Böse Nächte von Maab ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Leise und vorsichtig, um seinen immer noch in Träumen versunkenen Bettgefährten nicht zu stören, stand er auf und trat auf den Balkon. Gerade ging die Sonne auf und tauchte die Welt in einen goldigen Glanz. Er streckte sich seufzend und steckte sich eine Zigarette an. Das Sonnenlicht umhüllte ihn wie ein Umhang, ließ die gebräunte Haut seines muskulösen, schlanken Körpers wie honiggoldenen Samt schimmern, zauberte eine strahlende Gloriole um sein Haupt. Sein blondes, lockiges Haar leuchtete wie das eines Engels. Die Schweißtropfen auf seiner Haut funkelten wie winzige, salzige Perlen. Alles wirkte so friedlich, konnte das wirklich Täuschung sein? Ungläubig blickte er auf seine Hände und plötzlich schienen sie wieder voller Blut. Blut, das er vergossen...Menschen, die er getötet hatte. Nicht nur er, sie alle. Sie waren Killer. Angeblich im Namen des Guten, der Gerechtigkeit... aber was war schon gut? Wo lag die Gerechtigkeit im Mord? Okay, er hatte schon das Gefühl, auf der....naja... weniger schlimmen Seite gestanden zu haben, aber... Er hatte eine Freundin gehabt, Asuka....tot...hatte versucht, ein weiteres Mädchen, Maki, zu schützen...tot...er hatte die Sinnlosigkeit seines Lebens gespürt und noch schlimmer, als Asuka unerwartet wieder aufgetaucht war, hatte er selbst sie getötet, ihr mit seinen eigenen Händen den Tod gebracht. Rans glückliches Leben....zerstört...der Tod seiner Eltern und das Koma seiner Schwester hatten aus dem einst fröhlichen Jungen einen gnadenlosen Killer, eine funktionierende Maschine, aber auch einen einsamen, abweisenden, von Selbstzweifeln geplagten seelisch Verletzten gemacht, der selbige Seele doch längst in Verdammnis verloren wähnte. Ken war von seinem ehemals besten Freund verraten und verkauft worden. Sein Traum vom Profifußball...zerstört... Mamoru, Kind eines Seitensprungs seiner Mutter, war im Alter von sechs Jahren entführt und von seinem "Vater" nicht freigekauft worden. Als sein leiblicher Vater ihn befreite, hatte er bereits so schreckliche Dinge durchlebt, dass er aus Selbstschutz sein Gedächtnis verlor. Er wuchs als Tsukiyono Omi auf, während er im Auftrag seines Vaters, der nicht wußte, dass er ihn gezeugt hatte, zum Killer ausgebildet wurde. Eine glückliche, sorglose Kindheit....verweigert... Sie hatten lange gebraucht, um sich einander anzunähern, besonders Ran, der sich nun im Gedenken an seine kranke Schwester Aya nannte, hatte es ihnen wirklich schwer gemacht, doch schlußendlich hatte die Freundschaft gesiegt und doch hatten sie einander töten müssen. Auftrag war Auftrag! Auch wenn es ein Fake gewesen war, so hatte es doch Spuren...Narben hinterlassen. Und wozu das alles? Yôji seufzte und zündete sich eine weitere Zigarette an. Er war so in Gedanken verloren, dass er die leisen Schritte hinter sich nicht hörte. Eine schmale, feingliedrige, blasse und doch in ihrer Kraft nicht zu unterschätzende Hand legte sich auf seine Schulter... Ja darin ...im lautlosen Auftreten war er schon immer gut gewesen, jener junge Mann, der nun schweigend hinter Yôji stand. Yôji fuhr herum, sah in jene unergründlich violetten Katzenaugen... "Aya?!" Der junge Mann lächelte ein Lächeln, das Yôji schon viel zu lange verloren glaubte und zog die feingeschwungenen Augenbrauen hoch. "Bist du noch immer betrunken?", fragte er mit leiser Belustigung in der Stimme, "SO ähnlich sehe ich ihr nun wirklich nicht." Yôji stutzte, lachte dann "Entschuldige, Ran." "Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen." Yôji lächelte: "Schlimmer, ich hatte einen Alptraum und dieser Alptraum waren wir." Er blickte in Rans erstauntes, fragendes Gesicht und begann, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Als er fertig war, standen sie noch einen Moment schweigend beisammen und ließen den Schauer der geschilderten Ereignisse auf sich wirken. Es schien als könne der Schein der Sonne die beiden nicht mehr erreichen, ihre Gemüter nicht von den Schatten jener Erlebnisse befreien. Als schwebten auf ewig Wolken über ihren Häuptern, wohin auch immer sie gehen würden. Doch schließlich meinte Ran "Yôji, du solltest wirklich weniger trinken, dann träumst du auch nicht schlecht." Yôji zuckte die Schultern. "Wahrscheinlich hast du Recht", grinste er, "eins von den zehn Bier muß wohl schlecht gewesen sein." In diesem Augenblick eroberte sich die Sonne ihren Platz in den Herzen der beiden zurück. Just als sie sonnenumfangen die Schönheit des Moments, des Lebens an sich zu preisen wußten und die Gewissheit zu leben und leben zu dürfen sie mit einer fast unbegreiflichen Freude und Wärme erfüllte, platzte ein aufgeregter, verwuschelter Teenager ins Zimmer. "Los jetzt, wir wollten doch zum Strand. Bald sind alle guten Plätze belegt!" "Guten Morgen, Omi!" feixte Ran. Der Kleine guckte ihn groß an, blähte dann in widerlich-niedlicher Wut die Backen. "Omi? Na, wenn hier einer ,ne Gedächtnislücke hat, dann ihr. ICH weiß, wann wir verabredet waren, nämlich vor einer halben Stunde. Ich hab' Ken-kun extra vom Büfett losgeeist. Und bevor ich's vergesse...'tosa hat angerufen und läßt dir sagen, dass es nett wäre, wenn du nach den Ferien deinen A... ähm...Po mal zur Abwechslung pünktlich zum Dienst ins Revier bewegen würdest, Yôji-kun." "Reg' dich nicht auf", lachte Ran, "wir kommen schon." "Na ,schon' ist gut" quengelte Mamoru grinsend, während die Älteren ihn freundschaftlich durchknufften und lachend verschwanden die drei nach unten, um Ken ein weiteres Mal am Büfett einzusammeln. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)