No Remains von -Eisregen- (Gajeevy - FF) ================================================================================ Kapitel 19: Rache ----------------- Der kleine Raum wird nur durch eine flackernde Kerze auf einem Tisch erhellt. Die glatten, grauen Schieferplatten auf dem Boden sind rissig und schmutzig. Zwischen ihnen hat das Unkraut bereits begonnen sich auszubreiten. Die Schatten, die die Kerze wirft, verschlingen den Raum, das Licht ist nicht stark genug, um bis in die Ecken vorzudringen. Außer dem Tisch in der Mitte, erscheint das Zimmer völlig leer, doch ein leises Stöhnen aus der Dunkelheit verrät, dass es nicht so ist. Noch immer benommen öffnet Levy ihre Augen. Sie braucht einige Sekunden, bis sich diese an die Dunkelheit gewöhnt haben. Sie liegt auf der Seite, der kalte, dreckige Boden unter ihr lässt sie frösteln. Hustend versucht sie sich aufzurichten und lehnt sich gegen die kühle Backsteinmauer. Wie ein eisiges Schwert zieht die plötzliche Kälte in ihre Glieder und langsam sackt sie wieder nach vorne. „Gajeel…“, haucht sie, bevor ihr wieder schwarz vor Augen wird. Reglos liegt die Blauhaarige im Dreck, ihre Kleidung ist zerrissen, ihre sonst so zarte Haut übersät mit Wunden. Die Haare fallen ihr wirr ins Gesicht, das Strahlen schon längst verblasst und versteckt unter Staub und feuchter Erde. Der Raum ist fensterlos, die Dunkelheit überzieht alles. Nur der Tisch mit der halb heruntergebrannten Kerze haucht der Szenerie Leben ein. Sie weiß nicht, wie lange sie bereits am Boden liegt. Alles schmerzt und sie hat nicht die Kraft sich zu bewegen. Mit geschlossenen Augen versucht sie, die gefesselten Hände zu befreien, doch jeglicher Versuch ist zwecklos. Selbst mehr Licht kann sie sich nicht zaubern. Zitternd windet sie sich hin und her, Staub gerät ihr dabei in die Augen. Weinend versucht sie das Brennen loszuwerden, erfolglos. Sie schreit, vor Schmerzen und aus Verzweiflung. Wo ist sie und wo ist ihre Rettung? Völlig erschöpft schließt sie ihre Augen und verliert erneut das Bewusstsein. Noch immer tanzen die kleinen Schatten der Kerze auf den kahlen Backsteinwänden. Es ist nicht viel zu erkennen, nur die graue, abgeschlagene Mauer und schwere Metallvorrichtungen. Auf dem Boden liegen schwere Eisenketten, die ein kaum erkennbares grünes Licht ausstrahlen. Magisches Eisen, wahrscheinlich magiebindend. Zwischen den Mauersteinen sind kleine Ritzen, durch die kalte Luft nach innen dringt. Eisiger Wind spielt mit den Haaren der zierlichen Magierin und reißt an den letzten Fetzten ihres Shirts. Die Blauhaarige liegt immer noch zusammengekauert in einer Ecke, Arme und Beine straff gefesselt. Die rauen Stricke glühen grünlich und verhindern den Einsatz von Magie. Mit aller Kraft versucht sie, sich gegen den Boden zu stemmen und somit zumindest in den Sitz zu kommen, jedoch erfolglos. Wimmernd bleibt sie auf dem Schiefer liegen, spürt wie die Sandkörner sich an ihrer Haut reiben und unter jeder ihrer Bewegungen sich immer tiefer in ihre Poren fressen. „Gajeel“ Es ist ein herzzerreißender Schrei der ihre Kehle verlässt. Er hat immer auf sie Acht gegeben und sie hofft, dass er ihr auch diesmal zur Rettung eilt. Panische Angst erfasst sie, während sie ununterbrochen seinen Namen in die Dunkelheit ruft. Wie lange sie bisher durchgehalten hat, weiß sie nicht. Ihr kommt es vor wie Stunden, als sie kraftlos in sich zusammenfällt und nur noch ein Flüstern ihre Lippen verlässt „Bitte rette mich…“ Das Klirren von Schlüsseln und das Klacken eines Schlosses lassen sie aufhorchen. Noch immer liegt sie am Boden des Raumes, noch immer völlig ahnungslos, was mit ihr geschehen ist. Als die Tür aufgeht, fällt ein schmaler, greller