noch total vergesse - binde mich auf der Stelle wieder los oder ich wisch dir dein beschissenes Grinsen persönlich aus der Fresse!!!“ Vollkommen gelassen setzte sich Kaito an den Bettrand, ignorierte Conans Todesblicke und stellte das Tablett, auf dem sich eine Kleinigkeit zu essen befand, ab. „Aber aber Conan, dieser Tonfall! Das bin ich ja überhaupt nicht gewohnt, dass du dich mal so gehen lässt und mit solch üblen Worten um dich wirfst. Aber Herzlichen Glückwunsch, Herr Meisterdetektiv! Endlich hast auch du das Zaubern erlernt und wirst dich in den nächsten zehn Sekunden bestimmt selbst von deinen Fesseln befreien, damit du deine Drohung wahr machen kannst. Was? Ich kann dich nicht hören…ach, du kannst dich nicht von selbst befreien? Echt? Sehr gut, dann halt stattdessen deine Klappe und mach deinen Mund wieder zu, es zieht nämlich. Oder du lässt ihn offen, damit ich dich mit meiner selbstgemachten Pizza verwöhnen kann. Bin ich nicht der netteste Dieb aller Zeiten?“ Ungeniert hielt Kaito Conan ein Pizzastück direkt vor den Mund, dem bei so viel Unverschämtheit, Selbstbewusstsein UND Dreistigkeit doch glatt die Spucke wegblieb. Was bildete sich dieser ARSCH von einem Dieb eigentlich ein? Das er einfach so nach seiner Pfeife tanzen würde?? Ganz bestimmt nicht!! Da unterschätzte er ihn aber gewaltig!! Er war schließlich Shinichi Kudou, der beste Detektiv unter der Sonne und es dauerte nur noch Sekunden, bis ihm ein passender Fluchtplan einfiel, der ihn aus dieser brenzligen Situation befreien würde. Stur drehte Conan seinen Kopf auf die andere Seite und verharrte in dieser trotzigen Position, jedoch nicht, ohne seinem Unmut kund zu tun. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mich von dir vergiften lasse, oder? Was soll dieser ganze Scheiß überhaupt? Warum fesselst du mich? Als ob ich in diesem Kinderkörper ohne meine Ausstattung eine Chance gegen dich hätte!! Warum bist DU überhaupt bei Bewusstsein? Ich habe dich mit meinem Narkosechronometer doch voll getroffen!! Du müsstest-!“ Abrupt wurde Conan am weiterschimpfen gehindert, da soeben ein Stück Pizza gewaltsam ihren Weg in seinen Mund gefunden hatte. „Hmpf…wa…s…*hust*..soll *hust* da….s.?“ Überrumpelt wollte Conan die Pizza sofort wieder ausspucken – am liebsten in die arrogante Fresse dieses Diebes – doch der unvergleichbar gute Geschmack, der sofort auf seine Geschmackssinne überging, ließ ihn innehalten. Was konnte er auch dafür, dass er vor lauter Planung und Euphorie über die bevorstehende Verhaftung von Kaito Kid den ganzen Tag das Essen total vergessen hatte und somit sehr sensibel auf das dargebotene Essen reagierte? Wenn er so euphorisch war, dann vergaß er eben mal gerne alles um sich herum...mit seinem Geburtstag war es ja das Gleiche, den vergaß er auch Jahr für Jahr... Sich selbst verfluchend entschied sich Conan dafür, dass es sich mit leerem Magen nicht gut kämpfte und kaute genüsslich an dem Pizzastück. Er war erstaunt, wie gut diese doch schmeckte, da sie laut Kid ja selbstgemacht war. Zornig blickte Conan in die funkelnd blauen Augen des Diebes und weil dieser ihn schon wieder so unverschämt angrinste, wollte Conan ihn mit seinem Blick am liebsten hier und jetzt aufspießen. *knurr* Conans Magen gab ein lautes Grummeln von sich, was wohl so viel bedeutet wie: "Gib mir gefälligst mehr!!" Seufzend schluckte Conan schweren Herzens seinen Stolz hinunter und öffnete seinen Mund, um Kaito zu zeigen, dass er mehr wollte. Conan bemerkte, wie seine Wangen vor Scham ungewollt heiß wurden, doch es half nichts. Entgegen seiner Befürchtung, erwiderte Kaito jedoch nicht mit einem spöttischen Kommentar, sondern schob stattdessen vorsichtig ein passendes Pizzastück in Conans Mund. Während Conan mit Kauen beschäftigt war, nutze Kaito die Schweigsamkeit des Detektivs, um dessen Fragen zu beantworten. "Um deine eben gestellte Frage zu beantworten: Ich hatte unter meinem Oberteil noch immer den gestohlenen Edelstein "Blue Tear" um meinen Hals hängen und wie es das Schicksal wollte, so hat dein Narkosepfeil nicht mich, sondern den Stein getroffen. Eigentlich sah mein Plan vor, deinem Pfeil auszuweichen und dann eine Rauchbombe zu zünden - doch der Pfeil war viel zu schnell, um auszuweichen. Als ich innerhalb weniger Sekunden bemerkte, dass du nicht mich, sondern "Blue Tear" getroffen hast, da habe ich die Gunst der Stunde genutzt. Ich brach auf dem Boden zusammen und musste nur abwarten, bis du mir den Rücken zudrehst. Aber es tut mir ehrlich leid, dass ich dich deswegen am Kopf verletzt habe! Ich habe zwar versucht nur leicht zuzuschlagen, aber ich glaube, eine fette Beuel bekommst du trotzdem." Nach dieser detaillierten Ausführung verfiel Kaito in anhaltendes Schweigen und schnitt stumm weitere Pizzastücke klein. Conans Gedanken fuhren derweil Achterbahn. Wie konnte jemand einzelnes nur so ein verdammtes Glück haben?? Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit gewesen, nicht Kaito, sondern diesen blöden kleinen Edelstein zu treffen? Mit diesem hohen Glückspegel konnte der Andere bestimmt toll beim Lotto mitmachen und so richtig abstauben. Seufzend verscheuchte Conan diese unbrauchbaren Gedanken. Es war ja im Endeffekt jetzt auch vollkommen egal, wie es der Andere geschafft hatte, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die viel dringlichere Frage war doch, wie es nun weitergehen sollte. Er kannte jetzt schließlich die geheime Identität des Meisterdiebes Kaito Kid. Er wusste, dass dieser niemand anderes als der Oberschüler Kaito Kuroba war und wie man es auch drehte und wendete, als Detektiv war er verpflichtet, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Aber dennoch...noch immer kannte er nicht die Wahrheit hinter dieser ganzen Kaito Kid Scharade. Noch immer wusste er nicht, was Kaitos Beweggründe für all dies war. Und weil Conan dies unbedingt als Erster von ihm hatte erfahren wollen, hatte er ihn unbedingt selbst stellen wollen. Aufgrund der anhaltenden Stille fixierte Conan die edelsteinblauen Augen des Diebes, doch diese blickten ihn völlig neutral an, keine Emotion war in ihnen zu lesen. Irritiert wandte Conan seinen Blick wieder ab. Seit wann konnte der Andere denn so ernst dreinblicken? Ende Kapitel 2 *************************************************************************** Kapitel 3: Die Vereinbarung --------------------------- *************************************************************************** Kapitel 3: Die Vereinbarung Schweigend verputzte Conan die restliche Pizza, doch als er den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte, konnte er seine Neugier nicht mehr länger zügeln und fixierte Kaito mit ernstem Blick. „Und wie soll es jetzt weitergehen? Wie lange willst du mich hier festhalten? Eine Woche? Einen Monat? Ein Jahr?? Du weißt genau, dass ich niemals schweigen werde – egal wie lange du mich wegsperrst. Wenn ich weitergebe, dass Kaito Kid in Wahrheit der Oberschüler Kaito Kuroba ist, dann kannst du nicht mehr zur Schule, kannst nicht mehr stehlen, wirst eingesperrt, dein ganzes Umfeld würde plötzlich Bescheid wissen. Ich werde dich bis ans Ende der Welt jagen, denn wie du weißt, liegt es in meiner Natur, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Da du das alles aber bereits weißt, bin ich gespannt, was du mit mir vorhast. Du bist schließlich kein schlechter Mensch oder Mörder, das weiß ich genau. Du hast mir in brenzligen Situationen sogar schon einige Male das Leben gerettet. Aber freilassen kannst du mich ja auch schlecht. Was also hast du mit mir vor??“ Lachend erwiderte Kaito Conans eisernen Blick, bevor er urplötzlich seine Augen zu gefährlichen Schlitzen verengte. „Du glaubst wirklich, dass ich dich NICHT töten würde? Wenn meine ganze Existenz auf dem Spiel steht?? Du weißt ja nicht einmal den Grund, warum ich zu Kaito Kid geworden bin! Und da glaubst du ehrlich, ich würde dich, meinen Erzfeind, verschonen?? DA HAST DU FALSCH GEDACHT, HERR MEISTERDETEKTIV!! ICH WERDE DICH TÖTEN, HIER UND JETZT!!!“ Blitzschnell fasste Kaito an Conans Hals und hielt ihn fest umschlossen, spürte die zarte Haut unter seinen Fingern. „Was hältst du davon? Noch immer so überzeugt davon, dass ich ein harmloser Dieb bin??“ Entschlossen drückte Kaito ohne Erbarmen zu und nahm Conan innerhalb weniger Sekunden die lebensnotwendige Luft zum Atmen, so dass dieser röchelnd versuchte nach Luft zu schnappen. Doch trotz dieses aggressiven und überraschenden Angriffs bildete sich ein spöttisches Lächeln auf Conans Gesicht. Conans Augen fixierten mit festem Blick die des Diebes. „Mach dich nicht lächerlich, Kid…hust...es liegt nicht in deiner Natur, zu töten. Auch dann nicht, wenn deine gesamte Existenz als Kid...hust...auf dem Spiel steht - Kaito Kuroba ist kein schlechter Mensch!! Und ich weiß sehr wohl...hust...dass du....kein böser Dieb bist...sondern...bestimmte Gründe hast. Hust...zu oft hast du zu Gunsten der Opfer schon auf dein Diebesgut verzichtet...hust...wenn du wusstest, dass es ihnen sehr am Herzen lag. Und außerdem…hust…vertraue…ich dir. So verrückt sich das auch anhört…hust…ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist. Du…hust...hast mir mehrmals geholfen, meine Identität… hust...als Conan...hust...Edogawa… aufrechtzuerhalten… und… das hier… hust… ist nichts weiter als ein Test, um zu prüfen…hust...wie ich…über dich denke…also…HÖR ENDLICH AUF MIT DEM SCHEISS UND GIB MIR GEFÄLLIGST RICHTIGE ANTWORTEN!!!