Lichtstreifen in die Dunkelheit und blendet die junge Scriptmagierin. Kräftig blinzelnd versucht sie, das Brennen in ihren Augen zu unterdrücken, jedoch kann sie nicht mehr, als eine schwarze Silhouette erkennen. Angst macht sich in ihrem Körper breit und ein unwohler Schauer läuft ihr den Rücken hinunter. Der Hereingetretene verschließt die Türe hinter sich und bleibt in einer Ecke des Raumes stehen. Völlig verschlungen von den Schatten. Nur seine weißen Zähne blitzen auf, als er seine Lippen zu einem höhnischen Grinsen formt. Lange Zeit passiert gar nichts. In der wieder eingetretenen Dunkelheit kann Levy nichts erkennen und starrt in die Richtung, in der sie ihren Besucher vermutet. Bisher hat er nichts gesagt. „Wer bist du, und was willst du von mir?“ Ihre Stimme überschlägt sich und das leise Echo verhallt kreischend an den kahlen Wänden. Sie hat ihn schon mehrfach angesprochen, doch der Schatten zeigt keine Reaktion. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals und in ihrer Magengegend breitet sich das flaue Gefühl immer weiter aus. Mit ihren letzten Kraftreserven schafft sie es endlich, sich vom Boden zu erheben und kommt zum Stehen. Leicht torkelnd, Füße und Hände sind immer noch gefesselt, überlegt sie krampfhaft, wie sie sich ihrem Gast nähern kann. Die dunkle Gestalt bewegt sich schnell und tritt unmerkbar aus dem Schatten heraus auf sie zu. Ein Ruck durchfährt ihren zierlichen Körper, als sie seine Hand an ihrer Kehle spürt. Unsanft stößt er sie gegen das Gemäuer, ihre Füße in der Luft hängend. Nach Luft ringend schließt Levy ihre Augen. Sein säuerlicher Atem schlägt ihr entgegen. „Jose…“, murmelt sie kraftlos. Er umfasst ihren Hals fester. „Du kleine Fliege bist also endlich wach“ Hämisch lachend wirbelt er ihren Körper herum und wirft sie unsanft zurück in die Zimmerecke. Keuchend versucht Levy zu atmen. Panik übermannt sie, als er wieder auf sie zuschreitet. Er packt sie an ihren gefesselten Händen und hebt sie mit Leichtigkeit in die Luft. „Was willst du von mir?“ Tränen laufen ihre Wangen herunter, sie ist völlig aufgelöst. Die dunkle Aura, die ihren Entführer umgibt, versetzt sie in Angst und Schrecken. „Von dir will ich gar nichts, du bist nur mein Mittel zum Zweck“ Levy glaubt, sich verhört zu haben. Mittel zum Zweck? Was will der ehemalige Phantommaster damit erreichen? Ein stechender Schmerz reißt sie aus ihren Gedanken. Mit seiner freien Hand, hat Jose der Blauhaarigen einen schmalen Dolch in den Oberschenkel gerammt. Eine schmale Blutspur zieht ihr Bein entlang. Levy stöhnt vor Schmerz, doch der Griff des Mannes lockert sich nicht. Er drückt ihre Handgelenke an eine Wand und befestigt sie daran, mit einer der schweren Eisenketten. Das Klirren dröhnt regelrecht in den Ohren der Scriptmagierin. „Was willst du dann?“ Nur noch ein Wimmern huscht über ihre Lippen. Die blauhaarige Magierin hat entsetzliche Schmerzen und die kalte Eisenkette bohrt sich mit jedem ihrer Atemzüge immer tiefer in das Fleisch ihrer Handgelenke. Das heiße Blut rinnt ihren Oberschenkel hinab und tropft lautlos zu Boden, an dem sich bereits eine kleine Lache gebildet hat. Mit ihrem Bewusstsein ringend, fixiert sie den Blick des dunklen Magiers „Sag mir bitte was du willst“ Es ist fast schon ein Flehen. Ihre großen, haselnussbraunen Augen sind feucht von den ganzen Tränen, die sie bisher geweint hat. Angst und Panik liegen in ihnen. Der dunkle Magier kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie ihn regelrecht anbettelt. „Ich denke, ich brauch nicht mehr allzu lange warten, bis Gajeel hier ist, um dich zu retten...“ Bösartiges Lachen entfährt dem Mann und lässt Levy zusammenzucken. Er will also Gajeel? Wieso ist er sich so sicher, dass er kommen wird? Ihr Atem setzt aus, sie weiß, dass er kommen wird, er kommt immer um ihr zu helfen, sie aus jeder beängstigenden Dunkelheit zu befreien. Sie schickt stumm ein Stoßgebet gen Himmel und betet, dass er sich nicht alleine auf den Weg gemacht hat. „Er wird kommen, das weiß ich“ Sein Gesichtsausdruck ist diabolisch, als er sich wieder der Scriptmagierin zuwendet. Seine Hand legt er an das Kinn der Magierin und zieht es zu sich. Sie versucht sich zu wehren, doch kann in ihrem Zustand nichts unternehmen. Der Griff schmerzt und während er sein Gesicht langsam auf sie zubewegt, packt sie der Ekel. „Und du meine Schöne, wirst das, wenn du Glück hast, sogar noch erleben“ Ohne zu zögern, presst er seine Lippen auf ihre. Levys ganzer Körper bäumt sich auf, versucht seinem Kuss zu entfliehen, doch die harte Wand im Rücken und die kalte Kette, mit der sie daran gefesselt ist, verhindern ihren Fluchtversuch. Als er sich endlich von ihr löst, bleibt ihr der säuerliche Geschmack des Magiers auf den Lippen. Nur schwer kann sie einen Würgereiz unterdrücken. Eine Träne nach der anderen perlt ihre Wangen hinab und vermischt sich am Boden mit ihrem Blut. Völlig resigniert lässt sie den Kopf hängen. Sein lautes Lachen geht ihr durch Mark und Bein. „Du Monster“, haucht sie schwach. „Nana, so redet man nicht mit einem der zehn heiligen Magier“ Spöttisch grinst er sie an. Unter seinem Umhang holt er ihre Handtasche hervor und wedelt triumphierend mit dieser hin und her. „Schauen wir mal, was du hier so alles drin hast.“ Er entleert ihr Gepäck auf dem kahlen Boden und Levy betrachtet verzweifelt ihr Hab und Gut, welches nun verstreut vor ihr liegt. Als erstes greift der Magier zu ihrem Runenschreiber. „Interessant“, murmelt er vor sich hin und begutachtet ihn penibel genau. „Sag mir, wie sehr du daran hängst“ Verächtlich schnaubt Levy in seine Richtung. Sie versucht stark zu wirken, obwohl ihr Innerstes langsam aber sicher zerbricht. Der Stift, den ihr Jose vor die Nase hält, war ein Geschenk von Fried. Damals hatte sie ihm freudestrahlend erklärt, sie möchte auch unbedingt Schriftmagierin werden und hatte ihn regelrecht angebettelt, ihr alles beizubringen. Zu ihrem Geburtstag hatte er ihr dann ein paar Bücher über Runenmagie und diesen Runenschreiber geschenkt. Sie kann sich noch genau an sein Lachen erinnern, als sie ihm deswegen um den Hals gefallen ist. Der Mann scheint ihre Gedanken erraten zu haben, denn mit einem herrischen Ausdruck und einer Freude, die man nicht beschreiben kann, zerbricht er diesen Stift vor ihren Augen. „Er ist dir wichtig, nicht wahr?“ Sein Hohn widerhallt in ihren Gedanken. Entsetzt und mit offenem Mund schaut sie den kleinen Splittern ihres magischen Utensils zu, wie diese langsam zu Boden rieseln. „Nein…“ Stumm formt sie ihre Trauer in Worte. Nach und nach zerreißt Jose Papiere, Bücher und alles was er findet. Als er ihre magische Lesebrille zerbricht, beginnt Levy zu weinen und zu schluchzen. Sie war ein Geschenk von Jet und Droy. Sie wollten ihr zu ihrem fünfzehnten Geburtstag eine ganz besondere Freude machen und haben sich auf vielen kleinen Missionen Geld heimlich verdient. Sie ist ein magisches Werkzeug, welches aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken ist. „Du Mist…“ Sie kann ihren Satz nicht beenden. Ein Brennen auf ihrer Wange hindert sie daran. Der ehemalige Master von Phantom Lord hat sie mit der Faust ins Gesicht geschlagen. „Ich lass mich von so einer Fliege wie dir, nicht beleidigen, kapiert?!“, knurrt er die zierliche Blauhaarige an. Mit einem fiesen Lächeln dreht er ihr den Rücken zu und widmet sich dem restlichen Tascheninhalt. Levy unterdrückt ein Schluchzen. „Was haben wir denn hier noch Schönes?