“ Wie von der Tarantel gestochen ließ Kaito augenblicklich von Conans bereits rotgeschwollenem Hals ab, woraufhin dieser keuchend und hustend nach Luft schnappte und verzweifelt versuchte, wieder genügend Luft in seine gierigen Lungen zu pumpen. Kaito hingegen war geschockt: Er hatte Conans Willenskraft eindeutig unterschätzt. Nicht nur, dass dieser seine Scharade sofort durchschaut hatte und nicht eine Sekunde an einen richtigen Angriff gedacht hatte, er vertraute ihm sogar soweit, dass er durchaus einen Grund hinter Kaito Kid sah. Einen Grund, warum Kaito immer wieder zu Kid wurde. Einen Grund, warum er diese Diebstähle beging. Aber dass Conan trotz eines solchen Angriffes noch die Nerven behielt und an ihn glaubte - unbegreiflich. Ein warmes Gefühl breitete sich in Kaito aus, welches er nicht in Worte fassen konnte. Er verlor fiel zu früh seinen Vater und seine Mutter war auch immer in der ganzen Welt unterwegs, so dass er schon früh auf sich alleine gestellt war. Kaito hatte es sich daher angewohnt, nach außen hin die immer fröhliche Maske des Zauberers Kaito Kuroba aufzusetzen, doch innerlich sah es oft ganz anders bei ihm aus. Bis auf den alten Jii, der auch schon seinem Vater als Assistent treu ergeben war, vertraute er niemandem. Konnte er auch gar nicht. Doch Conan...nein...Shinichi...er glaubte an ihn. Obwohl sie Feinde waren und auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes standen. Unglaublich. Dieser Detektiv kannte ihn wohl wirklich besser als irgendjemand anderes. Entschuldigend strich Kaito über die geschädigte Haut, die doch sehr mitgenommen aussah. „Es tut mir Leid…Con-, ich meine Shinichi…ich wollte dir nicht wehtun. Du hast Recht…ich wollte dich testen…wissen, ob du mir…deinem Feind…vertraust. Ich hätte dich niemals umgebracht! NIEMALS! Aber mein Verhalten ist dennoch nicht zu entschuldigen! Ich habe mich absolut unmöglich verhalten!! Mir sind bei deinen Worten die Pferde durchgegangen und ich bin viel zu weit gegangen - es tut mir wirklich aufrichtig leid!!" Kaito sah beschämt auf seine Hände. Er war aber auch ein Vollidiot!! Da bot sich ihm die Gelegenheit endlich mit Shinichi ins Reine zu kommen und vielleicht eine friedliche Lösung zu finden und er zerstörte innerhalb weniger Minuten alles. Kaito wünschte sich, dass sich unter ihm einfach der Boden aufmachen und ihn verschlucken würde. Doch alles was ihm jetzt noch übrig blieb, war so gut es ging seine Maske abzulegen und zu versuchen, seine Sicht der Dinge zu erklären: "Es ist so…mir ist noch niemals jemand auf einem geistig so hohen Niveau begegnet wie du. Noch nie konnte sich jemand mit mir messen, niemand hat je verstanden, wie ich meine Raubzüge plane. Niemand. Die Polizei kann meistens ja noch nicht einmal meine Ankündigungsschreiben richtig deuten. Doch du bist anders. Du bist mir ebenbürtig, schon seit wir uns kennen bist du mein Gegenspieler. Vielleicht bist du mir sogar überlegen. Schon damals, als du noch deinen alten Körper hattest, bin ich schon oft in brenzlige Situationen gekommen. Auch wenn es nicht den Anschein haben mag, bin ich ein sehr verschlossener Mensch. Ich vertraue Anderen nur sehr schwer und ich bin es gewohnt, mich alleine durchs Leben zu schlagen. Du hingegen wirkst immer stark, berechnend und überlegen. Du kombinierst immer alle Tatsachen und findest immer einen Weg, der dich zur Wahrheit führt. Dabei lässt du niemals deine wahren Gefühle durchscheinen. Ich konnte dem Drang einfach nicht widerstehen…ich wollte wissen … wie dein wahres Gesicht aussieht - nicht nur die überhebliche Detektivmaske.“ Überrascht ob dieser ehrlichen Worte wandte Conan sein Gesicht wieder Kaito zu und sah, dass dieser nervös an seiner Unterlippe kaute, offenbar erschrocken von seinen eigenen Worten. Irritiert hob Conan eine Augenbraue und versuchte die Sachlage fachmännisch zu analysieren. Er war in seinem Leben schon oft auf Kid getroffen und immer war ihm dieser arrogant und überheblich gegenübergetreten. Immer hatte der Dieb einen charmanten Spruch auf Lager gehabt und war ebenso nie um ein Wortgefecht verlegen gewesen. Es war kaum zu glauben, dass Kaito - der hier vor ihm saß - und Kaito Kid - der Meisterdieb - ein und dieselbe Person waren. Es war genauso abstrakt wie die Tatsache, dass er selbst in dem Körper eines Kindes feststeckte. Und doch war es nichts als die Wahrheit. Und das sich Kaito ehrlich und aufrichtig bei ihm entschuldigte, freute Conan auf eine undefinierbare Art und Weise, ließ sein Herz unerklärlicherweise ein paar Takte schneller schlagen. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass sich einem der Feind plötzlich offenbarte. Merkwürdigerweise konnte Conan Kaitos Vorgehensweise sogar nachvollziehen. Schließlich ging es ihm selbst so, auch er sah Kaito als sein Gegenstück an. Seinen Gegenspieler, der ihm einerseits in Geschmack und Verhalten so unendlich ähnlich war, dass es ihn erschreckte und in seiner Denkweise dann aber doch so anders war. Aber diese unglaubliche Anziehungskraft lag wohl auch darin begründet, dass Kaito wie er selbst als Shinichi aussah. Alleine deshalb hatte er gerade das Gefühl, er würde mit seinem Zwillingsbruder reden. „Kid…ich meine, Kaito…ich bin dir nicht böse. Aber ich stimme dir durchaus zu, dass du mit deiner Darstellung leicht übertrieben hast. Ich kann es selbst nicht erklären, warum ich dir so vertraue. Aber wenn ich dich ansehe, dich, der meinem wahrem Ich so ähnlich sieht…ich spüre ein Gefühl der Vertrautheit, dass mich keine Sekunde an deinem Charakter zweifeln lässt. Auch wenn du ein Dieb bist, so hast du mir in der Vergangenheit dennoch schon mehrere Male aus der Patsche geholfen. Ich weiß, ich kann dir vertrauen, auch wenn wir beide auf unterschiedlichen Seiten stehen. Also bitte…lass deine Tricks und binde mich los, damit wir ernsthaft überlegen können, wie es weitergeht. Früher oder später wirst du dich der Polizei stellen müssen. Ich habe viele Kontakte innerhalb und außerhalb der Polizei. Rans Mutter ist Rechtsanwältin und wenn du dich freiwillig der Polizei stellst, würde sie dich bestimmt verteidigen. Sicher, du würdest deine gerechte Strafe bekommen, dies lässt sich nicht vermeiden, aber ich kann dir helfen. Ich kann dir beistehen. Kaito - du bist nicht alleine!!“ Ernst fixierte Conan die blauen Augen seines Gegenübers. Es war sein voller Ernst, was er eben gesagt hatte: Er würde auf jeden Fall versuchen Kaito zu helfen. Eben aus diesem Grund, weil er Kaito Kid helfen wollte, war es Conans oberste Priorität gewesen, dass er ihn selbst schnappt. Denn nur so konnte er ihm seine Hilfe überhaupt anbieten. Doch nach wie vor musste ihm Kaito noch immer die Wahrheit hinter Kaito Kid anvertrauen. Gewiss, Kaito hatte bestimmt gute Gründe, warum er diese Raubzüge beging, doch niemals konnte ein Grund den Zweck und die Mittel heiligen. Niemals! Ein Diebstahl blieb ein Diebstahl, egal aus welch noblem Antrieb der Täter handelte. Kid war Oberschüler und genauso alt wie er, Shinichi. Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich, das konnte er doch unmöglich als Dieb verbringen wollen? Forschend blickte Conan noch immer in die blauen Augen des Anderen, doch es war unmöglich zu sagen, was in dessen Kopf vorging. Würde er auf sein Angebot eingehen? Würde er sich der Polizei stellen? Doch bevor Conan auch nur einen weiteren Gedanken fassen konnte, begann Kaito plötzlich zu sprechen und unterbrach dadurch seine Überlegungen: "Obwohl du ein Meisterdetektiv bist, verstehst du überhaupt nichts. Du musst doch wissen, dass hinter jeder Tat ein Motiv steckt, oder?" Kalt blickte Kaito Conan in die Augen, der sich davon jedoch keinesfalls einschüchtern ließ. "Wie schon gesagt, ich war mir immer darüber im Klaren, dass du einen sehr guten Grund für deine Raubzüge haben musst. Aber egal, was diese auch sein Mögen: Zwecke heilen niemals die Mittel! Du hast viele Menschen um ihr Hab und Gut gebracht, du bestiehlst die Menschen und egal wie du es drehst und wendest - es ist gegen das Gesetz!" "Ach, du meinst, es ist gegen eben jenes Gesetz, welches uns verspricht, Mörder aufzuspüren und ihnen ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen? Du glaubst wirklich, dass dieses Gesetz allmächtig ist und allen Menschen den Schmerz lindert? Nun, da irrst du dich aber! Mein Vater wurde ermordet und die Polizei, das Gesetz und auch kein Detektiv wie du es bist hat es geschafft, den Todesfall von Toichi Kuroba aufzudecken. Und auch wenn du meine Beweggründe nicht verstehen magst, ich werde meinen Vater und seine Ideale niemals verraten. Genau wie ihr Detektive werde ich die Wahrheit ans Licht bringen. Die Wahrheit hinter seinem Mord. Und auch wenn unsere Ansichten und Vorgehensweisen unterschiedlich sind - auch ich bin der festen Überzeugung, dass die Wahrheit immer ans Licht kommen wird." Ungläubig schüttelte Conan seinen Kopf: "Ich verstehe dich einfach nicht!! Wir beide sind uns in allem was wir tun, in unserer Denkweise, in unserem ganzen Wesen so unglaublich ähnlich und trotzdem versuchst du anscheinend nicht einmal zu verstehen, dass ich dir helfen will! Ich will dir helfen, nicht schaden!! Lass Kaito Kid hinter dir und wir können gemeinsam den Mörder deines Vaters suchen! Oder was glaubst du, wie soll es jetzt weitergehen? Wie stellst du dir dein weiteres Leben vor? Willst du für immer Raubzüge begehen? Glaubst du, jetzt, wo ich die Wahrheit weiß, verschließe ich einfach meine Augen und lasse dich weiter in dein Unglück laufen? Das will ich nicht!! Es ist mir egal, dass ich dich eigentlich hassen müsste, weil du mein Feind bist! Verdammt, du bist mir wichtig!! Du bist für mich wie ein Bruder, Kaito!!" Noch immer fixierten Conans Augen die blauen von Kaito mit einem ernsten Blick und strahlten dabei