“ Er bückt sich und hebt die Pergamentrolle in die Höhe. Levys Atem setzt aus. Alles nur das nicht, pocht es gegen ihre Stirn. Sie hat so hart gearbeitet um dieses Schriftstück zu dechiffrieren und was sie fand, war ihr wichtiger als jedes Buch. Es geht um Gajeel, und das ist Grund genug es zu schätzen. Außerdem will sie sich endlich für die vielen Rettungsmissionen revanchieren. Lachend hält er das Dokument über die Kerze. Die Flammen fressen sich schnell und ohne Erbarmen in das Papier und zerstören alles. „Nein!“, kreischt Levy nun und ein Schauder überfällt sie. Zitternd und bebend schreit und weint das Mädchen, doch ihr Entführer ist erbarmungslos. Nachdem er auch noch die schwarzen Federn der Harpyie verbrannt hat, die Levy eigentlich Gajeel mitbringen wollte, hofft sie nur inständig, dass er genug von ihrem Leben zerstört hat. Doch das scheint hoffnungslos zu sein, denn zuletzt findet auch ihr Notizbuch seinen Tod in den Flammen. Verzweifelt bäumt sich die Scriptmagierin auf und brüllt dem Mann an „Warum?“ Es ist, als ob ihr Herz zerspringt. Sie weint und wimmert, doch Jose lacht nur und dreht sich zur Tür. Ein weiterer Mann tritt herein und mustert die zierliche Gefangene. „Du kannst mit ihr spielen Aria, aber lass sie noch am Leben“ Lachend verlässt er den Raum und lässt eine zitternde Levy zurück. Voller Angst beobachtet sie den zweiten Mann dabei, wie er sich mit der kleinen Kerze vom Tisch in der Hand, auf sie zu bewegt. Seine Augen sind verbunden und er weint. Irritiert von diesem Anblick ergreift sie ein Fünkchen Hoffnung. Wenn er weint, dann ist er vielleicht ebenfalls ein Opfer und wird ihr nichts zuleide tun, doch sie hat sich wohl getäuscht. Als sich der Magier ihr vorstellt, beginnen ihre Gedanken zu kreisen. Aria. Das war doch der Mann, der den Master verletzt hat, so hatten es ihr Mira und Erza jedenfalls erzählt. „Das ist so traurig“, stößt der Koloss aus, als er beginnt sich die Augenbinde abzunehmen. Ein ungutes Gefühl durchflutet ihren kleinen Körper und sie versucht verzweifelt, die Ketten zu lösen. Doch mit jeder ihrer Bewegungen fressen sie sich tiefer in ihre Haut. Als sie ihrem Gegenüber das nächste Mal ansieht, erschrickt sie. Seine Pupillen haben eine merkwürdige Form und strahlen eine ungeahnte Grausamkeit aus. Ein Magiekreis bildet sich um sie und sie spürt wie ihr die magische Kraft, und somit ihre Lebensenergie schmerzhaft entzogen wird. Es ist, als ob es sie innerlich zerreißen würde. Gequält schreit sie um Hilfe, macht ihren Gefühlen laut. Aria entzieht ihr die Kraft in kleinen Dosen, immer und immer wieder. Er wartet solange, bis sie sich regeneriert hat, nur um sie dann erneut zu entziehen. Doch irgendwann wird ihm das Spielchen zu langweilig. Er bremst den Magieentzug schon seit einer Weile nicht mehr. Genießerisch beobachtet er das Mädchen, wie es sich vor ihm windet vor Schmerz. Doch kurz bevor ihre letzten Reserven aufgebraucht sind, hält er inne. Er starrt sie mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf den Lippen an, bindet sich Tuch wieder um und löscht die kleine Kerze an ihrer Haut. Der Raum ist nun in tiefes Schwarz gehüllt, eine Hand vor Augen ist nicht mehr erkennbar. Zufrieden verschließt er hinter sich die Türe und lässt Levy an Ort und Stelle hängen. Bewusstlos und kraftlos. Ohne Ausblick auf Hoffnung. -----to be continued------- Arme, arme Levy. Ich glaube in diesem Kapitel bin ich regelrecht sadistisch mit dem Blauschopf umgegangen. Sie tat mir beim Schreiben so unendlich Leid. Liebe Grüße und ein schönes Wochenende eure Eisregen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)