eine entwaffnende Entschlossenheit aus, die Kaito den Atem raubten. Kaito konnte kaum begreifen, was er gerade gehört hatte. Wie konnte das sein? Conan selbst war doch durch seine Verjüngerung in einer aussichtslosen Situation, er wusste nicht wann und ob er jemals wieder seinen alten Körper zurückbekommen würde...und trotzdem gab er niemals auf! Er gab niemals auf, nach der Organisation zu suchen und einen Weg in seinen alten Körper zu finden. Er gab einfach nicht auf. Ergeben seufzte Kaito und warf sich neben Conan auf das Bett, der deswegen erschrocken zusammenzuckte. "He-Hey, was soll das denn jetzt werden? Willst du schlafen?" Kaito hatte immer noch die Augen geschlossen und seufzte noch einmal laut auf, bevor er sich auf die Seite drehte und somit dicht an Conans kleinem Körper lag - beide Gesichter waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt. Ernst blickte Kaito in die ebenfalls blauen Augen von Conan, welcher ob dieser plötzlichen Nähe total nervös wurde. "Wa-Was ist denn auf einmal los? Hast du mir überhaupt zugehört? Bist du-?" Erschrocken hielt Conan inne, da ihm Kaito sanft einen Finger an die Lippen hielt und ihm so angab, still zu sein. "Ich will ehrlich zu dir sein, Shinichi, aber ich werde das alles nur einmal erzählen, also hör genau zu. Ich weiß auch nicht, wie es jetzt mit uns weitergehen soll. Die ganzen Ereignisse von heute Nacht überfordern mich ehrlich gesagt, da ich so etwas nie habe kommen sehen und deswegen auch keinen Notfallplan habe. Ich kann dich leider nicht einfach frei lassen, denn dann würde ich wohl morgen schon im Knast sitzen. Genauso wenig kann ich mich aber einfach selbst der Polizei ausliefern, dafür bin ich noch nicht bereit. Halt, lass mich ausreden! Was ich jetzt im Moment brauche, ist Zeit, um über alles nachzudenken. Deswegen möchte ich dir einen Vorschlag unterbreiten." Conans Herz schlug aufgrund Kaitos Worten immer schneller, der Meisterdieb war ihm für seinen Geschmack eindeutig zu Nahe auf die Pelle gerückt. Noch immer hielt Kaito einen Finger an seinen Mund, um ihm zu signalisieren, zuzuhören. Conan konnte durch ihre Nähe deutlich das Parfüm von dem Anderen riechen. Es war vom Geruch her dasselbe, das er zu seiner Zeit als Shinichi immer benutzt hatte - gab es denn solche Zufälle überhaupt? Conan versuchte diese unnötigen Gedanken zu verscheuchen, denn immerhin wollte ihm sein Gegenüber gerade einen Vorschlag unterbreiten. Sanft nickte Conan, um Kaito zu zeigen, er solle weitersprechen. "Du bleibst vorerst für eine Woche hier in meinem Haus. Ich werde dich nicht anketten. Du kannst in meinem Haus machen was du willst, allerdings darfst du es nicht verlassen und auch nicht telefonieren. Als einziges Telefonat würde ich vorschlagen, du rufst noch heute deinen Professor an und sagst ihm, dass es dir gut geht, du vorübergehend aber nicht nach Hause kommst. So kann dein Professor deiner kleinen Freundin und dem Schnarch Detektiv Bescheid geben und du wirst nicht als vermisst gemeldet. Ich verspreche dir im Gegenzug, dass ich in dieser Woche keinen einzigen Raubzug begehe und ernsthaft über eine Auslieferung an die Polizei nachdenke. Natürlich habe ich die ganze Woche Schule, was bedeutet, dass du in dieser Zeit alleine bei mir zu Hause bist. Wenn du es also darauf anlegst, kannst du jederzeit fliehen. Aber das ist der springende Punkt an meinem Vorschlag: Ich vertraue dir. Ich gehe dieses Risiko ein, weil ich mir sicher bin, dass du mich nicht hintergehst und bei den vereinbarten Punkten bleibst. Deine Worte eben...haben mich wirklich sehr berührt....Danke! Ich wünschte wirklich, wir beide wären Geschwister. Wer weiß, wie dann alles gekommen wäre? Jedenfalls habe ich dich auch echt gerne und ich bin mir sicher, du hältst Wort. Denn immerhin bist du Shinichi Kudou und dieser würde schließlich niemals sein gegebenes Wort brechen." Sanft lächelnd nahm Kaito seinen Finger von Conans Lippen und gab diesem einen zarten Kuss auf die Stirn und wuschelte ihm durch die Haare. "Damit wäre es von meiner Seite aus besiegelt. Was sagst du?" Conan war von Kaitos Vorschlag ziemlich überrumpelt, dennoch freute es ihn, dass der Andere immerhin eine Auslieferung in Betracht zog. Es war nur verständlich, dass Kaito etwas Zeit zum Nachdenken brauchte, die letzten Stunden war schließlich einiges geschehen. Und wenn er sich wirklich der Polizei stellte, dann wäre sein bisheriges Leben schließlich schlagartig vorbei...solche Entscheidungen musste man erst einmal verdauen. Nachdenklich schloss Conan seine Augen und ging die verschiedenen Möglichkeiten durch. Doch in Wirklichkeit war es für Conan schon ein klarer Fall: Er wollte Kaito helfen und dies schien die ideale Gelegenheit zu sein, sich besser kennen zu lernen und vielleicht gemeinsam einen noch besseren Lösungsweg zu finden. Geduldig saß Kaito neben dem Kleineren auf dem Bett und kam nicht umhin festzustellen, dass vor ihm wirklich der Körper eines kleinen Jungen lag: Conans Arme, Hände, Beine, Füße - alles an dem Detektiv war so winzig, dass er gar nicht glauben konnte, dass hier wirklich Shinichi Kudou vor ihm lag. Doch Kaito wurde aus seinen Überlegungen gerissen, da Conan seine Augen wieder aufschlug und sich anscheinend entschieden hatte. "Ich nehme dein Angebot an. Ich werde eine Woche bei dir bleiben und nicht abhauen oder die Polizei informieren. Ich vertraue darauf, dass du in dieser Woche die richtige Entscheidung treffen wirst oder dass wir gemeinsam einen Weg finden." Ernst blickte Conan in die blauen Augen seines Gegenübers, welcher ernsthaft nickte. "Das verspreche ich dir. Danke! Ich werde auch versuchen, dir die Woche so angenehm wie möglich zu machen. Du sollst dich schließlich nicht wie ein Gefangener fühlen und ich finde-" "Also wenn ich mich nicht wie ein Gefangener fühlen soll, dann wäre es echt toll, wenn du mich endlich einmal losbinden würdest - mir tut schon alles weh!!" Sofort färbten sich Kaitos Wangen rot. "Ähm, ach ja, da war ja noch etwas...tut mir echt leid." Mit schnellen Handbewegungen hatte Kaito Conan auch schon von den Fesseln befreit und dieser rieb sich seine schmerzenden Handgelenke. Schmollend blickte Conan Kaito von der Seite her an: "Du bist doch echt ein Idiot. Ich habe dir schon vor einer guten halben Stunde gesagt, du sollst mich losbinden und du lässt mich einfach weiter schmoren." Die rote Färbung um Kaitos Wangen breite sich noch weiter aus. "Ich war halt so in unser Gespräch vertieft, dass mir gar nicht mehr aufgefallen ist, dass du immer noch angekettet warst. Soooooorry!!" Kaito schlug beide Hände zusammen und verbeugte sich ehrfürchtig mehrmals bei Conan, welcher bei so einem kindischen Verhalten nicht an sich halten konnte. "Hahaha! Du bist echt so ein Kindskopf, Kid!" Mit schmollendem Blick unterbrach Kaito seine Huldigung und funkelte den Kleineren an. "Hey...ich weiß, ich bin Kid, aber...ich fände es angesichts der Lage besser, wenn du mich nicht mehr Kid, sondern einfach nur noch Kaito nennen würdest." Conan grinste. "Dann nennst du mich aber auch nicht mehr Herr Meisterdetektiv und auch nicht mehr Shinichi - ich bin Conan Edogawa. Meines Zeichens Detektiv. Freut mich, dich kennen zu lernen." Irritiert blinzelte Kaito ein paar Mal, bevor er verstand und den dargebotenen Handschlag freudig erwiderte. "Mein Name ist Kaito Kuroba, Oberschüler. Ich bin angehender Zauberer. Es freut mich auch sehr, dich endlich kennen zu lernen, Conan." Beide blickten sich erneut tief in die Augen, bevor sie in gemeinsames Lachen ausbrachen. *************************************************************************** Tja, wer wusste, was Kaito und Conan in dieser gemeinsamen Woche wohl alles erleben würden. Aber eines stand fest: Ihr Schicksal war auf jeden Fall längst miteinander verbunden worden. *************************************************************************** Ende Kapitel 3 Kapitel 4: Die Erkenntnis ------------------------- *************************************************************************** Kapitel 4: Die Erkenntnis Montagmorgen. 09:00 Uhr. Ekoda-Oberschule. Raum der Klasse 2B. In einer der hinteren Reihen saß Kaito Kuroba und kaute nervös auf seinem Kugelschreiber herum, sein Blick schweifte zum widerholten Male aus dem Schulfenster hinaus zum Schultor und wieder zurück. Ungeduldig wippte Kaito mit seinem Fuß auf und ab, sein Kugelschreiber wies schon deutliche Missbrauchspuren auf. Schlussendlich gab Kaito es auf und blickte zum wiederholten Male auf seine Armbanduhr, nur um dann frustriert festzustellen, dass erst 10 mickrige Minuten vergangen waren, seit er die Uhrzeit zuletzt überprüft hatte. //Verdammt, das kann ja wohl nicht wahr sein!! Es ist erst die zweite Schulstunde und die Zeit vergeht überhaupt nicht - wenn sich der Rest des Tages auch so wie Kaugummi zieht, dann bin ich geliefert.// Desinteressiert ließ Kaito seinen Blick durch das Klassenzimmer schweifen, doch es war alles wie immer: Seine Klassenkameraden in den vorderen Reihen saugten begierig jedes Wort ihrer Lehrerin auf und machten sich eifrig Notizen, andere wiederum lasen heimlich Magazine oder spielten mit ihrem Smartphone. Der Rest in den hinteren Reihen zog es vor, ein kleines Nickerchen zu machen. Aoko saß direkt neben ihm und machte sich auch eifrig Unterrichtsnotizen, kein Wunder, immerhin hatten sie gerade Englisch und das war ihr absolutes Hassfach. Kaito konnte das nicht ganz nachvollziehen, denn er mochte die englische Sprache sehr gerne, er liebte es, wenn er englische Rätsel oder Wortspiele in seine Ankündigungsschreiben mit einbauen konnte - das war immer besonders lustig. Ankündigungsschreiben...tja, ob er ein solches jemals wieder schicken würde? Kaito hatte es dem kleinen Detektiv zwar versprochen in dieser einen Woche über alles nachzudenken, aber ehrlich gesagt hatte Kaito viel zu viel Angst vor den möglichen Konsequenzen, als dass er schon ernsthaft darüber nachgedacht hatte. Kaito seufzte innerlich laut auf und blickte wieder aus dem Fenster, wo die Sonne immer höher stieg und die Vögel passend im Kanon dazu fiepten. Wäre er doch nur auch so frei und ungebunden wie diese blöden kleinen Amseln, die eifrig am Schulfenster vorbeiflogen. Ein erneutes Seufzen entwich leise Kaitos Lippen. Er hatte zwar vor Conan groß angegeben, dass er diesem vertraute, aber dennoch wurde Kaito mit jeder verstrichenen Stunde nervöser. Denn wenn Conan wider Erwarten doch nicht Wort hielt und mit den Beweismitteln zu Inspektor Nakamori ging, dann würde dieser ihn wohl sofort in der Schule verhaften lassen. Da es mittlerweile neun Uhr war, wäre dies genau die entsprechende Zeit, die noch hätte verstreichen können, bevor Conan bei der Polizei war. Energisch schüttelte Kaito den Kopf und zwang sich zu innerer Ruhe - diese bescheuerte Rumrechnerei, wann die Polizei hier sein könnte, machte ihn noch wahnsinnig. Genervt schloss der Dieb seine Augen und versuchte angestrengt an etwas anderes zu denken. //Schulpause. - Aber er hatte nichts zu essen dabei. Etwas in der Mensa kaufen. - Aber er hatte eigentlich keinen Hunger. Akako über meine Zukunft befragen. - Nein, lieber nicht, sie macht alles nur schlimmer. Hakuba. - Na zum Glück ist der im Moment in Europa, der hätte mir gerade noch gefehlt. Aoko. - Oh Mann, hoffentlich nervt sie mich nicht wieder die ganze Pause. Schulpause. - Hmm...wenn ich nichts esse, dann mache ich ein Nickerchen auf dem Dach. Dach. - Hmm...ob ich wohl je wieder als Kid über die Dächer gleiten werde...? Kid... - ...Scheiße....darüber wollte ich ja nicht nachdenken... Conan. - Scheiße...die Gedanken werden nicht besser.... Conan in seinem Haus. - ... SHIT! Das wird hier ja immer schlimmer!! Ich muss an etwas anderes denken...Bienen...und...Blumen...und... Conan angebunden und hilflos auf seinem Bett... - SCHEIßE!!!!!// Auch wenn der Gedanke ihn nur kurz gestreift hatte, merkte Kaito augenblicklich, wie seine Wangen anfingen wie Feuer zu brennen. Energisch stand Kaito auf, woraufhin ihn seine Mitschüler irritiert anblickten. "Frau Lehrerin! Entschuldigen Sie die Störung, aber ich muss ganz dringend auf die Toilette." Ohne eine Antwort seiner doch sehr verdutzten Lehrerin abzuwarten, verließ Kaito das Klassenzimmer und ging zur nächsten Männertoilette am Ende des Flures. Erleichtert stellte Kaito fest, dass er alleine war. Er steuerte sogleich den Wasserhahn an und wusch sich das Gesicht mehrmals mit kaltem Wasser ab und versuchte so seine verwirrten Gedanken zumindest etwas zu ordnen. Wie konnte ihn ein so kurzer, flüchtiger Gedanke nur so dermaßen aus dem Gleichgewicht bringen? Irritiert blickte Kaito sein eigenes Spiegelbild an, welches ihm mit hilflosen Augen und geröteten Wangen entgegenblickte. Er hatte sich doch eben tatsächlich vorgestellt, was er alles mit einem hilflosen und angebundenen Conan Edogawa anstellen könnte....er könnte ihn ohne Gegenwehr berühren ... jede Faser seines kleinen Körpers erkunden ... den zarten Duft seiner Haut in sich aufnehmen ... jeden Millimeter der jungen Haut mit hauchzarten Küssen bedecken ... Kaito könnte Conans Lippen in Beschlag nehmen und diese zärtlich liebkosen...bevor er die Zunge des Detektives in Beschlag nehmen würde und..... STOPP!!! Erschrocken stoppte Kaito seine Achterbahn fahrenden Gedanken und spritzte sich energisch noch fünf Mal eiskaltes Wasser ins Gesicht. Als das kühle Nass seine erregten Gedanken endlich etwas abgekühlt hatte, rutschte Kaito kraftlos an der kalten Toilettenwand herunter. Hilflos verschränkte er die Hände über seinem Kopf und schloss beschämt die Augen. Wie konnte er so etwas abartiges nur denken?! Was ging in seinem kranken Kopf vor sich? Waren seine Gedanken schon so verdorben....nur weil er schwul war? Ja, es stimmte, Kaito wusste schon seit längerem, dass er schwul war und somit seinem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt war. Nun ja, nicht abgeneigt war nett ausgedrückt, seine Besuche in einigen Schwulenbars hatten ihm eindeutig bewiesen, dass er schwul oder zumindest bisexuell war. Aber nichtsdestotrotz erklärte das nicht wirklich, warum er gerade eben derartige Gedanken bezüglich Conan gehabt hatte. Schließlich war dieser nicht nur sein Rivale Shinichi Kudou, nein, was viel schlimmer war, war die unumstrittene Tatsache, dass Conan den Körper eines Kindes hatte! Da half es auch nichts, dass sich eigentlich Shinichi hinter Conan verbarg. Wie krank war er selbst also, wenn er SOLCHE Gedanken bezüglich eines Kindes hatte?! Verzweifelt schlang Kaito seinen Arme noch enger um seinen Körper. Seine eigenen Gedanken widerten ihn an. Er selbst widerte sich an. Wie konnte er nur? War er schon so verzweifelt, dass er es mit einem kleinen Kind machen wollte? Er war doch sonst nicht so sexbesessen! Kaito verstand die Welt nicht mehr. Er hatte in verschiedenen Nachtclubs bereits die ein oder andere sexuelle Erfahrung gemacht und stets waren seine männlichen Partner nur etwas älter als er selbst gewesen, vielleicht Mitte zwanzig. Noch nie hatte Kaito solche sexuellen Gedanken bezüglich einem bestimmten Menschen gehabt. Meistens wenn er Lust auf Sex hatte, dann holte er sich seine Befriedigung und danach verschwendete er keinen Gedanken mehr an die männlichen Bekanntschaften und diese ebenso wenig an ihn. Es ging ihnen allen schließlich nur um ein bisschen Spaß. In den Clubs wo er sich meistens rumtrieb, suchte keiner etwas wirklich ernsthaftes. Solange die Männer immer seinem Beuteschema entsprachen, machte er sich keine weiteren Gedanken darum. Beuteschema...was für ein blödes Wort! Aber ja, jeder Mensch hatte wohl gewisse optische Vorlieben bezüglich anderen. Kaito bevorzugte braunhaarige junge Männer mit strahlend blauen Augen, die am besten immer einen leicht überheblichen Spruch auf den Lippen hatten. Außerdem hatte er eine Vorliebe für Schuluniformen - besonders wenn sie blau waren - und es kam durchaus öfter vor, dass er etwas mit Schülern von anderen Oberschulen hatte. Klar musste man immer aufpassen, wo man war und was man von sich preisgab, aber Kaito hatte durchaus Gefallen daran gefunden, immer Männer mit den gleichen optischen Präferenzen auszusuchen. Wie vom Blitz getroffen stand Kaito plötzlich wieder auf und blickte geschockt sein Spiegelbild an. Moment mal!! Diese ganze Beschreibung von wegen braunhaarig, überheblich und Schuluniform traf eigentlich auf seine eigene äußere Erscheinung zu!! Beziehungsweise....die blaue Schuluniform...sie traf viel eher auf Shinichi zu! Shinichi zu seiner Zeit als Oberschüler! Ungläubig blickte Kaito im Spiegel in seine blauen Augen und konnte seinem eigenen Gedankengang nicht mehr so ganz folgen beziehungsweise glauben. Er hatte eine Idee. Mit geübten Handgriffen veränderte Kaito seine Haare und bekam so binnen weniger Minuten zum optischen Spiegelbild von Shinichi Kudou! Kaito konnte es manchmal selbst nicht fassen, wie ähnlich der Detektiv und er selbst sich sahen. Sie konnten glatt als Zwillinge durchgehen. Der größte optische Unterschied zwischen ihnen waren auf jeden Fall ihre Haare. Und wenn Kaito seine abänderte, dann hielt ihn wohl jeder für Shinichi Kudou. Wie damals, als er in Gegenwart von Conan seiner Freundin Ran gegenübergetreten war, um sie von dem Verdacht abzubringen, dass Conan Shinichi sei. Kaito hustete einmal kurz und sprach sich selbst mit Shinichis Stimme an: "Tja, wer hätte das Gedacht, Kaito Kid! Nicht nur, dass ich endlich deine wahre Identität gelüftet habe, jetzt finde ich auch noch heraus, dass du Jungs die mir ähnlich sehen, vernaschst. Was soll ich sagen? Bist du in mich verliebt? Es gibt da einen großen Haken, den du wahrscheinlich nicht bedacht hast, Herr Meisterdieb - ich stecke immer noch im Körper von Conan Edogawa fest!" Kaitos Augen blickten ihm in der Gestalt von Shinichi traurig entgegen. War die Schlussfolgerung etwa wirklich, dass er in Shinichi verliebt war? Und das anscheinend schon länger? Wenn er daran zurückdachte, wie oft sie sich schon damals als Shinichi und Kaito Kid gegenübergestanden hatten .... wie sein Herz vor Freude auf ein erneutes Treffen immer schneller geschlagen hatte .... wie verwirrt er war, als Shinichi plötzlich von der Bildfläche verschwand .... und wie glücklich er war, als er mit der Zeit herausfand, dass sich hinter Conan Edogawa wirklich Shinichi Kudou verbarg. Ja....es war wohl die einzig mögliche Schlussfolgerung: Er hatte sich schon vor langer Zeit in den besserwisserischen Meisterdetektiv verliebt. Stets war dieser elendige Detektiv das Zentrum seiner Aufmerksamkeit gewesen, alles drehte sich um ihn. Bei jedem Raubzug ging es neben dem Diebstahl nur darum, ein Treffen mit dem Detektiv herbeizuführen. Kaito schossen unzählige vergangene Treffen durch den Kopf, unzählige Momente der gegenseitigen Herausforderung. Warum nur war ihm dieser einfache Gedanke niemals zuvor gekommen? Warum nur hatte er in all diesen Jahren niemals in Betracht gezogen, dass er sein Herz an Shinichi verloren hatte? War er so blind gewesen? Aber es würde jetzt zumindest einigermaßen erklären, warum er diese sexuellen Gedanken bezüglich Conan hatte .... immerhin war er trotz seines Körpers im Inneren nach wie vor 100% Shinichi Kudou. Noch immer starrten ihn seine eigenen Augen aus dem Spiegelbild voller Verzweiflung an. Was bitteschön nutzte ihm diese beschissene Erkenntnis? Es war ja nicht gerade so, dass er Shinichi seine Liebe gestehen konnte! Schon zehnmal nicht, da dieser ja als Conan herumlief! Und schon hundertmal nicht, weil dieser ihn als Kaito Kid entlarvt hatte und darauf wartete, dass er sich der Polizei stellte! Scheiße!! Warum passierten so komplizierte Sachen eigentlich immer ihm?? Der junge Dieb wuschelte sich wütend durch die Haare und wurde so wieder optisch zu Kaito Kuroba. Im Endeffekt war es ja auch scheißegal, was ihn zu diesen ganzen Gedanken getrieben hatte, denn in einer Woche saß er wohl bereits im Gefängnis - wen kümmerte also jetzt die Erkenntnis, dass er in Shinichi verliebt war? Im Moment gab es auch wichtigeres! Er durfte nicht mehr länger vor der Wahrheit weglaufen, er musste sich eine Möglichkeit überlegen, wie er sich aus dieser verzwickten Lage befreien konnte! Denn er hatte schließlich geschworen den Mord an seinem Vater zu rächen und die Mistkerle, die für seinen Tod verantwortlich waren, büßen zu lassen. Er hatte also eine Woche Zeit, um sich für all das eine Lösung einfallen zu lassen. Denn er war definitiv noch nicht so weit, dass er sich kampflos der Polizei stellen würde - immerhin war er Kaito Kid, der beste Dieb dieses Jahrhunderts! Ihm würde schon eine Lösung einfallen. Mehr als nur entschlossen nickte Kaito seinem wirklichen Spiegelbild zu und verließ die Männertoilette wieder, um den Rest des Schultages hinter sich zu bringen. *************************************************************************** Ding-Dong. Endlich!! Wie bereits seit Stunden sehnsüchtig erwartet erklang um 16 Uhr die Schulglocke und verkündete das Ende des heutigen Bildungserlebnisses. Hastig packte Kaito seine Schulsachen zusammen und stürmte ohne weitere Erklärungen aus dem Klassenzimmer und sogleich Richtung Schulausgang. Kaito hatte heute Morgen richtig gelegen: Der Tag war langsamer vergangen, als die allerlangsamste Schnecke der Welt kriechen konnte! Aber immerhin war er noch hier und nicht verhaftet worden - das ließ wiederrum nur folgenden Schluss zu: Conan hatte sein Wort wirklich gehalten und hatte die Polizei nicht verständigt! Jetzt blieb nur noch die Frage, ob er sich auch an den anderen Teil der Abmachung gehalten hatte und im Haus geblieben war oder aber er war abgehauen und hatte die Polizei dennoch nicht verständigt. Für welche Option hatte sich der Detektiv letztendlich entschieden? Voller Ungeduld machte sich Kaito ohne Umwege auf den Nachhauseweg, doch seine Anspannung war mittlerweile so groß, dass ihn seine Füße gar nicht schnell genug an das gewünschte Ziel bringen konnten. Der junge Dieb ertappte sich dabei, wie er den Nachhauseweg in einer neuen Rekordzeit zurücklegte und schließlich leicht außer Atem vor seinem Haus ankam. Kaito blickte jeden Winkel seines Hauses argwöhnisch an, doch von außen betrachtet sah sein Haus wie immer aus: Friedlich stand es an Ort und Stelle und ließ nicht erahnen, was im Inneren auf ihn warten würde. Mit leicht zittriger Hand streckte Kaito den Haustürschlüssel in die vorgesehene Öffnung, schloss die Tür auf und trat nach dem Schließen der Tür in den angrenzenden Hausflur. Leise schloss er die Tür hinter sich und war sich noch immer nicht sicher, was ihn jetzt erwarten würde. Am besten, er ging einfach mal in die Offensive: "Conan? Ich bin wieder zu Hause! Wo bist du denn?" Stille. *************************************************************************** Kapitel 4: Die ErkenntnisEnde Kapitel 4 Kapitel 5: Tränen ----------------- *************************************************************************** Kapitel 5: Tränen Nervös biss sich Kaito auf seine Unterlippe - das ging ja gut los. Hastig zog er sich seine Schuhe aus und durchforstete das Erdgeschoss erfolglos nach Conan. Blieb noch das erste Stockwerk, wo sein Schlaf- und Wohnzimmer sowie Küche waren. Noch immer besorgt wegen der Stille im Haus steuerte Kaito zügig die Treppe an, blieb jedoch auf der Hälfte der Stufen wie angewurzelt stehen - da sang doch jemand?? Kaito lauschte dem sanften Gesang, der an seine Ohren drang...es war eine Frauenstimme....lief das Radio? Hmm....komisch....neben der zarten Frauenstimme konnte er noch etwas anderes ausmachen....da war noch ein anderer Gesang...eine kindliche Stimme, die beim Lied mitsang...konnte es sein...das war doch Conans Stimme? Kimi no namida ni konna ni koi shiteru Wow This Summer day Summer night Soba de waratteitai yo Ich bin so sehr in deine Tränen verliebt Wow, an diesem Sommertag, in dieser Sommernacht Möchte ich an deiner Seite lachen Bouhatei atsui sunahama Machiwabita kiseki yatto otozureta Douka kono mama stay with me Everything for you I'll always think of you Am heißen Sandstrand am Hafendamm Geschah endlich das Wunder, auf das ich so lange gewartet habe Bleibe unbedingt weiterhin bei mir Alles tu ich für dich, ich werde immer an dich denken Hoshi furu yoru wa koi shikute Negai komete koe no kagiri utau no Mou tomerarenai my sweet song Nakisou na koe de I love you... An diesen ersehnten nächtlichen Sternenhimmel Richte ich meinen Wunsch und singe aus voller Kraft Mein lieblicher Gesang lässt sich nicht aufhalten Mit weinerlicher Stimme singe ich: Ich liebe dich... Wie gebannt lauschte Kaito mit geschlossenen Augen dem Gesang. Es war wirklich Conan, der hier so gefühlvoll mitsang. Zwar traf der Detektiv Kaitos Meinung nach keinen einzigen Ton und sang total schief, aber dennoch...die sanfte Intensität, mit der Conan das langsame Lied mitsang, bezauberte Kaito auf ganz eigene Art und Weise. Kaito fühlte, wie sich alleine durch Conans Anwesenheit Erleichterung in ihm breit machte - er hatte Wort gehalten! Kaito schüttelte kurz den Kopf und schlich neugierig die restlichen Treppen empor, öffnete leise die nur angelehnte Tür und blickte prüfend in sein Wohnzimmer, an welches auch die Küche angrenzte. Überrascht blieb er im Türrahmen stehen, als er die Szene, die sich im bot, erfasste: Da stand tatsächlich Conan in seiner Küche und kochte anscheinend eifrig vor sich hin - der Tisch war bereits gedeckt und wenn sich Kaitos Augen nicht täuschten, wusch der Kleine gerade emsig einen Salat. Alles in allem war es ein unglaublich abstraktes Bild: Conan Edogawa - seines Zeichens Detektiv - stand in seiner Küche und kochte für ihn - Kaito Kid, einen Dieb - das Essen. Wer bitteschön würde ihm so etwas Absurdes glauben? Kaito lehnte sich seufzend an den Türrahmen und schloss für einen Moment die Augen, auf seinen Lippen konnte man ein sanftes Lächeln erkennen. Conan war wirklich hier geblieben. Hier bei ihm, wo er nicht wusste, was ihn erwarteten würde. Kaito spürte, wie sein Herz vor Freude einen kleinen Hüpfer machte. Hmm...das Lied, das im Radio lief...Kaito kannte es...das war doch das aktuelle Opening einer im Moment sehr bekannten Anime Detektivserie...Kaito verfolgte die Serie gelegentlich selber im Fernsehen und auch dieses Lied gefiel ihm sehr gut - auch wenn es für seinen Geschmack nicht wirklich zu einer spannenden Krimiserie passte. Kaito öffnete seine Augen wieder und sein Lächeln ging in ein Grinsen über, denn Conan hatte ihn anscheinend noch immer nicht entdeckt, da er immer noch leise das Lied mitsang und angestrengt seiner kochenden Tätigkeit nachging. Kaito musste sich zusammenreißen, um nicht lauthals loszulachen, als er bemerkte, dass der geschrumpfte Oberschüler sich auf einen kleinen Hocker gestellt hatte, um die Küchenplatte überhaupt erst benutzen zu können - das war einfach zu süß. //Da male ich mir den ganzen Tag Horrorszenarien aus und dann so etwas banales! Oh Mann, er überrascht mich immer wieder.// Frech klatschte Kaito seine Hände zusammen und machte so lautstark endlich auf sich aufmerksam: "Hey Conan, ich bin wieder zu Hause." Erschrocken fuhr Conan wie von der Tarantel gestochen herum und ließ dabei fast das in der Hand haltende Messer fallen. Gerade noch rechtzeitig konnte er den Griff des silbernen Bestecks festhalten und fixierte nach einer kurzen Schreckenssekunde Kaito mit zusammengekniffenen Augen: "Mann, du Idiot!! Spinnst du mich so von hinten zu erschrecken?! Hast du noch nie etwas von anklopfen gehört?" "Ich soll in meinem eigenen Haus anklopfen?" "Oder mach dich wenigstens früher bemerkbar, wenn du nicht willst, dass ich versehentlich mit dem Messer nach dir werfe! Idiot!!" Grummelnd drehte sich Conan wieder um und schnitt weiter den Salat klein, allerdings waren seine Ohren feuerrot angelaufen. Entweder aus Scham, weil er ihn beim Singen erwischt hatte oder weil er sich so erschrocken hatte - Kaito konnte nur raten. Doch da er den Detektiv nicht noch mehr verärgern wollte, ließ er die Angelegenheit einfach stillschweigend im Raum stehen und ging stattdessen zum Kühlschrank, um sich eine kalte Dose Cola herauszunehmen. Mit dem kühlen Getränk in der Hand setzte sich Kaito an den Küchentisch, öffnete die Dose und nahm genüsslich einen Schluck daraus, ahhh, das war so herrlich erfrischend. Es vergingen einige schweigsame Minuten, in denen man nur Conans Messer hörte, wie er die restlichen Beilagen wie Tomaten und Karotten klein schnitt. Neugierig stand Kaito auf und stellte sich etwas unbeholfen neben Conan: "Ähm, das ist total nett von dir, dass du das Essen zubereitest. Kann ich dir denn noch irgendwie behilflich sein?" Skeptisch stoppte Conan in seiner Tätigkeit und blickte den Anderen mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Du? Kaito Kid? Kochen? Kannst du das denn überhaupt?" Empört schnappte Kaito nach Luft und verschränkte gespielt verärgert die Hände vor seiner Brust. "Na hör mal, ich lebe immerhin alleine und werde daher ja wohl wissen, wie man kocht, meinst du nicht auch?" "Nein, das glaube ich eben nicht! Ich habe im Müll haufenweise Verpackungen von Fertigpizzen oder dem Lieferservice gefunden. Diese paar Gemüsereste hier waren das einzig gesunde, was ich im Kühlschrank entdeckt habe. Also wenn man deine Lebensweise betrachtet, müsstest du eigentlich 100 Kilo wiegen - so ungesund wie du dich ernährst." Conan warf einen kurzen abwertenden Blick zu der eben geöffneten Dose Cola und schnitt dann die Tomaten weiter klein. Kaito hatte ob dieser Anschuldigungen immerhin den Anstand tatsächlich rot anzulaufen. "Du bist wirklich durch und durch ein Detektiv, wenn du sogar im Müll von fremden Leuten rumwühlst, also mal ehrlich! Aber gut....du hast Recht, mein Lebensstil ist wirklich nicht sehr gesund...aber da ich als Kaito Kid eben oft auf Achse bin, setzt eben nichts an. Außerdem habe ich keine Zeit zu kochen und...nun ja...ähm...auch wenn ich eben noch was anderes behauptet habe....ehrlich gesagt kann ich doch nicht kochen." Verlegen kratzte sich Kaito am Hinterkopf, als Conan ihn aufgrund dieser ehrlichen Aussage belustigt angrinste. Kaitos Rotschimmer vertiefte sich durch Conans Grinsen nur noch mehr. "Jetzt hör schon auf, mich auszulachen und sag mir lieber, ob ich dir nicht doch irgendwie behilflich sein kann. Apropos, woher kannst eigentlich DU kochen? Ich dachte die Tochter vom Schnarch Detektiv kocht immer für dich?" Das Lachen verschwand aus Conans Gesicht und machte einem eher traurigen Ausdruck Platz. Irritiert bemerkte Kaito diese Veränderung. "Ähm...Conan?" "..." "Was ist denn los, habe ich eben etwas falsches gesagt?" Seufzend legte Conan das Schneidemesser weg, stieg von dem Küchenhocker herunter und setzte sich stattdessen darauf. Nervös überlegte Conan, ob er dem Anderen den Grund seiner Gefühlsschwankung erzählen sollte oder nicht. Ja oder nein....was sollte er machen? Aufgeregt knetete Conan seine Hände und wusste nicht so Recht, für welche Möglichkeit er sich entscheiden sollte....immerhin ging es hier um seine Vergangenheit oder besser gesagt seine Empfindungen darüber....über die er bisher mit noch niemandem gesprochen hatte.... aber was hatte er schon zu verlieren, wenn er ehrlich war? Conan nickte entschlossen und machte sich selbst Mut: Nur wenn man ehrlich war, konnte man einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft machen. Dennoch vermied er es tunlichst Kaito in die Augen zu sehen und starrte mit Beginn seiner Erzählung lieber auf den unglaublich interessanten Holzfußboden. "Bevor ich durch das Werk der Männer in Schwarz geschrumpft bin, da wohnte ich genau wie du ganz alleine in einem riesigen Haus in einem großen Wohnviertel. Wie du bestimmt weißt, habe ich sehr berühmte Eltern, die beide im Ausland leben. Meine Mutter ist eine sehr bekannte Schauspielerin und mein Vater ist Schriftsteller von Kriminalromanen. Nun ja, nebenbei löst er aufgrund seines unglaublichen Spürsinns auch oft Verbrechen. Jedenfalls sind beide als ich noch ein Teenager war ins Ausland gezogen und haben mich mehr oder weniger bei unserem Nachbarn Professor Agasa zurückgelassen. Mir hat es soweit auch nichts ausgemacht, dass ich alleine gewohnt habe, da ich mich schon damals für Verbrechen und ihre Aufklärung interessiert habe. Meine ganze Freizeit bestand daraus in Sherlock Holmes Büchern zu schmökern, Fußball zu spielen, mir Allgemeinwissen anzueignen oder soweit es die Polizei damals schon zuließ Fallaufklärungen zu übernehmen. Mein Lebensstil war in etwa so wie deiner: Irgendwelcher Fast Food, alles was eben schnell ging und mich nicht viel Zeit gekostet hat. Da ich wie du auch sportlich immer aktiv war, schlug bei mir auch nichts auf der Figur an. Neben der Schule und all meinen Freizeitaktivitäten blieb also kaum Zeit für etwas anderes. Doch dann... dann kam jener schicksalhafte Tag im Vergnügungspark Tropical Land." Seufzend hielt Conan für einen Moment inne und spielte weiterhin nervös mit seinen Fingern, bevor er niedergeschlagen fortfuhr. "Ich war mit Ran im Tropical Land und wie es das Schicksal wollte ereignete sich während unserer Achterbahnfahrt ein Mord. Noch während ich den Mordfall aufdeckte wurde ich auf zwei komplett schwarz gekleidete Männer aufmerksam, die schon aussahen, als hätten sie keine Skrupel, gleich mehrere Menschen zu töten. Nachdem ich den Achterbahnfall aufgeklärt hatte, sah ich einen der zwei verdächtigen Männer wieder. Er schien es sehr eilig zu haben und mein Spürsinn sagte mir sofort, dass er Dreck am Stecken hatte. Ich bin ihm gefolgt und habe ihn bei einem geheimen Deal beobachtet, doch bevor ich noch irgendetwas unternehmen konnte, hat mich der zweite schwarz gekleidete Mann entdeckt und von hinten bewusstlos geschlagen. Ich war zu unvorsichtig. Viel zu unvorsichtig. Bei mir hätten sofort die Alarmglocken losgehen sollen, als ich bei dem Deal nur einen der zwei Männer gesehen habe....aber nun ist es zu spät. Ich kann nur vermuten, dass es ihnen zu auffällig war, mich mitten in einem Vergnügungspark zu erschießen und sie sich daher eher dafür entschieden haben das Apoptoxin 4869 an mir zu verwenden. Aufgrund dieses verabreichten Giftes bin ich geschrumpft. Apoptoxin 4869 ist eigentlich ein von meiner Freundin Ai Haibara im Auftrag der schwarzen Organisation künstlich hergestelltes Gift, dessen Einnahme tödliche Folgen haben sollte. Um vor der Organisation zu flüchten, hat Ai das Gift auch an sich selbst angewandt und ist ebenso wie ich geschrumpft. Sie floh und Professor Agasa hat sie bei sich aufgenommen. Soweit wir wissen, sind wir beiden die Einzigen, die aufgrund der Einnahme des Giftes nicht gestorben, sondern geschrumpft sind. Ai arbeitet zwar an einem Gegenmittel, aber ohne ihre Forschungsunterlagen endet das Ganze wohl irgendwann in einer Sackgasse. Als ich geschrumpft bin haben Professor Agasa und ich beschlossen, dass ich bei Ran und Onkel Kogoro einziehe, da dieser immerhin ein Detektivbüro hat und ich so an Informationen über die Männer in schwarz kommen könnte. Neben der Tatsache, dass ich Kogoros Fallauflösungen übernommen habe und ihn damit berühmt gemacht habe, hat es sich außerdem im Laufe der Zeit ergeben, dass ich Ran immer öfter beim Kochen zugeschaut oder geholfen habe. Sie hat mich immer wieder gefragt, ob ich ihr nicht ein bisschen helfen möchte und so fing es mit kleinen Sachen wie Gemüse schneiden oder den Salat waschen an. Mit der Zeit wurde ich aber selbst immer neugieriger und sie zeigte mir wie man mit wenig Aufwand zum Beispiel eine Misosuppe oder Takoyaki zubereitet. Und heute...nun ja....ich bin gelangweilt durch dein Haus gestreift und habe dann zufällig beim aufräumen die Reste der ganzen Fast Food Bestellungen entdeckt und...ähm...wie soll ich sagen....jetzt wo ich durch Ran und Onkel Kogoro gelernt habe, was es bedeutet, als Familie immer zusammen zu Essen, da dachte ich mir...es freut dich vielleicht....wenn ich für dich...koche? Du lebst immerhin genau wie ich früher alleine in diesem großen Haus und auch wenn ich diese Gefühle früher niemals zugelassen habe, so weiß ich jetzt, dass ich damals oft einsam war. Ein Haus ganz alleine für mich...anfangs war es auch noch ganz lustig, dass ich so lange ich wollte aufbleiben konnte oder fern sehen konnte so viel ich wollte. Doch mit der Zeit bemerkte ich, wie sehr mir meine Eltern doch fehlten und wie einsam es sein konnte, immer alleine am Tisch zu sitzen. Natürlich war der Professor nebenan, doch dieser war zum einen immer mit seinen Erfindungen beschäftigt und zum anderen war er auch oft auf irgendwelchen Erfindermessen unterwegs. Ich glaube....ich war damals....ganz schön einsam....und....ähm...wie soll ich sagen....ich hatte heute einfach das Gefühl, dass auch du hinter deiner ganzen freundlichen und aufgedrehten Maskerade sehr einsam bist...Kaito. Und deswegen wollte ich dir zeigen, dass du nicht alleine bist." Conan merkte, wie bei den letzten Worten seine Ohren heiß geworden waren und von daher blickte er immer noch starr auf den Boden - auf keinen Fall wollte er dem Anderen jetzt ins Gesicht sehen. Das alles war furchtbar peinlich!! Irgendwie hatte er jetzt viel mehr von sich preisgegeben, als er geplant hatte. Ursprünglich wollte er Kaito nur darüber aufklären, wie genau er eigentlich geschrumpft war und das er durch Ran das Kochen gelernt hatte....er wollte doch nicht gleich sein komplettes Gefühlswirrwarr offenbaren....verdammt!! Nervös spielte Conan mit seinen Fingern und versuchte seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. "Ja, ähm, das war alles, was ich sagen wollte. Es tut mir leid, dass ich dich jetzt so zugelabert habe, obwohl du-ahhh!" Doch bevor Conan seinen Satz zu Ende bringen konnte, wurde er abrupt unterbrochen und fand sich plötzlich in einer innigen Umarmung mit Kaito wieder. Conans Herzschlag setzte vor lauter Schreck für einen Moment aus, nur um anschließend mit fünffacher Geschwindigkeit schneller weiterzuschlagen. "K-K-Ka-Kaito!! Was soll das denn? Lass mich los!!" Energisch wandte sich Conan in der innigen Umarmung und wollte sich befreien, doch der Andere hielt seinen zierlichen Körper gerade so fest an sich gedrückt, dass er sich nicht ohne weiteres befreien konnte. Conans Herz schlug ihm bis zum Hals, was war nur plötzlich in den Größeren gefahren?? Kaito hatte sich zu Conan hingekniet und drückte den kleinen, zierlichen Körper an seine Brust, hielt seinen Kopf behutsam mit einer Hand sanft fest und vergrub sein eigenes Gesicht in Conans Nacken. Conan konnte deutlich den warmen Atem von Kaito an seinem Hals spüren. Ein Kribbeln durchfuhr Conans Körper, hin- und hergerissen zwischen Wohlgefallen und Ablehnung. Langsam streichelte Kaito mit einer Hand über Conans Rücken, fuhr jede Kontur des kleinen Körpers nach und kraulte ihn sanft im Nacken. Ein Schaudern durchfuhr Conans ganzen Körper und seine Nackenhaare stellten sich ob dieser sanften Berührungen auf. "W-Was soll das? Du bist so ein Idiot, Kaito, lass mich verdammt noch mal endlich los!!" Noch immer versuchte sich Conan widerspenstig aus der Umarmung zu befreien, doch je länger Kaito ihn so zärtlich berührte, je länger er die Körpernähe des Diebes spürte, je länger er dessen Geruch wahrnahm....desto mehr bröckelte sein Widerstand...bis er schließlich ganz aufgab. Mit hochrotem Kopf verharrte Conan in der Umarmung und sein Herz hämmerte lautstark in seiner Brust, so dass es schmerzte. Conan verstand nicht, wie er sich plötzlich in so einer prekären Situation befand. Seine Gedanken fuhren Achterbahn, er konnte sich nicht erinnern, schon jemals in seinem Leben SO umarmt worden so sein. So zärtlich. Liebevoll. Trost spendend. Nein, ein solches Gefühl von Sicherheit hatte ihm noch niemand gegeben. Niemand. Seine Eltern waren nett und auf ihre Weise sorgten sie sich auch immer um ihn. Doch beide versagten auf zwischenmenschlicher Ebene ziemlich, wenn es darum ging, ihm einfach mal die Schulter zu stärken. Und Ran...jaaaa....sie hatte er schon öfter umarmt, aber Ran war für ihn schon immer die kleine Schwester gewesen, die er nie gehabt hatte. Auch wenn er genau wusste, wie sehr sie ihn, Shinichi, vermisste und liebte, so konnte er ihre Gefühle doch niemals auf diese Art erwidern. Und sonst...ja, sonst gab es niemanden, der ihn in seinem Leben jemals umarmt hatte. Warum auch? Er war ein Mann und stark, er brauchte so etwas nicht - auch nicht jetzt, im Körper eines kleinen Kindes! Warum also fühlte sich die Umarmung von Kaito dann so unglaublich gut an? Es war wie verhext: Je mehr sich sein Verstand gegen diese Berührung wehrte, desto mehr schrie sein Herz danach. Wie konnte das sein? Er war schließlich nicht mehr einsam oder traurig! Er hatte alles was er wollte! Gut, es kotzte ihn mächtig an, dass er im Körper dieses Kleinkindes gefangen war, aber sobald er die Männer in schwarz gestellt hatte, würde sich dieses Problem hoffentlich in Luft auflösen. Es war dieser Knoten in seiner Brust, wegen dem sich Conan Sorgen machte. Je länger Kaito nichts sagte und ihn nur sanft in seinen Armen hin und her wiegte, desto mehr schwoll er an und drohte ihm die Luft zum Atmen zu nehmen. Was war das nur?? Ein Flüstern durchbrach die Stille und riss Conan aus seinen Gedanken: "Shinichi...ich wusste nicht, dass du so schreckliches durchgemacht hast. Ich kannte die genauen Umstände deines Zustandes nicht...ich dachte, ein Experiment von deinem verrückten Nachbarn ist schief gegangen....und du bist deshalb in diesem Kinderkörper. Das die Umstände allerdings so...kriminell sind...habe ich nicht gewusst. Es muss furchtbar sein, mit dem Körper eines Kindes zu leben....doch noch viel schlimmer ist es, dass du so schrecklich einsam bist. Schüttle nicht den Kopf. Du warst nicht nur damals einsam, du bist es jetzt auch noch....glaub mir, das spüre ich. Ich bin auch einsam und weiß daher, wie du dich fühlst." Weiter. Bei Kaitos Worten schwoll der Knoten in Conans Brust immer weiter an - was war das nur für ein unbekanntes, erdrückendes Gefühl, dass ihm die Luft zum Atmen nahm? "Ich weiß, wir standen ursprünglich auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Aber vielleicht kannst du das in dieser einen Woche ja vergessen und mich nur als Kaito Kuroba sehen, einen Freund, der dir gerne helfen möchte. Der dir zuhört. Deine Ängste teilt. Dich besser verstehen will. Mir war nicht bewusst, dass du so sehr leidest...still leidest...alleine....und trotzdem immer weiter kämpfst. Du gibst nicht auf und willst die Männer in schwarz finden....und das in deinem Zustand....ich bewundere dich. Es ist grausam, dass dich die Menschen in deiner Umgebung für etwas halten, dass du nicht bist. Aber noch grausamer ist es, dass dich die Menschen, die von deinem Schicksal wissen, die ganze Last alleine tragen lassen....das ist einfach nicht fair, dass du alles alleine schultern musst. Du musst es mir nicht sagen....ich weiß es jetzt auch so...du hast...Angst....dass du nie wieder deinen alten Körper zurückbekommst...und für immer geschrumpft bleibst." Conan spürte etwas feuchtes und nasses auf seiner Wange. Er spürte, wie seine Augen brannten und sich etwas Nasses seinen Weg über seine Wangen bahnte. Tränen? Weinte er etwa? Wie konnte das sein? Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt geweint hatte....das musste Jahre her sein. Conans Herz zog sich zusammen und immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche, ließen den kleinen Körper vor Verzweiflung erzittern. Liebevoll nahm ihn Kaito noch fester in die Arme und Conan realisierte plötzlich, dass der Knoten in seiner Brust sich lockerte: Mit jeder einzelnen Träne, die sich ihren verzweifelten Weg über sein Gesicht bahnte, wurde der Knoten in seiner Brust etwas lockerer. Ein Schluchzen entkam Conans Hals, verzweifelt klammerte er sich fester an Kaito und kniff seine Augen fest zusammen, so als ob er dadurch jegliche Emotionen vertreiben konnte. Wie konnte er sich nur eine derartige Schwäche leisten? Noch dazu aufgrund einer solchen Lappalie? Gut, er war vielleicht einsam, er war vielleicht manchmal überfordert mit seiner Situation und vielleicht wünschte er sich auch einen Freund, mit dem er jederzeit über alles reden konnte....aber das hieß doch noch lange nicht, dass er jetzt so einen Gefühlsausbruch haben musste!? Scheiße, scheiße, scheiße!! Wie konnte er nur so eine Schwäche zulassen? Er war ein Detektiv und als solcher verließ er sich nur auf handfeste Beweise und Tatsachen, auf Gegebenheiten und Wahrheiten - Gefühle hatten hier keinen Platz. Wie sollte er also mit einem so plötzlichen Gefühlsausbruch umgehen, bei dem er nicht einmal wusste, warum er ihn hatte? Je emotionaler seine Gedanken wurden, desto fester klammerte er sich unbewusst haltesuchend an Kaito. Dieser umarmte Conan noch inniger, strich ihm beruhigend über den Rücken. "Schsch....es ist alles in Ordnung, ich bin bei dir. Ich bin für dich da. Wir kriegen das zusammen hin." Immer wieder wiederholte Kaito diese Worte, flüsterte sie zärtlich in Conans Ohr und wiegte ihn sanft hin und her. Conan hatte zwar keine Ahnung, wie ihm geschah, aber er hatte das Gefühl, als würde seine Angst, Verzweiflung und Trauer aus ihm herausbrechen. So lange war er stark gewesen, so lange hatte er schon alleine gekämpft - es war einfach zu viel. Vorsichtig erhob sich Kaito mit Conan aus seiner knieenden Haltung und setzte den Weinenden vorsichtig auf die Küchenplatte, entließ ihn jedoch keinesfalls aus der Umarmung. Nach und nach ließ Conans Schluchzen nach und auch die Tränen versiegten Stück für Stück. Conan spürte, wie seine Ohren vor Scham brannten und bestimmt flammend rot angelaufen waren, aber er konnte sich trotzdem nicht aus der warmen Berührung Kaitos lösen....er wollte diesen Moment lieber noch etwas auskosten. Fürsorglich wuschelte Kaito Conan durch seine Haare und erntete dafür ein leises Grummeln von diesem. Zärtlich platzierte Kaito einen sanften Kuss auf Conans Stirn, welcher darauf sein Gesicht noch mehr in Kaitos Oberteil verbarg. Ein sanftmütiges Lächeln schlich sich auf Kaitos Gesicht, ehe er leise in Conans Ohr flüsterte: "Du musst dich für nichts schämen, es ist alles in Ordnung. Ich bin froh, dass du deinen Gefühlen einmal freien Lauf gelassen hast und mich dir helfen hast lassen. Ich verspreche dir, dass ich auch nach dieser Woche - egal wie sie ausgeht - auf jeden Fall für dich da sein will. Wenn es in meiner Macht steht und du mich lässt, dann will ich dir auf jeden Fall helfen, diese Männer in schwarz zu finden! Schsch, keine Widerworte, ich bin selbst auf der Suche nach den Verbrechern, die meinen Vater ermordet haben, von daher mach dir keine Sorgen, dass ich in Gefahr wäre. Du solltest dir nicht immer nur Sorgen um die Sicherheit aller Anderen machen, sondern auch mal um deine eigene." *************************************************************************** Ende Kapitel 5 Kapitel 6: Unerwartete Wendung ------------------------------ *************************************************************************** Kapitel 6: Unerwartete Wendung Mit diesen Worten löste Kaito sanft ihre Umarmung und zwang den Kleineren ihm endlich wieder ins Gesicht zu sehen. Widerwillig hob Conan seinen Kopf an und zog einen leichten Schmollmund. Er wollte den Größeren eigentlich lieber nicht ansehen - viel zu peinlich waren ihm seine geschwollenen Augen und sein verweintes Gesicht. Doch Kaito war hartnäckig und hob sein Kinn sanft an, so dass ihm keine andere Möglichkeit blieb, als dem Dieb in die Augen zu blicken. Meeresblaue Augen strahlten ihn offen und ehrlich an und Conans Herzschlag setzte erneut für einen erschrockenen Moment aus. Zögernd hob Conan seinen Arm und fuhr mit seiner Hand vorsichtig Kaitos Gesichtszüge nach, welcher zwar ob dieser zärtlichen Handlung überrumpelt war, aber trotzdem still hielt. "Es ist wirklich unglaublich, wie äußerlich ähnlich du meinem erwachsenem Ich bist, Kaito. Nur ein paar Handgriffe bei deiner Frisur und du bist mein Ebenbild....es ist, als würde ich in einen Spiegel sehen und plötzlich wieder erwachsen sein. Die Haare, die gleichen blauen Augen, ein feines Gesicht....wir sehen uns so ähnlich. Und doch....spüre ich genau, dass ich noch immer in diesem Kinderkörper gefangen bin." Traurig griff sich Conan an seine Brust. "Ich hasse diesen Körper. Ran, meine Eltern, Professor Agasa, sogar Heiji...sie alle finden diesen Körper niedlich und behandeln mich auch oft dementsprechend so. Sie alle sagen mir andauernd, ich solle auf mich Acht geben, da ich im Kampf gegen keinen Erwachsenen bestehen kann. Sie alle wollen mir Vorschriften machen....mich in Watte packen. Keiner von ihnen weiß aber, wie es sich anfühlt, als Erwachsener in einem Kinderkörper festzustecken. Ich meine...ich habe auch...Bedürfnisse...ich bin kein kleines Kind mehr...ich sehne mich nach Liebe und Zuneigung....nach Körpernähe....doch nichts davon bekomme ich. Ich bin ein Gefangener in meinem eigenen Körper und ich weiß nicht, ob ich jemals wieder erwachsen werde. Vielleicht werde ich aufgrund des Giftes überhaupt nicht mehr altern und ewig in diesem Zustand verweilen? Vielleicht gibt es gar kein Gegenmittel." Vollkommen frustriert wandte Conan seinen Blick ab, er wollte nicht mehr länger mit diesen klaren blauen Augen konfrontiert werden. Er wollte überhaupt nicht mehr in der Nähe des Größeren sein! Was war nur plötzlich in ihn gefahren, dass er Kaito sein komplettes Innenleben darbot und ihm all seine Sorgen anvertraute?! Seine Vergangenheit, seine Sorgen, seine Ängste und Zweifel....er hatte darüber noch nicht einmal mit Ai gesprochen und dabei würde sie ihn wohl noch am ehesten verstehen....immerhin war sie auch geschrumpft und befand sich in derselben Situation wie er. Was sollte das also? Er war doch noch niemals in seinem Leben so offen mit seinen Gefühlen gewesen und hatte immer alles mit sich selbst ausgemacht! Aber immer wenn ihn Kaitos funkelnde Augen durchbohrten, dann hatte er das Gefühl, der Andere blicke ihm in seine Seele und er könnte ihm alles anvertrauen... Conan schnaubte wütend über seine eigenen Gedanken. Er würde jetzt einfach weiter das Essen zubereiten und diesen ganzen Gefühlsscheiß einfach ignorieren. Doch da hatte er die Rechnung ohne Kaito gemacht....Conan blinzelte irritiert. Die Welt hörte von einem Moment auf den anderen auf sich zu drehen, alles stand plötzlich still. Jeder Gedanke, jede Emotion, jedes Vorhaben war wie mit einem Windhauch fortgefegt worden. Nichts war mehr wichtig. Nichts. Warum? Weil die Welt anscheinend aufgehört hatte, Sinn zu machen. Warum? Weil Kaito Kuroba ihn gerade küsste!!! Conans Augen weiteten sich vor Schock: Er bekam gerade den ersten Kuss in seinem Leben und...und...und das von einem Mann!! Von Kaito!! Das alles war doch bestimmt ein schlechter Scherz, oder? Was in Sherlocks Namen sollte den Dieb schließlich dazu veranlassen, ihn ohne Vorwarnung plötzlich zu küssen?? Vor Schock hatte sich Conan noch nicht einmal gewehrt, doch so langsam kam Bewegung in den kleinen Körper und er wollte sich von dem Dieb losreißen. Dieser hielt jedoch seinen Kopf mit beiden Händen fest, so dass er nicht Recht auskam. Conan bemerkte in seiner Trance erst jetzt, dass Kaitos Augen ihn trotz des Kusses noch immer fixierten. Meeresblau traf auf azurblau und Conan drohte in dem aufkommendem Sturm von Kaitos Augen zu versinken. Langsam hörte Conan mit seinen Befreiungsversuchen auf, er war abgelenkt. Dieser tobende Sturm. Dieser unbeschreiblich schöne Sturm, der in Kaitos Augen tobte, nahm sein Bewusstsein vollkommen ein und ließ ihn alles um sich herum vergessen. Je länger Conan in Kaitos Augen versank, desto mehr verlor er sich in ihnen. Jeder eben noch halbwegs rationelle Gedanke seines Befreiungsversuches schien endgültig wie weggeblasen, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Conan bemerkte wie im Fieberwahn, dass Kaito sanft an seiner Unterlippe knabberte, seine Zunge fahrig über seine Lippen strich. Eine unerklärliche Hitze stieg in Conan auf, sein ganzer Körper fühlte sich wie betäubt an. Immer drängender spürte er, wie sich Kaitos Lippen gegen seine eigenen pressten und endlich verstand Conan die stille Aufforderung: Schüchtern öffnete er seinen Mund und gewährte Kaitos Zunge Einlass. Der aufwühlende Sturm in Kaitos Augen wurde jetzt noch heftiger und Conan hatte das Gefühl, dass Kaitos Augen plötzlich viel dunkler waren....viel sinnlicher. Spielerisch stupste Kaitos Zunge seine eigene an und forderte sie zu einem innigen Duell heraus. Sogleich nutzte der Dieb die Chance und plünderte Conans Mundhöhle rabiat. Geschickt fuhr Kaito seine Zahnreihen nach, erkundete seinen Gaumen und löste durch seine intimen Berührungen einen regelrechten Gefühlssturm in Conan aus. Unbeholfen wusste Conan nicht so Recht, was er machen sollte und klammerte sich hilfesuchend noch fester an Kaito. Dieser fuhr mit einer Hand zärtlich durch Conans Haar und mit der anderen kraulte er ihn sanft im Nacken. Kaito küsste ihn weiterhin innig und heiß und auch seine Hand verweilte nicht im Nacken, sondern fuhr Conans Rücken zärtlich hinab. Conan konnte nicht mehr, viel zu überwältigend waren diese neuartigen Gefühle, die mit aller Macht auf ihn einströmten. Erregt stöhnte Conan in ihren Kuss. Kaito erstarrte augenblicklich zur Salzsäule. Conan merkte sogleich, dass etwas nicht stimmte. Kaitos Berührungen hatten urplötzlich aufgehört und er erkannte deutlich in Kaitos blauen Augen, dass sich der Sturm darin auflöste. Abrupt löste Kaito ihren Kuss und entließ Conan eilig aus ihrer innigen Umarmung. Überrumpelt wusste Conan nicht, was zum Teufel hier vor sich ging. Sein Gehirn war im Moment komplett überfordert, seine Gedanken fuhren Achterbahn. Trotzdem versuchte Conan Detektiv technisch die Situation fachmännisch zu analysieren. Kaito tröstete ihn. Kaito küsste ihn. Kaito stieß ihn von sich....was sollte das alles? Was brachte den Dieb dazu, ihn zuerst aus heiterem Himmel zu küssen und den Kuss dann genauso plötzlich wieder zu beenden? Fragend suchte Conan Kaitos Blick, doch dieser stand offensichtlich komplett neben sich. Ohne Conans Blick wahrzunehmen stolperte Kaito unkoordiniert ein paar Schritte zurück, seine Augen vor Schock geweitet. "Wa-was...habe ich nur getan?!" Verstört fasste sich Kaito an den Kopf, schüttelte ihn mehrmals, seine Augen noch immer voller Unglaube. Wo vorhin seine Augen noch glänzten und strahlten, war jetzt nur noch Leere und Dunkelheit zu erkennen. "Ich...ich....habe...dich....verletzt.....ich....habe dich....ARGHH!!!!" Kaitos Beine gaben nach und er brach kniend auf dem Holzboden zusammen, die Hände noch immer verzweifelt über seinen Kopf verschränkt. "Ich...geschändet....dich...!" Hilflos schlug Kaito auf den Boden ein, Tränen sammelten sich in seinen leeren Augen. "Wie....konnte...ich....nur....ich....ich....ich bin das Letzte!!" Wie von Sinnen schlug Kaito weiterhin auf den Boden unter sich ein, immer mehr Tränen der Verzweiflung benetzten das unschuldige Holz. Dieser grausame Anblick verletzte Conan tausend Stiche. Er war zwar selbst vollkommen verwirrt und geschockt über das eben Geschehene, aber wenn er Kaito so offensichtlich leiden sah, dann brach es ihm das Herz. Er wusste selbst nicht wieso. Es war einfach so. Aber brauchte es denn wirklich für jede Emotion im Leben eine Erklärung? "Kaito...komm wieder her." Leise flüsternd sprach Conan die Worte in die Stille und streckte seine Hand aus und dem Anderen zu zeigen, dass er wieder zu ihm kommen sollte. Kaito jedoch schüttelte nur weinend den Kopf. Er konnte nicht. Er musste hier weg. Sofort. Hektisch stand Kaito wieder auf und drehte sich um - er musste sofort von hier verschwinden. Bevor Kaito jedoch die Tür erreicht hatte, da wurde er plötzlich von hinten umarmt. Wissend, dass sich Conan an ihn geheftet hatte, drehte sich Kaito um und der Anblick schockierte ihn. Conan war so klein, dass seine Umarmung nicht einmal bis zu seiner Bauchmitte reichte....er war so klein....so zerbrechlich....und diesen Körper hatte er, Kaito, geschändet! Er sollte sofort ohne Rückfahrtschein zur Hölle fahren. Mit festem Blick schaute Conan in Kaitos Augen. "Ich will Antworten, Kaito. Also lauf bitte nicht vor mir weg....lass uns darüber reden." Kaito konnte den Anblick Conans, der so viel kleiner als er selbst war, nicht eine Sekunde länger ertragen und so setzte sich Kaito auf den Fußboden. Seufzend vergrub Kaito sein Gesicht in den Händen, er wusste, dass er nur noch Sekunden hatte, bevor er Rede und Antwort stehen musste. Antworten, die er ihm schuldig war. Antworten, die er aber selbst nicht einmal wusste. Aber egal, wie elend sich Kaito bei dem Gedanken daran fühlte...er wusste, er war dies Conan schuldig. Allein schon deshalb, weil dieser vorhin auch so ehrlich zu ihm gewesen war. Ergeben hob Kaito seinen Kopf wieder und sah, dass sich auch Conan auf den Boden gesetzt hatte und anscheinend in seine Detektivrolle geschlüpft war: Sein Blick war fest, seine Arme verschränkt, sein Blick entschlossen. Es gab wohl kein Entkommen. Nervös spielte Kaito mit seinen Fingern und wagte es nicht wirklich Conan ins Gesicht zu sehen. "Ich weiß, dass ich dir einige Erklärungen schuldig bin und ich verspreche dir, dass ich sie so gut ich kann beantworten werde. Ähm....das alles...ist mir allerdings sehr peinlich und ich wäre froh, wenn du mir vorerst einfach bis zum Ende zuhören könntest." Conan nickte zustimmend und Kaito fuhr fort, sein Herz pochte vor lauter Aufregung immer schneller. Jetzt war es an ihm, seine eigenen Gedanken und Gefühle zu enthüllen. *************************************************************************** Ende Kapitel 6 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)